1877 / 271 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Nov 1877 18:00:01 GMT) scan diff

welche Stellung die Partei in der Frage des Verwaltungs- gerihtshofs einzunehmen habe. Die „Ertremen“, welche den Geseßentwurf a limine zurüdckgewiesen haben n, sollen mit ihrer Anschauung nicht durhgedrungen sein, sondern das Referat des Hrn. uck soll den Boden bilden, auf welchem die Fraktion Stellung nimmt. Aber da dieses die gleichzeitige DurGführung einer vollständigen Reorganisation

r ganzen Verwaltung zur Bedingung der Annahme des Geseßentwurfs mit den vom Referenten vorgeschlagenen Modifikationen macht, so ist auch so nicht zu hoffen, daß der Gesetzentwurf wirklich zu Stande kommt.

Baden. Karlsruhe, 15. November. (W. T. B.) Der neue Landtag wurde heute von dem Großherzoge persönli eröffnet. Die Thronrede erwähnt zunächst der vielfachen Beweise der E und der Uebereinstim- mung des Volkes mit den Bestrebungen des Großherzogs ; gedenkt ferner der persönlichen Anwesenheit des Kaisers bei den großen Herbstübungen des X1V. Armee-Corps, welche, zu des Großherzogs inniger Freude, ein* lebhafter Anlaß wur- den, um dem erhabenen Gründer und Schirmer des Reiches die dankbarste Verehrung und die unwandelbare Treue Badens erneut kundgeben zu können. Mit besonderer Genug- thuung gedenkt der Großherzog der vom Kaiser, ihm, seinem Hause und dem Lande gewordenen Zeichen des Vertrauens und der Zuneigung. Die Regierung rene in den freundlihsten Beziehungen zu den Reichsorganen und fei eifrigst bestrebt, mitzuwirken für die Befestigung und Vervollkomm- nung der Reichseinrihtungen. Mit der Vervollkommnung der Reichsjustizgeseße sei dem gerichtlichen Verfahren für das ganze Reichsgebiet die Reichseinheit gegeben. Dieses große nationale Geseßeswerk gewähre den Geseßgebungen der einzelnen Staaten nach verschiedenen Seiten hin Spielraum. Die Thronrede verheißt Vorlagen, betreffend das Einführungsgeseß zu den Reichsjustizgeseben, das als Hauptaufgabe betrachte, im Einklange mit dem Sinne und dem Geiste der neuen Reichsgeseße, die einge- Iebten, bewährten Rechtseinrihtungen Badens thunlichst zu er- halten. Es wird ferner eine Vorlage eingebracht werden, betreffend eine neue uug über die Aufbringung des Gemeinde- aufwandes, sowie der Kosten jun Baue von Kirchen und Pfarrhäusern ; hinsichtlich der leßteren sind die Kosten nur von den Angehörigen der betheiligten Konfessionen zu be- streiten. Ferner soll eine Vorlage über die Einrihtung von

andelskammern eingebraht werden. Jn Rücksicht auf wich- tige Landesinteressen is, zur Vermeidung einer Steuer- erhöhung, eine nicht unbeträhtlihe Vermehrung der Staats- Jhulden in Ausficht genommen. Den Eisenbahnbau betreffend, L es die Regierung für angezeigt, die Ausführnng zwar eginnen und die Unternehmungen eifrig vollenden zu lassen, weiterhin herantretende Bedürfnisse jedoch mit ver doppelter Sorgfalt zu prüfen.

Oesterreich-Ungarn. Pest, 13. November. Wie der „Pester Lloyd“ vernimmt, is von Seiten Englands das förmliche Anerbieten wegen Abschluß eines Meistbegünsti- gungs-Vertrages an die österreichish-ungarishe Regierung gelangt und von derselben bereitwilligst angenommen worden. Die eaungen sollen, dem genannten «Blatte zufolge, schon demnächst beginnen und raf{h zu Ende eführt werden.

14. November. Jm Abgeordneteï hause wurde heute der Geseßentwurf über die Spiritus steuer in dritter Lesung angenommen. Sodann wurde der Beschlußantrag des Abg. Somf}sich genehmigt, welcher dahin geht, das Oberhaus sei zu ersuchen, konform dem Abgeoronetenhause den Beshluß zu fassen, daß sämmtlihe Ausgleichsvorlagen gleich- zeitig der Kaiserlihen Sanktion unterbreitet werden sollen, und zwar erst dann, nachdem der österreichishe Reichsrath dieselben verhandelt haben wird. Der Banus Mazuranics ist genexn hier angekommen, um mit der ungarischen Regierung

ezüglih des kroatishen Landesbudgets für 1878 Rüc-

sprache zu pflegen. Für das nächste Jahr wird als Bedeckung dieses Landesbudgets um 117,000 Fl. mehr als für 1877 votirt eingestellt. Wie die „Bud. Corr.“ meldet, wird der kroatishe Landtag im Laufe des Dezember während der Delegationssession tagen, um die Budgetvorlagen für 1878 zu erledigen. Was die Haltung der kroatishen Abgeordneten in der Frage der Grenzbahnen betrifft, so haben dieselben der erwähnten Korrespondenz zufolge endgültige Beschlüsse noch nit gefaßt, wahrscheinlich dürften sie mit dem Antrage hervor- treten, es möge in dem Geseße die Trace der ganzen Linie präziser umschrieben und außerdem ausdrücklich ausgesprochen werden, welhe Summe oder welcher Prozentsaÿ des Grenz- fonds auch für andere Zwecke als den Tor verwendet werden soll. Der Geseßentwurf soll am 22. November auf die Tagesordnung dés Abgeordnetenhauses gelangen.

15. November. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Pesti Naplo“ gelangt die Angelegenheit der verhaf- teten Szekler am 19. d. M. vor dem Strafsenat des obersten Gerichtshofs zur Verhandlung.

