permanenten Gerichtshof fonstituiren müssen. Sie würde jedoch |
dann den wesentlichen Zweck ihrer Jnstitution verfehlen und die ihr von Seiten der Nation zukommende Achtung gefährden.
Die Kandidatur des Herrn von Lamartine in der Kammer ewinnt an Konsistenz und die Absichten der Opposition in dieser
eziehung treten immer deutlicher hervor; es scheint entschieden, daß fie diese Kandidatur unterstúßen wird, weil sie sehr wohl weiß, daß die Wahl eines ihrer Mitglieder nur eine unnüße Ma- nifestation seyn und hôchskens dazu dienen würde, genau die Zahl der Stimmen fennen zu lernen, úber die sie disponirt.
Bei der Entwerfung der Thronrede hat der Paragraph, welcher sih auf den projektirten Traktat zwischen Franfreich und Belgien bezieht, zu lebhaften Erörterungen Anlaß gegeben. Der König bestand darauf, daß in der Thronrede die bisherigen Be- mühungen erwähnt und die Hoffnung, daß man bald zu einem günstigen Resultate gelangen würde, ausgesprochen werden sollte, Man wollte auf diese Weise auf eine Modifizirung der Tarife vorbereiten und den Weg zu einer fommerziellen Annäherung zwischen beiden Ländern bahnen. Herr Humann seßte diesem Projekt einen lebhaften Widerstand entgegen ; in acht Tagen wird man erfahren, was er damit bewirkt hat. Die Unterhandlungen werden immer wieder von neuem suspendirt und man wird Mühe haben, sih über die Grundlagen eines Traktats zu ver- ständigen.
T % Paris, 24, Dez. Der am 20sten d. M. in London unterzeichnete Vertrag der fünf Mächte wird von einem großen Theile des hiesigen Publikums mit ungünstigem Auge angesehen. Die National-Eifersucht gegen England lehnt sich gegen die neue Bestätigung des Rechtes der gegenseitigen Untersuchung auf, denn man meint, daß diese Gegenseitigkeit nur in der Theorie ihren vollen Werth hat, und daß der Sache nach durch die Auf: stellung derselben den Engländern das Monopol der See- Polizei zugestanden wird. Daß indessen eine Uebereinkunft dieser Art das einzige Mittel sey, um den Geseßen und Staats - Verträgen úber Abschasfung des Sklavenhandels Nachdruck zu verschaffen, dar- Uber sehen selbs viele der eifrigsten Emancipationsfreunde hinweg. Es versteht sich von selbst, daß die Kolonialpartei den Vertrag vom 20. Dezember wie einen neuen Sieg Englands über Frankreich behandelt, ihn als eine neue Demüthigung Frank- reichs von der Politik des Auslandes verhaßt zu machen sucht, Uebrigens stimmt man darin überein, daß dieser Vertrag von feiner großen unmittelbaren Bedeutung für die Unterdrückung des Menschenhandels if, weil derselbe schon längst nicht mehr unter der Flagge der fontrahirenden Mächte, soweit deren Ma- rine úberhaupt jemals dabei betheiligt war, betrieben wird. Der eigentliche Werth des Traktats vom 20, Dez. beruht auf der Hoffnung, daß derselbe eine moralische Autorität und ein politi- \{ches Argument abgeben werde, um einestheils die beiden Regie- rungen der Pyrenâischen Halbinsel, anderentheils die Amerikanischen Staaten zu einem strengeren Einschreiten gegen den Sklavenhandel zu veranlassen. Könnte man es dahin bringen, dieses schändliche Gewerbe nach allgemeinem Seerechte mit der Piraterie auf gleiche Linie zu stellen, \0 würden einige wenige Beispiele der mitleidlo- sen Handhabung des Geseßes ganz gewiß wirksamer seyn, als alle die bisher angewendeten administrativen und prozessualischen Mittel,
Die heutigen Blätter sprechen sich mit ziemlicher Mäßigung, aber mit vieler Festigkeit über das Urtheil des Pairshofes aus. Der Journalismus fühlt, daß durch den Ausspruch des hohen Tribunals seine ganze Zukunft in Frage gestellt ist, und daß ibm die Umstände eine eben so große Besonnenheit als Energie în der Vertheidigung seiner Interessen zur Pflicht machen. on der gestern auf dem Búreau des Temps gehaltenen Versammlung der Redaftoren fast aller Pariser Blätter, hat man sich sofort úber die Nothwendigkeit gemeinschaftlicher Maßregeln verständigt, und eine Kommission zur Vorbereitung derselben gewählt, Eine feierliche Verwahrung der Rechte der Presse gegen die „von derz Pairshofe durch die Verurtheilung des Redacteurs des „30u rnal du Peuple geheiligte Theorie der moralischen Mietschuld wird wahrscheinlich der erske gemeinschaftliche Schritt der Journalisten seyn, Sehr ungern bemerkt man, daß die Freunde und Anhänger der Regierung durch den Ausspruch des Pairshofes keinesweges ermuthigt sind, daß sie vielmehr durch ihn augenscheinlich nieder- gedrúdckt und zu allerhand Betrachtungen veranlaßt werden,
Dem Redacteur und Eigenthümer der Gazette de France, dem bekannten Abbé Genoude, steht ein Prozeß bevor, welcher ibn mit einem bedeutenden pecuniairen Verluste, aber einem viel- leicht noch grdßeren moralischen Nachtheile bedroht. Die Ga- zette de France kündigte nämlich vor etwa 8 Tagen den Fall eines der bedeutendsten Handelshäuser von Bordeaux als unvermeidlih an, und da dies Gerücht rein aus der Luft gegriffen war, so machte das fragliche Haus nicht allein die geeigneten Reclamationen, sondern einer der Chefs desselben reiste Überdies sofort nach Paris, um eine Klage auf 200,000 Fr. Schadenersaß gegen die Gazette de France an- hângig zu machen. Herr Genoude hat nun freilich alle seine Be- redsamfeit aufgeboten, um jenen Mann von seinem Borhaben abzubringen, aber Alles, selbst der Vorschlag, S chiedsrichter zu er: nennen, welche ermächtigt seyn sollten, auf eine aanz beliebige Summe Schadenersaß zu erkennen, is vergeblich gewesen. Die- ser Handel gilt für eine Art Kalamität für die ganze Partei , die Herr Genoude repräsentirt, Zum Glúck für den Redacteur der Gazette de France is wenigstens der ihm allem Anscheine nach bevorstehende Geldverlust von feinem großen Belange für ihn, denn er if ein außerordentlich reicher Mann.
