1841 / 356 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

teresse wahrscheinlich durch die Herabseßung des Tarifs leiden würde. Wenn die mit England und Belgien unterhandelten Han- dels-Verträge nicht zum Schlusse geführt worden sind, so ist die Ursache davon nicht in dem natinal-dkonomischen Sy- steme des Kabinets der Tuilerien, sondern in dem mittelba- ren oder unmittelbaren Einflusse der privilegirten einheimi- schen Productions-Zweige zu suchen. Es is leicht möglich, daß die Berathungen und die Beschlußnahmen der jeßt versammelten HBeneral-Conseils der Regierung Mittel bieten, um jene Einflüsse zu beseitigen. Freilih werden die Repräfentan- ten der Fabrifen und Manufakturen sich fast in allen Punkten für die Beibehaltung, wenn nicht gar fúr die Steigerung, der jez- zigen Schußkzölle aussprechen; allein den Vertretern der Jndustrie stehen die beiden General - Conseils des Handels und des Acker- bau?'s gegenüber, welche durch ihre direktesten Jnteressen auf die Beförderung- der Freiheit des Verkehrs ange esen sind. Ein- zelne Ausnahms - Fragen, wie die der Einfuhr sremden Schlacht- viehes, werden allerdings auch von den Ackerbauern oder selbst von den Handeltreibenden im Monopolgeiske beantwortet werden, indes: sen die Regierung wird sich gleichwohl in den meisten, vielleicht selb in allen Fällen, wo es sich um den Tarif handelt, auf zwei Stimmen der General-Conseils gegen eine berufen fönnen, wenn sie Geseß-Vorschläge zur Erleichterung des Verkehrs machen will,

Die Geskändnisse Dufour's und Colombier’s haben mehrere

neue Verhaftungen zur Folge gehabt. Eine Suspension der Ver- handlungen des Prozesses, und eine Ergänzung der bisher geführ- ten Untersuchung scheint nah einem solchen Zwischenfalle nicht länger umgangen werden zu können. Hiebei tritt einer der Nach- theile hervor, welche mit der Jurisdiction eines politischen Tribu- nals wie der Pairshof verbunden sind. Es is ganz natürlich, daß eine Versammlung von hundert und mehr der ersken Staats- Beamten und Staats-Männer nicht den Beruf in sih fühlt, fo viel Zeit und so viel Mühe auf eine Kriminal- Sache zu verwenden, wie ein ordentlicher Richter, und man darf es dem Pairshofe wahrlich nicht zu sehr verargen, wenn er so lange als möglich über Hemmnisse und Zwischenfälle hinweggeht, die den Prozeß um Wochen aufzuhalten drohen. Auf der anderen Seite leidet dann freilich die juristische Wahrheit, leidet der Staat und leidet nicht selten auch der Angeklagte durch eine úbertriebeze Eile, die beinahe eben so entfernt is von der in solchen Sachen zu be- obachtenden richtigen Mitte, als jene Schwerfälligkeit, welche nicht selten einen®Kriminal-Prozeß über Jahre hinauszieht, welche den Angeklagten auf einen unbegründeten Verdacht hin, zuweilen für den vierten Theil eines Menschenlebens man hat aus der neuesten Zeit Beispiele von achtjährigen Kriminal - Pro- zessen, die mit einer Freisprehung endigten der Freiheit be- raubt und auf die moralische Folter spannt.

Der Königliche Gerichtshof von Paris hat in einem gestern gesprochenen Urtheile das Recht der Krone sanctionirt, einen ver- urtheilten Staats-Berbrecher durch Amnestie:Dekret unter polizei- liche Aufsicht zu stellen. Herr de Kersausie, um dessen Sache es sich handelte, war von dem Zucht-Polizeigerichte, weil er den ihm polizeilich angewiesenen Aufenthaltsort verlassen, zu zchntägigem Gefängniß verurtheilt; in der Appellations-Jnstanz ist diese Strafe bis zu einem Monate geschärft woorden,

Großbritanien und ZJrland,.

Londou, 18, Dez. Außer Frogmore-Lodgce und dem auf Castle-Hill zu Windsor gelegenen Hause, welche als Wohnungen für die zahlreichen Gäste in Stand geseßt werden, die zur Taufe des Prinzen von Wales eingeladen sind oder noch eine Einladung erhalten sollen, wird noch im Palaste selbst Alles, was an Zim- mern nicht zu anderen Zwecken bei dieser Feierlichkeit erforderlich ist, zu Schlafgemächern für die vornehmsten Gâstke Jhrer Majestät eingerichtet. Jn dem grofßien Möbel-Magazin des Schlosses herrscht jeßt die lebhafteste Bewegung, indem man dort aussucht, was zur Ausstattung der Zimmer in Frogmore-Lodge und in dem großen Wohnhause auf Castle:Hill nöthig is, Vorgestern wurden 70 bis 80 Bettstellen ausgewählt, die sogleich in den verschiedenen Schlaf- zimmern aufgestellt werden sollen, Man glaubt, daß die Feste in Schloß Windsor zur Feier der Taufe mehrere Tage dauern und daß eine ganze Reihe glänzender Banketts in St. Georgus Hall stattfinden werden, weil die Zahl der Gaste so groß seyn dürfte, daß man sie nicht alle auf einmal würde in jenem Saal bewirthen föónnen. Herr Mawditt, erster Yeoman im Königlichen Zuker- bâderei- Departement, der auch die Anfertigung des Hochzeitku- chens für ihre Majestät leitete, ist unter Assiskenz des zweiten Yeoman, Herrn Thomas, seit einigen Tagen mit der Abfassung und Entwerfung passender Devisen und glänzender Verzierungen fúr den Tauffkfuchen des jungen Prinzen und für die Bankett- Tafel in der St. Georgen-Halle beschäftigt. Den Diners sollen, wie verlautet, abwechselnd die prächtigsten und großartigsten Bälle und Konzerte folgen. Kurz nach der Taufe soll der junge Prinz von Wales in Gegenwart aller dann in England anwesenden Nit- ter des Hosenband-Ordens als Ritter dieses Ordens insfstallirt wer- den. Georg IV., der leßte Prinz von Wales vor dem jeßigen, wurde ers, als er viertehalb Jahr alt war, am 26, Dezember 1765, mit den Jnsignien des Hosenband- Ordens bekleidet, Der Tag, an welchem der gegenwärtige Prinz von Wales getauf werden soll, ist noch immer nicht genau bestimmt.

