1908 / 145 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Jun 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Wohlfahrtspslege. Der Preußishe Beamtenverein in Hannover, Lebens-

Persicherungsverein a. G., Versicherungsanstalt für deutshe Beamte |

{einschließli der Geistlichen, Lehrer, Rechtsanwälte, Architekten. und ngenfeure, Revaktecne, E E ite, Tierärzte und Apotheker

sowie der P.-iratbeamten), hielt am 18. Junt setne XXXI. ordentliche |

Generalversammlung ab. Aus dem Geschäftsberiht heben wir hervor,

daß der Versicherungsbestand Ende 1907 sich auf 80 993 Policen. über ;

313 732 600 Kapítal und 1098 298 46 jährliche Rente stellte und

in Geschäftsjahre 1907 einen reinen Zuwahs von 3097 Policen | er 17 dhe A Kapital und 86 320 X jährliche Rente zeigte. Die

rämie v inschließlich des Dividendenansammlungsguthabens eden bon 87 985 108 d, auf 94 725 350 #6. Die wirtliche Sterblich- reit ist um 51,85 9/0 hinter der erwartungsmäßigen zurüdckgeblieben, fo

daß die Ausgabe für Sterbefälle nur 2 114 200 46 betrug, während | man E fine Auscabe von 4390707 6 gefaßt scin mußte. Die | Verwaltungskosten betrugen für jede 1000 4 Versiherungékapital | nr 84 3. In Prozenten der Prämieneinnahme stellten sie sich nur |

quf 2,10 9%, in Prozenten der Prämien- und Zinseneinnahme auf nur 1d 9/0, {usses im Betrage îin Soll und nahme des Geshäftsberichts lastung wurde beschlossen,

Sicherheitsfonds 553 751 M,

von 3449494 (6, Die Jahresre{nung \{ließt mit 112305382 #Æ#. Nah Entgegen- und nach Erteilung der Cat- aus dem Jahresübershufse dem

den Mitgliedern der Lebens- ersicherung als Dividende (44% der dividendenberehtigten ramienreserve) 2512635 4, dem ODividendenergänzungsfonds 143 093 46, dem S&lußdividendenfonds 160015 6 und dem Fonds für Kursverluste 80 000 46, das sind zusammen 3 449494 s, zu überweisen. Dke Fonds, die das reine aktive Vereinsvermögen, dem tine Passiva gegenüberstehen, darstWen, {sind auf 11 505 218 4 ge- Wasen; es enthalten nämli der Sicherheitsfonds 8 539 566 „1, der Ktiegsreservefonds 1000 000 4, der Dividendenergänzungsfonds 1350629 und die sonstigen Fonds (Kautionsfonds, Beamten- Pensionsfonds usw.) 615 023 (6. Die wirklichen Verbindlichkeiten es Vereins aus den Versicherungsverträgen werden dur die Prämienreserve reihli gedeckt.

