— Colombier: Den hier anwesenden Dufour kenne ich nit, won aber cinen Anderen, der iúnger und kleiner is. — Dufour: enn ich ein Gelüste nach Mord gehabt hätte, so würde es mir leicht gewesen seyn, dasselbe zu befriedigen; denn am 13ten Mor- gens begegnete ih in ciner abgelegenen Straße dem Herzoge von Orleans allein mit seinem Reitknehte. Meine Herren, ich bin ein alter Soldat, und eines Verbrechens unfähig, selbst gegen meinen größten Feind. Wie könnte ich nun, der Königlichen Familie , die mir Gutes gethan hat, die meinen alten Vater oft unter]lüßt hat, Bôöses zufügen wollen? — Der P räsident: Seyd ihr nicht von cinigen Leuten für einen Polizci - Spion gehalten wor- den? (Bewegung). — Dufour: Ja, es waren vier Per- sonen die mich an der Ecke der rue notre aufforderten, mit thnen bet einem Weinhändler cinzukchren; dann zankten sie sich mit mir, weil ih nicht bezahlen konnte. Der Eine von ihnen nannte mich Polizei- Spion und gab mir eine Ohrfcige. Also die Einen nennen mich Polizei - Spion, die Andern einen Republikaner. Das is meine Lage. — Der Präsident: Jhr könnt euch schen. Es begannen nunmehr die Plaidoyers der Vertheidiger, deren Reihen Herr Pallier, der Advokat Quenisset’s, erdfnete, Diese Re den werden wahrscheinlich drei bis vier Sißungen einnehmen.
X Paris, 11. Dez. Die Ernennung des General-Lieutenants von Rumigny zum interimistischen Commandeur in Algier is von den hiesigen Blättern bis jeßt nur unvollkommen erläutert worden. Die Sachen skehen wie folgt.
General Bugeaud, benachrichtigt, daß der Finanz-Minister auch auf eine Verminderung des Algierischen Budgets angetragen, und daß bereits im Minister-Rathe úber eine Verminderung der Afri- fanischen Armee verhandelt worden, hat bereits vor mehreren Wochen deshalb eine sehr energische Borstellung an den Marschall Soult eingereicht, worin er sich aus vielfachen Gründen gegen eine Truppen-Verminderung erklärt. Da jedoch diese Vorstellung bei der Majorität des Ministeriums wenig An- flang fand und vor Allem Ersparnisse im Budget erwartet wur- den, so erbat sih General Bugeaud von dem Kriegs - Minister einen Urlaub, um persönlich die Sache der Afrikanischen Armee zu verfechten.
Dieses Urlaubs - Gesuch is im Minister-Rathe debattirt und sodann nah dem Wunsche einer hochstehenden Person einstimmig bewilligt worden. Die Frage eines temporairen Stells vertreters in Algier fand einige Schwierigkeiten. General Ru- migny aber, der bereits in Algier thätig gewesen und in den Tuilerieen unbedingtes Vertrauen genießt, schien besonders geeignet und ward demnach gewählt. Die gesammte hiesige Journalistik, {elbst das sehr konservativ gesinnte Blatt, die Presse, zeigte sich aus verschiedenen Gründen mit dieser interimistischen Ernennung sehr wenig zufrieden. General Rumigny is ein sehr braver Offi- zier, der Anciennetät und seinen Diensten nach aber zu der schwie- rigen, wenn auch nur temporairen, Algierischen Mission wenig geeignet, da solche Ernennungen den bereits in Algier seit 11 Jahren. dienenden Generalen wenig angenehm und für ihre Dienste wenio, aufmunternd erscheinen können.
General Rumigny hat sich bereits in den leßten Tagen seinen Generalstab gebildet und ist am 7ten d. sofort nach Toulon ab- gegangen, von wo ihn ein Dampfboot ohne Aufenthalt nach Algier Uberschisfen wird. Jn Algier wird er von General Bugeaud per- fönlich das Ober-Kommando erhalten, und erst dann wird Leßterer sich nach Frankreich einschiffen. Er wird in der leßten Hälfte die- ses Monats, also noch vor Erbsfnung der Kammern, hier eintreffen.
Die Gerüchte, als ob der General Bugeaud auch hier zu einer politischen Combination erwartet werde und wohl das Porte- feuille des Kriegs - Ministeriums erhalten könne, entbehren alles Grundes. General Bugeaud wird bestimmt nächstes Jahr, und zwar vor dem Frühjahr, als General-Gouverneur nah Algier zurückfehren, da für 1842 eine neue größere Expedition gegen Abd el Kader versucht werder: soll.
Selbst das Gerücht, daß der General Bugeaud seine Ent-
lassung angeboten, wenn man die Algierische Armee nicht auf |
cinen gewissen Fuß erhalten wollte, is ungegründet. Alle diese mi- litairischen Fragen wird General Bugeaud persönlich den Ministern gegenüber und vor der Kammer behandeln, um durch seine Ge- genwart und seine Erläuterungen die Gegner Algiers günstiger zu stimmen. Das Nationalgefühl wird dem General Bugeaud bei diesem Thema wichtige Dienste leisten.
Jn militairischer Hinsicht sind jeßt die Projekte über die hie- sige Uniformirungs-Reform zu bemerken. Die zu diesem Behufe niedergeseßte Kommission hat einige Versuche bereits praktisch aus- führen und von 4 Negimentern je ein Bataillon in neue Mon- tur Éleiden lassen, Daß man die bequeme und warme Kutka der Vincenner Jäger der ganzen ZJnfanterie verleihen will, findet Bei- fall, da der Uniformrock wesentliche Fehler hat und weder wärmt noch {ÜBt ; die neuen Czakos, mit kupferner Kette unter dem Kinn befestigt, finden dagegen weniger Beifall, obgleich die bishe- rigen Czakos weder bequem noch praktisch und nur eine Last für den Soldaten waren. Himmelblaue Pantalons scheinen Man- ches gegen sich zu haben. Die Modelle sind ohne Hosenträger. Das weiße Lederzeug isk húsch und lebhaft anzuschauen, ge- wiß aber schon des Anstreichens wegen eine Mühe und eine Aus- gabe fúr den Soldaten, úberdem dem Feinde eine gute Zielscheibe. Man will die Linien - Jnfanterie grún und die leichte Jnfanterie blau fleiden. Die bisherigen Krapp - Beinkleider kommen sicher wohlfeiler zu stehen, als die neuen Modelle. Auch müssen doch noch erst die vorráthigen Monturen in den Magazinen aufgetra- gen werden, sonst würden die Ausgaben doppelt theuer seyn.
