1841 / 348 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Jn Manchester sieht es noch immer traurig aus. Auf vie- len Punkten von Lancashire wird nur vier Tage in der Woche earbeitet. Aus anderen Manufaktur - Distrikten, besonders aus Dirmingham und Nottingham, lauten die Berichte jeßt etwas besser als bisher; vorzüglich sind es, nach dem Nottingha m „ournal, die geringeren Sorten von Strumpfwaaren, nach welchen sich neuerdings der Begehr so gesteigert hat, daß viele Fabrikanten bereits ihren ganzen Vorrath verkauft haben.

Rapallo, der in die Schaßkammerschein - Fälschung verwickelt war, ist zwar wirklich freigelassen, jedoch unter der Bedingung, sih auf die erste Citation wieder zu stellen, also nur ab instantia freigesprochen. Mach dem Morning Herald hatte sich eine halbe Stunde nach der Freigebung Rapallo?s ein Polizei- Jnspek- tor im Gefängnisse eingefunden, um dessen Entlassung zu verhin- dern, da eine neue Klage wegen seiner Betheiligung an der Ver- fälshung der Schaßkammerscheine gegen ihn hâtte anhängig ge- macht werden sollen, Man scheint seiner indeß nicht wieder hab- haft geworden zu seyn.

Nach den neuesten Berichten aus Central- Amerika ist die Stadt Karthago am 2. September durch ein Erdbeben völlig zerstört worden. Da die Häuser meist niedrig und von Holz und die Bewohner schon aufgestanden waren, so sind von den 10,000 Einwohnern nur etwa 509 umgekommen.

London, 11. Dez. (B. H) Jn der gestern in Windsor gehaltenen Geheimen Raths - Sißung wurde bestimmt, daß das Barlament sich am 3, Februar „zur Erledigung dringender und wichtiger Geschäfte“, versammeln solle. Jn derselben Sißung wurde beschlossen, den Namen des Prinzen von Wales in dem offentlichen Kirchen - Gebete gleich nah dem Namen des Prinzen Albrecht einzuschalten. Ï

H Loudon, 10, Dez. Lord Palmerston hat sich beeilt, dem Beispiele seines früheren Kollegen, Lord John Russell, zu folgen, und eine Adresse an die Bewohner von Bridgeworth zu erlassen, Lord Melbourne, welcher mehr Takt besißt, hat es durchaus ver- mieden, irgend eine Demonstration jener unächten Sympathie, die den gefallenen Staatsmännern von Seiten der Unzufriedenen zu Theil wird, hervorzurufen oder anzunehmen. Sehr verschieden von diesen Beweisen politischer Thätigkeit während der Parla- ments - Ferien sind jene merkwürdigen Versammlungen, in wel: chen vor einigen Jahren Sir Robert Peel die Prinzipien seiner künftigen Verwaltung ankündigte. Ganz anderer Art sind die Schmähungen der vorigen Minister in Betreff der Vergangen- heit und ihr ungereimtes Vertrauen hinsichtlich der Zukunft. Sie haben in diesem Augenblick nicht das Recht, diejenigen Geseße, welche fie zu der Zeit, als sie die Macht dazu hatten, nicht zu amendiren wagten, als unbillig zu bezeichnen; auch können sie sich nicht auf die mächtigen Wahrheiten der National-Oekonomie be- rufen, da sie während neunzehn Zwoanzigtheilen ihrer offiziellen Laufbahn standhaft ihr Ohr gegen dieselben verschlossen. Das Englische Volk scheint dies so sehr zu fühlen, daß die Führer der Partei, welche alle Sympathieen des Volkes für sich zu haben behauptet, nirgends mit den Ausdrücken des in diesem Lande so gewöhnlichen BVolks-Enthusiasmus begrüßt worden sind. Das Bolkf weiß zu gut, daß die Whig-Minister durch ihre eigene Schwäche und Unfähigkeit gefallen sind, als daß es ihnen gestat- ten würde, den jämmerlicen Schluß der Melbourneschen Verwal: iung mit der Ehre des Märtyrerthums zu krönen; es kann da- her für die Führer der Opposition nichts hoffnungsloser seyn, als der gegenwärtige Stand der Angelegenheiten. i:

Lord John Russell und Lord Palmerston sind Männer, die nicht leicht in Ruhe oder Vergessenheit verharren, und es möchte daher nicht unpassend seyn, einen Blick auf den Charaëfter derje- nigen zu werfen, deren Benehmen einen fo mächtigen Einfluß auf die Taktik der Opposition haben muß. Obgleich ich Beide hier zusammen genannt habe, so darf man nicht glauben, daß sie durch irgend ein enges Band persönlicher Freundschaft oder politischer Allianz verbunden sind, Jch fürchte, daß ihre wahren Gesinnun: gen gegeneinander Mißtrauen auf der einen und Eifersucht auf der anderen Seite sind, und daß die gleiche Sprache, welche sie gegenwärtig führen, nicht aus der Aehnlichkeit des Charakters, sondern der Stellung entsteht. Lord John Russell genießt großes Ansehen in England, ja, ich kann wohl sagen, in Europa, und er verdient es, Seine politischen Gewohnheiten sind zu sehr aus dem Unterhause hervorgegangen und durch dasselbe bestimmt worden und er schweift zuweilen, um einer Majorität willen, von einer Frage oder einem Prinzip ab, und die Praxis des politischen Kampfes hat vielleicht seine politische Weisheit geschwächt ; aber er is vor allen Dingen ein Patriot und ein Gentleman ; kalt in seiner Energie, aber un- erschütterlich in Verfolgung seines Zweckes, und bisher (doch kann ich nicht fúr die Zukunft stehen) ist er bei der Wahl seiner An- hänger und der Mittel, sie zu fesseln, nicht gewissenlos zu Werke gegangen. Er kennt Lord Palmerston wohl und man verdankt es theilweise ihm, daß derselbe sich in seiner jeßigen Stellung be- findet, Aber dies nöthigt mich, etwas in die Geschichte dieses leßteren Ministers zurüzugehen. i

