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des Miniskeriums des Jnnern s Rogier von neuem gegen das Ministerium. „Der Herr Minister des Jnnern“, sagte er, „hat Jhnen das gestanden, was wir ihm vorgeworfen T en nâmlich, daß das die Aufldsung der Kammer zu verhindern. Und warum die Auf:
lósung verhindern? weil sie eine liberale Majorität in die Kammer | gebracht hâtte. Dies war also kein Ministerium, um sich der An:
gelegenheiten des Landes anzunehmen, sondern ein Partei-Mini- sterium, welches die Wahlen in einem einer Partei günstigen
Sinne bewerkstelligen wollte. Das Ministerium hat alle seine |
Agenten unter das Banner des Klerus gereiht, welcher die Wahl- Operation leitete.“ — Der Minister des Jnnern: „Man hat für Sie das Nâmliche gethan.“ — Herr Rogier: „Dies is ganz falsch. Wre ich Minister gewesen, ich würde den Klerus aufge- flärt haben. Jh wäre ihm nicht in dieser Bahn gefolgt, Der Klerus hat zahlreiche Schritte gethan, Besuche sind bei den Wah- lern gemacht worden. Wohlan! was is geschehen? Jn den or- thodoxen Städten sind die durch die liberale Meinung unterstüß- ten Kandidaten gewählt worden. Man is dem Klerus ungehor- sam gewesen, zwar in politischer Hinsicht, aber vom politischen Ungehorsam is es nur ein Schritt zum religidsen Ungehorsam ; und diesen Schritt möchte ih nicht machen sehen.“ Der Redner warf hierauf dem Kabinet die Aufhebung der Direction des dffent- lichen Unterrichts vor, — Herr Peeters wundert sich, daß Herr Rogier den Klerus so lebhaft angreife, denn, zu Lüttich zurüdckge- wiesen, habe Herr Rogier nur der Unterstüßung des Klerus seine Wahl zu Turnhout zu verdanken, — Herr Nogier: „Jch habe den Beistand nicht vergessen , den die Katholiken mir in den Jahren 1831 und 1835 geleistet haben. Wenn der Klerus mich bei den Wah- len von Turnhout unterstüßt hat, so geschah dies, weil er meine Un- abhängigkeit, meine Unparteilichkeit, meine Mäßigung kannte. Jch bin stets der nämliche, unabhängig, unparteiisch gemäßigt. Wenn jene, die mich im Jahre 1831 unterstüßten, mich im Jahre 1841 heftig bekämpft haben, so geschah dies nicht, weil ich mich, sondern
weil sie sich geändert, Jm Jahre 1831 wie im Jahre 1841 habe |
ich mich mit der nämlichen Fahne, mit den nämlichen Grundsäßen gezeigt. Jch habe sie nicht aufgegeben, ih werde sie nie aufge-
ben.“ — Der Minister des Innern: „Wir haben bei der |
ersten politischen Diskussion, die sich in dieser Versammlung erho- ben hat, gesagt, daß seit 1830 eine gemäßigte, aus den gemäßigten Nuancen der beiden Meinungen gebildete Majorität bestand. Wenn wir uns der Auflósung widerseßt haben, so geschah dies nicht, weil man die fatholische Majorität retten wollte, sondern man wollte nicht, daß die gemäßigte Majorität durch eine Auflösung gefährdet würde, de- ren Wirkungen das Ministerium selbsk nicht hâtte bemeistern fönnen. Wir haben große Krisen bestanden; hoffen wir, daß sich deren feine ähnlichen mehr darbieten werden; hoffen wir, daß die nách- ]sten Wahlen nicht mehr unter der Herrschaft der Leidenschaften stattfinden werden, die durch Verlâumdungen aufgeregt worden, denen selbst Jene keinen Glauben schenken, welche die Verläum- dung benußen.“ Der Minister bemerkte, daß in Betreff des dentlichen Unterrichts nichts abgeändert worden sey; blos den Ti- tel eines Direktors habe man abgeschafft, Jn Betreff des mitt- leren und ersten Unterrichts bemerkte der Minister, daß er einen Bericht habe vorbereiten lassen, der zu Ende Januar werde ver- theilt werden. Er erklärte ferner, daß das Ministerium die Erdr- terung der Kammer úber wichtige Geseße abwarte. Wenn die Majorität ihm dann fehle, würde es sich zurückziehen.
Jn der heutigen Sißung der Repräsentanten-Kammer wurde die ÉErórterung des Budgets des Jnnern fortgeseßt, — Herr Deschamps bestrebte sich, daa gegonmärtige Ministerium gegen
dio ihm gomachton Vorwúrfe zu rechtfertigen. — Herr Devaux | wiederholte das schon früher mehreremale uber die Wahlumtriebe | Gesagte und fúgte hinzu, das Ministerium lebe nur durch die | Gunst und die Gnade des Klerus. — Herr Wallaert erklärte |
die Behauptung des Herrn Devaux, Geistliche hätten den Bauern
gesagt, sie würden verdammt werden, wenn sie für die liberalen |
Kandidaten stimmten, für eine Unwahrheit, —— Herr Nothomb: „Jch erkläre von neuem, daß ich das Portefeuille nur angenom- men habe, um eine Auflösung zu verhindern, nachdem die parla- mentarische Majorität schon durch die dem Falle des vori- gen Kabinets vorhergegangenen Ereignisse gefährdet war, Den Beweis des Gesagten giebt Herr Lebeau selbsk in seinem Bericht an den König, worin er sagt, daß die parlamentarische Majorität verschwunden sey. Das vorige Miniskerium würde vielleicht noch leben, wenn Herr Devaux nicht bei seinem Antritt gesagt hätte, es músse die Herrschaft einer Par tei bezeichnen.“ — Herr von Muelenaere wünschte dem Lande Glück, daß eine Auflösung verhútet worden, welche stets nachtheilig sey, — Herr Lebeau
behauptete, das frúhere Ministerium sey nur als ein Opfer einer |
ungerechten Opposition gefallen, indem es mehr ein gemischtes ge:
wesen sey, als das gegenwärtige, welches nur die Maske einer |
Mischung trage. — Nachdem Herr de Theux auf das Wort verzichtet hatte, wurde die allgemeine Erörterung geschlossen.
