1901 / 38 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Feb 1901 18:00:01 GMT) scan diff

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Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 4 der „Geseß-Sammlung“ enthält unter

Nr. 10254 die Verordnung, betreffend Anlagen zur Her- stellung von Zement, gebranntem Kalk, entwäßtertem Gips, von Ziegelsteinen und anderen gebrannten Thonwaaren, vom 14. Lana 1901; und unter ;

r. 10 255 die Beritguag des Justiz-Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil des Bezirks des Amtsgerichts Gladenbach, vom 28. Januar 1901.

Berlin W., den 13. Februar 1901. Königliches Geseßz-Sammlungs-Amt. Weberstedt.

BéranuntmaMhung:

Auf Antrag der Papierfabrik Unterkochen, Gesellshaft mit beschränkter Haftung in Unterkochen b. Aalen, is das unter Nr. 66 der Wasserzeichen-Liste Mage Wasserzeichen

Papierindustrie Unterkochen Ma. gelöscht und an seine Stelle das Wasserzeichen Papierfabrik Unterkochen 5 Normal eingetragen worden.

Charlottenburg, den 5. Februar 1901.

Königliche mechanisch-tehnishe Versuchsanstalt. Jn Vertretung: Rudeloff.

Personal-Veränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche 2. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. Windsor. Castle, 3. Februar. Kischke, Oberlt. im Inf. Negt. Nr. 143, in das Inf. Negt. von Borke (4. Pomm.) Nr. 21 verseßt.

Homburg v. d. Höhe, 9. Februar. Komp. Chefs: wv. Dewißt im Inf. Regt. von der Golhz C Pomm.) Nr. 54, y. Wurmb im Inf. Regt. Nr. 128,

redt im Infanterie - Regiment Nr. 97, zur Dienst- [eistung beim Großen Generalstabe fommandiert. Graf von erßberg, Oberleutnant im 3. Oberschlesishen Infanterie-

Die Hauptleute und

egt. Nr. 62, unter Carl von Preus überzähligen Hauptm., in das

Gren. Regt. Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburg.) Nr. 12, Dallmer, Fähnrih im Leib-Grenadier-Regiment Köntg Friedri Wilhelm A. (1. Brandenburg.) Nr. 8, in das Inf. Regt. Nr. 154, verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. Homburg v. d. Höbe, 9. Februar. Frhr. v. Starck, Major und persönlicher Adjutant weiland des Prinzen Heinrih von Hessen und bei Rhein Großherzogliche Hoheit, mit Pension und der Uniform des 2. Groß- herzoglich Hess. Drag. Regts. (Leib-Drag. Regt.) Nr. 24, der Abschied

bewilligt. Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Fähnrihe x. Ernennungen, Beförde- rungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 27. Januan. Frhr. v. Shacky auf Schönfeld, Oberst und Kommandeur des 1. Schweren Reiter-Regts. Prinz Karl von Bayern, zum Kommandeur der 1. Kav. Brig. mit der bisherigen Uniform, Frhr. v. Speidel, Major à la suite des 1. S{weren Reiter-Negts: Prinz Karl von Bayern, Kommandeur der Equitationsanstalt, zum Kommandeur dieses Regts. Zeller, Major à la suite des 5. Chev. Regts. Erzherzog Albrecht von Oesterreih, bisher Reitlehrer an der Equitationéanstalt, zum Kommandeur dieser Anstalt, ernannt.

30. Januar. Kittel, Fähnr. vom 14. Inf. Regt. Hart- mann, zum 8. Inf. Regt. Pranckh, v. Heuß-BUößt, Fähnr. vom 4. Feld-Art.-Regt. König, zum 4. Chev. Regt. König, verseßt. Rein- bard, Lt. des 2. Chev. Regts. Taxis, unter Stellung à la suite dieses Truppentheils, auf die Dauer eines Jahres beurlaubt.

Nichtamtliches. Deutsches Neid. Preußen. Berlin, 13. Februar. Seine Majestät der Kaiser

und König hörten

im Schlosse zu Homburg v. d. Höhe heute den Vortrag des |

Reichskanzlers Grafen von Bülow sowie diejenigen der Marine und nahmen die Meldungen des Botschafters Fürsten

von Radolin, des Gesandten Grafen von Alvensleben und des | f

General-Adjutanten, Generalleutnants von Kessel entgegen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Loreley“, Kommandant: Kapitänleutnant Freiherr von Dalwigk zu

Lichtenfels, gestern von Konstantinopel nach Piraecus in |

See gegangen S. M. S. „Gefion“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Bredow, ist am 11. Februar in Nagasaki und S. M. S

-__

„Tiger“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Mittelstaedt, |

an demselben Tage in Tsingtau eingetroffen.

Der Dampfer „H. H. Meyer“ mit r die IL. Division des I. Geshwaders, Transport ührer: Kapitänleutnant Berger, ist gestern in Colombo angekommen und an demselben Tage nah Singapore in See E E s

Der Dampfer „Darmstadt“ mit der abgelösten Besaßung S. M. S. „Möwe“, Transportführer: Kapitän- leutnant Hering, ist am 11. Februar in Melbourne ein- getroffen und an demselben Tage nach Adelaide in S gegangen.

Baden.

Ihre Königlihe Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen hat in der Nacht zum 12. d. M., wie die „Karlsr. Zig.“ berichtet, mit Höchstihrem Sohne, dem Prinzen Gustav, die Reise von Karlsruhe nach Rom an-

getreten. Hefen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog wird, wie die „Darmß. Zig.“ meldet, heute von Darmjtadt die Reise nah St. Petersburg antreten, wo Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin zur Zeit noch verweilt.

