E O E E E N E R E M
amp Epmmiar, Ober-Berghauptmann Krug von Nidda merkte, die Ueberproduktion liege niht auf dem Gebiete des staatlichen, sondern auf dem des privaten Bergbaues. Die Mehrproduktion des Jahres 1876 gegen 1875 betrage bei den fiskalishen Kohlenbergwerken 0,13, bei den privaten 3,91 Prozent. Die Mehrproduktion des Fiskus be- ruhe hauptsählich auf den sclesishen Kohlenwerken, die in Folge der Sperre des Schwarzen Meeres einen bedeu- tenden Export nah Rußland erlangt hätten. Die Vereini-
ung der niederrheinish-westfälishen Bergwerke, um eine Ein- sränkun der Produktion herbeizuführen, sei sehr zu loben; aber der Staat könne ihrem Beispiele nit folgen, ohne seine Arbeiter in ihren materiellen Fnteressen zu schädigen, ja zu ruiniren und ih die Konkurrenz der Saarkohle mit den west- fälischen Kohlen zu erschweren.
Der Handelsminister Dr. Achenbach erklärte, er werde einen Staatsbergbau nicht gestatten, der auf die Privatberg- werke einen devastirenden Einfluß übe, aber er sei sich auch bewußt, daß mit dem Staatsbergbau ein großes finanzielles Interesse, für welches er die Verantwortung zu tragen habe, verbunden sei. Die Uebexrproduktion an Steinkohlen falle nur auf das von dem Abg. Dr. Hammacher vertretene Gebiet, und der Staatsbergbau empfinde diese starke westfälische Konkurrenz sehr. Ohne eigentliches Bedürfniß könne auch der Staat nicht durch Einschränkung der Produktion eine große Zahl von Bergleuten brodlos machen. Der Minister bemerkte noch dem Abg. Schmidt (Sagan), daß nah dem Geiste der neuen Geseßgebung, welcher jeden administra- tiven Eingriff in das Privateigenthum verbiete, der Betriebs- zwang der Bergwerke niht wieder eingeführt werden könne, dagegen habe man bei einer demnäWhstigen Regelung der Berg- werksverhältnisse zur Verhinderung der gerügten Mißstände die Einführung einer Feldsteuer für still stehende Bergwerke in Aussicht genommen.
Der Rest des Etats des Handels-Ministeriuums wurde ohne Debatte bewilligt. Schluß 11 Uhr Nachts.
— Jn der heutigen (34.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Ministertische der Handels- Minister Dr. Achenbach, der Minister für die landwirthschaft- lihen Angelegenheiten Dr. Friedenthal und mehrere Regierungs- Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident zunächst mit, daß ein Geseßentwurf, betreffend die Regelung des standes- herrlichen Rechtszustandes des Fürstlichen Hauses Sayn-Witt- genstein-Berleburg, eingegangen fei.
Demnächst trat das Haus in die Berathung des Antrages der Abgg. Dr. Hammacher u. Gen. wegen Vorlegung eines Gesetzentwurfs, betreffend das Vorrecht. der „bergrechtlichen Gewerkschaft“ wegen der rüständigen Beiträge (Zubußen) an den Antheilen (Kuxen) vor den Hypotheken-, Pfand- oder sonstigen Gläubigern. — Der Antrag lautet :
Das Haus der Abgeordneten wolle beshlicßen: an die König- liche Staatsregierung die Aufforderung zu rihten, noch im Laufe der gegenwärtigen Session dem Landtage einen Geseßentwurf vor- zulegen, dur welchen es außer Zweifel gestellt wird, daß der „bergre{chtlihen Gewerkschaft“ wegen der rüdckständigen Beiträge (Zubußen) an den Antheilen (Kuren) der zahlungss\äumigen Ge- werke ein Vorrecht vor den Hypotheken-, Pfand- oder Pnstigen Gläubigern zusteht. :
Der Antragsteller führte aus, daß die von dem König-
lihen Ober - Tribunal ; in dessen Entscheidungen vom
30 November 1874 und 7. Septembèr 1877 auf- gestellten Rechtsgrundsäße, nah welchen die Gewerkschaft den Erlós beim Verkauf von Bergwerks3antheilen zum Zwecke ihrer Befriedigung für ausgeschriebene und nicht bezahlte Zu- bußen erst Pier dem Pfandgläubiger der betreffenden Berg- werksantheile beanspruhen kann, der wirthschaftlichen Natur der bergrechtlichen Gewerkschaft widersprehe und die Lebens- fähigkeit dieses Rechtsinstitutes gefährde. Unter Beibehaltung der gewerkschaftlichen GeseUschaftsform sei es unmöglich, die auf der Hand liegenden schlimmen Konsequenzen abzuwenden.
Der Handels-Minister Dr. Achenbach seßte darauf die Schwierigkeiten derartiger Vorschriften auseinander. Es würde sih nit empfehlen, den Gewerkschaften ein folhes Vorrecht u geben, weil damit der Kredit von- Privatpersonen ge- haädigt würde. Jedenfalls aber werde die Staatsregierung die Angelegenheit in Erwägung nehmen ; sie habe auch schon Erörterungen der Provinzialbehörden veranlaßt, um Klarheit in diesem Punkte zu erlangen.
Qu diesem Antrage nahmen dann noch die Abgg. Dr. Petri und Schlüter das Wort, von denen sich der erstere gegen, der leßtere für den Antrag Hammacher erklärte. Der Antrag wurde darauf der Justizkommission zur weiteren Berathung üb:rwiesen.
Ohne erhebliche Debatte genehmigte das Haus dann die Extraordinarien des Justiz - Ministeriums, des Ministeriums des Fnnern, der Landwirthschaft- lihen und der Gestüt-Verwaltung, sowie des Kriegs- Ministeriums.
Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die Berathung des Etats der Eisenbahnverwaltung ein.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Dr. Schulß in Dirschau, Dr. von P S in Schweß, Arzt Gotthardt in Brandenburg a. H., Arzt Fischer in Farmen, Dr. Strasser in Stettin, Dr. Bischofswerder in Neuwarp.
Bayern. München, 10. Dezember. Jn der heutigen Sizung des Staatsraths wurde das neuernannte Mitglied desselben, Staats-Minister von Riedel, in übliher Form eingeführt und beeidigt.
