1908 / 102 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Apr 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Japan ‘zahlt 20,9 Millionen, Oesterreih-Ungarn 10,6, Italien 8,9, Rußland 9,9 Millionen Mark. Ich will mit diesen Zahlen nicht Bresche legen für die Vorlage, die fh ja nur in mäßigen Grenzen bewegt und an die Finanzen des Reiches verhältnismäßtg geringe An- forderungen stellt; aber die Zahlen rechtfertigen doch das Prinzip. Die verbündeten Regierungen legen den größten Wert darauf, eine Stetigkeit nah dem bisherigen Schwanken herbeizuführen, wenigstens zunächst bis zum Ablauf des Hauptvertrags am 30. Sep- tember 1914. Ich bitte, durch Genehwigung der Vorlage den Neben- linien eine erfreulihe Entwicklung zu gewährleisten zum großen Nußen für die Gesamtheziehungen des Reiches.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstag sind drei am 17. Juli 1905 im Haag unterzeichnete Abkommen über das internationale Privatrecht, nämlich: 1) den Geltungsbereih der Geseße in Ansehung der Wirkungen der Ehe auf die Rechte und Pflichten der Ehe- gatten in ihren persönlichen Beziehungen und auf das Ver- mögen der Ehegatten betreffend, 2) über die Entmündigung und gleichartige Fürsorgemaßregeln und 3) über den Zivil- prozeß zur verfassungsmäßigen Genehmigung gate

Die Abkommen find von Deutschland, Frankreich, Ztalien, den Niederlanden, Portugal, Rumänien und Schweden, das Abkommen über den Hivilyr oge außerdem von Spanien, Luxemburg und Rußland und nachträglih noch von Nor- wegen gezeihnet worden. Die Ratifikation des Abkommens über den Zivilprozeß wird voraussichtlich bald en en, da es spätestens am 27. April 1909 in Kraft treten jo und die Kündigung des denselben Gegenstand betreffenden Haager Ab- kommens vom 14. November 1896 (Reichsgeseßbl. 1899 S. 285) echs Monate vorher zu erfolgen hat. Den Abkommen ist eine O ie E beigegeben und eine erläuternde Denk:

lossen. s Gn B hem Reichstage der Entwurf eines Geseßes zur Ausführung des Abkommens über den Zivilpr ozeß nebst Begründung zur Beschlußfassung zugegangen.

Statistik und Volkswirtschaft.

t für Arbeiterstatistik ist unter dem Vorsiß des

Pran ien Li serlichen Statistishen Amts Dr. van der Borght zu seiner 21. Sihung zusammengetreten. Nah Erledigung geshäftliher Angelegenheiten beschäftigle den Betrat die e nehmung von Au opersblen S n ian, ü ie Dauer der , ,

Nacbtrube ee Sontag Ba Zu diesen Vernehmungen sind 30 Arbeitgeber bezw. Schiffsführer und ebensoviel Arbeitnehmer Maschinisten, Heizer, Matrosen) aus verschtedenen Stromgebieten, Fee der Hafeninspektor zu Hamburg geladen. Die Vernehmungen

werden vorauésihtlich drei Tage beanspruchen.

