1901 / 28 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Feb 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Oesfterreich-Ungarn.

Der österreichishe Reichsrath ist gs Se ulte getreten. Jm Herrenhause stellte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister-Präsident von Koerber das vom Kaiser er- nannte Präsidium vor. Der Fürst Windischgräß über- nahm hierauf den Vorsiß, brahte ein dreimaliges Hoh auf den Kaiser aus und widmete der Königin Viktorîa einen warmen Nachruf. Die Mitglieder des Hauses erhoben s\ich zum Zeichen ihrer Theilnahme von ihren Sißgen. Nach der T g Mitglieder der Kommissionen wurde die Sißung eschlossen.

H Jm Abgeordnetenhau l stellte der Minister-Präsident von Koerber als Alters-Präsidenten den Abgeordneten Weigel aus Krakau vor. Daraufhin erhob sich ein an- dauernder Lärm auf den Bänken der radikalen C ¿oi welche in czechischer Sprache gegen die Alters-Präsidentschaft Weigel’s protestierten und „Hanba“-Rufe ausstießen. Nachdem der Lärm sih gelegt hatte, begrüßte Weigel das Haus und forderte Unter Hinweis auf die lange Zeit der Unthätigkeit das Parlament zu gemeinsamer Arbeit auf. Weigel verwies auf das AAR eispiel des Kaisers und brachte ein dreimaliges Hoch auf Allerhöchstdenselben aus, in welches das Haus begeistert einstimmte. Hierauf widmete Weigel der verewigten Königin Viktoria cinen warmen Nachruf. (Großer Lärm auf den Bänken der Deutschradikalen, welche in die Rufe ausbrachen: „Heil den Buren, nicder mit Eng- land!“ Großer Lärm; der Nest der Nede Weigel's blieb un- verständlih.) Nachdem noch einige Formalitäten erledigt waren, sehte der Alters-Präsident die nächste Sißung auf den 5. Februar, 11 Uhr Vormittags, fest und theilte mit, daß die feierlihe Eröffnung des Reichsraths durch den Kaiser am 4. Februar erfolgen werde. |

Einem gestern ausgegebenen Communiqué zufolge ist eine Fusion zwischen der katholishen Volkspartei und dem chemaligen Zentrum vollzogen worden. Der neue Klub heißt Zentrumsklub und wählte den ehemaligen Präsidenten des Abgeordnetenhauses Kathrein zum Obmann; dieser erklärte, der Klub nehme unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine nah allen Seiten hin unabhängige, zuwartende Haltung ein. Der Zentrumsklub beschloß einstimmig eine Kund- gebung, welche besagt, derselbe halte an der fkatho- lischen, dynastishen , österreichishen Gesinnung fest, stehe durchaus ' auf öfterreichishem Standpunkt und werde jeder- eit bereit sein, für die besonderen Rechte des deutschen

olks einzutreten und V a Angriffe abzuwehren. Der Klub erblicke jedoch in der gleichmäßigen Achtung und Pflege der Rechte aller Nationen und Volfksstämme des Reichs die einzige sihere Gewähr für die Einheit, die Wohl- fahrt und die Machtstellung der Monarchie. Der Klub trete ferner ein für die Erhaltung des Parlamentarismus, für die be- rehtigten Forderungen der Landwirthschaft, des Gewerbes e der Arbeiter und für die Ermöglihung der Arbeits- eit des Hauses zu gedeihliher Lösung der ae lichen und sozialen Fragen, wie auch der Frage der Handels- verträge. ;

Die deutsche Fortschrittspartei hat, einer den Wiener Blättern zugestellten Mittheilung zufolze, sich bereit erklärt, Ver- treter zu einer Berathung aller deutschen Parteien über Schritte

ur Sicherstellung des Deutschen als -Staatssprache zu ent- enden. Die Partei erstrebe, wie es in der Mittheilung weiter eißt, ein gemeinsames Vorgehen der deutschen Parteien in den zrästdentschaftsfragen und begrüße die Anregung der deutschen Volkspartei zur Bildung eines d per eia der Volks- partei, der Lortschrittspartei und der Deutschradikalen behufs einheitlihen Zusamnienschlusses sämmtlicher deutschen Parteien in Fragen, die das Juieresse des deutschen Volkes berühren.

Großbritannien und JFrland.

Der Herzog von York verbrachte, wie „W. T. B.“ meldet, den vorgestrigen Tag sehr unruhig, hatte jedoh während der Naht zum Donnerstag guten Schlaf. Die Besserung schreitet fort.

Das deutshe Geschwader is gestern Mittag in Spithead eingetroffen, Der Prinz R von Preußen begab sih bald nah der Ankunft mit mehreren Offizieren seines Stabes nah Cowes und landete daselbst am Trinity-Pier, wo eine Kompagnie Grenadiere mit Fahne n Empfang aufgestellt war. Der Prinz schritt die Front

er Ehrenwache ab und fuhr sodann nah Osborne.

Der Herzog und die Herzogin von Aosta, der Herzog Robert von Württemberg, der Erbgroß- herzog von Baden, der Kronprinz von Schweden und Norwegen, der Prinz Mehemed Ali von Egypten, sowie die französishe, die türkishe und die bulgarishe Mission sind gestern in London eingetroffen und von den Vertretern des Königs und den Botschaftern bezw. Gesandten dieser Staaten empfangen worden.

Die deutschen Vereine Londons haben cinen großen Kranz aus Gardenien, Kamelien und weißen Lilien mit einer Schleife in den deutshen Farben, welhe in Goldbuchstaben die Namen von über dreißig Vereinen trägt, nah Windsor gesandt.

Frankreich,

Der Senat begann gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Berathung des Budgets. Der Berichterstatter Dubosft sprah sein Bedauern darüber aus, daß das Budget s{hlecht aufgestellt sei und daß in jedem Jahre Ergänzungskredite erforderlich seien. Dubost legte die Nothwendigkeit dar, mit dem chronishen Defizit und dem FOCIMGNEN mit Anleihen zu brehen. Der Finanz-Minister Cailla ux wies die Ausstellungen urüd, welche der Berichterstatter gemacht hatte, und sprach 73 dahin aus, daß die diesjährige Budgetaufstellung einen bemerkenswerthen Fortschritt bedeute. Die Einheitlichkeit des Budgets sei vorzüglih durchgeführt und die Schuldentilgung vermehrt worden. Der Minister {loß mit dem Hinweise, daß die für die China-Erpedition nothwendig gewordenen Aus- aben durch die von den Chinesen zu zahlende Entshädigungs- umme gedeckt würden. Die General-Debatte war damit beendigt.

