1841 / 335 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

naslosigkeit herabgedrückt, und mit Ausnahme der See- n L die bobe Welt aus Petersburg hier versammelt, berrscht große Stille in den alterthumlichen Straßen ; unternehmende Männer verlassen Rewal und ziehen sich dahin, wo ihrem Unterneh- mungs-Geiste wentger Schwierigkeiten entgegentreten.

Welch ganz verschiedenen Anblick gewährt dagegen Dorpat. Nach wiederholter gänzlicher Zerstörung hat es nichts von einem alt-Gothischen Kerne behalten, Alles ist von Grund auf neugeschaffen. Die Universität, das wesentliche Lebens-Element, durch welches die Stadt sich hebt, liegt wie auf dem Uebergange vom Westen zum Osten. Als Deutsche Universität muß man sie anschen, wenn man an die ursprüngliche und sih immer wiederholende Berufung von Professoren aus Deutsch- land denkt, und wenn man das wissenschaftliche Leben guf ihr mit dem der östlichen Universitäten Rußlands vergleicht. Die Dorpater Universität steht in ganz Rußland in der höchsten Achtung und nimmt einen wesentlichen Antheil an dem Einflusse, welchen die Deutschen Offtsee-Länder Überhaupt auf Rußland ausüben. Jn Vergleich da egen mit den Universitäten Deutschlands bletbt die lÜterarische Thâtigkeit Dorpats etwas hinter den Erwartungen zurück, welche man an die dort versammelte Zahl gebildeter und gelehrter Männer und an den Reichthum dex äußeren Mittel knüpfen mag.

Von Dorpat aus führt uns der Verfasser rasch auf den glatten kryftallisirten Winterwegen , den Eisenbahnen des Nordens, nach dem Endpunkte des Deutsch-Russischen Gebietes, dem kleinen, aber an historischen Erinnerungen so reichen Nar wa. Statistish schon zu dem Petersburger Gouvernement gerechnet, zeigt es doch in der alten Deutschen Reichsstadt auf der linken Seite der Narowa/ die jeßt cine Russische Festung geworden ist, und den Russischen Vor- fiädten auf dem rechten Ufer zum leßtenmale die Verhältnisse, welche in verschiedenen Nüanzirungen, die Städte Kur-, Liv- und Esthlands charakterisiren. L G j

Wenn die bisher genannten Städte den Reisenden in den Oft- see-Ländern am meisten interessiren und darum von dem Verf. am ausführlichsten gezeichnet worden, so sind deshalb die kleineren Städte und Städtchen nicht überschen; ihre Beschreibung bildet zu ienen hervorgehobenen Punkten den natürlichen Hintergrund. Und der Weg von dem einen Orte zum anderen führt aus den verschiedenen Gegenden und den verschiedenen Jahreszeiten interessante Bilder der Baltischen Natur vor unsere Augen. Bei einer innigen Ver- tiefung in das Leben jener Länder versteht es der Verf., dem Ein- zelsten und Fndividuellen die Seite abzugewinnen, durch welche es allgemein charakteristisch wird; bald belebt er den Anblick einer men- schenleeren Gegend durch die Erinnerung an die Kämpfe, welche die urspünglichen Einwohner einst hier bestanden ; bald läßt er uns bei dem scheinbar Einförmigen einen Blick in die innere Mannigfaltig- keit thun und so auch das Reizlose einen Reiz gewinnen. Die ein- elnen Strahlen , welche hierdurch für die Anschauung der Balti Then Natur gewonnen sind, sammelt er hernach in den „Baltischen Natur - Ansichten.// Wenn darin die klimatischen Verhältnisse, das Eigenthümliche im Pflanzen- und Thierreiche in ziemlicher Voll ständigkeit zur Sprache kommen, so werden doch die Verhältnisse am meisten hervorgehoben , welche sich auf die Bearbeitung der Natur durch menschlichen Fleiß näher beziehen und die natürlichen Bedin- ungen für das Leben der Einwohner ergeben. Es bildet dadurch dieser Abschnitt den Uebergang zum zweiten Theile des Buches, wel- cher die verschiedenen Stämme , die sich im Verlaufe mannigfacher Kämyfe wie Gebirgsschichten neben und über einander gelagert ha- ben, nach den wichtigsien Seiten zu chavrakterisiren sich zur Aufgabe macht. ¿Die Letten und Esihen, die ackexrbauenden Urbewohner des Landes, die Deutschen, der angeschenste Theil der Bevölke-

rung, die theils als güterbesißender Adel im Lande herrschen, theils |

als Literaten , sechandelnde Kaufleute und Handwerker die Städte bewohnen , und die Russen, die am meisten agufstrehbende Klasse, die viclfach spekulirend das Land besuchen und in den Vorstädten siedeln, ohne bis jeßt zu einem bedeutenden Anschen gelangt zu seyn//; diese vier sind allerdings nicht die einzigen bestimmt unter- \cheidbaren Elemente der Bevölkerung, denn außerdem hat der Wech- sel der Herrschaft Über diese Länder auch Schweden und Littbauer in dasselbe gebracht, die Juden in Kurland haben ihrex früher mehrmals verordneten „gänzlichen Abschaffung // glüclich Troß ge- boten, und Zigeuner durchziehen als „Pferdehändler und Diebe“ die drei Provinzen, dennoch verschwinden diese Leßteren als völlig un- bedeutend in Vergleich zu den erstgenannten vier; diese bestimmen die Physiognomie des ganzen Landes, und eine Charakteristik derselben und ihres gegenscitigen Verhältnisses reicht daher hin, uns das Völ- ferleben der Ostsee-Provinzen im Ganzen darzustellen,