Vorgestern Nachmittag traf ein Kabinets - Courier Sr, Ma- jestät des Königs von Preußen in Schloß Windsor ein, und gestern früh kehrte derselbe wieder nah dem Kontinent zurü.

Ein Ausschuß des Geheimen Raths hielt gestern eine Ver- sammlung, um úÚber die Art und Weise, wie der Prinz von Wales sein Wappen führen sollte, zu berathschlagen. Die anwesenden Mitglieder waren Graf Wharnclisfe, Sir R. Peel und Sir J. Graham, :

Der Oberst-Lieutenant George Macdonald is zum General: Capitain und Ober - Gouverneur der Kolonie Sierra Leone und ihrer Dependenzien ernannt worden,

Die Morning Chronicle macht darauf aufmerksam, daß Graf Aberdeen, eben so wie Sir R. Peel, feine rein Toryistische Politif befolgen zu wollen scheine, sondern eber die Politik der Whigs fortseze. Herr Henry Bulver, bemerkt dieses Blatt zur Bekráäftigung dieser Ansicht, sey in Paris bei der Gesandtschaft geblieben und jeßt, wie unter dem Whig-Ministerium, die Seele derselben. Die versprochene Beschränkung der Französischen Ero- berung in Algerien bleibe auch unter den Tories aus. In Spa- nien seße Graf Aberdeen Lord Palmerstons Politik vollkommen fort, obgleich die Toryistischen Sympathieen doch für die Regentin und gegen die Demokraten seyn sollten. Auch in Portugal bleibe Lord Howard de Walden , der von den Whigs dorthin geschickte Gesandte. Genug, Lord Aberdeen gehe in den Fußstapfen Lord Palmerstons, wie Sir R. Peel in denen Lord J. Russells.

General-Major Napier, Verfasser einer als klassich anerkann- ten Geschichte des Halbinsel-Krieges und Bruder des Commodore Napier, ist von dem jeßigen Ministerium auf die Liste derjenigen Generale geseßt worden, welche für ausgezeichnete Kriegsdienste eine besondere Pension erhalten,

| | | | | | | /

1604

Santana soll sich gleich nach seinem Regierungs - Antritt in Mexiko sehr entschieden dahin erklârt haben, daß er Texas wie- dererobern wolle.

Die Feuersbrunst zu St. John's in Neu- Braunschweig hat 39 große Gebäude zerstört, deren Werth sehr verschieden, von 400,000 bis auf 1,200,000 Dollars, angegeben wird.

Der Vice-Admiral, Sir Edward Brace, ist zum Befehlsha- ber der Flotte im Flusse Medway, d. h, der in Chatham und Sheerneß liegenden Kriegsschiffe, ernannt,

7 London, 18, Dez. Der Kampf in der Kirche naht sich einer Krise, Man sammelt offenbar auf beiden Seiten seine Kräfte zu einem Hauptschlage, welcher sich in der Wahl des Oxforder Professors äußern soll. Man erwartet, daß der Anti- Puseyite mit wenigstens 2 Stimmen gegen eine gewählt werden wird, Aber hierbei fann und wird es nicht stehen bleiben. Pal- mer, eines der thâtigsken Mitglieder der Sekte, drängt auf Ent- scheidung der Frage, ob die Englische Kirche katholisch oder pr'o- testantisch ist, und die Bischöfe müssen darauf antworten. Auch hat ein Geistlicher eine förmliche Klage gegen Palmer beim Bi- schof von Oxford erhoben, wegen der in seinem Briefe an Go- lightly ausgesprochenen Flüche, die man vorzüglich gegen den Erzbischof von Canterbury und den Bischof von London gerichtet glaubt, Jener Geistliche machte Palmer mit seinem gegen ihn gethanen Schritte bekannt, und dieser, weit entfernt, sich darüber zu beklagen, dankte ihm auf’s höflichske und versicherte ihn, er wünsche nichts sehnlicher, als daß die Frage recht bald zur Ent- scheidung gebracht würde, und wolle, um dem Kläger zu Hülfe zu fommen, im Laufe dieser Woche noch eine Schrift herausgeben, welche seine Ansichten über den Protestantismus noch deutlicher an den Tag legen sollten.

Wenn also, was Ward in seinem Briefe an Pusey und

Palmer in einem Privatschreiben an den Erzbischof erklârt haben, |

daß viele im Begriff sind, zu den Papisten überzutreten, und zum Theil nur noch durch Newman?s Vorstellungen zurückgehalten würden, wahr ist, so muß sich der große Abfall bald offenbaren. Die Papisten hier sind hoch entzút und erklâren von ihren Kan- zeln, daß die Zeit schnell herannahe, wo die Englische Kirche in den Schoß des Papstthums zurückehren werde, Sie empfehlen aur Geduld und Nachsicht; die wenigen Punkte, woran man sich noch diesseits soße, würden bald erledigt werden, auch bemerkenswerth, daß die Papisten in England, besonders

durch Vermittelung des Bischofs Wiesman, gar Manches in Lehre,

Form und Ansprüchen in aller Stille haben fallen lassen, worauf |

sie sonst mit unerbittlicher Strenge gehalten haben und anderwärts

noch halten, besonders in Bezug auf Neliquien, Weihwasser, | Worüber man sich billigerweise | am meisten wundert, ist, daß, wenn auch einzelne Laien eine Gemeinde |

Anrufung der Heiligen u. dergl.

verlassen, wo die alt- kirchlichen Gebräuche in ihrer Kirche einge- üfhrt wurden, man doch nicht erfahren hat, daß irgend eine Ge- meinde in corpore protestirt und wegen der Neuerungen bei ihrem Bischof Klagen eingereicht hätte. Man bemerkt seit wenigen Wochen wesentlicher -Veränderungen in den Kirchen; wo man sonst nur des Sonntags Gottesdienst gehalten und das Abend- mahl einmal im Monat gereicht, da läutet jeßt die Glocke jeden Morgen und das Abendmahl wird jeden Sonntag gereicht, Die

Kerzen auf dem Altar, und hier und da das Kruzifix, welche |

gleichviel, ob mit Recht oder Unrecht seit Jahrhunderten zicht mehr gesehen worden, erscheinen auf?s neue.

lichen ohne Befehl, ja gegen den Willen des Bischofs. dies alles Sachen, die die Agende nicht abgestellt oder wirklich anbe- fohlen hatte, welche durch die Zeit aber außer Gebrauch gekom- men waren und als abergläubig angesehen wurden.

