1877 / 297 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Dec 1877 18:00:01 GMT) scan diff

würden, erklärte der Staats-Minister Dr. Friedenthal, daß eine Untersuchung dieses Vorfalles unverzüglich erfolgen werde.

Der Regierungs-Kommissar , Geheime Ober-Regierungs- Rath JZlling, berichtigte die von dem Abg. Dr. Tehow bei der zweiten Lesung des Etats gemachten Angaben über die Un- gleihheit der Gehälter der Strafanstaltslehrer.

Bei dem Etat der Münzverwaltung antwortete der Finanz-Minister Camphausen auf eine Anfrage des Abg. Lauenstein, daß, wenn die in Ausficht zenommene Reduktion der Münzstätten zur Ausführung kommen würde, die Münze in Hannover in erster Linie aufgehoben werden sollte; die S über diesen Gegenstand seien jedoch noch nit zum Abschluß grlanst x ;

j Zu dem Etat der Eisenbahnverwaltung erklärte der Handels-Minister Dr. Achenbach, daß die Regierung mit der Mehrforderung von zwei Direktorenstellen bei der Ostbahn für die Verwaltung der erfhunacinenies voni Bahnen gleichzeitig den Antrag an das Haus habe rihten wollen, die Verwaltung dieser Bahnen staatsseitig zu übernehmen. Seiner Ansicht nah hätte nur der Mangel dieser ausdrücklihen Erklärung dahin geführt, daß diese beiden Stellen gestrichen worden seien; das Haus werde nunmehr Veranlassung nehmen, diese Position wieder in den Etat aufzunehmen. Nachdem noch die Abgg. Dr. Hammacher, Frhr. von Zedliß-Neukirch, Schmidt (Stettin), Richter (Hagen) und Dr. Lasker das Wort ergriffen hatten, nahm das Haus den Antrag des Abg. Frhrn. von Zedliß, das Haus wolle beschließen, bei Kapitel 17 Titel 6 der Ein- nahmen und Kapitel 24 Titel 1 der dauernden Ausgaben der Eisenbahnverwaltung den Betrag von 10200 # anzu- segen und in demselben Titel die Zahl von 23 Mitgliedern der Direktion auf 25 zu erhöhen, an. (Schluß des Blattes.)

In den deutshen Münzstätten sind“ bis zum 8. Dezember 1877 geprägt worden, an Goldmünzen : 1156 099 720 F# Doppelkronen, 363 295 050 M Kronen, 21 315 750 M halbe Kronen; hiervon auf Privatrehnung: 229 822 899 6; an Silbermünzen: 71 653 095 #4 5-Markstüde, 97 669 426 M 2-Markstüce, 143 512165 A 1-Markstüe, 70 149 450 00 - 50-Pfennigfstüde, 35 717 922 #6 80 „S 20- Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 23 502 530 70 S 10- Pfennigstücke, 11 657 813 4 75 Z 5-Pfennigstücke; an Kupfer- münzen: 6 213 207 M 44 95 2-Pfennigstüde , 3 382 722 M 83 S Z 1-Pfennigstücke. Gesammtausprägung an Gold- münzen: 1 540 710 520 4; an Silbermünzen: 418 702 058 80 „S §; an Nickelmünzen: 35 160344 45 54; an Kupfer- münzen : 9 595 930 M 27 S.

Die Einnahmen an Zöllen ein Gait: lichen Verbrauchssteuern haben im Reiche für die Zeit vom 1. April bis zum Schlusse des Monats November 1877 (verglihen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) betragen: Zölle 72 170 478 M (—10 031 875 A), Rübenzuckersteuer 18 704 692 4 (+7 262 690 A), Salzsteuer 23373 797 M (+1321 261 M), Tabaksfteuer 319512 M (+39 383 A6), Branntweinsteuer 17 989 811 M (—765 132 M6), Uebergangsabgaben von Branntwein 70 553 # (—10 757 46), Brausteuer 10 733 537 H (—284 681 M), Uebergangsabgaben von Bier 583 887 A (+10 797 M); Summa 143 946 267 M (—2 458 314 M).

Der Aviso „Preußischer Adler“ und die Dampf- kanonenboote „Meteor“ und.,„ Habicht“ sind aus der Liste der Kriegsfahrzeuge gestrichen“ worden.

Bayern. München, 14. Dezember. Die Abgeord- netentammer hat heute den Eifenbahngeseßentwurf einem besonderen Eisenbahnausshuß zugewiesen und den Geseß- entwurf, betreffend die Tax- und Stempelgebühren, nach dem Ausschußantrag einstimmig angenommen. Die von dem Ausschuß für den Geseßentw'urf bezüglih des Verwaltungsgerichtsho fes niedergeseßte Subkommission hofft ihre sehr eingehenden Berathungen heute Abend zum Abschluß zu bringen. Der sechste Ausschuß der Kammer beantragt, dem Geseßentwurf die Vervollständigung der bayerishen Staatseisenbahnen, sowie die Ein- rihtungen der bayerischen Bodensee-Dampfschiffahrts- und der Se Unn betreffend, in allen seinen Theilen zuzu-

immen.

