1841 / 359 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ug Deguadi =y N rechnen. Auch Herr Dupoty ist für schuldig |

; Dieser Spruch war freilich seit einigen Tagen ziemlich | allgemein vorausgesehen, aber sein Bekanntwerden bringt darum nicht weniger oder vielleicht eben deshalb eine hôchst peinliche Sen sation hervor. Und er fann möglicher Weise wichtige Folgen ha- ben. Die dfffentliche Meinung weigert sich, in der Berurtheilung des Redacteurs des Journal du Peuple einen Justizakt zu erkennen, und die Presse sieht darin eine Herausforderung auf Leben und Tod. Da man neue Geseße gegen die Presse nicht durchseßen fann, und mit Ordonnanzen aus leicht begreiflichen Gründen nicht gegen sie zu verfahren wagt, 0, heißt es, sucht man der politischen Nothwendigkeit ihrer Beschränkung durch admini- strative Maßregeln in der Form von Richtersprüchen zu genügen. Die Journale gehen damit um, eine gemeinschaftliche Protestation A das Urtheil des Pairshofes gegen Herrn Dupoty zu er- assen, |

Großbritanien und Irland. |

London, 22. Dez. Die Hof-Zeitung meldet bereits die Ernennung einer Kommission, die aus Lord Ashburton, dem Ge- neral:Auditeur John Nicholl, Herrn George Carr Glyn und Herrn John Shaw Lefevre besteht, zur Untersuchung, wie seit der unter Wilhelm IV. erlassenen Parlaments-Akte, durch welche die Schab- Fammer umgestaltet wurde, bei der Fabrizirung und Ausgabe der Schaßkammerscheine zu Werke gegangen worden, und zur Ermit- telung, ob sich in dem in dieser Hinsicht bestehenden System etwas Fehlerhaftes vorfindet, und durch welche Maßregeln künftighin | der Fälschung oder betrügerischen und unerlaubten Verausgabung | von Schaßkammerscheinen am besten vorgebeugt werden könne.

Monsignore Cappacini ist am 15ten d. M, in London ange- fommen und hat ein Hotel in Lincolns-Jnn-Fields bezogen.

Der zwischen den fünf Mächten abgeschlossene Bert1ag, wel- cher den Sklavenhandel für Seeraub erklärt und das gegenseitige Durchsuchungsrecht stipulirt, hat bereits zu einer Polemik zwischen dem Morning Herald und dem Globe geführt, welche die Frage betrifft, ob der Ruhm, diesen Traktat zu Stande gebracht zu haben, dem jeßigen oder dem früheren Ministerium zuzuschrei- ben sey. Der Herald behauptet, daß dem Grafen Aberdeen das Verdienst zukomme, die Hindernisse beseitigt zu haben, welche durch endlose Persönlichkeiten und dem Gegenskande fremdartige Diskussionen, die Lord Palmerston in die Unterhandlungen einge- flohten habe, zu Wege gebracht worden seyen. Der Globe dagegen will dem jeßigen Ministerium fein anderes Ver- dienst zugeschrieben wissen, als die Vervollständigung des Traktats durch Auswechselung der Ratificationen, und er erklärt, daß, wenn nicht die bekannten Mißhelligkeiten zwi- schen dem Französischen und dem Englischen Kabinette in Betreff der Orientalischen Frage obgewaltet hâtten, dieser Traktat schon unter dem Melbourneschen Ministerium zu Stande gekommen seyn würde. Jedenfalls bleibt dem Lord Palmerston das Ver- dienst, die Unterhandlungen eingeleitet und lange mit Beharrlich- keit fortgeführt zu haben, ungeschmälert. Nach der Ansicht dessel: ben Blattes würden Spanien und Portugal, als Sklaven-Händler, zuerst die Wirkung der verbundenen Gewalt der fünf Mächte zu empfinden hahen, und auch die Vereinigten Staaten, als Skla- ven : Besißer, würden dem moralischen Einflusse des Traktats nicht lange widerstehen können.

Der Liverpool Standard theilt auch eine aus 7 Artikeln bestehende, am 20. August d. J. im Parliament House zu Bonny Town unterzeichnete Convention mit, welche der die Britische Flotte an der Westküste von Afrika kommandirende Capitain Tuer mit dem König Pepple und den übrigen Häuptern der in dem Bonny- Lande wohnenden Negerstämme abgeschlossen hat und deren Zweck die gänzliche Unterdrückung des Sklavenhandels in jenen Gegen- den is. England verpflichtet sich in dem 2, Artifel dieser Con- vention, dem König jährlich Waaren zum Belaufe von 10,000 Dollars schenkungsweise für die Aufrechthaltung des abgeschlossenen Vertrages zu liefern. Daß dann fein Sklavenhandel im Bonny- Lande getrieben mehr wird, muß alljährlich bei der Ablieferung der Geschenke durch ein Attest der in Bonny handeltreibenden Britischen Kaufleute bescheinigt werden. Für den Fall, daß der Convention zuwider gehandelt wird, behält sich England die Unter- drúckung des Sklavenhandels durch Gewalt-Maßregeln vor. Für die ersten fúnf Jahre wird die Zahlung von 10,000 Dollars baar, statt in Waaren, versprochen, Der Schluß - Artikel endlich stipu- lirt, daß König Pepple ungehindert würde Sklavenhandel treiben dúrfen, wenn England selbsk fünftig einmal wieder diesen Handel freizugeben sich veranlaßt fände. ;

Mit dem Schiffe „Alice Brooks'“, das in Liverpool angekom: men is, sind neuere, bis zum 8, Oftober reichende Nachrichten aus Buenos-Ayres eingegangen. Nach den leßten Berichten aus dem Jnnern stand General Oribe, der vertriebene Präsident von Montevideo, jeßt in Diensten von Rosas, zwölf Stunden von der Stadt Tucuman entfernt, nachdem eine Abtheilung seiner Truppen unter Oberst Lagos ein 400 Mann starkes Corps des Lavalle, Chefs der Jnvasions- Armee von Montevideo vernichtet hatte. Nach Privatbriefen sollte Lavalle sogar schon das Gebiet der Argentinischen Republik völlig geräumt haben; sein Unter- Befehlshaber, General La Madrid, marschirte auf Mendoza, ver- folgt von der Vorhut der Argentinischen Truppen unter General Benavides und Oberst Flores.