Mons, 18, Dez. JZJhre Majestäten der König und die É Cg : , Königin sind heute hier angekommen und im Gouvernements- Hotel abgestiegen,
X Brúüfsel, 20, Dez, Der von der Regierung für die Han- dels-Angelegenheit nach Paris abgesandte Húlfs-Kommissar is vor einigen Tagen zurückgekoinmen, jedoch um binnen kurzem, wahr- scheinlich mit den leßten Propositionen der Regierung dahin zurück- zufehren. Die Verhandlungen werden, wie verlautet, von den Fran- zösischen Kommissaren in die Länge gezogen. Ministerium nimmt offenbar Anstand, vor der ersken Prüfung seiner Majorität in der Kammer eine Entscheidung zu fassen. ob es gleich fortwährend den Wunsch zu erkennen giebt, eine Er- niedrigung des Tarifs in Bezug auf mehrere Belgische Haupt- Artikel den Kammern vorschlagen zu können. Bei den Unterhand- lungen haufen sich aber Dokumente auf Dokumente, die zur Ein- sicht genommen auch disfutirt, und dann unter dem Vorwande weiterer Instruction bei Seite „gelegt, um einige Zeit nachher wieder heroorgezogen zu werden. Die Geduld der Belgischen Unterhändler is mehr als einmal auf die Probe gestellt worden, Dabei zeigt sich von Französischer Seite eine große Zuverficht , in Betreff der etwaigen Resultate, Man glaubt, Belgien sey noth-
gedrungen, sich Frankreich anzuschließen, und die Hinweisung auf |
den Deutschen Zoll-Verein von Seiten der Belgischen Kom- missare, scheint nicht die geringste Besorgniß hervorgerufen zu haben ; allein die Folge wird lehren, ob Frankreich die Vortheile ewähren fann, welche Belgien nach seinem industriellen Gesammt- Zustand von Deutschland erwarten dürfte,
Dánemark.
Kopenhagen, 17. Dez. Nach der im Februar 1840 vor- genommenen Zählung betrug die Bevölkerung von Kopenhagen 120,819 Seelen. Jm Jahre 1834 war sie 119,292, im Jahre 1801 100,975, im Jahre 1787 90,032, im Jahre 1769 92,571, Bedeutender hat die Bevölkerung in den Provinzialstädten und
inisterium nur zur Gewalt gekommen sey, um |
verschen Angelegenheiten,
Das Französische |
1608
auf dem platten Lande im Verhältniß zugenommen. Die Bevöl- ferung der Provinzialstädte, die im Jahre 1769 nur 81,683 be- trug, war im vorigen Jahre 139,243,
Sämmtliche hier verhaftet gewesene Baptisken sind nun aus dem Arreste mit der Warnung entlassen, sich der Handlupgen zu enthalten, um derenttwillen sie verhaftet worden.
Deutsche Bundesstaaten.
A Leipzig, 22. Dez. Abermals erscheint hier eine neue Zeitschrift (im Verlag der Buchdruckerei von Sturm und Koppe), unter dem Titel: „Allgemeines Jnnungs- und Herbergs- Wochenblatt. Ein National - Anzeiger für Deutschland.“ Es wird, gegen sehr billige Jnsertions- Gebühren, aufnehmen: 1) Familien-Nachrichten für wandernde Gesellen, 2) Aufforderungen zur Rückkehr in die Heimath, 3) Gesuch und Anerbieten von Lehr- lingsstellen, 4) Aufenthalts - Anzeigen in Arbeit stehender Gesellen, 5) Gesuche und Anerbieten verkäuflicher Geschäfte, und andere für eine weite Verbreitung bestimmte Anzeigen.
Desgleichen hat das unlängst angekündigte Meßblatt, wel- ches mit dem schon bestehenden Anzeiger in Konkurrenz treten wird, seinerseits woieder einen Konkurrenten gefunden, an dem von Buschbeck herausgegebenen Fremden-Blatte, welches gleichfalls sein Absehen hauptsächlich auf die Messen richtet.
Abgesehen von diesen Blättern, welche, um so zu sagen, für |
den Hausbedarf geschrieben werden, sind auch in unserer höheren Zeitschriften-Literatur einige bemerkenswerthe Veränderungen ein- getreten, Von neueren auf dem hiesigen Plaße erscheinenden Zeitschriften sind zu erwähnen: die „Deutsche Monatsschrift für Literatur und dffentliches Leben“, herausgegeben von
Carl Biedermann (Verlag von B. Tauchniß jun.), von welcher |
in diesen Tagen das 1ske Heft versandt wird; die „Zeitbilder; Blatter für veltgidafittlihe Kultur Und Literatur“ (in demselben Verlag), als deren Herausgeber ein hiesiger theolo- gischer Professor genannt wird; „Mei ofeles 7 Une Urt von Zeitschrift, welche in zwanglosen Heften Skizzen aus der Gegen- wart des Deutschen Lebens und der Deutschen Literatur geben wird; (Verlag von Fr. Fleischer); die „Revue des Auslandes“, eine Bierteljahrsschrift, welche bei O. Wigand erschienen und diesen selbst, nebst einem Dr. Le Megie, zu Redacteuren haben wird: die „Bau- Zeitung“, eine Vierteljahrëschrift, von Nomberg. Außerdem wird auch die Jenaische Literatur-Zeitung nach Leipzig verpflanzt, indem sie von Neujahr an in den Verlag von F. A. Brockhaus über- geht, welcher sie, mit Unterstüßung Seitens der Weimarischen
Regierung und der Universität Jena unter dem Titel: „Neue d “S I j
Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung“ fortführen wird. Die Redaction derselben bleibt jedo:ch in Jena. Neben diesen neuen Zeitschriften erhalten sich die alten immerfort, theilweise zwar
wohl mit einem sehr bescheidenen Wirkungskreise, theilweise aber |
doch mit wachsendem Erfolge, ein Beweis, daß das Bedürfniß der Zeitungs - Lektúre auch bei uns im stetigen und raschen Vor- schreiten begriffen ist,
Stuttgart, 18, Dez. (Schwäb, Merk.) Gegenstand der Tages-Ordnung in der zweiten Kammer war heute die Ent- wickelung der Motion des Abgeordneten Knapp Über die Hanno- Der Abgeordnete stellt, nach vorausge- gangener Entwickelung dieser Motion, den Antrag, „die Staats- Regierung zu bitten, daß sie bei der hohen Bundes-Versammlung auf \chleunige Wiederherstellung eines geordneten Rechtszustandes im Königreich Hannover dringen möge.“ Nachdem auf den An-
trag des Abgeordneten von Zwerger die Kammer einstimmig be-
