1841 / 360 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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gefertigte Lokomotive „der Münchener“ hat bei der vorgestern satt- gehabten Schnell-Probefahrt den Weg nach Augsburg in 54 Mi- nuten zurückgelegt. Die S iAiGen« Gregneas unserer Eisenbahn war in leßter Woche bei 23 Fahrten nur 1720,

A Leipzig, 27. Dez. Durch eine Bekanntmachung des |

akademischen Senats, in der Leipziger Zeitung vom 21, Dezember,

sind, auf Befehl des Ministeriums des Kultus und öffentlichen | Unterrichts, von neuem afademische Preis-Aufgaben ge- | stellt worden. Diese Einrichtung, welche auf vielen Deutschen | Universitäten schon seit längerer Zeit besteht, wurde in Leipzig ersk | 1834, durch eine Verfügung des damaligen Kultus - Ministers | | | Unternehmungen befinden, wendete. Sie nahm diese Bitte in jene |

eingeführt, fand aber sowohl bei den Studenten, als auch

selbst von Seiten der akademischen Behörde so wenig Anklang und | rei PERORE : E | Sie zog hierbei alle die verschiedenen Wege, auf welche man derlei

Unterstúßung, daß sie nah 2 oder 3 Jahren wieder einschlief, indem

die gestellten Preisfragen zum größten Theil unbeantwortet blieben. | Man würde der hiesigen Studentenwelt Unrecht thun, wollte man | | Theiles der Actien, die Zinsen-Garantie in Erwägung, gelangte je- | doch zur Ueberzeugung, daß auf diese Weise entweder der Zweck | nicht vollständig und nicht sicher erreicht werden, oder daraus die | verwickeltsten Verhältnisse hervorgeheu wrden, der Staat aber | jeden Falls mit seinem eigenen Kredite einstehen müßte, folglich

diese Erscheinung schlechthin als einen Beweis des mangelnden wissenschaftlichen Sinnes derselben ansehen; wenigstens dürfte dies höchstens in sofern wahr seyn, als allerdings in Leipzig der Sinn für das praftisch Brauchbare bei den Studien wesentlich vor- herrscht, eine Richtung, welche theilweise freilih in die Be-

schränktheit des sogenannten Brodt-Studiums oder Exramen- | l , . v2 e e .

| mit seinen Mitteln führen würde, die Verwendung dieser Mittel

| aber einer Privat-Verwaltung, ohne daß ein unmittelbarer Ein-

Studiums ausartet, auf der anderen Seite aber auch un- sere Studenten vor dem so verführerischen und so gefährlichen

Herumschweifen in rein theoretischen und abstrakten Spe- | Genug, unsere Studenten sehen, der |

culationen bewahrt. Mehrzahl nach, ihr Studium lediglich oder doch hauptsächlich als Mittel zu ihrem fünftigen Lebensberufe an und widmen daher ihre Zeit und Aufmerksamkeit nur solchen wissenschaftlichen Be- schâftigungen, welche, nach ihrer Ansicht, zu diesem Zweck ihnen förderlich seyn föônnen, Nun is nicht zu leugnen, daß die Mehr- zahl der afademischen Preis : Aufgaben, wie dies auch faum anders seyn fann, mehr ein rein wissenschaftliches Jnteresse, als

einen prafktischeu Zwoeck verfolgt und oftmals vielfältige, ins Ein- |

zelne gehende theoretishe Studien erfordert, welche von jenem praktischen Wege des Berufs-Studiums mehr oder weniger weit abliegen. Der Student, der in sechs oder aht Monaten das Ganze seiner, oft sehr umfänglichen Fachwissenschaft, umfassen und verarbeiten soll, bedenft sich daher wohl, ein oder zwei Semester

an die Behandlung eines Themas zu wenden, dessen gründliche |

und erschöpfende Durchführung ihn zu einer unverhältniß- mäßigen langen Beschäftigung mit einem einzelnen Zweige seines Faches nöthigen wúrde, welcher noch dazu vielleicht von mehr wissenschaftlicher als praktischer Wichtigkeit ist, So wenigstens wurde der schlechte Erfolg der Preis - Aufgabe selbsk von einem Theile der hiesigen Professoren erklart und ent- huldigt und der ehrwürdige G. Hermann, in solcheu Sa- chen gewiß ein fompetenter Richter, sprach sich damals in einem öf- fentlichen Programme in diesem Sinne gegen die neue Einrich- tung aus, welche denn auch, wie schon erwähnt in Folge dieser wenig ermunternden Vorzüge einschlief und erst jeßt wieder auf-

ersteht. Ob der Erfolg diesmal ein besserer seyn, ob die wieder | ins Leben gerufene Einrichtung nunmehr ein dauernderes Beste: | C | stimmen, und, insofern der Bau unmittelbar auf Staats - Kosten | | gefahre wird, den Unter- und Oberbau, dann die Belegung der | | Bahn und die Herstellung der erforderlichen Wachhäuser und Wien, 23, Dez, Der Oes, Beobachter enthält nach: | stehenden Artikel über das Eisenbahnwesen in der Oesterreichischen | | und Privatunternehmer unter Leitung und steter Aufsicht der be- | | rufenen Behörden zu bewirken. Der eigentliche Fahrbetrieb auf | den Staatsbahnen wird mittelst besonderer zeitlicher Verträge an | | Privatunternehmer pachtweise úberlassen werden. |

hen haben werde, als früher, steht zn erwarten,

Desterreich.

