1901 / 29 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Feb 1901 18:00:01 GMT) scan diff

«E É R A A D

1901

Tb Marktort Februar

Tag

Qualität

gering

mittel |

gut

Verkaufte

|

niedrigster | höchster |

« M A

niedrigster | höchster | niedrigster

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

bödbster M.

Menge

Doppelzentner

Verkaufs-

Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nach überschläglicher Schäßung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)

Am vorigen Markttage

Durch- scnitts- preis

t.

werth

| dem

Paderborn

¿Fulda .

Mayen

Kleve .

Krefeld

Neuß .

München .

Landshut .

Straubing

Regensburg .

Augsburg

Bopfingen

Aen SBU A e 0 E S S M Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird

13,80

wu volle Doppelzentner und der Verkaufêwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt.

Noch: Hafer.

12,60

1300 f 12,75

1279 18,20

—_— f} 13,50 13,00 13,00 |} 13,25 12/2 12,30 || 12,80 11,80 15,80 13,98 14,82 14,20 14,00 14,40 | 13/75 14,50 14,75

14,50 15,60

1247 | 1344

1805| 1898

13,6C 13,80

14,00 14,00

| 18,60 | 13,68 1680 l -

13,29 13,90 13,25 12,80 12,80 17,00 15,05 15,94 14,20 14,40 14,40 14,00 14,50 | 14,79

85 100 56 70 110 1 587 196 2% 9E 304 122 109 I

D

30. 1. 26. 1. 29. 1.

23 338 2 679 377 3959

4 165 1 1715 ; 20 1 491 13,46 264 43 5 E 19,1:

Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nit vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den leßten sech8s Spalten, daß entsprehender Bericht fehlt.

Deutscher Reichstag. 39. Sigung vom 1. Februar 1901. 1

Uhr.

Die zweite Berathung des Reichshaushalts-Etats

für 1901 wird bei dem Etat des Neichsamts

des JFnnern,

und zwar bei dem Kapitel „Kaiserlihes Gesundheits-

amt“ fortgeseßt.

Abg. Dr. Müller - Sagan (fr. Bolksp.) will

eine Anregung

betreffs verstärkter Theilnahme des Reichs an der Malariaforshung

geben. Es wäre

wohl Sache des Reichs, ein Ineinanderarbeiten

zoologisher und medizinischer Kräfte auf diesem Gebiet bei der biolo- gischen Abtheilung, die man selbständig machen sollte, zu organisieren oder wenigstens den Medizinern einen Zoologen beizuordnen.

Staatssekretär des Fnnern, von Posadowsky-Wehner: Meine Herren! Als die biologishe Abtheilung Gesundheitsamt begründet wurde,

Staats-Minister

Dr. Graf

beim Kaiserlichen

regte man schon damals die Frage

an, ob auf die Dauer die Verbindung dieser Institute sih als nüßlich und nöthig erweisen werde, ob sie dem einen oder anderen Zweige des

Gesammtinstituts nicht hinderlih oder fogar \{chädlich ließ damals die Frage offen und erflärte, man müsse

sein werde. Ich erst an der Hand

des alten Instituts diese biologishe Abtheilung sich allmählich ent-

lassen, welche fonne man

wickeln und fo klarer hervortreten sie verfolgen fönne. Erst danach

praktischen Ziele beurtheilen, ob

ine Abtrennung der biologishen Abtheilung stattzufinden habe und

ine besonders wichtige und s{werwiegende Frage in felbständiges biologishes Institut zu domiziliere:

r Vorredner bereits andeutete, 1st ein Beir

zenden Mannern

jetzt Wissenschaft gebildet, um die

wo eventuell 1 sei. Wie der ath aus hervor biologishe Ab

‘beiten zu berathen und namentlich mitzuwirken

Arbeitsplans.

digen-Kollegiums werden sih auch feiner

die Berathungen

» Zelt

A

die biologische Abtheilung

zum Kaiserli wirkfameren Ohne DOTAarecIlten zu {ließli die Entwickelung

isches Inîtitùut zu begründe1

H Heid

id meine 4a ind ischen Forschungen tozoen - Forschung auszudehnen Das ift allerdinas ein Kaiserlichen Gesundheitsamt obliegt

zu diesem Zwecke würde es allerdings nötbig sein, Malariagegend (sehr rihtig!), welche, wenn au legen, doch noch innerhalb Curopas liegt, lokal und Gelehrten, der si speziell mit bat, mit jener Aufgabe

