1841 / 359 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

auch wirklih an die Stelle der fortgejagten Offiziere eingetreten ; nun aber sind sie, vermbge Abschaffung des ganzen Corps, in der That um einen Grad herabgeseßt worden. Dieselben Husaren, welche die Bedeckung des Regenten bilden, begleiten nunmehr auch die Königin bei ihren Spazierfahrten. _ :

Ein Dekret von vorgestern bewilligt allen Soldaten, die an

dem Aufstande vom Oftober Theil nahmen, Amnestie, und auch das Kriegsgericht, welches hier fortwährend seine Sißungen hält, scheint gelindere Saiten aufzuspannen. Der Herzog von San Carlos, Brigadier der Kavallerie, war in der Nacht vom 7. Ofto- ber unter den Verschworenen im Königlichen Palast bemerkt wor- den, und einige Zeugen sagten aus, er habe einen der Huissters des Palastes aufgefordert, eine geheime Thüre, die zu den inneren Gemächern der Königin führt, zu öffnen. Am Morgen des 8ten stellte sich der Herzog vor dem General-Capitain, und erklarte die- sem, er habe sich zwar in den Palast begeben, jedoch nur, um seine Pflicht als Kammerherr der Königin zu erfüllen, Seitdem hielt sich der Herzog verborgen. Als während des über ihn gehaltenen Kriegsgerichts der Huissier des Palastes seine Aussage bestätigen wollte, gebot ihm einer der Richter, der General Don Pedro Mendez Vigo, dem der Herzog früherhin große Dienste geleistet hatte, Stillschweigen, und, allem Anscheine nach, wird der Herzog freigesprochen werden, während ein anderer General, dem nichts zur Last gelegt werden konnte, als daß er am Abend des 7 O6 tobers näch dem General Leon gefragt hatte, auf zehn Jahre nach den Marianischen Jnseln deportirt wurde.

In der Nacht vom 5ten wurde die von Bayonne kommende Mallepost abermals unmittelbar vor Madrid angefallen und aus- geplündert. Jn der Mancha fkreifen so zahlreiche Râäuberbanden umher, daß die Provinzial-Deputation von Ciudad Real den Re- genten dringend aufgefordert hat, ein Truppen-Corps dort aufzu- stellen.

Die Gemahlin des Jnfanten Don Francisco de Paula ist mit ihrem Sohne, Don Fernando, und ihrer Tochter, Doña Luisa, am 7ten in Burgos eingetroffen, wo sie noch mit ihrem Gemahle verweilt.

Der Marschall Saldanha is vorgestern von hier nach Frank- reich abgereist, um sich von dort auf seinen Gesandtschafts-Posten nach Wien zu begeben, Während seines „hiesigen Aufenthalts suchte er sorgfältig Alles zu vermeiden, was der Spanischen Re- gierung hâtte Anstoß geben können; namentlich vermied er jedes Zusammentreffen mit dem Französischen Geschäftsträger,

Negypten.

Alexandrien, 25. Nov. (Oef. Lloyd.) Mehmed Ali hatte im verflossenen September den Türkischen Toll : Tarif in Egypten eingeführt, wie dieser in den Traktaten von 1838 be- stimmt ward, welche Franfreich und England mit der Pforte ab- geschlossen und denen Oesterreich provisorisch beigetreten. Auf die NBorstellung jedoch, daß dieser Zoll-Tarif nur dann geltend gemacht werden könne, wenn die bestehenden Monopole und Zölle im Jn- nern abgeschafft seyn werden, is die Maßregel zurückgenommen worden, und man fuhr fort, die Güter nah dem alten Saße zu verzollen. Ganz unerwartet ist aber gestern die Mach: | richt aus Kahira hier eingetroffen, daß der Pascha beschlossen habe, den erwähnten Tarif für alle Staaten, mit alleiniger Ausnahme Rußlands, sofort in Wirksamkeit treten zu lassen und in der That is derselbe in Kahira am 20, November bereits ins Leben getreten. Hier fand die Einführung des neuen Tarifs am 23. statt, und es wurde demnach befannt gemacht, daß von diesem Tage an feine Waare aus dem Zoll-Amte verabfolgt werden solle, bis der Tarif ins Arabische Úberseßt seyn werde, wo dann der er- hóhte tarifmáßige Zoll einzutreten hat. Es steht jedoch zu ertvar- ten, daß geeignete nachdrúckliche Vorstellungen den Pascha zu el-

ner Sinnesäânderung vermögen werden.

Alexandrien, 26. Nov. (L. A. Z,) Die leßten MNach- richten, welche man aus Syrien erhält, lauten eben \o beunruhi- gend wie die früheren. Der Maronitische Patriarch hat sich auf das bei Beirut liegende Englische Admiralschiff begeben und verlangf nach Malta geführt zu werden. Er und seine Glaubensgenossen sind im höchsten Grade gegen die Franzosen erbittert und beschuldigen dieselben, sie in dieser kritischen Lage gänzlich ohne Hülfe, die sie ihnen versprochen hâtten,- zu lassen. Jn Aleppo wurde der Gous- verneur von der Türkischen Bevölkerung aus der Stadt vertrie- ben, weil er die dort wohnenden Christen unter seinen Schuß nehmen wollte.