Monarchie: 4 / S „Seit einer Reihe von Jahren ist von der Oesterreichischen

Staats- Verwaltung dem Eisenbahnwesen die gespannteste Auf: |

merksamkeit gewidmet worden. Von dem Zeitpunkte an, wo die gewaltigen Fortschritte der Technik über die Ausführbarfkfeit der Eisenbahnen auch in einem größeren Umfange den vollen Beweis lieferten, fam die Anwendung derselben im Gebiete der Oesterrei- chischen Monarchie in lebhafte Anregung. Bei dem Mangel an näheren Erfahrungen jedoch, in der Rücksicht, daß die Privat: Betriebsamkeit, im Besiße so vieler Detailmittel, die der Regie- rung nicht in gleichem Maße zu Gebote stehen, zunächst als beru- fen erkannt werden mußte, solche Unternehmungen zu beginnen,

und in der Erwägung, daß sie úberall, wo es die Erreichung eines | el I | Unternehmungen auf den bezeichneten Staatsbahnen bestehen, sind | solche nach Maßgabe der ihnen zukommenden Privilegien zu be- | handeln.

náchsken Vortheiles gilt, und wo insbesondere die Thatigkeit durch diesen Vortheil bedingt is, den Vorzug vor der unmittelba- ren Ausführung durch die Regierung verdient, überließ die Oester- reichische Staats-Berwaltung den Bau der Eisenbahnen der Pri- vat-Jndustrie, und beschränkte sich auf die Betheilung der Ge- sellschaften, die sich hiernach bildeten, mit wesentlichen Privilegien,

und unterstÚßte dieselben, insoweit es sich im Einklange mit ande- | riva : | len, so haben in dieser Hinsicht die berufenen Behörden in ihrer |

ren wichtigen Rücksichten als zulässig darstellte.

„Allein die Wahrnehmungen mehrerer Jahre zeigten bei der | Ausfáhrung solcher Unternehmungen durch die Privat-Betrieb- | i ) | lassenen Direktiven und der übrigen nachgefolgten oder noch nach- | folgenden Normen vorzugehen. | „Durch diese Allerhöchsten Beschlüsse wird der wichtige Zweck |

samfeit Schwierigkeiten, die, so angemessen auch solche Unterneh- mungen geleitet, so zweckmäßig auch die Art der Ausführung der- selben und des technischen Betriebes seyn mögen, mit der Natur

der Privat - Gesellschaften unzertrennlich verbunden ind E | wesentlichsten Rücksichten gebieterisch geforderte Ordnung in die | | Ausführung gebracht werden, zugleich aber den schon bestehenden | Privat - Unternehmungen auf den Staatsbahnen durch den Bau |

drängte sich die Ueberzeugung auf, daß wenn der betretene Weg ausschließend verfolgt würde, ein Stillstand in der Fortseßung der Eisenbahnen eintreten müßte, und der wichtige Zweck, den sie zu erreichen bestimmt sind, nicht erzielet werden würde.“

„Die vorzüglichsten Schwierigkeiten liegen in der Wahl der |

Richtungen, welche die Eisenbahnen zu nehmen haben, und in der Aufbringung der zum Baue oder zur Fortseßung derselben erfor- derlichen Geldmittel.“

„Jn der ersteren Beziehung ist es jedem Unbefangenen fklar, daß die Privat:Gesellschaften sich für den Zweck wahrscheinlicher Gewinnste bilden, und daß sie unterbleiben, sobald darúber Zweifel oder ungünstige Erfahrungen entstehen, Der Nußen der Unter- nehmung selbs liegt größtentheils außer dem Bereiche der Beur- theilung der Aftien-Besißer. Diejenigen, welche sie an die Spiße stellen, sind genöthiget, Linien und Richtungen zu wählen, von denen sie den nächsten Vortheil zu hoffen glauben. Leitendes Prinzip isk daher das Privat - Jnteresse, die Verwirklichung des größtmöglichen Gewinnes, und fällt auch hiermit die Erreichung eines höheren Zweckes zusammen, so nimmt doch dieser nur eine untergeordnete Stelle ein. Kann und darf aber dies fúr die Staats - Verwaltung gleichgültig seyn, wo es sich um eines der wichtigsten Verkehrsmittel handelt, wo die Richtung der Linie auf den Wohlstand ganzer Provinzen Einfluß nehmen fann2 Es is offenbar, daß hier nicht die pecuniairen Vortheile, sondern vor Al: lem die dffentlichen Rücksichten, nicht die in der kürzesten Frist sich in Aussicht stellende Rente, sondern die ferne, aber um desto nach- haltiger wirkende Zukunft fest und ununterbrochen im Auge ge- halten werden müsse, und daß die Vorausseßungen, welche es räth: lih machen, bei fleinen, furzen Bahnen, bei Einästkungen in Haupt- bahnen die Privat - Betriebsamkeit walten zu lassen, bei großen Bahnen durchaus nicht eintreten. Die Staats-Verwaltung allein isk bier in dem Falle, die Baulinie mit Umgehung aller Neben- vortheile im Sinne der allgemeinen Interessen des Verkehres und sonach unter Berúsichtiguag aller Staatszwecke aufzufassen und

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| zu bestimmen. Sie allein ist in der Lage, sich Úber die Einmündung

der inländischen in die Bahnen des Auslandes, die fúr den Nusben der ersteren so entscheidend is, mit den fremden Regierungen zu verständi-

gen, und dabei sowohl die Vortheils des Verkehrs als der Politik | | zu beachten. Die Staats-Verwaltung allein kann in die Ausfüh: | rung der Bauten jene Regelmäßigkeit, Uebereinstimmung und jene | | Angemessenheit für alle zu beachtenden Zivecke bringen, welche bei

dieser Angelegenheit von so wesentlichem Einflusse sind,“ „Die Schwierigkeit in der Aufbringung der Geldmittel zur

Führung neuer oder zur Fortseßung der begonnenen Bauten hatte | zur Folge, daß man sih an die Staats-Verwaltung um Abhülfe |

der unvermeidlichen Bedrängnisse, in welchen sich die Eisenbahn- reife Ueberlegung, welche die Wichtigkeit des Gegenstandes erforderte.

Unternehmungen unterstúßen zu fönnen glaubt, als die Gewährung eines Darlehens, die Leistung eines Beitrages, die Uebernahme eines

nicht die Gesellschaften, sondern eigentlih der Staat den Bau

fluß von Seiten der Staats-Verwaltung darauf genommen wer- den fönnte, überlassen bliebe.“ F „Auf der Grundlage der erörterten Verhältnisse, einer sorg-

| fältigen Untersuchung und der fortgeseßten Beobachtung der schon

eingetretenen und noch zu erwartenden Wirkungen, welche aus

| dem Baue und der Benußung von Eisenbahnen fúr alle Zweige |

des Verkehrs hervorgehen , geruhten Se. Kaiserl. Königl. Maje-

| sât den Beschluß zu fassen, daß auf die Zustandebringung der für | | die Staats - Znteressen wichtigsten Bahnen von Seiten der Regie-

rung direkter Einfluß genommen werde, ohne die Privat-Betrieb- samkeit, da, wo sie sich nüßlich bewährt, auszuschließen. Die Bah- nen werden sich daher in der Oesterreichischen Monarchie in Staats- und Privatbahnen theilen.

