1841 / 353 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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fahrt bringen. Jm Uebrigen blieben Plan und-&# uach natúrlichen Bs des Organs unveränder* And unseren Deutschen Natio- Anzeigen werden 21-4* Am besten ist es, man läßt diese ganze

Raum auftayeu. Mur verlangen wir, daß, was die Französischen |

r-ablizislen bei sih ehren, auch von ihnen bei ihren Gegnern anerkannt werde ; aber diese Toleranz liegt noch im weiten Felde!

Großbritanien und Irland. London, 15. Dez. Es is nun, wie aus den ministeriellen

Blättern hervorgeht, fest beschlossen, daf die Taufe Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Wales zu Windsor stattfinden soll, und aus den Anordnungen, welche theilweise schon im Gange sind, {ließt man, daß diese feierliche Handlung in der St. Georgen- Kapelle mit großer Pracht werde begangen werden. Der Tag der Taufe ist von Jhrer Majestät noch nicht bestimmt worden; fúr das Wahrscheinlichste hâlt man, daß die Königin dazu den 10. Februar wählen werde, als den Jahrestag ihrer Bermählung. Gestern frúh wurde die St. Georgen- Kapelle von dem Palast- Inspektor, Herrn Saunders, in Begleitung des Dr. Reid, der die Lúftung und Erleuchtung des Unterhauses eingerichtet hat, genau untersucht, um zu ermitteln, wie sich der ganze innere Raum dieses ausgedehnten Gebäudes für die Zeit der Dauer der Tauf- handlung durch erwärmte Luft am besten heizen lasse. Am Sonn- abend war auch der Ober- Kammerherr, Graf Delawarr, einige Zeit in der Kapelle und traf verschiedene Anordnungen in Bezug auf die Ceremonie. Vom Schloß aus soll eine bedeckte Platform nach der Kapelle hinúbergeführt werden, auf welcher der Zug zur Taufe sich bewegen wird. Man glaubt, daß sämmtliche Englische Ritter des Hosenband-Ordens in ihren Roben, die Militair-Ritter von Windsor und die verschiedenen Beamten des Ordens bei der Ceremonie zugegen seyn werden. Am Abend des Tauftages wird ein großes Bankett von mehr als 150 Gedecken für die hohen Gáste Jhrer Majestät in der Sf. Georgen - Halle stattfinden. Ein prachtiger Teppich is zu dieser Feierlichkeit für die Halle be- Mellt worden; er wird mit verschiedenen, zu den Berzierungen jenes aroßen Saales passenden und auf den Hosenband - Orden bezüglichen Heraldischen Emblemen und Devisen durchwirkt seyn und in der Mitte eine hdóne Darstellung des Kampfes des heiligen Georgs mit dem Drachen enthalten. Um sämmtlichen (Bästen Jhrer Majestät bei dieser Gelegenheit bequeme Wohnung während ihres Aufenthalts in Windsor darzubieten, wird Frog- more-Lodge ganz für deren Gebrauch eingerichtet werden, und es sind bereits die nöthigen Bestellungen für die in dieser Hinsicht zu tressenden Anstalten bei verschiedenen Gewerken gemacht wor- den. Auch ein großes, der Krone gehörendes Haus auf Castle: Hill, das jeßt gerade leer steht und kürzlich vom Oberst Millman bewohnt wurde, soll für die Königlichen Gâste in Bereitschaft ge- seßt werden. : B U :

Jn seinem vorgestrigen Börsen - 2rtikel berichtet der Globe Folgendes über eine angeblich projektirte Korngeseß - Reform: „Man hat endlich den Plan des Ministeriums in Betreff der fünftigen Regulirung des Einsuhrzolles von fremdem Getraide be- fannt werden lassen, und da derselbe, wie cs heißt, die Zustim- mung der Führer der das Agrikultur-Jnteresse vertretenden Partei erhalten hat, {0 dúrfen wir annehmen, daß er auch im Parla- nente Zustimmung finden wird. Diesem Plane zufolge wird die wechselnde Skala beibehalten, jedoch variirt der Zoll nur um 14 Sh,, indem das Maximum auf 18 Sh. für den Quarter, das Mini: mum auf 4 Sh. festgeseßt is, und zwar 0, daß der Zoll bei jedem Fallen oder Steigen der Durchschnitts-Preise des ZGeizens

um einen Sh. ebenfalls um einen Sh. fàllt oder steigt; der

höchste Zoll wird nämlich bezahlt, wenn der Preis des Quar- ters Weizen 54 Sh. oder weniger, der niedrigste wenn er 68 Sh. oder mehr beträgt. Außerdem enthält der Plan noch einige zweckmäßige Verfügungen über die Aufmachung des wòd- entlichen Durchschnittspreises des Getraides, durch welche die jeßt von interessirten Parteien durchgeführten Jntriguen zur Ein- wirkung auf die Feststellung der Durchschnittspreise unmöglich ge- macht werden sollen,“ Das genannte Blatt erflart nach dieser ‘Auseinanderseßung, daß es zwar einen festen Zoll dem wechselr- den vorgezogen haben würde, indeß sey die Feindseligkeit gegen diese Ansicht bei der Majoritát im Parlamente so groß, und die in Aussicht gestellte Modification so bedeutend, daß man sich vorlau- fig wenigstens zufrieden geben könne, Die neue Bestimmung sey eine sehr große Verbesserung des alten Systems, da sie einen gewissen Belauf der Zoll-Einnahme von Getraide der Regierung dadurch sichere, daß der Durchschnitts - Zoll auf 11 Sh. für den Quarter, dem Meittel zwischen 4 und 18 Sh. gestellt werde. “Auch werde sie den Ver- suchungen zu Vorkäufen und zu falschen Angaben vorbeugen, mehr Festigkeit in den Getraidehandel bringen, regelmäßige Zufuhr be- wirken und die Fluctuationen in den Preisen vermindern. Die Morning Po st, das ministerielle Morgenblatt, bezeichnet zwar die Mittheilung jenes Whigblattes als bloßen Schnickschnak aus der City; der Globe aber äußert sich in seinem gestrigen Blatte