Großbritanien und Jrland.
London, 11. Dez. Jn verschiedenen Theilen des Landes werden noch immer Glückwunsch - Adressen an die Königin, den Prinzen Albrecht und die Herzogin von Kent wegen der Geburt des Kronprinzen beschlossen. Bei einigen der zu diesem Zweck gehaltenenen Versammlungen ist es aber zu leidenschaftlichen De- batten gekommen, weil man versuchte, die Noth der arbeitenden Klassen und die Korngeseß-Frage in den Adressen mit zur Sprache zu bringen. Dies war unter anderen Orten auch zu Devizes in Wiltshire der Fall, roo aber der Marquis von Lansdowne, Mit- glied des früheren Kabinets, der in der Versammlung zugegen war, darauf bestand, daß der Noth des Landes in der Gratula- tions-Adresse an die Königin nicht erwähnt, sondern zum Gegen- stand einer besonderen Adresse gemacht werden solle, womit man sich zuleßt, ungeachtet des Widerspruchs von Seiten des ebenfalls anwesenden Grafen Radnor, einverstanden erklärte.
Man hat dem Lord Melbourne, der jeßt seine Besißungen be- sucht, Addressen, gegen das jeßige Ministerium gerichtet, überrei- chen wollen, die er aber fortwährend ablehnt. Ueberhaupt schei: nen die vorigen Minister an keine systematische Opposition zu den- fen, denn die Morning Chronicle sagt mit Beziehung auf die Antwort, welche Lord John Russell auf die ihm Überreichte Plymouther Adresse gegeben : „Wir sehen darin eine bestimmte Er- flärung von Seiten des frúheren ministeriellen Führers des Un- térbauses, daß er sich nicht nur keine Hoffnung auf eine baldige Rückkehr ins Amt macht, sondern daß er auch durchaus nicht
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daran denkt, sein Berfahren einem folchen Zwecke gemäß einzu- richten. Der bevorstehende Kampf gilt der Erlangung von gu- ten Maßregeln, von welcher Regierung sie auch ausgehen mögen,“ Und an einer anderen Stelle desselben Artikels heißt es; „Die liberale Partei muß erst wiederhergestellt werden, bevor an ein liberales Ministerium gedacht werden kann.“
__ Dem Morning Herald zufolge wird Graf Aberdeen die jeßige günstige Stimmung zwischen England und den Vereinigten Staaten benußen, um die Amerikanische Gränz-Angelegenheit, die Lord Palmerston so sehr in die Lânge gezogen, mit Ernst zu be- treiben. Das genannte Blatt bemerkt in dieser Hinsicht: „Es ist aber auch hohe Zeit, der Sache cin Ende zu machen, denn die Holzfäller von Maine sind bis an den Aliguash, den súdlichen Arm des St. Johns-Flusses, vorgedrungen, und um die provisori- sche Convention zwischen dem Gouverneur von Neu-Braunschweig und dem Amerikanischen General Scott zu umgehen, haben sie den Lauf des Flusses abgegraben, so daß ihr Holz jeßt in den Penobscot-Fluß und von da in den Ocean treibt, Auf diese Weise sind sie bis 90 Englische Meilen südödstlich von Quebek vorgedrungen. Nimmt man hierzu, daß Herr Fairfield, ein Mit- glied der Jäger - Lozen, nächstens Präsident von Maine seyn wird, daß der Prôsidenti Tyler sih durch seine cinheimi- sche Politik den Demokraten in die Arme geworfen, und daß von dem Austritte des Herrn Webster die Rede ist, so sind die Aussichten immer sehr bedenklich, Allem Anscheine nach, wird Graf Aberdeen der Regierung der Vereinigten Staaten einen de- finitiven Ausgleichungs - Vorschlag vorlegen, wonach solche Theile des streitigen Gebiets, die für die Sicherheit unserer Amerikani- schen Besißungen unentbehrlich sind, naturlich bei England bleiben sollen. Die Frage is nun, ob die Amerikanische Bundes-Regie- rung auch Macht genug über den Staat Maine haben wird,“
Niederlande.
Amsterdam, 9, Dez. (L. A. Z.) Eine Verlegenheit ganz neuer Art soll jeßt für unsere Regierung entstanden seyn, Als das Einnahme- Budget berathen wurde, nahm bekanntlich der Finanz-Minister gerade in dem Augenblick, als die zweite Kammer zur Abstimmung schreiten wollte, denjenigen Artikel rue, bér 57; Millionen Fl. als muthmaßlichen Ueberschuß des Ertrages der Ostindischen Kolonicen nach Bezahlung der ihnen sonst schon auf: erlegten Lasten in Aussicht stellte. Um diesen Voranschlag zu recht- fertigen, hatte die Regierung Berechnungen und Vergleiche auf: gestellt, denen die zuleßt vorhergehenden zwei oder drei Jahre zum Grunde lagen. Die Kammer hielt diesen Ueberschuß aber fúr zu ungewiß, um Ausgaben darauf bauen zu können, die sicher wa- ren. Demnach wäre höchst wahrscheinlih das Budget verwor- fen worden, hâtte nicht der Finanz-Minister für gerathen gehal- ten, noch im leßten Augenblicke den Artikel, der so viel Wider- spruch gefunden, zurückzunehmen. Offenbar behielt aber Herr Rochussen sich vor, diese 5 Millionen Fl. später von neuem zur Sprache zu bringen, Jekt scheint sich dagegen ergeben zu haben, daß nicht blos fein Ueberschuß zu erwarten is, sondern daß die Ostindischen Kolonieen nicht einmal im Stande seyn werden, den sonstigen Verbindlichkciten, welche ihnen auferlegt sind, zu genügen. Die Aerndte soll dort so schlecht gewesen seyn, daß nicht einmal alle Schiffe volle Ladung erhalten können, obwol ihre Zahl schon fleiner is, als sie es in früheren Jahren war. Ein anderer Umstand macht diese Lage noch bedenklicher. Jn Ostindien verlangt man laut, daß die Vernachlässigung wieder gut gemacht werde, in der das Mutterland seit Jahren diese Kolonieen gelassen. Man be- schäftigte sih nur damit, dieselben zu pressen, um allen Nußen, den fie darbieten fbntten, daraus zu ziehen, dachte aber nie an eine innere Verbesserung des Landes, welches seine Schäße so reichlich darbot. So befinden sich jeßt die Befestigungswerke im allerschlechtesten Zustande; für Straßen, Kanäle und Communica- tions:-:Mittel Überhaupt sind nicht die geringsten Fonds vorhanden, obwohl sie den Ertrag verzehnfachen würden, indem man dann weite Länderstrecken urbar machen könnte, die jezt aus Mangel an Communications-Mitteln unbenußt bleiben müssen. Unter die- sen Umständen sind neue Ausgaben unvermeidlich geworden, und chon láßt sich mit Sicherheit voraussagen, daß das erste Budget des jeßigen Finanz-Ministers ein Defizit von mindestens 55 Mil: lionen Fl. darbieten wird.