„Staatsbahnen sind diejenigen, welche von Sr. Kaiserl.

| Königl. Majestät als solche gleich dermal oder künftig bezeichnet | werden. Schon dermal geruhten Se, Kaiserl. Königl. Majestät | | die Bahnlinien von Wien úber Prag nach Dresden, von Wien | | nach Triesk, eine Bahnlinie durch das Lombardisch- Venetianische

Königreich, dann eine in der Richtung gegen Bayern, für Staats- bahnen zu erflâren, jedoch unbeschadet der Privilegien, welche Pri- vat - Unternehmungen theilweise, oder ganz in diesen Richtungen bereits erworben haben, Da, wo keine Privat- Unternehmungen

| bestehen, oder die bestehenden ihre Übernommenen Verpflichtungen

zum Baue oder zur Vollendung der Staatsbahnen in den be-

| zeichneten Richtungen zu erfüllen außer Stande wären, foll der | Bau der erwähnten Stgvatsbahnen auf Kosten des Staates be- | wirkt werden. Îl.

„Auf den ersk zu 2rbauët\den Staats-Bahnen wird die Staats- Verwaltung in jedem Falle die. Trace in ihrer ganzen Länge be-

Bahnhöfe veranlassen. - Die Vollziehung dieser Werke isk, wo es |

immer geschehen fann, durch Benußung der Privatbetriebsamkeit

„Die oberste Leitung der Angelegenheit der Staatsbahnen

| geruhten Se. Majestät dem Präsidium der allgemeinen Hofkammer | | zu Übertragen und für die unmittelbare Geschäftsbesorgung und | Vollziehung eine der Leitung des Präsidiums der allgemeinen Hof: | fammer untergeordnete technisch - administrative General-Direction | zu bestellen, deren nächste Aufgabe darin bestehen wird, den aus- | führlichen Plan zu verfassen, auf welche Art die von Sr. Majestät

| vorgezeichneten Grundsäße für die Zustandebringung der Staats- |

bahnen zur Vollziehung gebracht werden sollen, Jnsofern Privat-

„Was die schon vorhandenen Privat-Bahnen (das heißt

| alle jene, welche nicht als Staatëbahnen ausdrúcklich erflârt sind, | oder erflárt werden) betrifft, oder solche, welche in der Folge von

einzelnen Parteien oder Privat-Gesellschaften errichtet werden wol-

dermaligen Wirksamkeit zu bleiben, und cs ist bei den diesfälligen Verhandlungen nach Vorschrift der unter dem 18. Juni 1838 er-

der Eisenbahnen mit Sicherheit erreicht, eine geregelte, durch die

der leßteren, die sich an die ihrigen anschließen, die Erweiterung

ihres Betriebes und folglich auch die lukrative Benußung der Ge- |

sellschafts-Kapitale in sichere Aussicht gestellt.“

Spanien. Madrid, 16, Dez. Herr von Salvandy hat gestern dem

Regenten einen Privatbesuch abgestattet, und da er sih nur als |

Mitglied des Jnstituts von Frankreich einführte, so glaubt man nicht, daß der Herzog von Vitoria den Besuch erwidern wird. Man versichert úbrigens, daß die Zusammenkunft in sehr freund- schaftlicher Weise statt gefunden habe,

Briefe aus Alicante vom 12ten melden, daß daselbst bei Gelegenheit der Munizipal - Wahlen ziemlich ernske Unruhen aus- gebrochen sind. Der politische Chef hat, in Uebereinstimmung mit der Provinzial-Deputation und den übrigen Behörden, die Wah- len suspendirt und eine Proclamation erlassen, wodurch die Schlie- ßung der Kaffeehäuser u. s. w. mit Einbruch der Nacht, so wie die Erleuchtung der Balkone anbefohlen und jede Versammlung von mehr als drei Personen in den Straßen untersagt wird.

In Valencia sind die Wahlen ganz in republikanischem Sinne ausgefallen, doch ist Alles ruhig abgegangen,

Türkei.

Konstantinopel, 28, Nov. (Journal de Smyrne.) Am 21sten fand ein außerordentliches Conseil bei der Pforte statt. Man versichert, daß der betrúbende Zustand von Syrien, welches durch die vom Fanatismus angeregten Zwistigkeiten zerrissen wird, Gegenstand der Berathung gewesen ist,

Die Armenischen Streitigkeiten sind definitiv beigelegt. Jn einer auf Befehl des Ministeriums bei Ovanes Dadian stattgehab- ten allgemeinen Versammlung hat man sich über die Hauptpunkte

des Streites verständigt und 27 Personen ernannt, denen von Jeßt an die Ueberwachung aller Angelegenheiten der Gemeinde übertragen worden, i

Am vorigen Dienstag is bei dem Großwesir ein außerordent- liches Conseil gehalten worden, welches einen großen Theil des tachmittags dauerte und, wie man versichert, die Angelegenheiten

Griechenlands zum Gegenstande hatte, die seit einiger Zeit die | Aufmerksamkeit des Türkischen Ministeriums in Anspruch nehmen.

Obgleich diese Frage noch nicht beendigt ist, so hat man doch alle Gründe, zu glauben, daß dieselbe in kurzem erledigt werden wird,

Der Cirkus des Herrn Melle, der großen Kaserne auf dem Todtenfelde in Pera gegenüber, ift in der Nacht vom 24 zum 25, November abgebrannt, Das Feuer soll angelegt worden seyn, Jn derselben Nacht brach auch in Topchane Feuer aus, das jedoch bald gedämpft wurde,

: Konstantinopel, 8, Dez. Jzzed Mehmed Pascha, der im vorigen Jahre Gouverneur von Syrien war, dort jedoch in Folge einer zufälligen Selbsktverroundung nicht lange verblieb, ist

jeßt ganz unerwartet zum Großwoesir ernannt worden.