schlossen hacte, daß sofort auf die Berathung dieses Gegenstandes eingegangen werde, sprachen die Herren von Zwerger, von Scheur- len und Andere zur UnterskÜßung desselben, Der Antrag des Ab- geordneten Knapp wurde sodann durch Erhebung der sammtlichen Abgeordneten von ihren Sibßen einstimmig angenommen, und eben so der Druck dieser Motion auf den Antrag des Freiherrn von Sturmfeder in Folge geheimer Stimmgebung einstimmig be- schlossen,
Karlsruhe, 16. Dez. (A. Z) Staatsrath Nebenius hat die guf ihn gefallene Wahl der Stadt Heidelberg, der wiederhol- ten, durch eine Deputation der Wähler ihm vorgetragenen Bit- ten ungeachtet, definitiv abgelehnt. Man sagt, er wolle jeden An- laß vermeiden, der ihn mit seinen früheren Kollegen in unange- nehme Berúhrungen bringen könnte,
Braunschweig, 18. Dez. (Stände-Verh.) Wir haben in einem früheren Artikel (Nr. 343 der St, Ztg.) über die Ver- handlungen der Braunschweigischen Stände gemeldet, daß diesel- ben am 1. November zusammengetreten seyen; daß das Ministe- rium ihnen vorgelegt habe, 1) einen Geseß- Entwurf ber Modi- ficationen und Ergänzungen der neuen Gemeinheits- Theilungs- Ordnungz 2) einen Geseß-Entwurf über die städtischen indirekten Abgaben zu Braunschweig und Wolfenbüttel; und damit zusam- menhängend einen Geseß-Entwurf einer allgemeinen Múhlen-Ord- nung, über Verkauf der Mühlen in Braunschweig und Wolfen- büttel und úber Entschädigung der Kämmerei in Wolfenbüttel, für aufgehobenes Pflastergeld; 3) eine Proposition wegen Beitritts des Herzogthums zum Zoll-Verein, und 4) eine Proposition, das Zoll - Strafgeseß betreffend; und daß dann die Stände schon an diesem nämlichen Tage bis zum 15, November wieder vertagt wurden, damit die zur Begutachtung der Propositionen niederge- seßten Kommissionen ihre Arbeiten erledigen könnten,
In der Sißung vom 15. November erstattete eine Komission ihren Bericht über den vorliegenden Geseß-Entwurf, betreffend Érgänzungen der Gemeinheitstheilungs- Ordnung, und beantragte dessen Genehmigung. Eben so erstattete eine Kommission Bericht úber den Geseß - Entwurf betreffend die städtischen Abgaben zu Braunschweig und Wolfenbüttel; mit der Berathung dieser Ge- seß-Entwürfe wurde in den folgenden Sißungen fortgefahren.
Jn der Sißung vom 29, November erstattete die Kommis: sion, welche zur Prüfung des Berichtes des Ausschusses Úber die während der leßten Vertagung vom 11, Mai bis zum 1, Novem- ber vorgekommenen Geschäfte niedergeseßt war, ihren Bericht, Der wesentliche Jnhalt desselben war, die Kommission habe die über die bezeichneten Gegenstände vor dem Ausschusse verhandel- ten Actien eingesehen und mit dem Berichte verglichen, und fönne die Anzeige machen, daß diese Akten es nachwiesen, daß der Aus- {uß in diesen Angelegenheiten in den Gränzen seiner Befugnisse gehandelt, und die ständischen Rechte und Pflichten vollkommen wahrgenommen habe,
Die Sigungen vom 29, und 30. November, so wie vom 1, 2, und 3. Dezember waren grdßtentheils geheim. (Sie beschäf- tigten sich, wie man vermuthen darf, mit Verhandlungen über den Anschluß an den großen Zoll-Verband, indem eine desfallsige Pro- position der Regierung den Ständen vorgelegt war.)
In der A vom 3, Dezember wurde auch eine neue Proposition der Regierung vorgelegt , betreffend die Erweiterung der Bestimmungen des §, 10 des Wahlgeseßes, Nach §. 10 des
Wahlgeseßes soll nämlich die Ritterguts- Qualität für ein Gut verloren gehen, wenn ein zur Ergänzung des Gutes zu verwenden- des Ablösungs - Kapital nicht innerhalb fünf Jahren zu diesem Zweke verwendet werde, Da es jeßt aber vielen Schwierigkei- ten unterliege, die Ablösungs- Kapitalien in solchem Grundeigen- thume anlegen zu fönnen, so beantragt die Regierung, wenn ein Ritterguts - Besißer nicht im Stande gewesen sey, ein Ablösungs- Kapital innerhalb der vorgeschriebenen fünf Jahre zur Ergänzung des Guts zu verwenden, so solle der ständische Ausschuß, wenn er die dafür angegebenen Gründe zureichend finde, die Frist im- mer um fünf Jahre verlängern dürfen; wenn er aber die dafür angegebenen Gründe nicht zureichend findet, so soll er dem Ritter- gutsbesißer, mit Genehmigung der Landes - Regierung, eine dreijährige Frist zur Verwendung des Geldes seßen, und soll nach fruchtlosem Ablaufe dieser dreijährigen Frist die Ritterguts- Qualität als verloren angesehen werden. Uebrigens könnten die zu einem Rittergute gehdrigen Ablösungs - Gelder, bis zu deren Berwendung im Grund- Eigenthum, zum Ankaufe Herzoglicher Kammer - und Landes - Schuldverschreibungen verwendet wer- den, Der Antrag wurde der Kommission überwiesen, die mit der Prúfung des Ausschuß - Berichtes beschäftigt gewesen war,
Brauuschweig, 21. Dez. Jn Folge des Anschlusses un- seres Landes an den großen Deutschen Zoll-Verein ist eine Be- fanntmachung unterm heutigen Datum erschienen, welche bezinnt:
Bon Gottes Gnaden, Wir, Wilhelm, Herzog zu Brau! - schweig und Lüneburg 2c, Zur Ausführung des Vertrages vom 19, Oktober d. F. den Anschluß Unseres Herzogthums an den Zoll- und Steuer-Verein betresfend, erlassen Wir wegen der Nach- versteuerung der Beskände an ausländischen Waaren in denjeni- gen Gebietstheilen, welche nicht bisher schon dem Zoll - Systeme Preußens und den brigen Staaten des Zoll-Vereins angeschlossen waren, jedoch mit Ausnahme der Kreis - Directions- Bezirke Holz- minden und Gandersheim, auch der Königlichen Hannoverschen Enklaven Thedinghausen, Bodenburg, Oelsburg, Oestrum und Ösf- haringen und des Amts Harzburg, nah ersolgter Zustimmung Unserer getreuen Stände, das nachskehende Geseß: §, 1. Von den in Unseren vorgedachten Landestheilen am 1. Januar 1842 befindlichen Waaren-Vorräthen unterliegen der Nachversteuerung die in dem anliegenden Tarife verzeichneten Gegenstände nach den bei jedem Artikel bemerkten Abgabesäßen 2c.