: Lofvs P | Zeit hinau

der Ablösung |

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Oesterreich-Ungarn. Gestern hat in Salzbur

Johannes zu Hohenlohe-Barten stein stattgefunden.

Die Leiche des Königs Milan wird morgen, wie die Wiener Blätter melden, nach der serbischen Kirche überführt und dort aufgcbahrt werden. Auf Freitag Nachmittag ist die Leichen- feier, welche unter Erweisung König E Ehren stattfinden joll,

er kirhlihen Zeremonie wird ein Hof-Separatzug, welchen Beamte des Oberst-Hof- dem Kloster Kruschedol Der serbishe Gesandte Christitsh

angesezt worden. Nach Beendigung

meisteramts begleiten, die Leiche na in Syrmien bringen.

wird die Leiche nah Carlowiß begleiten.

Ueber die gestrige Sißung des österreihishen Ab- geordnetenhauses liegt folgender Bericht des „W. T. B.“ vor: Zunächst wurde eine Zuschrift des Minister-Präsidenten von Koerber an das Präsidium des Hauses über die Eheschließung des Erzherzogs Crans Ferdinand zur Verlesung gebracht, welche / 1 Inha erichtete. Der Präsident Graf Vetter von der Lilie erklärte, diejelbe werde dem Archiv des Hauses einverleibt werden, und sprach zugleich den Wunsch aus, der Erzherzog möge sich bei der Erfüllung seiner Aufgaben

den gleichen Inhalt hat, wie die an das Herrenhaus

lange Jxhre der Unterstüßüng feiner Gemahlin erfreuen. Der Abg. Dr. Groß erflärte, daß mit Wichtigkeit dieses Aktes die bloße Hinterlegung der Archiv und die einfache Eatibdenncbne durch Hauses nicht genüge, und beantragte, einen Aus\{uß von 37 Mitgliedern zu wählen, der über die Angelegenheit so bald als möglich zu berihten habe. * Der Abg. Kramarc ‘verlas namens der Czechen eine Erklärung, in welcher die czechishen Abgeordneten die Kompetenz des Reichsraths in der Angelegenheit der Thron- folge niht anerkenneny vielmehr dieses Necht für Böhmen und die Länder der böhmischen Krone für die Vertretung des Königreichs Böhmen beanspruchen. Sie erachteten daher die Verlesung der Erklärung als nit geshehen und würden sich an der Abstimmung über den Antrag Groß nicht betheiligen. Der Abg. Kramarc {loß mit einem Glückwunsch für den Erzherzog und dessen Gemahlin. Die Czechen verließen hierauf den Saal. Nach weiterer Debatte wfirde über den Antrag Groß in estimmt und derselbe angenommen.

Unter den Eingängen befinden \sih 58 Kaiserlihe Verord- nungen, welche in der Zeit vom 15. Juni 1897 bis zum 29. De- zember 1900 auf Grund des Paragraphen 14 erlassen wurden, ferner das Budget und eine Vorlage, betreffend die Herstellung von Eisenbahnen auf Staatskosten, außerdem 193 Anträge und 84 Interpellationen. Unter den Anträgen befinden \ih folde der Polen und Czechen, betreffend die Beantwortung der Thronrede durch eine Adresse, der Sozialdemokraten auf Er- öffnung der Debatte über die Thronrede, ferner zwei Anträge auf Aufhebung des § 14, ein Antrag auf Verkürzung der militärischen Dienstzeit und ein folcher auf Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Aus den JInuterpellationen sind solhe über die Erhöhung der deutschen Getreidezölle, sowie, betreffend Sicherstellung des Deutschen als Staats\sprache bervorzuheben.

Das Budget für 1901 veranschlagt die gesammten Staats - au8gaben auf 1641 163 344 Kronen, die gesammten Einnahmen auf 1641997585 Kronen. Der Ueberschuß beträgt demnach 834 241 Kronen, d. h. 64006 Kronen mehr als im Vorjahre. Das Gesammterforderniß is| ohne das Investitionspräliminare um 958082757 Kronen höher veranschtagt als dasjenige für 1900. Das Kapitel „Beitragsleistung zum Aufwande für die gemeinsamen Angelegenheiten“ weist ein Mehrerforderniß von 12 866818 Kronen auf, das Ministerium des Innern ein Mehrerforderniß von 6952533 Kronen, das Landes-Vertheidigungs-Ministerium ein Mehbrerforderniß von 3 429 477 Kronen, das Handels-Ministerium ein Mehrerforderni von 10238 760 Kronen und das Eisenbabn-Ministerium ein Mehbrerforderniß von 10 141 590 Kronen. Die Gesammt- einnahmen find um 58146 763 Kronen höher als im Vorjdáhre veranschlagt. An dieser Steigerung ist das Handels-Ministerium mit 9451 050 Kronen, das Eisenbahn-Ministerium mit 7947 940 Kronen betheiligt. Das Finanz-Ministerium hat das Erträgniß der direkten Steuern um 3 899 300 Kronen, die Zolleinnahmen um 736 700 Kronen böber eingestellt. Von den Verzehrungsfteuern ist die Branntwein- steuer um 1 600 000, die Biersteuer um 285 000, die Zuckersteuer um 1 050 000 Kronen höher verans{lagt. Im Tabadckgefälle ift eine Mebreinnabme von 5 080 000 Kronen vorgeseben.