Ueber Buenos-Ayres hat man mit der vorerwähnten Gelegen- heit auch Nachrichten aus Peru erhalten, aus denen hervorgeht, daß der vertriebene Präsident dieser Republik, General Santa Cruz, unmittelbar nah seiner am 1. Mai d. J. erfolgten Rück- kehr nah dem Norden von Peru, die Stadt Picura durch den Obersten Angula hatte nehmen lassen, daß aber Leßterer gleich darauf von den Regierungs-Truppen angegriffen und gezwungen worden war, mit allen seinen Soldaten die Waffen zu strecken. Ueber die weiteren Unternehmungen des General Santa Cruz wußte man noch nichts,

Der Morning Advertiser will wissen, daß Sir Robert Peel persönlich Erkundigungen in der City eingezogen habe, auf welche er seine Vorschläge in Bezug auf die Ermäßigung der Korn-

eseße zu. begründen gedenke, und daß man ziemlich allgemein der Ansicht sey, der neue ministerielle Plan, welcher dem Unterhause vorgelegt werden solle, werde im Ganzen mit dem von dem City: | Korrespondenten des Globe neulich mitgetheilten übereinstimmen.

Gestern haben die neuen Wahlen der Mitglieder des Lon- doner Gemeinderaths begonnen, und man ist der Meinung, daß in vielen Distrikten bedeutende Wahlkämpfe vorkommen werden, da das Resultat der Wahlen nicht ohne Einfluß auf die vielbe- sprochenen Handels - und Finanz-Reformen bleiben kann, bei denen natürli die Stadt London eine gewichtige Stimme hat. Die Gegner der Korngeseße zeigen sich besonders eifrig, Mitglieder ih: rer Partei in den Gemeinderath zu bringen,

Nach der Morning Posk soll auhch in Jrland die Aus- fertigung und Ausgabe der Schaßkammerscheine künftig nicht mehr durch ein eigenes Regierungs-Büreau, sondern durch die Bank von Jrland besorgt werden,

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Die Naval and MilitaryGazette spricht ihr Bedauern

darüber aus, daß die neuesten Beförderungen in der Flotte, die |

streng nah der Anciennetät vorgenommen worden sind, nicht so

weit hâtten ausgedehnt werden fönnen, daß der Commodore Sir | Charles Napier mit in dieselben eingeschlossen und zum Admiral | genannte Blatt erklärt bei dieser |

erhoben worden wäre. Das Gelegenheit, daß es ohnehin sehr an Admiralen fehle, welche noch nicht das Alter erreicht hâtten, in welchem, der Natur des Men- schen zufolge, die demselben innewohnende Thatkraft zu schwinden beginne. Finanzielle Rücksichten sollen indeß allein der größeren Ausdehnung des Avancements entgegengetreten seyn.

Das Band des Hosenband - Ordens, welches durch den Tod des Grafen von Weskmoreland erledigt is, wird, nach den Tory- Blättern, entweder dem Herzoge von Buckingham oder dem Gra- fen Wharncliffe ertheilt werden.

Das Bankers? Cirkular spricht sich sehr entschieden ge- gen das Monopol aus, welches die Herren Rothschild sich in Spa- nien zur Ausbeutung der Queefsilber-Minen von Almaden erwor- ben haben, stellt es dem aufgehobenen Schwefel-Monopol in Si- cilien gleih und fordert das Britische Ministerium auf, den Ge- genstand in ernstliche Erwägung zu nehmen.

Belgien.

Brüssel, 22.-Dez, Der Direktor der Eisenbahnen, Herr Masui, tritt eine Reise nah England an, um daselbst in Gemein- schaft mit mehreren anderen Belgischen Mechanikern einige Bah-: nen mit sogenannten geneigten Ebenen zu untersuchen, nach deren Muster wahrscheinlich die Bahn von Verviers bis zur Preußischen Gränze angelegt werden wird, wo das Terrain sehr viele Schwie- rigkeiten darbietet.

Der Advokat Herr Metdepenningen in Gent, seiner orangi- stischen Gesinnungen wegen bekannt, ist in dem Prozesse gegen das leßte Komplott als Zeuge vorgeforderk.

Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 22. Dez. (Schwäb. M.) Jn der Abgeord- neten- Kammer wurde vorgestern ein Reskript des Königl. Gehei: men Raths verlesen, wonach die Stände-Versammlung, hauptsäch: lich um dem Ausschusse die erforderliche Zeit zur verfassungsmä- ßigen Prúfung der Steuer-Verwendung von 1840—41 zu lassen, bis zum 1. Februar 1842 vertagt wird, an welchem Tage die Verhandlungen wieder beginnen sollen.

Desterreich.