Sachsen. Dresden, 11. Dezember. Die Erste Kammer nahm heute den Entwurf zu einem Geseße über das Verfahren in Verwaltungsstrafsachen mit einigen von der Deputáätion beantragten Abänderungen zu den 88. 1 und 7, im Uebrigen aber unverändert einstimmig an.
Leipzig, 11. Dezember. (W. T. 2 Jn einer vom ädtischen Verein auf heute einberufenen, fehr zahlreih be- juhten Bürgerversammlung wurde beschlossen, wider die iñn der Ersten sähsishen Kammer gegen die Regierung und den Richterstand in Preußen; ausgesprochenen Beleidi- gungen energishen Protest zu erheben.
Baden. Karlsruhe, 10. Dezember. Der Groß- herzog hat sih heute Abend nah Straßburg begeben, um in feiner Oil! als ULEN Zap der fünften Armee - Jnspektion die Garnisonen von Elsaß - Lothringen zu besuchen und die Offiziercorps der dort stationirten Truppen kennen zu lernen. Der Großherzog wird, der „Karlsr. 2 F zufolge, voraussihtlich ers am 19. oder 20. Dezember hierher zurücktkehren.
Württemberg. Stuttgart, 11. Dezember. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der zweiten Kammer wurde der vom Abg. Oberstaatsanwalt Lenz ep Antrag auf Erlaß eines Gesetzes, durch welches die Eme inderathe er- mächtigt werden sollen, die polizeilichen Strafverfügungen gegen die Fälscher von Lebensmitteln öffentlich bekannt zu machen, mit allen gegen 2 Stimmen angenommen.
Sachsen-Altenburg. Altenburg, 10. Dezember. (Dresdn. Journ.) Jn Micièe Plenar vom 3. d. M. ertheilte der Landtag dem Geseßentwurfe fins Zustimmung, welcher bestimmt, daß über Nichtigkeitsbeshwerden gegen Er- fenntnisse des gemeinshaftlihen ODber-Appella- tionsgerichts zu S niht mehr, wie bisher, durch drei Appellationsgerichte, sondern dur das Ober-Appellationsgericht selbst entschieden werden soll, und daß das Rechtsmittel der Revision wider solchergestalt in der Nichtigkeitsinstanz gefällte Erkenntnisse gänzlih in Wegfall zu kommen hat. eit.r wurden in derselben Sißung die von der Herzoglichen Staats- regierung geforderten 34 000 M für bauliche Herstellun-
en, welche sih infolge der Einführung der neuen
eihsjustizgeseße nothwendig machen, einstimmig bewilligt. Die Landschaft gab dabei au die Erklärung ab, daß sie mit dem von der Regierung aufgestellten Plan über die Organ i- sation der neuen Gerihtsbehörden — Errichtung eines Landgerichts für das ganze Herzogthum und eines rößeren Amtsgerichts in Altenburg, Umwandlung der fünf
rovinzialgerihtsämter in Schmölln, Ronneburg, Eisenberg, Roda und Kahla, in fünf kleinere Amtsgerichte mit je 16 000 bis 17 000 Seelen — einverstanden sei.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. Dezember. (W. T. B.( Die heutige „Amtszeitung“ veröffentliht einen Befehl des Kaisers vom 8. d., wonach derjelbe, um der Kriegsmarine einen Beweis seiner besonderen Wohlgewogenheit zu geben, den Kronprinzen Erzherzog Rudolf zum Linienschiffs- Kapitän extra statum im See-Offiziercorps ernannt hat. — Die „Amtszeitung“ veröffentlicht ferner die Ernennung des bisherigen Landespräsidenten von Krain, Ritters von Wid- man, zum Statthalter von Ober-Oesterreich. :
— (W. T. B.) Der Klub dexr Linken becshloß ein-
vent die Erklärung, daß Seitens des Klubs der Beibe- altung der gegenwärtigen Kriegsstärke des Heeres von 800 000 Mann über das Jahr 1878 hinaus nicht zuge- stimmt werde. Auch wurde dieser Beschluß einstimmig für einen bindenden Klubbeschluß erklärt. — Bei der Berathung des Fortschrittsklubs über das Wehrgeseß sprachen sih sämmtliche Redner gegen die Vorlage und für die Noth- wendigkeit einer Reduzirung des Heeresaufwandes aus. Bei Besprechung der äußeren Politik äußerten sich alle Redner des Fortschrittsklubs in einem die Friedenspolitik des Grafen Andrassy billigenden Sinne und sämmtliche dem Fort- \hrittsklub angehörende Mitglieder der Delegation erklärten, daß sie zu cinem Tadelsvotum gegen den Grafen Andrassy, welcher S A vor einer -Abenteuerpolitik bewal;rt habe, in keinem Falle mitwirken könnten. |
— (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Sub- comités. der ungarischen Delegation für ausSwär- tige Angelegenheiten seßte Graf Andraffy seine am Sonntag begonnenen Aufklärungen über die politische Lage und die von der Regierung befolgte Politik fort. Andrassy ging auf eine Erörterung der meisten vom Grafen Apponyti aufgestellten r ein und nahm hierbei Ge- legenheit, fast alle Phasen der seit 3 Jahren von der Regie- rung befolgten Politik, theilweise unter Verlesung geheimer Aktenstücke, zu beleuhten. — Die Mitglieder des Subcomités beschlossen, vorerst nicht nur über die Aeußerungen des Ministers, \sondern auch über ihre eigenen Reden Still- \{hweigen zu beobahten. Am Schlusse der vierstündigen Berathung wurde einstimmig ein Antrag Szecheny's an- genommen, dahin gehend, der Auss{chuß möge in Anbetracht des Umstandes, daß weder eine Debatte, noch ein: Beschluß in Ausficht genommen war, vor dem Plenum konstatiren, daß der Aus\{huß unter den gegenwärtigen Umständen eine öffent- lihe Diskussion über die auswärtige Lage nicht als zeitgemäß erachtet. Pechy sprach dem Minister Namens des Ausschusses seinen Dank für die offenen und eingehenden Aufklärungen aus. Jum Laufe der Sitzung ergriffen der Erzbischof Haynald, Csengery und Szecheny wiederholt das Wort. Leßgterer erklärte unter Anderem, er wolle von der beabsichtigten Fnterpellation über die Ausübung des Vetorehtes bei der nächsten Papst- b in Folge einiger vertraulichen Bemerkungen des Ministers abstehen.