Schweiz. Bern, 14. November. Die Komm ission des Nationalraths zur Herstellung des finanziellen Gleichgewichts des Bundes S die meisten Anträge ihrer Sektionen angenommen und fich bis zum nächsten Mittwoch fr definitiven Festsezun ihrer Vorschläge vertagt. Sie eantragt, nah der „N. Zürch. Ztg.“, u. A. die Aufhebung der Portofreiheit, sowie eine Herabsezung der Taggelder der National-Räthe, will Abänderungen im Militär- und Post- wesen auf dem Geseßeswege einführen und ersucht den Bundes- rath, in der nähsten Session der Bundesversammlung eine Gesebesvorlage, betreffend die-Erhebung einer Zuschlags- tare (centimes additionnelles) in allen oder einzelnen Zoll- gruppen, zu baldigster Deckung des Defizits einzubringen. Der Berner Regierungsrath sucht vom Großen e die Ermächtigung nah, die vom Bundesrath verlangte ventionsquote des Kantons Bern für das Gott- Tgrbahn-Unternehmen für das 5. Baujahr, unter Vor- ehalt freier Entshließung Ie die Ausrihtung weiterer Bei- t üge an denselben auszuzahlen. Zu diesem Zwecke wird ein Na s redit von 29,300 Fr. verlangt, da in dem diesjährigen Vor- lage für die Gotthardsubvention nur 110,000 Fr. vorge- ehen sind, so daß zur Auszahlung der ganzen geforderten Summe von 139,300 Fr. eine Ermächtigung des Großen Rathes ees ist. Ss —. WIE em. weiz. Militär-Zeitung“ \ucht die Gemüther hinfichtlich der an der nordwe en Gre E. der Schweiz aufgeführten französischen Zzefestigungen zu beruhigen, Dieselbe schreibt: „Die Befestigungen zum Schutze

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des Zugangs zum westlihen und südlichen Frankreih zwischen den Vogesen und dem Jura E aus dem Fort Giro- magny, der Festung Belfort, den Forts vom Mont-Vaudois, Mont-Bart und Lomont. Die Front nach Osten deckt der Doubs. Ein Fort Grammont, von dem geträumt worden, existirt gar nicht und wird auch nit beabsihtigt. Der Mont-

rammont befindet sich 6000 Meter südwestlich von Delle und ‘ist 5000 Meter von der nächsten s{weizer Grenze ent- fernt ; von Pruntrut, welches er bedrohen sollte, beträgt die Entfernung mehr als das Doppelte. Den Franzosen kann der Mont-Grammont zur Befestigung nicht dienen, weil er auf Schweizerboden umgangen werden kann. Sie werden es daher vorziehen, am Lomont bei Point de Roide ihr \üd- lihstes Werk zu errichten. Dasselte ist 8000 Meter von der s{weizer Grenze entfernt. Der franzöfishe Festungsgürtel kann daher die Schweiz in keiner Weise bedrohen.“

Großbritannien und Jriand. London, 14. November. Die „Times“ meint, Mr. Gladstone habe zwar viel- fah mit den Ueberlieferungen englisher Staatsmänner ge- brochen, in keinem Falle aber nuzenbringender als dur seine Reise nah Jrland, welhe zum ersten Male einen ehemaligen Premier-Minister Englands in unmittelbare Berührung mit dem irishen Volke gebracht habe. „Was Mr. Gladstone gethan, sagt das leitende Blatt, köunen selbst geringere Leute mit Sicherheit ausführen: denn, so seltsam es erscheinen mag, Gladstone war bis ju seiner neulihen Reise nach Frland daselbst einer der unvolksthümlichsten eng- lishen Staatsmänner. Die Agitatoren, welhe während der leßten vier Jahre englische Staatsmänner beshimpften, weil sie niht auf die Grundsägze, die zur Verurtheilung der Fenier führten, verzichtet, haben England und Frland nahezu über- redet, daß englische Staatsmänner in Jrland sich nicht blicken [lassen dürften. Muihig hat Gladstone diese ungeheuerliche Behauptung auf die Probe gestellt. Er hat bewiesen, daß ein englisher Staatsmann, über englische Politik sprehend, auf eine ebenso gute Aufnahr:e in Jrland wie in England oder Schottland rechnen kann, Das ist kein geringer Gewinn, aber der Werth desselben wird noch weit erhöht werden, w:nn- von Es die es angeht, s{leunigst daraus Nutzen gezogen wird.“

Frankreich. Paris, 15. November. (W. T. B.) Dem voll- ständigen Siege der Rechten bei der heutigen Senatoren - wahl (f. u. Versailles) wird in parlamentarischen Kreisen die größte L Us beigelegt, da man die 141 für die Kandidaten der Rechten abgegebenen Stimmen als für das Auflösungs- votum sicher betrahtet. Die 4 neu gewählten Senatoren Mee ten heute Abend mit fast sämmtlichen B der Nechten des Senates und der Deputirtenkammer dem Emp ange bei, welchen der Marschall im Präfekturgebäude von Versailles ab- hielt.— Die „République frança ise“ bespricht die gestrige Debatte in der Deputirtenkammer und spriht am Schlusse des Artikels in nachdrückliher Weise die Erwartung aus, daß das Land, wenn es sehen werde, wohin man es führe, sih erheben werde, um alle Diejenigen zu zermalmen, welche mit seinen Geschifen cin freventlihes Spiel treiben wollte. «— Der Kriegs-Minister hat angeordnet, daß die Jnfanterie-Kompagnien, welhe in den neuen noch nicht fertigen Forts um Paris detachirt waren, zu ihren Regimen- tern zurüdehren und “dur Detachêments Genietruppen erseßt werden sollen. Diese Detachements werden aus dem bisher in Versailles garnisonirenden Genieregimente gebildet, wes- halb diese Maßregel von den republikanischen Organen mit der Ersebung des Generals von Villers durh den General Garnier in dem Kommando von Versailles in Verbindung

ebraht wird. Die Königin Fsabella is heute früh ier eingetroffen.

(Fr. C.) Telegraphischer Meldung aus Französis ch- ndien zufolge, ist dort am leßten Sonntag der Republi- aner Godin, einer der 363, gegen den offiziellen Kandi-

daten, Hrn. Benoist-d'Azy Sohn, gewählt worden.

Versailles, 15. November. (W. T. B.) Jm Senat wurden heute die Kandidaten der vereinigten Rechten, Chabaud-Latour, Lucien Brun, Grandperret und Grefulhe zu lebenslänglihen Senatoren gewählt.

‘Der Deputirtenkammer legte der Kriegs-Minister zunächst mehrere Geseßentwürfe, betreffend die Verwaltung der Armee, die Beförderung der Subalternoffiziere und die Abändexung des Gesetzes vom 13. Mai 1875 vor.