Die übrigen §§. enthalten die Bestimmungen über die Ver- pflichtung zur Entrichtung der Nachskeuer, über die Art der An- meldung nach einem beigefügten Muster, úber die Revision der Angabe durch eine dazu niedergeseßte Kommission und die Strafe für unrichtige Declarationen 2c, Der Tarif über die Nachskeuer ist dem Geseße beigefügt,
Luxemburg, 14. Dez, (Deutsche Bl.) Die Herren Simons, Advokat, und Theod, Pescatore, Gutsbesißer, sind gestern von Luxemburg abgereist, um sich nach dem Haag und von dort, mit dem Titel von Legations-Räthen, nach Berlin zu begeben, Der Zweckck ihrer Mission isk, die mit den Deutschen Staaten für den Abschluß der kommerziellen Uebereinkünfte eröffneten Unter handlungen zu beendigen,
Luxemburg, 19. Dez. Ein Bruder des in Diekirch er- mordeten Herrn Küborn erklärt in öffentlichen Blättern, es sey unbegründet, daß der unheilvollen That irgend ein Wortwechsel oder Streit, und noch viel weniger ein politischer, den Zoll-Verein betreffender Zwisk, vorangegangen sey.
T Luxemburg, 14, Dez, Nachdem durch die Thätigkeit
der hiesigen antideutschen Partei der Anschluß des Großherzog- thums an den Deutschen Zoll-Verband vereitelt ward, nachdem sie alle Beredtsamkeit aufgeboten hat, dem Lande begreiflich zu ma: chen, wie gut es Belgien mit ihm meine und welche Vortheile aus einer innigen, merfantilen Verbindung mit diesem Staate dem Großherzogthum erwachsen würden, sieht man sih nun fast verlassen und scheint sich in seinen vielversprechenden Erwartungen getäuscht zu haben. Bie Freundschafts - Gesinnungen der antideutschen Partei für Belgien sind dort mit ziemlicher Kälte aufgenommen worden. Denn was Belgien dem Großherzogthum vor der Nichtratification des Vertrags vom 8, Augusk war, das is es ihm nicht mehr na ch derselben, Belgien weiß wohl, daß es sich durch die Policik mit- telst Handels-Verbindungen mehr kräftigen und befestigen muß, und in dieser Beziehung scheint es, als habe die in der jüngsten Zeit vom Haag ausgegangene Politif Belgien nicht sehr zugesagt. Es ist daher erflärbar, wenn dieser Staat sich jeßt mehr geneigt zeigt, sich Deutschland zu nähern. Auch die aufrichtige Freund- schaft Frankreichs ist nah den leßten Vorgängen in Brüssel be- zweifelt worden, und so möchte ein Handels: Vertrag Belgiens mit Deutschland, für den sih so viele Stimmen erheben, zu beider Länder Wohle vielleicht näher bevorstehen, als man noch vor kur zer Zeit glauben mochte.
Hieraus lassen sih nun auch theilweise die Bedingungen er- flâren, welche Belgien für einen Handels-Vertrag mit dem Groß herzogthum gestellt hat. Die Gegner Deutschlands hat diese un erwartete Botschaft mit der größten Bestürzung erfüllt, und die hiesige Handels - Kammer ward in Folge dessen in die lebhaftesten Debatten mit dem ihr einverleibten schwachen Theil der Deutsch Gesinnten verwickelt, Nach dem projektirten Handels-Vertrage des Großherzogthums mit Belgien sollen nicht allein mehrere der we- sentlichsten Produkte, als Leder, Eisen, Papier, Wein, welche die dortige Konkurrenz sehr erschwert haben würden, mit Abgaben belegt werden, sondern diese und mehrere andere Artikel wollte man auch nur bis ¿u einer gewissen Quantität zulassen, während die Belgischen Fabrikate diesseits mit sehr geringen Ab- gaben, ohne Beshränkung der Quantität, eingehen sollten. Um die Abhängigkeit von Belgien in dieser Sache dem Großher- zogthume noch fühlbarer zu machen, war außerdem notisizirt wor- den, daß der Traktat den Kammern nur nach Erledigung verschie- dener noch obschwebender Schwierigkeiten in Betresf der Gränz- und Schulden - Liquidations - Frage zur Genehmigung vorgelegt werden sollte. ; 5
Unter diesen mißlichen Umständen bleibt nun der antideut- schen Partei, welche sich den immer lauter werdenden Beschuldi- gungen des irregeleiteten Publikums bloßgestellt sieht, nichts weiter ubrig, als ihre Blike wieder anderswohin zu wenden und, wie man meint, will man nochmals zu Deutschland seine Zuflucht nehmen, Jn welcher Absicht, darüber sind die Meinungen noch getheilt. Genug, diesen Morgen sind aus der Mitte der anti: deutschen Partei zwei Abgesandte nach dem Haag gereist, um sich dort, heißt es, ZJnstructionen für eine Weiterreise nach Berlin einzuholen, Man stellt sich nun die Frage, ob es mit dieser muth- maßlichen Wiederanknüpfung der Unterhandlungen mit dem Deut- schen Zoll-Verein Ernst sey, oder ob andere Pläne damit erreicht werden sollen. Nach der Tendenz, welche das Haager Kabinet bisher befolgt hat, möchte das Erske fast zu bezweifcln seyn,
Schweiz.
Genf, 14. Dez. (L. A. Z.) Die Stadt hatte 65 Wahlen vorzunehmen ; davon sind etwa 30 auf Radikale, 20 auf Konser: vative und 15 auf Liberale gefallen, die man in der Geschwindig- feit Tiers-parti getauft hat. Die Vorstadt des Eaux vives, wo eine Art Land-Adel wohnt, hat zu ihren zehn Repräsentanten lau- ter Konservative genommen. Aus St,-Gervais, der Wiege Rousf- seau?s, sind lauter (19) Radikale hervorgegangen. Die Umge- gend des Rathhauses (Collège du Parc) hat hauptsachlich gouver- nementale und gelehrte, aber feine radifalen Kapazitäten erkoren. Die beiden úbrigen Wahlkollegien haben gemischte Wahlen gemacht und den Nadikalen die meisten Stimmen zukommen lassen. Durch die hin- zukommenden Wahlen des Landes, deren Resultat wir morgen erfahren, wird das Verhältniß zwischen Konservativen und Radi- falen nicht verändert werden. Nur die liberale Mitte wird sich
dadurch verstärken, und die katholischen Jnteressen, für welche |
durch die hiesigen Wahlen nichts geschehen if, dürften dort einige spezielle Vertreter finden; denn die Ermahnung des Bischofs von Genf und Lausanne in Freiburg, sich nicht in die politischen Ta- ges- Angelegenheiten zu mischen, geht nicht die Gläubigen über- haupt, sondern nur die Priesker an. Die Hauptsprecher der Kon- servativen werden die Herrn Simonde de Sismondi und Cher- buliez seyn.
