1877 / 300 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Dec 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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Verwaltungskosten von 240 000 auf 310 000 # erhöht wor- den sei. Gleihwohl habe die Kommission aus diesen ershwe- renden Bedingungen ebenso wenig, wie aus dem eingehend erörterten Rechtsverhältniß der Beamten ein Motiv für die Ablehnung der Vorlage aen zu dürfen geglaubt, und sie empfehle deshalb dem Hause die Genehmigung des Ver-

trages.

Der Abg. Dr. Virchow erklärte es für unthunlich, daß Preußen für jährlih 310 000 M si die Stimme Waldecks im Bundesrathe kaufe. Sollte ein solches Prozedere in Deutsch- land weitere Ausdehnung finden, so würde man zu den be- denklihsten Zuständen kommen. Ueberdies liege in der Be- fugniß des Fürsten, sich nach 3 Jahren von dem Vertrag los- zusagen, die Gefahr, daßer nah Allauf dieserZeit, während welcher er die preußishen Zuschüsse genossen, scine volle Selbständig- keit wieder aufnehme. Der Minister von Bülow habe aller- dings bei der ersten Berathung die Zusicherung gegeben, daß dies niht geshehen werde, indessen eine solche diplomatische BIGUNs biete doch zu wenig Garantien, als daß man sich darauf unbedingt verlassen könne.

Hierauf entgegnete der Staats-Minister von Bülow:

Der Herr Vorredner hat die Versicherung, die ih in der vorigen Sigung dieses Hauses abzugeben die Ehre hatte, die dahin ging, daß das Kündigungsreht Sr. Durchlaucht des Fürsten von Waldeck, fo weit es im Vertrage vorbehalten sei, niht den Zweck habe und nicht die Folge haben werde, den Fürsten und seine Finanzen, feine Stellung zum Lande und seine Administrationsmittel so_zu stärken, daß er nach drei Jahren mit Dank für das genossene Gute ih so zu sagen wieder für unabhängiz erkläre, der Herr Vorredner hat diese meine Erklärung bezeihnet als eine solche, die kein Ver- trauen verdiene an ih, namentli aber als von einem Diplomaten gegeben. Wenn der Herr Vorredner hat sagen wolle, daß die Versicherung, die ich als Vert.eter der Auswärtigen An-

elegenheiten abgebe, weil sie von mir komme, kein Vertrauen ver-

Fine: so weise ih diese Behauptung mit großer Ent- schiedenheit zurück. Ih habe hier im Hause nichts gesagt und werde nichts sagen, was niht volles Vertrauen verdient. Fch bemerke dabei, daß „Diplomat“ herkommt von Diplomen oder Urkunden und daß die Beweise, die Wgelos: find, diejenigen Urkunden, welche meine Behauptung vollständig beweisen, wenn sie noch d.s Beweises bedarf, in der That nachweisen, daß Se. Durchlaucht der Fürst von Waldeck nicht diejenigen Mittel hat, daß ihm nah seiner niht ganz unbegründeten Meinung nicht die- jenigen Mittel übrig bleiben werden, um von demjenigen, was ihm jeßt zugebilligt wird durch den Vertrag, seinen Hofhalt und seine äußere Existenz so zu führen, wie es dem fürstlihen Herrn eines souveränen Fürstenthums wohl ansteht und zu gönnen ist. Das habe ich sagen wollen, um die Behauptungen des Herrn Vorredners zu widerlegen, und ih hoffe, daß sie widerlegt sind. Jedenfalls bitte ih, überzeugt zu sein, daß ich Diplomat oder nicht, hier in diesem Hane nicht diplomatische Haltung, wie etwa dem Auslande gegenüber treiben, sondern ganz einfa, ruhig und ehrlich die Wahrheit sagen werde, auf die es ankommmt. :

Ich erlaube mir / dann auf die Bemerkungen des Herrn Vor- redners noch insofern cinen Augenblick einzugehen, daß, wenn der Herr Vorredner sagt, es würde Regel und Grundlage der deutschen Politik sein, weitere Accessionsverträge mit kleinen Staaten zu ließen, weder die Erfahrung, die wir gemaht haben, noch die Er- fahrung der Aufnahme in dieltin hohen Hause und ebenso wenig die Schwierigkeit bei der Aufrechthaltung des Vertrages, irgend einen Anlaß zu der Vermuthung oder Wahrscheinlichkeit geben, daß weitere Nerträze der Art in unserer Absicht liegen. Ich wüßte nicht, mit wem und wie. Es find jeßt am 13. Dezember zehn Jahre her ge- wesen, wo der waldeckische Vertrag ges{lofsen ist, er ist mit Mühe aufrecht gehalten, er wird mit uße erneuert, und es ist kein ähn- licher ges{lossen worden.

Schlimmer ist der Vorwurf, den der Herr Vorredner geglaubt hat machen zu müssen, daß Preußen gerne sei, sih die waldeckse Stimme im Bundesrath zu kaufen, die Sache fei zwar verschleiert, es liege aber nichts anderes dem ganzen Verträge zu Grunde. Auch diese Anführun- gen, meine Herren, muß ic mit voller Entfchiedenheit zurückweisen. J nchme das Verhältniß Preußens zu den einzelnen Bundesstaaten, zu den Fürsten des Deutschen Reiches würdiger, höher, bestimmter, als daß ich ‘glauben könnte, daß derartige Arrangements irgend eine Wirkung haben können und haben werden auf die freie Abstimmung der deutschen Fürsten, der Mitglieder des Bundes. Wenn die wal- deckische Stimme nach dem jeßigen Verhältniß nicht gegen Preu- ßen abgegeben wird, fo ift sie, Gottlob, nicht die einzige und wird auch niht die einzige bleiben, und es wird der preußischen Politik fehr leiht sein, auf ihrem Wege, dem Wege des nationalen Ver- trauens, Stimmen zu finden, die mit ihr gehen, mögen nun solche Verträge ges{blossen werden oder niht. Dieser waldeckishe Vertrag ist nun ein faftisches Erforderniß, und wir können in keiner Weise wünschen, daß diese Singularität Nachahmung finde. Jch babe in der vorigen Sitzung {on gesagt, der Vertrag wäre eine Singularität, aber er wäre eine nothwendige und nah den gegebenen Verhältnissen au nüßliche Singularität. Soviel können wir Ihnen verspreheW— und Ihre Kommission hat das ja auh zu meinem großen Danke als die grundlegende und befriedigende Zusicherung an- erkannt daß sowohl die Motive der Königlichen Staatsregierung wie auch die Folgen, die sih für Preußen und das Deutsche Reich ergeben werden, folche seien, wie es dem Verhältniß Preußens zum Deutschen Reich entspricht.

