1877 / 242 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Oct 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Außerdem war es der allgemeine Wunsch der Versammlung unserer Vertrauersmänner : es möchte der Inhalt der Beschwerde- \{rift dur gegenseitige Besprehung zum vollen Verständnisse der Eltern gebracht werden. Ste, verehrter Herr, können Selbst er- messen, in welcher Weise diese Besprehungen in Ihrer Gemeinde am Erfolgreichsten veranstaltet werden.

In formeller Beziehung erlaube ich mir noch, auf folgende Punkte ergebenst aufmerksam zu machen: L

1) Der Name Ihrer Schulgemeinde muß am Kopf? der Ein- gabe, mit Angabe der Poststation und des Kreises an den durch Punkte angedeuteten Stellen eingeschrieben werden. Am Schlusse der Eingabe wird nur der Name der Gemeinde eingeschrieben. Die Unterschriften müssen noch auf der Beshwerdeschrift felbst be- ginnen und muß namentlich die erste Unterschrift, wie auch der Name des Ortes ganz leserlih geschrieben sein, damit der Herr Minister weiß, an wen er die Antwort zu richten hat. Es ist außerdem wünschenswerth, daß jedesmal dem Namen au der Stand des Unterzeichnenden beigeseßt werde. L h

2) Die Besorgung der Unterschriften müßte derartig beschleu- nigt werden, daß der Herr Minister bis zum 1, Oktober im Besiß der Beschwerde is. Es ist am besten, daß die Eingabe aus jeder Gemeinde direkt und frankirt an den Herrn Minister Falk ab-

eschickt werde. Zur größeren Bequemlichkeit ist deshalb ein mit Ge Adresse des Herrn Ministers bedrucktes Couvert angeschlossen.

3) Sofern die beigefügten Unterschriftsbogen etwa nit aus- reichen sollten, bitte ih, die Expedition des Westfälischen Merkur um weitere Zusendung zu ersuchen. i

Swließlih erlaube ich mir noch zu bemerken, daß die Pader- borner Versammlung beschlossen hat, für den Fall eines abshlägigen Bescheides von Seiten des Herrn Ministers, oder für den Fall, daß bis zum 15. Oktober d. J. eine Antwort nit erfolgt sein sollte, sofort die Vermittelung des Landtages anzurufen. Um aber die nohmalige Versendung und Auflegung einer an beide Häuser des Landtages zu ri4tenden Beshwerde zu vermeiden, bitte ih um die Vollmacht für mi, Namens der Gemeinden, welche jeßt die vorliegende Eingabe an den Herrn Minister richten, beim Landtage vorstellig zu werden. Ih nehme an, daß diese VolUmacht dur die Unterzeichnung der Beschwerdeschrift gleichzeitig mit ertheilt wird, falls kein Widerspruch dagegen erfolgt.

Hraf Droste zu Vischering Erbdroste.

ierauf ist von dem Minister der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten folgender Bescheid ergangen : Berlin, den 13. Oktober 1877.

An den Herrn Grafen Droste zu Vischering Erbdroste : Hochgeboren zu Münster i./W.

In den leßten Wochen ist aus verschiedenen, zu den bischöf- lichen Diözesen Münster und Paderborn gehörigen und auch aus einigen, innerhalb der erzbishöfliwen Diözese Cöln gelegenen Orten mir eine Beschwerdeschrift zugegangen, welhe Anordnungen der Staatsregierung auf dem Gebiete des Unterrichtswesens zum Gegenstande hat. Sämmtliche Exemplare der Beshwerdeschrift stimmen in ihrem wesentlihen Wortlaut überein. Sie liegen mit Ausnahme von dreien, welche unerhebliche Abweichungen enthalten. in gedruckten, ganz glei{lautenden Exemplaren vor, die, wie {hon ihr Acußeres erkennen ließ, von Einem Mittelpunkte aus zur Unterschrift nah den verschiedenen Orten versendet worden sind. Zwei Exemplaren hat eine andere Druckschrift, 4. 4. Münster, den 12. September d. J. beigelegen, aus welcher ih ersehen habe, daß Ew. Hocgeboren, unter Berufung auf einen Austrag, den Ihnen am 20. August d. J. zu Paderborn versammelte \. g. Ver- trauensmänner der Diözesen Paderborn und Münster ertheilt, die Versendung der in jener Versammlnng festgestellten Beschwerde- rift bewirkt hab-n und daß es dem Beschluß der Ver- fammlung gemäß darauf ankommt, für den Fall eines ab- \chläglihen Bescheides von meiner Seite oder für den Fall, daß bis zum 15, Oktober d. J. eine Antwort nit erfolgt sein sollte, sofort die Vermittlung des Landtags anzurufen. Sie s{ließen Jhr Anschreiben mit den Worten, daß Sie, um eine nochmalige Versendung und Auflegung einer an beide Häuser des Landtages zu richtenden Beschwerde zu vermeiden, um die Vollmacht für Sich bitten, Namens der Gemeinden, welche jeßt die vorliegende Eingabe an mi richten, beim Landtage vorstellig zu werden und daß Sie annehmen, es werde diese Vollmacht dur die Unterzeich- nung der Beshwerdeschrift gleichzeitig mit ertheilt, falls kein Wider- spruch dagegen erfolge. Ich habe keinen Grund zu zweifeln, daß ein solher Widerspräach unterblieben ift.

Bei dieser Sachlage aber darf ich mich zur Abkürzung des Geschäftsganges und zur Vermeidung unnüßen Schreibwerks einer speziellen Antwort an die einzelnen Unterzeichner der Be- \{chwerdeschrift um so mehr überhoben erachten, als weder die Druckexemplare noch die drei shriftlichen Eingaben Thatsachen beibringen, welche an einzelnen Orten der dortigen Diözesen vor- gekommen wären und zu Mißständen geführt hätten. Werden mir solche Beschwerden mitgetheilt, so werde ih dieselben auf das Eingehendste prüfen und, soweit sie berechtigt sind, jede mögliche Abhülfe gewähren.