; ierauf wurde die Debatte über den von Albert Grévy eingebrachten Resolutionsentwurf fortgeseßt. Der Con- seils-Präsident, Herzog pon Broglie, erklärte, er werde die Debatte mit derjenigen Ruhe beginnen, die Männern zukomme, die sich noch im Besiße der ihnen anvertrauten *Gewalt befänden, bald aber vielleiht unter Anklage ge- stellt würden. Das Kabinet sei geblieben, um auf die wider dasselbe vorgebrahten Angriffe zu antworten, und habe nah einem anderen Terrain in privilegirter und ges{hüßter Stellung nicht suhen wollen. Sobald dieser Pflicht genügt sein werde, werde der Marschall sehen, was weiter zu geschehen habe. Wenn man ihm 4 en könne, daß ein Ministerium, in welches Louis Blanc und Léon Renault eintreten würden, im Stande sein werde, ein gemeinsames Programm zu formuliren, so werde ein parlamentarisher Ausweg gefunden sein; wenn das aber nicht der Gal sein sollte, so werde man nah wei- teren Basen einer Lösung suchen müssen. Der Herzog von Broglie erklärte weiter, er acceptire eine Versezung in den Anklagestand, wenn dieselbe gerichtliche Garantien enthalte, er könne aber eine Enquete nit acceptiren, die nihts weiter sei, als eine Verseßung in den Anklagestand ohne gerichtliche Formen und darauf abzielend, die Anklage der Hand der An- kläger anzuvertrauen. Man werde niemals einen Präsidenten finden, der bei der Wahl seiner Minister entgegenkommender sei, als der Marschall Mac Mahon. Derselbe l;,abe 18 Monate lang Männer D Ministern gehabt, welhe ihm feindlih ge- sinnt gewesen seien und habe erst dann innegehalten, als er gesehen habe, daß man ihn auf dem Wege des Radikalis- mus mit fortreißen wolle. Das Ministerium übernehme die Verantwortlichkeit vor der Geschichte, sowie die ö entliche und selbst die strafgeseßlihe Verantwortlichkeit. Alles, was das Ministerium gean habe, sei geseßlih gewesen, man könne ihm nichts Aehnlihes zum Vorwurfe machen, wie die von anderer Seite erfolgte Androhung der Budgetverweigerunng, durch die man die Exekutivgewalt sich unterwürfig machen wolle, oder wie einen gestern aufgestellten h dex einen förmlichen Aufruf zum Aufstand zu enthalten cheine. Die-

jenigen, die an ren denken könnten, möchten sich wohl

von Erfolg sein könnten, so möchten dieselben daran denken, daß der 31. Oktober nicht weit entfernt se: von dem 4. September.

af ay von Broglie zählte ferner alle Verleumdungen auf, die die Opposition verbreitet habe, daruntec namenti diejenige, daß das Kabinet Krieg wolle für die Wiederherstel: lung der weltlihen Macht des stes. Die nämlichen Män- ner, die 1871 E des Krieges à outrance gewesen wären, seien im Partei-Fnteresse friedfertige Leute geworden, die Frieden um jeden Preis haben wollen. Dadurch allein sei es gekommen, daß sie die bethörten Massen zur Wahlurne its binecifén können. Die Sprache, die fie geführt hätten, fei der von den deutschen F geführten Sprache so ähnli ge- wesen, daß man sich fragen müsse, was unter ihrem Einflus}s: wohl aus dem Vaterlande werden müsse.

Der Conseils-Präsident {loß mit einem Protest gegen das Enqueteverfahren, indem er zum Voraus dessen Resultate als unäht und falsch bezeichnete (s*inscrivant en faux contre ses resaultats). Die Rede wurde von der Rechten mit großem Beifall aufgenommen.

Gambetta, welcher darauf das Wort ergriff, erklärte, er erkenne in den Worten des erzogs von Broglie die „per- fide Geschicklichkeit“ wieder, welhe durch Täuschung der Nation Sigze in der Kammer gewonnen habe. Der Redner protestirte mit Entschiedenheit gegen die Jmputation, welch: ihn als für das Ausland wirkend darstelle. Die Kammer bleibe, wenn sie die beantragte Untersuchung anstelle, durchaus innerhalb ihrer Mae Befugnisse; keinesfalls dürfe der Senat über das allgemeine Stimmrecht gestellt werden.

__ Der Antrag Grévy's auf Einseßung einer Kommis: sion, welche eine Untersuhung über die seit dem 16. Mai ausgeübten ungeseßlihen Einflüsse anstellen soll, wurde mit 320 gegen 203 Stimmen angenommen, nachdem es mehr- fah zwischen Mitgliedern der Rechten und Linken zu lebhzf- tem Wortwechsel gekommen war.

, Morgen wird die Deputirtenkammer in den Bureaux die Wahl der Mitglieder der Enquete-Kommission vornehmen.

__ Italien. Rom, 10. November. Die „Jtalie“ be- rihtet: Die mit der Prüfung und Berichterstattung über den Strafgeseßentwurf betraute Kommission beendigte gestern die Berathung des vierten Abschnittes, der die von