Der Abg. Dr. von Bunsen wünschte Auskunft über die mit Waldeck abgeschlossene Militärkonvention, sowie über einige Details der Beamtenverhältnisse und- der Finanzlage.

Der Staats-Minister von Bülow erwiderte, daß die Mi- litärkonvention allerdings, und zwar am 1. Oktober d. J. er- neuert sei und Sr. Majestät dem Könige gegenwärtig zur Ratifikation vorliege. Die weiteren Anfragen wurden durh den Regierungs-Kommissar Geheimen Finanz-Rath Merleker erledigt. Der Abg. Windthorst (Meppen) bemerkte, daß er die Bedenken des Abg. Dr. Virchow theile, daß er aber nah Lage der Sache für den Vertrag stimmen werde. Nachdem der Abg. Dr. Miquel nochmals den aus der Stellung der Beamten etwa herzuleitenden Bedenken ent- gegengetreten war, wurde der Vertrag mit großer Majorität genehmigt.

Sqgließlih erledigte das Haus die erste und zweite Lesung des von dem Abg. Dr. Meyer Ba empfohlenen Gesetzentwurfs, betreffend die Theilnahme an den Kosten des Baues und der Unterhaltung der Landstraßen in den Hohen- zollernschen Landen, durch unveränderte Annahme der Vorlage. Schluß 4 Uhr.

Jn der heutigen (40.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher am Ministertishe mehrere Regierungskommissarien beiwohnten, » Sup der Präsident mit, daß vom Präsidenten des Herrenhauses der Entwurf eines Feld- und Forstpolizeigeseßes eingegangen sei.

Auf den Antrag des Abg. Dr. Miquel genehmigte -dem- nächst das Haus ohne Debatte in dritter, Berathung den Ent- wurf eines Geseßes, betreffend die Errichtung der Landgerichte und Ober-Landesgerichte, en bloc, sowie die von der Kommission beantragten Resolutionen, die leßte derselben unter ausdrückliher Zustimmung des Regierungs-

kommissars, Geheimen Ober-Justiz-Raths Rindfleish, und der Abgg. Dr. Lasker und Thilo.

Ebenso passirten in dritter Berathung ohne Debatte unver- ändert dermit Waldeck 24. November 1877 abgeschlossene Vertrag wegen Fortführung der Verwaltung der Fürsten- thümer Walde und Pyrmont durch Preußen und der Ent- wurf eines Gesetzes, betreffend die Theilnahme an den Kosten des Baues und der Untérhaltung der Landstraßen in den Hohenzollernschen Landen.

l le 10} Uhr. Nächste Sißung Dienstag, 8. Januar, r. M

Die fortschreitenden Ausgrabungsarbeiten in Olympia haben wieder zu einem höchst wihtigen Fund- ergebniß geführt. Uebereinstimmende Telegramme des Kaiser- lihen Geschäftsträgers in Athen und der Ausgrabungsexpedi- tion in Druwa melden: „Rundbau, wahrscheinlich Philippeion ; der Mittelpunkt (desselben liegt) 23 m westlich von der Süd- westecke des Hera-Tempels. (Es ist ein) Peripteron von 15 m Durchmesser. (Die) Krepis erhalten.“ 2

Dies ist der von Pausanias beschriebene, säulenumgebene Rundbau von Backsteinen, mit einem bronzenen Mohnkopf als Spiße, in welhem die radial gerihteten Sparren zu- [E Den Bau hatte König Philipp von Make- onien nah der Schlacht von Chäroneia als Weihgeschenk in Olympia erbauen lassen, um in demselben die Standbilder seiner Familie aufzustellen. Für die Topographie der Altis und für die Stellung der Bauanlagen is diese Wieder- auffindung der Baureste von großer Bedeutung.

Die zur Feier des 100jährigen Geburtstages des Kai- sers Alexander l. nah St. Petersburg kommandirte Depu- tation des Kaiser Alexander Garde-Grenadier- Regiments Nr. 1 ist dorthin abgereist.

S. M. gedeckte Korvette „Leipzig“, 12 Geschüße, Kommandant Korvetten-Kapitän Paschen, ist am 2. d. Mts. Nachmittags, von Plymouth kommend, auf der Rhede von Funchal zu Anker gegangen und beabsichtigte am 5. oder 6. d. Mts. die Reise nach Montevideo fortzuseßen. An Bord Alles wohl.

Bayern. München, 18. Dezember. (Alg. Ztg.) Fa einem an den liberalén Verein in AnsLah gerichteten Schreiben des bisherigen Landtagsabgeordneten Frhrn. von Stauffenberg dankt derselbe für die Zuschrift des Vereins und erklärt: daß, nachdem die Niederlegung seines Mandats blos durch die augenblicklihen Verhältnisse geboten, er nit verfehlen werde, den Wünschen der Wähler, wenn er mit deren Vertrauen wieder beehrt werde, seiner Zeit zu entsprechen. Veranlaßt durch den Umstand, daß der kürzlih an den Landtag gelangte Geseßentwurf, die Vervollständigung des Staats-Eisenbahnneßzes betreffend, sh nur auf die diesseitigen Landestheile und nicht auch auf die Pfalz bezieht, haben der Abg. Vaillant und die anderen pfälzischen Abge- ordneten eine den Ausbau des pfälzischen Eisenbahnneßes betreffende Jnterpellation an die Staatsregierung eingereicht, deren Beantwortung man in der morgen stattfindenden Kam- mersißung erwartet.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 18. Dezember. (Straßb. Ztg.) Nah den vokätigegangenen Arbeiten der Kom- missionen, welche die ganze vvitge Woche in Anspruch genom- men hatten, hielt der Land#sa us\chU§ gestern Nachmittag [Ene zweite Plenarsizung: Der „Entwurf eines Gesetzes,

