1841 / 335 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Das Handlungshaus Coutts und Compagnie hat Lord Strang- ford beim Kanzleigerichte belangt, um Gewißheit Her A halten, wie weit derselbe mit dem Ursprunge der soclven f L s kammerscheine, auf welche jenes Haus Vorschüsse E E kannt war, und um auf seine Aussagen gegen pri te Lde ráde fahren zu fönnen, Damit aber will dieses Haus De Ee L ber q erl ers S g fan S I S cgritte Bexes die: haben, sondern nur zeigen, daß L S chti 4 jenigen thut die, fich bei dieser Sach, Lim 18. Oktober lauten

5 e . : un ünslig binstchtlich des Gesundheits- Zustandes der dortigen Trup- E Auch die Handels- Berichte sind nicht Emu ternd, Die Kolonie hatte Portugiesische Einwanderer A1, Bea beira erhalten, die aber nicht sehr gefielen, man wollte daher Arbeiter aus Afrika fommen lassen, zu welchem Behufe man elne Anleihe zu kontra- - gte.

M E raphen« Linie von Dover nach London wird in einigen Tagen eröffnet werden. Vermittelst derselben wird die Ankunft eines Schiffes von Dover in 5 Minuten nach London telegraphirt werden konnen. N i

Unter den Mitgliedern der Aristokratie, welche an der Expe- dition gegen China Theil nehmen werden, nennt man, außer ei- nem Sohne Sir R. Peels, den Sohn des bekannten Lord Cochrane und Lord Suirdale, Sohn des Grafen von Donough- more. Der Oesterreichische Botschafter, Fürst Paul Esterhazy, wird hier zum 10. Dezember zurúck erwartet, wo er seine diplomatischen Functionen wieder Übernehmen und der Vermählung seines einzi: gen Sohnes mit der Tochter des Grafen von Jersey beiwohnen wird.

Der berúhmte Bildhauer Sir Fr. Chantrey, der vorgeskern Abend in seinem Hause zu London plôöblich gestorben is, nach- dem er noch denselben Tag in seinem Atelier gearbeitet hatte, litt schon längere Zeit an einem Herzübel und ist 59 Jahre alt ge- worden. Seine künstlerische Leistungen sind bekannt. Die Aka- demicen von Florenz und Rom zählten ihn zu ihren Mitgliedern.

H. London, 26. Nov. Es wird fúr einige Jhrer nordischen Leser nicht uninteressant seyn, zu erfahren, daß die Sache der Hamburger Barke „Echo“, welche zu Anfang dieses Jahres an- gehalten, in Beschlag genommen und von dem Vice-Admiralitaäts- gericht von Sierra Leone unter dem Verdacht verurtheilt wurde, daß sie zu Zwecken des Sklavenhandels ausgerüstet sey, nächstens vor ein höheres Tribunal zur Revision gebracht werden wird. Die Appellations - Gerichtsbarkeit, welche früher von dem Engli- schen Ober-Admiralitätsgericht, den zahlreichen Vice: Admiralitäts- gerichten der Britischen Kolonieen gegenüber, ausgeübt wurde, isk in den leßten Jahren auf den richterlichen Ausschuß des Geheimen Raths übertragen worden, Vor diesem Tribunal nun wird die Sache der „Echo“ von neuem vorgenommen werden, und es scheint wenig in Zweifel zu stehen, daß der Ausspruch des Kolonial: gerichts umgestoßen werden wird. Lord Palmerston hatte mit seiner gewodhnlichen Leichtfertigkeit und Uebereilung im Parla- mente eine unbestimmte, aber erfolgreiche Beschuldigung gegen die Hamburger Kaufleute hingeworfen, daß sie den Sklavenhandel unterstüßten. Man glaubt, daß weitere Untersuchungen, die der- selbe anzustellen verschmähte, dem jeßigen Ministerium diesen Arg- wohn ganz benommen haben, und bei dem jeßigen Zustande der Schifffahrts-Verbindungen mit den Tropenländern, theils zu Ein- wanderungs-, theils zu Handels-Zweken, ist es klar, daß Vorwurfe dieser Art mit mehr Zurückhaltung und Vorsicht erhoben werden sollten.

Da dieser Umstand mich auf Lord Palmerston gebracht hat, so dúrfte man vielleicht einiges Jnteresse haben, zu erfahren, was aus einem Manne geworden, der um diese Zeit im vorigen Jahre ganz berauscht war von seinen gefahrvollen Erfolgen. Er hat, wie es sich zeigt, zum erskenmal wieder seit vielen Jahren seine Besißungen in Jrland besucht, welche stets zu den bestbewirth- schafteten Gütern in jenem Lande gehörten, Durch Dublin kam er gerade zur rechten Zeit, um O’Connell?s Jnstallirung in seinen bür- gerlichen Ehrenposten mit anzusehen, und er is jeßt nach England zurückgekehrt, aufgerieben von Aerger über den Verlust seiner amtlichen Stellung, die für ihn das halbe Leben war.

Wenn den Nachrichten, die wir aus Jrland erhalten, zu glau- ben is, so nimmt O’Connell’s Einfluß rasch ab, und mit der Rente, welche von dem armen Volke für ihn erhoben wird, steht es verhältnißmäßig schlecht. Bekanntlich wird dieselbe an cinem Sonntage im Monat November eingesammelt, aber troß aller Verpflichtungen zur Mäßigkeit und aller Verwünschungen der Un- mäßigkeit shwindet allmälig der Zauber, der die Jrländische MNa- tion an O’Connell fesselte. Das Lord - Mayors - Gepränge, die Aftergravität, mit welcher er sich bei seinem Kommen und Gehen umgiebt, die prahlerische Unverschämtheit seines Benehmens bei Lord de Grey's erstem Lever und die ihm bevorstehende Baronets-Würde (denn es is möglich, daß er seinen Antheil an den Ehrentiteln, welche den Lord-Mayors bei der Ge- burt eines Thronerben verlichen zu werden pflegen, in Anspruch nimmt und auch empfängt), dies Alles dient dazu, seine Person und seine frühere Macht zu verkleinern. Der Versuch, diese Macht durch Auffindung neuer Mißbräuche und neuer Losungsworte zu behaupten, is ihm mißlungen, und wenn er noch lange lebt, so kann es ihm begegnen, völlig in Vergessenheit zu kommen.