Belgien.
Brüssel, 8. Dez. Von den wegen des leßten Komplottes verhafteten Personen is Herr Lecharlier durch eine Verfügung der Raths- Kammer in Freiheit geseßzt worden. Auch den übri- gen Gefangenen sollen in der leßten Zeit manche Erleichterungen gewährt worden seyn,
Brüssel, 9. Dez. Es is schon oft von der außerordentlichen Strenge des Französischen Tarifs in Bergleich mit dem Belgischen gesprochen worden. Herr Eloy de Burdinne hat von neuem diese Thatsache in seinen in der Repräsentanten - Kammer gehaltenen Reden erwiesen. So zahlt — sagte er — ein Belgier, der ein Pferd in Frankreich einführt, 50 Fr. pro Stück, und der Fran- zose bei der Einfuhr eines Pferdes in Belgien nur 12 Fr. Ein in Frankreich eingehender Ochs zahlt 50 Fr., und wir lassen das fremde Hornvieh für 20 Fr. pro Stück zu. Ein in Frankreich eingeführtes Schwein zahlt 12 Fr., während bei uns fremde Schweine für 3 Fr. eingehen. Unsere Schafe zahlen in Frank- reih 5 Fr. pro Srúk, und wir fordern nur 1 Fr. 20 C. von fremden Schafen. Im Jahre 1840 sind in Frankreich 19,783 Pferde eingeführt worden, welche, zu 50 Fr. pro Stück, 889,150 Fr. bezahlt haben. Von 148,638 Stúck Vieh, von einem Werthe von 3,362,952 Fr., werden an Einfuhr-:Abgaben ungefähr 1,848,056 Fr. erhoben. Der Werth der Acker-Erzeugnisse, die in Frankreich ein- geführt worden, beläuft sich auf die Sunmme von 37,679,896 Fr. Da die Einfuhr - Abgaben 10 pCt, betragen, so erhebt Frankreich davon 3,767,989 Fr. Man kann die Summe, die es von unseren Steinkohlen erhebt, jährlich auf 7,477,291 Fr. schäßen, so daß diese verschiedenen Erzeugnisse durch Frankreich mit mehr als 14 Mil- lionen belegt sind.
Deutsche Bundesstaaten.|
Hannover, 10, Dez. (Hamb. K) Der Geheime Ka- binets-Rath von Lútcken ist (wie schon gemeldet) vorgestern, Mitt- woch, Abends auf der Leinstraße von einem Unbekannten überfal- len worden und hat einen heftigen Schlag mit einem Steine auf dem Kopfe erhalten. Der Herr von Lütcken hatte, obgleich ver- wundet, noch Besinnung genug, dem Thäter nachzueilen und nach- zurufen, Derselbe wurde auch von einem Bedienten des Grafen Hardenberg angehalten, wußte sich aber loszumachen und allen weiteren Verfolgungen zu entziehen. Herr von Lútcken seßte an fangs die Verfolgung noch durch einige Straßen fort, sank aber dann ohnmächtig nieder und wurde in das Palais Seiner Maje- stät des Königs gebracht, wo seine Wunde von zwei schleunigst her- beigeholten Aerzten untersucht und verbunden wurde, So scheint das Faktum selbst, das mit mancherlei Variationen erzählt wird, ungefähr
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zu liegen. Die Wunde des Herrn von Lüten soll weder gefährlich, noch auch einmal bedeutend seyn, da der Hut den Schlag gebrochen hat, Wenn ein solches Attentat gegen die persónliche Sicherheit schon an und für sih die Aufmerksamkeit des Publikums in ho- hem Grade erregen muß, so ist das bei diesem Ereignisse noch weit mehr der Fall, sowohl wegen der Umstände, unter denen die That verúbt worden, als auch hauptsächlich wegen der Stellung dessen, gegen den sie gerichtet war und wegen der Motive, die man, nach Maßgabe dieser Stellung, der That wohl unterzustellen ver- sucht hat. Dazu nun kommt die ganz außerordentliche Dreistigkeit, mit welcher die That verübt worden isk. Der Anfall geschah in der allerbelebtesten, frequentesten Gegend der Stadt, auf der Leinstraße, etwa hundert Schritte vom Königl. Palais, vom Königl. Schlosse entfernt, in der Nähe der besuchtesten Konditoreien, Clubbs u. s. w., in einer Gegend, wo eine Menge Schildwachen stehen und eine Masse Gaslaternen Tageshelle verbreiten, zu einer Zeit, wo gerade diese Gegend vorzugeweise belebt ist, Der Angegriffene ist nun obendrein ein großer starker Mann im frâftigsten Man nesgalter. Bei des Herrn v. Lütcken Stellung zu unseren politi schen Angelegenheiten war der cine oder der andere bereit, hinter dem Frevel politische Motive zu suchen, doch zeigte sich das Al surde und die gänzliche Grundlosigkeit ciner solchen Bermuthung lag zu offen, als daß sie irgend Terrain hâtte gewinnen konnen, Eine andere Vermuthung beruht auf dem wenige Tage zuvor erfolgten Wegjagen eines Bedienten U. st. w. Hoffentlich wird die Kriminal-Untersuchung, welche das zuständige Gericht — das Stadtgericht — einleiten wird, die Wahrheit an den Tag bringen.