etr. die Verlegung des Etatsjahres für das öffentliche Rechnungswesen in Elsaß-Lothringen“, wurde mit einem redak-

tionellen Zusaße zu §. 3 angenommen. Der Etat des Ober -

Präsidiums wurde mit 4286 # 25 Z Einnahme und 107 562 /( 50 „S Ausgabe und der Etat der Verwaltung des Innern in Einnahme mit 80762 H 50 , in den fortdauernden Ausgaben mit 949 530 4, in einmali- gen und außerordentlichen Ausgaben mit 15 220 46 bewilligt. Sodann wurden die Etats der Verwaltung der geistlichen Angelegenheiten (fortdauernde Ausgaben 649 582 50 S, einmalige und außerordentlihe Ausgaben 50 000 46) und des Handels, der Jndustrie und Landwirth - schaft (mit 39817 4 in Einnahme, 165776 # 75 H in fortdauernden und 77 000 4 einmaligen und außerordentlichen Ausgaben) gleichfalls angenommen.

Heute gelangen die Etats der Tabakmanufaktur, des Wasserbaues und der Forstverwaltung zur Berathung.

Oesterreich -: Ungarn. Wien, 19. Dezember. Der Kaiser ist gestern von Gödölló nah Wien zurücgekehrt.

Das „W. T. B.“ übermittelt folgenden Bericht über die gestrige Berathung des Budgetausschusses der österreichischen Delegation. Der Delegirte Sturm erkannte die Verdienste der Regierung um die Eg des Friedens und deren gute und patriotische Absichten an, die sih auc auf die Türkei erstreckten, besorgte aber, daß die ganze orientalische Frage keinen für Oesterreih günstigen Abschluß finden werde und daß die großen Konzessionen Oesterreihs und seine Neu- tralität ohne Gegenkonzession bleiben würden. Der Delkgirte Demel wünschte die Präzisirung jener österreichish-ungarischen Interessen, welche der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten unbedingt ju vertreten entschlossen sei und die Beantwortung der Bragee ob bei der Beurtheilung derselben der Bestand des türki- hen Reiches als ein nicht zu untershäßendes Moment mit in Erwägung komme. Der Deleg. Kuranda meinte, Oesterreichs Interessen zwängen dasselbe, bei dem Frieden mitzuwirken. Dr. Gisfra fragte, ob bei den Abmachungen des Dreikaiser- bündnisses die Fnteressen Desterreichs Ermt Wen seien und wie sih Oesterreich zu den rebellishen Vasallen der Türkei und zu den aufständischen Provinzen eon stelle. Der Delegirte Schaup konstatirte anerkennend, daß dem öster- reichijhen Staate der Frieden ohne materielle Opfer erhalten worden sei. Dr. Groß fragte, ob eine Theilung der Türkei in Aussicht genommen worden sei und ob Desterreich einen Theil derjelben sich einzuverleiben beabsi E Der Delegirte Klier sprach sih zustimmend über die Passivität Desterreichs aus, nur hätte sih Oesterreih innerhalb des Dreikaiserbünd- nisses für den Fall des Sieges der ulsen einen Preis für Leue Passivität sichern sollen. Der Minister der Auswärtigen

ngelegenheiten, Graf Andrassy, erwiderte u. A.: Die auptsählichsten Einwürfe gezen seine Politik ließen sich in ünf Punkte zusammenfassen: 1) daß die Haltung der onarchie zur Entstehung der orientalishen Krisis bei-

getragen habe, 2) daß die Regierung die esen der Monarchie im Oriente niht richtig aufgea t habe und von der sogenannten traditionellen Politik abgewichen sei, 3) daß die Stellung der Monarchie im Dreikaiserbündnisse keine gleihberehtigte, sondern eine untergeordnete sei, 4) daß die Jnteressen der Monarchie nicht energish Fs gewahrt worden seien und 5) daß die Regierung den Krieg hätte ver- Pert können, aber es nicht alda habe. Er habe sich diese

orwürfe selbst als Fragen vorgelegt und sei dabei zu der Ueberzeugung gelangt, daß er an der Politik, welche er be- folgt habe, unter keiner Bedingung und keinem Einflusse egenüber auch nur das Geringste zu verändern in der Lage ei, daß wenn alles Geschehene ungeshehen zu machen wäre, und die Frage genau wieder so läge, wie sie bei dem Beginn der Aktion gelegen hätte, er genau so vorgehen würde, wie er es bis jeßt gethan habe. Er mache sih nicht die Jllusion, diese Ueberzeugung in alle seine Zu- geor zu verpflanzen, aber er sei es der Wahrheit schuldig, ie auszusprehen. Graf Andrassy erörterte sodann die einzelnen L theils durch mündliche Ausführungen, theils durch die Vorlesung einer großen Zahl geheimer Aftenstücke, welhe in dem Rothbuche niht erscheinen sollen und von denen si die meisten auf Punkt 4 bezogen. Graf Andrassy hob dabei hervor, daß er darüber, wie er die Jnter- essen der Monarchie in Zukunft wahren werde, keine Auf- schlüsse geben könne, wenn er den Namen eines Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten verdienen wolle. Er habe des- halb vorgezogen, aus authentishen Dokumenten zu zeigen, wie die Jnteressen der Monarchie bisher aufgefaßt und gewahrt worden seien und die Schlüsse daraus den Delegirten zu über- lassen. Bezüglih des Punktes 5 betonte der Minister, daß alles geschehen sei, um den Krieg zu vermeiden. Als dies nicht länger möglich gewesen, hätte die Regierung vier Wege ehabt: 1) den Krieg mit der Türkei gegen Rußland, wobei ie die Verantwortung für den Status quo in der Türkei hätten übernehmen müssen, 2) den Krieg mit Rußland gegen die Türkei, 3) die Erklärung einer unbedingten Neutralit:t, wie immer die Ereignisse sich auch gestalten mögen; 4) die Neutralität gegenüber den Kriegsereignissen, die Aufrechthaltung der guten Beziehungen, aber auch zugleich die volle Wahrung österreichisher Fnteressen und Einflusses bei der definitiven Gestaltung der Verhältnisse. Graf Andrassy illustrirte alsdann jeden dieser Wege, sowie die Konsequenzen, zu welchen dieselben hätten führen können, und hob hervor, er habe mit voller Beruhigung den vierten Weg gewählt und glaube auf demselben verharren zu sollen. Nachdem hierauf Graf Andrassy noch einige von Giskra gestellte Anfragen be- antwortet hatte, sprahen die Delegirten Koller, Coronini, Dr. Weber und Herbst ihre Befriedigung über die erhaltenen Auskünfte aus. Jnsbesondere betonte Herbst, daß die Auf- klärungen in so detaillirter Art gegeben worden seien, daß sie die Beruhigung darüber verschaffen, daß das Auswärtige Amt die Geltendmachung der österreichishen Fnteressen mit L vor Augen habe. Er glaube daher, dem Grafen Andrassy für die Offenheit und Wahrheit, mit welcher er die Aufklärungen zu geben bemüht gewesen wäre, den Dank der Versammlung aussprechen zu sollen. Jm Laufe der Berathung berührt: Graf Andrassy die JFnterpellation des Delegirten Demel bezüglich der Haltung Dester- reis gegenüber Serbien und. erklärte: Bei dem Aus-

