1877 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Oct 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Frankreih. Paris, 21. Oktober. Der orleanistische „Soleil“ unternimmt den Nahweis, daß von einer Verseßung des Ministeriums in Anfklagezustand niht ernstlih die Rede sein könne. Die Kammer könne dem Ministerium vom 17. Mai, wenn es überhaupt noch vor sie träte, ein Mißtrauens- votum ertheilen oder allenfalls feine engherzige Auslegung der Reglements für den fliegenden Buchhandel tadeln, aber sie könne es nit aus diesen Gründen allein in Anklagezustand verseßen. Selbst die Einmischung des Ministeriums in den Wahlkampf am 14. Oktober, wie stark sie auch angeblich ge- wesen sein möge, könne niht den Stoff zu einer Anklage liefern, sondern nur ein politisches Votum rechtfertigen. Was ein anderes, von den Organen der äußerstenLinken unterstüßtes Projekt, nämlich die Budgetverweigerun g, be- trifft, so erklären jeßt der „Reveil“ und der „Peuple“ selber, daß nach ihrer Ansicht nicht etwa das Budget in Bausch und Bogen ab- gelehnt, sondern die Verzinsung der Staatsschuld, die Pensionen und sonstigen Ausgaben, über welche alle Theile einig wären, sichergestellt, und nur die Kredite für gewisse Ministerien ver- weigert werden sollten. Hrn. Gambetta is gestern das Erkenntniß des Pariser Zuchtpolizeigerihts be- händigt worden, welches ihn wegen seines Wahlaufrufs als der Beleidigung des Präsidenten der Republik \{uldig par défaut zu drei Monaten (Sefängniß und 4000 Frs. Strafe verurtheilt - hat. Dieses Verfahren hat also niht, wie man von mehreren Seiten annahm, durch die Thatsache, daß Hr. Gambetta inzwischen zum Abgeordneten gewählt worden, eine Unterbrechung erfahren.

22. Oftober. Das Comité derLinken desSenats veröffentlicht folgende Note:

Bei der bevorstehenden Wahlprüfung wird ein bisher in den parlamentarischen Annalen sehr seltener Fall eintreten: die neue Kammer wird niht die Wahl gewisser Abgeordneten, sondern ihre in Folge wifentlihen oder unwissentlihen JIrrthums Seitens der Abzählungskommission ungerehterweise geschehene Ausrufung umzu- stoßen und den wahren Gewählten an Stelle des falschen Abgeord- neten zu seßen haben, ohne die Frage an die Wähler zurüczuver- weisen, weil es sich nur um JIrrthümer im Zusammenrechnen oder in der Klassifizirung der Stimmzettel handelt. Als Beispiel sei die Wahl im zweiten Bezirk von Périgueux an- geführt. Dort hat die Departementskommission nah zwei- tâgigem Zögern und Berathshlagen Herrn Raynaud, eines der 158 fonservativcn Mitglieder der leßten Kammer, indem sie ihm eine Majorität von zwei Stimmen beimaß, als Abgeordneten aus- erufen. Nach den sehr genauen Meldungen, die uns zugehen, ist ingegen der republikanishe Kandidat und ehemalige Volksvertreter Dr. Chavoix mit einer Majorität von drei Stimmen gewählt wor- den. Es mag einen Begriff von der Leidenschaft geben, mit welcher die Abzählungskommission verfuhr, daß sie unter anderen Stimm- zetteln für Herrn Chavoix auch einen solchen nicht gelten lassen wollte, der die Worte trug: „Jh stimme für Herrn Chavoir, den Arzt, der mi geheilt hat.“ Wohlgemerkt, dieser Stimmzettel trug keine Unterschrift ; sonst wäre er allerdings ungültig gewesen. Aber warum hat man ihn für nichtig erklärt? Etwa weil der Kandidat nit bestimmt genug bezeihnet war? Die Kammer wird dies alles rihtig ftellen und Herrn Chavoix ausrufen.

Midhat Pascha hat, der „Estafette“ zufolge, gestern Abend Paris verlassen, um sich über Marseille, Turin und Mailand, in welchen Städten er je einige Tage verweilen wird, nah Neapel zu begeben.

(Cöln. Ztg.) Der Senats-Präsident Audiffret- Pasquier traf heute in Paris ein; ebenso Grévy, der unverzüglich mehrere Berathungen mit den Führern der Re- publikaner hatte. ) iE VeE M e

bien D) N er j u z --- E ctohfücf{Gall Mac Mahan e EUr Yeute früh stattgehabten Conseilssißung unter dem Vorsiß des Marschalls ‘(der Conseils - Präsident Herzog von Broglie wohnte derselben nicht 44 noh eine Konferenz mit dem Herzog von Broglie und dem Minister des vnnern, de Four- l in welcher er si dahin ausgesprochen habe, daß von

pre ola a im Ministerium gegenwärtig keine Rede

Italien. Rom, 19. Oktober. Der Wahl \i e aner hat, den Zt agg T urin, Mailand und Ne Freu endemonstrationen gegeben. A

Türkei. Konstantinopel, 23. Oktober. Der englishe Admiral Horn by D zurückgekehrt.

Schweden und Norwegen. Christiania, 19. Okt Der Oberst Munthe ist in einem h unter dem Vorsess des Königs abgehaltenen Staatsrathe zum Kriegs-Minister und der bisherige, vor 5 Jahren in die Regierung eingetretene Kriegs-Minister Oberst Segel cke zum Betriebs-Direktor der norwegischen Staatseisenbahnen ernannt worden.

_Dánemark. Kopenhagen, 20. Oktober. Ein größten legislativen Arbeiten is soeben vollendet as nämlih der Entwurf einer neuen Gerichtsordnung. Der s n iaira S n ie 1868 niederäesehten

| en Juristen bestehenden issi : aat worden ist , d e ata en vor.

Amerika. Uruguay. Montevideo, 25. Sept Der hiesige Minister der Auswärtigen An Gele ue Zu fein Ambrosio Velasco, hat sein Amt niedergelegt.

: (W. T. V.) ist nach der Besikaba!

; ) aus- liegt gedruckt in drei starken Bän-

u seinem Nachfolger is der dem Staatsdienste bis - e WE Gualberto Mendez ernannt g L Live selbe ist Doktor der Medizin und hat in Paris studirt.