Großbritanien und Arland.
London, 24. Dez. Jn ministeriellen Blättern wird aus Portömouth berichtet, daß die Britische Regierung, da es jeßt ewiß zu seyn scheine, daß Se, Majestät der König von Preußen in Person zu der Taufe des Prinzen von Wales nach England fommen werde, ein Geschwader von Kriegsschiffen abzusenden be- absichtige, um Se. Majestät und Allerhöchstdessen Gefolge nach England herüberzubringen. Die Fregatte „Warspite“, ein sehr \{ónes Schiff von 50 Kanonen und mit einer Besaßung von 500 Mann, soll namentlich dazu ausersehen seyn, den König selbsk an Bord zu nehmen, und jene Blâtter versichern, daß die Regierung feine bessere Wahl hâtte treffen können, da diese Fregatte ganz vorzúglich eingerichtet, sehr geräumig und in jeder Hinsicht geeignet sey, einen so erlauchten Reisenden nah England überzuführen, Dies S6iff wird von dem durch sein mehrjähriges Kommando an der Spanischen Küste bekannten Capitain Lord John Hay be- fehligt, Man \# jeßt auf's Thâtigste mit der vollständigen ZurÜ- stung und Dekorlrung der Fregatte ,,Warspite “ beschäftigt, und dieselbe wird in weni»y Tagen segelfertig seyn, Wie man glaubt, werden die Fregatten „Lealia“ von 42 und „Volage“ von 26 Ka- nonen sich jenem Schiff als Esgforte anschließen.
Einiges Aufsehen erregt tive am 17ten in Lincoln gehaltene, die Getraidefrage betreffende Redé des Herrn Christopher, Parla-
1626
ments-Mitgliedes fúr Lincolnshire, einestheils wegen der genauen Verbindung, in welcher der Redner mit mehreren Mitgliedern des Kabinets, namentlih mit dem Herzoge von Buckingham, steht, und anderentheils wegen der beifälligen Aufnahme, welche seine Angaben úber die seiner Ansicht nach zweckmäßigste Modification der Korngeseße in den Toryblättern gefunden haben, so daß man mit ziemlicher Gewißheit von Sir Robert Peel im Wesentlichen mit den Ansichten des Herrn Christopher úbereinstimmende Vor- schläge hinsichtlich einer Veränderung in den Getraidezdllen erwar- ten zu fönnen glaubt, Die Vorschläge des Herrn Christopher zie- len dahin, den Weizenpreis möglichst auf 61 Sh. für den Quarter, d. h. zwischen 56 Sh. und 65 Sh,, zu fixiren, zu welchem Zwecke das Mini- mum des Zolles auf 5 Sh. für denQuarter festgestellt und zur Anwen- dung gebracht werden soll, sobald der Weizen den Preis von 65 Sh. er- reicht hat oder Übersteigt; so wie dann der Preis wieder unter 65 Sh. hinuntergeht, soll der Zoll in bestimmten, von Herrn Christopher jedoch nicht genauer angegebenen Abstufungen auf mindestens 20 Sh., hochstens 30 Sh., als auf das Maximum des Zoll - An- saßes, erhöht werden. Ein bedeutender Unterschied zwischen diesen, die fluftuirende Zollsfala nah wie vor beibehaltenden Vorschlägen und den vor furzem vom Globe als vom Kabinette beschlossen bezeichneten Modificationen findet demnach nicht statt; sie zielten
ebenfalls auf einen dauernden Mittelpreis von 61 Sh, ab, auf |
Erhaltung des Preises zwischen 68 Sh. und 54 Sh.; nur sollte dies bewirkt werden durch Feskstellung des Zoll-Maximums auf 18 Sh., bei einem Preise von 68 Sh. für den Quarter Weizen, und Verminderung dieses Zolls um je 1 Sh. nach Verhältniß des Fallens des Weizenpreises selbsk, bis der Zoll bei einem Preise von 54 Sh. sein Minimum, nämlich 4 Sh., erreichen würde. Der Morning Advertiser sagt: „Wie auch immer das Re- sultat der Berathungen Sir R. Peel's und seiner Kollegen hin- sichtlich der Korngeseße ausfallen mag, so is jedenfalls gewiß, daß der Premier-Minister die City besucht und mit einigen der ersten Handelshäuser sich besprochen hat, um Thatsachen zu ermitteln, welche ihn bei Abfassung der Vorschläge leiten sollen, zu deren Beantragung im Parlamente er seine Kollegen veranlassen wiul. So viel bisher von Sir R. Pecl's Erkundigungen verlautet, muß man wohl annehmen, daß die Regierung dem Unterhause einen Plan, welcher dem im Globe angedeuteten ganz ähnlich ist, zur Annahme vorschlagen wird. Sehr zweifelhaft je- doch is es, ob das Volk sich mit einer so sehr beschränkten Ab- änderung der schädlichen Korngeseße zufrieden geben werde. Wenn der Premier-Minister seine Nachforschungen úber den Einfluß der vevänderlichen Zoll-Sfkala unter den Handelsherren der City fort- seßt und erweitert, so wird man ihm durch Thatsachen in Menge beweisen, daß unsere Fabriken und unser Handel unmöglich blü- hen fönnen, fo lange die jeßigen Zwangsgeseße auf ihnen lasten.“
Der Morning Herald meldet, daß der König von Han- nover geneigt scy, den Stader Zoll für die Deutschen Uferskaaten herabzuseßen und ihn für dieselben als Flußzoll zu betrachten, sich also in dieser Hinsicht den Bestimmungen der Elbschifffahrts-Kom- mission zu unterwerfen; daß aber die Hannoversche Regierung darauf bestehe, für überseeische Länder den fraglichen Zoll ferner- hin als Seezoll ín seiner bisherigen Höhe beizubehalten.
