1841 / 327 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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fung des Eigenthums und der Familie und den Materiaiicmus in seiner ganzen Reinheit. Man muß übrigens n! T llschafte ; daß diese Doktrinen nur das Erbtheil derjenigen Ss R sind, die der Bericht aufzählt. Vor etwa us Dn 1 fia | isser * fi genwärtig mit dem C E +4 i E Ion, der ch gegenwärts rnal unter dem Titel De- |

nais im Gefängnisse befindet, ein Jourr er dem Titel De- | mocratie s, welches der Ausdruck derselben Prinzi- | pien seyn sollte, ohne Úbrigens fúr die miar P Ie ine nehmen. Der Prospektus war gedruc A e S Dare g der materiellen Mittel, ein GBlau-

Ÿ und enthielt außer der Darlegun Ee: E MRAs M Let aue der Éúnftigen Redacteure. Die Diskussion Uber die- sen Prospekt hatte zu einem sonderbaren Vorfall Anlaß gegeben. Man war nicht einig Úber die Annahme des Materialismus und über die Ableugnung des Daseyns Gottes. Um diese Schwierigkeit zu beseitigen, schritt man zur Abstimmung und das Daseyn Gottes wurde, jedoch nur mif einer Majorität von zwei Stimmen, zugestanden. Diese Anerkennung wurde jedoch dem projektirten Zournal verderblich; derjenige , welcher die Haupt- Fonds, nämlich 70,000 Fr., hergeben sollte, Sohn eines reichen Nortellan- Händlers, zog sich zurück, weil er das Daseyn Gottes Porzellan: , 399 i j j nicht anerkennen wollte. Er ist Jeßt einer der heftigsten Redacteure des National. Diese Geschichte würde in jedem anderen Lande als in Frankreich fabelhaft erscheinen; bei uns hat sie nur ein máßiges Aufsehen erregt, obgleich die Akteurs dieser republifkani- n Episode Gelehrte oder Leute waren, die in dieser Beziehunc chen Spi! ; L ) : Unterricht, wenn nicht Erziehung, genossen haben mußten, Einer erselben, Herr Thoré, war fruher Substitut des Königlichen , c 4 g 7 Prokurators in Angers. _ i i In Bezug auf Quenisset wollen wir noch bemerken, daß die- er Mensch, den man als einen Einfältigen, der nicht einmal das , Bewußtseyn seiner That habe, dargestellt hat, im Gegentheil schr fein und verschlagen und sein Vertheidigungs- System höchst ge- schickt is. Nicht auf den Herzog von Aumale, sondern auf das anze Regiment war es abgesehen, und indem er den Generalstab ganz 9 ( desselben angriff, glaubte er, seine Mitschuldigen würden seinem Beispiele folgen, Dies würde einen Meuchelmord in eine Empdò- rung und die Rolle des Alibaud und Meunier in die Rolle des Blanqui oder des Barbes umwandeln.

Großbritanien und Jrland.

London, 19. Nov. Da die Königin Victoria nun von ih rem Wochenbett vollkommen genesen isk, und auch der junge Prinz sich ganz wohl befindet, so isk gestern das leßte Bulletin aus dem Buckingham-Palast ausgegeben worden, Die Bulletins aus Sud- bury-Hall bleiben sich so ziemlich gleich; bald lauten sie etwas gün- stiger, bald wieder beunruhigender, Jm geskrigen heißt es: „Die Königin Wittwe schlief während der Nacht mehrere Stunden, aber der Husten Jhrer Majestät und andere Symptome bleiben dieselben.“ Das heutige lautet: „Die Königin Wittwe war in den leßten 24 Stunden im Stande, mehr Nahrung einzunehmen, und heute früh fühlt sih Jhre Majestät etwas stärker.“ Der Herzog von Sachsen-Meiningen und die Herzogin Jda von Sach- \sen-Weimar, Geschwister der verwittweten Königin, kamen vorge- stern vom Kontinent in London an und begaben sich gestern nach Sudbury-Hall, wo sie Nachmittags eintrafen.

Gestern ist der Bau des Themse- Tunnel vollendet worden, indem man mit dem Schild bis an das Ufer von Wapping vor- rúdckte; es sind nun blos noch die Eingänge für den allgemeinen Berkehr einzurichten.

Einem auf Befehl des Parlaments gedruckten Dokument zu- folge betrug die Gesammt-Summe der zur UnterstÜßung der Ar- men bezahlten Abgaben in dem am 25, März 1840 abgelaufenen Jahre 3,850,010 Pfd. Sterl., während die Armensteuer im Jahre 1834, dem leßten Jahre vor dem neuen Armen-Geseße, 5,920,924 Pfd. Sterl. betragen hatte. Die Verminderung belief sich also auf mehr als 1,600,000 Pfd, Sterl.

In Manchester fand am 4. November cine Versammlung des Damen-Comité?s der Association gegen die Korngescße statt, um auf Mittel zu denken, wie einem Bazar, dessen Einnahmen für die Aufhebung der Korngeseße verwendet werden sollen, der größte Erfolg zu verschaffen sey. Die Versammlung war sehr zahlreich und auch eine Deputation des Haupt-Vereins gegen die Korngeseße nahm Theil daran. Zur Uebernahme des Patronats hatten sich nach einer desfalls gemachten Anzeige bereit erklärt: Graf Radnor, Graf und Gräfin Ducie, Graf Cloncourry, Lord Kinnmaird und Andere. Herr Wilson trug den Plan vor, den Bazar auf eine glänzende und ausgedehnte Weise einzurichten. „Schon sind thätige Vorbereitungen getroffen“, sagte er; „es ist an unsere Freunde in Deutschland und Amerika geschrieben wor- den. Alle vier Welttheile werden zur Ausstattung der Buden in Contribution gescßt werden. Man hat vorgeschlagen, daß aufer den gewöhnlichen Artikeln für Kleidung, Zierath und Schmuck, aus denen in der Regel die Waaren der Bazars bestehen, auch Eng- lische und auswärtige Manufaktur-Arbeiten, mechanische Mo- delle, architeftonische Entwürfe, Proben von Medaillen, Mineralien, Vögeln, Jnsckten, Manuskripte ausgezeichneter Schriftsteller, von Autoren oder deren Freunden eingesandte Werke und im leßteren Falle mit Autographen, eigenhändige Briefe von berühmten Män- nern und Frauen der Vorzeit und der Gegenwart, physikalische Znskrumente, Zeichnungen und Gemälde zusammengebracht werden möchten. Ferner ist vorgeschlagen worden, ausgezeichnete Dichter um eine Abschrift von Versen oder eines kurzen Gedichtes mit ihrer Handschrift zu ersuchen. Auf diese Weise werden viele Ar- tikel einen ihren inneren Werth weit übersteigenden Preis erhal- ten, und der bis jeßt schon erreichte Erfolg giebt große Hoffnungen für die Zukunft,“ Nach einer Diskussion, an der mehrere Damen

