1877 / 246 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Oct 1877 18:00:01 GMT) scan diff

L f t Ff E E

bei der darauf erfolgenden Konstituirung der Gesellschaft ab- egebene mündlihe Erklärung des Zeichners, seine früher er- folgte Zeichnung aufrecht zu erhalten, niht zu einer rehts- verbindlihen; der Zeichner kann die von ihm geleistete An- ahlung auf Grund seiner unverbindlihen. Zeichnung im

echtswege zurüdfordern. t aber ein solcher Zeichner bei der Konstituirung der Gesellschaft selbst oder durh einen Be- vollmächtigten dur eine \hriftlihe Erklärung seine frühere unbestimmte Beitrittserklärung bestätigt, so wird sie dadur zu einer rechtsverbindlichen.

Das Ober-Tribunal hat in einem Erkenntniß vom 25. September 1877 von Neuem augesprocen, daß die Beschimpfung der Altkatholiken ebenso wie die der Katholiken überhaupt als eine Beschimpfung der katholischen Kirche auf Grund des §. 166 Strafgeseßbuchs zu bestrafen sei.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrathe, Großherzoglih mecklenburg - shwerinsher Ober - Zolldirektor Oldenburg ist in Berlin angekommen, und die Bevoll- mächtigten zum Bundesrath, Herzoglih sachsen - meiningischer Staats-Minister G iseke und Senator der Freien und Hanse- Dae Dae, Dr. Schroeder, sind von hier wieder ab- gereist.

Briefsendungen 2c. für S. M. S. „Ariadne“ sind von heute ab bis auf Weiteres nah Wilhelmshaven zu dirigiren.

Bayern. Wiünchen, 17. Oktober. Nach dem nun- mehr zur Verthcilung gelangten Berichte des Schulden- tilgungskommissärs der Kammer der Abgeordneten, Abg. Freytag, über dessen Geschäftsführung, welche den Zeitraum vom 1. Januar 1876 bis 30. September 1877 umfaßt, ist der Stand der Staats\chulden folgender: a. die allgemeine Staatsschuld betrug Ende 1876: 175,464,084 M, hatte \ih so- nah gegen den Stand zu Ende 1875 um 11,171,230 gemindert. Bis Ende September 1877 stieg dieselbe wieder um 10,245,401 (6 und betrug an diesem E 185,409,485 6. Die Minderung im Jahre 1876 hat ihren hauptsächlihsten Grund in der Rücßzahlung der Militärfonds und der Amtsbürgschaften und der Vernichtung der unver- zinslichen Kassenanweisungen, welche Minderung jedoch dur eine Erhöhung der Schuld an die Reichs-Hauptkasse für die Vorschüsse zur Einlösung der unverzinslichen Kassenanweisungen auf 8,058,402 Æ und dur eine Shuld von 3,000,000 Fl. der Königlichen Central-Staatskasse theilweise paralysirt wird. Die Vermehrung im Fahre 1877 bis Ende Sep- tember 1877 wird hauptsächlich verursacht durch das neue 4 prozentige allgemeine Anlehen von etwa 15 Millionen Mark, welche Vermehrung durch Rückzahlung des Guthabens dér Königlichen Central-Staatskasse um 3 Millionen Mark reduzirt wird. Die Schuld an die Reichs-Hauptkasse für die Vor- {üsse zur Einlösung der unverzinslihen Kassen-Anweisungen betrug Ende 1876 13402401 # b. Dee Eisenbahnschuld Ende 1875: 746,467,543 M, Ende 1876: 816,091,537 M, da- her mehr 69,613,994 4; Ende September 1877.: 837,280,735 Á, daher mehr 21,189,198 A e. Die Grundrentenschuld Ende 1875: 175,550,571 MÆ, Ende 1876: 176,088,140 M, daher mehr 537,569 46; Ende September 1877: 174,541,379 M, daher weniger 1,546,760 M

Hessen. Darmstadt, 16. Oktober. (Frkf. J.) Die Erste Kammer trat heute wieder nach langer Pause zu einer Sißung zusammen. Aus den Verhandlungen ist der Beschluß über den Geseßentwurf bezüglih der Gehalte der Volksschullehrer hervorzuheben. Die. Ausschußanträge, welche auf Beitritt zu den Beschlüssen der Zweiten Kammer lauteten, wurden angenommen. Nur fand zu Artikel 8 ein Antrag des Grafen zu Solms-Laubah Annahme, dahin lau- tend, hinter dem Absag 2 des Artikels 8 die Worte einzu- schalten : „Stiftungen für auss{ließlih kirhlihe Verrichtungen dürfen nicht in den Gehalt eingerechnet werden.“ Ferner wurde ein Artikel 17a. eingeschaltet auf Antrag des Freiherrn von Riedesel, welcher lautet: „Gegenwärtiges Geseß enthält in Bezug auf die Lehrergehalte das Maximum. Es bleibt uns jedo vorbehalten, Ermäßigungen eintreten zu lassen.“ Nach Erledigung der Tagesordnung vertagte sich die Kammer auf unbestimmte Zeit.

Hamburg, 18. Oftober. (W. T. B.) Heute Vormittag 11 Uhr fand in Gegenwart des Großherzogs von Méck- lenbur g-Schwerin, der mit seinem militärishen Gefolge erschienen war, sowie des ganzen Senats, der Spitzen der Behörden, der Angehörigen der Gefallenen und einer sehr zahlreichen Menge die feierlihe Enthüllung des Ham- burger Kriegerdenkmals statt. Nah einer Rede des Senators Hayn fiel die Hülle, worauf Pastor Vett das Denk- mal einsegnete und der Bürgermeister Petersen die Festrede hielt. Am Schluß der Feier defilirten 2 Bataillone des Hanseatischen Infanterie-Regiments Nr. 76, die vorher in der Nähe des Denk- mals Aufstellung genommen hatten, vor dem Denkmal vorüber.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. Oktober. Der Kron- rinz reist morgen von Schönbrunn nah Gödöllö, und ließt mit ‘der Abreise der diesjährige Aufenthalt in Schön- brunn. Der Minister Dr. v. Stremayr is} gestern nah Wien zurückgekehrt.