Mexiko.

Meriko, 9. Oft. (N. Hamb. 3) Am 21, September war General Paredes mit seinen Truppen ungefähr 7 Leguas von hier und eilte dann fogleich nach Puebla, um sich mit dem Gene- ral Santana zu unterreden. Da nun der Präsident Bustamente vor der Vereinigung aller feindlichen Armee-Sorps eine Schlacht versuchen wollte, so machte er am 25, Septewber einen Angriff auf die am Rande der Stadt gelegene befestigte Tabaks - Fabrik, jeßt Citadelle genannt, aber ohne Erfolg; während dieses Angriffs wurden von allen Seiten Bomben und Granaten geworsen. Di- Ankunft Santana's in der Citadelle am 26. September, More gens 2 Uhr, wurde der Stadt durch eine Salve von 50 Kano- nenschússen gemeldet. An demselben Tage versuchte der Erzbischof, beide Parteien mit einander zu versöhnen, indem er Santana, Paredes, Cortazar, Valencia und Bustamente wit feinen Generalen, als Canalizo und Anderen, zu einem Frúhstúck in seinem Palast in Tam- baya eingeladen hattez diese. Krieger speisten wie Freunde und (chieden fkaltblütig wie Feinde. Bustamente ist eben so be- rúhmt durch seinen Muth bei Kavallerie - Angriffen als | durch die Schwächen, womit er den schlechten Rathschlägen seiner

Umgebung Gehör giebt. Dieser Bustamente, welcher noch vor furzem alle Fbderalisten aufs blutigste verfolgte, legte am 30. Sep- tember sein Amt als Präsident der Central-Republik Meriko nie- der und pronunzirte sih für Wiedereinführung der Föderation, voelches von den Ultrademokraten verlangt wird. Da er diese Föderalisken aber ganz unterdrüte oder zu Centralisten machte (sein jeßiger Gegner, General Valencia, war Föderalist und Yor- fino), so fiel er noch mehr in der Achtung und man sah in ihm nur einen Mann, der nicht mehr für Aufrechthaltung der Regie- rung, sondern für Privatzwecke Bürgerkrieg führte. Was wies man in Europa von solcher Jukonsequenz sagen? Mit Recht erfennt man hierdurch, daß Bustamente wirklich unfähig zum Prásidenten is, wie Santana's Anhang ihm jeßt vorwirftz es ist gewiß ein seltenes Beispiel, daß das Haupt einer Regierung seine ioyale Stellung aufgiebt und Revolutionair gegen \ich selbst wird.

" 9m 3, Oktober, 11 Uhr Morgens, zog General Bustamente

aus der Stadt, um auf dem Wege las Bigas ein regulaires Ge-

fecht gegen Santana zu führen, worin er frúher oft glúcklich war; |

nachdem die Truppen während einer Stunde ruhig gegen ein- ander gestanden hatten, begann auf einmal ein lebhaftes Feuer; von der befestigten Kaserne Acordada und der Citadelle wurden Bomben und Granaten auf Bustamente's Stellung geworfen

| 1616

| und oft mit gutem Erf, welches man der Leitung des Offi: | ziers Holbinger zuschreibt] Dieser ein Deutscher, war früher Zim- | mermann bei der Angl\Merikanischen Compagnie in Oajaca, | darauf brauchte ihn Safana bei allen seinen Zügen, denn im | Allgemeinen ist das Artidriewesen hier schlecht beschaffen. Um 4:Uhr Nachmittags mach| Santana einen eiligen Rückzug, aber nur scheinbar, um Bustaitnte in ein Artillerie-Feuer von allen Seiten zu locken, währenker hinter neuer Verschanzung sich ver- steckte. Bustamente folgtealso an der Spike seiner Reiterei, als | plóßlich die hinter einem Cbüsch versteckten 4 Kanonen mit Kar- | tâtschen auf ihn abgefeuci wurden, Bustamente und Canalizo verloren ihre Pferde, Erster erhielt zugleich eine leichte Wunde am Bein, General Mozo (nb 40 Reiter fielen an seiner Seite. Es gelang Bustamente aîr nah Mexiko zurückzukehren, weil nur der Vortrab gefallen wr, und er ließ, um seine Niederlage zu verdecken, alle Glocken luten, als wenn er einen Sieg erfoch- ten hâtte. Sobald dieses delâute aufhörte, hatte das Bombar- dement ein Ende,

Am ten wurde nur äßig kanonirt. Am 5ten in der Frühe zog General Bustamente hit allen seinen Truppen, etwa 2500 Mann, und Kanonen aus der Stadt, zwei vernagelte Stúcke ließ er zurück. Um 7 Uhr nahz Santana vom Palaste Besiß, und um 8 Uhr verfolgte er breits Jenen, den er aber schon ver- schanzt in dem nahen leine), viele Kirchen enthaltenden Orte Gua- daloupe fand; er hatte sich auch vor demselben gelagert, und von beiden Seiten wurde aus großer Entfernung kanonirt. Abends zählte Santana eine große !lnzahl Ueberläufer, denn er zahite gut und führte in der Fahne eizen Geldbeutel, wie man hier ironisch sagte, während Bustamente dhne Geld war.