Ueber den Abschluß des Traktats zwischen den fünf Groß- mächten zur wirkfsameren Unterdrückung des Sklavenhandels be- merft der Morning Herald: „So sind denn die auf dem Wie- ner Kongreß eingegangenen Stipulationen nach 26jährigen Hoff- nungen und Täuschungen, nach nußlosen Unterhandlungen und fraftlosen Conventionen, endlich erfüllt und der Sklavenhandel ist nunmehr, wenigstens fúr“Eropa, eines der schwersten Ver- brechen nah völkerrechtlichen Begriffen geworden. Die ganze Menschheit muß es den Europäischen Ministern Dank wissen, daß sie ihre gegenseitige Eifersucht bei Seite gelegt haben, um Afrika dem Elend und der Erniedrigung und die Civilisation dem Ver- brechen zu entreißen. Herr Guizot hat wiederum einen Beweis gegeben, daß Frankreihs FJsolirung in der That vorúber ist; Freiherr von Brunnow hat die Aufrichtigkeit der Aeußerungen seines Kaiserlichen Gebieters über die Un- terdrúckung des Sklavenhandels von neuem bewährt; Fürst Metternich und Graf Malßan haben, allem Anschein nach, die auffeimende Handels - Marine Oeste. reichs und Deutschlands vor jeder Theilnahme an einem Verbrechen bewahrt, welches die alte: ren Flaggen Europäischer Nationen so lange entwürdigte; wäh- rend dem Grafen Aberdeen das hohe Verdienst zuzuschreiben ist, alle Einwendungen beseitigt zu haben, welche die Unterhandlungen unter der Leitung seines Vorgängers vereitelten, indem Leßterer diesen heiligen Gegenstand leider in endlose Persönlichkeiten und Nebensachen verwickelte. Europa wird in diesem Vertrage einen neuen Beweis er- blicken, wie aufrichtig Großbritaniens Krone, Regierung und Na- tion bei ihren Bemühungen beharren, dem Sklaven- Handel ein Ende zu machen, und dieser Welttheil, von welchem die neuere Civilisation und das Chrisfenthum über das gesunkene Asien und das gemißhandelte Afrika ausgegangen, wird den Vertrag vom 20, Dezember 1841 der großen Republik der Neuen Welt úber- reihen und im Namen des höchsten Wesens anfragen, ob der Prásident, der Kongreß und das Volk der Vereinigten Staaten sih noch ferner weigern wollen, an der Ehre der Vertilgung die- ses empdrenden Verbrechens auf der Oberfläche des Oceans Theil zu nehmen. i
Der Malta-Times wird aus Tripolis in Nord-Afrifa geschrieben: „Vor einigen Tagen wurde der Englische General: Konsul hierselbst, Herr Warrington, als er eines Tages an dem Pascha vorúberritt, von Einem aus dessen Gefolge gröblich belei- digt. Dieser befahl ihm, abzusteigen, und spie ihn an, als er sich weigerte, zu gehorchen, den Diener und führte ihn vor den Pascha, bis jeßt hat er aber noch keine Genugthuung.“
Die feindselige Stimmung der Dubliner Munizipalität gegen die Tory-Regierung hat sich in dem am 22sten auf Veranlassung O'Connell’s gefaßten Beschlusse von neuem kundgegeben, durch welchen ein Äntrag auf Ueberreichung einer Adresse an den neuen Lord-Lieutenant von Jrland, Lord de Grey, zur Beglúckwünschung desselben bei seinem Amts- Antritte, mit 34 gegen 11 Stimmen zurúckgewiesen worden is, Es scheint, daß der Lord-Lieutenant es vershmäht hat, irgend einen Schritt zu thun, der als eine Annäherung an den neuen Lord-Mayor von Dublin gedeutet wer- den fönnte.
Aus Orford wird vom 21sken d. M. geschrieben, daß man einer Jntrigue auf die Spur gekommen sey, deren Zweck dahin gehe, die Resignation beider Kandidaten für die Professur der Poesie an der Universität Oxford herbeizuführen, weil man die Gewißheit erlangt habe, daß der Puseyitische Kandidat mit gro- ßer Majorität bei der Wahl erliegen werde. Die Puseyiten wol- len nun angeblich versuchen, Herrn Lockhart, den Herausgeber der Quarterly Review, an die Stelle der beiden antagonistischen Kandidaten als alleinigen Bewerber auftreten zu machen und man erflärt die Bevorzugung des Herrn Lockhart von ihrer Seite da- durch, daß derselbe seit zwei Jahren in sein Journal eine Reihe von Artikeln aufgenommen habe, welche geeignet gewesen seyen,
| besten Gefühle zu thâtiger Ausübung angespornt.
Nun ftieg Herr Warrington ab, ergriff |
die Absichten der Puseyiten zu masfkiren. Ein neuer Kampf der Puseyiten und Anti-Puseyiten an der Universität Oxford steht zum März des nächsten Jahres zu erwarten, in welchem Monat eine Professur der National-Oekonomie erledigt wird.
Obgleich die Ernennung der Kommission zur Uutersuchung der Schaßkammerschein-Angelegenheit, welche, wie schon berichtet, die Hof-Zeitung am 2Nsten d. M, mittheilte, nur den Zweck hat, Mittel anzugeben, durch welche der Verfälschung jener Scheine sür die Zukunft vorgebeugt werden fann, und der Entschädigung der schuldlosen Jnhaber verfälschter Scheine, so wie der Verfol: gung der Mitschuldigen von Smith und Rapallo, gar nicht er- wähnt, so erblickt man in jenem Königlichen Erlasse doch bereits eine so bedeutende Konzession an die bffentliche Meinung, daß man auch die anderen eben erwähnten Punkte demnächst berück- sichtigt zu sehen hofft.
Es wird jeßt behauptet, daß sich unter den als echt gestem- pelten Schaßkammer - Scheinen doch für 80,000 Pfd. unechte befänden.
In einem Artikel der Morning Chronicle úber die be-
absichtigte Colonisation der Chatham-Jnseln râth dieses Blatt der
Britischen Regierung, nicht auf der S ouverainetât úber jene Jn- seln zu bestehen, um dem jeßt gegen England etwas gereizten Dèa tional-Gefühl der Deutschen eine Art von Genugthuung zu geben.