Asien. Aus Afghanistan meldet die „Bombay Gazette“ vom 1. Oktober: Der Emir von Afghanistan lehrt die von dem türkishen Gesandten mitgebrahten Geschenke ab, wenn derselbe nicht erkläre, daß keine Bedingungen mit der Annahme verbunden seien, wie etwa die, mit den Russen zu brechen und mit den Engländern ein Bündniß zu ließen. Er erklärt, der Türkei nicht beistehen zu können, da sie zu entfernt und er zu {wach sei, mit den Engländern aber ih niht verbünden zu können, so lange dieselben Gebiete in ail 4 hätten, die ihm Huldi ung schuldig seien. Das Ver- fahren des Emirs wird von dem Hofe und dem Volke ein- müthig gebilligt. Jn einem Briefwechsel mit Häuptlingen aus Beludcistan wirft der Emir denselben als Schande vor, daß sie den Engländern erlauben, ihr Land zu beseßen und fordert deren Vertreibung, indem er die Mitwirkung Späher treiben si in f zum he aufzureizen.

kent:

pre mächtigen Stämme gerneibt udcistan umher, um das Vo Die „Turk. Ztg.“ meldet aus Tas Chafkim-Chan-Tjura E am 4. September in Taschkent

me Be

ein. Als dem verstorbenen Jakub- Üroen Kas gar nahestehende

daß JIakub-Beg die Absiht gehabt, ihn mit ‘Uebergehung seiner Söhne, Bek-Kuli und Chaf-Kuli, zu seinem Naófol er zu er- nennen. Menn dies vielleiht au nit der Fall war, so beweist doch immerhin dieses Gerücht, welch wichtige Rolle Chakim - Chan in Kaschgar gespielt hat. Nah den Erzählungen Chakim - Chans befahl unmittelbar nach dem Tode Jakub-Begs dessen jüngerer Sohn, -Chak - Kuli - Beg, allen Truppen, welhe sich im öst- liben Kaschgar befanden, sich nach Afkfsu zusammenzuziehen. Dahin berief er auch Chakim-Czan, welchem der Tod des Badaulets noch nit bekannt war, und übértrug ihm den Befehl über die Truppen. Chak-Kuli selbst begleitete die Leiche seines Vaters nah Kaschgar. Der älteste Sohn des Badaulet, Bek-Kuli, befand si um diese Zeit in Ia. Als er die Anordnungen seines Bruders erfuhr, stieg der Verdacht in ibm auf, dieser und Chakim-Chan führten gegen ihn etwas Böses im Schilde, und er bes{loß, sih feines Bruders zu entledigen, welcher selb unvorsictiger Weise sich in seine Bande gab. Chak-Kuli wude dur ihm ent- egengeschickte Mörder getödtet. Zugleich berief Bek-Kuli die utter und Schwester des Ermordeten nach Kaschgar, wo fie au getödtet wurden. Nachdem er fo diesen Prätendenten aus dem Wege geräumt, rückte er mit Truppen gegen Aksu, wo sich Chakim-Chan befand... Die Wacbtposten, welche von den Anhängern Chakim-Chans auf der Straße aufgestellt waren, wurden überfallen und ermordet. Als Chakim-Chan nun sah, daß Bek-Kuli mit offenbar feindlichen Absichten nach Aksu kam, bes{loß er, demselben Widerstand zu leisten. Seine Truppen wurden jedoch in der ersten Schlacht ges{lagen, und er flüchtete sich mit dea Resten seines Heeres in das Gebirge, von wo er sih über Osch nah Taschkent rettete. Chakim-Chan stammt aus dem Ferghana-Gebiet, wo er noch gegenwärtig Besiß hat. Er hatte fich nach dem Tode Ali-Kuls, welcher bekanntklich in der Slacht gegen die Truppen des Generals Tscheruajef bei Taschkent fiel, nach Kaschgar begeben. :

Der russisch-türkische Krieg.

Den neuesten Fnterventionsgerüchten tritt die „Ag. gén. russe“ mit folgendem Dementi entgegen: „Gewisse Blätter, sogar die türkishen, bleiben noch immer dabei, von Mediation und vorbereitenden Schritten, welche von England und Oesterreich versucht worden sein sollen, zu-\sprehen. \Wir glauben dem gegenüber wiederholen zu müssen, daß fein Schritt in diesem Sinne ‘versucht worden und daß keinerlei Mediation in Sicht ist. Ebenso isst es fals, daß Serbien von Rußland die Annexion Bosniens verlangt habe,“

Aus Cettinje, 16. d., schreibt man der „Pol. Korr.“ : _ „Aus Wiener Blättern hat die Version hierher transspirirt, daß die montencgrinischen “eo Leone eingestellt seien, weil Friedensunterhandlungen mit Montenegro bevorstehen. Es ist selbit- verständlich, daß an alledem kein wahres Wort ist. Vor Allem ift zu konstatiren, daß die Offensive Montenegros durchaus nicht eingestellt ift. Die kleine Pause in den Operationen, welche vielleiht noch acht Tage dauern dürfte, ist auf die in diesen Gegenden ungemein bes{chwerlihe und langwierige Dislokation und die Aufstellung des Geschüß- parkes zurüdzuführen. Auch die Rücksicht auf die Wahrscheinlichkeit einer Winterkampagne und die dadurch gebotene Erholung der Truppen war dabei maßgebend. Was aber die angedeuteten Friedens- unterhandlungen betrifft, so versichert Bozo Petrovic, die einfluß- reiste Persönlichkeit in Montenegro nah dem Fürsten, Montenegro werde si, so lange Rußland kämpft , in keine: Friedensverhand- lungen einlassen, selbst wenn man dem E die vortheilhaftesten Anerbietungen mate. Dieser Entshluß würde niht einmal dur eine, übrigens zum Mindesten unwahrscheinliche, Einwilligung Ruß- lands eine Aenderung erfahren können.“