Auf die gedachte Beschwerdeschrift kann Ew. Hochgeboren ich nur erwiedern, daß die auf dem Gebiete des Unterrichts- wefens von der Staatsregierung in den L Jahren ge- troffenen Anordnungen mit Geseß und Verfassung im Ein- klang stehen. Die in der Bes{werde angefohtenen we- nigstens alle wichtigeren von ihnen sind übrigens bereits im Landtage von mir und den Kommissarien des Mini- steriums eingehend beleuchtet worden. Aus den Verhand- lungen ergiebt fich zugleich, daß beide Häuser des Landtags der Staatsregierung ihre Zustimmung erklärt haben, indem sie über frühere Petitionen gleihen Os zur Tagesordnung übergegangen find. Die Behauptung der Beschwerdeschrift, daß der von den Vertretern der Staatsregierung gemachte Versu, das eingeshlagene Verfahren geseßlich zu rechtfertigen, in beiden Häusern des Land- tags mit den stichaltigsten Gründen zurückgewiesen fei, kann ih hiernach nur als völlig unrichtig bezeichnen.

Entschieden zurückweisen aber muß ich den aus der Be- \chwerdeshrift zu entnehmenden Vorwurf, als fei durch die Anordnungen der Staatsregierung die den katholishen Staats-

zustehende volle freie Ausübung ihrer Religion Eine solche Religionsübung bildet allerdings ein ver- fsafsungsmäßig anerkanntes Recht. Dasselbe kann aber nur gemäß der Rechtsordnung des Staates geübt werden. Diese Rechtsord- nung müssen auch die ee der römisch{-katholischen Kirche, ins- besondere auch die Geistlichen und die Bischöfe anerkennen und befolgen. Sobald dieser unabänderlihe Grundsaß auch unter den fatholishen Einwohnern immer mehr zur rihtigen Erkenntniß und Anwendung gelangt, wird eine Uebereinstimmung über die Entschei- dung der einzelnen Streitpunkie auch auf dem Gebiete des Unter- richtswesens si viel leiter herstellen lassen, als dies zu meinem eigenen Bedauern bisher der Fall gewesen ist.

Der Minister der Galties, Unterrihts- und Medizinal-

I alf,

bürgern gefährdet.

Nachdem der Ausbruch der Rinderpest in Geisen- eim, Kreis Rüdesheim, amtlih festgestellt worden, sind neben n erforderlich-n Tilgungsmaßregeln sofort umfassende Er- d in Angriff genommen, um die Art der Ein- chleppung der Seuche festzustellcn, sowie alle diejenigen Punkte u ermitteln, an welhe eine Uebertragung des Ansteckungs- ofes möglicher Weise erfolgt fein kann. Die Vermuthung weist auf eine Einschl pung aus Desterreih-Ungarn auf dem Wege durch Süddeutshland hin, welche kütze Zeit vor der

gefunden haben wird. Da jene Erhebungen si in Folge dessen auf die Gebiete mehrerer Bundesstaaten erstrecken, ist in Ge- mäßheit des §. 12 des Geseßes über die Maßregeln gegen die Rinderpest vom 7. April 1869 ein Reichskommissar in der Person des Königlich preußishen Geheimen Ee 3 Beyer bestellt, und der Kaiserliche Regierungs-Rath Dr. Roloff, Mitglied des Gesundheitsamts, demselben als tehnischer Bei- stand zugeordnet worden.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Groß- herzoglih oldenburgischer Staatsrath Selkmann isst in Berlin eingetroffen, und die Bevollmächtigten zum Bundes- rath, Großherzo li badischer Staats-Minister Turban und Großherzog 9 ächsisher Geheimrath Stichling sind von hier wieder abgereist.

Der Königlich spanische Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Hofe, Don Francisco Merry y Colom, hat Berlin mit Urlaub verlassen. Für die Dauer seiner Abwesen- heit ist die Leitung der Geschäfte d:r spanischen Gesandtschaft dem ersten Legationssekretär, Don Enrique Vallés, über- tragen worden.

Die zu den vom 24, September bis 13. Oktober cr. hier stattgefundenen militärärztlihen Operations- 2c. Kursen kommandirten Stabsärzte haben sih in ihre resp. Garnisonen zurückbegeben.

Danzig, 12. Oktober. (W. T. B.) M Nachmittag 2 Uhr lief die zum Ersatz der Korvette „Arkona“ bestimmte gedeckte Korvette auf der hiesigen Werft glücklich vom Stapel. Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers wurde dieselbe von dem Ober-Werstdirektor Livonius „M oltke“ getauft.

