1877 / 241 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 13 Oct 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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und ist das betreffende Protokoll von dem Bundesrathe sämmt- lichen Betheiligten zur näheren Prüfung und mit der Ein- ladung, die Ratifikation bis zum 31. d. M. einzusenden, zu- gestellt worden. Jn der vergangenen Woche hat der Fort- Jchritt des Richtstollens im Gotthardtunnel durhschnittlih täglih 8,34 Meter erreicht; zusammen 58,40,—33 auf der Seite von Göschenen und 25 auf der von Airolo. Bekannt- lih sind nur 6 Meter täglih nöthig, damit der Tunnel zur vertragsmäßigen Zeit vollendet werde.

11. Oktober. (C. Ztg.) Graf Chanibord ist in Genf angekommen.

Großbritannien und JFrland. London, 11. Oktober. (E. C.) Der Staatssekretär für Jndien, Marquis of Salisbury, hielt gestern in Bradford bei der Eröffnung eines (von dem Unterhausmitgliede für Bradford, Mr. Henry Ripley) gestisteten Krankenhauses eine Rede, in welcher der- felbe d über die in Jndien herrshende Hungersnoth äußerte. Wenn der Schaßkanzler, so erklärte er, zur Abhülfe der Noth eine Shillingssteuer vorschlagen wollte, so würde er, Salisbury, nichts dagegen einzuwenden haben, ob aber der Sgaßkanzler eine solhe Steuer wirklih auflegen würde, das sei eine Frage, die die Anwesenden selbst beurtheilen könnten. Wie {wer auch die jeßige Noth die Finanzen FJndiens drüdcke, ein thatsähliher Mangel an Geld zum Ankauf von Nahrung [ür die Leidenden in Madras sei niht vorhanden. Vielmehr ei augenblicklih Geld und Nahrung in Menge da, die Schwie- rigkeit sei nur, die Leidenden den Lebensmitt.ln nahe zu bringen. Die Eingeborenen wanderten fort und legten si auf den Landstraßen nieder, um dort vor Ermattung zu sterben, anstatt nah den Hülfsstationen zu gehen und Nah- rung in Empfang zu nehmen. Diese Schwierigkeit werde nte überwunden, und das Schlimmste scheine überstanden zu sein.

Frankreih. Paris, 11. Oktober. (Fr. C.) Der Herzog Decazes, welcher noch in der Gironde weilt, wird erst am Montag Abend wieder hier eintreffen. Die übrigen Minister befinden sich sämmtlich in Paris. Der Minister der öffentlihen Arbeiten war gestern in Dieppe und bemerkte dort in einer Tischrede: „Man hat vorgegeben, daß es si bei diesen Wahlen um eine Regierungsfrage handle. Nichts ist falscher als das: die republikanische Verfassung ist die Charte des Landes. Es handelt sich niht darum, wel- hes die Regierungsform sein soll, diese ist schon bke- stimmt, sondern um die Frage, in welche Hände die Regierung gelegt werden soll, ob in die Hände derjenigen, welche wissentlih oder niht den revolutionären Jdeen in die Be arbeiten, oder derjenigen, welche vor Allem die großen Prinzipien, auf welchen jede Gesellschaft ruht, sicher zu stellen suchen. Was wir wollen, das ist, daß die Regierung der Re- publik in den Händen der Konservativen bleibe. Wir bekröftigen den Frieden, weil der Marschall-Präsident der Republik der Erste gewesen ist, ihn auszurufen, weil der Senat und die Deputirten- kammer, wenn die leßtere aus den konservativen Elementen zu- fammengesetßt ist, an die wir uns wenden, den Frieden an die Spitze ihres Programms seßen werden, weil die ganze Nation erachtet, daß eine friedliche Politik allein ihr gestattet, das Un- glück der Vergangenheit wieder gut zu machen und die von der Ersparniß aufgehäuften Kapitalien für öffentliche Arbeiten zu verwerthen.“

Der Minister des Jnnern hat folgendes Run d- schreiben an die Präfekten erlassen:

Paris, 6. Oktober 1877. Herr Präfekt! In dem Augenblie, da alle französishen Bürger zur Wahl einer neuen Deputir- tenkammer einberufen sind, ist cs die Aufgabe der Autorität, der Erfüllung der Pflichten und der Uebung der Rechte des Wählers die vollkommenste Sicherheit zu gewöhrleisten. Wenn es Wähler giebt, welhe die Erinnerung an gewisse Drohungen. Insulten und Gewaltthätigkeiten von der Wahlurne zurückhält, so ist es N Wichtigkeit, sie zu beruhigen und wissen zu lassen, daß sie mit Vertrauen ihre Bürgerpflicht“ erfüllen können. Die Enthaltung von der Wahl, welche auf einem Gefühle der Furt beruhte, würde von dem Stande unserer öffentlihen Sitten den bedauerlihsten Be- griff geben, und jedenfalls der Regierung zur Last gelegt werden, die es nit verstanden hätte, die Wähler gegen sträflihe Angriffe zu \{üßen. Die Polizei des Wahllokals gehört dein Präsidenten des Bureaus an, welches ohne Zweifel die Sicherheit des Wäh- [lers und die Ehrlichkeit der Stimmenabgabe zu {üßen wissen wird. Aber an deù Zugängen der Säle sind nur allzu oft Umtriebe und Einshüchterungsversuhe vorzekommen und, da kein Organ der Behörde zzgegen war, ungeahndei: geblieben. Sie werden nicht dulden, daß ein solcher Skandal sich wiederhole, und werden dic nöthigen Vorkehrungen treffen, um den Wählern einen will- kommenen Schuß zu sichern. Ein an den Zugängen des Ab- \stimmungésaales in den Städten aufgestellter Polizeikommissär oder (Sensd'arm, ein Feldhüter in den ländliwen Gemeinden wird dafür sorgen, daß kein Einshüchterungsakt, keine Drohung. keine Gewaltthat ges{ehe, ohne auf der Stelle konstatirt und bestraft zu werden. Die Sicherheit der Wähler, die Aufrichtigkeit des Votums, das ift das doppelte Ziel, welches die Regierung sich fsteckt und welches zu erreihen sie für sich als eine Chbrensahe betrachtet. Empfangen Sie u. f. w. :

DerGeneral-Zolldirektor Amé hat seinen Unterbeamten angezeigt, daß, infolge der von der französishen und der schweizer Regierung ausgetauschten diplomatischen Erklärungen, der französisch - schweizerishe Handelsvertrag bis zum 1. Mai 1878 verlängert worden ist.