#1 l

Uth

Aufgabe,

einen jüngeren

hen Gefundheits

Erreichung ihrer verbündeten Gefühl, selbständiges

Aber vorher muß

betraut. Wie man nabe

würde, kann eine spätere Frage sein. sein für die

medizinische Wissenschaft auszudehnen. ( Abg. Antrick (Soz.):

Schönaich-Carolath meine Beschwerde

allen Theilen des Reichs erhalten, auch

bildung des Kranfenvflegeperfonals.

eine mehr als beföstigt. Jn Berlin 18 Stunden. Die Gehälter erreichen \ 50 M niedrige Löhne: fo Auch in Hamburg Die Löhne Der entsprehend niedrig. Dabei hat die Stellenvermittelung mit allen erscheinungen gerade fo breit gemacht 1 wärterstelle wird mit bis zu 50 M. beza listen Elemente in di

stätten und Schlafräume ja manche Krankenhäuser, so in Sachsen Schlafraume für ihr Wärterper!onal.

fängt die

zu wünschen i r überaus ra!c Berlin,

Krankenwärter läßt AU zum geringsten Theile auch d ind Fälle bekannt, 1 häusern beim Tragen u. f. w. davon denn dieses L rsvaren fich di ( wenn fe Zal tellen anweilt, wo also auf Almot!en

n

selbstverständlich, namentlich die von den Krankenkatfen in E nn

Man fkann

jämmerlih

2 f5

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anf s{eufiliche abet eißen sollt ( Steuer iberbaupt nicht nkenb uuter achen

Kreisen!

Uebel ernsthaft zu Leibe zu geben.

monatli; die staatlihen Anstalten Charits

MWärterinnen und

Krankenhäufßer

elbst für die zahlen

sich in

Arbeitszeit von

nachdem er längere und lohnende Forschungen angestellt über die Mealaria in Verbindung mit der medizinischen Wissenschaft, später innerhalb des Rahmens des MNeichsdienstes verwenden könnte und Jch glaube aber, es wird nüßlich medizinishe Wissenschaft, in dieser Weise auf Grund lofaler wissenshaftliher Forschungen die Protozoen-Forshung auf die Bravo!) _Es wird erinnerlich sein, wie der Präsident des Kaiserlichen Gesundheitsamts und der Abg. Prinz zu _ über Mängel in Berl Krankenhäusern als unbegründet hingestellt und auf den europäischen Ruf hingewiesen haben, dessen sich diese Anstalten erfreuten; Prinz Carolath forderte mih zur ECrhärtung meiner Anklagen im Einzelnen auf, damit man Untersuchungen eintreten lassen könne. d m Angaben spezifiziert hatte, erklärte der Präsident Köhler sie für über- trieben, es solle aber eventuell Remedur geschaffen werden. Jch frage jeßt, wie weit diese Untersuchungen gediehen sind, und ob sie zur Beseitigung der gerügten Mißstände geführt haben. Infolge meiner damaligen Nede habe ih eine Fülle von zustimmenden Zuschriften aus auch von Aerzten. von dem mir zugekommenen Material, was durchaus be t unterbreite ih der Oeffentlichkeit. Insbesondere erscheint reformbedürftig die heutige Einrichtung in Ansehung der Auswahl, Besoldung und Fort Die Krankenwärter werden zu \{lecht bezahlt und sind außerordentlih angestrengt, haben zuweilen 16 stündige Dienstzeit und werden besteht vielfach) eine

Berliner

Als ih meine

Nur dasjenige beglaubigt it,

ielfach \{chleckcht 17 bis Oberwärter nur ganz besonders

nt 1D E K beträgt die Arbeitszeit 14 bis 15 Stunden. i Oberwärterinnen sind diesem ihren hbäßlichen

Gewerbe L Neben

vie anderswo; eine Kranken hlt. So find die etgenthüm

J »y ho , lorgen ube

Bielfach

räume unterirdis{ch, sind ungesund und feucht.

brig; daher

eingedrungen. Die Wohn der Wärter find meistens unter aller Kritik: rhaupt nicht für

die Schla! ehandlung der

erflart fich nicht

l he Wechsel im Personal. Min

wo Wüärter

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Anfangsgebalt. E

in den Kranken

einen Unfall erlitten,

bekommen daß man erwerben nie abet

huchen

K ou p I Co ZBarter

nit wu ib nebmen

munen,

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Zustände

vas wieder Geld ffentlich den

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muß einmal

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r Mißstände, es hat in eine

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n JUTeTICaen

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So denki m ift unzweifelhaft, daß in den letzten Jahren vieles besser geworden ist, aber es könnte noch viel besser sein, wenn man sich nicht mit \{önen Worten begnügte, sondern den ernsten Willen bätte, dem In dem Krankenhause, in dem ih gelegen habe, find einige Verbesserungen eingetreten ; aber die s{lechte

noch viel

Revision

dieser Materie und von den Wasser diese klaffende

reußische Abgeordnetenhaus kennt, r_ nicht für \Kulturausgaben wie dies naddem id meine Rede

ent äufern

hier gehalten i veranstaltet

_ die ih berührt

sondern

in amtlichen

Löhnung und Béhandlung, die lange Arbeitszeit der Wärter, alles das

int unverändert.