Bayern. München, 13. Oktober. Das Reglement über die Bekleidung und Ausrüstung der Armee im Kriege ist Allerhöhsten Orts genehmigt und das Kriegs-Ministerium ermächtigt worden, etwa nothwendig werdende Erläuterungen und Zusätze, beziehungsweise Abänderungen nicht prinzipieller Natux, in eigener Kompeienz zu erlassen. Die Vertheilung dieses Reglements nebst vorgedruckten Vollzugsbestimmungen hat durch die Central-Abtheilung des Ha U S alsbald - zu erfolgen. Der Mgen us\chuß der Kammer der Abgeordneten hat, wie die „Allg. Ztg.“ mitthei.t, folgenden Antrag gestellt: 1) Hohe Kammer wolle den Nachweisungen der een für Eisenbahnbau und für Erweiterung und Vervollständigung des Telegraphen - neßes in den P 1873 und 1874 die Anerkennung er- theilen; 2) dieselbe wolle an Se. Majestät die allerunter- thänigste Bitte rihten, Allergnädigst anordnen ju wollen, daß künftighin den Nachweisungen der Generaldirektion der Ver- kehrsanstalten auch spezielle Ausweise über die Thätigkeit der Bauabtheilung anzufügen seien. Für 1874 bestand Befugniß für ältere Bahnen 736 Gulden, für neuere Bahnen 125,270,886 Gulden, und für Vizinalbahnen 3,642,443 Gulden, im Ganzen 128,914,066 Gulden. ur Verwendung kamen für neuere Bahnen 27,967,088 Gulden, für Vizinalbahnen 799,794 Gul- den, im Ganzen 28,766,882 Gulden, so daß der Königlichen Staatsregierung Ende 1874 noch 100,147,184 Gulden Eisen- bahnbaukredite zur Verfügung standen, also wenigstens keinerlei ron besteht es werde durch die Zurückstellung .des Ao Geseßzentwurfes eine Störung im Fortgange- des ' Eisenbaähnbaues eintretèn. Wie die „Allg. Hg vernimmt, ha: der Abg. Dr. Moli= tor, Domkapitular in Speyer und einer der Vertreter des Wahlkreises Aschaffenburg, die Absicht, aus der Kammer auszutreten. Als Ersaßmann hätte der Dekonom Weimer aus Neunkirchen in die Kammer ee: Heute Vormittag 10 Uhr fand in der St. Michaels-Hofkirhe der herkömmliche feierliche Trauergottesdienst zum Gedächtniß der verstorbenen Ritter des Militär-Max-Fofeph-Ordens statt. Seit dem 3. d. M. tagt in Ansbach die General-Synode für die beiden Konsistorialbezirke diesseits des Rheins, Ansbach und Bayreuth, während die General-Synode der Pfalz erst im November zusammentritt.

Sachsen. Dresden, 12. Oktober. Der sächsische Gemeindetag hielt heute Vormittag seine erste Hauptver- sammlung im Saale der Stadtverordneten ab, in dessen Sei- tenräumen eine Ausstellung untergebracht war, welche s theils auf den zunächst zur Verhandlung gestellten Vortrag über Verfälsczung der Lebensmittel und Getränke bezog, theils in übersichtlihem Arrangement Skizzen, Entwürfe Kdtischer Bauten, photographishe Abbildungen des Wasserwerks und der Albertsbrücke mit bezüglichen Schristen und sonstige auf Dresden Bezug habende Druckwerke darbot. Der erste Berathungsgegenstand betraf die Maßregeln gegen Verfälshung von Nahrungsmitteln. Das gedruckt vorliegende Kommunikat schildert einleitungsweise das durch 8. 367,7 und 8. 324 des Reichsstrasgeseßbuches geregelte ge- seßliche Strafverfahren bezüglih des Verkaufs verfälschter oder verdorbener Getränke und Eßwaaren und knüpft hieran Bemerkungen über wünschenswerthe Erweiterung der Befugnisse der Polizeigewalt und anderweitige Maßnahmen. Hiernach wird vorgeschlagen, zu beschließen: „Der Gemeindetag erkennt es als wünschenswerth an, daß der Verfälschung von Nahrungsmitteln durch geeignete Maßregeln Seitens der Ge- meindebehörden mit Nachdruck entgegengearbeitet und das er- forderliche Verfahren (im Anschlusse womöglich an zu erlassende geseßliche E nach den örtlichen Bedürfnissen näher geregelt werde.“ Nach längerer Debatte über den mündlich näher begründeten Vorschlag einigte man sih in der Reso- lution: „Der Gemeindetag erkennt, in Anschluß an das -im Wesentlichen den Anschauungen des Gemeindetags entsprehende Referat, als nothwendig an, daß der Verfälshung von Nah- rungsmitteln und dem Verkaufe verdorbener, verfälschter oder gesundheitss{hädliher Nahrungsmittel durch die Geseßgebung und durch geeignete Maßregeln Seitens der Oen mit Nachdruck entgegengearbeitet werde. Die Aufgabe der e ino würde insbesondere sein die Regelung der Zu- lässigkeit der Konfiskation und der Veröffentlihung, sowie die Organisation. Der Gemeindetag beauftragt seinen Vorstand, den Beschluß des Gemeindetags nebst den Motiven der Referenten zur Kenntniß des Reichskanzlers und der Königlich sächsischen Staatsregierung zu bringen.“ :

Baden. Karlsruhe, 14. Oktober. (W. T. B.) Die Wahlmännerwahlen zu den Ersaßwahlen für die R erne Kammer sind beendigt und haben etwa folgendes

esultat ergeben: Von 33 Mandaten, welche diesmal zu erneuern sind, verfügen die Nationalliberalen über 28, die Ultramontanen über 5 Mandate. Von den 28 der National-

neuerdings verhängten vollständigen Sperre der österreichisch- ungarischen Grenze gegen die Einfuhr von Wiederkäuern statt-

liberalen wählt Mannheim in Folge eines Kompromisses

wahrscheinlich einen reihsfreundlihen Demokraten, Pforzheim in Folge besonderer Verhältnisse vielleicht einen Konservativen. Jm ungünstigsten Falle behaupten die Nationalliberalen den alten Besibstand.

Hessen. Darmstadt, 13. Oktober. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat einen Ausshuß von neun Mitgliedern zur s der Vorlage, betreffend die Civilliste, gewählt.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 12. Oktober. Der Kaiser wird am 23. d. M. von E Dies zurückerwartet. Graf Andras\y hat den projektirten Ausflug nah Tisza- Dob vorgestern Abends angetreten. Ob er sih von dort am 20. d. M. nach Pest begiebt oder direkt nah Wien zurückkehrt, ist unbestimmt.

Jn der heutigen Sißzung des Herrenhauses wid- mete der Präsident dem verstorbenen Freiherrn von Lichten- fels einen warmen Nachruf. Das Haus beschloß die Wahl einer 2 gliederigen Kommission behufs Vorberathung der Ausgleihsvorlagen. Das Gesetz bezüglich der, subventionirten Eisenbahnen wurde in der Ausschußfassung, mit welcher der Handels-Minister sich einverstanden erklärte, ange- nommen.