Mit unverkennbarer Vorliebe hat der Verfasser das Bild gusge- führt, welches er von dem Lettischen Stamme, scinem nationglen Charakter und seinen Sitten entwirft, Wir möchten ihn darüber nicht tadeln; der natürliche und nationale Charakter eines Volkes, welches Jahrhunderte lang in einem oft drückenden Höôrigkeits-Ver hältnisse lebte und dadurch so umgebildet wurde, daß seine guten Seiten in die verwandten Fehler Übergingen, seine Schwächen sich noch vermehrten , der natürliche Charakter cines solchen Volkes läßt sich niemals mit völliger Sicherheit in dem wirklih Vor handenen erkennen, sondern nur aus diesem muthmaßen, und ein liebevolles Eingehen in die Weise des Volkes is erforderlich, um dabei das Wahre zu treffen. Die Uebereinstimmung aller einzelnen Züge giebt der Darstellung des Verf. im Ganzen das Ge- präge der Wahrheit. Mag auch die Weichheit und Bildsamkeit , die Freundlichkeit und Gastfreiheit , welche im natürlichen Charafter des Volkes liegt, in der langen Zeit ihrer Leibeigenschaft so mit einer rauhen Rinde umzogen seyn, daß der als Herr mit ihnen verkehrende Deutsche ungern in dieses Lob einstimmen würde: die Güter, in wel- chen das Volk sein innerstes Wesen am veinsten und festcsten ausprägt, die Sprache der Letten mit ihrem Reichthume an freundlichen und schmeichelnden Worten und Wortformen und mit ihrer sinnigen Na- tur-Auffassung, ihre Poesie, Volks-Poesie im vollsien Sinne des Wor- tes, in ihrem lyrisch - idyllischen Charakter und dem durchaus zarten, sittigen Tone, ihre Sitten bis herab zu der Farbe ihrer Kleiduttg, in welcher jedes Grelle vermieden ist Alles dies giebt ein Zeugniß für die Richtigkeit jener Charakteristik. Rur dürfen wir Über diese Licht seiten unser Auge nicht gegen die Schattenseiten verschließen. Wie

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1492

der Lettischen Poesie das Große, Kräftige, Erhabette fehlt und sich weder historisches Heldenlied, noch Krtegslied bei ihnen findet, so viel auch die Letten Kämpfe zu besichen gchabt und so alt viele ihrer Lie- der sind, so fehlt ihrem Charakter männliche Energie und ein Trieb zu größerer Gesellung. Die Familie ist ihr Staat und ihre Welt; cine Staaten-Bildung auch nur bis zur Organisirung von Dorf- und Stadt-Gemeinden scheinen sie niemals erreicht zu haben ; die Zerstücke- lung und Vereinzelung der Kräfte licß sie auf den untersten Stufen der Entwickelung und in dem kümmerlich kleinlichen Zustande blei- ben, in welchem wir sie noch jeßt finde

Eine Linie, welche vom Südende des Peipus-Sees nach Westen mitten durch Livland hindurchgeht, bezeichnet ungefähr die Gränze der Letten gegen ihre nördlichen Nachbarn , die Esthen. Jahrhun derte eines gleichen Looses der Sklaverei haben den Gegensay nicht verwischen können, der, auf Stammes- und Charakter-Verschiedenheit begründet, zwischen diesen beiden in scharfen Gränzen gegen einander abseßenden und nirgends sich vermischenden Nachbarn besteht. Wie schon die schwierigere Unterwerfung der Esthen ihre größere Energie bewies, so sieht noch jeßt dem freundlichen, einnehmenden, schmeicheln- den Benehmen des Letten das rauhe, eckige, schroff Wesen des Esthen, der Zartheit Lettischer Lieder die männliche Kraft Esthnischer Poesie und Esthnischer Sagen gegenüber; der Deutsche in den Städten , in welchen beide Stämme viel verkehren, wie in Dorpat, unterscheidet sie auf den ersten Blick. Doch wenn diese größere Männ: lichkeit dem Esthnischen Stamme eine hdhere Achtung verschaffen müßte, so fehlen ihm dabei wieder alle die liebenswürdigen Eigen- schaften des Letten, so daß man froh ift, von ihren noch kümmerliche- ren Wohnungen, den Sihßen der Unretinlichkeit, den Blick wieder ab- zuwenden. Vielleicht hat freilich der Verf. , wie dort die Lichter , so hier die Schatten, etwas zu sigrk aufgetragen er is offen genug, an mehreren Punkten Einwendungen anderer Kenner des Landes zu erwähnen ; doch wie dem auch sey, wir sind ihm für die sorgfältige Darstellung dieser beiden Stämme um so dankbarer, da cine genaue Auffassung ihrer Nationalität immer schwieriger werden wird, Jn Folge der Verordnungen, nämlich von den Fahren 1504 und 1817, ist defanntlich die Gebundenheit der Letten und Esthen an Grund und Boden aufgehoben und Freizügigkeit eingetreten, mit fester Begrän zung der Pflichten und Rechte und freier Kündigung von beiden Set: ten. Fnwiefern dieser Schritt die Lage dieser Stämme schon wesent lich verbessert habe, da Erwerbung von Eigenthum oder guch nur von Erbpachts-Verhältnissen ihnen noch uicht möglich is, mag zweifelhaft seyn ; das aber if gewiß, daß seitdem für ihre Bildung guf Aure gung einiger Gutsherren mehr geschehen, und daß mit der Annahme des Unterrichts, der ihnen nur durch Deutsche Vermiitelung kam, die feste Anhänglichkeit an ihre nationale Sitte vielfach zum Wanken ge- bracht und eine Umbildung zum Deutschthum eingetreten is. Bet weiterer Entwickelung auf diesem Wege möchten daher die Data für die Charakteristik der beiden Stämme bald um Vieles spärlicher aus- fallen, ije mehr sih ihre Eigenthüämlichfeit in dem angenommenen Deutschthum verwischt. |