Man trägt das Christenthum nach China unter Auf-

wendung von Vunderten von Millionen; bier ift eine viel \{önere

Gelegenheit, praktishes Christenthum i Kommissar des Bundesraths,

Dr. Pistor: Unmittelbar nach der

u trgiben.

Rede, die

Geheimer Ober - Medizinalrath

der Abga. Antrick

im vorigen Jahre über das Moabiter Krankenhaus gehalten hatte, ist dieses Krankenhaus revidiert worden. Dabei haben sich die Angaben des Vorredners über die Wärterverhältnisse als unrichtig herausgestellt. Die Wärter erhalten nicht 19 bis 20 46, sondern nah Feststellung des Geheimen Naths Kirchner beginnt das Gehalt mit 27 e. und steigt bis 60 M bei freier Station, Wohnung und Kleidung. Die Arbeitszeit dauert von 6 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends einschließlich einer Nuhepause von 3 bis 4 Stunden, wo die Wärter zwar nicht s{lafen, aber ruhig fißen können. Der Herr Vor- redner beshwert sich über das Trinkgelderwesen; ih habe Häuser be- sucht, in denen das Trinkgelderwesen absolut verboten war, und ih bin mein Trinkgeld doch los geworden. Trinkgelder werden immer für gewisse Gefälligkeiten gegeben werden. Was die Vorbildung der Wärter betrifft, so werden nur unbescholtene und nah ärztlichem Zeugniß gesunde Wärter angestellt, die eine genügende Vorbildung genossen haben. Die Näume werden nach dem Berichte des Ver- waltungs-Direktors Merke dreimal täglich desinfiziert. Badewannen sind genügend vorhanden. Die Revision fand den folgenden Morgen nah der Nede des Abg. Antrick statt. Man könnte also annehmen, daß das Moabiter Krankenhaus darauf eingerihtet war. Mein Chef hat aber cine unvermuthete Revision sämmtlicher Krankenhäuser Berlins angeordnet, und der Referent des Polizei-Präsidiums hat erst eine halbe Stunde vorher den Vorsißenden der Krankenhaus-Deputation per Telephon dahin verständigt: man kann doch ein Haus nicht be treten, bevor man sich mit dem Eigenthümer verständigt hat. Sämmt- liche Krankenhäuser, auch der Wohlthätigkeitsvereine, Genossenschaften und Kongregationen sind ebenfalls revidiert worden : und das Ergebniß ist in jeder Hinsicht durchaus befriedigend. Wenn der Lohn be mängelt worden ist, fo darf man nit vergessen, daß es den Kom- munen, abgesehen von Städten wie Berlin, Frankfurt a. M., sehr \{hwer ist, darin weiter zu gehen, als geschehen ist. Im übrigen möchte ih dringend bitten, wenn Mißstände vorkommen, uns die Namen zu nennen, damit die zuständigen Behörden einschreiten können. Schon ün Jahre 1878 sind Erhebuugen über die Stellung des Pflegepersonals im preußischen Staat angestellt worden: diese Berichte haben aber kein Material beigebracht, das dazu veranlassen fönnte, weiter darauf einzugehen. Weitere Erhebungen steben in Aussicht; den Wärtern wird nichts Unbilliges zugemuthet. Es giebt Schwestern, die vier Wochen lang ununterbrohen gewaht haben, ohne daß es ihnen schadete. Die Wobnungseinrichtungen für die Wärter sind in Berlin ausreichend. In einzelnen Krankenhäusern find fie in Souterrainwohnungen untergebracht. Auf die übrigen Punkte einzu zehen, habe ih niht nöthig.