Die Kommission zur Ermittelung der geeignetsten Art und Weise, die neuen Parlamentshäuser zu verzieren und auszuschmüÜk- ken, deren ich neulich erwähnte, ist so eben in der Hof - Zeitung bekannt gemacht worden. Prinz Albrecht steht an der Spiße der- selben, und mit sehr feinem Takt hat es Sir R, Peel sich ange- legen seyn lassen, mehrere Mitglieder des vorigen Ministeriums in dieselbe aufzunehmen, wie Lord Melbourne, Lord Lansdowne, Lord Palmerston und Lord John Russell , deren Vermögen und Ge- \{chmack ihnen vollkommenen Anspruch darauf giebt, bei solchen Fragen ihre Stimme mit abzugeben. Sollte ich irgend etwas her- vorheben, was mehr als etwas Anderes die besonnenen und würdevollen Charakter des politischen Lebens in England bezeichnet, so ist es die Bereitwilligkeit derjenigen, welche bei allen den Fragen, wobei es sich um die Ausúbung politischer Gewalt oder um den Einfluß politischer Privilegien handelt, als Gegner einander am entschie- densten gegenüberstehen, sich auf dem neutralen Gebiete der Künste und Wissenschaften freundlich die Hände zu reichen,

Das große Avancement aus Anlaß der Geburt des Herzogs von Cornwall wurde in der Hofzeitung von Mittwoch ange- zeigt. Es sind 33 General-Lieutenants zu Generalen, 49 Gene- ral-Majore gu General-Lieutenants, 61 Obersten zu General-Ma- jors, 75 Oberst-Lieutenants zu Obersten, 66 Majore zu Oberst- Lieutenants und 106 Capitaine zu Majoren befördert. Das Bre- vet schließt auch die Beförderung von 48 Artillerie-Offizieren in sich. Jn der Marine sind nicht weniger als 150 Admirale, Vice- Admirale und Contre-Admirale der verschiedenen Flaggen befördert und 40 Capitaine zu Admirälen erhöht worden.

Ueber die auswärtigen Angelegenheiten ist in diésem Augen

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| blick wenig zu sagen, aber man hat sich hier sehr entschieden gegen

die Rolle ausgesprochen, welche die Französische Regierung, wie

| man glaubt, bei den leßten Unruhen auf der Halbinsel gespielt,

und mit großer Zufriedenheit hat man von der heilsamen Verän-

| derung gehört, welche in der leßten Zeit hinsichtlich dieser wichti:

gen Angelegenheiten in der Politik der Tuilerieen vorgegangen,

Die Zeit der Eröffnung des Parlamentes is noch ungewiß;

aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird es am 15, Dezember noch bis zu Anfang Februars prorogirt werden,

Belgien.

Brüssel, 27. Nov. Die mit der Prúfung des Budgets der Mittel und Wege beauftragte Central - Section hat ihre Ar- beiten beendigt; sie hat Herrn Demonceau zu ihrem Bericht- erstatter ernannt, und schon is ein Theil des Berichts dem Druck ubergeben, Die mit der Prüfung der öffentlichen Schuld und der Dotationen beauftragce Central - Section hat ebenfalls ihre Arbeiten beendigt und den Herrn Osy zu ihrem Berichterstatter ernannt,

Im Journal de Bruxelles liest man: Die Sectionen der Repräsentanten-Kammer haben sich im Allgemeinen gegen den Ankauf des Dampfschiffs „British Queen“ ausgesprochen. Es ist, wie man sagt, erwiesen, daß dieses Dampfschiff mit stets vollstän: digen Ladungen jährlich ein Defizit von ungefähr 200,000 Fr. haben würde. Die Subsidie von 400,000 Fr. während 14 Jah- ren würde also bei Weitem nicht hinreichen, um so mehr, als diese Subsidie schon im Ankaufs: Kapital fonsumirt isk.

Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 25. Nov. (Württ. Bl.) Jm weiteren Ver- laufe der gestern erwähnten Verhandlungen der Abgeordneten: Kammer úber Oeffentlichkeit und Mündlichkeit im Schluß - Ver- fahren des Straf- Prozesses nehmen noch folgende Redner das Wort:

Freiherr von Linden: Jn anderen Ländern, wo öffentliches mündliches Verfahren stattsinde, biete das geheime Jnskructions- Verfahren die Garantieen unseres Prozesses nicht; es werden dort feine zwei bis drei, znm Theil von Angeschuldigten gewählte Sca- binen zugezogen, man gehe nicht überall mit der Humanität zu Werke, wie dies bei uns die Regel sey; vielmehr seyen die For- men des Vorverfahrens so beschaffen, daß man jene Länder nicht darum zu beneiden habe. Um nun die Vortheile des bisherigen

schriftlichen und gründlichen Untersuchungs - Verfahrens zu behal: ten und doch die Garantie der Oeffentlichkeit hinzuzufügen, o weit es unsere Organisation erlaube, schlage der Entwurf die Oeffentlichkeit des Schluß - Verfahrens in den schwersten Fällen vor. Daß er an unserer Organisation nicht ändern wolle, sey gewiß wichtig; denn man solle nicht alle Jahrzehnte anders orga- nisiren. Die Organisation verwebe sich mit den Sitten und Ge- bräuchen des Volkes wie die Geseße, Daher habe auch die Kom: mission das vom Entwurf Gegebene nur so weit auszudehnen ver- sucht, als es mit unseren Jnstitutionen vereinbar sey, und in der Weise, daß wenn man vom Grundsaß der Oeffentlichkeit abgehe, dieses auf eine für den Angeschuldigten am wenigsten empfindliche Art geschehe, indem es nämlich von seinem Antrage abhängig ge- macht werde, ob er sie als ein Vertheidigungsmittel verlange. Es werden sehr wesentliche Garantieen geboten, welche keinesweges die Herabseßung verdienen, die sie erfahren haben.