hruche des Krieges habe die Monarchie die Neutralität unter -

Vorbehalt der Wahrung ihrer Jnteressen proklamirt. Fn der Thatsache, daß Serbien die Türkei bekriege, könne daher kein Grund erblickt werden, aus der bisherigen Haltung heraus- zutreten. Wenn Serbien jedoch auch in einer Richtung vor- gehen würde, durch die auch Oesterreihs Jnteressen in Mit- leidenschaft gezogen werden könnten, wie beispielsweise dur eine fkriegerishe Aktion in Bosnien und in der Herzegowina, so würde Oesterreih hiergegen entschieden Einspruch erheben und wenn derselbe niht beachtet würde, solhes Vorgehen Serbiens auch faktish hindern. Eine solche Aktion Oesterreichs wäre kein Heraustreten aus der Neutralität, sondern ein natür- licher Ausfluß des von Oesterreich befolgten Prinzips, wona Oesterreich die. europäischen Jnteressen im Vereine mit Europa zu {hüten entschlossen wäre.

Der Wehrgeseßausschuß des Abgeordneten- hauses hat seinen Bericht über die Regierungsvorlage, be- treffend die Bewilligung des Rekrutenkontingentes für das Jahr 1878, bereits vorgelegt. Derselbe gipfelt in dem An- trage, die Regierungsvorlage mit einer tleinen stylistischen Aenderung anzunehmen. ernes heißt es in dem Berichte, daß sih der Ausschuß einstimmig in der Anschauung geeinigt hat, „daß dure die Bewilligung zur Aushebung dieses nah L. 13 des Wehrgeseßes vom 5. Dezember 1868 für zehn Fahre festgestellten Rekrutenkontingents. der legislativen Entscheidung über den Kriegsstand des stehenden Heeres (Kriegsmarine) nach dem Jahre 1278 in keiner Weise vorgegriffen werden kann. Die Kaiserlich Königliche Regierung erklärte ausdrüdlich, dieser Anschauung des Wehrgeseßausschusses beizutreten.“

Pest, 19. Dezember. Jm Abgeordnetenhause wurde gestern das provisorische Oudget be B gung egries, dann das Gesetz über die Verlängerung des Meistbegünstigungsvertrages mit England in dritter Lesung angenommen und sodann die Debatte über das Strafgeseß zu Ende geführt. Hierauf wurde die Session bis zum 10. Januar vertagt.

%W. Dezember. (W. T. B.) Jm Zollcus\ch ß des o enau es sprachen gestern Graf Albert Apponyi gegen und Baros für Annahme des Zolltarifs. Minister-Präsident Tisza erklärte sih bereit, von der An- nahme der Finanzzölle in Oesterreich die Aufrechtechaltung der Zölle für die Fndustrieartikel abhängig zu mae, Es sei dies aber s{hwer durchführbar, wenn die Finanzölle in Ungarn bekämpft oder verworfen würden. Der Ausschuß acceptirte

ierauf mit 7 gegen 5 Stimmen den Zolltarif als Grundlage. lsdann wurden die ersten 4 Paragraphen unverändert an- genommen.

Frankrei. Paris, 19, Dezember. (W. T. B.) Sämmtliche neu ernannte Präfekten sind heute Vor- mittag von dem Minister des Fnnern, de Marcêrt, empfangen worden, welcher ihnen sehr liberale und ve öhn- liche Jnstruktionen ertheilt hat. Der „Moniteur“ be zeichnet die Nachricht, daß die Konstitutionellen Schritte

ethan hätten, um verschiedene ihrer Partei angehörige Prä- ekten auf ihren Posten ju erhalten, als unbegründet und fügt hinzu, daß die Mitglieder der konstitutionellen T es Senats und der Deputirtenkammer gänzlih uninteref irt

seien bei der Politik der Regierung und keineswegs dana

trachteten, einen Einfluß auf die Handlungen der Regierung

auszuüben.

_Kischineff fort. Der Gesundheitszustand der Truppen ist ausgezeichnet.

_Unweit Silistria bombardirt.

| fische

Das urnal officiel“ vom 18. d. M. veröffentlicht die Ernennung des Hrn. A. Gigot zum Polizei raten e D0e Dezem r. (W. T. B.) Dem Vernehmen nah ist der e ggen 24 Bauten - Minister Christo phle als Nach- foiaee des verstorbenen Royer für die Präsidentschaft des

echnungshofes designirt. Lepère is zum Unter- Staatssekretär im Ministerium des Jnnern ernannt worden. Das „Journal des Debats“ erklärt die Nachricht, daß die Rede von der Konvertirung der 5prozent. Rente sei, für vollflommen unbegründet. .