Abg. Dr. Endemann (nl.): Die ausgeworfene (Sebaltserhöhung von 4000 M für den Präsidenten des Kaiserlichen Gesundheits8amts ist völlig gerechtfertigt, da das Kaiserliche Gesundheitsamt von Jahr zu Jahr eine größere Bedeutung gewinnt und sein Wirkungskreis fich immer mehr erweitert. Auch die diesmal im Etat vorgesehene Ernennung ines neuen Mitgliedes, für welches 4500 ( verlangt werden, ist freudig

f da diese Ernennung der Förderung des Veterinärwesens

eldes iminer wichtiger in unferem öffentlichen Leben wird. vedingt geboten, daß die Veterinärärzte einen höberen Stand innehmen, vor allem, daf: fie eine ausgezeichnete Vorbildung er , damit sie in Bezug auf die Anforderungen des Fleishbeschaugeletßes Wenn neulih ein Medner der Rechten vâckel’s „Welträthsel“ verbieten, daun könnte au die mifkrosfopishen Forschungen in rbieten. Leider ist das Interesse selbst ier im Neichstage für diese Forschun( x Präsident des Kaiserlichen Gesundheitsa inem Vortrag über die! F dainit man das g nh leider nur eine gering obgleich der dort vorg nicht beißen fkonn , 0 wIUrd ine DE dbeitäamt einen Dr ibrerseits den F liche Regelung

nachden

man mit der biologiîi

nntor 1m oro

L

Feuerbestattung er

erichiedenen Bundesstaaten in

verscbied befolat wird. In Bezug

Krankenanstalten bat Deutschland in den leßten Jahrzenten

große Fortschritte gemacht, und wir dürfen auch noch weitere Fort

ichritte erwarten : Antrick hat wohl etwas nah dem

Sprihwort gevpandel 'alumniare audacter, semper aliquid haeret.

Abg. 1) val F.) ann den vorges{lagenen Neus- forderungen nut minen 6s auch schon aus s{Guldiger Rüdcktsichtnabme auf die Beschlüsse der Budgetkommission. Was die Flußverunreinigung betrifft, so hat der Vize-Präsident l)r. von Miquel

»reuf Abgeordnetenhause nur die rechtlihe Seite dieser Frage

die bvygienishe Nothwendigkeit von neuen Maßregeln

weil er diese für ganz selbstverständlich bielt. Jch meine, | ue biologischce Institut vollständig selbständig gemacht werden

ß, verkenne aber nicht, daß dann die Frage des Domizils zu Schwierig- feiten führen kann. Wir sind auf diesem Gebiete von den Franzosen überholt worden; ich erinnere nur daran, daß durch die Impfung gegen die Tollwuth im Institut Pasteur Frankreich Hunderte von Millionen erhalten worden sind. Ebenso sind dur das Studium der Seidenraupen-Krankheit große Vermögen erhalten geblieben. Der Redner weist auf zwei Malaria-Mücken hin, welhe von dem Abg. Müúüller-Sagan auf den Tisch des Hauses niedergelegt worden find und von einer Gruppe von Abgeordneten eifrig betrahtet werden. Diese Mücken müßten sehr genau studiert werden. Es sei do sehr bedeut- sam, daß unsere deutschen Niederungen bis tief in das 19. Jahrhundert binein Malariastätten gewesen seien. Redner spriht schließlih die Hoffnung aus, daß wir den Vorsprung, den die Franzosen gewonnen, bald einholen würden. Das verlange unsere nationale Ehre.

Aba. Dr. Langerhan s (fr. Volksp.) tritt für die evligatorige Leichenshau cin. Gegen die Feuerbestattung würden nur kirli Gründe angeführt, darunter dürfe aber cine so segenêreihe Einrichtung

Die Feuerbestattung zu verbieten, liege kein Anlaß vor;

as sei ledialih Privatsache, und man könne ja auch keine Familie

bindern, die Feuerbestattung ihrer Angehörigen im Auslande vor- nehmen zu lassen. Redner geht dann auf die Verhältnisse der Thierärzte ein und verlangt als Vorbedingung für das thierärztliche Studium die Bestehung der Maturitätsprüfung. Der Abg. Antrick stelle es so dar, als wenn all? Krankenhäufer \{chlecht seien. Es müsse aber doch anerfannt werden, daß die Berliner Krankenhäuser ganz erheblihe Fortschritte gemaht hätten; die alten Kranken- häuser allerdings entsprähen noch nicht modernen Ansprüchen. Daß die Wärter Fehler machen, sei nicht ganz aus der Welt zu schaffen. Das Wärterpersonal ließe allerdings manches zu wünschen übrig. Nicht alle seien genügend vorgebildet. Krankenhaus- \{chwestern und Wärterinnen seien den Krankenwärtern vorzuziehen. Die städtishe Verwaltung Berlins sei auf das eifrigste bemüht, auch hier Wandel zu schaffen. Mitunter brächten die Zeitungen über die Krankenhäuser Berichte, die von A bis Z erfunden seien; er könne dafür Namen nennen. Wenn man behauptete, daß die Kranken sich aus Furcht vor der Nache der Wärter nicht zu beshweren wagen, fo müßte allerdings die Deffentlichkeit und die Presse in Anspruch ge- nommen werden, und darum fei es gut, daß der Abg. Antrick seine Beschwerden vorgebracht habe; denn es sei niht zu leugnen, daß selbst in den besten Krankenhäusern Fehler vorfämen. i