Die Regierungsvorlage, betreffend die Herstellung von Eisen- bahnen auf Staatskosten, sowie die Festseyung des Bau- Investitionsvräliminare der Staats - Eifenbahnver- waltung, entspricht im wesentlichen der vorjährigen gleichen Gesetzes- vorlage, nur daß das Prâliminare statt bis 1904 bis 1905 ausgedehnt ist. Unter den auf Staatsfosten berzustellenden Bahnen befinden fich die im Vorjabre beantragten Linien der Tauern-Bahn und Karawanka- Bahn, die Eisenbahn Lemberg— Sambor, die galizishe Grenz- babn Die Baukosten der neuen Bahnen betragen rund 241 Millionen Kronen (gegen 244 Millionen Kronen), von denèn 185} Millionen Kronen auf die Zeit bis 1905, der Rest über diese

anzurechnen sein werden. Für die bereits hbergestellten

und dem Betrieb übergebenen Lokalbabnen find rund 582 000 Kronen, f Nillionen mebr als im Vor- des bestebenden Staatsbahn- sprucht (gegen 234 Millionen). dbeschaffung durch die Ausgabe iti ronenrente erfolgen. Ebenso foll der on 80 Millionen Kronen (gegen 88 im Vorjahre) zur theil- fundierung der vorshufßweise aus den Kassenbeständen be- méerfordernifse gedeckt werden. An der Eisenbahn- i im bêchîten Maße Böhmen und Galizien Verbindung des Triester Hafens mit

omn Lekalbahnen, sowie durch die bervor-

nes » _.. a. +1 - a. idustri namentli der Eisen- und

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Jahre. s s Mm Ltr C der Minister-Präfident

dos hohen Hauses L LL LUDL «A O

a vollzogen ist ort um kurz den Standpunkt zu kenn di egierung in Bezug auf das Arbeitéprogramm des ses einnimmt. Gegenüber manchen mit reiteten Gerüchten möchte ich vor imen Hintergedanken baben und auch fkeine

' witd in allen ihren Aeußerungen

so bemerke ich denn, daß wir

ausgeben, Wabl der Delegationen und der tionen zu fichern, um dann den im Vorjahr noth- vendig gerworder c trva liebgewordenen wieder aufwunebmen. Wir sind vielmehr unsererseits bereit, sofort in die parlamentarische Arbeit cinzutreten. Dies werden Sie an unseren torlager an deren Reibenfölge erkennen. Wir rtrauen auf die Arbeitswilliakeit des hoben Hauscs. Mit Rück- f den Umstand, daß {on seit vier Jahren der Staats- 2a in diesem boben Hause nit mebr crledigt worden wir zunächst zur Inangrifnahme der Berathung des

ets sowie daran ans{lickend zur Berathung der Vorlage über ivestitionéfrage. Wir würden Ibnen empfeblen, sodann einen cetieritwurf, betreffend die Erhöhung der Branntrveinabgaben, zu Auch würde die Regierung Werth darauf legen, wenn

einer gewissen allem betonen,

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«% La Lf A e und insbesondere

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diélutiert wird, einer befriedigenden Löfung zugeführt Inzwishen wird das Rekrutenkontingent zu votiecren sein, Stellung an cinen geseulich vorgeschriebenen Termin Die übrigen als eringe ju erfennenden Vorlagen

in jedenfalls successiv an die Meibe kommen. Das Haus ¿s entnehmen, daß wir uns nicht in die Beshaulichkeit

die Vermählung der Erz- herzogin Anna von Oesterreih mit dem Fürsten

Nücksiht auf die außerordentliche rtlärung im das Präsidium des

| Botschafter

ie Angelegenbeit der kumulativen Waisenkassen, die {on |

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der Bureaus flüchten wollen. Wir als Männer ernf,,

Arbeit vor Jhnen, die nichts wünschen als die Wieberausnahe rf parlamentarischen Thätigkeit. Wir wollen dem hohen Haufe R den frei machen, der aus einer ¿raurigen Vergangenheit beraus. führt, und hoffen, daß Sie uns folgen werden.“

Sodann ergriff der Finanz-Minister Böhm von Bawerk das Wort. Derselbe bemerkte zunächst, daß dem diesjährigen r Ulären Budget nicht, wie in den leßten 4 Jahren, ein besonderes Investitigt® i win angegliedert, Jondern daß für die Investitionen in ke onderer Weise vorgesorgt worden sei, weil man mit der bisheri en Praxis keine günstigen Erfahrungen gemacht habe. Dabei

der- Minifter bervor, {däß- die Kassenbéstände fürdie Auvesiitiee i

nicht mehr herangezogen werden fTönnten,, und E

Verschlehterung, sondern nur eine formale Aenderung bedeute.

Vermögens-Bilanz habe si niht vers{lehtert, sondern vielmeß

verbessert, er nehme eine Vermögensverbesserung um 15 Millionen Kronen an. Das Budget sei durchaus }olid und reell aufgestellt und die wirthschaftlihe Lage nicht als s{lecht zu bezeichnen Dies beweise u. a. der nicht * ungünstige Stand der Handel, Bilanz, die Stabilität des öfterréithishen Staatskredits und dp steigende Lohnbewegung der Len Jahre. Einer jährlichen Mt, aufwendung von 80 Millionen Kronen, hauptsächlih zur Verbesse

der wirthshaftlihen Lage der staatlihen Arbeiter, stehe eine i: einnahme von 25 Millionen Kronen gegenüber; daher fei die §. willigung der Branntweinsteuervorlage dringend nothwendig. D, Valutaregulierung solle ohne Ueberstürzung mit Beharrlichkeit bis zun Ziele weitergeführt werden. Nach einem Hinweis auf diè bevorstehen. den Investitionen, namentlich zum Bau von a arien) {loß der Minister mit der Feststellung, daß die budgetäre Lage zwar keinen An;

a4 ur Besorgniß gebe, aber daß sie auch keine leichtfertige Behandlung ge\tatte.