Am ó6ten Abends wuye kapitulirt. Bustamente versprach, das Land zu verlassen; seine Offiziere, die ihren Rang in der Ar- mee beibehalten sollten, untazeichneten die Verpflichtung, niemals gegen Santana die Waffen zu führen,

Am 7ten Abends zog Éantana unter Glockengeläute und Ka- nonen-Salven in den Palaë ein, in welchem ein Tedeum gesun- gen wurde. Da nun die frühere Regierung sich von selbs auf- lose, so ist Santana eigertlich Diktator geworden, ohne gerade diesen Namen zu tragen, Alle Generale sind überzeugt, daß sie mit ihm sih am besten haltin wúrden; Santana's Ehrgeiz und der vieler tapferen Generale haben die höchste Stufe erreicht, in- dem die frühere demokratische Verfassung jeßt faktisch in eine Mi- litair - Regierung Úbergegangn is. Santana ist jeßt der eigent- liche Herr des Landes, ihm fehlt nur der Name Diktator oder Kaiser. Welche Laufbahn hat er seit wenigen Jahren gemacht, er war es, der als jurger Soldat den Kaiser _Zturbide stúrzte. Santana war aber nicmals grausam, wie Jener, noch verschwenderisch, sondern sehr sparsam ; er hatte niemals Günstlinge, welche sich auf Kosten des Landes bereicherten, daher

forderte stets blinden

die vielen Klagen uber seinen Undank; er Gehorsam von seinen Untergebenen, Dieser Regent kennt jeßt die Bedúrfnisse des Landes und hegt gewiß die besten Absichten, das allgemeine Wokßl_zu fördern. Da der Regent sich nicht mehr nach den Jntrig12f und-Privat-Juteressen der Deputirtenkammer zu richten hat, {d kann er’xasch helfen und die Willkür der Unter- beamten, welche in allen Amerikanischen Republiken notorisch ist, bestrafen, und er wird es thun.

Da diese Stadt vom 3. September bis zum 7. Oktober, also während 36 Tage, in Belagerungszustand ertlart War, 10 sind alle Zahlungstermine um diese Dauer verlängert worden.

Santana verlangt strenge Anhänglichkeit an seine Sache. Riele Beamte, welche früher seine eifrigsten Gegner waren und von denen er vermuthet, daß sie noch im Geheimen gegen ihn intriguiren würden, sind sehr besorgt, ehestens abgeseßt zu werden, namentlich alle solche, welche mit Bustamente innig befreundet

waren,

Vergleichende Zusammenstellung

der in den Jahren 1838 -—39, 1839 40 und 1840 41 in die Armee eingestellten, ganz ohne Schulbildung

befundenen Ersaß- Mannschaften, einschließli ch

des ganzen Garde-Corps. Bon 100 Eingestellten sind ganz ohne allen Unterricht befunden worden in dem Jahre

Durch- schnittlich auf

ein Jahr.

Summa.

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41) Sachsen... .+- 2) Pommern 3) Brandenburg 4) Westphalen 5) Rhein-Provinz. | 9 Schlesien | 7) Preußen \ 8) Don A | Ge J Vev garen | Königreich Preußenl 10,17 | 8,97 | 9,08 |

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der Stadt wohnende Pränumerant

Wilcenschaft, Kunst und Literatur.

_ Mom, Winckelmann'’s Altmärkische Landsleute in Berlin feiern seit vielen Fahren seinen Geburtstag (9. Dezembe® durch ein Fesi- mahl mit Gätten. Froher Humor, freundliche Erinnerungen aus der Heimath und besonders das wohlige Gefühl, von der leiblichen Seite her in einer Art von verwandtschaftlicher Beziehung durch das provinzielle Vaterland zu einem großen Manne zu sichen, sind des Festes vorzü lichste Elemente und Fngredienzien. Die Huldigung des Verdienstes ist A Nee um fo mehr, als sie sich nicht von Gelehrten noch Künstlern herdatirt, sondern von Staats-Beamten verschiedener Verwaltungs - Ressorts. Die Stiftung des JFnstituts für archäologische Korrespondenz zu Rom (1829) verseßte dieses Erinnerungsfest an Winkelmann auf das eigentliche Feld seiner Verdienste und Ehren. Die Deutschen Gründer des Fnstituts ver- zeichneten seinen Geburtstag im Fest - Kalender der Anstalt durch cine solenne Adunanza. Ste fand heute Nachmittags 3 Uhr in dem dazu bestimmten Lokale auf dem Kapitol statt. Man sah unter den vielen Anwesenden erlesene Männer verschiedener Na= tionen, ausgezeichnet als Alterthumsforscher oder Beschühßer und Freunde der Wissenschaft. Sichtbares Jnteresse erregte bei allen das Erscheinen Professor Welckers aus Bonn. Der Hannoversche Mi- nister - Resident zu Rom, Legationsrath Kestner, eröffnete die Feier durch eine Anrede an die Versammelten, in welcher er die Verdienste des Gefeierten um die Archäologie als Motive des Festes besprach. Nach ihm redete Welcker. Mit dem ungetheiltesien Fnteresse und der gespanntesten Aufmerksamkeit hôrte man ihm zu. Mit wissen