Abg. Singer (Soz.): Ih würde mich wundern, wenn jetzt in den Krankenhäusern ein Krankenwärter noch wegen der Annahme von Trinkgeldern entlassen würde, da er sih ja auf den Herrn Geheimen Nath Pistor berufen kann. Hätte die Rede des Abg. Antrick vom vorigen Jahre auh nur die erwähnten unvermittelten Revisionen zur Folge gehabt, so wäre das schon ein großes Verdienst unseres Kollegen. Derselbe hat auch nicht alle unsere Krankenhäuser in Grund und Boden verurtheilt; er hat aus seinen eigenen traurigen Er- fahrungen Mittheilungen gemacht darüber, wie es in solchen und noch dazu verhältnißmäßig gut geleiteten Krankenanstalten zu- geht. Wie muß es nun erst in Krankenhäusern stehen, welche nicht mit den Mitteln Berlins ausgestattet sind? Jeder Kranke verläßt das Krankenhaus mit dem Gedanken: Wie traurig, daß für die armen Kranken nicht besser gesorgt ist! Herr Langerhans ruft mich zum Zeugen auf dafür, daß wir in Berlin seit Jahren bemüht sind, die Verhältnisse der Krankenhäuser zu verbessern. Ganz unbedingt fann ih) dem nicht zustimmen. Es ift richtig, die Löhne find aufgebessert worden; es hat aber großer Mühe bedurft, die Verwaltung dahin zu bringen, Mißstände auf diesem Gebiet anzuerfennen. Können infolge der Ueberlastung des Warte- personals Dinge vorkommen in den Krankenhäusern, wie sie Antrick vorbrachte, so verlieren die Hinweise des Herrn Geheimraths Pistor auf die \{önen Instruktionen jeden Werth. Nicht auf die {hönen Instruktionen kommt es an, sondern darauf, daß sie au innegehalten werden. Die liebens8würdige Sprehweise des Herrn Endemann hat dem Hause nicht ganz zum Bewußtsein gebracht, daß er mit dem Worte {loß: Verleumde dreist, es bleibt doch etwas hängen! Wie fommt der Kollege Endemann zu einer solchen Beleidigung meines Freundes Antrick? Will ‘er damit den Grad feiner gesellschaftlichen Bildung dokumentieren ?

Abg. Antrick: Der Kommissar des Bundesraths hat meine vorigen Ausführungen theilweise für unwahr erklären wollen. Jch halte alles aufrecht, was ich damals angegeben habe. In Berlin fommen auf 30 Kranke 5 Wärter: die Nachtwachen werden auch beute nur von einem Wärter beforgt. Die Ermittelungen über die Arbeits- zeit, welche der Chef des Kommissars hat anstellen lassen und welche der leßtere hier hat anstellen lassen, sind ebenfalls unrichtig, soweit sie sih auf das Moabiter Kranfenhaus beziehen. Das Trinkgelderunwesen hat man hier direkt zu vertheidigen gesucht. Woher weiß der Ne- gierungsvertreter, daß nur gesunde Krankenwärter angestellt werden? In der Station, auf der ih lag, war ein Wärter direkt ges{lechts frank! Ich habe behauptet, daß Ansteckungen vermittelt werden fönnen dadur), daß den Naum, wo das Sputum und die Erkremente von Infektionskranken bis zur Untersuchung aufbewahrt werden, alle Kranken der Station, die sich zum Klofet begeben wollen, passieren müssen. Dagegen hat der Kommissar überhaupt nichts Zutreffendes vor gebraht. Die Badewannen sind troß aller {chönen Vorschriften nicht ge reinigt worden. Was der Negierungsbvertreter über die Lobn- und Arbeits zeit vorbrahte, widerlegt meine Angaben in feiner Weise. Ih bleibe dabei, daß die Löhne vielfach ungenügend sind und die Arbeit zeit viel zu lang ist. Der von mir angeführte Hamburger Fall ift unwiderlegt geblieben. Wenn der Regierungsvertreter einmal in einem Krankenhaus behandelt würde, würde er wobl anders urtheilen. Höchst eigenthümlich ift es doch, daß es den Krankenhäusern bekannt gegeben wird, wenn cine Revifion bevorsteht. Wenn der Abg. Endemann am Schlusse sciner Nede mir Verleumdungen vorgeworfen hat, so ist das ein fo s{werer Vorwurf, daß ih für denselben feinen parlamentarischen Nusdruck babe. Wenn es parlamentar zuläsfig wäre, würde ich diefe Handlung hrlo

