1841 / 330 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Die Ausfuhr von Englischem Bier, Ale und Porter, nah Off- indien hat in den leßten 4 Jahren fortwährend zugenommen ; im vorigen Jahre betrug sie, außer 3400 Dußend Flaschen, 14,094 große Fässer. A Die Spanischen Papiere gingen heute etwas in die Höhe, weil sich das Gerücht verbreitete, die Regierung zu Madrid wolle Gelder anschaffen zur Einldsung von zwei halbjährigen Coupons der fapitalisirten 3proc. Schuld.

Capitain Elliot, der aus China zurúckfómmt, hatte gestern eine Unterredung mit dem Kanzler der Schaßkammer, Herrn Goulburn. . 5 S

Vor kurzem is hier aus Brússel ein Wagen Napoleon s an gekommen, der dort von Spekulanten angekauft wurde, die ihn dem Londoner Publikum für Geld zeigen wollen. Ein andere! Wagen des Kaisers war vor 25 Jahren hier ausgestellt, wurde \spâter Eigenthum des Königs von Holland und in der Brüsseler Revolution verbrarent, Der jeßige Wagen is eine Art von Staatskutsche und stark mit Vergoldung, und Wappen verziert, Er wurde im Jahre 1805 zu Mailand für den Kaiser verfertigt, war beständig im Gefolge der großen Armee Und brachte Napoleon auf das Schlachtfeld von MWateros, Bei der Flucht des Französischen Heeres fiel er den Engländern in die Hände, wurde diesen aber, da sie ihn einen Augenblick unbewacht ließen, weggenommen und von einigen Bauern bei Charleroi ver- borgen. Leßtere verkauften ihn einem Manne in Brüssel, dem eine Gesellschaft von Spekulanten umsonst eine ansehnliche Summe dafúr bot. Er sollte jedoch wieder auf der dffentlichen Bühne erscheinen; denn eben dieser Wagen war die zur Zeit des Bou- logner Attentats in den Blâttern erwähnte alte Kutsche mit dem Kaiser- Wappen, welche an der Gränze auf den Ausgang des Abenteuers Louis Napoleon’s wartete, Nach dessen Mißlingen traf der Wagen wieder in Brüssel ein, wo der Eigenthümer sich endlich zum Verkaufe willig finden ließ.

Am 13, November starb, erst 47 Jahre alt, der Marquis von Lothian, Familienhaupt einer der ersken Schottischen Adels- Familien und Pair des vereinigten Königreichs; sein altester Sohn, Lord Jedburgh, der Erbe der Pairie, is erst zehn Jahre alt, Der Verstorbene, ein naher Verwandter des Herzogs von Buccleuch, war Lord - Lieutenant von Roxburgshire, Oberst der Miliz von Stadt und Grafschaft Edinburg und Kammerherr der Königin,

Niederlande.

Aus dem Haag, 22, Nov. Der König is auf einige Tage nach Tilburg, in der Provinz Nord- Brabant, abgereist,

Jhre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Frie- drich sind nebst ihrer Prinzessin Tochter aus Berlin hier einge- troffen. : Der Finanz-Minister, Herr Rochussen, ist zu Sr. Majestät dem Grafen von Nassau nach dem Loo gereist, von wo er sich, wie es heißt, nach Belgien begeben wird, Herr von Scherff ist aus Frankfurt a. M. hier eingetroffen.

Es ist eine aus Professoren der Medizin und aus Aerzten bestehende Königliche Kommission ernannt worden, um der Regie- rung Vorschläge in Bezug auf ein neues Sanitäts-Polizei-Geseß zu machen. ; ; ; : :

Die Kommission für die Luxemburgischen Angelegenheiten, die von Sr. Majestät zusammenberufen war und die hier längere Zeit sih aufhielt, is jeßt aufgelöst worden, und die Mitglieder sind nach ihrer Heimat zurückaekehrt, mit Ausnahme des Barons von Blockhausen, welcher interimistisch als Kanzler der Luxen- burgischen Angelegenheiten bestellt ist,

Belgien.

Brüssel, 21. Nov. Jn der gestrigen Sibung der Reprä- sentanten-Kammer legte der Minister des Znnern 1) einen Ve- seßentwurf in Betreff der National - Fischerei, 2) einen Gesebent- wurf in Betreff der Einfuhr der Gerste vor, welcher den Zweck hat, das Geses vom 28. Dezember 1840 bis zum 30, November 1842 zu verlängern, wenn nicht die Regierung es für dienlich erachtet, frúher die Wirkungen desselben ganz oder zum Theil aufhdren zu lassen, Die Kammer verordnete die Ueberweisung dieses Entwurfs an die Kommission, welche mit der Prüfung desselben Gegenstandes in der leßten Session beauftragt war. Herr Osy legte den Bericht über zwei Geseß - Entwúrfe in Betreff eines Ergänzungs- Kredits zur Deckung der Zinsen und zur Amortisation verschiedener Theile der dentlichen Schuld vor, Diese beiden Entwürfe wurden nach furzer Diskussion angenommen,

Deutsche Bundesstaaten.

München, 22. Nov, Jhre Majestäten der König und die Königin von Preußen haben diesen Morgen nah 9 Uhr unsere Stadt verlassen und werden heute in Regensburg übernachten.

Nach 11 Uhr haben auch Se. Hoheit der Erbgroßherzog und Jhre Königl. Hoheit die Erbgroßherzogin Mathilde die Rúreise angetreten.

Das Ritterfesk des St. Georgen-Ordens (am 8, Dezember), mit welchem große Gala verbunden is, findet diesmal wegen der tiesen Hoftrauer nicht statt.

Augsburg, 12. Nov, (A. Z.) Oeffentliche Blätter haben in diesen Tagen gemeldet, daß im kommenden Jahre in Mainz eine allgemein Deutsche Jndustrie - Ausslellung stattfinden solle, bei welcher die Erzeugnisse Deutschen Gewerbfleißes Überhaupt zulässig seyn und aufgenommen werden sollen eine schöne Jdee, deren Verwirklichung in mehr als einer Beziehung von hoher Bedeutung is, besonders wenn man, wie beabsichtigt wird, mit dieser Ausstellung zugleich eine Feier des großen Zoll-Bereins ver- bindet, welcher der Grundpfeiler des gesammten Deutschen Ge- werbswesens geworden is, Aber auch für dieses selbst is eine derartige Ausstellung von großem Einfluß. Hier ersk lernen wir die Deutsche Jndustrie recht eigentlich kennen, wir sehen, was un- ser vaterländischer Gewerbfleiß zu leisten vermag, wir überzeugen uns, daß gewerbliche Produfte, die wir seither aus dem Auslande gezogen, in Deutschland eben so gut, wo nicht noch besser, und daß sie um geringeren oder doch gleichen Preis geliefert werden fönnen.