XckX Wien, 21, Dez. Die Nachrichten von dem Fortgange des S iebenbúrgischen Landtags lauten sehr erfreulich. Als in der dritten Landtags-Sißung vom 18ten v. M, die Verfassung des Landtags-Protokoils zur Verhandlung kam, stellten Se. Excel- lenz der Herr Stände- Präsident vor, daß er sich bei dem leßten Landtage selbst überzeugt habe, wie eifrig die Stände in der Be- rücksichtigung einer größeren Oeffentlichkeit getrachtet hâtten , die Verfassung der Redensammlung (Beszédtár) so vollständig als möglich einzurichten, und dennoch war es, troß des von den Land- tags - Mitgliedern bezeigten Eifers, troß des vielen Zeitverlustes und der angewandten außedurdentlichen Mühe unmöglich, der ge- hegten Erwartung vollklommet zu entsprechen, Um diesen S chwic- rigkeiten dermalen auszuweichen;, habe er aus Ungarn den wegen seiner Geschiklichkeit bekannten SchnelUschreiber Karl Hajnik berufen, durch dessen Mitwirkung mit geringerer Múhe eine vollständigere Re- densammlung redigirt werden könne. Die Stände erkannten mit Dank die zweckmäßige Vorsorge ihres Präsidenten an, und indem sie seinen Antrag annahmen, beschlossen sie, daß der Ge: schwindschreiber Karl Hajnif die Redensammlung zusammenstellen, und sein Referat durch eine von den Landskänden zu wählende Deputation geprüft und bestätigt werden solle. Sodann kam die in der nächstvergangenen Sißung auf die Tagesordnung gebrachte Zusammenstellung, Prüfung und Herausgabe des Landtags- Pro tofolls zur Verhandlung. Es wurde beschlossen, daß das Protofoll aus drei einander ergänzenden Theilen bestehen solle, nämlich dem eigentlichen Protokolle (Jegyzököyv), der Urfunden-Sammlung (Iromanykönyv) und der Redensammlung (Beszédlär), Das erstere sollte in eigentlicher Protofollsgestalt die am Landtage vorkom: menden Vorschläge und die darúber gefaßten Beschlüsse, so wie die Reden einzelner Mitglieder enthalten, deren Einrückung ins Pro- tofoll ausdrúŒlich verlangt würde; in das zweite sollten alle an die Stände gerichteten, so wie alle in den Sißungen verfaßten und aus denselben expedirten Schriften und Eingaben aufgenom- men werdenz die dritte endlich sollte alle in den Landtags-Sißun- gen gehaltenen Reden in sich fassen. Zur Adjustirung des Land- tags : Protofolls nach diesen seinen Abtheilungen sollten, in der Art, wie solches 1837 geschehen, 35 Landtags - Mitglieder durch geheime Abstimmung gewählt werden, von welchen jede Woche hindurch sieben diese Obliegenheit zu erfüllen hätten, Der Deputirte des Unter- Albensee Komitats, Freiherr Dionys Kemeny, machte den Vorschlag, sowohl der gewünschten Oeffentlichkeit wegen, als auch, damit die Kommittenten und das Land von dem Lauf der Landtagsgeschäfte schneller in Kenntniß geseßt werden, eine eigene Landtags-Zeitung zu begründen, zu deren Unterstüßung er die Stände aufforderte; bis diese aber zu Stande kàâme, möge das Königliche Landes -Guberniunm ersucht werden, die den der- malen erscheinenden Zeitungen in dieser Hinsicht entgegenstehenden Hindernisse zu beseitigen. Soviel den ersten Theil dieses Borschla- ges betrifft, beruhigten sich die Stände bei der Aeußerung des Herrn Stände-Präsidenten, daß sie erst erwarten möchten, ob die bereits bestehenden Zeitungen diesen Wünschen entsprechen wür- den oder nicht; hinsichtlich des zweiten Theiles, wurde der Herr Präsident von den Ständen aufgefordert, sich wegen Beseitigung der angedeuteten Hindernisse bei dem Königlichen Landes - Guber- nium zu verwenden, welche Verwendung derselbe auch zusicherte.

Nach einer im Druck erschienenen Uebersicht beträgt die Ge- sammtzahl der Kranfen, welche in sämmtlichen Krankenhäusern des Ordens der barmherzigen Brüder in den Kaiserlich Königlichen Staaten vom 1. November 1840 bis 31, Oktober 1841, ohne Unterschied der Religion, aufgenommen und durch milde Beiträge verpflegt worden sind, 21,308, wovon 1655 gestor- ben und 19,653 genesen oder erleichtert entlassen worden sind.

Schweiz.

Geuf, 17. Dez. (A. Z) Die eben beendigten Wahlen für die Asscmblée constituante haben ein sehr merkwürdiges Resul: tat ergeben, aus dem klar hervorgeht, daß die von der „Ussocia- | tion vom 3, März“ und von den Männern des 22, November | behauptete mächtige politische Aufregung im Volk, der allgemeine | Wunsch nach Abschaffung der „wurmstichigen““ Verfassung von | 1814 und der Eifer fúr eine neue rein demokratische Constitution | |

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durchaus nicht im Lande poygandn ist, denn von 11,396 einge- schriebenen Wählern für die Konstituante sind nur 7226 gekom: men, also zwei Fünftheile ausgeblieben, wiewohl der Wahl-Modus | (blos 21 Jahre ohne allen Census 2c.) sehr einfach und furz war. | Diese Ausgebliebenen roaren auf keinen Fall Anhänger der demo-

kratishen Bewegung, denn die „Association vom 3, März“ hat in der Stadt und in den Land - Gemeinden den größten Eifer zur Gewinnung von Wählern ihrer Farbe gezeigt, und zu diesem Zweck sind selbst falsche und untergeschobene Wahllisten verbrei- tet worden. Durch dergleichen Mittel hat sie in den Wahl: Kol: legien St. Gervais, Douane und College doch in allem nur drei und zwanzig Wahlen fúr sih gewonnen, lauter Mitglieder der „Association“, unter denen der Oberst Dufour obenan steht. Auch Fazy-Pasteur, Delapalud, Gide, Rilliet Constant und James Fazy (dieser nur mit den wenigsten Stimmen) sind im St. Gervais-Quar- tier gewählt worden. Selbsk diesem in demokfratischer Aufregung heftigsten Stadttheil fehlte über ein Drittheil seiner Wähler, Wä- ren diese Gemäßigten und Konservativen zu den Wahlen gekom- men, so hâtte die „Association“ nicht einmal den kleinen Erfolg gehabt, in die Konstituante von 115 Mitgliedern dreiundzwanzig der ihrigen zu senden. Wahrscheinlih werden sie bei dem weit vorherrschenden konservativen Element keinen bedeutenden Einfluß haben. Zu leßterem gehören, Sismondi an der Spiße, die durch Gesinnung, Kenntnisse und Verdienste ausgezeichnetsten Staats: Beamten, Professoren (auch Professor Cherbuliez), Advokaten, Banquiers :c. Auch das katholische Element hat durch die Wah- len schr an Bedeutung gewonnen und wird durch besonnene und máßige Männer repräsentirt.

Zürich, 18. Dez. Gemeinsame Anstrengungen der Bürger und der Regierungen zur Hebung des allgemeinen Wohlstandes werden, wie dies der Geist der Zeit ist, ohne Zweifel auch in der Schweiz, wie in anderen Ländern, die unfruchtbar gewordenen politischen Kämpfe in den Hintergrund drängen, und eine kräfti- gere Zukunft für Staat und Volk herbeiführen. Die Schweiz, von Kantonalzdllen noch durchzogen, hat zu diesem Ende in ihrem FJnnern vieles aufzuräumen. Erst muß sie sich auf solchem Wege gereinigt und auch politisch fich erholt und gestärkt haben , bis fie in den allgemeinen Fragen, welche die Europâische Politik allen Staaten vorlegen zu wollen scheint, ihre Stellung nehmen kann. Jch glaube, dies wird, so oder anders gedacht, seit längerer Zeit in der Schweiz gefühlt, und ist auch dem Gange der Aargauer Angelegenheit nicht fremd gewesen. Den offentlichen Verhand- lungen die neue Wendung zu geben, wird in dem jebt eingetrete- nen politischen Ruhepunkte von manchen Seiten bedacht, auf manche Weise angefaßt, So haben sich gestern in Zúrich ei: nige zwanzig Fabrikanten versammelt und vorläufig folgende Be- chlÚsse gefaßt :