Zeigt sich hier nah den unteren Kreisen der Bevölkerung hin das Germanische Wesen im Fortschritt begriffen , so stellt sich dagegen das umgefchrte Verhältniß dar, wenn wir es mit dem Slavischen Elemente vergleichen, die Deutschen Fnstitutionen gegenüber dem Rus- sischen Reiche, das Lutherthum der Ofisce- Provinzen gegenüber der Griechisch - Russischen Kirche. Die Rechte und Privilegien , deren Aufrechterhaltung sür Livland und Esthland bei threr Einverleibung in das Russische Reich ausdrücklich zugesichert und in ähnlicher Weije syâter auf Kurland ausgedehnt isi, sind diesen Provinzen, wenn man die furze Unterbrechung unter Katharing ausnimmt und von den Han- delsbeschräukungen, der Steuer- und Militgir-Einrichtung absieht, al- lerdings im Ganzen geblieben. Beschränkt freilich durch dic Macht des Gouverneurs, bestehen die Deutschen Städte-Verfassungen, bestehen die Deutschen Adels - Corporationen , besteht das Deutsche Civilrecht. Aber die in heständigem Steigen begriffene Russische Bevölkerung for dert lgut und lauter Gleichsiellung ihrer Rechte mit denen der Ocut {hen Chen #0 i dex veotestatitiscchen Kirche die thh! zuge- sicherte Freiheit und Selbsisiändigkeit gehalten; der Staat hat im Lutherthum nie ein Hinderniß bei Erlangung der hôchsien Ehrenstellen gesehen, die Kirche hat keine Versuche gemacht, sich unter den Prote- stanten Proselyten zu erwerben, Aber bedenkt matt auf der anderen Scite, daß im Umfange des Russischen Reiches der Abfall cines Grâco- Russen von scinem Glauben unmöglich if, daß in ganz Rußland zu keiner anderen als zur Griechischen Kirche bekehrt werden darf, daß der einzelne Genuß des Abendmahls unter Griechischer Form in den Schoß der Griechischen Kirche verseßt, daß aus gemischten Ehen nur Kinder des Griechischen Glaubens hervorgehen ; fügt man noch hinzu, daß das Bekenntniß zur Griechischen Kirche eine Aunghme von Ruf sischer Nationalität nothwendig nach sich zieht: fo sicht man guch von dieser Seite, so weit es Überhaupt möglich ist, die Zukunft zu erra then, einem langsamen, aber sicheren Fortschritte der Slavischen ge gen die Germantische Nationalität in den Osisce- Provinzen entgegen. Die Wirkung dieser beiden Momente könnte und würde sich allmälig auch auf die Sprache ausdehnen. Das Deutsche iff noch durchaus Sprache der gebildeten Kreise und Sprache der Zeitungen und Fonr nale, so wie der meisten dort erschetnenden Bücher: die Deutsche Li teratux findet dort ihre eifrigsten Verehrer, während die Russische nach des Verfassers Versicherung weniger bekannt ist als in Deutsch land und in den drei Ostsce-Provinzen weniger Russich gedruckt wird, als schon in Leipzig allein,

Wir haben aus dem reichen Fnhalte der vorliegenden Schrift nur cinige wenige Punkte herausheben können; doch werden schon diese kurzen Andeutungen hinreichen, um unseren Lesern zu zeigen, was ste von derselben zu erwarten haben und inwiefern sie sich über die Menge der gewöhnlichen Reise-Lileratur erhebt. Die Richtigkeit der Data im Einzelnen zu prüfen, auf welchen dice Darstellung des Verfassers beruht, würde nur dem möglich seyn, der, wie der Verfasser, einen längeren Aufenthalt in jenen Ländern ausdrücklich auf das Studium derselben verwendete. Für das, was der Verfasser aus eigener Erfah rung \{{höpfte, giebt im Ganzen der Charakter der Unbefangenheit und der strengen Wahrheitsliebe, welchen das Buch trägt, eine genügende Bürgschaft; für das Übrige, aus anderweiten schriftlichen und münd lichen Mittheilungen enitlehnte, bezeichnet ex selbst in der Vorrede scine

Die Darstellung ift fließend und gewandt; in bestimmter Auffassung der mannigfachen Gesialtungen des Lebens geübt, besißt der Verfasser das glückliche Talent, sie in leichten Zügen charakteristisch zu zeichnen, ohne gerade ins Fdealisiren oder Karrifiren zu verfallen. In Folge der oben bezeichneten Anordnung des Ganzen finden sich zu- weilen Wiederholungen, doch ohne besonders lästig zu werden; hier und da versucht auch wohl der Verfasser, einen wißigen oder humori= stischen Ton anzunehmen, der ihm nicht natürlich i| und nicht ret gelingen will. Doch diese Ausstellungen sind zu unerheblich, als daß sie den Werth des Buches beeinträchtigen könnten. e

Quellen.

Meteorolo

1841, 30. Nov.

| Morgens | Nachmittags |

k Q.Vhe: (0: Dhe 4 L 331,48" Par. S 64 Par. 331,96” Par.| Quellwärme 8,2° R, -+ 8,1" R. | + 10/,8° R. | + 10,0’ R. | Flusswärme 3/3° R. | + L R. —- 5/0 R, | -+- 3/59 R. | Bodenwärme 4,4° R, Dunstsättigung | 76 pCt. 63 pt. 60 pCt. | Ausdüustung 0/030 Rh Wetter trübe, halbheiter, trübe, | Niederschlag 0/01 L Rh. Wind E V. | W., | Wärmew echse!+-10 9°, W. —— | 7,1,

-{-4,4° R... 66 pCi. W.

Nach einmaliger

Abends

10 Ubr. Beobachtung.

Luftdruck Luftwärme « « « | Thaupunkt „.. |

Wolkeuzug. - « |

Tagesmittel: 331,96 Par... 4+ R...

Auswärlige Börsen.

Amsterdam, 27. Nov. Niederl. wirkl. Schuld 51 t 52 do. 99%. Kanz. Bill, 29 14 Br Span, 22 L Passiîve —,

Präm. Scb. —. Pol. Oestezr. 1057,

Ausg. —. Zins!. 9!3- Preuss,

Antwer pen, 26. Nov. Zins]. —, Neue Aul. 25 G.