schaftlicher Meisterschaft, klar und geistvoll, erklärte ev die auf einer Staffelei exvonirten Malereien einer vorzüglich schônen antiken He- trurischen Vase, früher Eigenthum Lucian Bonaparte’s: des Kad- mus? Drachensteg und seine Hochzeitfeier mit der Harmonia in der beglückenden Nähe der anwesenden Olympier, Hierauf wurden ei- nige dem Lord Hampton zugehörige nicht uninteressante Etrurische Monumente herumgezeigt: eine Gewandnadel aus Email, Vasen von ungewöhnlicher Form, Balsamarien u. dgl. Pr. Brauns Er

flärung cines graphirten antiken Etrurischen Bronze -Spiegels he

chloß die Feslfeier. A. Z.

Dauer der Fahrten auf der Berlin - Anhaltischen Eisenbahn

vom 14. Dezember bis incl. 17, Dezember c. 1) Zwischen Berlin und Cöthen : : Personenzug. kürzeste Dauer 5 Stunden 15 Minuten. längste 5 38

mittlere I 20 6 D

(Güterzug 5 Stunden 38 Minuten,

2) Zwischen Cöthen und Berlin : Personenzug, (Güterzug, Dauer 4 Stunden 24 Minuten 5 Stunden 20 Minuten längste J 4D G, 10 mittlere - 4 - 92 I 29

kürzeste

Auswärtige Börsen. 6B. 62 do. 904 Ziusl, 5%, Preuss,

Niederl. wirkl, Schuld

Pacs. D3. Ausg. —.

Amsterdam, 22. Dez. Kanz. Bill, 25-5, 5% Span. 215, Präm. Sch. —. Pol, —. Oesterr. 1052.

Antwerpen, 2Il. Dez. Zins, 5%. Neue Anl. 215 Hamburg, 24. Dez. Bank- Actien 1628, Engl. Russ 1083, London. 2l. Dez. Cons. 35 S8. Belg. 101 Neue Anl 235. Pas-

- Ausg. Sch. 1. 02 Woll, 994, 25% 9514, 55 Port, 924. 94 194 Eng!. Russ. 1135. Bras, 64. Chili 71. Columb. 207. Mex. 26. Peru 14. Paris, 21. Dez. 57 Rente fin cour. L1G. S0. 35 Rente fin cour. 78. 15. Anl, de 1841 fiu cour 79. 5, 5A Neapl. au compt. 105. 70. 5% Rente QAUE: Wassive SE,

Petersburg, 17, Dez. Lond. 3 Met. 38%, Hamb, 34%, Po'n. à Par. 300 FI. 71 Ki do. 500 FL 73ck, do. 200 Fl, 26.

Wien, 21. Dez. 0% Met. 1004, 4% 99%. 02 104. 285

I] —. Bank-Actien 1610. Anl. de 1834 1417. de 1839 109. i

21 U, , 3 sve D

Span

Paris 405

Königliche Schauspiele. Montag, 27. Dez. Jm Schauspielhause : der Else, Schauspiel in 5 Abth., von C. Blum.

Dienstag, 258, Det, Im Opernhause. Zum erstenmale : Be lisar, Oper in 3 Akten, aus dem Ztalienischen, mit Ballet, Mu if von Donizetti.

Im Schauspielhause: Le les Cauges,

Die Herrin von

Verre d’eau, ou: Les effects et

Lönigstädtisches Theater.

Montag, 27, Dez. (Jtalienische Opern-Vorstellung.) Otello, il Moro di Venezia, Opera in 3 Alti. Musica del Maestro Rossini, (Signora Laura Assandri: Desdemona.)

Dienstag, 28, Dez. Der Talisman. Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Múller.

Oeffentliche Aufführungen.

Montag, 27. Dez. Jm Saale der Sing-Akademie: Konzert von Franz Lißt. Der Konzertgeber wird darin folgende Stücke vortragen: 1) Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“. 2) Andante (Finale) aus „Lucia di Lammermoor“. 3) Fantasie über Motive aus „Robert der Teufel“, 4) Adelaide von Beethoven. 5) Chroma- tische Fantasie und Fuge von Sebastian Bach. 6) Erlkönig, Lied von Schubert. 7) Galop chromatique. Anfang 7 Uhr Abends. Numerirte Sperrsibe zu 2 Rthlrn. und Eintritts-Karten zu 1 Rthlr. sind, die beiden Festtage ausgenommen, in der Schlesingerschen Buch- und Musifhandlung, unter den Linden Nr, 34, zu haben.

Anu die Leser.

Die vierteljährlihe Pränumeration der Staats - Zeitung beträgt 2 Rehlr. Preuß. Cour. fúr das Jnland. Beskellungen für Berlin werden in der Expedition selbsk (‘Friedrichs - Straße

; : Y

Nr. 72) gemacht und jeder innerhalb der Ringmauer erhâlt das Blatt durch die Stadtpost, hon den Abend vor dem ange- gebenen Datum, frei ins Haus gesandt. Aus- wärtige, des In- oder Auslandes, bewirken ihre Be- stellungen rechtzeitig bei den resp. Post- Aemtern; wer dies versäumt, kann nicht mit Gewißheit die Num- mern erwarten, die vor der hier eingegangenen Anmel- dung erschienen sind.