„Es soll ein Kantonal - Fndustrie - Verein gegründet werden, dessen Zweck is, sich vorerst über alle unsere industriellen Verhält nisse zum Jn- und Auslande genaue Kenntniß und Einsicht zu ver schaffen, und sodann Mittel und Wege zu gesichertem Fortbestand derselben und allfälliger Verbesserung ausfindig zu machen. Der Verein wird bei seiner Konstituirung die Art und Weise seiner Wirksamkcit festseßen und durch ein lTeitendes Comité in anregen der Thätigkeit zu bleiben trachten, so wie die Errichtung ähnlicher Vereine in anderen Kantonen zu gemeinsamer Wtrksamkeit zu ver anlassen suchen. Sämmtliche Fabrikbesißer und Kaufleute des Kan tons sollen in erster Linie zur Bildung des Vercins einberufen wer den, nach dessen Konstituirung aber foll Meldung und Aufnahme stattfinden. Ein provisorishes Comité von fünf Mitgliedern hat den Entwurf einfacher Statuten zu besorgen und binnen drei Wo- chen zu relatiren, worauf der Vercin zusammentreten und sich kon stituiren wird.“-

Spanien,

Madrid, 15. Dez. Man spricht von einer Veränderung des Kabinets und der Auflösung der Kammern z indeß ift hicrúber nichts Bestimmtes bekannt und einige Personen versichern sogar, daß in einer vorbereitenden Versammlung der Deputirten die An- hänger des Ministeriums, wie die der Opposition, beschlossen haben, die Ereignisse in Barcelona nicht zum Gegenstande des Angrisfs gegen das Ministerium zu machen.

Herr Olozaga, diesseitiger Botschafter in Paris, wird in den nächsten Tagen hier erwartet. Herr Mendizabal ist hier ange fommen.

Mit dem neuen Jahre werden hier drei neue Blätter er- scheinen, nämlich El Conservador de los dos Mundos, El Jndependiente und La Leyz alle drei haben das Motto: „Die Constitution von 1837, Jsabella 11, und die Regentschaft des Herzogs von Vitoria,“

——©O-Madvid „-42,-Deze --Diesen--Vovwmittag--ist--der- Fran zdsische Botschafter, Herr von Salvandy, begleitet von dem interimistischen zweiten Botschafts-Secretair, Herzog von Glüs- burg, und den Attachés Grafen Damrémont, Herrn Mercier, Grafen Mérode, Vicomte Couessin und Marquis de Contades, hier eingetroffen, Der Botschafter úbernachtete auf seiner Reise in Spanien in St. Sebastian, Miranda de Ebro, Aranda, und gestern in Buitrago. Seit dem Tode Ferdinand's VII, war die Französische Botschaft am Spanischen Hofe nicht so zahlreich und glänzend beseßt, wie in gegenwärtigem Augenblicke, und, wie man

F versichert, erblickt der Regent in diesem Umstand eine ihm dar- E gebrachte Huldigung. Der Ton, welchen seit kurzem einige Fran

zösische Blätter (Journal des Débats, Revue des deux Mondes) anstimmen, beskärkt den Regenten in der Meinung, daß endlich die Stunde geschlagen habe, wo selbst das Kabinet der Tuilerieen ihm Gerechtigkeit widerfahren lasse. Dieser Wechsel der Umstände is ihm um so erwúnschter, da er von einer anderen Seite her, und zwar von derjenigen, von welcher er es am we- nigsten erwartete, bedrängt wird. Graf Aberdeen soll nämlich Herrn Aston aufgetragen haben, bei der Spanischen Regierung die dringendsten Vorstellungen gegen die Umtriebe zu erheben, die man dem diesseitigen Gesandten in Lissabon zur Last legt, und. die dar- auf berechnet scheinen, die Errichtung einer Regentschaft in jenem Lande und die engste Vereinigung der Portugiesischen Ultralibera- len mit den Spanischen Progressisten herbeizuführen. Dei C: genten sind Vorstellungen dieser Art natürlich nicht sehr angenehm, und seinerseits fühlt ein so gewandter Diplomat wie Herr Aston ebenfalls das Lâstige seiner Stellung bei diesem Auftrage. Demnach durfte das Gerücht nicht unbegrúndet seyn, daß Herr Aston, der vor furzem abermals eine bedeutende Erbschaft gemacht, seiner Regie- rung den Wunsch dargelegt habe, binnen zwei bis drei Monaten

. von seinem Posten abberufen zu werden.

Daß die viel besprochene Freigebung der Einfuhr Englischer

* Baumwollen - Waaren von den nächsten Cortes bewilligt werden * dürfte, erscheint jeßt auf's neue zweifelhaft, da sich von Seiten * der Fabrikherren und der Associationen der Fabrik-Arbeiter Tata-

loniens die lautesten Stimmen dagegen erheben, und die Regierung ohnehin auf großen Widerstand in den Cortes rechnen MUß: in einer von den Baumwollen-Webern der Stadt Jgualada an den Re- genten, unter dem 29sten v. M,, gerichteten Adresse heißt es unter An- derem „Catalonien erwartete Euch, um Euch zu sagen, daß England der Todfeind der Jndustrie Cataloniens is, Gebt seinen Zureden kein Gehör; England ist ein listiger Feind, der Euch vielleicht den Kuß des Friedens geben wird, um den Dolch in Eure Brust zu

stoßen. Fragt die Fremden, und sie werden Euch sagen, daß der Kunsftfleiß in Catalonien unglaubliche Fortschritte gemacht hat;

deshalb dient diese Provinz den Angriffen Englands zur Zielscheibe ; seit lange beabsichtigt diese Macht einen verderblichen Handels- Traktat, um Spanien zu einer Kolonie zu machen, wie Portugal. Aus den leßten Vorfällen Barcelona?s wird die Königin der Meere einen Vorwand nehmen, um ihre antinationalen Plâne auszufüh- ren; sie wird daran arbeiten, daß man uns fúr Rebellen erkläre, weil wir gegen ihre Baumwollen - Waaren rebelliren. Allein der Herzog de la Vitoria is der hochste Beamte der Nation, und wird sih daran erinnern, daß wir ihn erhoben, damit er über die National - Unabhängigkeit wache.“

Die Cortes werden sogleich den Antrag machen, daß die Kö-

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nigin Christine für eine Feindin der Nation erklart und ihr auf immer untersagt werden solle, nah Spanien zurúckzukehren. Dagegen soll diese Fürstin gedroht haben, die vielen in frúheren Zeiten an sie gerichteten Briefe Espartero?s veröffentlichen zu wol: len, damit endlich ganz Spanien erfahre, durch wessen Einfluß die Königin Regentin bei allen ihren früheren Schritten geleitet worden wäre.