12. Oktober. (W.T. B.) Der italienische Botschaf- ter, General Cialdini, wurde heute von dem Marschall- Präsidenten in Privataudienz empfangen. Die

9. Kamm:r des Zuchtpolizeigerichts hat heute gegen Gambetta wegen Verbreitung seines Wahlmanifestes in contumaciam verhandelt und denselben zu 3 Monaten Ge- fängniß und 4000 Francs Geldbuße verurtheilt. Gegen den Drucker des Manifestes, Lefèvre, wurde eine 14tägige C E und eine Geldbuße von 2000 Francs ausge-

prochen.

miens, 12. Oktober. (W. T. B.) Hier wurden durh den Präfekten auf Befehl des Ministers des Jnnern, alle öffentlihen Ans{chläge und sämmtlihe Journale, die einen Aufruf an die Wähler der Senatoren Gaulthier de Ru- milly und Dauphin enthielten, mit Beschlag belegt. Als

Grund der Maßregel wurde die Verbreitung falscher Nach- |

rihten angegeben.

Spanien. - Madrid, 7. Oktober. (Mgd. Ztg.) Jn der Naht hat hier ein Versu zur Erregung eines Auf- standes stattgefunden, der jedoch ars Las Einschreiten unter- eOmeler Polizeiorgane und einiger Bürger vereitelt wurde.

ehrere Anwohner der Calle de la Fresa benacrichtigten den Bezirks-Polizeikommissar, daß fih in cinem Hause genannter Straße verdächtiges bewaffnetes Gesindel œ@tfhalte;, man wollte sogar bemerkt haben, daß von einem Dachzimmer des Hauses brennende Zünder ausgeworfen worden seien, als gelte es, die

Nachbarhäuser in Brand zu stecken. Der Kommissar begab si mit einigen Potlzeisotiuben nach der bezeihneten Stelle; ein ufällig vorübergehender Offizier, sowie einige Bürger {lossen ih ihm an, und vereint stieg man zum oberen Stock empor. Hier befanden sih fünf bewaffnete Perjonen, die dem Eintreten des Kommissars und seiner Begleiter gewaltsam Widerstand leisteten. Es kam zu einem Kampfe, in welchem der Offizier mit seinem Revolver einen der Verdächtigen tödtete und einen zweiten {wer verwundete, worauf die anderen drei sih gefangen gaben. Ein von dem Justiz-Minister Calderon Collantes ausgearbeiteter, gegen das Landstreicherthum gerichteter Geseßentwurf darf in Folge dieses Vorfalles in der Fresa- straße auf unbedingte Annahme in den Cortes rechnen.

Ftalien. Rom, 5. Oktober. Der Minister - Präsident und Finanz-Minister Depretis hat die General - Direktoren sämmtlicher italienischen Eisenbahnen zu einer Kon- ferenz hierher einberufen, um mit ihnen eine genaue Bure sicht der verschiedenen Verträge, wie sie rüsichtlih der Ab- lösung der einzelnen Eisenbahnneße durch den Staat und ihres fünfligen Betriebes verabredet wurden, vorzunehmen. Als beste Bestätigung der Nachricht, daß dem Briganten- thum in Süditalien wirklich ein Ende bereitet worden, kann die Thatsache gelten, daß die vom Brigantaggio heimge- [uen Semen selbst um die Abberufung der zur Bekämpfung

er Briganten bestimmt gewesenen Truppen eingekommen sind,

die sie fsih früher im Juteresse der Wahrung des Lebens und Eigenthums selbst erbeten hatten obwohl sie hierbei die Last für die Einquartierung des ihnen bewilligten Militärs über; nehmen mußten. Da nun die Gefahren, von wel- chen sie durch das Brigantaggio bedroht waren, be- seitigt und sie in der Lage sind, ohne andere Unter- stüßung selbst für die Aufrechthaltung der öffentlichen Ord- nung und Sicherheit in ihrer Heimat zu soraen, haben sie für die von den Trupp*n geleisteten Dienste ihren wärmsten Dank ausgesprohen und um die Abberufung derselben ge- beten. Der Kardinal Pecci hat von seinem neuen Amte als Kämmerer der römischen Kirche Besiß ergriffen. Die Ceremonie fand nah dem althergebrachten Ritus statt.

Türkei. Konstantinopel, 12. Oktober. (L. T. B.) Mehemed Ali Pascha wurde gestern vom Sultan in Audienz empfangen. Jm Vilayet Kossowa wird ein neues Armee-Corps gebildet. Das gegen die Bankiers Ge- brüder Gescheff gefällte Urtheil ist vernichtet worden; die- selben werden ausgewiesen werden.

Numänien. Bukarest, 12. Oktober. (W. T. B.)

Die von dem Journal „Romanul“ gebrahte Nachricht, daß

eine größere Anzahl von Ungarn nördlich von Baja Arama über die Grenze in die kleine Walachei eingetreten sei, wird jeßt offiziell bestätigt und die Zahl der Ungarn auf 1500 Mann angegeben, welche gut bewaffnet sein follen. General Karalamb ist mit der Miliz von Krajowa aus gegen dieselben aufgebrochen, außerdem sind weitere militärische Maßregeln getroffen worden. Der Präfekt von Turn-Severin hat sich nach Orsowa begeben, um mit den dortigen Lokal- behörden die zu. ergreifenden Maßregeln zu berathen. Man glaubt, daß der Uebertritt der Ungarn in die Walachei mit dem beabsichtigten Uebergang der Türken bei Silistria im Zu- [UmuEn Long fleha Der „Ramanul“/ meldet aus Orsowa vom 10. d.: Nach einer Fahnenweihe in Gegenwart von Offizieren und Beamten ist eine Anzahl Honveds unter den Zurufen der Türken und von Salutschüssen begrüßt, nah Adakale ahb- gegangen.

(W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ meldet von Bu- karest unterm 12. d., es seien dort über einen angeblichen Einfall ungarischer Freischaaren verschiedene bis jeßt noch unbeglaubigte Versionen in Umlauf. Nach der einen hätte die Fahnenweihe eines Honvedbataillons in Orsowa zu dem betreffenden Gerüchte Veranlassung gegeben, von anderer Seite werde behauptet, es sei wirklih eine Anzahl ungarischer Freischärler über Clofiani in Rumänien eingedrungen. Falls Letzteres sich bestätigen sollte, seien alle zur Entwaffnung der Eindringlinge erforderlihen Maßnahmen getroffen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 9. Oktober. (H.C.) Der König hat am Sonnabend den außerordentlichen badischen Gesandten, General Frhrn. von Neubronn, General-Adjutanten des Großherzogs von Baden, in feier- licher Audienz empfangen. Der auch als Schriftsteller und Journalist bekannte, frühere {wedische Postdirektor Fohann Carl Hellberg ist hier am 5. d. M. im Alter von 62 Fahren

gestorben. (H. C.)