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| niché angenommen würden, Wir hören sogar, daß Einige Geld-

vergútungen angeboten haben, wenn man ihnen bedeutende Sum- men von zu leichtem Gelde aus ihren Händen nehme. Dieses Uebel wird von Tage zu Tage zunehmen, bis die Regierung dem- e durch Einziehung und Umprägung der leichten Sovereigns avhiift.“ i i

L London, 19. Nov. Jhre Majestät die Königin, so wie der junge Prinz, befinden sich vortrefflih, und auch die verwitt wete Königin soll für den Augenblick die Gefahr überstanden haben,

__ Der Vice-König von Jrland hat Herrn West und mit ihm die ganze Oranien-Bruderschaft zu versöhnen gewußt , so daß der Dubliner Konservativ-Verein sich nicht aufgelöst hat und die dor- tige Grand- Jury nicht auseinandergegangen ist, ohne den neuen Lord-Lieutenant zu bekomplimentiren, wie von den Oranien- Jour- nalen gedroht worden war.

_O’Connell macht mit seiner Lord-Mayorschaft ein großes Ge- prânge, die ganze fatholische Welt soll sich es zur Ehre rechnen, daß die Hauptstadt Jrlands wieder einmal einen Bürgermeister dieses Glaubens hat und soll ihm für diese Ehre danken, und zwar durch baares Geld. Denn es wird in kurzem wieder die jähr- lihe Rente für ihn gesammelt werden; und man behauptet, es sey so schlecht mit seinen Finanzen bestellt, daß, wenn jene bei die- ser Gelegenheit nicht sehr ergiebig ausfiele, seine Verlegenheit auf die unangenehmste Weise ans Licht kommen würde, Die Thatsache ist, daß, obgleich das Jrländische Volk ihm seit Jahren ungeheure Sum- men gefteuert hat, seine Ausgaben, erstlich um die Erwählung seiner Söhne und anderen Anhänger zu sichern, und dann die anständige Er- haltung der meisten diefer Repräsentanten während der Parlaments- Sißungen in dem theuren London zu bestreiten, jene Einnahmen bei weitem überschritten haben; besonders da er von Hause aus nicht reich, seine Familie zahlreich, und er, um sich gänzlich dem politischen Treiben zu widmen, jeder Beschäftigung in seinem Beruf als Advokat, lângst entsagt hat. Jndessen versichert man, daß die Zahl der Priester, welche sich weigert, ferner fúr ihn zu sammeln, mehr und mehr zunimmt; dieses aber eben nicht aus einer neu- erwachten Vorliebe für die bevorrechtete protestantische Kirche, sondern weil das jährliche Sammeln unter ihren armen Gemein- den das priesterliche Einkommen schmälern. Am Ende sind die meisten Leute sich immer selbst die Nächsten; und da wenig Hosff- nung vorhanden is, daß der Zehnte auf ihre eigene Kirche úber- tragen werde, und durch die Entrichtung desselben an den pro- testantischen Pfarrer ihnen im Grunde nichts entzogen wird, so mögen sle auf dem ganz natúrlichen Wege der Selbstsucht zu einem Entschlusse gekommen seyn, den die konservativen Journale als Patriotismus loben.

Die immer zunehmende Stockung in den Eisen-Fabriken, wo- durch eine ungeheure Masse Schmelzer und Bergknappen außer Brod kommen, erhebt die Hoffnung der Oppositions- Journale, daß der Zuwachs, welcher der Anti-corn-law-league daraus erwachsen músse, deren Stärke ungemein vermehren würde. Die Entdeckun- gen jedoch, die der eben angefangene Prozeß der Prinzen-Mörder in Paris ans Licht bringt, und welche leider nur zu sehr mit dem übereinstimmen, was von den Ansichten, Wünschen und Plänen unserer Chartisten- und Handwerker - Vereine ans Licht gekom- men, machen unsere Mittel - Klassen wieder bedenklich und noch mehr geneigt, der Peelschen Verwaltung die verlangte Probezeit zu gestatten. Man lese nur, was so eben wieder die Chartisten, diese Schreier nach allgemeiner Freiheit, zu Norwich sich erlaubt ha- ben. Man erinnert sich, daß dieselben vor einigen Wochen sich in eine Versammlung gedrängt, welhe zu Gunsten auswärtiger Missionen in jener Stadt berufen worden war, und dieselbe durch ihren Lärm nöthigten, unverrichteter Sache auseinanderzugehen. Hâtten sie sich damals darauf beschränft, ihren reicheren Mit bürgern die Billigkeit zu Gemüthe zu führen, daß zuerst die Nackten im Vaterlande gekleidet und die Hungrigen ge speist würden, ehe man große Summen an die Bekehrung weit entlegener Heiden verwendete; so wäre dieses noch zu ver: zeihen gewesen. Der Hohn «aber, womit sle die anwesen: den Herren, besonders die Geistlichen, behandelten, das brutale Gebrúll, womit sie jeden Redner niederschricen, läßt sich durch nichts entschuldigen. Bei der Gelegenheit aber, wovon jeßt die Rede is, war ihr Benchmen noch weit ärger, und ließ einen Sinn erblicken, welcher jeden, welchem die bürgerliche Ordnung, Religion und Enzie- hung am Herzen liegen, ernstlich für die Zukunft bang machen fann,

Es sollte namlich in einem Dorfe bei Norwich eine neue Kirche eingeweiht werden, welche, nicht auf Kosten des Staates, sondern durch freiwillige Beiträge, nicht für ferne Ausländer, fondern für die christliche Erbauung und die religidse und sittliche Belehrung der eigenen Mitbürger errichtet worden war. Dennoch beschlossen die Elenden, die Feierlichkeit zn verhindern, Sie kamen mit Fahnen mit beleidigenden Jnschristen und klingendem Spiele herbeigezogen, suchten sich, mit Ausschließung Aller, welche mit frommen Sinne dem Gottesdienste beizuwohnen gedachten, in die Kirche zu drängen, und als dieses durch“ die Polizei verhindert wurde, warfen sle den Hineingehenden alle mögliche Hindernisse in den Weg, beschimpften die Geistlichkeit und besonders den Bischof (der nocch dazu ein Mann if, welcher sich durch seinen liberalen Sinn bei den Tories verdächtig, wo nicht verhaßt gemacht hat) und störten durch Musik und anderen Lärm den Gottesdiensk, so daß sie zuleßt gewaltsam aus einander getrieben und mehrere ver- haftet werden mußten.