Londou, 25, Dez. (B. H.) So eben ist die Nachricht eingegangen von einem fürchterlichen Unglúsfalle, der sich gestern auf der von London nach Bristol führenden großen westlichen Eisen- bahn zugetragen und acht Menschen das Leben gekostet hat; zwanzig Andere sind zum Theil schwer verwundet worden, Das Unglück wurde dadurch veranlaßt, daß zwischen Twyford und Reading die Erde unter den Schienen an einer Stelle gerade in dem Augen- blicke nachgab, als der Wagenzug darüber hinfuhr. Die Gesammt- zahl der Passagiere betrug nur 37. Als Ursache des Unglücks wird die anhaltend feuchte Witterung angegeben, welche den Damm, uber den die Eisenbahn führt, und der an jener Stelle beinahe 00 Fuß hoch ist, gänzlich erweicht hat.
ll Londou, 24. Dez. Vorigen Montag war die lebte Pe-: riode der Parlaments - Prorogirung abgelaufen; es versammelte sich daher das Oberhaus pro lorma, und nachdem die Gemeinen vorgeladen worden, las der Lord - Kanzler die Adresse ab, durch welche das Parlament ferner bis zun 3, Februar prorogirt wird, „um sich sodann zur Erledigung dringender und wichtiger Ge- schâfte zu versammeln.“
An politischen Neuigkeiten von Jnteresse is jeßt gänzlicher Mangel, Das Herannahen der Weihnachts-Feiertage bringt den Reichen schöne Feste, aber einem großen Theile einer fast verhun gernden Bevölkerung in unseren großen Fabrik-:Bezirken nur noch mehr Elend. Jndeß, wenn. auch die dffentlichen Mittel zur Ab- wendung der Noth nicht ausreichen, so ist doch die Privat-Wohl- thâtigkeit in England stets bereit, Herz und Hand zu dffnen, um das Elend zu lindern, Subscriptionen werden im ganzen Lande veranstaltet, um den verschiedenen Klassen der Nothleiden- den zu helfen; wohlthätige Vereine entstehen überall, wo Hülfe noth thut; U\d man braucht irgendwo blos von Noth sprechen zu hören, so finden sich auch schon unsere Das Druckerei- Geschäft ist in diesem Jahre sehr im Stockèn gewesen, vielleicht mehr als jemals seit der leßten dreißig Jahre, und es sind daher eine große Menge von Drucker-Gehülfen außer Brod gekommen; doch man hat sogleich fr sle in allen Theilen von England und Schottland Subscriptionen eröffnet, und glücklicherweise stellt sich mit der Annäherung der unfreundlichen Jahreszeit in jenem Ge werbe auch wieder neues Leben ein.
In Oxford herrscht große Aufregung wegen der Wahl eines Professors der Dichtkunst, und es wird ein heißer Kampf geführt zwischen der Puseyitischen Partei und ihren Gegnernz in London halten Comit©s ihre Sißungen, um die Wahl der respektiven Kandidaten zu leiten, und es werden alle Waffen der theologischen Parteigängerei angewendet, um den Erfolg einer Partei zu sichern! Diese Dinge sind Symptome der großen Veränderung, die sich in der Englischen Kirche vorbereitet, und es is nicht schwierig, zu sehen, wohin diese Bewegung führen wird. Hier und da läßt sich ein Mitglied der neuen Kirche in der Hike des Streites hinreißen, mehr zu bekennen, als seine Partei fúr jeßt zuzugestehen Willens is, Herr Palmer, Fellow und Tutor eines der Kollegien in Or- ford, erklärt ofen, „daß er die Prinzipien des Protestantismus als eine Keßerei durchaus verwerfe und verfluche““, und es giebt Viele, die, wenn sie redlich und kühn genug wären, eine solche Erflärung unterschreiben würden. i
In der Versammlung der statistischen Gesellschaft am Mon- tag las Herr Porter, Mitglied der Handels - Kammer, eine inter- essante Abhandlung úber die leßte Volkszählung in Großbritanien. Er zeigte unter Anderem, daß die Bevölkerung, welche sich in den Jahren von 1821—1831 um etwa 17 pCt. vermehrte, sich in den nächsten zehn Jahren um # pCt. vermindert hat, Man schreibt dies der Verminderung der Ehen seit Erlassung des neuen Armen-Geseßes im Jahre 1834 zu,
Die Versuche, welche man in der leßten Zeit gemacht hat, das Studium und die Ausübung der Musik in England unter dem Volke zu verbreiten, sind über Erwarten gelungen. Jn allen Klassen zeigt sich die größte Neigung, diese Bemühungen zu un- terstüßen, und was das Wichtigste ist, das Volk selbsk, die arbei- tenden Klassen, scheinen diese gute Sache sehr eifrig fördern zu wollen. Herr Hullah, der Wilhelms System angenommen hat, und Herr Mainzer, der seiner eigenen Methode folgt , sind beide unermúdlih in ihrer Arbeit, Jn einer Arbeiter - Versammlung, welche in der vorigen Woche unter Leitung des Leßteren gehalten wurde, hatten sich Úber 1200 Zöglinge eingefunden, und ihre Ge-
| sangs-Ausführungen machten ihnen alle Ehre.
Jn dieser Woche fand hier die erste Probe von Spohr's neuem Oratorium „der Fall Babylons“ unter Direction des Pro- fessor Taylor skatt. Die Probe wurde ganz privatim abgehalten
und sollte als erste Vorbereitung zur öffentlichen Aufführung dieses
| Werkes dienen, die im nächsten September auf dem Musikfest
zu Norwich stattfinden wird. Der Stoff zu diesem Oratorium soll dem Kapellmeister Spohr, als derselbe vor zwei Jahren Eng- land besuchte, vom Professor Taylor vorgeschlagen worden seyn; das Textbuch ist von demselben geschrieben,
Die Professur der Geschichte an der Universität Edinburg ist jeßt erledigt, und das Gerücht bezeichnet Herrn Carlyle, den be- rubhmten Schriftsteller, als einen der Kandidaten für diese Stelle,
Deutsche Bundesstaaten.