Abg. Dr. l um (Soz.) bringt als Vertreter von Nürnberg die Milzbranderkran 1 und No: haarspinnereien zu er Arbeiter

rlajtenen Bundesrathsverordnungen entiprä n mt den Wünschen

Jena vorgekommenen Waser verabreicht

Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. Graf

von Posadowsky-Wehner:

Meine

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1 H p Herren! T mut

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meritori\{ch einzugehen auf die Ausführungen ih muß das dem preuf 1 Kommissar dazu noch veran Tien, Tal anfbeiten ratbs niht bergeleitet wer r Krankenhaus-Berwaltung dem Reichs-Gesundheitsr gebildet ;

derartigen Fragen

jur Yeilwesen ih mit Maßregeln gegen Verschleppung von

eingehend beschäftigen, sie wird diesem Gebiete beanspruchen können und da ewicht ausüben können auf das, was im l Richtung geschieht. Aber es ist ebenso unzweifelbaft, staatlichen Verwaltungen an sich die unter das Gesetz, Krankheiten,

bei Unterdrückung der Krankheiten, betreffend die Bekämpfung gemeingefäbrlicher überhaupt fallen, nach wie vor vollflommen unabbängi geblieben sind. Ich muß in dieser Beziehung auf § 37 verweisen, wo es ausdrüdlih beißt : eDie Anordnung und Leitung der Abwehr- und Unterdrückungs- maßregeln liegt den Landesregierungen und deren Organen ob. Es ist ferner die Frage angeregt worden, ob man nicht für die Veterinäre auch das Abiturienteneramen als Vorbedingung ihrer Vor- bildung fordern sollte. Die Frage ist bereits zwischen dem Reichsamt des Innern und dem Kaiserlichen Gesundheitsamt Gegenstand einer eingehenden Erörterung gewesen und liegt jeßt bei den preußischen Ressorts zur Entschließung. Ich kann deshalb weitere Auskunft über den Stand der Sache zur Zeit nicht geben. Es ift ferner darauf hingewiesen worden, daß der Gesundheits- ratb, wie es schien, nit rei genug dotiert sei für die Zwecke, die er zu erfüllen habe. Meine Herren, der Gesundbeitsrath ist nach dem

vorliegenden Etatsentwurf noch garnicht dotiert, sondern die Kosten des Neichs-Gesundheitsraths sollen vorläufig noch aus dem Fonds des Kaiserlichen Gesundheitsamts bestritten werden; erst wenn der RNeichs- Gesundheitsrath vollständig organisiert und in Thätigkeit getreten sein wird, wird man übersehen, welche Aufwendungen er erfordert, und in dem demnächst vorzulegenden Etat für 1902/3 wird jedenfalls die Ausgabe für den Neichs-Gesundheitsrath besonders berüdsihtigt werden. Dem Herrn Abg. Dr. Endemann möchte ih erwidern, daß die Ausführungsvorschriften auf Grund des Gesetzes zur Bekämpfung ge- meingefährliher Krankheiten, soweit es sich um die Pest handelt, bereits erlassen und im NReichs-Geseßblatt zum Abdruck gelangt sind. Auf die fakultative Feuerbestattung will ih mich nicht einlassen ; meines Erachtens ist das eine Sache, mit der das Neich garnichts zu thun hat. Wir verhindern niemand, sich begraben oder verbrennen zu lassen, wo er will, aber er muß sich dabei eben nach den geseßlichen Bestimmungen richten, die in den Einzelstaaten bestehen. | Ueber das biologishe Institut wird Jhnen in allernächster Zeit, ih hoffe im Verlauf von 14 Tagen, eine eingehende Denkschrift des Kaiserlichen Gesundheitsamts zugehen, die sowohl über die Begründung, wie über die bisherige Thätigkeit der Anstalt Auskunft giebt. S Ge der De ba De, Gabn, ar im Irrthum, wenn er annahm, daß nur 60000 /( für die biologishe Anstalt eingestellt wären. In den außerordentlihen Etat für O erat me 19500 « fr e Bau eines Gewächshauses eingestellt. (Zuruf rechts.) Im möchte ich anführen, daß die biologishe Abtheilung die Ausgaben des Kaiserlihen Gesundheitsamts ganz außerordentlich gesteigert hat. So war im Jahre 1898 die Zahl der Mitglieder 11, im Jahre 1900 18, die Zahl der technischen Hilfsarbeiter im Jahre 1898 10, im Jahre 1900 15, dèr Fonds zur Nemunerierung von Hilfsleistungen im Jahre 1898 31 000 6, im Jahre 1900 47 000 M, und der Amts-Bedürfnißfonds betrug im Jahre 1898 §5 000 #, im Jahre 1900 160 000 Sie sehen also, welche erheblichen Mittel