Hamburg, 29, Nov. Bank-Actien 1605, Eugl. Russ 1087.

London, 26. Nov. Cons. 35 S897, Belg 1007. Neue Aul. 23

Ausg. Sch, 117, 25% Holl. 52. D 5 Port. 325. D 5 Bras. 98, Columb, 197, Mex, 25%. Peru 14, Chili 71,

Passive 9 ge

Engl. Russ. 113.

Petersbu rg, 23, Nov. Lond. 3 Met. 38%. Hamb. 34%, Paris

F aris, 26. Nov. 52 Rente fu cour. L116. 50, 32 Rente fin cour, 0 C

15, Aul. de 1841 Gn cour. 81, 15, 57 Neap? 106, 50, 9% Span. Rente Paseive 97,

Wien, 26. Nov. 5% Met. 1057. 42 995%. 3% —. 2553

Bank - Actien —. Aul. de 1834 638%, de 1839 273

16 *

Konigliche Schauspiele. Donnerstag, 2. Dez, Jm Schauspielhause: Egmont, Trauer (Piel. in 5 2bthl

Frätag 3, Des Ju Opernbause: Don Zuan, Oper in 2 Abthl, Musik von Mozart. (Dlle, Tuczek: Zerline.)

“m Schauspielhause: Abonnement suspendu, Représen tation extraordinaire au bénéfice de Mad, Saint-Aubin. Le speciacle se composera de: 1) La première de: Tiridate, ou: Tragédie et comédie, vaudeville nouveau en 1 acte, par M, Fournier. 2) La premiètre représentalion des 94 et 3me actes de Kean, ou: Désordre et génie, comédie par Mr. A, Dumas. 93) La première représentation de: Cicily, ou: Le lion amoureux, vaudeville nouveau en 2 actes, par Scribe.

Billets zu dieser Vorstellung sind täglich, von 9 bis 2 Uhr Bormittags, in der Wohnung der Mad, Saint-Aubin, Französi: sche Straße Nr. 60, zu haben. Die Abonnements - Billets blei- ben bis Donnerstag den 2ten d. M., Mictags 2 Uhr, reservirt.

Sonnabend, 4. Dez. Jm Schauspielhause: Zum erstenmale: Die Stiefmutter, Lustspiel in 1 Aft, nah dem Französischen des Scribe, von dem Freiherrn von Lichtenstein. Hierauf: 1) Romanze von Mercadante, gesungen von Herrn Ludovico Ricciardi, 2) Duett aus der Oper Tancred, von Rossini, gesungen von der Kaiserl. Königl. Kammersängerin Dlle. Hähnel und Herrn Ricciardi. 3) Arie, gesungen von der Kaiserl. Königl. Sängerin Dlle Tuczek. i) Duett aus der Oper Belisar, gesungen von Herrn Ricciardi und Herrn Bötticher. Und: Erzichungs - Resultate, Luspiel in 2 Abthl., von C. Blum.

Sonntag, 5, Dez, Jm Opernhause: Robert der Teufel, Oper in 5 Abth., mit Ballets. Musik von 3. Meyerbeer. (Dlle. Tuc zeË: die Prinzessin.)

Fm Schauspielhause:

von Eduard Devrient.

représental ¡On

Treue Liebe, Schauspiel in 5 Abthl.,

onigstadtises Theater.

Donnerstag, 2. Dez, Der Talisman. Posse mit Gesang in 3 Wten, von testroy. Musik von A. Müller.

Sreitag, 37 Deze Das dbemooste Haupt, oder: Der lange Fsrael. Lustspiel in 4 Akten, von Roderich Benedix.

Sonnabend, 4. Dez. (FJtalienische Opern-Vorskellung.) Lu- cia di Lammermoor, Opera in 3 Atti, Musiíca del Maestro Donizelti, (Signora Laura Assandri: Lucia.)

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Verantwortlicher Redacteur Dr. F. W. Zinfkeisett.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei.

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E S A E: N T I O E R A D M T T A T f VT, O

Bekanntmachungen.

Der Verkauf weiblicher Handarbeiten und anderer Gegenstände zum Besten der vergrmten Weinbauer an der Mosel wird am 8., 9, und 10. Dezemberu c. in den Vor- mittagsfiunden von 14 bis 3 Uhr in dem Sr en Speisesaal Seiner Kdniglichen Ho

Nr. Berlin, den 30, November 18441.

Rothwendiger Verkauf. Ober - Landesgericht Naumburg. Das im Merseburger Kreise belegene Rittergut Teudiß, abgeschäßt auf 62,237 Thlr. 15 Sgr. 8 Pf, zufolge der nebst Hypothekenschein und Bedingungen |Deffentlicch

27. April 1842, Vormittags 10 Uhr,

( Am 6. Dez an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden.

vor unterzeic

Allgemeiner Anu

boten , sich bei Vermeidung der Präklusion spätestens in diesem Termin

T

e zu melden.

Subhastations-Patent. : D dem Rechnungsrat h Fricdrich Adolph Schnei-| H Í der gehörige, in der Potsdamer Straße Nv. 120] eit des Prinzen von Preußen sattfin den. (sonsi Vattdaer Chaussee Nu. 42 B.) le, im ¡Cme Eingang im Palais in dexr Behren siraße Hypothekenbuche von Alt Schöneberg Vol. Il]. No, 99. | Nr. 41. sol. 33, verzeichnete Grundstück, abgeschäßt nach der | 1nd in unserem 11. Büreau nebst Hypothekenschein einzu schenden C E 47,306 Thlr. 29 Sgu. 4 Pf., soll am 31, Mkt 1842, Vorm. 11 Uhr Si us R an ordentlicher Gerichtsstelle, Sinierlirae Ne, 25; gelegene Eingangsthüren, welche dsfentlich subhastirt werden. Berlin, den 27. August 1841. Königlich

v S

Mahlmann, 1 Versteigerung ausgeseßt werden.