15. Dezember. Der Landrath von Oberbayern hat in seiner heutigen Sißung, dem Vorgange des Landraths von Niederbayern folgend, zur Frage der Verwaltungs- Reorganisation, wie sie der Abg. Hauck in Vorschlag brate, Stellung genommen. Der Antrag des Bürgermeisters Dr. Erhardt: „Der Landrath erachtet eine Zusammenlegung der bestehenden Aa ri a vid sowie eine Verminderung der oberbayerischen Bezirksämter als bedenklich und stellt an die Königliche Staatsregierung die Bitte, allen diesbezüglichen Anträgen die Zustimmung zu versagen“, wurde mit allen gegen zwei Stimmen angenommen. Jn gleicher Weise hat der Landrath von Mittelfranken einem Antrag des Bürgermeisters Keller zugestimmt: „es sei die Aufhebung der Kreisregierung von Mittelfranken, sowie die Reduftion mittel- fränkisher Bezirksämter als mit den Juteressen des Kreises niht im Einklange stehend zu erahten und an die Königliche Staatsregierung die Bitte zu stellen, die bestehende Organi- sation der Kreisstellen und Distrikts-Polizeibehörden auch ferner beibehalten zu wollen.“

Baden. Karlsruhe, 13. Dezember. (Karlsr. Ztg.) Die Zweite Kammer hat däs Geseg über Aufbringung des Gemeindeaufwandes in den Städten unter der Städteordnung mit 43 Stimmen gegen 15 angenommen. Der Regierungsentwurf ist dabei im Wesentlichen wieder hergestellt worden. Die Gültigkeitsdauer ist nach dem Antrag der Kom- mission auf 1 Jahr beschränkt. :

WWaldeæck. Arolsen, 15. Dezember. Der Landtag der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont schritt in der heutigen Sitzung zur zweiten Lesung des mit Preußen abgeschlossenen Accessionsvertrags und nahm denselben mit Schlußprotokoll und den Resolutionen in namentlicher Abstimmung mit 12 gegen 2 Stimmen an. Zuglei wurde der Antrag ange- enommen, zu Art. 7 zu erklären, „Stände leben der zuver- ichtlihen Erwartung, daß im Landesinteresse die Beamten der Fürstenthümer auch bezüglich ihrer äußeren Stellung wie bisher den entsprechenden Kategorien der Königlih preußischen Beamten gleichgestellt werden“.

Ebenso wurde die mit Preußen abgeschlossene Militär- Konvention in zweiter Lesung en bloc einstimmig ange- nommen.

Von allgemeinem Fnteresse war nur noch der Antrag der Stände, die Amortisation der Rothschildshen Schuld des Domaniums betreffend, welche während der Dauer. des jeßt

ablaufenden Accessionsvertrages aus dem Domanial-Stamm- vermögen bestritten worden ist. Der Landtag beschloß ein-

stimmig: „Se. FA auc den Fürsten zu ersuchen, die fr. 662 660 M6 betragenden mortisationsbeträge dem Domanial-

Stammvermögen zu restituiren.“ Zu der ung der Domanialverwaltung über die im Fahre 1876 angekauften und verkauften Domanialgrund- stücke beschloß der tag: „Die betreffenden Veräußerungen sind, da sie ohne Zustimmung der Stände ESOROE sind, nihtig, und behalten sich Stände bezüglich dieser nihtigen Veräußerungen alle Rechte vor.“ : Nach Erledigung der Tagesordnung erklärte der Landesdirek- tor von Sommerfeld, daß ihm von dem Finanz-Minister die Mittheilung geworden sei, daß der Etat jeßt noch niht vor- elegt werden könne, und deshalb eine Vertagung bis Mitte Sans erforderlich sei; ‘er (der Landesdirektor) halte diese Zeit aber bei dem Stande der preußischen Landtagsverhandlungen für zu kurz und wolle den Landtag bis auf Weiteres vertagen und im Einvernehmen mit dem Landtagsvorsißenden wieder zusammenberufen, sobald der Etat vorgelegt werden könne. Nah lebhafter Debatte vertagte hierauf der Landesdirektor den Landtag auf zwei Monate, behielt sich aber mit ständischer Zustimmung vor, den Landtag au schon früher wieder ein- zuberufen, wenn der Etat früher vorgelegt werden kann.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 15. Dezember. Der Kaiser ist gestern Abend nah Gödöllö abgéceitt

16. Dezember. (W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ zufolge dürfte, nahdem die offizielle Zustimmung der deut- hen Regierung zu einer sechsmonatlihen Verlängerung des bestehenden Handelsvertrages vorliegt, die bezügliche Deklaration demnähst in Berlin unterzeihnet werden. Die Verlängerung des status quo mit Ftalien wurde, dem Wunsche der itatienishen Regierung gemäß, auf 3 Monate heschränkt und das bezüglihe Üebereinkommen am 14. Dèzember in Wien unterzeichnet.

(W. T. B.) Der Ausgleichsaus\chuß hat bei der Berathung des Petroleumzolls die Anträge des Referenten Süß, den Zollsab für Petroleum auf 3.Fl. in Gold festzuseßen und eine Verbrauchssteuer für inländisches Petroleum abzulehnen, mit 20 gegen 19 Stimmen ange- nommen. Der Abg. Menger meldete ein Minoritätsvotum an. Die Debatte über die Verzollung des Rohöls soll morgen fortgeseßt werden. Der hiesige Gemeinderath hat den seitherigen Bürgermeister Dr. Felder als Bürgermeister wiedeluemaR

Pest, 15. Dezember. (W. T. B.) Jn der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses meldete der Abg. Helfy eine Fnterpellation an über die Kriegserklärung Serbiens an die Pforte. Sodann wurde der Geseß- entwurf, betreffend das Ausgleichsprovisorium in der General- und Spezialdebatte, unverändert angenommen. Die dritte Lesung des Geseßentwurfs wurde auf es angeseßt.