Schweiz. Bern, 5. Dezember. Der Nationalrath begann in seiner heutigen A e allgemeine Berathung über die Vorlage, betreffend die Wiederherstellung des finanziellen Gleihgewichts. Bereits im Juli 1876 war diese D dur ein Postulat provocirt worden. Jeßt liegt nun eine Reihe- von Anträgen vor, welche darauf ab- zielen, einerseits in den Ausgaben Ersparnisse und anderer- 1018 vermehrte Einnahmen zu schaffen. Bei den gu erzielen-
en Ersparnissen hat es die o ge L E ommission E auf das Militärwesen abgesehen. Jn dieser
eziehung fand sich der Bundesrath schon heute veranlaßt, Stellung zu nehmen und rundweg zu erklären, daß er mit diesen Tendenzen prinzipiell niht einverstanden sei und“ dies- falls alle Verantwortlichkeit ablehnen müsse.
— 6. Dezember. Auf der heutigen Tagesordnung des Ständeraths stand der neue Zolltarif, dessen allgemeines Prinzip nah wie vor dasselbe ist. „Unsere Zölle“, sagt die Kommission in ihrem Berichte, „sollen bleiben was sie bisher waren, nämlih Finanzzölle, eine indirekte Steuer, welche der Bund zur Bestreituug des größten Theils seiner Ausgaben auf den in das Bundesgebiet eintretenden Gegenständen erhebt. Wirthschaftlihe Zwecke sollen niht damit verfolgt werden, d. h. die Zölle sollen nicht dazu dienen , einzelnen Pren einen besonderen Schuß gegen die auswärtige Konkurrenz zu gewähren oder eine künstlihe Veränderung der Preise zu be- wirken. Vielmehr hat das Freihandelsprinzip nah wie vor die Grundlage der eidgenössishen Zollgeseßgebung zu bilden.“
Niederlande. Amsterdam, 8. Dezember. (Leipz. Ztg.) Der Minister des Jnnern, Kappeyne, hat vor einigen Tagen an die. Zweite Kammer der Generalstaaten einen Gesebentwurf gelangen lassen, nah welchem die Zahl ihrer Mitglieder von 80 auf 86 gebracht werden soll. Die Verfa sung bestimmt, daß auf je 45 000 Einwohner ein Abgeordneter komme. Die Bevölkerung beläuft sich nach dem
Ergebnisse der leßten DeLEEE jest auf mindestens 3 870 000. Damit der - Vorschrift der Verfassung Os bald Genüge geleistet werden könne, will die i Bon g, in der Motivirung des Entwurfes angeführt wird, sih vorerst auf diese Maßnahme beschränken ; weitere Wahl vorshläge bleiben Rae. Nach dem Entwurfe #, zwei neue einfahe Wahlbezirke, Hilversum und Jes en, eingefügt, geei einfahe zu doppelten Wahlbezirken (d. h. mit je zwei bgeordneten), Winschoten und Goes, umgewandelt werden, und Amsterdam (bisher ein sechsfaher Wahlbezirk) und Rot- terdam sollen je einen Abgeordneten mehr entsenden. Die Kammer beschloß, schon heute in die Vorberathung dieser Vor- lage in den Abtheilungen einzutreten, um noch vor Weih- nachten den Gegenstand seiner Erledigung zuführen zu können.
Sroßbritannien und Frland. London, 11. öffentlich
(W. T. B.) Die amtliche „London Gazette“ veröffentlicht eine am 26. November zwishen England und VDester- rei getroffene Vereinbarung, durh welche der zwischen den beiderseitigen Regierungen abgeschlossene Handels- vertrag vom 5. Dezember 1876 auf unbestimmte Zeit verlängert wird. Eine Kündigung ist jederzeit zulässig, so jedoch, daß der Handelsvertrag noch ein Fahr, von dem Kün- digungstage an gerechnet, in Kraft bleibt.
Frankreih. Versailles, 11. Dezember. (W. T. B.) Die heutigen Sißungen des Senats und der Deputirten- kammer verliefen ohne Zwischenfall.
Spanien. Madrid, 11. Dezember. (W. T B.) Die amtliche „Gaceta“ veröffentliht ein Königliches Dekret, dur welches die Cortes zum 10. k. Mts. einberufen werden.
Türkei. Konstantinopel, 12. Dezember. (W. T. B.) Mehmed Ali wird Freitag hier erwartet. Das Gerücht, daß die hiesige Garnison durch die Bürgergarde erseßt werden solle, wird von informirter Seite für unbegründet erklärt.
— (W. T. B) Der „Polit. Kor.“ wird aus Cattaro vom heutigen Tage gemeldet: - Vorgestern wurde ein Attentat gegen den Fürsten von Montene- gro ausgeführt, das jedoch mißlang. Der Fürst bewohnte e der Operationen gegen das Fort Antivari ein Sa Selim Begs in der Stadt Antivari. Während nun der Fürst seine Wohnung zufällig verlassen hatte, wurde dieses Haus durch eine Mine in die Luft gesprenat. Von 7 im Haus befind- lichen fürstlichen Leibgardisten wurde einer getödtet, die übrigen fontusionirt. — Nach einer weiteren Meldung derselben Kor- [O aus Belgrad ist die Meuterei, welche im mili- tärischen Lager bei Kragujewaÿß ausgetrohen war, unter- drückt worden. Vierzig Milizsoldaten, die sich unter den Meuterern befanden und in die Wälder geflüchtet waren, wurden gefangen. Jm Distrikte Kragujewaß ist das Stand- ret publizirt worden. — Nach den in Belgrad vorliegenden Nachcichten von der Grenze ist zwischen dem Corps Horva- tovics und den russishen Abtheilungen eine direkte Verbin- dung hergestellt worden. y
Numäánuien. Bukarest, 11. Dezember. (W. T. B.) Der Senat beschloß, aus Anlaß der Einnahme Plew- nas dem Fürsten Karl seine Glückwünsche auszuspre- hen. Jn der Kammer stellte Vernesco, nahdem er der Leistungen der rumänischen Armee rühmend gedacht, den An- trag, dem d d-e und dém Kaiser Alexander die Glücfwünsche dèr Landesvertretung darzubringen. Der Antrag wurde einstimmig zum Beschluß erhoben. — Der Finanz-Minister tat die Budgetkommission ersuht, ihre Ar- beiten nah Möglichkeit zu beschleunigen.