L E E ps

en Vorhalle führen. Zu jeder balle befindet sich ein geraumige

es Landgericht.

ftraßenwärts und zwei Kammern.

zeiger für die Nrenfzischen Staaten.

| Dieses Schauspielhaus wurde Ra) dem Modelle des Mannheimer Theaters im Jahre 1788 neu und| , heater E 2 A A L: S n des Theaters. massïv aufgeführt; es hat eine Breite von 65 und Räumen de : Piafo m Ci e - . s Tiefe von 167 Fuß; nach dem Paradeplaße zu nder freier Raum, welcher von den Besißungen 99. hat es eine Fronte von 7 Fenstern , is dreistócig ¿s Eigenthümers des angränzenden Trierischen Ho- zerfällt in ein vordevres, großartig konstruirtes/-|£.s umgeben ist, zu ciner großen Nestauration geeignetes E : d S è Q v Q let L ti 6 T z 2 A L Y , und das eigentliche Theater - Gebäude; Y eine cben so kühne als solide und großartige , nicht

4 j F r 4 Ty c i t E - . , siexe hat 3 in der Mitte der Fronte ace Lbiigitie weniger aber auch durch seine optish und ai "ich

cite dieser Vor- s A N ge- legenes Zimmer, von denen das cine noch mit Küche, | S U Ih ls eittes der \chduste 4 ‘ammer versehen is, Jm mittleren | dieses Theater - Gebäude als eines der schönsten A Stoss: aubt ch ein lebilumiger Ju Konzerten 19h den richtigsien Grundsäßen errichtetes Gebäud. e Versieigerung des Schau-|gecigneter Saal mit einem anstoßenden eleganten |geschildert. n unserer Registratur einzusehenden Taxe, soll am \svielhauses zu Koblenz Kabinet. Der dritte Stock hat vier große Zimmer i ember d. J. Nachmittags 2 Uhr wird l )netem Notar und in dessen Schreib-| Jm Dachgeschoß is cin großer Speicher mit einer

Alle unbekannte Real - Prätendenten werden aufge-|stube dahier das zu Koblenz in dem angenehmsten [Kammer / welcher mit den großen über dem cigent-

Theile dee Neustadt, dem Clemens=- oder großen Pa- [lichen Theatergebäude befindlichen Speichern durch vade- Plaße gegenüber, gelegene Theater- Gebäude, Thüren verbunden ijt. unter vortheilhaften Bedingungen, ciner öffentlichen

Aus der Vorhalle des Vorderhauses führen un- mittelbar 3 Thüren in das eigentliche Theater-Ge- bäude selbst, und so steigt aus derselben zu jeder Seite cine breite Treppe aufwärts zu den oberen

Hinter dem Theater - Gebäude ist noch ein bedeu-

Das Gebaude zeichnet sich in seinem Fnnern durch

höchst richtige und glückliche Construction in solchen Grade aus, daß es die Bewunderung fe» Sachkenners erregt. Nicht mit Unrecht wird ®

Koblenz, den 1, November 1841. Günther, Notar.

Ne Mcine

Preußische Staats-Zeitung.

„M I

Snhalt.

Amtliche Nachrichten. - M

Frankreich. Paris. Noch Einiges zum Prozeß Ledrü-Rollin. Nachrichten aus Algier: Zug nach Medeah. Vermischtes. Briefe aus Paris. (Der Prozeß des Herrn Ledrú - Rollin und das Journal desDébats, Das Gerücht Über einen Kongreß wegen de“ Spaniscien « idt wird von ministeriellen Fournalen

iderlegt; Lord Cowley. : i

G N RLr denen und Irlaud. London. Besserung im Befinden der verwittw. Königin. Erste Durchfahrt durh den Tunnel. Roth in Nottingham. Vermischtes. Brief gus London. (Revision des Prozesses der angeblichen Hamburger Sklavenhändler ; Lord Palmerston; O’Connell’s Einfluß im Sinken; Ausschmük- fung der Parlamentshäuser; Avancement.) i

Belgien. Brússel, Repräsentanten - Kammer. Das Dampf- boot „British Queen.

Deutsche Bundesstaaten. Stuttgart. Abgeordneten-Kammer, Oeffentlichkeit und Mündlichkeit der Rechtspflege. Verwerfung des Antrages auf Ernennung eines Staats-Anwalts, Letpztg. Privat-Aufführung der Antigone des Sophokles. Karlsruhe. Bankeroit in Straßburg. Wiesbaden. Verlobung der Prin- zessin Marie von Rassau, Frankfurt a, M. Gesehgebende Versammlung. | i:

Oesterreich. Schreiben aus Wien, (Graf Flahagult. Unglücks- fälle in den höheren Gesellschafts - Kreisen.)

Schweiz. Genf. Näheres über Bewilligung des Verfassungsra- thes in Folge von Desertionen der bewaffneten Macht. Bern,. Einzug des Päpstlichen Nuntius. Neuchatel, Neue Akademte.

Spanien. Madrid. Vermischtes. Schreiben aus Madrid. (Näheres über die jüngsten Ereignisse in Barcelona; Espartero?s Rückkehr; das Französische Geschwader vor Barcelona.)

Griechenland. Athen. Griechische Zeitungen in der Türkei ver- boten. Politischer Prozeß. Prozeß des Priesters Kairis.

Syrien, Beirut, Anarchie und innerer Krieg.

Julaund. Paderborn. Bischofswahl, Minden. Dampfschiff- fahrt guf der Ober-Weser.

an

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigsk geruht, dem Königl, Bayerischen Obersten im General- Quartiermeister- Stabe und ersken Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl von Bayern, Freiherrn von Leistner, den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse zu verleihen,

Der bisherige Ober - Landesgerichts - Assessor Ritter is zum Justiz - Kommissarius für die Gerichts- Aemter und Patrimonial:

gerichte im landräthlich Herzberger Kreise, mit der Befugniß zur |

Praxis bei dem Landgerichte zu Torgau in Angelegenheiten der Kreis - Eingesessenen, unter Anweisung seines Wohnsißes zu Herz- berg, und zugleich zum Notar in dem Bezirke des Ober - Landes- gerichts zu Naumburg bestellt worden.