A Leipzig, 24. Nov, Die Magdeburger Eisenbahn - Com- pagnie hatte den Beschluß gefaßt und bekannt gemacht, die Fracht- gúter weder abholen, noch in das Haus des Empfängers abliefern zu lassen, somit auch jede Garantie derselben von der Hand zu weisen; denn welcher Empfänger kann auf dem Bahnhofe selbst, wo er sogleich das Frachtgeld entrichten muß, untersuchen, ob seine Güter in unverleßtem Zustande angekommen sind? Dieser Be- {luß fiel um so mehr auf durch den Kontrast, den er zu dem Berfahren der Leipzig : Dresdner Gesellschaft bildet, welche Leßtere nicht nur die Frachtgúter aus dem Hause des Versenders abho- len und in das Haus des Empfängers abliefern läßt, sondern auch

vollständige Garantie fúr dieselben leistet, Kurz, es erschien in

1472

| dem Tageblatte vom 20, November ein ziemlich heftiger Angriff auf jenen Beschluß der Magdeburger Gesellschaft, und ein förm- licher Aufruf an alle dabei Betheiligte, keine Güter mehr mit der Magdeburger Eisenbahn zu versenden, um auf diese Weise die Zu- rúcknahme des fraglichen Beschlusses zu bewirken. Daß diesem Aufrufe, wenigstens fvon sehr vielen Seiten her, Folge gegeben werden wird, ist kaum zu bezweifeln, und da der Fracht-Verkehr auf der Magdeburger Landstraße noch keineswegs ganz aufgehört hat, so konnte die beabsichtigte Zroangsmaßregel leicht durchgeseßt werden, wenn die Eisenbahn - Gesellschaft nicht noch zur rechten Zeit von einem Beginnen absteht, welches die Jnteressen des ver- fehrtreibenden Publifums zu tief verleßt, um nicht eine stârfe Reaction dagegen hervorzurufen.

Da, den öffentlichen Berichten zufolge, jeßt die völlige Auflösung der Rhein - Weser Eisenbahn - Gesellschaft so gut wie ausgesprochen ist, so dürfte es von Jnteresse seyn, über den Ausgang der vielen, vor den Sächsischen Gerichten an- hängigen Prozesse in jener Angelegenheit etwas zu erfahren, Be- kanntlich weigerte sich ein großer Theil der Actionaire jener Bahn ihre Zeichnungen zu realisiren, nachdem die mancherlei Mißgriffe und Unregelmäßigkeiten in den Maßnahmen der Leiter des Unter- nehmens notorisch geworden waren. Auch hier und in Dresden befanden sich ziemlich viele solcher zahlungsunlustiger Actionaire, und gegen diese hat das Direktorium der Gesellschaft chon seit mehreren Jahren Prozesse geführt, welche, bei der Berschie- denheit und theilweisen Dunkelheit der einschlagenden Ver- hältnisse äußerst verwickett und langwierig werden mußten, Jeßt sind diese Prozesse zum größten Theil entschieden, und zwar, wenige Fälle ausgenommen, wo besondere Umstände konfurrirten, zu Gunsten des Direktoriums. Die beiden unteren Inskanzen, das hiesige Stadtgericht und das Kreis-Appellationsgericht, hatten zwar auf Lossprechung der Restanten von den weiteren Zahlun- gen erfannt, allein das Ober-Appellationsgericht zu Dresden folgte einer anderen Ansicht und verurtheilte sie zur Erfüllung ihrer ssta- tutenmäßigen Verpflichtungen. Viele hiesige und Dresdner Ka- pitalisten werden durch dieses Urtel hart betroffen, obgleich sle die Schuld ihres Verlustes insofern sich selbs beime|}sen müssen, als sie sich nicht gleich von vornherein uber die Verhältnisse des Un- ternehmens und seiner Leiter, so wie über die Besksimmungen der jenseitigen Eisenbahn - Geseßgebung genugsam unterrichtet hatten. Bei uns nämlich gilt der Grundsaß, daß die Actien in der Re- gel auf den Jnhaber lauten, also verkauft oder aufgegeben wer- den fönnen, sobald der Zeichner derselben es nicht mehr in seinem Interesse findet, sie fortzusichern. Wie dem aber auch sey, so scheint so viel gewiß, daß der vorliegende Fall aufs Dèeue das Bedürfniß einer allgemeinen Eisenbahn- Geseßgebung für den ganzen Deutschen Bund, oder wenigstens für alle Staaten des Deut- schen Zoll - Vereins aufs eindringlichste herausstellt.

Ein sehr zeitgemäßes Unternehmen ist das von dem Buch- händler Reclam angekündigte Leipziger Meßblatt, welches während jeder der drei hiesigen Messen erscheinen und mit der nâchsten beginnen soll. Es wird enthalten: 1) ein Meß - Adreß- buch, 2) ein Verzeichniß aller der geseßlichen Bestimmungen, de- ren Kenntniß für die Meßbesucher wünschenswerth is, 3) den Courszettel, 4) Besprechungen Über gemeinsame Angelegenheiten der Meßfremden, Wünsche und Anträge derselben u. st, w., 5) An- zeigen aller Art, zu einem mäßigen Jnsertions-Preise, Der ‘Preis des, täglich erscheinenden Blattes, soll für jede Messe 15 Ngr. seyn,