Jch bin stets innig úberzeugt gewesen, daß Lord Palmerston,

zu einer Zeit, wo das Ministerium, zu dem er gehörte, bereits zu sinken begann, die Französische Allianz abschúttelte und durch eine gewaltsame Anskrengung in den auswärtigen Angelegenheiten seinen Charakter und seine Popularitát zu heben suchte, weil er glaubte, sich dadurch möglicherweise der neuen Regierung unentbehrlich zu machen und das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten un- ter Sir Robert Peel behalten zu können. Von dem Augenblicke an, als der Traktat vom 15. Juli 1840 im Werke war, suchte man die Führer der Tories zua versöhnen; an diesen Unterhand- lungen nahm Lord Ashley sehr lebhaft Theil, da er durch seine Ansichten den Konservativen angehörte und durch Heirath mit Lord Palmerston verwandt ist. Fm November vorigen Jahres wurde diese Jntrigue anderen Kabinets - Mitgliedern bekannt, so daß die heftigen Diskussionen, welche der damalige be- unruhigende Stand der Angelegenheiten in Europa veran- laßte, noch durch starkes persónlihes Mißtrauen vermehrt wurde. Allein es war der Gebrauch der Melbourneschen Verwaltung und ist zum Fluch für dieselbe geworden, daß jedes Departement des Staats ganzlich der Kontrolle desjenigen Mi- nisters úberlassen wurde, der eben an der Spiße desselben stand, ohne irgend eine Ober-Aufsicht von Seiten des Premier - Mini- sters und meistentheils selbsk ohne daß die übrigen Mitglieder des Kabinets von irgend etwas in Kenntniß geseßt wurden, Lord Palmerston hat sich dieser Freiheit in ihrer größten Ausdehnung bedient. Er betrachtete das auswärtige Departement als feine ihm eigenthümlich gehörende Domaine, in welche einzudringen kein anderer Minister das geringste Recht hatte, und er wies den Rath eines Kollegen im Kabinet eben so heftig oder gewandt zurück, wie er den Angriff eines Gegners im Unterhause beantwortet oder umgangen haben würde, i :

Jm auswärtigen Amte flößte er seinen Untergebenen eine

solche Furcht und solchen Haß ein, wie Englische Gentlemen wohl

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selten gegen ihren Chef gefühlt haben. Vor kurzem nahm einer der ersten Beamten des Departements, der seiner Gesundheit wegen Urlaub genommen, von seinen Kollegen mit den Worten Abschied: „Jch sehe Sie vielleicht nicht wieder; aber wenn ich skerbe, so erinnern Sie sich, daß ih als ein Opfer jenes grausa- men und ungerechten Mannes sterbe.“ Es is unstreitig wahr, daß Lord Palmerston in Bezug auf die auswärtigen Angelegen- heiten seinen Kollegen im Kabinet und seinen Gehülfen im Amte mehr als gewachsen war. Unermüdlich im Arbeiten, völlig seinen eigenen Hulfsmitteln „vertrauend, schnell wie der Gedanke in seinen Com- binationen, fühn und geschickt in jeder Art von Hinterlist, in der kleinsten wie in der größten und eben so bereit einen Verbündeten als einen Gegner zu täuschen —, verfolgte er seinen eigenen Gang zu seinen eigenen Zwecken mit einer Unerschrockenheit, wie man sie nur bei den großten oder den schlechtesten Menschen sindet d. h. bei denen, die die größten Zwecke haben, oder bei denen, die fich am meisten von allen Fesseln der Geseße oder der Pflicht befreien.

Kehren wir indeß zu seiner politischen Stellung zurück. Meh- rere unuübersteigliche Hindernisse standen ihm entgegen; zuerst vor Ailem die Verachtung, die Sir Nobert Peel gegen seinen Charak- ter und zuleßt gegen seine Politik hegte. Auch war es wahrschein- lich, daß dieser Staatsmann in dem Augenblicke, wo er an der Spie einer triumphirenden Partei ans Ruder gelangte, geneigt seyn werde, unter irgend einer Form eine Allianz mit einem ar- roganten Apostaten zu schließen. Die Hosfnung, ohne Sir Robert Peel ein Kabinet bilden zu können, war noch alberner, obgleich ich nicht sicher bin, daß Lord Palmerston nicht auf die Möglichkeit spekulirt hat, den angeblichen Widerwillen der Königin gegen Sir Robert Peel und ihre personlihe Hinneigung zu den Whigs zu benußen, um sich an die Spiße eines konser vativen Kabinets zu stellen und einen Whig - Hofhalt unter den Auspizien einer Frau beizubehalten, die nicht weniger geschick( und ehrgeizig isk, als er selbs, Dies war aber, wenn sie über- haupt jemals existirte, eine schr vorübergehende Täuschung. Die Stellung der Whigs wurde täglich schwächer; es wurde beschlossen, die Fragen úber Handels -Reform vermittelst des Budgets zur Sprache zu bringen. Lord Palmerston hatte sich noch zu nichts verpflichtet, vielleicht war er noch unentschieden, als Lord John Russell unmittelbar, nachdem er im Unterhause für die beantragte Aenderung der Korngeseße gesprochen, ihn aufforderte, seinem Beispiele zu folgen, da er derjenige Kabinets - Minisker sey, dem die Frage zunächst zufalle, Nun war es zu spät, sich zuruczuzichen, und der Minifter der auswartigen Angelegenheiten hatte sich in der folgenden Nacht für die Abschaffung der Korn- gescße und für diejenigen Prinzipien der Handels-Reform verpflichtet, die, wie er jeßt den Bewohnern von Bridgeworth versichert, „seit so vielen Jahren von allen aufgeklärten Staatsmännern anerkannt worden seyen,“ Seit diesem Augenblicke wurde Lord Palmerston der eifrigste und sanguinische Anhänger der Sache, die er ergriffen. Hauptsächlich durch seinen Einfluß wurde Lord Melbourne bewo- gen, gegen seine Ueberzeugung das vorige Parlament aufzulösen ; denn Lord Palmerston bestand bis zum leßten Augenblicke darauf, daß sie bei den Wahlen gewinnen würden. Das Nesultat dieser Wahlen brachte die Minister schimpflicherweise aus dem Amte. Aber selbst damals no(p war es in den Salons von Carlton Gardens Mode vorherzufagen, daß das neue Kabinet nicht sechs Monate bestehen könne. Drei Monate sind bereits vergangen, und die Zeit seiner angeblichen Dauer is gnädiglichsk auf 15 ausgedehnt worden.