Dänemark. Kopenhagen, 10. Dktober. Auf der Tagesordnung der gestrigen Sißung des Folke- things stand die erste Lesung des Finanzgeseß- (Staatsbudget-) Entwurfes pro 1878/79. Der Gegen- stand wurde rascher erledigt, als man erwartete. Das Wort erhielt zuerst Bojsen (Linke). Derselbe erklärte, daß, da der vorliegende Finanzgeseßentwurf in so enger Verbindung mit demjenigen für das laufende Jahr stehe, und die Behandlung desselben von der abhängig gemaht werden müsse, welche dem leßteren zu Theil werde, es sih empfehlen würde, die Sache ohne Weiteres zur zweiten Lesung zu verweisen. Dem entsprechend wurde der Entwurf einstimmig einem Ausschusse von fünfzehn Mitgliedern und zur zweiten Lesung überwiesen. Die Ausschuß- mitglieder wurden n gewählt. Der wegen des Finanzgeseßent- wurfs für das laufende Jahr niedergeseßte Ausschuß hat sich am Sonnabend konstituirt und Bojsen zum Vorsißenden gewählt. Derselbe hielt vorgestern zwei Sißungen ab und beschloß in der leßten derjelben, die Regierung in einer Eingabe aufzufordern, Klarheit bezüglih der streitigen Frage zu schaffen, ob die Regierung das provisorishe Finanzgeseß als hinfällig zu be- traten beabsichtige, wenn der Entwurf für das Finanzjahr 1877/78, welchem m ags in der Form einer Anerkennung beigefügt ist, verworfen werde, oder ob sie meine, daß das provisorische Finanzgeseß fortdauernd seine Gültigkeit behalte, jelbst wenn der Finanzgeseßentwurf pro 1877/78 verworfen werde, Die erstere Ansicht wird von „Dagbladet““, einem re- gierungsfreundlihen Organe, und den meisten Linkenblättern verfochten, während sih der leßteren Ansicht die meisten hie- sigen regierungsfreundlihen un? konservativen Organe an-

| fließen.

Amerika. New-York, 10. Oktober. (Reuters Bureau.) Die Demokraten in Dhio trugen bei den Wahlen in diesem Staate mit einer bedeutenden Majorität den Sieg davon. Jn Jowa waren die Republikaner erfolgreich, aber ihre frühere große Stimmenmehrheit hat eine Vermin- derung erfahren. Durch die demokratische Majorität in der Legislatur von Ohio ist die Wahl eines demokratishen Bun-

dessenators als Nachfolger des Republikaners Matthews ge- sichert. Die „Greenback-Partei“ hat in Ohio wie in s eine unerwartete Macht entfaltet. —- Die feindfeligen

ez S erc e’'s-Jndianer haden sich den Bundestruppen ergeben.“

Der russisch-türkische Krieg.

Wien, 12. Oktober. (W. T. B.) Die „Neue freie Presse“ bringt folgendes Telegramm aus Pera vom 10. d.: „Graf R habe auf Grund der Weisung seiner Regierung der

forte Eröffnungen über dieGrundlagen eines Frie- dens\chlusses gemaht; der deutshe Botschafter empfehle der Pforte diese Eröffnungen in ganz besonderer Weise.“ Das „Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ hält diese Nachricht für völlig unbegründet. Das „Fremden- blatt“ sagt, die dem Besuche des Grafen Beust bei Lord Derby beigelegten ernsten Mediationsverhandlungen sind bei der a politischen Situation jedenfalls mehr Phantasie- gebilde.

Aus Belgrad, 11. Oktober, meldet man der W. „Presse“: Nah dem neuesten Stande der Berathungen über die Aktion Serbiens wurde dieselbe vertagt. Obwohl die russishen Susidien fast vollständig eingetroffen sind, wird der Eintritt in die Aktion dadurch verzögert, daß Gewehre und Munition noch nit in der nöthigen Menge vorhanden sind. Die erwarteten Sendungen dürften erst innerhalb secs Wochen eintreffen, und es ist wahrscheinlich, daß Serbien erst im nächsten Frühjahre zur Aktion schreiten werde. Die an die Grenze beorderten Truppen haben in Folge dessen blos die Bestimmung, im leßten Nothfalle die Grenze zu verthei- digen. Die Nachrichten über eine Note der Pforte an Serbien entbehren vorläufig der Begründung. Doch verlautet mit einiger Bestimmtheit, daß die Pforte eine Circularnote an die Großmächte über die Haltung Serbiens vorbercite,

Europäischer Kriegsschauplaß.

St. Petersburg, 12. Oktober. (W. T. B.) Ein Tele- raa des General-Adjutanten Someka an den Großfürsten onstantin, vom 10. d., bringt folgende Details über die Explosion des türkishen Monitors (Dreimaster) bei Sulina am 9. d.: Die Explosion erfolgte auf den Minen, welche in der Naht vom 8. zum 9. d. dur die Flotille des General-Lieutenants Werewkin versenkt worden waren. Am 9. d. Morgens wurden unsere Kutter und die bereits gelandete Jn- fanterie von dem türkishen Dampfer „Kartal“ beschossen, do brachte der russishe Schooner „Woronarr“ den „Kartal“ zum Schweigen. Der leßterem zur Hilfe herbeieilende dreimastige Dampfer passirte die Linie unserer Minen, explodirte und versank. Seine Flagge wurde - durch den Kapitän-Lieutenant Satin, den Lieutenant Friedrihs und zwei Soldaten der Garde- Marine heruntergenommen. Unsere Kutter kommandirte Kapitän-Lieutenant Dikoff. Unser Verlust betrug 2 Soldaten todt, 4 verwundet. Bei Sulina liegen außer mehreren fleineren Fahrzeugen auch 4 türkische Monitors. Am 10. d. eröffnete die Flotille ein Artilleriefeuer gegen die türkischen Schiffe. Ein Telegramm desselben Fnhalts hat auch der Gencral-Adjutant Arkas an den Großfürsten Konstantin ge- rihtet, und si in demselben sehr lobend über den Kapitän- Lieutenant Dikoff und die S Offiziere ausgesprochen.

St. Petersburg, 13. Oftover. (W. T. B.) Der „Re- gierungsbote“ veröffentliht eine Kaiserliche Verordnung, enthaltend dice Bestimmungen, nah welchen jeder auf dem Kriegsschauplatze befind.ihe Soldat für erwiesene militärische Verdienste zum Offizierrang befördert werden kann. Eine Weiterbeförderung wird von der Ablegung einer Prüfung ab- hängig gemacht.