Die Deputirtenkammer gans die Erörterung des Vereinsgeseßentwurfs wieder auf. Der Deputirte Bea u- rxregard brachte einen Antrag ein, welcher die Freiheit der Vereinsbildung fordert, und führte aus, auf Grund der Re- gierungsvorlage könnten Leute wegen Geheimbündelei verhaftet werden, die h im Café mit Zeitungslesen und Politik be- schäftigten. Der Minister-Präsident Waldeck-Rousseau er- widerte, es sei in der Geseßesvorlage genau bestimmt, was unter einer „Vereinigung“ zu verstehen sei. Zu Artikel T wurden mehrere Abänderungsanträge gestellt; darunter befand sih ein von dem

Deputirten Renault-Morlière eingebrahter, welcher nahdem der Minister-Präsident Waldeck-Rousseau sich gegen denselben ausgesprochen hatte, mit 309 gegen 232 Stimmen verworfen wurde. Sodann wurde mit 353 gegen 93 Stimmen Artikel T, welcher den Begriff „Vereinigung“ definiert, an- genommen und die Sihung aufgehoben.

Jtalien.

Jn der gestrigen Sißung des Senats brachte der Unterrihts-Minister, wie „W. T. B.“ meldet, einen Geseßentwurf ein, durch welhen das Geburtshaus Verdi's in Roncole zum National-Denkmal erklärt und die Er- mächtigung ertheilt wird, die Leichen Verdi's und seiner Ge- mahlin in dem von Verdi in Mailand gegründeten Jnstitut für alte Musiker beizuseßen. Der Senat Velhloß, eine Kom- mission mit der Vorberathung des Gesehentwurfs zu betrauen, die noch während der Sißung Bericht erstatten ollte. Der Gesegentwurf wurde im weiteren Verlauf der Sißung ein- stimmig angenommen. -

Der Papst hat den Nuntius in Brüssel Granito di Belmonte-Pignatelli beauftragt, dem König Eduard VII. das Beileid des Papstes anläßlich des Todes der Königin Viktoria und Glückwünsche zur Thronbesteigung auszu- sprehen. Mit dem Nuntius begeben sich der Auditeur der Nuntiatur Msgr. Peri Graf Morosini und Graf Marino Saluzzo, Herzog von Corigliano, nah London.

Spanien.

Gegenüber der Absicht, französische Kongregationen auf spanishem Boden anzusiedeln, wird, dem „W. T. B.“ zufolge, ein dieselbe betGanpsendes Vorgehen im Parlament angelündigt, bei dem Canalejas die Führung übernehmen will.

Türkei. :

Wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, ist das deutsche Schulschiff „Moltke“ gestern von Konstantinopel abgegangen. Der deutsche Botschafter und die Mitglieder der Spezial mission begleiteten an Bord der „Loreley“ das Schiff eine Zeit lang durch das Marmarameer.

Serbien.

Die Skupschtina hat, dem „W. T. B.“ zufolge, heute eine Vorlage, betreffend die Armee-Reform, angenommen, nach welcher die Dienstzeit bei der Jnfanterie auf 11/4 Jahre herabgeseßt wird unter Beibehaltung des N eiten Dienstes bei der Kavallerie und Artillerie. Die Prüfungsbestimmungen für Offiziere werden verschärft und der Wirkungskreis für den Generalstab erweitert. Die Armee besteht aus der regulären National-Armee in drei Aufgeboten, umfassend alle Dienst- pflichtigen vom 20. bis zum 45. Lebensjahre, und dem Land- sturm, in welchem alle Dienstpflihtigen vom 17° bis zum 20. und vom 45. bis zum 50. Lebensjahre zu dienen haben.

Dänemark.

Die aus Mitgliedern der Nechten - bestehende Majorität des Steueraus)chusses des Landsthing hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern einen Vorschlag zu einer U Be Steue céetorm veröffentliht, welher s\o- wohl von dem Vorschlag des Folkething, wie von der Regierungsvorlage stark abweiht. Die Mazorität des Steuer- ausschusses des Landsthing s{chlägt vor, alle direkten Stáatssteuern, welche bisher größtentheils nach veralteten Katastern auf dem De ub lasteten, ferner alle Kom- munalsteuern auf Landbesiß aufzuheben, welche bisher nah den- selben veralteten Katastern erhoben wurden. Als Ersaß wird die Ls einer Vermögens- und Einkommen- steuer sowie die Besteuerung de“ Grundeigenthümer nah dem Werth des Grundbesißes, sowohl im Staat wie in den Gemeinden, in Vorschlag gebraht. Die Einkommensteuer soll nah dem englishen Quellenbesteuerungssystem erhoben werden. Durch die Annahme dieses Entwurfs würde die Staatskasse eine Mindereinnahme haben, welche voraussichtlich eine Million betragen wird. Es wird von der Majorität des Steuerausschusses außerdem vorgeschlagen, den Gemeinden einen jährlihen Staatszushuß von 11/, Millionen zu gewähren, um die Gemeinden zu entlasten.

Asien.

Von dem Feldmarschall Grafen von Waldersee ist, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern folgende Meldung aus Peking in Berlin eingetroffen: Die Kolonnen des Majors Hoffmann und des Hauptmanns von Auer sind ohne Zwischenfall zurückgekommen, da die Räuber durch ¿odatiae Nachrichtendienst rechtzeitig gewarnt worden waren.

Der „Standard“ meldet aus Tientsin vom 31. Januar: Die Amtsgebäude der provisorishen Regierung in der Stadt Tientsin sind in verflossener Nacht gänzlih durch Feuer zerstört worden. Nichts ist gerettet worden. Das Feuer ist offenbar das Werk von Brandstiftern. Jn leßter Zeit wurden in Tientsin cinesishe Plakate angeschlagen, in welchen über die von der provisorishen Regierung zur Deckung der laufenden Ausgaben erhobenen Steuern Klage geführt wurde.