Aber es ist nicht allein hier, wo sich dieser wilde uncehrerbie- tige Geist blicken läßt, Selbst in Schottland, in ländlichen Ge-

Aue) nahmen, ward der Beschluß gefaßt, daß dieser Bazar zu | genden, unter Leuten, welche einen bedeutenden Grad von Bildung nfang Februars eróffnet werden solle, Jn diesem Monate wird | empfangen, und bei einer Sache, wo es sich von den höchsten

noch eine allgemeine Versammlung der verschiedenen Vereine für | Jnieressen der Religion handelt, läßt er sich blicken.

Jch lese

Aufhebung der Korngeseße in Manchester stattfinden. Einzelne | fo eben in einer Schottischen Zeitung, und zwar einer, welche die

Versammlungen zu diesem Zwecke werden in allen bedeutenden Städten fortwährend abgehalten,

Der Wahnsinnige, Charles Mann, der am Sonnabend cinen Versuch machte, in den Buingham- Palast einzudringen, is am

Dienstag Nachmittag nach Bedlam gebracht worden, wo er seinen |

Plaß dicht neben Oxford's Zelle erhalten hat, der bekanntlich ein Pistol auf Jhre Majestät abgefeuert hatte. Charles Mann bleibt noch immer dabei, sich für den rechtmäßigen Erben des Britischen

Thrones zu halten, aber im Uebrigen is er ruhiger in seinem |

Benehmen geworden. Er soll sehr achtbare Verwoandte haben, und man glaubt, daß er diesen überliefert werden wird, wenn sie Bürgschaft dafür stellen, daß sie ihn in gehdrige Obhut neh: men und ihn an jeder neuen Ruhestörung verhindern wollen. Der Globe sagt in seinem Börsen-Artikel: „Es freut uns, zu hóren, daß das Geld wieder von freien Stücken anfängt, aus den Provinzen, deren Banken bei den leßten ungünstigen Verhält- nissen sich mit baarem Gelde hatten versehen müssen, hierher nach London, zurückzuströmen. Die Londoner Banquiers erheben jedoch große Klagen, daß unter diesem zurüströmenden Gelde sich viele zu leihte Sovereigns befänden, welche von der Bank in London

Sache der Gegner des Kirchen-Patronats mit großem Eifer ver-

| theidigt, Folgendes: „Vorige Woche sollte vom Presbyterium von

Garioch zu Culsamond auf geseßliche Weise ein Geistlicher eingeseßt werden , den aber die Majorität der Kirchkinder männlichen Ge- schlechts, welche das Abendmahl in derselben zu nehmen pflegen, auf das bekannte Geseß der Kirchen - Versammlung gestüßt , ver- worfen hatte, Die Bewohner sollen vorzüglich aus wohlhabenden Pächtern bestehen, welche auf der Universität zu Aberdeen wenig- stens Physik und Chemie zu hören pflegen. Diese Leute nun, oder andere, die in ihrem Sinne handelten, nahmen von der Kirche Besiß, stießen und drängten die in die Kirche kommenden Geistlichen und Beamten so gewaltsam, daß einem der Leßteren mehrere Rippen zerbrochen wurden. Hierauf nun machten sie einen fol- chen Lärm, daß an feinen Gottesdienst zu denken war, und das Presbyterium, unter dem Schuße der Polizei, sich mik Müúhe ins Pfarrhaus begeben und dort den Gottesdienst und die

Einseßung begehen mußte, Jnzwischen blieb das Volk bis spät

in der Nacht in der Kirche, schrie, tobte, lâsterte, las spottend Stellen aus der Bibel, sang Volkslieder im Psalmentone, und

trieb es so arg, daß der Berichterstatter es nicht wagt, Alles mit- | des Wahlrechts solle eine

zutheilen. Einige schlugen sogar ein Spiel mit Karten vor; und da der Bericht nicht bis zur Zeit reicht, wo die Kirche wirklich ver- lassen wurde, so wäre es möglich, daß auch diese Entweihung stattfand.“

Belgien.

Brüssel, 20. Nov. Madame van der Smissen, die Gakt- tin des Generals, die in dem Hochverraths - Prozeß verwickelt ist, ist von Neuem in engeren Gewahrsam gebracht worden. Die Verhöre der Angeklagten dauern fort.

Die katholische Universität zu Löwen ist in diesem Semester un- gemein stark besucht. Der philosophische Kursus (erstes Studien- jahr) zählt allein 147 insfribirte Studirende, eine Anzahl, die er bisher noch niemals erreicht hatte. E

Die Wahl des Herrn Cogels in Antwerpen, deren Gültigkeit in der Repräsentanten-Kammer sehr angefochten wurde, ist jeßt von der Leßteren anerkannt worden.

Dánemark.

Kopenhagen, 19. Nov. Heute tritt Se. Königl. Hoheit der Kronprinz auf dem Königlichen Dampfschiffe „2legir“ auf ein paar Tage cine Reise nach Stralsund an. Am Bord des Dampf chis befinden sich auch Jhre Durchlaucht die Prinzessin Marie Louise Charlotte von Anhalt- Deßau, so wie der Königlich Preu- ßische General-Lieutenant und Kommandant in Magdeburg, ‘Prinz Georg von Hessen, auf der Rückreise nach Deutschland,

Deutsche Bundesstaaten.

München, 19. Nov. (A. Z.) Die Feier der Beisezung der irdischen Ueberreste Jhrer Majestät der höchskseligen Königin Wittwe in der Gruft der Kajetaner - Stiftskirche, hatte gestern, wie bereits erwähnt, nach den Bestimmungen des Programnis auf würdige Weise statt. Dem Leichenwagen folgten, sichtbar er- griffen, Jhre Majestäten die Könige Ludwig und Friedrich Wil helm, so wie ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Karl :c. Jhre Majestäten die Königinnen Therese und Elisabeth

ließen sich durch den Rath der Aerzte bewegen, dem Zuge, der

eine volle Stunde dauerte, nicht beizuwohnen. Unmittelbar nach der Beiscßung wurde in der protestantischen Kirche der Trauer Gottesdienst im Beiseyn der Allerhöchsten und höchsten Herrschaften gehalten. Die gediegene Rede des Ober- Konsistorial-Raths Faber,

so wie die rúhrenden und erhebenden Worte, die früher (bei der

Aussegnung des Leichnams) der Kabinets - Prediger der hochseli- gen Königin, Ministerial - Rath Dr. von Schmidt, sprach, und die viele Anwesenden zu Thränen bewegten, werden im Dru er wartet, Diesen Morgen hatte um 10 Uhr ein nochmaliger Trauer-Gottesdienst in der protestantischen, und um 11 Uhr eine Leichenfeier in der Kirche zu St. Kajetan statt, welchein der Allerhöchste Hof beiwohnte, und wobei der allgemein geachtete Stiftsprobst 1c, Hauber einen das Gemüth tief ergreifenden Vo1 trag hielt, Der Preußische Monarch, der sich etwas unwohl be findet und darum heute Tegernsee nicht besucht hat, wird mit sei ner durchlauchtigsten Gemahlin, welche, wie vor wenigen Tagen ihr Geburtsfest, heute ihr Namensfest in der schmerzlichsten Gemüths stimmung feiert, wie es heißt, Montag die Rückreise antreten.