Bukarest, 12. Oktober. (W. T. B.) Vom Kriegs- schauplaß wird andauernd s{chlechtes Wetter gemeldet. Die meisten Wege sind unpafssirbar geworden und wurden da- durch größere Operationen in den leßten Tagen fast gänzlich verhindert.

Konstantinopel, 11. Oktober. (W. T. B.) Nadch-

rihten aus Varna von gestern zufolge sind die Wege durh anhaltende Regengüsse fast vollständig aufgeweiht und unpassirbar, fo daß größere Operationen im Augenblick nit ausgeführt werden können. Die türkishen Truppen haben den Lom entlang zu ihrer Unterkunft Erdhütten gebaut, zu einem Zusammenstoß mit den Russen war es nirgends ge- na Prinz Hassan von Egypten ist in Varna ein- getroffen. P antlagdel, 12. Oktober. (W. T. B.) Sulei- man Pascha meldet unter dem 10. d., daß Dilaver Pascha eine Nekognoscirung gegen Matchfo ausführte und hi-:r- bei fonstatirte, daß die Eisenbahn nah Pyrgos von Truppen, darunter Artillerie, beseßt ift.

(W. T. E Aus Schumla, 11. d. M., wird dem „N. W. Tageblatt“ telegraphirt: Graf Ladislaus Pkater is in Konstantinopel mit 4 Mill. Frcs. ein- getroffen, um der polnischen Legion eine größere Aus- dehnung zu geben. Nihad Pascha, welcher früher Lilinski hieß, ist mit der Organisation der polnischen Legion betraut, deren Kommando Jskender Bey, ebenfalls ein Pole, Namens Towarnowski, übertragen wurde.

Aus Konstantinopel, 3. Oktober, wird der „Pol. Korr.“ geschrieben:

„Ueber die von Mehemed Ali in der Umgegend von Biela am 21. September gelieferte Schlacht beobachtet die Regierung das größte Stillschweigen. Alles, was man erfahren konnte, beschränkt ih darauf, daß die fragliche Schlacht für die türkishen Waffen, und dies theils durch die Schuld der Egypter, theils durch die Insub- ordination Ahmed Ejub Paschas, niht zu Gunsten der türkishen Waffen ausgefallen is. Troßdem hat Mehemed Ali allein die Kon- sequenzen dieses Mißerfolges zu tragen. Ahmed Ejub, welcher sich bereits während des Ferien Krieges wiederholt gegenüber jedem Befehle, der nicht direkt aus dem hiesigen Palais kam, Es gezeigt! hat, wird kaum das durch ihn vershuldete Ungemach zu fühlen bekommen. Sehr viel wird die Ucbertragung des Kommandos der Balkan-Armee an Reuf Pascha besprochen, welcber bereits vor Su- leiman Pascha dieses Kommando inne hatte und bei.Eski Zagra von den Rufßsen geschlagen worden ist.“

Aus Braila , 7. Oktober, meldet dieselbe Korrespondenz:

„Die Ursachen und Felgen des Wechsels im türkischen Oberkommando sind so mannigfaltiger Natur, daß die ershöpfende Erörterung derselben innerhalb des engen Rahmens diefes Berichtes faum Raum fände. Möge es genügen, bezüglih der Entstehungs- eshihte einige sihere Daten anzuführen. Der erste Anlaß zur Ünzufriedenheit, die sih in den maßgebenden Kreisen in Konstantinopel gegen Mehemed Ali bemerkbar machte, war sein Zerwürfniß mit dem egyptishen Prinzen Hassan. In Stambul i} bekanntlich in diesem

omente die sogenannte egyptische Clique allmächtig, so daf: die Stellung des Serdar-Ekrem {hon vor einigen Wochen erschüttert

war. Prinz Hassan und seine Konstantinopler Freunde warfen ihm vor, den Vorstoß dur die Debrudscha bis zur rvssishen Kommuni- fationslinie unterlafsen zu haben. Weiter wurde er beschuldigt, eine : energischen Offensivstoß gegen die russishe Stellung in Tir- nowa nit ausgeführt und dadurch dem Großfürsten-Thronfelger Zeit gelassen zu haben, fi zu verstärken. Jumitten dieses Jntriguengewebes fam aber eine Meldung Osman Paschas, die den Ausschlag gab. Dieser mate dem Seraskier-te bekannt, daß troy aller Siege und der Bravour seiner Truppen seine Stellung in Plewna auf die Länge unhaltbar wärc, wenn nicht vor dem Einbruche des Winters einerseits ein Angriff auf die Jantra-Linie mit bedeuten- den Kräften unternommen, andererseits der größte Theil der Armee Suleiman Paschas, statt Schipka anzugreifen, sch nach Orkhanie wenden und dort mit den Abtheilungen Chefket Paschas eine Entsatzarmee bilden würde, welche ihm die Behauptung seiner Stel- lung in Plewna ermög:ihen könnte. Hierauf wurde Osman Pascha der Titel eines Serdar-Ekrem und die oberst- Führung der Ope- rationen angeboten. Er antwortete aber, daß sein Plaß in Plewna wäre, und bezeihnete Suleiman Pascha, als den einzigen General, welcher Energie genug besäße, um den Offensivftoß der Oftarmee zu leiten. Hierauf wurde der Wechsel in dem Kommando beschlossen und troß aller Bemühungen Mahmud Damat Paschas vollzogen. Daß die ganze türkishe Krieg- führung dadurh eine andere werden wird, unterliegt keinem Zweifel. Nach den Nachrichten aber, welche man hier erhalten hat, scheint dieser Wesel im Oberkommando in türkischen Mitlitäkkreisen und in der Armee nicht beifällig aufgenommen worden zu sein. Su- leiman erfreut sih des Rufes eines energischen Haudegens, hat aber noch nicht bewiesen, daß er weitgreifende Operationen mit größeren Massen zu führen versteht. Außerdem ist die türkische Ostarmee für die von Suleiman Pascha in Montenegro und bei Schipka befolgte Krieg- führung weaig tauglich. Sie besteht meistentheils aus egyptischen, anatolischen und arabischen Regimentern, wle für den Offensivkrieg weniger verwendbar sind als für den Festungéfkrieg. Ferner ist nicht zu vergessen, daß noch wenigstens zehn Tage vergehen dürften, ehe der türkishe Offensivstoß mit aller Kraft beginnt. Bis dahin wird der Aufmarsch der russischen Ostarmee mit allen nzu an- gekommenen Verstärkungen vollständig beendet sein. Aus allen diesen Gründen hält man es an fkompetenter Stelle für sehr fraglich, ob der türkishe General troß seiner befannten Energie und Hartnäkig- keit mit Erfolg die Offensive werde ergreifen können. Jedenfalls scheint der beabsichtigte Vorstoß niht mehr die mittlere, sondern die obere FJantra - Linie ¿zum Objektiv zu babcn; wenigst-ns läßt die Truppenkonzentration vor Osman - Bazar darauf s\chließen, daß starke Abtheilungen auf der Straße, welche von dort nach Tirnowa führt, vorzurückten versuchen werden. Diese bietet einer sich vertheidigenden russischen Armee nicht viele Stütpunkte bis zum Orte Tjeserewo (Cesarowna), wo eine Brücke über den Jailafluß führt und welcher durch seine Lage wahrscheinlich ein strategish wichtiger Punkt werden wird. Bei Plewna gestaltet sih die Situation alle Tage erast:r. Die regelmäßigen, mit Geschick geführten Belagerungsarbeiten der Rumänen gegen die dominirende Griwicaredoute waren son gestern so weit vorgeschritten, daß man jeden Tag den Angriff erwarten kann. Wie die Dinge jeßt stehen, wird der Sturm auf das türkishe Werk \{chwerlich mißlingen. enn nun auch mit der ‘Finnahm: dieser Redoute niht fo