Aus Canton vom heutigen Tage meldet „W. T. B.“, wegen des Ueberfalls auf dem Kanal zwishen Shuntak und Kumschuck, bei dem zwei deutsche Schußgenossen in einem Haus- boot von Piraten verwundet wurden und ein chinesisher Diener getödtet wurde (f. Nr. 24 d. Bl.), sei auf eine Beshwerde der deutschen Gesandtschaft in Peking von dem zuständigen chinesischen Gouverneur die Entsendun: einer größeren Truppenabtheilung zur Ergreifung der Schuldigen angeordnet worden. Wegen ihrer Bestrafung seien bereits Anträge gestellt worden, unter Vorbehalt der Entschädigungsansprüche der ver- wundeten Schußgenossen.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Hongkong vom heutigen Tage berichtet, die Seeräuberei nehme einen

olchen Umfang an, daß die Konsuln bei dem Vize-König in Canton vorjstellig geworden seien, damit derselbe den Wasser- wegen einen besseren Schuß an Oen lasse. Der Vize- König habe erwidert, er thue alles Mögliche für die Sicher- heit der Schiffahrt. Die Konsuln seien, mit dieser Antwort unzufrieden. Afrika.

Lord Kitchener meldet aus Pretoria vom gestrigen Tage, der General Knox habe am 29. v. mit den Truppen de Wet's südlich von Welcome ein Gefeht ge- habt. Nach ersten digen ununterbrochenen Rampte ätten die Buren fünf Todte auf dem Schlachtfelde gelassen. Drei Buren seien gefangen genommen worden. ie Buren hätten eine ci Anzahl Verwundeter mitgenommen. Offizier und ein ann verwundet

Auf britischer eite jo ein Mann getödtet und ein Major und zwei

worden. Am Mittwoch Abend hätten die Truppen de Wet's dann

über)chritten. Die Kolonne des Generals Bruce-Hamilton, welche in der Nähe lagerte, Hs niht mehr mit dem Feind in Fühlung kommen können. Der General French säubere mit einer Kavallerie und berittener Ats das Land östlich von

retoria und Johannesburg zwischen den nach der Delagoa-

ay und Natal führenden Bahnlinien, Am 30. v. M. sei er im Thal des Wilge auf etwa 2000 Buren gestoßen. Der Feind habe sih indessen mit einem Verlust von vier Todten und neun Verwundeten zurückgezogen. Auf britischer Seite ien die Verluste einen Todten und sieben Verwundete be- ragen.

Aus Kapstadt wird dem „Reuter'schen Bureau“ berichtet, daß der R Angriff der Buren auf die Minen von Vanryn und Modderfontein, wie jeßt bekannt werde, sehr ern A und von demselben Kommando a... geführt worden sei, welches die Werke von Kleinfontein und Bragpau gerstört habe. Man befürchte, daß der Schaden sih auf etwa 300 000 Pfd. Sterl. belaufen werde. Es seien Schritte zum besseren Schuße der auswärts liegenden Minen gethan worden. Die Militärbehörden hätten genehmigt, daß zwei Mitglieder der Kammer sih nah den Minen von M neahuba begäben, um

bei s raelsport die nah Bloemfontein führende Bahnlinie

"die Jnteressen der Minenbesißer wahrzunehmen.

Demselben Bureau zufolge hat der Kommissar in Kronstad dem Militär - Gouverneur in Bloemfontein mitgetheilt, daß Andries Wes sels, welher die Friedenskommission nah A ie begleitete, am 28. Januar auf Befehl de Wet's in Klipfontein ershossen worden sei.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gesirigen Sißungen des Rei chs- nee und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (39.) Sißung des Reichstages- welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Reichshaushalts-Etats für 1901 im

Etat des Reichsamts des Jnnern bei dem Kapitel

„Kaiserliches Gesundheitsamt“, fortgeseßt.

Jn der Debatte nahmen bis zum Schluß des Blattes das Wort der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky sowie die Abgg. Dr. Müller-Sagan (fr. Volksp.) und Antric (Soz.).

Nr. 5 der a N er d Ren L MBngen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts“ vom 30. Januar hat folgenden Inhalt: Beirath des Gesundheitsamts für Fragen der Land- und R schaft. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. Desgl. gegen Pest. Medizinalstatistische Mittheilungen aus Fopeitzggen, 1899. Gesetzgebung u. s. w. (Schwarzburg-Sondershausen.) lachtbieh- versichereng. (Oesterreich.) Antiseptishes Mittel von Rawitscher. —— Einfuhr von Arzneizubereitungen 2c. (Belgien.) Butter und Margarine. (Niederlaude.) Ansteckende Krankheiten. (Däne- mark.) Meldepfliht der Dampfer 2c. (Spanien.) Nahrungsmittel- e, Gang der Thierseuhen. Deutsche Viehquarantäne- Anstalten, 3. Vierteljahr 1900. Tollwuth im Deutschen Neiche, 1899. Thierseuhen in Bosnien 2c., 3. Vierteljahr 1900. Zeitweilige ‘Maßregeln gegen Thierseuhen. (Oesterrei). Verhand ungen von geseßgebenden Körperschaften, Vereinen, Kon- gressen u. st. w. (Preußen. Berlin.) Untersuhung von Nahrungs- mitteln 2c: —- (Jtalien). Chinin. (Norwegen). Staats- haushalts-Entwurf 1901/2. Vermischtes. (Oesterreih. Wien.) Jmpfstoffgewinnuntsanstalt: 1899. (Frankreih. Seine-Departe- ment.) Gesundheitsrath, 1899. (Rußland.) Sibirische Pest. (Philippinen. Manila.) Gesundheitsverhältnisse, September 1900. (Kapland.) Geburten und Todesfälle, 1899. (Vereinigte Staaten von Amerika. Cincinnati.) Todesursachen, 1899. Geschenk- liste. LUNOROEE über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege (Thierseuchen, Sleisbeschau, Aerzte).

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Bevölkerung Badens am 1. Dezembér 1900.