Lord Palmerston kúmmert sich schr wenig darum, ob Sir Robert Peel in einem Feuerwagen seinen Abzug hält, oder durch eine Revolution hinweggeshwemmt wird, vorausgeseßt, daß er nur den einen großen Zweckck erreiche, selbsk wieder von dem auswár- tigen Ministerium Besiß zu ergreifen. Es ist keine leichte Sache, den Thaten eines zu gleicher Zeit so gewandten und o verzweli- felten Mannes Gränzen zu seßen; aber ungeachtet aller seiner Talente genießt Palmerston nicht das geringste Ansehen im Lande, nicht das geringste Vertrauen unter seinen Genossen. Wenn morgen wieder ein Whig-Kabinet gebildet werden sollte, so bin ich überzeugt, daß Lord Palmerston die Aufnahme in dasselbe einzig und allein der Furcht vor der feindlichen Stellung zu danken haben dürfte, die er einnehmen würde, wenn er davon aus- geschlossen bliebe. Aber die Whigs haben an dem Beispiel des Lord Brougham gelernt, daß ein Mann, welcher als Freund nicht aushâlt, als Feind nicht eben sehr gefährlich ist, selbst wenn er der beredteste Mann in Großbritanien wäre; und sollte sich jeßt die Gelegenheit darbieten, so könnte es wohl kommen, daß er dasselbe Schicksal hâtte und ausgeschlossen würde. ZJndessen werden wohl Jahre vergehen, ehe diese Frage Úberhaupt entschie- den zu werden braucht; und in der Opposition wird Lord John Russell dafúr kämpfen durch Vertheidigung seiner Prinzipien wie- der eine Partri zu bilden, während Lord Palmerston durch die Vertheidigung seiner selbst nur darnach strebt, seinen verlorenen Posten wieder zu erobern.

Vielleicht habe ih Sie durch diesen langen Exkurs in die Zeitgeschichte etwas ermüdet; aber für Jhre Leser hat es doch wohl einigen Werth, wenn sie in den Stand geseßt werden, die ganze zukünftige Politik der Whig-Partei zu verfolgen.

Mit Ausnahme einiger weniger Personal-Veränderungen is in der politischen Welt nichts von Bedeutung vorgekommen. Der Prinz von Wales ist in den Zeitungen zum Herzog von Sa ch- fen (Duke of Saxony) gemacht worden, ohne daß man jedoch Koburg hinzugeseßt hat. Wahrscheinlich soll das heißen, daß man das Sâchsische Wappen in das Königliche Wappenschild von England aufnehmen will. Lord Hill legt, wie man sagt, das Kom- mando der Armee nieder, welches er so viele Jahre mit großer Würde und Auszeichnung geführt hat. Das Amt eines Ober-Befehlsha- bers der Truppen ist in England ungefähr dasselbe, wie das des Kriegs - Ministers in anderen Ländern; nur giebt es keinen Siß im Kabinet und wird ohne Rúksicht auf politische Meinungen ertheilÇ. Man sagt, daß Sir George Murray der Nachfolger des Lord Hill seyn wird. Allein ungeachtet des ausgezeichneten Charakters und der Fähigkeiten dieses Offiziers dúrfte man doch einige Zweifel darúber hegen, ob er zu dieser Stelle passe. Sein Alter und seine Lebensweise sind nicht zu einer anstrengenden Thâ- tigkeit geeignet, und in dem bisher von ihm bekleideten Posten des Ober - Befehlshabers der Artillerie (Master General of the Ordnance) hat er sich wenigstens nicht als ein genügender Nach- folger seines Vorgängers, des Lord Vivian, bewiesen. (Vergl. oben die Angabe des Standard úber den angeblichen Zurütritt des Lord Hill.)

Deutsche Bundesstaaten. : i Stuttgart, 9. Dez. (Württ. Bl.) Jn der heutigen Sißung ‘der Kammer der Abgeordneten führte die Tagesordnung auf Bera- thunz des Berichts der Zoll- und Handels-Kommission über eine von der Kammer der Standesherren beschlossene und diesseitiger ‘Kammer mitgetheilte Eingabe an die Staatsregierung, betreffend den Zollshuß der einheimischen Gewerbe. Die Kam-