viel erreicht ist, als man es allgemein zu glauben \{heint, wird doch dadurch ein wichtiges Gli-d aus der Kette der um Plewna errichteten türkischen Werke gerissen sein. Außerdem ist damit eine bestimmte Angrifféweise inaugurirt und die russisch - rumänische Armee wird wenigstens aus dem beständigen Herumtasten herauskommen, welchem allein di: bei Plewna bis jeßt erlittenen enormen Verluste zuzuschrei- ben sind. Was die Cernirung der türkischen Stellung betrifft, ist dieselbe noc nit vollständig bergestellt. Die russish-rumänische Kriegsleitung ist zwar endlich zur Einsicht gekommen, daß eine Armee von 50 000 Mann mit Kavallerie allein auf einer so ausgedehnten Linie nicht isolirt werden kann; demgemäß sind beträchtliche Infanterie-Abtheilungen den hinter Plewna operirenden fliegenden Corp8 beigegeben worden. Nichtsdestoweniger ist eine vollständige Cernirung Osman Paschas troß der von den Russen erhaltenen namhaften Verstärkungen ohne den Eintritt Serbiens in die Aktion in diesem Jahre nicht mehr möglih. Bis dahin wird der Razziakrieg hinter Plewna. fort- dauern; man wird von erbeuteten Viechheerden, zerstörten Brücken hören, aber eine aus Orkhanie mit ansehnlichen Kräften unternom- mene Verproviantirungserpedition wird man doch nicht verhin- dern können. Der hiesige Babnhof ist der Wallfahrtsort einer Unzahl Neugieriger geworden. Es ist aber auch der Mühe werth, die beinahe alle Stunden vorbeidampfenden Militärzüge zu sehen. Außer Ersaßmannschaften d:r verschiedenen Truppenkörper, Artillerie, Train, Proviant, Winterbekleidung und allerlei Kriegsmaterial, pas- siren \{on seit einigen Tagen mächtige Brückenbestandtheile, zerleg- bare eiserne Winterbaracen, Betten, Oefen u. \. w. Die Cisenbahn- Direktion hat auch die Absicht, die Schnellzüge zu sistiren, weil die- selben regelmäßig große Verspätungen erleiden, und nur einmal täg- li Personenzüge verkehren zu lassen.“

Der Speéezial-Korrespondent der „Times“ im russischen Hauptquartier vor Plewna telegraphirt unterm 4. d. M.:

„Gestern wurde der Dolmet\ch des Großfürsten Nicolaus als Parlamentär nah der ersten türkischen Position vor Plewna gesendet, begleitet von dem üblihen Gefolge einer Friedensflagge. Er sollte dort mit Oëman Pascha zusammentreffen, wie vorher ver- abredet worden war, und ein Zelt war für seinen Empfang vor- bereitet. Diese Zusammenkunft war dur einen russischen Parla- mentär zu Stande gebraht worden, welher zwei Tage vorher die Vorposten des Feindes mit einem versiegelten Briefe des russischen Armee-Kommandanten besucht und dort sechs Stunden auf die Antwort gewartet hatte. Es wird allgemein angenommen, daß der erste Ab- gesandte das Ersuchen um die Zusammenkunft überbracht batte, welche gestera stattfand; aber den Zweck der leßteren zu ermitteln, war ih außer Stande. Die allgemeine Meinung ist, daß in Folge der in der Front der verschiedenen Positionen umherliegenden unbeerdigten Leichen die Atmosphäre so verdorb-n geworden ist, daß deren Be- erdigung ein ernster Gegenstand für beide Seiten ist, da nach allen Berichten die Türken ebenso stark wie die Nuffen an Krankheiten leiden. Unter allen Umständen giebt die Thatsache, daß der türkische Commandeuë sich herabließ, den russischen Abgesandten in Person zu empfangen, der Angelegenheit den Anschein beträchtliher Wichtigkeit. Der Lestere Parlamentär war der erste Träger einer Friedensflagge, auf den Seitens der Türken nicht gefeuert wurde, und er wurde von ihnen sehr höflih empfangen, wenngleih ihm nit erlaubt wurde, die Vorposten zu passiren.“

Aus Schumla telegraphirt der Spezial-Korrespondent des „Daily Telegraph“ unterm 7. d.: i

„Mehemed Ali Pascha reiste heute nach Konstantinopel ab. Ich hatte eine lange Unterredung mit ihm, in deren Verlaufe er mir sagte, er sei entlassen worden, weil er sich weigerte, „mit seinem Kopfe gegen eine Mauer zu rennen und si seinen Hals zu brechen“. Dies sind. seine eigenen Worte. Sie beziehen sich -auf die ausdrü- lihen Würsche der Rathgeber des Sultans in Konstantinopel, daß er um jeden Preis die russische Position vor dem Lom angreifen sollte. Mehemed Ali erahtet den Feldzug für dieses Jahr als gänz- lich beendigt und er ist der Meinung, daß die Russen nicht im Stande sein werden, in Bulgarien zu bleiben. Ahmed Ejub Es und Rifat Pascha, der Chef des Generalstabes, reisen eben- falls ab. Mehemed Ali Pascha klagt bitter über sie. Die Russen in der Dobrudscha dringen vor.“