Nach der Rede des Finanz-Ministers nahm das BIN die guf der Tagesordnung stehende Wahl der Immunitäts-, Legitimations: und Petitions-Auss{hüsse vor, worauf der Abg. Sch önerer in einer Anfrage an den Präsidenten darüber Beschwerde führte, daß der Minister-Präfident in feiner Erklärung dem use das Arbeits. programm vorgezeichnet habe, was äber niht Säche der Regierung sei, und fragte den Präsidenten, ob er in Zukunft einem folchen Vorgehen der Negierung rechtzeitig entgegentreten werde. Der Präsident Graf Vetter von der Lilie erwiderte, der Minister-Präfident habe bloß einen Wunsch geäußert, was man der Regierung nicht verbieten könne. Der Präsident beraumte sodann die nädbite Sißung auf heute an mit der Tagesordnung: Ausshußwahlen und erste Lesung der Regierungs- vorlagen.

Einem Communiqué zufolge bestätigte in der gestrigen Sizung der deutschen Fortschrittspartei der Abg. Pergelt seine vor kurzem abgegebene Erklärung, daß die Angabe, er habe geäußert, er würde sich am liebsten der alldeutshen Ver- einigung anschließen, sowie daß er bestrebt sci, alle deutsch- fortshrittlihen Abgeordneten aus Böhmen zum Austritt aus der Partei zu veranlassen, vollständig unrichtig sei.

ierauf wurde folgender Beschluß gefaßt: Die deutsche

ortschrittspartei wird, wie bisher, unershütterlih für die Rechte und die Jnteressen der Deutschen in Oesterreich ein- treten. Sie erblickt in der gefeßlichen Festlegung der deutshen Sprache als Staaiébivacka ie erste Voraus)eßung ur gedeihlihen Lösung der Nationalitäten- und Sprachen- frag und zu geordneter staatliher Entwickelung. Der Klub wird, wie bisher, den Grundsaß der Freiheit und der Gleich- berechtigung aller Staatsbürger vor dem Gese sowie den Grundsaß des geistigen und wirthschaftlihen Fortschritts gegen jede deutschfeindlihe und reaftionäre Strömung auf das fkräftigste vertheidigen.

Großbritannien und Frland.

Der König hat, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, der Königin den Hosenband-Orden verliehen.

Der König von Griechenland hat gestern die Rü- reise von London nach Athen angetreten; der König Eduard, der Herzog von Cornwall und York und der Prinz Karl von Dänemark geleiteten Allerhöchstdenselben zum Bahnhofe. G

Die „London Gazette“ hat gestern die Verleihung der Würde eines Earl an Lord Roberts unter dem Titel Earl Roberts von Kandahar und Pretoria und Waterford ver-

öffentlicht. Frankreich.

Die Deputirtenkammer nahm gestern, wie „W. T. B.“ meldet, mit 351 gegen 174 Stimmen einen Gesehentwurf an, dur welchen . die Stadt Paris ermächtigt wird, als Ersaß für die aufgehobene Bier- und Wein-Accisesteuer eine direkte Miethssteuer auf Näumlichkeiten, welhe dem Handel, der Wissenschaft und der Jndustrie dienen, einzuführen.

Der Zollaus\{chuß der Deputirtenkammer hat sich, nach Anhorung des Berichterstatters Plichon, für einen Gesehentwurf, betreffend die Einführung von Zöllen auf Gasglühlichtstrümpfe, ausgesprochen.

Spanien,

Die auf die Vermählung der Prinzessin von Asturien bezüglihen Urkunden smd, dem „W. T. B.“ zu folge, gestern in dem Königlichen Schlosse zu Madrid unter- zeichnet worden.

Die Unruhen in Madrid dauern fort; gestern gegen Abend wurde die Puerta del Sol von der Gendarmerie be seßt, die Truppen waren konsigniert. Das Erscheinen des republikanischen Blattés „El Pais“ ist suspendiert worden

Der Jahrestag der Erklärung der Republik in Spanien wurde vorgestern in Saragossa, Pampelona, Cádiz, Valencia und anderen Städten durch Bankette gefeicrt.

In Saragossa ist eine von den am Montag ver wundeten Personen gestorben. Alle Cafés sind geschlossen, ungefähr 30 Verhaftungen wurden vorgenommen. Der Prâfekt hat vorgestern die Abhaltung einer republikanischen Versammlung untersagt, die Behörden haben die Vorsichts maßregeln vermehrt.

Türkei.

_ Vie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Kon- stantinopel meldet, hätten, authentishen Jnformationen zw folge, die Lage in Macedonien und insbesondere die Umtriebe der macedonishen Comités in der lezten Audienz des russishen Botschafters bei dem Sultan einen Gegenstand der Besprehung gebildet. Der habe die macedonishen Lokalbehörden wegen ihrer Duldsamkeit gegenüber den Schuldigen getadelt, ein strenges Vorgehen gegen die Ruhestörer empfohlen und hinzugefügt, daß Rußland sich im Falle blutiger Konflikte wischen türkfishen Truppen und Macedoniern neutral Der- alten werde. Der Botschafter habe erklärt, daß Bulgarien durch die Umtriebe der macedonishen Comités alle Sympa- thien in Europa verliere. Ferner habe der Botschafter bei dieser Gelegenheit auch die Frage der Weihe des Metropoliten Firmilian berührt und dabei die hierauf bezüglichen Schritte der serbishen Regierung unterstüßt.

L 1 betonte, daß de Vorlage, betreffend die Ausgabe von Tilgungsrente, keine thatsächlide j D

‘Rumänien.

äfident der Deputirtenkammer Cantacuzene hat,

wie De L Bo erfährt, gestern Abend das Mandat, ein neues Kabinet zu bilden, in die Hände des Königs zurück- t, da: es ihm nicht gelungen sei, irgend ein Mitglied des ¡heren Ministeriums dazu zu bestimmen, in das neue Kabinet einzutreten, noh einen der Freunde Cárp's zur Bildung eines

: Erservativen Konzentrations-Ministeriums zu bewegen. Gleich-

¡tig rieth derselbe dem'König, die Demission des Käbinets E nicht anzunehmen, wobei er seine Unterstüßung zusagte.