Die Fnterpellation des Abg. Helfy an den Minister-Präsidenten lautete:

«Nach den neuesten Nachrichten hat der Fürst von Serbien der Türkei von Neuem Kriez erklärt, indem er zuglei seiner Armee den Befehl ertheilte, die türki Grenze zu überschreiten. Hat der Oerr Minister-Präsident ‘amtlichF Kenntniß hiervon? Wenn ja, dann frage i: Geschieht dieser ebenso ehrklose als ungerechtfertigte Angriff gegen das türkfishe Reih mit Wissen des Auswärtigen Amt-5 der Monarcie und mit Zustimmung der ungarishen Regierung? Wenn die un- garishe Regierung dieses Vorgehen billigt, womit tann sie dies mo- tiviren? Wenn sie es nicht billigt, dann frage ib: Beabsihtigt sie sofort Schritte zu thun, damit dem Fürsten von Serbien dieser neue Vertrag8bruch verwehrt und eventuell, daß er an der Vollziehung desselben mit bewaffneter Macht verhindert werde ?“

16. Dezember. (W. T. B.) Heute fand eine von etwa 6000 bis 8000 Personen besuchte türkenfreundliche Versammlung statt, in welcher eine Resolution des Jn- halts angenommen wurde, daß die Zeit gekommen sei, wo die ungarische Negierung mit allen Mitteln und unter Anwendung der bewaffneten Macht einer weiteren Ausbreitung der Macht Rußlands entgegentreten müsse. Die Versammlung beschloß, die Resolution sofort durch eine Deputation dem Minister- L überreichen zu lassen. Der Minister-Präsident ehnte es aber ab, die Deputation zu empfangen, die in Be- gleitung einer großen Volksmenge vor seine Wohnung ge- fommen war. Die Volksmenge begann hierauf, zu exccdiren. Von der herzugekommenen Polizei wurde der Plaß indeß ohne Schwierigkeit gesäubert, so daß das shließlih erschienene Militär niht mehr zur Verwendung kam. 4

Schweiz. Bern, 15. Dezember. (N. Zür. Ztg.) Der Bundesrath hat den Voranschlag über Einnahmen und Ausgaben des internationalen Postamts für 1878 fest-

estellt. Die Ausgaben (Gehalte 49 500, Bureau, Druckosten,

Porti und Telegramme 2c. 28 500 Fr.) beziffern sich auf 78 000 Fr., die Einnahmen auf 6000 Fr. Es bleiben also durch die Staaten des allgemeinen Postvereins zu deckden: 72 000 Fr. Der Nationalrath hat den Artikel 1 des Entwurfs, betreffend Suspendirung einzelner Bestimmungen der Mili- tärorganifation, angenommen. Der Bundesrath wurde eingeladen, eine Besoldungssfala für Offiziere mit proportio- nirter Reduktion der bishcrigen Besoldung einzubringen. Der neue Minister-Resident der Vereinigten Staaten bei der Eidgenossenschaft, Hr. Fish, ist lezter Tage mit seiner Familie in Bern angekommen.

{SroSbritannien and Jrland. London, 15. De- zember. (W. T. B.) Die Königin hat heute Nachmittag dem uen Beakonsfield in Hughznden einen Besuch abh- gestattet.

17. Dezember. (W. T. B.) Heute findet abermals ein Ministerrath statt. Die Königin hat nah dem dem Premier, Lord Beakonsfield, abgestatteten Besuche be- schlossen, niht nah Osborne überzusiedeln, sondern die Weih- nachtsfeiertage in Windsor zuzubringen.

Frankreich, Paris, 16. Dezember. (W. T. B.) Eine große Anzahl von Präfekten hat um ihre Entlassun nahgesucht. Die republikanischen Blätter wollen wissen, da jak alle im Dienst befindlichen Prasctten und Unter-Prä- ekten, sowie eine große Anzahl anderer Staatsbeamten ihrer Stellen enthoben werden würden. Die General- räthe find auf den 21. Dezember, die Arrondissements- räthe auf den 19. Dezember einberufen worden. Jm

9. Pariser Arrondifsement is an Stelle Grévy's, der für den

go angenommen hat, Emile de Girardin mit großer ajorität zum Deputirten gewählt worden.

Versailles, 15. Dezember. (W. F. B.) Die Depu- tirtenkammer hat zwei Zwölftel des Budgets und die vier direkten Steuern bewilligt. Vor der Abstimmung wurde von Seiten der Bonapartisten und Legitimisten erklärt, daß sie zwar für die betreffenden Vorlagen stimmen würden, daß aber dieses ihr Votum feinen Ausdruck des Vertrauens einshließe. Die Kammer wird sih voraussihtlich am nächsten I bis zar Eröffnung der ordentlichen Session im Januar vertagen.

. Italien. Rom, 15. Dezember. (W. T. B.) Jn der Dep u- tirtenkammer veBangian heute bei der Berathung des Kapi- tels des Budgets für das Ministerium der öffentlihen Arbeiten, betreffend die Ausgaben für den Bau der Gotthardbahn, die Deputirten Quidici und Sella von der Regierung Aus- kunft über die Lage des Gotthard-Unternehmens und über die Verpflichtungen, welche die italienische Regierung diesem Unter- nehmen gegenüber übernommen habe. Der Minister- Präsident Depretis erwiderte darauf, es sei keine neue Thatsache eingetreten, durch welhe die Berner Konvention eine Abänderung erfahren könnte, daher dürfe auch feine Aenderung des Beitrages, welchen zztalien zu den Kosten dieses Unternehmens zu leisten

abe, erfolgen. Der Minister fügte sodann hinzu, er werde ih indessen bemühen, irgend eine Ermäßigung der Verpflich- tung Ftaliens zu erlangen. Die bezüglihen Verhandlungen werde er unter dem Vorbehalte führen, daß die betreffenden italienishen Gemeinden den von ihnen zugefsagten Beitrag zu den von der italienishen Regierung übernommenen Kosten des E Unternehmens beibehalten werden. Für den Fall, daß die Gemeinden dies verweigern sollten, werde er dem Parlamente weitere Mittheilungen machen, um geeignete

Maßregeln zu berathen.