von neuem dahin, daß die Sache begründet sey, und daß die

náchste Zukunft dies darthun werde. 440A : i Der ministerielle Standard enthält jeßt folgende Erklà- rung über den Smithschen Prozeß wegen der Schaßkammerschein- Fälschung: : A E „Es wird nüßlich seyn, die Aufmerksamkeit einen Augenblick auf den wahren Stand der Schaßkammerschein Geschichte zu lenken. Einige unserer Kollegen haben Staunen und. getäuschte Erwartung darüber geäußert, daß die Sache noch nicht vollständig untersucht und dem Publifum dargelegt worden; ja/ sie sind sogar so weit gegangen, die Be sorgniß laut werden zu lassen , daß die Regierung die Absicht habe, die Sache zu vertuschen. Das is unbillig und ungerecht gegen die Re gierung und ganz insbesondere noch ungerecht gegen die Rechtsbe amten der Krone. Jn Gemäßheit ihrer besonderen Verantwortlich keit als Rechtsgelehrie und Beamte , riethen der General -Prokurator und der General-Fisfal die gerichtliche Verfolgung des Haupt - Ange klagten an, und als zu dieser Verfolgung erforderlich, riethen sie, ebenfalls in Gemäßheit ihrer eigenen Vecantworilichkeit, an, daß Rapallo, ein Mit \chuldiger des Angeklagten, als Zeuge zur Förderung der Anklage zugelassen werde, wobei denn, wie üblich, er selbsi von aller Anklage frei blieb, Wie wichtig Rapallo’s Zeugniß gewesen ist, ergiebt sich aus dem Ei-

fer, mit welchem er gleich anfänglich sich der Verweisung vor die |

Gerichte zu entziehen gesucht hat, und noch mehr daraus, daß der Angeklagte sich sofort für schuldig erklärte, als er erfuhr, daß Ra- pallo als Zeuge gegen ihn auftreten werde. Daß Smith sich schuldig ertlärte, machte es unmöglich, Rapallo als Zeugen vorzuführen, be freite aber doch sicherlich die Krone nicht von ihrem Versprechen, feine geréchtliche Verfolgung gegen ihn eintreten zu lassen. i den Verurtheilten verhängte Strafe Henageid oder nicht genügend isi,

ehdrt nicht zur Sache. Die schwerste Strafe, welche das Geseh zu- äßt, ifi ausgesprochen worden ; ob sie genügt oder nicht genügt, dar- über hat man von dem Gesetze, nicht aber von der Regierung Rechenschaft zu fordern. Es hat indeß der Verurtheilte gesagt, daß noch andere Fndi- viduen betheiligt sind, und zweifelsohne müssen diese anderen Jndivi- duen zur Strafe gezogen werden ; aber es scheint sich zu ergeben, daß fie bis jeßt dur das Eingeständniß des Verurtheilten, daß er \chul- dig sey, vor feder Ahndung sicher gestellt sind. Die Beziehungen wischen dem Verurtheilten und Rapallo hatten offenbar Bezug auf die Unterbringung der fabrizirten Scheine und nicht auf die Anferti-

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gung derselben ; es is daher sehr unwahrscheinlih, daß Rapallo etwas

von der Art wußte, wie sie fabrizirt worden sind, und demnach auch unwahrscheinlich, daß er als Zeuge gegen die Mitschuldigen von Nußen hätte seyn können. Jn der That würde, wenn Rapallo?s Zeug- niß dieselben hätte kompromitiiren können , die Korn- Anwalte , nach Erlangung Eteser Zeugnisses, kein Bedenken getragen haben, gegen alle Schuldigen zugleich gerichilih zu verfahren. Der Zustand, in welchem sih die Sache i1eßt befindet, is also folgender: Sind Verbrecher im Hintergrunde geblieben, #o ist die Fustiz ihnen um cin Stadium näher gerückt, dadurch, daß die Schuld des Haupt- Agenten (Rapallo’s) auf feierliche Weise festgestellt is, dadurch, daß man sich in den Besiß seiner Person und, wie er selbst, als er vor Gericht gestellt wurde , erklärte, auch seines Zeugnisses geseht hat, eines Zeuanisses, welches an sich werthlos seyn kann, dem aber der Zeuge unwiderstehliche Kraft zu verleihen im Stande ist, wenn er auf Umstände hinweist, auf welche außer ihm Niemand die Aufmerk- samkeit zu kenfen vermag. Was das Vertuschen betrifft, so is die Sache zu ernsthaft, sle affizirt zu bedeutend sowohl die Staats-Ein- nahme , als die Fnteressen einer großen Anzahl von Privat - Perso- nen , als daß es mòglich wäre, daß selbst die shwachköpfigsten Per- sonen in der Welt die Hoffnung hegen könnten, sie zu vertuschen, selbs wenn fie chrlos genug wären , es versuchen zu wollen. Aber die jeßige Regierung is weder eine schwache noch chrlose Re- gierung. Sir Robert Peel weiß , daß eine solche Sache die eifrigste Aufmerksamkeit des Parlaments in Anspruch nehmen muß - welches sich innerhalb sechs Wochen versammeln wird, und ohne Zweifel ist er entschlossen, sie dem Parlamente vorzubehalten, in ciner so wenig wie möglich durch Eingriffe der Exekutiv-Behörden verwickelten oder verstüummelten Gestalt. Es lassen sich Umstände denken, in denen eine legislative Maßregel ndihig ist, um die nöthigen Zeugen-Aussa- gen zu erlangen. Davon aber kann sich das Publikum Überzeugt halten, daß die Regierung kein Motiv hat, die Sache vertuscht zu wünschen, und daß, wenn keine übereilte Maßnahmen getroffen wor

den sind, dies nur geschehen is, damit dem Publikum im Allgemeinen und allen betheiligten Fndividuen im Einzelnen volle Gerechtigkeit werde. Die Regierung hat den Schlüssel zu dem ganzen Betruge in ihrem Besiße und diefer Schlüssel wird gebührendermaßen in die Hände des Parlaments niedergelegt werden.“

Der Pariser Korrespondent der Times will erfahren haben, daß die Britische Regierung dem Regenten von Spanien mitge- theilt habe, sie werde erstens niht nur feine bewasfnete Inter- vention in Spanien, sondern selbst nicht eine Zusammenziehung bedeutender Streitkräfte an der Pyrenäengränze dulden, zweitens sich feinem Plan hbinsichtlih der Vermählung der Königin Jsa- bella II. widerseßen, sobald der erforne Gemahl nur ein anderer als ein Französischer Prinz sey, und drittens, an keinem Euro- päischen Kongresse Úber die Spanischen Angelegenheiten theilneh- men und sich allen Zwangsmaßregeln oder anderen Beschlússen widerseßen, welche von einer solchen, etwa ohne Zuthun Englands zusammentretenden Versammlung gegen die Rechte und Würde Spaniens, als freier, unabhängiger Nation, gefaßt werden mochten.