mer der Standesherren hat sich nämlich durch die Berathung des

neuesten Rechenschaftsberichts des ständischen Ausschusses und nament- lich der in demselben aufgeführten Bekanntmachung des Königl, Fi- nanz-Ministeriums vom 26.Ofkftober 1839, betreffend den Zoll auf Reis und Zuer, veranlaßt gesehen, eine Eingabe an die Staatsregierung zu beschließen, in welcher gebeten werde: És wolle dieselbe bei der im De- zember d. J. in Berlin stattfindenden Vereinigung der Bevollmächtig- ten der Zollvereinsstaaten dahin wirken lassen, daß die eben erst neu belebte vaterländische Jndustrie den zu ihrem Fortbestand nöthigen Zollschuß erhalte, weil sonsk ohne diesen Schuß die einheimische Jn- dustrie inébesondere die Zucker-, die Baumwolle- und Linnen-Spin- nerei - Jndustrie, offenbar zu Grunde gehen, und damit eine Quelle zu hoffenden Wohlstandes würde versiegen mússen. Die Ansicht der Kommission, welche deren Berichterstatter, Goppelt, in gedrängter Kürze aus dem ausführlichen Berichte entwickelt, geht dahin, daß der jeßige Zollsaß auf fremden Rohzucker zum Schuß der einheimischen Zucker - Production genüge, die bisherigen Bestimmungen über die Einfuhr des Lompen zuckers aber, den man als raffinirte Waare betrachten sollte, feh:- lerhaft seyen, auch zur Verminderung jenes Schußes beitragen. Was sodann die Baumwolle- und Linnenspinnerei - Jnduskrie be- trifft, so glaubt die Kommission, weil, dem Vernehmen nach, der Zoll- Kongreß erst später sich damit beschäftigen werde, daß in Rúk sicht des allerdings färglichen Schußes, welchen die gedachte Jn- dustrie in den seitherigen Zollsäßen genieße, der Gegenstand zwar erwähnt, hingegen vor definitiver Regulirung der betreffenden Zollsáße die davon berührten verschiedenen Jnteressenten möchten gehört werden. Die Kommission beantragt den Beitritt zu der von der Kammer der Standesherren entworfenen Adresse mit einigen der angeführten Ansicht der Kommission entsprechenden Modificationen. Der Antrag der Kommission ward angenommen.

Leipzig, 13, D, Heute Abend trafen auf der Eis{enbahn von Dresden her Se. Majestät der König in unserer Stadt ein und stiegen im Hotel zum Blumenberge ab, wo die Civil- und Militair-Behörden von Sr, Majestät empfangen wurden. Se, Majestät werden einige Tage in der Umgegend Leipzigs der Jagd beiwohnen. Se. Durchlaucht der Erbprinz von Sachsen-Koburg

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Gotha ist ebenfalls von Dresden. hier angekommen.

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Darmstadt, D Dle GOroßhertoal, Dessishe eitung giebt nach den Vorträgen, die der Finanz-Minister in er Stände - Versammlung gehalten, folgende Mittheilung über en Zustand des Finanzwesens im Großherzogthum Hessen:

„Jn der Finanz - Periode von 18360 —1838 hat sich bei den Staats-Einnahmen ein Ueberschuß von 479,706 Fl. über die Aus gaben gezeigt, ein Ergebniß, welches in Vergleichung mit dem kor respondirenden Staats-Budget, in welchem angenommen wurde, daß zur Bestreitung der Staats - Ausgaben ein Zuschuß von 680,448 Fl. aus den Ueberschüssen der früheren Jahre lici seyn werde, um nicht weniger als 1,160,154 Fl. vortheilhafter scheint, indem jener Zuschuß nicht erforderlih war.

gunstige Resultat hatte seinen Grund theils darin, daß bei bein sammtlichen Einnahme - Rubriken Mehr- Erträge erzielt wurden, theils aber auh in dem Umstande, daß die Staats-Regierung darauf bedacht war, überall wo möglich Ersparnisse eintreten zu lassen, \o daß neben dem erzielten bedeutenden Ueberschusse in der genannten Periode sogar noch mehrere beträchtliche Ausgabe-Po sten bestritten worden sind, die zwar im Staats-Budget nicht hergesehen werden konnten, die aber als unvermeidlich und un schiedbar betrachtet werden mußten und daher sogar aus | serve-Fonds hätten bestritten werden müssen, wenn zu ihrer fung jene Ueberschüsse nicht hingereicht hätten,

„Bon einer definitiven Rechenschaftsablage über die Finanz Periode von 1839 41 fann zwar zur Zeit noch keine Rede seyn, indem das dieselbe betreffende Rechnungewesen noch lange nicht abgeschlossen is, ZJndessen läßt sich doch jeßt schon vorlaufig als muthmaßliches Gesammtresultat erkennen, daß, während in dem Staats-Budget die Verwendung von 706,698 Fl. aus den Ueberschüssen der Haupt-Staatskasse genehmigt und die Staats Regierung durch das Finanz-Geseß vom 1, Oktober 1839 gußerdem ermächtigt worden war, allenfalls entstehende weitere Ausfälle auc den Ueberschússen der Staatsschulden-Tilgungskasse zu deen, in der Wirklichkeit nicht nur von dieser Ermächtigung keinen Go brauch zu machen nöthig seyn wird, sondern selbst aus jener Ueber schußsumme muthmaßlich nur 194,898 Fl, zur Verwendung kom men werden; ein Resultat, welches hauptsächlich dem höheren Ertrage der Forstdomainen wegen der gestiegenen Holzpreise sowie beträchtlichen Mehrergebnissen aus Regalien, indirekten Auf lagen, Zollgefällen und Einnahmen aus verschiedenen Quellen zu verdanken ist und um so úberraschender erscheint, als in Folge der Abldsung der Grundrenten bei den Kameral- Domainen ein Ausfall von nicht weniger als 479,547 Fl, vermuthet wird, bei den Ausgaben dagegen, insbesondere wegen der Bedürfnisse zur Ausrüstung und Unterhaltung des Militairs für Bundeslasten 2c., sehr bedeutende und unvermeidliche Mehrausgaben entstanden sind, die im Budget nicht berücksichtigt werden konnten, Bis Ende 1841 werden si die gesammten Ueberschüsse der Haupt - Staats fasse muthmaßlich auf 2,012,465 Fl. belaufen, so daß, nach Al zug des Betriebskapitals und Reservefonds der Haupt-Staatskafse von zusammen 1,100,000 Fl, eine Summe von 912,465 Fl; zur Bestreitung der Staats-Bedürfnisse in der Periode 182; verwen det werden kann.