Die usgleichskommission des Herren- hauses trat heute Vormittag unter dem Vorsitze ihres Obman- nes, Kardinal Kutschker, zu einer Sibung zusammen, um über die

ormelle Behandlung der Ausgleihsvorlagen im Schoße er Kommission \{lüssig zu werden. Es wurde zunächst die Frage angeregt, ob für die verschiedenen Géseßentwürfe Sub- conitités medérgeseßt oder Einzelreferenten gewählt werden sol- len. Nach einiger Debatte entshièd f “’« Kommission ein- Ss für den leßteren Modus und zit sofort zur Wahl der - Referenten. Die Kommission wird ihre Berathungen aufiéhmen, sobald einer der Réferenten in der Lage ist, seinen Bericht, respektive seine Zaone vorzulegen. Im Eisénbahnaus|\husse des Abgeordneten- auses reférirte gestern der Abg. Dr. Ruß über die vom Herren- aufe an dem Geseße/ betreffend die garantirten Eisen - ahnen, bés{lö}senen Aenderungen und beantragte nach län- gerer Motivirung, det Beschlüssen des Herrenhauses beizutreten. Dr. Ruß unteïrzog in dieser Motivirung den Bericht des Herren- 1 reit ny einer Kritik, die mehrere Mitglieder des Aus- usses (Herbst, Sturm, Thnaczcqu , Plener) veranlaßte, si gegen die Ausführungen des Referenten auszusprehen und en Wunsch beizufügen , daß dieselben in dem neuerdings an das- Haus zu erstattenden Berichte keinen Plaß finden mögen.

Gegen den materiellen Antrag des Referenten wurde keine Einwendung ben und derjelbe einstimmig angenonumen. Jm Fortschrittsklub wurde der resse“ zu Foae auf Antrag des Abgeordneten Dr. Magg beschlossen, im Laufe der heutigen Abgeordnetenhaussißzung folgende Jnterpellation in Angelegenheit tes Handelsvertrags mit Deutschland an die Minister für Handel und Finanzen einzubringen:

„Wie weit sind die Verhandlungen über einen Zoll- und Handels- vertrag mit dem Deutschen Reiche gediehen ?

Zu welchem Zeitpunkte kann die je nach dem Ergebnisse dieser Verhandlungen von der hohen Regierung einzubringende Vertrags-, beziehungëweise Tarifvorlage gewärtigt werden ?

Welche orforge hat die hohe Regierung für den Fall getroffen, daß die verfassungsmäßige Behandlung dieser Vertrags-, beziehungs- weise Tarifvorlage und der übrigen damit zusammenhängenden Aus- gleich8geseze vor dem 31. Dezember d. J uit beendigt werden kann ?“

Außerdem beschloß der Fortschrittsklub, am Schlusse der Debatte über die Branntweinsteuer durch den Abgeordneten Sturm eine Erklärung abgeben zu lassen. Jn derselben wird Dr. Sturm im eigenen und im Namen seiner Parteigenossen gegen die Aeiélinie Verwahrung einlegen, als ob mit der Verhandlung über die Branntweinsteuer im Abgeordneten- hause die RER E Id deDaite bereits eröffnet worden sei. Der Fortschritksklub betrachte die Ausgleichsgeseße, deren Be- rathung im Hause noch bevorsteht, mit Ausnahme der Vor- lage über die Zuckersteuer, als ein untrennbares Ganze, die gemeinsam zur Behandlung und Erledigung gelangen müssen.

Nach dem von der Staatsschulden-Kontrolkommission des Reichsraths verfaßten Ausweise über den Stand der

emeinsamen s\{chwebenden Staats\{huld mit Ende Juni 1877 stellt sich der Stand der im Umlaufe befindlichen

taatsnoten am Schlusse des ersten Halbjahres 1877 mit 344,948,998 Fl. heraus, um 10,495,169 Fl. geringer als Ende Dezember 1876. Die Gesammtsumme der konsolidirten Staats- schuld beziffert sih nah dem weiteren von derselben Kommission des Reichsraths verfaßten Ausweise Ende Juni 1877 mit 2826,042,109 Fl. 94 Kr., ‘um 88,733,978 Fl. 95 Kr. mehr als Ende Dezember 1876.

Aus Pest wird der „Presse“ gemeldet: Graf An- drassy wird am Freitag von Tiszadob hier eintreffen und mehrere Wochen hier verweilen. Der Minister bezieht die Appartements im Stöckelgebäude der Ofener Burg. Dice Delegationen werden gutem Vernehmen nach auf den 10. Dezember einberufen werden.

Pest, 17. Oktober. Jn der heutigen Sizung des Ab- geordnetenhauses meldete Baron Simonyi von der un- abhängigen liberalen Partei eine Jnterpellation über die Vorgänge im Siebenbürger Szeklerlande an. Das Haus seßte hierauf die Debatte über die Spiritussteuer fort und er- ledigte, wie bereits telegraphisch gemeldet, den bezüglichen Geseßentwurf. Sodann beantragte der Präsident die Be- rathung der Zuckersteuervorlage. Gegen diesen Antrag wurde von dem Abg. Uermenyi und dem Grafen Apponyi Einwand erhoben, weil das Abgeordnetenhaus des Reichsraths die Spiritussteuer mit einigen für Ungarn ungünstigen Modifikationen angenommen habe, demna die Frage entstehe, ob die Hidetiiouee, welche der A Neichshälste eine Kompensation biete, in Verhandlung zu ziehen sei. Nachdem jedoch der Minister-Präsident von Tisza und der Finanz-Minister Széll für die sofortige Berathung der Zuckersteuervorlage gesprochen, wurde der bezügliche An- trag des Präsidenten angenommen. Die unabhängige liberale Partei beschloß in der heutigen Könferenz die Zuckersteuervorlage abzulehnen.

Schweiz. Bern, 16. Oktober. Der Bundesrath hat am vergangenen Freitag die Budgetberathung be- gonnen. Die Vorlage des Finanzdepartements sieht ein Defizit von 5,400,000 Fr. vor.