Der Prâtendent von Laube erregt hier ein ziemlich leb- haftes Juteresse. Das Urtheil, welches ein hiesiges Blatt dar- uber fällte, wird feineswegs allgemein getheilt, und wenn man auch selbst durch die lichtvolle und prâzise Relation die Losung des verwickelten und geheimnifivollen Näthsels nicht näher gerückt findet, so hált man sich doch eben überzeugt, daß die An- und Aussprüche des angeblichen Ludwigs X VU, (denn fein anderer ijt unter dem vieldeutigen Titel des Prätendenten verborgen) nicht gerade leicht abzuweisen sind, und daß, wenn das Ganze wirklich auf Täuschung oder Betrug hinausläuft , jedenfalls hier Zufall und Absicht zur Erzeugung eines solchen Scheines in einer Weise zusammengewirkt haben, wie es wohl selten vorkommen mag, An der „Kritik“ der Nauendorffschen Aussagen und Memoiren, womit der Bericht be-gleitet ist, kann man vom juristischen Standpunkte aus allerdings wohl Manches ausseßen, und úuber- haupt hätten Viele, im Junteresse der Wahrheit und Geschichte, lieber eine entschieden publizistische Parteischrift , sür oder wider, gesehen, als diese, mehr auf den Reiz der fortdauernden Span- nung berechnete Ausführung, Doch lag diese leßtere Auffassungs- weise offenbar im Jnteresse des Schriftstellers und im Gesichts- freise des gróßeren Lesepublikums, für welches er seine Arbeit bestimmte, und insofern läßt sich gegen die mehr belletrislische Behandlung des Stoffs nichts einwenden,

Karlsvruhe, 22, Nov. Das Staats- und Regie- rungsblatt enthält nachsiehende Verordnung:

„Leopold von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Her 0g von Zähringen. Nach Ansicht des §. 62 der Verfassungs - Ur funde; in Erwägung, daß Unsere getreuen Stände das thnen vor liegende Auflagen - Gesch für die Kalenderiahre 1842 und 1843 bis jeßt noch nicht vornehmen fonnten, haben wir beschlossen und ver ordnen: Die Grund-, Häuser- und Gewerbsteuer, mit Einschluß der Umlagen wegen der Beförsterungskojiten und der Fluß- und Damm- Bauarbeiten , und die Klassensteuer sind für die ersten sechs Monate des Kalenderjahres 1842 wie in der noch laufenden hald jährigen Finanz-Periode zu erheben. Gegeben zu Karlsruhe in Un serem Staats-Ministerium den 11, November 1841, Leopold,

Weimar, 24. Nov. (W. Z) Am Sonntage, den 21sten d. M,, wurde in herkömmlicher Weise der ordentliche Landtag eróffnet, Die Mitglieder hatten darauf die Ehre, zur Großher: zoglichen Tafel gezogen zu werden.

Hamburg, 16. Nov. (A. Z.) Hier ist man dieser Tage | einer in den Jahrbüchern der Gaunerei merkwürdigen Diebsge- | schichte auf die Spur gekommen, die ihrer Eigenthümlichkeit we-

gen nicht wenig Erstaunen erregt. Die hiesige Polizei-Behörde wurde nämlich darauf aufmerksam gemacht, daß von einer gewissen Seite | her einige sehr gangbare Waaren unter dem laufenden Preise verkauft werden. Bei näherer Untersuchung fand es sich, daß | ein Hehler in seiner dazu sehr vortheilhaft gelegenen Wohnung ein

großes Lager verschiedener, sehr gesuchter Artikel verborgen hatte, | die von Hausfnechten vieler hiesigen Großhändler seiner Firma | zum Verkauf anvertraut waren. Es war ein sehr umfassendes | Geschäft. Zucker aus Havanna, Jndigo von Bengalen, Kaffee | von Java und Nio, Englische Manufaktur-Waaren und Baumwolle | von Alabama lagen friedlich in sc{hdner Ordnung beisammen und | die Behörde war jeder Mühe wegen der Auskundschaftung, E

Diebe {und rechtmäßigen Eigenthümer enthoben, E i 24 | erbrochenen Pulte lag ein ganz regelmäßig geführtes tg deren | in welchem jeder Theilnehmer seine Rechnung ri Ua a: | „Soll und Haben“ der ganze Belauf des Gezeyarte L A vord: | scher Umsaß sich herausstellten, Aus den bei den Wle 196

| fundenen Gegenbüchern ergab sich ferner, daß ein Hausfnecht schon 15 Jahre dieses Geschäft betrieben hatte. Man is sehr ge- spannt auf das Ergebniß der Untersuchung; und so ernster Na- tur diese Sache auch is, hat es doch nicht an beißendem Wiß unter denen gefehlt, die in dem ganzen viele Jahre mit pedan- tischer Ordnung betriebenen Geschäft einen großen und gerechten Vorwurf fúr diejenigen Häuser erblicken, denen diese sauberen Geister (wie man sagt 18 an der Zahl) angehört haben,

Spanien.

Madrid, 15. Nov. Ein hier aus Gibraltar vom 9ten eingegangenes Schreiben meldet, daß der General Don Ramon Maria Narvaez sich am Bord des Englischen Dampfbootes „Orien- tal‘““, welches die fúr Jndien bestimmte Englische Korrespondenz nach Alexandrien überbringt, eingeschifft habe. Man glaubte, er wolle sich über Malta nach Frankreich begeben. e

Niederländisches Judien.

65 Vataviía, 25. Juli, Aus Tapanuli, auf der Nordwest fúste Sumatras, wird berichtet, daß dort schon seit dem Monat April d. J. von den Bevollmächtigten der hiesigen Negierung und den Fürsten (Radjas) der westlich von Sumatra gelegenen Jnseln Nias, Bonia und Misclar darum verhandelt wird, ob die Be wohner jener drei Jnseln in Zukunft Unterthanen der hiesigen Re gierung seyn, oder ob dieselben auch ferner noch von der Hollän- dischen Schußherrschaft befreit seyn sollen. Allem Vermuthen nach werden diese Unterhandlungen für das hiesige Gouvernement sehr bald ein gúnstiges Resultat herbeiführen, da der neue Radja von Sinkel (ein Basall der hiesigen Regierung und naher An verwandter der Radjas von Nias und Misclar) seit der Mitte des vorigen Monats die Unterhandlungen leitet und derselbe nun- mehr gewiß Alles aufbietet, um die Bewohner jener Jnseln für die Holländische Schußherrschaft zu gewinnen. Der Radja von Sinkel ist nämlich den Holländern sehr geneigt und wurde wegen seiner Anhänglichkeit von dem hiesigen Gouvernement mit der Re gentschaft S inkel belehnt, während er doh früher nur Atschinesi \cher Landpfleger von Baros war, Uebrigens werden die einge borenen Häuptlinge auf den genannten Jnseln von den Holländern durch Geschenke und Versprechungen sehr kirre gemacht; auch ift die Art und Weise, wie das Gouvernement von Batavia die Ma layischen Fürsten zu überlisken sucht, ganz dazu geeignet, sich für die Schußherrschaft des hier mächtigen Hollands zu erklären; denn gewöhnlich erhalten solche Radja?s alsdann außer sehr ansehnlichen Geschenken von der hiesigen Regierung größere Regentschaften zu verwalten, als diejenigen waren, die sie früher beherrschten.