Berlin, 27. Dez. Das in Nr. 24 der Ceseß -Samm- lung enthaltene Patent über die Publication des Bundestags- Beschlusses vom 22. April 1841 wegen des den Verfassern musi- falischer Compositionen und dramatischer Werke zu gewährenden Schußes, lautet wie folgt : :

„„Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen 2c. 2c.‘ . Thun kund und fügen hiermit zu wissen: / i

Nachdem die zum Deutschen Bunde vereinigten Regierungen tn der 10ten diesjährigen Sißung der Bundes - Versammlung vom 22. April c. sich dahin vereinigt haben: j

Die im Deutschen Bunde vereinigten Regierungen werden zum Schuße der inländischen Verfasser musikalischer Composittionen und dramatischer Werke gegen unbefugte Aufführung und Darstellung derselben im Umfange des Bundes - Gebietes folgende Bestimmun gen in Anwendung bringen : i

1) die dffentliche Aufführung eines dramatischen oder musikali

chen Werkes, im Ganzen oder mit Abkürzungen , darf nur mit Erlaubniß des Autors, sciner Erben oder sonstigen Rechts nachfolger stattfinden, so lange das Werk nicht durch den Druck veröffentlicht worden if : dieses agusschließende Recht des Autors , seiner Erben oder sonstigen Rechtsnachfolger soll wenigstens während zehn Fah ren, von der ersten rechtmäßigen Aufführung des Werkes an, in sämmtlichen Bundesstaaten anerkannt und geschüßt wer den. Hat jedoch der Autor die Aufführung seines Werkes ohne Nennung scines Familien- oder offenkundigen Autor Namens irgend Jemanden gestattet , so findet auch gegen Andere kein ausschließendes Recht statt ; dem Autor oder dessen Rechtsnachfolgern steht gegen Jeden, welcher dessen ausschließliches Recht durch öffentliche Auf führung cines noch nicht gedruckten dramatischen oder mu sikalischen Werkes beeinträchtigt , Anspruch auf Entschädi agung zus die Bestimmung diesex leßtern und der Art, wie dieselbe ge sichert und verwirklicht werden soll, so wie die Festseßung der ctwa noch neben dem Schadensersaßze zu leisienden Geld bußen, bleibt den Landesgeseßen vorbehalten ; stets ist jedoch der ganze Betrag der Einnahme von jeder unbefugten Auf- führung, ohne Abzug der auf dieselbe verwendeten Kosten, und ohne Unterschied, ob das Stück allein oder in Verbin dung mit einem anderen den Gegenstand der Aufführung ausgemacht hat, in Beschlag zu nehmen, : \o bringen Wir diese, unter sämmtlichen Deutschen Regierungen ge trofene Vereinbarung hierdurh, mit Hinweisung auf die §§. 32, 33, 34 des Geseßes vom 11. Juni 1837 (Geseß-Sammlung Seite 165), durch welche die nähere Ausführung der in dem vorgedachten Bun des-Beschlusse aufgestellten allgemeinen Grundsäße für Unsere Stag- ten bereits im voraus erfolgt ist, zur allgemeinen Kenntniß und ver- ordnen zugleich, daß Unsere Behdrden und Unterthanen, nicht blos in Unseren zum Deutschen Bund gehörenden Landen, sondern auch in den übrigen Provinzen Unserer Monarchie, sich , nach Maßgabe des 38 des Gescßes vom 11. Funt 1837, danach zu achten haben. So geschehen und gegeben Sanssouci, den 6, November 1841

(M, S Lede S Wilh ehm,

Múhler. v. Nochow. Eichhorn. Maltzan.

Trier, 22, Dez. (Triersche Z.) Jhre Königlichen Ho- heiten die Frau Prinzessin von Preußen und die Frau Prinzessin Karl haben dem hiesigen Regierungs - Präsidenten mittelst eines schr huldvollen Schreibens, welchem zufolge Höchstdieselben des diesjährigen Aufenthaltes in Trier stets mit besonderem Wohlge- fallen eingedenk sind, eine Summe von 1750 Thalern, als den Ertrag eines von Höôchstdenselben veranstalteten Verkaufs weibli- her Handarbeiten, zur Unterstüßung verarmter Weinbauer an der Mosel und Saar zu übersenden, und ihm die Verwendung zu ge- dachtem Zwecke zu überlassen geruhet.

Dússeldorf, 24. Dez. (D. Z) In der am 18ten d. ab- gehaltenen neunten General : Versammlung der 2ctionaire der Düússeldorf-Elberfelder Eisenbahn hatte der Königl. Kommissarius,

Regierungs- Präsident Freiherr von Spiegel - Borlinghausen, auf

allgemeinen Wunsch den Vorsiß und der Präsident des Verwal: tungs-Raths, Geheimer Regierungs-Rath Fasbender, die Leitung der Verhandlungen übernommen. Die Beschlußnahme auf den Antrag der Direction und des Verwaltungs - Raths, zur Vollen- dung der Bahnhöfe und der Betriebs - Einrichtungen das Gesell: schafts- Kapital noch um 400,000 Rthlr. zu vergrößern, mußte, da nicht der Actionaire vertreten waren, einer einzuberufenden neuen General-Versammlung vorbehalten bleiben. Mehrere interessante Beschlüsse, z. B. über den eventuellen Anschluß der projektir- ten Köln - Mindener Eisenbahn, mag solche úber Düssel: dorf oder Elberfeld geführt werden, über Ermäßigung des Prei- ses der ersken Wagenklasse von 25 Sgr. auf 20 Sgr. des Prei- ses für Kinder unter 10 Jahren, úber Bewilligung von 25 pCt, Rabatt bei großen Militair - Convois 1c. wurden fask einstimmig gefaßt. Der statutenmäßig zu ernennenden Kommission für die Revision der Jahresrechnung, wurde auch die Revision der Jahres- rechnung fúr 1840, welche noh nicht dechargirt war, so wie die Einsicht und Revision der Verhandlungen der Direction und des Verwaltungsrathes úbertragen, um dadurch das Vertrauen der Actionaire zu stärken, und die Anzahl der Mitglieder dieser Kom- mission auf fünf bestimmt. Das größte Vertrauen für die Actio- naire gewähren wohl die Resultate des Vortrags der Direction úber den bisherigen Personen-Verkehr. Jn den Monaten September Oftober und November sind circa 111,000 Personen gefahren, Die Brutto-Einnahme von jeder Person beträgt durchschnittlich 7 Sgr. 4 Pf. oder fúr 111,000 Personen úber 27,000 A: Angenom- men, dies wäre der Ertrag eines Quartals, so wäre die Jahres-

