1877 / 270 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Nov 1877 18:00:01 GMT) scan diff

legen sind, erhält

dadur in nicht zu rechtfertigender Weise der künftigen allge- meinen Stauerrelats präjudizire. Auch der Abg. Stengel spra gegen den Antrag, weil es sih niht empfehle, bei der jeßigen Finanzlage des Staates der Regierung Einnahmen, auf welhe sie {hon seit Jahren rechnen konnte, plöglih zu entziehen. Dagegen hielt der Abg. Dr. Miquel den Antra ür mindestens sehr er- wägenswerth. Der General-Direktor der direkten Steuern, Burghart, bewies die augenblicklihe FJnopportunität des Antrages, da das einschlägige statistishe Material bis jeßt fehle, die Frage also niht \spruchreif sei. Auch sei ein großer Theil der angeblih zu erwartenden Mehrbeträge {hon anticipirt, da die Neubauten in der Praxis nicht nach dem Durchschnitte der Jahre 1853 62, sondern auf Andrängen der Besißer nach den gegenwärtigen Miethpreisen veranschlagt seien. Der Antrag Richter wurde der Budgetkommission Überwiesen. S{chluß 4 Uhr.

Jn der heutigen (15.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten theilte der Präsident mit, daß von dem Justiz- Minister der Entwurf eines Ausführungsgeseßes zum deutshen Gerichtsverfassungsgesez, von dem Minister der geistlihen 2c. Angele..enheiten eine Denkschrift, betreffend den Hannoverschen Klosterfonds, und von dem Handels- Minister der Jahresberiht der Fabrikinspektoren eingegangen sei. Der Abg. Richter (Hagen) hat eine FJnterpellation, betreffend die Verwendungen aus dem mit Beschlag belegten Vermögen des Königs Georg, eingebracht.

Das Haus seßte demnächst die zweite Berathung des Etats, mitder Diskussion des Ju stizetats fort. Dem Abg. von Ludwig entgegnete der Regierungskommissar, Ministerial-Di- rektor L reiberr von Glaubißt, daß es einer Anweisung des Justiz- Ministers an die Staatsanwälte, scharf gegen die Gründer vor- zugehen, nit bedürfe; die Staatsanwälte würden von selbst, wo ihnen strafbare Handlungen zur Kenntniß kämen, ihre Pflicht thun ; dasselbe versicherten aus der Mitte des aues die Abgg. Waller (Schweidniß) und Hauke. Der Abz. Dr. Lasker wies die vom Abg. Ludwig gegen ihn und die liberale Partei erhobenen unbewiesenen Anschuldigungen sträflicher Konnivenz gegen die Gründer zurück. Dem Abg. von Jazdzewski ent- gegnete der Regierungs-Kommissar, Geh. Ober-Justiz-Rath

indfleisch, daß der Erlaß des Kultus-Ministers über die Auslegung der Maigeseße den Staatsanwälten niht zur Nac- achtung, sondern nur zur Kenntnißnahme ‘vom Justiz-Minister mitgethoilt worden sei. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. Witte das Wort.

Durch Allerhöchsten Erlaß vom 7. November d. J. ist die Verordnung, betreffend die Einführung der Kirchen- tadt ns M und Synodalordnung, für die evangelisch- utherishe Kirche der Provinz Schleswig-Holstein vom 4. No- vember 1876 in den evangelish-lutherishen Gemeinden des Kreises Herzogthum Lauenburg sanktionirt und als kirch- lihe Ordnung verkündet worden. Der Bekeuntnißstand der evangelifch-lutherishen Kirche des Kreises Herzogthum Lauen- burg wird, wie der Erlaß versichert, dadur nicht berührt, und eine Aenderung desselben, sowie eine Aufhebung der Lauen- burgischen Kirchenordnung, soweit die Bestimmungen derselben

bisher noch in Geltung und mit dicser Verordnung nicht in

Widerspruch stehen, damit nicht bezweckt.

Jn Ausführung des 8. 4 Alinea 2 des Ge)eßes vom :

19. März 1877, betreffend die Theilung der Provinz Preußen, ist am 13. Juni d. J. - zwischen Vertretern Ost- preußens und Westpreußens ein Uebereinkommem bezüglich des Uebergangs der Rechte und Pflichten des bisherigen Pro- vinzialverbandes von Preußen auf die neuen Provinzial- verbände von Dst- und Westpreußen vom 1. April 1878 ab getroffen worden. Nach demselben werden die nach §8. 2 und 12 des Dotationsgeseßes vom 8. Juli 1875 zu zahlenden Renten nah dem daselbst enthaltenen Maßstabe unter die neuen Provinzialverbände vertheilt. Das Hebeammen-Lehrinstitut zu Gumbinnen wird mit einer Rente von 5685 / dem Pro- vinzialverbande von Ostpreußen, dasjenige zu Danzig mit einer Rente von 12,960 #& dem von West- preußen überwiesen. Die FJahresrente zur Unterstützung niederer landwirthschaftliher Lehranstalten geht mit 16,500 Æ auf Ost-, mit 10,230 A auf Westpreußen über. Für Unterhaltung der Chausseen, welhe auf den Provinzialverband übergehen, in dessen Bezirk fie be- Ostpreußen von den FJahresrenten 994,671 6 bezw. 176,571 (in den ersten 5 Jahren nur 160,717 M), Westpreußen 587,169 M bezw. 43,522 M (in den ersten 5 Jahren 59,376 M). Die Taubstummenanstalt zu Königsberg und das Königliche große Hospital im Löbe- nicht zu Königsberg gehen auf Ostpreußen über. Von den zu Wohlthätigkeitsanstalten ausgeseßten Ausgaben übernimmt Ostpreußen 38,827 e 53 5, Westpreußen 2000 /6 Dieses Uebereinkommen, in welchem noch über die Vertheilung der Nebenfonds u. A. Verabredungen getroffen sind, ist unterm 13. Oktober 1877 vom Staats-Ministerium genehmigt worden.