Nach den vorläufigen Ermittelungen des Statistishen Landes- amts hatte das Großherzogthum Baden am 1. Dezember 1900 eine ortsanwesende Bevölkerung von 1 866 584 Personen, von denen 925 670 oder 49,6 9/9 dem männlichen und 940 914 oder 50,4 9/% dem weiblichen Geschlechte angehörten. Seit 1895 bat die Einwohnerzahl des badischen Landes eine Vermehrung um 141 120 Seelen oder 8,18 9/6 erfahren; mithin ist sie in der leßten Zählperiode durchsnittlich jährlich um 1,585 9/6 angewachsen. Es ist dies sowohl absolut wie verhältniß- mäßig die größte jährlihe Zunahme seit 1828. Damals betrug die Einwohnerzahl des Großherzogthums 1 176 075. Seit jener Zeit ift die Bevölkerung des Landes demnach um mehr als die Hälfte (genauer um 58,7 9/0) und seit der Gründung des Deutschen Reichs (1871) um mehr als ein Viertel (27,7 9/6) gestiegen. F

In wenigen Tagen werden in einer Sondernummer der „Statisti- schen Mittheilungen für das Großherzogthum Baden“ die vorläufigen Zählungsergebnisje für sämmtlihe Gemeinden 2c. des Landes und ihre Bevölkerungs-Zu- oder -Abnahme seit 1895 zur Veröffentlichung gelangen.

Bauwesen.

Die Architektur des XX. Jahrhunderts. Zeitschrift für moderne Baukunst. Herausgegeben von Hugo Licht, Stadt-Bau- direktor in Leipzig, mit Text von Dr. Adolf Rosenberg. Jähr- lih 100 Blatt in dreimonatlihen Zwischenräumen. Beschreibender Tert in drei Sprachen. Format 48 : 32 cm. Verlag von Ernst Wasmuth, Berlin W., Markgrafenstraße 35. Preis pro Quartal 10 4 ErsteLieferung. Die von der im Titel genannten, überaus rührigen Verlagsbuchhandlung unternommenen Veröffentlichungen moderner Werke der Baukunst haben, mit der „Architektur Berlins“ beginnend, unter der bewährten Leitung des Stadt-Baudirektors Hugo Licht sich allmählich auf Deutschland und zuletzt e ganz Europa, theilweise auß auf Amerika erstreckt. er lehten Publikation, der „Architektur der Gegenwart“ folgt jevt als neue selbständige Zeit-

schrift „Die Architektur des XX. Jahrhunderts". Wie der Prospekt sagt, ;

wird ‘auch in dieser Veröffentlihung ein durhaus objektiver, von keinem Parteigeist beherrs{chter Ueberblick über alle hervorragenden Schöpfungen der modernen Architektur gegeben werden, gleichviel, welchen Richtungen diese angehören. Die moderne Architektur im künstlerishen Sinne hat in den leßten Jahrzehnten einen so mächtigen Aufshwung erlebt und in allen Kulturländern einen ‘a großen Umfang angenommen, daß die betheiligten Kreise, peziell die ausführenden Architekten, eine derartige Sammlung

orragender baufkünstlerisher Schöpfungen, in denen sich die Forth e der neuesten Zeit offenbaren, mit Interesse begrüßen werden. on ähnlichen Veröffentlichungen unterscheidet sich die „Architektur des XX. Jahrhunderts“ speziell dadur, daß darin hauptsächlich die fahmännischen Anforderungen dur genaue Wiedergabe von Grund- rissen, Schnitten und Details berücksichtigt werden. C E wird ein Band von 25 Tafeln (Lihtdruck) in Groß - Folio - Format erscheinen, mit Text in deutscher, französischer und englischer Sprache, Grundrissen 2c. Die vorliegende erste Lieferung beginnt mit drei Tafeln, welche das neue Land- und Amtsgericht T in Berlin (Architekten : R. Buen und Otto Schmalz) in vorzüglich gelungenen photo- graphischen Aufnahmen der Hauptfront mit den beiden EEthürmen und der Westfront vorführen. Auch der mähtigste private Berliner Neubau aus jüngster Zeit, das Kaufhaus Tieg (Architekten: B. Sehring und L. Lachmann), wird durch Ansichten der Vorder- und T veranfhaulicht. Aus dem an interessanten modernen rchitekturshöpfungen niht minder reichen Dresden s man Aufnahmen der Sächsischen andelsbank (beide Fronten) und der Kreuzkirhe (Juneres, Altarprospekt, Blick auf die Emporen), beides Werke der Architekten Schilling und Gräbner. Zwei Tafeln mit mehreren Ansichten zeigen Inneres und Aeußeres“ der Friedenskirche in Heilbronn (I. Vollmer). Paris is vertreten durch eine große Theilansicht des berühmten Hauptportals der Weltausstellung vou Nenó Binet (nebst beigegebener verkleinerter Gesammtaufnahme), Amsterdam Br einen Bankpalast und das Geschäftsgebäude einer Lebens- Versicherungs-Gesellschaft, London und Budapest „dur Wohnhäuser. Diesen städtishen Bauwerken reihen sich auf einer Folge weiterer Tafeln Ansichten neuester Villen und Landhäuser an, so die Villa Wertheim im Grunewald (Architekt: Alfred Messel), Villa Simolin Eisenlohr u. Weigle) und Landhaus Eitel (Albert Eitel) in Stuttgart, utshaus in Denzerheide bei Ems (Rudolf Vogel, drei Tafeln). Die beiden leßten Tafeln bieten Faksimile - Reproduktionen der bei dem Wettbewerb für die Bebauung des dem ehemaligen Kurfürstlihen Schlosse in Mainz benachbarten Stadttheils mit dem ersten Preife ausgezeichneten Entwürfe von Friedrih Püßer in Darmstadt. Die Wiedergabe sowohl der photographischen Aufnahmen wie der leßterwähnten Entwürfe mittels Lichtdrucks dur die Anstalt von Wilhelm Greve hierselbst ist musterhaft klar und forgfältig. Jm Text giebt der wohlbekannte Kunstschriftsteller Cornelius Gurlitt einleitend eine geistvolle Dar- legung der Ziele der Architektur im neuen Jahrhundert; dann folgen kurze, das Tünstlerisch und ästhetisch Charakteristishe der Architektur hervorhebende Erläuterungen zu den einzelnen Tafeln, nebst Grund- rissen. Den Schluß bilden unter der Ueberschrift „Bücher-Chronik“ Besprehungen neuester Erscheinungen auf dem Gebiete des Bau- wesens. Nach der vorliegenden Probelieferung darf die in Anbetracht der Fülle des darin dargebotenen Anschauungsmaterials fehr preiswerthe Zeitschrift besonders den jüngeren ausführenden Architekten empfohlen werden.