Ir Beziehung auf den Stand der Staatsschuld der Periode von 182° ergiebt sich, daß der zu Ende 1835 desinitiv úberwiesene Schuldenstkand von 10,872,637 Fl. nach Abzug der baaren Abzah lung bis Ende 1838 sich zwar durch Zugang liquid gestellter Pas: sivposten und den gestiegenen Kapitalwerth der noch nicht einge- lósten Partial-Schuldscheine des Lotterie-Anlehens im Ganzen üm 288,590) Fl. erhbht hat, daß aber die eigentlichen Passiven, welche zu Ende 1835 noch 10,388,342 Fl. betragen hatten, zu Ende 1838 nach Abzug des bis dahin bereits erworbenen Afktiv-:Kapitals nur noch 6,945,562 Fl. betrugen, somit also während der Periode 18? eine wirkliche Verminderung von nicht weniger als 3,442,780 Fl, stattgefunden hat. i i

„Eben so wird in der Finanz-Periode von 1839—41 zwar ein um 41,023,156 Fl. größerer Zu- als Abgang der Passiven erfol- gen, der in dem weiteren planmäßigen Steigen des Kapitalwerthes des Lotterie- Anlehens um 463,000 Fl, und dem Entstehen einer weiteren, wiewohl nur scheinbaren Schuld von 917,420 Fl. durch die mittelst 4 proc. Obligationen zu berichtigenden Ablösungs- Ka- pitalien nicht fisfalischer Grundrenten seinen Grund findet. Da- gegen wird sich aber das Aktiv- Vermögen der Staatsschulden: Tilgungs- Kasse bis Ende 1841 auf nicht weniger als 8,342,096 F, erhöht haben, so daß bei Vergleichung dieser Aktiven mit der muth- maßlichen Staatsschuld der eigentliche reine Passivstand einschließ: lich 1,972,414 Fl. Depositen und Cautionen nur noch 3,993,662 Fl, betragen, also gegen jenen zu Ende des Jahres 1838 um die be- trächtliche Summe von 2,951,900 Fl. verringert seyn wird,“

Steruberg, 6. Dez. (Mecklenb. Bl.) Die ständischen Berathungen úber die landesherrlichen Propositionen sind dem

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Vernehmen nah schon in der vorigen Woche beendigt und die desfallsigen Erklärungen den Landtags - Kommissarien übergeben worden. Es stehen jeßt nur noch einige Propositionen zur Bera- thung, und so wird also wohl în den nachsten Tagen, dem Ber- nehmen nah am Mittwoch, den ten d., der Schluß des Landta- ges durch Verlesung des Landtags - Abschiedes erfolgen. Die Ab- [chiedstafeln bei den Landtags-Kommissarien haben bereits stattge- funden und zwar bei dem Strelißischen Kommissarius am 2ten d., bei dem Schwerinschen am 3ten d. ] Die frúher ausgesprochene Vermuthung rúsichtlih der Ge- seßgebung Úber Entwässerung und Bewässerung zum Zweck der Boden - Kultur hat sich vollkommen bestätigt; der Engere Aus- {uß ist beauftragt worden, bei beiden Landesherren eine Geseß- gebung in der Art zu beantragen, daß das zu erlassende Geseßz sich nur auf Grundsäße úber Vorfluth und Entwässerung erstrecke. Es sollen sowohl im Schwerinschen, als im S trelikischen, eigene Kommissarien niedergeseßt werden, welche alle hierher gehörende Angelegenheiten zu leiten und nöthigenfalls nach vorgängiger Ver- handlung und unter Zuziehung von Kunstverständigen zu entschei- den haben werden, Der Rekurs soll nur an die Landes-Regie- rungen stattfinden. Die Kommissionen sollen aus einem landes- herrlichen Kommissarius bestehen, denen ‘der Cngere Ausschuß" zwei ständische Deputirte beizuordnen haben wird. , Die Bestimmung des NRekrutirungs-Seseßes, nach welcher bisher die Reserve - Dienskzeit der Militairz flichtigen nur auf ein Jahr festgeseßt war, ist auf Antrag beider Landes - Regierungen dahin abgeändert worden, daß vom Jahre 1842 an die zur Re- serve abgegebene Mannschaft zwei Jahre in derselben zu verblei- ben haben wird. Es ift diese Abänderung in Folge der neuesten Bundestags - Beschlusse nöthig geworden, nach denen die einzelnen Staaten stets eine ausreichende exerzirte Mannschaft beisammen haben follen, HDesterreich. 9, Dez. (L. A. Z) Die so viel Aufsehen im Fn- ¿lande erregende Konkurs-Angelegenheit des Freiherrn von Geymüller ist in der Liquidirung jeßt so weit vorgeschritten, daß man cinen bestimmten Blick in die verworrenen Berhaltnisse zu {4

[F RAS thun vermag. Im Ganzen stellt sich mit ziemlicher Gewi}

heraus, daß dieser Bankerott, wie man fask allgemein zu then geneigt war, kein betrügerischer gewesen, und der sid fernende Reichthúmer sicherlich nicht mit sich genommen Als die Ursachen dieses Unfalles erkennt man, daß derselbe bei der Uebernahme seines Geschäftes von drükenden Bedingungen und Umständen von Seiten der Betheiligten beengt worden is ; daß er in früheren Jahren allerdings einen unverhältnißmäßigen Luxus im Hauswesen trieb, und hauptsächlih, daß ihn das ver- hángnißvolle Jahr 1830 bei seinen Papier-Speculationen so {wer betroffen hatte, wonach Überdies falsche Scham ihn hinderte, sich Freunden zu entdecken und zu rechter Zeit Hülfe zu begehren. Die Wechsel- Gläubiger dürften, nach der bisherigen Liquidirun u 50 pCt, ihres Geldes kommen, die Buchschulden aber, dere! Summe úber 2 Mill, Fl. beträgt, #o ziemlich ungedeckt bleiben, Das ganze Defizit wird über 3 Mill, Fl. angeschlagen.