taatsb eamten begangenen Verbrechen behandelt. Der leßte Artikel des Kapitels: „vom Amtsmißbrauche“ gab zu lebhaften Verhandlungen Anlaß. Dieser Artikel, der 196. des vom Senat genehmigten Entwurfs, bedroht die Verleßung des Amtsgeheimnisses mit Strafe. Bekanntlich hielt es der vorige Minister - Siegelbewahrer Vigliani für ge- boten, nah Veröffentlihung des Werkes von La Marmora: „un po piu di luce sui fatti del anno 1866“ seinem Geseß- entwurfe eine Bestimmung hinzuzufügen, wonach nicht nur die Staatsbeamten bestraft werden sollen, welche während ihrer Amtsführung Thatsachen enthüllen, die sie geheim halten sollen, oder Dokumente veröffentlichen, die nicht für die Oeffent- lihkeit bestimmt sind, sondern au Diejenigen, welche dies thun, nachdem sie aufgehört haben, Staatsbeamte zu sein. Dieser Artikel hat den Fall im Auge, in dem solche Veröffent- lihungen dem Staate Kriegsgefahr oder Repressalien von Seiten anderer Staaten zuziehen oder die freundschaftlichen Beziehüngen der Regierung zu anderen Kabineten gefährden oder dem Staate andere shwere Nachtheile bereiten könnten. zin diesem Falle käme der vom Senat genehmigte Art. 138 zur Anwendung, der Diejenigen mit Strafe bedroht, welchedie Sicher- heit des Staates gefährden. Der Zusazartikel des Ministers Vigliani wurde aber Gegenstand heftiger Angriffe. Man hielt ihn neben dem Artikel 138 für überflüssig, und namentlih stieß t die Kritik an der unbestimmten, dehnbaren und darum so rv rlichen Fassung des Q Ebatiners. Die Kommisfion mußte dieser Kritik umsomehr Rechnung tragen, als der gegen- wärtige Minister-Siegelbewahrer Mancini ihre Aufmerksam- keit darauf gelenkt hatte, und sie betraute deshalb eine Sub-- kommission mit der Abfassung eines neuen Artikels, welcher die Fälle genau bestimmt, in welchen die Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen bestraft werden soll. Der Deputirte der Rechten, Finzi, hat in einer Rede vor seinen Wählern in Pesaro das Ministerium, und namentlih den Minister des Znnern auf das Hesftigste angegriffen. Diese Be- [Bupsunges werden von einem großen Theile der Presse scharf gerügt; das „Diritto“ z. B. sagt: „Wir stehen gewiß nicht in dem Rufe, seine Bewunderer und Lobhudler zu sein. Aber hinter dem Minister Nicotera steht der Patriot und Mann Nicotera, und der verdient, das sagen wir laut und unbedenklich, die Achtung aller Par- teien. Verleumdungen und Beschimpfungen ver:ilgen die Wahrheit und Geschichte keineswegs. Herr Finzi glaube uns indem er einen alten Patrioten auf gemeine und brutale Weise beleidigt und eine große Partei beschimpft, wird der parla- mentarishe Kampf nicht veredelt und die Bürgertugend der Jtaliener nicht gehoben. Wir verlangen von unseren Gegnern weder Beifall noch Lobsprüche, aber wir haben das Recht, Wahrheit und Gerechtigkeit von ihnen zu verlangen.“

Nußsßland und Polen. St. Petersburg, 14. No- vember. (St. Pet. Herold.) Am 30. Oktober (a. S:.) ver- starb in Charkow der Kommandirende der Trupp:n des Charkowshen Militärbezirks, General - Adjutant, General- Lieutenant Graf Felix Nikolajewitsch Ssumarokow-Elston. An seiner Stelle ist der Gehülfe des Kommandirenden der Truppen des Warschauer Militärbezirks, General-Adjutant Minfkwißt, ernannt worden.

15. November. (W. T. B.) Nachdem 8 Garde- Regimenter von St. Petersburg nah dem Kriegsschau- plaße abgegangen sind, hat naturgemäß ein Ersay dur Linientruppen fla:tfinden müssen. Wenn für diese Kom- mandirung von Truppen revolutionäre Umtriebe als Grund angegeben sind, jo ist das ebenso eine Fabel, wie die besondere Requisition eines Regiments aus Schlüsselburg, wo kein solches steht. Der General Jgnatieff, der si ledigli in Familienangelegenheiten 8 Tage hier aufgehalten hatte, wird Pas zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Kiew verweilen. y

Amerika. : Washington, 13. November. (A. A. C.) Der Senat hat die Ernennung des Mr. Stevens zum Gesandten der Union in Stockholm bestätigt. Das Re- präsentantenhaus hat die „Deficiency-Bill“, deren größerer Theil Bewilligungen für die Marine umfaßt, erledigt.

in O en, die Abwehr würde nicht ausbleiben, und wenn dieselben etwa meinen sollten, daß ihre Bestrebungen

Der russis{ch-türkische Krieg.

Europäis@&er Kriegsschauplaß. Si

St. Petersburg, 15. November. (W. T. B.) is zielles Telegramm aus Bogot vom 14. November. Jn den lezten Tagen haben die Türken häufig Rekognoszi- rungen gegen unsere Position bei Helena vorgenommen, au Tannen dieselben uer Vorposten auf den Straßen von Osmanbazar und umla. _ Gegenüber dem Nikolaiberge im Schipkapasfse fahren die Türken - mit der Vergrößerung ihrer Batterien fort. Jn der Nacht vom 13. November kamen die Türken auf aht Booten aus Rus:\chufk ur Mündung des Flusses Kapaska bei Giurgewo ange- f hren; als wir Feuer auf dieselben eröffneten, zogen fie sich wieder zurück. Seit dem 13. is das Feuer aus der neuen Batterie eröffnet, die wir zur Beschießung der türkischen Batterien errichtet haben, von denen der Bahnhof in Giur- ewo beschossen wird. Die gedachte Batterie unterhielt das Feuer bis zum Eintritt der Dunkelheit. 5 St. Petersburg, 16. November. (W. T. B.) Of- fizielles Telegramm aus Bogot, 15. d.: Heute Nacht zwishen 12 und 5 Uhr griffen die Türken drei Mal die befestigte Position des Generals Sfkobel eff an, wurden aber jedes Mal dur anhaltende Salven zurückgewiesen. Der Verlust der Türken ist groß; wir hatten etwa 100 Todte Die angreifenden Türken waren 10 bis

Konstantinopel, 15. November. (W. T. B.) Der estern im Seraskierate unter dem Vorsiß des Sultans fiatt ehabte Ministerrath hat beschlossen, der Armee Mehemed Ali Paschas namhaste Verstärkungen zugehen lassen.