Literatur.

Literatur über das neue Ehereht. Das Bürgerliche Geseßbuh für das Deutsche Reich enthält in seinem Familienrecht (4. Ca, eine Reihe besonders bedeutsamer, in threr gesellschaftlichen und wirthschaftlichen Tragweite erst zu erprobender Neuerungen. Im Ganzen laufen diese einerseits auf eine größere Selbständigkeit für weibliche Personen, zumal die Chefrau und die verwittwete Mutter, owie für Hauskinder hinaus, andererseits auf eine kräftigere Durch- ührung des staatlihen Aufsichtsrehts, insbesondere bezüglich der persönlichen und der Vermögensverhältnisse der Minderjährigen, vor allem der Bevormundeten. Die Literatur über das neue Bormund- schaftsrecht ist {hon besprochen worden; im Folgenden gedenken wir Ge Gsar Anzahl von Spezialarbeiten über das jeßt geltende

erecht.

Die Ueberleitung derx bestehenden Ehen unter das neue Necht, auf Grund des* preußishen Ausführungsgeseßes zum B. G.-B. und unter besonderer Berücksichtigung der landrechtlichen Güterstände dargestellt von Walter Kuhbier, Gerichts-Neferendar in Kulm a. W. Verlag von J. U. Kern, Breslau. Kart. 2 A Diese Schrift behandelt eine Reihe ehr wichtiger praktischer Fragen. Der Verfasser beschäftigt sih zunächst mit Art. 200 des Einführungs- geseßes und § 44 des preußischen Ausführungsgeseßes zum B. G.-B und erörtert darauf die Frage, welhe Ehen in das neue Necht über- geleitet werden, bei welchen dies nit geshieht, und wie die Nechts- verhältnisse der niht übergeleiteten und die der übergeleiteten Ehen nd. Sodann werden die wesentlihsten Aenderungen gegenüber dem

[lgemeinen Landrechte dargelegt. Der Berialioe hat die Aufgabe, welche er sich gestellt hat, gut gelöst; das lehrreihe Buch kann zum Studium ei abn werden. :

Das Eherecht des Bürgerlichen Geseßbuchs nebst dem preußishen Ausführungsgeseß vom 20. September 1899. Von Dr. C. Rocholl, Wirklichem Geheimen Ober-Justizrath und Senats- Fan a. D. Berlin, Karl Heymann's- Verlag. Geh. 8 4 Das

erk ist ein flar geschriebener, leiht verständliher Kommentar zum Gherecht mit Einschluß des éhelihen Güterrechts, welcher dem ebildeten Laien den Inhalt der Rechtsnormen vermitteln foil und dazu wohl geeignet erscheint. Doch auch der Jurist wird sich manche Anregung und Belehrung aus dem inhaltreichen Buche holen, das den Zusammenhang der Vorschriften aufdeckt, altes und neues Recht nebeneinander stellt und niht arm ist an geschichtlichen und kritishen Erläuterungen. Die Darstellung folgt in ihren 9 Ab- chnitten der Legalordnung. In einem Anhang sind behandelt: die rtikel 42 ff. des preußischen Ausführungsgeseßes zum B. G.-B., das Gesey, betreffend das ehelihe Güterrecht in Westfalen, von 1860, die Ministerial-Verordnungen über Ausländerehen und zu § 84 des ersonenstandsgeseßes endlich die Ueberleitungs-Verordnung vorn 20. Dezember 1899. i i

Das Rechtsverhältniß zwischen Eltern und Kindern nach dem Bürgerlihen Gesegbuh. Von Dr. jur. W. E. Knitshky, Landgerichtsrath a. D. 274 S. Berlin, Verlag von O. Hâring. Der Verfasser dieser Monographie hat die für das Rechtsverhältniß zwischen Eltern und Kindern jeßt maßgebenden Be- timmungen mit einer Klarheit in Anlage und Ausdruck zur Dar- tellung gebracht, daß auch der Laie sih uns{hwer in das Verständniß des Stolfes hineinarbeiten kann. Er ist dabei keiner Schwierigkeit aus dem Wege gegangen. Besonders eindringende Untersuchungen

nden sich in den Abschnitten über die Unterhaltspflicht, die Sorge ür die Person des Kindes und über die für den größten Theil des Reiches neue elterlihe Gewalt der Mutter. i t

Das geseßliche ehelihe Güterreht in Deutschland. Von Ullmann, Rechtsanwalt in Magdeburg. Verlag von Siemen- roth u. Troschel, Berlin. Geh. 4 ( In diesem Werke wird eine eingehende systematische Darstellung lediglih des geseßlichen ehelichen Güterrehts, d. h. derjenigen Nechtssäße des B. G.-B. gegeben, welche die güterrechtlihen Verhältnisse der Ehegatten regeln, wenn die leßteren diese Regelung durch einen in der hierfür bestimmten Form ab- geschlossenen Vertrag, den Ehevertrag, nit vorgenommen haben. Dabei wird eine Reihe von Einzelfragen in den Kreis der Erörterung ge- ogen, die für die Anwendung des Geseßes von Bedeutung sind. Nachdem der Eee in einer kurzen Einleitung die leitenden Ge- danken angedeutet hat, behandelt er im ersten Abschnitt das Vor- behaltsgut und die Nechte der Ehegatten in Ansehung desselben, im zweiten das eingebrahte Gut und die Nechte des Mannes binsihtlih dieses Vermögenstheils. Die Erörterungen über das geseßliche ebeliche Güterrecht E hier von einer auf diesem Gebiet noch nicht exreihten Ausführlichkeit und Gründlichkeit. j L E