13. Oktober. Der Kronprinz ist gestern Abends von seinem Ausfluge in die Schweiz zurückgekehrt. Auf seiner Rückfahrt hielt sich Se. Kaiserlihe Hoheit in München auf und traf von dort aus in Begleitung des Prinzen Leopold von Bayern gestern in Penzing ein, von wo er sich sofort nach Schönbrunn begab. Jm Laufe der nächsten Woche reist der Kronprinz nah Gödöllô. E :

(W. T. B.) Nach einer Mittheilung der „Polit. Korresp.“ ist der österreihishe Steuerausweis für die Monate Januar bis ult. August d. J. eingegangen. Derselbe ergiebt für die direkten Steuern den Ein- gang von 56,685,000 Fl., mithin 464,000 Fl. mehr, als in derselben Periode des Vorjahres, für die indirekten Abgaben den Eingang von 101,561,000 Fl., mithin 1,166,000 Fl. we- niger, als in derselben Periode ‘des Vorjahres. Bei beiden Steuergattungen zusammen sind demnach bis Ende August ca. 702,000 Fl. weniger, als in der nämlichen Periode des Jahres 1876 eingegangen. Anderweitigen Mitthe lungen gegenüber erfährt die „Polit. Korresp.“ aus Pest, daß nah telegraphisch eingeholten Berichten der betreffenden Organe an der sieben- bürgisch-rumänischen Grenze von einem angeblichen Ein- bruch bewaffneter Freishaaren in das rumänische Gebiet nichts bekannt sei.

Der Klub der Linken des Abgeordnetenhauses zog in seiner gestrigen Versammlung den vom Fortschrittsklub ausgehenden Antrag wegen Abänderung des Geschäftsordnung des Abgeordnetenhauses bezüglich des Fnterpellations- rechtes in Verhandlung. Alle Redner erkannten die Zweckmäßigkeit einer Abänderung in dem Sinne an, daß dem Jnterpellanten das Recht zustehen soll, dur die Antwort sich für befriedigt zu erklären oder nicht, und daß im leßteren Falle das Haus zu entscheiden habe, ob die Antwort genehmigt wird oder niht. Der Klub beschloß einstimmig, es sei der erwähnte Antrag, wenn er im Hause eingebraht wird, einem Ausschusse zuzuweisen, jedo sollen einige Modifikationen des Antrages eintreten.

Pest, 13. Oktober. Ju der heutigen Sißung des Abgeord- netenhauses sagte der Minister-Präsident Tisza, gegen den Abg. Grafcn Albert Apponyi polemisirend, dieser habe, indem er verlangte, die indirekten Steuern sollen gemeinsam gemacht werden, ein gemeinsames Zollgebiet an eine Bedingung ge- knüpft, welche die Sache hüben wie drüben unmöglih mache. Der Minister begreift nicht, wie Graf Apponyi, wenn er ein Anhänger des gemeinsamen Zollgebietes sei, das Wasser auf die Mühle jener Parteien treiben könne, welche ein separates Zollgebiet haben wollen, denn jene woll- ten auf ihre Q etwas ganz- Anderés schreiben, als das, was Apponyi ein Zerrbild der Regierungsvor- lagen nenne. Der Minister entwickelte hierauf die Nothwen- digkeit des Ausgleihs aus wirthschastlihen Gründen. Sind wir auh nicht so arm, wie gesagt ward, so sind vir doch nicht in der Lage, es auf einen wirthschaftlichen Bruch ankom- men zu lassen. Die Opposition der Rechten verfalle in Jn- fonsequenz, denn Baron Sennyey verlangte in der Quoten- deputation die Verhandlung der Spiritus- und Zuckersteuer zuerst, während Graf Apponyi verlange, man solle mit dem anderen Theile der Ausgleihsvorlagen beginnen ; da wäre be)- ser, zu erklären, wir wollen den Ausgleich nicht. Der Minister bittet das Haus, die Vorlagen baldigst zl erledigen, denn er sei Le überzeugt, daß dieselben dem Lande zum Wohle ge- reichen.

Sroßbritannien und Jrland. London, 12. Oktober. (E. C.) Der Marquis of Salisbury, der, wie hon ge- meldet, sih in Bradford aufhält, hat seiner bereits erwähnten Rede, die er bei Eröffnung des Krankenhauses hielt, am Tage darauf zwei andere folgen lassen, die an Länge und Neichhaltigkeit jene erste bei Weitem übertreffen. Fn Erwide- rung der ihm von der M Handelskammer in Gegen- wart einer großen Versammlung, zu der mehrere Unterhaus- mitglieder, unter ihnen Mr. W.E. Forster, gehörten, überreichten Ae sagte der Staatssekretär für Fndien ar Worte des Dankes für die dem indishen Reiche aus Bradford gesandte bedeutende ry G E O AL weiche das Uebel jebt, fo groß es auc noch sei. Die Größe des Elends sei nicht S enug zu denken. Die von der S noch in der Kindheit efinblichen Statistik mitgetheilten Todesfälle seien freilih nit alle der Hungersnoth, sondern oftmals der Cho- lera zuzuschreiben. Was solle aber aus denen werden, die nur ihr Leben gerettet Lad aber auch nur dieses. Viele der Eingeborenen hätten thatsählich ihr Haus, das leßte Stück Holz ihres Daches gegen Nahrung verkauft und sih dann erst E die Regierung um Unterstüßung anzugehen. Nah- rung sei zu haben gewesen, aber die Leute, die nicht leiht neuen Eindrücken zugänglich seien, Nahrung niht aufgesuht. Allmählich gewinne eine flarere Anschauung Boden, und die jeßt bestehende Organi- Gan der Staatsunterstüßung sei trefflich zu nennen. Da egengüsse eingetreten und die Landarbeiten wieder im Werke seien, so mehren sih die Aussichten auf Besserung der Zu- stände täglih. Wiederholungen der jeßigen Noth seien niht zu befürchten, denn es herrshe nach Ansicht aller Kenner Jn- diens ein Ausnahmeverhältniß, Mit dem wiederholt vorgeschlagenen Mittel, viele Millionen Pfund von Staats-