Direktor von Bezzenb erger: Die Staats-Regierung wolle Mündlichkeit und Oeffentlichkeit nur insoweit, als dadurch in- nerhalb der gegenwärtigen Prozeßform für die richterliche Ent- scheidung eine sichere Grundlage gewonnen werden könne. Durch die Schlußverhandlung solle nur die bereits gegebene Grundlage in Gegenwart des urtheilenden Gerichts richtig gestellt werden, Der Angeschnldigte solle nur deshalb vor seinen Richter geführt werden, damit er gegen den Jnhalt der Akten Einsprache thun konne. Der Angeschuldigte solle durch die dffentliche Verhand- lung, umgeben von seinen Mitbürgern, um so gewisser den Muth gewinnen, das, was er gegen das Untersuchungsverfahren einzu- wenden hat, seinem Richter vorzutragen, und damit werde der Untersuchungsrichter mehr Bedenken tragen, von den Vorschrif- ten des Geseßes abzuweichen. Die Staats-Regierung halte diese Einrichtung nur in höheren Straffällen, und somit nicht für chlechthin erforderlich. Es werde in dem größten Theile unseres Deutschen Vaterlandes lediglich auf die Akten hin und bei ver- schlossenen Thüren Recht gesprochen; wer wolle aber die Behaup- tung wageu, daß die Gerechtigkeit deshalb nicht gut verwaltet werde? Es liege in der vorgeschlagenen Einrichtung nur eine weitere, keinesweges aber eine unerläßliche Bürgschaft für ein ge- rechtes Verfahren, und nach dieser Anficht dúrfe auch anderen, namentlich finanziellen Rücksichten Rechnung getragen und die Einrichtung auf solche Fälle beschränkt werden, bei welchen die bevorstehende Strafe dieselbe râthlich mache.

von Gmelin: Er sey im Wesentlichen mit dem Freiherrn von Linden einverstauden. Er sey nicht gegen die Oeffentlichkeit, wogegen seine 22jährige Stellung als Abgeordneter zeugen würde. Die Garantieen aber, welche unser schriftliches Untersuchungsver- fahren darbiete, bieten das Englische und Französische Untersu: chungsverfahren nicht. Schriftliche Akten seyen eine sicherere Grundlage der Entscheidung, als das mündliche Verfahren, wel- ches nur ein vorúbergegangenes Schattenbild zurülasse. Bei der dem Erkenntnisse vorausgehenden Reflexion des Richters sey vollkommene Kenntniß der ganzen Lage der thatsächlichen Ver- hältnisse nöthig, während das mündliche Verfahren ein solches Bewußtseyn unmöglich mache und nur einen Total:-:Eindruck zu- rúdcklasse, Pecuniaire Opfer seyen allerdings nicht zu scheuen, wo es sich von der Erringung des Guten handle; aber man habe hier die Menschen nicht; denn wer sollte bei einer Zahl von

11,000 Untersuchungen in einem Jahre die nöthigen Anklagen, Vertheidigungen 2c. instruiren? Camerer: Die Einwendung, man solle die Geseßgebung nicht alle zehn Jahre ändern, passe hierher gar nicht, indem das | bestehende schriftliche, geheime Verfahren bekanntlich Jahrhun: | derte alt und es an der Zeit sey, endlich zeitgemäße Aenderungen vorzunehmen, besonders weil das rein schriftliche Verfahren kei- | nesweges die Vorzüge habe, die man ihm beilegen wolle. Daraus, | daß bei Ober-Amétsgerichts-Visitationen keine Wünsche, bezweckend | Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, laut geworden, könne nicht Zu- | friedenheit des Volkes mit dem jeßigen Zustande gefolgert wer- | den, weil in solcher Richtung gar nicht gefragt werde. (Mehr- | seitige Zustimmung.) Der Geldpunkt sey ein untergeordneter | und gehe das Finanz-Ministerium und die Stände an. Bei an- | deren Veranlassungen, Bauten in Bâdern, Verbesserung des S | tasters, bei Einrichtungen zum Schuße gegen außen, be! Sn | Wehrstande, habe man, dem Zwee folgend, Aus908 an | Hunderttausenden, von Millionen nicht gescheut, so m han: | auch hier der Sicherung der bürgerlichen Freiheit ffentlichkeit | deln. Fremdartig könne man das Jnstitut der auf bei dl : 1

i , dúrfe nur, E ; i j eve nennen} es fg :Urdeutseh, Ung Me te Alte mit dem Neuen | hatte gestern seine Antritts-Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser

genen Grund bauend, das verkannte gu

verbinden, Sodann entwielt er die Gründe, die ihn bestimmen für Oeffentlichkeit in dem Maaße zu stimmen, daß die Vorun- tersuchung geheim, das Schlußverfahren mit wiederholtem Zeu- genverhör aber durchaus öffentlich sey. Er begründet die Aü- sicht aus der Natur der Gerechtigkeit, der Heimlichkeit allerwege zuwider sey, aus der Sorge für die Wahrhaftigkeit, Treue der Verhandlung, darum dritte, unbetheiligte Personen als Gerichts- zeugen, aus dem eigenen Rechte des Volks, zumal eines conski: tutionellen, weil das Volk mitbetheiligt sey, und weil bei Ver- handlungen inner der geschlossenen Thüren die Verfassungsrechte gefährdet werden können, so wie aus dem Rechte des Angeschul: digten, vor seinem Richter selbst aufzutreten, hierbei auf Stellen in Feuerbachs Ausführung sich berufend. Bei diesen Ansichten könne ihn weder der Entwurf noch der Kommissions - Antrag bc- friedigen, hiernach bleibe eben die todte Masse, der Geist fehle so daß er lieber das Bestehende wolle, als durch ein neues Ge- seß die Hoffnung auf Fortschritte in weite Ferne verschieben, be- sonders, weil der Entwurf auch im übrigen keine wesentliche Ver- besserung enthalte. Er meine, eine Volks - Kammer würde Vor- würfen sich ausseßen, wenn sie zu einer Zeit, wo in Preußen der Justiz - Minister für Oeffentlichkeit und Mündlichkeit das Wort genommen habe (und er hoffe, daß es nicht beim Wort bleibe), das Prinzip nicht wahren würdez die Kammer sollte im Interesse des Landes und in ihrem eigenen Jnteresse ein so wich- tiges Recht nicht fallen lassen und gegen den Entwurf sich erklären,