16. Dezember. (W. T. B.) Der neue tür- ktishe Gesandte, Turkhan Bey, hat heute dem König sein Beglaubigungsschreiben überreiht. Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer zeigte der Minister-Präsident Depretis an, daß das Kabinet in Anbetracht der parlamentarischen Situation seine Demission gegeben und daß der König dieselbe angenommen habe. Er sei heute Vormittag vom König mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt worden ; bis zur Bildung desselben würden die seitherigen Minister auf ihren Posten bleiben. Depretis sprach die Erwartung aus, daß die Kammer, indem sie ihren bezüglichen Beschlüssen einen lediglih administrativen Charakter gebe, das Budget zu Ende berathen werde.

Griechenslaud. Athen, 16. Dezember. (W. T. B.) Zu Gunsten des Krieges gegen die Türkei fanden heute hier öffentlihe Kundgebungen statt, die Polizei und die Gensd'armerie zerstreuten die Menge.

Türkei. Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.) Der englische Botschafter Lay ard hat die Aufmerksamkeit der Pforte auf den Umstand gelenkt, daß der Sklaventran s- port seit dem Abshluß des Vertrags mit Egypten über Tri- polis gehe und beantragt, daß der Gouverneur von Tripolis durch cinen Firman des Sultans und ein Schreiben des Großveziers angewiesen werde, jedes Sklavenschiff mit Beschlag zu belegen. Heute fand die Ceretiaonie des Kurban Bairamsfestes statt, welher die gesammte - Bürger- garde beiwohnte. Osman Pascha hat am Donners- tag seiner Familie ein Telegramm zugehen lassen, worin er bestätigt, daß der Vorrath an Lebensmitteln in Plewna gänzlih ershöpft war, als er den Durcchbruch versuchte und worin er hervorhebt, daß er vom Kaiser Alexander und vom Großfürsten Nikolaus mit großer Courtoisie ausge- zeihnet wurde. Mehemed Ali ist hier eingetroffen. Die von den türkischen Fournalen geführte Sprache ist E erheblih weniger friegerisch, als sie bis dahin

autete.

Belgrad, 15. Dezember. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht diplomatische Akftenstücke, welche das Verhältniß zwischen Serbien und der Pforte seit dem Friedens- schlusse bis zur Kriegserklärung betreffen.

Numänien. Bukarest, 16. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat das Militär-Pensionsgeseß votirt. Fürst Karl wird am Donnerstag in Nikopolis die Adresse des Senates und der Deputirtenkammer ent- gegennehmen.

Amerika. Washington, 13. Dezember. (Reuters Bureau.) Fn der gestrigen Sißung des Senats stimmten 19 Demokraten für und 30 Republikaner unter der Führer- schaft von Mr. Conkling gegen die Ernennungen des Präsidenten Hayes für die Hauptbeamtenstellen im New- Yorker Zollamte. Die Bestätigung dieser Ernennungen wurde vom Senat mit 32 Stimmen gegen 25 abgelehnt. General Sheridan benachrihtigte den militärishen Ausshuß des Re- präsentantenhauses, daß keine Gefahr eines Krieges mit Mexiko vorhanden wäre, falls er niht dur einen zu-

fälligen Zusammenstoß zwischen den amerikanischen und meri- ;

kanischen Truppen entstände. Die neueste westindishe Post meldet die Entdeckung einer revolutionären Vershwö- rung in Guatemala. 17 Vershwörer wurden hingerichtet.

15. Dezember. (W. T. B.) Der Kongreß hat sih bis nach Weihnachten vertagt, ohne in der Silberfrage Beschluß zu fassen.

Asien. Japan. Yeddo, 15. Oktober. Hr. Hanabusa, höherer Beamter des hiesigen Ministeriums der Auswärtigen Ange- legenheiten, reiste vor Kurzem nah Fusan in Korea, um mit der dortigen egierung über die im api E Korea iyen Vertrage vorgesehene Eröffnung zweier Koreanisher Häfen zu unterhandeln. :

Da an Bord des Dampfers, mit welchem Hr. Hanabusa bereits in Fusan angekommen war, die Cholera ausbrach, wurde dort jede Kommunikation mit dem Lande vermieden vnd der Bevollmächtigte kehrte aus diesem Grunde sofort mit dem Schiffe nah Nagasaki zurück, wo er sich noch befindet.

Es hatte sich anläßlich der beshleunigten Rückehr des Abgesandten hier das Gerücht von Gémwaltthätigkeiten der Koreaner gegen die japanischen Ansiedler in Fusan verbreitet, und die hiesigen Zeitungen brachten sogar die E daß der Ge Kommissar mit Gewalt am Landen verhindert wor ei.

Die Regierung hat dieses Gerücht jedo offiziell dementirt.

Der russisch-türkifhe Krie z.

Brüssel, 15. Dezember. (W. T. B.) Der „Nord“ spricht die Besorgniß aus, daß das Mediationsgesuch der Pforte nicht aufrichtig sei und daß sih hinter demselben die Hoffnung verberge, Uneinigkeit unter den Mächcen hervor- zurufen. erft das genannte Blatt, es sei unmög- lih auf der von der Pforte bezeichneten Basis zu verhandeln. Die Zllusionen der Pforte über ne Uneinigkeiten zwischen den europäischen Mächten würden alsbald zerstört werden.

Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.) Der englische Vertreter, p abel erklärt die Behauptung der tür- kischen Journale, er habe bei der Pforte über die Frieden s- bcdingungen sondirt, für unbegründet.

London, 16. Dezember. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Konstantinopel von heute, es cir- fulire dort das Gerücht, daß England, ohne vorheriges Einvernehmen mit der Pforte, von freien Stücken bei Ruß- [and über die etwaigen Friedensbedingungen sondirt habe und daß der Pforte mitgetheilt werden würde, Rußland würdé jevt, aber nur in dem Falle, daß direkte Verhandlungen stattfänden, einen Frieden zugestehen, im Falle einer Mediation würden die Friedensbedingungen ungleich härtere sein. Ferner meldet das gedahte Bureau aus der türkishen Hauptstadt, obshon man si ein kriegerishes, zum äußersten Widerstande entschlossenes Ansehen gebe, sei doch die friedliche Strömung schr stark und als erstes Sympton einer solchen werde ein NMinisterwechsel anzusehen sein. Troß scheinbarer Ruhe herrsche bei der Bevölkerung von Konstantinopel große Unzufriedenheit und in den Straßen der Stadt würden aufrührerishe Plakate angeschlagen. Die Thronrede des Sultans habe in den diplomatischen Kreisen Konstantinopels einen ungünstigen Eindruck gemacht. Der Eingang der Cirkularnote, in welcher die Pforte die Mediation der Großmächte anrufe, solle von mehreren Mächten bescheinigt worden sein.