Italien. Rom, 19. Dezember. (W. T. B.) Der „Ftalie“ ufolge dauert die Ministerkrisis fort und is noch keine ombination zu Stande gekommen. Es bleibt ausgemacht,

daß das Ministerium aus Mitgliedern der Majorität vom legien Freitag gebildet wird. Der König reist heute Abend nah Turin und wird am Sonnabend ias Rom zurlick- L a Die Besserung im Befinden des Papstes ält an.

Türkei. Konstantinopel, 19. Dezember. (W. T. B.) Es fkursiren hier verschiedene Gerüchte in Betreff der Abreise Mahmud Damat Paschas. Man meint vielfa, daß die Jnspektion von Adrianopel und der Positionen im Balkan nicht das eigentlihe Motiv seiner Reise sei und daß derselbe lángere Zeit von Konstantinopel abwesend bleiben würde. Der Sultan hat den achtjährigen Sohn Osman Paschas zum Sergeanten ernannt und zu seinem besonderen Dienste befohlen.

Nußland und Polen. Odessa, 20. Dezember. (W. T. B.) Kaiser Alexander traf gestern Mittag in Rasdelnaja ein und wurde daselbst von den Lokalbehörden der Landschaft, dem Adel, der Geistlichkeit und dem Magistrat von Odessa feierlih empfangen.

A

Der rusfisch{-türkische Krieg.

Jassy, 19. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser von Rußland is gestern Abend #11 Uhr in Begleitung des Reichskanzlers ¿ürsten Gortschakoff und des rumänischen Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten Cogalniceanu hier eingetroffen. Der Kaiser besuchte gestern Abend das Kreuz- Io, nahe dem Bahnhofe, und seßte um Mitternacht -die

eise nah St. Petersburg fort. Die Stadt war festlih iuu- minirt und der Bahnhof auf das Prächtigste dekorirt.

St. Petersburg, 19. Dezember. (W. T. B.) Mit dem Kaiser Alexander werden der Kriegs-Minister General Miljutin, der Reichskanzler Fürst Gortschakoff, der Baron Fomini und Geheimrath Hamburger hier zurückerwartet.

Der „Cöln. Ztg.“ wird unterm 19. aus London ge- meldet, im Kabinet sei eine Verständigung erzielt wor- den, die Gerüchte vom Rücktritt einzelner Minister würden dementirt. Lord Beaconsfield unterstüße die Annahme des Konferenzprogramms als Grundlage der zu- künftigen Friedensverhandlung, derselbe rege die Adressirung eines Antrages der Pforte an Rußland an, um dessen Siegesgefühl zu befriedigen, unter dem Vorbehalte, daß die Großmächte vereint die Friedensbedingungen feststellen. Sofern Rußland dies Angebot aus\{hklägt, soll Beaconsfield beabsichtigen, Forderungen an Rußland zu stellen, welche vielleicht von Demonstrationen, betreffend die Sicherung der englishen Jnteressen N sein dürften.

ien, 19. Dezember, Abends. (W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Konstantinopel gemeldet, daß die Pforte von einer wathsenden Jntimität zwischen Ftalien und Griechenland benachrichtigt sei, welche für die ZJnter- essen der Türkei bedrohlih erscheine. Hiervon beunruhigt, soll Server Pascha den türkishen Gesandten in Rom beaustragt haben, von dem italienischen Kabinet Aufklärungen zu erbitten.

Europäischer Kriegsschauplaßt.

__St. Petersburg, 19. Dezember. (W. T. B.) Offi- zielles Telegramm aus Bogot vom 18. d.: General Dellinghausen beseßte Dschulin, Slatarißa und Elena. Die Avantgarde hat die Orte Kessarewo, Bebrowo und Buibti beseßt. chmedli ist von einem türkischen aus allen Waffengattungen gebildeten Detachement okkupirt. Am 12., 13. und 14. d. machten die Türken den Versuch, von Berko- waß aus in der Richtung gegen Katlowißa vorzurücen, wur- den aber von den Charkower Ulanen zurückgeshlagen. Einer Meldung aus Wrata vom 16. d. zufolge räumten die Türken darauf Berkowaß und zogen si unter Zurüdlafsung eines Ge- [hüßes gegen Sofia zurück. Später wurde die Stadt durch russishe Ulanen unter dem Flügel-Adjutanten Grafen Berg beseßt. Bei Plewna nähert sih die Absendung der gefangenen Armee nach Rußland ihrem Ende. Osman Pascha ist gestern von Bogot weiterbefördert worden. 2 Paschas und 2000 ge- angene Soldaten sind den Rumänen überliefert worden. ei dem Detachement des S f A e ers herrscht seit dem 12. d. vollständige Ruhe. Ein Telegramm der „Russischen St. Petersburger Zeitung“ aus Vogot meldet die Ernennung des Generals Grafen Totleben zum Ober-Kommandirenden der Rustshuker Armee-Abtheilung an Stelle des abreisenden Großfürsten-Thronfolgers. Zum Generalstabs-Chef des Grafen Totleben 1st Fürst Emeretinsky ernannt. Das Befinden Osman Paschas is zufrieden- stellend. Derselbe seßt demnächst die Reise nah Rußland über

_— Aus Bukarest wird der „Pol. Korr.“ unterm 19. berichtet, daß General Gurko mit seinem Corps gegen ofia vorrücke.