S ‘uropäischer Kriegsschauplaßt. ; +. PoxPrshwrs, 23. Oktober. {W. T. B) Offi- Um 17. S Ma. m aùs Gurnji Studén von gestern: aschibozuks unsere Vorposten bei Chanfkioj, wurden mit großem Verluste zurückgewiesen. Wir “faden 2 Bee wundete. Bei dem Rustshuker Corps wurden auf der anzen _ Linie Rekognoszirungen ausgeführt, wobei einzelne türkishe Posten alarmirt wurden. Ver: [luste erlitt nur diejenige unserer Abtheilungen, welche gegen JFowan 2E vorging. Ge gegenüber standen auf dem rechten Ufer des Lom bei Koschawa und Nissowa 5000 Mann türkische Infanterie, 8 Geschüße und Kavallerie. Unser Ver- lust betrug: 1 Offizier und 14 Mann verwundet und 2 Mann todt. Fn der Nacht vom 5. auf den 6. d. griffen die Türken in einer Stärke von 4000 Mann mit 5 Geshüßen und 300 Ts\cherkessen auf der Straße von Plew na nah S ofia die unter dem Oberst Lewis stehende Kavallerieabtheilung bei dem Dorfe Ra- domirza an. Die Kavallerieabtheilung {lug fümmtliche Angriffe der Türken ab und zog sich am Morgen nah Magala am Flusse Jsker zurück. Unsere Verluste in diesem Kampfe sind noch nicht festgestellt. Am 9. d. überfielen 300 Tscherkessen bei starkem Nebel die Vorposten der Lubenscher Husaren in der Nähe von Kazelewo am s{chwarzen Lom, wurden indeß zurückgewiesen. Am 10. d. begannen die Türken von Neuem D N fat 4 Le Die Eisenbahnstation wo wurde durch die Tür Sriolaios beschossen. en von Rustschuk aus Konstantinopel, 23. Oktober. (W. T. B.). rungsseitig werden folgende Nachrichten verbreitet : Cheffket Pascha meldet aus Orkhanie von gestern, ein nah der Gegend von Radomirza entsendeter, aus Kavallerie bestehender Rekognoszirungstrupp sei am Flusse vJsfker entlang vorge- gangen und habe die dort béfindlichen Bulgaren mit einem Verlust von 60 Mann zurückgeschlagen. Eine andere gegen Lokanitsha vorgeschickte Abt eilung habe den Russen bei Tchoumyarik einen Verlust von 20 Mann beigebraht. Zahlreiche feindlihe Abtheilungen durhstreiften die ganze Gegend. Reouf Pascha meldet aus Schipka vom 22. d. M.: Der Feind unterhielt gestern und heute ein allgemeines Feuer mit Geschossen großen Kalibers. Wir antworteten, soweit nothwendig, wir haben 44 Verwun- dete und 7 Todte, der Verlust des Feindes muß ebenfalls nicht unerheblih sein. Suleiman Pascha meldet unter dem 22. d. : Heute nahmen 18 feindliche Bataillone, unterstüßt von Kavallerie und 4 Batterien, die Positionen von Yovan- T\h;ftlik und Karassankioi und griffen 4 Compagnien an, die Bb E 4 ddes agcuen Stellungen deten. : dur illerie unterstüßten Compagni E den Feind, wieder zurückzugehen. s i E. onstantinopel, 23. Oktober, Abends. (W. T. B.) Suleiman Pascha befindet sich noch immer in Nust\{chuk. Die Türken halten die starken Stellungen von Krasasna, Tabasca und Kazeljewo beseßt. Das Bombardement auf Giu al gewo E clortgeses. l ten, 28. Vftober. (W. T. B.) Der „Polit. Korr.“ wird aus Bukarest vom heutigen Tage uta: Gestern

Negie-

erson und als Neffe des Busuruk - odfha hatt Green eine hervorragende Rolle gespielt. Man verlie Tue,

L.

erfielen 2 Compagnien Türken mit berittenen

Wien, 23. Oktober. (W. T. B.) Telegramm „Presse“ aus Sistowa von gestern: Das russishe Corps in der Dobrudscha und der linke Flügel der am Lom ste en- den Armee haben fih in Bewegung geseßt; Großfürst la- dimir hat das Kommando des 12. Corps übernommen.

London, 24. Oktober. . T. B.) Die „Morning- E E S E man Pascha habe Baker

nd andere englische iere nah Konstanti zurüdgesendet, für unbegründet. / Ó Pop

Dem „Standard“ wird von seinem Spezialkorrespo:- denten in Biela unterm 16. d. telegraphirt : A pan

„Der Großfürst-Thronfolger hat sein Hauptquartier von Dolma- Monastir nach Bristovco, einem mehr nördli gelegenen Dorfe zwi- schen dem Lom und der Jantra verlegt. Der Großfürst-Thronfolger behauptet gegenwärtig eine_defensive Hal:ung und erwartet einen Massenangriff von Seiten Suleiman Paschas. Die russischen Vor- posten find deshalb ganz besonders wahsam und nit ein Tag ver- geht ohne Scharinüßel zwischen den Kosaken der elften Division u.d Suleiman Paschas Tscherkesjen. Starke Rekognoëzirungsdetachements Find ausgefandt worden, um mit dem Feinde uug zu erlangen und die Position zu definiren. Die Russen sind in gänzlicher Un- wissenheit bezügli der Position und Absichten Suleiman Paschas und kennen nicht die Stärke der zu seiner Verfügung stehenden Streitmacht (??). In wenigen Tagen wird diese Unkenntniß indeß ein Ende erreiden, denn eine Division der Garde unter dem Befehl des Grafen Schuwaloff wird die Armee des Großfürften-Thronfolgers verstärken, welche sodann hinreichend stark sein wird, um ihrerseits vorzudringen und die Türken zu zwingen, ihre Stärke und Position zu Sn ch8 W F

Das Wiener „Fremdenblatt“ berihtet aus 21. Oftobet: Y M,

on Hirsowa und Medschidje senden die Ruffen jeßt fortwäkß-

rend Truppen und Munition nah ihrem befestigten! Ga inl Tschernawoda und Rassowa, in dem sich bereits ein Theil des Zimmermannscen Generalstabes befiadet. Man erwartet daher hier, daß die in diesem Lager stehenden Truppen baldigst nah dem Süden ab- rücken werden. General Zimmermann selbst weilt noch immer in Küstendsche und trifft Vorbereitungen gegen ein eventuelles Bombar- dement der Stadt. Alle Küstenorte zwischen Küstendsche und der Ee wurden zum größten Theile von ihren Bewohnern

Vom Schipkapasse wird dem „Daily Tele É R E tau E telegraphirt : s i Bapy

„Be russischen Batterien s{weigen und die der Türken feu nur gelegentlich. Auf der Gabrowa-Straße erlangten die irten gestern es finde. Informationen über die Vertheilung der

Kräfte des Feindes. Die russishe 9. und 14. Division sind i freas únter General Ministri und Dragomiroff. Genre Raten iegt noch mit verwundetem Beine in Gabrowa.“

Die W. „Presse“ bemerkt hierzu:

