1841 / 326 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

hende Sikuation zu bezeichnen. Cherbourg if eine Hafenstadt, und fask alle Hafenstädte sind durch ihre Lokal Interessen mesr oder minder geneigt, es mit der Regierung 1 halten. Jhre a: ler werden daher meist ihre Stimmen den Wahllandidaten geben, welche das Ministerium súßt. Jn Cherbourg n Me ronn Hafenbauten, welche die Regierung ausführen laßt, Bo E lendet, und man fonnte also um so mehr auf vas O E Wahl rechnen. Aber gerade dieser Umstand, und AE Dee L E nault ein so bewährter Konservativer und von A K e f s einem Konservativen, beförderter Beamter war, E Be E gengeseßtesten Parteien nur noch aufgeb Mee ge ge n L E eg ie S If zu haben. Legitimisten und Republikaner ha en ic u E - er zu gemein schaftlichem Kampfe vereinigt. Die Cen 4 klagt daher ein die Regierung untersiúßgendes Blatt, „welche Herrn von Briqueville ihre Stimmen gegeben, und ihm somit zur Wahl ver- bolfen haben, härten nicht vergessen sollen, daß er es gerade war, welcher den Geseßesvorschlag vor die Kammer brachte, die Bour- bonen, welche das Französische Gebiet betreten würden, zum Tode zu verurtheilen, und es hakt folglich nicht an ihm gelegen, daß das Todes-Urtheil nicht an der Herzogin von Berry vollzo- gen wurde.“ Aber auch außer den genannten beiden Parteien, ist die Zurúckweisung des Herrn Qnesnault auch noch von allen de- nen gebilligt worden, welche die Ernennung der Deputirten zu den ersten Stellen, in der Magiskratur wie in der Administration, als ein Bestechungsmittel von Seiten der Regierung ansehe Nach ihrer Meinung haben die Deputirten, die zu hohen Acm§ tern befördert werden, gerade deshalb meist von ihren Wähler wieder den Vorzug erhalten, als leßtere durch den Einfluß ihrer® Deputirten beim Ministerium der Erreichung ihrer Lokal: Jnter-F| essen desto sicherer waren. Aber gerade darum halten jene dies Y

Ereigniß von Cherbourg für so wichtig und deuten es selbst als F

den Ausdruck einer moralischen Action von Seiten der Wähler. Denn der Beamte wird durch die Deputirtenwahl seiner beson- deren Function entrissen, und anstatt seine ganze Thätigkeit seinem besondere Kenntnisse und Zeit erfordernden Amte zuzuwenden, muß er als Deputirter, während der Dauer einer Session von sechs bis acht Monaten, in Paris zubringen und hat auch in die ser Zeit vollauf zu thun, wenn er Alles, was vor die Kammer zur Besprechung kommt, sorgfältig studiren will,

X Paris, 16. Nov. Der Minister-Rath hat noch immer nicht entschieden, ob ein wirkliches Observations-Corps an den Py renâen gebildet werden soll. Zwar is von den Namen der Ge nerale Schneider und Schramm in mehreren Blättern die Rede gewesen, aber diese Angaben sind unrichtig, da der General - Lieu- tenant Schneider bereits hier bei Paris als fommandirender Ge- neral der extra-muros zur Befestigung versammelten Truppen ein außerordentliches Kommando hat und die Generale Castellane und Harrispe, welche an den Pyrenâen befehligen , âlter an Dienstzeit sind, als Vicomte Schramm, und überdem eine größere Lokalkennt- niß der Gränzzustände haben, als daß man mit Zurükseßung ih- rer geleisteten Dienste einen anderen Ober-Befehlshaber im S uden Frankreichs ernennen follte.

Die zur Verstärkung nach Süden abgegangenen Truppen sind jeßt bereits sammtlich in der 20sten und 2lsten Militair-:Division angelangt. Unrichtig ist die Angabe, daß in Toulouse das Haupt- quartier einer Observations-Armee gebildet werden solle. Jeßt, da sich die Junta in Barcelona aufgeldst hat, findet auch kein Be- weggrund satt, um ein bleibendes Observations - Corps an den Pyrenäen zu bilden. Eben so sind nah der Belgischen Gränze zu nur einige Truppen-Verstärkungen abgegan- gen, aber eine Truppen - Zusammenziehung und Observations- Corps finder auch an der Belgischen Gränze nicht statt, Die d Abreise des Herzogs von Orleans nach Lille is ebenfalls unge- S gründet. Die Truppen-Verstärkung an der Belgischen Gränze is S in Uebereinstimmung mit der Belgischen Regierung angeordnet “worden, um dadurch den Umtrieben und Rädelsführern in Bel: gien zu imponiren und sie von neuen Komplotten abzuschrccken, Einige Punkte wie Lille haben cine Garnisons - Verstärkung er- halten.

Marschall Soult hat am 10ten d. M. das militairi- che Pónitentiarium in St. Germain en Laye besucht. Der Kriegs - Minister blieb mehrere Stunden in dieser neuen An- stalt, besichtigte nicht blos die Schlafstellen, die Küchen, die Werk- stâtten, sondern auch die Strafzellen und Krankenzimmer, ließ sich die Register vorlegen und untersuchte sowohl die Kleidung, als die Heizungs- und Reinigungs -: Anstalten. Jn einem Schrei- ben an den General Pajol hat der Marschall nun seine Zufriedenheit über die gehaltene Jnspection geäußert. Einige An- gaben über die Bildung dieses Militair -Pönitentiariums scheinen dier an Ort und Stelle. Das alte Königliche Schloß St. Ger- main en Layve, wo König Heinrich 11. oft seinen Siß hatte, wo ferner Karl IX. und Ludwig XIVŸ. geboren wurden und Jakob 11, von England gestorben is, war seit vielen Jahren unbewohnt. Zur Zeit der ersten Französischen Revolution arg verwüstet, ist es seitdem ohne Wiederausbau geblieben. Die große Zahl der Köd- niglichen Lustschldsser um Paris reizte wenig zu einer kostspieligen Wiederherstellung. So entschloß sich denn endlich die Regierung, die weiten Râume zu einem Militair - Gefängnisse einrichten zu lassen. Seit 1840 dient das Schloß zu diesem Behufe und die in den zwei verflossenen Jahren erlangten Resultate sind zur Bes: serung und Disziplin der Militair - Gefangenen äußerst günstig ausgefallen. Es befinden sich jeßt in St. Germain Militair-Ge- fangene, die von 1 bis zu 10 Jahren S trafzeit abzusizen haben. Die Zahl der Gefangenen beläuft sih auf 500, Alle Soldaten, die in diesem Pönitentiarium aufgenommen worden sind, werden streng zur Arbeit angehalten. Die Mannschaft wird von Offizieren und Unteroffizieren nebst Aufsehern in Zaum gehalten. Alle Gefange- nen sind in verschiedenen Werkstätten während des Tages beschäf- tigt, Jn jeder Werkstätte befinden sich die Arbeiter desselben Hand- e Vartitinete diesem Pödnitentiarium also Handwerksstuben