Würzburg, 20. Nov. (Bayer. Bl) Sicherem Vet nehmen nach, sind auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs sämmtliche Bischöfe des Reichs in Folge des Ablebens Jh- rer Majestät der verwittweten Königin Karoline aufgefordert wo1 den, diesen schmerzlichen Trauerfall „in sämmtlichen Pfarrkirchen ihrer Didzesen von den Kanzeln in angemessener Weise feierlich verkünden zu lassen und dabei zugleich eine mit den Geseben und Lehren der katholischen Kirche vereinbare, der hohen Würde der Allerdurchlauchtigsten Verstorbenen entsprechende religidse Trauer Feierlichkeit durch Abhaltung einer Trauer- Rede in jeder Pfarr firche alsbald anzuordnen,“

Karlsruhe, 18. Nov. (Bad. Bl) Wir erhalten die erfreuliche Nachricht, daß Jhre Konigl. Hoheit die Großherzogin und Jhre Hoheit die Prinzessin Marie den 10ten d, M. in Nizza in erwünschtem Wohlseyn angekommen sind. Dieselben haben ein Landhaus in der Vorstadt de la croix de marbre bezogen, Wir hoffen, recht bald weitere erfreuliche Nachrichten von der wohlthà tigen Einwirkung des milden Klimas auf den Gesundheits-Zustand JFhrer Königl, Hoheit mittheilen zu können. Herr Geheime Rath Dr, Chelius, dessen Begleitung auf der weiten Reise den zahlrei: chen Verehrern der Frau Großherzogin eine so beruhigende Ge währ dargeboten, wird nur noch einige Tage in Yiizza verweilen, und dann seine Rückreise antreten.

Auf der Mannheim-Heidelberger Eisenbahn sind in der ersten Hâlfte des November 9140 Personen befördert worden, und zwar: von Heidelberg nach Mannheim 4403, von Mannheim nach Hei delberg 4734, Davon fuhren nur 400 in der ersten Wagen Klasse und 720 in der zweiten, Die Gesammt-Einnahme betrug 20 Nl, 041 S Schweiz.

Beru, 14. Nov. (A. ZZ Seit ungefähr acht Tagen wen det sich die éfffentliche Aufmerksamkeit beinahe ausschließlich nach Genf, wo das nicht ohne Mühe und Gewandtheit durch alle seit 1830 drohenden Stürme erhaltene Gebäude der Staatsverfassung von 1814 auf einmal zusammenzustürzen droht. Seit Jener gro ßen Volksversammlung, welche die Genfer Machthaber anfangs fúr bedeutungslos hielten, verbreitete sich eine bedeutende Gährung unter den verschiedenen Klassen, Als der Syndic Rigaud von der Tagsaßung zurückehrte, erhielt er eine Zuschrift von beinahe 90 Mitgliedern des Repräsentanten- Rathes, welche den Wunsch außerte, daß sogleich eine zahlreiche Kommisfion aus beiden Râthen niedergeseßt werden möchte, in eer die verschiedenen

C S Ne n Si en des Landes vertreten wären bekannten politischen Meinungen A S A , um die Bemerkungen und Wünsche n E U sammeln, und sie nebft ihren eigenen Ansichten dem Staats-Rath vor zutra-: gen. Der Staats - Nath „gab ausweichende Antwort, der vorge- \chlagene Schritt sey ‘unförmlich; in wenigen Tagen trete der Reprásentanten-Rath zusammen, und dann könne ja auf den An- trag jedes einzelnen Mitgliedes die Sache mit der Sorgfalt un- tersucht werden , die ihrer Wichtigkeit angemessen sey. Der NBerein vom 3, Mârz hatte in der lebten Zeit eine große Thâtig- keit entwielt, die Flugschriften, welche die bffentliche Meinung für eine Abänderung der bisherigen Verfassung vorbereiten soll: ten, folgten sich rasch, und die Mängel des bisherigen politischen Zustandes wurden scharf genug erörtert. Nach erhaltener Antwort des StaatsR-aths versammelte sich Montags den 8ten der Ver- ein vom 3, Mârz und erließ eine neue Zuschrift an den Staats- Rath, in der man sich vorzúglih gegen eine theilweise Umge- staltung verwahrte, und die Nothwendigkeit umfassender und durchgreifender Umgestaltung darzustellen suchte, Schließlich ver- langte man 1) eine Reform des Wahlsystems, durch Ausdehnung richtigere Vertretung des gan:

zen Gebiets erzweckt werden, 2) eine Herabseßung der Zahl der Glieder der beiden Räthe, 3) eine bessere Organisation der geseß- gebenden Behörde und die Trennung derselben von der vollzie- henden, 4) bedeutende Beschränkung der Amtsdauer der Miktglie- der des geseßgebenden Rathes und die Erneuerung dieser Be- hörde in größeren Abtheilungen, 5) eine bessere Vertheilung der Junitiative zwischen beiden Räthen, 6) die Anerkennung des Peti- tions - Rechts in der Wirklichkeit und 7) ein gutes Munizipal- Geseß für den ganzen Kanton nebst einem gewählten Gemeinde-

Le S p - D e A Rath für die Stadt. Am folgenden Tag wurde diese Zuschrift Úberreicht. Der allgemein beliebte Syndic Rigaud hatte unter- dessen die angesehensten Vorsteher großer Fabriken und Manu- fakturen zu sich fommen lassen und sie ersucht, ihre Arbeiter von Bewegungen abzumahnen. Jhre Aeußerungen sollen beruhigend gewesen seyn, Der Adresse des Vereins vom 3, März gegenüber wird jeßt eine andere zu Gunsten der Räthe versucht, welche in- dessen sich keinesweges gegen Abänderungen auf geseßlichem Wege ausspricht. Nach den leßten Berichten war die Gährung sehr bedeutend, Ein Ausbruch wurde mehr durh den Einfluß der Häupter der Mißvergnügten, als durch die Kraft der Regierung zurúckgehalten. Der Staats-Rath soll bereits mit einem Abâän- derungs-Vorschlag beschäftigt seyn. Gewaltthätigkeiten und Gräuel wie in den neunziger Jahren sind wehl gegenwärtig nicht mehr zu fürchten, und im übrigen übt Genf eben feinen großen Einfluß auf die anderen Kantone. Es is daher zu hoffen, daß die Umge- staltung, welche sie immer auch sey, ohne bedauerliche Ereignisse voruber gehen und am Ende dasjenige vorstellen werde, was in anderen Ländern ein Ministerwechsel heißt. Verlängerte Unruhen und heftige Zwietracht würde sonst nachtheilig auf den Wohlstand der Bevölkerung einwirken, und der Genfer weiß zu gut zu rechnen.

d E Spanten.