Konstantinopel, 19. -Dezember. (W. T. Di Einem Telegramm aus Rustshuk vom 19. d. zufolge hat das tür- p, de Detachement von Kadikiöi die russischen Vorposten bei Tscheliker zurückgedrängt. Die Russen haben Soba

Die St. „Petersburger Ztg.“ schreibt:

_ „Der Krieg im Orient tritt nah dem Falle von Plewna in tine neue Phase. Bisher war ein groß?r Theil unserer europäischen Tee bei der „zeitweiligen Festung“ gebunden, die ein ganz respek- tables Heer einshloß. In Folge dessen mußte sich unsere, der tür- ven Hauptarmee am Lom ge enüberstehende Heereëabtheilung aus- shließlih auf die Defensive elhränken: der ganze Schauplatz der Thätigkeit unserer Soldaten war im Ganzen ein sehr beschränkter,

während jeßt die vor Plewna g gewesenen Trúppen ihren Ka-

meraden bei Elena und Rust|chGuk wirksame Hülfe werden leisten »nnen. Das Dperationsterrain wird sich wohl son in der nächsten ufunft bedeutend erweitern, jenseits des Balkan hin und jenseits s Lom. Liegen ‘\{on jeßt der regelmäßigen Verproviantirung un-

von Verwundeten auf den \{lechten Wegen der Türkei bedeutende Hindernisse im Wege, so werden diese in Zukunft jedenfalls noch bedeutend größer sein, und wir müssen rechtzeitig daran denfen, zu verhindern, daß dieselben niht einmal unsere Kriegsoperationen gänz- lich man 3

e „Neue Zeit“ weist darauf hin, daß {on Vieles ge- schehen sei, daß die Eisenbahnen Bender - Galaß und Fratesti- Simnißa jowie die noch zu bauende Brücke an leßterem Orte die Kommunikation mit dem bulgarishen Donau-Ufer s\icher- stelle und daß nur noch erübrige, die Bahn Sistowa-Tirnowa zu bauen und die bulgarischen Wege fahrbar zu machen.

Den „Daily News“ wird aus Plewna gemeldet:

„Dsman Pascha wohnte während der ganzen Zeit der Bela- gerung in einem Zelte, obgleich fehr viele wohnliche, selb s{chöône Häuser in Plewna sind. Als wahrer Soldat zog er vor, nahezu eben so viel der Unbilde des Wetters ausgeseßt zu sein, als seine eigenen Soldaten in den Verschanzungen. Was die Vorräthe für das Mi- Titär anbetrifft, so soll Osman Pascha fast genug gehabt haben, um 3 Wochen cragee auszuhalten. Wenigstens 1090 Stück Vieh s\ollen vor die Ausfallwagen gespannt gewesen sein. Dann war da auch no eine Anzahl Pferde, etwa 2—300, und etwas Mehl und Reis. Tefik Bey, der Generalstabschef Osmans, gab zu, daß sie noch für die Woche Proviant gehabt hätten. Wenn dies einen zu frühen Ausfall als unnöthig erscheinen lassen würde, so wird andererseits geltend gemacht, daß seucenartige Krankheiten unter den Soldaten nich gezeigt hätten, eine bei der großen Zahl unbeerdigter Todter um Plewna sehr wahrscheinliche Thatsache.“

Von der Festung Widdin giebt die W. „Presse“ fol- gende Beschreibung:

_ „Das serbische Timokcorps scheint wirklich die Absicht zu haben, mit den Rumänen vereint gegen Widdin vorzurücken. Die eigentliche Stadt ist von permanenten Werken umgeben, welche auf der Wasser- seite bis hart an die Donau reihen. An diese halbmondförmige ESnceinte \{ließen sich außen die Vorstädte an, welche von provi- forishen Außenwerken vertheidigt werden. Die Flanken an der Donau sind beiderseits dur eine permanent ausgeführte Redoute gesichert. Die Festung felbst liegt auf einer niedrigen Anhöhe und beherrscht die sie umgebende Niederung, sowie das jenseitige Ufer und die nahe- liegenden Inseln. Die neue Enceinte hat an der Wasserseite eine tenaillirte, auf der Landseite eine bastionirte Trace mit 7 Bastionen. Die Profilsverhältnisse find stärker als bei anderen türkischen Festun- gen. Die Böschungen des Hauptwalis sind mit Schanzkörben be- kleidet; die Wallgänge 11 Meter breit. Ein Wallgang von 4 Meter Breite führt rings herum. Vor den Befestigungen der Wasserseite liegt eine krenelirte Mauer in Enveloppenform ; vor den Befestigun- gen der Landseite ein 19 Meter breiter und 5 Meter tiefer Graben mit reygtirten Escarpen. Raveline, gedeckte Wege find vorhanden, wahrscheinlih auch Contreminen. Vier Thor- passagen führen nach der Landseite, fünf uach der Wasser- seite. Die äußere Enciente hat 10 Fronten provisorishen Charafk- ters mit Brücken von höherem Profil. Zwei permanent gebaute Lu- netten sind mit 18, die anderen mit 6 Geschüßen armirt. Durch jede zweite Lunettc führt eine Kommunikation nach Außen. Im Frieden beträgt die Garnison 3000 Mann, jeßt höchstens 10,000 Mann, deren Verpflegung jedoch bis zur völligen Cerrirung leicht zu bewerkstelligen ist. Die Armirung besteht aus Geschüßen meist alter Konstruktionen. Die Stärke Widdins liegt in der Ershwerung einer Belagerung dur die Gestaltung des Vorterrains. Von Nor- den her ist der Angriff am leichtesten.“

Wien, 20. Dezember. (W. T. B.) Telegramme des „N. W. Tageblatts“. Aus Belgrad: Gerüchtweise verlautet, das die Avantgarde des Generals Horvatovic bei Belgradzik die Vereinigung mit einer russischen Abtheilung vollzogen habe. Aus Kruschewa: 12000 Mustehafiz sind aus Kossowa ausgerückt. Einem Telegramm der „Pol. Korr.“ aus Belgrad zufolge hat sihch die türkische Besaßung von Mramor nach Ni\ch zurückgezogen. Die serbishen Truppen haben Profkopolje besezt, ohne dabei auf Widerstand zu stoßen. Die Untersuchung über die Meuterei in Kragu- jevaß soll türfishe Umtriebe zum Sturze des Fürsten Milan konstatirt haben. _

Ragusa, 19. Dezember. (W. T. B.) Eine Abthei- lung Türken, in der Stärke von 6000 Mann, welche von Podgorißa aufgebrochen war, hat ein montenegrinisches Corps geshlagen und marschirt jeßt Scutari und Anti- vari zu Hülfe. Die Montenegriner haben die Antivari dominirenden Anhöhen beseßt.