A, Halle, 20, Dez. Von Ostern bis Michaelis 1841 befanden sich auf hiesiger Universität 705 immatrifkfulirte Studi- rende; davon sind Michaelis 1841 162 abgegangen, es sind dem- nach 543 geblieben. Vom 22. Juni bis 11. Dezember 1841 sind 162 binzugefommen, die Gesammtzahl der immatrikulirten Stu- direnden beträgt daher 705. Die theologische Fakultät zählt 339 Jnländer und 133 Ausländer, zusammen 472, Die juristische Fa- fultät zählt 73 Fnländer und 10 Ausländer, zusammen 83. Die medizinische Fakultät zählt 73 Jnländer und 22 Ausländer, zusam- men 95, Die philosophische Fakultät zählt 46 Jnländer und 9 Auslânder, zusammen 55. Gesammtsumme 705, Außer diesen immatrifulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität 11 nicht immatrikulirte Chirurgen unter der Direction des Herrn Professors Dr. Blasius, als Direktor des chirurgischen Studiums bei hiesiger Universität, und 2 nicht immatrikulirte Pharmaceuten. Die Gesammtzahl der nicht immatrikulirten Zuhörer ist 13. Es nehmen folglich an den Vorlesungen im Ganzen 718 Theil.

_— Koln, 20: Dez Betrachtet man“ die Menge der“im hiesigen Hafen ein- und ausgeladenen Güter und die Zahl der noch in voller Fracht befindlichen Schiffe, so steht nichts ferner,

als der Gedanfe, daß der Dezember bereits herangerúckt is, und

daß die möglicher- und wahrscheinlicherweise eintretende Kälte bald aller dieser Thätigkeit ein Ende machen würde. Jn Amsterdam und Rotterdam wird ohne Aufenthalt verladen, und hier in Köln werden noch Güter verschifft, welche vor dem Winter úber Mil- tenberg, Oesterreich oder über Straßburg die Schweiz erreichen follen.

Seitdem sowohl die Waaren als auch die Schiffe versichert werden können, und der Wetteifer der Versicherungs - Gesell schaf- ten die Preise auf ein Geringes herabgedrúckt hat, nehmen weder die Kaufleute noch die Schiffer mehr Rúcksicht auf die Jahreszeit. Die Besorgniß aber, mit welcher der unerwartet eingetretene Win- ter des vorigen Jahres alle Versicherer erfüllt, und der Nachtheil, welchen er verursacht hat, sind noch in frischem Andenken, und deshalb wird bei fast allen Gesellschaften, mit Ausnahme etwa der Pariser, fünftig die Wintergefahr außer dem gewöhnlichen Risiko noch besonders mit 7 pCt. versichert werden müssen.

Da aber bei dem Aufschwunge des Handels im Rhein-Gebiete ein Stillstand fast für noch nachtheiliger gehalten wird als Ge- fahr, und es selbst in Hinsicht auf Gewinn meistens núsblicher ist, & pCt, zu verlieren, als zu ungünstiger Zeit anzufaufen oder die freie Verfügung úber die Waare drei Monate länger zu entbeh- ren, so zeigt sich die Nothwendigkeit, dahin zu streben, daß durch Vermeidung jeden Aufenthalts und durch Verkürzung der Dauer

| der Reise die Winters-Gefahr möglichst beschränkt und vermindert

werde. Die Abkürzung der Reisen is unter den jeßigen Umstän- den für die große Schifffahrt am besten zu erreichen durch die Er- richtung der Dampfschleppschifffahrt. Da nun die von der hiesi: gen Gesellschaft bestellten Schlepper erst im künftigen Frühjahre fertig werden können, es inzwischen aber wünschenswerth erschien, bereits in diesem Winter einige Schleppschiffe zu beschaffen, und da sich gerade die Gelegenheit darbot, zu einem wohlfeilen Preise das ursprünglich zur Befahrung der Marne bestimmte, wegen des Tiefganges zu diesem Behufe nicht tauglich befundene Dampfschiff

| „Corsaire rouge“ von §0 Pferdekraft anzukaufen, \o wurde, um

dessen Schleppkraft zu erproben, in der Mitte vorigen Monats ein Versuch gemacht, bei dem es ein 6‘ 75“ tief gehendes Amster- damer Rangschiff, das bei einer Ladungs-Fähigkeit von 150 Lask 117 geladen hatte, in 44 wirklichen Fahrstunden (ausschließlich des Aufenthalts und der Zeit zum Feuermachen 2c.) von Emmerich hierher schleppte.

Hinsichtlich der Straßburger Fahrt ist noch nichts entschieden, doch sollen, eingegangenen Nachrichten zufolge, die Schwierigkeiten wegen der Umladungen in den Rheinhäfen beseitigt seyn und Frank- reich die Absicht haben, in den leßteren, woo es nôthig seyn möchte, Französische Konsuln zu ernennen.

Kosten und Actien-Verháltnisse der Sáchsisch- Bayerischen Eisenbahn.

z+ Altenburg, 22. Dez. Die Kosten der im Bau be- E Sächsisch - Bayerischen Eisenbahn sind zu 6 Millionen Rthlr. angenommen und auf 60,000 Actien zu 100 Rthlr. ver- theilt. 15,000 Actien haben sich die Königlich Sächsische und die Herzoglich Altenburgische Staats - Regierung vorbehalten und 45,000 Actien sind gegen Einzahlung von 5 Rthlr. auf jede der- selben in freien Verkehr gekommen, Es sind also auf diese Leb- teren im Ganzen 225,000 Rthlr, eingezahlt worden, Dazu be- trágt die Einzahlung auf den von den beiden betheiligten Staats- Regierungen vorbehaltenen Antheil 75,000 Rthlr., beides zusam- men also 300,000 Rthlr. Da nun die Regierungen den Übrigen Actionairen während der 6 Baujahre auf ihre geleisteten Einzah- lungen jährlich 4 pCt. Zinsen zugesichert und als Anfangs-Termin dieser Verzinsung den 1, Juli 1841 genehmigt haben, so betragen die Zinsen auf die bereits eingezahlten 5 Rthlr, einer jeden Jnte- rims-Actie den 1. Januar 1842 bereits 3 Ngr. Ueberhaupt bringt jeder eingezahlte Thaler zu 300 Pfennigen monatlich gerade 1 Pf. Zinsen. Es würde also jeder Jnterimsschein jeßt einen Werth von 5 Rthlr. 3 Ngr. haben, Dagegen werden diese nach dem Leipziger Courszettel zu 2 Rthlr. 75 Ngr. angeboten. Woher nun dieser geringe Kaufwerth2 Geht der Bau nicht erwünscht