Goppelt: Die Gründe, welche aus der Gleichgültigkeit un- seres Volks für die in Frage stehenden Jnstitute gezogen wer- den, seyen bei der Verkümmerung, welcher freimüthige Aeu- ßerungen úber öffentliche Jnteressen unterliegen, von geringem Gewichte. Diese Gleichgültigkeit sey nur scheinbar, Man habe behauptet, daß der Werth dieser Jnftitute anderen Nationen nur deshalb so hoch scheine, weil sie darin cine Nahrung für ihre úberreizte Unterhaltungssucht, für ihre Lust an öffentlichen Skan- dalen suchen. Damit sey aber nicht bewiesen, daß diese Fehler unserer Nation fehlen, weil wir nicht die gleichen Quellen der Befriedigung haben. Er verkenne nicht, daß das Deutsche Volk manche edle Eigenschaft in höherem Grade, als andere Nationen besiße. Frage man sich aber, ob unsere oder fremde Nationen den Vorzug in Bezug auf jenen Muth haben, der ungerechter Gewalt entgegentritt, in Bezug auf jene männliche Gesinnung, die weni- ger den Rock und Titel, als die persönliche Fähigkeit und Den- Fungsart {áßt :c., so werde man kaum eine fúr unser National-Ge- fühl schmeichelhafte Antwort erwarten dürfen, Es könne nicht ge- läugnet werden, daß Oeffentlichkeit und Mündlichkeit eine Schule

jener Eigenschaften werden können, Der Einfluß derselben auf

den National - Charakter sey ihm unzweifelhaft. Die Erkenntniß der Wahrheit enthúlle sich in lebendiger Rede und Gegenrede leich: ter, als bei dem einsamen Brüten úber den todten Buchstaben.

Bei der am nächsten Tage erfolgenden Abstimmung wurde die zu dem Schlußverfahren in höheren kreisgerichtlichen Fallen durch den Geseß-Entwurf und nach dem Kommissions-Antrage in Antrag gebrachte Staats-Anwaltschaft mit 42 gegen 36 Stimmen verworfen. (Für dieselbe stimmten: von Gutbrod, Freiherr von Ow, von Scheurlen, Krauß, Freiherr von Berlichin gen, Freiherr von Eyb, von Rummel, Freiherr von Linden, Frei herr von Reischach, Henkel, Prälat von Flatt, Bollstetter, Prälat von Faber, Prälat von Heermann, von Gock, Prälat von Sig: wart, Prälat von Geß, von Gmelin, Dom-Dekan von Jaumann, von Ringler, Dekan von Strobel, von Jeitter, von Probst, Hörner, Kayser, von Stumpf, Enchelmaier, von Hammer, Clemens, Stahl, Majer, Hirsch, Holzinger, Jdler, Osiander, Schott, Dagegen: Frei herr von Gültlingen, Freiherr von Sturmfeder, Goppelt, Freiherr von Cotta, Camerer, Graf von Degenfeld, Múhleisen, von Mosthaf, Honold, Prálat von Kösilin, von Feuerlein, von Werner, Bischof von Rotten burg, Hiller, Rúmelin von Weinsberg, Desfner, Friederich, vonSchott, Schnißber , Keller, von Zwerger, Schwarz, Neuffer, Vischer, Wohnhas, Dörtenbach, Redwißk, Schmükle, Pantlen, von Rümelin, von Reutlingen, Schneckenburger, Spring, Bürklen, Groß, Knapp, Zais, Duvernoy, Veiel, Waaser, Osfterdinger, Häberlin, Teufel.) Einen Auszug aus den Verhandlungen in dieser Sißung be- halten wir uns noch vor.

Leipzig, 29. Nov. (L. A. Z) Herr Kapellmeister Men- delssohn-Bartholdy, welcher in mehreren unter seiner Leitung jeßt stattgefundenen Gewandhaus - Konzerten uns auf vielfache Weise die herrlichsten Kunskgenüsse verschafft hat, is heute wieder nach Berlin abgereisk. Mehrseitigen Wünschen entsprechend, leitete er noch gestern vor einem gewählten Kreis einen Bortrag der Anti- gone von Sophokles, zu welchem sich mchrere hiesige Kunstfreunde vereinigt hatten, und der nicht nur an sich von hohem Kunst: Interesse, sondern auch von unerwartet großer, allgemein tiefer Wirkung war. Das Stück wurde, in Verbindung mit der Aus führung der Musik Mendelssohn's, gelesen, und so zu einer zwar chmucklosen, aber doch sehr lebendigen Anschauung gebracht, deren entschiedener Erfolg um so bedeutsamer genannt werden muß, als hierbei jede àußere Einwirkung irgend welcher Art wegfiel, das Kunstwerk also unmittelbar, einzig nur durch seinen inneren Ge- halt und Werth (gute Auffassung und Ausführung von Seiten der Vortragenden natürlich vorausgeseßt) wirken konnte und mußte.

Karlsruhe, 26. Nov. So eben trisst eine für die Han- delswelt höchst wichtige Nachricht ein, daß nämlich das als scht

N L ; E NCL 5 i solid stets bekannte große Banquierhaus von Türkheim U. T0mp. in Straßburg seine Zahlungen eingestellt habe.

(Frankf. Bl.) So eben ver- o E E, ‘e gleicher Freude und Theil: breitet fich die, von allen Standen mit g b Unsetér Prinze nahme vernommene Kunde von der Li bla j Vgg A, d gro Maria, zwelten Schwester Sr, DurGl S n u Wied Dit: ¡das von Naffau, ilt’ des! reglretoon Garten dil LOtev Bure laucht.

Wiesbaden, 27. Nov.

z M., 29, Nov, Jn der zweiten Sißung deo rer Eten gesebgebenden Versammlung (am 13, Nov.) wurde ein Kommission ernannt zur Begutachtung zweier Senats- Norér äge und GeseßentwUrfe, den Fortbestand der außerordent: lichen Steuern für die nâchske Finanz-Periode, welche die Jahre 1842, 1843 und 1844 in sich begreift, und die Wohn: und Mieth- steuer betreffend. Jn der dritten Sißbung (vom 20. Nov.) wurde den Verträgen über den Anschluß des Fürstenthums Lippe und des Fürstenthums Braunschweig an den Zoll-Verein die verfas- sungsmäßige Sanction ertheilt. Der Vertrag mit Lippe ist am 18ten und der mit Braunschweig am 19, Oftober abgeschlossen.