Anders steht es freilich um die kirchlihen Verhältnisse der |

Schotten, die, so heftig sie sich auch hier und da bei ihrem neue-

sten Non-Jntrusion - Kampf benehmen, doch eher wissen, was sie |

wollen. JZhr Streben nach Unabhängigkeit in geistlichen Din- gen von der weltlichen Gewalt ist wenigstens ganz im Einklange mit dem Geiste ihrer Kirche, wie er sich einst so ernst und kràâf- tig bei den Covenanters erwies.

weit geht, daß sie angefangen haben, Leuten, die, nach bisherigem Brauch, am Sonntag ihre Todten begraben haben, das Abend-

mahl zu verweigern, i nur die Wiederbelebung des alten Brauchs, |

Doch droht alles dieses dem innersten Wesen ihrer Kirche die größte Gefahr, wie der Puseyismus die Englische Kirche unter- grâbt es is eine Feuerprobe für beide, Merkwürdig is in- zwischen, daß von den in diesem Streite getheilten Tory - Jour- nalen diejenigen, welche, wie die Times und Morning Post Puseyitisch sind, alle Geld-Unterstüßungen von Seiten des Staa- tes ablehnen, die aber, welche die Partei der Evangelischen genom- men, und darunter namentlich der Morning Herald, auf die Verpflichtung des Parlaments bestehen, troß dem schlechten Zu- stande der Finanzen und der zunehmenden Döärftigkeit der arbei- tenden Klassen, große Summen für den Bau neuer Kirchen zu bewilligen, bis deren genug seyen, um die ganze Nation zu fassen. Wenn aber nun Sir Robert Jnglis seine Motion da- für erneuern sollte, wird man ihn natürlich fragen, fúr wen denn

diese Ausdehnung des Kirchenwesens bestimmt sey, ob für die |

protestantische Kirche, deren Aufrechthaltung die Königin be- shworen hat, oder für die fatholishe Kirche, wovon die Oxforder Herren träumen und die manche ihrer Jünger so eifrig zu verwirklichen suchen.

Die Versammlung der Fabrikanten zu Leeds hat nun ebenfalls stattgefunden. ; sich natürlich, wie bei allen Gelegenheiten dieser Art, Jeder um die ette, alles recht ins Schwarze zu malen, und das Schlimme noch schlimmer zu machen. Dabei unterließ man denn auch nicht das

beliebte Zahlenspiel, womit die Parteien einander heut zu Tage | so vielen Dunst vormachen, und die, je nachdem man sie stellt, |

alles beweisen müssen, was man nur immer beweisen will. Die beste Würze aber waren die Drohungen, die man gegen die Guts- herren fallen ließ, und welche in dem Verhältnisse zunehmen, in welchem die Tory-Organe auf das parlamentarische Uebergewicht ihrer Partei pochen. Diese Art zu reden, wird den Fabrikanten auch immer mehr die Massen gewinnen, welche bekanntlich nichts so sehr kißelt, als wenn man von ihrer Fähigkeit spricht, die, welche die Gewalt úber sie úben, durch ihre Menge zu úberwältigen. Auch is die League wenigstens so weit gekommen, daß die Char- tisten ihre Versammlungen nicht mehr unterbrechen, Wenn nun nach der Versammlung des Parlamentes es sich auch zeigt, daß alle Hoffnung, welche alle Toryblâtter und einzelne Tories für die Abschaffung des Armengeseßes gemacht, eine Täuschung war, fo dürften sie wohl aus bloßen Zuschauern thätige Gehülfen der League werden, Morgen erhalten wir wohl den Bericht über die Versammlung zu Manchester, Die Morning Chronicle seßt heute ihre Gespräche fort,

Es i |

Jn der Stel: | lung der Kanzel und der Gebetpulte, in der Kleidung und den | Gebehrden der Geistlichen, selbst beim Reichen des Abendmahls, | werden allerlei Veränderungen vorgenommen, von einzelnen Geist- | Es sind |

Auch die erneuerte Strenge zur | Beobachtung einer alt- testamentarischen Sabbathfeier, welche so |

Da man nur zum Klagen zusammenkam, so beeiferte |

H, London, 18. Dez. Sie kdnnen sich keine Vor- ]stelung machen von den pecuniairen Verlusten, welche alle Klassen in England durch die Entwerthung Amerikanischer Staats - Papiere, durch die schlimme finanzielle Lage eiai- ger Amerikanischen Staaten und den gänzlichen Ruin der meisten Amerikanischen Banquiers erlitten haben, Für diese Geld - Anlegungen hatte man lange Zeit in England eine große Vorliebe, und zwar nicht nur von Seiten jener Klassen der Fi- nanzz-Spekulanten, die stets bereit sind, ihr Kapital in den verwirrtesten und ungewissesten Unternehmungen zu wagen, und die gewöhnlich nur darauf denken, ihre Verluste den Leichtgläubigen und ihren Mitbewerbern zuzuschieben, sondern auch unter jenen großen achtbaren Mittelklassen, die in den Bereinigten Staaten ein vollkommen sicheres Mittel gefunden zu haben glauben, um durch die Berwen- dung Englischer Kapitalien zu inneren Verbesserungen in jenen neuen Ländern höhere Zinsen zu erlangen, als es in England möglich ist. Diese Berechnung war richtig hinsichtlih der Art der Operatig- nen, aber sie hat sich als durchaus trúgerish erwiesen, insofern man zu leicht annahm, daß die auf solche Weise geliehenen Summen mit Klugheit verwendet und auf redliche Weise berechnet werden würden, Die Unfälle, welche jeßt dem Amerikanischen Kredit und dem Britischen Vertrauen einen dauernden Schlag verseßt haben, hâtten ohne den gänzlichen Mangel jener beiden Eigenschaften nicht eintreten können. Das Resultat ist, daß eine große Anzahl Familien ihr mühsam erworbenes Vermögen, das sie in Amerika- nischen Fonds und Amerikanischen Gesellschaften permanent ange- legt hatten, vertoren haben.