E T 15. November. (W. T. B.) Dem „Standard“ wird aus Poradim vom 13. d. M. gemeldet: Gestern sandten die Russen einen Parlamentär zu Osman da ha und for-

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und Verwundete. 11 Tabors- stark.

derten ihn auf, sich zu ergeben. Osman Pascha habe erklärt, daß die Vertheidigungsmittel noch niht erschöpft seien. Z

Sistowa, 13. November. (Telegr. der W. „Presse“.) Das türkische Lager von Plewna wird beschossen. Die Russen haben längs ihrer Cernirungslinie eine optishe Tele- graphenlïnie etablirt. Der Vorpostendienst zur Näht- zeit wird mit besonderer Sorgfalt betrieben. Die Zahl der Deserteure aus Plewna nimmt seit einigen Tagen wieder zu. Jhre Aussagen sind sehr widersprehend. Ein Courier Osman Paséhas, welcher sih nah Orkhanie dur{hschleichen wollte, wurde von rufsishen Patrouillen gefangen genommen. General Gurfko a einen goldenen Ehrensäbel mit der Inschrift „für Tapferkeit“ und mit Diamanten beseßt erhalten. Cn Skobeleff soll gestern seinen Angriff gegen die türfishen Redouten mit Exfolg fortgeseßt Haben. Die Rumänen sind von Norden her ebenfalls gegen Plewna vorgerückt, haben die Höhen am Wid, nordwestlih von Bukowa, beseßt und sih dort verschanzt. Í

Aus Braila, 10. November, berichtet die „Pol. Korr.“ u: A.: : ; ;

„Wie nun jeßt verlautet, will Suleiman Pascha, im Falle Osman Pascha in Plewna zur Kapitulation gezwungen würde, nur die nöthigen Garnisonen in den Donau-Festungen zurücklassen und mit dem größten Theile seiner Armee über die östlichen Balkan- pâfse nach Rumelien gehen, um dasselbe gege: eine nue russische Invasion zu hüben und im s{limmsten Falle Adrianopel zu ver- theidigen. Die Stellung der beiderseitigen Streitkräfte hat si in den leßten Wochen auf dem extremen öftlihen Kriegsschauplaße niht merklih verändert. Die russishe Dobrudscha-Armee steht noch immer vor dem Trajans-Walle, mit ihrem Hauptquartiere in Cerna-Woda und in befestigten Stellungen bei Medschidje und Küstendshe. Forcirte Rekognoszirungen mit kleineren, aus drei Waffengattungen bestehenden Abtheilungen wurden zwar vorgenom- men und in diesea Expeditionen ist man südlich bis nahe an Basard- \chik und an der Meeresküste bis Kawarna vorgedrungen. Ebenfo sind Kavallerie-Abtheilungen westlich bis Kuzgun und auch näher au Silistria gelangt, aber zu einem wirklichen Vordringen einer größeren Truppen-Abtheilung ist es nicht gekommen und dürfte auch nicht früher kommen, als bis in West-Bulgarien die Würfel gefallen sind. Der Krankenstand in der russischen Dobrudscha-Armee ist zwar im Monate Augast ein hoher gewesen, seit September jedoch ist derselbe ein ganz normaler geworden.

Was die Stellung der türkischen Armee auf dem extremen ostbulgarishen Kriegsschauplate betrifft, so kann man dieselbe in einer ganz einfahen Weise resumiren. Außer Sülina, welches von den Türken befestigt wurde und nur unter dem Schuße der Flotte zu halten ist, ist die ganze Dobrudscha südlich bis Basardschik, west- lich bis drei Stunden von Silistria von Truppen entblößt. Die türkische Pan L ist noch immer ana E i Vorgeschobene Abtheilungen halten das stark befestigte Basardschik und die Etappenstation Kozludza. Von Basards{chik bis Silistria sind nur {wache Kavallerie-Piquets postirt, so daß Kosacken mit Umgehung Bajardschiks bis nahe an Jeni - Bazar estreift sind. In Varna steht das egyptishe Corps, welches im faum 300 Mann eingebüßt hat, aber einen so großen Krankenfständ aufweist, daß es um 30%/ scines Gffettivstandes vermindert ist. Auch die anatolisb:n Regimenter sind dur Krankheiten sehr mitgenommen, so daß die Bataillone höchstens“ noch 300 bis 400 Mann stark sind. In den leßten Tazen sind auch einige Bataillone in Varna ua Trapezunt eingeschifft worden, um die Hülfstruppen, welche man Moukhtar Loioa nad Erzerum s{hickt, zu verstärken. Es wird an der Herstellung der Straße durch den Emineh-Balkan N ge- arbeitet. Ein großer Theil der in Varna stationirten Kriegsschiffe ist nah Trapezunt beordert worden, wo auch Hobart Pascha mit der Panzerflotte sein soll.“

Asiatischer Kriegsschauplaß.

St. Petersburg, 15. November. (W. T. B.) Jn dem offiziellen Telegramm vom 13. d. Abends über die Avantgarde-Affaire vor Erzerum vom 9. d. ist die Verlust- Bis offenbar irrthümlich angegeben. Die drei jeden- alls durch die Campagne in ihrem Bestande geshwêöchten Bataillone des Baku'schen Regiments, welhe noch überdies 550 Gefangene fortführten, können unmöglich 32 Offiziere und 600 Soldaten verloren haben. Offenbar ist das der Verlust bei dem Treffen von Deveboyun.

_ Konstantinopel, 15. November. (W. T. B.) Nach ler eingegangenen Be! aus Erzerum griffen die

ussen am 14. d. bei Tagesanbruch die Befestigungen von Topdagh an, erstürmten und nahmen das Fort Azizie, wurden jedoch gezwungen, dasselbe wieder zu verlassen. Der Kampf dauerte bis 14 Uhr Nachmittags. Es ist starker

hneefall eingetreten. - :

Tiflis, 12. November. (Telegr. d. W. „Presse“.) Die von Ardahan über Olti vorgerücte Kolonne hat im Saganlü-

ebirge Stellung. genommen. Sollte die Einnahme von rzerum in nächster Zeit nicht gelingen, so wird das Armee- Corps Heimann seine Winterquartiere am Saganlü- gebirge beziehen. Jn Kuba und Schura (an der West- üste des Kaspischen Meeres), ehemalige aufständische Bezirke, wurden die Friedensgerichte wieder eingeführt.

ampfe .