Frankreihch. Paris, 17. Oktober. Die Vorstände der Linken des Senats veröffentlihen in den Blättern fol-

gende Note:

Gleich jeßt, unmittelbar nach den allgemeinen Wahlen, in wel- chen Frankreih die Politik vom 16. Mai feierlich verurtheilt hat, ist es am Plate, vie erzielten Resultate genau festzustellen und die Umstände, unter denen fie errungen wurden, klar zu würdigen. Von den 363 waren in Folge Todesfalls oder anderer Verhältnisse 14 den Wählern nit wieder vorgeschlagen worden. Von den übrigen 349 kehren mindestens 295 in die neue Kammer zurück, und zu ihnen ge- sellen sich noch 26 andère Republikaner, welche theils an die Stelle der eben erwähnten 14, theils an die monarchiscber Deputirten treten, fo daß also schon jeßt 321 Republikaner gewählt sind. Jn einigen Wochen werden dieselben noch, wie man ohne Verwegenheit voraussagen kann, durch die 4 Deputirten der Kolonien verstärkt sein: mat 325 Republikaner. Den Erklärungen der Regierung zufolge ist in 14 Bezirken ein zweiter Wahlgang nothwendig, und man kann mit Wahrscheinlichkeit behaupten, daß die Hälfte davon zu Gunsten der Republikaner wählen wird. Damit bhâtte man 332 erreicht. Endlich darf ma hoffen, daß in drei Bezirken, wo das „Journal officiel“ voreilig die Wahl der offiziellen Kandidaten an- gekündigt hat, im Gegentheil die republikanishen Kandidaten bei der Zählung durhgedrungen sein werden. Das ergäbe also eine HBesammtziffer von 335,- und da die ganze Kammer aus 533 Mit- gliedern besteht, würde die Zahl der am 14. Oktober gewählten Regierungskandidaten fich höchstens auf 198 belaufen. 198 gegen 335! Dabei wollen wir noch gar nicht die Veränderungen ins Auge fassen, welchen diese Ziffern durch die Wahlprüfungen und ihre Folgen unterliegen werden. Es muß aber konstatirt werden, daß nah den Auffstellungen der berufensten Organe der gegnerischen Partei von diesen 198 Abgeordneten 90 dem Bonapartismus, 40 allem Anscheine nach'der legitimistishen Partei angehören, und 68 sich unter der all- gemeinen Bezeichnung Konservative jeder vernünftigen Klassifizirung entzieh2n. Nach dieser Zäh/ung ist die neue Kammer offenbar {on jeßt das beinahe getreue Abbild der alten; ein geringer Ziffern- unterschied, der bei der nächsten Gelegenheit ausgeglichen - werden kann, ändert Nichts an diese: Thatsache. Eine Majorität von nahezu 140 Stimmen, eine feste, unerschütterliche, entsclossene Meoijorität, die allen d leviligSDerGen widerftehen wird, ist der Republik gesichert ber es bleibt noch eine Pflicht j erfüllen. Mán muß darauf hinweisen, in welchem Maße der Erfolg der Re- publik. ih erhöht durch die ungeheueren Anstrengungen, weléhe die Regierung gegen die Republikaner gemacht hatte. cht nur ist. die offizielle Kandidatur, von der man zur Chre der Verwaltung hätte

lauben follen, daß sie für immer unter tie Erinnerungen einer ge- häfsigen Vergangenheit verbannt war, wieder hergestellt worden, son- dern Agènten, welhe fühlten, nab sle nichts mehr zu ver- lieren hatten, waren in den mit die em Kunstgriff nothwendig ver- bundenen Mißbräuhen bis an die erdenklihste Grenze ge- gangen. Es wird die Sache der Deputirtenkämmer sein, über sol{he Wahlen und das Prinzip, aus dem sie hervorgegangen, zu erkennen. Unter der Last dieses ungehéucren Druts ist die neue republikanische Kammer ernannt worden. Ehre dem Lande, ip welchem eine Kraft des Widerstands gegen die Willkür und eine ' patriotisch liberale Strömung besteht, die es fortan vor den Abenteuern bewahren werdén! Man kann ganze Departements nennen, die nur Republi- kaner wählten: Ain, Allier, Ardennen, Aube, Cantal, Corrèze,

Côte-d'Dr, Creuze, Eure-et-Loir, Indre-et-Loire, Jsère, Jura, Loire-

et-Cher-Lcire, Rhône, Saône-et-Loire, Savoyen, Obersavoyen, Seine- et-Marne, Seine-et-Oise, Var, Vogesen, Yonne. Die am 14. Oktober 1877 gewählte republikfanishe Kammer witd die Hoffnungen dieser edlen Bevölkerung nicht täuschen. Ihre kompakte und- ents{lossene Majorität wird auf der Höbe aller Eventralitäten stehen, und Frank- reih fann jeßt in aller Ruhe erwarten, welche Richtung die wieder hergestellte geseßlibe Gewalt den Ereignissen geben wird.

Jm Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten wurden gestern von den Ministern Herzog Decazeë und Meaux einer- und dem Botschafter Marguis de Molins andererseits die Unterhandlungen wegen eines französisch-spani- schen Han delsvertrages eröffnet. Zur Deseunigun der Angelegenheit will man wöchentlih drei Konferenzen hal- ten. Das „ZJournal officiel“ publizirt den amtlichen Aus- weis des Finanz-Ministeriums über das Erträgniß der direkten und indirekten Steuern in den ersten 9 Monaten des Jahres 1877.

Die direkten Steuern sind danach mit der gewohnten Pünktlichkeit eingegangen, dagegen ift die Steuer auf das Einkommen der beweglichen Werthe hinter den Voranshlägen um 1,259,009 Frcs. zurückgeblieben. Die indirekten Steuern haben mit einer Gesammtziffer von 1,490,190,000 Frcs. die Voranschläge um 32,669,000 Fres. Brn, sind aber hinter dem Erträgniß der entsprechenden Periode des Vor- jahres doch noch um 6,349,000 Frcs. zurückgeblieken. Am größten ist der Rückgang i den Zuckerzöllen, der \ich auf 22,888,009 Fres. beläuft. Die Stockung der Geschäfte machte si au bei den Einfuhrzöllen fühlbar, welche um 1,128,000 Fres. hinter den Voranshlägen des Budgets und um 128,009 Frs. hinter dem Ergebniß des Vorjahres zurückstanden. Geringere Ausfälle sind bei den Ausfuhrzöllen und bi der Steuer auf den Personen- und Sranlenveetenn der Eisenbahnen zu konstatiren. Auf der anderen

ite haben, wie gewöhnli, zugenommen : die Steuer auf Getränke um 19, das Tabakerträgniß um 12#, der Einregistrirungs- und Hy- poth-kenstempel um 9, die Posteinnahmen um 47, die Stempelgebühr um 16, endlich die Papiersteuer (was offenbar mit dem gesteigerten Konsum an Zeitungen, Flugschriften, Straßenanschlägen u. \. w. während der Wahlperiode zusammenhängt) um 2 Millionen. i