Regensburg, 18, Dez. Jn dem benachbarten Donaustauf, wo die Arbeiten an der Walhalla bereits seit einem Decennium große Gewerbsthätigkeit verbreiten, wird im kommenden Jahr wieder ein bedeutender Bau ausgeführt werden. Es läßt der Herr Fürst von Thurn und Taxis das alte, unschóne und in den Räumlichkeiten sehr beschränkte Schloß daselbsk zu einem umfang-
reichen, dreistbckigen Sommerpalais neu gestalten und erweitern, -
Gelegentlich erwähnen wir noch, daß das ZJnnere der Walhalla jest gänzlich von den Gerüsten befreit ist und mit seinen glänzen: den Marmorwänden, mit den riesigen Karyatiden ober dem Frieß und mit den im reichsten Goldsch,mucke prangenden Verzierungen des Gebâlkes einen unbeschreiblih herrlichen Anblick bietet,
Karlsruhe, 22. Dez. Die Mitglieder der zweiten Kammer sind zur Fortseßung des Landtags auf den 10, Januar 1842 ein: berufen.
Altona, 23. Dez. Am 15ten d. ist in einer zu Heid (Norder-Dithmarschen) abgehaltenen Landes-Versammlung die Zoll: Entschädigungs - Angelegenheit mit der Regierung erledigt worden. Die Vorskeher der Landschaft haben das schließlich angebotene ¿Aequivalent angenommen, x
Frankfurt a. M., 25. Dez. (O. P. A. Z.) Nachdem die viermonatlichen Ferien der hohen Deutschen Bundesversamm- lung (vom 15. August bis 15. Dezember) abgelaufen waren, fand am 16. Dezember die 24ste und am 23. Dezember die 25e dies- jährige Sißung unter dem Präsidium des Königlich Preußischen Herrn Bundestags-Gesandten, Baren von Bülow, statt. — Der Marquis von Chasseloup-Laubat, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Sr. Majestät des Königs der Franz9- sen bei dem Deutschen Bunde, hat dem Königlich Preußischen Gesandten am Bundestage seine Beglaubigungsschreiben Úberge- ben und darauf am 24, Dezember unsere Stadt wieder verlassen, um sich nach Paris zu verfügen und als Deputirter der Eröff- nung der Kammern beizuwohnen, — Der Wirkliche Geheime Rath, Baron von Holzhausen, ernannt zum Gesandten Threr Durchlauchten der Fürsten von Hohenzollern, Liechtenstein, Wal- deck, Reuß, Schaumburg-Lippe und Lippe (16te Stimme), is am 23, Dezember durch den Herrn Baron von Bülow in die Sißung der hohen Deutschen Bundesversammlung eingeführt worden,
HDHesfsterreich.
Preßburg, 29. Dez. (A. Z.) Nachrichten aus Neusohl zu- folge ist der dortige Bischof von der Congregation des C omitats in Anklagestand verseßt worden, weil derselbe von zwei Braut leuten verschiedener Konfession in Beziehung auf die Erziehung der Kinder die Leistung von Reversen erzwungen haben soll,
ßAtalien.
Rom, 16. Dez. (A. Z.) Das für den Februar angeseßte Konsistorium soll nun schon für Mitte Januars zusammenberufen werden, und man nennt, wie gewöhnlich bei solcher Gelegenheit, vier bis fúnf Práâlaten, die von dem heiligen Vater mit dem Pur- pur bekleidet werden sollen. Mit ziemlicher Gewißheit isk wohl anzunehmen, daß blos der Fürst Erzbischof von Salzburg, Fürst von Schwarzenberg, und der Dekan der Nota, Mons. de Corst, die Anwaltschaft auf den Kardinalshut haben.
Wie verlautet, is der Bibliothekar der hiesigen Propaganda, Abbate Drach, nach Paris berufen, um bei dem König Ludwig Philipp als Bibliothekar in Versailles an die Stelle von Valery zu treten, den ein bdógartiges Augenübel zwingt, sich von seinem Posten zurückzuziehen.
Spanien.
© Madrid, 17. Dez, Die Umtriebe der Republikaner be schränken sich bereits nicht mehr auf Manifestationen der Presse, sie außern sich durch laute, blutige Thatsachen, und sind, was wohl zu bemerken, nicht sowohl gegen die monarchisch gesinnten, als gegen die sich selbst als Progressisten bezeichnenden Personen gerichtet. Die Wahlen zu den neuen Ayuntamiento’'s geben die Reranlassung zu den Gewaltthaten, und die Spanische Küste des Mittelmeeres is die Gegend, die ihnen zum Schauplaße dient, Gie wissen bereits, was fich in Barcelona und BYalencia ereignet hat. Nun sind aus Alicante Schreckens-Machrichten eingegangen,
Am 12ten sollten die Vorwahlen zu dem dortigen yunkta- miento stattfinden, und in einem der Bezirke wurde der als Pro- gressist, jedoch nicht als Republikaner bekannte Deputirte Proyet zum Secretair gewählt. Abends zuvor hatten mehrere Pro gressisten die Anzeige erhalteu, daß man in ihre Wohnungen eindringen und sie ermorden würde, Jn der That bemerkte man während der Nacht zahlreiche Gruppen, aus deren Mitte mord- veréündende Ausrufungen erschollen; da sich jedoch die Bedrohten verborgen hielten, so konnte der Zweck der Meuterer nicht erreicht werden. Sobald aber Tags darauf die Wahl des Deputirten Proyet bekannt geworden war, rotteten sich die Republikaner zu- fammen, Einige zwanzig mit Dolchen bewaffnete Meuchelmörder drangen mit lautem Geschrei in den Sißungssaal und verfolgten Proyet bis in eine Kapelle, wo er, nachdem er mehrere Stiche erhalten hatte, nur mit Mühe gerettet wurde. Um größeres Un- glúck zu vermeiden, sahen sich die Behörden genöthigt, die Wahlen in allen Bezirken einzustellen. Der Militair-Befehlshaber befahl, alle Hâuser zu erleuchten , schickte starîe Patrouillen aus, und ließ mehrere Verhaftungen vornehmen, Am 13ten rotteten sich die Republikaner auf’s neue zusammen, um die Berhafteten mit Gewalt zu befreien, und beim Abgange der Posk war die Stadt in der größten Aufregung, Dieser Vorfall hat auf die hiesigen Progres- sisten einen so großen Eindruck gemacht, daß sogar das Eco del Comercio zum erstenmale seit acht Jahren darauf besteht , daß dem Geseße Gehorsam verschafft, und die Ruhestörer bestraft wer- den sollen.