Ehescheiduugsrecht und Ghescheidungsprozeß einshließ- lich der Nichtigkeitserklärung der Ehe im Deutschen Reiche. Von Ju lius Erler, Ober-Landesgerichtsrath. Zweite, völlig umgearbeitete Auf- [lage des gleichnamigen / preußish-deutshrechtlihen Buches. Berlin, Verlag von H. W. Müller. Kart. 5 M Das beliebte Erler'sche Werk über das Ehescheidungsreht, welches in seiner ersten Auflage das preußische Recht behändêlte, hat eine wesentlihe Umarbeitung er- fahren. Geblieben ist eigentlich nur ver Rahmen; im übrigen ift alles neu. Die Darstellung des jeyt im Deutschen Reiche geltetenden Ehe-

scheidungsrechts, sowie des Ehescheidungsprozesses ist sehr eingehend klar und übersihtlih: zur Zeit ohne Zweifel die beste Bear eitung pie r eue EBef 4 as Ne er esheidung nach dem Bürgerlichen Geseßbuch, unter Berit a der S E des Ein- führungsgeseßes sowie der landesgeseßlihen Ausführungsvorschriften r die Praris bearbeitet von Dr. Curt Davidson, Gerichts- \sessor in Altona. Karl Heymann's Verlag, Berlin. Geh. 4 46 Dieses Buch ist im wesentlichen ein Kommentar zu den 88 1564 bis 1587 des B. G.-B., behandelt aber auch ausführlich den Inhalt der SS 1635 und 1636 des B. G.-B. sowie den der Artikel 17, 201, 202 und 206 1 e ag Wies zum B. G.-B., das Necht der Uebergangszeit; über das na rt. 17 des Einführungs3geseßzes in

Betracht kommende ausländische Recht ist eine kurze E gegeben.

Von rehtsgeschichtlichen und theoretishen Erörterungen hat der Ver- fasser Abstand genommen. Das Buch will der Praxis dienen und wird diesen Zweck auch in ausgedehntem Maße erfüllen. An vielen Stellen find Entscheidungen herangezogen, die auf dem bisherigen Rechte fußen, und es ist untersucht, wie die betreffenden Fälle nach dem Rechte des B. G.-B. zu entscheiden sind, j

Recht und Pflicht der Wittwe. Ein Rathgeber für das praktische Leben von Dr. jur. Arel Benedix, Erstem Staatsanwalt in Guben. Verlag von Franz Vahlen, Berlin. Geb. 2 4 Das Buch verdankt, wie der Verfasser im Vorwort bemerkt, seine Ent- stehung der Wahrnehmung, daß es den Frauen zumeist an den Kennt- nissen fehlt, deren fie bedürfen, um an Stelle des verstorbenen Mannes die Sorge für sih und ihre Kinder übernehmen . zu können. Diesem Nothstande will der Verfasser dur praktische Anleitungen abhelfen, und es muß anerkannt werden, daß sein „Rathgeber“ dazu sehr geeignet ist. In zehn Kapiteln behandelt er: Eintritt des Todes, Vorbereitung der Bestattung, Begräbniß, Einfluß des Wittwen- standes, staatliche Reliktenfürsorge, vermögensrechtliche Folgen des Todes, die Wittwe als Erbin des Mannes, die Wittwe als geseßliche Erbin des Mannes, Nachlaßregulierung untd Nechtsleben der Wittwe. Ueberall sind niht nur die rechtlichen Ver- hältnisse unter Zugrundlegung des seit dem 1. Januar 1900 geltenden Nechts klar und gemeinverständlih dargestellt, sondern die Lebens- verhältnisse überhaupt berücksichtigt. Zahlreiche Beispiele und For- mulare, die in einem Anhang beigefügt sind, sowie ein Sachregister erhöhen die Brauchbarkeit des Buches. i

Land- und Forstwirthschaft.

Für die 15. Wanderausstellung der Deutschen Land-

wirthschafts-Gesellschaft, welche in Halle a. S. vom 13. bis 18. Juni 1901 stattfinden wird, werden jeßt die Vorbereitungen ge- troffen. Für Thiere ist der Schluß der Anmeldefrist auf den 28. d festgeseßt. Die Beschreibung der Pferde hat bis zum 15. März, die der anderen Thiere bis zum 31. März zu erfolgen. Nach dem 15. März werden Pferde, nah dem 31. März die übrigen Thiere, au gegen Entrichtung des doppelten Standgeldes, nit mehr angenommen. Fische können bis 1. Mai, Geflügel bis 10. Mai an- gemeldet! werden. Die Anmeldung von Erzeugnissen kann im allgemeinen bis zum 28. Februar erfolgen. Für Gruppe 9, Bienenwirthschaft, ist die Frist bis zum 31. März, für Gruppe 11, lebende Gründüngungs- pflanzen, bis zum 1. Juni hinausgeshoben, während für Dauerwaaren in Gruppe 10 die Anmeldung am 1. Dezember 1900 erfolgt sein mußte und für Schinken am 15. Februar 1901 geschlossen werden muß. Ein Versäumen des richtigen Anmeldetermins hat auch hier entweder die Zahlung eines doppelten Standgeldes oder den Aus- {luß von der Stau zur Folge. ¿ur Geräthe ift der leßte Termin der Anmeldung zu den Normalsäßen der 28. Februar, während gegen Entrichtung des doppelten Standgeldes brselle bis zum 31. März 1901 hinausgeshoben ist. Die Schauordnung, welche nähere Auskunft über die Ausstellbedingungen giebt, ist durch die Hauptstelle der Deut- hen Landwirthschafts - Gesellschaft, Berlin SW., Kochstraße 73, zu beziehen. ___ Bei der mit der Wanderausstellung in Halle verbundenen Aus- stellung von Dauerwaaren wird vor allem Wexth darauf gelegt werden, ob die Waaren seetüchtig sind und nach längerer Seefahrt wohlshmeckend bleiben. Um dies festzustellen, werden die an- emeldeten und bereits jeßt eingesandten Dauerwaaren, die zur Aus- fellóna kommen jollen, eine längere Seereise durchmachen und dann nach der Nückkehr in Halle zur Beurtheilung kommen. Mit dem Dampfer „Friedrich der Große“ sind die Sendungen am 3. Ja- nuar nach Australien in See gegangen. Es sind insbesondere Butter- und Fleischwaaren, aber auch andere Erzeugnisse angemeldet worden. Der Dauerwaarenfabrikation will die Deutsche Landwirth- schafts-Gesellschaft in Zukunft ihre besondere Aufmerksamkeit zuwenden und auch auf ihren ferneren Ausstellungen solhe Prüfungen, vor allem von Fleishwaaren, veranstalten, um ihrerseits nach Möglichkeit dazu beizutragen, daß Deutschland nah allen Richtungen hin die Versorgung seiner Bevölkerung mit Fleishnahrung, besonders auch hinsichtlich des Schiffsbedarfs, selbst übernehmen kann.