Fúr einzelne Nummern des Blattes ist der Preis

L E 27 Ggr.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei,

Preußisck

Allgemeine

E E T A G R E MEM "T

Anhalt,

Amtliche Nachrichten. i e Rußland. St. Petersburg. Fortdauernder gelinder Winter. Frankreich. Paris. Graf von Pahlen. Angebliche neue Pairs Kreirung. Vermischtes. Briefe aus Paris. (Duvergier de Hauranne, das Ministerium vom 1. Mârz und die Majorität. 2A Konservativen und Herr von Lamartine; Dupoty's Verurthei- ug. L Grofbrilániél und Jrlaud. London. Kommission zur Unter- suchung der Schaßkammerschein - Ausfertigung. Ankunft Mon- signore Cappacini’'s. Streit Uber die Regoziirung des Traktats gegen den Sklavenhandel. Vertrag mit einem Negerfürsten ge- gen den Sklavenhandel. Nachrichten Úber die Bürgerkriege am La Plata und in Peru. Vermischtes. 2 H Belgien. Brüssel. Eisenbahn nach der Preußischen Gränze. Deutsche Bundesstaaten. Stuttgartk. Vertagung der Stände- Versammlung. e i : Oesterreich. Schreiben aus Wien. (Siebenbürg. Landtag.) Schweiz. Genf. Folgerungen aus den leßten Wahlen zur „„Konsti- tuante//. rid. Fabrifanten-Verein, : j Spanien. Madrid. Vermischtes. Schreibén aus Madrid, (‘Ankunft des Herrn von Salvandy; Protestation gegen die frete Einfuhr der Englischen Baumwollenwaavren in Catalonien.) Inland. Berlin. Königliches Patent, den Bundestags-Beschluß ber den Schuß musikalischer und dramatischer Werke betreffend. - Trier. Sammlung der Frau Prinzessin von Prenßen und der Frau Prinzessiz Karl. Düsseldorf. General - Versammlung der Düsseldorf - Elberfelder Eisenbahn - Gesellschaft. Koblenz. Ankunft des Bischofs von Geissel. Wissenschaft, Kunst und Literatur. des wissenschaftlichen Kunst-Vereins,

Berlin. Versammlung

Ueber Lucas Cranach’s des Aclieren Familien-Namen,

Wuttke. Besibßergreifung Schlesiens.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigsk geruht:

Den Kreis-Deputirten Grafen von Seydewiß auf Puls- werda zum Landrath des Torgauer Kreises, im Regierungs: De- zirk Merseburg ;

Den Landgerichts-Assessor Karl Philipp von Breuning zum Staats-Prokurator in Kleve;

Den Land- und Stadtgerichts - Direktor Jacobi zu Gostyn zum Direktor des Land: und Stadtgerichts zu Lobsens ; und

Den Kammergerichts - Assessor Wolff zum Rath bei dem Stadtgerichte in Potsdam zu ernennen,

Der Justiz - Kommissarius Keßler zu Jnowraclaw is zu- gleich zum Notarius im Departement des Königl. Ober - Landes- gerichts zu Bromberg bestellt worden.

Angekommen: Se. Durchlaucht der Prinz Klodwig ¿u Hohenlohe-Schillingsfürsk, Prinz zu Ratibor und T orvey, von Halle,

Zeitungs -Uachrichten. Ausland.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 19, Dez. Unser diesjähriger Winter is einer der merkwürdigsten, den wir seit langer Zeit gehabt. Während wir im Dezember vorigen Jahres um diese Zeit schon die strengste Kälte und den schärfsten Frost hatten, der den ganzen Winter hindurch anhielt, lesen wir jeßt in dem Journal Po- ßrednik (der Vermittler) Über den gegenwärtigen Dezember-Lenz Folgendes: „Jn unseren Stadt-Gärten is an Schnee nicht zu denten, alle Rasenpläße sind noch grún, und úberall sprossen Blümchen, so daß ich heute, am 1. (13) Dezember, in einem Gärtchen aus Wassili Ostrow ein Sträußchen blühender Gänse- blúmchen, schon halbaufgeblühter Primeln, Aurikel nebst dazugehö- rigen grúnen Ablegery von Malven, Krausemúnze, Melisse, Geißfuß und Artemisía abrotanum gepflúckt und dasselbe in einem Nachen, wie im Mai, úber die vom Eise noch ganz freie Newa einer fran- ken Dame auf dem Englischen Quai zugesandt habe.“

Frankreich.