er, Drechsler, Tischler, Kupferstecher, Buch- drucker, Schuster, Schneider, Posamentierez alles Wollekraßen ist jedoch, als der Gesundheit \{hädlic, verboten worden. In ‘je: der Werfkskatt ist ein Aufseher oder Werkmeister. Nachts schlafen die Gefangenen getrennt. Jn den Werkstätten ist das Sprechen verboten. Außerdem finden Spazierstunden im Hofraume satt Hißige Getränke sind untersagt, Kartenspiele eben so, Für dieje: nigen, die keinen Elementar - Unterricht genossen, sind Unterrichts- stunden festgeseßt, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, Die Resultate der iche zweijährigen Stiftung sind so günstig aus- efallen, daß die Regierung neue Fonds bewilligt hat, um ähnliche Anstalten in Lyon, Meß, Algier u. \. w. zu gründen. Jn den drei genannten Orten ist bereits mit dem Bau des nöthigen Lokals ein Anfang gemacht worden. Die Luft ist in dem Pönitentiarium von St. Germain sehr ut, die ganze Lage glúcklich und auch die stete Beschäftigung der Besänaenén beweist h als heilbringend für ihren moralischen und Gesundheits-Zustand, Ma die früheren Militair-Gefängnisse oft als eine Pflanzschule aller Laster und Veriwilderung genannt wurden,

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Ein Ministerial-Befehl des Kriegs-Ministeriums vom 4. No- vember befichlt eine Jnspection aller Halbsold - Offiziere in ganz Frankreich.

Der General Bugeaud hat seine herbstlichen Streif - und Verproviantirungs-Züge glücklich vollendet und ist am 5. Novem- ber wieder in Mostaganem angelangt. Der General-Gouverneur hat sehr dringend bei dem Kriegs-Minister darauf angetragen, die Verminderung der Afrikanischen Armee zu verzögern, wenn nicht da- durch alle bisherigen Vortheile gefährdet werden sollten; die künf- tige Kammer wird aber schwerlich den hohen Kriegsfuß in Al- gier fortdauern lassen, also eine Verminderung des Budgets an- ordnen. i

Die Ernennung des Obersken von Briqueville zum Deputir- ten in Cherbourg ist dem Ministerium um so fühlbarer, als dieses Oppositions Mitglied ein heftiger persönlicher Gegner des Mar- schalls Soult is, und namentlich in Angelegenheiten des Kriegs- Departements eine systematische Opposition verfolgt.

Ein hiesiges Journal bemerkt heute, daß fask sammtliche Französische Marschälle über 70 Jahre zählen. Der Marschall Moncey naht sich den Neunzigern, Soult zählt 73, Tarente 75, der Herzog von Reggio (Oudinot) 75, Molitor 71, Gérard 69, Clauzel 70, Grouchy 76, Vallée 69, Sebastiani 70. Bei dieser Liste fehlen die Namen der Marschälle Bourmont und Marmont, Herzog von Ragusa. Der erstere lebt jeßt in Nantes, der zweite bezieht regelmäßig im Auslande sein Marschalls-Gehalt.

Großes Aufsehen macht hier in militairischen Kreisen eine Karte der Pariser Befestigung von einem ehemaligen Artillerie- Offizier, Stofflet, dem Sohne des berúhmten Helden aus den Vendée- Kriegen. Diese Karte giebt alle Schußweiten, alle be strichenen Punkte, alle Wurfentfernungen an, bezeichnet ebenso welche Stadtviertel unter der Herrschaft der Forts sind und welche

f nicht. Das Schloß und der Park von Neuilly sind vor Kugeln & geschüßt, Stk. Cloud hingegen liegt in der Zone der beskrichenen S Terrains, Man veranstaltet jeßt eine wohlfeile, populaire Aus- Wgabe dieser interessanten Karte. Eine Broschúre wird der Karte Zals Erläuterung dienen.

Großbritanien und Arland.

London, 17. Nov. Das gestrige Bülletin úber das Be- finden der verwittweten Königin lautet: „Der Husten Threr Ma jestát war während des gestrigen Abends beunruhigend, doch nach her hat Jhre Majestät einige Stunden geschlafen und scheint da- durch erfrischt zu seyn.“

Ueber die Spanischen Verhältnisse lâßt sih die Morning Thronicle, das Haupt-Organ des vorigen Miniskeriums in der auswärtigen Politik, neuerdings folgendermaßen vernehmen :