Hesterreich. | X X Wien, 26. Nov. Der neue Königlich Französische

| Botschafter am hiesigen Hofe, General-Lieutenant Graf Flahault,

zur Ueberreichung seiner Beglaubigungs - Schreiben, und wurde

hierauf Jhrer Majestät der Kaiserin und den úbrigen erlauchten Mitgliedern der Kaiserlichen Familie vorgestellt.

Zwei Unglúsfälle, die sih hier im Laufe dieser Woche er- eignet haben, bilden das Gespräch der Stadt, Die Gräfin Zlles- hazy, geborne Gräfin Barkoczy, die seit langerer Zeit kränklich war, las in ihrem Bette; die Flamme des neben ihr stehenden Lichtes ergriff die Vorhänge und dann ihr Nachtkleid und ver: brannte sie dergestalt, daß sie am folgenden Tage unter unsäg- lichen Schmerzen den Geist aufgeben mußte. Am nämlichen Tage stúrzte der Graf Lugansky, Ober-Lieutenant eines hier in Garnison liegenden Kürassier-Regiments, vom Pferde und brach das Genick, Der frühzeitige Tod dieses hoffnungsvollen jungen Mannes erregt allgemeines Bedauern,

In der leßten Sißung des Nieder-Oesterreichischen Gewerb- Vereins erstattete der Professor Carl Rösner Bericht der Abthei- lung der schônen Künste, Über eine von dieser Section vorgenom- mene fommissionelle Besichtigung der neuesten Erzeugnisse aus gebranntem Thon, welche nach Zeichnungen von einigen Miktglie- dern der Abtheilung unter der Leitung des Fabrik-Eigenthümers, Freiherrn Anton von Doblhoff in Wagram bei Kottingbrunn

verfertigt und in Försters artistischer Anstalt hier zum Verkauf |

ausgestellt sind. Der Berichterstatter bemerkte, daß die Doblhoff- hen Erzeugnisse durch schone Ausstattung mit zeitgemäßen pla- stischen und gemalten Ornamenten, durch eleganten Schwung der Konturen, von Künstlerhand gezeichnet und modellirt, und durch große Sorgsamkeit im Formen und Brennen des rein bearbei- teten Materials sich auszeichnen und an die alten Töpfer-Erzeug- nisse mit der Naturfarbe des gebrannten Thones erinnern,

Schweiz.

Genf, 22, Nov. (A. Z) Der 22. November 1841 wird in den Annalen der Republik Genf merkwürdig bleiben. Mit Tages - Anbruch rúckten heute mehrere Bataillone in die Stadt, um die óffentliche Ordnung zu handhaben, während der große Rath die Reformpunkte debattirte, die von der „Gesellschaft vom ), Máârz“ im Namen ihrer gesammten Mitbürgerschaft verlangt wurden. (Ausdehnung des Wahlrechts, Verminderung des Staats- Raths, Einführung des Geschworenengerichts, die Jnitiative für den geseßgebenden Rath, Petitionsrecht.) Mit dem Einzuge der Bürger- Miliz füllten sich auch die Straßen mit Bolk, Die ganze Bevölke- rung Genfs war auf den Beinen, und zog sich in gedrängter Masse nach dem Stadthause, dessen Zugänge durch Militair - Posten be- seßt woaren. Man wollte sich diese Zugänge nicht versperren las: sen, es entstand daher ein Drängen zwischen den bewaffneten und unbewaffneten Bürgern, daß nicht mit Blut und Wunden, son- dern damit endete, daß die Soldaten nah Verlauf einer hal: ben Stunde truppweise davon gingen und ihren Offizieren das Geschäft allein úberließen, den anwogenden Volkssirom vom Stadt- hause fern zu halten. Man kann sich denken, welchen Eindruck es machte, als ein Detaschement, mit Offizieren und Trommlern an der Spiße, aus der Kaserne daher gezogen kam, und vom tausend- fachen Jubelruf der Menge empfangen, plöblich seine Gewehre umfkehrte, die Kolben in die Luft hob, rehtsum machte und seine Offiziere allein stehen ließ. Unter solchen Auspicien konnte freilich der Entscheid des geseßgebenden Rathes nicht zweifelhaft bleiben. Jedoch ward es Abends 4 Uhr, bis er erfolgte, während unterdessen die Volksmenge das Stadthaus bela- gerte. Als der Abend heran kam und noch kein Beschluß ver- kündet werden wollte, gerieth die Masse in heftige Gährung, und forderte mit Ungestúm das Resultat der Berathung. Man chloß die Thore des Stadthauses. Das Volk drohte sie einzusto- ßen. Ein Bürger aber sprach mit Würde zu der andringenden Menge, daß sie nur úber seine Leiche in das Heiligthum der Ge- scßgebung gehen würde. Diese männliche Sprache, besonders da sie aus dem Munde eines verdienten Bürgers der Republik kam, machte Eindruck und man beantwortete sie mit einem begeister- cen Bravo, Zugleich zeigte sich an einem Fenster des Stadthau- ses ein Kommissair der Regierung, der das Volk ermahnte, sich nur noch eine halbe Stunde zu gedulden, wo es dann die Be- hlú}se der Behörde vernehmen würde. Kaum war diese Frist abgelaufen, als ein zweiter Abgeordneter der Regierung erschien und verkündete, daß alle Punkte, die man verlange, von dem gro- fen Rath zum GVeseß erhoben seyen.

Vern, 25. Nov. Der neue Pápstliche Nuntius, ein junger Mann von einer angeschenen Neapolitanischen Familie, hat am 24. November, von Freiburg kommend, seinen feierlichen Einzug in Bern gehalten in einem vierspännigen Wagen, begleitet von rei- tenden Jägern, welche ihn an der Kantons-Gränze erwartet hat- ten, Nächsten Sonntag wird er in feierlicher Audienz dem Bun- des-Prâsidenten seine Kreditive úberreichen. Seine Residenz wird er, wie der bisherige Nuntius, in Schwyz aufschlagen.

Neuchatel, 23. Nov. Am. 18, d. M, hat die Einweihung unsercr neuen Akademie stattgefunden. Die von Sr. Majestät ernannten Professoren wurden vom Präsidenten des Staats- Raths, Herrn von Chambrier, so wie von den Herren Petitpierre, von Wesdehlen und Calamé, welche zusammen die UAkademische Kommission bilden, feierlich inftallirt.