Die gegenwärtige Stellung des Belgischen Ministeriums, X 7 Brüssel, 20. Dez. Nach der Annahme der Budgets
der Einnahmen, der Finanzen und der Justiz, welche mit großer |
Schnelligkeit geschehen, sind die Diskussionen bei dem Budget des
Ministers des Jnnern etwas lebhafter geworden, theils wegen der |
persdnlichen Stellung des Herrn Nothomb, als eigentlichen Grún- ders und Chefs des gegenwärtigen Kabinets, theils wegen der großen Wichtigkeit der diesem Departement zugewiesenen Bertwoal-: tungszweige, unter welchen sich auch der gesammte offentliche Un- terricht befindet. Allein es is vorauszusehen, daß auch dieses Bud- get mit einer großen Majorität wird angenommen werden, Den außeren Thatsachen nach, könnte man daher die Meinung hegen, daß das gegenwärtige Ministerium einen festen Anhalt in der Kam- mer besiße und bei den wichtigsten Maßregeln auf eine entschiedene Unterstüßung rechnen dürfe; allein bei genauerer Abwägung der legislativen Elemente wird man doch zu der Ansicht geführt, daß das Kabinet mehr nur eine passive Duldung von der katholischen Majorität erfährt. Bei der ersten heftigen Diskussion war es schon auffallend gewesen, wie keiner der katholischen Stimmführer dem Ministerium bei dem Andrange der liberalen Opposition zu Hülfe fam und weder den Ursprung und die Zusammenseßung desselben, noch seine bisherige Verwaltung vertheidigte ; die Reden, die von denselben gehalten wurden, hatten nur den Zweckck, den Liberalen die BYorwüÜrfe, welche von denselben der Geistlichkeit wegen ihrer Tendenzen, ihrer Elek: coral-Predigten und wirklichen Einmischung in die Wahlen ge- macht waren, in anderer Art eben so bitter zurückzusenden, indem sie dieselben beschuldigte, durch das thdrigte Schreckbild einer von der Geistlichkeit projektirten Wiedereinführung des Zehnten die Köpfe der Landleute verwirrt zu haben.
Das Ministerium hat nun seine Stellung zwischen den Par- teien genommen, is aber von der einen Seite Angriffen ausge- seßt, ohne auf der anderen wirklich eine zu finden. Diese Lau- heit von Seiten der katholischen Meinung ist jedoch leicht begreiflich. Seit 5 Jahren gewöhnt, in dem Miniskerium de Theux die Haupt-Departemente, die inneren und auswärtigen Angelegenhei- ten nebst dem Unterrichte, in den Händen eines zwar gemäßigten, aber doch so entschieden ergebenen Ministers zu sehen, kann ste sih nur {wer entschließen, ein Kabinet zu unterstúßen, das sich von jedem dominirenden Einflusse entfernt zu halten, und zwischen die Parteifragen hindurch auf das allgemeinereJnteresse des Landes hinzu- steuern entschlossen is, Diese Richtung hat sich in unverfennbaren Akten des Chefs des Ministeriums kundgegeben, und beide Par- teien erfennen dieses auch in den Privatkreisen, nur in verschie- denem Sinne und mit Vertauschung der Nollen, an, Während die liberale Partei, ihren neuen, persönlich verleßten Führern fol: gend, in der Kammer Opposition bildet, gestehen die meisten unter ibnen, daß der jeßige Minister des Jnnern unparteiisch handele und an seiner Handlungsweise nach den Wahlen nichts zu tadeln sey, während die seither einflußreiche katholische Partei in der Kammer schweigt, sich aber im Stillen úber die Abnahme ihres Einflusses beklagt.
Ein freimüthiges Wort des Ministers des Junern, daß er namlich von der Aufldsung der Kammern abgerathen habe, weil die bei der damaligen Aufregung vorgenommenen Wahlen die bis herige Majorität gebrochen und der liberalen Meinung ein ent schiedenes Uebergewicht gegeben haben würden, gab auch Anlaß zu verschiedener Auslegung. Während die liberalen Redner und izour- nale den Minister deswegen angriffen, indem sie daraus die Fol: gerung ziehen wollten, daß die jeßige Majoritât nicht der wahre Ausdruck der loyalen Meinung des Landes sey, wurde die Erklärung von der katholischen Seite im Anfange mit Bei- stimmung aufgenommen, nachher aber doch úbel vermerkt, da man darin die politische Blôße der Partei aufgedeckt zu sehen glaubte. Diese Aussage des Ministers, welche wir als sehr bezeichnend fúr die Lage des Landes ansehen, erlaubt bedeutende Folgerungen, und fann, unserer Meinung nach, zum Fingerzeig dienen, um die aus dieser Lage hervorgehende Politik des Kabinets zu bestimmen,
Es is also leicht möglich, daß die liberale Meinung, unter gegebenen Umständen, im Lande das Uebergewicht erhalten kann, und damit muß die Ansicht fallen, die schon so lange im Jn-
und Auslande unterhalten worden ist, daß nämlich Belgien unter | dem herrschenden und unbesiegbaren Einflusse der Geistlichkeit stehe,
und die geistliche Macht fast das Supremat úber die politische ausúbe, Es war das eine Tâáuschung, Es hängt durchaus von der Staatsgewalt ab, welchen Einfluß sie der Geistlichkeit in den Gebieten, wo sie ihn am meisten verlangt, einräumen will, Sind die Maßregeln, die Geseß-Vorschläge der Regierung im Geiste der besonnenen Abgränzung der politischen und religidsen Gewalt ab- gefaßt, sind sie der freien geistigen Entwickelung förderlich, in Har- monie mit ähnlichen Verordnungen, welche andere gebildete Staa- ten getroffen haben, so kann die Regierung sich immer einer kräf- tigen Stüße der gebildeten und einflußreichen bffentlichen Mei- nung versichert halten, Denn woher war die Aufregung im Lande im Frúüßjahr gekommen? Weshalb die Adressen von 50 großen und klei- nen Städten? — Weil man von der katholischen Partci in der Kammer ein Kabinet angegriffen sah, welches, ohne den religiösen Jnter- essen zu nahe zu treten, Maßregeln im Unterrichte beabsichtigte, welche gewissen Ansprüchen entgegengeseßt waren. Das Mini- sterium trat ab, weil man mit Recht oder Unrecht befürchtete, daß es seinen Einfluß in den Wahlen allein zu Gunsten der liberalen Partei verwenden würde,
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Bei dem neuen Kabinette ist die politische Aufgabe dieselbe geblieben; der Minisker des Jnnern hat selbst erklärt, daß er keine andere als die von seinen Vorgängern bezeichnete Politik der Mä- ßigung und Vermittelung befolge. Bei dem neuen Minister kdn- nen feine Befürchtungen wegen seiner Tendenzen obwalten; er steht frei und ohne Engagements von der einen wie von der an- deren Seite. ZJekbt gilt es aber auch die Wünsche des Landes, besonders in Bezug auf den Unterricht zu befriedigen; er hat die
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Macht dazu, und wie wir glauben, auch den guten Willen, Sollte |
daher die jeßige fatholische Majorität in den Kammern den ge- rechten Regierungs - Ansprüchen im Unterrichte einen hindernden Widerstand entgegenseßen, so besißt das Ministerium das Mittel, eine Majorität im gemäßigten liberalen Sinne zu erhalten. Der Minisker des Innern besißt das volle Bertrauen des Königs, des- sen Fürsorge für den Unterricht und dessen Wunsch, das Geseß in dieser Session angenommen zu sehen, bekannt ist.