Die ungemcine Klugheit und Mäßigung des Regenten gebett die genügendste Antwort auf die wider ihn erhobenen Anklagen , die als eine Beschdnigung der leßten Rebellion herhalten sollten ; auch dürfte, in Nord-Spanien wenigstens, nicht die mindeste Provocation zu besorgen seyn, die als eine Entschuldigung für Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes dienen könnte. Wir gestehen jedoch, daß wir hinsichtlich Barcelona 5 nicht ohne Besorgniß waren. Diese Stadt war aus vielen Gründen der Gefahr etiter plöplichen und gewaltsamen Reaction ausgeseßt, und in keinem Theile Spa niens würden Gewalt-Handlungen den Zwecken der Feinde Spaniens besser in die Hände gearbeitet haben. Aber in Barcelona, wie in Biscayg, hat die Mäßigung des Volks den zum Schlagen erhobenen Arm gelähmt. Der Franzdfischen Regierung kommt es nun zu, daß ste nochmals ihren Plan überdenke, an der Spanischen Gränze ein Heer zu sammenzuziehen, welches, wenn es erst zusammengezogen is, weder ohne Gefahr aufgeld|, noch ohne Gefahr verwendet werden kant. Der Französischen Regierung kommt es jeßt zu, die an ihr Ge schwader ertheilte“ hastige Ordre zum Kreuzen an der Spanischen Küste nochmals zu überdenken , da diese tapfere Parade offenbar nur dazu dicnen kann, das Volk, dessen Küsten man insultirt, zu er bittern, Für Einmífschung in die Spanischen Angelegenheiten ist auch nicht der Schatten etnes Vorwands vorhanden, noch wird er, allem Anschein nach zu schließen, künftig vorhanden seyn. Freilich hat man auf eine von militairischer Beseßung oder Blokade verschiedene Art von Einmischung hingedeutet, die aber nicht um ein Fota weniger verwerflich seyn würde. Die Versammlung von Diplomaten in cinen Kongreß wäre für Spantens Freiheit nicht minder gefahrdrohend als der Marsch cines feindlichen Heeres über seine Gränze. Nach welchem Prinzip könnten die Regierungen Europas ein Recht ansprechen, zu Gericht zu sißen über die inneren Angelegenheiten cines Landes, das mit ihnen, mir der ganzen Welt und nun, glücklicherweise, auch mit lich selbs im Frieden it? Sogar der Vorwand von 1823, ob gleich er fas nur cine Fiction war, feht jcßt und wird bei der ßigung des Spanischen Volkes auch fernerhin fehlen. Was Spanien jeßt nôthig hat, it Frieden, und daß man es allein gewähren lasse. Rach cinem fast beispiellos schweren Kampfe hat cs fich cin Regie rungs-System errungen , unter dem es so viel vernünftige Freiheit genicßt, als mit den Gewohnheiten und dem jeßigen Stande der Intelligenz seines Volks verträglich is, und unter welchem es rei Fende materielle Fortschritte macht. Diese Aussichten Spaniens zu fördern, if so schr das Jnteresse Englands, daß die Spanische Re gierung bei Lord Aberdeen nur eine eben so warme, wenn nicht eine jo wirksame, Untersiüßung finden kann wie bei seinem Amts-Vorfahr. Fn der That haben wir mit ungeheuchelter Freude vernommen, daß Tord Aberdeen, indem er Herrn Änson auf dem Botschafter-Posten in Madrid beläßt, von diesem nicht verlangt hat, daß er der Agent einer von der bisherigen verschiedenen Politik werden soll. Wenn der edle Graf in solcher Weise Englands wahre Fnieressen zu Rathe zicht, darf er auf die herzliche Unterstüßung der liberalen Partei rechnen. Auch schen wir nicht ein, warum Sir M. Peels Regterung, bei ge schickter Leitung, in ihrer Spanischen Politik nicht 1m Stande scyn sollte, sich Frankreichs Mitwirkung zu sichern. England sucht keine ausschließlichen Vortheile, die Frankreichs Eifersucht erregen könnten. Allerdings schen wir in Spanien einen noch uneingenomme nen unermeßlichen Markt für unsere Fabrikate, gegen die wir als Austausch die Erzeugnisse scines fruchtbaren Bodens nehmen könnten ; aber Frankreich von der Theilnahme an diesem Vortheil auszuschlie- fen, fällt uns so wenig im Traume ein, als wir daran denken , die Französischen Häfen vor uns selbst zu verschließen, Politische Absichz= ten auf Spanien kann England nicht haben, mit Ausnahme der un- cigennüßiaen Absicht, die Erneuerung irgend eines Familien-Vertra- ges oder einer vertragsmäßigen Territorial - Abtretung zu verhüten, welche das Europäische Gleichgewicht, diese beste Bürgschaft des Fric- dens, stdren würde. Auch sind die Tage der alten Französischen Po litif gegen Spanien wohl vorüber. Etne Erweiterung der Handels Verbindungen zwischen Frankreich und Spanien ist ein viel stärkeres und dauernderes Band als irgend eine Heirath, zu welcher politischer Ehrgeiz oder persönliche Habsucht rathen mag.“

Jn ähnlichem Sinne, nur mit viel größerer Leidenschaftlichkeit O Frankreich, außert sich die Time s, welche unter den Tory- blättern, dem jeßigen Ministerium gegenúber, die selbstskändigste Stellung einzunehmen scheint, Sie sagt in ihrem heutigen Blatte unter Anderem: senen —,_ Jm Verlauf der Diskussionen, welche gus den Verhältni Frankreichs zu England und zu den anderen Europätschen Er entsprungen sind, oder in neuerer Zeit aus dem übelberathenen : y such Frankreichs, auf verdeckte Weise die bürgerlichen Unr inde der aufzuregen, durch welche die Halbinsel so lange erschüttert wurde,

haben wir sorgfältig jenen bitteren und herausfördernden Ton vers mieden, den einige unserer Zeitungen, aufgercizt durch Mitgliede des vorigen Ministeriums, anzustimmen für gut fanden. Wir waren bc

