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_ Das Königliche Staats-Ministerium trat heute zu einer Sißung zusammen.
In der Zeit vom 1. April 1900 bis zum Schlusse des Monats Januar 1901 sind im Deutschen Reich fol- gende Einnahmen (einschließlih der kreditierten Beträge) an E und gemeinschaftlihen Verbrauchssteuern
owie andere Ae nah dem „Centralblatt für das Deutsche Reich“ zur Anschreibung gelangt :
Zölle 422972339 H (gegen das Vorjahr + 942 391 M), Zabacksteuer 10123 499 M. (+ 188 971 M), Zuckersteuer und Zuschlag zu derselbén 104233108 M. (+ 10346491 M), Salzsteuer 42102311 F (+ 91348 4), Maischbottich- und Branntwein-Materialsteuer 10 821 068 M (+1 086982 H), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 112 221 210 Æ( (— 980013 M6), Brennsteuer — 1553 261 M (— 202452 46), Brausteuer 27 480 640 46 (+ 804 433 M), Uebergangsabgabe von Bier 3440850 # (— 1070 A), Summe 731 841 764 M. (+ 12277 081 46). Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 18318153 # (+ 2991920 M), b. Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 11 747 456 #, (— 436198 M6), e. Loose zu: Privatlotterien 3546 305 M. (— 26 320 M6), Staatslotterien 15 163 386 M. (+ 2 821 231 M6), d. Schiffsfrachturkunden 495 716 M. (+ 495716 H); Spiel- kartenstempel 1320 625 M (+ 33392 M). Wechselstempel- steuer 10 941 978 M (+ 978 191 M), Post: und Telegraphen- Verwaltung 332542465 A (+ 17726238 16), Reichs- eisenbahn-Verwaltung 75 799 000 6 (+ 3515 000 M4).
Die zur Reichskasse gelangte Jst - Einnahme, Ge der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten, deträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen: Zölle 391 118 452 V (+ 3 298 543 4), Tabadsteuer 10 291 392 M6 (— 146 988 M6), Zuckersteuer und Zuschlag zu derselben 104 631 672 + 17 609 184 6), Salzsteuer 39 685 483 M. (+ 703 860 M), Maischbottih- und Branntwein-Materialsteuer 10 356 736 M (+ 633015 F), Verbrauhsabgabe von Branntwein und Zu- hlag zu derselben 92 236 175 # (— 1 567 506 M), Brenn- teuer — 1553260 M. (— 202451 M), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 26 274 620 M. (+ 678 571 M), Summe 673 041 270 M6. (+ 21 006 228 M). — Spielkarten- stempel 1245719 M. (4+ 73660 M).
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich preußische Präsident und Landes-Direktor des Fürstenthums Waldeck und Pyrmont von Saldern ist von Berlin abgereist.
Königsberg, 22. Februar. Der 2. Provinzial- Landtag der Provinz Ostpreußen ist heute durh den Ober-Präsidenten Grafen von Bismarck mit folgender Nede eröffnet worden:
Geehrte Herren! ____ Indem ich Sie bei Ihrem Wiederzusammentritt im Namen der Königlichen Staatsregierung begrüße, drängt es mich, zunächst der ein- müthigen Begeisterung zu gedenken, mit welcher das 200 jährige Jubiläum der Krönung des ersten preußischen Königs am 18. Januar d. X. in unserer Provinz gefeiert worden ist. Jn Stadt und Land vereinigten ie überall Theilnehmer aus allen Schichten der Bevölkerung zu fest- lien Veranstaltungen, bei denen die Gefühle des Dankes für die Thaten der Hohenzollernfürsten wie der unverbrüchlihen Treue und Hingebung an das Herrscherhaus lebhaften Ausdruck fanden. Ihren Vertretern, meine Herren, war es aber vergönnt, an Allerhöchster Stelle zusammen mit Abgesandten der Krönungsstadt Königsberg und in Gegenwart von auserwählten Mitgliedern altangesessener Familien aus unserer Provinz Dolmetscher derjenigen Gefühle zu sein, die an diesem Tage die ostpreußischen Herzen erfüllten, und die huldvollen Worte entgegenzu- nehmen, mit denen Scine Majestät das, was die Provinz für König und Vaterland gethan hat, Allergnädigst anzuerkennen geruhte. L Treue um Treue!