Der Französische Botschafter, Herr von Salvandy, hat die Besuche der Mitglieder des diplomatischen Corps, des Minisker- Prâsidenten, Herrn Gonzalez, des Herrn Ferrer, und einiger an- derer Spanier von Rang entgegengenommen, auch dem Regenten einen Privat - Besuch abgestattet, ist jedoch der Königin bis heute noch nicht vorgestellt worden, Auf seiner Durchreise durch Bur- gos hielten die Behörden eine Anrede an ihn, in der sie ihm ver- sicherten, daß Spanien wünsche, im engsten Bündnisse mit dem Julius-Frankreich zu stehen. Herr von Salvandy erwiederte dar- auf, Frankreich wünsche nichts aufrichtiger, als Spanien mächtig und blühend zu sehen, Der Botschafter wird am 1. Januar von hier abreisen, um vor dem 15ten in Paris einzutressen, So viel aus seinen Aeußerungen hervorgeht, denkt er nicht vor nächstem
Julius hierher zurückzukommen, so daß Herr Pageot allem An-. |
\chein nach als Geschäftsträger hier bleiben wird,
Der Spanische Gesandte am Französischen Hofe, Herr Olozaga, wird noch vor Erdffnung der Cortes hier eintreffen. Die Gerüchte, welche ihn als den demnächstigen Minister-Präsidenten bezeichnen, dúrften aus mangelhafter Kenntniß der hiesigen Verhältnisse her- vorgegangen seyn, wie ih Jhnen nächstens ausführlicher darthun werde. :
Die Regierung hat von dem General - Capitain der Jnsel Cuba die Anzeige erhalten, daß einige 50 Neger, die an öffentlichen Bauten verwendet wurden, sih zu wiederholten Malen in Aufruhr verseßten, und fúr frei erklärt zu werden verlangten,
- 1627 Man sah sich endlih genöthigt, Soldaten gegen sie abzuschicken, und da sie Widerstand leisteten, wurden ihrer sechs ctbdite und zehn verwundet, Man sieht diese Meuterei als das Vorspiel zu einem ernsteren Aufstande an. ;
Der General Ribero, welcher zur Zeit des Aufstandes O’Donnell’s in Pamplona befehligte, und dann zum General- Capitain von Alt-Casftíilien ernannt, jedoch gleih darauf wieder ab- geseßt wurde, hat nun den Befehl erhalten, sich nah Pamplona zu begeben, um sich vor einem Kriegsgerichte wegen seines im Of- fober bewiesenen Benehmens zu verantworten. Auch wurde der General Amor in Palencia auf Rodils Befehl plöblich verhaftet, und von dort nach Vitoria abgeführt, um von dem dortigen Kriegs- gerichte gerichtet zu werden. Hier in Madrid wurde vorgestern der Major Marquasi, der am 7. Oktober die Wache im König- lichen Palaste hatte, und im Einverständniß mit den Verschwore- nen gewesen seyn soll, verurtheilt, rúcklings erschossen zu werden, Er hat sih jedoch bis jeßt der Verhaftung zu entziehen gewußt.
Heute eingegangenen Nachrichten zufolge fonnten die Wähler des in Sevilla neu einzuseßenden Ayuntamiento?s sich nicht rück- sichtlih der Wahl verständigen, und gingen unverrichteter Dinge auseinander. Jn Cordova unterlagen die Republikaner nach ge- waltigen Anstrengungen. s
Herr Mendizabal ist von Paris hier angekommen.
Die Vertheilung der Truppen der aufgelösten Garde unter die Linien-Regimenter hat in den Nord-Provinzen bereits stattge- funden, und namentli hat das Abliefern der Fahnen einen er- \chütternden Eindruck hervorgebracht. /
Auch in Estremadura nehmen die RKauberbanden überhand; in der Mancha zählen sie zum Theil 30 ; 5 und zu ‘Pferde.
Seit vorgestern erscheint hier ein C men el ÎIndependientez als feine Aufgab reichung des heiligen Wunsches, alle Bölker hen“, an.
Die Regierung hat der Wittwe des Generals die ibr aus den Fonds des Militair-Leihhauses zukommende Pen sion bewilligt,
Konstantinovel, 8. Dez. (Oesk. B) Durch iten d. M. bei der Pforte bekannt gemachtes Hattischerif bisherige Großwesir Reuf Pascha, in Ruhestand verseßt, und diese höchste Würde des Reichs (wie bereits erwähnt) dem ehemaligen Zeriasfer von Syrien, Jzzed Mehnied Pascha, verliehen worden.