‘Die Geburtenhäufigkeit in Preußen nach Stadt und Land. É Neben den Geburtenziffern für den Gesamtstaat nah Stadt und Land und die Großstädte, die vom Statistischen Landesamt alljährlich veröffentliht werden, sind die Geburtenziffern für die Stadt- und die Landbevölkerung in den einzelnen Provinzen von großer Bedeutung. In der am Schluß folgenden U-bersicht geben wir daher diese Ge- burtenziffern für zwet Jahrfünfte 1896—1900 und 1901—1905 und zwar zuglei mit den Fruchtbarkeitsziffern der gebärfähigen Frauen bezw. der im Alter von 15 bis 45 Jahren stehenden weiblichen Personen. g merken bei einer Vergleichung der Geburtenziffern für die Gel M mit den Fruchtbarkeitsziffern nicht unbeträchtliche Abweichungen. le me von Hannover überall eine geringere Geburtenziffer “t E evotteenn für 1901—1905 haben fd die Unterschiede noch vershärst. Die Geburtenziffer der Landbebölkerung übertrifft die der Stadtbevölkerung im Mittel um 14—16 v. H. Die Unter- schiede in den Fruchtbarkeitszifffern sind aber weit erheblicher. Während die geringste allgemeine Geburtenziffer für 1896—1900 auf Berlin mit 27,54, die höchste auf Posen Land mit 45,83 trifft, beträgt gleich} ¡eitig die niedrigste Fruchtbarkeitsziffer in Berlin 96,73, die hö@ste in MWesipreu en Land 218,54. Hier also Unterschiede von 126, dort soldhe von gs L ie flarke Abwande- dieser Unterschiede ist natürli die starke ande rung der jugerdliden Jas E iet ale E völkerung in die é Dg, des die Fractbarleitäzisfern der R O iber: ie der Landbevölkerung. S Di o Lilorffer tr, Berlinerinnen vom Zahrfünft 1896/1900 bis zu Lu Fahrfünft 1901/1905 von 96,73 auf 38,78 oder um 8,2 y. H. a ges nommen, die der Landbevölkerung in Weslpreußen von 218,54 auf 914,29 oder um knapp 2 v. H, von Posen von 210,90 auf 209 61, d. h. kaum um 0,61 v. H. Die Landbevölkerung weist eine um 2 40, ja 50 v. F: höhere B iva c EEN h e des Landes a un i ung auf: A L clamlbevöltetung tritt ganz unabweisbar klar

O °efevdlteèina mehrerer Provinzen, wie Ostpreußen,

ü ter „Nassau, würde, sich selbst überlassen, un Voraussegut Pilbbleibender Fruchtbarkeit und Sterblihkeit fh bald einem stationären Zustande nähern. In den Städten A 1 gs würden z. B. auf 2060 Todesfälle nur 2175 e A a je 15 Berlin würde, wie dies übrigens hon von Bidard E ce en worden ist, die Fruchtbarkeit hinter der Sterblih j er f e gedachten Bevölkerung um ein Erhebliches zurückble 8 E Ausführungen über diese Frage können erst an der Dar e Ie is leiGung der Fruchtbarkeitsziffern mit dem Bestande e l pen tationären Bevölkerung, d. h. dem Bestande der gleichzeitig Lebenden der, Sterbetafel ‘gegeben werden.

Fruhtbaxkeits- und Geburtenziffer 1896/1900. Auf 1000 weibli (3 s Auf 1000 der mittleren

Alter von über 15—4 [en Jahren stehende Vertbnes Bevölkerun chel) Provinzen. Wlfielen durchschnittlich bralar dgeborene jährlich Lebendgeborene | e inStadt Staat. in auf in Sar L U Eb | den dem Land den. dem E v Städten Lande u- “Städten Lande 4 Diprere nten sammen S Iun reußen . , 131,4 2 Belipreuen - - 19913 20 1D 0% 108 08 Es Hawe S ohne Berlin . 128,68 35,60 32,86 ome. N I 100 28 20 8007 lese; «155,36 210,90 192,92 834,49 45,83 42,21 Sahsen 139,38 19461 174,99 83438 42,81 39,72 Sei, 147,61 172,39 160,35 33,89 36,91 35,50 Hanneet* « . 14452 160,39 153,32 32,32 33,09 32,76 Westfaler, * 140,05 156,29 149,97 33,15 832,86 82,96 een Nassau * 171,32 20208 189,95 83892 41,35 40,45 beinland . 108,11 155,61 132,80 28,52 834,08 N « Staat 150,79 183,50 166,75 36,68 38,32 37,99 «136,59 183,06 161,86 33,16 38,95 36,50,

Die Stadtbevölkerung zeigt bereits für 1896 bis 1900

getreten.

s Fruchtbarkeitsziffer 1900/19017 1000 weibl'che, im Alter von über 15 bis 45 Jahren stebende erst entfielen aile jährli Roe

in den 7,77

Großstädtea . E ; in den Mittelstädten . . 148,29 in den Kleinsiädten . . .., 148,95 in den Städten überhaupt . 135,25 auf dem }latten Lände . ¿S D A im Staate überhaupt. . . 160,67.

S Eg tee und Geburtenziffer 1901/1905.