Statistische Nachrichten.

__ Paris, 18. Dezember. (Fr. C.) Nach einer von der Poslizei- präfektur kfürzlih veranstalteten Zählung besißt Paris 110 Hotels ersten Ranges, 510 Hotels zweiten, 7900 Hotels dritten Ranges und 8700 Hotel garnis (Maiso0ns meublées).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Am 14. d. M. verstarb in Gießen der ehemalige Kanzler Fr dortizen Universität, Geheimer Justiz-Rath Professer Dr. Bir n- aum.

Gewerbe und Sandel.

In der E Generalversammlung der Berliner Adler- Brauerei-Aktien-Gesellshaft wurde die Bilanz genehmigt und von den Revisoren statutengemäß dechargirt. Der Rechnungs- abs{luß konstatirt eine Unterbilanz von 233 200 M bei einem Aktien- fapital von 1959000 M, wovon 83482 4 dem Betrieb pro 1875/76 und 149718 demjenizen pro 1876/77 entstammen. In der Bilanz ren unter den Passiven für 198000 4 begebene Prioritäts- (tien, 1140000 Hypotheken-Verpflichtungen, 33 962 M Accept-Verbindlihk-iten und 229 970 A Buchschulden, denen unter den Aktiven 107611 f Forderungen und für 199519 A Bestände gegenüber stehen, Die Breslauer Aktien-Bierbrauerei zahlt für das leßte Geschäftsjahr an die Aktionäre keine Dividende. Nach Zahlung der Zinsen in e von 49 520 4. blieb ein Uebershuß von 3641 Æ, der zu Abschreibungen verwendet wurde, so daß das Gewinn- und Verlustkonto unverändert mit 42905 H belastet bleibt. Es wurden im verflossenen Jahre 14182 h1 gebraut und 15017 11 verkauft. Dux Deren E S ei S gt E, Bn so er T r. alz, r. Hopfen, r. Kohlen, 97 Ctr. Pech und für 2654 4 Eis. ÿ

Am 26. November hielt die „Cowpagnie générale pour l'Exploitation des Chemins de fer de la Turquie d’'Europe“ (Allg. Gefells. der Eisenbahnen in der europ. Türkei) ihre General- versammlung ab. Der Ster konstatirt die durch den Krieg veranlaßten großen Leistungen des Unternehmens, aber auch die Thatsache, daß dieselben weit größer gewesen wären, wenn nicht die einzelnen Linien unter einander ohne jede Verbindung wären. Das von der Gesellshaft betriebene Net hat eine Länge von 1395 km und zerfällt i1 folgende Linien: Kon|stantinopel-Adrianopel 319 km, Dedeagtsh-Adrianopel 149 kw, Adrianopel-Sarambey 233 kw, Tir- nowa-Jamboli 107 km., Salonichi-Mitrowißa 363 km, Rust uf- Varna 224 km. Die Generalversammlung beschloß, für jede Aktie

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 19. Dezember. (W. T. B.) Der Damvfer „Egypt“ von der National -Dampfshiffs-Compagni e (C. Messingsche Linie) ift hier eingetroffen.

Berlin, 20. Dezember 1877.

Im Gebäude der Königlichen Akademie der Künste findet gegenwärtig die um die Weihnachtszeit bald in ein-, bald in zwei- jährigen Zwischenräumen wiederkehrende Ausstellung von Trans- parent-Gemälden ftatt, wel&e der Verein Berliner Künstler zur Unterstützung fcin-ßr hülfsbedürftigen Mitglieder und deren Hinter- bliebenen zum Besten seines Fonds veranjtaltet. Diese Ausstellungen üben mit Ret auf Jung und Alt immer wieder neue Anziehungskraft aus. Die weihevolle, festliche Zeit, das feierliche Halbdunke-l des Saales die der heiligen Geschichte des alten und des neuen Testaments ent- nommenen Darstellungen der Bilder -in ihrer milden Transparent- beleuhtung, in harmonischer Verbindung mit der vortrefflihen Ge- fangbegleitung durch dem Auge nicht erreibbare Sänger des König- lihen Domchorë machen immer wieder einen innig wohlthuenden und erhebenden Eindruck auf den in der Festzeit allabendli zweimal dort versammelten Veschauer- und Hörerkreis. Von den in diesem Jahre ausgestellten sech8 Bildern haben zwei ibren Gegen- stand dem alten Testamente entnommen, während “die übrigen vier ihren Stoff dem neren Testamente entlehnten. Die Mehrzahl der Bilder, nämli vier, sind im Style dcr „bistorisben Lands ete gehalten, auf denen ver biblishe Vorgang als Staffage ersceint Das zuerst vorgeführte Bild: „Die Are Noabs auf dem Meere“ von H. Eschke, zeigt die unendliße Wasserwüst:, in welche die Sündfluth die Oberfläche der Erde verwandelt hat, und auf ibren unbegrenzten Wogen die Arche Noahs. Eine einzelne Taube ift auf der weiten Fläche das einzige lebende Wesen. Ueber dem Wogen- meere lagern « dunkele, {were Wolkenmassen, dur die eben vernebmlih ein matter Schein von Himmelsliht leubtet, um das beginnende Anvrehen des neuen Weltentages zu verkünden. Eine Komposition vcn E. Grell: „Gnädig und barmherzig ist der Herr: 2c." begleitet die Vorführung dieses Bildes. Das darauf folgende Bild: „Moses mit den Geseßtafeln vom Sinai kommend“ ift von Benne- wiß von Loefen gemalt und gleichfalls eia Landschaftsbild. Dem Zuschauer wird der ernste Charakter jener arabischen Gebirqswelt vorgeführt, in ihrer strengen unwirthlichen Erhabenheit. Rechts auf der Höhe des steil abfallenden Felsen erscheint, die Gesetzes- tafeln im Arme, Moses, _zur Ebene herniedersteigend, während am Fuße der Klippe einige Männer- und Frauengestalten in demüthig andachtsvoller Haltung zu ihm emporschauen. Dazu er- klingt der Gesang von Mendelsohns: „Herr Gott, Du bist unsere Zuflucht für und für u. f. w.“ Die Reihe der Darstellungen aus dem neuen Testament eröffnete die von E. Hübner gemalte „An- betung der Weisen aus dem Morgenlande“, welche dur den Gesang des von Traumihler komponirien Liedes: „O du liebes Jesuskind laß di vi:Ilmal grüßen u. f. w.“ begleitet wird. Das Bild zeigt in mindestens lebenSgroßen Figuren eine farbenreiche, trefflich komponirte Gruppe. Das vierte Bild „Flucht nah Egypten von E. Körner gemalt, ist wieder ein Land\chaftsbild mit Architektur im egyptischen Charakter. Es stellt eine Uferlandshaft am Nil dar, mit gewaltigen Tempelbauten zwischen Palmen am diesteitigen und Pyramiden am jenseitigen Ufer, darüber breitet sih der goldige Duft des heißen Sonnenglanzes der egyptischen Natur. Die Gruppe der Maria mit dem Christuskinde auf dem Efselein vem heiligen Ioseph geleitet, bildet die Staffage. Den begleitenden Gesang bildet Reinhardts inniges „Heilige Nacht! Nacht der unendlichen Liebe- u. st. w.“ Der Seemaler F. Sturm stellt auf dem fünften Bilde „Christus auf dem Meere wandelnd,“ dar. Der Heiland, von hellem überirdishem Lichte - umflossen, in ein weißes Gewand gehüllt, reiht dem versinkenden Petrus die rettende Hard, während hinten das Schiff der Jünger mit zerrissenem flatternden Segel gegen die wild bewegten Wellen kämpft. Vortreff- lih gemalt mit wirkungsvoller Beleuchtung ist das stürmis erregte Wasser und die dunkeln Weolkenma|sen. Dazu wird das von Mendels- fohn komponirte: „Denn er hat seinen Engeln befohlen u. \. w.“ gesungen. Den Schluß bildet das zweite Figurenbild der Ausstellung : „Christi Himmelfahrt“ von F. Zöpke gemalt. Von goldigen Lichtwolken ge- tragen, {webt der verklärte Heiland, von wallendem weißen Ge- wande umweht und von Glorienshein umflossen nah oben. Die Sänger det Domchors begleiten dieses Bild mit dem Gefange von „Heilig ist der Herr Gott Zebaoth! u. \. w.* von Nicolai.