Kleinwohnungen. 2 i: Von dem Terrain der Jungfernheide bei Berlin wurden an die Firma San U. Dieke 4.939 ha und an die Märkische : Bodengesell saft 6,350 ha, zusammen für den Preis von 722792 M âur Errichtung von Arbeiterhäusern, die mit Vorder- und Hinter- Lten ausgestattet werden sollen, verkauft. Die Kleinstedelungs- Lenofsenschaft des Pastors Rosenberg zu Ostrowo (Posen), die son Über 120 000 46 eingezahlte Geschäftsanteile besißt, hat über 5 Morgen Land an mehreren Stellen erworben und etwa 90 Arbeiterrentenstellen errichtet, die bereits fast sämtlich Abnehmer gefunden haben. In Crefeld beschlossen die Stadtver- 2rdneten, ein 7 ha großes Gelände in der Nähe des Rhein- hafens für 150000 4 zu erwerben und dur Uebertragung dieses Axeals mittels Erbpacht an die Linner A.-G., dort Arbeiter- Wo nungen, sämtlich mit Garten- oder Ackerland versehen, zu errichten. 7 „Die Stadt Lennep hat mit der Errichtung von Rentenstellen, die U cinem Einfamilienhäuschen mit Stallung und einem halben Morgen Gartenland bestehen und in erster Linie an gewerbliche Ar- beiter zum Gesamtpreise (einshließlich des Grund und Bodens) von 6009 6 bet 750 A4 Anzahlung abgegeben werden," que Erfahrungen gemacht. Während seiner zehnjährigen Wirksamkeit hat der Spar- Und Bauverein in Hörde 18 Wohnhäuser erbaut, die 129 Familien- wohnungen, 9 Läden mit Wohnung und ein Wirtschafts- lokal enthalten. Im leßten Jahre hat der Verein au 4 Rentengüter errihtet. Die Stadtverordneten in Cöln bewilligten den Betrag von 101 000 (6 zum weiteren Au2bau des Arbeiterheims glenberg, Die bayerische Zuckerfabrik in Regensburg errichtete für ledige Arbeiter 9 Schlafsäle mit je 24 Betten. Kommerzienrat Dähnle, Chef der Vereinigten Filzfabriken in Giengen a. Br., \tiftete anläßlih des 50jährigen Jubiläums der Firma 100 000 6 für den au von Arbeiterwohnungen. Der hes\si\cche Landeswohnungs- Inspektor berechnete in einem am 9. April in Mainz gehaltenen Vortrag, Unter Zugrundelegung der Zahlen der Bevölkerungszunahme und des Ersaßes für abgängige Wohnungen den jährlichen Bedarf an Woh- Aungen für Minderbemittelte in Deutshland auf 200 000, was einem Kostenaufwand von 800 Millionen Mark entsprehen würde. Hierbei D Ytete ex über die Tätigkeit auf dem Gebiete der Wohnungsauf- ht und Wohnungsfürsorge im Großherzogtum Heffen seit dem ahre 1903, wona in 99 Gemeinden über 26 000 Kleinwohnungen besißtigt worden find,” von denen etwa 12000 nit den Mindest- boraussezungen, die an Wohnungen in gesundheitlicher, sozialer und Wirtshaftliher Beziehung iu stellen sind, entsprachen. Der in aarlouis am 16. April abgehaltene Kreistag beschloß, einen Wett- bewerb zur Erlangung von Entwürfen für Tändlihe Kleinwohnungen auszuschreiben, insbesondere mit der Aufgabe, hierbei die Dungstäiten möglichst von der Straße weg nah hinten zu verlegen. Für den Wettbewerb wurden 1000 46 bewilligt. /

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Sonntagsausflüge nach Lübben und Lübbenau gelten mit " Recht als wenig geeignet für eine Interesse erweckende Berichterstattung, weil’ der Spreewald seit dem Bestehen der Görlißer Eisenbahn zu dén beliebtesten Zielen von Sommer- und Sonntagswanderungen gehört und deshalb von vielen genau gekannt is. Dennoch besteht in diesem Punkte ein Unterschied zwischen reinen Vergnügungs- ausflügen und solhen, die zur gründliGßen Kenntnisnahme von Lund und Leuten, GeschiGte und [kultureller Entwick- Tung einer nur - äußerlih wohlbekannten Landschaft unternommen werden und die mit jenen niht deshalb auf nur eine Stufe gestellt Werden dürfen, weil fie als am Sonntag ausgeführt ihnen ohne Zweifel ähnlich schen. Entsprechend beurteilt und danah gewürdigt u werden, diesen Anspruch dürfen die Wanderfahrten der »Brandenburgia“ Gesellshaft für Heimatkunde erheben, obglei e aus dem naheliegenden Grunde, daß die Miglieder am Sonntag die beste Zeit haben, zwar ziemlich regel- Ußig auf diesen Tag gelegt werden, darum aber doch niemals betfehlen, den vorgedahten Zwecken nah äußerster O 4 genügen. Dies dürfte au die nahfolgenden Mitteilungen über fine Wanderfahrt rechtfertigen, die von obengenannter Gesellschaft am tBten Sonntag nah Lübben, Schlepzig und dem Unter|preewald Unkternommen worden ist, in Bn Lübben am Bahnhof von einer Anzahl ortskundiger Herren n Empfang genommen, die si in liebenswürdigster Art zu Führung fied Grklärung angeboten, wanderte die aus etwa 80 Personen be- ehende Gesellschaft zunähst dur den kühlen Schatten des „Hain enannten Laubwaldes, in dem vor niht langer Zeit erft fine lebenegroße Bronzestatue Otto von Manteuffels aufgestet worden it, zur altertümlien PNTpE: In ihrer Nähe gab ein hier "gutem Erhaltungszustande noch vorhandener \äSsisGer Postobelisk der Jahreszahl 1736 den ersten Eb der wehselvollen Schick- ale der Niederlausiß und Lübbens im bescnderen zu gedenken. Seit er Völkerwanderung, nach vorangegangenem Bewohntsein durch Ger- anen, vom slavischen Stamm der Lusici in Besiß genommen, wurde ero unterworfen und dem deuischen