„Wenn alle „Snformationen“ fo „shäßenswerth“ sind, wie die eben angeführten, dann dürfte Reouf Pascha nit viel Nutzen aus ihnen ziehen. Ministri foll wohl „Swjatopluk Mirskij“ beißen und e E E E N Division, General-Lieutenant

ragomiroff, weilt dermalen als Verwundeter in Kie i e im E an

—. Dom bulgarischen Kriegs\chauplaßze erhält di: „Pol. Korr.“ aus Simnigza, 17. Oktober, folgenden Bericht :

„Der Winterfeldzug ist eine besch{lossene Sache; man braucht nur hier in Sistowa und Frateshti 24 Stunden zugebracht zu haben, um darüber keinen Zweifel mehr zu hegen. Es werden von russischer Seite jeßt weit größere Anstrengungen als bei Beginn des Krieges gemacht. Ein Theil Rumäniens ist in ein Kriegslager Srwandelt, die Chausseen, welche voa der Moldau in die Wallachei führen, find mit anrückenden Truppenabtheilungen bededt, die Bahn- hôfe sind mit Kriegsmaterial- und Proviantzügen überfüllt, auf der Fon selbst passiren tägli Grenadierabtheilungen, Ersaßmännschaften

intermonturen, Brückenmaterial, Belagerungs-Artillerieu. \. w. Wer an einen baldigen Frieden glaubt, der möge auf ein paar Tage nah Rumänien kommen und er wird ficherlih von diesem Glauben gründ- lih geheilt werden. Alle bisher getroffenen Vorkehrungen tragen im Allgemeinen einen proviforishen Charafter an sich, während die jeßt getroffenen Verfügungen in der russischen Heeresverwaltung auf F .- tentionen hinweisen, welche eine langwierige Kriegführung vorhersehen lassen. Sogar von rumänischer Seite wird rüstig an den Vorbe- reitungen“zum Winterfeldzuge gearbeitet Die Reservisten der Linien- Regimeater uad die Refserve - Compagnien der Territorial-Re- gimenter Ca, sind einberufen und stellen sich mit unerwarteter Pünktlichkeit zu den Fahnen. Von der Regierung ist an alle Präfekten der Befehl ergangen, einen entsprechenden Theil der eingebrachten Frucht für Staatsb-dürfaisse zu requiriren. Glü- licherweise ist dieses Jahr ein sehr fruchtbares gewesen, so daß im Lande genu zur Ausfuhr und zum Verkaufe vorräthig ist, besonders da in Folge der Donausperre der Fruchterport wesentlich gehemmt ist. Nur die obere Moldau hat über Ißkany einen Abzugskanal ge- wonnen, welcher in diesem Jahre sich im großen Maßstabe ver- werthet hat und noch verwerthen wird. Im Laufe des Spâätherbstes und Winters sollen die Russen in Rumänien eine Reserve- armee zu bilden beabsichtigen, welche sowohl zur Ausfüllung der Lücken in der O erationsgarmee als zur Ermöglichung eines raschen Vormarsches der elben diene. soll. Alle Anordnungen zur Einquar- tierung der Truppen sind getroffen worden. Als Konzentrirungspunkte seinen bis jeßt Gala, Braila und Buzeu ausersehen zu sein. Durch die Entwicklung der Ereignisse auf dem Kriegs\chauplatze kön- nen allerdings in diesen Dispositionen noch wesentlihe Aenderungen

eintreten.

Die Situation auf dem Kriegsshauplaße hat sich{ niht wesent- lich geändert. Aus ‘dem Scipkapaf se wird Sni was fit einigen Tagen türkischerseits nur ein s{waches Artilleriefeuer gegen die E Wes He Stellungen unterhalten wird. Der gefallene Herbst- \chnee ist wieder unter den warmen Strahlen der Sonne ges{chmolzen. Das Shneewasser, welches für die Truppen während einiger Tage ein wirkliches Labsal war, hat auf ihren Gesundheitszustand un- günstig eingewirkt. Die Lage der Garnisonen von Sveti-Nikolai und der anderen Stellungen im Passe hat sich aber ander- seits dadurch gebessert, daß man Holzhütten gebaut hat, welche, mit angeworfen, gegen die Kält: einen sehr guten Schuß bieten. Proviant is in genügender Quantität angehäuft und über Gabrowa wird fortwährend Muni- tion, allerlei Wintervorrath und Proviant zugebraht. Die Straße von Gabrowa wird zwar von den weittragenden Kanonen der flan- kirenden türkischen Stellung bestrihen, aber niht in dem Maße daß nit allerlei Transporte passiren könnten; nur Munition wird bei Nacht und unter starker Bedeckung transportirt. Die Straße selbst ist „ganz hergestellt und sehr gut fahrbar, so daß im Falle eines zweiten e amelthergandes der russischen Armee eine aus- i eg esraye nah Ramelien dur den Schipkapaß zur Ver- __ Die Bulgaren, denen die Russen im All emeinen ni i Gutes nachsagen, haben in der ganzen Balkan-Episode des Generals Gurko, in dec Vertheidigung des Passes, in der Herstellung dèr wia 1 und der Aufrechthaltung der Verbindungen der den bewachenden Truppen mit Gabrowa, Rühmliches geleistet Die ful garische Zus ist beinahe aufgerieben worden und wird jeßt von nene gs oe 8tüchtigen eaten reorganifirt. j leber die Bewegungen Suleiman Paschas ist man i - quartiere des Gro fürtten selbt noch im ün laren. Lis ‘nis Be tober schien er noch nicht seinen Aufmarsch oder besser gesagt: seine Truppendislokation, beendet zu haben. Jedenfalls ist die türkische Ostarmee hinter ihre früheren Stellungen am Schwarzen Lom zurück-

soll es am Lom zum Kampfe gekommen sein; die Ka war in Giurgewo deutli verneéhmbar. L Prinz Bote Karageorgevics ist in ukarest eingetroffen.

gegangen. Mit Bestimmtheit kann jedoch ihre Aufstell t be- zeichnet werden, da dieselbe gegenwärtig b Ri Mr e fnr

“Am Falle der bevorstehende russis{-rumänishe Angriff neuerdings

scheint sich die Front mehr gegen die Donau zu wenden und Rasgrad der Tugelpuntt der Operationen geworden zu sein. Bei Plewna ist die Sathlage an den kritischen Punkt gelangt. abges{lagen wird, fann Plewna noch Monate lang der Schwerpunkt eines langwierigen Belagerungskrieges bleiben, der sih bis tief in den Winter hinziehen wird.“