A E s Auf 1000 der mittleren Jahren stehende Personen a is E entfielen dur(scnittliz U 0) 1

Provinzen. jährli Lebendgeborene Lebendgeborene Staat. ic E a P Ss den dem Land den dem Land Städten Lande fenen Städten Lande ries

a. Provinzen.

ftpreußen . . 122,69 186,09 165,56 28,55 37,12 34,62 Welirnenheit «15223 21429 19265 9834/99 43,40 40,71 Stadtkreis Berlin 88,78 88,78 25,03 925,03 Brandenburg,

ohne Berlin . 109,21 137,61 123,88 27,30- 30,89 29,25 Pommern . 141,21 171,09" 157,79 32,77 35,10 - 34,13 Posen LOGSL 20961 19115 05/05 43/72 4109 Slesien . . . 130,80 192,32 -169,37 32,30 - 40,73 37,88 Sagssen 13377 162,36 148,17 31,37 34,85 33,20 Schleswig-

Holstein . 135,78 154,56 145,73 30,56 31,58 31,12 annover . , . 125,14 153,16 141,83, 29,80 32,00 31,18

estfalen . . 171,83 205,10 190,69 39,52 41,49 40,70 effsen-Nafsau 106,33 153,60 129,73 928,834 33,07 30,93

heinland . 145,32 185,37 163,85 35,43 38,40 36,92 b. Staat . 129,12 178,72 154,83 831,70 37,39 - 34,88.

(Stat. Korrr.)

S E der Armenpflege in Frankfurt a. M. während der leßten 25 Jahre.

Diée deutsche Sozialpolitik hat das erste Vierteljahrhundert ihrer Wirksamkeit hinter si. Nachdem der Kaiserliche Erlaß, der den An- stoß zu dieser gegeben haite, im September 1881 erschtenen, war das Jahr 1883 mit dem Inkrafttreten der ersten Reichögeseße für Kranken- und Unfallversiherung das eigentliche erste Arbeitsjahr in der praf- tischen, allgemeinen sozialen Betätigung, Denn es ist charaklteristis{ch, daß der damalige Aufs{wung in der Auffassung von der Notwendigkeit eines intensiveren fürforgliheu Wirkens fich nicht auf die Arbeiterver- sicherung beschränkte, sondern sich au auf eine Reformierung der Armenpflege ausdehnte. So kommt es, daß zur Zeit eine ganze Reihe von Verwaltungen größerer Städte Anlaß zu einem NRückólick guf die Entwicklung thres Armenwesens in den 25 Jahren 1883—1907 nimmt. Das menschenfreundlihe „Glberfelder System“, das dem kalten Verwaltungsprinzip der Armenpflege warmes Leben

: einhauchte, hatte am Anfang der ahtziger Jahre bereits hier und

da Nachahmung gefunden, die neue, ermittelnde , individuelle, Opferwilligkeit und Hingabe fordernde Art der Armenpflege war zu einem Faktor dec Bolkserziehung geworden und hatte einen edlen Wetteifer in der Beteiligung freiwilliger Kräfte für NaWhbardienst und Menschenliebe wah gerufen. Wenn man jeßt nach 2 Jahren die Frage stellt, ob denn die Erwartungen dieser Reform in Erfüllung gegangen find, so kann wohl eine uneingeshränkte Bejahung als ntwort folgen. Wenigstens in ideeller Beziehung if unzweifelhaft festzustellen, daß der damalige Appell an die freiwillige Mit- hilfe niht nur in Hinsicht auf die amtlihe Armenpflege, sondern ins- besondere auch für die Au?gestaltung der privaten Wohltätigkeit gute Früchte getragen hat. Die an das Elberfelder System geknüpften materiellen Erwartungen find nit allenthalben im erhofften Sinne in Erfüllung gegangen, aber es darf dabei nicht außer aht gelassen werden, daß E große allgemeine wirtschaftliche ge unge eingetreten sind und daß mit dem Aufwärtssteigen aller Bedürfnisse auch diejenigen der öffentlihen, amtlihen Armenpflege steigen mußten. Ginen besonders instruktiven Einblick in die Entwicklung der neu- zeitlihen Armenpfl-ge gewährt das von dem Waisen- und Armenamt der Stadt Franksurt a. M. in Nr. 39 seiner „Mitteilungen“ auf- gerollte chronikalische Bild: 1883 bis 1908. Am 26. Ja- nuar 1883 wurde die neue Armenordnung De am 1. April desfelben Jahres trat sie in Kraft. et einer Ein- wohnerzahl von 145000, mit 11366 Unterstü ten, die in 15 Armenbezirke eingeteilt waren, begann das neue Werk? 1883 mit einem Helfe:perfonal von 295 Armenpflegern, und im Jahre 1908 betrug bei einer Einwohnerzahl von etwa 334 000 die Zahl der Unter- stüßten 30532, wobei in 43 Armenbzzirken 772 Armenpfleger und 88 Waisfenpflegerinnen thre Tätigkeit ausübten. Die Gesamt- ausgabe für Armenzwecke belief \s{ch im Fahre 1883 ab- züglih der Ginnahme auf 343 132 46, welhe Summe 8,79 9% der gesamten ftädtischen Ausgaben und auf den Kopf der Bevölkerung einen Betrag von 4,90 6 ausmahte. Im Jahre 1905 dagegen betrug die Gesamtausgabe für Armenzwecke abzüglich der Einnahme 1571 971 4, was einen Prozentsay von 6,48 der Gesamtausgabe der Stadtverwaltung und auf den Kopf der Bevyölkerung einen Betrag von 6,45 #6 ausmate.