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Dee Lausiß 963 dur Markgraf G

reiche einverleibt. Sie bildete fortan einen Teil der Ostmark, wurde

Her 1186 mit Meißen vereinigt und blieb unter der Herrschaft des

Faufes Wettin bis 1303, wo Geldnot zur Abtretung des Landes an

N asfanishen Markgrafen von Brandenburg nötigte. Unter den

13zMfolgern der leßteren aus dem Hause Wittelsbach wurde die Lausitz Weh an die Krone Böhmen (Karl 1V.) abgetreten und blieb böhmisces B en bis zum Prager Frieden 1635, wo sie wiederum in den h des Hauses Wettin gelangte, in dem sie bis 1815 verblieb. Eg

_ nicht lange her, baß die leßten Bewohner Lübbens gestorben sind,

Diesen großen Ersparungen entsprach die Höhe des Ueber-

i Y der Förmli@keiten der Besißübertragung an die Krone | D N E A S Jener O aber ift | ein dauerndes Wahrzeichen trefflicher kultureller Einrichtungen, die {on

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Entfernungen einer großen Zahl näherer und fernerer Orte. An | fe Berakügenboit erinnert auch das bei Fortseßung „der Wande- | rung gezeigte siatiliße Landbaus, in dessen Räumen seit | 1717 die Stände der Niederlausiß tagten und noch jeßt alljährlih im | Februar zusammentreten, um die Angelegenheiten gewisser landschaft- | licher, troß Provinziallandtag in Sonderverwaltung verbliebener, Ein- | rihtungen zu verhandeln. Das Haus ist in seinen Naumverkbältnissen

so opulent angelegt, daß während dieser Tagung die Herrenstände ter | auch Wohnung finden. Ganz nahbebet liegt auch das altertümliche | S{hloß, gegenwärtig Sih des Amtsgerichts, aber dereinst, in den ¡ böhmischen Zeiten, Siß der Landesregierung. Seinem hohen Alter j entsprehen die überaus massive Bauart, die starken Gewölbe im | Innern, die mit dem eingelassenen Licht sparsamen Fensteranlagen, vor i allem aber ein kolofsaler viereckiger Turm aus dem 14. Jahrhundert, | der hufeisenförmig von den drei Flügeln des Schlosses umsaßt wird. | Die sächsishe Regierung hat zu ihrer Zeit diesem Schloß große Auf- ; merksamkeit zugewandt und daran äußerlich manchen hübschen aris | tektonishen S&{muck angebracht, u. a. ein prähtiges Renaissanceportal | mit dem \ächsischen Wappen und mit der Jahreszahl 1682.

Di Altstadt von Lübben i überhaupt an malerischen Bilkern U ; denn hier stehen noch sehr altertümlihe und ehrwürdige" Häuser; und auf einer Brücke über die

hier sehr schmale Spree gewinnt man flußauf- und abwärts das Auge Peliver Einblixe, wofür besonders die Bèrliner so empfänglih und dankbar sind, weil in ihrer von der modernen Kultur beeinflußten Groß- stadt die Bilder nachgerade sehr rar werden, die mit der Vergangen- heit verknüpfen. An einer andern Stelle erfreut man ih wieder einer \{chönen Ausficht auf die Stadt und in der Richtung des Oberspree- waldes auf Wasserläufe, Busch und Wiesen und genießt den erquicken- den Odem, der von fris geschnittenem Heu ausgeht und gewürzt ist dur den Duft zahlloser Holundersträucher, die in diesem Jahre ganz be- sonders üppig blühen. Auch von der eben begonnenen Heuernte wußten die Lübbener erfreut zu erzählen, daß sie selten reih oder wie der Ausdruck lautete „großartig“ ausfalle.