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Einnahme 108,000 Rthlr. Ein solcher Ertrag würde hinreichen, um das selbst bis zu 2,027,000 Rthlr. gesteigerte Kapital zu ver- zinsen. Der Güter - Transport is ersk seit dem 2ten d, M. ein- geführt. Ohne Überspannte Erwartungen zu hegen, läßt sich doch annehmen, daß derselbe 60,000 bis 80,000 Rthlr. aufbringen, und zur Deckung der Administrations- und Unterhaltungs - Kosten der Bahn folglich ausreichen werde. Auch wird der Güter-Transport und die noch zu treffenden Einrichtungen für den Marfkt- und Kleinverkehr auf der Bahn den Personen-Verkehr noch vermehren, Unter diesen Aussichten dúrfte es nicht schwierig seyn, das noch erforderliche Ergänzungs-Kapital von 400,000 Rthlr, dur Prio- ritäts-Actien zu negoziiren.

Koblenz, 21. Dez. (Rh. u. Mosel-Z.) Der Bischof, Herr von Geissel, ist heute Mittag mit dem festlich geflaggten Dampfschiff „Graf von Paris“ unter dem Donner der Schiffs- bóller hier eingetroffen und im Gasthof zum Trierschen Hof ab: gestiegen.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Jn der Versammlung der wissenschaftlichen Kunsi- Vereins am 15ten d. hielt Herr Geheime Regierungs - Rath, Pro fessor Tdlfíen, cinen Vortrag Úber ein Gedicht gastronomischen Inhalts des Archestratos von Gela, mit Bemerkungen úber die Kochkunst und Weinkennerschaft der Griechen, wobei nicht unerwähnt blieb, daß einer unserer ausgezeichnetsten Kunsiforscher, Herr von Rumohr, sich ebenfalls mit dem glücklichsten Erfolge um die Verede lung jenes Zweiges der Kunst und Wissenschaft verdient gemacht hat. Professor Gerhard legte den vierten Band des von dem Duca di Serra di Falco herausgegebenen Prachtwerkés: Le antichita della Sicilia esposte ed illustrate etc, vor, welcher die Alterthümer von Syrakus und dessen Umgebungen enthält.

Mit besonderer Genchmigung Sr, Majestät des Königs wurde dem Verein durch Professor R a d cine von dem Bildhauer Hasen berger in Petersburg, einem Schüler unseres Wichmann, auf galva noplastishem Wege gemachte Büste des Hochseligen Königes vor gezeigt, Diese Büste ist nach der lebensgroßen von Rauch gemacht und die erste galvanoplastische Arbeit eines runden Körpers von so großer Dimension aus einem Stük. Der Beweis ist nun geliefert, daß es möglich seyn würde, guf galvanoplastischem Wege lebensgroße Figuren , ja selbst kolossale Reiter-Statuen herzustellen und zwar mit beträchtlicher Ersparniß an Kosten und Zeit. Würde dann das Oti diren des Kupfers im Freien durch einen Bronze -Firniß oder durch Vergoldung, welche ebenfalls auf galvano-plastischem Wege zu machen wäre, verhütet, so wäre den Arbeiten dieser Art eine gleiche Dauer, wie denen von Bronze verbürgt. B

Herr von Olfers legte die Zeichnungen des in Salzburg bei Gelegenheit der Grundsteinlegung des Mozarts-Denkmals gefundenen Mosaik-Fußbodens vor; Herr Professor Mandel cine von ihm nach dem Portrait Tizians auf dem Königlichen Museum gemachte Zeich nung, welche demnächst von ihm in s{hwarzer Kunst ausgeführt und in der Kunsthandlung von Sachse erscheinen wird. Die Kunsthand lung des Herrn Lüderiß hatte eine, sp bn aus Düsseldorf einge trofene Landschaft von Lessing ausge 7. Fn gebirgiger Gegend, in deren Vorgrunde zwei große Eicher?* ihre Kiesengrme ausbreiten, sieht man Schmuggler mit ihren Wgoiren-Ballen kör nächtliches Ge werbe treiben, zu dem ihnen der eben aufgehende Voumond leuchtet. Dies Bild finden die Kunstfreunde geg“nwärtig in der Lüderißschen Kunst bandlung zur Ansicht aufgestellt. Ganz besondere Aufmerksamkeit erregte ein in der Weise eines Panoramas #o eben in Paris erschienener Plan von Ferusalem, wie es zur Zeit des Erldsers ausgeschen haben soll. Der Verfasser diescr Arbeit, ein Abbé André Dupuis, hat es sehr gewissenhaft mit dieser Arbeit genommen und in eittem starken Oktavbande die nôthigen Erläuterungen hinzugefügt. Als cin Beispiel der Genauigkeit , mit welcher jede Oertlichkeit der hei- ligen Geschichte bezeichnet wird, kann angeführt werden , daß man sogar die Stelle angegeben findet, wo der Herr, als die Ehebreche- rin vor thn geführt wurde, mit dem Finger in den Sand schrieb: („c’est ici que le Christ écrivit avec s0n doigt sur la terre“)

Noch zwet andere in der Lüderißischen Kunsthandlung erschie nene und dem Vereine vorgelegte Blätter verdienen alle Aufmerk samkeit : die Sdhne Eduard’s, von Hildebrandt, in Kupfer gestochen von Fr. Knolle in Braunschweig, und „Les couronnes de fleurs'‘, Ftalienische Landmädchen , . die sich bekränzen, nah einem Bilde von Roqueplan , in Kupfer gestochen von A. Teichel, cin Blatt, welches der Berliner Schule, aus der es hervorging, zur großen Ehre gereicht. Fn demselben Verlage ift #0 eben das Portrait des der Kunst und dem Leben zu früh entrissenen Komponisten Fr. Curschmann, nach einem Oelbilde von Magnus, von Fenpten lithographirt, erschienen, Dies Blatt erfüllt die ftreng- sten Ansprüche, welche nux immer in Beziehung auf treue Aehnlich- keit bei idealer Auffassung gemacht werden können. Hierdurch erhebt fich dies Portrait zu den historischen Bildern, dem man die Unter schrift geben könnte: der Deutsche Liedersänger.