Spanien.

Madrid, 19, Nov. Seitdem die leßten Ereignisse in Bar- celona die Wiederherstellung der Ruhe andeuteten, hat die politi: sche Frage der finanziellen Plaß gemacht. Man sieht hier fremde Agenten, die den Spanischen Regierungen unter mehr oder weni-

ger vortheilhaften Bedingungen Geld-Anerbietungen machen. Unter |

allen Vorschlägen scheinen die von den beiden Londoner Häusern M. ++ Und Cp Us Die dié antehmbarstet qls i Man glaubt hier sogar, daß die Reise des Herrn Mendizabal nach Paris und London mit dieser Angelegenheit in Verbindung stehe. Die Haupt-Bedingungen dieser neuen Anleihe sind Úbrigens folgende: Die Anleihe beträgt 150 Millionen Fr., wovon 125 Millionen innerhalb sechs Monaten eingezahlt, die noch übrigen 25 Millionen aber als Garantie fúr die Zinsen bei der Bank von San Fernando deponirt werden, Fúr die Tilgung dieser Zinsen wird außerdem der Ertrag von dem Verkauf der National-Güter bestimmt. Das Kapital wird dur die Accise und Zólle garan- tirt, die von den Kontrahenten erhoben werden. Die Anleihe soll dem Vernehmen nach zu 35 Fr. abgeschlossen werden, wenn die Regierung in die leßte Klausel willigt. :

Madríd, 20, Nov. . Es find d Infantin Dooña Luisa Carlota, Gemahlin des Jnfanten Don Francisco de Paula Pässe nach Bordeaux gesandt worden, damit sie sich nach Burgos zu ihrem Gemahl begeben könne. Zugleich is der Befehl ertheilt, ste Úberall auf ihrem Wege mit den ihrem Range gebührenden Ehrenbezeigungen zu empfangen.

Dem Vernehmen nach is ein außerordentlicher Courier nach London abgegangen, welcher ein eigenhändiges Schreiben der Kd-

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nigin Jsabella überbringt, worin dieselbe der Kbnigin von Eng- land zu der Geburt eines Thronerben Glück wünscht.

Mehrere Personen, dle in der leßten Zeit verhaftet wurden, sind in Freiheit geseßt worden. Auch hat die Gemahlin des nach Frankreich geflohenen Generals Concha Pâsse erhalten, um sich zu ihrem Gemahl zu begeben. E /

Die Eröffnung der Cortes ist offiziell auf den 26. November festgesest. Das Ministerium kann auf eine ziemlih fompakte Majorität rechnen, und es hält sich im Voraus versichert, daß die von ihm getroffenen Bestimmungen in Bezug auf die Fueros und die Pension der Königin Christine angenommen werden. Geseß- Entwürfe über die Organisation der Provinzial-Deputationen und der Ayuntamientos sollen den Cortes sogleih zu Anfang der Session vorgelegt werden. i

Es heißt, die Provinzial-Dputation von Barcelona werde aufgelöst werden. Dem General van Halen wirft man hier Man- gel an Energie vor.

“Jn Folge der Aufhebung der Fueros ist am 21, November die Douanen - Linie in den Baskischen Provinzen bis an die Französische Gränze verlegt worden.

© Madrid, 20. Nov. So hat denn der Aufstand von Barcelona das Ende genommen, das man voraussehen konnte. Die Junta wurde, aller scheinbaren Drohungen des Regenten ungeachtet, nicht bekriegt, geschweige denn besiegt; aus Großmuth willigten, wie die Blätter der Regierung uns berichten, die hoch- herzigen Mitglieder des Sicherheits - Ausschusses ein, sich in das Schicksal freiwilliger Verbannung aus dem geliebten Vaterlande zu ergeben, um dadurch dem Ausbruch cines furchtbaren Bürger- Érieges vorzubeugen, Sie hatten die Großmuth, die unzuberech- nenden Summen, welche sie noch von den verdächtigen Moderir- ten hâtten erpressen können, zurückzulassen, und nur die Kleinigkeit von 160,000 Piastern als nothwendigstes Reisegeld und Entschä- digung fúr ihre zum Besten des Staates geleisteten Dienste aus dem bereits eingegangenen Zwangs - Anleihen mitzunehmen. Aus den zurúckaelassenen Rechnungen über das leßtere erbellé, daß die Junta ab aud. ur vas Besse andé rer Patrioten besorgt gewesen war. Die beiden angeblich ausgeplúnderten und angeblih für 8000 Piasker ausgelósten an den General van Halen abgeschickten Commissaire, zwei der reichsten Bürger Barcelona?s, erhielten neben dem Lösegeld noch die Summe von 580 Piaskern für ihnen angeblich geraubte Ef- fekten und 200 Piaster an Reisegeld. Die Commissaire, welche an den Regenten nach Barcelona abgeschickt wurden, erhielten 1008 Piaster für Reisekosten erseßt; leßtere Summe wurde jedoch vielleicht auch zu anderen Zwecken verwendet; denn der- selbe Courier, welcher Espartero?s gegen die Junta gerichtete Proclamation vom 9ten nach Barcelona überbrachte, händigte zu- gleich auf vertrauliche Weise den Mitgliedern der Junta ein Schreiben, man erräth leicht, von wem, ein, in welchem sie hödf- lichst aufgefordert wurden, durch freiwillige Abreise ins Ausland den Regenten aus der úbeln Lage zu ziehen, entweder sich vor ihnen beugen oder gegen sie, als Rebellen, einschreiten zu müssen. Sie verstanden diesen Wink,