Aus Danilograd in Montenegro berichtet ein Kor- spondent der „Times“ am 6. d. M.: : 2

„Fh bin eben von Kolashin über Moratscha zurückgekebrt. Alles ift dort ruhig; die türkischen und die montenegrinischen Vor- posten stehen einander auf 700 Meter gegenüber ; die Türken errichten

rustwehren. Die montenegrinischen Vperationen- gegen Kolaschin

scheinen aufgegeben, da die Artillerie auf halbem Wege wieder zu- rücges{chickt wurde. Es heißt hier wohl, daß Hafiz Pascha mit 12

oder 14 Bataillonen in Kolaschia eingetroffen sei, indessen \cheint

diese Angabe verfrübt. Der Fürst Nikolaus is eben von Nifkfic zu- rüdgekehrt und hat sein Hauptquartier hier aufgeschlagen.“

Asiatischer Kriegsschauplaßt. __ Konstantinopel, 12. Oktober. (W. T. B.) Nah hier eingegangenen Nachrichten sollen die Russen aus der Umgegend von Ardvahan gegen Penek marschiren.

Philippyopel, 29. September. (Pok. Korr.) Der Schipka- paß. Wenn man sih von der Höhe, auf welcher die ehemals große und reiche, heute aber von Grund aus zerftörte bulgarische Stadt Calofer gelegen ist, dem großen Balkan nähert, fo erblickt man eine lange Keite von fkolofsalen Gebirgsftöcken, welche stellenweise ein herrliches, koulifsenartiges Aussehen haben und die groteskesten For- mationen zeigen. Oft glaubt man, zwischen einzelnen dieser Berg- riesen, wie durch eine Gasse nah Norden zu, passiren zu können. Nähert man sich aber denselben, so gewahrt man manchmal in dem dem Auge zugänglihen Hintergrunde gewaltige, steile Felsmauern sich aufthürmen, welhe den Süden vom

Norden wie durch eine Wand abscbließen. Die Natur scheint es hier |

mit den Türken besser als mit den Russen gemeint zu haben. Der Scbipkaberg (den Türken ift dieser und seine nähere Umgebung unter dem Namen Schipka-Balkan geläufig) paßt eigentlibd gar niht in dieses Ensemble, er mat in seiner Kahblheit gegenüber seinen oft mit dihtem Waldshmucke bekleideten Genossen den Eindruck, als wäre er wie ein Keil zwischen diese hineingetrieben worden und stünde

nun an Stelle eines hübscheren Vorgängers da. Denkt man fich ein |

großes unregelmäßiges Dreieck (am Fuße das verwüstete Dorf Schipka liegend), auf dessen Spite einige Höcker sich befinden, so hat man beiläufig im Großen und Ganzen ein Bild von dem Berge, um dessen Vesiß nun {on seit zwei Monaten Russen und Türken so erbittert kämpfen, wodur dieselben so viele tausende Soldaten verlor-n haben. Die Spitze dieses Berges Sveti Nikolaja haben die Russen durch ein provisorishes Fort äußerst widerstands- fähig gemaht. Die dur gut angelegte Brustwehren und Schüßen- gräâben vertheidigten Felsen sind für die türkischen Angreifer durch ihre Steilheit (Winkel von 45 Graden und darüber) sehr {wer zu- gänglih. Dieser einzige Punkt, den die Rufsen noch beseßt halten, wird von denselben durch einige dahinter angelegte starke Redouten uneinnehmbar zu machen gesuht. Bei geshickter Vertheidigung dieser Position muß d.r Angreifer mindestens fünf Mal fo viel Verluste erleiden, als die Besaßu..g. Die beiderseitigen Vorposten sind nur wenige hundert Schritte von einander getrennt. Die von Gabrowa nah der Schipka-Höhe führende Straße wird aber von den wichtigen türkischen Positionen auf den Höhen von Aykir-Djebil, die sich links von den Befestigungen des Schipkapasses befinden, bedroht. Durch die bekannte Besetzung der links und rechts anstoßenden Berge seitens der Türken wurden die Rufsen in beiden Flanken gefaßt und sind nur unter großen Opfern im Stande, auf der einem heftigen Kreuzfeuer ausgeseßten Straße von Gabrowa bei Tag Truppenver- stärkungen oder Munitions- und Lebensmittelzufuhren zu erhalten; derlei muß daher stets im Dunkel der Naht ausgeführt wer- den. Die türkishe Belagerungs-Artillerie, welhe den Russen ihre vernichtenden Grüße zudonnert, besteht aus 15 Feldbatterien, meist {weren Kalibers, und 2 Mörserbatterien. Die achtung- gebietenden Leistungen derselben find das Verdienst ihres Komman- danten Lehman Pascha, welcher es unter den obwaltenden \Þwierigen Verhältnissen trefflih verstanden hat, aus der jungen, meist unabge- richteten Bedienungsmannschaft {on nah. verhältnißmäßig kurzer Zeit tüchtige, verwendbare Artilleristen heranzubilden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der biéherige außerordentlihe Professor am Polytechnikum zu Darmstadt, Carl Gustav Axel Harnack ist zum ordentlichen Pro- fessor der Mathematik und Leiter des mathematischen Seminars am Polytechnikum in Dresden ernannt worden. :

Am Morgen des. 8. Oktober ist in Bern, im Alter von 70 Jahren, der Alterthumsforscher Frhr. K. von Estorff gestorben.

Der „Daily Telegraph“ vom 11. Oktober veröffentlicht einen fünf Spalten langen Bericht des Afrika-ReisendenStanley.

In R. von Deckers Verlage, (Marquardt & Schenck) hierselbst, ist gegenwärtig ein im amtlichen Auftrage angefertigtes Gesammt- register zu dem Justiz-Ministerial-Blatte für die preu- ßishe Gesetzgebung und Rechtspflege, umfassend die Jahrgänge 1839 bis 1876, erschienen. L O