Ueber Lucas Cranach's des Aelteren Familien- Namen.

Während sonst die Kunstgeschichten und die früheren Biogra phen Lucas Cranach’'s des Vaters in der Angabe des eigentlichen Familien-Namens desselben verschieden oder wenigstens nicht entschie- den sich aussprachen und entweder behgupteten, Cranach habe M Úl- ler oder Sunder geheißen, oder es dahingestellt seyn ließen, welche von beiden Angaben die richtige sey: ließ man in der neueren Zeit die crsere Behauytung ganz fallen, indem man annahm, der Name M úllevr sey aus ciner falschen Auffassung der Benennung Lucas Maler hervorgegangen, und man gab s{lechthin die Nachricht, Lucas Cranach habe eigentlih Sun der geheißen.

Für die Richtigkeit dieser Angabe fehlte es aber bisher an allen urkundlichen Beweisen; sie beruhte lediglich auf einer mündlichen, durch nichts verbürgten Tradition. Denn weder der Wappenbrief des Kurfürsten Friedrich des Weisen für „Lucas von Cranach“‘, noch die Gedichte des Christ. Baier und Dr. Karlstadt, noch Chri stoph Scheurl’-s Lobrede auf die Wittenberger Allerheiligen - Kirche vom Fahre 1509, worin bekanntlich die erste gedruckte Nachricht von Cranach’s großer Kunst enthalten is, noch die Nachricht seines Landsmannes Matthias Gundram úber thn, welche fich im Thurm- fnopfe der Wittenberger Pfarrkirche befindet, noch endlich sein Epi taphium zu Weimar geben darüber auch nur die geringste Auskunft.

lim so gewichtiger muß es seyn, bei der großen Bedeutung des Mannes, dessen Andenken es gilt, für scinen wahren Namen nun- mehr auch einen urkundlichen Belag beizubringen. Denselben habe ih in dem von mir jeßt herausgegebenen Album der Universität Wittenberg ) gefunden, worin überhaupt für die Eingeweihten und Vertrauten cin bisher noh unbekannter und auch ungeahnter gr0- ßer Schaß ähnlicher überraschender und wichtiger Rachrichten für die gesammte Gelehrten - Geschichte des 16ten Fahrhunderts aufbe- wahrt ist.

Hier ist nämlich unter dem 9. Oktober des Jahres 1517 der erst- geborne hoffnungsvolle Sohn Lucas Cranach's des Aelteren, Fohan- nes, welcher zur tiefsten Betrübniß seines Vaters in einem Alter von höchstens 25 Fahren zu Bologna im F. 1526 starb, als Student der Wittenberger Universität also eingeschrieben worden:

Joannes Sonder de Wittenbergk Brandenb. dioc. proptet defectum aetatis nondum jurayvit. 9. Oct.”

*) Album ÁAcademiae Vitebergensis ab a. 1502 usque ad a, 1560,

Lipsiae, sumtibus et typis G. Tauchnitii, 1841. 4.

Johannes Cranach wax also zur Zeit seiner Jmmatriculatiort noch so jung, daß man ihn nicht einmal zur Leistung des Üblichen akademischen Eides zuließ; das Fahr seiner Geburt dürfte in die

Zeit furz vor dem Jahre 1510 fällen, Diese Angabe ist also der

erste urkundliche Beweis, daß Lucas Cranach in der That eigentli Sonder oder Sunder hieß. Daß die Familie Sunder zu Crana in Franfen auch nah dem Abgange des berühmten Lucas Cranach nach Wittenberg dort fortblühte, beweist cine anderc Angabe des Wit- tenberger Albums vom 22. Mai 1556, wo ein „Johannes Sünde- rus Cranacensis“ hôchsst wahrscheinlich ein schr naher Ver- wandter der Wittenberger Cranache immatrikulirt wurde, Zu der- selben Annahme führt auch das notorische Vorhandenseyn etnes auf jeden Fall dieser Familie angehörigen Gliedes, des /¿Bartholo- máus Sunder, Maler genannt//, welcher zu Bamberg im Fahre 1599 ein Buch zu seiner Rechtfertigung herausgab, daß er, obgleich in Luther's Lehre erzogen und auf lutherischen Universitäten gebildet, zur Römischen Kirche übergetreten war. Vergl. meine Noltzen úber Luc. Cranach’'s Leben und seine Nachkommen im 11. Bande der Mit- theilungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins, S. 651. ; Aber auch der Name Maler war für Cranach's Familie, wie es scheint , schon v or Lucas Cranach dem älteren gebräuchlich. Der eigene Vater unterrichtete den Lucas den älteren im Zeichnen, er war also ein Zeichner oder Maler (wenn auch vielleicht nur ein Briefma- ler) und wourde deshalb wahrscheinlich gemeinhin „Maler“/ ge- nannt - so daß sich dieser Name auf alle scine Kinder und Nachkom= men übertrug, Denn das Wittenberger Album führt im Winter- Semester des Jahres 1511 einen „Matthaeus Pictoris de Cra- nach“ auf, also nach dem damaligen Sprachgebrauche einen Mat=- ohn des Malers von Cranach. Muthmaßlich war dieser ein Bruder des Lucas Cranach des Aelteren. Demungeach- te fich von Mechel’s Behauptung, daß die beiden in der Kaiserl. Gallerie zu Wien befindlichen Delgemälde, gezeichnet VV. K. 528, von dem Vater des älteren Lucas Cranach herrühren, schwerlich als wahr bestätigen lassen. Zum Schluß erlaube ich mir noch zu bemerken, daß am 28, No- vember 1554 in das Wittenberger Album eingeschrieben wurden , Fu as Cranad h Jor VN iteberg Î v : 7 Fratres.“

Z Na Matthäu tet mdc

- §

i Chri tianus Cranach Diese Gebrüder waren Söhne des Lucas Cranach des Füngeten. Halle. Förficmann.

König Friedrich's des Großen Besißkergreifung von Schlesien und die Entwickelung der dffentlichen Verhält- nisse in diesem Lande bis zum Jahre 1740, dargestellt von Heinrich Wuttke, Doktor legens in Leipzig. Erster Theil. Die Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse in Schlefien bis zum Jahre 1740, 1, Leipzig bei Engelmann, 1842; 0/70 .@. G.