Hannover, 13. Dez. Es ist jet das erste Heft der off! ziellen Akftensktücke der Stände-Versammlung ausgegeben worden. In dem den Ständen über deren Konffituirung zugegangenen Kabinets-Schreiben heißt es unter Anderem, daß 1) der Erbland Marschall (Graf von Münster) und der Graf zu Stölberg-Stol berg das zum persönlichen Eintreten in die allgemeine Stände Versammlung befähigende Alter auch zur Zeit noch nicht erreicht haben; 2) eben so is wegen der noch fortdauernden Erledigung des Bischofssißes zu Hildesheim, ein katholischer Bischof für jeßt nicht zu berufen gewesen. 3) Seine Königliche Majestät haben auf die Dauer des Landtages, als angesehenen evangelischen Geist lichen, den Konsistorialrath Dr. Brandis hieselbsk zum Mitgliede erster Kammer ernannt, und gleichzeitig zu dessen Stellvertreter den Konsistorialrath Dr. Leopold hieselbst ausersehen. Als das von Allerhöchstdenenselben auf die Dauer des Landtages für dic erste Kammer der allgemeinen Stände-Versammlung zu ernen nende Mitglied adeligen Standes, is der General-Major unî General-Adjutant von Linsingen bestimmt worden,
Ein an die Stände gerichtetes Kabinets - Schreiben vom 2, Dezember ist folgenden Jnhalts :
„„Bei der großen Anzahl wichtiger Gegenstände dex Geseßgebung und der Finanzen, welche den versammelten ldblichen allgemeinen Ständen des Königreichs zur verfassungsmäßigen Mitwirkung thelts sofort zugehen, theils nah ihrex zu vollendenden Vorbereitung noch zugehen werden, wird es den löblichen Ständen kaum gelingen kd nen, sämmtliche Gegenstände so bald zur Erledigung zu brtngen, als solches im Jnteresse des Landes und der dffentlichen Dienstes an ftch) zu. wünschen seyn möchte. Es wird demnach ohne Zweifel schon {n dei Absichten dex löblichen allgemeinen Stände beruhen, lhre Wirk samkeit den Gegenständen zunächst zu widmen, deren Förderung vou anderen sich als wünschenzwerth darstellt. Als solche muß di Königliche Regierung bezeichnen: 1) Das Gescß über Zusam menlegung der Grundstücke, und in Verbindung mit dicsem 2) das Geseß über das Verfahren in Gemeinheits - Thel lungs- und Verkoppelungs - Sachen; ferner 3) das (Heseß wegen Erweiterung der Kredit-Anstalt für Ablösungen; 4) das Geseß über Anmeldung, Eintragung oder Bestätigung von Verträgen, und 5) die Anträge wegen Anlegung von Eisenbahnen, welche einer vertrauli chen Berathung zu unterziehen seyn werden. Fch habe demnach die löbliche allgemeine Stände - Versammlung mit Bezugnahme auf &. 62. ihrer Geschäfts-Ordnung vom 4, September 1840, hierdurch aufzufordern , die vorbezeichneten Gegenstände zunäch| in Verhand lung zu nehmen, wonach dieselbe sich demnächst um so mehr im Stande befinden wird, ihre Wirksamkeit ohne Unterbrechung den Budgets - Verhandlungen zuzuwenden.// :
Stuttaart, L D So M) Das Diakium der Abgeordneten-Kammer enthält eine Motion des Abgeordneten von Gerabronn (Knapp): An die Königl. Staats-Regierung di Bitte zu richten, daß sie bei der hohen Bundes-Versammlung auf schleunige Wiederherstellung eines geordneten Rechtszuskandes im Königreich Hannover dringen und über den Stand der Sach noch auf diesem Landtage möglichst umfassenden Aufschluß erthei len môdge.
Darnmstadt, 13. Dez. Se, Königl, Hoheit der Großherzog empfing gestern von den Deputationen beider Kammern deren Adressen als Antwort auf die Thron: Nede, Die Adresse dei zweiten Kammer lautet folgendermaßen : /\Allerdurchlauchtigster 2e, Von Ew. Königl, Hoheit zur Aus übung unserer verfassungsmäßigen Rechte und Pflichten berufen, fühlen wir, die zweite Kammer der Stände des Großherzogthums, uns gedrungen, vor Allem unseren ehrfurchtsvollen Dank dafür gus zusprechen , daß Allerhöchstdieselben haben geruhen wollen, Aller hôchsiselbs uns in unseren neuen Wirkungskreis einzuführen, wobet uns das Glü geworden is, uns von dem Wohlseyn Ew. Kdnigl. Hoheit zu überzeugen und in der Hoffnung zu befestigen , daß die Vorsehung, zu der wir flehentlich darum bitten, die kostbaren Lage des edelsten Fürsten zum Heile seines Fhm mit der dankbarslen Ltebe ergebenen Volkes noch lange fristen werde, j
Mit dem Gefühle freudiger Erhebung sind wir Zeugen gewesen, wie bei den Verwickelungen im Völkerleben, dic in der 1üngfk ver flossenen Zeit sich ergaben, die Regierungen Deutschlands cite Ein tracht bewiesen und eine Kraftentwickelung vorbereitet haben, welche dem Auslande Achtung gebieten und die Ehre Deutschlands erhdhen mußten, und wie nicht minder bei allen Völkern Deutscher Zunge in tausend Formen sich cine Gesinnung der Treue gegen die ange sammten Fürsten und das große gemeinsame Vaterland ausgespro chen hat, die sie freudig bereit zeigte, von neuem Gut und Blut für die Fntegrität, die Freiheit und die Ehre Deutschlands zu opfern. Bereitwillig werden wir Unsere verfassungsmäßige Zustimmung zu denjenigen Verwendungen geben, welche Ew. Königliche Hoheit Al- lerhdchstihren Bundespflichten gemäß angeordnet haben.
Wenn, wie Ew. Königliche Hoheit huldreichst versichern, die Militatreinrichtungen des Großherzogthums sich in diesen Zeitumsiän den guf das vollkommenste bewährt und es möglich gemacht habcit, ohne ungewdhnliche Rekrutenaushebung und Waffenübung und mit verhältnißmäßig geringem Kosten - Aufwand den bundesgeseßmäßigen Verpflichtungen zu genügen; so legt dies Allerhöchstihren getreuen Ständen die heilkge Pflicht dankbarer Anerkennung auf. Uebrigens hoffen wir, daß die von dem hohen Deutschen Bunde in Bezug auf das Militairwesen getroffenen neuen Anordnungen nur dazu dieneit wer den, die Segnungen des Friedens auch für die Zukunft zu stchern. Mit ehrfurchtsvoller Erwartung sehen wir dabei den Eröffnungci entgegen , welche Ew. Königl. Hoheit über die Vervollständigung des Vertheidigungssystems der Deutschen Staaten und über die dazu evr- forderlichen Verwendungen künftig zu machen Allergnädigst für gut finden werden.