Der neue Großwesir begab sich sog!eih ins Serai, um dem Sultan seine Aufwartung zu machen, und bald darauf nach der Landungstreppe von Bagtsche-Kapussi, wo sich bereits die Pforten: Beamten versammelt hatten, um ihn in feierlichem Zuge zur bohen Pforte zu geleiten, wo er nach der alten Etifette von dem Scheich- úl- Jslam (obersten Musfti) eingesührt und von den ver sammelten Pascha?s bewillkommnet rwourde.\,
Nachstehendes if der vollständige ZJnhaïit des Hattischerifs :
„Mein Wesir, mein treues unumschränkler Stctlvertreter, Meh med Fzzed Pascha! Da dein Vorgänger, Reuf Pascha, der schon seit geraumer Zeit den Großwesirsposte bekleidet hat, einer von den be ighrten und ergragauten Würdenträgern Meiner hohen Pforte is, \o habe Jch für gut befunden, ihn in seinen alten Tagen noch eine Zeitlang der Ruhe genießen zu- lassen, und ihn daher sciner Stelle enthoben. Zugleich aber, da du von jeher wichtige Aemter verschen hast, tief in die Grundsäße Meiner Regterung eingedrungen bist, und zu den einsichtsvollen und getreuen Würdenträgern des Reichs gehdr s, habe Fch dich auserlesen, um mit der ausgedehnten Vollmacht, in Systems-Fragen sowohl als in den Detgil Geschäften, eine durchaus auf alle Beamten des Osmanischen Reichs sich erstreckende oberste Leitung zu führen, zu Meinem Großwesir ernannt, und somit die schwere Bürde Meiner unumschränkten Vertretung deinen tauglichen Schul tern zu übertragen. Fn Folge der dir angebornen Rechtlichkeit und Treue wirst du dich eifrigst bestreben , vor Allem mit genauer Fest haltung an dem heiligen (Gescße, sämmtliche auf Ctvil- und Militair Angelegenheiten bezüglichen Regierungs - Geschäfte, alle die Aufmerk samkeit der hohen Pforte in Anspruch nehmenden Gegenstände, so wie auch die mit den neuen Einrichtungen im Zusainmenhange stehezden, theils schon im Werke begriffenen , theils als Fortsehung davon viel leicht in der Folge noch cinzuführenden Maßregeln, im Einvernehmen mit allen Ministern und sonst dabei betheiligten Beamten und im Einklange mit den Vorschriften der Religion sowohl, als den Geseßen des Osmanischen Reiches, auf die zwecckEmäßigste Weise anzuordnen, zu verwalten und dadurch die segensrcichen Früchte davon, so s{chnell als möglich, ins Leben zu rufen. — Nicht nur wirs| du aus allen Kräften bemüht seyn, die Mittel zur fleten Erhaliung der Ruhe und Sicherheit Meiner sämmtlichen Unterthanen sowohl in Konstantino- vel, als in den übrigen Theilen des Reiches herbeizuschafen und das gute Einvernehmen, das freundschaftliche Verhältniß, welches btsher stets und in so vollem Maße zwischen Meiner hohen Pforte und den befreundeten Hdfen obgewaltet hat, vor jeder Stdrung zu bewahren, ja vielmehr für dessen immer weitere Befestigung und Verstärkung zu forgen. — Golt verleihe seinen Segen allen denen, welche sich treu und redlich den Geschäften Meiner hohen Pforte weihen !//
Fzzed Mehmed Pascha, welcher bereits im Jahre 1828, jedoch nur furze Zeit, den Posken eines Groß- Wesirs bekleidete, war durch das Vertrauen Sultan Mahmud?’s schon früh zu den höch- sten Ehrenstellen gelangt, worunter jene eines Kapudan Pascha's oder Groß-Admirals, die er vor seiner damaligen Erhebung zum Groß-Wesiriate versah, namhaft zu werden verdient, Seither war er bald als Statthalter in den Provinzen, bald als Kom- mandant einzelner Heeres - Abtheilungen in Klein-Asien verwendet und endlich im August 1840 zum Militair-Gouverneur der Dar- danellen ernannt, von wo er bekanntlich einen Monat später den Ruf nach Syrien erhielt, um daselbs den Ober- Befehl uber die Ottomanische Armee zu führen. Durch einen unglü{lichen Zufall am Beine verwundet, mußte er abberufen werden und verweilte eine Zeit lang in Gallipoli, um sich daselbst der ärztlichen Be- handlung zu unterziehen, Wiewohl zum Statthalter von Adria-
obenerwà nten
nopel ernannt, war er wegen des bedenflichen Zustandes seiner |
Wunde in der Unmöglichkeit, sich dahin zu begeben, weshald Ja- fub Pascha in jene Statthalterschaft gesendet wurde. Erst vor
furzem is Jzzed Mehmed Pascha, gänzlich hergestellt, in dieser |
Hauptstadt eingetroffen.
Am óten d. M. hatte der Kaiserlich Oesterreichische Jnter- nuntius, Freiherr von Stürmer, die Ehre, in einer ihm im Serai von Beschiktasch ertheilten Audienz den Contre-Admiral Freiherrn von Bandiera, mit den vorzüglichsten Offizieren der Fregatte
Bere, so wie die hier befindlichen Reisenden, Franz Altgraf | zu Salm - Reifferscheid und Joseph Graf von Wratislaw, dem
Sultan vorzustellen,
Der ehemalige Statthalter von Diarbekir, Zekeria Pascha, ist unlängst hier angekommen; auch Jakub Pascha von Adrianopel, welcher bei Gelegenheit seiner leßten Sendung nach Bulgarien die volle Zufriedenheit der Pforte sich erworben, und nun nach Syrien bestimmt seyn soll, ist hier eingetroffen.
Berichten aus Alexandrien vom 11, November zufolge, hatte Mehmed Ali unterm 5, Ramazan (21, Hktober) verordnet, daß
D.
| die in Konstantinopel befolgten Quarantainè - Reglements, nebsk dem betreffenden Tarife, auch auf das Paschalik Aegypten anges wendet werden sollen,
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Das Britische Kolonialwesen und seine Bedeutung für die Zukunft des Britischen Reiches.
Erster Artikel
e Kolonieen als Abzugs-Kanäle der Population Englands.
Außerordentliche Zeiten und Lagen rufen immer außerordent- lihe Maßregeln und Mittel hervor. “n diesem Sinne wenden neuerdings in England die Politiker und Staatsmänner ihre Auf: merfsamfeit in höherem Grade, als jemals, den Britischen Ko- lonieen zu, unter dem Gesichtspunkte, daß in ihnen vielleicht oder vielmehr wahrscheinlich ein Mittel zur Beseitigung einer großen Menge von Uebeln zu finden sey, unter denen das Mutterland von Tage zu Tage mehr seufzt. Holland hat in der neueren Zeit, namentli seit der Belgischen Revolution, ein Gleiches gethan; es hat seinen transatlantischen Niederlassun- gen seitdem eine früher nicht Übliche Sorgfalt bewiesen, die in iÿren Folgen sich nicht nur indireft äußerst heilsam in Bezug auf die Entwielung der Holländischen fommerziellen, industriellen und Vetarine-Berhaltnisse gezeigt, fondern auch unmittelbar dem Mukt- terlande eine große Erleichterung geschaffen hat, indem das Gou- vernement im Stande gewesen is, von Jahr zu Jahr die mächtig aufblühenden Kolonicen mehr zu belasken und um eben so viel den {hwer gedruckten Mutterstaat zu entlasken.