Der Staat, welcher den omindsen Namen des Mississippi führt und der wegen seiner Finanzspeculationen an die Rue de Quincampoix in Paris zu Law’s Zeiten erinnert, hat den Weg zu einem Verfahren gebahnt, den, wie man fürchtet, auch die übrigen betreten dürften. Die demokratische Partei hat einen Gouverneur wieder erwählt, dessen positiver Anspruch an seinen Konstituenten in der Nicht - Zahlung der Obligationen besteht, wozu sich früher derselbe Gouverneur als Repräsentant der souverainen Gewalt des Staats mit seiner Un- terschrift verpflichtet hatte, Sie ernennen Richter, welche verpflich- tet sind, die geseßlichen Ansprüche der Jnhaber jener Papiere zu verwerfen, und sie wählen eine geseßgebende Bersammlung, die fest entschlossen ist, die Steuern nicht zu bewilligen, wodurch allein die Zinsen der Anleihe gezahlt und der Kredit des Staats wieder gehoben werden können, Wir haben in den leßz- ten Jahren hinreichend Gelegenheit gehabt, die Folgen der natio- nalen Bankerotte zu beobachten, die durch Bürgerkriege, Anarchie, übermäßige Lasten, oder durch die äußerste Nothwendigkeit veranlaßt wurden; aber feiner derselben fand statt, ohne daß die Ungerechtigkeit und das Elend eines solchen Verfahrens laut aner- fannt und die Hoffnung ausgesprochen worden wäre, daß günsti- gere Umstände die Wiederaufnahme der Zahlungen gestatten wurden.

Das Verfahren des Staates Mississippi ist ohne Beispiel in der Finanz-Geschichte: ein Handels-Staat zerstórt absichtlich das Prinzip des National- Kredits und tödtet den Vogel, dessen goldene Eier den Vereinigten Staaten so reichlich zugeflossen sind. Der einzige Grund, den der Gouverneur M’Nutt zur Vertheidi- gung seiner populairen Doktrin von der Zurückweisung der Schuld- verschreibungen vorbringt, ist, daß die Mississippi - Bank und die Bank der Béreinigten Staaten über die in Nede skehenden Obli- gationen in London auf betrügerische Weise disponirt hätten. Aber die Echtheit der Obligationen selbst wird deshalb nicht bestritten. :

Man hat die Hoffnung ausgesprochen, daß die richterliche Autorität des höchsten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten in diese gewaltsame Verdrehung der Geseße, wodurch die fremden Fonds - Jnhaber so sehr benachtheiligt sind, und der Kredit der ganzen Union so ernstlih bedroht wird, einschreiten werde. Jch kann jedoch nicht begreifen, daß dem Central - Gerichtshofe mehr, als der Central-Regierung wirksame Mittel zu Gebote ste- hen sollten, irgend einen Staat zu zwingen , sich selbs zu be- steuern, wenn eine große Mehrzahl der Bevölkerung beschlossen hat, den National - Kredit nicht als eine bindende Verpflichtung zu betrachten. Nichtsdeskoweniger wird die Frage wahrscheinlich unter einer oder der anderen Form vor den höchsten Gerichtshof fommen, und das Urtheil desselben ist als die Hauptbasis zu be- trachten, worauf die Fonds- Jnhaber spätere Ansprüche gründen fönnen, Jandessen sind ja selbst schon Beispiele vorgekommen, daß rechtskräftige Urtheile des Bundesgerichts durch die exefutive Gewalt nicht zur Vollsireckung kamen.

Niederlande.

Nus dem Haag, 19, Dez. Se. Majestät der König ha ben den Monsignor Jnnocentius Ferrieri, Kammerherrn des Pap- stes, als Vice-Superior der Holländischen Mission und Geschäfts träger des Pâpstlichen Stuhls beim Niederländischen Hofe, an der Stelle des Monsignor Franciscus Cappacini anerkannt.

Gestern Abend war im Palast Jhrer Königl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich ein fostumirter Ball, dem auch der König und die Königin beiwohnten,

Belgien.

Brüssel, 18, Dez. Der König und die Königin sind heute mit einem besonderen Convoi auf der Eisenbahn nach Mons ab gereist.

Jn der heutigen Sißung der Repräsentanten-Kammer wurde die Erórterung des Budgets des Jnnern eróffnet. Herr Eloy de Burdinne verlangte Ersparungen, und beklagte sich Úber die Anle- gung der Eisenhahnen und über die Einsezung von Konsulaten, die nah ihm ganz unnúbß sind. Er sieht mit Schmerz die frucht- losen Opfer, die man zu Gunsten der Jndustrie und des Handels, zum Nachtheil des Ackerbaues bringt. Er wird das Budget nur votiren, weil man ihm versprochen hat, das bis jeßt befolgte un- selige System aufzugeben, Herr Sigart tadelte es unter An- derm, daß gewisse Provinzen nicht nach ihrer Bevölkerung in der Kammer repräsentirt seyen und daß andererseits, dem Artikel 54 der Conskitution zuwider, die Zahl der Senatoren die Hâlfte der Deputirten übersteigt. Der Minisker des Znnern erÉlarte in Be- treff der Unzulänglichkeit der Anzahl von Repräsentanten gewis- ser Lokalitäten, er sey nicht vorbereitet, auf diese Bemerkung zu antworten, und bemerkte, was die Zuwiderhandlung gegen den Artikel 54 der Verfassung betrifft, so liege davon die Schuld am Senat und nicht an der Regierung.

Herr J. Kindt, der nebst dem Grafen Lehon mit den kom- merziellen Unterhandlungen zu Paris beauftragt war, ist vor- dg hier angekommen, er wird nächstens nach Paris zurúck- reisen,

Während des Monats November 1841 wurden auf der Ei- senbahn 176,545 Reisende befördert; dieser Transport brachte 280,205 Fr. 43 C. ein. Während des Monats November 1840 waren nur 151,133 Reisende befördert worden, und die Einnahme dafúr betrug nur 254,340 Fr, 21 C,

Desterreich. x é

Wien, 18, Dez. (Schles. Ztg.) Wie ich so eben höre, hat sich die Frage wegen einer Veränderung unserer Zoll-Verhält: nisse, worúber seit furzem hier abermalige Berathungen, die sich anfangs sehr zu Gunsten dieser Frage hinzuneigen schienen, gepflo- gen wurden, in Folge vieler, hauptsächlich aus Ungarn und Böh- men dagegen erhobenen Vorstellungen ungünstig gestaltet und ist fúr jeßt und die nächste Zukunft bereits so viel als negativ ent- chieden, j i; j E His Vormittag war in der hiesigen Russischen Kapelle aus Anlaß des Namensfestes Sr. Majestät des Kaisers Nikolaus ein feierlicher Gottesdiensk, welchem, außer dem Personal der hiesigen Russischen Botschaft, auch Fúrst Milosch in seinem glanzvollen National-Kostúme, das mit vielen Orden und dem großen Bande des Stk, Annen-Ordens verziert war, beiwohnte.