Die Times fordert die Regierung auf, den Umtrieben der Repealer in Zrland ein Ziel zu seßen, welche, mit O’'Connell an der Spiße, einen großen und wichtigen Theil der Besißungen Ihrer Majestät zu revolutioniren und sie von der Britischen Krone ab- wendig zu machen suchten. Jn ihren Zusammenkünften, sagt das genannte Blatt, würden Reden gehalten, die, wenn sie von Engli- schen Chartisten ausgingen, ihnen wahrscheinlich den Weg nach Botany- Bay gebahnt haben würde. Die Repealer aber seßten ungestraft ihre Orgien fort, bei welcher der Lord -Mayor von Dublin, seinem Amtseide zum Troße, präsidire, die Jrländer durch verfassungswidrige Jnvektiven aufwiegle, sie darauf hinweise, daß Belgien das Joch Hollands abgeschüttelt habe, und sie durch die Aufreizungen und Beiträge Amerikanischer Sympathisirer er: muntere, mittelst offener Rebellion sich mit einem fatholischen oder republifanischen Staate zu vereinigen, Bon der Unterstüßung und dem Beifall, den die Nepealer bei den Amerikanern finden, nimmt die Times Veranlassung, die Minisker aufzufordern, eine ernst- hafte Vorstellung an das Amerikanische Kabinet ergchen zu las: sen, und den allürten Mächten Europas legt sie es als eine Ver- pflichtung ans Herz, unverzüglich die Gebrechen des Amerikani- schen Staatenbundes, dessen Verfassung es gestatte, daß seine wi- derspensligen Bürger ungestraft fremde Machte beleidigten, zu un- tersuchen und zu heilen, da sonsk eine fombinirte Anstrengung unter jenen Mächten erforderlich seyn würde, um sie gegen eine so rúdcksichtslose und unverantwortliche Demokratie zu s{hüßen.

Borgestern frúh fand hier die Beerdigung des vor einigen Tagen verstorbenen Pi, Birkbeck statt, der nebst Lord Brougham einer der Stifter des seit Jahren schon schr wohlthätig wirkenden Londoner Gewerbe- Jnstituts war. Die Mitglieder dieses Jnsti- tuts und mehrere in der wissenschaftlichen Welt bedeutende Per- sonen folgten bem Leichenzuge,

Die Morning Chronicle meldet, daß Herr Lawrence Peel als Oberrichter in Bengalen angestellt worden sey, Es ist dies die erste Beförderung in der Peelschen Familie, welche stattge- funden hat, seitdem Sir R. Peel ans Ruder gelangt ist.

Es wird berichtet, daß die verwittwete Königin abermals 3000 Pfd. St. zu dem Bau einer protestantischen Kirche auf Malta hergegeben habe.

5 London, 14. Dez. Der fortgeseßte Streit Über die Wahl des Professors der Poesie zu Oxford bringt die große Spaltung in der Kirche immer mehr ans Licht, zumal da die Zeitungen die Sache in ihren Bereich gezogen, und viele Privatpersonen, welche als Oxforder Magister odér Doktores das Stimmrecht haben, sich berufen fühlen, öfffentlih zu erflären, warum sie fúr den einen oder den anderen der beiden Kandidaten zu stimmen gedenken. Hierbei fommt denn natürlich vorzüglich eine Schrift von dem Kandidaten Williams zur Sprache, welche in der Reihe der Tracts for the Times erschienen is und zum Zwecke hat, daß man die Lehre von der Erlósung durch den Glauben mehr ver- borgen halten müsse. Die Freunde der Puseyiten suchen dieses freilich damit zu entschuldigen, er habe nur damit denen entgegen arbeiten wollen, welche durch das einseitige Predigen dieser gro- ßen Wahrheit bei der Menge so großen Unfug angerichtet hâtten. Unbefangene aber erkennen darin die Haupttendenz der Anglo- Katholiken, welche, wie andere Katholiken zu anderen Zeiten, diese Lehre, welche den Priester überflüssig macht, durch Werkheiligkeit verdrängen möchten. Sie kommen damit mit jedem Tage mehr ans Licht, und die Kühnheit, womit sie die Reformation und den Protestantiomus verunglimpfen , wird ihrer Sache am Ende doch den größten Nachtheil bringen. Ein Oxforder Lehrer, Namens Ward, gesteht in einem offenen Brief an Pr. Pusey, daß seines Wissens eine Menge von denen, welche durch die Tracts belehrt worden, nur noch durch den persdnlichen Einfluß des Herrn Newo- man verhindert würden, zu den Papisten úberzugehen, Ein ande- rer Lehrer, Namens Palmer, sagt in einem Schreiben an Mr. Golightly, „er halte seine Kirche für eine katholische und apostoli- che, gestehe aber, daß in derselben vieles vorkomme, sie als einÔ protestantische anzusehen, Sollte sie selbst sich nun für eine solche erklären, so würde er sich von ihr als einer men chlichen Sekte scheiden.“ Für jeßt aber begnúgt sich dieser kleine Papst Anathema „über den Grundsag des Protestantismus und all dessen Formen, Sekten und Benennungen“ zu rufen, „be:

| der dieselben bekenne,

sonders úÚber die der Lutheraner und Kalvinisten und der Briti- schen und Amerikanischen Dissenters .…“ auch úber die, „welche irgend eine gegenseitige Gemeinschaft zwischen unserer Kirche und diesen zu bewerkstelligen suchen, ohne daß sie solche zuerst dazu bringen, ihren Jrrthúmern zu entsagen und fürs fünftige dem voll- ständigen Glauben des katholischen und apostolischen Episkopats treuen Gehorsam zu versprechen!“ Unter diesen Umsktân- den müssen die Bischöfe sih erklären. Auch haben 26 sich bereits mehr oder weniger gegen die neuen Lehren ausgesprochen und einige ihren Entschluß bekannt gemacht, keinen Kandidaten, ordiniren zu wollenz aber dies wirkt noch nicht genug. Gab doch der Bischof von Lichfield zu, oder vermochte es nicht zu hindern, daß zu Leeds eine Kirche gebaut

wurde, welche in allem einer katholischen gleicht und mit Feier-

lichkeiten eingeweiht wurde, die man in England seit Jahrhunderten gewohnt gewesen, als abergläubig zu betrachten. Jn dem Buche, welches mit einer Beschreibung davon und den dabei gehaltenen 7 Predigten erschienen, findet sich auf dem Titelblatt nebst Crucifix und Schlússeln ein Bischofstab mit einem Marienbild als Verzierung.