Amerika. Washington, 8. Dezember. (Reuters Bureau.) Mr. Zamacona, der diplomatische Vertreter Mexik os in Washington, hat den Staatssekretär, Mr. Evarts, der friedlihen Absichten seiner Regierung in der jüngsten Bewegung mexikanisher Truppen nah dem Rio Grande ver- sichert. — Mr. Pinchback, der Neger, welcher der Gegen- fandidat des republikanischen Senators für Louisiana war, ist von seiner Kandidatur zurückgetreten.
— 11. Dezember. (W. T. B.) Der Vertagung der gestrigen Debatte des Senats über den Antrag Matthews, betreffend die der Regierung in Bezug auf die Einlösung der Bonds in S ilber zu gewährende Option, ist eine be- einflussende Bedeutung für die Blaine’sche Silbervorlage niht beizumessen. Die Hauptdebztte über die Blaine’sche Silbervorlage beginnt erst heute und soll nah den Ferien fortgeseßt werden.
Der rufsisch-türkische Krieg.
St. Petersburg, 11. Dezember. (W. T. B.) Die „Agence f bemerkt anderweitigen Gerüchten gegenüber, durch den Fall von Plewna werde, felbst wenn der Be- ginn von Verhandlungen zwischen der Pforte und Rußland eintreten sollte, die Fortseßung der Feindseligkeiten nicht aufgehalten werden.
London, 12. Dezember. (W. T. a Bei einem gestern in Edinburgh stattgehabten, von den Konjervativen vab teten Banket erklärte Kriegs-Minister Hardy, die engli} ce Regierung warte sehnlichst auf eine passende Gelegenheit, um das Ende des Krieges herbeizuführen. — Bon den heutigen Morgenblättern pläoirt der „Standard“ für den Fall, daß die I den Balkan überschreiten und Adria- nopel beseßen sollten, für ein Aufgeben der bedingten Neutra- [ität Englands. Die „Times“ dagegen warnt vor jeder De- monstration englischer Seits, da eine solche die Türkei dazu verleiten könnte, auf einen \cließlichen Beistand Englands zu rehnen. England werde niemals interveniren, um die euro- päischen Provinzen der Türkei zu retten.
— (W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Bukarest signalisirt, daß die dort: kursirenden Gerüchte über unmittelbar bevorstehende Schritte der Pforte Behufs Einleitung von Waffenstillstands- oder Friedens- verhandlungen keineswegs auf bloßer Konjunktur be- ruhen. sollen. :
Europäischer Kriegsschauplaß.
St. Petersburg, 11. Dezember. (W. T. B.) Wie ein Lauffeuer dere estern in später Abendstunde die Stadt die Freudenbotf f von dem Fall von Plewna. Viele Häuser illuminirten, in allen Theatern zeigte sih Un- beschreibliher Jubel und Enthusiasmus, der Vorhang pte fallen und von den Künstlern und dem Publikum wurde die Nationalhymne angestimmt. Bis in die späte Nacht durch- zogen Volkshaufen unter Hurrahrufen die Straßen der Stadt, Heute haben alle Gebäude geflaggt, alle Schulen sind geschlossen,
— Nach dem heute anläßlich der Einnahme von Plewna in
der Kirhe des Winterpalastes stattgehabten Dankgottes-.
dienste fand große Cour bei der Kaiserin statt. * Zu der- Jelben waren auch alle hier anwesenden, imi jegigen Kriege ver- wundeten Offiziere befohlen, deren Zustand die Theilnahme an der Cour gestattete. — Die Zahl der bei Plewna ge- fangen genommenen Türken wird auf ca. 40,000 Mann angegeben ; außerdem find gegen 20,000 Kranke und Verwun- dete in die Hände der Russen gefallen.
Bukarest, 11. Dezember. (W. T. B.) Heute Mittag fand in den hiesigen Kirchen ein feierlihes Tedeum statt, welchem der Reichskanzler Fürst Gortschakoff und die rumäni- hen Behörden beiwohnten. — Ueber den gestrigen Kampf bei Plewna werden noch folgende Ein-
elheiten gemeldet: Osman Pascha griff nach Ueber- fhreitung des Wid das Fort Dolnii Netropol an und drang in dasselbe ein. rz eilten die russishen und rumänischen Truppen von Susurlu und Bukowa aus zur Hülfe herbei, es entspann sich in dem Fvrt ein mörderischer Kampf, in wel- hem Osman Pascha verwundet wurde. Da es demselben nicht gelang, durzubrechen, so wollte er sich nach Plewna zurücziehen. Jnzwischen hatten aber bereits die in Grivißza und auf dem grünen Berge stehenden Russen die Stadt be- seßt, so daß Osman Pascha von allen Seiten umzingelt war und si zur Uebergabe genöthigt sah. — Der Verkehr über die Brücke bei Nicopolis ist augenblicklich unterbrochen, au is die Telegraphenverbindung zwischen Nicopolis und Verbita gestört, dürste jedoW noch heute Abend wieder her- gestellt werden. Die Eisenbahnlinie Frateshti-Sim- nißa wird am Sonntag eröffnet werden.
— Von „authentischer Seite“ wird der „Polit. Korresp.“ aus Bukarest berichtet, alle Nachrichten, daß der Dur ch- bruchsversuch Osman Paschas erst in Folge der allge- meinen Sturmangriffe der Russen und Rumänen erfolgt fei, seien vollständig aus der Luft gegriffen. Von sol- chen Angriffen sei in Bukarest absolut nihts bekannt. Osman Pascha habe den Durhbruchsversuh vielmehr nur wegen des änzlichen- Mangels an Lebensmitteln unternommen. Erst ein Vorrücken habe den mehrstündigen Kampf her- beigeführt, der mit der Kapitulation Osman Paschas endete. Osman Pascha -habe ausdrücklich erklärt , sich dem Kaiser von Rußland auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Die ersten in Plewna einrückenden Truppen be- standen aus der 2. rumänischen Division, die auch den ersten Anprall der Türken aushalten mußte.