Spanien.

Madrid, 11. Dez. Die Hof-Zeitung enthält in ihrem heutigen Blatte ein Dekret des Regenten, wodurch allen Offizie- ren und Soldaten, die an dem Aufruhr im Oktober theilgenom- men haben, Verzeihung bewilligt wird.

Türkei.

Konstantinopel, 30. Nov. Die Englische Gesandtschaft ist in Teheran eingetroffen, wo fie auf das glänzendske empfangen wurde. Mehrere Meilen weit waren an der Straße Früchte aus- gestellt, zur Erquickung der Fremden; mehr als 10,000 Mann ka- men dem Zuge entgegen; bei der Stadt empfing der erste Mini- ster den Gesandten und am Thore wurde ihm im Namen des Schah ein reichgeschmüccktes Pferd übergeben, Die Herren Todd und Abbott, welche der Gesandtschaft attachirt sind, wurden bei Bajazid von den Kurden beraubt und Herr Todd an der Hand verwundet. Billul - Pascha, Gouverneur von Bajazid, soll das Haupt dieser Bande und so lange er im Amte bleibt, an eine Ab- húlfe nicht zu denfen seyn.

Konstantinopel, 1. Dez, (A, Z.) Nach einer kurzen Unterbrechung von einigen Tagen beginnen wieder neue Truppen- massen ihre Bewegung nach dem Süden gegen die Griechische Gränze hin. Die Sache scheint eine neue Verwikelung eingehen zu sollen. Die Pforte will Umtriebe entdeckt haben, die in Thessa- lien von den Griechischen Philorthodoxen genährt, von Frank: reich aus auf das angelegentlichste unterstüßt, jeden Augenblick einen Ausbruch gewaltsamer Ereignisse im Süden der Eur: pâi- schen Türkei besorgen lassen sollen, Die Vorstellungen der frem- den Repräsentanten scheinen unwirksam, da das Mißtrauen der Pforte gegen das Griechische Gouvernement und vorzugsweise gegen Frankreich keine Gränzen mehr kennt, Geskern sind neue Besehle an mehrere irregulaire Corps nach Albanien abgegangen, den Marsch nach Larissa sogleich anzutreten, und die Thätigkeit in den hiesigen Arsenalen hat sich verdoppelt, Dieser panische Schrecken, eingejagt von dem Gespenst einer christlichen Jnsur- rection in Masse, treibt die Pforte zu enormen Auslagen, wobei man sich nur wundern muß, daß die erschöpften Kassen der Otto- manen nicht gänzlich versiegen,

Die neueste nach Berlin gekommene Nummer der Türkischen Zeitung Takwimi Wakaji vom 10, Schewwal (26, Novem- ber) enthált noch verschiedene Artikel, die wir ihrem Haupt - Jn- halte nach mittheilen : |

Da der Muschir von Kreta diese Jnsel musterhaft verwaltet, und somit ein besonderer, die finanziellen Angelegenheiten der Jn- sel leitender Defterdar unnöthig geworden: so hat der Sultan den bisherigen Defterdar Salih Bei zu verabschieden und dem erwähnten Muschir auch die Verwaltung der Finanzen von Kreta zu úbertragen geruht, Ein Finanzrath ist ihm als untergeordneter Dirigent dieses Verwaltungszweiges aus Konstantinopel zugeschickt worden. Der Direktor der Großherrlichen Posten, Ahmed Schukri Bei, besaß zwar das Abzeichen der Würdenträger vom zweiten Rangez aber sein Amt war noch nicht in die Großherr- liche Rangliste eingetragen. Einem Befehle Sr. Hoheit gemäß ist dies jeßt geschehen, und der Direktor der Posken rangirt nun mit dem Direktor des Rechnungs-Büreau?s am Handels-Ministerium, Da der bisherige Defterdar von Saida (Sidon), Edhem Bei, an das dortige Klima sich nicht gewöhnen konnte und die meiste Zeit frank danieder lag: so hat der Sultan einestheils, da- mit die Geschäfte dieses Ejalets nicht ins Stocken gerathen, und anderentheils auch, um die Gesundheit dieses Beamten vor gânz- lichem Ruin zu shÜÚben, das besagte Amt von seinen Schultern genommen und einen anderen fähigen Mann, den Ex - Muhassil von Monaftfir, Jßmail Bei, damit begnadigt. Der zur Strafe seiner Vergehen aus Kjutahie nach Brussa verbannte Nafis Efendi war, wegen schwerer körperlicher Leiden, zu de- ren Heilung an dem Orte seines Erils nichts Erkleckliches gesche- hen konnte, um Gnade eingekommen. Ein ähnliches Gnadenge- such hatte seine in Konstantinopel wohnende hochbejahrte Mutter, aus Sehnsucht nach Wiedervereinigung mit ihrem Sohne, einge- reicht, und in Gemäßheit eines unter solhen Umständen vom Sultan befräâftigten Gutachtens des Ober - Justiz - Kollegiums ist Nafis Efendi nach Konstantinopel berufen worden, jedoch unter der ausdrúcklichen Bedingung, daß er hinführo nur in seinem Hause am Bosporus sich aufhalte und mit Niemanden in Ver- fehr trete, An der Stelle des bisherigen Muschirs von Diar- bekr, Sekerja Pascha, ist Mehmed Wedschihi Pascha Úber dieses Ejalet gesekt worden, Das Ejalet Konje, dem Leßte- rer bisher vorgestanden, hat Jbrahim Pascha (nicht der Sohn Mehmed Alis) erhalten.

La-Plata-Staaten.