De Der Selgen Kaiserlich russischen Botschaft ist die erledigte Stelle des zweiten Botschasts-Sekretärs dem Kaiserlih russishen Kammerjunker Nicolaus von Giers übertragen worden. i

Der General-Lieutenant von Gottberg, Chef des Stabes der 4. Armee-Jnspektion, ist von Dresden hierher zu- rüdckgekehrt.

Der Contre-Admiral Bat #\ch, Chef des Stabes der Kaiserlihen Admiralität, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

_— Fn Potsdam beging am 13. November der Vize- Präsident der Ober-Rechnungskammer von Villaume sein s0jähriges Dienstjubiläum.

Als Aerzte vis sih niedergelassen die Herren Dr. Max Reimann in Osche, Dr. Kuhnert in Graudenz, Arzt harias in Garnsee, Dr. God als Assistenzarzt in der Land- enanstalt zu Eberswalde, Dr. Heilmann in Treuenbrietzen, rzt Max Facoby in Friedrichshagen, Dr. Jätel als Volontär- Arzt in der Provinzial-JFrren-Heilanstalt zu Leubus.

, Bayern. München, 12. November. (Leipz. Ztg.) Der König hat gestern den päpstlihen Nuntius Msgr. Masella in Antrittsaudienz empfangen und seine Beglaubi: gungsschreiben entgegengenommen.

13. November. (Allg. Ztg.) Die der Abgeordneten enéhmigte in ihrer heutigen Sizung die Austrittsgesuche der Abgg. Kleopha mitt und Freiherr von Stauffenberg. Leßterer bedauert in seinem

Kammer

24 P gran Rears ‘i vis R E E I L E Rer Lees, G

Gesuch, daß Geschäfts- und Familienverhältnisse es ihm zur OUFEg Grei machen, die Pflichten seines Doppelmandats für Reichstag und Landtag in voller Ausdehnung zu erfülle Den Nachweisungen der Ausgaben für Reichszwecke, zu dem Etat der allgemeinen Reserve für unvorhergesehene Áusgaben, sowie bezüglich der Berg-, Hütten- und Salinenwerke ‘für 1875 wurde Anerkennung ertheilt. Der Antrag des Ausschusses auf Verkauf des unrentirlichen Hüttenwerkes Eisenärzt wurde angenommen ; der Regierungskommissär Schenk erklärte sih mit dem Antrage einverstanden. Die nächste Sißung findet erst Anfangs kommender Woche statt. f

Sachsen. Dresden, 14. November. Auf Der Tages-

ordnung der heutigen Sißung der Zweiten Kammer stand die allgemeine Vorberathung des Königlichen Dekrets, den Bau zweier Sekundärbahnen betreffend. Jn dem- selben wird die Erbauung einer normalspurigen Secun- därbahn von Pirna nach Erg ena ade: und einer s{hmalspurigen Eisenbahn von ilkau nach Kirch- berg beantragt. Jn der Debatte \prah man sich fast allgemein dafür aus, die leßtgenannte Linie ebenfalls normalspurig herzustellen, überhaupt von der Erbauung {hmalspuriger Bahnen - in Sachsen ganz ae; diejenigen Redner, welche über die Linie Pirna-Berggießhübel sprachen, befürworteten deren Fortführung nah Gottleuba. Das Dekret ing an die Finanz-Deputation. Mehrere Petitionen ver- Fbiebenec Städte um Belassung der dortigen Gericht s- ämter bezw. um Errihtung von Landgerichten daselbst wurden ter Staatsregierung zur Kenntnißnahme überwiesen. Die nähste Sitzung ist auf Freitag angesebt.

Meck&lenburg-Schwerin. Sternberg, 14. November. (W. T. B.) Heute Mittag ist der ordentliche Landtag eröffnet worden. . Die dritte Landesherrliche Proposition beantragt Bewilligungen für die Justizbauten und die demnächstige laufende Justizverwaltun g.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 13. November. Dem Speziallandtage des Herzogthums Gotha lag p ein Antrag auf eine Steuerreform nah der Richtung hin vor, daß die Grundsteuer beseitigt und das Einkommen aus Grundbesiß, aus zinstragendem und gewerb- lihem Kapital sow:e ‘aus Arbeit nach verschiedenen, der besseren oder geringeren Fundirung entsprehenden Prozent- säßen der Besteuerung unterworfen werden solle. Zu dieser Steuer sollten dann auch juristishe Personen, Handelsgesell- schasten, Banken und Genossenschaften herangezogen und ebenso Deklarationszwang und öffentlihe Auslegung der Steuerlisten geseßlih bestimmt werden. Dieser Antrag, der {hon vom vorigen Landtage abgelehnt worden war, erhielt auch heute die Zustimmung der Majorität der Versamm- lung nicht.

Bremen. Die Finanzdeputation hat dei dem - Senat und der Bürgerschast_ das Budget für 1878 ein- gebraht. Dasselbe schließt troß strengster Selbstbeshränkung sämmtlicher Verwaltungszweige bei den Ausgaben, die ins- esammt auf 11,712,200 / angeschlagen werden, mit einem

efizit von rund 480,000 M, kleine Nachbewilligungen ein- geschlossen. Zur Deckung desselben kann noch der Ueberschuß des Reservefonds für 1876 mit gegen 300,000 46 heran- 2gagon vosrdon ; das Uehbrigé nile nach der Ast dex Finanzbehörde Streichun, en im Btdget un da an Ein- nahmevermehrungen wohk nicht zu denken sei.

Schweiz. Bern, 13. November. Das nunmehr offiziell festgestellte Gesammtergebniß der Volksabstimmung vom 21. Oktober ist folgendes: für das Fabrikgeseß: 181,209 Ja, 170,895 Nein; für das Militärsteuergeseß: 170,228 ¡za, 181,421 Nein; für das Stimmrechtsgeseß: 131,562 Fa, 213,267 Nein.