London, 16. Dezember. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Konstantinopel, die Antwort Ftaliens auf die Note der Pforte, betreffend die Mediation, solle entgegenkommend und freundschaftlich sein, Ztalien wünsche lebhaft die- Wiederherstellung des Friedens und werde sih wegen der Mediation mit den übrigen Mächten ins Vernehmen seßen.

_ Paris, 16. Dezember. (W. T. B.) Mit Bezug auf ein Wiener Telegramm, in welchem es hieß, England würde wünschen, daß Frankreich die Junitiative zu einer Me- diation ergreifen möge, erklärt der „Temps“, gegenwärtig liege überhaupt keine Jnitiative in Frankreihs Rolle.

Paris, 17. Dezember. (W. T. B.) Jn Betreff der Haltung Ztaliens bezüglih des Mediationsgesuches der Pforte theilt die „Agence Havas“ gegenüber anderweitigen Na@hrichten mit, daß Ftalien geneigt sei, sich den Schritten der anderen Mächte anzuschlicßen. 2 2/08

Wien, 15. Dezember. (W. T. B.) Aus Athen wird der „Pol. Korr.“ berihtct: Die Kunde von der Kapitulation Piewnas habe der kriegerischen Agitation in ganz Griechenland einen neuen Jmpuls gegeben. Die grie- chische Regierung sei dadurch ebenso, wie durch die bedrohli- en Nachrichten aus Kreta in eine s{hwierige Situation ver- jevt; einstweilen sei sie bestrebt, dur eine energischer: Fort- levung der Nüstungen der allgemeinen Stimmung Rechnung zu tragen. ;

_ Kopenhagen, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Nac- riht der „Pall Mall Gazette“, daß zwischen dem hie- sigen russishen Gesandten und der dänischen Regierung Ver- handlungen im Zuge seien, die bezweckten, den Prinzen Wa l- dema r oder den Prinzen Fohann von Glücksburg als Gouverneur von Bulgarien in Vorschlag zu bringen, is nach an bester Stelle eingezogener Erkundigung als pure Erfin- dung zu bezeichnen.

Europäischer Kriegsschauplat.

Bukarest, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser Alexander t-itt schon Montags Abends, nicht erst Dienstags, die Weiterreise von hier nah St. Petersburg an, derselbe wird die Eröffnung der neuen Eisenbahnlinie Simnißta- Frateschti vornehmen. Heute begab si derselbe zum Groß- fürsten:Thronfolger, um sich von demselben zu verabschieden. Bei dem am 12. d. M. um Metschka stattgehabten Ge- fehte hatte fich der Großfürst-Thronfolger derartig erponirt, daß er von einer Kugel am Kopf gestreift wurde. Dem Reichskanzler Fürsten Gortschakoff wurde das Großfreuz des Sterns von Rumänien von der Fürstin in Person überreicht.

Simnigtza, 16. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser Alexander hat die rergangene Nacht in dem Hauptquartier des Großfürsten - Thronfolger zugebraht. Die nächste Nacht wird der Kaiser in dem Salonwagen des Eisenbahnzuges, welher ihn nah Frateschti bringt, zubringen. Morgen Vor- mittag wird der Kaiser in Bukarest erwartet. Jn Plewna ist weder ein russischer noch ein rumänischer Gefangener vor- gefunden worden. Diet ürkischen Verwundeten werden in den verschiedenen russish - rumänishen Ambulanzen ver- pflegt. Mit der Behandlung Osman Paschas ist ein Kaiser- licher Leibarzt betraut worden. Ein neues russishes Regi- ment, welches soeben aus Rußland eintrifft, wird auf Ru|- {uf dirigirt. i:

Bukarest, 16. Dezember. (W. T. B.) General Aezenstof, Staatssekretär von Hamburger und das Gefolge des Kaisers Alexander find bereits hier eingetroffen und im Hotel Metropole, gegenüber dem Fürstlihen Palais abge- stiegen. Am Eingange des leßteren und auf dem Bahnhof von Tirgoviste sind für die Ankunft des Kaisers Triumphbogen gebaut, der Metropolitan, die Minister, der

ürgermeister und die Beigeordneten der Stadt werden den Kaiser mit Salz unck Brod empfangen und unter Kanonen- donner und unter dem Geläute der Glocken in die Stadt ge- leiten, die Bürgergarde bildet in den Straßen - Spalier. Jm Fürstlihen Palais findet Dejeuner und Diner, sowie eine thea:ralishe Vorstellung statt. Der Minister Cogalniceanu Loe dem Kaiser. bei der Abreise bis zur Grenze das Geleite geben.