Niederlande. Die Handels-Kammer in Mastricht hat eine Adresse an den

| König - Großherzog gerichtet, um diesen zu bitten, daß er den für

dieses Jahr gültigen Handels - Vertrag zwischen Luxemburg und Holland nach Ablauf desselben nicht verlängern möge, weil Lim- burg durch die darin fúr Luxemburg gewährten Begünstigungen in Nachtheil gerathe. / :

Belgien.

Brüssel, 14. Dez. Bei Gelegenheit der gestrigen Verhand- lungen úÚber das Budget des auswärtigen Departements kam man in der Repräsentanten-Kammer auf die Nothwendigkeit, einen Handels-Vertrag mit Spanien abzuschließen, und der Minisker der auswärtigen Angelegenheiten versicherte, daß zu diesem Be- hufe bereits ein Belgischer Diplomat abgesandt worden, mit wel chem in Madrid eine zu diesem Behufe ernannte Kommission unterhandelt habe. Auch die kommerziellen Unterhandlungen mit Frankreih würden fortgeseßt und hoffentlich zu einem günstigen Erfolgeführen. Das Budget wurde mit 67 gegen 1 Stimme bewilligt, eben so wie in der heutigen Sißung das Budget für die Marine mit 64 gegen 4 Stimmen.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 14. Dez. (Münch. p. Z.) Der Hof- Thea ter- Jntendant von Küstner wird, dem Vernehmen nah, am 1, Februar München verlassen und vor dem Antritt seiner neuen Stelle in Berlin eine größere Reise nach Jtalien unternehmen.

Leipzig, 12. Dez. Kürzlich ist das Ergebniß der zu Ende des Sommers in Coburg stattgehabten Berathung mehrerer Deutschen Buchhändler in der geeigneten Form an die Sächsische Regierung gelangt. Es steht diese Eingabe zunächst in Bezie hung zu der 1842 zn erwartenden Nevision des Bundesgeseßzes von 1837 úÚber literarisches Eigenthum und wird mit Bewilligung der Sächsischen Regierung demnächst in Jena gedruckt werden. Der zeitige Vorstand des Deutschen Buchhändler - Gremiums, Herr Frommann dort, wird aäâmlich als Verfasser derselben be zeichnet.

Hannover, 14. Dez. (Hannov. Z.) Die am Men d. M. zu Hildesheim stattgefundene Bischofswahl ist bereits in diesen Blättern nach der Hildesheimer Zeitung mitgetheilt worden; in- ¡wischen wollen wir noch Folgendes dazu bemerken... Nach Ab leben des Herrn Bisck ofs Fribe war von dem Dom- Kapitel auf ordnungesmäßige Weise der Königlichen Regierung eine Liste der Wahl- Kandidaten vorgelegt. Dasselbe hatte sich aber bei dem im Januar d. J. erfolgten Wahl-Akte zu einer Majorität nicht ver einigen fönnen, Hieraus folgte eine lange Verzögerung der Sache, deren Erledigung skets wünschenswerther wurde, zumal da man den Mangel des Bischofs immer mehr fühlte. Es mußte daher erfreuen, als am 30ften vorigen Monats dem Dom- Kapitel ein Königlicher Erlaß zugefertigt wurde, Inhalts dessen Se. Majestät Allerhöchstsich mit dem Pôâpstlichen Stuhle dahin geeinigt habe, daß die frühere Wahl fortgeseßt werden solle, Zu gleich war Se. Excellenz der Herr Geheime Rath Graf zu Stol berg -Stolberg zum Königlichen Wahl - Commissair ernannt, wel cher hon am 1sten d. M. dem Kapitel ein dem Königlichen Er lasse entsprechendes Breve úbergab, und dabei eróffnete, daß Se. Majestät der König wolle, daß das Kapitel, ohne Einwirkung Dritter, nach freier, parteiloser Ueberzeugung aus der bereits frÚ- her genehmigten Wahl- Liste den würdigsken zum Bischofe erwäh len möge. Zn Folge hiervon wurde der ÎIte d. M. zu der Wahl handlung bestimmt, und von dem Herrn Wahl - Commissair, als demselben das Ergebniß, nämlich die Wahl des Herrn Dom-Ka pitulars Wandt zum Bischofe, erdffnet war, die übliche Bekannt machung, vorbehaltlich jedoh der demnächstigen Königlichen Be- stätigung, gestattet,

Feenfkfuürt a. M., 17. Dé), Jin Folge der vom hiesigen Appellationsgericht in der seit länger als einem Jahre hier anhängigen politischen Untersuchung wurde gestern und heute ein großer Theil der Gefangenen auf freien Fuß gestellt, da sammtli- chen Gefangenen die Untersuchungshaft als Strafzeit angerechnet worden. Einige sind indessen zu 15 und 2 Jahre Gefängnibßskrafe verurtheilt worden, da sie am gravirtesten waren.

Der Königl. Preußische Oberst und Mitglied der Bundes Militair - Kommission, Herr von Radowiß, is anfangs dieser Woche nach Berlin abgereist,

Desterreich. S

Wien, 15. Dez. (Schles. Z) Der nach Konstantinopel bestimmte Königliche Großbritanische Botschafter Sir Stratford Canning, welcher, wie schon gemeldet / mehrere Konferenzen mit dem Staatsfkanzler Fürsten von Metternich über die Türkischen und Griechischen Verhältnisse hafte, Und Wien bereits verlassen hat, begiebt sich úÚber Athen auf seinen Posten, um der König- lich Griechischen Regierung die Ergebnisse jener Konferenzen und die darauf basirten Rathschläge zum Zwecke der Erhaltung und des Gedeihens des jungen Königreichs zn ertheilen, damit der Friede und die Ordnung in demselben, troß der beständigen revo- luticnairen Jntriguen der Parteien, aufrecht erhalten, und die abenteuerlichen Plane der leßteren zu Eroberungen und zur Ver- róßerung des Reichs vereitelt werden ; andererseits aber auch die Pforte, welche in unverkennbar feindlicher Absicht bereits gegen 40,000 Mann Truppen in Rumelien versammelt hat, zu friedli- chen Gesinnungen zu stimmen, i

Der Feldmarschall-Lieutenant, Prinz Wasa, wollte sib, Brie-

| fen aus Venedig zufolge, von da mit seiner Frau Gemahlin, deren | Gesundheit sehr zerrüttet ist, nach Pisa begeben, später aber dieselbe

nah Rom und Neapel zu geleiten, wo sie den Winter zubringen | wollen. Der Prinz hat seinen Haushalt bedeutend eingeschränkt, | und das Palais des Herzogs von Modena, das er hier bewohnte, gekündet, ohne eine andere Wohnung zu miethen, so daß es scheint, er werde sobald nicht wieder hierher zurükehren.