Sroßbritannien und Jrland. London, 13. November. Mr. H. G. Macdonnell, der erste Sekretär der britishen Bot- {haft in Berlin hat, der „A. A. C zufolge, auf ausdrücklichen Befehl Jhrer Majestät der Königin Victoria der Wittwe des verstorbenen Feldmarschalls Grafen Wrangel eine Bei- leidsbotschaft übermittelt. Die Namen Jhrer Königlichen Goyelten der Prinzen Albert Victor und Georg von

ales, erscheinen in der leßten Ausgabe der „Navy List“ als Marine-Kadetten. Jhre Patente tragen das Datum des 5. Juni. Wenn das nächste Parlament zusammentritt, wer- den zwei weitere Peers zur Einnahme ihrer Sitze im Oberhause berechtigt sein, nämlih der Earl von Ranfurly und Lord Windsor. Aus dem Wochentelegramm des Vizekönigs von Fndien geht hervor, daß die Zahl der auf öffentliche Kosten lebenden Jndier fortdauernd ab-

nimmt.

Frankreich. Paris, 13. November. (Fr. C.) Der Mar- shall Mac Mahon empfing gestern wieder Vertrauens- deputationen von den Bonapartisten des Senats, mit Behic, la Ronci- rele-Noury und Hubert Delisle an der Spige, und von der Rechten der Deputirtenkammer. Der Marschall erklärte aufs Neue, er werde so lange auf seinem Posten ver- bleiben, als er sih auf den Senat stüßen könne. „Wenn die Kammer“, sagte er zu der zweiten Deputation, „den Boden der Gesegßlichkeit verlassen sollte, so werde ih meine Maßregeln tresfen.“ Der heutige „Moniteur universel“ schreibt : Die Unterredungen , welche der Marschall am Sonn- abend Abend (in der Soirée) mit den einfluß- reihen Mitgliedern der Rechten des Senats und der Deputirtenkammer gehabt, haben auf ihn einen, wie es scheint, entscheidenden Eindruck gemacht. Mehr als je ist das

taatsoberhaupt entschlossen, nur mit den Konservativen zu regieren; aber er hat die Versicherungen der Ergebenheit, die ihm von verschiedenen Seiten zugingen, nicht mit dem nämlidc;en Vertrauen und der gleichen Sympathie aufgenommen. Er hätte, versichert man uns, in sehr bestimmter orm erklärt, er brauchte nur ein Zeichen zu geben, um sogleih von der Partei des Appells an das Volk die Elemente zu einem „energischen und Ra Minijterium“ zu erhalten, aber er wolle nit mit dieser artei regieren. Er wolle niht der Mitschuldige ihrer ver- dächtigen Umtriebe sein und sich von ihren onservativen Be- theuerungen nicht foppen lassen. Der Marschall gedenkt also die Mitglieder des künftigen Ministeriums der Tae der Konstitutionellen zu entlehnen. Er hofft, daß die reimüthige Haltung dieser Gruppe, ne Hingebung für die Person des Staatsoberhauptes und ihre versöhnlihen Absichten dem aus ihren Reihen geworbenen Cabinet die Be- gleihung der gegenwärtigen Schwierigkeiten erleihtern

werden, daß dieses Cabinet die Bewilligung des Budget erwirken und in der Kammer einer gemäßigten Politik Geltung verschaffen werde, welche weder die Ruhe des Landes, noch die gewichtigen Jnteressen, die an der Weltausstellung betheiligt find, in Gefahr bringen und ihm selbst gestatten werde, bis zum Ablaufe seines Mandats im Amte zu ver- bleiben. Sollte ihm dieser Versuch mißlingen, dann wäre der Marschall, da er es nicht für mögli hält, sih zur Linken zurückzuwenden, entschlossen, seine Entlassung zu geben und in einer Botschaft an die Kammern zu erklären, daß er alle Mittel, in konservativem Sinne zu regieren, ershöpft habe. Bei den am ‘leßten Sonntage vollzogenen Stihwahlen für dieGeneralräthe haben, nach der Statistik des „Temps“, die Republikaner 27 Siße gewonnen und 10 verloren. Mit Einschluß der {hon im ersten Wahlgange errungenen 118 Sige haben aljo die Republikaner ihren konservativen Gegnern im Ganzen 135 Sihe in den Generalräthen abge- nommen.

(Cöln. Ztg.) Die jungen Leute, welche für den aktiven Militärdienst untauglich befunden, für den Hülfsdienst aber für fähig erklärt werden, sind verschiedenen Verpflichtungen unterworfen und können im Fall eines Krieges einberufen werden, um das Verwaltungsdienst-Personal zu vervollstän- digen oder der E bei der Ausführung der Ar- beiten für die Armee zu helfen. Bei der leßten Versammlung der Revisionsräthe wurden die jungen Leute dieser Klasse über ihren Beruf und den Unterricht, den sie erhalten, befragt. n Folge dieser Untersuhung wurden auf Befehl dcs Kriegs- Ministers besondere Listen angefertigt, um diese jungen Leute auf aht Dienstzweige zu veribélen: Fabrikation , Unterhalt und Reparatur dcs Militärgeräths ; Befestigungs- und mili- tärishe Bauten; Eisenbahnen und Telegraphen ; Hospitäler und Feldlazarethe; Kleidungs- und - Equipirungsmaggazine ; “Bäkerei ; Militärtransporte; Generalstabs-, Rekrtirungs- und Verwaltungsbureaus. Jedes Jahr werden die Armeecorps- Kommandanten dem Kriegs-Minister die Zahl der in jeder dieser Klasse einbegriffenen Leute. bekannt geben und der Minister kann sie je nah dem Bedürfnisse von einem Corps detachiren, um sie einem benahbarten Corps beizugeben.