Paris, 22, Dez.

als gestern das Journal des Débats auf die Abberufung des Grafen Pahlen zurúck, SiEsagt: „Wir haben immer be- hauptet, daß die Abreise des Grafen Pahlen nah St. Peters- burg durch feinen für Franfreih verleßenden Umstand motivirt

sey, Später fügten wir hinzu, daß der Graf Pahlen nicht auf

seinen Posten zurückfehren werde, Der Constitutionnel, der sich zuerst zum Organ der übelwollenden Gerüchte machte, die man úÚber die Reise des Russischen Botschafters verbreitete, enthielt auch zuerst die Nachricht, daß der Graf Pahlen in Folge einer Veränderung des Russischen Ministeriums nah St, Petersburg berufen sey, um in das neue Kabinet einzutreten. Diese Nach- richt is richtig, denn wir wissen, daß der Graf Pahlen, an die Stelle des Generals Benkendorf, an die Spiße des Polizei-Mini- steriums treten wird, Umsonst aber versucht der Constitutionnel die Abberufung des Generals Pahlen zu entstellen, um daraus eine Beleidigung für Frankreich abzunehmen. Wir machen jenem Jour-

nale bemerklich, daß, wenn Rußland die Absicht hat, seinen Bot-

schafter in Paris durch einen außerordentlichen Gesandten und

| welcher der Botschafter akkreditirt ist.

Die Presse kommt heute ausführlicher |

bevollmächtigten Minister zu erseßen, dies nur die Ergänzung ei- ner Maßregel ist, welche es in Bezug auf alle fremden Machte angenommen hat. Frankreich, weit davon entfernt, sich Über eine

| solche Maßregel beklagen zu können, darf es im Gegentheil als

eine Aufmerksamkeit ansehen, daß das Kabinet von St. Peters- burg jene Veränderung zuleßt in Paris eintreten läßt, indem Lon- don schon seit 2 Jahren und Wien seit einem Jahr keinen Russi- schen Botschafter mehr hat. Rußland hat, wenn wir gut unter- richtet sind, für die Abschaffung der Botschafter folgende Gründe: Da der Botschafter, dem Protokolle der Aachener Konferenz vom

241, November 1818 zufolge, unter allen diplomatischen Agenten

allein derjenige is, von dem man annimmt, daß er die Person seines Souverains repräsentirt, so hat er den Vortritt vor allen

| anderen Mitgliedern des diplomatischen Corps niedereren Ranges.

1

Diese Etikette seßt zuweilen die Regierung in Verlegenheit, bei | In Paris z. B. haben die Botschafter von Sardinien und Neapel, die Mächte zweiter

| Klasse repräsentiren, den Vortritt vor dem Preußischen Gesand-

ten, der, obgleich eine große Macht repräsentirend, nur den Cha- rafter eines bevollmächtigten Miniskers hat. Der Botschafter ist

außerdem, eben weil er seinen Souverain persönlich repräsentirt,

| zu bedeutenderen Repräsentations- Kosten verpflichtet, als die Úbri- | gen diplomatischen Agenten.

Rußland sfoll deshalb auch aus óko- nomischen Gründen allmälig seine Botschafter im Auslande abge- schafft haben, da es findet, daß der bevollmächtigte Minister eben so gut als der Botschafter den Zweck seiner Mission erfülit.“ Der Temps meldet, daß binnen kurzem eine neue Pairs-

| Kreirung stattfinden werde, und nennt unter der Zahl der Perso-

nen, denen die Pairswürde verliehen werden soll, Herrn Gasq, Kammer-Präsidenten des Rechnungshofes, Herrn von Bois-Lecomte, Herrn Renouard von Bussières, Herrn von St. Priest, den Vicomte

| von Bondy, den General Gourgaud und den Grafen Arthur

Beugnot. (Dies ist ein offenbarer Jrthum, denn der Graf Beugnot ist schon seit mehreren Jahren todt.)

Es if ernstlih von einer Annäherung, zwischem dem Rdmi- schen Hofe und Espartero die Rede. Mak versichert, daß der Päpstliche Jnternuntius in Paris Eröffnungen in dieser Bezie- hung erhalten habe. A

Das Journal des Débats/ eifert gegen dio Manie, die fich seit einiger Zeit kund gäbe, bei Anlegung der Eisenbahnen strategische Rücksichten besonders vorwalten lassen zu wollen. Die Eisenbahnen dürften ihrem Prinzipe nach nicht als Kriegs - Ma- schinen, sondern als friedliche Mittel der Civilisation betrachtet werden; man müsse also bei Anlegung der Eisenbahnen lediglich fommerzielle und industrielle Rúfsichten ins Auge fassen. J

In einem hiesigen Journale liest man: „Bekanntlich wurde in den leßten Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Kom- mission von Gelehrten beauftragt, den vierten Theil des Meridian genau zu messen. Diese Kommission seßte den zehnmillionten Theil jenes Meridian - Viertels als das Metre fest und machte dieses Maß zur Basis unseres Dezimal - Systems. Jeßt aber, nachdem dieses System uber 30 Jahre existirt und mit großen Koften in unsere Gebräuche und in unsere Sitten eingeführt wor- den ist, entdeckt ein Gelehrter einen Fehler von 300 Toisen in der Messung des Meridian-Bogens, oder vielmehr in den Berechnun- gen, die angestellt wurden, um sie zu ermitteln, Herr Desprebß hat jenen Jrrthum entdeckt und der Akademie der Wissenschaften einen Bericht darúber eingesandt.“

Börse vom 22, Dezember. Die Rente war heute sehr fest, und die Stimmung war entschieden à la hausse, Die Course würden mehr gestiegen seyn, wenn nicht so dicht vor dem Jahres- chluß alle Spekulanten außerordentlich behutsam wären. Man war an der Börse sehr gespannt auf das Urtheil des Pairshofes. Es zirkulirten in Betreff desselben die verschiedenartigsten Gerüchte. Man erwartet die Entscheidung nicht vor morgen Abend. (Das Pariser Datum in der gestrigen telegraphischen Depesche dürfte daber auf einem Jrrthume beruhen, falls nicht etwa noch am 2sten spät Abends die Publizirung des Urtheils erfolgt wäre.)