müht, insofern man der dentlichen Meinung cines anderen Landes

cinen solchen Einfluß beimessen kann, einem Ministerium, welches ¡Frieden auf der ganzen Welt und Festigkeit daheim// zu setnem Motto gewählt hatte, unsere Unterstüßung zu leihen, und wir habett den Gang der Guizotschen Politik mit ungeheucheltem Antheil ver folgt, in der Ueberzeugung, daß bei allen Schwierigkeiten seiner Stel lung, bei dem zerrissenen gesellschaftlichen Zustande Frankreichs und bei den daraus hervorgehenden drohenden Gefahren für Europa, gerade ex derienige Staatsmann ist, der am meisten die higkeit besißt, diesem Allen die Stirn zu bieten und cs zu mildern. Doch je mchr wir geneigt waren, auf die Wirkun- gen cines guten Vernehmens zwischen den konservativen Verwal-= tungen der beiden Länder zu bauen , desto mehr wurden wir auch mit Unmuth und Besorgniß erfüllt, als wir fanden, daß gewisse ge- heime Einflüsse an der anderen Seite des Kanals im Werke seyen,- die cine der furchtbarsten Scheidewände zwischen uns aufrichtetet, Welche Regeln auch durch die Theorie confstirutioneller Unverant- wortlichkeit und durch die September - Geseße in Frankreich vorge- schrieben scyn mögen, hier zum mindesten haben wir cine Pflicht z1u erfüllen, gegen welche alle Bedenklichkeit und Zurückhaltung hintan stehen muß. Spanien, durch eine ununterbrochene Reiche fremder Fuvasionen und inneren Umwälzungen erschöpft, bedarf der Ruhe- wenn es als Nation fortbeitehen soll. Dennoch hat Ludwig Phi lipp, mit der Ex - Königin Christine, sciner Nichte, als Werkzeug- und gegen ienes Land, als Ztel, es für angemessen crachtet- fich tn Unternehmungen einzulassen, die cher von der Leidenschaft als von der Politik eingegeben scheinen möchten. Fn Frankreichs leßtem Benehmen fönnen wir in der That nichts schen als dic blinde und gewaltsame Absicht, durch Verbindung der Pläne Ludwig's X1V. mit der Rück sichtslosigkeit einer revolutionairen Regierung, nach Vergrößerung der neuen Dynastie zu streben. Wer aber auf jenes belchrende Blatt in der neueren (Geschichte zurückblickt, auf welchem der Spanische Erbfolgekrieg perzeichnet is, den wird der Kontrast zwischen dem bedächtigen und langssamen Vorschreiten Ludwigs XIV. und seiner Minijter nach jenem Ziele hin, welches am Ende nicht ohne die drohendste Gefahr für die Franzdsische Monarchie erreicht wurde, und den Demonstrationen seines Nachkömmlings nicht wentg €l- bauen, Dreißig Jahre lang war die Diplomatie eines Louvots und Torcy in ganz Europa stündlich mit den Vorbercitungen zu 1enen Ercigniß beschäftigt. Keine Bemühung wurde gespart, um die Feind seligkeit widerstrebender Mächte zu beschwichtigen , oder ihre Kras! ¡u lähmen. Vor Allem ward in Spanien selbs cine starke Partct für das Französische Fnteresse gesammelt, der Kirche wurde der H0f gemacht, der Aristokratic geschmeichelt, der Rath von Kastilien c kauft, und auf dieser Grundlage wurde mit unendlicher Schwie rigkeit der Thron des Herzogs von Anjou errichtet. Kann man nun wohl einen Zustand der Dinge sich denken, der 1cnem so schnur strad's entgegengeseßt wäre, wie der, welcher icht die Wünsche des Hofes der Duilericen in Bewegung seßt? Ludwig Philipp wählt den Augenblick, wo ganz Europa von sciner Allianz am meisten los gelôst, wo es seiner Politik am meisten mißtraut und wo es zu allge meiner Vertheidigung im Fall eines Krieges am besten gerüstet Ul. Er beginnt seine Operationen zu ciner Zeit, wo der Name Franl reichs in Spanien am unbelicbtesten is, und einer der Umstände, von welchem man sich besonders eine passende Gelegenhett zum Uebergang über die Pyrenäen versprach, war die gefürchtete Ermordung der in Katalonien ansässigen Franzosen. Weitk entfernt davon, einen Anhang im Lande zu haben, var der erbärmliche Aufstand, der zwet oder drei Thoren in Madrtd fur sich gewann, auf der anderen Seite der Gränze von ciner Dad flüchtiger Soldaten, gestürzter Staatsmänner und heimathloser Aden zusammengebraut. Dies sind die Elemente, aus denen rant reich cinen ausschließlichen Einfluß über Spanten sich zu bilden hätt Wir sagen seinen ausschließlichen Einfluß, weil dieses Bort Ddetit el gentlichen Sinn der Politik in sich schließt, die wir, als unheilvoll für Frankreich, verderblich für Spanien und gefährlich für die Welk, verwerflich finden. Unter verschiedenen Combinationen, mag von dem Abschluß ciner Heirath oder von der Unterzeichnung cines Haudels traktats die Nede seyn, scheint der einzige Zweck des Franzöftschett Hofes immer darauf hinzugehen, sich cinen überwiegenden, von kei nem anderen der Verbündeten Spantens getheilten Einfluß anzuetg nen. An dieser Klippe spalten wir auseinander, nicht nur mit Hn sicht auf die Angelegenheiten Spanicns, sondern mit Hinsicht auf die Angelegenheiten aller Länder, bei denen die Fntervention der großen Mächte zulässig is. Das Grundprinzip der Politik Großbrittanicns in dieser Beziehung is ganz einfach dieses, daß die Jntervention nicht 9 angewandt werden darf, um einer Macht ausschließlichen Einfluß zu verlet hen, Frankreich und Rußland srebten beide zu verschiedenen Zeiten und un ter verschiedenen Formen, nach ausschließlichem Einfluß in den Angelegen heiten des Orients, das eine zu Alexandrien, das andere zu Konstan tinopel. Die Ereignisse des leßten Fahres zielten nicht darauf ab/ jenen ausschließlichen Einfluß auf Großbritanien zu Übertragen, fon dern die Wirkung des fremden Einflusses durch Theilung desselben unter alle Mächte sicherer, gerechter und redlicher zu machen. Häfke Frankreich sich eben so begnügt, den Einfluß in den Spanischen An gelegenheiten, der aus dem Quadrupel- Traktat entsprang, mit uns zu theilen, so würden wir ießt nicht einex ungebührlichen Parteilich: kcit für Glücks - Soldaten beschuldigt werden , und Frankreich würde die Ehre und Würde des Staats nicht den eingebildeten Jnteressen ciner Familie aufopfern. Wenn aber England sich ießt im Beß, von mehr solches ausschließlichen Einflusses in den Spanischen Angele genheiten befindet, als es jemals erstrebte, wem haben wir dies z1 verdanken? Bei welchem Verbündeten der Krone Jsabella's soll der Regent sich nah Rath und Beistand umschen? Bei demienigen, de sen Handlungen sets mit scinen Versprechen und Betheuerungen 1m Widerspruch standen? Oder bei der Regierung, welche lmmer au} richtig gethan hat, was in ihren Kräften stand, um Frieden und etne gute Regierung auf der Halbinsel herzustellen? Ohne Zweifel wtrd das Kabinet Großbritaniens den Versuchen anderer Mächte, threr Autorität cinen übermäßigen Einfluß auf die Beherrscher schwächerer Staaten zu verschaffen, jederzeit mit angemessenen Mitteln sch zU widerscßen , mdgen diese Versuche guf geographische Lage oder auf Familien - Verträge sich süßen, denn dies sind nur alli Ramen für die Pläne übergreifenden Ehrgeizes. Wenn w?r ‘d e Prâtensionen anderer Mächte zu kontroliren gesonnen stnd/ (0a! Reh die Unabhängigkeit unserer Verbündeten und das E Eu ropa’s bedrohen, so erkennen wir den Grundsaß, auf wem 1enes Gleichgewicht beruht, im vollsten Maße an /- und der SUDAe o cließliche Einfluß / den wir zurückzuweisen nichf i P P A ist der, welcher durch die gewundene Politik M R Av is fen wird, die, was ste zu theilen sich weigerten, ganz und gar und für immer verlieren.-/ Anders sieht die Mornin hung zu dem jeßigen Ministerium