Die Fortseßung der Wanderung führte zur Hauptkirhe, auh Nikolaikirhe genannt, einem dreischiffigen Bau in \pätgotishem Stil. Diese Men gehören stets zu den reizvollsten Prozramm- punkten der „Brandenburgia-" Wanderungen; denn immer gibt es bald äsithetische Genüfse, bald arhäologish oder geschichtlich Interessantes zu sehen, regelmäßig aber irgend eine pietätvolle Grinnerung, und in jedem Falle hat einer der Herren Geistlichen die Liebenswürdigkeit, an Ort und Stelle einen kurzen Vortrag zu halten. Meist erfreut auch der Organist durch Orgelspiel. So geschah es auch hier in der Lübbener Hauptkirche, die geweiht ist durch das Andenken an Paul Gerhardt, der in Lübben von 1669—76 als Archidiakonus wirkte und in der Kirche begraben liegt, und dessen Kernlied „Befiehl Du Deine Wege!“ allein genügen würde, ihm ein dauerndes Andenken bei seinem Volke zu sichern. Ein trefflihes Portrait des berühmten Liederdihters chmückt das Gotteshaus, dem Namen sind seltsamerweise die Worte bei- gefügt: „cribro diaboli tentatus“. Auth eine andere Seltsamkeit ist vorhanden, ein Flachreliefbild der Einsetzung des Abendmahls, auf dem „14* Personen sichtbar sind. Ganz in der Nähe, nur dur die Straße getrennt, liegt eine zweite Kirche, die „wendische“, so ge- nannt, weil bis in das vergangene Jabrhundert hinein hier wendisher