14. November. (W. T. B.) Der ständige Senator de Franclieu ist gestorben. Die konstitutionelle Gruppe des Senates hat es abgelehnt, mit den Gruppen der Linken in Betreff der Wahl ständiger Senatoren in Verhandlung zu treten. —— Die Kandidaten“der Rechten für die morgen stattfindenden Wahlen zum Senat sind der General Chaba:1d Latour und Graf Grefulhe (beide Orleanisten), Lucien Brun (Legitimist) und Grandperret (Bo- napartist). Die Linke hat Victor Lefranc, Alfred André, Allou und den Admiral Jaureguiberry als Kandidaten aufge- stellt. Die Rechte glaubt ihre Kandidaten mit etwa 148 gegen 137 Stimmen durhbringen zu können. Jndeß scheint die Wahl Grandperrets noch zweifelhaft, weil dieselbe von einem Theile der Konstitutionellen bisher abgelehnt wordèn is. gl parlamentarischen Kreisen wird die Erseßung des

ommandauten von Versailles, Generals v. Villers, durch den General Garnier lebhaft besprohen. General v. Villers gehört der Artilleriewaffe an und war längere Zeit Kommandant der polytechnishen Schule; General Garnier hat seine militärishe Carrière vorzugsweise bei der Kaiserlichen Garde gemachk. f

Versailles, 14. November. (W. T. B.) Ju der heutigen Sißung der Deputirtenkammer führte der Minister des Junern, de Fourtou, in einer längeren Rede aus, daß das Prinzip der V Ou der Regierung bei dem Wahlkampfe stets von der Opposition bestritten, stets aber von den Männern, welche die öffentlihe Gewalt in den Händen hatten, ausgeübt worden sei. Dasselbe sei ver- theidigt worden durch Cafimir Perrier, Montalivet und Jules Simon, wie es durch Ledru Rollin und durch die Regierung vom 4. September gehandhabt worden sei. Der Minister erinnert sodann an die Depeschen, welhe Gambetta seinerzeit an die Präfekten erlassen und in welchen er diesen anbefohlen habe, u interveniren. Der Minister fügte darauf hinzu: Wenn die

resse, wenn die freien Vereinigungen, wenn die Opposition mati, einen Angriff mit Shmähungen organisiren , soll dann die Regierungsgewalt allen Angriffen os ausgeseßt sein, ohne sie zurückweisen zu können? Die erfassung sei das Resultat von Transaktionen. Die Republikaner würdigten wohl die konservativen Garantien, ohne ihnen indeß heute Rechnung zu tragen. Die Gefahr des Radikalismus; welche der Abgeordnete Renault selbst fignalisirt habe, erinnere an das demokratisch - sozialistishe Programm des Conités der Seine. Die Vornahme einer Untersuhung sei zurüch{zu- weisen. Eine solche sei ein Eingriff in die Rehte des Senats und in die Rechte der richterlichen Gewalt und der Exekutive. Bei den Wahlen sei Frankreich in zwei fast gleih starke Par- teien getheilt gewesen. Statt die Unterdrückung der einen dur die andere anzustreben, solle man nach einem gemein- samen Bande suchen, welches sie vereinige. Man habe \ih den Wählern vorgestellt im Namen der bedrohten Verfassung, im Namen des gefährdeten Friedens, im Namen der modernen Freiheit und der bürgerlichen Gesellshaft. Wenn die Oppo- sition nur dieses verlange, fo habe sie keine Gegner, wenn sie etwas anderes anstrebe, so habe sie kein Mandat. Jndem man Br die Opposition stimmte, glaubte man ne egen den

arschall zu stimmen. Frankreih wolle eine Me der Ordnung, des Friedens und der Dauer, unter dem Schuß des glorreichen Namens, welcher seine Zukunft sicher stelle, und von welchem das ganze Land verlange, daß er ohne Pro- vokation und ohne Kompromiß, ohne Unterwerfung und ohne Demission auf dem sozialen Posten bleibe, wo er stehe und stehen werde. (Beifall auf der Rechten.) -

Darauf ergriff der Deputirte Jules Ferry das Wort. Derselbe betonte, daß die Republikaner allerdings Recht hätten, indem sie die Republik für bedroht hielten. Das Ausland würde seine Jnteressen durch eine klerikale Republik für ge- fährdet erahten. Man habe den Abschluß eines Alianzvertrages zwischen Deutschland und Jtalien in Abrede gestellt. Aber wenn auch ein solcher Vertrag nicht existire, so sei doh das Einver- nehmen vorbereitet für den Fall eines Triumphes des Kleri- falismus. Der Herzog Decazes erklärte gal, daß diese Behauptung der Wahrheit durhaus nit êéntspreche.

ules Ferry fuhr alsdann fort, zählte die Gewaltakte der Regierung auf und bezeichnete die Theorie, nah welcher zwei Gewalten der Verfassung gegen die dritte Reht behalten soll- ten, als unannehmbar. Am Schlusse seiner Rede hob er her- vor, daß Frankreih eine zweite Auflösung der Deputirten- kammer niht zugeben würde.

Die Sigzung {loß mit einem lebhaften Zwischenfall, be- stehend in einem Wortwechsel zwischen e G i

nd Gambetta. Morgen wird eine Rede des Herzogs Ten Broglie erwartet.

Spanien. Madrid, 14. November. (W. T. B.) Eine Königlihe Verfügung ordnet an, daß die baskischen Provinzen direkte Steuern zahlen sollen, wie die übrigen spanischen Landestheile.

Der russisch-türkische Krieg.

St. Petersburg, 15. November. (W. T. B.) Der Regierungsbote“ veröffentliht eine Meldung Neli- fts an den Fürsten Gortschakoff über 4 bei Telisch gefangen genommene Ausländer, darunter drei Engländer und ein Franzose aus Pera. Von den Engländern gehörten zwei zu der Gesellschaft vom rothen arp 3 Der Meldung ist ein vom 31. Dftober datirtes Protokoll beigefügt, in welchem die leßgenannten Engländer bestätigen, daß auf dem Schlachtfelde bei Telish russische Leichen barbari\ch verstümmelt gefunden worden waren. Sechs Leichen lagen enthauptet, mehreren anderen waren die Ohren und Nasen abgeschnitten, zwei waren entseßlih verbrannt.