Bukarest, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Großfürst Nikolaus, sowie der Fürst Karl von Rumänien haben die leßte Nact in Plewna zugebraht. Wie sih herausstellt, hatte die Bevölkerung von Plewna schon seit geraumer Zeit durch Hunger und Kälte erheblih gelitten und auf Uebergabe edrungen. Der leßte Ausfall wurde von Osman Pascha be- fhlofsen, als derselbe davon Kenntniß erhielt, daß es Su- leiman Pascha mt gelungen, die russishen Stellungen am Balkan und am Lom zu durhbrehen. — Das Geld, dessen sih die gefangenen Türken bedienen, um ihre Bedürfnisse einzukaufen, sind indishe Einrupienstücke vom Fahre 1876 mit dem Bildniß der Königin Victoria.
Poradim, 11. Dezember. (W. T. B.) Der Einzug der russischen und rumänischen Truppen in Plewna erfolgte gestern zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittags. -
Konstantinopel, 11. Dezember. (W. T. B.) Me- hemed Ali Pascha ist durch Schaki r Pascha erseßt worden, welcher das Kommando von Sofia bereits übernommen hat. Mehemed Ali Pascha soll das Kommando in der Herzegowina übernehmen. — Der Kriegs-Minister hat Nachrichten über die
lezten Kämpfe von Plewna erhalten, dieselben sind aber
noch nit veröffentliht worden.
Konstantinopel, 12. Dezembsgr. (W. T. B.) Ein Telegramm Suleimans meldet, daß in Folge von Demon- strationen der Rustschukfer Division in der Richtung von P y r- gos die Russen einige Stellungen aufgegeben hätten.
— Die russischen Verluste vom 22. vis zum 29. November beziffern sih auf beiden Kriegstheatern auf 3153 Mann an Todten und Verwundeten. An der Donau fielen während dieses Zeitraums 2 Offiziere und 82 Soldaten, wurden verwundet 71 Offiziere und 223 Soldaten und tra- ten außerdem aus - der Front 517 Offiziere und Soldaten ; in Asien fielen 12 Offiziere und 468 Soldaten und wurden verwundet 59 Offiziere und 1719 Soldaten. Mit den früher gemeldeten zusammen betragen die russischen Verluste bis zum 29. November 74,858 Mann. S /
ä — Aus Simnigtza, 5. Dezember, berichtet die „Pol. orr.“ : -
„Die russis{ch-rumänischen Kräfte, welche gegen die fer- bishe Grenze operiren, find: die erste rumänische Division (8: 00 Mann mit 24 Kanonen), russisherseits 3 Grenadier-Bataillone, 4 Schüßen-Bataillone, 8 Kavallerie-Regimenter und 5 Batterien, außerdem hat die Brigade Arnoldi 2 rumänische Naval lere ee menter und eine rumänische Batterie. Man kann also alle diese Ab- theilungen zusammen auf 18 000 Mann beziffern, ein Corps, welches immerhin bei einer eventuellen Mitwirkung Serbiens in An- {lag gebracht werden muß. LTürkischerseits stehen auf diefem Theile des Kriegsschauplatzes auer der Besaßung von Widdin (mit den aus Rahowo, Lom Palanka 2c. retirirten Abtheilungen, 10 0C0 Mann) sehr wenig reguläre Truppen. Nur in Belgrad\shik und Bergowißa sind höchstens je 3000 Mann, der Rest is in Alt- Serbien, Ciprowek und Nisch vertheilt. Diese Echelonnirung ist aber im Fall: einer Keoperation der rufsish - rumänischen Abtheilungen mit den serbischen eine sehr mißlihe. — Die Truppentrans- porte auf der Bahn sind beinahe gänzlich sistirt. Auf dem Land- wege aber durch Rumänisch - Beßarabien rücken starke Reserve- Abtheilungen vor und vollziehen ihren Aufmarsch über Galaß. Per Bahn passiren desto mehr Munitions- und Materialzüge. Be- sonders sollen in den leßten Tagen viel Brückenmaterial und Theile des Eisenrumpfes des Wiener Ausstellung8gebäudes passirt sein.“
Asiatischer Kriegsschauplaß.
Konstantinopel, 11. Dezember. (W. T. B.) Vom asiatishen Kriegsshauplaße wird gemeldet, daß auf der fahrbar gemachten Straße von Kars nach Deweboyun neue russische Verstärkungen, namentli Artillerie, im Anzuge sind. General Loris-Melikoff selbst soll nah Deweboyun abgegangen sein. /
Konstantinopel, 12. Dezember. (W. T. B.) Derwis h Pascha meldet telegraphisch aus Batum, daß ein neuerlicher Angriff der Russen auf die Befestigungen Tschureskus zurückgewiesen se. :
— Der „Daily News“ wird aus Kars unterm 6. d. Abends telegraphirt : - —
„Ein Angriff auf Erzerum is bevorstehend, aber nichts ist bis jeßt über die Weise bekannt geworden, in welher die Opera- tionen zum Schluß gebracht werden sollen. Ob ein Bombardement, oder cine regelrechte Belagerung, oder ein Sturmangriff adoptirt
N
werden wird, dürfte hauptsählich von ten Umständen abhängen Scchneemassen haben das Saganlügebirge blokirt und in Folge dessen ist der Transport schwerer Sette \{chwierig. Starke Arbeiter- abtheilungen sind „jest damit beschäftigt, die Landstraßen frei zu machen Der gewöhnliche Verpflegungsdienst ist indeß noch nicht unterbrochen worden.“
Nr. 71 des „Amtsblatts der Deutshen Reihs-Poft- und Telegraphecnverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen: Vom 4. Dezember 1877: Anwendung abgekürzter Maaß- und Gewichtsbezeihnungen. Vom 5. Dezember 1877. Päckerzeiverkehr rena PEL EBERR L, für P
— Nr. 23 des „Archivs fürPostundTelegraphie, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphenverwal- tung“, hat folgeaden Inhalt: I. Aftenstücke und Aufsäße: Deutsch- [ands Antheil an der Entwickelung der Telegraphie. — Die Tele- phonie in Deutschland. G Störungen im Postbetriebe während des Winters 1876/77. (Zweiter Artikel.) — I1. Kleine Mittheilungen : Die deutsche Post auf den Bergen. — Die Post in den Vierlanden. — Ueber das Telephon. — Reform des französischen Post- und Tele- graphentarifs. — Die südamerikanischen Telegraphenlinien. — Ein pommershes Postamt im Jahre 1693. — IIl. Literatur des Ver- fehrswesens: Neue Anschaffungen für die Bibliothek des Kaiserlichen General-Telegraphenamts. — IV. Zeitshriften-Ueberschau.