Die Auflösung der Kammern is immer eine extreme Maß- regel; allein würde sie im Interesse eines so wichtigen und be- stimmten Gegenstandes und nicht aus Gründen einer vagen Par- teifrage vorgenommen, #0 würde das Bedenkliche schwinden und das Land dem Wunsche der Regierung bereitwillig entgegenkom- men, Wir ziehen hier nur eine Folgerung, welche jedoch jeder einigermaßen mit den|Verhältnissen des Landes vertraute, in Ueber- einstimmung mit der Erklärung des Ministers, als begründet er- fennen wird, Wir seßen aber sogleich hinzu, daß jeßt keine ent- schiedene Thatsache zur Vermuthung berechtigt, daß dieser Fall eintreten könnte. Der frúhere Minister des Jnnern, Herr de Theux, hat erkÉlârt, daß er ebenfalls die Diskussion des Gesebes wúnsche. Sollten sich daher bei der Erörterung ungebührliche Ansprü(pe geltend machen (denn es giebt Deputirte, die sogar noch weiter gehen', als der Bischof von Lüttich) \o dürfte ein Wort über die etwaigen Folgen eines solchen Widerstandes hinreichen, um zur besonnenen Ueberlegung zurüczuführen. Be- trachtete Übrigens die fatholische Partei die Sache nur mit größerer Unbefangenheit, so würde sie finden, daß es auch in Brem n: teresse ist, daß diese schon seit 7 Jahren schwebende Frage, welche für die Liberalen eines der skärksten Oppositionsmittel gegen sie geworden is, entschieden werde. Die Frage wird sonsk immer ein Grund der Zwietracht bleiben und, wie schon der frühere Mi- nister der auswärtigen Angelegenheiten bemerkte, die Bildung ei- nes lebensfähigen gemischten Kabinets unmöglich machen.
Die jeßigen Häupter der Partei können nur dann mögli- cherweise in ein Ministerium treten, ohne neue Aufregung in das Land zu werfen, wenn die streitigen Parteifragen legislativ ent- schieden sind. Es steht in der Macht des gegenwärtigen Kabinets, diese Entscheidung herbeizuführen und sich dadurch cin bleibendes Verdienst um das Land zu erwerben, Es bedarf dazu feiner in- neren Modification, die nur einen ungünstigen Eindruck machen und den Glauben an seine Festigkeit erschüttern würde; wir haben daher auch den leßten, bald nachher widerlegten Gerüchten feinen Glauben beigemessen. Der Minister des ZJnnern, von dem das Meiste abhängt, besißt Entschiedenheit im Charakter und gewiß auch Muth und Ausdauer. D nicht durch die liberale Opposition irre machen taßt, und seine ur: sprüngliche Bahn unverwandten Biickes verfolgt. Die Zustim- mung der unparteiischen Beobachter ist ihm dadurch gewiß, und sie wird in den gebildeten liberalen Kreisen offen ausge- prochen.
Man weiß auch, daß der Minister, hinsichtlich des Unterrichts, die besten Absichten hegt; er widmet allen Theilen desselben seine Sorgfalt, und obgleich die gewünschten Modificationen im Geseß áber den Universitäts-Unterricht dieses Jahr wohl nicht zur Dis- fussion fommen werden, so ist doch der Minisker entschlossen, meh- reren Uebelständen administrativerweise abzuhelfen. So haben wir denn auch im Lehrer-Personale der beiden Staats - Universi- tâten, so wie der hiesigen Freien, nur Zufriedenheit mit der jeßigen Verwaltung aussprechen hören, und die fatholische Universität hat gewiß keine Klage zu führen. Der Minister ist mit den Bedúrf- nissen des Unterrichts vertraut, die Deutschen Zustände sind ihn ebenfalls bekannt, und die einsichi8volle Auffassung der Bedürf- nisse des hdheren Unterrichts wird sich gewiß auch in den übri- gen Zweigen bethätigen. Die Umskände, scheinbar lâhmend, sind bei genauerem Lichte betrachtet, günstig. Die Folge wird lehren, auf welche Weise das Kabinet sie benußt hat,
A
R L A L S A U B Di: Ai S G G R: i S B i irn -LFA A Ade nd. d r ie wai Ea i ras. adm Ati D meer ri Li mi G Ci e C
E, G. (MNekrolog.)
Graff.