Die „Pol. Corr.“ meldet: é :

„Dem Kriegs-Ministerium in Konstantinsel sollen Berichte von Moukhtar Pajcha vorliegen, nah welchen er seit seiner lezten großen Niederlage feine weitere Katastrophe befürchtet, falls die versprochenen Verstärkungen rechtzeitig eintreffen werden. Diese optimistishe Auf- fassung flößt aber wenig Vertrauen ein, wenn man vernimmt, was eine aus Anatolien eben in Konstantinopel eingetroffene hohe mili- täârische Persönlichkeit über den derouten Zustand der Armee Moukhtar

ashas erzählt. Als Moukhtar die Festung Kars verließ, um die

öhen von Saganlü zu beseßen und sich fodann in der Richtung von Erzerum zurüczuzieh n, tatte er nicht mehr als 11 stark dezi- mirte Bataillone. Ju Kars hatte er 31 ebenso dezimirte Bataillone zurügelassen. Die Panique in Kars hatte den Gipfelpunkt erreicht. Es befanden sich daselbft über 5000 Kranke und Verwundete mit niht mehr als aht Aerzten; an Medikamenten fehlte es fast ganz und gar. Hâtten die Russen an jenem Tage Kars angegriffen, so wäre die Festung unzweifelhaft in ihre Hände gefallen.“

Aus Pera schreibt man der „Cöln.

„Auch die sonst so passiven Weiber mischen sich jeßt in die Oeffentlichkeit cin. Jn |tarken Gruppen strömen sie mit ihren Säuglingen auf den Armen in die unteren Räume des Kriegs- Ministeriums und verlangen zu wissen, ob ihre Männer umgekom- men feien. Und bei der Achtung, mit der die Weiber hier behandelt werdea, ist dies eine unbequeme Sache. Befriedig n lassen si ihre Fragen nicht. Denn erstens besißt die Türkei gar keine Verzeichnisse threr einzelnen Soldaten, noch weniger aber Verlustlisten, und wenn es deren gäbe, würden die Personalbezeihnungen Sinzelner stets in der Luft s{weben, da es in jedem Regimente Hunderte von Schmeds und Mehmeds giebt, die s{wer zu scheiden sind. Nachdem man die Gemüther einigermaßen über die Lage in Asien beruhigt hatte, ist jeßt der angeblihe Verrath Ismail Hafki's, des Befehls- habers von Telisch, in aller Munde, und pilzartig {ießen Bio- raphien des Verräthers auf, wie sie entehrender nicht gedacht werden önnen. Das Unglück macht die Türken stets hart.“

Landtags- Angelegenheiten.

Der Etat der Eisenbahn-Verwaltung für das Etatsjahr 1878/79 weist Einnahmen auf von 10 Staatsbahnen 169,800,732 (+ 1,654,572 Æ, die sih hauptsählich auf der Ostbahn ergaben, bei welcher u. ‘A. die Einnahmen der Pommerschen Centralbahn für das volle Jahr zum Ansaß kommen); Privatbahnen, bei welchen der Staat betheiligt ist 4,247,374 M (+ 1,146,712 M, davon 661,500 Æ Zinsen auf die zum Bau der Berliner Stadtbahn geleisteten Einzahlungen); foustigen Einnahmen 367,470 6 (+ 138,000 A), darunter einen durlaufenden Posten von 52,000 M von der Berliner Stadtbahn zu erstattende Besoldungen 2c.; zusam- men 174,415,576 Æ (+4 2,939,284 A). L

Die dauernden Ausgaben betragen: Staatseisenbaknen 109,751,586 A (—95,2422 M), Privatbahnen 9,534,750 M. (—571,748 M), Centralverwaltung und Eisenbahnkommissariate 1,104,009 A (+41,721 A), zusammen 116,390,336 Æ (—615,269 M).

Die Ueberschüsse, welche die einzelnen Staats-Eisenbahnen liefern, sind: Niederslesisch-Märkische 15,975,000 X (—640,000 4), Ost- bahn 16,520,000 (42,930,000 M), Westfälische 2,898,009 A (—50,000 Æ), davon Münster-Hamm 325,500 #Æ, Saarbrüdcker 3,937,000 M (+50,000 A), Hannoversche 11,412,000 A (447,000 4),

rankfurt-Bebra 5,070,000 A (+60,000 4), Nassauische 1,900,000 4 —500,000 4), Main-Weser 2,458,000 A (—227,000 4), Main- eckdar 334,646 (—32,686 A). ;

Zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind 1,559,586 (+ 399,200 M) ausgeworfen, darunter 900,000 F Ae für unvorbergelE älle. :

Die Gesammtausgaben betragen 117,949,922 M. (— 226,059 .). Der Ueberschuß der Einnahmen Über die dauernden Ausgaben stellt sich auf 58,025,240 Æ (+ 3,564,553 4) und nach Abzug der einmaligen und außerordentlichen Ausgaben auf 56,465,654 (+ 3,165 353 M). : :

Der Etat der Berg-, Hütten- und Saliucen- Verwaltung für das Jahr 1878—79 weist in den Einnahmen 95,670,892 (—4,702,476 6), den dauernden Ausgaben 82,290,134 A4 (—2,247,311 M) auf und läßt nach Abzug von 1,475,000 # ein- maligen und außerordentlichen U (4-320,750 M) einen Ueber- \chuß von 11,905,758 (—2,775, 15 Æ).

Zu den Einnahmen liefern die Bergwerke 60,026,300 4. (—3,752,818 M). Das zum Verkauf gelangende Quantum ift im Wesentlichen dasselbe geblieben, doch wird \ich der Einnahmebetrag wegen des Rückgangs des Steinkohlenpreises erheblich vermindern. Die Hüttenwerke sind mit 23,697,700 M (—57,200 4) aus-

eworfen, die Salzwerke mit 4,886,995 M (—143,565 Hf).

egen stockenden oe hat auf den Salzwerk.:n zu Staß- furt und bei Erfurt die Förderung - vou Steinsalz beschränkt, auch eine Herabseßung der Verkaufspreise stattfinden müssen; da- gegen hat die Kaliproduktion in früherem Umfange beibehalten wer- den können. Die Badeanstalten sind'mit 143,367 M (+ 1200 4) in Ansaß gebraht, die Kommunionwerke am Untorharz mit 2,443,760 M. (+ 33,852 A), die Gesammt-Steinkohlenbergwerke bei Obernkirchen mit 952,900 4 (— 254,609 M in Folge andauernden Rückgangz der - Verkaufspreise), die anderea Einnahmen mit 3,519,870 M (— 529,345 A6). Der Ausfall im leßteren Titel liegt lediglih in den Bergwerksabgaben 2c., die sih in Folge der ungün- stigen rol von 3,782,625 Æ auf 3,231,220 ermäßigt haben.