Im Vefsager liest man: „Ban Halen ist am t5ten-in Barcelona cingerúckt. Seine Truppen haben sämmtliche Posten beseßt, ohne Widerstand zu finden. Die Stadt und die Provinz sind in Belagerungs-Zustand erklärt worden. Der Regent war am 14ten noch in Saragossa. Die Mitglieder der radikalen Junta von Barcelona haben sich in der Nacht vom 13ten auf den 14ten nach London eingeschisft; sie begeben sich durch Frank reich dahin, Die Demolirung der Citadelle ist unterbrochen wor- den. Der Regent hat eine gegen die Exaltados gerichtete Proclg- mation veröffentlicht,

Tüúürkei.

Konstantinopel, 3. Nov. (A. Z) Auf dem auswärti- gen Departement herrscht eine ungewöhnliche Thätigkeit; vergan gene Woche fand daselbs eine Konferenz skatt, zu der die Reprä- sentanten der Europäischen Mächte eingeladen worden waren. (S. unten.) Jm Publikum glaubt man, daß der Gegenstand der Be rathung von dringender Wichtigkeit seyn msse, da man fie troß des noch fortdauernden Ramadans halten zu müssen glaubte.

Die Organisation der hier konzentrirten Truppen wird mit vieler Energie betrieben, Die Arsenale wimmeln von Arbeitern und der Sultan schritt vor einigen Tagen zur Ernennung eines Generalissimus für die gesammte Ottomanische Armee. Seine Wahl fiel auf Jacub Pascha, der so schnell wie möglich die Functio- nen seines Postens anzutreten angewiesen ward,

Die Pforte hat die kriegerischen Rüstungen, die sie mit auf- fallender Raschheit bewerkstelligt, dadurch motivirt, daß man ge- fährlichen Verbindungen der christlichen Unterthanen Sr. Hoheit

auf die Spur gekommen sey, und daß man aus der Haltung

und dem seitherigen Benehmen Griechenlands gegründete Be- forgnisse für die dauernde Erhaltung des Friedens im Orient ge \chöpft habe. Jn Folge dieser Erklärung erließ der Reis-Effendi, Rifaat Pascha, an die Repräsentanten der Mächte, welche den Londoner Traktat vom 6, Juli 1827 in Betreff Griechenlands unterzeichnet hatten, die Einladung zu einer Konferenz, welche auch am 29, Oktober zwischen den Türkischen Ministern und den Ge- sandten von Frankreich, Großbritanien und Rußland stattfand, Hier soll Rifaat Pascha der Konferenz eine Beschwerde der Pforte gegen Griechenland vorgelegt haben, die, in cinem ziemlich gereiz ten Tone verfaßt, aus sieben Punkten bestehen soll. Die vorzúg lichsten der erhobenen Anklagen sollen sich auf das Benehmen der Griechischen Autoritäten gegen Türkische Unterthanen bezichen, dann auf die unmotivirte Verweigerung der Unterzeichnung des vor furzem geschlossenen Handels - Traktats, auf das angebliche Bestreben des Griechischen Staats, die Bevölkerung des kaum entstandenen Königreichs zu großem Abbruch der Türkei und mit Berleßung der internationalen Rechte zu vermehren, auf das feind sclige Benehmen Griechenlands während der leßten Kandiotischen Insurrection, endlich auf das Bestreben des genannten Landes, die ihm durch Verträge, welche die Sanction Europa?'s erhalten, geseßten Territorial - Gränzen weiter auszudehnen. Begreiflicher- weise is der leßte Punkt der wichtigste, und die Pforte will inm Besiße von untwiderleglichen Beweisen für die Wahrheit ihrer Behauptungen sich befinden. : j

por nrvnes x T M M O. "O MOU B N N P-OPOORL C S T V POGEI ch: M i A CACT "M _ “T T—-OMT N

Ueber Gymuasial : Erziehung.

A, Kapp, die Gymnasial -Pâdagogik im Grundrisse. Arns berg 1841. E

M. Seebeck, über Sinn und Zweck unseres Gymnasial : Un- terrichts. Jena 1841. j

C, F. Jngers lev, Bemerkungen über den Zustand der gelehr- ten Schulen in Deutschland und Frankreich, Berlin 1841,

3 Weit el M Petit kel, (Vergleiche Staats-Zeitung Nr. 305.)

Indem wir unsere Bemerkungen vorzüglich an die beiden ersten der obengenannten Schriften im ersten Artikel (Nv. 305) anschlossen, suchten wir darzuthun, daß für den Zweck der Gymnasial Erziehung die Gesammtheit dex bestehenden Unterrichtsgegenstände unter vor zugöwetser Berücksichtigung der Alterthumöstudien durch dic Anfor- derlligen der Ltt bedingt sey, und daß demnach weder die ungufhör lich erneuerten Angriffe guf dic humanistischen Studien zu bil- igen seyen, noch die Vorschläge derer Beifall verdienen , die etnseitig nun diese Skudien betrieben wünschen. Auch bemerkten wir bereiis, daß die Stellung der einzelnen Unterrichts - Gegenstände gegen einander uns im Ganzen die richtige und angemessene schieite ; wobei wir jedoch die Folge und Verbindung derselben, so wie ihre Vertheilung auf die einzelnen Lectionen noch gänzlich außer Acht lic- ßen. Je wichtiger nun aber diese Anordnung im Einzelnen. für die Erreichung des Gesammt - Zwecks ist, je größere Aufmerksamkeit ver- dient der Lectionsplan der Gymnasten, in dem jene sich darstellt Wir können nicht umhin, hier beiläufïg die viel erörterte Frage zu berühren, ob nicht die Zeit der Lectionen Überhaupt zu ausge- dehnt und deshalb der Gesundheit und körperlichen Entwickelun der Schüler nachtheilig sey; um so weniger, da sie durch cine Ver: sammlung von Aerzten kürzlich abermals in Anregung gebracht ist, obwohl ste durch das Ministerial-Reskript vom 24, Oktober 1837 be-

reits erledigt schien, Mag immerhin den Aerzten in dieser Sache die !