Die Direction der hiesigen National-:Bank hat, dem _Verneh- men nach, beschlossen, die Dividende für das zweite Semester 1841 auf 42 Fl, pro Actie zu beanragen, woneben über 2 Fl. dem Reserve-Fonds zu Gute kämen. Jm ersten Semester betrug die Dividende 38 Fl. und das ganzjährige Erträgniß beläuft sich #0- nach auf 80 Fl. Die Versammlung des Ausschusses, welcher über diesen Antrag einen Beschluß zu fassen hat, findet wie immer erst in der ersten Hälfte des Monats Januar statt.

Jtalien.

Florenz, 11. Dez. Die Großherzogin, so wie die Erzber- zogin Marie Louise, sind gestern mit dem Dampfboote Leopold Il, von Neapel in Livorno wieder eingetroffen, Der Großherzog, der sich auf demselben Dampfboote befand, hat sich bereits bei Civita Becchia ans Land seßen lassen.

3c Turin, 12. Dez. Wir sind im Stande, die Blâtter, welche von den Wirkungen gesprochen haben, die die Ereignisse, welche ohnlängst in Genf stattgefunden, auf die Gränz-Provinzen Savoyens gemacht haben sollen, förmlich Lügen zu strafen. Diese Ereignisse, in Folge welcher die bestehende Regierungsform einer Konftituante hat Plaß machen müssen, gereichen sicherlich nicht den Prinzipien der Ordnung und Erhaltung zum Vortheil; aber nirgends haben sie in Savoyen die geringste Aeußerung der Sym- pathie hervorgerufen, und die Königlichen Behörden, welche beson- ders beauftragt sind, in dieser Beziehung jeder ungeeigneten Hand- lung vorzubeugen, haben feine einzige Unordnung zu beseitigen gehabt.

Portugal.

Lissabon, 7. Dez. Die Britische Regierung hat der Spa- nischen durch ihren Gesandten in Madrid anzeigen lassen, daß sie jeden Eingriff in Portugals Unabhängigkeit kräftig zurücweisen werde. Durch eine Note Lord Aberdeen?s an den hiesigen Bri- tischen Gesandten is dieser beauftragt worden, der Portugiesischen Regierung hiervon Mittheilungen zu machen. Man will jene An- zeige aus gewissen Gerüchten erklären, denen zufolge die Spanli- sche Regierung den neuerdings entdeckten unionistischen Bestrebun- gen auf der Halbinsel nicht ganz fremd geblieben wäre, Diese Bestrebungen sind hauptsächlich durch die Mittheilungen von Lis: saboner Korrespondenten Londoner Blätter aufgedeckt worden und sollen den Zweck gehabt haben, Donna Maria zur Abdankung zu zwingen, eine Regentschaft unter Bomfim oder Saldanha zu er- nennen und dann die Union Spaniens und Portugals durch die Vermählung des Thronerben von Portugal, der úbrigens ers vier Jahre alt isk, mit Donna Jsabella zu sichern. Daß das Gerücht von dem Bestehen einer Vershwbrung zu diesem Zwecke in ganz Lissabon verbreitet gewesen scy, behauptet der Cotreo Portu- guez, ein neues ministerielles Blatt, dem zufolge sich Herr Ma- nuel Passo schon dffentlich ganz entschieden für eine Vereinigung Spaniens und Portugals ausgesprochen haben soll.

Der neue Oesterreichische Gesandte am Portugiesischen Hofe, Baron Marschall, isk in Lissabon angekommen.

Am 18. Januar hôdren die Differenz-Zblle für Portugiesische Schisfe, die aus Europa oder Amerika kommen, auf, und die Re- gierung hat bereits erklärt, daß Waaren, auf Portugiesischen Schiffen eingeführt, nur dann noch den Vortheil der Differenz- olle genießen sollen, wenn sie bis zum 18, Januar vollständig einflarirt sind,

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Berlin, 18, Dez, Die Nr. 268 des Hamburger Kor- respondenten enthält ein vom 5. November d. 5. datirtes Schreiben aus Berlin, worin über das Verfahren eines hiesigen Gerichtshofes bei der Arrestirung mehrerer Getraide-Ladungen Be- schwerde geführt wird, Diese Beschwerde ist unbegründet und be- ruht auf rechtlich und thatsächlich unrichtigen Vorausseßungen.

Das Eigenthum an einer Ladung kann nur dann durch die Cession oder vollständige Jndossirung des Connoissements das nur ein Empfangsbefenntniß des Schiffers ist ubertragen wer- den, wenn jene zugleih mit den nah Jnhalt und Form wesen t- lich en Erfordernissen eines Kaufvertrages versehen sind oder ein solcher nebenher z. B. durch Ausstellung einer Verkaufsnote, ab- geschlossen ist. Um so weniger reicht die bloße Uebergabe des Connoissements oder eine Jndossirung in Blanco aus, da auf diese Weise nicht einmal das Eigenthum eines Forderungsrechts (geschweige denn, das einer Sache,) gültig übertragen werden kann. Die entgegen- stehende Ansicht, von welcher der Korrespondent, als von einer be- fannten Wahrheit ausgeht, widerspricht allen Rechtsbegriffen, und ist weder je von einem Gerichtshofe gebilligt worden, noch fann sie es werden, es mdgen demselben technische Mitglieder beigege- ben seyn oder nicht. Jn der That läßt sich auch die Beobach- tung dieser unerläßlichen Anforderungen sehr leicht und einfach mit dem praktischen Bedürfnisse des reellen Waarenhandels en gros vereinigen und es ist zum Gedeihen desselben keinesweges er: forderlich, daß er sich úber alle rechtlichen und geseßlichen Bedin- gungen hinwegseßt. Jm Gegentheil würde ein Verfahren, wie es der Korrespondent empfiehlt, alle Sicherheit des Eizenthums aufhe-

ben, dadurch den Verkehr selbsk vernichten und ohne auch nur |

äußerlich eine erhebliche Erleichterung zu gewähren, einem Form- und rechtlichen Differenz - Schwindel, der sich neuerdings auch des Waarenhandels zu bemeistern scheint, Thür und Thor zu dffnen.