Zu Baros (Nord-Sumatra) hat im Mai d, J. eine allgemein Chinesen - Verfolgung stattgehabt; dieselbe war durch einen von Chinesen verübten Kindermord veranlaßt worden,

Auf den hohen Bergen in den Preanger-Regent schaften (Java) ist im vorigen Monat des Nachts das Wasser gefroren. Seit Menschengedenken is dies auf Java nicht vorgekommen, denn selbst die âltesten Leute in Tjanjer (der Ort, in dessen Nähe man das Eis gefunden hat) wissen sich nicht zu erinnern, daß sich Wasse1 jemals zu einer festen Masse gebildet habe, und hielten das an den Felsenwänden häângende Eis anfangs für Glas.

Die in meinem leßten Schreiben erwähnte Räuberbande treibt noch immer ihr Wesen fort, denn erst am 1. Juli ist der Kom mandant des Forts zu Unarang bei Samarang (Adjutant Sie grist, ein geborener Berner) von diesen Räubern beraubt worden. Die ganzen Wachmannschaften des kleinen Forts waren durch ei nen lieblich riechenden Rauch so betäubt und erskarrt worden, daß sie die Koffer und Kisten ruhig aus dem Fort tragen ließen, da sie sich nicht im mindefsken bewegen und auch nicht sprechen fonnten,

Zu Samarang, der zweiten Hauptstadt Java?s, ist in den ersten Tagen d. M. abermals ein Mann durch Heirathen eines dortigen Waisenmädchens unverhofft reih geworden. Es macht dies jeßt hier um so mehr Aufsehen, da die reichen Waisenmäd chen immer seltener werden. Jch muß nämlich bemerken, daß in die Waisenhäuser zu Samarang alle im Niederländischen Jndien verwaisten ehelichen Kinder christlicher Aeltern zur Erziehung al gegeben werden müssen, wenn nämlich die Aeltern nicht andere testamentarische Verfügungen hinsichtlich der Kinder-Erziehung ge troffen haben. Daher geschieht es denn, daß, da hier die Leut gewöhnlich sehr plödblich sterben, die Kinder sehr wohlhabender Aeltern im Waisenhause zu Samarang mit erzogen werden, Alle Kinder, gleichviel ob sie arm oder reich sind, genießen nun dort einerlei Erziehung, welche keinesweges von der Art if, als ob die dort erzogenen Kinder künftig ihr Brod selbsk verdienen sollten ; denn es ist vorzüglich reichlich für die Bedienung der Waisen finder gesorgt. Unterdessen wird über das Vermögen der Waisen eine große BVerschwiegenheit beobachtet, und das Vermögen der selben, welches hier zu Batavia verwaltet wird, bleibt nicht nur gewöhnlich den Waisen, sondern auch den Vorstehern des Samarang schen Waisenhauses unbekannt. Die Waisenmädchen werden so lange im Waisenhause erzogen bis sie sich daraus verheirathen. Einem Jeden, der täglich 2 Fl, Einkünfte hat, ist es gestattet, im Waisenhause zu freien. Da nun das Freien dort nicht eben mit großen Ceremonien verbunden is, so erhâlt man nicht selten gleich am ersten Tage der Bekanntschaft von einer dieser Damen das Jawort und geht als beglückter Bräutigam heim. Die Trauung fann alsdann in den nächsten Tagen schon stattfinden, und einige Tage nach dieser wird den jungen Eheleuten von hier aus berichtet, wie groß oder klein das Vermögen der Frau ist. Auf diese Weise wurde auch die erwähnte Heirath in den ersten Tagen d. M. schnell geschlossen und der glückliche Mann, der bisher Aufwärter im Militair-Hospital zu Samarang war, erhielt 4 Fade nach de! Trauung die Kunde, daß seine junge Frau eln Deélmögen von 05,000 Fl. besißt. Jn Folge dieser Heirath ist bei den unbe- mittelten ledigen Männern in Samarang ein wahrer Heiraths- Enthusiasmus erwacht; denn man will dort Jeßt nur Waisen- mádchen heirathen, zumal da, wie S oann Mer heißt, im fa tholischen Waisenhause daselbs? r « Madchen erzogen wird, welches ein Vermögen von 200,000 Fl, hat,

S E M S S E E D

| JIfilan d.

Königsberg, 21. Nov, Der Bau der Chaussee- Strecke durch das Pregel-Thal bei Taplaken, in dem Straßenzug nah Gumbinnen, is nebst den darin befindlichen Brúcfen in der Ausführung begriffen und wird im Laufe dieses Jahres so weit beendigt werden, daß die Passage ungehindert stattfinden kann. Der Bau der { Meilen langen Chaussee-Strecke zwischen Wilkie-

| fen und Mingekrug im Straßenzuge von Tilsit nach Memel ist | ebenfalls in der Ausführung begriffen, | Ungeachtet der günstigen Wirkung, welche die an der Nähe- | l'ungsspiße bei Pillau zur Vorbeugung von Versandungen des