Eine tief durchdachte staatswtrihschaftliche Gesehgebung und eite weise Regelung der Anstalten für dffentliches Wohl sind dic Zierde und der Ruhm unseres Vaterlandes. Es is erfreulich, daß das frü her projcftirt System des Straßenbaues si sciner vollständigen Aus- führung nähert, indem der beflugelte Fortschritt unserer Zeit und der rege Eifer, mit welchem fast alle Staaten gegenwärttg neue Mittel dec Communication zu schaffen bemüht sind, auch das Großherzog- ihum Hessen, wofern dasselbe nicht zu seinem später unheilbaren Schaden zurückbleiben will, in die Nothwendigkeit scht, innechalb seiner Gränzen dem täglich sich großartiger gestaltenden Weltverkehr neue Bahnen zu ebnen. Nicht minder ddie Ars ist es für den Freund des Vaterlandes, daß die geseßlich eingeleitete Befreiung des Grundeigenthums von Lasten, welche eine rationelle Bewirthschaftung hindern und den Fleiß lähmen, ihrem Ziele entgegenrückt.
Dafür, daß Ew. Kdnigl. Hoheit geruht haben , die auf dem vo rigen Landtage verabschiedeten geseßlichen Bestimmungen zu sanctio niren und publiziren zu lassen, îstatien wir unseren geztemendèn Dank ab. Vorzüglich aber freuen wir uns über das von dem Geiste wei ser Milde durchwehte Strafgescßbuch, durch welches Ew. Königl. Ho heit das Volk der Hessen mit einer neucn Wohlthat beglückt und ge rechten Anspruch auf die Anerkennung der Nachwelt erworben haben. Auch in dem Civil-Geseßbuch erwarten wir cin segensreiches Geschenk, be- scheiden uns aber gern, daß ein Werk, welches cinen so tiefen Einfluß auf alle bürgerlichen Verhältnisse üben wird, éiner langen sorgfälti gen Erwägung in allen seinen einzelnen Theilen bedarf. E
Fe fühlbarer die Vortheile des Deutschen Zoll-Vereins - dieser wohlihätigen Shußmauer um unsere aufblühende Fndustrie , deren Fundament im Verein mit der Krone Preußen gelegt zu haben , zu den Ehren der Regierung des Großherzogtbums gehört, bisher schon hervorgetreten sind, und jemehr dieselben in dem Maße, als er sich erweitert , hervortreten werden z desto erfreulicher war es für uns, daß nicht nur der fernere Bestand desselben gesichert, sondern auch durch den neulich erfolgten Beitritt mehrerer Deutschen Regterun gen , die Aussicht näher gerückt ist, es werde künftig cin gemeinsa mes Band die materiellen JFnteressen aller zu dem Deutschen Bunde vereinigten Staaten umschlingen, iede Schranke des Binnenverkehrs wegfallen und das gesammte Deutschland auch in dieser Hinsicht in fich einig, groß und mächtig deim Ausland gegenüberstehen. i
Für die Stände des Großherzogthums in ihrer Gesammtheit kann es keine süßere Pllichterfüllung geben, als vor dem Throne Ew. «dnigl. Hoheit dffentlich und feierlich auszusprechen, daß durch das ganze Volk der Hessen nur das eine ungetheilte Gefühl der Liebe und des schranfenlosen Vertrauens zu cinem Fürsten geht, der in Wahr heit die goldenen Worte sagen konnte: „ih bin seit dem Antritte meiner Regierung in dem Glücke meiner Unterthanen mein eigenes (lück zu finden gewohnt.“ Mit Vergnügen machen ste sich aber noch außerdem zum Organ des erst scit 25 Fahren mit dem Groß herzogthum vereinigten Laudestheils, indem sle 1m Ramen des selben ihren ehrerbietigsten Dank dafür aussprechen - daß Ew. Kdnigl. Hoheit Allergnädigst geruht haben, vom Throne herab ausdrücklich anzuerkennen, wie derselbe in bkederer Deutschen Ge finnung und in Ergebenheit und Anhänglichkeit an Allerhdchsihre Person den übrigen nicht nachsieqt. Dic Provinz Rheinhessen hat scit 25 Fahren, wo sie dem Großherzogthume einverleibt ward, in dem Fortbestchen und der Fortbildung ihres Rechts- und Verwaltungs Zustandes, in der Gründung so vieler herrlichen Anstalten für Reli gion, Kultux und materielle Wohlfahrt, überhaupt in der weiscn wohl wollenden Fürsorge Allerhöchsitihrer Staats - Regierung für alle ihre Futeressen Wohlthaten genossen, welche Gefühle des lebhaftesten Dan- fes in ihr hervorrufen mußten und ste mit den Banden unverbrüch licher Treue und Anhänglichkeit an Allerhöchstihre Person und Dy nastie knüpfen. — Bei dem Bewußtseyn der wichtigen Aufgaben im Staalsleben, zu deren Lösung wir berufen sind, werden wir uns der Erfüllung unserer verfassungsmäßigen Pflichten mit strenger Gewissen haftigkeit unterziehen , geben uns jedoch, da der Umfang der an uns geschehenen Vorlagen nicht bedeutend seyn wird, mit Ew. Königl. Hoheit der Hoffnung hin, unsere Arbeiten in nicht langer Dauer zu vollenden, wohin unser cifrigstes Bestreben gerichtet seyn soU. Die Allergnädigste Versicherung, daß, wenn auch das Ausgabe-Budget stch hdhex als dasjenige der laufenden Finanz-Pertode darstellt, neue Auf lagen nicht nöthig seyn werden, erfüllt uns mit der angenehmsten Be ruhigung, da, nächst den Wünschen für das Wohl Ew. Königl. Ho heit, schon nach der Natux unseres Berufes unseren Herzen nichts näher licgen kann, als das Verlangen, das Loos unserer Mitbürger, und namentlich auch die Lage der steuerpflichtigen Klasse, stets ver bessert zu schen. — Jn kiefsier Ehrfurcht 2c. Darmstadt, den 114. De zember 41841,//
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Cf
Das 50e Stück der Anzeigen des
Bückeburg, 11. se 1 enthält folgende höhere Bekannt-
Fürstenthums Schaumburg-Lippe machung :
Unter 2. Daember d. F. hat das Kurhessische Gouvernement ein Geseß, den Anschluß des Kreises Schaumburg an den großen Deutschen Zoll-Verein betreffend, erlassen, in dessen §. 3 gesagt wird: Die Vertrags-Bestimmungen, welche wegen des Anschlusses der Für- senthümer Lippe und Schaumburg - Lippe, so wie des Herzogthums Braunschweig an den Zoll - Verein mit den betreffenden Regterungen vor dem 1. November 1842 werden vereinbart werden , sollen durch die Verkündigung in dem Gesetblatte geseßliche Gültigkeit erhalten.“ Zur Vermeidung irriger Folgerungen steht sich die Regierung zu der Erklärung veranlaßt, daß keinerlei Verhandlungen Uber cine Sven nung des hiesigen Landes von dem Steuer - Vereine und über einen cinscitigen Anschluß desselben an den Zoll - Verein weder stattfinden, noch stattgefunden haben, die Regierung vielmehr bei den auf den 13ten d. M. konvozirten Ständen auf Fortschung der Verbindung mit dem Steuer-Verecin, als einer den Fnteressen des Landes mehr zu sagenden Verbindung, antragen und mit ihnen berathen wird,
Defsterreich.