Ueberdies aber sind die Thatsachen, auf welche der Berliner |

Korrespondent sein Raisonnement gründet, entstellt, Ein hiesiger Kaufmann hatte nämlich einem anderen zwei mit seinem giro in blanco versehenen Connoissemente úber ihm gehdrige Getraide- Ladungen übergeben. Er behauptete, daß dies ausdrúcklih nur zur Ansicht unter der Bedingung sofortiger Rúkgabe und mit | Bezug auf ein zwischen ihnen projektirtes Kaufgeschäft geschehen, daß aber weder leßteres zu Stande gekommen, noch die Rückgabe der Connoissemente erfolgt sey, weil inzwischen der andere Kon- trahent jecine Zahlungen eingestellt und Berlin Schulden halber | heimlich verlassen habe. Er erhob deshalb Klage auf Herausgabe | der ihm betrüglich abgelockten Connoissemente und brachte zur | Sicherstellung seines Eigenthums gegen etwanige Dispositionen eine gehdrig substantürte gerichtliche Beschlagnahme der noch auf | dem Transporte nah Berlin befindlichen Ladungen aus. Gleich darauf ging eine zweite Klage eines anderen Kaufmannes gegen denselben Verklagten ein. Der Kläger gab darin an, den Ver- flagten zur Empfangnahme mehrerer ihm gehöriger, noch schwim- mender Getreide-Ladungen für seine Rechnung bevollmächtigt und

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demselben zu diesem Zwecke die darúber sprechenden in Blanco in- dossirten Connoissemente ausgehändigt zu haben, Aus der inzwischen

| eingetretenen Jnsolvenz seines Bevollmächtigten leitete er die Be- | fugniß zum Widerruf der Vollmacht her und trug deshalb auf Verur-

theilung des Verklagten zur Zurúgabe der Connoissemente an, indem

| er mit diesem Antrage ebenfalls ein Arrestgesuch verband. Von

einem Verkauf der Ladungen von ihrer weiteren Veräußerung durch den Käufer und von einem Antrage auf Zahlung der rück: ständigen Kaufgelder enthielten sonach beide Klagen kein Wort, Erst bei Beantwortung derselben, stellte der Verklagte die Ein- rede auf, daß er die sämmtlichen Ladungen auf Grund förm- licher Kaufgeschäfte eigenthümlich erworben und darüber be- reits anderweit disponirt habe, Ueber diese streitig gebliebenen Umstände trat er Beweis an, dessen Resultat noch der rich- terlichen Beurtheilung unterliegt. Daß die Anlegung eines Arrestes nur in so weit stattfindet, als die zu arrestirende Sache vorgefunden wird, versteht sich von selbst ; der Richter folgt darin lediglich den Angaben und Nachweisungen des Extrahenten, ohne weitere Ermittelungen von Amtswegen anzustellen, Daß aber die Beschlagnahme nicht gegen dritte Erwerber gerichtet werden fonnte, erweist sich schon dadurch als unmöglich, daß dem Richter bei Erlassung des Arresk-Befehls der Uebergang der Ladungen in die dritte Hand völlig unbekannt war. Sobald er durch die

Klage-Beantwortung Kenntniß davon erhielt, verfügte er die Zu-

| ziehung der angeblichen Acquirenten. Mit ihrer Genehmigung ward

das arrestirte Getraide in den von den Extrahenten nachgewiesenen Lokalitäten aufgespeichert und unter Sperre genominen, demnächst, als über den Verklagten der förmliche Konkurs ausbrach, bei günstiger Konjunktur óffentlich versteigert und mit den Loosungen Spezialmasfen im Gerichts -Depositorio angelegt. Die von den Klägern be- skrittenen Eigenthums-Ansprüche aber, wurden zur besonderen Aus- führung im Wege des Interventions-Prozesses verwiesen. Es ist daher die Behauptung, daß die wohlbegründeten Jnterventions- und Regreß - Ansprüche der leßten angeblichen Eigenthümer von dem Richter in der Arrestsache nicht respektirt und zurückgewiesen seyen, durchaus wahrheitswidrig.

Die Angaben in dem Schreiben vom 8. November c. zer- fallen sonach in sich selbst und es wäre zu wünschen gewesen, daß der Korrespondent, bevor er mit seinem Urtheile öffentlich hervor- getreten wäre, sich wenigstens zuvor úber das Sachverhältniß un- terrichtet und sein eigenes nicht undeutlich durchblickendes Jnteresse nicht mit dem des Publikums vermengt hätte.

Breslau, 15. Dez. (Schles. Z.) Bei der am l3ten c. abge- haltenen General-Versammlung des Vereins zur Errichtung der Rei- terstatue Friedrich?s des Großen is beschlossen worden, dieselbe, wenn Magistrat und Stadtverordneten den Plaß auf dem großen Ringe, wo die Waage jeßt steht, dazu hergeben, dort aufzustellen. Soll: ten die städtischen Vorstände diesem Beschlusse keine Folge geben und den Plaß nicht einräumen wollen, so wird die Statue auf dem Ererzierplaß an der Promenade, dem Königl. Palais gegen- úber aufgestellt werden. Die Grundsteinlegung wird am P 1842, dem Tage der Ratification des Breslauer Friedens, erfolgen.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Zur Literatur der Bretagne. Villemarqué, Courson. Ampère.

Fn Nr. 149 dieser Zeiktung ward úber die neuesten Unternehmun gen Wäl scher Alterthums- Forschung berichtet ; es gereicht der Wi/- senschaft zur besonderen Befriedigung, daß in neuerer Zeit auch die Forschung Französischer Gelehrten sich vielseitiger der alten mit Wa les stammverwandten Bretagne zugewendet hat, welche für die Kunde des Mittelalters bisher nicht genügend gewürdigte Schäße in sich birgt. Denn in der Bretagne, wie in Wales, haben sich Traditio nen, Gebräuche, Jnstitutionen, Sprache des Alt-Celtischen Stammes erhalten, welhe hartnäckig nicht blos der früheren Römischen Herrschaft , der Germanischen Botmäßigkeit und dem Französischen Feudalwesen widerstanden, sondern auch jeßt noch gegen die überall ste umgebende und sich aufdrängende fremde Bildung die ursprüntg- liche Nationalität zu behaupten wissen. |