Seetiefs in den Jahren 1831 bis 1835 be ründeten Steinmole von 168 Ruthen Länge, nebst den dazu gehörigen Schußflügeln, auf die Regulirung und Vertiefung des Seegatts äußert, hatte das weitere Vorrúcken der Nordergründe schon seit längerer Zeit die Besorgniß erregt, daß die Süúdermole allein nicht ausreichend seyn möchte, um das Seegatt vollständig und dauernd zu reguli- ren und auch die von nördlicher Seite ihm drohende Gefahr zu beseitigen, Da nun namentlich in den Jahren 1837 bis 1839 die Nordergrúnde sih neben dem Seegatt immer mehr ver- flachten und 10— 12 Ruthen in dasselbe hineingetreten waren, auch die Ablagerung des Sandes an der Pillauer Seite des See- tiefs sehr bedeutend zugenommen hatte und sich schon weit úber den Lootsenhafen hinaus erstreckte und die gänzliche Versandung des- selben bedrohte, so wurde zur Vorbeugung dieser Uebelstände, die Anlegung einer Nordermole im Anschlusse an die an der Pil- lauer Seite des Seetiefs bereits vorhandene Steinwand für nöthig erachtet und im vorigen Jahre mit der Ausfüh- rung derselben kräftig begonnen und dieselbe bis zum Jah- resschlusse in einer Länge von 120 Ruthen ausgeführt. Jm Laufe dieses Jahres is dieselbe um 145 Ruthen verlängert und im Rohbau vollendet worden. Die Einwirkungen dieses fúr den Hafen in Pillau so wichtigen Bauwerkes auf die Ver- tiesung des Sezegatts, ist fortwährend eine günstige und hat sich das Werk bei den im vorigen Monat und im Laufe dieses Mo- nats hâufig stattgehabten heftigen S túrmen als dauerbast und stabil bewährt.

Koblenz, 23. Nov. (Rh. und Mosel: Z) Die hier- anwesenden Engländer hielten geslern Abend im Saale des Gask los zum Riesen zur Feier der Geburt des Prinzen von Wales ein glänzendes Festmahl, welchem die hohen Civil: und Militair- Behörden so wie viele Freunde der in unserer Stadt wohnhaften Englischen Familien als Gäste beiwohnten, Der ehrwürdige Herr Dr, Loe, welcher den Vorsiß führte, brachte den ersten Toast auf Jhre Majestät die Königin von England aus, der Vice-Präsident, Herr Burdett, den zweiten auf den jungen Thron- erben; der dritte, von Dr, Locke ausgebracht und wie die ersten mit lauter Begeiskerung aufgenommen, galt Sr. Majestät dem Könige von Preußen; dann folgten Toaste auf Jhre Majeskät die ver- wittwete Königin von England, Se. Königl. Hoheit den Prinzen Albert und die übrigen Mitglieder der Königlichen Familie von Englandz auf Jhre Majestät die Königin von Preußen und das ganze Königliche Haus; auf das Wohl der beiden großen, stammver-

wandten Nationen ein Toask, den Se. Excellenz der Herr Ober- Präsident von Bodelschwingh in Englischer Sprache ausbrachte,

auf die Englische Schiffs- und Landmacht und das Preußische Heer, welcher Toast Sr. Excellenz dem Herrn General von Thile Reranlassung gab, in einem Trinkspruch der Schlacht vom schönen Bunde und der beiden Helden Wellington und Blücher zu geden- fen; sodann wurden noch Toaste von dem Vorsißenden den ho- hen Behörden, welche das Fest mit ihrer Gegenwart beehrten, von dem Vice - Präsidenten den anderen Deutschen Gästen, von Sr. Excellenz dem Herrn General von Múffling den Englischen Familien, die in unserer Mitte wohnen, und von dem ehrwürdi- jen Herrn Dr, Loe der & tadt Koblenz ausgebracht. Herzlicher Frohsinn belebte das fesiliche Mahl, und erst nach Mitternacht begann die Gesellschaft sich zu trennen.

Das Miederländische Dampfboot „Agrippina“ hat vorgesiern

auf der Thalfahrt unterhalb Thiel das Unglück gehabt, auf Pfähle

aufzufahren und einen Leck zu erhalten, durch den das Wasser ein- drang und verschiedene Waaren mehr oder minder beschädigte,

Koln, 22, Nov (H Und V, 5) Ur die gnädige Unter stúkung Sr. Majestät unseres geliebten Konigs nehmen die Dombau - Angelegenheiten jeßt eine entschiedene Wendung, Die ausgeworfene Summe wird im ersten Baujahr, welches von nun an beginnt (da in den früheren Jahren nur das Mangelhaste und Beschädigte des schon fertigen Baues hergestellt wurde), cine rasche Förderung herbeiführen und für fünftige Jahre schon große Borar- beiten beseitigen können, so daß mit Sottes HUlfe und fortdauerndem Königlichem Schuß die Vollendung des ganzen Werkes nicht mehr so weit hingusgeschoben seyn wird. Da nun Se, Majestät so gnädig des Nationalwerkes gedacht, da Deutsche Gauen so freundlich Hülfe gebo- ten und noch täglich Scherflein aus der Ferne in die Baukasse einlaufen, so ware es gar rühmlich von unserer Stadt Köln, wenn sie auch durch ihre Handlungen zeigen möchte, daß sie eines sol- chen Werkes würdig sey. Nicht leichter könnte sie einen Be- weis hierfúr liefern, als wenn sie die alten geschmacklosen Gebaude, welche sich gegen die Kathedrale drängen, die Stadt verunzieren, die Ansicht des Doms schänden und den Bau fask ganz hindern, anfaufte und wegbrächez; wenn sie vorzüglich das ohnehin nußlose Packhaus am Domfkrahnen, welches außerdem die Straße vom Oomhofe her unfahrbar mackt und einen Winkel für Unreinlict keit aller Art dicht am Heiligthum bildet, schleunigst abtrúge, Diese Maß- regel würde zeigen, daß sie den Bau ernsllich zu fördern ge- dâchte, würde sle des Baues ersk recht würdig machen, und würde der Dombau- Kasse die Kosten des Ankaufes und Abbruches ersparen, damit die vom Staate zum Bau bestimmten Gelder auch rein zum Bau, nicht zur Kläârung des Bauplaßes verwendet werden fönnten. Für Köln wäre es ja beinahe ein Schimpf, wenn es hieße, daß die zum Dombau bestimmten Gelder zur Er- weiterung der Straßen hâtften verwendet werden müssen. So- dann wäre der Wunsch ebenfalls dringend, daß von Seiten der Stadt die Straßen in der Nähe des Domes in Hinsicht des Esirichs etwas bedacht werden möchten, da sie gerade die unpraf- tifabelsten der Stadt sind und die Communication für und um das Gebäude bedeutend erschweren. Hoffentlich geschieht das Nothwendige noch in diesem Winter, damit der Bau im Früh: linge keine Hemmnisse mehr findet, sondern rasch gefördert wer- den kann,

Gama

Fraunfreihs Fandel mit dem Auslande im Jahre #84, (Erster Artikel.)