18. Oktober. (W. T. B.) Die „République française“ veröffentliht einen aus der Feder Ga mbetta's herrührenden manifestartigen Artikel, worin bestimmt ausgesprochen wird, daß eine einfahe Rückehr zu dem Zustande vor dem 16. Mai weder hinreichend noch thunlih sei. Die republikani- schen Kandidaten hätten als ihr Mandat erhalten, das Land gegen die unheilvollen Launen der persönlichen Gewalt zu sichern. Was sie zu dem Ende thun würden, wüßten dieselben noch niht, und sei das von den Entschlüssen der Regierung des 16. Mai C Aber es sei er- laubt, zu versihern, daß sie, als die au enblicklih einigen Vertreter des nationalen Willens, sich mit keinen halben und widerruflichen Zugeständnissen, mit keiner unsiche- ren Unterwerfung begnügen würden. Wenn die No thwendig- keit gebiete, bestehe die politishe Weisheit darin, ju gehorchen. Es würde keine Mäßigung, es würde eine Unklugheit und Feigheit sein, ihre Stimme zu verkennen. Alle Gerüchte von einer Ministerkrisis werden in einer neuen offiziösen Note entschieden als unbegründet bezeichnet. Sämmtliche republifanishe Journale richten heftige Angriffe

egen das Ministerium, weil dasselbe nicht um seine Ent- assung nachgesucht habe. :

Griechenland. Athen, 13. Oktober. Den „Daily News“ wird von hier gemeldet :

„Der bevorstehente Besuch des Königs bei dem Heere in Theben hat keine politishe Bedeutung. . Es ist einfach ein Theil der Be- mühung Griechenlands, seine Streitmacht auf den gehörigen Stand zu bringen. Die neuen Truppen erwarten natürlich, von dem König besichtigt zu werden, und felbst während des jetigen kritishen Stan- des im Orient könnte der Res sein Erscheinen bei den Herbst- manövern des Heere nicht unterlasjen.“

Türkei. Konstantinopel, 18. Oktober. (W. T. B.) Die hier eingetroffene persische Gesandtschaft hat dem Sultan ein Sant Rreiliza des Schahs überreicht, in weichem der Wunsch ausgedrückt wird, ¿ie zwischen der Türkei und Persien bestehenden Bande sih noch enger knüpfen zu sehen.

(W. T. B.) Aus Konstantinopel meldet die „Polit. Korresp.“ unterm 18., die Spannung zwischen dem Großvezir Edhem Pasha und Mahmud Damat Pascha sei im Wachsen, Leßbterem- habe sein großer Anhang unter deu Ulemas zu seinem e ogt Einflusse wieder verholfen, man glaube, daß Edhem Pascha unterliegen werde. Ferner wird dem Blatte gemeldet, die Pforte habe gegen die von russischer Seite verfügte Ausweisung des türkischen Mitgliedes der Do- naukommission, des Oberst Drygalsk i, Protest eingelegt.

Nußland und Polen. St. Sora, 16. Oktober. (St. Pet. ern Der Kaiser hat an den Großfürsten Thronfolger Alexander Alexandrowitsch folgendes Reskript gerichtet :

Die einsichtsvollen Anordnungen Eurer Kaiserlichen Lon wäh- rend des Kommandos über das abgetheilte bedeutende Detachement in der aktiven Armee, die den Ansichten des Ober-Kommandirenden und dem allgemeinen Feldzugsplan vollkommen entsprochen haben, geben Ihnen Anrecht auf Unsere besondere Erkenntlichkeit. Die un- ter Ibrer Führung stehenden tapferen Truppen haben mehrmals alle Argriffe des ihnen an Stärke überlegenen Feindes zurückgeshlagen und dabei ihre vortrefflichen friegerischen Eigenschaften an den Tag gelegt. Als Ausdruck Unseres Wohlwollens für die so nubbringende und fruchtreiche Thätigkeit ernennen Wir Eure Kaiserliche Hoheit P CLANEDgE zum Ritter Unseres Kaiserliben St. Wladimir-OÖrdens

Klasse mit den Schwertern, dessen hierbei folgende Insignien Wir Ihnen aegen und vorschriftsmäßig zu tragen befehlen.

Wir bleiben Eurer Kaiserlichen Hoheit mit Unserer Kaiserlichen Huld für immer wohlgewogen.

f: j ; Alexander.

Ein eres Reskript Sr. Majestät an den Groß- fürsten Wladimir Alexandrowitsch lautet:

Das 12. Armee-Corps kommandirend, hat Eure Kaiserliche Hoheit alle Angriffe des an Stärke überlegenen Feindes abgewehrt und während langer Zeit die von Unseren Truppen beseßten Po- sitionen behauptet.

um Zeichen Unseres besonderen Wohlwollens für Ihre mit Erfolg gekrönten Anordnungen ernennen Wir Eure Kaiserliche Hoheit Allergnädigst zum Ritter Unseres Kaiserlihen St. Wladimir-Ordens 2. Klasse mit den. Schwertern, dessen hierbei folgende Insignien Wir Ihnen anieeden und vorschriftsmäßig zu tragen befehlen.

Wir bleiben Jhnen mik Unserer Kaiserlichen Huld für immer wohlgewogen.

Gornji-Studen, 15. September 1877.

Alexander.

Amerika. Argen Ge Nepublir. Buenos- Aires, 10. Oftober. (A. A. C.) Jn dem Ministerium sind einige Veränderungen eingetreten: Señor Jrigoyen is zum Minister des Fnnern, Señor Gutierrez zum Justiz-Minister und Señäor Glizaldi zum Minister für die Auswärtigen An- gelegenheiten ernannt worden.

Der russish-türkische Krieg. Europäischer Kriegsschauplaßt.

St. Petersburg, 18. Oktober. (W. T. B.) Offi- C Telegramm aus Gornji Studen vom 17. d.:

on dem bei Lowtscha stehenden Detachement sind abermals zue erfolgreihe Rekognoszirungen ausgeführt worden.

m 11. d. mate der Kosakenälteste Antonoff mit einer Sotnie Kosaken einen plößlihen Angriff auf Te- teben und trieb die Türken, die dabei 8 Mann Todte M, aus ihren vorderen Verschanzungen. Nachdem

ntonoff sich davon überzeugt hatte, daß Teteben von 300 Mann türkischer Jnfanteric ‘ebt sei, zog sih der- selbe in der Richtung von Trojan ohne jeden Verlust zurück, führte aber die Pferde und das Vieh, die er erbeutet hatte, mit sih. An demselben Tage führte auch der Kosakenälteste aron mit 3 Pelotons Kosaken vom 24. Regiment einen Ueberfall des Dorfes Toros aus. Er überschritt unter feind- lihem Feuer mit seiner Abtheilung, theils watend, theils {wimmend den Widfluß und warf die Türken in das Dorf zurück. Der Feind barg \ich Anfangs in den Häusern, wurde aber auch daraus durch die Kosaken vertrieben und flüchtete dann in den benahbarten Wald. Der S war 300 Mann stark und ließ davon 80 todt auf dem Plaße, der Kommandant der Truppe und 11 Mann wurden gefangen genommen, auch wurde viel Vieh erbeutet. Außerdem wurden 700 bulgarische Weiber und Kinder, die von den Türken eingesperrt gehalten wurden und großen

Mangel litten, befreit und von Tarassof mit nah Mifkre ge- nommen, woselbst Tarassof am 12. d. wieder eintraf. An allen E Punkten herrs{cht Ruhe.