Zur Arbeiterbewegung.

Die gestern fortgeseßten Verhandlungen îm deutschenMaler- gewerbe (vgl. Nr. 101 d. Bl.) zur Feststellung der Streitpunkte ¿wischen den beiden Parteien über den Cinheitstarifvertrag wurden, der a, Ztg. zufolge, gestern mittag beendet. Die Slichtungskommis vornherein zu verhindern. Ueber mehrere Fragen wurde in kurzer Aus- sprache eine nas erzielt, so z. B. eine Forderung der Arbeit- gebêèr: Einstellung der bet Nichtverbandamitgliedern wegen Tarif- einflhrung Strelkenden bei Verbandsmitgliedern, -mit einem Zusaß der Gehilfen: „ohne vorherige Entlassung alter Gehilfen“. Eine sofort gewählte Untierkommission, die sich aus der Schlihtungskommission, dret Arbeitgebern sowie drei Vertretern der Arbeitnehmer zusammenseßzt, trat sofort in Tätigkeit. Die öffentlichen Verhandlungen werden fort»

ti gele ie die Düsseldorfer Gauleitung der ausgesperrten Pflasterer und Rammer, der „Rh.-Westf. Ztg." zufolge, bekannt gibt, habe si der Verband der Pflasterermeister in Rheinland und Westfalen nah dem Scheitern der Verhandlungen in Essen bereit erklärt, das Gewerbegericht in Cöln als Einigungsamt an- zuerkennen. “Die ausgesperrten Arbeiter rund 700 haben sich noch- mals an die in Frage kommenden Sen Behörden gewandt mit dem Ersuchen, die städtischen Pflaslererarbeiten bis zu einer Ver- ständigung mit den Arbeitgebern in, eigener Regie auszuführen und

ah Bedarf ausgesperrte Arbeiter zu beschäftigen. (Vgl. Nr. 80 d. Bl.) n Aus Bielefeld wird der „Köln. Ztg." gemeldet: Auf der Navensberger Eisenhütte Neinshagen u. Vogt sind wegen Loÿnstreitigleiten sämtliche Former am 29. d. M. in den Ausstand

nd, wie die „Frkf. Ztg." erfährt, seit gestern di Tas H) % t r bia. Die Handelsvereinigung Heilbronn hatte ine Erhöhung dec Frachten um zwei Pfennige für den Doppelzentner bewilli t, dic jedo die Kettensc{hleppschifahrtsgeselschaft für sid llein Via pruhte. Die Neckarschiffer erklären nun, die Schleppschiff- fahrts ee habe keinen Grund zur Grhöbung* des Shlepplohnes, ital sie ihre Kohlen nit teurer, sondern billiger beziche als früher. S ß nah dem alten Tarif geschleppt werde, und ver-

Sie Peabals die Annahme von Frachten. Die Zahl der streikenden

Sghiffsbesizer beträgt etwa 160.

ion wußte jede Verschärfung der Gegensäße von

Wohlfahrtspflege.