Paris, im November. Der auswärtige Handel Frankreichs hat, ungeachtet der Hindernisse, die ihm unsere eigenen Zoll - Ge- seße und die Beschränkungs - Systeme der anderen Mationen entgegenstellen, seit der Wiederherstellung des Friedens bestäân- dig zugenommen. Diese progressive Bewegung is seit fünfund- zwanzig Jahren fast niemals gestört woorden und die während die- ser Periode eingetretenen Handels - Krisen haben in den Jahren wo sie stattfanden, feinen merklichen Einfluß auf unsere Äusfuhr und Einfuhr gehabt,

Der Gesammtwerth des auswärtigen Handels von Frank- reih im Jahre 41840 beträgt 2063 Millionen Fr.; es ist dies die größte Summe, die er jemals erreicht hat. Von den beiden Elementen, welche den auswärtigen Handel bilden Aus-

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1473 fuhr und Einfuhr trifft die Zunahme vorzüglih das Erstere, Zu keiner Zeit hat der Werth der Einfuhr eine Milliarde betra: gen: im Jahre 1840 übersteigt er diese Snmme um 52 Millio- nen, Der allgemeine Ausfuhr - Handel") (1011 Millionen) im Jahre 1840 übersteigt denjenigen im Jahre 1839 nur um 8 Mil- lionen, d. h. um 1 pCt. i

Auf den speziellen Handel kommen von dem Total - Werth von 2036 Millionen Franken eine Summe von 1442 Millionen. Die Einfuhr beträgt 747 Millionen und die Ausfuhr 695 Mil- lionen. Wie bei dem allgemeinen Handel, so hat auch bei dem speziellen Handel die Zunahme sowohl bei der Einfuhr als bei der Ausfuhr und hauptsächlich bei der leßteren, eine Zunahme fstatt- gefunden. Die Vergleichung mit dem Jahre 1839 und dem Mit- tel aus den fúnf vorhergehenden Jahren giebt für das Jahr 1840 eine Vermehrung der Ausfuhr um 15 und um 26 pCt., der Einfuhr um 3 und um 14 pCt.

In Bezug auf die bestehende Unterscheidung in See-Han- del und Land-Handel ergiebt sich die gesammte kommerzielle Bewegung folgendermaßen: See - Handel 1481 Millionen oder 71,8 pCt.; Land-Handel 582 Millionen oder 28,2 pCt. Der Be- trag des Land-Handels, Aus- und Einfuhr zusammengerechnet, ist unter die verschiedenen Länder folgendermaßen vertheilt :

Schweiz ce 6 Millionen dder

Belgien 4125 c

Sardinische Staaten

Deutschland

Spanien

Preußen out Ho

Niederlande .…...

582 Millionen oder 100 pCt,

An dem Seehandel, dessen Werth 1481 Millionen beträgk, haben Französische und fremde Schiffe Theil genommen, und zwar erstere fúr 705 Millionen oder 48 pCt., leßtere für 776 Millio nen oder 52 pCt. Es is hierbei zu bemerken, daß von jenen 705 Millionen 142 Millionen auf die Französische privilegirte Schisf- fahrt fomnen , welche ohne Konkurrenten zwischen dem Mutter- lande und den Kolonieen slattfindet; dessenungeachtet nehmen die Ausländer einen weit größeren Antheil an dem gesammten Trans- port als die Franzosen; nur das Jahr 1837 hat eine Ausnahme in dieser Beziehung gemacht, indem beide Werthe fast gleich wa- ren. Zieht man die privilegirte Französische Schifffahrt ab, so beträgt der Gesammt-Antheil, den Frankreih an dem durch seinen auswärtigen Handel veranlaßten Tranëport zur See nimmt, kaum Z38— 40 pCt., und es hat in dieser Beziehung nicht nur keine Zunahme, sondern sogar eine Al nahme stattgefunden. Der Werth des ganzen Seehandels is im Jahre 1840 unter die Europäischen Länder, die außer-Europäischen Länder, die Franzödsischen Kolonieen und der Wallfischfang folgendermaßen vertheilt gewesen: Es kom: men auf die Europäischen Länder 757 Millionen oder 51 pCt.; auf die außer - Europäischen Länder 582 Millionen oder 39 pCt.; auf die Französischen Kolonieen und der Wallfischfang 142 Mil- lionen oder 10 pCt.; zusammen 1481 Millionen.

Betrachtet man die Bewegung der Ein- und Ausfuhr in Be- zug auf die Länder, woher die Waaren kommen, oder wohin sie bestimmt sind, \o findet man, daß für die Einfuhr die Berei- nigten Staaten in dem allgemeinen Handel den ersten Rang ein- nehmen, im Jahre 1839 dagegen die Sardinischen Staaten. Je- nes Land if bei der Totalsumme der Einfuhr mit 176 Millionen oder 177 pCt. und bei dem Werthe der zur Consumtion bestimm: ten Waaren mit 118 Millionen oder 16 pCt. betheiligte. Der Werth der aus England gekommenen Waaren, der im Jahre 1835 fúr den allgemeinen Handel 61 Millionen und fr den spe- ziellen Handel 32 Millionen betrug, hat in beiden Beziehungen in jedem Jahre eine progressive Zunahme gezeigt und isk im Jahre 1840 auf 110 und 74 Millionen gestiegen; es is dies fúr sechs Fahre eine Zunahme von 80 und 131 pCt. Die Einfuhr aus Belgien ist größer gewesen, als im vorhergehenden Jahre, obgleich sie den Betrag des Jahres 1838 nicht erreicht. Vor dem Jahre 1835 hatte dies Land für unsere innere Consumtion nicht über 00 Millionen jährlich geliefert; seit jener Zeit ist die Einfuhr im Mittel auf 71 Millionen gesiiegen. Nach diefen drei Ländern fommen, nach der relativen Wichtigkeit des Werthes der von ih: nen in Frankreich eingeführten Waaren geordnet, die Sardinischen Staaten, die Schweiz, Spanien und Rußland; es ergiebt sich für dieselben, sowohl in Betresf des allgemeinen als des speziellen Handels, seit dem Jahre 1835 eine merkliche Zunahme.