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TúrLkLei.

Konstantinopel, 24. Nov. (A. Z,) ichten aus Athen zufelge, läßt Herr Y hohen Pforte zu Athen, in seinem Eifer gegen Griechenland nach und zeigt dagegen an, daß das Griechische Gouvernement zur Un- tersuchung der Beschwerden der Pforte geschritten ist, Zugleich theilt Herr Mussurus dem Reis - Efendi eine in dem versdhnlich- en Tone abgefaßte Note mit, welche das Griechische Ministerium in dieser Hinsicht an ihn gerichtet hat. Die Regierung von Athen verspricht darin, allen erhobenen Klagen etne unparteiische Prüfung u widmen und ihnen so weit als möglich Abhülfe zu verschaffen, wo diese aber nicht thunlich seyn sollte, der Pforte die nöthigen Aufflärungen zu ertheilen, Diese Nachricht, vereint mit den qutgemeinten Rathschlägen der Repräsentanten von Großbrita- nien, Frankreih und Rußland hat nicht verfehlt, einen gün- stigen Eindruck auf die Pforte zu machen, so daß alle wei teren Truppensendungen nach Thessalien sistirt wurden, ohne daß jedoch an die bereits nach Larissa inskradirten Detaschements irgend ein Gegenbefehl abgegangen wäre, um ihren Marsch aufzuhalten ;

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Den leßten Nach-

auch das bei genannter Stadt zu errichtende Lager ist nicht kon: tremandirt worden. Vielleicht möchte dies binnen kurzem gesche- hen oder wenigstens ein anderer von der Griechischen Gränze ent- fernterer Punkt zum Sammelplaß der nach Larissa gesendeten Truppen bestimmt werden. Hieher nah Stambul strômt, möchte man sagen, die ganze wehrbare .Mannschaft des Reichs, und ab- gesehen von den beträchtlichen Streitkräften, die nach Adrianopel so wie nah Sophia in der neuesten Zeit abgegangen sind, erreicht die hier versammelte Mannschaft bereits die Zahl vou 45,000, eine hier ganz ungewöhnliche Truppennasse, welche die fremden Diplo- maten einigermaßen in Athem erhält.

Chosrew Pascha hat schon mehrere Unterredungen mit Per- fonen gehabt, die großen Einfluß sowohl auf den Sultan als auf die Sultana Valide üben, und das Resultat dieser Unterredungen war die Rückberufung mehrerer im Exil lebender, unter Abd ul Medschid’s Regierung von ihren Posten entfernten Pascha?s. Un-

ter diesen befindet sich der frühere Minisker des Jnnern, Akif |

Pascha, ein Mann, der von jeher mit Chosrew in gutem Einver- nehmen stand und als ein Anhänger gemäßigter Reformen gilt. Der am 18ten in Smyrna eingetroffene „Acheron“ bringt aus Beirut die Nachricht, daß die Unruhen im Libanon noch nicht beschwichtigt sind. Zwischen den Drusen und Maroniten finden noch immer partielle Gefechte statt, in welchen den Drusen zumeist die Oberhand bleibt, Ueber diese seit der Eroberung Syriens ununterbrochen wiederkehrenden Feindseligkeiten der kriegerischen Bewohner des Libanons scheint die Türkische Regierung in Be- sorgniß wegen ihrer Gründe in Ungewißheit zu {weben ; doch wie sie in Europa ihre eigenen christlichen Unterthanen, so wie die freien Griechen, fürchtet, so scheint sie in Syrien die gefährliche Hand irgend einer Europäischen Macht im Spiel zu glauben, Ueber den Zustand des Libanons ward neulich ein Divan abgehal- ten, worin die Minister beschlossen, einen Pforten-Conimissair nach dem Syrischen Gebirge abzusenden, um vorläufig durch gelinde Mittel, durch Rath und Ueberzeugung die Bevölkerung zur Ruhe zurückzuführen (s. weiter unten) eine Maßregel, die {werlich fruchten wird, mit der aber die Pforte, wie es scheint, in gutem Gsguben einen Versuh machen will, Mißlingt dieser Ver- such, fo wird die Pforte die in Syrien angestellten Pa- scha’s anweisen, mit Gewalt den inneren Frieden im Ge- birge herzustellen, Kaum war dieser Gegenstand im Divan erledigt, als ein Bericht Nedschib Pascha?s von Damas- fus das Ministerium in neuen Allarm verseßte, Nach diesem Be- richt befindet sich die moslemitische Bevölkerung von Damaskus in vér grófiten Aufregung, hâlt in den Moscheen Versammlungen und verlangt von dem Pascha nichts weniger, als die Ausweisung aller Christen aus dem Paschalif und ein Verbot gegen den Auf:

Mussurus, Heprafentant der

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enthalt Europäischer Konsuln in der genannten Stadt, weil diese Fremden Neuerungen zu veranlassen streben, die den Jslamismus bedrohten. Die immerfort beunruhigten und geängstigten Mini- ster wissen indessen feinen Rath gegen die Demonstration der fa- natischen Moslims von Damaskus und greifen zu dem bequemen Mittel der Verdammung des dortigen Gouverneurs, welchen sie ohne weiteres fúr unfähig erflären, was wohl mit nächstem seine Abseßung zur Folge haben wird.