Ueber die montenegrinisch-türkischen Kämpfe während der leßten drei Monate erhält die Wiener „Presse von on Spezial-Berichterstatter aus Cettin je, 15. Oktober, folgenden die Thatsachen kurz zusammenfassenden Bericht:

„Nach der neuntägigen Schlacht im Zetathale waren beide krieg- führende Theile von den dreiwöchentlichen hartnäckigen Kämpfen fo ermattet, daß eine geraume Zeit verstrih, bis die Feindseligkeiten wieder ihren Anfang nehmen konnten. Während des ganzen Juli fanden nur zwei Gefechte statt. In chronologischer Ordnung haben wir nah authentischen Daten folgende Kriegêereignisse zu verzeichnen : Am 11. Jul i beseßt der Serdar Pero Pejovics mit 3 Bataillonen 6 türkishe Dörfer an der Tara. Mehemed Ali sendet eine Ab- theilung ab, ihn zu vertreiben, diese wird aber zurückgeworfen und mit Verlust von 500 Mann und 2 Fahnen ver- prengt. Die Montenegriner hatten 17 Todte, 26 Verwundete.

m 21. Juli wird ein A. griff der -Trebinjer Garnison gegen Graniza abgewiesen. Türken 12 Todte und 6 Verwundete; Monte- negriner 3 Verwundete. Am 22. Juli werden durch die Erstürmung der türkishen Schanzen auf Trebjeska Glaviza die Operationen gegen Niksic eröffnet. Am 283. Juli werden die Blockhäuser Vi- rovschtak und Ra!tovaz erobert, 20 Türken getödtet, 86 gefangen. Am 24. Juli werden das Fort und das Blockthaus von Klatschina, sowie das Fort Most erobert, do zieht die Besatzung mit den Ka- nonen nah Nifksic ab. Am 25. Juli wird das Blockhaus Nadukle erobert und das Fort Tschadjaviza zum Schweigen gebracht. “Am 27. Juli wird Niksic bombardirt und die Beschießung am 28. und 29. fortgeseßt. Am 830. Juli überfallen 1500 Ar- nauten Farmaki, werden jedoch von 900 Montenegrinern mit Ver- Tust von 200 Mann vertrieben. Die Montenegriner haben einen Verlust von 70 Mann. Am 31. Juli wird das Bombardement gegen Niksic wieder aufgenommen und auch am _ folgenden Tage nicht unterbrochen. Am 1. August Abends wird dann das Fort Tschadjaviza erstürmt. Die folgende Zeit hindurch wird die Be- sGiesueg nur sehr lässig betrieben. Am 10. August machen 2509 Mann der Besaßungen von Kolasbin und Berane einen Einfall gegen Rjetschine, werden aber von 500 Montezegrinern überfallen und mit Verlust von 63 Mann zurückgeschlagen. Montenegrinischer Verlust 8 Mann. Am 14, August werden 2000 Türken mit 6 Kanonen unter Hussein Pasha von 800 Montenegrinern bei Kokoti geschlagen und verlieren 70, die Montenegriner 34 Mann. Am 19. Aug!sst wird das Bombardement gegen. Niksic wieder aufgenommen und in der Nacht das von den Türken mittlerweile abermals b-seßte Dorf Tschadjaviza erstürmt und das Blockhaus Musavija genommen, während 5 Montenegriner in die Stadt dringen und si daselbst in einem Hause durh 24 Stunden halten. In der Naht vom 20. auf den 21. August werden die vier russishen Belagerungsgeshüße bei Castellastua durhgeschmuggelt und an den türkischen Seeforts vorbei nach Rijeka gebraht. Am 23. August werden die Beri überfallenden Arnauten mit Verlust von 95 Mann geschlagen, während die Montenegriner nur 14 Mann verlieren. Am 24. August unternimmt Miljan Vufkovics einen Streifzug über die Tara, tödtet 6 Türken und kehrt mit 16 Pferden, 500 Schafen heim, ohne mehr als 2 Mann verloren zu haben. Am selbea Tage werden 3000 Mustehafiz von 500 Montenegrinern bei Drojulak geschlagen und verlieren 400 Mann, die Montenegriner deren €60. Am 28, August werden 6000 Türken mit 4 Kanonen bei Selenik von 800 Montenegrinern ges{la- gen und verli-ren 756 Mann, die Montenegriner 81. Am 5. Sep- tember beginnt mit den neuen russischen Kanonen ein heftiges Bombardement gegen Niksic, welches die folgenden Tage fortgeseßt wird. Am 7. September wird die Scheitan Tabia“ erstürmt, in Fol1e dessen sih am 8. September Niksic ergie. t. Die Besaßung, welche vor der Belagerung 3200 Mann stark war, zählte noch 2800 Kombattanten, welchen man die Freiheit schenkt. 6 Hinterlader- geshüte, 12 gezogene Vorderlader, sämmtlih 12-Pfünder und 3 glatte 24-Pfünder nebst 4 Fahnen und beträchtlihen Mundvorräthen bildeten die Beute. Am selben Tage werden 8000 Türken unter

ussein Pascha von 1000 Montenegrinern unter Miljanov bei De topolie geshlagen. Sie verlieren 772 Mann, 700 Flinten, 1 Fahne, die Montenegriner blos 45 (?) Mann. Am 11. Sep- tember s{chlagen Sotschiza und Pejovics mit 2000 Montenegrinern den Hafiz Ahmed Pascha mit 7000 Mann und 18 Kanonen bei Sezna. Die Türken verlieren 1714 Mann, 3 Kanonen, 8 Fahnen, 1500 Gewehre, die Montenegriner 96 Todte, 189 Verwundete. Am 16. September \{ließen 2200 Montenegriner unter Sotschiza und Pejovics die türkische Avantgarde bei Kovtscha ein. Der zum Entsah herbeieilende Hafiz Achmed Pascha wird troß seincr fünffachen Uebermacht geschlagen und verliert 973 Mann, 1 Fahne, 700 Gewehre, die Montenegriner 14 Todte, 30 Verwundete. Die eingeschlossene Avantgarde entkommt, wird aber an der Tara eingeholt und gänzli zersprengt. Am selben Taze ergeben \sich das Fort Presjeka mit 3 Kanonen, 200 Mann, und das Fort Bilek mit 3 Kanonen, 350 Mann. Große Proviant vorräthe und 700 Kisten Patronen wurden erbeutet. Am 18. Sep- tember wird die Kula Hodschina Poljana mit 40 Mann erobert. Am 20. September w-rden die Forts Noschdren und Slostub, sowie

die Kula Smedalvo erobert, 186 Mann gefangen, 1 Kanone, 1000

ferdeladungen Proviant 2c. erbeutet. Am 24. September ergiebt ih die Festung Goransko nach Erstürmung der Ringmauer mit