Abgereist: Der General-Major und Jnspecteur der 1sen Artillerie-Jnspection, von Scharnhorst, nach Stettin,

Zeitungs -Uachrichten. Ausland. Frankreich.

Paris, 27. Nov. Ueber die Frage, ob Herr Ledrü-Rollin schon jeßt als Deputirter betrachtet werden und auf die Privile- gien eines Deputirten Anspruch machen fónne, âußert sich das Fournal des Débats heute in einer Weise, die seiner Unpar- teilichfeit zur Ehre gereicht und im Widerspruche mit der gestern aufgestelllten Ansicht der Pee E Uan bats, sagen die Débats, „gegen Herrn Ledru eingewendet, daß seine Vollmach- ten noh nicht verifizirt wären, daß er den Eid noch nicht gelei- stet habe, daß dies die unumgänglich nothwendigen Bedingungen zu seinem Eintritt in die Kammern wären, und daß er also bis nach Erfúllung jener Formalitäten nur ein erwählter Kandidat,

aber nicht wirklich Mitglied der Kammer sey und also auch auf |

die Privilegien eines Deputirten keinen Anspruch zu machen habe. Diese Einwendungen scheinen uns nicht richtig, Durch die Wahl allein wird cin Bürger zum Deputirten gemacht, Kraft der Wahl und fkeinesweges kraft der Verifizirung wird er ein Mitglied der Kammer. Die Verifizirung fügt seinen Voll- machten nichts hinzu und raubt ihnen nichts; sie ellt nur die Existenz derselben fest, Die Kammer revidirt die Wahl nichf, sondern sie prúft und verifizirt nur die Regelmäßigkeit der- selben. Wird die Regelmäßigkeit anerkannt, so gehen die Rechte des Deputirten bis zu dem Tage seiner Wahl hinauf; es wird angenommen, daß er von jenem Tage an Mitglied der Kammer war; denn, wir wiederholen es, durch den Willen seiner Wähler tritt er in die National-Repräsentation ein; aus jenem durch die Wahl ausgedrückten Willen \ch{chöpft er sei N E : R) : pft er seine Rechte. Es is aller dings möglich, daß die Wahl für unregelmäßig befunden wird, «n diesem Falle annullirt die Kammer dieselbe; aber ist nicht „Zénscheinlich die Vermuthung zu Gunsten des erwählten Depu- ‘¡a ünd der Wähler, die ihn ernannt haben? Man kann nur gen, daß das Recht des Deputirten, an den Berathungen der „Kammer Theil zu nehmen, bis nach der Verifizirung der Voll- machten aufgeschoben wird; sein Titel existirt deshalb nicht min: der, Unserer Meinung nach erleidet es deshalb keinen Zweifel, vaß der Vortheil des Artikels 43 der Charte Herrn Ledrü-Rollin »ollständig zu Gute fommt.“ Das Journal des Débats widmet außerdem der Rede, elche Herr Arago in Angers gehalten hat, einen besonderen Ar-

Algier vom 8ten d. folgenden Jnhaltcs:

| kanischen Armee zu verringern, | zurückfehren, werden durch neue Regimenter erseßt werden, Der

| rúdgezogen wrden,

oa Dezember

tifel, in welchem alle Pfeile des Spottes und der Satyre, die den in diesem Genre gewandten Débats zu Gebote stehen, auf den radikalen Gelehrten geschleudert werden, Es wird faum an-

| ders seyn fönnen, als daß die Läâcherlichkeiten, welche das Jour-

nal des Débats auf Herrn Arago hâuft, seinem persónlichen

| Ansehen nicht allein in der Kammer, denn dort is es unbedeu-

tend, aber auch in seiner wisseaschaftlichen Stellung Eintrag thun werden. Wenn es wahr is, was das Französische Sprüchwort

| sagt: le ridicule tue, fo fann Herr Arago in politischer Hinsicht

so ziemlich als ein Abgeschiedener betrachtet werden.

Die Sentinelle de Toulon enthält ein Schreiben aus „Gestern ist das nach Medeah bestimmte große Convoi von hier abgegangen. Das Vorúberdefiliren des Convois und der eskortirenden Truppen dauerte ungefähr 4 Stunden. Die ganze Kavallerie der Provinz Algier, geführt von den Generalen Changarnier und Bedeau, be- gleitet den Transport, welcher in diesem Jahre der lebte seyn

| wird und eine sechsmonatliche Verproviantirung vervollskändigt.

Es ist feinesweges die Rede davon, den Effektiv-Bestand der Afri- Die Truppen, welche nach Europa

General - Gouverneur beabsichtigt, gleih nah dem Beginn der schönen Jahreszeit die militairischen Operationen wieder aufzuneh- men und sie mit der größten Energie zu betreiben.“ |

Nach dem Moniteur parisien wird die Regierung in der bevorstehenden Session den Kammern ein vollständiges Eisen- bahn-System für ganz Frankreich vorlegen, allein für dieses Jahr nur die Ausführung zweier Linien beantragen, nämlich der Linie von Paris nach Lille und der Linie von Paris nach Lyon durch die Bourgogne. Die úbrigen großen Verzweigungen würden erst später zur Ausführung gebracht werden, und unter ihnen stehen

| vórnean die Linie von Paris nach Marseille und diejenige, welche

Bordeaux und Bayonne mit der Hauptstadt in Verbindung

| seben soll,

Galignani's Messenger widerspricht der von der Ga- zette de France gegebenen Nachricht, daß der Englische Mini- ster der auswärtigen Angelegenheiten der Französischen Regierung eine Note habe zugehen lassen, in welcher er verlange, daß die nach der Pyrenäen-Gränze gesandten Französischen Truppen zu- Es existire feine solche Note.