Konstantinopel, 14 November. (W. T. B.) Der serbishe Agent Christics, der von dem Minister des Aus- wärtigen über die Serbien zugeschriebene Absicht, demnächst in die kriegerishe Aktion gegen die Türkei mit einzu- treten, befragt worden war, hat erklärt, daß ihm von seiner Regierung keinerlei bezüglihe Mittheilung zuge- angen fei. s iei 16: November. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ bespricht den eventuellen Eintritt Serbiens in die Aktion und hebt hierbei wiederholt und auf das Nach- drücklihste hervor, daß Serbien unter keiner- Bedingung darauf rechnen könne, seine ehrgeizigen Pläne auf bosnische Gebietstheile erfüllt zu sehen. Rußland werde, bei dem Frie- densshlusse vor die Wahl zwischen der österreichishen Regierung und Serbien gestellt, keinen Augenblick zögern, si für Oester- reih zu entscheiden. Nur wenn durch den Eintritt Serbiens in

die Aktion“ ein fait accompli geschaffen würde, welches un- |.

mittelbar die österreichishen Jnteressen verleßte, müßte die österreichishe Monarchie ihre beobachtende Stellung aufgeben. Das „Fremdenblatt“ betont weiter, daß die Erobe run- gen des Fürsten Nikita in Albanien nicht unmittelbar in die Sphäre der österreichischen Jnteressen fallen. Ein Protest gegen dieselben würde übrigens gleihbedeutend mit einem direkten Eintreten für die Türkei sein. Alle Erfolge der Russen, Rumänen, Serben und Montenegriner bildeten kein Präjudiz für die definitive Neugestaltung, über welche ganz Europa zu entscheiden haben werde.

Europäischer Kriegsschauplat.

St. Petersburg, 14. November. (W. T. B.), Off i- ielles Telegramm aus Bogot vom 13. d. Mts. Die rmee-Abtheilung des Großfürst -Throntolgers hatte

nur Vorpostengefehte. Am 9. d. griffen 3 türkische Tabors mit 7 Escadronen Polomirza und Omurkiöi an, zogen sih aber nah einigen Kanonenschüssen wieder zurück. Die Türken befestigen sich forgfältig gegenüber Kalara#{ch. Jn der Nacht auf den 12. d. beseßten die Rumänen ohne Verlust eine Anhöhe vor Bivoular, auh Suzurluk ge- nannt, auf der Linie Dolny-Petropol, gegenüber dem Berg Ogonetza und errichteten daselbst neue Batterien.

Konstantinopel, 14. November. (W. T. B.) Von dem neu ernannten Kommandanten von Orkhanie wird ge- meldet, ein am Montag von den Russen auf Frehol und Lublie bei Plewna gemachter Angriff sei abgewiesen worden. Ueber weitere militärishe Vorgänge bei Plewna ist keinerlei amtlihe Meldung veröffentlicht worden.

Wien, 14. November. (W. T. B.) Die „Polit. Korr.“ meldet aus Buk arest von heute: Vorgestern Nacht soll cs in der Nähe der von Skobeleff genommenen Positionen zu neuen Kämpfen gekommen sein und soll General Skobeleff noh andere türkische Positionen nächst dem „grünen Berge“ links von Radischevo genommen haben. Seit vorgestern hat man im russishen Hauptquartier Anzeichen für eine Be- wegung innerhalb Plewnas, wonach Dsman Pascha Vorbereitungen zu einem Durhbruch zu treffen sheint. Vorgestern hat ein großer russisher Artilleriepark auf dem Wege nah Bulgarien Bukarest passirt.

Der „Times“ wird von ihrem Spezial-Korrespon- denten in Konstantinopel via Syra telegraphirt: „Bei einem gestern abgehaltenen Kriegsrath wurde man darüber s{lüssig, daß die Räumung von Plewna - und Erzerum als bevorstehend betrachtet wird. Moukhtar Pascha soll sich nicht nah dem Süden zurückziehen, sondern den Kern einer neuen Operationsarmee bilden. Mehemet Ali is mit der Aufgabe betraut worden, den Plewna umgebenden Gürtel zu dur- brehen und Osman Paschas Rückzug zu schüßen. Troß der Niederlagen in Asien wird hier die militärische Situation nicht als ernst betrachtet.“ :

Der , Bo Korr.“ wird aus Bukarest, 13. Novem- ber, u. A. geschrieben: i : S

„Bei Plewna spißt sich die Lage zu einer unvermeidlichen Katastrophe zu. Ob Osman Pascha zu einer Kapitulation gezwungen wird oder id durch einen blutigen Durhbruch Luft macht, bleibt für den Gang des Feldzuges ziemli gleihgültig. Im leßteren Falle würde er nur mit den Teliminern seiner Armee auf irgend eine feste Stellung sich zurückziehen können und dadurch würde die türkische Westarmee nicht mehr als wichtiger Faktor in Aden Feldzuge gelten. Die Frage eines Durchbruchsversuhes wird vielfah erörtert und scheint es beinahe sicher, daß Osman Pascha es jedenfalls nit eher auf eine Kapitulation ankommen lassen wird, bis er nit die größten

nstrengungen gemaht haben wird, sich nah“ irgend einer Richtung Luft zu machen. Nah welcher Seite hin der Vorstoß der türkischen Armee statthaben wird, ist zwar [wee zu bestimmen, aber es steht fest, daß derselbe nur nach Nordwesten hin Aussicht auf Erfolg haben fönnte. Nah Norden und Nordosten sind die Stellungen äußerst stark und mit einer wen Artillerie bespickt; nah Osten u .d Südosten ist von General Totl-ben eine ganze Reihe von Redouten, Schüßengräben, gedeckten Wegen, Batterien \{hwersten Kalibers u. \. w. errihtet worden, welche beinahe uneinnehmbar sind. Nah Süden il dasselbe geshehen und außerdem ist die russishe Truppenkonzentration nah dieser Seite hin so stark, daß ein Dur(hbruchsversuÞh geradezu eine Unmöglichkeit geworden ist, besonders seitdem General Skobelefff durch die Einnahme der Stellung Bergovec das ganze sanft hinabsteigende Plateau bis Plewna und den Wid-Fluß beherrsht. Nah Südwesten und Westen ind in den leßten Tagen die Sen von Asagi-Dubnik, Difewica und andere weniger bedeutende ftärk ‘feftiat worden und bildet der Wid-Fluß troß seiner geringen Tiefe für Osman Pascha ein nit zu unterschäßendes taktishes Hinderniß. Nur nah Nordwesten bieten die natürliche Abflahung des Bodens nach Trstenik hin und die vorgeschobenen Stellungen, welche er in Benutzung der Krümmung

des Wid jenseits dieses Flusses beseßt hat, deri türkishen General die Möglichkeit eines Durhbruches. Auf dieser Seite hätte er den am s{wäcsten beseßten Theil des Cernirungsgürtels vor \ich und hâtte den Vortheil, daß der Wid-Fluß die angegriffenen russish- rumänischen Abtheilung:n von einander trennen und ihre gegenseitige Unterstüßung viel s{wieriger machen würde. Darum erwartet man aub in den nähsten Tagen in der angedeuteten Richtung einen Durbruchsversuch. Jedenfalls ist Osman Pascha angewiescn, den- selben bald zu unternehmen, da an der Ausfüllung dieser Lücke des Cernirungs8rayons russisher- und rumänisberseits neuerdings rastlos carbeitet wird, so daß auc dort in wenigen Tagen ih ein ganzer

omplex von Befestigungen und künstlichen Hindernissen den aus- fallenden Türken entgegenstellen wird.“ h