Tirnau, 25, Nov. (Ungar. Bl.) Der hiesige Magistrat, dessen unermúdetes Streben dahin geht, diese Stadt, die noch im siebzehnten Jahrhundert rein Ungarisch war, wieder dahin zurü: zuführen, hat ein Ungarisches Kasino für sih und seine Unter- Beamten errichtet, Wenn durch stete Ungarische Conversation, durch das Lesen der besten Ungarischen Journale, in den jungen Beamten kräftige Stúken der vaterländischen Sprache für die Zukunft heranwachsen, so hat auch in der Gegenwart unsere Behörde durch ergreifende Beispiele ) die hiesigen Deutschen Einwohner dahin vermocht, daß durch aufgenommene Ungarische Ammen der erste Laut, das erste schwache Stammeln ihrer Kinder Ungarisch sey und dieses in den hiesigen National -Schulen weiter ausgebildet werde, Der patriotische Geist des verdienstvollen Benediktiner- Ordens geht ohnehin auf unsere studirende Jugend über, die nicht mehr auf Lateinischen Stelzen mit einem Servus humillimus ein- herschlottert, sondern den fräftigen Ungarischen Gruß im Munde, zu Hoffnungen berechtigt, die das Herz jedes Patrioten erwärmen,
Aus Marikova im Trenchiner Komitat laufen traurige Be- richte úber den dortigen Gesundheitszustand ein, Seit Mitte September mußte täglich 15 — 20 Kranken auf einer einzigen Pfarre die leßte Oelung gereicht werden. Die Krankheit beginnk mit Kopf- oder Leibschmerz und entwickelt sich in der Folge zum gastrisch-nervösen Fieber, dem Blindheit 1c. folgt. Noch heftiger foll das Uebel in der nahe liegenden Pfarre Horrnyo-Hlboka wÚ- then; das daraus entspringende Elend soll úber die Maßen groß seyn; sobald Jemand von dieser Krankheit ergrisfen wird, liegt sogleich seine ganze Umgebung darnieder, Waisen und Wittwen
©) Seit dexr Publication dexr Gesehe des lehten Landtags werden Protokolle und alle inländischen Korrespondenzen Ungarisch geführt.
Anm, d. Ag! 3g.
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mehren sich, und dabei greift troß der Wachsamkeit der Komitats- Aerzte die Krankheit noch immer um sich.
Schweiz.
Genf, 5. Dez. (A. Z.) Die politische Reform schreitet vorwärts. Die Liste der Wähler, aus deren Mitte die „Konsti- tuante“ hervorgehen soll, ist bereits dfffentlich angeschlagen. Jeder Bürger, der das 21ste Lebensjahr zurückgelegt, ist wahlfähig, und die gesammte Bürgerschaft des Kantons in zehn Wahl-Kollegien eingetheilt, die auf 500 Einwohner 1 und insgesammt 115 De- putirte zu wählen haben. Während so die Behörden aufs Schleunigste an der Erfüllung der Bolkswünsche arbeiten, sind die Gemüther nichtsdestoweniger in elner sonderbaren Stimmung. Triumph úber den unverhofft schnellen leg, Mißtrauen, Arg- wohn, Miedergeschlagenheit, Schmerz, Angst, Scham über die tumultuarischen Auftritte gegenüber einer sanften, menschen- freundlichen Regierung, Beskürzung über die Unübersehbarkeit der vorzunehmenden Veränderungen und ihrer Folgen, hier und da auch wilde Umwälzungssucht, der nicht einmal das bereits Errungene und zu Hoffende genugt, durchkreuzen sich wunder- sam in den Gefühlen des Volkes. Dazu kommt eine erstaunliche Thâtigkeit der politischen Presse. Jeder Tag bringt neue Flug- {riften und Broschúren, worunter die eben erschienene des Herrn Sismondi mit scharfer Freimüthigkeit und mancher ernsten, be- herzigungswerthen Bemerkung gegen die Gesellschaft vom 3, Máârz und ihr Werk auftritt, Jndessen muß man, welcher Partei man auch angehören mag, dem Benehmen der Regierung Gerechtig- feit widerfahren lassen, Jhre Haltung in diesem lebhaften Kam- pfe der Meinungen und Jnteressen verdient hohe Achtung. Um den argwödhnischen Ausstreuungen, die ihre Absichten und redli- chen Gesinnungen verdächtigen wollten, zu begegnen, hat sie un- term 28. November cine Proclamation erlassen, die auf jedes rechtliche Gemüth den tiefsten Eindruck machen muß. Sie schlicßt mit den Worten: „Sobald die neuen politischen Jnskitutionen, von Euch sanctionirt, in Wirksamkeit geseßt seyn werden, wird der Staats-Rath seine Functionen niederlegen, in dem Bewußt- seyn, Eure Achtung verdient zu haben, und für das Heil des Va- terlandes dem Gott vertrauend, der das Geschick der Nationen lenkt,“
—= 9 Spanten,
Madrid, 3. Dez. Der bisherige politiscl ladolid, Don Juan Gutierez, ist an der Stelle jors Don Juan de Zavala, der seine Entlassung eingereicht zum politischen Chef von Barcelona ernannt worden.
Uebermorgen finden in allen Städten des Königreichs die allgemeinen Versammlungen zur Ernennung der Wähler statt, welche die Mitglieder der Ayuntamientos zu wählen haben.
Túrkei.