Sebbien.

Der König und die Königin sind in der Naht zum 12d. M. von Ni\h in Belgrad eingetroffen. Die Stadt trägt Fauerschmuck.

: Schweden und Norwegen.

Wie dem „W. T. B.“ aus Stockholm vom gestrigen Tage berichtet wird, war -die Königin in den leßten Tagen feberfrei. Allerhöchstdieselbe muß jedoch fortwährend das Bett hüten.

Amerika.

Der republikanishe Parteiführer Babcock hat, wie „V. T. B.“ meldet, im Repräsentantenhause eine Bill eingebraht, nah welcher der Zoll auf alle unfertigen Eisen- und Stahlerzeugnisse, wie Baueisen, Stahlblöke, Schienen und Stäbe aufgehoben werden soll. ,

Der „New York Times“ wird aus Washington be- rihtet, das Staatsdepartement habe Venezuela nit allein vor Anwendung von Gewalt bezüglich des Asphalt- Zwischenfalls gewarnt, sondern es auch davon benachrichtigt, daß, wenn die Angelegenheit vor Gericht gebraht werde, die Ent- scheidungen in den Vereinigten Staaten nachgeprüft we: den müßten, und daß En!schädigung würde verlangt werdén, falls sich ergeben sollte, daß die Entscheidungen ungereht für Amerikaner seien.

Asien.

Der General-Feldmarshall Graf von Waldersee hat, dem „W. T. B. zufolge, aus Peking vom 11. d. M. emeldet, daß die in die Gegend von Yenkhing entsandte Aüger-Kompagnie und Gebirgs-Artillerie am Montag zurück- cfommen sei, da bérittene Abtheilungen für die Erfüllung der Aufgabe ausreichten. Von Paoting-fu aus seien seit kurzem En in der deutschen Zone liegende Distrikts-Hauptorte

auernd mit je einer Kompagme belegt worden, um die Be- völkerung vor Raub und Erpressung zu schüßen.

Die” „Times“ meldet aus Peking vom 11. Februar, der großbritannishe Gesandte habe den chinesishen Ver- tretern mitgetheilt, seine Regierung lehne es ab, den gänzlih unbekannten Beamten Tscheng-po-hsi als Spezialgesandten für Großbritannien anzunehmen. j i

Der General Vo yron meldet, die Eisenbahn Peking— Paoting-fu sei am 10. d. M. eröffnet worden. Er habe in Gegenwart des französischen und des belgischen Ge- sandten eine Parade über die Truppen abgehalten, welcher eine zahlreiche chinesische Volksmenge beigewohnt habe; die Haltung der Truppen sei vorzüglich gewesen, der Gesundheits- zustand sei sehr gut. i S

Aus Kalkutta wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß im Pendschab cine neue Grenzprovinz errichtet worden sei. Da- durch seien die unruhigen Wasiristämme am Khyberpasse unter direkte britishe Verwaltung gekommen.

Afrika.

Aus Lourenço Marques vom gestrigen Tage wird dem „Reuter?shen Bureau“ gemeldet, daß die Fieberzeit mit ganz außergewöhnlicher Heftigkeit an; ebrohen fei. Die Zahl der Kranken halte sih ständig hoh. Unter den angesehenen britishen Bewohnern der Stadt seien \chon viele Todesfälle vorgekommen. Die meisten Angestellten - der unter britisher Verwaltung stehenden Eisenbahn seien er- krankt und auf das Hospitalschiff „Orcana“ geschafft worden. Kranke kämen auf Transportschiffen fast jeden Tag von Komatipoort in Lourenço Marques an und würden an Bord der „Orcana“ gebracht, die hon fast ganz beseßt sei. Auch unter den nach Lourenço Marques geflüchteten Buren hätten fich viele Todesfälle ereignet. :

Eine Depesche Lord“ Kitchener's aus Pretoria meldet, der General French habe einen Convoi von 50 Wagen und 15 Karren erbeutet und 45 Buren gefangen genommen. Auf britischer Seite sei ein Mann verwundet worden.

Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Coles- s S Bega ment Es werde ge- meldet, daß am 10. d. M. eine Burentruppe in Hamelfontein ershienen sei, dabei sei es zu einem Ge- fehte gekommen, in welchem ein Engländer gefallen sei. Auf den Hügeln hinter Donkerpoort, nördlich von Norvalspont, ständen zahlreihe Buren. “Aus Maseru wird demjelben Bureau gemeldet: Die Engländer hätten Ficksburg beseht und dabei nur geringen Widerstand gefunden; Wepener sei von den Enaländern geräumt und von den Buren beseßt worden.

Die Londoner Blätter melden aus Pretoria, es heiße daselbst, de Wet habe am Sonntag Nachts den Oranjefluß wenige Meilen nördlich von Norvalspont überschritten und ziehe nah Philipstown weiter. Fünf britishe Abtheilungen verfolgten ihn; alle Furten würden bewacht; in allen seien Minen gelegt.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Zweiten und Dritten Beilage.

Jn der heutigen (48.) Sißung des Reichstages, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen, der Staatssekretär des Neichs-Schayamts Freiherr von Thielmann und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr, Fraihero von Nichtho fen beiwohnten, wurde nah einer vor Eintritt in die Tagesordnung abgegebenen Erklärung des Abg. Heine (Soz.), betreffend in der Sihung des preußischen

auses der Abgeordneten gegen ihn gerihtete Ausführungen

Justi z ¿Ministers Schönstedt, die zweite Berathung des RNeichshaushalts-Etats für 1901 bei dem Etat für die

erwaltung der Eisenbahnen fortgeseßt.