Aussichten der diesjährigen Weizenernte in Indien.

Dem von dem Statistishen Departement in Kalkutta unter dem 5. b. M. veröffentlihten ersten allgemeinen Bericht über die indische Weizenernte für 1900—1901 entnehmen wir Folgendes:

Im nördlichen Indien sind die Aussichten sehr gut. Die Aus- saat’ fand unter günstigen Bedingungen statt, und die Anbaufläche. hat sich bedeutend vergrößert. Die Winterregen traten rechtzeitig ein und bestärken die Hoffnung auf ein reihliches Ergebniß. Dies bezieht sich besonders auf diejenigen Provinzen, welhe hauptsählich zum Weizenexport beitragen. Dagegen ist in den Zentralprovinzen Berar und Bombay die Anbaufläche weit hinter dem Durchschnitt zurück- geblieben, und die Aussichten sind in Bombay und Berar weniger günstig, da die Wintorregen dort A sind.

Im Einzel\- Folgendes zu bemerken: Jm Punjab wird die mit Weizen bestellte Fläche auf 7 805 000 Acres geschäßt, d. i. 23 9% mehr als im Vorjahr. Der Stand der Saaten ift ausgezeichnet und verspricht ein glänzendes Ergebniß.

In den Nordwest-Provinzen und Oudh wird die Anbaufläche etwa 20 % mehr als die Dur(schnittsanbaufläche betragen. Die AUNR waren auch dort zur Zeit der Berichterstattung (15. De- zember v. J.) gut, doch war damals Regen erwünscht. Dieser ist seitdem reihlich gefallen.

Was die Zentra!provinzen anlangt, fo glaubt man dort auf eine Zunahme der Anbauflähe im Verhältniß zum vorigen Jahr, wo dieselbe um mehr als die Hälfte hinter der Normal-Anbaufläche zurü- geblieben war, rechnen zu können. Die Saaten sind in besserem Boden gut aufgegangen, aber lassen auf ärmerem und hochliegendem Boden zu wünschen übrig.

Im Norden und Osten sind die Qu im allgemeinen be- friedigend, dagegen hatten in Nagpur wolkiges Wetter und abnorme Vihe den Saaten geschadet. Die Saaten litten zur Zeit der Bericht- erstattung unter Dürre. Sofern Regen rechtzeitig eintritt (und dieser ist seitdem gefallen) kann immerhin auf ein mäßiges Ergebniß gerechnet werden.

Aus Bombay liegen nur Nachrichten bis zum 5. Dezember vor, und auch diese sind fehr unvollständig. Jedenfalls wird die Anbau- fläche dort bedeutend binter dem Durchschnitt zurückbleiben, der Stand der Saaten foll im allgemeinen befriedigend, in Kathiawar gut und in Theilen von Dekkan va Karnatak sehr mäßig sein.

In Siad war zur Zeit der Berichterstattung um 59/9 weniger Weizen als im Durchschnitt angebaut, die Aussaat war jedoch noch im Gange, und man hofft, daß die Anbauflähe den Durchschnitt R wird. Der Stand der Saaten war im allgemeinen gut.

ie Nachrichten aus Berar datieren ebenfalls vom 5. Dezember, danach waren die Aussichten niht günstig. Die Anbaufläche wird auf kaum mehr als “di€ Hälfte einer Durschnittsanbaufläche ges{ätt, und man glaubte, im Falle des Ausbleibens der Winterregen, auf nit über 35 9/9 einer Normalernte rechnen zu können.

f T/TT des 55. Bandes des Organs für naturwissens{ Foridungen auf dem Gebiet der Landuoirthsäa ¿DIE la Vei - chaftlichen Versu s-Station en“, welches unter Mitwirkung sämmtlicher deutshen Versuchs-Stationen der Professor an der König- lihen Akademie und Vorstand der phyfiologishen Versuchs- und Samenkontrol - Station zu Tharand Dr. Friedrich Nobbe herausgiebt (Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin; Abonnementspreiz des Bandes 12 #), erschien mit folgendent Inhalt: „Paul Parey {“ (mit Bildniß); „Die berbstlihe Rük- ivanderung von Stoffen bei der Hopfenpflanze“ von Profeffor C. Fruwirth und „Dr. W. Zielstorf; Mittheilung aus dem agronom.- pedologischen Institut der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin: „Ein Beitrag zur Methodik der chemishen Bodenunter- suchung“ von Dr. Georg Berju; Mittheilungen aus dem agrifultur- emischen Laboratorium des Polytechnikums in Zürich: „Üeber die Nückbildung der Ciweißstoffe aus deren Zerfallprodukten tn der Pflanze* von E. Schulze, „Ueber die stickstoffhaltigen Bestandtheile der Samen und der Keimpflanzen von Lupinus albus“ von N. J. Wassilieff, „Versuche über die Frage, ob in den Pflanzen bei Lichtabschluß Eiweiß- stoffe Ps bilden“ von M. Jwanoff ; Verband landwirths{aftlicher - Bersu s-Stationen im Deutschen Neiche : Vorläufige Mittheilung der Beschlüsse der XV. Hauptversammlung des Verbandes landwirth- schaftliher Versuhs-Stationen im Deutschen Reiche zu Bonn vom 14. und 15. September 1900; „Ueber die Errichtung von Versuchs- wirthschaften und die Verbindung derselben mit den jeßigen Versuchs- Stationen“ von J. König-Münster i. W.; Mittheilung aus der land-. wirthschaftlichen Versuhs-Station Kempen (Rhein): „Eine Methode zur quantitativen Bestimmung von fremden Sämereien in Kraft- suttermitteln“ von Dr. A. Y. Grevillius; „Bemerkungen zu der Arbeit von Dr. Albert Kleiber: Bestimmung des Gehaltes einiger Pflanzen 2c. an Cellulose 2c.“ von W. Hoffmeister-Jnsterburg; „Ueber den Stoffwechsel des Pferdes“ von N. Zun - Berlin; Mit- theilung aus der landw. Versuhs-Station und dem agrikultur- chem. Laboratorium der Universität Jene: „Die Verwendung einer Pepsinlöfung zur Untersuhung von thierishem Koth und Stallmist“ von Th. Pfeiffer (Nef.) und O. Lemmermann : Mittheilung aus der Köni lichen pflanzenphysiologischen Versuchs-Station Tharand: „Ueber den Einfluß verschiedener Impfstoffmengen auf die Knöllchenbildung und den Crtrag von Leguminosen" von F. Nobbe und L. Hiltner (hierzu 1 Tafel); „Zur Bestimmung des Kaligehaltes im Ackerboden“, vorläufige Mittheilung von Dr. À. Rümpler; Vertrag, betr. den Verkauf landw. Saatwaaren unter Werths-Garantie zwischen den landw. Kreisvereinen im Königreih Sachsen und verschiedenen Saat- firmen; Perfonal-Notizen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln,