Wenn die älteren Sprach forscher Coret de Latour d'Auvergte

Origines Gauloises), Le Brigant (Celtobretagnischhe Grammatik), Le gonnidec, Mahéo de la Bourdonnaie, de Grandval (discours histori- que sur l’origine de la langue française), der Franzdfischen Sprache den Celtischen Ursprung vindizirten und nachzuweisen suchten , daß das Alt-Französische nichts anderes scy, als das Gallische der alten Druiden und der Urbevdlkerung Frankreichs , welches nur durch hin- zugetretene Germanische und Lateinische Bestandtheile vermischt und gemodelt worden sey, aus dem aber in der Urzeit Römer und Grie chen selbs} vieles entlehnt hätten; und dagegen Rénouard, Roque fort, Delphine, Montglave u. A. m. das Borwalten des Römischen und Germanischen Elementes behaupteten: so konnte der Streit des halb nicht füglich zum Abschluß gebracht werden, weil die Parteien die disparaten Theile des neueren Frankreichs linguistisch und geogra phish nicht scharf genug sonderten und Ergebnisse in ciner Allge meinheit geltend machen wollten, die nur in ihrer Besonderheit wirk liche Begründung finden konnten. Man konnte fortan bei der sprach- vergleichenden Richtung der linguistischen Studien nicht mehr bet dem sogenannten Alt-Celtischen, worüber Überhaupt immer noch ein geheimnißvolles Dunkel schwebte, stehen bleiben. Schon Don Pelletiers (Dictionnaire Celto-Armoricain) wies auf die Analogicen hin, die zwi- schen der Sprache der Rieder-Bretagner und den Orientalischen Spra chen bestehen; Panet de Trémolière (in seiner dem Institut histo- rique ztgesandten Abhandlung: Eléments primitiss dont ce compose la langue française, et dans quelle proportion y sont entrécs les langues celtique, grecque, latine, tu-

| desque etc.) trat, ausgerüstet mit einer umfassendett Kenntniß aller

Patois des südlichen und westlichen Frankreichs, dem eigentlichen

| Felde des Kampfes näher und begränzte es durch den Nachweis der mehre

ren oder minderen Verwandtschaft der Sprachen dieser Provinzen mit der von Wales, Cornwall, Nord-Schottland und JFrland. Noch spezieller ging

Adolph Pictet (Paris 1838) in einer vom historischen Fnstitut gekrdn-

ten Preisschrift: „Ueber die Verwa ndtschaft der Celtischen

Sprachen mit dem Sanskrit//, auf die Sonderung der Celti hen Sprache in das Gälische und Kymrische ein, indem er zu dem ersten das Jrländische und Ersische, zum zweiten das Wälsche, Nieder-

| Bretagnische und Cornwallsche rechnet. Auf demselben Wege schrit-

ten theils mit, theils vor und nah ihm in England Dr. Prichard

(die Einheit des Kymrisch Galischen und des Fndo-Germanijchen

| Sprachstammes nachweisend) und in Deutschland Bopp, Dieffenbach,

von Parrot fort. So nimmt die Bretagnische Sprache, ein Mittel- glied bildend zwischen dem Gälischen und Kymrischen nach Norden hin und dem Alt-Fherischen und Cantabrischen, das auf beiden Ah- hängen der Pyrenäen gesprochen wird und dessen Fdiom sich in den Baskischen Provinzen noch erhalten hat, nah Süden hin, bei diesen weitverzweigten, bis an die äußerste Gränze aller Geschichte fühn ein- dringenden Forschungen begreiflich eine sehr bedeutende Stellung ein,

Schon von dieser Seite her wichtig, wichtiger aber unseres Be- dünkens noch für die Geschichte der Poeste und Lèteratur des Mittelalters tritt uns das nachfolgende Werk entgegen ;

Barzas Breiz. Chants populaires de la Bretagne, re- cueillis et publiés, avec une traduction srançaise, des éclaircissements, des notes et des mélodies oriíiginales, par Th. de la Villemarqué. Il. Edit. Paris 1840. T. I. p. LXXVIII et 275; ‘T. U. p. 382.

Wenig ist bisher von den Franzosen fúr die Volks-Poeste gesche- hen, deren Material nur mit äußerster Geduld und Múühseltgkeit aus den zerstreutesten Gegenden gesammelt werden kann, deren Erzeugnissc weder dem Tages-Geschmat entsprechen, noch der Alles verschlingen- den Tages - Politik dienen, zu deren wissenschaftliher Bewältigung mehr als glänzender esprit, vielmehr vor Allem ein für einfachen Na- turlaut fein organisirtes Ohr, ein tiefer Einblick in die individuellen Verhältnisse des Volkslebens und ein warmes Gefühl für dessen ut- gekünstelte Regungen, verbunden mit ciner reichen historischen , anti- quarischen und Sprachkenntniß, unerläßlich ist. Schon seit längerer Zeit hatte Fauriel eine Sammlung und Herausgabe der Vo f s- lieder der Auvergne verheißen, aber noch ist es bei der Verhet- ßung geblieben. Emile Souvestre lenkte in seinem geistreichen Aufsaßze: Poésies populaires de la Basse-Bretagne (Rev. des deux mondes, 3e serie, 1834, T. IV. p. 489 537 und 4e serie, 1835, T. L p. 367—417, Ul. p. 57—99) die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit der Bretagnischen Volkslieder hin, auf die Lieder 1enes Volfsstammes, dessen Barden schon in der vorchristlichen Zeit die Rô- mer in bewunderndes Staunen verseßt hatten, aus dessen Mitte die Arthur-Sage zuerst nach Frankreich überging, um von da aus das ganze chrisiliche Europa in wunderbarem Wachsthum zu überschatten, auf dessen Lieder die Kunsidichter des zwodlften und dreizehnten Fahr- hunderts sich beriefen, wenn sie Glauben und Fnteresse für thre Gedichte wecken wollten, aus dessen unerschöpflichen Quellen diese selben Fran- zdsischen Kunstdichter unermüdlih sc{hdpften, während sie die Bre- tagnischen Sänger als Gaukler und Bierfiedler hochmüthig verspot- teten. Aber von jeher hat die Bretagne die Verachtung der Nach- barn getragen. n Abâlard betrachtete seine Landsleute als Barbaren und rühmte sch, ihre Sprache nicht zu verstehen; bar baries britannica bezeichnete im Mittelalter den intellektuellen Zustand der Armorifaner und ein vslumyes Wortspiel (Bruti Britones) ward zum Sprüchwort erheben x, bis im die neuesfie Zeit ward ihnen, nicht selten 1 ange Iutovitätent, befonders Englischen, und cin Deutscher sprach es ihne mach j de Literatur, ja fast jede Bildungsfähigkcit überßauyt abaesyrachen Mit mehr Ge rechtigkeit, als in England t Ter SevausSgeder und weniger befangen von Fdeen ciner anderen Zeit, feef und gef von den en- gen Banden eincs cxkluftven Patriwtremus i r Teaafecich die neuere Kritik ihr Amt. Wie fie mit Stolz Ÿ ra 9 ; Provenzalischen Troubadours und den sischen Trouvers empfangen hat, rotr 1e Bretagnischen Muse lächeln, die leyte, Le 2 schüchtern, um die gebräunte Stirn den Kranz milk