dôrfer Lübbens eingepfarrk. Auß hier hatte - der erste Herr Prediger die Freundlichkeit, Auskunft über den über- aus {litten Bau der Kirche zu geben, deren Gemeinde im 16. Jabrhundert gleihzeitig mit der gesamten wendischen Bevölkerung bie Reformation angenommen hatte. An der anderen Seite der Hauplkirhe öffnet sich der für die Verhältnisse einer Stadt von 8000 Einwohnern sehr große und hübsche Marktplaß. Vor der Kirche steht auf ihm, umgeben von einer Schmudckanlage, das erst im vorigen Jahre zur Feier seines drethundertjährigen Geburtstages er- rihtete Standbild Paul Gerhardts. Etwa in der Mitte des Markt- playes hat das Erinnerungsdenkmal an die Kriegsjahre 1864, 1866 und 1870/71 seinen Plaß. i In einem am Markt gelegenen Schulhause sahen die Teilnehmer an der Fahrt eine Ausftellung von Gegenständen, die den Stamm eines [a wenigen Jahren in der Bildung begriffenen Lübbener Museums ür Altertümer bilden. Es befanden sich darunter sehr interessante Sachen, namentlich Urnen- und Beigefäß-, auch Bronzefunde aus der Nachbarschaft, toch au vielerlei anderes, seltene Urkunden, sogar ein E Papst beglaubigter angeblicher Originalhrief des Apostels aulus. An diese Besitigung {loß ih PUenor Dr. Richter. Hatte der Kollege des Redners, Professor r. Fischer, vorher auf dem ang durch die Stadt den kundigen Erklärer der historishen ergangenheit von Lübben und der Lausiy gemacht, so führte Dr. Nichter seine Zuhörerschaft in die ferne géologische Entwicklungszeit des Spreewaldes ein, dessen Entstchung er dem gewaltigen Strom zuschrieb, der hier in dem sogenannten Glogau-Baruther- Tal in der Diluvial- zeit einen Teil der Fluten zur Elbe und Nordsee führte, die fch später, als Weihsel und Oder zur Ostsee durchbrachen und nah dieser Seite Luft machten. Es blieb nah dem Zurücktreten des Wassers zu- e im alten Flußbett eine flache, sumpfige Niederung von sehr geringem all des Terrains, in der si die früher dem Hauptstrom zufließende pree zu der unsäglich großen Zahl kleiner Ninnsale zerfaserte, die zwischen Kottbus, Lübbenau und Lübben das Gebiet des Oberspree- waldes, jenseits Lübben das des Unterspreewaldes bilden, jenes 28 km lang, 12 km breit, 34 Quadratmeilen groß dieses 15 km lang, km breit und 14 Quadratmeilen groß. od vor 200 Jahren bedeckte dichter, mit Bruch untermishter Urwald das ganze Gebiet, jeßt ist der größte Teil als Wiese und Acker verwertet, nur 1/; ist no Wald. Die Humuddecke ist 1—3 m stark, darunter findet sich Sand und Kies, wie er dem Flußbeit eines großen Stromes eigentümlich war, bisweilen auch Torf -von beträchtlicher Tiefe, wahrscheinli auf vom Wasser in der Urzeit unbedeckten Stellen. Der Vortragende gab hierauf eine Schilderung der bei Ausgrabung von etwa 80 Urnenfeldern erzielten Erfolge. Ueberall an Stellen, die über das den winterlihen Ueberschwemmungen ausgeseßte- Terrain hinausragen, haben sich in der vorgeshihtlihen Zeit Siede- [ungen befunden. Die meisten Funde gehören der Hallstatter, d. k. der jüngeren Bronzezeit an (1200—500 v. Chr.), auch aus der La Tèönezeit (nah 500 v. Chr.) finden sich manche Erinnerun en, charakterisiert durch Eisenfunde, dagegen ist bisher keinerlei An- ¡eichen dafür entdeckt worden, daß der Spreewald zur Steinzeit bes wohnt gewesen ist. Was Dr. Richter zum Schluß noch von Land und Leuten des Spreewaldes sagte, von derx Produktion des » ersteren, von der Beschäftigung __und Lebensweise der leßteren, war von einem sympathisch berührenden Lokalpatriotismus getragen. Daß die kleidsame Tracht der Spreewälderinnen, deren ges chmeidiger Körper den Rudergewohnheiten von Kindheit an zuzius chreiben ist, dauernd erhalten bleibe, ist des Redners lebhafter Wuns ; doch mat er dazu ein bescheidenes Fragezeihen und fürchet, daß sie allmählich ebenfo {winden werde, wie die besondere Tracht der Männer \{on verschwundenist.— Nah im Ratskellereïlngenommnem Mittagsmahl wurde in vier offenen Wagen zwishen wogenden Kornfeldern und durch Wald nah dem 12,5 km in nördlicher Richtung entfernten Swhlepzig gefahren, hier im Gasthof „zum grünen Strand der Spree“ der Kaffee genommen und dann einer Rede aufmerksam zugehört, die Prediger Asselmann über die unsäglich {weren Schicksale hielt, von denen im Lauf der Jahrhunderte die Niederlausiß betroffen worden ist. Während man bezüglich Lübbens im Zweifel sein kann, ob die Erwähnung des Namens eines ähnli lautenden Ortes im Lusicigau in der Thietmarschen Chronik vom Jahre 1008 Lübben betrifft, ist die Existenz von Schlepzig im Jahre 1004 auf Grund einer Sgenkungsurkunde Kaiser Heinrichs I. an das Kloster zu Nien- burg an der Weser sier erwiesen. Man - hat deshalb in SwWlepzig

| 1904 das

ein treffliGer Vortrag von

900 jährige Jubiläum des Ortes gefciert und dabet im Spree-

der sächsischen Herrschaft zu danken waren; er verzeichnet u. a. dies

Gottesdienst staltfand. Zu dieser Kirche sind eine Anzahl der Nachbars -

þ walde auf einem Hügel dem Mann ein Denkmal errichtet, der nah den furchtbaren Verwüstungen des 30 jährigen Krieges in einem arbeits- und mühevollen Leben ohnegleihen zur Wiederaufrihtung 4 des zerrütteten Wohlstands der Gegend Großes geleistet hat. Sehr “wertvoll war, was der Redner über die Folgezeit und die Jettzeit sowie deren Aussichten sagte. Man gewann den Eindruck, daß auch Prediger Affselmann mit warmem Herzen teilnimmt an der Be- kfämpfung der fozialen Nöte unserer Tage, zugleich aber au, daß die Volkswohlfahrt im _Sypreewalde sich langsamen, aber sicheren Festes erfreut. Nach etnem kurzen Besuch in der Schlepziger

irhe wurden die Kähne bestiegen, die auf zweistündiger Fahrt, Wiesen und Weiden kreuzend, . hineinführten in den herrlihen Hoth- wald, der den Unterspreewald auszeichnet. Das vorgenannte Denkmal wurde besichtigt und dann noch eine Erholungsstätte in Cichwalde, von wo aus die Nülkkehr erfolgte. Ein hestiges Gewitter mit strômendem Regen bei der Heimfahrt zur Bahn hinderte die Teil- léhmex nicht, den Tag für ebenso ereignis-, als erholungs- und lehrreih anzuerkennen.