3 Kanonen, 300 Mann, 5009 Gewehren und 1000 Pferdeladungen Mehl. Am 25. September ergiebt sich das Blockhaus Zikvenize mit 14 Mann. Am 1. Oktober wird ein türkischer Angriff gegen den Sutormanpaß mit Verlust von 54 Mann abgeschlagen. Montene-

riner 6 Todte, 10 Verwundete. Im ganzen diesjährigen Feldzuge aben die Montenegriner erobert: 1 Festung, Forts, 21 Kule, 3 Redouten, 2545 Pferde, 40 Kanonen, 48 Fahnen, 26,250

Gewehre, von denen jedoch 4250 den fbzlenenvern Degyongen zurüd- gegeben wurden. Gefangene machte man 4093, die jedo bis auf ein paar Hundert wieder freigelassen wurden.

Asiatischer Kriegsschauplaßt.

Konstantinopel, 23. Oktober. (W. T. B.) Die hie- sigen Blätter melden, das Corps JFsmail Hakki Paschas, das bei Jgdyr n habe das russische Gebiet geräumt, um sich mit Moukhtar Pascha zu vereinigen,

Ueber die Schlacht bei Kars am 14. und 15. d. meldet ein Telegramm des „Golos“ aus Karajal vom 16. d.:

„Bei dem glänzenden Siege über die Armee Moukhtar Paschas haben wir alle Geschüße erobert, die sich auf den Höhen von Awliar und Aladscha befanden, desgleichen eine Menge Gewehre, Artillerie- material, Ee und das ganze türkische aue das die Aladschahöhen einnahm, wo sich auch das Zelt Moukhtar Paschas befand. Jn unsern Händen L auch mehrere türkische Fahnen, von den kleineren Feldzeichen (Fähnchen) erst gar nicht zu reden. Einige befinden sich bereits in unserem Lager und von allen Seiten führt man ununterbrohen weitere Gefangene in ganzen Partien herbei. Die Gesammt-

ahl der Gefangenen wird sich siher auf mehrere Tausend belaufen.

ls die Türken die Unmöglichkeit sahen, sich in ihren von-Unseren Truppen angegriffenen Positionen zu behaupten, machten sie zuerst den Versuch, Fi nah Kars durhzuschlagen; aber ein derartiger Fall war von uns vorgesehen und die bereits in ziemliher Unord- nung Ls Bewegung auf Kars zu wurde durch unsere Truppen

Hundert Gefangene

man zu. Troß der bereits eintretenden Dunkelheit seßte unsere Kavallerie, die an diesem Tage gut gearbeitet hatte, die Verfolgung des flichenden Feindes fort.“ ;

__ Weiter erhielt dasselbe Blatt aus Karajal, 18. Oktober, folgendes Telegramm:

„Man fkann sagen: die Armee Moukhtar Paschas existirt nicht mehr. Abgesehen von den Verlusten, welche sie am 15. Oktober er- litten, haben sich 22 Infanteriebataillone und mehrere Paschas er- - gebon. Unsere Trophäen bestehen in siebzehn mit ihrer Bedienung genommenen Geschüßen, einem Artilleriepark und allen Bagagen der türkishen Armee.“ /

Ein Telegramm der „St. Petersburger Zeitung“ aus

Karajal vom 15. d. sagt:

„Gestern Morgens um 9 Uhr bemächtigte sih die kaukasische Grenadierdivision nach zweistündigem Kampfe des Berges Awliar, des Schlüssels der türkishen Position. Die Türken versuchten ver- ebens, sich nach Kars oder Erzerum dur{zushlagen. Alle ihre Attaken wurden abg-s{chlag:n und {ließli flüchteten sie in der Rich- tung auf Alt-Kagisman. Ihre Verf -lgung wurde heute Morgens fortgeseßt. Unsere Truppen haben Aladagh, Awliar, Jany-Orlok und Wisinkew beseßt.“

Aus Tiflis vom 18. d. M. wird dem „Standard“

gemeldet: - „Die Russen zogen gestern auf Kars und von Alexandropol ift Belagerungêmaterial dorthin abge angen. Die Kurden desertiren tägli in großer Anzahl und {ließen sich den Russen an; doch der Großfürst Michael hält sie sorgfältig bewacht. General Lazarews Corps, das einen Abstecher gegen die türkische Stellung bei Olodsok unternahm, verfolgt den zerstreuten rechten Flügel der Türken süd- wärts, während eine Kolonne auf der Karser Straße gegen Erzerum weiterzieht. Jsmail Kurd Pascha hat sich auf türkish:8s Gebiet zurückgezogen, gefolgt von General Tergukassows Kolonnen. Die Besaßung von Ardahan und das Rion-Corps haben Befehl erhalten, bei einem allgemeinen Vormarshe gemeinsam zu operiren. Der Großfürst Michael hat bereits St.-Georgs-Orden und Ehrensäbel ausgetheilt; die Generale Heimann und Lazarew werden im Tags- befehle hoh gelobt.“

Landtags - Angelegenheiten. Berlin, 24. Oktober. Der dem Hause der Abgeordnetea vor- gelegte Entwurf eines Gesetzes betreffend die Feststel- lung des Staatshaushalts-Etats für das Jahr vom 1]. April 1878/79, lautet: j; s Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

verordnen, mit Zustimmung der beiden Häuser des Landtages der Monarchie, was folgt:

8. 1. Der diesem Gesetze als Anlage beigefügte Staatshaushalts- Etat für das Jahr vom 1. April 1878/79 wird in Einnahme auf 671,592,116 A und in Ausgabe auf 671,592,116 4. nämlich auf 640,589,895 an fortdauernden und auf 31,002,221 an ein- maligen und außerordentlichen Ausgaben festgestellt.