Die Truppen - Sendungen nah Rumelien dauern fort. Bis jeßt sind an 16,000 Mann dahin abgegangen. Die

in Rumelien zu fkonzentrirende Armee wird sh auf 36,000 bis 40,000 Mann belaufen, Eine Division der im Golf des Arsenals úberwinternden Flotte ist völlig ausgerüstet und wie zum Absegeln bereit. Man sagt, sie habe schon die nd- thige Quantität súßen Wassers an Bord genommen. Gleichzeitig hat sich das Gerücht verbreitet, Tahir Pascha werde nach Kandia abgehen und Said Pascha von Aidin hieher kommen, um das Marine-Ministerium zu übernehmen. Einige meinen, jene Divi- sion gehe mit Tahir Pascha nach Kandia, Andere, sie werde von hier Truppen nach Salonich bringen, und wieder Andere sprechen sogar von Tunis. Ob dieses Gerücht gegründet und welche von den angeführten Vermuthungen die richtigere sey, wage ich nicht mit Be-

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stimmtheit auszusprechen. Jn wenigen Tagen muß die Wahrheit klar

werden. Es ist im Werke, den alten Emir Beschir von hier nach S yricn zu \chicken, um die dort zwischen den Drusen und Ma- roniten ausgebrochenen Zwistigkeiten beizulegen. Doch scheint es uns, daß diese Maßregel gerade den entgegengeseßten Erfolg hag- ben möchte. Der in Jntriguen ergraute Egoist wird vielmehr diesen Streit im Stillen noch mehr entflammen, um daraus Vor- theile für sich selbs zu ziehen. Auch Akif Pascha, dem ehemali- gen Wesir von Jsmid, und Nafiz Pascha, dem von Adrianopel, wurde das Großherrliche Jtlak (die Rückberufung aus dem Eril) zugesendet; man erwartet sie in wenigen Tagen in Konstantino- Beide Wesire wurden vor ungefähr 17 Jahren von dem tizhofe wegen Uebertretung der im Hattischerif von GÚl- sprochenen Grundsäke zu dreijähriger Verbannung, der \drianopel, der zweite nach Brussa, verurtheilt. Es is Sanftmuth und Milde hier eingetreten: allen

Aegypten. _ Alexandrien, 22. Nov. (A. Z) Aus Ober - Aegypten lauft die N ht ein, daß Mehmed Ali wahrscheinlich den Win- ter ir Edfu oder dessen Nähe zubringen werde. Jbrahim ist nach Rosette gegangen, wo er 4000 Feddan Land als sein Eigenthum erklärt hat und Schwierigkeiten, die sich dabei erhoben, durch seine Gegenwart beseitigen will. Achmed Pascha Menikli ist wieder in der Armee mit dem Grade eines Feldzeugmeisters angestellt. Die Mannschaft eines mitten im Meer verunglückten Russi- schen Kauffahrteischiffes is bis jeßt nur zum Theil hier angekom: men. Sie landeten in zwei Böten gegen 30 Meilen westlich vom Araber-Thurm, wo sle von Beduinen sehr gemißhandelt rourden, Die Regierung hat Reiter nach dem ubrigen hier nicht angekom menen Theil ausgesandt, man befürchtet jedoch das Aergste.

Meri?to.

MevLxiïfo, 7. Ote. (Brem. Z.) Der leßte Bericht sagte, daß beide Parteien hinter Schanzen und Mauern blieben, keiner sich hervorwagte und man nur gegen die Mauern schösse. So is es die ganze Zeit úber gewesen; fünf Wochen lang hat man täglich mehr oder weniger geschossen, ohne den allergeringsten militairi- schen Erfolg, Bon der Citadelle wurden Hunderte von Gra: naten und Bomben auf die wehrlose Stadt geschleudert, die manches Haus und manche Privatwohnung ruinirten, zum Glück aber nur wenig Bürger beschädigten. Paredes von Guadalaxara mit seinen Truppen kam endlich heran, ihm zog Buslamente ein- mal entgegen, hütete sich aber roeislich, ißm auf Schußweite nahe zu fommen. Auch Santana erklârte sich offen für die Revolution und fam selbst, Ein Departement nach anderen fiel von der Regierung ab, es blieb zuleßt nur die Stk Mexiko úbrig, und doch woollte Bustamente nichts von Nachge Angefan- gene Unterhandlungen kamen nicht zu Stande, weil Santana von nichts Anderem hdren wollte, als von Absekung aller ober sten Behörden, einem neuen konstituirenden Kongresse und unter seine Diktatur. Die Negierung wählte ein lektes verzweifeltes Mittel, sie proklamirte die Föderation, aber man traute nicht, und es fand wenig Anklang, Da, mit einem Male, am 5ten d.,, Morgens, hörten wir, Bustamente, der schon früher auf die Prasidentur verzichtet hatte, sey in der Nacht mit seinen Truppen ganz still abgezogen, und die Pronunziirten hatten die Stadt be seßt, So war es auch. Bustamente's Truppen standen eine Stunde nördlich von der Stadt bei Guadaloupe, Santana’s Trup pen zogen nach, man schoß wieder ein wenig, that aber doch nichts, und weil es doch gar zu gefährlich seyn mochte, im freien | zu stehen, so is gestern ein Vergleich zu Stande gekommen, nahere Bedingungen wir aber noch nicht kennen. Es schein man wird beiderseits vergeben und vergessen, Niemand wird be- straft, Santana wird am Ruder bleiben, und man wird von gro- ßen Verbesserungen sprechen, Toleranz, Besähigung der Fremden, Land-Eigenthum zu erwerben, Abschaffung aller Binnenzdlle. Bis diesen Augenblick ist noch Alles in suspenso, aber in furzem wird wohl Verkehr und Geschäftsgang wieder in Ordnung kommen, Freilich wird es lange dauern, che eine füúnswöchentliche Verdienst? losigkeit wieder verschmerzt is, besonders in den unteren und mittleren Klassen.

Die Eisenbahnen Deutschlands und der Nachbar- taaten. Dritter Altit el,

Vergl. Staats-Ztg. Nr. 337, 343, 344.

Die Eisenbahnen Belgiens und der Niederlande. I. Belgische Eisenbahnen.