General van Halen aber scheint nicht die Nothwendigkeit begriffen zu haben, durch schleuniges Einrücken in die Stadt diese vor- der gränzenlosen Anarchie, der sie acht und vierzig Stunden lang preisgegeben war, zu retten, Seine eigenen Truppen waren bereits von den Emissairen der Junta so bearbeitet worden, daß er 37 Offiziere, die erklärten, sich nicht gegen das Volk schlagen zu wollen, fortjagen mußte. Noch am 13ten war ein großer Theil der National - Miliz entschlossen, fich mit bewaffneter Hand dem Einrúcken der Truppen zu widerseßen, und als sich während der Nacht das Gerücht verbreitete, daf die Mitglieder der Junta und deren Helfershelfer, dreizehn an der Zahl, nach dem so verhaßten Frankreich abgereist wären, und die bis dahin geheim gehaltene Proclamation Espartero’s vom 9ten bekannt zu werden anfing, beschloß der eigentliche Kern der Patrioten, sich der dffentlichen Kassen zu bemächtigen und die Republik auszurufen. Das Ayun- tamiento und die Mehrzahl der National-Miliz fand jedech Mittel, fich diesem Vorhaben zu wiederscken, und am 15ten wurde endlich dem General van Halen, der an der Spiße von 7000 Mann den Sinn der ihm vom Regenten ertheilten Vorschriften nicht ent- râthseln zu können schien, die Erlaubniß ertheilt, in die nach ihm seufzende Stadt einzurúcen. Von da an entwickelte van Halen alle Eigenschaften eines Regenten und Siegers. Seine Truppen zogen init geladenen Gewehren, die Artillerie mit brennenden Lunten ein, und ohne Zweifel wird der General für diesen neuen Sieg irgend einen Herzogs- Titel erhalten. Barcelona wurde, weil der Aufstand nunmehr beendigt und die Junta entwichen war, in Belagerungs-Zustand erklärt, den National-Milizen wurde bei To- desstrafe untersagt, bewaffnet zu erscheinen, eine Militair- Kommis: sion wurde errichtet, und alle Perfonen, die sich den vom Gene- ral-Capitain ausgegangenen Befehlen widerseßen würden, sollten von dieser gerichtet werden. Auf diese Weise stellte van Halen die Vorschriften der denkwürdigen und nie zu verleßenden Consti- tution wieder her.

Unterdessen war ein großer Schritt zur Erreichung des Haupt- zweckes, der Vernichtung der Jnduftrie Barcelona's, gethan ; dieFabrik: herren hatten, weil ihre Arbeiter für hohen Lohn Tag und Nacht zum Dienste der Waffen verwendet wurden, ihre Fabriken geschlossen und werden schwerlich Neigung finden, sie unter den obwaltenden Umstän: den wieder zu eröffnen. Die Regierung giebt natürlich alles dieses fúr einen von ihr erreichten Sieg aus, und allerdings würde auf den Regenten der Ruhm, dem Geseke Kraft verschafft zu haben, fallen konnen, wenn er wirklich, wie er verheißen, die Schuldigen bestrafen, das den ruhigen Bürgern auferlegte Zwangs - Anleihen zurücker- statten, den niedergerissenen Theil der Citadelle auf Kosten der Urheber wiederherstellen läßt und durch umsichtige Maßregeln die Einwohner Barcelona?s vor dem Terrorismus einer sich skets wie- dergebärenden Junta fúr immer sicher stellt, Allein seine Feinde triumphiren, Mit neidischer Furcht hatten sie vorausgeseßt, er werde Úber die blutigen Thaten, zu deren Begehung er Unmen- schen in Bilbao und Madrid ermächtigt hat, einen, wenn gleich \chwarzen Schleier zu werfen suchen, indem er, wie an den Schul- digen vom Oktober das Geseß der Rache, so an den Freiheits- Mánnern von Barcelona wenigstens die Aussprüche der Gerech- tigkeit geltend gemacht hätte.

Sobald das Dekret vom 27sen v. M,, welches die Auflösung der Junten befahl, erschien, suchte die Partei, welche dem Regen- ten am gefährlichsten ist, indem sie ihre ihm geschworene Feind- schaft unter der Larve der Ergebenheit und Schmeichelei zu ver- bergen weiß, ihn durch Einschüchterung von den angekündigten Maßregeln der Strenge zurückzuhalten. Bald sagte man ihm, er scy von dem wahren Zustande Barcelona?s nicht unterrichtet, und solle sich hüten, eher zu handeln, bis er genauere Nachrichten erhalten habe; bald erinnerte man ihn an die alte Verbrüderung, die zwischen ihm und den Patrioten Barcelona's stattgefunden, bald endlich warnte man ihn, nicht in Schlingen zu gehen, welche die Mode- rirten ihm gelegt hâtten. Den besten Beweis aber, daß Espartero

seine Macht eben dieser Partei zu Füßen gelegt hat, die ihm, falls

| er etwas Anderes als ihr gehorsames Werkzeug seyn will, einen

Krieg auf Tod und Leben machen wird, jener Partei, welche im September 1840 eine fóderative Central: Junta errichten und spä- terhin neben dem Herzoge de la Vitoria zwei Mitregenten auf- stellen wollte, liefert das diese Partei vertretende Blatt, das Eco del Comercio, Nachdem es bis auf den lebten Augenblick die Exzesse der Junta von Barcelona als höchst verzeihliche Aus- wüchse überschwänglicher Vaterlandsliebe zu beschönigen gesucht hatte, erflârt es nun, daß die Junta sich aus dem Staube ge- macht hat, daß, wenn die Regierung in Bezug auf die Verhält- nisse von Barcelona Fehler begangen habe, die Schuld nicht auf den Regenten, sondern ausschließlih auf die Minister fallen músse. Espartero, sagt dieses Blatt, hâtte durch sein dermaliges Benehmen selbst die überspanntesten Erwartungen, die man von der Unerschütterlichkeit feiner constitutionellen Gesinnungen hegen fonnte, weit úbertroffen, Mit diesem Lobe wird sich der Regent be- gnúgen, und es seinen Ministern úberlassen, den ihm angekündig- ten Kampf auszufechten. Jn den heute auf den 26. November einberufenen Cortes werden sie Gelegenheit dazu finden.

Espartero wird sich nunmehr, ohne Barcelona den Genuß zu gonnen, ihn zu sehen, von Saragossa hierher begeben, und den 23sken oder 24sten hier eintreffen. Auf dem ganzen Wege sind bereits Truppen vertheilt worden, um ihn hierher zu geleiten. Jn der Straße Alcalà, die jest Straße des Herzogs de la Vi- toria heißt, wird seit vorgestern Tag und Nacht unausgeseßt an einem Triumphbogen gearbeitet, unter wlchem das Ayuntamiento von Madrid dem Regenten die schuldigen Glückwünsche darbringen wird. Einige Leute bilden sich wirklich ein, er werde bei dieser Gele- genheit den bei den Ereignissen vom 7ten v. M. Betheiligten, welche noch nicht hingerichtet sind, das Leben schenken. Das Benehmen des Regenten gegen die Mutter der unglücklichen Fulgosio's dürfte schwerlich zu Hoffnungen der Art berechtigen. Als sich jene neue Niobe ihm in Pampelona zu Füßen warf, um seine Gnade fúr ihren zum Tode verurtheilten Sohn anzuflchen, verhieß er ihr nach langem Widerstande, das Urtheil zu mildern. Als sie in Madrid ankam, fand sie nur das Grab ihres Sohnes. Der Regent hatte befohlen, die Vollstreckung des Urtheils zu be- schleunigen.