Ueber die U LOraanes eines Winterfeldzuges in Bulgarien spricht sich ein bulgarisher Korrespondent des „Ddessaer Boten“ folgendermaßen aus :

„Wer behauptet, daß die russishe Armee in Bulgarien nicht" überwintern fönne, irrt sich. Im Gegentheil, eine Armee von 500,000 Mann fann zwischen der Osma, Jantra und dem Balkan frei und bequem einguartirt werden. Das von den Ruffen beseßte Gebiet ist sehr reich und fruchtbar und dicht mit Bulgaren bevöl- kert; diese Verhältnisse kommen dem Erfolge eines Winterfeld- zuzes zu Gute. Von Rastschuk aus droht im Winter keine Gefahr, denn wer im Winter durch die Steppe von Trestenik gefahren ift, der kann es bezeugen, daß im Dezember und Januar in dieser Gegend gefährlihe Schneewehen, Stürme u. \. w. herrschen, welche {on vielen Reisenden das Leben gekostet haben. Ebenso ist es auf der Rawenschen Hochsteppe, auf der im Winter während der Shnee- gestöber fogar der Postenlauf eingestellt wird. Mit einem Worte: der türkishe Soldat, der an Wintercampagnen niht gewöhnt ist, wird keine Lust haben, auf die Jantra und Osma einen Angriff zu machen. Auch von Schipka her ist keine Gefahr vochanden: im Wint-r kommt man dort nicht durch. In sfolchem Falle können wir nur von Osmanbazar auf Kessarewo zu einen Angriff erwarten. Von Kessarewo bis Tirnowa ist aber die Gegend fo rei an Flüssen und Thälern, daß die türkishen Truppen sich im Winter niht rühren und keine rashen Märsche machen können. Im Gegen- theile, unsere Armee, die an Frost gewöhnt ist, wird im Stande fein, aggrefsiv vorzugehen, besonders zur Zeit der von Nordwest wehenden Winde. Im Winter sind die Kommunikationen zwish-n Tirnowa, Biela, Sistowa, Lowtsha und Nikopolis auf ebenen Wegen die allerbcquemsten. Mit Büffela und Ohsen lassen sich die größten Lasten transportiren.“

Asiatischer Kriegsschauptiaßt.

St. Petersburg, 14. November. (W. T. B.) Eine Depesche des „Golos“ aus Weran-Kaleh vom 14. d. meldet : Nach Nachrichten von dem Detachement des Generals Hei- mann belagern die Russen Erzerum. Jm Vilayet von ErzerummwirdrussisheVerwaltung eingeführt. Zum Militärgouverneur des Bezirks von Erzerum ist Gcneral

" Shhelkownikoff ernannt worden.

Aus Tiflis, 11. November, wird der W. „Presse“ von ihrem Spezial-Berichterstatter gemeldet: Nachdem die Türken nah den Scharmügzeln in den leßten Wochen die Po- sitionen im Thale von Tschuruksu geräumt haben, konzentriren die Russen überlegene Streitkräfte gegen Batum. Das Fort Hafis-Pascha im Südosten von Kars, in welches bei der leßten Affaire am 5. d. M. zwei russische Bataillone ein- drangen, ist von den Türken nicht wieder beseßt worden. Die En er Kassot und Bukley, welche angeblih in Kars ärztlihe Dienste leisteten, erschienen bei den russischen Vor: posten mit der Bitte, die Festung verlassen zu dürfen. Der Vorposten-Kommandant wies sie zurück. Fn Kars T TaR Wassermangel.=— General Fürst Melikoff hat in allen auf- ständischen Bezirken den Belagerungszustand pro- klamirt und dessen strengste Handhabung angeordnet.

Der barmherzige Türke? Unter dieser Ueber- schrift veröffentlicht die „Daily News“ den nachstehenden Auszug aus dem Briefe eines „glaubwürdigen Zeugen“: „Der Krieg wüthet mit schreckliher Wildheit in der europäischen Türkei und in Armenien. Unsere Freunde in Konstantinopel berichten, daß in der Gegend von Eskfi Zagra, wo vor zwei Monaten 60,000 Bulgaren wohnten, jeßt kein bulgarisher Mann, kein bulgarisches Weib oder Kind übrig geblieben ist. Die Männer find (mit Ausnahme derjenigen, welche mit den Russen entkamen) getödtet, und die Frauen und Kinder in die türkishen Harems vertheilt worden.“ i

(E. C.) Dr. Crookshank, der Hauptbeamte des Bri- tishen Hülfsvereins, erklärt in einem Schreiben an den

„Levant Herald“, daß er alle Verbindung mit dem Verein -

des Nothen Halbmondes zurückweise. Die Ambulance des leßteren erklärt er für völlig mißrathen, da einer der Aerzte wegen Diebstahls entlassen sei und der andere wegen \chlechter Aufführung. : Dr. L Fg erklärt, das Rothe Kreuz habe niemals irgend welchen Beistand vom Rothen

. Halbmond erhalten und werde ihn auch niemals später er-

halten.