_ Der Jahresbericht des Ostdeutschen Jüngkingsbundes für 1907 ist soeben ershienen. Etnleitend wird die Frage behandelt, obes besser ist, die Jugend zu bewahren, ehe es zu 1pät ift, oder on die Rettung erst zu gehen, wenn die Gefahr ‘aufs böcste gestiegen ift. Gegenübergestellt wird die ‘Arbeit der Jünglingsvereine und die Für- sorgeerztehung. Der Ostdeutshe Jünglingsbund umfaßt z. Z. 510 Vereine mit rund 25 003 Mitgliedern. Ueber die Arbeit von 412 dieser Vereine liegen nähere Angaben vor. Sie hatten im Berichtéjahre 161 922 M verausgabt. Auch der übrige Inhalt des Jahresberichts, die geleistete Arbeit, die Zukunftepläne, besonders der Bau eines Soldatezheims in Döberit und die {statistischen UVebersiŸHten geben ein anshaulihes Bild von der Tätigkeit des Bundes. Der Jahreéberiht kostet 25 S und ist von der Buhandlung des Oftdeutschen Jünglingss bundes, Berlin, Sophienstraße 19, zu beziehen.

Kunft und Wifsenschaft.

Zu dauerndem Gedächtnis für den vor einigen Jahren verstorbenen Geographen und Anthropologen, Professor Dr. Friedrih Ragtel ist, wie das „Leivz. Tagebl.* berichtet, dieser Tage von dem Afrika- fo:sher, Professor Dr. Hans Meyer eine von der Hand des Bildhauers Dr. Max Lange modellierte Büste des Verewigten dem Geographishen Seminar der Universität Letpzig überwiesen worden. Ein engerer Kreis von Freunden, Schülern und Kollegen sowie mit ihnen die Witwe des Dabin- geschiedenen und der Rektor der Universität, Geheime Hofrat Professor Dr. Chun hatten fch aus diesem Anlaß in dem mit Lorbeerbüshen und Araukarien geschmückten Hörsaal des Seminars zu einer Feier zusammengefunden. In einem kurzen Gedenkworte

gab zuerst Professor Dr. Hans Meyer den Empfindungen der Verehrung und Bewunderung für den dahingeschieden Meister der Erdkunde Ausdruck. Wenigen Männern be-

gegne man, die einen so geschlossenen und nachhaltigen Eindruck threr Persönlichkeit hinterlassen hätten wie Rayel. Die Harmonie, die sein aanzes wifsenschaftlihes Leben auszeihne, seine Nitterlich« kett, sein hoher Sinn, seine künstlerische Empfindung für die Natur, seine Gestaltungsgabe und Fähigkeit, das Empfundene und Geschaute wiederzugeben, seine Willens- und Charakterstärke, seine philosophische Tiefe und Gründlichkeit: tas seien Züge, die ihn allen, die mit ihm persönlich in Berührung zu kommen das Glück hatten, wert und teuer gemacht hätten. So habe der Künstler au in seinem treff- lih gelungenen Werke die Persönlichkeit Ragels aufgefaßt und ihr lebendigen Ausdruck gegeben. Dafür gebühre ihm wärmster Dank. Der Nachfolger Raßels auf dem Lehrstuhl der Erdkunde und in der Leitung des Geographishen Seminars an der Universität Letpzig, Professor Dr. Partsch, dankte dem Stifter der Büste für die prä tige künstlerishe Gabe. Wenigen sei es vergönnt, der Ver- ehrung für den teuren Lehrer über das Grab hinaus einen so pietät« vollen Ausdruck zu geben, wie es durch Professor Meyer geschehen sei. Er, dèm als s{önster lol seiner Forschertätigkeit das Glück beschieden I set, den hôöhsten Berggipfel des deutschen Kolontalbesitzes, den ilimandsharo zu bezwingen und zu erforschen, habe ¡ugleich dem Namen seines Lehrers in dem „Raßel-Gletsher“ dort ein bleibendes Andenken gestiftet. Durch des Seen geeas Fürsorge sei nun auh dem kommenden Geshlecht, der lernbegterigen akademischen Jugend, die edle Gestalt Friedrih Raßels am Orte seiner Wirkiamkeit lebens wahr als leuhtendes Vorbild dauernd vor Augen geführt. Möge in dem Raume, in dem Friedrih Raßel so oft sein fesselndès Wort gesprochen, in dem er unermüdlich weittragende geistige Anregung ausgestreut, sein Geist auch weiterleben. „Was vergangen, kehrt nit wieder, aber ging es leuhtend nieder, leuhtet's lange noch zurüdck!*

Der Wiener Zweigverein der Deutschen Sghillers stiftung hat die Herren Dr. Anton Bettelheim und Prof. Dr. Jacob Minor mit der Herausgabe der Werke Ferdinand Saars beauftragt. Die Genannten rihten an die Besißer von Handschriften und Briefen des Dicht-rs die Bitte, ihnen den Einblick und die Benußung zu gestatten sowie weniger bekannte erste Drucke usw. mitzuteilen.