Bis zum Schlusse des Blattes nahmen der Abg. Dr. Paasche (al) und der Minister der öffentlihen Arbeiten von Thielen das Wort.

Das Haus der Abgeordneten seßte in der marin (25.) Sißung, welcher der Minister des Jnnern reiherr von Rheinbaben beiwohnte, die o Berathung des Staatshaushalts-Etats für 1901 bei ‘dem Etat des

Bis zum Schluß des Blattes nahmen der Abg. Dr. Dittrich (Zentr.) und der Minister des Jnnern Freiherr von Rheinbaben .das Wort.

- Ministeriums des Jnunnern fort.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In einer am Montag stattgehabten Versammlung der Täschner und Koffermacher Berlins wurde, wie hiesige Blätter berichten, beschlossen, in Anbetracht der bisher ergébnißlos verlaufenen Verhand- lungen ihre Forderungen, deren we/sentlichste in einem Mindest- wochenlohn von 24 A. und einem Aufshlag von 10 9/9 auf den Accordtarif bestehen, den Arbeitgebern nochmals zu unterbreiten. Bis Freitag soll eine Antwort der leßteren abgewartet und sodann über einen etwaigen allgemeinen Ausstand Beschluß gefaßt werden.

Land- und Forstwirthschaft. Saatenstand und Getreideßandel in Bulgarien.

Das Kaiserliße Konsulat in Varna berichtet unter dem 29. v. M. Folgendes: A i i Die Aus\ichten für das Gedeihen der Wintersaaten können in ganz Nord-Oitbulgarien als günstig bezeichnet werden. 12 Die während des Monats Dezember eingetretenen häufigen Niederschläge und gelinden Fröste, sowie die mitunter frühjahrsähnliche Wärme erleichterten die an manchen Stellen noch nicht beendeten Feldarbeiten und Winterausfaaten fehr. E Der Gesammtumsaß im Getreidehandel blieb in den Grenzen des vorigen Monats. Der Export nah europäischen Häfen nahm"um ein Geringes zu; die Zufuhr erfolgte fast aus\{ließlich dur die Bahn; der - Transport vermittels Wagen aus der Umgebung von Varna beschränkte sich auf ein sehr geringes Maß. _ Die Exportwaare wurde, wie folgt, verschifft: Weizen . . . . 4211 “für Konstantinopel, ¿ L O Griechenland, Â 106224 26508 Amsterdam, Mais und Weizen 2800 & Bilbao, E 2% 0E Marseille, Weizen . 2000 t Emden, A E R E. Die leßten Dur(hschnittspreisnotierungen stellten si frei Bord

Varna: as 12,80 Fr.,

O. 7,00.

für Weizen auf « Geisle - Mais

Der Maisbau in Meriko.

(Aus den vom Auswärtigen Amt mitgetheilten Berichten der deutschen land- und forstwirthschaftlihen Sachverständigen im Auslande.)

Die Art und Weise, wie der Mais gebaut wird, ist in den ver- schiedenen Landestheilen außerordentlich ver]hieden. Gewöhnlih werden drei Bearbeitungen im Maisfeld vorgenommen; die erste etwa einen Monat na der Aussaat, Ende, des zweiten Monats folgt die zweite und 2—3 Wochen später die dritte Bearbeitung. Für die Aberntung des Maises kommen hauptsählich zwei Verfahren in Betraht. Nach dem einen werden die Pflanzen, sobald die Körner anfangen, fest zu werden, bis hinab zum ‘obersten Kolben geköpft und manchmal auch ibrer Blätter beraubt; später, wenn die Kolben ganz reif geworden sind, werden sie aus ihren Hüllen herausgebrochen. Nach dem anderen Verfahren werden die ganzen Stämme, ohne vorher entblättert und geköpft zu sein, mit der Sichel abgeschnitten, im Haufen auf dem Felde zusammengestellt, wo man fie bis zum Eintritt des ersten ¿Frostes liegen läßt, ehe die Kolben ausgebrochen und ausgedroschen werden. Die Entkörnifng erfolgt in der verschiedensten Weise: theils durch einfaches Ausrebbeln der Körner mit der Hand oder durch Reiben der Kolben zwischen zwei Steinen, oder auf einer Anzahl dicht neben- einander, aufrechtitehender „und fest zusammengebundener entkörnter Maiskolben, theils durch Äusdreschen mit Pfählen auf dem Erdboden oder auf cinem siebartigen Gerüst aus Balken, theils mit Hilfe von Pferden und Mulen und theils dur kleine Handentkörnungsmaschinen oder endlich auch durch große, mittels Wasserdampfkraft getriebene Dampfmaschinen. Die Erträge des Maises sind sehr verschieden; sie s{chwanken zwischen einem 80—100fachen Ertrage auf nicht sehr gutem und einem 800fachen auf sehr gutem und bewässertem Land.

London, 13. Februar. (W. T. B.) Die „Times" meldet aus Buenos Aires vom 12. Februar: Im Gouvernement Cbubut wurde an ein italienisches Syndikat eine Kon z¿eísion von 80000 Hektar îin der Nahe des Lago Musters und des Lago Colhue zum Zwecke der Koloni sierung bewilligt. Innerhalb von 2 Jahren follen beide Kolonien mit je 140 Familien besiedelt werden. Die nothwendigen Haus thiere, das nôthige Saatgut, Lebensmittel und Geräthe sollen während des ersten Jahres umsonst zu erhalten sein. Die Konventional strafe, welhe für den Fall der Nichterfüllung der Abmachung dem Syndikat auferlegt werden soll, beträgt 1000 Pfund Sterling.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Rumänien. y Für Herkünfte von Konstantinopel ist unter Aufhebung der 24stündigen ärztlichen Beobachtung eine ärztliche Unter suchung angeordnet worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 30 vom 4. d. M.) Dänische Antillen. i Die für Schiffe von Puerto Plata wegen dort herrschenden Gelbficbers \. Z. angeordnete Quarantäne ist wieder aufgehoben worden. (Val. „R.-Anz.“ Nr. 11 vom 14. v. M.)