St. Petersburg, 17. Dezember. .(W. T. B.) Die Ankunft des Kaisers in der Rejidenz wird am 2. d. M. erwartet. Ein Telegramm der „Neuen Zeit“ schildert die traurige Lage, in der sich die Verwundeten und Kranken in Alisa bis zur Einnahme der Stadt be- fanden und meldet, daß zu deren Pflege jeßt ausreichende Maßregeln getroffen seien. ,

, St. Petersburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Offi- âlelles Telegramm aus Bogot vom 13. Dezember:

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Am 11. d. M., am Tage vor dem Angriff der Türken auf die Positionen des 12. Corps, wurden auf unserer ganzen östilihen Front mehrere Rekognoszirungen ausgesührt. Eine derselben stellte wie bereits gemeldet eraus, daß die Türken bei Krasnoe den Lom zu überschreiten be- gannen. Eine andere Rekognoszirungsabtheilung, die \ih gegen Omurkioi und Karagatsh wendete und die aus 13 Com- pagnien des Kurskischen Regiments, dem Lubninschen Husaren- Regiment und 2 Batterien unter General Gorschkoff bestand verwidelte sih in ein Gefecht mit den Türken, daz lüdlih für uns endete. Die Abtheilung stieß gegen 9 Uhr Morgens auf 14 türkfishe Tabors mit 4 Geshüßen. Als der Kampf entbrannte, befahl General Gorshkoff, bei Kassabin einen Hinterhalt vorzubereiten, und begann dann sihch zu- rüczuztiehen, indem er die Türken nah der Gegend des Hinter- haltes hinlockdte. Die Türken verfolgt:n den General Gorsch- kof und stießen auf den Hinterhalt, welcher sofort die Offen- sive ergriff, die Türken über den Haufen warf und bis Omur- kioi zurücktrieb. _Der Feind ließ über 200 Todte auf dem Kampfplatze; unsererseits wurden 4 Offiziere verwundet, 34 Soldaten wurden getödtet, 230 Soldaten wurden verwundet. Unser Verlust bei Trestenik und Metschka ist noch nit definitiv ermittelt, annähernd beziffert sich derselbe auf 25 todte oder verwundete Offiziere und etwa 90 getödtete und 600 verwundete Soldaten. Der Verlust der Türken war ein sehr aroßer, besonders bei dem Zurücgehen über den Lom; vor unseren Positionen sind* vorläufig über 600 Todte der Türken gesammelt, das Aufsammeln der Todten if aber bei Weitem noch niht beendet. Unter den gefangenen Türken befinden sich 150 Verwundete und ein Stabsoffizier. Am 13. d. M. famen auf unserer östlihen Fronte blos unbedeutende Plänkeleien der Vorposten vor. Von un- serer Batterie in Giurgewo wurde Rustschuk beschossen, wobei ein Geshüß und eine Batterie beshädigt wurden. Das auf den Straßen von Slatißa nah Sofia und Etropol stehende russishe Detachement wurde am 12. De- zember durch die Türken aus Slatißa angegriffen, welche gegen 3000 Mann Verstärkungzn erhielten. Der Kampf dauerte vom Morgen bis zum Einbruch der Dämmerung, alle Angriffe der Türken wurden furtges@lagen, Da die Türken indeß auf den Anhöhen, welche unsere vorderen Positionen bei Tschelopetsheni und Klissa beherrschen, ihr Nachtlager auf- s{lugen, so räumten wir diese Positionen. Unser Verlust ist noch nit bekannt, aber nit erheblih. Unsere übrigen Truppentheike halten ihre früheren Positionen in Sicht von Arab Konak beseßt und bewachen Lutikowo. Die Türken fahren fort, ihre Positionen zu befestigen und ziehen allmählich Verstärkungen aus Sofia heran.

__St. Petersburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Offi- zielles Telegramm aus Bogot vom 14. d. M.: Heute, a1: 14. Dezember, haben sich die Türken aus Elena zurück- gezogen, nahdem sie die unglücklihe Stadt vorher in Brand gesteckt hatten. Elena is dur unsere zur Verfolgung abge- sendete Vorhut besetzt. 21

London, 17. Dezember. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Daily News“ aus Verbißa vom 15. d. besagt: Heute erfolgt der Abmarsch von 40,000 Russen nah Orkhanie.

(W. T. B.) Aus Bukarest wird der „Pol. Korr.“ über das bereits erwähnte Schreiben Osman Paschas an die Pforte gemeldet: Osman Pascha hebe in demselben rühmend die Aufnahme hervor, welche er bei dem Kaiser Alexander und dem Großfürsten Nikolaus gefunden hakte. Er sei leicht verwundet. Von seinem künftigen Jnternirungs- orte aus, den er indeß noch nit kenne, werde er der Pforte einen detaillirten Bericht einsenden.

Wien, 17, Dezember. (W. T. B.) Wie der „Presse“ aus Sistowa gemeldet wird, wäre im Kriegsrath be- shlossen worden, daß die rumänische Armee niht über den Balkan gehen solle. Die russishen Operationen behufs dés Ueberganges über den Balkan würden erst beginnen, wenn

‘alle Verluste und Abgänge bei der- Armee in Bulgarien er-

seßt und die rumänischen Lazarethe evakuirt sein werden.

Belgrad, 16. Dezember. (W. T. B.) Fürst Milan ist in das Hauptquartier nah Alexinaß abgereist. Das amtliche Blatt veröffentlicht das Einquartierungsgeseß, sowie eine Verordnung, wonach jeder serbische Unterthan ohne Unterschied des Alters zum Kriegsdien#t herangezogen werden kann. Aus Alexinaßt von heute is die offizielle Meldung eingegangen . daß das Morawa-Corps die türkische Grenze überschritten, die Anhöhen von Mramor und die Ortschaften Secanica und Topolnica besezt und daselbst eine Batterie errichtet hat.

Le ndon, 15. Dezember. Einem Telegramm des. „Reu- tershen Bureaus“ aus Konstantinopel vom heutigen Tage zufolge marschiren die serbishen Truppen in der Rich- tung auf N isch.

Wien, 16. Dezember. (W. T. B.) Dem „Telgraphen- Korrespondenz-Bureau“ wird aus Kattaro von heute ge- meldet, sicherem Vernehmen nah sei die türkische Be- saßung von Antivari, welhe mit dem Fürsten von Montenegro in keine direfte Verhandlungen eintreten wolle, bereit, die Uebergabe des Platzes an Oesterreich - Ungarn zu vollziehen.