von statten, oder hat sich sonsk etwas e: was die früheren Erwartungen als haltlos erscheinen läßt? Zm Ecsendeil schreitet der Bau rasch fort und die bisher gemachten Erfahrungen über- treffen eher die gehegten Hoffnungen, als daß sie dieselben Lügen strafen. Nur die Meinungen haben sich geändert, und dieselben Personen, welche früher im Vertrauen nicht auf die Sache und die gewährten Bedingungen , sondern auf die vagen Meinungen Anderer sih zum Actienkauf drängten, beeilen sich nun, entweder durch ihre Mittellosigkeit bedingt oder durch haltloses Gerede be- denflich gemacht, dieselben Actien mit Verlust zu verkaufen, und diemand vermag, Bürgschaft dafür zu leisten, daß der Kaufwerth der Actien nicht noch tiefer sinken werde, wenn auch in Zukunft Alles, wie bisher, aufs beste geht. Gleichwohl aber dürfte derje- nige, welcher jährlich 13 bis 18 Rthlr. zu erúbrigen vermag, die- ses Geld in feiner Sparkasse so hoch zu núßen und so gut anzu- legen im Stande seyn, als durch den Ankauf einer solchen Eisen- bahn-Actie. Angenommen, er múßte statt des Courswerthes von 2% Rthlr. jest 27 Rthlr. baares Geld dafür zahlen, so bringt ihm diese Kaufsumme zunächst jeden Monat { Ngr. Zinsen und wenn die nâchste Einzahlung von 5 pCt. ih will annehmen, den 1. Márz 1842 erfolgt, so braucht er wegen Abrechnung der bisheri- gen Zinsen nur 4 Rthlr. 26 Ngr. einzuzahlen, um vom 1. März an den Werth von 10 Rthlr. mit jährlich 4 pCt. verzinsk zu er- halten. Geseßt, es erfelgte dann den 1. Juli 1842 abermals eine Einzahlung von 5 pCt., so haben diese vorher eingezahlten 10 Rthlr. Stammwerth in 4 Monaten wieder 4 Ngr. Zinsen getragen und er erhöht durch Einzahlung von 4 Rthlr, 26 Ngr. seinen Stamm auf 15 Rthlr. Würden 4 Monate später, also den 1, November 1842, wieder 5 pCt. eingezahlt, so wären nur 4 Rthlr. 24 Ngr. baares Geld nothwendig, um den zinstragenden Actien-Fonds bis auf 20 Rthlr, zu erhbhen, und nach abermals 4 Monaten würden blos 4 Rthr. 22 Ngr. erforderlich seyn, um die Stamm- Actie auf 25 Rthlr. zu vermehren und so fort, bis mit der 20sen Einzah- lung die Summe von 100 Rthlr. erfüllt wäre. Zur Veranschau- lihung möge folgende Tabelle dienen, bei welcher jedoch, um dar- aus den Gesammt-Betrag der nach und nach von den betheiligten Regierungen vorschußweise zu beschaffenden Binsen zu berechnen, statt des jeßigen Kaufwoerthes von 27 Rthlr. der ursprüngliche Einzahlungs - Betrag der Interims - Actie in Ansaß gebracht wor-

E Gesammt-Be- (gesammt N trag der wirk= erth der ac- Laufende 5 ngenommener Baarer lich baar gelei- seieten Ein- Nummer Tag, an welchem de- Betrag steten Einzah- , „hlungen für dec Ein- Len Verzinsung be- der Ein- lungen für 1 R bv Vom i zahlun ginnt. zahlung. Jahr vom 1. D'libiswie- gen Juli bis wie- Zer 1 ul. 4E S

Rthlr, Nar. Rthlr. Ngr. Rihlr.

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den 1. Juli 1841 (e Maárz 1842 Juli 1842 Nov. 1842 Márz 1843 Juli 1843 Nov. 1843 Máârz 1844 Juli 1844 Nov. 1844 Márz 1845 Juli 1845 Oft, 1845 Jan. 1846 April 1846 Juli 1846 Oft, 1846 « Jan. 1847 19) « April 1847

20) c Juli 1847 E 7 Haarer Betrag sämmtlicher 20 Einzahlungen 89 Kthlr. 10 Nar, Werth derselben 100 Rthlr, Actien-Kapital,

2) 3) 9D 6)

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9) 1(0)) 11) 12) 13) 14) 15) 16) F 18)

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Wer daher die erste Actie nicht selbst eingezahlt, sondern, wie | oben angenommen wurde, zu 25 Rthlr. gekauft hat, würde mit |

nur 8 Rthlr. 25 Ngr. den Actienwerth von 100 Rthlr. binnen

a e A e: e e s S 6 Jahren sich erwerben. Freilich hören aber den 1. März oder 1, September nach begonnener Benußung der ganzen Bahnskrecke

die von den Regierungen gewährten 4 pCt, Zinsen auf, und es |

treten dann nicht allein die von den Regierungen bisher gleichfalls nach und nach eingezahlten 1,500,000 Rthlr., sondern auch die von denselben bisher gezahlten Zinsen, diese jedoch mit Abzug der reinen Einnahme, welche die Fahrten auf den nah und nach fer- tig werdenden Eisenbahnstrecken abwerfen, zu dem bisherigen Ka- pitalwerth aller dem freien Verkehr überlassenen Actien, also zu 4,500,000 Rthlr. hinzu und erhöhen das Stamm - Kapital, vor- ausgeseßt, daß der Kosten-Anschlag auf 6 Millionen Rthlr, genau eingehalten worden ist, immer noch so viel über 6 Millionen, als

von den gewährten Zinszahlungen die bisherigen Erträgnisse der | ) j Ne sogar C L n Ta Um e dieses Verhältniß | Zweige den Preis gewisser Artikel erhdheten, durch die Annahme bestimmter, wenn auch nur sehr niedriger | Zahlensäße zu veranschaulichen, wollen wir annehmen, daß die zu | Ende des Sommers 1842 zu eróffnende Bahnstrecke vop Leipzig |

bis Altenburg bis zum 41, Juli 1843 an reinem Gewinn i Rthle.