Buenos - Nyvres, 30, Sept, (Franz. Bl.) Die Nach- richten aus dem Jnnern lauten widersprechend, was die Bewe- gungen Oribe?s betrifft, der in Tucaman eingezogen seyn soll; un- zweifelhaft aber scheint es, daß einer von Rosas Generalen, Al- das, am Uten des vorigen Monats in der Provinz Mendoza von Lamadrid geschlagen und zur Flucht genöthigt worden ist. Man sagt, daß neue Verstärkungen abgehen werden, um die Trup- pen auf 5000 Mann zu bringen.

Unsere Flotte is in den Hafen zurückgekehrt, und man glaubt, daß Coe, der Admiral von Montevideo, die Absicht hat, sie anzu- reifen. 5 Nachrichten aus Corrientes melden, daß dort Kaufleute mit Erzeugnissen von Paraguay, namentlich mit Taback und Thee an- gekommen sind, und daß sie angefangen haben, aus dem Traktat Bortheil zu ziehen, Das einzige Hinderniß für den allgemeinen Handel find die Hemmungen, welche Rosas der Schifffahrt auf dem Parana in den Weg legt,

Montevideo, 26, Sept. (Nor d-Amer, Bl.) Die Re- gierung von Montevideo hat die Vermittelung Englands in ihrem

| vermöchten,

1605

Streite mit Buenos - Ayres angenommen, und Herr Mandeville, der Britische Gesandte in Buenos - Ayres, wird nun, dem ihm

von seiner Regierung ertheilten Auftrage gemäß, wo möglich eine |

gütliche Vereinbarung zwischen den streitenden Theilen zu Wege bringen, was indeß {wer seyn möchte, wenn es wahr ist, daß Rosas sich entschieden geweigert hat, die Unabhängigkeit von Montevideo anzuerkennen oder auch nur mit dem jeßigen Präsi- denten Ribera zu unterhandeln. Gegen diesen Entschluß des Prà- sidenten Rosas -hat jedoch, wie es heißt, der Französische Geschäfts- träger in Buenos-Ayres Verwahrung eingelegt, da er dem zwischen Frankreich und Buenos-Ayres abgeschlossenen Traktate zuwider ist, welcher die Anerkennung der Unabhängigkeit der Republik Uru- guay ganz ausdrúcklich stipulirt. Der Franzósische Geschäftsträger soll sogar dieser Sache wegen seine Pâsse gefordert und erklärt haben, daß nur Französisches Pulver den Präsidenten Rosas zur Bernunft zu bringen vermöge; man glaubt daher einer neuen Blo- fade entgegensehen zu müssen.

T n la i d. Koln, 19, Dez (K. 3)

Theilnahme aller Klassen unserer Bevölkerung über die chrenvolle Berufung unseres bisherigen ersten Stadt - Kommandanten, Sr. Excellenz des Herrn General-Lieutenants von Colomb, zum Kom-

mandanten der Hauptstadt des Reichs und zum Chef der Gens- darmerie aussprach, so war doch auch eben so allgemein das Be- dauern, diesen ausgezeichneten und vortrefflichen Mann verlieren, der fich in gleich hohem Maße die Verehrung und Anhänglichkeit des Militairs wie auch der Bürgerschaft zu erwerben und zu er- halten gewußt hatte, Der hiesige Verein der Freiwilligen hatte daher nicht unterlassen wollen, seinem berúhmten Ehrenmitgliede, dem gefeierten Führer eines Freicorps im Befreiungskriege, dem Sieger von Zwickau, vor seinem Abschiede von Köln Beweise der würdigsten Hochachtung zu geben, Zu dem Ende hatte der- selbe den Herrn General-Lieutenant von Colomb zu einem Festk- mahle eingeladen, das am gestrigen Abende in dem „Hotel zum Königlichen Hofe“ stattfand. Jn dem festlich dekorirten großen Saale war, dem Gefeierten gegenüber, die Büste unseres allge- liebten Königs aufgestellt; an der Rückwand, Über seinem Siße las man die Worte: „Zwickau! Colomb!“ zwischen welchen ein lorbeerbefränztes Schwert zu sehen war, Unmittelbar vor Sr. Excellenz befand sich ein sehr kunstreich verfertigter Aufsaß, eine Siegessaule vorstellend, auf deren Spiße der Preußische Adler mit ausgebreiteten Flügeln schwebte, in ihrer Mitte hing ein Schild mit der Aufschrift: Zroikau, am 29, Mai 1813. Um die Sâule herum lagen zertrümmerte Waffen, Fahnen und Geschüß, Beim Eintritt des Herrn General-Lieutenants Excellenz verkündete ein Trompetenstoß seine Ankunft und ein dreifaches Hurrah soll ihm entgegen. Den Kameraden wurde die Mittheilung gemacht, daß fúr die Dauer des Feskmahls die Parole „Zwickau“ und das Feldgeschrei „Colomb“ sey. Bald nachhee-erdob sich der Prâäsi- dent der Königlichen Regierung, Herr, von Gerigch, und brachte den Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Königs aus. Mit unbeschreiblichem Jubel wurde dieses Hoch von der sehr zahlreichen Gesellschaft wiederholt und darauf der Volks - Gesang der Preußen: „Wo ist das Volk 2c.“ nach Spontini’'s herrlicher Melodoie gesungen. Nach einer Pause brachte der Appellations- Gerichtsrath, Herr von Ammon, die Gesundheit des Helden aus, dem die schône Feier galt, worauf mit Begeisterung ein von dem Mitgliede des Vereins, Herrn Dr. Smets, gedichtetes Festlied nach der Weise: „Frisch auf zum fröhlichen Jagen“ gesungen wurde. Sichtbar gerührt erhob sih nun der Gefeierte und sprach seinen Dank für das ihm bereitete Fest aus, indem er zugleich die Zeit, wo er der Führer eines Frei-Corps war, die schönste seines Lebens nannte. Besonders erwähnte er des Umstandes, daß die Freiwilli- gen, blos ihrer Begeisterung für das Vaterland sich überlassend, wenig auf die Mühseligkeiten eines Feldzuges vorbereitet und un- gewohnt der militairischen Disziplin, sich doch eben in dieser Be- ziehung bei allen vorkommenden Fällen höchst ehrenwerth gezeigt und gleich alten Soldaten jede Beschwerlichkeit ohne Murren ge- tragen und den musterhaftesten Gehorsam an Tag gelegt hätten. Zum Schlusse brachte er dem Vereine ein Hoch aus und fúgte dann nach einer Pause hinzu, da nun doch der Affaire von Zwickau Erwähnung geschehen sey, so wolle er noch darauf bezúgtich des ergößlichen Umstandes erwähnen, daß, als Alles voruber und die Verwundeten in einem Bauernhause untergebracht worden waren, der feindliche Anführer ihn um ein schriftliches Zeugniß in Fran- zösischer Sprache ersuchte, daß er sich tapfer gewehrt habe, was