inde e Ce j bs 5 L E Q A e dea find cine Spanische Wand zwischen zwei mit 11ck o

; r Ei on Zundstoff gefüllten Ländern. Auf der peninsularen dem gefapres Feuer mit jedem Tage schrecklicher um sich und avvtat gei den Alliirten Spaniens immer größere Besorgniß. Espar tero, ohne militatrisches Talent und noch weniger Staatsmann, kann, wie gleich anfangs vorauszusehen war, die Fluth des MRepu blifanismus nicht hemmen, Dies einschend, hatten der kluge Kdntg der Franzosen, der sich bei dem Stand der Dinge im Nachbarland am meisten betheiligt fühlt, und sein Minister der auswärtigen An= gelegenheiten weislich beschlossen, nur mit den Mitteln moralischer Miß billigung der politischen Agitation in Spanien entgegenzuwirken; fie begnügten sich, etne Art Sanitäts-Kordon an die Pyrenäen vorrük- ken zu lassen, um die republikanische Ansteckung auszuschließen. Fu- dem ste fich faktisch neutral hielten, ließen ste die Anhänger Marie Chri- stinens noch cinmal ihr Glück in der verhängnißvollen Lotterie der Spattischen Revolutionen versuchen. Dieses nachsichtige Verfahren der Französischen Ziegierung loben wir keinesweges seiner Groß muth wegen, denn es lag zugleich in Frankreichs politischem Fn- teresse, aber es war Alles, was man wünschen konnte. Espartero icdoch, treu dex Mission, die thm vom bdsen Geiste der nun gefal=

g Posk, welche in näherer Bezie stehen soll, den Stand der Dinge

[enen Britischen Partei übertragen worden jener Partei , welche Englands moralische und physische Kraft dazu verwandte, diese Null zu beleben Espartero beschloß Ludwig Philipp und Herrn Gui zot zum Acußersten zu treiben. Zu diesem Zweck mußte Herr Olozaga, Espartero’s würdiger Repräsentant - zuerst Herrn Guizot fragen, ob, falls Espartero die Ausweisung Ma- rie Christinens von Paris verlangte, das Kabinet der Tui lericen in die Ansichten des Regenten von Spanien eingehen würde und, wohl zu merken, dies geschah in demselben Moment , da die Bewegung der Christinos, nach des Spanischen Botschafters eigenem Geständniß, vereitelt war. Die Antwort des Französischen Hofs war, wie sich erwarten ließ, verneinend, Da meinte Herr Olozaga, mit der Drohung, seine Pässe zu verlangen , würde es ihm besser glücken. Man antwortete ihm, er könne nach seinem Belieben gehen oder blei ben. Da seßte sich Herr Olozaga auf das hohe Pferd und richtete vor acht Tagen einen so leidenschaftlichen Bericht an Espartero, daß sich kaum bezweifeln läßt, der Diktator werde, noch mehr zu extremen Schritten gereizt, seinen Gesandten ermächtigen, auf Entfernung Ma rien Christinen's zu bestchen. Da aber der Hof der Tuillericen seinerseits entschlossen ist, ciner solchen Forderung in keiner Weise nachzugeben, so würden wir nicht erstaunen, in Zeit von einer Woche zu hôdren, daß Olozaga seine Pässe wirklich verlangt habe. Bis da hin dürften gber leicht noch wichtigere Ereignisse als der Aufstand O’Donnell's in Spanien ausgebrochen seyn. Rach allen unseren Nachrichten aus jenem Lande ijt Espartero zu kleinmüthig, selbst wenn er es könnte, um die radikale Contre-Revolution, welche in Barcelona, in Palma und selbst in Madrid droht, zu unterdrücken. Die Spanische Botschaft in Paris giebt sich alle Mühe, die leßten Nachrichten aus Spanien zu bemänteln und in threr Wichtigkeit zu verringern. Vergebens. Alle Bestunterrichteten betrachten den Sturz Espartero's bereits als gewiß, Wie er durch eine Umwälzung gestiegen ist, so wird er durch eine Um wälzung fallen. Uebrigens unterstüßen die Spanischen Radikalen fürs erste Espartero auf alle Weise in scinem Streben, den Kdnig der Fran zosen zu kompromittiren, uicht blos durch Reizungen der sehr retzba ren Französischen Eigenlicbe , sondern nachgerade guch durch offene Angriffe auf die Französischen Residenten tn Spanien. Man sicht wohl, daß, was wir hier sagen, keine bloße Aufwärmung Spanischer und Französischer Nachrichten is. Sollte es zwischen Frankreich und Spanien zum Kampfe kommen, so thut es Noth, die großen Britischen Interessen in diesem Lande zu schüßen, zugleich aber sorgsam darüber zu wachen, daß wir nicht in die Wirren mit hineingezogen werden. Unsere jeßigen Minister werden, indem fic das mit unserem besten Blut errun gene Uebergewicht unseres Einflusses in Spanien wahren , doch die aufgendthigte Stellung, die natürlichen und unabweisbaren Nach bar - Fnteressen Frankreichs berücksichtigen und sich zugleich erinnern, daß stegreiche Demagogen mehr Pulver und Blei als Fabrikwaaren konsumiren, daß sie schlechte Zahler und treulose Gläubtger stnd. S0 ift es noch einmal gut, daß wir ein konservatives Ministerium ha ben. Lord Palmerston würde unter den jeßigen Umständen setnen theuren Freund, seinen leidigen Automaten Espartero schwerlich etnen Tag lang kontroliren können, und so ist der edle Viscount seiner ländlichen Zurückgezogenheit wohl herzlich froh.

Der Herzog von Sussex, Lord und Lady Stanley und Sir ames Graham haben das Patronat des Balles ubernommen, der heute zu Gunsten der Polen im Stadthause von London ge- geben wird,

Der bekannte Joseph Hume hat, seitdem er in der Parla- mentswahl durchfiel, einige Zeit mit seiner Familie auf dem Kon- tinent gelebt und is ersk jezt wieder nach England zurückgekehrt.

Gestern erlitt Blakesley, der bekanntlich seinen Schwager einen Wirth in Eastcheap, unlängst ermordet und zugleich seine Frau und seine Schwägerin verwundet hatte, in Yewgate am

Galgen die ihm zuerkannte Todesstrafe, Er hatte sich seit einiger

Zeit verrückt und mitunter gänzlich toll gestellt, worauf man je

doch, dem Gutachten der Aerzte gemäß, keine Rücksicht nahm.