wegen nah Jndien zu senden, meinte der Marquis of Sa-

hätten die -

[isbury weiter, müsse man vorsichtig sein. Die so oft vorgebrachte Jdee, Bewäfserungsarbeiten zu A ci in vielen Fällen gar nicht ausführbar. So nüßlih Kanäle seien, und so gut sie auch im Gangesthale und in einigen Theilen von Madras verwendet würden, so habe doch die Hauptnoth gerade in Gegenden gewüthet, wo nur der Regenfall und nichts Anderes über den Ertrag der Ernte entscheide. Die Folgen einer R igen Biggühe würden jedes Fahr den indischen Arbeiter drücken, cine Noth, wie die diesjährige, komme vielleicht einmal in zwanzig Jahren vor. „Verlassen Sie sich darauf“, erklärte der Redner, „das einzige wahre Hülfsmittel

egen gelegentliche Noth ist die Genügsamkeit der Leute selbst, zu

eiten des Ueberflusses. Sind zu viele Menschen im Lande, um crnährt werden zu können, so müssen sie auswandern. Das war in JFrland das große Heilmittel. Dort kann eine Noth, wie sie war, sih nicht wiederholen. Sind aber in einem Lande nicht zu viele Bewohner, so müssen diese bei steigender FJntelligenz durch Sparsamkeit sih gegen künftige Noth und die alles vershlingenden Geldverleiher {chüßen.“ Der Minister versprah s{ließlih, die Frage, ob die auf Ein- führung englischer Erzeugnisse in Fndien gelegte Steuer auf- zuheben sei, ernstlih erwägen zu wollen, und ib zu, daß früher oder später völlige Feihandelspolitik angenommen werden müsse. Abends wohnte Lord Salisbury zur Entgegennahme einer Adresse des Bradforder konservativen Vereins einer Versamm- lung in St. Georges Hall bei und hielt bei Mer Gelegenheit cine Rede über die orientalische Frage (\. Nr. 240 unter „russ.-türk. Krieg“). Schließlih tadelte der Minister die liberale Partei, welhe auf ihre Erfolge hinzuweisen pflege, ohne der Mißerfolge zu gedenken, und jeßt der Regie- rung vorwerfe, sie erlasse niht Geseße genug. Gegen die irishen Obstruktionisten stellte er legislative Maßregeln in Aussicht. Die Versammlung genehmigte ein Ver- trauensvotum für die Negierung.

_ Frankreich. Paris, 12. Oktober. (Fr. C.) Der Con- seils-Präsident und Justiz-Minister hat an die Ge- neral-Prokuratoren folgendes Rundschreiben reli

Herr General-Prokurator! In einer kür;lih erlassenen Wei- sung lenkte ih Ihre Wachsamkeit auf die Versuche, welche während der Wahlperiode gemacht werden könnten, um die öffentliche Mei- nung wegen des Standes unserer diplomatischen Beziehungen und wegen ter Aufrechterhaltung des Friedens zu beunruhigen. Meine Erwartungen wurden nicht getäusht. Gewisse Blätter unter- halteu ihre Leser in der That seit einigen Tagen von Un.erhand- lungen, die im Gange, oder von Allianzen, die zwischen fremden Mächten im Hinblick auf die möglichen Folgen der französischen Wahlen abgeschlossen wären. Da die Regierung sicher ist, daß diese Nachrichten jeder Begründung entbehren, so kann sie darin rur ein sträflihes Manöver erblicken, welches darauf abzielt, am Vorabende der Wahl das Gewissen der Wähler zu beunruhigen. Ich fordere Sie auf, alle Maßregeln zu ergreifen, um die Verbreitung dieser lügnerishen Gerüchte in Ihrem Amtskreise zu verhindern, und Die- jenigen, welche ihnen zum Organ dienen, streng zu bestrafen. Sie werden diefe Empfehlung ohne Verzug zur S aller Jhrer Substituten bringen. Genehmizen Sie u. |. w. v. Broglie.

___— 14. Oktober. (W. T. B. Auf indirektem Wege.) Die hiesigen Wahlen sind bei ungewöhnlich starker Betheiligung überall in musterhafter Ordnung und in vollständigster Ruhe vollzogen worden. Den ganzen Tag über war die gesammte Garnijon von Paris sowohl, wie von den umliegenden Forts in den Kasernen konsignirt.

_— 15. Oftober, Vormittags 9 Uhr. (W. T. B.) Es sind jeßt 300 Wahlen bekannt; von den Gewählten sind 197 Republikaner, 99 Konservative, in 4 Wahlbezirken ist eine engere Wahl nothwendig. Von den gewählten 197 re- publikanischen Deputirten gehören 180 den „363“ der früheren Kammer, von den gewählten 99 Konservativen 64 den „158“ der früheren Kammer an. Die Republikaner haben 27 Site an die Konservativen, letztere haben 10 Sitze an die Republi- kaner verloren. Der Herzog Decazes ist bei der Wahl in Libourne durchgefallen. Der Minister des Junnern, de Fourtou, ist mit einer Majorität von über 5000 Stimmen gewählt worden. Baron Haußmann siegte in Ajaccio gegen- Über dem Prinzen Jerome Napoleon mit einer Majorität von 4000 Stimmen.

Numäánien. Bukarest, 13. Oktober. (W. T. B.) Nach den letzten hier eingegangenen Nachrichten ‘hat bei der Meldung über den Einfall ungarischer O E ein Frrth um obgewaltet. Die Meldung war von dem Prä- fekten von Turn-Severin hierher gesandt worden auf Grund eines nicht fkontrolirten Berichtes des Unter-Präfekten resp. des Bürgermeisters von Baja Amara, welcher die verstärkte Grenzwache für eine Freishärlerbande gehalten hatte. Der Präfekt wird abgeseßt werden.