Da, wo die lebendige Volkspoeste gesucht weTen

großen Versammlungen, religiösen wie welilichen 22 der Menge, bei Ablâässen, Wallfahrten, Kirchweihen, 2 n nt: ihr der Herausgeber mit regem unverdrossenem Eifer nau! ihre Pfleger, die Bettler, Müller, Schneider, Handarbeiter , sus scine Mitarbeiter gewesen; bei alten Frauen und jungen Mäd bei Ammen und Greisen hat er sich Bereicherung, Rath und Be- lehrung geholt; selbst die Kinder in ihren Spielen haben, ohne es zu wissen, ihm oft Schäße enthúllt. Die gesammelte reiche Mass ilt in drei Gruppen gesondert, in historische (Gwerzéennou), t! Liebes- (Sounennou) und in religidse Licder (Kanaouennou)s jedes Lied in der Original-Sprache, deren besonderer Dialeft in der Regel angegeben ist, wird von einer einfachen treuen Franzdsischen Ueberschung in Prosa (außerdem hat einige Lieder der Verfasser mit voetischem Geist in Versen wiedergegeben), und mit Erklärungen begleitet, die die ausgebreitete historische, literarische und antiquari- che Kenntniß eben so, wie die innigste Vertrautheit mit dem Volks- Charafter, den Sitten, Gebräuchen, Tugenden, guten wie üblen Neigungen und Leidenschaften dieses Volkes bezeugen. Der ganzen Sammlung ift cine Einlcitung vorausgeschickt, welche, fern von de? rhetorischen Pompe und der glißernden Antithesensucht , diè wir häa- figer als anderswo bei den Franzosen bemerken, und die in der Regel nur den Mangel der Gründlichkeit bel bemäntelt, einfach, klar, ge-= übt auf meist festen Fundamenten, die Resultate gründlicher For-= chung und gesunder Kritik zusammenstellt und uns aus der Gegenwart, der die Zeugnisse entnommen sind, mit sicherer Hand in die Vergangenheit - ja mehrfach bis in das genaueste Alterthum und in die heîidnische Borzeit zurückführt und umsichtig darin zurechtweisi. Mit patrioti- cher Genugthuung sehen wir hierbei von dem Verfasser nicht blos den Deutschen Geist gründlicher historischer Forschung anerkannt, sondern mit Freude auch, nach dem Yorbilde der oft mit Dank und Ehre erwähnten Brüder Grimm, selbst bethätigt. Was der Vep= fasser úber den Zusammenhang der Bretagnischen und Wälschen al=- ten Dichtkunst, ihren eigenthümlichen Charakter, thren theils heid- nischen, theils christlichen Ursprung und Fnhalt, thre nationale Be= deutung, ihre Form, ihren musikalischen Vortrag und über Wesen, Art und Kunst ihrer Pfleger und Träger, überall die Gegenwart mit den historischen Zeugnissen, so weit sie vorhanden sind, in Ver- bindung stellend, erdrtert, trägt den Stempel der Gediegenheit un= befangenen Urtheils und weiten sicheren Ueberblick, und wir be- dauern, hier in das Detail nicht näher eingehen zu können.

Die Bretagnische Volkspoesie ist um deshalb besonders von so ho her Bedeutung, weil in Gemäßheit der diesem Volksstamm eben so wie dem verwandten tn Wales von jeher eigenthümlichen Zähigkeit (die befannte tenacité bretonne) ste präsumtiv hier ihre alten Formen in demselben Maße am reinsten beibehalten hat, wie positiv die jeßige Sprache des Volks nur wenig von jener weit früherer Fahrhunderte abweicht. Jene Vermuthung erhält aber, abgesehen Lon den beige= brachten Zeugnissen, auch dadurch ihre nähere Begründung, daß an- scheinlich die Poesie nur im geringen Maaße von ältester Zeit her durch Schrift fixirt worden und es historisch erwiesen ist, daß die Bretagnische Volkspoesie sich niemals so, wie seit dem zwölften Fahrhundert in Provenze, Spanien, Nord-Frankreich und Deutsch= land, zur Kunsipoesie vollsiändig herausgebildet hat, was anschein lich, worauf wir unten wieder zurückkommen werden, darin seinen histo- rischen Grund hatte, daß der Geist des modernen Ritterthums (seit den Kreuzzügen) auf die starre Bretagnische Nationalität und auf die sozialen Verhältnisse des Volks nicht den überwältigenden Ein- luß ausüben fonnte, den er in anderen Ländern, wo das Volk, dem Adel und den Fürsten gegenüber, seine Selbständigkeit und sein Unabhängigkeitsgefühl verloren hatte, ungehemmt übte. Das Rit terthum war aber gerade der treibende Boden der Kunstpoesie. Wenn daher auch bei nur schr wenigen Gedichten dieser Sammlung sich cine frühere schriftliche Aufzeihhnung erweislich machen läßt, nichts- destoweniger aber durch unzweideutige historische Beziehungen im Gedichte selbs, durch Zeugnisse Französischer Kunstdichter (z. B. das Lai von der Na‘htigall bei Marie de France) oder durh Anspielun gen auf heidnische Mythen, Gebräuche, oder aus anderen evidenten inneren Gründen ein hohes Alter derselben bekundet wird, so wer= den sie offenbar am geeignetsten seyn, einen Rückschluß auf die Zeit des Ursprungs ihres essentiellen Fnhalts , wie ihrer ursprünglichen Form zu gesatten. Mit Recht war des Verfassers besonderes Augen- merk auf den Kampf und die Verschmelzung christlicher und beidnischer Vorstellungen, auf das Ringen desCeltisch-nationalen Barden mit denx Rdmischen Priester, des patriotischen Bretagners mit dem benachbartem Fränkischen National-Feind, der alten heimischen Sitte mit der polirten fremden ritterlichen Galanterie gerichtet, um daraus das Alter der Gedichte da, wo andere äußere Zeugnisse darüber mangelten, und das charafkteris{ Volksthümliche derselben zu bestimmen. Nicht Überall möchten wir zwar dem Verfasser in seinen Schlüssen und Ausführungen beitreten, und dagegen die Neigung, zu einem möglichst hohen Alterthum zu- rúckzugehen, weniger vorherrschen lassen, besonders thn vor zu gro- ßem Secévanas zu den Wälschen Gedichten des Taliesin und Merd- dhin warnen, von denen nah unserer Ansicht viele mindestens dem dreizehnten und vierzehnten Fahrhundert, einer Zeit, wo der alte Bar= dismus sich in abstruse Gelehrsamkeit und ungeheuerliches Druiden=