Jagd.

Bekanntmachung.

__Die- Schonzeit der Nehkälber wird für den Re- gierungsbezirk Potsdam mit Ausnahme der Stadtkreise Charlottenburg, Schöneberg, Nixdorf, Wilmersdorf und Lichten- berg für 1908 auf das ganze Jahr ausgedehnt.

Potsdam, den 25. April 1908. Der Bezirksausshuß zu Potsdam. Joachimi. c

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Verbreitung des Aus|jayes im Deutschen Reiche.

Am Ende des Jahres 1907 waren im Deutschen Reiche, den amtlihen Mitteilungen zufolge, 28 (am Schlusse des Vorjahres 29 Aussazkranke vorhanden; davon entfielen auf Preußen 21 (23), ‘au Hamburg 7 (5). Hierzu kommen in Preußen 3 des Auss\aßzes verdächtige Personen, bei denen die Feststellungen, ob es sich um wirke lie Lepraerkrankungen handelt, zur Zeit der Berichterstattung noch nicht abgeschlossen waren:

n Preußen waren zu Beginn des Berichtsjahres 1907 im Lepraheim im Kreise Memel 16 Ausfaßkranke, darunter 5 männ- lie und 11 weibliche, aus dem Vorjahre übernommen worden. Bon diesen sind im Lause des Jahres 2, und zwar 1 männlichen und 1 weiblihen Geshlechts, gestorben. Eine andere weibliche Kranke, bei der KranbH\eitser|heinungen nicht mehr bestanden und Krankbeits- erreger nicht mchr na(zuweisen waren, wurde in ihre im Kreise Memel gelegene Heimat entlassen, wo sie unter kreisärztlicher Beobachtung steht. Dem Lepraheim neu zugegangen sind 1 männliher Kranker aus dem Kreise Heydekrug und 1 weiblihe Kranke aus dem Kreise Memel. Am Ende des Berichtsjahres bés fanden fich somit in dem Lepcaheime 15 Kranke, hierunter 5 männ- liche und 10 welblihe. Der aus dem Vorjahre übernommene, im städtischen Krankenhause zu Frankfurt a. M. untergebrahte männliche Kranke aus Rumäniea wurde im Laufe des Berichtsjahres nah seinex Heimat befördert. Ein Kranker, bei dem gelegentlich einer Bade- kur in Aachen nah seiner Aufnahme in das dortige städtihe Krankenhaus Aussaßz festgestellt worden war, ift im Laufe des Be- rihtsjahres nah seiner Heimat Natal abgereist. Von den 3 Aus:0hz- verdächtigen wurde der eine, der aus dem Kreise H:ybekrug stammt und der Sohn des aus diesem Kreise nach ‘dem Lepraheim verbrachten - Ausfaßkranken ist, in das Kreiskrankenhaus zu Memel aufgenominen. Die beiden anderen Kranken sind weiblichen Me lGIegns und stammen áus dem Kreise Memel ; wegen der Aufnahme einer von ihnen in das P waren am Schlusse des Berichtsjahres Verhandlungen eingeleitet.

In Hamburg hat sich von den aus dem Vorjahre übers- nommenen 5 Kranken 1 nach Kamerun begeben; ein anderer ist aus der Krankenhauebehanblung, unbekannt wohin, entwichen. Der Zu- gang an Ausfäßigen bezifferte si für bura auf 9; davon hoben 9 das Reichsgebiet noch im Laufe des Berichtéjahrs verlaffen. Von den zugegangenen Kranken hatten 2 den Auesoy angebli in Columbia, 3 in Brasilien und je 1 in Bolivia und Java erworben; die beiden übrigen, 1 Seemann und 1 Heizer, wußten den Ort ter AnsteFung niht anzugeben.

In Mecklenburg-Sch{hwerin is der einzige seit dem Ichre 1898 dort vorhandene Aussahkrarke während des Berichtsjahres ge- storben, Ein aus Amerika zurückgekehrter Medcklenburger hai, nachdem bei ihm Aus\ay festgestellt worden war, das Reich8gebiet soglei wieder verlassen.