Umsonst hatte ihm bisher der Geistliche zugeredet, seine Rolle auf zugeben und sich würdig zum Tode vorzubereiten; vorgestern Nach- mittag aber rief er auf einmal: „Wohlan! das Possenspiel ift vorúber, gebt mir Essen und Trinken!“ Er gestand nun, daß sein Wahnsinn blos erkünstelt gewesen sey, daß er aber nicht aus To- desfurcht, sondern aus Scheu vor dem Angasfen des zustrdmen- den Volkes während der Armensünderpredigt in der Kapelle diese Rolle gespielt habe. Aufmerksam horchte er jeßt auf die Worte des Geistlichen und zeigte offenbare Reue. Die Macht hindurch \chlief er wenig, saß meist in den Kleidern auf und sprach mit den Wächtern. Am Morgen empfing er sehr gesammelt das Abend mahl. Eben so gefaßt stieg er die Treppen zum Schaffot hinauf, nachdem er seinem Beichtvater, dem Gouverneur und den Sche- riffs zum Abschiede die Hand gedrúckt hatte. Eine gewaltige Zu- schauermasse, worunter jedoch im Verhältnisse weniger Frauen- zimmer als sonst gewöhnlich, war auf dem Richtplaße versammelt, Der Henker legte Blakesley hierauf das Seil um, zog die Schlinge, und nach einigen Sekunden eines, wie es schien, harten Lebens fampfes war der Lehängte eine Leiche. Nach einer Stunde ward diese vom Galgen abgenommen, in einen Sarg gelegt und geskern Abend neben Greenacre, Courvoisier und anderen Mördern be- graben,

Belgien.

Brüssel, 18. Nov. Jn der gestrigen Sißung der Abgeord- neten-Kammer verlangte Herr Sigard Aufschlüsse úber das seit einigen Tagen umlaufende Gerücht von Zusammenzichung Fran- ¿6sischer Truppen an unseren Gränzen. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten erwiederte: „Die Regierung hat gleichzeitig mit dem Publikum die Nachricht von einer an unseren Gränzen stattgefundenen Truppen - Bewegung erhalten, Allerdings müsse sich dasselbe darúber wundern, denn nichts im Lande scheine eine solche Demonstration nothwendig zu machen. Unbezweifelt wird man bald erfahren, welcher Besorgniß diese Maßregel zuzuschreiben; auch glauben wir, daß dieselbe ohne Fol- gen bleiben werde.“

Jn der heutigen Sißung der Abgeordneten-Kammer fand eine kurze Jnterpellation hinsichtlich der Zoll - Verhandlungen mit Frankreich skatt. Herr Delahaye sprach seine Verwunderung darüber aus, daß man Frankreich gewisse Zugeständnisse machen wolle, die das Jnteresse der diesseitigen National - Jndustrie sehr verleßen würden, ohne doch gleiche Konzessionen von der andern Seite nach sich zu ziehen. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten gab die Versicherung, es handele sich diesseits nur um solche Zugeskänd- nisse, die durch andere von Seiten Frankreichs vollkommen kompensirt roerden würden. Uebrigens sprach der Minisker seine Verwunde- rung daruber aus, einen Gegenstand zur Sprache gebracht zu schen, Uber welchen noch unterhandelt werde und bei dem cine vorzeitige Veröffentlichung nur von Nachtheil seyn würde. Jn diesem Augenblicke werde die Unterhandlung durch die von der Französischen Regierung früher ernannten Kommissarien mit dem diesseitigen Gesandten und einem Kommissions- Mitgliede fortge- seßt, da die úbrigen Belgischen Kommissarien ber its früher von Paris abgereist seyen. Es sey demnach noch immer Grund vor- M von den Unterhandlungen ein günstiges Resultat zu er- varten.

Deutsche Bundesstaaten. München, 18. Nov, Nach dem gestern Abend erschienenen Programm seßt sich diesen Mittag 1 Uhr, nachdem die protestan-

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tische Geistlichkeit an dem Katafalke die Trauer -Rede und Aus- segnung vollendet hat, der feierliche Leichenzug in Bewegung. Dem Leichenwagen folgen Se. Majestät der König, Jhre Königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Karl so wie Se. Hoheit der Herzog Max in Bayern. Nach diesen höchsten Personen folgen die Kron - Beamten, die Häupter der standesherrlichen Familien, die Mitglieder dieser standesherrlichen Familien, die obersten Hof- Beamten der Königlichen Hofstäbe, die Erzbischdfe:c., dann die zweiten Hofchargen, die Feldzeugmeisker, die Minister, die Staats-und Reichs- râthe, die Präsidenten der obersten Stellen, die General-Lieutenants :c. Und endlich alle im Range von Direktoren und Kollegial-:Räthen stehenden Jndividuen. An der Stiftskirche zum heiligen Cajetan erwar- tet der Propst und das Kollegiatstift den Leichenwagen. Die prote- stantische Pfarrgeistlichkeit Übergiebt daselbst die Hülle der Aller- hochstseligen Königin-Wittwe dem Koniglichen Oberhofmeister und schließt ihre kirchlichen Functionen, worauf der Leßtere die erha: bene Hülle an den Klerus des Kollegiatstiftes úberantwortet und das große Cortège sich auflóst. Der Sarg wird sodann in Be- gleitung Sr. Majestät des Königs und der höchsten Herrschaften nebst unmittelbarem Gefolge und des kleineren den Sarg umge- benden Cortèges durch die Kirche zur Haupt-:Gruft-Stiege getra- gen. Dort angelangt wird der Sarg lediglich unter Voraustre- tung des Propstes, der Mitglieder des Kollegiatstiftes, des Köd- niglichen Oberhofmeisters und des Ministers des Königlichen Hauses und des Aeußeren in die Königliche Gruft hinunterge- bracht, daselbst mit zwei Schlössern verschlossen und von Seite des Königlichen Oberhofmeiskers mit doppeltem Siegel belegt. Unmittelbar nach Beendigung des Beerdigungsaktes findet in der protestantischen Kirche der feierliche Trauergottesdiens statt.

München, 18. Nov. (Abends.) Das Leichenbegängniß hat heute Nachmittags unter Theilnahme fast der ganzen Bevödl- ferung Münchens stattgefunden. Sr. Majestät dem Könige von Bayern zur Seite gingen Se. Majestät der König von Preußen, während an der Seite unseres Kronprinzen der Erb- Großherzog von Hessen sich befand. Jhre Majestät die Königin Therese wollte gleichfalls dem Leichenzuge sich anschließen, doch haben die Königlichen Leibärzte erklärt, daß bei der schlechten Witterung die Gesundheit der hohen Frauen, welche sich derselben ausseßten, sehr gefährdet sey, und deshalb unterblieb es. Die Mitglieder des di: plomatischen Corps und sämmtliche Minister und Hofchargen wur- den im Trauerzuge gesehen, Úber welchen wir uns einen ausführ- licheren Bericht noch vorbehalten müssen,

_ “Stuttgart, 419, Nov Das Regierungs? Blatt ent: hâlt in einer Bekanntmachung des Justiz-Ministeriums die Ueber- sichten über die Geschäftsthätigkeit des Ober-Tribunals, der Kreis- Gerichtshöfe und der Ober-Amts- und Amtsgerichte in der Pe- riode vom 1, Juli 1840 bis 30. Juni 1841; sodann der Gerichts- und Amts-Notariate in der Zeit vom 1. Juni 1840 bis 31. Mai 1841, Nach dieser Bekanntmachung haben Se. Majestät das Justiz-Ministerium ermächtigt, den vorgenannten Behörden Jhre Zufriedenheit mit deren Geschäftsthätigfkeit in dem verflossenen Etatsjahre zu erkennen zu geben. / A

Als Grundlagen zur Vergleichung mit anderen Landern durf: ten auch für das Ausland folgende statistische Notizen nicht un- interessant seyn.