Dänemark. Kopenhagen, 13. Oktober. (H. C.) Der König empfing heute auf dem Schlosse Christiansborg den General-Adjutanten des Großherzogs von Baden, General- Lieutenant Seibert von Neubronn, in feierliher Audienz, um aus. dessen Händen die Jnsignien des badischen „Haus- Ordens der Treue“ entgegenzunehmen. (Auch dem in Chri- stiania weilenden Könige Oscar von Schweden und Nor- wegen ist derselbe Orden verliehen worden.)

Amerika. Washington, 14. Oktober. (W. T. B.) Der bisherige Sprecher des Repräsentantenhauses, Randall (Demokrat), hat sein Amt niedergelegt.

Der rufssisch-türkische Krieg.

Aus Belgrad, 12. Ofktober,-meldet die „Pol. Korr.“: Mit der Absendung von Truppen und Geschüßen an die Grenze wird orfaesalren: Man spricht von allerlei Vereinbarungen militärisher Natur mit Rumänien und Grie- chenland. elbstverständlih E diese leßteren Versionen der Bestätigung und dies umsomehr, als gleichzeitig aus Bu- farest Raue wird, daß man in russischen Kreisen die ser- bishe Regierung nah Vorwänden suchend bezeichnet, um neutral bleiben zu können.

Europäischer Kriegsschauplaß.

__St. Peters burg, 13, Oktober. (W. T. B.) ODffi- zielles Telegramm aus GornjiStuden vom 12. d. M.: Die Kälte und das Unwetter dauern fort, es herrscht überall Ruhe. Nur von der Rustshuker Armee wird gemeldet, daß eine Kosakenabtheilung am 11. d. das Dorf Opaka be- p habe, nahdem sie den Feind aus demselben vertrieben

atte. :

St. Petersburg, 14. Oktober. (W. T. B.) Offizielles

Arie vom Le i 5 nit E 13. d.: Auf O

rtegsschauplay hat ih nichts Neues zugetragen, der Gesundheitszustand ist befriedigen, E

__St. Petersburg, 14. Oktober. (W. T. B.) Offi- zielles Telegramm aus Calarach, 11. c.: Gestern ver- juhten die Türken in einigen zwanzig Barken bei Nacht die Donau zu überschreiten und auf das rumänische Ufer über- zugehen, um die von den Russen bei Gura Borcei errichteten Erdwerke zu zerstören. Die Türken, welche bis zu den Be- festigungen vorgedrungen waren, wurden durch ein lebhaftes Gewehrfeuer von 1000 Mann, welche am Tage dort gearbeitet und sih auf Befehl des Generals Hershelmann, Commandeur der 24. Division, in den Tranchéen verborgen hatten, aufge- halten. Die Verluste der Türken betrugen 50 Mann todt oder verwundet, die der Russen 3 Mann todt.

__ Bukarest, 13. Oktober. (W. T. B.) Nach einer hier eingegangenen Meldung aus Turn -Magurelli von gestern Abend ist die Brücke von Nikopolis durch Sturm und Wellen theilweise weggeführt, die Passage über den Fluß wird mittelst Flößen bewerkstelligt, die Wiederherstellung der regelmäßigen Verbindung is lebhaft in Angriff genommen. Der zum Transportdienst bestimmte Dampfer „Annetta“ wurde vom Großfürsten Alexis besichtigt. Nachrichten aus Biela zufolge ist die Armee Suleiman Paschas . vom Ius stark heimgesuht. Die Armee des Großfürsten Thronfolgers hat abermals Verstärkungen erhalten. Aus Braila wird gemeldet, daß die neuerlichen Bewegungen des Zimmermannschen Corps Suleiman Pascha ver- anlaßt haben, eine 30,000 Mann zählende Armeeabtheilung gegen dasselbe zu detahiren. Neuerlih hier eingegangene Nachrichten aus Turn-Severin lassen die seitherigen Mel- dungen über die Bedeutung des Einfalls ungarischer Frei- schaaren übertrieben erscheinen. Den gegen dieselben gesendeten rumänishen Truppen is} Artillerie beigegeben

worden.

_ Bukarest, 14. Oktober. (W. T. B.) Aus Verbita wird unter dem 13. è. Mts. gemeldet: 30 türkishe Soldaten von der Armee in Plewna kamen zu den rumänischen Vor- posten und theilten mit, daß die Armee Osman Paschas ohne Munition, ohne Lebensmittel und ohne Bekleidungs- stücke sei. Viele Offiziere und Soldaten zögen es vor, {ih den Russen zu ergeben, als unter so traurigen Verhältnissen zu kämpfen. :

Konstantinopel, 13. Oktober. (W. T. B.) Sulei- man Pascha meldet aus Kadikioi vom 11. d., daß der Regen andauere und alle Operationen unmöglih mache. Nach einer Meldung Reouf Paschas vom 11. d., wurden die feindlichen Positionen eine zeitlang durch Gewehrfeuer beschossen. Chewket Pascha meldet, daß er am 11. d. in Plewna mit Osman Pascha eine Zusammenkunft gehabt habe. Ein dritter Proviant- und Munitionszug fei vom Feinde un- behindert in Plewna eingetroffen. Die Straße von Plewna nah Orkhanie sei an den Hauptpunkten durch Truppen- corps gedeckt.