Asiatisher Kriegsshauplaßt.Z

Wien, 17. Dezemger. (W. T. B.) Aus Tiflis geht der „Presse“ die Nachricht zu, Fürst Melifoff habe offiziell mit- getheilt, daß der Aufstand in Daghestan unterdrüdck: sei.

Die Nr. 50 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen : Verw. isung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Finanzwesen: Goldankäufe Seitens der Reichsbank; Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und geme.nschaftlihen Ver- brausftenern für die Zeit vom 1. April 1877 bis zum Sdlusse des Monats November 1877. Zoll- und Steuerwesen: Anschreibung des Poitverkehrs nach Grerizstrecken; Nachweisung der Einnahme an Wewselstempelsteuer in dea Monaten April bis November 1877; Taravergütung für saucirte Tabake in Thierhäuten; Errichtung, Um- wandlung, Aufhebung und Befugnisse von Zoll- und S euerämtern. Münzwesen : Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Juitizwesen: Ernennung beim Reihs-Ober-Handelsgeriht. Maß- und Gewichtswesen : R zur Eichordnung vom 16. Juli 1869 und zum Erlasse vom 19. März 1872. Eisenbahnwesen: Ab- änderung des Betries-Reglements für . die Eisenbahnen Deutsch- lands; Eröffnung der Personen-Haltestelle Legden für den Gepäck-, Vieh- und Güterverkehr. Marine und Schiffahrt: Cirkular-Erlaß an die Kaiserlichen Konsulate zur Ausführung des Gesetzes, betref- fend die Untersuhung von Seeunfällen. Konsulatwesen: Er-

nennung; Bestellungen zu Konsular-Azenten. Handels- und Ge- werbewesen: Verlängerung des Handels ertrages mit Oesterreich.

Nr. 23 des „Marine-Verordnungs-Blattes* hat fol- genden Inhalt: Streichung S. M. Aviso „Preußischer Adler“ und S. M. Dampfkanonenboote „Meteor“ und „Habicht“ aus der Liste der Kriegsfahrzeuge. Abänderung des §. 9 des Regulativs über die sicherheitspolizeilihe Ueberwahung des Betc:ebes der Dampf- kessel. Abänderung mehrerer Säße im Beköstigungsregulativ für die Marinelazarethe. Anrechnung der Dauer der Reise S. M. S. „Vineta“ in den Jahren 1875 bis 1877 als doppelte, pensions- berehtigende Dienstzeit. Statistisher Sanitätsbericht. Inhalts- verzeihniß der Schiffsbücherfkiften. Personalveränderungen. Benach- rihtigungen. Der statistisheSanitätsberiht über dieKais- ferlich deutsche Marine für den Zeitraum vom 1. April 1876 bis 31. März 1877 (Beilage zum Marine-Verordnungs-Blatt Nr. 23) hat folgenden Inhalt: Allgemeine Uebersicht der Kränklichkeit, Dienst- unbrau{bzrfkeit und Sterblichkeit in der Marine. Krankheits- verhältnisse auf den Shifen in Ostasien. Krankheitsverhältnifse auf den Stbiffen in Westindien, Nord- und Südamerika Krank- heitsverhältnifse auf den Schiffen im Mittelmeer. Krankheitsverhält- nilte auf den Scvbiffen in heimathlihen Häfen und Gewäfern. Krankheitsverhältnisse am Lande. Die Krankheits- und Sterblich- keitsverhältnifse auf den deutshen Kriegsschiffea in Ostasien in den Jahren 1859-—1875.

Nr. 25 des Central - Blatts der Abgaben-, Ge- werbe- und Handelsgeseßgevung und Verwaltung in den

óniglih Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt : Anzeige der in der Geseßz-Sxmmlung und im Reichsgeseßblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. I. Allgemeine Verwaltungsgegenftände: Be- rihtigtes Verzeichniß derjenigen preußishen Zoll- und Steuerämter im Innern, auf welche Begleitsheingüter unter Eisenbahnwagenver- {luß abgefertigt werden dürfen. Umwandlung des Ortsnzmen Chodschesen in „Kolmar i. P.“ III. Indirekte Steuern: (Srkennt- niß des Königlichen Ober-Tribunals. Branntweinsteuer. Ord- nunz8widrigkeit. Brennereitreibender. Verantwortlichkeit. Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals. Wecbselitemvel. Formular. Accept. Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals. Wecselstempel. Verjährung. Unterbrechung. Stempelrevifor. Mittheilungen der Erbschaftsfteuerämter für Erbfälle. Zweite Abtheilung: Tarifirung von Pulfords magnetisher Eisenfärbe. VI. Perfonalnahhrichten.

Statistische Nachrichten.

_ Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse. Ge- mäz den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheits- amts. sind in der neunuñdvierzigst-1 Jahreswoche von je 1900 Be- wohnern, auf den Jahresdur{schnitt verehnet, als gestorben ges meldet: in Berlin 24,8, in Breslau 27,1, in Königsberg 28,2, in Cöln 19,3, in Franffurt a. M. 162, in Haanover 18,3, in Cassel 313, in Magdeburg 17,0, in Stettin 15,0, in Altona 18,9, in Straß- burg 24,4, in München 31,0, in Nürnberg 18,6, in Augsburg 22,7, in Dresden 22,3, in Leipzig 23,0, in Stuttgart 25,8, in Braunschweig 21,4, in Karlsruhe 18,1, in Hamburg 26,4, in Wien 26,8, in Buda- pest 39,1, in Prag 34,9, in Triest 32,2, in Basel 23,4, in Brüssel 30,1, in Paris 23,3, in Amsterdam 21,4, in Kopenhagen 23,9, in Stockholm 20,2, in Christiania 13,2, in St. Petersburg 33,8, in Warschau 18,9, in Odessa 19,0, in Bukarest —, in Rom —, in Turin 18,7, in Athen 23,7, in Liffabon 40,7, in London 22,8, in Glasgow 23,6, in Liverpool 30,6, in Dublin 36,6, in Edinburgh 30,0, in Alexandria (Egypten) 40,7, in New-York 22,5, in Philadelphia 16,4, in Boston 18,9, in Chicago 14,7, in San Franzisko 14,4, in Calcutta 36,8, in Bombay 49,4, in Madras —.