Für Donnerstag, den 18. Juni, Vormittags 9 Uhr, waren mit der „Brandenburgia* au die Pflegschaft des Märkischen Museums und eine Anzahl Freunde und Gönner des Unternehmens dur Geheimrat Friedel zur Besichtigung des neuen Märkishen Pro- vinzialmuseums eingeladen worden. Die Eingeladenen yer- sammelten sich in der großen, kirhenähnlihen Halle. Hier hielt Geheimrat Friedel eine Ansprache, die auf die 34 jährige Tätigkeit hinwies, die von vielen Seiten geleistet werden mußte,“ um endlich zu dieser s{chönen Heimstätte zu ge- langen. Es folgte ‘dann in drei Abteilungen, geführt von den M Geheimrat Friedel, Kustos Buchholz und Professor Dr.

ntower, die eingehendste Besichtigung des überreichen Inhalts des Museums, die über zwei Stunden währte und wiederholt enthusiastishen Beifall entfesselte. Leider fehlte zum Schluß die Gelegenheit, um in einer zusammenfafsenden Kundgebung den Dank an erster Stelle an Geheimrat Friedel auszusprehen, dessen Beteiligung für das Wachsen und Gedeihen des Museums kaum irgend jemand besser zu würdigen weiß als die Eingeladenen. Auch der Erbauer des Mu eums, Geheimer Baurat Dr. Ludwig Hoffmann war gegenwärtig.

Die Kassimish-Moschee in Salonik wird seit dem Herbst 1907 ausgebessert und, was wichtiger ist, mit Erlaubnis der türkischen geistlihen Behörde auf ‘ihre Denkmäler byzantinisher Kunst durch- sorscht. Ist sie do die alte Demetriuskirhe, die {hon im 5. Jahr- hundert über dem Grabe des in Thefsalonike im Jahre 306 hingerihteten hl. Demetrius errihtet wurde. Eine fünfschiffige Basilika mit Emporen und einem weiten Querschiff, größerem Narthex und Atrium, N diese Kirche, wie die „Köln. Ztg." mitteilt, Säulen von seltener Shönheit, besonders was die Arbeit der Kapitäle anlangt. Die untere Säulenstellung hat korinthi erende, die obere jonische Kapitäle, darunter zwei aus prahtvollem chwarzen Marmor. Sechzehn Säulen sind aus Verde antiko, vier aus rotem ägyptischWen Granit, der Boden ist mit allerlei Marmegrplatten belégt, die, wie die Meißelung zeigt, ganz vershiedenen Ursprungs sind. Da findet man Kreuze, Ornamente und glatte Platten ganz wirr durch- einander, wie man ihrer eben habhaft werden konnte. Bei den Aus- besserungsarbeiten wurde zunächst die häßliche Gri und rote Tüncheret entfernt, mit der die Türken die ehemaligen christlihen Gotteshäuser und ihren Mosaikschmuck zu verunzieren pflegten. Nicht nur die volle Pracht der Säulen und der herrlich gemetißelten Kapitäle kam da wirksam zum Vorschein, auch die Wandvertäfelungen und die alten s{chönen Mosaiken zweier Pfeiler und die über den Arkadenbögen des linken Seitenschiffes wurden, soweit sie eber noch nit vernihtet waren, aufgedeckt. Wir finden da {hon russische Arhäologen an der Arbeit, die dur eine besondere Erlaubnis in die Lage versest wurden, unter Leitung des Professors Uspenshi, des Direktors des arhäologischen Museums in St. Petersburg, die Mosaiken abzubilden. Interessant ist ein Bildnis eines Leo mit einer Inschrift ohne Jahreszahl, daß er die durch Brand zerstörte Demetriuskirhe neu hergerihtet habe. Gemeint ist entweder Leo IIL, der sogenannte Isaurier (707—741) oder Leo VI., der Sohn des Basileos L, der zur eit der Eroberung Saloniks dur die Araber (904) herrshte. Tatsache ist, daß die De- metriuskirche, welche die pap rche Thessalonikes war, im 6., 7, und 10. Jahrhundert durch Brände heimgesucht wurde. Im Jahre 1397 nahm Sultan Bajasid, Jildirim En benannt, Salonik ein und verwandelte die Demetriumskirhe in eine Moschee. Des Bleibens der Türken war aber nit lange, und erst 1430 konnten sie sich der Stadt endgültig bemächtigen. Die Demetriuskirche verblieb aber diesmal den Griechen bis 1490, da erst nahm sie Sultan Bajasid 11. für den Islam in Anspruch, gestattete jedoh, daß die Griehen dem hier be- rabenen Schußpatron der Stadt auch fortan noch thre Verehrung Beieigen durften. So ist es bis auf den heutigen es geblieben. In einer dunkeln Kapelle links, dem sogenannten ehemaligen Gefängnisse des Heiligen, befindet sich sein {chmudckloses Grabmal. In geradezu überwältigender Verehrung sinken die Orthodoxen davor auf die Knie, und ein wenig Grde, die unter der Grabplatte stets vorhanden ift, gilt als wüundertätiges Heilmittel für alle Krankheiten und Sorgen. Gleich daneben befindet \ich im, linken Seitenshif das im )tenaissance- stil gearbeitete Grabmal des thessalonishen Wohltäters Lukas Span- donis, das ihm hier 1480 errichtet wurde. Vielleicht bringt man noch die Mittel dafür auf, das große unterirdishe Gewölbe, auf dem die ganze Basilika Fusactaut ist, von dem-Scutte zu besreien, der sich darin seit etwa tausend Jahren angesammelt hat. Es ift sehr wahr- seinlich, daß dabei der Wissenschaft weitere wihtige Funde harren.