Konstantinopel, 23. Nov. (A. Z) Ein bedeutender Theil der Türkischen Flotte steht segelfertig im Hafen, und man erwartet im Publikum jeden Augenblick deren Abgang. Thre De- stimmung is eben so wie der Zweck der Landrüstungen unbekannt. Die Regierung spricht von einer Expedition nach Kandia; allein sie findet feinen Glauben, da eine solche Expedition nicht hin- länglich motivirt ist. Auf jeden Fall erhâlt Tahir Pascha das Kommando, und an seiner Stelle wird Said Pascha von Aydin zum Marine-Ministerium hierher berufen werden. YJndessen bin ich der Meinung, daß der Abgang der Flotte nicht so nahe bevor: sehe, als Manche glauben oder zu glauben vorgeben,
Die erste Gemahlin des Sultans liegt gefährlich franf dar nieder; die Aerzte sprechen von ciner ziemlich vorgerúcckten Lungen sucht, eine traurige Anwartschaft für die bereits von ihr vorhan: dene Nachkommenschaft.
Der diesjährige Winter verspricht im Ganzen wenig Unter- haltung, da nun bis auf den Oesterreichischen IJnternuncius die Gesandten ersten Ranges alle diese Hauptstadt verlassen haben, Wir haben inzwischen eine ziemlich gute Ftalienische Opern-Gesell schaft, die in dieser Woche mit der „Norma“ ihre Vorstellungen erôsfnet hat.
Herr von Adelburg, der neuernannte Oesterreichische General: Konsul fúr Syrien, ist am 14ten hier angekommen und wird bin nen wenigen Tagen nach Damaskus abgehen.
e Chef von Val- des General-IMa
hat,
Niederländisches Judien.
65 Surabaya (auf Java), 6. August. Die hier so ge fürchtete und tödtliche cholera morhbus zeigt sich seit einigen Wochen wieder recht häufig auf einigen kleinen Jnseln im Jndischen Meere (Lingin, Bintang, Billiton, Soroto, Karemata u. a, m.), eben so wie auf den Schiffen, die aus jenem Meere nach Java zurück- kchren. Diese Krankheit ist hier zwar nicht ansteckend ; allein viel bdgartiger als es die Cholera vor einigen Jahren in Europa war; denn wer im Ostindischen Archipelagus von dieser furchtbaren Seuche befallen wird, stirbt gewöhnlich den ersken oder zweiten Tag daran, so daß die Fahrzeuge im Jndischen Meere die auf den- selben befindlichen Passagiere, welche von der cholera morbis be- fallen wurden, nur selten noch lebendig nach Java bringen konnten.
Tie man aus Amboina (Molucken) vernimmt, isk die dortige Holländische Provinzial-Regierung vor einigen Wochen benachrich- tigt worden, daß auf einigen kleinen nordödstlich von Timor gele: genen Jnseln unter den Eingebornen eine Hungersnoth herrsche, und daß bereits an 300 Menschen dort den Hungertod gestorben wären, nachdem sie fich Monate lang nur von Secefischen, Baum- frúchten oder deren Wurzeln ernährt hatten. Die Regierung von Amboina hat gleich nach Empfang dieser Nachricht zwei mit Reis beladene Fahrzeuge nah den Jnseln Wetter und Kesser gesandt, um die Húlfsbedürftigen schleunigst mit Lebensmitteln zu versehen. Ueber 25,000 Pfd. Reis sind dort bereits unter dle Bewohner vertheilt und dadurch der Hungersnoth ein Ende gemacht worden, Die Freigebigkeit der Provinzial-Regierung zu Amboina is um so rúhmlicher, da die Jnseln, auf welchen die Hungersnoth statt hatte, eigentlich noch gar nicht zum Niederländischen Zndien gehören,
Im chinesischen Meere, namentlich an der Nordküste Bor- neos, erschweren die Seeräuber die Schifffahrt S Mona: ten ungemein, Hauptsächlich machen die dortigen Seeräuber Jagd auf kleine Englische Fahrzeuge und die gefangenen Matrosen wer- den (wenn es nicht etwa sind) in die Sklaverei verkauft. Hier ist man allgemein der
Europaer
Meinung, daß die Malayischen und Tajakschen Seeleute von den auf Borneo sich aufhaltenden Chine- sen, Britische Schiffe zu berauben veranlaßt und deshalb mit al: lem zum Seeraube benöthigten Wasfen versehen werden, Da die Niederländische Flagge bisher noch von diesen Seeräubern respek- tirt wurde, so bemüht sich das hiesige Holländische Geschwader
feinesweges schr, sich jener Corsarenschiffe zu bemächtigen. Seit kurzem is eine für unser Gouvernement sehr erfreu- liche Entdeckung gemacht worden. Man hat nämlich bemerkt, daß sich aus dem auf Java sehr häufig wachsenden Langkingge- sträuche ein sehr schöner Jndigo fabriziren läßt, und daß diese Pflanze verhältnißmäßig weit mehr Farbestosf in sich enthält, wie
die Turun Kampangblätter, aus welchen im Niederländischen Jn- dien der Jndigo gesotten wird. Höchskwahrscheinlih wird die Langkingpflanze deshalb ein Monopol-Produkt des Gouver- nements von Batavia und somit der noch freie Han- del mit Langking hier untersagt werden, wie dies niht nur mit den Turun Kampang- Gesträuchen, sondern auch mit Zuckerrohr, Thee und Kaffee auf Java den Eingebornen ebensowohl als den eingewanderten Fremden untersagt ist, Denn es mússen diese Produkte von deren Erbauern zu einem festgeseßten und so billi- gen Preise an die Regierungs - Magazine abgeliefert werden, daß das hiesige Gouvernement noch wenigstens 100— 150 pCt. daran gewinnt. Hierbei ist noch zu erwähnen, daß der Einkaufspreis für die Gouvernements-Monopol-:Produfkte in jeder Provinz verschie- den ist, so daß z. B. von der Regierung in der Provinz Kadu nur 12 Fl. Kupfer und in der Provinz Ledok gar nur 10 Fl. K. für die Pifol (125 Pfund) Kaffee bezahlt wird, während man hier (Provinz Surabaya) 16 Fl. fúr die Pikfol Kaffee bekömmt. Obwohl nun die Eingebornen auf Java mit dem Regierung®£- Monopol-System ziemlich zufrieden zu seyn scheinen, #0 fönncn sie sich doch keinesweges damit befreunden, daß der Einfkaufspreis
Monopol - Produkte #0 sehr verschieden ist, und daß die SBrundeigenthümer in den Küsten- Provinzen vor denen im Jn- lern Javas in dieser Hinsicht so sehr bevorzugt sind. indeß
sich der gutmüthige Javaner gern den Befehlen der Eu- ropâischen Herren, und haßt wegen Anderer Bevorzugung nicht diejenigen, welche die Monopol-Geseße erlassen oder gemacht haben, sondern nur die begünstigten Landsleute.