Die dauernden Ausgaben belaufen sih bei den Berg- werken auf 51,105,125 A (— 1,853,183 M), der Ueber schuß auf 8,921,175 Æ (— 1,899,635 #6). Die Ersparnisse werden zum größten Theil d- dur erzielt, daß für Neu--und Erweiterungsbauten, die nur in möglichst geringem Maße ausgeführt werden sollen, 1,148,610 Æ weniger, als im Vorjahre auf den Etat gebracht sind. Für die Hüttenwerke betragen- die Ausgaben 22,118,959 # (4 135,430 M), der Uebershuß 1,578,720 (— 192,630 H), für die Salzwerke die Ausgaben 3,880,125 A (— 432,715 M), der Ueberschuß 1,096,870 4A (+ 289,159 4). Die Sriparmh in den Ausgaben wird selbstverständlih durch die geringere Produk- tion herbeigeführt, zum Theil aber auch, weil im vorigen Etat ein sehr erheblicher Betra ¡um Ankauf eines 57 Morgen großen Areals zu Staßfurt zum Ansaß gebracht war. Die Ausgaben der Bade- anstalten belaufen sih auf 158,907 4A (+ 16,74) F), erfordern mithin einen Zushuß von 15,540 K Die gemeinschaftlichen Werke erfordern 2,689,060 4 (— 96,948 M) Ausgaben und er- geben 707,600 Æ (—123,800 A) UerEus. :

Die Verwaltungskosten: Min EBG tbeilung E Bergwesen 178,570 M (— 7230 4), Ober-Berzämter 1,260,655 M (— 5622 M), bergtechnische Lehranstalten 368,950 4 (— 2100 2 und sonstige Verwaltungs- und Betriebskosten 529,792 H (— 1683 #4 sind ziemlich unverändert geblieben. ¿

Zu einmaligen und außerordentlichen Nur ge ben find 1,475,000 Æ ausgeworfen (+329,750 F6), wovon 150,000 ur Periepuag der Bohrversuche bei Dürrenberÿ (auf Steinkohlen), ei Naers im Samlande, bei Cammin, bei Dobrilugk (auf Steinkohlen) und in der Provinz Westfalen (auf Steinkohlen). Zur Portiemang des Segeberger Steinsalzschacht - Unternehmens sind

,000 M vorgesehen; zu für Bergleute in Saar- brücken 60,000 6, zur Gewährung unverzinsliher Darlehne an die- selben behufs Ausführung von Wohnhäufern 100,000 Æ, zur Vo:- [endung des Dienstgebäudes für die geologishe Landesanstalt, die Bergakademie und das Museum für Berg-, Hütten- und Salinen-

e sowie far inneren As und Ausrüstung des Dienst-

ebäudes 460,000 Æ u. st w. i:

G Der Etat des Herrenhauses (164,310 4) 1 ifeoer den laufenden um 1200 # (Remuneration der ständigen Hülfsarbeiter) erhöht, der des Hauses der Abgeordneten (1,199,520 4A) um 5000 Æ (Unterhaltung der Gebäude) ermäßigt worden.

Bauprämien

Statistische Nachrichten.

Na Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den biefigen Standesämtern in der Woche vom 4. No- tober bis incl. 10. November cr. zur Anmeldung gekommen: 233 Ehe- \{ließungen, 886 Lebendg. borene, 30 Todtgeborene, 459 Sterbefälle.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentliht in dem jeßt herausgegebenen Band XXPVII. der Statistik des Deutschen R is die allgemeinen Uebersihten über den auswärtig-n Waarenzcerkehr des Deutschen Zollgebiets, sowie einige Uebersichten über den Waarenverkehr in den Niederlagen und über die nah Maßgabe der Zoll- geseßgebunz zulässigen Verkehrs-rleihterungen und Zollbefreiungen für das Jahr 1876. Diese Nachweise weichen von den früheren Darstellungen des auswärtigen Waaren- verfehrs infofecn etwas ab, als auf Gru :d eines Bundesraths-Be- \{lufses vom 6. Dezember 1876 die bisherige Jahreëübersicht über die Waareneinfuhr mit Unterscheidung der Gebietsthei!e der \chließ- lihen Abfertigung der Waaren, sowie die Uebersiht, welche eine Nachweisung der in den einzelnen Quartalen in den freien Verkehr getretenen und aus dem freien Verkehr ausgeführten Mengen der hauptsählichsten Waarenartikel enthielt, weggeblieben sind. Die Gruppirung der Waaren erfclgte, wie in den Vorjahren, in der Hauptsache. nah der Ordnung des statistishen Waarenverzeinisses, welhes fich unmittelbar an die Haupt- und Unterabthei- [ung:n des Zolltarifs anschließt und für den Nachweis der Einfuhr des Zollgebiets 462 einzelne Waarenbenennun- gen enthält, dagegen für den Nachweis der Waarenaus- fuhr und Durchfuhr des Zollgebiets wegen der größeren Unvollstän- digkeit der lediglih aus den Fratpapieren zu entnehmenden Notizen nur 403 Waarengattu..gen unterscheidet. In der Uebersicht T, wel{e die hauptsählihsten Ergebnisse der Anschreibungen über den Waarenverkehr des Zollgebiets zusammenfaßt, find übrigens die ein- und ausgeführten Waaren nach einem sogenannten systematischen Waarenverzeichnifse geordnet, in welhem die Waaren nach ihrer Zu- fammengehörigkeit und Gleichartigfeit hinsihtlibd des Stoffs und Gebrauhszwecks in große und möglichst übersichtlihe Gruppen ge- braht sind. Innerhalb dieser Gruppirung werden dann noc, soweit thunlich, Rohstoffe, Halbfabrikate und gröber oder feiner gearbeitete fertige Waaren unterschieden. pugleih ift in der Uebersicht VI., wie in der betreffenden des Vorjahrs, der Werth der Waareneinfuhr nach Schäßungspreisen dargeftellt; dagegen unterblieb aub dieëmal wieder die B. rechnung des Werths der Waarenauéfuhr, weil bei dieser Verkehrsrihtung der Nachweis sowohl der Mengen, als auch der Gattung der Waaren zu unvollständig ist, um mit einiger Sicherheit deren Werth abscäßen zu könncn. Um das Aufsuchen ein- zelner Artikel in den nah beiden Waarenverzeichnissen eingerichteten Vebersichten zu erleichtern, sind der betreffenden Veröffentlichung zwei Register beigegeben.