Verkehrs-Anstalten.

Durch Bekanntmachung vom 41. November 1899 wurde bestimmt, daß die in den Anlagen C und D der Verkehrs- ordnung für die Eisenbahnen Deulshlands vom 15. November 1892 vorgeschriebenen Frachtbrief-Formulare auch nah Einführung der neuen Eisenbahn-Perkehrsordnung vom 96. Oktober 1899 noch bis zum 31. Dezember 1900 einschließli verwendet werden dürften. ä

Da no ebt größere Bestände von den alten Formularen vorhanden An , so hat das Neichs-Eisenbahnamt die Frist ür deren Aufbrauch bis zum chließlich erstreckt.

31. Dezember 1901 ein

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englishe Post über Ostende vont 12. Februar in Köln den Anschluß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim wegen Zugverspätung in erreicht.

(Weitere Nachrichten über „Verkehrs-Anstalten“ #. i. d. Dritten Beilage.)

Enaland und infolge widriger See nicht

Theater und Musik.

Konzerte.

In der Sing-Akademie fand am Dienstag v. W. der mehr- mals vershobene dritte Lieder-Abend von Herrn Dr. Ludwig Wüllner statt. Der Sänger brachte, außer bekanuteren Kompo- sfitionen, Gesänge von Arnold Mendelssohn: „Aus dem Nacht- liede des Zarathustra“ und von Georg Göhler: „Indische Liedchen“ zu Gehör. Das Nachtlied wurde von dem Konzertgeber mit einem Ausdruck und einer. Tiefe des Empfindens wiedergegeben, * daß man, wie schon früber, fast vollständig übersehen konnte, wenn gejang- lich manches G gutzuheißen war. Die Komposition wurde in ibrem ganzen Gehalt vom M eitinatatis erschöpft, und es ift fraglich, ob eine s{önere, ausgeglichenere, von Zufällen unabhängigere Stimme im stande wäre, denselben ergreifenden Eindruck hervorzubringen. Die „Indischen Liedchen“ interessierten sowohl durch ihre ungebundene, liedunähnliche, mehr rhapfodishe Form, als auch durch ihren eigen- artigen Tert. Sie fanden in Dr. Ludwig Wüllner wohl ihren verständniß- vollsten Interpreten, der manchem darin besonders glücklih Charákte- risiertem zu fesselnder Wirkung verhalf. Der Tonseßer Herr Georg Gösbler hatte die Begleitung |owohl seiner eigenen Kompositionen,“ wie der übrigen Gefänge übernommen, doch sien es, als ob ‘mitunter manche UÜnreinheiten bei den ersteren mit einflossen. Der Schluß des Abends brachte - die vier ernsten Gesänge von Brahms, ‘die, wie stets, dem Sänger enthufiastishen Beifall eintrugen. Der zweite historische Klavier-Abend von Herrn Edouard Nisler, welcher gleichzeitig im Beethoven-Saal stattfand, war Beethoven - ge- widmet. Vier Sonaten des Meisters trug der geshäßte Künstler mit der seinem Spiel eigenthümlichen, fast akfademis{hen Genauigkeit und mit s{ônem Ton vor. Abgeschen von diesen großen Vorzügen, wußte er sich aber in die Sonate in As-dur (op. 26), die ja in technifsher Hinsicht zu den - kleinen zählt, als -Tondichtung aber : die déchften Anforderungen an ch den Vortragenden stellt; nicht recht hineinzuleben; er hätte wohl das Andante mit ‘den Variationen größer, und den Trauermarsch „sulla Morte d’un Eroe“ packtender, nicht in so konventioneller Weise wiedergeben können. In: der C-dur-Sonate (op. 53) fiel befonders angenehm das mäßige Tempo des Schluß-Rondos auf, welches dem reichen Passagenwerk dieses Satzes zu durchsichtiger Klarheit verhalf. Die bemerkenswertheste Leistung war die Wiedergabe der großen B-dur-Sonate (op. 106). Hierin offenbarten fih alle Vorzüge der Technik, sowie die gewaltige Spielkraft. So vollkommen spielt dieses \prôde Tonstück Herrn Risler so leicht niemand nach. s