Die Nr. 73, Heft 1, Bd. XX\V. der Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine hat folgenden Inhalt: I. Frie- densverkündigung und Friedensfeier (1742). 11. Die Verlustlisten aus dem Kriege 1870 bis 1871 und ihre Benußung zu Folgerungen. III, Die Küstenvertheidigung. Nach dem Französischen des Vize- Admirals V. Touchard, mit besonderer Autorisation des Herrn Ver- fassers von H. v. Clausewiß, Hauptmann a. D. Iv. Wellington. Ein Beitrag zur Charakteristik der englischen Kriegführung zu An- fang des 19, Jahrhunderts, von A. Janke, Hauptmann und Lehrer an dex Kriegsschule zu Mey. (Mit einer Karte.) V. Marschall Moriß Graf von Sachsen. V1. Der russis türkische Krieg 1877. III, VIÎ. Umschau in der Militär-Literatur: Geschichte des Dst- preußischen Füsilier-Regiments Nr. 33, bearbeitet von R. Lehfeldt. Psychologische Betrachtungen über den Compagnie-Chef und seine Compagnie. Die Reiter-Regimenter der Königlich preußischen Armee 1571—1876, graphisch dargestellt von A. von Wellmann, Premier-Lieutenant. VIIT, Verzeichniß der bedeutenderen Aufsäße aus anderen militärishen Zeitschriften (15. Juli bis 15. September 1877). Beilagen. Anlage I. Zu Aufsaß 1V.: Skizze zur Ueber- sicht der Operationen in Spanien und Portugal. Dem Hefte liegt eine U von Hartlebens Verlag in Wien zu dem Werke: „Die Marine“ bei. : :

Im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn hierselbst ist vor Kurzem erschienen: „Zwei Jahre imSattel und am Feinde“, Erinnerungen aus dem UÜnabhängigkeugrtege der Konföderirten von

eros von Borcke, aus dem Englischen überseßt von Kaehler,

berst-Lieutenant und Commandeur des 2, Schlesischen Husaren- Regiments Nr. Das zwei Bände von mäßigem Umfange umfassende Buch is eine interessante Lektüre vornehmlih für den Reiter - Offizier; es werdn ihm in bunter Mosaik Scenen heiterer Ruhe, fröhlichen Genusses, \{chwerer Entbehrungen, gewaltiger Anstrengungen und ernster Kämpfe vorgeführt, eshildert mit der Lebendigkeit und Wärme des selber Erlebten, die fo fesselnd auf den Leser wirkt. Der Verfasser, der den großen ameri- fanishen Krieg als Stabschef des Generals J. E. B. Stuart mit- gemacht hat, giebt in diesen seinen „Erinnerungen“ kein militär- wissenschaftlihes L-hrbuh, kein fkriegsgeshichtlihes Werk; sie sind ein Stück Reiterleben, voll tverthvoller Lehren für die Kunst, die fluhtige Waffe des Kavalleristen kriegerish zu ebrauchen. Der dem Europäer durchaus fremde S auf dem die Amis derten Ereignisse sih vollziehen, dessen Eigent ümlichkeit mit feinem Gefühle für seine landschaftlihen Schönheiten, sharfem Blicke für die Eigenart seiner politischen, ge a Fei und wirthschaftlichen Verhältnisse geschildert wird, erhöht den Reiz der lebensvollen Dar- stellungen. Die Verlagsbuchhandlung hat für eine ges{mackvolle Aus- stattung des Buches Sorge getragen. Demselben i} ein Bildniß des Generals Stuart und zur Orientirung in den E Kriegsoperationen eine Karte des Kriegstheaters in Virginien bei-

gegeben. Land- und Forstwirthschaft. y Marienwerder, 10. Oktober. Das Amtsblatt der hiesigen Königlichen Regierung veröffentlicht das Allerhöchst voll- zogene Statut des Münsterwaldeshen Deichverbandes vcm 31, August 1877.

| fand das offizielle Absciedsdin-r statt | Kongreß soll im Jahre 1880 in Stavanger abgehalten werden.

v. Shwichow und v. Treskow-Grocholin. verliefen ohne jeden Unfall.

Im Staatspreis I. seine Vorzüge , den zweiten Plaß Invalidenschein. ; { l Pfosten brachte, bot einen sehx \{önen Kampf zwischen „Lateran“ und

der Unbill der i | belästigten niht nur die Besucher der Bahn, sondern wirkten auch so nachtheilig auf den Zustand derselben, daß den Pferden der Lauf erheblich ershwert und ihnen Gefahren bereitet wurd:n, die leider dazu führten, var es werthvolle Pferde ganz erhebliche Beshädigungen davon trugen. t, de „Pirat“ brustlahm durchs Ziel kam, und dessen „Sonntag“ mitten im Rennkampfe ein Bein brach und auf der Bahn erschossen werden mußte. i l er, ohne für Reiter und Pferd Nachtheile davon zu tragen.

fei A NaS e Gn um den Staatspreis von 1800 A siegte nach_ {chônem Kampfe des Frhrn. Ed. v. D jährige F.5St. „Distel“ mit 1 Längen gegen des Oehringen zweijäh. br. St. „Dorfshöne". t 1 Staatspreis 6000 Sieger : des Hrn.'Alex Baltazzi L-L „Tallos*“, wel- cher mit einer Halslänge des Frhrn. Ed. v. Oppenheim F. imen; tobter“ s{lug. Il], Staatspreis Il. Kl. von 4500 #6 Siegerin: des Frhrn. v. Langen 5 jähr. br. Stut. „Frau Fluth“. 1V. Be- ruhigungs-Rennen. „eSicien pujar“ 1500 M. Sieger : des Prinzen

fr Haßfeld 3 jähr. F. b: „Zieten a

preis 3000 & Sieger : des Frhrn. v. Langen 3 jähr. br. H. „Alpenstock“. YVI. 1900 A 23 Hindernifse.

Lieut. ihrem Besißer und des Lieut. v. Oettingen (Grd. Art.) alte br. St. e * ebenfalls unter ihrem 3 P

efe und siegte des Frhrn. E. v. Falkenhausen alte ] Gade aen vom Besitzer, mit großem Vorsprung gegen Lieut. v. Goßlers . QU].) a. F. Ó v. Treskow 1. (3. Ul. Regt.) und des Lieut. Bar. Königs (3. Hus.) a br. St. „Thea“ (Reiter Lieut. v. Kramsta 1. vom Garde-Kür.

Regt.).

Christiania, 9. Oktober. Der landwirthschaftliche Kongreß ift am Sonnabend geschlossen worden; am Sonntag Der nächste norwegische

Gewerbe und Handel,

Die Liquidatoren des Baltischen Lloyd in Stettin brin- gen auf die Aktien der Gesellschaft! die erste Liquidationsquote in Höhe von 40/9 zur Rückzablung. Bisher konnten diese Aktien nur bis zu dieser Höhe beliehen werden. In Fällen, in denen die Aktien beliehen waren, tritt Kompensation ein.