linser Einfuhr-Handel aus Deutschland befolgt nicht die nam- liche Progression. Der Werth der Waaren, die den Gegenstand desselben bildeten, betrug im Jahre 1835 57 Millionen und im Jahre 1840 nur 54 Millionen, also weniger als die Mittelzahl aus funf Jahren, Doch ist zu bemerken, daß im Vergleich zu dem Jahre 1839 unser Einfuhr - Handel aus Deutschland, soroohl hinsichtlich des allgemeinen als des speziellen Handels, zugenom- men hat. Dies if jedoch nicht der Fall mit der Türkei, Norwe- gen, dem Niederländischen Jndien, Chili, den Französischen Kolo- nicen und den Französischen Comptoiren in Jndien. Der Werth der aus jedem dieser Länder in Frankreich eingeführten Waaren hat nicht den Betrag vom Jahre 1839 erreicht. Zugenommen hat die Einfuhr dagegen aus dem Britischen “JTndien, dem König- reiche beider S icilien, Toskana, den Hansestädten, Oesterreich, Bra- slien, Mexiko, Haiti, Cuba, den Barbaresken-Staaten, Danemark und egypten.

Die Ausfuhr nach den Vereinigten S taaten von Nord- Amerika hat sich bedeutend vermindert; im Jahre 1839 betrug die Ausfuhr dorthin 204 Millionen, im Jahre 1840 nur 136 Mil- lionen; es ist dies eine Differenz von 33 pCt., und die Abnahme hat nicht nur den allgemeinen Handel, sondern in demselben Ber- hâltnisse auch den speziellen Handel betroffen, Obgleich die Aus- fuhr nach England auf 160 Millionen gestiegen is, worunter fúr 105 Millionen Französische Ackerbau- und Manufaktur- Erzeug- nisse, so war sie doch nicht so bedeutend, wie im Jahre 1839, Die Verminderung is indeß nur unbedeutend, nämlich für den allgemeinen Handel 1 pCt, und fúr den speziellen Handel 2 pCt. Unter den 51 Millionen, die nah Belgien ausgeführt worden, befinden sich für 45 Millionen Erzeugnisse des Bodens und der Industrie Frankreichs. Es is dies dieselbe Summe, wie im Jahre 1838, und um 6 Millionen mehr, als im Jahre 1839, Spanien

“) Wir wiederholen hier eine bereits früher gemachte Bemerkung. Bei der Einfuhr umfaßt der allgemeine Handel Alles, was zu Lande oder zur See angekommen ist, ohne Rücksicht darauf zu neh- men, ob die Waaren für die Consumtion, die Entrepots, die Wieder- ausfuhr oder den Transit-Handel bestimmt sind. Der spezielle Handel umfaßt nux das, was für den inneren Verbrauch einge- führt wird. Bei der Ausfuhr umfaßt der allgemeine Handel alle Waaren, die ins Ausland gehen, sie mögen Französischen oder frem- den Ursprungs seyn. Der spezielle Handel umfaßt nur die nationa- len Waaren und die durch Zahlung des Eingangs-Zoll nationalisir- ten und dann wieder ausgeführten Waaren,

hat dem speziellen Ausfuhr-Handel einen Absaß von 79 Millionen dargeboten, Die Ausfuhr nach diesem Lande ist seit mehreren Jahren im Zunehmen; dasselbe ist mit Algier der Fall, indem die Ausfuhr dorthin 22 Millionen, also das Dreifache des Jahres 1835, betrug. Unter den Úbrigen Ländern ist die Ausfuhr beson- ders bedeutend gewesen nah den Sardinischen Staaten, nach Deutschland, Brasilien, Rußland, Chili und Mexiko; ansehnlich vermindert hat sie sih dagegen nach Aegypten, der Türkei, In- dien, nach der Afrikanischen Küste und nah der Schweiz.

Wir wollen nunmehr die kommerzielle Bewegung in Be- ziehung auf die Natur der ein- und ausgeführten Waaren un- tersuchen. Jn der Uebersicht des Handels sind die eingeführten Waaren in drei Kategorieen getheilt, nämlich: 1) in Artikel, die für die Jndustrie nothwendig sind; sie betragen für den allge- meinen Handel 62 pCt. und fúr den speziellen Handel 67 pCt.; 2) in rohe Produkte fúr die Consumtion, mit 21 und 25 pCt.; und 3) in verarbeitete Consumtions- Gegenstände mit 15 und 6 pCt. Eine Vergleichung mit früheren Jahren ergiebt eine Ver- mehrung fúr die beiden ersten Klassen und eine Verminderung für die dritte Klasse.

Von dem Gesammtwerthe der eingeführten Waaren kommen auf die rohe Baumwolle 151 Millionen (14 pCt.), und davon waren 94 Millionen fúr den inneren Verbrauch bestimmt. Ge- gen 1839 ergiebt sih eine Zunahme von 67 pCt. und 32 pCt. Die Einfuhr von Seide, welche im Jahre 1839 abgenommen hatte, ist wieder gestiegen, ohne jedoch den Betrag vom Jahre 1838 zu erreichen, Die Einfuhr des Zuckers aus den Franzdósi- schen Kolonieen hat sich vermindert. Jn den Jahren 1835—1838 hatte das für die Consumtion eingeführte ausländische Getraide im Mittel nicht über 4 Millionen Fr. jährlich betragen; im Jahre 1839 aber war es auf 25 Millionen und im Jahre 1840 auf 47 Millionen gestiegen. Wolle in großen Partieen, deren Einfuhr im Zahre 1839 abgenommen, hat im speziellen Handel abermals eine Verminderung erfahren. Eine anhaltende Zunahme zeigt sich in der allgemeinen Einfuhr der ölhaltigen Fruchte. Der Werth, den sle repräsentiren, betrug im Jahre 1835 kaum 8 Millionen, im Jahre 1839 {on 21 Millionen und im Jahre 1840 mehr als 37 Millionen. Eben so verhält es sih mit dem Tabak in Blättern, dessen Einfuhr für Rechnung der Regie skets im Wach- sen ist. Die Zunahme im Jahre 1840 beträgt mehr als 20 pCt. Seit dem Jahre 1838 hat die Einfuhr von Leinen- und Hanf- Geweben für den inneren Verbrauch des Landes mit jedem Jahre abgenommen. Dagegen ist die Einfuhr von leinenem und hanfe- nem Garn, die im Jahre 1835 kaum 10 Millionen betrug, von Jahr zu Jahr bis auf beinahe 28 Millionen Fr. gestiegen. Jn der Einfuhr des Stab- und Roh-Eisens hat keine merkliche Ver- änderung stattgefunden, fúr den leßteren Artifel giebt sich eine Tendenz zur Abnahme zu erkennen. Die Steinkohlen - Einfuhr hat sich seit dem Jahre 1835 progressiv vermehrt, im Jahre 1840 betrug der Werth derselben 18 Millionen Fr.