12,000 | N A E O j | Französische Glas-Jndustrie, die beiläufig um den nämlichen Preis

Die Bahnstrecken i J v, Leipzig b. Crimmitschau v, 1, Juli 1843 bis l, Juli 1844 20,000 « « « Zwickau « «e « 1844 « « « 1845 30,000

«etwa b. Reichenbach (E U « 1845 U «U 1846 40,000 «c E E Plauen (C U « 1846 C @ « 1847 60,000

sämmtliche Streckenfahrten zus. also bis zum 1, Juli 1847 162,000 | Rthl. reinen Gewinn einbrächten, daß also diese 162,000 Rthlr. |

zunächst von dem Gesammt-Betrage der vorschußweise den Actio: nairs gezahlten Zinsen im Betrage von 10 Rthlr. 20 Ngr. auf jede Actie, oder von 480,000 Rthlr. auf sämmtliche 45,000 Actien in Abzug zu bringen wären, so würde sich das ursprüngliche An- lage- Kapital noch immer auf 6,318,000 Rthlr. erhöhen, Es wür- den also, um dasselbe mit 4 pCt. jährlih zu verzinsen, 252,720 Rthlr. reine Jahres-Einnahme erforderlich seyn, und diese erscheint für eine 20 Meilen lange und dann noch weithin fortgeseßte Eisen- bahn nicht eben bedeutend, da z. B. der diesjährige Brutto-Ertrag der kürzeren Leipzig - Dresdener Bahn # Million Rthlr. beträgt. Aber auch angenommen, daß unsere Bahn weniger, z. B. nur 200,000 Rthlr. oder selbst nur 180,000 Rthlr. reinen Jahres- Gewinn brächte, so hat dieses wohl für die beiden betheiligten Staats - Regierungen eine Verminderung und bei 180,000 Rthlr. reinem Jahres-Gewinn sogar den gänzlichen Verlust jedes Gewinn- Antheils zur Folge, die übrigen Actionaire aber erhalten durch die ihnen zugestandenen günstigen Bedingungen noch immer jahrlich auf jede Actie 4 Rthlr, ausgezahlt, Sänke aber der reine Ertrag |

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der ganzen Bahn selbst unter 180,000 Réthlr. jährlich herab, z. B. | auf 150,000 Rthlr., so würde sich nun auch die Dividende der | Actionaire, in dem angenommenen Falle, z. B. auf 3 Rthlr. 10 Ngr. | und bei blos 100,000 Rthlr. reinem Gewinn auf 2 Rthlr, 6 Ngr. 6 Pf. vermindern. Ob jedoch ein solch Überaus geringer Ertrag | auf dieser Bahn, namentlich wenn dieselbe vertragsmäßig bis

| Nürnberg oder gar bis München ohne Unterbrechung fortläuft, |

bei der großen Bevölkerung, welche sie in schnelle Verbindung seßt, und bei dem erfahrungsmäßigen Verkehr auf den bisherigen auf sie einwirkfenden Eisenbahnen, besonders auf der Magdeburg- Leipziger, die dann wahrscheinlich auch Braunschweig, Hannover und Bremen in ihren Bereich gezogen haben wird, auf der Ber- lin-Anhaltischen, welcher dann in Berlin eine Bahn von Stettin, eine andere von Frankfurt a. d. O. und eine dritte von Hamburg Personen und Güter zuführen wird, und auf der Leipzig-Dresde- ner, welcher dann auch von Schlesien her vermehrte Menschen- und Gúterstrôóme zufließen werden, irgendwie zu erwarten stehe, das mag jeder ruhige und besonnene Beurtheiler sich selbst sagen und demgemäß seine Entschlússe fassen. Jedenfalls aber ist es fúr den Privatmann sehr bedenklih, ohne die gehörigen Mittel mehr Actien zu kaufen, als er bei den nothwendig erfolgenden spâteren Einzahlungen bestreiten und behaupten kann, weil solche bedrängten Actien-Jnhaber dann stets die Beute der spekulirenden Kapitalisten werden und um \o größere Berluste erleiden, je mehr sie mit dem Verkaufe ihrer Actien eilen müssen.

Die General-Conseils des Handels, des Ackerbaues und der Jndusftrie zu Paris,

Glaswaaren.

© Paris, 22. Dez. Die General-Versammlung der con- seils généraux des Handels, der Jndustrie und des Ackerbaues, welche den .16ten l. M. eröffnet wurde, hat gestern ihre erste Sißung abgehalten, um die betreffenden Arbeiten unter sich zu vertheilen. Die General - Versammlung besteht aus drei Haupt- Sectionen: nämlich des Handels, der Jndustrie und des Acker- baues, welche jede 55 Glieder zählt, und die aus jenen Männern, die sich in einem oder dem anderen der einschlagenden Fächer be- sonders auszeichnen, zusammengeseßt ist, Man hat jedoch bemerkt, daß der Handels-Minister weder Herrn Rossi, noch Herrn Blan- qui, die als die zwei túchtigsten Oekonomisten Frankreichs gelten, dazu gezogen hat. Man versichert, Herr Cunin Gridaine habe als Grund davon angegeben, daß, da die beiden erwähnten Oekonomi- sten die Verfechter des Prinzips der Handelsfreiheit seyen, ihre Anwesenheit in den conseils généraux des Handels und der Jn- dustrie so hâtte ausgelegt werden können, als wolle die Regierung das Prohibitiv -Syskem, welches in Franfr als die Aegide der National - Jndustrie betrachtet wird, fri „Ler (päter aufheben, wodurch die úbrigen Mitglieder der conseils g&ntraux mißtrauisch gemacht worden wären. So aber wili die Regierüng der Gene- ral-Versamnlung ihre volle Freiheit lassen, und sich nur darauf beschränken, über die vorkommenden Fragen das größtmögliche Licht zu verbreiten.