Konstantinopel, 14. Oktober. (W. T. B.) Reouf Pascha meldet aus Schipka von gestern: Das Wetter ist heute wieder hön. Wir haben die Positionen des Feindes rekognoszirt und festgestellt, daß derselbe neue Verschanzungen errihtet hat. Das Artillerie- und Gewehrfeuer dauerte den ganzen Tag, wir haben 3 Todte und 3 Verwundete.“ Ein- gebrachte Gefangene sagen aus, der Feind sei durch 2“ von Bajazid gekommene Bataillone verstärkt worden. Ein Tele- gramm Schefket Pashas vom 11. besagt: Das Regiment Lethie hatte auf dem Marsche bei Telih ein Gefecht mit dem N und verfolgte denselben nah der Richtung von Akita

in. Nach dem Gefecht bei Kemerkupru haben die Russen ihr Lager aufgehoben und sind abgezogen.

- Wien, 13. Oktober. (W. T. B) Der „Pol. Korresp.“ wird aus Bukarest vom heutigen Tage gemeldet: Turn Margurelli und Nikopolis werden telegraphish mit ein- ander verbunden. Die gesammten rumänischen Truppen vor Plewna sind mit Winterkleidern versehen worden.

Wien, 15. Oktober. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Bukarest, 13. d.: Türkische Ueberläufer aus Plewna berichten, daß unter den Türken Hungerkrankheiten herrschen und die Truppen die Uebergabe verlangen; nur Osman Pascha bleibe noch standhaft.

Aus Bukarest, 12. Oktober, berichtet die „Pol. Korr. “: Die vereinigte russish-rumänishe Armee in Bulgarien ist, ausschließlich des in der Dobrudscha operirenden Corps des Generals Zimmermann, 240,000 Mann stark. Davon entfallen auf die in stark be- festigten Positionen zwishen dem Lom und der Jantra befindlihe Armee des Großfürsten-Thronfolgers 100,000 Mann. Während leßtere Armee auch ferner in der Defensive verharren wird, stellt man di lade 8 einen neuen Angriff auf Plewna in nächste Aussicht. Bei Kalarasch

Wel russische Pioniere die im Donau-See Borcea gelegene nsel wiederbeseßt und führen dort bedeutende Befestigungs- arbeiten auf, bei welchen sie die Türken von Silistria durch ein Tag und Nacht fortgeseßtes Bombardement zu

stören versuchen. Auch mit den vor Silistria liegenden Kriegsdampfern demonstriren die Türken seit zwei Tagen wieder auffallend stark gegen das rumänische Ufer.

Konstantinopel, 5. Oktober. (Pol. Korr.) Die beiden destituirten Generale der türkischen Ost - Armee Mehemed Ali und Ahmed Ejub Pascha sind hier einge- troffen, um für die verunglückte Schlacht bei Biela ihr Schick- sal zu erwarten. Achmed Ejub dürfte wegen erwiesenen Un- chorsams sich vor einem Kriegsgerihte zu verantworten aben. Was seinen bisherigen Chef Mehemed Ali betrifft, o wird ihm hauptsächlich tg eworien sih den Einflüssen der ei seiner Armee befindlihen Engländer, des General Baker, Obersten Lennox und seines preußishen Landsmannes Strecker allzu zugänglih erwiesen zu haben. Um Mehemed Ali nit ganz fallen zu lassen, beabsichtigt man thatsächlih, ihm das Kommando gegen Montenegro zu übertragen. Dagegen wurde Achmed Ejub dur Fazil Pascha, den -bekannten Chef der Expedition nah Suchum-Kaleh, erseßt. Fazil Pascha hat sich im serbischen Feldzuge neben Osman Pascha bei der Er- stürmung von C rühmlih hervorgethan. Die ren at jeßt das legte Aufgebot der Reserve unter, die Fahnen erufen. Man schäßt den Effektivstand desselben auf 160,000 Mann, welche innerhalb Monatsfrist soweit abge- richtet 1 müssen, um nach dem Kriegsschauplaße abgeschickt zu werden.

(W. T. B.) Aus Serajewo wird dem „N. W. Tageblatt“ unterm 14. telegraphirt: Einer Meldung des Journal „Bosna“ zufolge sind die JFnsurgenten bei Mednoj im Bezirke von FJajhe ‘geschlagen worden. Dr. Zie-

mann unterhandelt mit der Regierung des Vilajets wegen

der Rückehr der Flüchtlinge. Es sind große Lizitationen für Lieferungen von Ausrüstungsgegenständen für die Truppen ausgeschrieben worden.

Asiatischer Kriegsschauplaßt.

St. Petersburg, 15. Oktober. (W. T. B.) Telegramm des „Golos“ aus Karajal vom 13. d. Mts.: Éin Theil der russischen Truppen is auf dem Marsche nah der Rückzugs- linie der Türken nach Erzerum. Heute versuchten die Türken einen Angriff auf den Berg Jagni, wurden aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Dieselben hatten eine Masse Todter und Verwundeter , ließen eine l m Anzahl Waffen zurück und ergriffen die Fluht. Drei türkische Offi- ziere wurden gefangen. Unsere Verluste sind unbedeutend.

Konstantinopel, 13. Oktober. (W. T. B.) Moukhtar Pascha meldet vom 11. d., daß er mit den feindlihen Vor- posten einige Kanonenschüsse gewechselt habe.

__ Konstantinopel, 14. Oktober. (W. T. B.) Nah hier eingegangenen Nachrichten hat Mou khtar Pascha seine dalén bei Aladjadagh konzentrirt und befestigt seine Positionen aselbst.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Montag, 15. Oktober, Vormittags. Die Boule- vards und das Quartier Latin waren gestern Abend von großen Menschenmassen angefüllt. Einzelne Rufe: „Es lebe die Republik!“ wurden gehört, auch kamen unter der sich drän- genden Menge einzelne Reibungen vor, hauptsächlich vor der Redaktion des „Figaro“. Die Polizei führte das Auseinander- gehen der Menge herbei und ließ die Straße räumen, zu einer ernsteren Unordnung kam es nirgends.