„*« Paris, 21. Dez. Herr Duvergier de Hauranne hat die ver- schiedenen politischen Artikel, die seit einiger Zeit von ihm in der Revue des deur Mondes erschienen sind, in einem Bande zusammengestellt und mit einer Vorrede versehen, die nicht weniger als hundert Seiten lang i, Diese Vorrede isff gewissermaßen ein neues Manifest, eine neue Vertheidigung des Ministeriums vom 1. März, dem zwei der besten Freunde des Herrn Duvergier, namlich die Herren von Rémusat und Jaubert, angehörten, Der Verfasser sucht vor

| Allem die Gründe darzulegen, die ihn, wie er sagt, sehr gegen

seinen Willen von Herrn Guizot getrennt haben. „Wie soll ich mein Erstaunen, meinen Schmerz schildern, als ih erfuhr, daß in Folge der Ereignisse von Beirut Herr Guizot den Minister, von dem er am Tage zuvor noch Jnfkructionen empfing, erseßen und in Frankreich eine ganz andere Politik einführen wúrde 2“ Herr Duvergier de Hauranne, so wie Alle, die heute noch die Politik des 1, März unterstúßen, vergißt in allen seinen Diskus: sionen die Note vom 8. Oktober, Für jeden Unparteüschen is diese Note dem Jnhalte nach nichts weiter, als das Pro- gramm der von Herrn Guizot befolgten Politik. Betrach- tete man nicht in dieser Note die bewaffnete Jnterven- tion der vier Mächte in den orientalischen Angelegenheiten als eine Thatsache, der man sich nicht widerseßen wúrde? sagte nicht Herr Thiers: „Man hat die Frage über die Gränzen, welche in Syrien die Besißungen des Sultans und die des Vice-Königs von Aegypten von einander trennen sollen, den Chancen des gè- genwärtig begonnenen Krieges unterwerfen fönnenz; aber Frank- reich wúrde die Existenz Mehmed Ali?s als Fürsten und Vasallen des Reichs nicht solchen Chancen überlassen haben.“ Man sieht, daß in dieser Phrase die Frage auf eigenthümliche Weise um- schrieben worden is; man gab Syrien auf und plaidirt nur noch fúr die Existenz des Paschas. Die Opposition verliert diese Note vom 8, Oktober viel zu häufig aus dem Gesicht. Jedoch ist diese Frage jeßt zu alt, um bei Eróffnung der Session Stoff zu so lebhaften Diskussionen zu geben, wie sie im vorigen Jahre statt-

Staats-Zeitung.

Berlin, Dienstag den 28@ Dezember

fanden; sie

Schicksal des Kal

Bedbäirene Cs j Hauranne sagt auch ein Wort über zwei ershicitó L d Zar Dedntwortung seiner verschiedenen Schriften Mitglied der Deputirten-Kammer dem Marquis von Lagrange, L „oer —eputirten-Kammer, die andere von Herrn Doilay. Fndem Herr Duvergier die erstere zurückweisk, sagt er unter Ande- rem, daß die Unordnung in den Finanzen den bffentlichen Arbei- s und Feinesweges der Berw; tung des Herrn Thiers zuzuschrei- E N esa E l 1. arz habe fúr alle außerordent- ich gen während des Jahres 1840 nur 105 Millionen und, wenn man, gegen alle Billigkeit, das ahr 1841 auf seine Rechnung stellen wolle, 189 Millionen ausgegeben. Es finde hier eine große Ermäßigung der Ausgaben \o wie eine große Ueber- treibung statt, wenn man sage, der 1, März habe eine Milliarde verausgabt, und wenn man die von seinen Vorgängern gemach- ten Ausgaben und die, welche man bis zum Jahre 1848 für df- fentliche Arbeiten zu machen gedenke, ihm zur Last lege. Die Parteien verfahren úbrigens niemals anders; sie glauben, daß die Uebertreibung und die Lüge die wirkliche oder angebliche Redlich- feit ihrer Sache vermehren und sie verstärken.