Zu diescm Ende hat gestern ‘der Handels - Minister reine Menge statistischer Dokuni1ente Über die Hauptpunkte, die der Berathung zu Grunde gelegt werden sollen, der General - Ver- sammlung mitgetheilt. Unter diesen Dokumenten sind zwei, die vorzüglich die Handels - Jnteressen Deutschlands näher berühren,

| nämlich die in Bezug auf das Schlachtvieh und die Glas- und

Krystallwaaren, Jch will heute blos mit den leßteren mich befassen, weil in Bezug auf das erstere der Handels-Minister noch einige Daten nachzutragen versprochen hat, Jn den von dem Minister vorgelegten Dokumenten heißt es im Wesentlichen:

„Die Glas- und Krystall-Jndustrie theilt sich in fünf Klassen |

ein: Spiegelglas, eigentliches Krystall, Glasscheiben, gemeines Fla- schenglas, Glaswaaren, Bon diesen fünf Fabrifzweigen sind nur zwei, nämlich Krystall und Glasscheiben, durch verbotene Einfuhr geschÜßt. Bon diesen beiden soll besonders hier gesprochen werden,

„Das Verbot der Einfuhr dieser Artikel datirt vom 15. März 1791, es zählt daher eine Dauer von mehr als 50 Jahren. Hat wohl dieses System, das den inneren Markt dem Monopol weni- ger Fabriken, denen man noch überdies öfters den Vorwurf machte,

| daß sle sich heimlich einverstehen, um die Preise zu beherrschen,

auheim fallen läßt, hat wohl dieses System lange genug gewährt ? Hat es denn nicht schon genug energisch zu Gunsten der inländi- schen Jndustrie gewirkt, auf daß man heutzutage ohne wirkliche Gefahr dasselbe, wie es das allgemeine Jnteresse erfordert, modi: fiziren fönne?

„Dies ist die Frage, die sich gegenwärtig darbietet, und die schon im Jahre 1834 erhoben wurde.

„Damals schon warf man den Französischen Krystall-Fabriken vor, daß, während sich ihre Arbeits-Bedingungen und ihr Ertrag gebessert hatten, sie nicht im gleichen Maße den Verkausspreis herabseßten, und daß sie sogar im Gegensaß anderer Jndustrie- Man ftellte vor, daß diese Preis-Erhöhung zuerst den inneren Handel beeinträchtigte, und dann mit der Zeit unsere Ausfuhr, die nicht ohne Bedeutung ist, gefährden fönnte, um so mehr, als unsere Ausfuhr, die weit größere Transportkosten als die Englischen Glaswaaren zu trazen

| hat, in Bezug auf den Preis große Vorsicht gebrauchen muß,

um die Konkurrenz auszuhalten, Man wunderte sich, daß die

als Großbritanien und Belgien produziren kann, und úber welche

| beide sie im Allgemeinen den Vorzug durch die Schönheit ihrer

Fabrikate behauptet, durch das Verbot fremder Einfuhr geschÚßt zu werden brauche, da sie höchstens die Konkurrenz der Böhmi- schen Glas-Fabrifen zu fürchten hat, welches Land aber von uns zu weit entfernt is, um uns auf unserem eigenen Markt gefährlich zu werden, i S „Diese Bemerkungen sind vorzüglich durch das Zeugniß eines in diesem Fache als Chimist und Fabrikant gleich aufgeklärten Mannes, der darúber zu Rathe gezogen wurde, bestärkt worden. *) „Aus einer allgemeinen Berechnung der Fabrications - Kosten jeder Art in Frankreih und Belgien, zog er den Schluß, | es sey allerdings wahr, daß den Belgischen Fabrikanten das Brenn : Material wohlfeiler, als den unsrigen, zu stehen komme, aber daß das Soda-Sulfat, das Haupt-Element der Glas-Fabri- cation, uns weit weniger koste, und daß die Fabrikskosten am Ende in diesen beiden Ländern beiläufig die nämlichen wären, | Was England betrifft, so meint er, die Englischen Glas - Fabri- fate stehen zu weit hinter den unseren, um leßteren gefährlich zu | scheinen,

*) Herr Clément Desarmes, Professor am Konservatorium der Handwerke und Künsie und in der Fabrik von Saint-Gobin mit | interessirt, |

| Gesammtzahl der Fabrikanten bestritten worden.

| weisen, indem sie erfläárten, daß die Errichtung eines

„Nach seiner Meinung wäre ein SLRE von 15 pro Cent hinreichend, um unsere Glas-Jndustrie zu s{hüßen. „Aber alle diese Gründe und Betrachtungen sind durch die

Diese haben -

zuerst damit angefangen, den Vorwurf einer Coalition von sich zu

Central:

Depot in Paris zum Verkauf der Produkte der vier vorzüglichen

Glas-Fabrifken fein Monopol bilde, daß diese besondere Anstalt da wäre,

| um ihre eigenen Jnteressen mit jenen des Handels im Allgemeinen in

Einklang zu bringen, indem daselbst der Tarifpreis nah den Be- DRiNEN und nach der Zweckmäßigkeit des Verbrauchs bestimmt werde.

In Bezug auf die Preis-Erhbhung gewisser Artikel behaupten sie, daß dieselbe ohne Bedeutung sey, und daß sie Úberdies durch die größere Preis -Verminderung der Fabrikate in Ganzen gut fompensirt werde. Sie haben hinzugefügt, daß die fortwährenden Verbesserungen des gegossenen Glases sie gezwungener Weise zu immer weiteren Preis-Verminderungen der Krysftalle führen müsse.

_Zuleßt bemerkten sie, daß sie allerdings in Folge eines ange- messenen Schuß-Zolles die Belgische und Englische Konkurrenz aushalten fönnten, daß aber dies nicht in Bezug auf Böhmen möglich ware. Böhmen, sagen sie, ist unser wirklicher Antogonist, und man muß nicht glauben, daß dessen Entfernung für dasselbe ein großes Hinderniß bilde. Auf der Ems und úber Hamburg, gelangen die Böhmischen Gläser nah dem Havre, und der Trans- port fosiet nicht mehr als 6 Fr. fúr50 Kilogramme. Um nah dem Havre zu gelangen, fosten unsere eigenen Produkte der östliz chen Provinzen 8 Fr. und50 Cent. für 50 Kilogramme. Es ist demnach ein Unterschied von 41—42 pCt.,, wozu man noch hin- zuseßen muß 1) einen unermeßlichen Unterschied in der Handar- beit, denn was uns 2 Franfen fostet, bezahlt man in Böhmen mit 15—20 Cent. 2) Den Unterschied im Preise der Urstoffe, wie Sand, Blei, Pottasche, und namentlich die beiden leuteren, die bei ihrer Einfuhr in Frankreich dem Zoll unterworfen sind. :