__ Konstantinopel, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Re- gierung zugegangene Berichte über das Bombardement von Sulina melden, daß außer 25 Kriegsfahrzeugen und Flössen au 20 Mörser der bei Kilia aufgestellten Batterien von der Landseite aus an dem Bombardement Theil nahmen. Vier Häuser wurden zerstört, 48 Häuser, darunter auch die Wohnungen der auswärtigen Konsuln, wurden beschädigt.

Wien, 19. Oktober. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblatt“ aus Schumla, 17. d.: Die am 15, D, D, unternommene Rekognoszirung wurde von Suleiman Pascha persönli geleitet. Dieselbe richtete \ih gegen das vom Feinde beseßte Jovan Ciftilik. Suleiman fand die auf dem linken Ufer des Lom gelegenen Anhöhen von den Russen beseßt. Durch eine gestern unternommene Rekognoszirung wurde konstatirt, daß westlich von Krasna in der Richtung auf Rustshuk eine starke russishe Jnfanterie- abtheilung marschirte, mit deren Nachhut Fuad Pascha ein unbedeutendes Gefecht hatte. Beide Rekognoszirungen er- gaben, daß das Erdreich vollständig aufgeweicht ist.

__ Aus Galag, 16. Oktober, meldet das W. „Fremdenbl.“ : Ein Theil des vor der Sulinamündung liegenden türki- schen Geschwaders is diesen Sonnabend unter Kommando Manthorpe Bey's, Stellvertreter Hobart Paschas, nordwärts abgesegelt, um einige Tage L U zwischen Sulina und Odessa zu kreuzen und zugleih das rue Geschwader in leßterem Hafen zu beobahten. Dasselbe be teht aus den zwei Panzerfregatten „Popowka“ und „Nowgorod“, dann einigen Holz- und mehreren gemietheten Handelsschiffen, die ent- sprechend armirt sind, und ist jeden Augenblick zum Auslaufen nah der Donau bereit.

Der „Globe? i aus Konstantinopel, daß die türkische Garnison von Sulina aus drei Jnfanterie-Batail- lonen und 100 Tscherkessen besteht. Mit Ausnahme des eng- lischen hätten alle fremden Konsuln den Ort verla en, das englishe Kanonenboot „Rapid“ sei daselbst eingetroffen.

Der W. „Presse“ wird aus Sistowa, 16. Oktober, gemeldet: Hier sind zwei zerlegbare Kanonenboote aus Abo eingetroffen, welche die russishe Transportflottille auf der Donau verstärken werden. Jedes der Boote hält 250 Mann Equipage. Der Czar und der Armeekommandant be- finden sih noch in Gornji Studen; hier werden alle Vor- bereitungen zur Aufnahme des Hauptquartiers getroffen.

_— Aus dem russishen Hauptquartier in GorniiStuden berichtet ein Korrespondent der „Times“ am 9. d. M:.:

„Der Großfürst Nikolaus ist hier beim Kaiser; General Tot- leben meldet, daß die russischen Belagerungsarbeiten vor Plewna einen raschen und guten Fortgang nehmen. Ich höre, daß ein Armee- Corps auf die andere Seite des Wid ges{hickt worden ist, ein für die Russen sehr wichtiger Zug. Hier glaubt man nicht, daß die Ver- stärkungen, wele Osman Pascha erbett mehr als 12,000 Mann betragen. Was den Aufbruch des Hauptquartiers betrifft, so heißt es, daß der Kaiser sih binnen kurzer Zeit na Sistowa begeben werde, wo sehr gute Quartiere für den Stab zu finden sind, während hier das Hauptquartier auf einer Hügelseite in knietiefem Kothe sich be- findet und nur ein einziges bévebabares Haus zur Verfügung hat, welches der Maler bewohnt. Außerdem giebt es nur nochþ ein paar

ütten, in welchen fieberkranke j garilie Bauern von elendem

usfehen hausen. Das Wetter ist äußerst \ch{lecht; die Straßen sind unfahrbar, die Brücken zwischen hier und Sistowa nicht reparirt und es if zu verwundern, daß ein Fuhrwerk un efährdet an (inn Bestimmungsort gelangen kann. Don Carlos, welcher eit dem ersten Angriffe auf Plewnga f\ich vor diesem Plate aufhielt, ist heute bier angekommen; er wurde vom Kaiser empfangen und speiste Abends mit dem Großfürsten; auch Prinz Arnulph von Bayern is} gestern Abend mit einem Adjutanten im Kaiferlihen Hauptquartiere angekommen. Die Kranken und Ver- wundeten leiden unter dem regnerischen und kalten Wetter sehr. Gegenwärtig scheinen die militärishen Operationen auf der ganzen Linie zu ruhen, man erwartet indessen einen Angriff Suleiman aschas auf dem äußersten linken pie der Russen. Bezüglich

lewnas glaubt man zuversichtlich, daß es binnen einem Monate oder lech8s Wochen fallen werde.“

Asiatisher Kriegsschauplag.

St. Petersburg, 18. Oktober. (W. T. B.) Eine Depesche des „Golos“ gus Jgdyr, 17. d., meldet: Nachdem 3mail Pascha Nachricht von der Niederlage Moukhtar aschas erhalten hatte, hob er sein ganzes Lager auf und 0g sih auf die Sora-Anhöhen zurück. Wie es ideint beab- ihtigt er, das von den Russen beseßte Territorium vollständig u räumen. Die Kunde von der Niederlage Moukhtar aschas hat untex den türkishen Truppen großen Schrecken ervorgerufen. Oberst-Lieutenant Pedina nahm heute im orfe Surga, zwischen Ragismar und Nachitschewan, einen ascha gefan en, welcher eine Artillerie-Brigade befehligte, owie einen Bataillons-Commandeur, 21 andere Offiziere und 300 Soldaten. Beim Abgange der Depesche ertönte von den Bergen her Geschüßfeuer.