Die Erscheinung eines Französischen Geschwaders im Hafen von Barcelona hat hier aufs neue Aufsehen erregt. Das mini- sterielle Blatt el Espectador drúckt seine Verrounderung dar- uber aus, und beruft sich, um darzuthun, daß die Sicher- heit Französischer Unterthanen in Spanien durchaus nicht gefährdet sey, auf die Anwesenheit des berühmten Pa- riser Künstlers Auriol, den Franconi uns abgetreten, und der ungestört und sogar mit dem Beifalle des Ma- drider Publifums beehrt, in dem hiesigen Cirque Olympique Pro- ben seiner Geschicklichkeit ablege! Daneben fahren die ministeriel- len Blätter fort, die Ansicht aufzustellen, daß der Ursprung der Regentschaft Espartero?s bei weitem legitimer -sey, als der des Ju- lius-Thrones, Ein ministerielles Blatt (el Patriota) sagt gestern: „Die Spanischen Liberalen lieben das Juli-Frankreich und alle Nationen, welche, wie sie, die Fahne der Freiheit und Civilisation begrúßen z sollte aber jemals irgend ein verblendetes Kabinet den falschen Berichten übelwollender Spanier Gehör geben, und einen einzigen Schritt gegen die Unabhängigkeit dieser hochherzigen Na- tion richten, dann wird man sehen, wie weit der Aufschwung eines Bolkes geht, das frei zu seyn geschworen, und es bis jeßt, allen seinen Feinden zum Troß erreicht hat... . Das Ministerium Soult-Guizot möge bedenken, daß scine Observations- Regimenter an unserer Gränze nicht an ihrem Orte sind. Jndessen, wenn es will, daß sie dort bleiben sollen, so möge es wissen, daß sie uns nicht die geringste Besorgniß einflößen.“

_Das republikanische Blatt el Huracan vom 1bten stellt die Ansicht auf, daß eine Französische Jnvasion theils wegen des Wi- derstandes, den sie von Seiten der nordischen Mächte finden würde, theils auch des inneren Zustandes Frankreichs wegen, unmöglich sey, und sagt dann: „es bleibt also nur übrig, daß wir uns als Verbündete oder Werkzeuge Englands in einen Krieg stúrzen, um auf Kosten unserer Schäße und unseres Blutes zu entschei- den, welcher von beiden Máchten künftighin das ausschließliche Scepter Uber das Mittelmeer zustehen solle. Wir wollen nicht, daß unsere Regierung so verblendet und einfältig sey, sich in ei- nen Krieg für fremde Jnteressen, aber auf eigne Gefahr einzu- lassen, Man beschúke und befórdere die demokratische Partei in Frankreich, und leiste ihr Beistand, und Ludwig Philipp wird zu viel zu thun haben, um an uns denken zu können.“

Die Regierung hat Befehl gegeben, Figueras auf sechs Mo- nate zu verproviantiren, und 20 bis 30 Bataillone sellen gegen die Französische Gränze von Catalonien bestimmt seyn.

Heute wurde Kriegsgericht über die zwölf Garde-Offiziere ge- halten, welche am 7ten v. M, die Wache im Königlichen Schlosse hatten, und des Einverstandnisses mit den Verschworenen beschul- digt wurden, Der Fiskal verlangte die Todesskrafe gegen eilf der- selben.

Griechenland.

Athen, 11. Nov. (L. A. Z) ‘Der Eintritt dex Geilechi- schen Zeitungen in die drei Provinzen des Türkischen Reiches, Thessalien, Macedonien und Epirus, is von Seiten der Türki: schen Regierung bis auf weiteres untersagt worden: eine Absper- rung, welche zwar von der Landseite, nicht aber stets zur See vollständig durchgeführt werden dürfte.

Die aus 13 Personen, meist jungen Kaufleuten, Gelehrten, Künstlern 2c., bestehende Gesellschaft, welche sich am verflossenen 25, Mâárz (6. April), als dem Jahrestage des Beginns des Griechischen Freiheitskampfes, in dem mit allegorischen, auf jene Tage des Nationalkampfs Bezug habenden Transparents er-

| leuchteten Hause des Kaufmanns Malandrinos auf der Hermes-

straße zu einem freundlichen Mahle versammelt hatte, wurde am

| 25, Oktober vor das hiesige Zuchtpolizeigericht beschieden, und da

durch Zeugen erwiesen ward, daß jene allegorischen Transparents

| von einem nun verstorbenen Maler Kranios mit Beihülfe ei:

nes gewissen Stamatios Krinos gefertigt worden, und durch Dar- stellung eines entmasteten und auf dem Meere steuerlos umhertrei- benden Schiffes eine politische, auf den Zustand des Staats be-

| zugliche Deutung unverkennbar enthielten: so wurde, nachdem einer

der Angeklagten selbst, Theodor Orphanides, eine metrische Ver- theidigung vorgetragen hatte, welcher allgemeiner Beifall zu Theil wurde, endlih am Abend des Gerichts-Sißungstages das von den Geschworenen gefällte Urtel bekannt gemacht, demzufolge sämmtliche 13 Angeklagte von der über sie verhängten Anklage freigesprochen, der verstorbene Maler Kranios als Haupturheber dieses politischen Vergehens bezeichnet und dessen Gehülfe Sta- matios Krinos zu 45 Tagen Gefängniß und Zahlung der Ge- richtsfkosten verurtheilt wurde. ER

Y Die Ee des in so strengem geistlichen Gewahrsam seit zwei Jahren shmachtenden Priesters, Theophilos Kairis, der durch seine erleuchteten Verstandes - Fähigkeiten und rein philoso-