„Dies vorausgeseßt, berechnen sie, daß das Prohibitiv-System

nur durch einen Schuß-Zoll von wenigstens 30—40 pCt. erseßt werden darf. Einige Fabrikanten haben diesen Schuß-Zoll noch hoher angeschlagen. Ein anderer Fabrikant, dessen mäßige Forde- rungen bekannt sind, erklärte, das größte Hinderniß, um diese Frage glücklih zu lösen, wäre die Erhebung des Schuß-Zolles. Man könne ihn nicht nah dem Werth der Waare erheben; denn auf diese Art múßte man die Kisken wegen der Verification auf- machen, was bei so leicht zerbrechlichen Gegenständen dem Han- del großen Schaden verursachen könnte, auf der anderen Seite, sey nichts leichter, als eine Böhmische Spiegelplatte mit einer ges wöhnlichen Glasscheibe zu verwechseln, und so den kontrolirenden Aufseher des Zollamts irre zu führen. Wollte man die Zollge- bühr nach dem Gewicht berechnen, so wäre dann unmöglich, die verschiedenen Gläserarten von einander zu unterscheiden, und so múßten die schlechtesten Qualitäten den nämlichen Preis wie die besten zahlen. Dies wúrde soviel als ein Prohibitiv-Zoll seyn, und es ware demnach besser, das gegenwärtige System ohne wei- teres aufrecht zu erhalten. „Die im Jahre 1834 angestellten Untersuchungen haben diese sich widersprechenden Meinungen zu Tage gebracht. Es scheint in- dessen, daß unter dem Verbot-System durch die bloße Macht der innoron Konfurrenz seit jener Zeit die Franzdsische Glas-Jndustrie einen fortschreitenden Aufschwung genommen hat, der sih von da an immer erhielt, wie es aus dem Bericht der Jury Úúber die Ausftelung von 1839 erhellt,

„Jn Betreff der Ausfuhr scheint eben so aus den That- sachen hervorzugehen, daß die Lage unserer Glas - Jnduskrie auf den auswärtigen Märkten in vielen Artikeln sich gebessert hat, So zum Beispiel is unsere Ausfuhr großer Spiegelplatten von 1827 bis 41840 von 577,090 Fr. auf 989,000 Fr. ge: stiegen, die von leeren Flaschen hat sich verdoppelt, nâm- lich von 1,140,000 Kilogramnien is sie auf 2,197,000 gestie- gen, dié der Kiyslalle, die i Jahre 1827 nur 233000 hoc trug, war im verflossenen Jahre von 682,000 Kilogr. ; endlich die Einfuhr von Glaswaaren überhaupt hat die bis jekt unerhörte Chiffre von 280,000 Kilogr. erreicht. Jm Ganzen if der Fort- schritt der Glas-Jndustrie auf 43 pCt. anzuschlagen (von 6,532,006 Fr. im Jahre 1827 auf 9,335,000 im Jahre 1840). Dagegen wurde die Ausfuhr Großbritaniens, die im Jahre 1827 auf 13,178,000 Fr. sich belief, im Jahre 1839 auf 9,280,000 Fr. reduzirt, während die Belgische Ausfuhr von 967,000 Fr. im Jahre 1834 im Jahre 1839 auf 4,512,000 Fr. stieg.

Unter diesen Umständen werden die conseils généraux zu prús- fen haben:

1) Welcher is der gegenwärtige Zustand unserer Glas-Jndustrie im Vergleich mit jener des Auslandes?

2) Welche Mauth-Gebühr müßte man feskseßen, im Fall Schuß- zólle an die Stelle des Prohibitiv- Syskems einzuführen wären?

Wenn die Schwierigkeiten, den Zoll nach dem Werth der

Waare zu erheben, wirklich so groß sind, als man be-

hauptet, wie konnte man da den Zoll nach dem Gewicht be-

stimmen, ohne daß der [Schußzoll für die eine Gattung von Glaswaaren ein Verbot für die andere Gattung werde? Ob es zweckmäßig sey, den im Laufe des Jahres 1840 von einem ehrenwerthen Fabrikanten gemachten Antrag auf die Einwendungen, die im Jahre 1834 gegen die Aufhebung des BVerbot-Systems erhoben wurden, und der darin besteht, daf man eine Zollgebühr von 60 Fr. pro 100 Kilogr. und úber- dies einen Zoll von 25 pCt. des Waarenwerthes als Schuß- zoll aufstellen müßte, anzunehmen sey oder nicht ?

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Konzert von Franz Lißt. Seit Paganini's An- wesenheit in Berlin hat sich in keinem Virtuosen- Konzert cine so ge- waltige Bewegung gezeigt, wte sie gestern unter den Zuhbödrern s fundgab, als Franz Lißt uns zum erstenmal die Macht seines Ge- nius fühlen licß und die ans Wunderbare gränzende Fülle und Fer- tigkeit seiner Technik vor uns entfaltete. Was wir bisher an glän- zenden Leistnngen auf dem Pianoforte gehört, so erstaunlich auch Manches davon war, lag doch Alles noch in den Gränzen des Faß- lichen; Lißt aber erscheint uns wie mit titanischen Kräften begabt,

| vor denen die Schwere des Stoffes rein vershwindet, Steben Mu-

sifstücke nach einander, mit nur geringen Pausen, wie im vollsten Orchester dahinbrausend und doch nur von zwei Händen ausgeführt, man staunt eben so Úber die Natur , die solcher Anstrengungen fâ- hig is, wie über den Geist, der das Material sich in solchem Maße dienstibar zu machen weiß, ja, dem auch das kräftige Fistrument kaum hinreicht, um seine Stärke und Rapidität volllommen zu ma-

| nifestiren. Die Energie und Klangfülle der Englischen Mechanik

ist berühmt, und doch hätte sie für den stürmischen Schlußsab der Tell- Ouvertüre noch stärker seyn mögen, Lift hatte auch hier, wie er es bekanntlich Überall thut, zwei Fustrumente für sich aufstellen lassen, um, wenn das eine sih verstimmte oder eine Saite darauf