S. 2. Im Jahre vom 1. April 1878/79 können nach Anordnung des Finanz-Ministers verzinslihe Schaßanweisungen bis auf Höhe von 30,000,000 A, welche vor dem 1. Januar 1880 verfallen müssen, wiederholt ausgegeben werden. Auf dieselben finden die Bestim- mungen der S8. 4 und 6 des Geseßes vom 28. September 1866 (Geseßsamml. S. 607) Anwendung. A S

8, 3. Der Finanz-Minister is mit der Ausführung dieses Ge- seßes beauftragt. A ;

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel

Gegeben 2c.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Würzburg, 22. Oktober. Der Professor der Chirurgie, Hof- rath Dr. v. Linhardt, ist heute Morgen verstorben. : Q Rom, 16. Oktober. Professor Mommsen ist a1f seiner Reise zur Sammlung und Entzifferung römischer Inschriften in Termini angekommen. Der Kommissar der Ausgrabungen des S Scalea und der Direktor des Nationalmuseums, Professor alinas, begleiteten ihn auf seinen Wanderungen.

Gewerbe und Sandel. i /

Am 26. d. M. wird in Frankfurt a. M. und anderen süd- deutschen Pläßen die neue 4¿proz, württembergische Anleihe im Nominalbetrage von 15,000,000 4 zur Subskription aufgelegt. Die Obligationen lauten auf 2000, 1000, 500 und 200 4. Die Zinécoupons sind per 1. Juni und 1. Dezember fällig und in Frank- furt a. M. bei M. A. von Rothschild u. Söhne, der Q der Bayk für Handel u..d Industrie und der Deutschen Vereinsbank zahlbar geste!t. Die Schuldverschreibungen dürfen Seitens des Staates erst vom 1. April 1890 an eingelöst werden, ihre Tilgung wird durch jährliche ana bewirkt und erfolgt längstens in 37 Jahren, zum ersten Mal für das Etatsjahr 1890/91. Der Sub- \kriptionscours ift auf 1015 °/6 fixirt. S

Nach ‘dem Jahresberiht der sächsischen Gußstahl- fabrik in Döhlen bei Dresden bezifferte sich der Absaßz des leßten Jahres in Eisengußwaaren auf 144,830- 4 In Döhlen wurden für 708,378 6 Gufßstahlfabrikate, und für 39,980 4 Ziegel verkauft, in Summa 748,359 Æ Der mit 2,086,328 4. abschließen- den Bilanz zufolge, besteht. der Gewinn in 81,468 #, wovon auf Abschreibungen 62,409 , auf den Reservefonds 2000 4, an die Arbeiterkrankenkasse 1000 4 entfallen, und 15,000 4 zur Vertheilung einer 1prozentig n Dividende dienen, so daß noch 1059 # auf neue Rechnung vorgetragen werden. :

Antwerpen, 23. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. 2328 Ballen angeboten, 1837 B. verkauft. Es herrschte sehr feste

Tendenz. Verkehrs: Anstalten. Plymouth,- 23. Oktober (W. T. B.) Der Westindien- Dampfer „Rhenania“ ift hier angekommen New-York, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer des norddeutschen Lloyd „Hermann“ ist hier eingetroffen.

Berlin, 24. Oktober 1877.

e Bode.

Friedrih Heinrih Benjamin Bode, am 10. November 1793 zu Berlin geboren, woselbst sein dur verschiedene Schriften, namentlich „die Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Him- mels“, bekannter Vater, N Elert Bode, als Professor und Direktor der Königlichen Sternwarte fungirte, bezog, nachdem er im September 1812 das Abiturienten-Examen auf dem hie- sigen Kölnischen Gymnasium absolvirt, die hiesige Friedrich- Wilhelms-Universität behufs Studiums der Rechte. Der Auf- ruf des Hochseligen Königs Friedrich Wilhelms 111. „An mein Volk“ vom 3. Februar 1813 ließ ihn jedoch bald die Feder mit dem Schwerte vertaushen. Er trat im Februar 1813 zu Breslau als Freiwilliger in das Detachement des Garde-Jäger-Bataillons ein, machte als solcher die Schlachten von Lüßen und Baußen mit und avancirte am 13. Juni desselben Jahres zum Seconde-Lieutenant der Fnfanterie. Nach Ablauf des Wasfenstillstandes ane er seine Verseßung zu dem 16., später 12. Schlesischen Landwehr-Regiment, wohnte mit diesem im folgenden Jahre der Blockade der Festung Glogau bis zu deren Uebergabe bei und wurde am 21. April 1814 zum Premier-Lieutenant befördert. Fn Folge

des beendeten Krieges auf Wunsch seines “r TOE N ih wieder

zurückgewiesen, wobei die Türken empfindlihe Verluste e:litten. Von zwei Seiten bedrängt, ergriff der Sat nach diesem fehlgeshlagenen Versuch in voller Unordnung die Flucht in der Richtung auf Kagis-

21. Juni 1814 verabschiedet, wandte er fi Studium der Rechte zu, um es abermals Anfangs April 1815

zu unterbrehen. Napoleons Nückehr von Elba rief ihn zum

12. Schlesischen Landwehr-Regiment, welches dem 4. Bülowsthen

Corps angehörte, zurück, und ließ ihn den Feldzug in Frankreich mit-

machen. Erst vom 25. Dezember 1815 an konnte er ununterbrochen

seinen Lebensberuf, das Studium der Rechte, fortseßen. Es

erfolgte am 30. Dezember 1816 seine Verpflichtung zum

Auskultator beim hiesigen Stadtgericht, am 27. April 1818

seine Beförderung zum Kanmunergerichts-Referendarius, und

nachdem er vom 14. August 1818 bis 1. Juli 1819 als

Hülfsarbeiter bei dem Stadtgeriht in Elbing fungirt,

und am 7. Oktober 1820 sein drittes Examen sehr gut

bestanden, am 18. Oktober 1820 seine Ernennung zum Stadt-

Justiz-Rathe und Mitgliede des hiesigen Vormundschafts-

gerichts. {Fn seiner leßteren Stellung verblieb er bis zum

22. Juli 1825. Eine Königliche Kabinets - Ordre dieses Dati

ernannte ihn zum Kammergerichts-Rath. An dem Königlichen

Kammergericht is er aber nur ganz kurze Zeit thätig gewesen,

da er vom 25. August 1825 an als Hülfsarbeiter im Justiz- Ministerium undals Geseßes-Revisor beschäftigtwurde. Fn leßterer Eigenschaft hat er namentlich sih derBearbeitung der Strafgeseßezu unterziehen gehabt. Die Allerhöchste Kabine:s-Ordre vom 31. Januar 1845 berief - ihn auch in die Geseßeskommission,