Eine höchst ehrenvolle Erscheinung is, daß ein Land, welches zu den kleineren gehört (536 (JMeilen), welches als besonderer Staat erst seit 11 Jahren besteht und mit vielen Hindernissen zu fámpfen hatte, augenblicklich verhältnißmäßig am meisten für die Berbesserung seiner inneren Communication gethan hat.

Belgien besißt nämlich an vollendeten oder im Bau begriffe- nen Chausseen fast 1300 Lieues oder 780 Meilen und zwar; Staats - Straßen... . 500 Meilen Provinzial - Straßen... .216 - Konzessionirte Straßen. 63 =-

Belgien enthält ferner an Wasserstraßen : schiffbare Flüsse ……....128,4 Meilen Kanále.… O4 V Zusammen Wasserstraßen 189,s Meilen.

Schon im Jahre 1833 wurde der großartige Eisenbahnplan entworfen, und ein Geseß vom 1, Mai 1834 bestimmt, daß auf Staatskosten ein Schienenweg angelegt werden solle, welcher, Mecheln zum Mittelpunkte habend, sih döftlih zur Preußischen Gráânze Uber Lowen, Lüttich und Verviers, nördlih nah Antwer- pen, östlich nach Ostende Úber Termonde, Gent und Bruges, und südlich auf Brüssel und die Französische Gränze durch die Pro- vinz Hennegau ziehen sollte. Das Geseß vom 26. Mai 1837 fügte die Linien : von Gent zur Französischen Gränze Über Cour- tray, mit einer Zweigbahn nah Tournay, so wie einige fúr die Provinzen Namur, Limburg und Luxemburg hinzu. Der Weg von Namur wird úber Mornimont und Chatelineaux nah Char- leroy und von da uber Seneffe nach Braine-le-Comte gehen, wo seine Einmündung in die Brüssel -Mons- Bahn stattfindet, Der Schienenweg von Landen nah St. Trond bildet den Anfang der Limburger Linie, über die Richtung der für Luxemburg bestimm- ten ist noch nichts bekaunt.

Die durch diese beiden Geseße verordneten Eisenbahnen ha- benseine Gesammtlänge von 157 Lieues (zu 4000 Metre) oder etwa 8 Meilen; wovon jeßt einige Details mitgetheilt werden sollen.

I. Norde-Linic:

Om 0 6 « L t ( s s i dis 4 Mecheln-Antwerpen, lang 6800 Rth., hat gekostet 1,573,000 Rthlr. (doppeltes Geleise) (eroffnet 3. Mai 1836)

West-Liniece:

7100 Réh.

S1)

1080 - 9()7 000 ASO00 1121000

el 5400 1,249,000 (Erofinet 0, L ‘doppeltes Gel :rbindung der verschiedenen September 181!

F i (Ny Cat 1540)

ia c O 1097000 7 _(erdssnet 31, Oftober 1841) ( (4 dopp. Gel.) 5) Sani Mono. anae. OBOO \ 0) Deo: QUICEOIA T ie, D200

O A T 43 N N 1) Braine-le-Comte - M 3300 )

O) a

A J 488 000 4) Verord: Mamu... [2 100,09

21, Septemb( Waremme Tnet 2. ZIprIl 1898) An0. (eróffnet 2, April 1838) Ans - Meuse (Liege) Eu ; Meuse - Verviers s - 5,231,000 N) Berbiers - Sou A 8) Landen - St, Trond.. n 2880. «072000 Diese (wie bemerkt) bereits eröffneten oder im Bau begrif- fenen 73 Meilen Eisenbahnen verursachen eine Gesammt- Aus gabe von 29,424,000 Rthlr. Das Geseß vom 20, Juni 1840 bestimmt das auf Eisenbah Nen U vVervenbende Ravial au. 34248000 Reblr. Davon waren am 31, Dezember 1840 bereics i verwendet, tod e o Cr R und von dieser Summe auf die damals im Be- triebe befindlichen 44,5 Meilen Eisenbahn... ..16,986,000 . Außer den oben erwähnten sind noch einige Linien in Unter- suchung, und zwar

Antwerpen (LWestmalle, Hoogstraten) Breda 6 Meilen bis zur Granze;

Dusffel (auf der Linie M

Diest H asselt Allein zur Vervollständigung des Systems und um allen Pro- vinzen Belgiens gerecht zu seyn, werden demnächst etrva noch fol- gende Linien gebaut werden müssen (auch dann fehlt noch eine Mittelverbindung zwischen den beiden Súdlinien):

l) Hasselt:Maseyck, etwa 4,5 Meilen lang, um, den Belgisch gebliebenen Theil von Limburg durchschneidend, den Kanal, welcher von Herzogenbusch nach Mastricht führt, und die Maas zu berühren.

Namur-Lüttich etwa 6,75 Meilen, zur Verbindung der Pro- vinzen Namur und Hennegau mit Lüttich und Deutschland. Tournay- Quicvrain, etwa 4 Meilen, zur Verbindung der beiden Südlinien. Namur-Dinant-St. Hubert und von da sowohl nach Arlon, 14,5 Meilen ganze Länge, als mittelst einer Zweigbahn in der Richtung von Mezieres bis zur Gränze 4,5 Meilen. Diese 47 Meilen würden, nach den bisherigen Erfahrungen, eine Verwendung von etwa 17,954,000 Rthlr. erfordern. Belgien besißt noch zwei unbedeutende durch Actien - Gesell: schaften ausgeführte Eisenbahnen :

a) Von den Kohlenwerken des Flénee bei Mons zum Kanale zwischen Mons und Condé,

b) Zweigbahn zum Kanale von Charleroy. : :

Das Eisenbahn-Syskem und dessen Betrieb hat in Belgien bereits einen so bedeutenden Grad von Ausbildung erreicht (wozu begreiflich sehr viel beitrug, daß der Betrieb nach bestimmten und

5,236 000 \ (dopp, Gel.)

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echeln-Antwerpen) Lierre 4,6 j

p A S540 l Stk. Trond-2Weyet