ausgewendet sind, um die biologishe Abtheilung zu dotieren.

übrigen

Es ist dann der leßte Herr Redner au wieder auf die Frage der Desinfizierung der Noßhaare zurückgekommen. Der Herr Vor redner kann fich darauf verlassen, daß wir Jahre lang unter Zuziehung der ausgezeihnetsten Sachverständigen, unter Anhörung von Arbeit- gebern und Arbeitern jene Verordnung vorbereitet haben, und daß einer arbeiterfreundlichen Ausgestaltung dieser Verordnung keine8wegs der Stein der Arbeiterfeindlihfkeit entgegenstand. Aber, meine Herren, was man verlangt, kann doch | die Industrie noch tragen

nur Jo weit geben, daß es in, um zu existieren, und daß

es wirflich ausführbar ist. (Zurufe bei den Sozialdemokraten.)

Wenn die Bestimmungen der gegenwärtigen Verordnung nicht

ausgeführt werden, so bedauere ih das auf das alleräußerste. Es if

dann Sache der Gewerbe-Inspektoren, das in ihren Berichten klar

zulegen und an die zuständigen Erekutivorgane zu gehen und zu ver

langen, daß das, was geseßlich einmal angeordnet ift, au thatsächlich

ausgeführt werde. Denn das halte ih für den allerbedenklihsten Zu-

stand, daß man nungen macht, die nachher nur auf dem Pavpie1

stehe: iben. ehr rihtig) Es entspriht der Würde der

gesetzgebenden Faktoren, daß, was cinmal geseßlich oder administrativ

angeordnet ist, unter allen Umständen au

wenn es fsih nicht durchfübren läßt, muß

folhe Verordnung nicht geändert werden muß.

also die Neichsinstanz niht verantwortlich machen.

Beschwerden, fo kann ich ibnen nur anbeimstellen,

zuständigen Landesorgan

itromendem

Sie seinerzeit vielleic logische Anstalt wird späten Stunde werden Sie mir {ließli er Leichenschau einzugehen Dieselbe daß ih nit îin der Lage bin, neues zubringen. è verbündeten Leichenschau, namentlich in

für allgemein ausführbar

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Großfiberzoglih säcbsisher Bevollmächtigter zum Bundesrath, Ge heimer Legationsrath Dr Paulsfe n stellt den von dem Aba. Südekum erwähnten Fall richtig. Die von Dr. Strubel an dem betreffenden Patienten vorgenommene Untersuchung habe zu dem Ergebniß gefübrt, daß die Heilung der Harnkrankheit nur durch eine Wasserentziehung mögli sei. Der Patient sei über die Unbequemlichkeiten dieser Kur unterrihtet worden und habe si damit einverstanden erklärt Medizinishe Autoritäten hätten erklärt, daf: solche Kranke mit voller Willenskraft sich bereit erklärten, sich einer olen Kur zu unter