Nr. 10 des „Ministerial - Blatts für die gesammte

innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Erlaß, die Veränderung von Vornamen in den Geburtsregistern betreffend, vom 27. Fan 1877. Verfügung, Reise-Tagegelder für Commissarish beschäftigte Beamte bei Dienstreisen außerhalb des derzeitigen Wohnortes betreffend, vom 11. Juli 1877. Cirkular, Umzugs- und Reisekostensäße für ver- schiedene Beamienklassen der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal- verwaltung betreffend, vom 24. August 1877. Verfügung, die falkulatorische PEIReLUng der Bauanschl ige betreffend, vom 16. Juli 1877. Cirkular, den Uebergang der Verwaltung der Angelegen- heiten der evangelischen Landeskirhe aaf den Evangelishen Ober- Kirchenrath resp die Königlichen Konsistorien betreffend, ‘vom 10. September 1877. Erkenntniß des E Sa Ober-Verwal- tungsgerihts, die Zuständigkeit des Kreisausshusses in streitigen Swul- und Küsterhausbausachen betreffend vom 30. Mai 1877, Erkenntniß des Königlichen Ober-Verwaltungsgerihts, die Zu- ständigkeit der Verwaltungsbehörden in Streitigkeiten über die Erhebung von Schulgeld betreffend, vom 12. Mai 1877. Verfügung, die Verpflichtung der Lehrer J Unterrichtsanstal- ten zu Stellvertretung betreffend, vom 24. Juli 1877. Verfü- gung, die verzinslihe Belegung der Kapitalien höherer Unterrichts- anstalten betreffend, vom 30. Juli 1877. Bescheid, die staatliche Aufsicht über Ertheilung des Religionsunterrihts in der Volks- chule betreffend, vom 28. Juni 1877. Cirkular, die Anstellungê- ähigkeit der im Königreiche Preußen ausgebildeten Lehrerinnen für Stellen in den Herzogthümern Coburg und Gotha, sowie der im Lehrerinnenseminar in Gotha ausgebildeten Lehrerinnen für Stellen in Preußen - betreffend, vom 26. September 1877. Statut für das geodätishe Institut vom 22. September 1877. Cirkular, die Un- zulässigkeit der Abführung von Spüljauche 2c. in Flüsse betreffend, vom 1 tember 1877. Cirkular, Wegfall der Prüfung der Apo- thekergehülfen dur Kommissarien für die Apothekenrevisioncn be- treffend, vom 27, September 1877, Instruktion zur Ausführung des Geseßes vom 14. August 1876 wegen Verwaltung der den Gemetnden und öffentlihen Anstalten gehörigen Holzun- gen in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern,

Losen, Slesien ünd Sachsen, vom 2. Juni 1877.

rkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte

vom 9. Juni 1877. Bestimmungen vom 31, März 1877, betreffend

die Berechnung der Fortshreibungsgebühren bei der Grund- und Ge-

bäudeiteuer in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern,

Non, Schlesien, Sachsen, Shleswig-Holstein, Hxmov:r und Hessen- afsau.

Landtags- Angelegenheiten.

Der Etat des Ministeriums für die landwirth- schaftlichen Angelegenheiten für das Jahr rom 1. April 1878/79 weist eine Cinnah me von 2,463,000 A na (—107,0090 M), welche Summe si aus folgenden Titeln zusammenseßt: Kosten und andere Einnahmen bei den Auseinandersezungsbehörden 1,685,185 M (—50,040 (6), Beiträge fremder Regierungen zu den Generalkosten der Auseinandersetzungsbehörden 16,500 4, Einnahmen bei den land- wirthschaftlichen Lehranstalten 338,888 A (— 61,0900 M), Ein- nahmen bei den Thierarzneishulen 97,070 M, Rückzahlungen und Zinsen der aus dem früheren Meliorationsfonds gewährten Dar- lehne 308,000 A (+ 12,110); Einnahmen bei der Deichverwaltung 11,618 Æ, fonstige Einnahmen 5739 ÆA (4+ 3199 M). An dauernden Ausgaben seßt der Etat aus 7,047,451 M (darunter künftig wegfallend 23,066 4) (4- 18,659 4). Diese Summe v:r- theilt sich auf folgende Kapitel: Ministerium 354,190 A (wie im Vorjahr), Revisionskollegium für Landeskultursacen 129,120 4 (wie im Vorjahr, Auseinandersetungsbehörden 3,440,292 M (+4 51,859 M), landwirthschaftliche Lehranstalten und sonstige wissenschaftliche und Lehrzwecke 1,046,239 Æ (— 55,295 4), Thierarznei-Schulen und Veterinärwesen 587,815 M (+ 2900 4), Förderung der Viehzucht 618,762 M. (+ 600 Æ), Förderung der Fischerei 82,868 M (+ 14,905 ), Landes-Meliorationen, Moor-, Deich-, Ufer- und Dünenwesen 500,664 (+ 3690 A), allgemeine Ausgaben 251,900 A Die einmaligen und außerordentlichen Aus- gaben betragen 2,700,090 Æ (+ 950,202 4) und bestehen aus fol- genden Titeln: zur Errichtung der Gebäude für das landwirthschaft- lihe Museum und das landwirthschaftliche Lehrinstitut in Berlin (3. Rate) 800,000 ÆM, zur Förderung der Obstkultur 12,000 A. zum Bau zweiec Gewächshäuser beim pomologischen Institut in Proskau 38,700 M, für die Um- und Neubauten bei der Thierarznei- \{hule in Hannover 28,302 #4, zur Hebung der Fischerei 60,000 A; für die wissenshaftlihe Kommission in Kiel zur Er- forshung der Meere im Interesse der Seefischerei 15,000 A; Bei- hülfe für die Heringsfischerei-Aktiengesells{chaft in Emden 150,090 4; für das Dünenwesen in den Provinzen Preußen und Pommern 73,000 #4; Zuschuß zu_den Kosten der Herstellung von Steindeichen an den exponirten Stellen der Insel Nordstcrand, fünfte Rate 95,998 Æ; für den Ufershuß der Wilster-Marsch (1. Rate) 75,000 (A; zu den Kosten der Vorbereitungen für di- Weichsel-Nogat-Regulirung 309,000 M; zur Förderung der Kanalbauten im mitileren Emsgebiete der Provinz Hannover 1 362,000 4.