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leßte entscheidende Stimme gebühren, die Erfahrungen derer, die viel- j fach mit der Jugend selbst in Berührung kommen, verdienen doch |

auch einige Berücksichtigung, und so nehmen wir keinen Anstand, hier zuerst Herrn Fngerslev redend einzuführen, und dann selbst ein zelne Bemerkungen anzuknüpfen. „Jch habe“/, sagt Herr F ngers- lev, „mirgends die Symptome der Kränklichkeit bemerkt , von denen so viel die Rede ift, nirgends sind mir jene Klagen über Ucberlastung der Schüler vorgekommen. Fh sprach oft mit den Schülern, hörte sie aber fich nie Über zu große Anstrengung beklagen, ‘/ Dies müssen wir aus eigener Erfahrung vollkommen bestätigen, andererseits aber ofen bekennen, daß die Schüler der Gymnasien oft hon schr früh die körperliche Regsamkeit und die damit verbundene Munterkcit des Geistes verlieren, daß sie sich im Allgemeinen zu wenig Bewegung in freier Luft machen und ihre Vergnügungen meist so wählen , daß sie, abgesehen von anderen bedenklichen Folgen, der Gesundheit leicht nachtheilig werden können. Diesen Uebeln wird aber eine Vecmin derung der Schulstunden schwerlich abhelfen, es if sogar leiht mdg lich, daß eine solche nur die Vermchrung nachtheiliger Vergnügungen und ein Vergraben in schädliche oder mindestens gleichgültige- Lektüre zur Folge hat. Mehr läßt sich zur Abwehr solcher Uebelstände von der Wiederbelebung des Turnwesens hoffen, die dem Vernehmen nach in Aussicht sicht, zu der aber etne bedeutende, kräftig ecinwirkende Persönlichkeit erforderlich scheint, da die Erfahrung hinreichend ge- lehrt hat, daß ohne ein geistiges wenn man so ohne Mißdeutung sagen darf: gesellschaftliches Fnteresse die körperlichen Uebungen allein die Schüler, namentlich die der oberen Klassen nicht lange fesseln. Ferner glauben wir, daß durch eine lebendigere Anregung des emptrische Fnteresses in den nagturwissenschaftlichen Stunden guch in dteser Bezichung Manches gewonnen werden könnte. Sobald die Lust an den unbefangenen Spielen vorüber is, bedürfen die jungen Leute etner besttmmten Anregung der Art, um in das Freie gelockt zu woer- den; ein müßtges Spazierengchen ohne besttmmte Zwecke, allein zur Erholung, liegt nicht in ihrer Natur.

Wir wetiden uns, alles Weitere der Zukunft anheim stellend, zu der Anordnung der Lehrgegensiände in dem Lecttonsplan. Durchaus angemessen is es, daß diese nicht sämmtlich mit etnemmal, sondern nach und nach eintreten, und daß man einzelne syäter ganz wegfallen läßt, wenn das erforderliche Maß von Kenntuissen und eine gewisse Leich tigkeit in Anwendung derselben erlangt is: so tritt der Griechische Unterricht nach dem Lateinischen, der (Franzöfische nach dem Deutschen ein, der mathematische ers da, wo m Rechnen bereits die nöthige Ferktigkett erlangt ist, der physikalische Unterricht nimmt den in der Raturbeschreibung auf, und cin ähnliches Verhältniß findet zwischen dem historischen und geographischen statt. Auch betrachten wir es im Ganzen als das richtige Verhältniß, daß den alten Sprachen durch alle Klassen die größte Stundenzahl unter den cinzelnen Objekten zu gewtesett t, daß dann in den mittleren und oberen Klassen zunächst der Malhematik cine größere Zeit gewidmet wird, und daß endlich die anderen Gegenstände mit ziemlich gleicher Berücksichtigung in dieser Hinsicht nebeneinander stehen. Dennoch drängen sich uns bei der Be trachtung des gewöhnlichen Lectionsplans Bedenken auf, die uns \chr erheblich scheinen. Einmal i| nämlich abgeschen von dem späte ren Hinzutreten einzelner Objekte und dem früheren Aufhdren anderer, \0 wie von wentgen minder bedeutenden Abweichungen doch vor herrschend das Schema des Plans, namentlich in den mittleren und oberen Klassen, für die verschiedenen Stufen des Unterrichts dasselbe, und es scheint wenig Rücksicht darauf genommen, daß ein jeder Ge genstand, um gleichsam erst festen Fuß zu fasscn und fich des Schü lers zu bemächtigen, mehx Zeit und Kraftaufrwoand verlangt, wann ev zuerst cintritt, als später, wo er nur fortgescßt werden soll ; daß ferner dic Neigung und Entwickelung derSchülermanchemGegenstand auf einer ge

wissen Stufe des Alters vorzugsweise günstig ist und sich gerade auf dieser

aucl) die meiste Frucht von einer vorzugsweisen Berücksichtigung ci nes folchen Unterrichtsgegenstandes hoffen läßt. Mit diesem Beden ken hängt ein anderes wesentlich zusammen; es find nämlich durch die Gleicharttgkett des Schemags5 mehrere Objekte in eine solche Stel

lung gerathen, daß sie zwar lange Zeit hindurch gelehrt weden, aber

stets nur in zwei wöchentlichen Stunden, von denen jede durch dret oder vier Tage von der anderen getrennt is. So wird tén manchem Gegenstand fünf bis fieben Fahre unterrichtet, und der Ertrag ist dennoch nur ein sehr geringer, weil der Unterricht selbst Eeinen Zu sammenhang gewinnen, die Kraft des Schülers nie ganz tin Anspruch nehmen und deshalb auch kein Futeresse erzeugen kann. Dieser Nach theil trifft weniger den Religions-Unterricht und die Deutschen Stun- den, da mit diesen der gesammte Unterricht vielfach dieselben Zwecke verfolgt; dagegen wird exr sehr empfindlich in den Französischen und den ngturwtissenschaftlichen Stunden, die überdies schon ziemlich iso lrt gegen den übrigen Unterricht stehen; auch ift die Geschichte in der ersten Klasse, wo sie erf recht thre bildende Kraft gewinnen könnte, auf ähnliche Weise etngeengt. Man wird freilich dieje und verwandte Mängel nur beseitigen können, indem man manche Gegenstände nicht ununterbrochen lehrt, sondern abwechselnd, aber dann mit größerer Skundenzahl eintreten läßt. Daß auch dies große Ucbelstände haben kann, wenn es nicht guf sehx behutsame Weise geschieht, ist uns nicht verborgen. Mancher Erfghrungen wird es bedürfen, che man alle Schwierigkeiten glücklich umgeht; aber durh mannigfache Versuche in dieser Beziehung könnten tüchtige Direktoren gewiß dexr Gymna stal-Pädagogik die wichtigsten Dienste leisten, Um der Zerstreuung und Zerstückelung des Unkerrichts vorzubeugen, find in dem erwähn ten Ministerial-Reskript (vom 24, Oktober 1837) mehrere schr wich itge Andeutungen gegeben worden, doch scheinen sie bis ießt noch we nig verstanden und beachtet zu scyn. Auch könnte die daselbst gege bene Anordnung, daß verwandte Untercichts-Gegenstände in derselben Klasse, so weit es thunlich t, demselben Lehrer zu übergeben seyen, noch eine viel ausgedehntere Ausführung zum Besten des Ganzen finden, als fe bisher gefunden hat, obwohl der Unterricht im Latei nischen und Deutschen oder in dexr Geschichte und Geographie, oder in der Mathematik und den Natucewissenschaften meist auf eine zwet mäßige Weise durch die Uebertragung an etnen Lehrer in derselben Klasse verbunden ift.