Unter den hart auf cinander gefolgten Verlusten, welche der Staat und die Stadt neulich an bedeutenden Männern erlitten, wird der durch obstehenden Namen bezeichnete auch in den weiteren Kreisen des Deutschen Vaterlandes und der gelehrten Welt empfunden,
Eberhard Gottlieb Graff, geboren am 10. Marz des Jahres 1780 zu Elbing, in der Heimat so mancher tiefen und schar- fen Geister, fiel mit seiner Jugendblüte auch in jene unselige Zeit der tiefsten Schmach des Vaterlandes durch den Erbfeind und stählte daran sein festes Deutsches Gemüth, Ursprünglich nicht für den praktischen Staatsdienst gebildet, in scinen Studien zu Königsberg, war er anfangs Lehrer am Gymnasium in Fenkau, hierauf in seiner Vaterstadt, wo er eine Töchterschule begründete, ging dann aber im Fahre 1810 zur Regierung in Marienwerder über. Als Regierungs und Schulrath, dort, so wie später (1814) in Arnsberg und Koblenz, war er in seinem Wirkungsfïreise vornämlich auf den öffentlichen Unterricht und die wissenschaftlichen Anstalten gerichtet; und hier leuchtete ihm vor allen die Bedeutung der vaterländischen Sprache, so wie der darin verfaßten Werke ein, als die unangreifbarste Schuß- wehr des Deutschen Volkes in sciner Zerstückelung und Zerwürf niß. Und als nun, nach den steben unglückseligsten Fahren des Preußischen und Deutschen Vaterlandes, endlich die große Befrelt- ungsstunde schlug, da gebrauchte er dieses wohlgepslegte Werkzeug fräftig und half durch Wort und That zur Austreibung der Zwoing herrschaft und Herstellung des Vaterlandes. Er war im Jahre 1813 Mitglied des sogenannten Central- Comités unter dem Freiherrn von Stein („„Deutschlands Edelstein//) und verfaßte unter Anderm den Aufruf der Mecklenburger zu den Waffen , der zugleich Befreiung von der Leibeigenschaft verhieß. Nach der wunderbar herrlichen Auferstehung aller Deutschen, um 1820 wieder in die Heimat ver- seßt, anfangs ohne Amt, war Graf fortan vdllig der Wissenschaft der vaterländischen Sprache zugewandt , erhielt 1823 die Doktor- würde, und lehrte nun, seit 1824 als Professor der Hochschule zu Kd- nizsberg, ihren wundervoll gebildeten Bau und ihre reiche Ge- chichte. Nur für diese Vorlesungen bestimmte Blätter der Althoch- deutschen Sprache eröffneten seine literarische Thätigkeit und er- leichterten die schwierige Zugänglichkeit und nähere Kunde dieser wichtigen Sprachquellen, deren Wortreichthum er {hon vorlängst, nun aber vollständiger zusammenzutragen begann. Und so faßte er im Jahre 1821 den großen Entschluß, ein möglich vollständiges und"genügendes Wörterbuch aus allen noh Übrigen Alth o - deutschen Denkmälern, als den ältesten und reichsten , nächst den ferner stehenden Gothischen, hervorzuarbeiten, zur festen Grundlage eines Wörterbuchs des Mittelhochdeutschen, so wie unserer lebendi- gen Hochdeutschen Rede, Als Vorläufer dazu erschienen im Jahre
Er hat bes, daß er sich selbst |
1824 „die Althochdeutschen Präpositionen/, seit erstes der Offentlichkeit Úbergebenes Werk, aber sogleich eit Musterwerk durch die Schärfe und Bestimmtheit der Anlage, durch die Errepe und Gründlichkeit der Ausführung. Hier zeigte sich, daß nicht leicht Femand so geeignet war, wie er, sih auf seinen Gegenstand unver- rudt zu richten, gerade aufs Ziel loszugehen, und zugleih mit ra- scher Durcharbeitung alles dazu Gehdrigen doch nur das Gehörige hinzustellen, Dieses Werk fand allgemeine gelehrte Anerkennung, und erwarb ihm auch vom Staate dîe Mittel und Muße, Úberall an Ort und Stelle die weitzerstreuten Quellen aufzusuchen und zu benußen, so wie neue aufzuspúren. Wie thätig und wie glücklich er in beider Hinsicht auf seiner dreijährigen Reise in Deutschland, Schweiz, Frankreich und Ftalien gewesen, bekunden die Berichte, Auszúge und Abschriften in seiner „Diutiska // (1826—1829. 3 Bde.) welche sh zugleich über die handschriftlichen Denkmäler der gesamm= ten Altdeutschen Literatur erstreten. Vornämlichh aber hat Graf die Althochdeutshen Quellen fast ausgeshöpft, durch Berichtigung und Ergänzung der früheren Abdrücke, genaue Abschrift der unge=- druckten Handschriften, so wie der neu entdeckten. Als reife Frucht solcher Arbeiten erschien im Fahre 1831 die erste würdige Ausgabe unseres grdßten Althochdeutshen Gedichts, Otfried's Evangelien- Harmonie, in der echten Gestalt, aus der ältesten Handschrift, mit den Lesarten und Abbildungen aller Handschriften, Und spâter er- schienen die übrigen wichtigsten Althochdeutschen Werke: theils in berichtigten Abdrücken, wie der Fsidor (in Germania oder Fahr- buch der Deutschen Gesellschaft in Berlin 1. 1836) ; theils zum erstenmal, wie die bisher ungedruckten Werke Notfkers, nämlich: Arif o- teles Kategorien (in den Schriften der Berliner Akademie der Wissett=- schaften, und besonders 1837); Boethius (1837, in zwei Ausga- ben, eine für Schulen und Vorlesungen mit Sprach - Erläuterun- gen); und Marcianus Capella (1837). Zuleßt (1839, in der Quedlinburger Bibliothek der Rational-Literatur Bd. 10.) die Psal- men des 12ten Jahrhunderts. So daß, mit den Abdrücken kleinerer Stücke im Vorberichte zum Althochdeutschen Wörterbuch, ein fast vollsiändiger Codex diplomaticus zu und neben demselben dasteht. Dies ses Wörterbuch blicb jedoch fortwährend die Hauptarbeit, auf welche sich näher oder ferner alles Uebrige bezog, und zu welcher zunächst die umfassendsten Vorarbeiten in einer Reihe von achtzehn handschrift- lichen starken Folianten noch vorliegen: die Zerlegung sämmtlicher Althochdeutscher Quellen in ihre Elemente, die Eintragung aller Wdr- ter und Bildungen nah dem A B C, in ihrem vollständigen Zu- sammenhange mit den Stellen, worin sie vorkommen; aus welcher Vorarbeit ersi wieder die wissenschaftliche Anordnung und Verarbei=- tung hervorgehen sollte, Zur Begründung dieser wissenschaftlichen Verarbeitung durch nähere Erforschung des gesammten Fndisch-Ger- mantschen Sprachstammes, kam Graf im Fahre 1830 hieher nah Berlin, wo er als Mitglicd der Akademie der Wissenschaften die thm gebührende Stelle einnahm, als solches zugleich der Universität ge=- hörte und seitdem auch an den Arbeiten und Unternehmungen der hiesigen Gesellschaft für Deutsche Sprache und Alterthumskunde den regsten und freundlichsten Antheil nahm. Ueberall ward ev bald ein traulicher Genosse und Freund: seine Herzlichkeit und Redlichkeit, seine treue vaterländische Gefinnung uahmen sogleich ein, und man erkannte bald mit Vergnügen die unermüdliche Thätigkeit, so wie die gründliche, immer noch rasilos forschende Kunde in dem mit ihm ver= etnenden Gebtete,