Herr von Salvandy is gestern in Paris eingetroffen und hatte sogleich eine lange Konferenz mit Herrn Guizot, Seine Abreise nach Madrid ist, wie es heißt, auf die ersten Tage der künftigen Woche festgeseßt.

Es heißt, Herr Dufaure habe die Kandidatur zum Präsiden- tenstuhle, welche das Ministerium ihm angetragen hâtte, abgelehnt, und ein Theil der konservativen Partei wolle nunmehr seine Stimme dem Herrn von Lamartine geben,

Am Asten d. ward vor dem Zucht - Polizeigerichte zu Pau der Prozeß der Herren Arzac, Gasc und Roaldes, vormaligen Mitglieder des Munizipal - Nathes von Toulouse, eróffnet. Man

| erinnert sih, daß in Folge der Unordnungen, die im Laufe des

Monats Juli in Toulouse ausbrachen, durch eine Königliche Or- ' Gr e e 2E » . am &

donnanz die Aufldsung des Munizipal- Rathes jener Stadt aus-

gesprochen wurde. Der außerordentliche Regierungs-Kommissarius,

| Herr Moriß Duval, ernannte demzufolge eine provisorische Mu-

nizipalität, Als dieselbe sih auf der Mairie einfand, um ihre Functionen anzutreten, erklärten die Herren Arzac, Gasc und Roaldes , daß sie einer Königlichen Ordonnanz nicht Folge leisten fönnten, die, dem Geseße zuwider, die Zeit der Wiedererwählung einer Munizipalität nicht festseze. Sie reichten eine schriftliche Protestation ein, die mit der Erklärung schloß, daß sie nur der Gewalt weichen würden. Wegen dieser Protestation sind die ge- nannten Munizipal-Räthe vor Gericht gestellt worden.

Der vormalige General-Prokurator von Toulouse, Herr Plou- goulm, scheint alle Hoffnung auf Wiederanstellung verloren zu ha- ben, da er bei dem Conseil des Pariser Advokatenstandes darauf angetragen hat, wieder in die Reihe der Advokaten bei dem Kb- nigl, Gerichtshofe aufgenommen zu werden.

Ein Theil der Garnison von Paris war gestern in sämmkt-

| lichen Kasernen in Folge mehrerer Arbeiter-Coalitionen konsignirt.

Börse vom 27. November. Da heute sichere Notirun- gen aus London eingegangen waren, so zeigten sih zu Anfang der

| Börse viele Käufer, später aber gingen die Course schnell zurück,

und die Z3proc. Rente schloß zu 80,35. Man sprach viel von dem Fallissement des Hauses Balguerie u, Comp. in Bordeaux. Fast alle induftriellen Jnteressen des Gironde- Departements sind bei dem Sturze dieses angesehenen Hauses betheiligt,

T7 Paris, 27. Nov. Von Seiten der Regierung nicht minder als von Seiten der Opposition skrengt man sich an, um den Ausspruch des Geschwornen - Gerichts von Angers zu einem Ereignisse zu machen. Der Ausgang der gegen Herrn Ledrú-Rol-

| lin erhobenen Anklage is allerdings eine Art Triumph fúr das | Ministerium, aber doch jedenfalls nur ein halber Sieg, der es

der Opposition gestattet, darúber zu frohlocken, daß ihre Nieder- lage nicht vollständiger gewesen. Aber nicht genug, daß das Ge- sammt- Resultat ziemlich zweideutiger Natur is, die Neben-Um- stände sind für beide Theile so unvortheilhaft, daß keiner von ihnen Ursache hat, sich dessen zu rühmen. Die schlimmste Wir- fung dieser Sucht, Rechtssachen auf das Gebiet der Politik hin- úberzuziehen, ist die Verfälschung des Rechtssinnes im Publikum

und die Gefährdung der Lauterkeit und der Unpareeilichkeit der |

Justizpflege. Auf solche Weise werden KotPikte zwischen der Pflicht gegen das Geseß und zwischen dem politischen Meinungs- Änteresse nicht selten künstlich geschaffen oder doch wenigstens künstlich gesteigert, und es ist leiht zu sehen, daß solche Kon- flifte in der Regel zum Nachtheile des Geseßes und zur Demo- ralisirung der näher oder entfernter Betheiligten ausschlagen müssen.

Einen sonderbaren Mißbrauch macht das Journal des Débats von der Verurtheilung des Herrn Ledru-Rollin, indem es dieselbe fúr eine gleichzeitige Verdammung der Ansichten der verschiedenen Anwalte des Angeklagten auszugeben sucht. Es ist sehr mögli, es is sogar wahrscheinlich, daß die Geschworenen

ck e | ThUren;

von Angers weder Legitimisten noch Republikaner, noch Barro- tisten sind, aber es ist unbegreiflich, daß das Journal des Dé- bats die politischen Meinungen dieser Männer aus einem rich- terlichen Ausspruche derselben zu deduziren sucht. „Die Jury hat sich durch die Argumente der Herren Berryer, Arago und Odilon Barrot nicht von der Unschuld der Rede des Herrn Ledrú-Reollin Úberzeugen lassen, folglich verwirft sie die politischen Grundsäße, welche von diesen drei Männern vertreten werden,“ Das Journal des Débats richtet zugleich seine Angriffe gegen die von der Jury von Angers halb besiegte Coalition und bemüht sich dieselbe, in ihren Reprä- sentanten lâcherlih zu machen, Einen glücklichen Gegensaß zu diesen Mißgriffen bildet die Unparteilichkeit, mit der das FJour- nal des Débats die verfassungsmäßigen Rechte der Deputirten auch in der Person des Herrn Ledrú-Rollin vertheidigt, indem es die Unzulässigkeit der von einer anderen Seite aufgestellten Be- hauptung nachweist, daß das Urtheil von Angers an dem Depu- tirten von Mans ohne Weiteres wie an jedem Privatmanne voll- zogen werden könne, weil seine Wahl zum Deputirten noch nicht von der Kammer geprúft und als gültig anerkannt sey.