Noch bemerke ih Jhnen als etwas eigenthömliches, und was den Europäischen Neulingen im Niederländischen ZJndien stets schr auffällig if, daß Eidechsen auf Java in allen Wohnungen — in den Palâsten des General-Gouverneurs ebensowohl als in den Bambushütten der ärmsten Eingebornen — zahlreich vorhanden, dort meist geduldet und so kirre sind, daß sie nicht selten, während die Menschen ihr Mittags- oder Abendmahl genießen, auf der Tafel die Fliegen am Rande des Tellers wegfangen. MNeuange- fommene Europäer verfolgen und tödten diese unschuldigen Eidechsen schr häufig, während man dies hier für ein eben so großes Ver- gehen hält, als wenn man in Deutschland Schwalben tödtete. In den Militair - Hospitälern hier und zu Batavia werden die Soldaten sogar gestraft, wenn sie die gerodhnlichen kleinen Haus- Eidechsen (Saksak genannt) tödten, weil die Saksaks nur nüßlich aber nicht s{ádlich sind. Dagegen wird aber der Tekà oder Sako (eine 8—9 Zoll lange und 17 Zoll dicke Eidechse, deren Biß sehr gefährlich is) hier sehr nachgestellt, und dieselbe, wenn man ibrer habhaft werden kann, getödtet. Die Sako ruft (so wie Kukuk in Deutschland) ihren Namen aus, und verräth dadurch den Men- schen ihren Aufenthaltsort.
Die Anwendung des in Frankreich gegebenen Geseßes über die Arbeit der Kinder in den Fabriken.
Die Einführung der Maschinen in den Fabriken Frankreichs hatte, namentlich in den Baumwollen- und Tuch-Fabriken, zu vielfachen und schreienden Mißbräuchen Anlaß gegeben. Dad Uebel zeigte sich unter denselben Formen wie in England und in den meisten großen industriellen Etablissements wurden die Kinder von zartem Alter zu übermäßigen Arbeiten verwendet, die eine furchtbare Sterblichfeit unter den jungen Arbeitern und für die Ueberlebenden eine frühzeitige Schwäche zur Folge hatten. Der Gewerbe-Verein in Múhlhausen machte zuerst auf diese That- sachen aufmerfsam, um dadurch eine Untersuchung von Seiten der Regierung hervorzurufen. Fask zu derselben Zeit beauftragte die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften zwei ihrer Mitglieder, die Herrn Benoiston de Chateauneuf und Villermé, die Fabriken des Königreichs zu besuchen, um die nöthigen Auf. chlüsse zur Lösung eines so interessanten Problems zu sammeln. Die Mission dieser beiden Akademiker veranlaßte zuerst einen sehr ausführlichen Bericht von Herrn Villermé und dann ein Werk in zwei Bänden, das den Titel führt : „Etat Phisique et moral des ouvriers employés dans les manufacturecs de laine, de c0- ton ect de solec,” von demselben Verfasser.
So bald einmal gewisse Thatsachen, so wie die Nothwendig- feit ciner Reform, festgestellt waren, beschäftigte sich die Regierung ihrerseits mit der Arbeit der Kinder in den Fabriken. Man zog die Englischen Untersuchungen úber diesen Gegenstand zu Rathe; man verlangte Nachweisungen von den General-Conseils, von den fonsultativen Kammern für Künske und Handwerke und von den Cofal-Behörden der Haupt-Fabrikstädte des Königreichs. Mach diesen vorbereitenden Arbeiten verfaßte man einen Geseß:-Entwurf, der der Pairs - Kammer in der Sißung vom 11. Januar 1840 vorgelegt wurde. Dieser Geseß-Entwurf, Uber den Herr Charles Dupin Bericht erstattete, seßte úber die Dauer der Arbeit und das Alter, in welchem die Kinder zur Arbeit zuzulassen seyen, nichts fesk, und úbertrug nur der Regierung das Recht, diese bei- den Punkte im gemeinsamen Jnteresse der Arbeiter und der Fa- brifanten zu ordnen, Die Entscheidung, auf welche Fabriken, Berg- und Hüttenwerke und Werkstätten die neuen Bestimmun- gen anzuwenden seyen, blieb gleichfalls der Regierung überlassen. Die Pairs-Kammer fand diesen Geseß-Entwurf unzureichend, und wollte dem Handels-Minister keinen so großen Spielraum über lassen; sie bestimmte daher die Art der Etablissements, auf welche das Geseß anzuwenden sey, die Dauer der Arbeit der Kinder und das zu ihrer Aufnahme in die Fabriken erforderliche Alter. Die Spinnereien, die Kattun - Fabriken, die Werkstätten, Berg und Hüttenwerke, wo die produzirende Kraft durch Maschinen oder durch cin beständiges Feuer hervorgebracht wird, sollten dem neuen Syskem unterroorfen werden. Die Kinder follten, um in die Fabriken aufgenommen zu werden, mindestens ein Alter von acht Jahren haben. Kinder von 8—12 Jahren sollten täglich nur 8 Stunden, mit einer Ruhezeit, Kinder von 12 —16 Jahren nur 12 -16 Stunden mit mehreren Ruhepunkten, arbeiten dürfen. Diese Arbeiten sollten nur in der Zeit von 5 Uhr des Morgens bis 8 Uhr des Abends stattfinden. Um in die Fabriken aufge nommen zu werden, sollten die Kinder mindestens zwei Jahre die Elementar - Schulen besucht haben. Nach diesen Bestimmungen folgte die Festseßung der Strafen.
Der so amendirte Geseß-Entwurf wurde der Deputirten-Kam mer vorgelegt, und Herr Renouard stattete am 25. Mai 1840 Bericht darüber ab. Aber an dem zur Erörterung dos Geseßes bestimmten Tage verlangten mehrere Deputirte von Lyon, Eibeuf und Rouen die Vertagung unter dem Vorwande, daß die Frage noch nicht hinreichend geprüft worden sey. Man hoffte, dadurch das Projekt scheitern zu machen; denn die von den Fabrikanten von Mühlhausen ergrisfene Jnitiative bildete eine Auenahme von dem allgemeinen Wunsche der Gewerbtreibenden Frankreichs, die nicht im Geringsten diese edelmÜthigè Znspiration theilten, Die Tuch-, Seiden- und Baumwollen-Fabrikanten widerseßten sich fast sämmtlich der Maßregel, und da sie zahlreiche Repräsentanten in