Bei dem Kriminal-Senate des Ober- Tribunals wurden im Ganzen 536 Nevisions- und Rekurssachen und Adminiskrativ: fälle anhängig (wovon 29 von der früheren Periode), von welchen

(99 erledigt wurden und 37 unerledigt blieben. Unter den Ne visions- oder Nekurssachen wurden 256 Erkenntnisse der Gerichts- hófe bestätigt, 147 gemildert und 28 geschärft. Bei dem Civil: Senate des Ober-Tribunals waren am 1, Juli 1840 anhängig 247 Prozesse, hierzu kamen 260, erledigt wurden 260, unerledigt blieben 253, Hy

Bei den Krimitnal-Senaten der vier Gerichtshöfe waren am 1. Juli 1840 anhängig 528 Prozesse, neu kamen dazu 3072, erledigt wurden 3402 urid unerledigt blieden 198. Unter den Verurtheilungen sind 94 Dienst-Entlassungen oder Entseßun- gen und 2 Todes - Urtheile. Jn den von den Bezirksgerichten an die Kriminal-Senate gelangten Nekurssachen wurden 91 bestätigt, 107 gemildert und 25 geschärft. Von den unter 78 Rubriken aufgeführten, von den Kriminal-Senaten abgeurtheilten Verbrechen und Vergehen heben wir folgende Fälle aus: Amts - Erschleichung i, Anmaßung eines offentlichen Amtes 3, Beleidigung der Amts- Ehre 453, der Majestät oder der Mitglieder des Königl. Hauses 2, Bestechung 152, Brandftiftung 9, Hoch- und Landesverrath 0, Mord 6, Münz-Verbrechen 4, Raub 4, Restseßung 30, Todtschlag

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2, Tödtung, verschuldete, 10, Vergiftung: 2, Verleßung der Amts- BVerschwiegenheit 2, Widerseblichkeit 82, Wilderei 1c. 12, Zollver- gehen 0, Zweikampf 2. Mach einer Vergleichung dieser, von den Kriminal-Senaten der Gerichtshöfe abgeurtheilten, Berbrechen und Vergehen haben sich dieselben im leßten Jahre gegen das vorhergehende um 306 verringert.

Bei den Civil-Senaten der vier Gerichtshdfe waren am 1. Juli 1840 anhängig 754 Civil-Prozesse, neu hinzu kamen 1155, erledigt wurden 1098 und 811 blieben unerledigt. Kon- furs-Prozesse waren anhängig 17, dazu kamen 5, erledigt wurden 1, unerledigt blieben 18. Bei dem chegerichtlichen Senate des Ober-Tribunals und den ehegerichtlichen Senaten der vier Ge- richt8hdfe waren Ehe-Zwistigkeiten anhängig 216, neu kamen hinzu 156, wovon 187 erledigt wurden und 185 unerledigt blieben. Ehe- Verlöbnisse wurden aufgehoben 124, von Ehe- Hinderniß wurden digpensirt wegen Verwandtschaft 135, wegen Alters - Ungleichheit

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78, Geschieden oder aufgehoben wurden 103 Ehen.

Bei den sämmtlichen Bezirks-Gerichten waren am 1. Zuli 1840 2947 Untersuchungen anhängig, neu kamen hinzu 11,434 erledigt wurden 12,113 und 2268 blieben unerledigt. Jn den er- ledigten Untersuchungen betrug die Zahl der Angeschuldigten 16,222, vrn denen 8342 verurtheilt wurden; während der Untersuchung waren verhaftet 4448. Civil-Prozesse waren am 1, Juli 1840 anhängig 3668, neu kamen hinzu 11,016, erledigt wurden 11,304 und 3380 blieben unerledigt. Gantprozesse waren am 1. Juli 1840 anhángig 694, neu famen hinzu 1158, erledigt wurden 1143, unerledigt blieben 609,

Die 169 Gerichts- und Amts-Notariate hatten vom l, Juni 1840 bis 31, Mai 1841 35,534 Jnventuren und Thei lungen zu erledigen, wovon 33,683 erledigt wurden und 1851 un erledigt blieben; von 17,300 Vormundschafts - Rechnungen blieben 748 unerledigt; von 3587 Geschäften in Schuld - Angelegenheiten und Gantsachen blieben 90 unerledigt ; 309,295 Güterbuchs - Er- gänzungen aus Anlaß von Besikstand-Veränderungen waren vor- zunehmen und wurden vollzogen; die Zahl der privatim errichte- ten Jnventuren und Theilungen beträgt 1150,

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Kiel, 16. Nov. Bei der leßten Wahl für das erledigte Amt eines ersten Juraten an der St. Nikolai - Kirche war der Kauf- mann und deputirte Bürger, Herr Eilers, in Vorschlag gebracht. Der Kirchen-Probst und Haupt-Pastor Dr, Harms widerseßte sich |

, . D ey L t 2 T L D reo lichen chemaligen Karlistischen Gouverneurs von Morea, Beltran, verlangte, D

jedo dieser Wahl, weil Herr Eilers sfröher zu den Philalethen gehört habe und das Abendmahl nicht besuche. Dieser Einwurf war von solcher Wirkung, daß der Kandidat nicht gewählt wurde.

Professor De. Droysen hält jeßt an der Universität eine óffentliche Vorlesung Úber die Geschichte der Kultur seit dem 18ten Jahrhundert, die ungemein zahlreich besucht ist. Gleichen Erfolg hatte im vorigen Winter dessen Vorlesung Über die Geschichte der leßten 25 Jahre.