Statistische Nachrichten.
Das Kaiserliche statistishe Amt veröffentliht im 10. Hefte der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reis für das Jahr 1877 u. a. mehrere Uebersichten über Produktion und Be- steuerung, Einfuhr und Ausfuhr von Tabak im deut- schen Zollgebiete für die Zeit vom 1. Juli 1876 bis 30. Juni 1877. Danach belief sib die Gesammtflähe aller mit Tabak bepflanzten Ländercien auf 21 735 ha gegen 24 293 ha im vor- hergehenden Erntejahr, hat fich also um 2558 ha oder 10,5% ver- mindert. Der Grund hierfür ist in den mittelmäßigen Ernteerträgen des Vorjahrs und den fast immer gedrückten Preisen der drei vorher- gehenden Jahre zu suchen, welche manchen Landbesißer veranlaßt haben mégen, zu einer Tohnenderen Kultur überzugehen Der Ertrag der Ernte von 1876 wird in getrockneten Blättern auf 634 033 Ctr. oder im Durchschnitt auf 29,2 Ctr. für 1 ba angegeben, während er im Vor- jahre noch 759 313 Ctr. oder 31,3 Ctr. pro Hektar betragen hatte. Der Materialertrag hat hiernach um 16,5 %/ gegen das Vorjahr sich vermindert, mithin eine wesentlich höhere Abnahme, als der Umfang des Tabaksbaues, erfahren. Der mittlere Preis eines Centners ge- trockneter Blätter stellte sich auf 20,5 Æ gegen 21,5 Æ in 1875/76. Der Bruttogeldertrag der Tabakserute von 1876 wird hiernach auf 13 066 000 M. berechnet, während derselbe 1875 16 395 000 M, 1874 21 698 000 M, 1873 23571 000 A und 1872 fogar 30010 000 Æ betragen hatte. Man muß hieraus den Sw(luß ziehen, daß der Tabafksbau des Jahres 1876 eine ganz ungenügende Rente abzge- worfen hat.
Tabaksbau in steuerpflihtigem Umfange ift in 3444 Ortschaften des deutshen Zollgebiets (1875: 3902) von 94762 Tabakspflanzern (1875: 106397) auf einer Gesammtflähe von 21593,3) ha (1875: 24 033,95 ha) betrieben worden Von den Pflanzern versteuerten 33 225 eine Fläche bis zu 10 a, 37 366 eine jolche von über 10 bis 25 3a, 22 150 eine folche von über 25 a bis 1 ha, und nur 2021 eine folche von mehr als 1 ba. Tabafsbanu in steuerfreiem Umfange wurde von 79 829 Pflanzern (1875: 85 589) auf einer Gesammtfläche von 231,45 ha (1875: 259,60 ha) b.trieben. Der Betrag der für das Erntejahr 1876/77 festgestellten Tabaksfteuer war 1496 534 M (1875/76: 1 670 659 6), wovon jedo an Erlassen wegen Hagel, Frost, Mißwachs 2c. 22 409 M (1875/76: 75 248 Æ) abgehen, so daß der wirTliche Ertrag der Steuer si auf 1 474 125 M gegen 1 595 411 im Vorjahre ergiebt.
Was die geogravhische Verbrei: ung des Tabaksbaues im deutschen Zollgebiet betrifft, so liegen von der im Jahre 1876 mit Tabak an- gebauten Gesammtfläche im Königreih Preußen 5213,1 ha (24,0 %) und hiervon in den Provinzen Preußen 544,3 ha (2,5 °/%), Branden- burg 1918,0 ha (8,8 °/), Pommern 1015,2 ha (4,7 %), Schlesien 274,8 ha (1,3 2%), Sachsen 358,5 ba (1,7 9/6), Hannover 358,6 ha (1,7 9/5), Rheinland 473,8 ba (2,1 %/), in den übrigen Provinzen zu- sammen 269,9 ba (1,2 %/); ferner in Bayern 4714,5 ha (21,7 %%), da- von 4043,5 ha (18,6 */-) in der Pfalz; sodann in Baden 6876,0 ha (31,6 °/o), Hessen 849,9 ha (4,0 %/o), Elfaß- othringen 3515,7 ba (16,2%/6) und in den übrigen Staaten zusammen 565,5 ha (2,5 "/o). Vertheilt man den oben mit 634033 Ctr. angegebenen Ernteertrag des Jahres 1876
auf die bedeutenderen Tabaksgegenden, so kommen namentlih in Be-
tracht: die Pfalz mit 229 447 Ctr., Elsaß-Lothringen mit 114 824 Ctr., der badisde Oberrhein mit 91567 Ctr., die Uckermark mit 77 825 Ctr., die Gegend von Nürnberg mit 15370 Ctr.