Ueber die literarische Produktion Oesterreichs 1870 bis 1876 bringt das neueste Heft der in Wien erscheinenden „Statistischen Monatsschrift“ eine Abhandlung, welcher wir Folgen- des entnehmen :

Im Jahre 1870 erschienen in Oesterrei 678 periodische Druckschriften, welhe Zahl in den nähstfolgenden Jahren auf 757, 835, 866, 810 stieg und 1875 die Höhe von 876 erreichte. Darunter waren 293 politische, 84 volkswirthschaftlibe, 64 land- wirthschaftlihe, 53 gewerblicb-technishe, 10 Militär- und Marine-, 29 medizin-naturwifsenshaftlihe, 11 rechts- und staat“wissenschaft- liche, 29 theologische und Erbauungs-, 69 pädagogische, ftenograph!\{che und Jugendblätter, 17 historish-literarishe Zeitschriften, 38 Blätter für Theater, Kunft 2c., 63 belletristishe und Witblätter, 76 niht- politishe Notizblätter, 40 kommerzielle und Anzeigeblätter.

Betreffs der Auflage der periodischen Blätter stellt si heraus, daß inländische Zeitungen zur Abstempelung gebracht wurden: 1870 78,440,219 Stück, 1871 78,206,923 Stück, 1872 82,779,029 Stück, L 89,761,260 Stü, 1874 83,590,025 Stü, 1875 83,114,381 Stü.

Veber die Bewegung im Buchhandel werden nah der „Buch- händler-Correspondenz“ folgende Mittheilungen gemacht. Es erschienen in dem Jahre 1870 in Séiterteic 1271 deutsche, 11 italienische, 652 czecish-slavisbe, 213 polnishe Werke; im Jahre 1876 zählte man 19.2 deutsche, 19 italienishe, 369 czechisch-slavishe, 323 polnische Werke, 142 Kunstblätter und 800 musikalishe Werke. Es fand also eine stete Vermehrung der literarishen Produktion statt,

In der Aufeinanderfolge der Jahre ergiebt sich bei den in Oesterreich erschienenen nit periodishen Druckschriften /

1871 geg:n 1870 Zunahme von 313 Werken oder 24,6 °/9

1872 1871 Abnahme „, 93 e O

1873 1872 Zunahme „, 18 , 12,6 °%o

1874 1873 Abnahme , 65 ,y e 0/9 A

1875 1874 Zunahme 90 ü a6: O

1876 1875 Zunahme ,„ 198 2 ¿ 1E

Der 2. Jahrgang des Statistishen Almanachs für das Deutsche Reich, der kürzlih zu Hamburg im Verlage von F. F. Richtex erschienen ist, enthält in ]ystematischer Bearbeitung und leiht übersichtliher Form das wesentlichste, auf ganz Deutsch- land bezügli: statistishe Material, in 12 Abschnitten zusammen- gefaßt, welche das Reichsgebiet und seine Fläche, den Stand und die Bewegung der Bevölkerung, die Wahlen zum Reichêtage, die Armee, die Reichéfinanzen, Landwirthschaft, Industrie und gewerbliche Ver- hältnisse, Handel, Geld- und Kreditwesen, Versicherung8wesen, An- stalten füx Selbsthülfe und den Verkehr behandeln.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Professor -der Theologie Clemens Brockhaus, Sohn des ibr ba iy Hermann Brockhaus, ist am 10. November in Leipzig gestorben. 2 l

E 13. November. (E. C.) Die „Royal Geographical Society* hielt gestern Abend ihre erste Sitzung in diesem Winter. Der Vorsitzende, Sir Rutherford Alccck, sprach besonders von der Erforschung Afrikas und äußerte sih in fehr rühmender Weise über den Unternehmungsgeist Stanley's. Jeßt, wo fast alle euro-

ischen Regierungen unter dem Präsidium des Königs der Belgier

rforshungsgesell;chaften ausgesandt hätten, sei zur Vollendung des MWerkes vor Allem Geld nothwendig Wenn die portugifische Re- gierung für selchen Zweck 26,000 Pfd. Sterl. hergeben könne, um wie viel mehr müßte die britis, die bei der Zukunft Afrikas viel S auf dem Spiele stehen hätte, hergeben. Mit Geld werde Afrika nicht nur erforsht, sondern au civilisirt werden Töônnen. _— Eine erte a “e S beschloß die Erfor-

un alästinas möglichst zu fördern. 1 S Bie Sagen der Hohenzollern“, vonOskarSchwe- bel, sind im Verlage der Liebelshen Buchhandlung (Berlin 1878) als patriotishe Wei e erschienen. Nachdem der Verfasser im ersten Kapitel die Geschichte der Hohenzollernburg und im zwei- ten die Stammsfagen erzählt hat, führt er den Leser in den folgen- den Zollern-Bildern nah und nach bis in die neueste Zeit, vom Fels zum Meer. Die einzelnen Abschnitte sind: Graf Jsenbart von Al- torf ; Herzog Tassilo; St. Mainrad; die heilige Magd Irmentrut; die Hohenberger; Hohenzollern, Hirschberg und Salksburg ; Kloster Stetten; die heilige Kreuzlinde am Hohenzo“.ern; Graf Friedrich von Zoilern, der Oettinger; Prophezeiungen von der künftigen Größe des Hauses Hohenzollern ; märkische Sagen alter Zeit; das Kreuz am Kremmer Damm; der Hohenzollera Kurhut und Schwert; im alten Schloffe zu Kölln an der Spree; Jagdshloß Grunewald; Markgraf Hans zu Küstrin; die weiße Frau; allerlei Portenta und Mirakula; der große Kurfürst; die neue Zeit. Durch das Buch weht ein patriotisher Hauch, der die alten Sagen belebt und mit dazu beitragen wird, des Verfassers Wansch zu er- füllen, „daß das deutsch: Volk des neuen Reiches von den Urvätern, die von den Vorgeschichten ihrer Königehäufer sangen und fagten, an Liebe zu dem gottgegebenen Heer-Königsgescbleht nicht übertroffen

werden dürfe.“ Das Buch, dessen Widmung Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz angenommen hat, ist mit