_ Paris, Montag, 15. Oktober, Vormittags 10 Uhr. Die Zahl der bis jeßt bekannt gewordenen Wahlen beträgt 375. Von den Gewählten sind 248 Republikaner und 117 Konser- vative. Jn 8 Wahlbezirken sind engere Wahlen nothwendig. Von den 248 republikanishen Deputirten ehören 227 zu den ,363“ Deputirten der früheren Kammer, von den 117 Kon- servativen gehören 80 zu den „158“ Deputirten der vorigen Kammer. Die Republikaner haben 30 Site an die Konier- E die Konservativen 14 Sitze an die Republikaner ver- oren.

_ Konstantinopel, Montag, 15. Oktober. (W. T. B.) Ein hier eingegangenes Telegramm Schefket Paschas aus Plewna vom 14. c. meldet: Die türkishe Kavallerie machte einen Angriff auf 5 Bataillone russisher Jn- fanterie und ein Regiment Kosaken, welche in der Nähe von Litliche (?) eine große Anzahl von Schafen und Rindern zusammengetrieben hatten. Nah mehrstündigem Kampfe wurden die Russen mit einem Verluste von 150 Todten und zahlreihen Verwundeten in die Flucht ge- shlagen. Sie ließen das gesammte Vieh zurück, von dem ein Theil bereits nah Plewna gebracht ist. Weiteren hier ein- gegangenen Nachrichten zufolge haben die Russen im Schipka- paß mehrere neue Befestigungen angelegt.

Nr. 61 des „Amtsblatts der Deutshen Reichs-Pofst und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen vom 8. Oftober. Eröffnung der Eisenbahn Mußig-Rothau und Cröffnung der Eisenbahn Buchsweiler-Steinburg. 10, Oktober. Eröfssnung der Eisenbahn Jdstein-Höchst am Main und Postverbin- dung mit Helgoland.

Nr, 37 des „Justiz-Ministerial-Blattes * hat folgen- den Inhalt: Verfügungen, betreffend die Auslegung -des §. 13 dez Kostengeseßes vom 3. Mai 1853, bezw. des 8. 607 der Kriminal- Ordnung. Allgemeine Verfügung, betreffend das Register zu den Ben O09 bis 1876 des Justiz-Ministerial-Blattes, vem 9.

ober ;

Statistische Nachrichten.

„_Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse. Ge- mäß den Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheits- amts sind in der vierzigstzn Jahreswohe von je 1000 Bewoh- nern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben ge- meldet: in Berlin 26,6, in Breslau 27,1, in Königsberg 29,1, in

Cöln 26,1, in Frankfurt a. M. 17,8, in Hannover 19,2, in Cassel 19,9, in Magdeburg 27,3, in Stettin 27,5, in Altona 18,3, in Straß- burg 26,0, in München 34,1, in Nürnberg 22,9, in Augsburg 33,2, in Dresden 22,1, in Leipzig 25,7, in Stuttgart 19,2, in Braun|chweig 25,3, in Karlsruhe 13,6, in Laura 25,9, in Wien 23,3, in Buda-

est 35,9, in Prag 28,5, in Kriest 38,8, in Basel 18,0, in Brüssel ?,

n Paris 23,0, in Amsterdam ?, in Kopenhagen 23,7, in Stockholm 25,8, in Christiania 19,7, in St. Petersburg 29,0, in Warschau 34,3, in Odessa 28,4, in Bukarest 30,7, in Rom 25,8, in Turin 27,5, in Athen 28,8, in Lissabon 29,2, in London 19,3, in Glasgow 21,7, in Liverpool 24,5, in Dublin 25,4, in Edinburgh 14,7, in Alexandria (Egypten) 48,5, in New-York 23,8, in Philadelphia 16,8, in Chicago 14,8, in. San Franzisko 16,8, in Calcutta 30,4, în Bombay 54,3, in Madras 1234.

__ Während der Berichtswoche herrschten in ganz Deutschland öst- liche und nordöstlihe Windrichtungen vor, die im Laufe der Woche an den meisten Stationen auch vorwaltend blieben, in einigen in Nordwest übergingen. Die Lufttemperatur war eine kühle; das Thermometer sank an einigen Stationen unter 0 Grad R. Nied:r- \chläge waren selten; das Barometer, anfangs fallend, stieg am & E, rasch und behielt bis zum Wochenschlusse eine steigende

endenz bei.

Das Sterblichkeitsverhältniß in den deutschen Städten ist gegen die Vorwoche nur ein wenig geändert; die Verhältnißzahl sank von 24,8 auf 24, (auf 1009 Bewohner und - aufs Jahr berechnet). Die Sterblichkeit des Säuglingsalters war abermals eine geringere, die des höhern Alters eine größere, als in der vorhergegangenen

ohe. Unter den Todesursachen kamen Masern, Scharlachfieber, Keuch- husten und Ruhr seltener, Dyphtherie und Unterleibstyphen häufiger vor. Masern forderten in Chemniß und Krakau, Scharlachfieber und Dyphtherie, oft Gemen O auftretend, in Posen, Berlin, Dres- den, Leipzig, Danzig, Elbing, Warschau u. A. viele Opfer; Unter- leibstyphen zeigen fh jeßt in vielen deutschen Städten öfter, auh in Bukarest und Alexandrien is ihre Zahl gestiegen, in Barcelona dagegen verringert. An lecktyphus isst aus Deutschland nur ein Todesfall aus horn gemeldet; an ocken einer aus Hamburg. In London betrug die Zahl der Blatterntodesfälle 14, in den österreihish-ungarishen Städten kamen nur vereinzelte Todesfälle ag Dees vor. Darmkatarrhe und Brech- durchfäile der Kinder, sowie Ruhrtodesfälle haben erheblih abgenom- men, auch die Lungenphthisen sowie die entzündlihen Prozesse der Athmungsorgane erschienen weniger häufig mit tödtlihem Verlaufe. Den Nen Nachrichten aus Teheran zufolge soll die Pest in

Dea erloschen sein. Die russischerseits behauptete Steigerung der est in Resht wird von der persischen Regierung in Abrede gestellt.