__ Die Königliche Oper hat gestern Verdi's „Rigoletto“ wieder in das Repertoire aufgenommen. Bei der vortrefflichen Be- seßung: Herzog: Hr. Wadhtel, Rigoletto: Hr. Beck, Maddalena: Frl. Brandt, Sparafucile: Hr. Krolop, Gilda: Frl. Grossi, Giovanna: Frl. Lammert, Graf v. Cepra10: Hr. Salomon, Gräfin: Frl. Horina, und der glänzenden Inscenirung durch Hrn. Direktor v. Strant konnte der wirksamen Oper der Erfolg nit feylen. Ein im 4. At eingelegtes „Spanisches Lied“, von Frl. Brandt gesungen, verschaffte der Künstlerin sowohl, wie dem Komponisten, Hrn. Kapellmeister S viele Beifallsehren, das Lied wurde da capo verlangt und gewährt.

_Der Vorstellung wohnten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin bei.

__— Die Kindergesell \chaft der Fr. König, welche im Re- sidenz-Theater zu rascher Beliebtheit gelangt ist, spielt von morgen ab, jeden Nachmittag um 4 Uhr, in zwei neuen Stücken: „Dorn- röëben“ und „Tanzmeister Hopserlih vor Gericht.“ Am Freitag und Sonnabend Abend finden zwei Aufführungen von Doczi's Luft- spiel „Der Kuß“ statt, und am Sonntag gelangt abermals, auf Me Verlangen, ein Mal „Arria und Mefstalina®“ zur Dar- ellung.

Die Gesangsposse „Einmalhunderttausend Thaler“ von Kalisch, welhe am Sonntag, den 23. d. M., im National- Theater in Scene geht, wurde vor 30 Jahren an demselben Taze im alten Königstädtishen Theater mit großem Beifall gegeben und machte von dort die Runde über die deutshen Bühnen. Hr. Philipp Grobecker, welcher den Stullmüller spielt, ist der eigentlibe Schöpfer dieser Rolle, deren drastisher Darstellung er zumeist seinen Ruf als Komiker verdankt.

München, 16. Dezember. Der „Allg. Ztg.“ wird geschrieben : „Unfere Hofbühne hat ein großartiges Unternehmen zum glüdlichen Abs{luß gebracht. An vier aufeinanderfolgenden Ab-nden gelangte Swhillers „Wallenstein *, und zwar am ersten Abend „Wallen- steins Lager“ und „Die Piccolomini,“ am zweiten „Wallensteins Tod“, und dann an den beiden folgenden die Wiederholung derselben Stüdcke zur Aufführung. Die Theilnahme des Publikums war eine überraschend große und ausdauernde; die vier Abende hindurch war das Haus bis auf den leßten Play gefüllt, und obwohl die Dar- stellung jedesmal die Zeit von 6+ bis 11 Uhr in Anspru nahm, harrten doch die Anwesenden mit regfter Theilnahme, die si bei einzelnen Momenten, namentli auf der Höhe der dramatischen Ent- wicklung in „Wallensteins Tod", zur sichtlichen Ergriffenheit steigerte, bis zum Schluß aus ein \{öônes Zeugniß für den Kunstfinn der Bewohner unserer Hauptstadt !“

Paris, 18. Dezember. Meyerbeers „Afrikanerin“ wurde gestern

„zum ersten Male in dem neuen Hause der Großen Oper aufge-

führt. Die Beseßung war ziemlih {wach, desto Rühmlicheres läßt sih über die Ausstattung berihten: Dekorationen und Kostüme waren ebenso reih wie geshmadckvoll. d

im Nominalbetrage von 250 Frs, eine Dividende von 12,5 Fres.

serer Truppen, der Hinschaffung von Munition und der Wezschaffung

zu vertheilen.