: Herr Duvergier de Hauranne hat sich naturlich auch mit der künftigen Majorität der Deputirten-Kammer beschäftigt; aber hier ist er viel weniger redlich, als bei der Vertheidigung des 1. März und bei seinen Angriffen gegen Herrn Guizot. „Was die Ele- mente betrifft“, sagt er, „aus denen diese Majorität bestehen wird, so sind sie durch die Lage und die Macht der Dinge selbs gege- ben. Weil es sih darum handelt, die Regierung zu befestigen, so fönnen diejenigen, welche fie vernichten wollen, nicht in die neue Majoritát eintreten; weil es sich darum handelt, die Politif zu ändern, so können die, welche die gegenwärtige Politif wirklich und aufrichtig billigen, nicht daran theilnehmen. Die Frage isk daher einfach die: Giebt es auf der Linken eine gewisse Anzahl Depu- tirte und Wähler, die, während sie das Verfahren der Regierung mißbilligen, dennoch dieser Regierung selbsk ergeben und, um sie zu er- halten, bereit sind, ihreMeinungen und ihre Forderungen zu mäßigen? Giebt es auf der Rechten eine gewisse Anzahl Deputirte und Wähler, die, troß der Unterstübung, die sie bis jeßt der gegenwärtigen Politik haben angedeihen lassen, diese Politik für wenig fest und wenig wúrdig nach Außen, für wenig liberal und wenig sicher im Jn- nern halten2 Sind endlich diese beiden Gruppen, falls sie existi- ren, vereinigt im Stande, eine Majorität zu bilden? Jch mel- nerseits zweifle nicht daran, und deshalb bitte ich die eine wie die andere, einige Opfer zu bringen.“ Man sieht, dies ist ganz auf: richtig die von Herrn Duvergier de Hauranne #o vielfach gepre- digte Versdhnung; aber diese Versöhnung is nur eine Coalition, vermittelst deren die Partei, welche Herr Duvergier vertheidigt, sih der Gewalt zu bemächtigen oder wenigstens sih den Weg dazu zu bahnen suchen würde. Denn Herr Thiers weiß vollkommen, daß seine leßte Amtsführung eine zu große Kluft zwischen sei- ner Person und der Gewalt gebildet hat, als daß er so bald eine Majorität in den Kammern finden fönne, Was am deutlichsten aus den Schlußworten des Herrn Duvergier hervorgeht , is, daþß die Parteien sih verständigen und sich vereinigen müßten, um Herrn Guizot zu stürzen. Herr Molé wúrde dann, im ungún stigsten Falle ein Uebergangs-Ministerium bilden, und die ganze Tombination würde zuleßt durch die Rückkehr des Herrn

an die Spiße der Angelegenheiten gekrönt werden. Der erste Theil dieses Plans könnte wohl gelingen, und es wird sich viel leicht eine hinreichende Majorität bilden, um das gegenwärtige Kabinet zu skúrzen, aber damit werden auch die Prophezeiungen des Herrn Duvergier und die Chancen des Herrn auf: horen.

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X i pv d Thiers

Ai ppe UViCiV

T7 Paris, 2 , Die konservative Partei ist noch im- mer mit der doppelte ir den Vorsiß in der Depu- tirten- Kammer beschäftigt, die ihr schon so viele Verlegenheiten zugezogen, und die der lauernden Opposition die günstigsten Aus- sichten für den Anfang der bevorstehenden Session eröffnet. Die Opposition sieht natürlich das Zerwürfniß der Konservativen mit inniger Schadenfreude und bereitet fich darauf vor, den größtmög- lichen Vortheil daraus zu ziehen. Sie nimmt öffentlich weder Partei für Herrn Sauzet, noch für Herrn Lamartine, um ihren Gegnern keine Haltpunkte zu geben, an denen sie sih aus ihrer eigenen Unschllissigkeit zichen könnten, indessen es ist kaum zu be- zweifeln, daß im entscheidenden Augenblicke fast alle Stimmen der Rechten und der Linken für den Mitbewerber des Regierungs- Kandidaten seyn wúrden, denn die Hoffnung, das Ministerium zu stúrzen, úberwiegt alle anderen Rücksichten , die sich sonst der Kandidatur des Herrn Lamartine entgegenseßen könnten, Um die gänzliche Zersplitterung ihrer Partei und mit ihr eine neue Kabinetskrise zu verhindern, w&ren die Konservativen vor einigen Tagen nach langen Unterhandffingen über einen Versuch der Aus- gleichung der einander entgegengeseßten Ansprúche einig geworden, Herr Lamartine hatte sich bereitwillig gezeigt, auf seine Kandida- tur zu verzichten, vorausgeseßt, daß man ein Mittel finde, seinen Freunden, die sich so lebhaft fúr dieselbe interessirt haben, einen ehrenvollen Rückzug zu sichern. Zur Verständigung über diesen Punkt war eine Zusammenkunft verabredet, von der man sich das befriedigendste Ergebniß versprach, Aber höchst auffallender Weise ließ Herr Lamartine, nachdem man lange auf ihn gewartet, sich wegen seines Nichterscheinens in der Konferenz mit Unwohlseyn entschuldigen. Damit haben sich denn die ganzen Verhandlungen wie- der zerschlagen. Es scheint, daß Herr Lamartine bei der Zurücknahme seines Versprechens der Verzichtleistung nicht sowohl von dem Ehrgeize bestimmt worden is, als von einer anderen Leidenschaft, welche auch Úber Staatsmänner oft eine noch größere Macht ausúbt, als der Ehrgeiz. Es hat úberhaupt mit der ganzen Kan- didatur des Herrn Lamartine eine eigene Bewandtniß, über die man, da es sich dabei um persónliche Verhältnisse handelt, am füglichsten schweigt.

Man kennt bereits den Ausspruch des Pairshofes úber meh- rere der ihr Urtheil erwartenden Angeklagten. Einige von ihnen sind zum Tode verdammt, dürfen aber mit ziemlicher Gewißheit