Nr. 19 des Marine-Verordnungs-Blattes hat folgen- den Inhalt: Preise für Prooiant und Materialien 2c. in über-

seeishen Orten am 1. Zuli 1877. Anrechnung der Dauer der Reiie S. M. S. „Luise“ in den Jahren 1875 bis 1877 als doppelte, pensionéberechtigende Dienstzeit. Entlassungêanzüge. Anrechnung der Dauer der Reise S. M. Knbt. „Meteor“ in den Jahren 1875 bis 1877 als doppelte, pensionsberechtigende Dienstzeit. Fußboden- Oelánstrich in Kasernen und Offizier-Speiseanstalten. Reglement über Annahme und Prüfung von Werftmaschinisten. Verwendung von Dauermettwurst bei der Schiffsverpflegung. Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen für den einjährig-freiwilligen Militär- dienst. Zahlungen durch die Reichsbankanstalten in Kiel und Danzig. Erläuterung zu dem Begriff eines „allein fahrenden“ Schiffes. Tarifbestimmungen über die Erhöhung des Suezkanal- Zolles. Verausgabung von corned beef, Erhöhung der bei Reisen von größeren Entfernungen auf Eisenbahnen 2c. tägli zurückzulegen- den Strecke von 375 Km. auf 500 Km. Reisetour zwischen Kiel und Friedrihsort. Qualifikation zum Feuerwerkämaaten. An- rechnung der Dauer der Reise S. M. S „Victoria“ in den Jahren 1875 bis 1877 als doppelte, pensionsbere{tigende Dienstzeit. Ver- fahren, welches die Marinetheile und Schiffe beim Eintreffen der ihnen verpackt zugesandten Bekleidungsstücke zu beobachten baben. Einführung einer verstärkten Plattenfeder bei den Ringgescbütßen der Marine. Abänderungen zu der Instruïtion für die Abnahmebediri- gungen und für die Behandlung des Gummi - Abdichtungsmaterials der Stoßminen. Batapparate. Geldsendungen an die Gewehr- fabriken. Personal - Veränderungen. Benachrichtigun-en. Beilage: Zusammenstellung der Marktpreise für Proviant und Materialien in überseeishen Orten am 1. Juli 1877 u-d der An- gaben über Geld- und Coursverhältnisse, na den Berichten der ver- \chiedenen deutshen Konsulate. i

Statistische Nachrichten.

Mg Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei dea hiesigen Standesämtern in der Woche vom 7. Ok- tober bis incl. 13. Oktober zur Anmeldung gekommen: 388 Ehbe- \{ließungen, 847 Lebendg borene, 35 Todtgeborene, 527 Sterbefälle.

,_— Der Werth der Bergwerksproduktion des König- reis Bayern beziffert sich na amtlichen Aufstellungen für das Jahr 1876 auf 5,211,405 Æ, während derselbe im Jahre 1875 noch 9,991,310 Æ betragen hatte. Eine Abnahme der Förderung hat nicht stattgefunden, dagegen ist in 1876 der Werth der geförderten Produkte ein etwas niedrigerer als im Vorjahre gewese. Im Ein- zelnen wurden gefördert: 9,474,218 Ctr. Steinkoblen im Werthe von 4,148,174 M (1875; 9,158,573 Ctr. für 4,571,346 íM.), 434,746 Ctr. Braunkohlen für 130,333 A (1875: 471,809 Ctr. für 97,272 M6), 20,104 Ctr. Graphit für 101,781 A (1875: 32,438 Ctr. für 118,026 6), 2,270,828 Ctr. Eisenerze für 738,940 M (1875 : 2,043,715 Ctr. für 750,216 4), 1627 Ctr. Bleierze für 10,468 M (1875: nichts), 37,343 Ctr. Sch{wefelkies für 19,828 (1875: 33,991 Ctr. für 20,130 4), 51,568 Ctr. Steinsalz für 61,881 M (1875: 65,275 Ctr. für 33,570 4). Die Gesammtzahl aller beim Bergwerksbetriebe beschäftigten Arbeiter war 4514 gegen 4670 in 1875. An Kowsalz find auf 6 Salinen, welche 398 Arbeiter beschäftig- ten, 911,686 Ctr. im Werthe von 1,912,297 M gewonnen, während im Vorjahre die Produktion 939,988 Ctr. im Werthe von 1,483,077 M. betragen hatte, Was den Eisenhüttenbetrieb betrifft, so standen im Jahre 1876 12 Hohöfen mit 694 Arbeitern im Betriebe welche 1,665,235 Ctr. Erze (1875: 2,398,581 Ctr.) verarbeitet haben. Die Produktion derselben an Masseln und Gußwaaren erster Shmelzung belief si auf 731,323 Ctr. im Werthe von 3,441,021 A. (1875 auf 958,393 Ctr. für 4,865,187 M). Eisengießereien zählte man 53 mit 1730 Arbeitern; dieselben haben 543,093 Ctr. Roheisen und altes Gußeisen (1875: 592,406 Ctr.) vers{chmolzen und daraus in 88 Kugelöfen und 1 e tnosea an Gußwaaren zweiter Scchmelzung 494097 Ctr. im Werthe von 5,682,115 M (1875: 930,857 Ctr. für 6,825,303 M) erzeugt. Eisenproduktion aus Roh- eisen betrieben 14 Eisen-Frish- und Streckwerke mit 1450 Arbeitern; sie verarbeiteten auf 66 Puddelöfen und 13 Frishfeuern 1,261,565 Ctr. Roheisen (1875: 1,419,997 Ctr.) und erzeugten daraus 977,610 Ctr. Fabrikate im Werthe von 10,141,257 Æ (1875: 1,113,344 Ctr. für 12,591,999 M.). Weitere 22 Eisen-Schweiß- und Streckwerke mit 461 Arbeitern haben 294,502 Ctr. Alteisen, Luppen und Roh bienen L Ctr.) verarbeitet und daraus 255,895 Ctr. Eisen- ahnschienen „und Laschen, Profileisen, Platten, Bleche und andere Eisensorten im Werthe von 2,629,737 M (1875: 305,186 Ctr. für 3,435,246 M.) hergestellt. Stahlwerke endli zählte man 3 mit 72 Arbeitern, welche 124,130 Ctr. Roheisen und Rohstahleisen (1875: 92,581 Ctr.) verarbeiteten und daraus 109,585 Ctr. Stahl- fabrikate im Werthe von 1,368,012 M (1875: 81,003 Ctr. für 1,110,894 M) e haben. Dieselben hatten 1 Puddelofen, 1 Frishfeuer und 4 Bessemeröfen im Betriebe.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

s Pt 18. Oktober. Der durch das Ableben des Geh. Raths Profes or Dr. Wunderlich erledigte Lehrstuhl an der hiesigen Universität ist in der Art wieder beseßt worden, daß dec König den Geh. Medizinal-Rath Prof. Dr. Wagner, unter Enthebung von seinen bisherigen Funktionen, zum ordentlichen Professor der speziellen Pathologie und Therapie und Direktor der medizinischen Klinik bei der Universität Leipzig ernannt hat. Die bisher von dem Geheimen Medizinal-Rath Dr. Wagner innegehabte Professur der E Anatomie wird einstweilen dur denselben fortgeführt werden.