der er bis zu ihrer am 3. Oktober 1848 bewirktèn Auflösung

angehörte. Se. Majestät ernannten ihn am 11. Mai 1832 zum Geheimen Justiz-Rath und vortragenden Rath im Justiz- Ministerium und am 27. März 1836 zum Geheimen Ober- Justiz-Rath. Dem ihm lieb gewordenen unmittelbaren Staatsdienste vermochte ihn auch nicht die am 15. Mai 1834 erfolgte Wahl zum Ober-Bürgermeister der Haupt- und Residenzstadt Berlin zu entziehen. Er lehnte die Wahl ab. Vom November 1840 bis ebendahin 1842 nahm er die Stel- lung eines Chef-Präsidenten des Königlichen Ober-Landes- gerichts zu Stettin ein, um, nachdem er am 26. November 1842 zum Wirklichen Geheimen Ober-Regierungs-Rath be- fördert worden, das Direktorium der neu gebildeten 2. Ab- theilung im Ministerium des Jnnern (Grafen von Arnim) zu führen. Bald jedoch kehrte er. zu seinem Lebensberufe, der Recbtswissenschaft zurück. Die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 3. März 1845 ernannte ihn zum Wirklichen Geheimen Ober- Justiz-Rath, Präsidenten des Ober-Censurgerichts und Staats- jekretär. Dem Staatsrathe hatte er bereits seit Anfang 1844 angehört, und in selbigem wiederum speziell für die Aus- arbeitung des Strafrechts gewirkt. Nachdem im Jahre 1848 das Ober-Censurgericht geseßlich und der Staatsrath faktisch aufgelöst, wurde er vom 1. Oktober 1848 an zur Disposition gestellt. Fn diesem Jahre war die land- wirthschaftlihe Abtheilung von dem Ministerium des Jnnern abgelöst und zu einem besonderen Ministerium erhoben worden. Nur wenige Monate amtirte der erste landwirthschaftlihe Minister Giericke. Vom 1. November 1848 an erhielt Friedrich Bode die spezielle Leitung der Geschäfte dieses Ministerii, und ernannte ihn die Kabinets- Ordre vom 26. November 1848 zum Unter-Staatssekretär. Unter seiner Leitung sind die für den Nationalwohlstand und namentlih die Landwirthschaft so einshneidend wich- tigen, am 2. März 1850 emanirten, Geseße über die Ablösung der Neallasten und Errichtung der Renten- banken entstanden. Am 16. Oktober 1854 trat er das Unter- Staatssekretariat an den Ministerial-Direktor von Man- teuffel ab. Das Staatssekretariat wurde für ihn wieder in tas. Leben gerufen und von ihm bis zum 1. Fanuar 1864 verwaltet. Gab er aber auch diese Stellung auf und kam um seinen Abschied ein, so blieb er doch Mitglied des Staatsrathes und des Gerichtshofes zur Entschei- dung der Kompetenzkonflikte. Lange Jahre hat er noch als Präsident dieses Gerichtshofes fungirt, und erst im Früh- jahr 1872, durch das Alter gebeugt und im Bewußtsein, daß seine Kräfte nicht mehr ausreichten, auch dieses Amt niedergelegt.

Neben den gedachten Hauptstellungen führte cr abge- sehen von seiner Eigenschaft als Mitglied der Ersten Kammer von 1850 a und demnächst des Hauses der Abgeordneten von 1855 an) vom 26. Juni 1857 bis 1. Januar 1870 das Präsidium der Jmmediat-Justiz-Examinations-Kommission, einer Kommission, bei der er bereits vom Frühjahr 1835 an bis Ende 1840 als Mitglied thätig gewesen war.

Jn Anerkennung seiner rastlosen Thätigkeit und der Ver- dienste um die Rechtswissenschaft ernannten Se. Majestät durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 18. Oktober 1861 ihn zum Wirklichen Geheimen Rathe mit dem Prädikate Excellenz und verliehen ihm am 18. Fanuar 1864 den Rothen Adler-Orden erster Klasse mit Eichenlaub.

Bei einem Umbau in der Kathedrale von Sto. Domingo will man den Sarg mit den sterblichen Ueber- bleibseln des Christoph Columbus gefunden haben, von welchen leßteren bisher angenommen wurde, daß sie von Sto. Domingo nach Cuba gebracht und in der Kathedrale von Havana beigeseßt worden seien. Wir entnehmen einem uns zugänglih gemachten Schreiben aus Sto. Domingo vom L v. Mts. Folgendes über den äußeren Hergang diejer Ent- eckung :

„Die in der hiesigen Kathedrale unternommenen Arbeiten behufs Umbaus des Hochaltars hatten aufs Neue jene halbvergessene Sage ins Leben gerufen, derzufolge nicht nur ein ungeheurer Shaß an Münzen Gold und Juwelen sondern auch die Gebeine des Christoph Columbus sich noch in der Kathedrale befinden sollten. Die große Verbreitung und Theilnahme, welche diese Gerüchte in den weitesten Kreisen fanden, bewogen endlih die Obrigkeit, sich zu Nachgrabungen zu entschließen, und man entdeckte am 5. Juli d. F. in einer kleinen halbzerfallenen bleiernen Kiste die Gebeine des dritten Admirals und Enkels des großen Entdeckers: Don Luis Columbus. Bei Fortseßung der Nachgrabungen stieß man am 10. September um 10 Uhr Morgens genau unter dem erz- bishöflihen Stuhle auf der rehten Seité des Hochaltars auf ein Gewölbe von ungefähr einem Kubikmeter Ausdehnung, worin man eine f1st unversehrte Bleikiste entdeckte, in Form der des Don Luis Columbus sehr ähnlich, obschon ungleich massiver, welche Kiste, zufolge der äußeren Jnschrift auf dem Deckel von dem anwesenden Oberpfarrer, dem italieni: schen Konsul und einigen anderen acitbaren Personen als diejenige erkannt wurde, welche die Asche des großen Ent- deckers einschließen könnte. Die Regierung, davon in Kenntniß geseßt, ließ unverzüglich, um etwaigen Mißbräuchen vorzubeugen, die Kathedrale räumen und alle Eingänge besegen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sih diese Nachricht durch die ganze Haupt- stadt und um 44 Uhr Nachmittags schritt man im Beisein der Geistlichkeit, aller Staats-Sekretäre, des gesammten Kon- sularkörpers, des Magistrats und einer unzählbaren Menschen-

menge zur Hebung der Kiste. Der Bischof Dr. Roque Coechia,