Der Etat der Gestütverwaltung weist eine E in- nahme von 1,704,680 (A nah (— 179,59) M). Von dieser Summe entfallen auf die Hauptgestüte 572,740 M (— 15,800 M), auf die Landgestüte 1,118,440 A (— 163,790 M), auf die Centralverwal- tung 13,500 M (wie im Vorjahre). Die dauerndenAusgaben betragen 3,432,090 Æ (+ 1540 M). Die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben 600,000 ÆAÆ (+ 15,010 M). Von dieser Summe sind bestimmt zum Ankauf von Pferden 303,900 M, behufs Einrichtung eines Beschäler-Depots in Rasten- burg (4. Rate) 77,000 4, behufs Einrichtung eines Landgestüts in Oberschlesien (4. Rate) 95,060 A Die Totalsumme der Aus- gaben bei diesem Etat beträgt 4,032,090 A. (darunter künftig wegfallend 14,185 4) (+ 16,550 6).

Statistische Nachrichten.

Nach den Veröffentlihunzen des Kaiserlich statistishen Amts im L IX. der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das ahr 1877 betrug am 1. April die Zahl der A A Aerzte im Reiche 13,728, so daß bei einer Gesammtbevölke- rung von 42,727,360 Seelen im Durchschnitt auf je 10,000 Ein- wohner 3,21 approbirte Aerzte entfallen. In den einzelnen Staaten und deren -Verwaltungsbezirken ist diese Vertheilung eine sehr ver- schiedenartige. In Preußen kommen dur{schnittlich nur 3,609 appro- birte Aerzte auf je 10,000 Einwohner, so daß also die Durchschnitts- ziffer für das Reih niht erreiht wird. Za den Bezirken mit star- kem ärztlichen Personal gehören hier: Berlin (7,9 auf 10,000 Einw.), die Regierungs- 2c. Bezirke: Wiesbaden (5,43), Cöln (5,02), Hildes- heim (4,79), Aurih (4,48), Hannover (4,21), Stralsund (4,17), Mün- ster Ea Hohenzollern (3,91), Schleswig (3,75), Coblenz (3,53) und Cassel (3,52); dagegen sind die Aerzte besonders {wah ver- treten in den Bezirken: Gumbinnen (1,01 auf 10,000 Einw.), Köslin (1,47), Bromberg (1,52), Marieawerder (1,55), Oppeln (1,61), Posen (1,84), Frankfurt a. O. (1,94), Trier (2,15), Königsberg (2,21), Danzig (2,45), Erfurt (9) Liegnitz (2,61). Die übrigen nicht ge- nannten preußishen Bezirke nähern ih der oben angegebenen Mit- telzahl. Leßtere wird im Königreich Bayern, welches 3,39 approbirte Aerzte auf je 10,000 Einw. zählt, überschritten und steht hier Ober- Bayern (5,17), und Unterfranken (3,90) obenan, während die Oberpfalz (2,30) und Niederbayern (2,31) die untersten Stellen einnehmen. Im Königreih Sachsen waren auf je 10,000 Einw. 3,61 Aerzte vorhan- den, und zwar in den Bezirken: Dresden 5,07, Leipzig 4,75, Baußen 2,83 und Ywickau 2,10. In Württemberg mit 2,80 Aerzten auf 10,0 Einw. ist der für das Reich berechnete Durchshnitt nicht erreicht worden; während der Neckarkreis (3,71) denselben überschreitet, bleiben dagegen der Jagstkreis (1,95), der Schwarzwald- kreis (2,33) und der Donaukreis (2,83) hinter demselben zurück. Eine ziemlih gleihmäßige Vertheilung der Aerzte in ibren einzelnen Be- zirken“ zeigen Baden und Hessen mit 3,53 bez. 3,74 Aerzten auf je 10,000 Einw. Von den übrigen deutshen Staaten haben eine über den Reichsdurchschnitt hinausgehende Aerztezahl folgende: Hamburg (5,89), Bremen (5,20), Waldeck (4,57), Lübe (199) Mecklenburg- Streliß (3,97), Braunschweig (3,57), Schwarzburg-Rudolstadt (3,39), Oldenburg (3,35), Ee (3,2), Sachsen-Coburg-Gotha (3,29), Sachsen-Weimar (3,28), Schwarzburg-Sondershausfen (3,26). Dagegen stehen unter dem Vurchschnitt: ecklenburg - Schwerin 3,29), Anhalt (3,18), Elsaß-Lothringen (2,86), Lippe (2,85), Sachsens C S Reuß à. L. (2,77), Sachsen-Altenburg (2,74) und Reuß j. L. (2,27). j Das „Journal officiel“ der französishen Republik veröffent- lihte kürzlich den Bericht des Ministers des Innern, von Fourtou, an den Präsidenten der Republik, betreffend das Ergebniß der auf Grund des Dekrets vom 24 August 1876 unternommenen Volk s- zählung in Frankreih. Wir entnehmen diesem Bericht fol- ende Angaben, wobei wir zum Vergleiche die Ziffern der leßten Bolkszählung von 1872 in Klammern beifügen. Frankreich zählt gegenwärtig 362 (362) Arrondissements, 2863 E) Kantone, 36,050 (35,989) Gemeinden und 36,905,788 (36,102,921) Einwohner. Die Abnahme der Kantone um zwei erklärt ih aus der inzwischen mit dem Deutschen Reiche vereinbarten Gren arung: aus 5 durch den Frankfurter Friedens\{luß getheilten Kantonen des Meurthe und des Meofeldera rtements hat man 3 neue gebildet. Die Gesammt- bevölkerung ist seit 1872, wie man sicht, um 802,867 oder um 2,17% gestiegen, wobei jedoch die seit der Zählung von 1872 nah rankreih herübergewanderten Elsaß-Lothringer mitgerehnet sind. ie Bevölkerung vertheilt sich wie folgt: ännlihen Geschlechts waren : Ledige 9,805,761, Verheirathete 7,587,259, Wittw.r 980,619; Weiblichen Geschlechts : Ledige 8,944 386, Verheirathete 7,567,080, Wittwen 2,020,683. Am meisten hat die Bevölkerung zugenommen in den Departements Seine, Nord, Loire, Meurthe-et-Moselle, Gi- ronde, Finistere und Marne; abgenomrien hat sie in 29 Departes