___ckxch Paris, 27. Nov. Unsere Journale haben seit einigen Tagen zu wiederholtenmalen von einem zu Wien abzuhaltenden Kongreß gesprochen, auf welchem die Repräsentanten der großen Mâchte, auf die Veranlassung Frankreichs, die Spanischen Ange- legenheiten gemeinschaftlich regeln würden. Dieses hier allgemein verbreitete Gerücht erhielt noch mehr Wahrscheinlichkeit, als ein Deutsches Blatt eine förmliche Liste aller zu dem genannten Kon- gre|se berufenen Diplomaten gab. Unter diesen wird, als der Be- vollmächtigte Englands, Lord Granville, der frühere Gesandte am Französischen Hofe, angeführt. Nun aber läßt sich aus der Un- haltbarfeit dieser Angabe wohl auch auf die anderen schließen. Lord Granville befindet sich in einem so geshwächten Gesund- heitszustand, daß er in der leßten Zeit seiner hiesigen Gesandt- schaft nicht einmal die laufenden Geschäfte, welche seine Stellung mit sich brachte, besorgen konnte. Ueberdies ist es gar nicht denk: bar, daß dieser Staatsmann, ein so hervorragendes Mitglied der Whigs, einen so bedeutenden politischen Auftrag von Seiten. einer Tory-Regierung annehmen würde. Da man aber hier von dem genannten Kongreß in den verschiedensten Kreisen als von etwas Gewissem sich unterhielt, so scheint es, als habe unser Kabinet für nöthig gefunden, diesem Gerüchte, wenn auch nicht geradeju auf offiziellem Wege, zu widersprechen. Wenigstens deutet man so die heute vom. „Zournal l’Univers, einem ministeriellen Blatte, veröffentlichte Anzeige, „daß dieses Projekt eines Kon- gresses niemals existirt habe.

Der Mittelpunkt der Diplomatie, sagt man, wird diesen Win- ter in dem Hause Lord Cowley's zu finden seyn. Wenigstens schließt man dies aus dem außerordentlichen Aufwand, mit dem er das Gesandtschafts - Hotel einrichten läßt, Das sammtliche Mobiliar, welches jedesmal der Nachfolger des vorhergehenden Ge- sandten Úbernimmt, ist diesmal verfauft und durch ein neues viel fostbareres erseßt worden, i |

Großbritanien und Jrland.

Londou, 27. Nov. Das Befinden der verwittweten Kd- nigin hat sich schon so gebessert, daß man nicht mehr tägliche Búlletins ausgeben wird. Jhre Majestät hat ruhigeren Schlaf und fühlt sich daher am Tage weit gestärkter, so daß sie einige Stunden außerhalb des Bettes zubringen kann.

Die Hof-Zeitung von gestern Abend enthält nun auch noch eine Reihe von Beförderungen, welche in der Oftindischen Armee vorgenommen worden sind,

Der Herzog von Corntwallis is durch den Umstand, daß sein Vater vor einiger Zeit in die Goldschmiedezunft eingetreten, ein geborner Freibürger von London und fann also, wenn er mündig wird und seine Gebühren zahlt, sein Bürgerrecht ausüben. Es ist dies das erste Mal, daß gedachtes Recht einem Thronerben durch Geburt zu Theil geworden ist.

Vorgestern wurde die Durchfahrt im Tunnel eröffnet, und die Direction legte zum ersten Male den Weg unter der Themse ungehindert zurück. Jnnerhalb drei Wochen werden die Arbeiten gänzlich beendet seyn,

Jn Nottingham ist die Noth so groß, daß außer denen, die vom Kirchspiel Unterstüßung erhalten, 2000 Menschen dem Hun- gertode nahe sind. Jeden Tag durchziehen verhungerte und in Lumpen gekleidete Horden von 100 bis 400 Mann die Stadt, als Fahne ein Brett umhertragend, auf welchem zu lesen is : „Jn Elend und außer Arbeit.“ Andere ziehen, 30 bis 40 Mann hoch, Karren, mit Sand beladen, durch die Stadt und betteln an allen Die Liste des Arbeitshauses enthält 3600 Recipienten. Es ift eine Versammlung von der Geistlichkeit des Ortes einbe- rufen worden, um fich úber Mittel zur Abhülfe des Elends zu berathen. Herr Macaulay, der sih in der Nähe von Notting- ham befindet, hat der Versammlung gerathen, eine große Suppen- fuche nach dem Muster der in Edinburg angelegten zu errichten, die ungefähr 100 Pfd. die Woche kosten wird.

Erst am 23sten Nachmittags hat das Wetter dem Schiffe „Jllustrious “, an dessen Bord sih der neue Gouverneur von Kanada, Sir Ch. Bagot, befindet, von Portsmouth abzugehen

| erlaubt.

Gestern war man im Publikum sehr neugierig, zu erfahren, wie es mit den unter den Trümmern im Tower wieder aufgefun- denen Geschüßen stände, da man wußte, daß die bei der Aufräu-

mung des Schutts beschäftigten Arbeiter und Soldaten an denje-

nigen Theil der Rüstkammer gelangt seyen, wo die Artillerie ihren

| Pla6 hatte, unter der sih mehrere der interessantesten Trophäen

aus Englands Siegen befanden. Man hatte gehofft, daß wenig- stens die größten Geschüßstúcke vermöge ihrer massiven Conskruc- tion wenig oder gar feinen Schaden von der Hibe oder von den

úber sie zusammengestúrzten Pfeilern und Mauern würden gelit-

ten haben; hierin aber sah man sich sehr getäuscht; die Geschüße waren alle ganz ruinirt, zum Theil zusammengeschmolzen, zum Theil zertrúmmert,