Beim Wocbenbeginn - herrshten in Deutschland meist östliche und nordöstliche Luftströmungen, die im Laufe der Woche meist in südöstlihe übergingen. Am Wothenschlusse herrshte in Norddeutsch- land jedoch Nordost in Mittel- unv Süddeutshland Nordwest und Südwest vor. Die Temperatur der Luft war mikd; Niederschläge selten. Der Laftdruck ein {wankender, bald steigend, bald fallend, doc zeigte er gegen das Wochenende eine stark steigende Tendenz.

Die allgemeine Sterblichkeit in den deutshen Städten ist cine größere geworden; die allgemeinen Sterblichfeits- verhältnißzahl ift von 23,6 der Vorwohe auf 24,3 gestiegen (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr gerechnet) und bethei- ligten fich an der Zunahme derselben hauptsählih die jüngeren Altersklaîsen, während die höheren eine Abnabme der Sterblicßkeit erfuhren. Unter den Todesursahhen if eia häufigeres Hervortreten der Infektionskrankheiten zu konstatiren, namentlich zeigen sich Masern, Swarlachfieber und besonders die Diphtherie im Allge- meinen häufiger. Die Masern herrschten in Celle, Budapest, London; Scharlachfieber und Diphtherie oft gleichzeitig auftretend, verursahten in Berlin, Pest, Danzig, Dresden u. a. O. zahlreihe Todesfälle unter den Kindern. Auch Unterleibstyphen führten häufiger zum Tode, doch traten sie nirgends als heftigere Epidemie auf. Aus Thorn wird ein Todesfall von Flecktyphus gemeldet. Die Zahl der Poten- todesfälle in London, Wien, Prag ift eine kleinere, in Triest und Lissabon eine erheblich gesteigerte. Darmkatarrhe und Brechdurcfälle der Kinder erschienen feltener als Tobesursahe, nur in Straßburg. Wien, Pest, St. Petersburg is die Zahl der Todesfälle noþ eine größere. Keuchhuften und entzündlihe Prozesse der Athmungsorgane verliefen gleichfalls seltener tödtlih. Die Cholera in Japan nimmt, den neuesten amtiliwen Nachrichten zufolge, im Ganzen einen milden Verlauf, in der dortigen deutshen Kolonie war der Gesundheits- zustand ein vortreffliher und noch fein Cholerafall beobachtet worden.

NaŸh den im „Kirhl. Geseß- und Ver.-Bl.“ veröffentlichten statistischen Mittheilungen aus der Verwaltung des evangelischen Kirchenwesens in den acht älteren preu- ßishen Provinzen und in Hohenzollern für das Fahr 1876 betrug die Gesammtzahl der Pfarrbeseßungen im ge- nannten Fadré (einschließlich 120 nit fundirter Hülfspredigerstellen) 932 (gegen 542 in 1875). In die neubeseßten Stellen wurden 213 anderweitig bereits angestellte Geiftlihe, 153 Pfarrvifare, Hülfs- prediger und Pfarrgehülfen, sowie 166 Prediztamts-Kandidaten be- rufen. Die Erledigung der 410 fuadirten Stellen ist herbeigeführt worden: in 109 Fällen durch Tod, 66 dur Emeritirunz, 3 Bestel- [lung eines Subsftituten, 206 Verseßung, 8 Amktsniederlegung, 1 Amtsentseßzung, 15 Neugründung.. Von den Stellen beseßten 65 die geistlichen Behörden unein-eshränkt und 7 mittels Vorschlags mehrerer Kandidaten, 5 andere Königliche Behörden, 191 das ftandesherrliche und Privatpatronat, 56 Gemeindewahl auf Grund eigenen Rechts s 88 auf Grund der Allerhöchsten Verordnung vom 2. Dezember 1874.

—I—Die Anzahl von Taufen belief sich im Jahre 1876 auf 485 504, darunter 38330 uneheliher Kinder. Gegen 1875 hat sich die Zahl der Taufen entsprechend der Zunahme der Bevölkerung vermehrt. Im Jahre 1875 blieben nämlich 8,02% der Kinder evangelischer Eltern (eins{ließlich der unehelichen 2c.) ungetauft, im Jahre 1875 nur 7,71%. Die Betheiligung an der Taufe berechnet ih für die Kinder aus rein evangelischen Ehen in den großen Städten: Pose:r 100,93 %, Breélau 99,57, Barmen 95,15, Dortmund 92,33, Königs- berg 87,12, Stettin 69,18, Berlin 67,24, Magdeburg 63,95 °/o. Konfirmirt wurden 255 564 Personen (weniger als im Vorjahre),

etraut 93057 Paare (1,87 ‘/9 günstiger als im Jahre 1875). Während im Ganzen 82,49% der Ehen unter Evangelischen firch- lih eingesegnet wurden, stellt s der Prozentsaß für die großen Städte, wie folgt: Posen 97,08, Barmen 93,41, Dortmund 83,33, Königsberg 65,47, Breslau 64,97, Magdeburg 36,17, Stettin 34,87, Berlin 29,31%. Sühneversuche wurden 8339 vorgenommen. Die Zahl der Kommunikanten betrug 5 468 060, die der kirch- lihen Begräbnissec 200698 (mehr als im Vorjahre). T

Zur evangelishen Kirhe übergetreten sind 1891 (meist Katholiken, 59 Juden), ausgeschieden aus derselben sind 1201 (davoa 10 zum Judenthum).