Bauwesen.

Ein Jdeenwettbewerb um Bauskizzen für den Neu- bau des Ministerial- und Landtagsgebäudes für das Großherzogtum Oldenburg wird für in Deutschland ansässige Architekten deutsher Abstammung ausgeschrieben, Als Preise sind aus- gefeßt: ein erster Preis von 6000 1, ein zweiter Preis von 4000 4, zwei dritte Preise von je 2500 46. Das Staatsministerium kann auf Vorschlag des Preisgerihts weitere Entwürfe zum Preise von je 750 #6 erwerben. Es werden nur Skizzen im Maßstabe von 1: 200 verlangt. Die Unterlagen für den Wettbewerb können vom Staats- ministerium (Negistratur T) gegen aues von 3 4 bezogen werden, die nach Einreichung eines Entwurfs zurü gezahlt werden. Die Ents- würfe find bis zum 1. Dezember 1908, Mittags 12 Uhr, an die Re- gistratur T des Staatsministeriums in Oldenburg einzusenden.

Land- und Forsftwirtschaft.

Die Königliche Landwirtshaftlihe Hohshule zu Berlin wird im laufenden Sommersemester von 762 Slutietenbi darunter 12 Damen (gegenüber 719 bezw. 13 des Sommersemesters 1907) besucht, und zwar von 200 Landwirten (163), 382 Geodäten (409), 114 Hörern der landwirtschaftlih,technischen Gewerbe (106) und 66 Hörern der naturwissensaftlihen Fächer (41).

: Saatenstand in- Dänemark.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Kopenhagen berihtet unterm 16, d. M. : Ende Mai und Anfang Juni herahte in Dänemark etwa eine Woche lang warmes und sonniges Sommerwetter, Zu Pfingsten {lug jedo das Wetter wieder um, und Regen und Kälte, die stellenweise des Nachts den Gefrierpunkt fast erreichte eßten von neuem ein. Doch hatte die vorhergehende warme Wothe bereits ünstig gewirkt und die Saaten gefördert. Der Winterrogen hat fb infolge eines fast über das ganze Land ntedergegangenen, wolken- ruchartigen Regens vielfa gelegt. Man hofft, daß er ih wieder heben wird, fürchtet aber, daß die T ende da mißlingen wird, wo es während der bevorstehenden Blütezeit niht geschieht. Der

Weizen hat ih infolge-des warmen Wetters mehr erholt. Besser steht es mit der n ühjah os saat, der die obenbezeihnete Wärmeperiode sehr