Die hohe Gnade Sr. Majestät des Königs, damals Kronprinzen, den Mann und sein vaterländisches Werk Kdniglich würdigend,, ge- währte ihm den Druck und die Ausgabe desselben ganz nach seinem Willen, ohne Zuthun und Beschränkung eines Verlegers, und Über- ließ ihm den ganzen Ertrag des auf sechs Groß-Quartbände angeleg- ten Buches als Eigenthum: wofür die Zueignungen dieses Wödrter- buchs und aller obigen Ausgaben auf die hingebendste Weise Dank sagen. Zugleich hat die Akademie der Wissenschaften durh Bewilli= gung eines bedeutenden jährlichen Zuschusses das Verdienst desselben förderlich anerkannt. Wir haben hier nun, besonders seit 1834, wo das erste Heft erschien, die ihrer Beschaffenheit nah langsame, aber in der Ausarbeitung sichere und rastlose Fortschreitung dieses großen, wahrhaften Nationalwerkes erlebt ; seine näheren Freunde haben sie, so viel als möglich, mit der lebhaftesten Theilnahme begleitet und er= freuen sich, so wie die Akademie der Wissenschaften, der vorgängigen Mittheilung einzelner vortragbarer Theile dieser großen Arbeit, na=- mentlich der grammatischen Vorberichte zu den einzelnen Buchstaben- reihen, und konnten im lebendigen Gespräche sh näher mit ihm über die schwierigen und verwickelten Gegenstände verständigen. Auch ge= hdrt dahin seine eigenthümliche Darstellung der Deutschen Decli- nation (im Fahrbuche der Deutschen Gesellschaft 11. 1837). Alle diese zu Einem großen Ziele strebenden Arbeiten erhielten nicht nur da- heim, sondern auch im Auslande, rühmliche Anerkennung: Graff ward 1838 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, und war schon nach dem frühen Tode des umfassendsten und scharfsinnigsten Germanischen Sprachgelehrten, Rasf, 1832, zum Nachfolger desselben als Vormann der Königlichen Dänischen Gesellschaft der Altnordischen Sprache und Alterthumskunde berufen; welche ehrenvolle Stelle er jedoch, wegen der Entfernung, und vornämlich wegen der völligen Hingebung an sein Hauptwerk, ablehnte.
Die Einwendungen, die über Anordnung und Gliederung des Althochdeutschen Wörterbuchs, nicht nah dem A B C, sondern nach den verschiedenen Lautreihen, und dann weiter nah den Wurzeln des gesammten Fundisch-Germanischen Sprachstammes*), mehr erhoben als begründet sfnd, übergehen wir hier, und bemerken nur, daß Graf sich freilich wohl Über die nothwendige Verbreitung seines mit Recht Sprach schaß genannten Buches, „selbst auf den Tischen der Frauen“, läuschle und den auch für Kundige schwierigen Gebrauch desselben durch die Neuhochdeutschen Register jedes Bandes nur theilweise er- leichierte: so daß ein allgemeines Register zum Schlusse des Ganzen nôthig bleibt, Außerdem is in Hinsicht der inneren Ausführung noch zu bemerken, daß Graff, nach seiner kurzen, gedrängten Weise, Abeéim, wo er von seinen Vorgätigernt oder Mitarbettern im Felde der vater= ländischen Sprachwissenschaft abweichen mußte, es meist nur durch
Hinstellung des Richtigen that. Späterhin, als er die erwünschte Anerkennung nicht zu finden glaubte, bezeichnete er diese Abweichun- gen freilich schärfer und namentlich, jedoch nie bitter und feindselig ; und er beklagte mit uns, daß leider cin solcher Ton auch in die Alt deutsche Philologie eindrang, wo die Liebe des vaterländischen Gegen= standes doch zur Einigkeit mahnen sollte. Ueberhaupt reizbar und leicht verleßlich, ward Graf auch durch gewisse kleinliche Besserlese- reien einzelner Buchstaben der alten Handschriften unndthig ge- ärgert. Mancherlei andere Ucbelstände und Verdricßlichkeiten machten ihn mifimuthig und waren seinem langiährigen Brustleiden gewiß nicht heilsam. Schon manchmal zweifelte er an der Ausführung sei- nes langathmigen Werkes, jedoch raffte er sich noch immer wieder vom harten Schmerzenslager auf und arbeitete fort, \o daß er auch zuleßt noch seine Genesung hoffen ließ, wie er denn auch selber sich noch trdstend darüber äußerte. Aber neuer Kummer und Kränkung drückte ihn nieder, und am Tage der Leipziger Befreiungs-Schlacht, wo so viele edle Deutsche auf dem Bette dex Ehre blieben, that er
_*) Der vollständige Titel verkündigt schon den Umfang und Sinn des großen Werkes: „Althochdeutscher Sprachschaß oder Wörterbuch der Althochdeut schen Sprache , in welchem nicht nur zur Aufhellung der ursprünglichen Form und Bedeutung der heutigen Hochdeutschen Wörter und zur Erklärung der Althochdeutschen Schriften alle aus den Zeiten von dem 12ten Fahrhundert uns agufbewahrten Hochdeut- schen Wörter unmittelbar aus den handschriftlichen Quellen vollstän- dig gesammelt, sondern auch durch Vergleichung des Althochdeutscheun mit dem Jundischen, Griechischen, Rdmischen, Litauischen- Alt-Preufi= schen, Gothischen, Angelsächsischen, Alt-Niederdeutschen- Alt-Nordischen die {westerlihe Verwandtschaft dieser Sprachen, so wie die dem Hoch- und Niederdeutschen, dem Englischen, Holländischen, Dänischen, Schwedischen gemeinschaftlichen Wurzelwdrter nachgewiesen sind, ety- mologisch und grammatisch bearbeitet.// Eine nähere Anzeige des er= sten Heftes erschien in diesen Blättern 1834, 2, Novembher,