Ueber di: allriählich eintretende Besserung in der Lage der Bergwerks- und Hütten-Industrie berihtet die „E}f. Ztg.“ aus Kupferdreh vom 3. d. M. Folgendes: Als ein gewiß erfreuliches Zeichen der Anfänge der Besserung können wir bericbten, daß von dem hiesigen Hochofenwerke d-r Gesellschast „Phönix“ seit einigen Wochen tägliÞh 20—25 Ladungen Roh- eisen versandt werden. Auf den Zechen geht es auch lebhafter; es find ganz besonders die Magerkohlenzehen, welche feit 14 Tagen förmlich mit Aufträgen überhäuft find, so daß von einigen höhere Preise, und zwar bis zu 2—3 F. verlangt und au, da die Nach- frage so groß ist, von den Abnehmera \{lank bewilligt werden. Den Beweis, daß eine Wendung einzetreten, liefert der Versandnahweis der Station, wonach fast ebenso viel Waggons gestellt werden müssen, wie in den besten Jahren. D :

Den Ausweisen über den Handel Großbritanniens im September zufolge ergab sich im Ausfuhrwerth gegen September 1876 eine Verminderung voa 33/6, nämlich 17,075,426 Pfd. Sterl. gegen 17,777,917 Psd. Sterl. In den ersten neun Monaten dieses Jahres betrug der Ausfuhrwerth 147,963,519 Pfd. Sterl. gegen 151,035,447 Pfd. Sterl. in 1876 und 199,365,994 Pfd. Sterl. in 1875. Die bedeutendste Abnahme in der Ausfuhr zeigten folgende Artikel: Baumwollfabrikate, Baumwollgarne, Kurzwaaren, Eisen und Stahl, Seiden- stoffe , fine Wollen- und Kammaarnfabrikate , Schießz- pulver und Kohlen. Die Einfuhr verminderte sih im September gegen den entsprechenden Monat der beiden vorhergehenden Jahre um 819/, nämlih von 30,858,919 Pfd. Steil. und 30,668,254 Pfd. Sterl. auf 28,234,769 Pfd. Sterl. In den ersten neun Monaten betrug der Gesammtwerth 292,528,403 Pfd. Sterl. gegen 282,216,860 Pfd. Sterl. in 1876 und 281,514,595 Pfd. Sterl. in 1875. Der Gesammtwerth des Getreide-Imports im September be- trug 2,538,181 Pfd. Sterl. gegen 1,473,870 Pfd. Sterl, d. i. eine Zunahme von 72%. Die Quantität des Getreide-Imports hat fih indeß nur um 323 °/6 vergrößert.

Verkehrs-Anstalten.

Karlsruhe, 9. Oktober. (Cöln. Ztg.) "Die drei neuen

Schienenverbindungen zwischen der badischen Staatsbahn und den Bahnen von Elsaß - Lothringen,

Leopoldshöhe - St. T Müllheim - Mülhausen und Altbreisah - Colmar, gehen der Voll- endung entgegen. Werden die erstere und leßtere Linie wahrscheinli am 1. November dem Betrieb übergeben, so dürfte dies bei der zweiten am 1. Januar 1878 der Fall fein.

Berlín, 13. Oktober 1877.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Hcrbft- Mectèa 18770 Grster Tag, Dounérstad, 11 M&l Wegen der trüben Herbstwitterung war der Besuh der Bahn nicht so zahlreich wie man wohl hätte erwarten Tönnen. Die Leitung der Rennen is in folgender Weise vertheilt: Als Richter fungirt der General-Sekretär Freiherr v. Thielmann, das S biedsgeriht wurde gebildet aus den HH. Major v. Below, Land- rath U. v. Oertzen, Kammerherr v. Prillwitz, Vize-Dberstallmeister v. Rauh und Graf Wilamowiß-Möllendorff, als deren Stell- vertreter fungiren die HH.: Frhr. v. Cramm jun., Jul. Espenschied, v. Kardorff-Wabnit, Frhr. J. v. Landsberg und Frhr. M. v. Tschirshky. Die Aufsicht über die Waage führen abwechselnd Land-

stallmeister Grf. Lehndorff, Landrath U. v. Oerßen und Grf. E. Sierstorpfff, das Abreiten leitet Hr. Wackerow, und die Kommission

für Entscheidung über Qualifikation der Pferde, die für Staatspreife genannt sind, is zusammengeseßt aus den HH. Major v. Below, Die einzelnen Rennen

Im Ermunterungsrennen der Hengste traten drei Blue

Gowe-Söhne gegen je eine Breadalbome- und Grimston-Nachzuht in Konkurrenz, die zu Gunsten der ersteren entschieden wurde, indem

„Vitus“ mit 25 Längen „Constador" auf den zweiten Plaß legte. Klasse bewies „Gastgeber“ wieder indem er „Wetterhahn“ nach Gefallen gab. „Recorder“ erhielt hier seinen Der Gestütspreis, welher 9 Pferde zum

„Old England“, der sicher mit F Längen zu Gunsten des ersteren ents

{chieden wurde. Um den Staatspreis IV. Klasse entpann ih ebenfalls ein harter Kampf zwishen „Wittekind“ und „Sieglinde“, den ersterer mit 4 Länge gewonnen. Das Omnium nahm „Adelaide“, die den 4 Konkurrenten entschieden überlegen war, mit 25 Längen gegen „Zebra“, und im Herrenreiten siegte „Eilig" unter seinem Be- fißer leiht mit 14 Längen gegen „Frau Fluth“, die gleichfalls unter ihrem Eigenthümer ging. Den pekuniär günstigsten Er- folg hat von den

Besitzern am ersten Tage der Frhr.

Cd. v. Oppenheim gehabt. Er erhielt in zwei ersten uyd einem

zweiten Preise die Summe von 15,925 .; demnächst folgte Schr. v. Tschirski mit 1135 #4 in einem ersten Preise, das Hauptgestüt Gradit mit 2150 # in einem ersten und einem zweiten Preise u. \. w.

Der gestrige zweite Tag hatte ebenso wie der vorgestrige von fl Witten viel zu leiden. Wiederholte Regenschauer

eide Verluste beirafen den Herzog von Ujest, dessen Zwei im Jagdrennen vorgekommene Unfälle verlicefen 4 _“In

ppenheim zwei- ürsten Hohenlohe- I, Hertefeld-Rennen.

t. „Regiments-

usar“ gegen des Lieut. v. Lepper-

gfi 11. \{chw. St. „Asta“.— V. Omnibus-Handicap. Klub- oppegarten-Jagdrenuen. Herrenreiten. Staatspreis Pay Es starteten H von denen des

over (11. Hus. Regt.) 5 jähr. br. St.+ „Ruhr-Nymphe“ unter

zer in Folge cines Sturzes außer men. Die übri 3 Pferde nahmen alle Hindernisse amen ie übrigen 8 h g Sr Sade

H. „Wagchals“, geritten von Lieut.

S R B S E E R R R E Er B ri dient