___ Erwoagen wir die gegenwärtige Lage des Britischen Reiches, s treten uns hier im Extreme alle die Erscheinungen entgegen, die immer im Gefolge einer mächtig entwickelten Jndustrie sich be- nnden. Lir finden eine vom Meere umgebene Bevölkerung, die sich jährlich in weit größerem Maße vermehrt, als dies hin- sichtlich der Hulfsquellen, und namentlich der Subsistenzmittel des Landes, der Fall ist; — ein Maschinenwesen jeglicher Art, #0- wohl mit der Geschilichkeit des Künstlers und Handwerkers, wie mit der Unstrengung des gemeinen Arkeiters in Konkurrenz tres tend; eine intelleftuelle, sittliche und politische Erziehung, welche die Gesammtmasse der Gesellschaft anregt und sie mit einer blos animalischen Eristenz unzufrieden seyn lehrt; ein Drângen und Haschen der mittleren und oberen Klassen nach Beschäftigung und Aemtern, wodurch der gepreßte Zustand der gelehrten und anderen hdheren Lebenskreise vollends unerträglich wird; immer zuneh- mende finanzielle Verwickelungen, einerseits durch fortroährend wachsende Ausgaben, andererseits durch eine beständig vermehrte Nationalschuld herbeigeführt. Daneben begegnet uns eine inBezug auf Fabriken, Handel und Marine rivalisirende Jndustrie fremder Natio- nen, durch welche England nicht nur seiner herkömmlichen Märkte immer mehr beraubt, sondern auch hinsichtlich des Absakes und Preises der Waaren in seinen eigenen Kolonieen úberboten wird; wir gewahren einestheils den Wunsch, wo möglich die bisherige Getraide-Gescßaebung aufrecht zu erhalten, und anderentheils den, ein Armen-Geseßgebungs-Syskem von solcher Strenge durc'z- zuseßen, daß mittelst desselben in der That die Armuth für ein Berbrechen erklärt wird, und zuleßt können wir uns die drohen- den Gefahren nicht verhehlen, denen, in Folge der überall auf das furchtbarske sich ausdehnenden Armuth und der immer hâäu- figer vorkommenden Hinweisung auf die gegenwärtige ungleiche Bertheilung des Vermözens, die Eigenthümer ausgeseßt sind. — Diese und andere Punkte, welche daneben noch aufgeführt werden ‘onnen, erheischen auf das dringendste eine gründliche und sorg- ame Betrachtung des Britischen Gouvernements; eine solche Betrachtung aber muß fast nothwendig dahin führen, in den Kolonieen ein von der Vorsehung úberantwortetes Mittel zur Neutralisirung vieler das Land jeßt drüúckender Uebel zu erblicken: Uebel solcher Art, daß sie durch auswärtige Eroberungen und kriegerischen Nuhm nicht beschwichtigt werden können, die- aber fast zweifellos einer Minderung und Erleichterung fähig scheinen durch die Annahme einer umsichtigen, freien und wahrhaft staats- männischen Politik in Bezug auf die Kolonieen von Seiten der Englischen Negierung. y
Ein Blick auf den Umfang des Britischen Kolonial: Wesens wird das Gesagte naher darthun, Nach Montgommery Martin beträgt, zufolge der neuesten Berechnungen, das Areal sämmeli- cher Britischen Kolonieen 2,119,708 (Engl.) Meilen, also un 4 fahr 424,000 Deutsche C] Meilen. Die Bevölkerung wilkb auf 104,708,323 Köpfe angegeben und die Gesammt - Mili- tairmacht auf 453,199, Die Kolonial-Revenúen schlägt man auf durchschnittlich 22,990,160 Pfd. St., die Gesammt=- Ausgabe dagegen auf 24,998,660 Pfd. St. an, so daß -die Besteuerung pro Kopf etwa 4 Sh. 6 Pce. betragen würde, Der gesammte Seehandel der Britischen Kolonieen wird auf 90,933,900 Pfd, St. an Werth geschäßt, während die Tonnen: zahl der ganzen jährlichen Ein- und Ausfuhr 7,514,585 Ton- nen ausmacht, Den Werth der jährlichen Production der Ko- lonieen shâßen die neueren Statistiker auf etwa 387,955,000 Pfd St., dagegen den Werth des gesammten beweglichen und unbe- weglichen Vermögens derselben auf 2,443,150,000 Pfd. St da- turlich ist die Production der einzelnen Niederlassungen nach Art und Umfang, eben so verschieden, wie die Bedeutu ng der- selben für das Mutterland je nach der geographischen Lage den Flimatischen und anderen Verhältnissen. J ; gp
___ Untersuchen wir nun, hauptsächlich auf den Grund einer fürz- lich im Movember- Hefte des Colonial Magazine cestditden Abhandlung über die Ausdehnung und die Wichtigkeit der Bri- tischen Niederlassungen, die W ech selwirkungen näher welche zwischen England und seinen Kolonieen eintreten können, und mit- telst deren die leßteren ein so großes Gewicht in die Schaale der Zukunft Englands werfen, so sind es vornämlich dreierlei Ge- sichtepuntte, unter denen der Gegenstand für unsere Zeit von gros ßem Interesse ist. Zunächst lassen die Britischen Kolonieen sich hinsichtlich ihres Werthes als Abzugskanäle der heimischen Be- völkerung, als Ausgangspunkte der Emigration in Be- tracht ziehen, — sodann als Märkte für den Britischen Handel und zuleßt als vortheilhafteste Anlegungsplä ge der übershüssigen Kapitalien des Mutterlandes,
Was den ersten Punkt betrifft, so lâßt sich nicht leugaen daß die Auswanderungen von jeher für jedes Land, namentlich wenn demselben eine insulare Lage von der Natur zu Técil wurde ein Moment von der höchsten Bedeutung bildeten: lle berühren aber eine Lebensfrage bei jeder Nation, die so dik gedrängt auf dem ihr zustehenden Areal lebt, wie die Eng!-1che. Es if un- streitig eiries der unterscheidendsten Merkma®, durch welches der Schöpfer den Menschen vor den Thiere* aUszeichnete, daß jenen ein tiefes Gefühl der Anhänglichkeit 1 die Stätte seiner Geburt beseelt, welches den leßteren unboUnnt is, Wir sehen eben so den Menschen guf der niedrig6® Stufe der Civilisation, welchèr
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