ihm denn auch Se. Ercellenz, damals Husaren - Rittmeister, zwar nicht in Französischer, wohl aber in Deutscher Sprache dahin aus-

fertigte, daß er sich so lange gut gewehrt habe, bis er der Tapfer-

keit der Preußischen Freiwilligen nicht mehr habe widerstehen kön-

nen*), Nach und nach wurden nun noch mehrere patriotische Lieder,

„Des Deutschen Vaterland“, „Das Blücherlied“, „Der freie Deutsche

Rhein“'2c., gesungen, und ein Sänger trug ein auf die Veranlassung der Feier passendes Lied nach der Weise „Denkst du daran“ mit vie-

lem Gefühle vor, worauf Se. Excellenz von der Gesellschaft unter

nochmalig ausgesprochenem Danke herzlih und gerührt Abschied

nahm. Die úber 120 Theilnehmende zählende Versammlung blieb

noch lângere Zeit vereinigt, in Gespräch und Gesang jener großen

Tage der Vaterlands - Vertheidigung und des gefeierten Mannes

eingedenk, den Alle mit Wehmuth aus unseren Mauern scheiden

sehen.

R _DaLA.

Die Deutsche Autipoden- Kolouie in Australien.

Es if in der neuesten Zeit an verschiedenen Orten Deutschlands gleichzeitig ein Verlangen kund gegeben und öffentlich erörtert wor- den, welches eben deshalb gewiß nicht unbegründet zu nennen if, Dieses Verlangen hat einen doppelten Zweck, Zuvörderst die im- mer zahlreicher werdenden, rathlosen und oft betrogenen Deut- schen Auswanderer auf einem Punkte fremder Welttheile zu ver- einigen, wo sie, sich ansiedelnd, Deutsche Sprache, Bildung, Ge- sittung, Gewohnheiten bei angestammtem Glauben bewahren, und das Ererbte treu ihren Kindern und Nachkommen zu überliefern Ein so gerechtes Verlangen wird aber in den weiten Steppen und Gefilden des Westens der Vereinigten Staaten von

tord- Amerika, wo die Englisch redenden Amerikanischen und

| Britischen Ansiedler die Mehrzahl bilden, niemals befriedigt wer-

*) Zur näheren Würdigung dieser Affaire diene die Notiz, daß der

| Herr General-Lieutenant von Colomb mit nur 83 Husaren, worunter |

| | | | [ l

80 Freiwillige, mehr als 500 Mann Französischer Fnfanterie und Ftalienischer Kürassiere, die die Bedeckung von 18 Kanonen, 6 Hau- bißen und 50 Munitionswagen ausmachten, gefangen nahm und das genannte Geschüß nebst 700 Pferden erbeutete.

(Aer, Ver Nein, 20)

Wie unverholen sich auch die |

den können. Früher oder später werden die Deutschen dort, ent- weder anglisirt oder bilden, wie in Pennsylvanien, wohin vor mehr als einem Jahrhunderte zahlreiche Deutsche Auswanderer zogen und sich neben einander ansiedelten, ein Mischvolk, welches, außer Verbindung mit dem Mutterlande, die angestammte Sprache, Bildung und Literatur allmälig aufgiebt, ohne sich die der um- wohnenden Anglo-Amerikaner zu erwerben, also bei leiblihem und materiellem Gedeihen, der edelsten Güter des Menschen verlustig geht und in jeder Geistesrichtung zurückbleibt, Gleiche Erschei- nungen stehen bei Deutschen Ansiedelungen zu befürchten, die in der neuesten Zeit auf der Westküste des ungeheuren Festlandes von Neu - Holland versucht worden sind.

Nur auf einem beschränkten Raume, wie ihn eine oder meh- rere Jnseln bilden, die, durch das Meer abgeschlossen, doch wie- derum durch Schifffahrt mit dem Deutschen Mutterlande in un- unterbrochener Verbindung bleiben, läßt sich ein Germanisches Neu-Deutschland festhalten, wie es die Sachsen, die Normannen, und Skandinavier einst in England erschufen, in Sicilien aber einbüßten.,

Es würde aber cine solche Deutsche Kolonie in der Jnselwelt der Südsee, ebenmäßig das andere in unserer Zeit laut gewordene Verlangen befriedigen, Deutschland nach und nach eine zahreichere Handelsflotte, die Grundlage jeder Seemacht, zu geben, seinen Matrosenschulen durch die Seefahrt und den im näheren Nor- den allmälig erskterbenden Walfischfang größere Ausbildung zu ge- währen und seinen Waaren aller Art unter einer Deutschen, der heimathlichen Bedürfnisse nicht entwöhnten Bevölkerung einen stets wachsenden Absaß zu sichern, Nur wenn Deutsche auh im fremden Welttheile der Gesinnung und Lebensweise nah Deutsche bleiben, fann dieser Zweck erreicht werden. Dies lehrt schon das Beispiel Groß-Griechenlands, Vorder-Asiens und Aegyptens unter den Ptolemäern, wie ihr Verhältniß zu Hellas, so das der Ver- einigten Staaten, Kanada's, Neu-Hollands und Neu-Seelands zu Großbritanien. Das Britische Reich, welches in unserer Zeit wie eins Deutschland ein neuer Mutterboden der Völker (vagina genlium) für die anderen Welttheile geworden ift, hat bereits in der Amerikanischen Vereinigung seit deren Unabhängigkeit einen neuen stets sich erweiternden Markt für seine Erzeugnisse gefun- den, wie auch rir ihn uns schaffen fönnen und sollen.