Was die Einfuhr von Tabak und Tabaksfabrikaten in das deutsche Zollgebiet betrifft, so stellt sich dieselbe für die Zeit vom 1. Juli 1876 bis Ende Juni 1877 folgendermaßen: unbearbeitete Tabaksblätter 887 270 Ctr. (gegen 1875/76 + 51 863 Ctr.:), Tabaks- stengel 106 276 Ctr. (gegen 1875/76 + 15 955 Ctr.), Rauchtabak in Rollen 2c.- 3070 Ctr. (gegen 1875/76 + 606 Ctr.), Karotten oder Stangen zu Schnupftabak 7671 Ctr. (gegen 1875/76 + 1178 Ctr.), Kautabak 647 Ctr. (gegen 1875/76 — 16 Ctr.), Cigarren 13 562 Ctr. (gegen 1875/76 — 2243 Ctr.), Schnupftabak 461 Ctr. (gegen 1875/76 + 44 Ctr.), andere Tabaksfabrikate, Tabalfsmehl und -Abfälle 553 Ctr. (gegen 1875/76 — 34 Ctr.). Der von der Einfvhr erhobene Zollbetrag belief sich auf 13149597 M und hat deajenigen des Vorjahrs- um 725125 H über- stiegen. — Die Ausfuhr von Tabak 2c. aus dem freien Verkehr des deutschen Zollgebiets während des oben gedachten Zeit- raums betrug: 132199 Ctr. unbearbeitete Tabaksblätter (gegen 1875/76 — 65 776 Ctr.), 352 Ctc. Tabafsstengel (— 320 Ctr.), 41 314 Ctr. Raucbtabak in Rollen 2c. (+ 5434 Ctr.), 1777 Ctr. Karotten 2c. zu Schnupftabak (— 311 Ctr.), 267 Ctr. Kautabak (— 109 Ctr.), 24732 Ctr. Cigarren (— 265 Ctr.), 4785 Ctr. Schnupftabak (— 867 Ctr.), 1355 Ctr. andere Tabaksfabrikate 2c. (— 2984 Ctr.). Der Werth der geaen Einfuhr an Tabak und Tabaksfabrikaten wird für 1876/77 auf 81 620 000 MÆ (1875/76: 79 340 000 Æ.), derjenige der Ausfubr auf 20 154 000 M (1875/76: 30 817 000 M) geshäßt. Der Verbrauch von Tabak, welcher in den Jahren 1863 bis 1870 durscnittlich nahezu 3 Pfund für deu Kopf der Bevölkerung betrug, ist in den leßten Sahren 1871/72 bis 1876/77 auf 34 Pfund pro Kopf ge- stiegen. Der aus dem Verbrauch des Tabaks aufgekommene Ab - gabenbetrag an inneren Steuern und Eingangszoll, abzüglich der gezahlten Ausfuhrvergütungen stellt sih für 1876/77 auf 14281956 # und im Durchschnitt für die sechs Jahre 1871/72 bis 1876/77 auf 14 441 473 Æ oder 35 S für den Kopf der Bevölkerung. Dagegen erbrahte die Besteuerunz des Tabaks im Jahre 1875: in Frankrei 251,1 Millionen Mark (6,96 4 pro Kopf), in England 148,4 Mil- lionen Mark (4,69 A pro Lp in Oesterreih-Ungarn 173,9 Mil- lionen Mark (4,85 # pro Kopf) und in den Vereinigten Staaten von Amerika 174,3 Millionen Mark (4,50 Æ pro Kopf).
Kunst, Wissenschaft und Literatur. :
Von der Volksausgabe von Friß Reuters sämmtlichen Werken, vollständig in 28 Lieferungen à 75 &Z (Verlag der PnepeiGen Hofbuchhandlung in Wismar) erschienen ferner die . bis 5. Lieferung, denen ein wohlgetroffenes und vortreff lih aus- eführtes Portrait des Dichters mit dessen Facsimile beigefügt ist. Die 2. Lieferung enthält, außer dem Sluß des 1. Theils der „Läuschen un Rimels“ und dem JInhaltverzeichniß des ersten Bandes der auf 7 Bände berechneten Es zunächst eine Einleitung der
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die in der 4. Lief-rung (der Schlußlieferung des I, Bandes) ichließt In der 5. Lieferung (2. Band) beginnt die e Folge der ) Luiden und E Á :
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— Das im Krönershen Verlage zu Stuttgart erscheinende Pradtwerk: „Unser Vaterland, in Wort und Bild geschildert von einem Verein der bedeutendsten Schriftsteller und Kün'tler Deutschlands und Oesterreihs“, ist bereits bis zur 7. Lieferung ge=- diehen. Jm Tert führt Ludwig von Hörmann dea Leser durch das Dber-Innthal weiter übêr Imst, Landeck und Ladis nah Finster- münz, wo diese Wanderung \ch{ließt,- wärrend nunmehr Zingerle die arung durch das Etschland, zunächst den Vinstgau, übecnimmt.
ie Tertill strationen dieses Heftes, avs der rühmli bekannten rylographiscen Anstalt von Cloß in Stuttgart, zeigen : Die Kronburg, von R. Püttner; Maisernte bei Landeck, von F. Wopfner; Wild- heuerinnen, von M. Schmid; Ruine Landeck, Pfunds, Obladis, Chursburg, Mals, Kloster Marienburg, In de- Fürstenburg, Glurns, Klösterhe in Mals, sämmtlich von R. Pütt-er. An - rö- eren Bildern im Folio-Format des Werkes liegen der 7. Lieferung ei: „Botaniker in de Almhütte“, von F. Defregger, und „Das Brautexamen“, von M. Schmid. ;
Gewerbe und Sandesl, : Die „ÆMlg. Chem. Ztg." bringt in ihrer leßten Nummer einen Aufsaß von Dr. F. Versmann in London über „Indiens Industrien“ zum Abdruck. Dem Verfassec giebt die gegenwärtig in Indien wüthende Hungersnoth Veranlassung, diejenigen Jndustcien zu kennzeichnen, „welche vielleiht dereinft dem Lande Lebensfähigkeit und materielle Selbständigkeit verschaffen können.“ Die Thâätig- feit der alten ostindishen Gesellschaft, die Hinaussendung von Säme- reien und Maschinen verschiedener Art, die Ausseßzung von Preisen für die besten Landeserzeugnisie, die Veranlassunz der Auëwanderung von Chinesen nah den Theeanpflanzungen von Affsam und Kumao:i;, — das Alles waren und blieben „kindlihe Bestrebungen“, bis in den leßten zehn Jahren regierurgéseitig ernstliche Untersuchunzen über die industriellen Befähigungen des Landes angestellt wurden. — Während des ameri- fanischen Krieges wyrde Indien als möglibe Bezugsquelle für Baumwolle erkannt. Vor 20 Jahren besaß ganz Indien drei Baumwollen-Spinnereien, heute zählt Bombay allein decen 31, welche sämmtlich in den Händen Eingeborener sich befinden ; andere Distrikte find ebenso thâtig, so daß die Ausfuhr billiger Manchester-Waa:en dorthin unmöglich wird. Die fabrizirten Waaren sind bisher nur von
L fait geringer Qualität, weil nur kurzfaserige Baumwolle produzirt
wird; doch erwartet man mit fsorgfältigerem Anbau und verbejserten Maschinen Material für bessere Waare zukünftig gewinnen zu können. — Noch vor 30 Jahren war die Gewinnng der Chinarinde in Indien kaum mehr als ein Traum einiger Ge- lehrten; jeßt gedeihen in den Gärten von Sikfim und Neilgherries Millionen von Cinchonapflanzen. Im Jahre 1850 war der Thee- Anbau ein besheidener Versu, 10 Jahre später belief sich die Gesammt-Ausfuhr auf nur 14 Millionen Pfund im Werthe von 153,000 Pfd. Sterl., heute ist Affsam ein gefährlicher Rival Chinas, und do ist der ganze indische Theehandel nocch in der Kindheit. — Ein anderer wihtizer Artikel ist Jute, der sich neben Reis zum wichtigsten Produktionsartifel Bengalens emporges{wungen hat. Die jeßige Ausfuhr übersteigt jährlih 350,005 Tons im Werthe von mehr als 4 Mill. Pfd. Sterl.