Frankfurt a. M., 209. Nov. Nachdem in dieser Woche der Börsenhandel hier sehr stille war wie denn auch an den auswärtigen Börsen wenig gethan wird zeigte sich heute eine gróßere Lebhaftigkeit darin. Namentlich fanden in den Hol- ländischen Effekten, auf die ungúnstigeren Berichte aus Amster- dam, vielfache Verkäufe statt, wodurch ZJntegrale 4 pCt. wichen. Die Spekulanten erwarten für die nächste Zeit wenig Butes von der Amsterdamer Börse, da dort die Speculation ganz eingeschla- fen zu seyn scheint und die Holländischen Fonds durchaus feine Neigung zum Steigen zeigen. Die Oesterreichischen Effekten hal- ten sich recht fest, doch wurde in dieser Woche wenig darin ge- than. Heute zeigte sich namentlih in Taunus- Eisenbahn- Actien große Kauflust, da man glaubt, daß die bevorstehende Abrechnung darin gut stehen, auch die nächste General - Versammlung der Ac- tionaire der Taunus - Eisenbahn nur gúnstige Resultate liefern werde. Die Actien wurden heute mit 122 Fl. Agio bezahlt. Das Geld zeigt sich an unserer Börse wieder sehr flússig; der Dis- fonto steht kaum 37 pCt. und in den Fonds, besonders Jntegrale, finden viele Kündigungen statt; dadurch fast allein behauptet un- sere Börse auch eine feste Haltung, da von den fremden Börsen gar kein Jmpuls dazu gegeben wird. Jm Waaren - Großhandel ists, wie gewöhnlich um diese Zeit, stille, doch wirds nun im De- tailhandel, der bevorstehenden Weihnachts-Feiertage wegen, leb- hafter.

Se. Königl. Hoheit der Kurfürst von Hessen verweilt seit furzem in unserer Stadt und wird, wie man hört, diesen Win- ter hier verbringen.

Se. Durchlaucht der Herzog von Nassau is von der nah Wien und Ungarn unternommenen Reise nah Wiesbaden zurück- gekehrt. Jn diesem Kurort verweilen immer noch Fremde und es scheint sih in der That dort eine Winterkur zu gestalten.

Nachdem der Baron Anselm von Rothschild vor kurzem von Paris hierher zurückgekehrt ist, wird Baron Salomon von Roth- schild nächsten Montag nah Wien zurückehren und diese Stadt erst wieder im Frühjahre verlassen, um nach Paris zu gehen.

Vorgestern hielt der sich hier bildende Verein zur Verhütung der Thierquälerei die erste vorbereitende Sißung und man zwei- felt nicht daran, daß der Verein bald sehr zahlreiche Mitglieder zahlen wird.

: Am 28flen d, feiert unsere Gesellschaft zur Beförderung núßlicher Künste und deren Hülfswissenschaften ihr 25jähriges Jubiläum, zu welchem Feste große Vorbereitungen getroffen und em auch fremde Deputationen beiwohnen werden, denn diese Ge- sellschaft wirkt nicht allein in unserer Stadt sehr segensreich, son- dern wird auch in den anderen Bundesstaaten mit Achtung ge- nannt. Das Fesk gewinnt gewissermaßen eine offizielle Bedeu- tung, da sein Hauptaft im Kaisersaale des Romers stattfindet.

Mit Vergnúgen vernehmen die Freunde der Gartenkultur, daß unser Gartenbau- Verein im nächsten Frühjahre wieder eine große Blumen- und Pflanzen - Ausstellung veranstalten wird, ob gleich sie nach einem frúheren Beschluß im nächsten Jahre ausge- lelzt bleiben sollte.

En z Schweiz.

St. Gallen, 13. Nov. Jn dem seit kurzem versammelten großen Rathe unseres Kantons kam der Entschuß des Landam- manns Baumgartner, aus dem Regierungs-Rath zu treten, zum Bortrag. Da die Verdienste dieses Mannes um den Kanton all- gemein anerkannt sind, so beschloß der große Rath, ihn durch eine Deputation ersuchen zu lassen, von seinem Entschlusse abzustehen. Herr Baumgartner hat jedoch dieser Deputation erklârt, daß er nicht wieder die Geschäfte des Kantons übernehmen wolle, was hauptsächlich die Konflikte in der Aargauischen Klostersache veran- laßt zu haben scheinen.

/ Spanien.

Der Messager enthält folgendes: „Zurbano hat in Bilbao einen Priester erschießen und den Herzog von Castro Toreno ver- haften lassen. Ein Manifest des Regenten vom 9ten d. tadelt in energischen Ausdrücken die Barcelonaer Ereignisse und kündigt eine schnelle und strenge Bestrafung ihrer Urheber an. Die Fran- zösischen Linienschisfe „Santi Petri“ und „Ville de Marseille“ sind am 12ten vor Barcelona angekommen. Man erwartete den Re- genten am 16ten mit 15 Bataillonen und Kavallerie. General van Halen befand sih am 411ten Morgens noch außerhalb der C tadt.

© Madrid, 10, Nov. Vorgestern verkündigte die amtliche Gaceta, die Junta von Valencia hâtte sich aufgelöst. Die Regie- rung hatte Necht. Allerdings lôste die Junta sich am 2ten auf, allein nur um unter einem anderen Namen wieder aufzutreten. Gleich nach der Ankunft des Dekrets, welches die Auflösung aller Junten befiehlt, versammelte sich die Sicherheits - Junta in ge: meinschaftlicher Sißung mit dem Ayuntamiento, und die Natio- nal -: Miliz trat unter die Waffen, Die mit dem Ayuntamiento vereinigte Junta verlangte darauf von dem Militair-:Befehlshaber, General Salcedo, sich bei ihr einzustellen, um mit ihm über die Art und Weise, wie den Bitten des Volkes Gewähr zu leisten sey, zu berathschlagen. Diese Bitten bestanden in der Einreichung einer Liste von Personen, die verbannt werden follten; einer an- dern von Beamten, die abzuseßen wären: hierin waren fast sämmt- liche von der vorjährigen September - Junta eingeseßte Beamte, das ganze Appellationsgericht, und sämmtliche Professoren der Universität, die er vor kurzem den Regenten zum Doktor freirt hatten, einbegriffen. Eine dritte Liste bezeichnete solche Personen, denen eine außerordentliche Steuer aufzulegen sey.

In der Nacht um ein Uhr eröffnete der erwähnte General und der Gefe politico die Sißung der neuen Junta, und die Nat nal-:Milizen drangen in die Wohnung des Generals ein und t teten drei Miñones (Gendarmen), Um drei Uhr versi Mitglieder der Junta nach Hause zu gehen, wurden ade National - Milizen gezwungen , ihre Sißung fortzuset Namen einer berathenden Hülfsfommissio Um 5 Uhr Morgens wurde die Sißung aufge M: schlossen worden war, alle Bitten des Volkes zu erfüllen. Ae aber, in der Meinung, die Junta habe fich aufgeld¡l, lef mit alt tem Geschrei: „zu den Waffen!“ durch die Stra. T Be: neral Salcedo redete darauf vom Balkon herad zu der XACNg

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