Amsterdam, 16. Oktober. Gestern wurde die neue Uni- versität, zu deren Errichtung das im vorigen Jahre beschlossene Gese über den böheren Unterricht die Stadt Amsterdam ermächtigt hat, feierlih eröffnet. Das bereits feit 1632 bestehende Athenaeum ist damit zum Range einer Universität erhoben worden.

Zur theilweisen Berichtigung und Ergänzung der Notiz in Nr. 236 d. BI., über den gegenwärtigen Stand der Arbeiten an dem im Verlage von S. Hirzel in Leipzig een „Deutschen Wörterbuche“ der Gebrüder Grimm ift Folgendes zu bemerken: Es liegen abgeschlossen vor: Band I. (A.—B.), Band Il. (B.—D.,), Band 11k. (E.—Foreche) und V. (K.). Von dem IV. Bande ift die 2. Abtheilung (H.—JI.), nah dem angezeigten Erscheinen der 11, Liefe- rung (Irre—Juzen), beendet, dagegen die 1. Abtheilung (Forschel— Gedanke) Hes unvollständig; von der leßteren liegen 9 Lieferungen vor, die 10., bearbeitet von Dr. R. Hildebrand, ist unter der Presse. Die 1. Lieferung des VI. Bandes ( v4 bearbeitet von Dr. Moritz Heyne, befindet sich ebenfalls im Dru.

Gewerbe und Handel.

„_ Nah amtlihen Nachrichten aus Konstantinopel is für die Vilayets von Adana und Syrien ein Cerealien-Ausfuhr- verbot erlassen.

Bei der „Gegenseitigen Lebens-, Invaliditäts! und Unfall-Versicherungs-Gesellschaft ep rometheus- wurden im Monat September c. 204 Unfälle auf ollektivversiche- Oen 091 emeldet, und zwar 5 Fälle von Tödtung, 1 Fall, welcher 1heilweise Invalidität zur Folge haben wird, und 198 Fälle von vorübergehznder Erwerbsunfähigkeit. Von den Tödtungen eatfällt je 1 auf eine Baugesellschaft, eine Den ein Zimmergeschäft, eine Branntweinbrennerei und ein Fuhrunternehmen. Auf Einzelversiche-

rungen wurden 31 Fälle angemeld-t und zwar 1 Todesfall und 30 Fälle von vorübergehender Erwerbsunfähigkeit.

D Aufsibtsrath der Aktien-Gesellschaft für Tabaks- Nabertation (vorm. George Prätorius) beruft eine außerordent- iche Generalversammlung, in welcher über den Verkauf des Ge- schäfts mit dem dazu gehörigen Firmenre{t Beschluß gefaßt werden soll,

Sondershausen, 18. Oktober. (W. T. B.) Die heutige

Generalverfammlung der Thü agi chen Bank nahm im Allge- meinen einen ruhigen Verlauf. Anwesend waren 97 Aktionäre, welche

10,240 Aktien mit 2035 Stimmen vertraten. Die Einseßung einer: Revisionskommission wurde abgelehnt. Angenommen wurde der An- trag, den Aufsichtzrath zu beauftragen, fi s{leunigst barüber s{lüssig zu machen, ob nit die Gesammtlaze der Bank eine Auflösung der- selben räthlich erscheinen lasse, und zu diesem Behufe alsbald eine Generalverfammlung einzuberufen. Sc{hließlichß wurde die erforder- Tiche Decharge ertheilt.

Brüssel, :19. Oktober. (W. T. B.) Eine ministerielle Ver- fügung Setes e Ale en aus ae Deutschen Reiche und aus Luremburg Tommendem Rindvieb und &

Belgien vom 22. L M. ab. i O) MMATEN E

London, 18. Oktober. (W. T. B.) 60 deuts{e Maurer find hier eingetroffen ; die meisten derselben haben Arbeit bei dem Bau der Gerichtshöfe angenommen ; weitere deutshe Maurer werden ra Ba hi ton, 18. Oftob

valhington, 18. Oktober. (W. T. B.) Nat dem vom landwirthschaftlihen Bureau veröffentlichten Berichte über den Stand der Baumwollenernte im Oktober d. I. beträgt der Dur{- \chnittsftand 811/19 “gegen 827/10 9% im Oftob:r 1876.

Die 11. Lieferung der - „Gewerbeballe“, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie (Verlag von I. Engelhorn in Stuttgart) enthält folgende Vorlagen : 1) Harfe, entworfen von Prof. Wilhelm Wollanek in Wien; 2) Himm-lbett, entworfen und ausgeführt von dem Fabrikanten Mazaroz in Paris; A Tisch „und Stuhl, entworfen und auszeführt von demf/elben; 4) Weinkühler in Bronze, entworfen von Prof. Wilh. Wollanek; 9) Kaelofen, evtworfen von dem Architekten E. Steenbock in Berlin; 6) Riehfläshchen und Dose aus Silker mit Tula (Niello) Verzierung, entworfen von den Architekten Gicard und Rehlender in Wien; 7) _Majolika-Schale im deutshen Gewerbemuseum zu Berlin; 8) Tapetenmuster, komponirt von V. Röver in Hamburg.

Verkehrs-Anstalten.