_ Das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche ist dem. Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Zentral-Vieh- hofe zu Berlin am 31. Januar.

Dänemark. _ Infolge des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuhe in Herritslev auf Lolland hat der dänische Landwirthschafts- Minister die Viehausfuhr von Lolland bis auf weiteres untersagt.

Verdingungen im Auslande,

Oesterreich-Ungarn. _ Dhne Datum. Stadtverwaltung von Brcka in Ungarn: Ein- rihtung von Gasbeleuhtung. Kostentilgung innerhalb 20 bis 25 Iahren. E / ___15. Februar. Direktion der Kaschau-Oderberger Bahn in Budapest: Lieferung von 42000 kg Mineralshmieröl für Dampfzylinder. Jtalien.

Ohne Datum. Sizilishe Eisenbahnen: Vergrößerung des Güter- bahnhofs in JImera. Anschlag 35 551 Fr. ohne die Kosten für das dazu erforderliche Metallmaterial.

Niederlande.

4. Februar. Verwaltung der Genossenschaft Loppersum em Omstreken in Yoppersum: Lieferung von künstlihem Dünger. Be- dingungen bei S. D. Zensems, Sekretär der Genossenschaft.

27. März, Mittags. Kolonial-Ministeriuum im Haag: Lieferung von etwa 3600 6 gußeisernen Asphaltröhren mit Muffen für eine Wasserleitung in Soerabaya auf Java. Bedingungen mit nieder- ländishem oder englishem Text für 2,50 Gulden bei Martinus Nyhoff, Buchhändler, Nobelstraat 18, im Haag; ebenda niederländische Stempelmarken für Angebote zum Preise von 0,374 Gulden.

Luxemburg. 16. Februar, 10 Uhr. Verwaltung der öffentlihen Arbeiten, 1 e 9 Ç 2 o 9 L E Jegierungsgebäude, Verdingungsbureau in Luremburg: Lieferung von 60 000 eichenen Querschwellen und 100 Kubikmeter Nutzholz für den Oberbau der Vizinalbahn Luremburg— Echternach. Rumänien. __ 18. Februar, 10 Uhr. Ministerium für Ackerbau, Industrie und Handel in Bukarest: Verkauf von 240 495 Eichen zum Schlagen. Norwegen.

27. Februar, 7 Uhr Nahm. Staatsbahnen, Christiania: Liefe rung von 10 Kieswagen für Normalspur. Angebote mit der Auf schrift: „G rusvogne for bredt Spor“ werden im Erpeditionsbureau der Eisenbahn-Verwaltung, Jernbanetorvet 8/9, Christiania, ent gegengenommen. Zeichnungen und Bedingungen im Bureau des Direktors der Maschinen-Abtheilung ebenda.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englishe Post über Ostende vom 31. Januar in Köln den Anschluß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim wegen Zugverspätung in England nicht erreicht.

Bremen, 31. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Trave“ 30. Jan. v. Southampton n. New Vork und „Aachen“ 30. Jan. v. Coruña n. d. La Plata abgeg. „Köln“ 31. Jan. v. New York in Bremerhaven, „H. H. Meier“, n. Ost-Asien best., 30. Jan. in Port Said angekommen.

- 1. Februar. (W. T. B.) Dampfer „Kaiserin Maria Theresia“, n. New York best., 31. Jan. in Neapel angek. „Prinz Heinrich“ 31. Jan. Reise v. Neapel n. Genua fortges. „Norderney“ v. Oft- Asien 30. Jañ. in Colombo, „Helgoland“ v. Galveston 31. Jan. a. d. Weser angek. «Hrines Jrene“ 31. Jan. Reise v. Port Said n. Neapel ' fortges. „Darmítadt“, n. Australien best., 31. Jan. in Sydney angekommen.

London, 31. Januar. (W. T. B.) Union-Linie. Damvfer „Briton“ am Mittwoch auf Heimreise v. Kapstadt abgegangen.

Die wichtigsten Häfen Chinas. Ein Handbuch für Kapitäne und Rhedereien. Herausgegeben von der Direktion der Deuti@éhes Seewarte. Mit 11 Tafeln. Verlag von E. S. Mittler u. Sobn. Berlin SW. Pr. geh. 2,20 4, geb. Z M Dieses Werk bietet eine übersichtliche Zusammenstellung aller für Schiffahrt und Verkebr in den cinesishen Gewässern wichtigen Angaben. DirTe werden dem Sc(biffäfübrer um erwünsckter tein. als der Soerverkede deutöer Kriegs- und Handelsschiffe in jenen Gewässern allzäbrlied im Steigen

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