Die einem Lehr-Gegenfstande eingeräumte Zeit und scine Verbin dung mit den anderen Objekten haben aber den bedeutendsten Einfluß alf die Behandlung desselben. Es ist die Met h ode des Gymnasial Unterrichts oft genug und selbst von einsichtsvollen Männern geta delt worden, um in einiger Mißachtung beim Publikum zu stehen und es scheint deshalb nicht unangemessen, näher ienen Tadel zu be leuchten. Ueber die Güte oder die Mängel der Methode im Allge meinen wird man wohl am zuveclässigsten nah dem Erfolg des gat zen Unterrichts entscheiden, der sich am klarsten in dem Resultat der Abiturienten-Prüfungen herausstellt. Hierüber spricht sich aber Herr Fngerslev, gewiß ein unpartetiischer Gewahrsmaun, tin folgender Wetse aus: „Das bei diesen Prüfungen in Preußen Geleistete ist, wenn man auf die Total-Ausbildung und die wahre, geistige Reife der Abiturienten sicht, so bedeutend und so lobenswerth, daß wenige Schulen in Deutschland dasselbe zu leisten vermögen und keine mehr.// Wenn dem so ist, so kann die Methode unmòglich im All- gemeinen so unzweckmäßig seyn, wie man anzunehmen scheint; Herr “Fngerslev fügt in dieser Beziehung auch selbst hinzu: „Das Preu ßische Gymnasialwesen könnte in der That keine bessere Waffe fin den gegen die zum Theil sehr ungerechten Angriffe, deren Gegen siand es gewesen ist, als eine Verdffentlichung der Leistungen bei den Abiturienten-Prüfungen.// Man hat jedoch solche Angriffe vor- zugsweise durch eine Vergleichung der Gymnasien mit Bürger- und Realschulen begründet, und darzuthun gesucht, daß in diesen die Methodik viel bedeutendere Fortschritte gemacht habe, und daß es durch Ausbildung derselben gelungen sey, dem Unterricht dort mehr Frische und Lebendigkeit zu geben und auf die Belebung einer grô Feren Zahl von Schülern einzuwirëen, als auf den Gymnasien. Wir glauben, es handelt sich hier nicht um die Methode einzelner Lehrer an diesen und ienen Anstalten denn hierüber möchte sich shwer- lich Allgemeineres ausfagen lassen sondern vielmehr um die all- gemeine Methode, wie sie eine längere Erfahrung, abgeschen von einzelnen Modificationen, die fast jeder Lehrer für nöthig hält, fest- gestellt hat, Dann aber möchte sich leicht herausstellen, daß der Un-

| habe eine Nachbildun

D é . terricht in den Spraächetit bisher auf deit Gymitasieit mit bet weitent größerem Erfolge betrieben worden if, als in den Bürger- und Realschu- len, während diese die Gymnasien im naturwissenschaftlichen , ge0- graphischen und oft wohl auch im historischen Untericht durch zweck- mäßigere Methode und lebendigere Einwirkung auf die Schüler Über- flúgelt haben. Will man jenen allgemeinen Tadel in der Weise be- schränken, daß der Unterricht in den Realien oft auf den Gymna- fien nicht dic Behandlung finde, wo er eine wahrhrhaft bildende Kraft und bleibende Erfolge gewinne, so stimmen wir durchaus in densel- ben ein, dürfen aber dabei nicht unbemerkt lassen, daß die Mängel in der Behandlung wesentlich in der zersplitterten Zeit für diesc Unterrichts-Gegenstände und in der geringen Verbindung, in die sic mit anderen geseßt werden, zu suchen sind. Wer gegen die Methode des Gymnasial - Unterrichts nicht ungerecht seyn will, darf sle da nicht unbeachtet lassen, wo sie sich am freiesten entfalten kann, und muß zwischen der Behandlung der verschiedenen Lehr - Gegenstände wohl unterscheiden.

_Am bestimmtesten und besten ausgebildet is auf unseren Gym=- nasien ohne Zweifel die Methode fúr den Unterricht in den alten Sprachen und ihrer Literatur. Als eigenthúmlih und sehr empfeh- lenswerth bezeichnet Herr Fngerslev besonders die Behandlung des grammatischen Unterrichts, der mit der Erlernung der Formen und Negeln sets die mannigfachsten schriftlichen und mündlichen Uebun=- gen Hand in Hand gehen läßt, und hierdurch die Leichtigkeit in An- wendung jener in jedem Augenblick steicert. So anregend dieser Unter- richt auch auf die Jugend wirkt es ist beiläufig mehr Anstrengung und Kraft erforderlich, um im Anfange die Theilnahme der Schüler für diesen Unterricht, als für die Realien zu gewinnen so is| nah unserer Meinung doch die Art und Weise, wie die klassischen Autoren in un= jeren gelehrten Schulen gelesen werden, noch bei weitem geeigneter, dke Denkkraft der Schüler zu üben und ihre Thätigkeit zu beleben. OQurch die eigene Vorbereitung derselben auf das Pensum, durch das etgene Fnterpretiren und Kommentiren, wobet der Lehrer nur exami= ntrend nachhilft, und durch die darauf erfolgende Wiederholung ist es mdglich , die Selbsithätigkeit ungufhörlih in Anspruch zu nehmen und zu kontrolliren. Schärfe und Schnelligkeit in der Auffassung fremder Gedanken, Bestimmtheit und Gewandtheit im Ausdrucke der etgenen, Ubt diese Methode auf eine unvergleichliche Weise, und wtr halten alle Bedenken, welche Herr Fngerslev zu Gunsten der in Dä- nemark herrschenden Lehrweise zu erregen sucht, für ganz unerheblich. Aver etne andere Frage ist, ob nicht häufig über der Form der Fnhalt der zu erflärenden Schriften vernachlässigt wird, ob nicht oft mchr auf Sprachkenntniß als auf Bekanntschaft mit dem Gehalt der alten Literatur hingearbeitet und so den humanistischen Studien gc- rade die Wirkung entzogen wird, die sle vornehmlich auf den Gym- naftien haben sollten. Sobald die grammatische Kenntniß der alten Sprachen in den mittleren Klassen hinreichend gefördert ist, sollte sich nach unserer Ansicht die Exegese bet weitem mehr, als gemeinhin ge- schieht, auf den realen Fnhalt der alten Autoren richten; so würden die Alterthums-Studien erst in Wahrheit eine vielseitige Bildung ge=- ben und zugleich auch anderen Unterrichts-Gegenständen vielfach för- derlich seyn, deren Wirksamkeit sie jeßt oft nicht wenig behindern.