Am Mittwoch gaben in der Sing-Akademie der Königliche Kammervirtuose Herr August Gent (Violine und Viola) und Frau Martha Malte (Gesang) gemeinsam ibr zweites Konzert. Die Dame ließ in Bezug auf die Aussprache zuweilen die wünschen®- werthe Deutlichkeit vermissen. Dieser Mangel wurde indeß durch einen sehx gut durchdachten und zum theil außerordentli innigen Vortrag ausgéêglichen; auch war das Piano besonders fein und zart. Herr Gent -zeigte sh als ein Meister auf seiñen Instrumenten. Die mit anerkennenswerther Technik wiedergegebene Violin- Sonate op. 75 von Saint - Saëns befriedigte außerordentlich. Mit großem Beifall wurden auch die vortrefflichen Leistungen ‘des Künstlers auf der Viola aufgenommen: dies Instrument mit seinem ernsten, getragenen Ton is zwar niht nah jedermanns Geschmadck, Herr Gent verstand es aber, die Zuhörer bis zum leßten Augenblick mit seinem Vortrage zu fesseln. Der gleichfalls mitwirkende Herr Waldemar Lüt)chg spielte den Klavierpart der Saint - Saëns- {en Sonate und begleitete vier Stücke im Volkston von Shumann in anerkennens8werther Weise. Auch Herr Fuhrmeister, welcher die Begleitung der anderen Nummern übernommen hatte, führte dieselbe mit großer Gewandtheit und Feinheit durh. Au demselben Abend gab im Beethoven-Saal die Kammersängerin Frau Elise de Nys-Kutscherra unter Mitwirkung der Pianistin Fräulein Vera Maurina ein Konzert, das sehr zahlreich besucht war. Die erstgenannte, hier von früher her wohlbekannte Künstlerin brachte abwechselnd Arien und Lieder, theils in französischer, theils in deutscher Sprache, zu Gehör und erntete besonders mit den französischen Gesängen den größten Beifall. Von den übrigen Liedern sind hervorzuheben das „Wiegenlied“ von Rüfer und „Ständchen“ von Franz, an denen das zarte Piano bezw. der innige Vortrag besonders gefielen, odaß dieselben wiederholt werden mußten. Noch genußreicher gestalteten sich die Vorträge der mit- wirkenden Pianistin, welhe mit großer Fingerfertigkeit und guter Auffassung Kompositionen von Scriabine, Chopin, Liszt, Cui und Rachmaninoff\ spielte, und solchen Beifall fand, daß sie sih zu einer Zugabe verstehen mußte. Fräulein Frida Kindler, die gleichfalls am Mittwoch einen Klavier-Abend im Saal Bechstein veranstaltete, bot eine ret beachtenswerthe Leistung. Wenngleich ihr die Beethoven'sche Sonate in C-dur (op. 53) nit besonders gelang, so zeigte sie do im Verlauf des Konzerts, daß sie in die Feinheiten Chopin’sher Kompositionen eingedrungen ift und auch für Liszt die rehte Kraft des Ausdrucks zu finden weiß. Ein wenig mehr Temperament wäre freilichß durchweg zu wünschen gewesen. i Die Kopenhagener Sängerin Fräulein Margarethe Petersen, die am Donnerstag im Beethoven - Saal einen Lieder-Abend gab, ist von früber ber noch in guter Erinnerung. Ihr Programm trug zunächst einen rein nordishen Charakter durch die Licder von Grieg, Gade, Lindblad, Kjerulf, Sinding, welche die Künstlerin in der Vrigzinal sprache vortrug. Es folgte darauf die von Ludvig Schytte komponierte dramatische Gesangsscene „Hero“, die allein den Zeitraum einer halben Stundein Anspruch nahm und tro mancher darin enthaltenen Schönheiten etwas ermüdend wirkte. Das Werk gestaltet sich s{hließlich zu einem s{wierigen , brausenden Klavierstück und erfordert von seiten der Sängerin ein wahres Uebermaß an Leidenschaft und stimmliher Kraft. Selbît die große glänzende Stimme der Konzertgeberin reichte hier nicht völlig aus und ließ sich durch den Klavierpart fast in den Vinter grund drangen. An der eigenthümlichen Tertaussprache in de: deutschen Liedern erkannte man ein wenig dic Ausländerin man diesen kleinen Mangel leiht über dem Genuß an de Stimmmitteln und dem temperamentvollen Vortrag. Selten verste! es cine Sängerin, den Ausdruck ticfîten Seelenshmerzes so zu treffen wie Fräulein Petersen in dem Liede „Meine Mutter hat's gewollt“ von Leßmann, welches auf dringendes Verlangen des zahlreichen Publikums wiederbolt werden -mufite. Die Begleitung des- als Komponiit son bekannten Herrn L. Sc{byvtte hatte dadurch etwas besonders kün i Moblthuendes an sich, als sie durhweg auswendig durchgeführt n Einen Arien- und Lieder-Abend veranstaltete ebenfalls am T im Saal Becchbstein Frau Emmy Mueller-Scchmitt Dame sang zwar mit Temperament, aber mit ziemli klanglofer Stimme, die besonders in der Höhe gedrückt klang î der Mittellage von einigermaßen guter Wirkung war. Auc das zu bäufig und an falscher Stelle angewandte Port to, fodaß der Erfolg nur ein geringer war. Bei einer Arie Moz „ll re pastore” spielte Frau Saenger Sethe die obligat Violinstimme, während Herr Eduard Behm die Klavierbegleitung ausführte.

Am Freitag ließ \sch Frau Elisabeth Dekanowa, eine russische Liedersängerin, in der Sing-Akademie vor ziemlich ‘gut beseßtem Saale hôren. Die Künstlerin, eine ehemalige Schülerin von Henfelt, des Mailänder Professors Tscima, sowie von Frau Vetirée Artot, verfügt über eine angenehme Stimme, welche fie freilich bis weilen etwas forciert; auch is ihre Tonbildung niht immer völlig einwandfrei. Der Vortrag zeugt jedoch von tiefem künstlerischen Empfinden * und der Gesammteindruck war, troy einer merkbaren, leiten Indisposition, ein durchaus günstiger Gbenfalls am Freitag gab im Beethoven-Saal, der bis auf den letzten Play gefüllt war, Herr Eugen d'Albert seinen erten und cinzigen Maler. Abend in dieser Saison. Er spielte Werke bon Beethoven, Bach, Brahms, Liszt und Chopin. Er erregte diesmal namentlich dur die Wiedergabe, der Toccata in F-dur von Bach, der Variationen und Fuge über i Thetmna von Händel (op. 24) von Brabms und der Asa-dur-Polonaise top. 53) von Chopin Be wunderung, und der enthusiastishe Beifall wollte kein Ende nehmer.

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