Abgesehen von der neuerlich von den Verwaltungen Bengalens und Dber-Indiens in Betracht gezogenen Seidenprodufktion, über deren Aussichten die Berichte günstig lauten, find noch drei andere große Industrien ins Auge zu fassen, welhe der Schaffung harren, diese begreifen Tabakbau, Kohlen- und Cftsengewins- nung. Eine Entwicklung des Tabakbaus is in den leßten Jahren hon bemerkbar; die Ausfuhr, die in 1872 74,000 Pfd. Sterl be- trug, ist inzwischen auf das Vierfache gestiegen. Ueber Kohlen- und Eisenquellen licgen weitläufige neuere Berichte vor, welche sih über- wiegend günstig ausfprechen, aber die Ausbeutung dieser Schätze hat faum begonnen. — Der wunde Punkt jedoch in dem ganzen Wefen der Industrie Indiens ift die Opiumproduktion.
— Der Aufsichtsrath der Deutschen Unionbank in ligqu. hat, den Anträgen der Liquidatoren entsprechend, beschlossen, eine weitere Quote von 24 4 pr. Aktie, = 4/9, zu vertheilen.
— Die Aktiengesellshaft Eisen-Industrie zu - Menden und Schwerte wird für das Geschäftsjahr 1876/77 eine Dividende von 4°%/o gegen 3% im Vorjahre vertheilen. In den beiden Eta- blissements der Gesellschaft zu Menden und Schwerte wurden an Roheisen 36 409 557 kg verarbeitet, und daraus an halbfertigem Fabrikat oder Luppen - 31 328 643 kg bergestelt. Verwalzt wurden 34 631 175 ‘g zu 29407 596 kg fertigem Fabrifat, als Walzdraht, ge und Bandeisen. Der Versandt betrug 29 185 447 kg. Die
esammt-Verkaufssumme beträgt 133 824 #4 weniger als im Vor- jahre. Neben einem Wechsel- und Kassabestand von zusammen 190994 M betrug das Guthaben der Gesellschaft bei den Banquiers am 30. Juni cr. 199 168 A
— In der Generalversammlung der Aktionäre der Hagener Gußstahiwerke wurde ein Bericht erstattet, demzufolge die vor- jährige Unterbilanz von 113 153 # dur die diesjährigen Abschrei- bungen von 39 900 MÆ und einen Betriebzverlust von 2463 A. sid auf 155 517 M erhöht hat. Die Absatzverhältnisse haben sih im leßten Jahre gebessert. — Die Versammlung ertheilte der Verwal- tung Decharge.
Amsterdam, 11. Dezember. (W. T. B.) Ina der heute ab- gehaltenen Zucckeraufktion wurden 151 Faß Surinam-Zuer zu 25 à 273 Gulden und 309 Tonnen Surinam-Zucker zu 27} à 29 Gulden verkauft. j
— Ueber Englands Handel im November liegen fol- gende Mittheilungen vor: Den Handelsauéweisen zufolge ergiebt sih im Ausfuhrwerth geg. n November vorigen Jahres eine Zu- nahme von 13%, nämli 15 753 364 Pfd. Sterl. gegen 16 510 627 Pfd. Sterl. Gegen November 1875 ist indeß eine Lerminderunz von 82 %%/ ersihtlid. In den ersten 11 Monaten dieses Jahres be- ziffferte sich der Erportwerth auf 182789516 Pfd. Sterl gegen 185 325 348 Pfd. Sterl. in 1876 und 206 144 827 Pfd. Sterl. in 1875. Die bedeutendste Zunahme in der Ausfuhr weisen Kupfer, Baumwollfabrikate (6 9%), Kurzwaaren und Metallwaaren auf. Mit einer Abnahme figuriren Kohlen, Eisen und Stahl (nahezu 6 %/0), Leder, Leinenstoffe (nahezu 7/0), Maschinen- und Mühl- werke, Seidenfabrikate und feine Wollen- und Kammgarn- stoffe. Die Einfuhr verminderte sich_ gegen November v. J. um 13 9%, nämli von 32414372 Pfd. Sterl. auf 31 849 648 Pfd. Sterl. In den ersten elf Monaten dieses Jahres betrug der Ge- \sammtwerth des Imports 361 045 053 Dee Sterl. gegen 344 288 749 He Sterl. in 1876 und 341 821 641 Pfd. Sterl, în 1875. Der eizenimport umfaßte 6213201 Centner im Werthe von 3 833 4393 P\1d. Sterl. gegen 3539245 Centner im Werthe von 1 870 928 Fd. Sterl. im November 1876. Die Einfuhr von Roh- baumwo lle figurirt mit einer Verminderung von über 9/9 im Werthe. Die Edelmetallbewegung im November umfaßte eine Einfuhr von 2117 358 Pfd. Sterl. in Gold und Silber, gegen 1871 174 Pfd. Sterl. im November 1876, und eine Ausfuhr von 2 813 338 Pfd. Sterl. gegen 6 357 315 Pfd. Sterl. im entsprechenden Monat des vorhergehenden Jahres.
Verkehrs-Anstalten.
Aus Bombay wird fder „Allg. Ztg.“ unter dem 12. No- vember geschrieben: Die ,„ ndus-Thal-Staatsbahn“, deren Bau sehr eifrig betrieben wird, ist nun bis Schwan eröffnet worden.
Binn:n einem Monat soll sie ¿bis Sukkar vollendet sein.