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wersen, daß sie aber, wenn die Kur beginne, sich der Kur wieder zu entzichen suchten. Die Kranken ließen sich auch ifolieren und ver- [prächen, fein Wasser zu trinken, troßdem aber versuchten sie, fi auf heimlichen Wegen Wasser zu verschaffen. Jn dem vorliegenden Falle habe Dr. Strubel die Klinik nicht verlassen, fondern sich mit vollem Eifer des Patienten angenommen und stundenlang bei ihm ausgehalten. Wenn dem Patienten die Isolierung leid gewesen wäre, o wäre er nit daran verhindert worden, die Klinik zu verlassen: er habe sich auch durch Klopfen bemerklichß machen können. Die Wafser- entziehung habe einmal 8 und das andere Mal 10 Stundeu gedauert, und vorher habe der Patient einige Liter bekommen, täglih 20 1. Die Frau des Patienten habe aber befundet, daß ihr Mann, bever er in die Klinik gekommen sei, seinen Durst sogar aus Pfüßen gelöscht habe. Es sei nur bedauerlih, daß der Mann verstorben sei: er würde fonst selber Auskunft haben geben können, daß er si uiemals über f{lechte Behandlung beklagt habe. Er sei au nicht im An {luß an diese Kur gestorben. Kurze Zeit, nahdem er entlassen worden [et, Jet er wieder in die Klinik zurückgekehrt und habe sich mit vollem Einverständniß einer nochmaligen Kur unterzogen. Das Durchbrechen des Gitters sei viel harmlofer gewesen, als man dargestellt habe; die Stäbe seien lose gewesen, und das Verlaslen des Zimmers sei niht lebensgefährlih gewesen.

__ Geheimer Ober - Medizinalrath Dr. Pistor stellt fest, daß die Revision der Krankenhäuser in Berlin denn doch anders erfolgt set, als der Abg. Antrick annehme. Hintergehungen kämen überall vor, auch bei den privaten Anstalten. Die Gehaltsverhältnisse seien so, wie er sie vorhin geschildert habe.

Abg. Prinz zu Schönaich-Carolath (nl.): Die Beband lung, welche der Patient in Jena erfahren hat, ist im Publikum mit mit Recht als eine sehr seltsame und auch als eine sehr \{merzliche empsunden worden. Wenn der Mann die Freiheit hatte, sich jeden Augenblick der Behandlung zn entziehen, so d

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ugenLt uxrfte er nit. ein geschlossen werden. Die medizinisWe Wissenschaft balte ich so hoh wie Ciner; aber um fo schärfer muß den Ausschreitungen dieser Wissenschaft, deren érster Fall dieser nit ist, ent- gegengetreten werden. Man hätte einfah den vorgetommenen Fehler zugestehen, aber nit ihn zu beshönigen suchen sollen. Jeden- salls hat dieser Fall ein sehr mißlihes Aufsehen erregt. Auch in Jena selbst hat man das Verhalten des betreffenden Arztes nicht gebilligt. Mit derartigen Erperimenten am lebenden Körver werden die Verren nun wohl etwas vorsichtiger verfahren. Gegenüber der Anklage des Kollegen Antrick habe ich im Juni bervorgeboben, daß verhältnißmäßig unsere deutschen Krankenhäuser besser eingerichtet und verwaltet wären als in anderen Kulturstaaten, daß au unser Armee - Sanitätskorps vorzüglih sei. Was heute Herr Antrick dagegen ausgeführt hat, habe ich nicht selbst hören fönnen. Die geschichtlihen Vorgänge haben aber meinen damalige! Ausführungen Recht gegeben, ih brauhe nur auf die Art Unterbringung der franzöosishen Soldaten f M und

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Mittheilungen aus den Burenkriegen hinzuweisen. Immerhi sich Herr Antrick ein Verdienst erworben, wenn er die © Sprache brachte. Das Schlimmste ist die Mangelhaftigkeit des L perfonals; hierüber fommen die Klagen immer häufiger vor aus Kreisen, die mit der Sozialdemokratie garnihts zu thun Besonders in unseren Irrenhäusern bedarf das Wärterverfonal der ga Aufsicht, und häufige \taatliheNevisionen müssen dort stattfinden. zelnen Krankenhäusern, so inder Berliner Charité, l die sehr reformbedürftig sind. C 1 Kranken zufriedengestel E, elbe der Zlegelstraße. Es wird Mittags gekocht fommen erst um 5 oder 6 Uhr dazu,

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zeichnet funktionieren sollen. Wenn man

ieben stellte, dann wäre es vielleibt g ebe thatsählich unmöalich mate er Lage. Es ist das eben ein

man ideal fordern Tann, chzuführen ift Aber so \ch{arf wi pointiert, it fie noch garnicht, weil die Sadhverständigen eben der Ansicht waren, daß das Verfahren, was in zweiter Reibe zugelassen ist, bygienisch ausreibt, und der Beweis ift bisher nit geführt, daß dieses Verfabren nit aus- ausreihend ist, und wenn trotidem Milzbrandfälle vorgekommen sind ih weiß nicht, ob r Borredner das nachweisen kann —, dann liegt es wahrscheinlih daran, daf das voraescriebene

praftisch du

Vorredner

Ns kro BEerTabren