Aus cinem reichen Schaße von Quellen empfängt die vaterlän=- dische Geschichte hier den Anfang cines eben so gehaltvollen als an- zichenden , auf drei Bände berechneten Werkes: die Geschichte der Besißergreifung Schlesiens durch König Fricdrih den Großen, was thr voranging, wie sie geschah und wie viel ste bedeutct; zu- nächst nur Schlesische Zustände: aber in denselben zugleich cine Seite der Weltgeschichte, wie der ehrenwerthe Verfasser, etir Schlesier von Geburt und stolz darauf, cin Preuße zu scyn, mît Recht sich ausdrückt.

Der vorliegende erste Band begtnnt mit einem Ueberblicke der älteren Geschichte Schlesiens und handelt dann von Schlesien utt- ter den Habsburgern, als selbsisiändigem Lande; das Eindringett und Umsichgreifen der Reformation sicht gleich an der Spihe dieser Abtheilung.

_ Die protestantischen Jdcen konnten sich in ganz Schlesien um so leichter ausbreiten , da auch dic eingeborenen Herzoge ihnen hul digten, welche sich die Gerechtsame in Kirchensachen ausdrücklich vorbehalten hatten, als ste unter den Schuß der Böhmischen Kötige getreten waren; darum blieben die geschärften Mandate König Fer- dinand’s I. auch rechtlich wirkungslos, und, als er 1538 und 1546 selbt nach Schlefien kam, übersah er klug, was nicht zu ändern war. Die umständliche Erzählung der, von Ort zu Ort durch fast ganz Schlesien und die heutige Ober-Laustz fortschreitenden evangelischen Lehre isf so anziehend, wie belchrend. Nur eine Anzahl festgegrüns deter Klöster und Stifter erhielt sich, um sofort als Kern des sich verjüngenden Katholizismus zu erscheinen; die hauptsächlichsten Or= den sind einzeln aufgeführt, mit der Bemerkung, daß bis etwa ge- gen die Mitte des 16ten Jahrhunderts wenig zur Unterdrückung der Reformation in Schlesten geschehen sey. Die oberste Staats= geroalt verhielt sich keinesweges der entschiedenen Richtung des Vol- es und der einhcimischen Fürstengeschlechter gemäß; daher ging das aligemeine Vertrauen zu dem obersten Herzog von Schlesien verlo= ren, der zugleich Deutscher König war und als solcher Schirmvogt der alten Kirche , welche hôchstwahrscheinlich ihm allein verdankt, daß sle in Schlesien nicht gänzlich unterging; denn nach der Schlacht bei Mühlberg züchtigte Ferdinand 1. die Bdhmen und die Lausiber, dann fam, 1549, die Rache auch att die Schlesier. Die unmittel- bare Folge war die ausgedehntere Königliche Gewalt, und diese wieder wandte sich, in gleicher Hoffnung mit dem Papste, an die

Unterdrückung der Reformation; doch war das Volk in Glaubens=

sachen nicht so fügsam, wie in Ertragung wettlicher Gewalt: der

Pâpsiliche Legat , welcher im Fubeljahr 1550 die alte Kirchen-Ord-

nung in Breslau herzustellen gekommen war, wich den Widerstrebenden,

um nicht Schwereres zu leiden. Auch war Moritz? von Sachsen Schild=-

Erhebung und der Augsburger Religions-Friede cin starker Trost, und

König Ferdinand genügte sich fortan, bis an sein Lebensende, 1564, in

stiller Sorge Günfstigeres der Zukunft vorzurüsten. Unter seinem Sohne

Maximilian ll. war die evangelische Lehre sicher : als aber ihre Geistlichen

in ih uneins wurden, als die alte Kirche selbs sich durch das Tridentini

sche Konzil, 1563, erneuerte, als die Jesuiten scit 1570 auch in Schlesien

Boden faßten und ihre unerschütterliche Thätigkeit von Sieg zu Siegern

schritt, da ward derFriede cin gefährlich Gut. Rudolph's Îl, schwache

Herrschaft kräftigte die aufstrebende Römische Priesterschaft noch mehr ;

auch die katholischen Grundherren nöthigten ihre evangelischen Un

terthanen zu ihrem Glauben, schlossen ihre Kirchen, vertrieben ihre

Geistlichen; und in den Bischofssiy von Breslau wurden die charak=

tervollsten Mäniter, ohne Rücksicht guf adelige Geburt, erhoben, um

den Protestantismus zu beschränken und die katholische Kirche wie- derum zur Alleinherrschaft zu erheben. Jndeß benußte auch die innere

Kraft der Reformation ihre Waffen und widerstrebte mächtig: dice

Schulen der Protestanten, die Deutsche Bibel, die Deutschen Kirchen:

Lieder erzogen und nährten eine immer frische Schaar von Streitern ;

der freie Glaube des Evangeliums erhob zur Poesie, zur Kunst der

Rede, zur Begeisterung für die reine Lehre; auch die Schlesische Ge

schichte gedieh und läuterte die Herzen. Diese Kraft und diese Ge

genkraft machten den Kampf schwer und ungewiß, und Kaiser Ru dolph fertigte auch den Schlefiern einen Maijestäts-Brief aus, den

20. August 1609: beide Kirchen wurden gleichgestellt. Das achtete

Erzherzog Karl von Oesterreich, Bischof von Breslau, nicht; er úbte

fort und fort Gewalt an den Evangelischen, ja, er und die katholi=

schen Herren: der Fürst von Teschen- der Graf von Dohna, der

Furst Lichtenstein und der Herr von Oppersdorf stellten sich, als ka-

tholische Stände, keck und kühn dem Fürstentage gegenüber auf. Da

erscholl die Nachricht von dem Tumult in Prag am 23. Mat 1618,

und die Schlesischen Stände faßten den Beschluß, 6000 Mann zu

werben, um ihr Land zu sichern und das aufgehende Kriegsfeuer zu dämpfen. Sigismund von Polen antwortete eben so wenig beruhigend, als der Kaiser sich der zahlreichen Gesandtschaft freundlih zeigte.

Auch zum zweitenmale flehten sie den Kaiser um friedliche Gesinnung

vergebens an, Eben so baten die Oesterreichischen Stände und stell-

ten die Noth der Böhmen vor. Da neigte sich Matthias ihren Bit- ten; scin Adoptivsohn Ferdinand von Steiermark dagegen schrieb alles Unheil nur dexr vermeinten Nachgiebigkeit zu; thm war der

Rachekrieg willkommen und ein Habsburgisches Heer fiel in Böh

men ein, und die Schlesier zogen den Bedrängten zu. Sechs Monat

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