: Bei solchen von der Gegenwart lebhaft empfundenen Be- durfnissen kann nichts erwünschter seyn, als der von Hamburg, der größten Deutschen Seeskadt, ausgehende, reiflih erwogene und bereits zur Einleitung geforderte Entwurf einer Deutschen Antipoden- Kolonie auf der 1791 entdeckten, nur von wenigen Ein- geborenen bewohnten Chatham - Jnselgruppe, unter dem milden Klima des 44sten südlichen Breitengrades und in 133° westlicher Länge von Greenwich. Wir theilen daher zuvörderst nachstehende eben in Hamburg erschienene Ankündigung mit, die, wie die ganze Jdee, dem Vernehmen nach einer der edelsten, weitschauendsten und eines nicht auf Europa beschränkten Rufes genießenden dortigen Magistratspersonen ihren Ursprung verdankt. Auf den Abdruck dieser Ankündigung lassen wir dann eine kurze Erzählung dessen folgen, was von Hamburg aus bereits geschehen ist und Preußen, so wie dem gesammten Deutschen Vaterlande, zur voll- sten Mitbenußung dargeboten wird,

__ Die Auswanderung roher Arbeitskräfte ist die natürliche Folge Übertricbener Zerstückelung des Grundeigenthums in manchen Gegen- den Deutschlands. Jhre Verhinderung würde eine eben so schwierige, als undankbare Aufgabe der Regierungen bilden. Auch dem wachsen-= den Zudrang der gebildeten Stände scheint das Vaterland nicht úber- all einen genügenden Entwickelungsraum zu gewähren. Das sich im Frieden anhäufende Kapital fängt schon an, fih nah auswärtiger Beschäftigung umzusehen. Um diese Elemente der Colonisation, welche sich in den Wäldern des Mississippi-Gebiets, in den Steppen am schwar- zen Meer jedem Zusammenhang mit dem Stammlatide entfremden, nicht bloß zur Verpflanzung, sondern zu maritimer Wechsel-Anregung Deutscher Volkseigenthümlichkeit zu vereinigen, fehlt nur zweierlei: Land und Mutlh.

Weitverzweigte Bemühungen zur Ermittelung eines für Deutsche Ansiedelung in einem der gemäßigten Erdstriche geeigneten Gebiets, haben zu der Ueberzeugung geführt, daß mit den Amerikanischen Re- gierungen und mit den Englischen Colonisations-Gesellschaften Verein- barungen möglich sind, welche nationaler Entwickelung eine freilich durch die nachhaltige Theilnahme des Mutterlandes bedingte Zukunft versprechen. Zugleich aber haben sie den Gedanken angeregt, durch die Erwerbung einer isolirten, ausschließlich Deutschem influß Über- lassenen occanischen Station, die Verbindung mit den Colonisations- gebieten Amecifas , Afrikas und Australiens einzuleiten und die Be- dingungen jener nationalen Entwickelung praktisch festzustellen. Durch den Besi cines solchen Anknüpfungspunktes in weitester Ferne würde cine Deutsche Colonisations-Gesellschaft befähigt werden, allmälig den Faden der Auswanderung wie das Gewebe der Spinne Über einen der Größe des Deutschen Volkes angemesseneren Raum zu verbreiten.

Die Grupve der Chatham- Fnseln in geringer Entfernuna von Reu-Sceland, bietet dem Versuch Deutscher Colonisation einen solchen Anfknüpfungspunkt dar, Die Neu-Seeländische Gesellschaft in Lon- don is zur Uebertragung ihrer durch landesüblichen Kauf von den Eingebornen erworbenen Etgenthumsrechte gegen eine Summe bereit, welche zu der Erwerbung gleicher Rechte durch eine Deutsche Expe- dition schwerlich ausgereicht haben würde. Noch weht auf dieser Jn= selgruppe nur die Flagge von Neu-Seeland. Kann indeß auch" die Britische Krone auf Broughtous Entdeckung und spätere Occupation cinen Anspruch an die Hoheit über diesclbe gründen: so ermangelt doch eine von der Neu-Seeländischen Gesellschaft nachdrücklich unter- stüßte/ diplomatisch vertretene Verhandlung Über cine die Erhaltung Deutscher Nationalität sichernde Uebereinkunft keineswegs gegründe- ter Aussicht guf Erfolg.

Wenngleich von geringem Umfang gewährt diese Fnselgruppe doch während einer Generation den Auswanderern , welche von Monat zu Monat in Deutschen Häfen befrachtete Schiffe ihr zuführen fönnten, zu Arbeit und Unterhalt hinlängliche Akerflächhe. Schon jeßt versor= gen sich die Walfischfänger der Südsce dort mit Schweinen und Kar- toffeln. Ein unerschdpflicher Vorrath von Neu-Seeländischem Flachs Phormium tenax nimmt den erwachenden Kunsifleiß der Ein- geborenen in Anspruch. Dem Anbau Europäischer Cerealien is Bo- den und Klima günstig. Unter gleicher Breite wünscht man in Wel- lington, der an der Cooksiraße belegenen künftigen Hauptstadt Neu- Seclands , die Rebe durch Deutsche Winzer zu akklimatisiren. Der ODelbaum gedeiht daselbsi, und noch an dec kälteren Südspibe der süd=- lichsten unter den Neu-Sceländischen Fnselu blüht die Myrthe. Das maritime Klima der dem Acquator um mehrere Grade näheren Cha- tham-Jnseln soll Vorzüge vor demjenigen Neu-Seelands haben , auf welches die kälteren Luftstrdme der Schneegebirge ihreu Einfluß âu- ßern. Ja, der Zweifel, ob Überall der Winter auf den Chatham-Jn= seln die Atmosphäre bis unter den Gefrierpunkt abkühlt , läßt der Hoffnung Raum, bei den Antipoden der Provence selbst die Orange zu durchwintern.

Nach einer mündlichen Acußerung Edward Gibbon Wakefield's, den man als den Urheber des mit so glänzendem Erfolg in Australien und Neu-Seeland angewandten, sich selbst erhaltenden Colontsations- Systems betrachtet, würde man das Minimum des Verkaufpreises für eine auf mindestens 200,000 Acres zu berechnende Ackerfläche auf 2 Pfd. St. den Acre zu bestimmen haben, wovon cine Hälfte zu un- entgeltlicher Ucberstedelung der erforderlihen Arbeiter, die andere, nach Bestreitung des dentlichen Aufwandes, zur Verzinsun und zum Ersaß des Vorschusses der Gesellschaft genügen würde. as Bei