Bon den beiden großen Klassen, in welche alle Waaren für die Ausfuhr zerfallen, nämli Natur- und Kunst-Erzeug- nisse, zeigen die leßteren cine Zunahme, und zwar von 2 pCt. für den allgemeinen Handel und von 5 pCt, für den speziellen Handel,

Unter den Waaren, welche den Gegenstand des speziellen Aus- fuhr- Handels bildeten, nehmen die Seidenwaaren den ersken Rang ein; sie betragen im Jahre 1840 141 Millionen (20 pCt.), also fast eben so viel wie im Jahre 1839, Die Ausfuhr von Baum- wollen- und Wollenzeug is im Zunehmen, jedoch in größerem Verhältnisse für den ersteren Artikel, als für den leßteren. Ver- gleicht man, in Bezug auf diesen Artikel, die beiden Jahre 1835 und 1840 mit einander, so findet man zu Gunsten des leßteren für Baumwollenzeuge eine Vermehrung von 74 pCt. und für Wollenzeuge von 61 pCt, Die Ausfuhr des Flachses betrug im Jahre 1839 5 Millionen, im Jahre 1840 aber nur drei Millio- nen, eine Cumme, die indeß immer noch höher is, als in den vier Jahren 1835—1838, Die Artikel, welche man mit den Ge- sammtnamen der Tabletterie (furze Waaren, falsche Schmudsa- chen, leichte Bronzen zu Verzierungen u. s. w.), der Bimbeloterie (vorzüglich Spielzeug für Kinder, kleine Spiegel, Nürnberger Waaren u. st, w.), der Mercerie (Strumpfwaaren, Zwirn, Band Nadeln, Garn und überhaupt die kleineren Gegenstände zu weib- lichen Arbeiten) C

i ten) bezeichnet, Möbeln und Holzwaaren betrugen im Jahre 1835 17 Millionen, im Jahre 1840 23 Millionen. Die Ausfuhr von Papierwaaren, Büchern, Töpfer-, Glas-, Metall-, Parfumerie-Waaren, flüchtigen Oelen har auch ziemlich beträcht- lich zugenommen. Die Getraide-Ausfuhr, welche im Jahre 1839 noch 18 Millionen betrug, hat im Jahre 1840 nur einen Werth von 5 Millionen erreicht; das Mittel aus den vier vorhergehen- den Jahren war 7 Millionen. Eine Verminderung zeigen auch raffinirter Zucker, verarbeitete Häute, Uhren, Mode-Artikel, Gold- und Bijouterie-XWaaren und Samenfrüchte.

In einem zweiten Artikel wollen wir in zwei Tabellen eine lebersicht der aus- und eingeführten Waaren nach ihrer Natur und nach den Ursprungs - und Besiimmungs-Orten geordnet, ge- ben, vorher aber noch auf den Zustand der Entrepots und des Transit-Handels einen Blick werfen.

Im Jahre 1840 sind für 559 Millionen Fr. ausländi- scher Waaren, die ein Gewicht von 7,439,303 metrischen Centnern haben, in die Entrepots aufgenommen worden. Jm Vergleich mit dem Jahre 1839 und dem Mittel aus der Periode 1835 bis 1839 zeigt das Jahr 1840 eine Zunahme von 7 und 12 pCt. fúr den Werth und von 4 und 24 pCt. für das Gewicht. Auf die Entrepots von Havre und Marseille kommen für den Gerth 67 pCt, und für das Gewicht 06 pCt. Für sich allein betrachtet geben diese Entrepots folgende Resultate: Das Entre pot von Havre nimmt hinsichtlih des Werthes der Waaren den ersten und in Betreff des Gewichts derselben, den zweiten Rang ein, Es wurden darin fúr 206 Millionen Fr. ausländische Produkte aufgenommen, die ein Gewicht von 1,995,844 metrischen Centnern haben; dies ist um 39 und 35 pCt. mehr als im Jahre 1839 und um 37 und 43 pCt. mehr als das Mittel der leßten fünf Jahre, Das Entrepot von Marseille nimmt in Bezug auf das Gewicht (2,923,621 metrische Centner) den ersken und in Bezug auf dem Werth (167 Millionen Fr.) den zweiten Rang ein; die Vergleichung mit dem fünfjährigen Mittel ergiebt eine Bermehrung von 17 und 9 pCt, Die in die Entrepots von Bordeaux, Rouen und Calais aufgenommenen Waaren ergeben für das Gewicht eine Zunahme gegen beide Vergleichungspunkte. Für das Gewicht zeigt auch Dünkirchen eine Vermehrung von 4 pCt, gegen das Jahr 1839, Dagegen eine Abnahme von 11 pt. gegen das Mittel aus den leßten fünf Jahren. Die Bewegung der Entrepots von Nantes, Lyon, Bayonne Toulouse und Orléans ist im Jahre 1840 sowohl in Beziehung auf Wertb, als auf Ge- wicht geringer, als im Jahre 1839, Jn Paris ist das Gewicht der in die dortigen Entrepots aufgenommenen Waaren im Zahre 1840 geringer gewesen, als in irgend einem der u vorherge-

henden Jahre: im Jahre 1835 wurden 357,939 metrische Sentner und im Jahre 1840 nur 230,595 metrische Centner aufgenommen;