Welcher Gewinn würde dann nicht zunächst dem Geschichts-Un= terricht erwachsen! Wir- erwähnten bereits, daß man in thm nicht gerade die starke Seite unsexer Gymnasien sehen kann; auch Herr Ingerslev urtheilt Über denselben sehr ungünstig. „Fn den oberen und zum Theil in den mittleren Klassen,// sagt er, „fand ich Überall die Schüler în diesem Objekt im Ganzen \chwach. Von den Abiturien ten konnte man im Allgemeinen sagen, daß sie von der alten Ge- schichte, der Deutschen und Preußischen einige Kenntniß besaßen, während fte von der (allgemeinen) Geschichte des Mittelalters wenig, von der neueren, aus welcher freilich nur selten Fragen gegeben wur- den, st9 gut wie Nichts wußten ; mehr leistete die größere Zahl nicht. //

Viele Männer,// heißt es dann int ciner Anmerkung, „welche die Sache genau kannten , besonders Lehrer vom Fache, stimmten mit mir völ= lig überein, ig sagten es mir zum Theil selbst im voraus.-/ Man fleht, die Lehrer der Preußischen Gymnasien sind nicht blind gegen wirklich vorhandene Mängel, und sie werden zuerst die Hand bieten, wenn es gtlt, thnen abzuhelfen. Sie tragen gewiß am wenigsten die Schuld einer mangelhaften Behandlung dieses Gegenstandes , sondern fic slnd dazu durch die ganze Stellung desselben genöthigt. Es ist richt genug, daß der Vortrag cine Masse von Fakten aneinander rei

‘t, daß von Skunde zu Stunde derselbe in gleicher Weise von den

chülern wiederholt wird und nur zuweilen eine allgemeine Wieder- holung des eben behandelten Abschnittes eintritt; nicht genug, daß man so fortwährend bet Einzelnheiten stehen bleibt, wobei es im- ner noch sch? jwetfclhaft ist, wie Viele oder wie Wenige ste auf fassen und festhalten; sondern der historishe Unterricht soll ète allgemeinen Begriffe, welche s\ch auf staatlihe Fnstitu- tionen beztehen, zur Deutlichkeit erheben, er soll jene reiche Julle von Faïten, in denen sich das Leben der Menschheit bethätigt und entwickelt hat, Fedem mittheilen und geläufig machen, er soll sïe pragmatisch verbinden und Vergangenheit und (Gegenwart aufs engste verfnüpfen; er soll ferner die alte Geschichte mit RucTiicht auf die den Schülern wenigstens zum Theil bekannte Literalur lehren , und endlich, was mit Recht von ihm zu fordern it, einen sittlich bildenden Einfluß auf die Gemüther úben, wozu doch vor allen Dingen nöthig ist, daß ihm Raum gegeben wird, das FTnteresse der Schüler vollständig zu gewinnen. Äber wic wäre dies Alles möglich bei der bezeichneten Stellung, die er jeßt meist uf den Gymnasien hat, wie möglih, wenn ihm nicht cinmal die Alterthums-Studten guf glle Weise förderlich zu scyn suchen? Frrett wir nicht, so läßt ftch bereits auf den Gymnasien die sehr traurige Wahrnehmung machen, daß die Theilnahme, welche die Schüler von Hause aus immer für den historischen Unterricht mitbringen, durch die Behandlung desselben mit den Fahren stets mehr und mehr ver- ringert wird.

Ueber die Art und Weise des geographischen Unterrichts und seine Erfolge spricht sich Herr Fngerslev gleich ungünstig aus. Ein ähnliches Urtheil würde exr auch über den naturhistorischen Unter richt wahrscheinlich gefällt haben, wenn er demselben seine Aufmerk- samkeit geschenkt hätte ; wir wissen es wenigstens mit eigener Erfah- rung nicht zu vereinbaren, was Herr Seebeck behauptet, daß dieser Unterricht in seiner ießigen Gestalt durchaus genügend sey, um dett Schülern in den Haupttheilen der Naturkunde die wichtigsten Ge- seße und Erscheinungen bekannt zu machen und über die technische Amwvendung derselben im Allgemeinen zu belchren. Die Gründe der nach unserer Meinung allerdings mangelhaften Behandlung auch dieser Unterrichtszweige sind denen, die wir beim Geschichts Unterricht berührten, zu nahe verwandt, als daß hier eine weitere Erdrterung nöthig wäre.

Sehr zu bedauern isff, daß Herr Fngerslev die Methode des mathematischen Unterrichts auf unseren Gymnasien nicht näher ken nen gelecnt hat, denn gerade diese hat vielleicht in neuester Zeit dic bedeutendsten Fortschritte ed Allgemeine Theilnahnice der

Schüler zu gewinnen und Gleichmäßigkeit der Leistungen zu erzeu-

gen, was früher fast unmöglich schien, wird jeßt ohne bedeutende Schwierigkeiten in den meisten Fällen erreiht. Es schcint, als abe ach der Methode des philologischen Unterrichts hier schr wichtige Dienste geleistet, die auch, freilich in anderer Weise, vielfach auf den Französischen Unterricht Übertragen ist , wo ste aber wohl mehr geschadet, als genúßt hat. Eine lebende Sprache wird durch schnelles Lesen leihterer Schriftsteller und fortwährende Uebung im Sprechen mit größerem Erfolge gelehrt werden, als durch ängstliches Anschlicßen an grammatikalishe Regeln und müh-

| sames Kommentiren der Literatur.

Beim Deutschen Unterricht hat man sich auf den (Gymnafiett schon längst von allem Regelzwange losgerissen, und durch die stets lebendige Uebung der Sprache im mündlichen und schriftlichen Aus- dru im hohen Grade befriedigende Resultate erlangt, wie dies auch Herr Fngerslev anerkennt. Es is über dic Methode diefes Objektes vielfa hin- und hergesprochen worden, wohl ohne rehte Noth- dettt wie dasselbe in den oberen und unteren Klassen zu behandein sey, möchte den Lehrern selbst kaum zweifelhaft |eyn- Schwicrigkciten zci-