_Das Kursbuch der Deutschen Reichs-Postverwaltung Ofktober—November mit Eisenbahnübersichtskarte ist \o- eben in N. v. Deckers Kommissionsverlag (Marquardt u. Schenck) hierselbst erschienen. (Preis 2 M. Dasselbe enthält die vom 15. Okfz tober d. J. in Kraft tretenden Winterfahrpläne der deutschen und ausländischen Eisenbahnen, die Reiseverbindungen der größeren Städte, den Gebührentarif für Telegramme, Briefportotarif 2c. Fahrpläne neu eröffneter Eisenbahnen find in dem vorliegenden Bande enthalten : Idstein-Höchst, Straßburg i. Els.-Rothau, Steinburg-Buchsweiler, Worms-Lampertheim, Passau-I\{l-Ließen (Salzkammergut-Bahn), Fesen-Cisenstein und Ludwigsthal-Mühldorf (durch den bayerischen ald) 2c.

outhampton, 18. Oktober. Das Postdam i „Weser“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, mul ift 6. Oktober von New-York abgegangen war, ift gestern wohlbehalten hier angekommen und hat nach Landung der für Southampton be- stimmten Passagiere, Post und Ladung, die Reise nah Bremen fort- gefeßt. Die „Weser“ überbringt 149 Passagiere und volle Ladung.

Berlin, 19. Oktober 1877.

, Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sißung vom 10. Oktober 1877. Hr. Professor Holze lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf Knothe's fo eben erschienene Schrift „Urfkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeshihte der Ober- lausiß von ältester Zeit bis Mitte des 16. Jahrhunderts“ ; indem er den Abschnitt des uhes, der sich mit der Zeit der asfkanischen Herrschaft in der Oberlausitz (1253—1319) beschäftigt, genauer durh- ing, zeigte er, wie erveblih die lausißishen Studien des auf diesem

ebiete ganz heimischen Verfassers „auch der brandenburgischen Ge- schichte, sowohl dur Ermittelung einzelner Thatsachen als durch die Klarlegung allgemeiner Verhältnisse, zu Gute kommen.

Hr. Archivrath R euter theilte eine handschriftlihe Rangliste

des preußischen Heeres vom Jahre 1711 mit, deren Abdruck zu wüns- schen ist, damit das statistische Material, welches sie bietet, für die vaterländische Heeres- und Adelsgeschichte verwerthet werden kann. __ Hr. Studiosus Berner las einige Theile einer größeren Arbeit über den Brandenburgish-Kaiserlichen Krontraktat vom Jahre 1700, in welcher er die Entstehungsgeschichte der einzelnen Artikel desselben, ihr Verhältniß zu älteren Verträgen und ihre politishe Tragweite behandelte. Er bel -uchtete in dieser Weise, so weit es bei der Spâär- lihfcit der archivalischen Quellen möglich ist, die Bestimmungen des Traktats über die brandenburgisben Ansprüche auf Scblesien, über die Belegung Philippsburgs mit brandenburgishen Truppen, über die Erhcbung Hannovers zur Kurwürde, über die Berechti- gungen der Evangelishen und der Katholiken im Reiche, owie insbesondere in Brandcnburg, über die Unterstüßung der öster- reibischen Interessen in der spanischen Erbfolgefrage, über die Be- s{afung der Anerkennung des preußischen Königthums durch fremde Mächte, über die nach erfolgter Standeserhöhung von dem Kur- fürsten einzunehmende Stellung zu den übrizen Reichs\ständen, über die im diplomati}chen Verkehr anzuwen enden Sprache::, endlich über den Majestätstitel und über einige andere Ceremonialfragen.

London, 18. Oktober. (W. T. B.) Der vom Sturm vere schlagene Obelisfk „Die Nadel der Kleopatra“ is 90 Meilen nörd- lih von Ferrol wieder gesehen worden.

__ Im Königlichen Opernhause ging gestern die erste Novität dieser Saison die Oper „Der Landfriede in Scene. Der

Komponist Hr. Ignaß Brüll hat si hier durch feine mit warmem Beifall aufgenommene Oper „Das goldene Kreuz* bereits vortheil- haft eingeführt. Auch seine jüngste, gestern zur ersten Aufführung gelangte dramatische Komposition hat einen dur{ch\ch{lagenden Erfolg erzielt. Strenge Kritiker werden zwar sagen, daß die Musik Brülls hiec noch mehr, wie im goldenen Kreuz, der Orizinalität entbehrt und überwiegend an bereits von Anderen Erdachtes hafiet, daß der Komponist der neueren Entwitelung der Oper zu weni Rechnung trägt und was dergleichen gelehrte Ausstellungen mehr fein mögen. Das Publikum als höchster kritisher Gerichtshof hat anders erkannt; die Oper gefiel und wurde mit lebhaftem Beifall ausgezeihnet. Der erste Akt freilih vermochte die Zuhörer nit recht zu erwärmen, mit dem zweiten Akte dagegen bildete sich eine günstige Stimmun , welche zusehends wuchs; am S@lufse desselben wurde der im Hause antwe- sende Komponist wiederholt hervorgerufen. Die einmal eingetretene gute, zu Beifall k h Laune der Zuhörer feige sih noch im 3. Akte. Besonderen Anklangs hatte sich der Fack-ltanz, ewelcher wieder- holt werden mußte, zu erfreuen. Nach Beendigung desselben wurde der Komponist und Hr. Direktor Taglioni bei offener Scene gerufén. Einen glänzenden Schluß bildete das von Hrn Bey meisterlich und enthusiastisch vorgetragene, warm empfundene Finale. Auch nah Shluß der Vorstellung wurde der Komponist wiederholt hervorgerufen. Den wesentlisthen Antheil an dem günstigen Erfolg der Oper hat die vorzügliche Darstellung auf der Königlichen Bühne und das geschickt und wirksam gearbeitete Tertbuch, welches der für;lich verstorbene Mosenthal nah Bauernfelds gleichnamigem Lustspi l verfaßt hat. Die Mitwirkenden, die e ie A: Hofmeister (Katharina) und Leh- mann (Brigitte), sowie die Herren Beß (Kaiser Marimilian), Müller (Junker Robert), Fricke (Ritter v. Bofesen), Oberhäuser (Kunz v. d. Rosen), Krolop (Menzinger) und S@hl-ich (Kapaun) wurden für ihre U SLtten Lobes würdigen Leistungen mit wiederholten lebhaften Beifallsbeweisen ausgezeichnet. Gleiche An- i gebührt dem Hrn. Musikdirektor Eckert für die treffliche musikalische Leitung und Hrn. Direktor v. Strants für die glänzende E le Üitaifice dés fécizifilidei ipiaiciin

Einer der meister des fran en Baudeville, Augustin. Théodore de Lauzanne E Vaux-Roussel, ist am 15. g e

im Alter von 76 Jahren in Paris gestorben.