Dies Königswort hat im ostpreußishen Volke einen lauten Widerhall gefunden, und ih bin überzeugt, daß ostpreußishe Treue sich rein und fest erweisen wird bis in die spätesten und selbst in den schwersten Zeiten. i __ Die Festestage sind vorüber. Damit aber auch eine dauernde äußerliche Erinnerung an diese Jubiläumsfeier geschaffen werde, bittet Sie der Provinzial-Aus\{huß, aus diesem Anlaß den Betrag von 100000 Æ zu ciner Stiftung zu bewilligen und Seine Majestät zu bitten, über die Verwendung dieser Stiftung Allerhöchstseinerseits Bestimmung zu treffen.
Die Halfte dieser Summe ist in den diesmaligen Haushaltungs- plan als einmalige Ausgabe eingeseßt. Ebendaselbst werden Sie die zweite Nate der im vorigen Jahre von Ihnen bereits bes{lossenen Ghrengabe an das Krankenhaus der Barmberzigkeit finden.
__ „Znsolge dieser cinmaligen Ausgaben wie der regelmäßigen Steigerung der Ausgaben für das Verkehrswesen und die Landarmen- verwaltung hat eine mäßige Erhöhung der Provinzialabgaben nit vermieden werden können.
„Bei dem Verkehrswesen is es, neben einer Mehraufwendung von 27 000 Æ für N Herstellung der Chausseen, namentli aud im randkretfe Königsberg, die nah Jhrem früheren Beschlusse alljährlich eintretende Steigerung der Zuschüsse für das Kleinbahnwesen um 20 000 MÆ, welde eine Erhöhung der Ausgaben herbeigeführt hat.
In der Landarmenverwaltung giebt die leider dauernd wachsende Zahl der Geisteskranken die traurige Veranlassung zu einer fort- geseßten Vermehrung der Ausgaben. Die vorhandenen Anstalten sind schon bis auf 62 Pläte vollständig beseßt. Der Ihnen vom Provinzial-Aus\{huß in einer besonderen Vorlage gema@te Vorschlag, im Ans{chluß an die bei der Landarmenanstalt Tapiau be- findlihe Pfleglingsabtbeilung Abtheilungen für 500 unhbeilbare Geisteskranke einzurihten, um dadurch die beiden Jrrenanstalten Allen- berg und Kortau zu entlasten und zuglei ihrem Hauptzwecke der Irrenheilung mehr zuzuführen, erscheint deshalb durchaus zweckmäßig und wird Ihnen zur Annahme ecmpfoblen. Gleichzeitig wird eine anderweite Regelung der Gehälter der Aerzte an den beiden Irren- anstalten, des Anstaltsarztes und des AnstaltsgeistliGßen zu Tapiau von Ihnen erbeten. Durch diese Aenderung und durch eine Auf- besserung der Gehaltsbezüge der Provinzial-C aufsee-Aufseher soll die Neuregelung der Gehälter der ämmtlichen rovinzialbeamten nun- mehr endlih und für absehbare Zeit zum Abs luß gebraht werden. _ Das Gesetz vom 2. Juli 1900 über die Fürsorgeerziehung Minder- jähriger, welches mit dem 1. April d. J. in Kraft tritt, mat es erforderlich, die infolge desfelben von der Provinzial-Verwaltung zu erfüllenden Auf- ges reglementarisch festzulegen. Jn erster nie ist die Unter-
ringung der Fürsorgezöglinge in einer geeigneten Familie vorgeséhen. Für die niht seltenen Falle, in denen dies unmöglich ift, giebt der Ihnen angebotene günstige Erwerb der Erziehungsanstalt Ler yen- berg dem Provinzialverbande die Möglichkeit, dur nterbringung in cine eigene Anstalt am besten die Fürsorge eintreten zu lassen.
Der von Ihnen bereits genehmigte Plan für den Neubau des der Provinzialverwaltung unterstehenden Löbenicht’shen Hospitals soll durch die Errichtung einer dringend nothwendigen Kapelle abgeschlossen verden. Weiter wird bei dieser Hospitalverwaltung Jhre Zustimmung zu dem Ankaufe des Gutes Neuwaldau T1, durch welchen die Hospital- forst Klein-Nuhr außerordentlich zweckmäßig abgerundet wird, erbeten.
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- Uebersezungsbureau des
Die- übrigen Jhuen zu ren Vorlagen betreffen imt wesetütlichen die! regelmäßigen, Ihrer Beschlußfassung unterliègenden Geschäfte der Provinzialverwaltung, oder fie nehmen Ihr so oft be- wiesenes Interesse für die Förderung wohlthätiger und gemeinnüßiger Anstalten und inrihtungen der verschiedensten Art in Anspruch.
Ganz besonders möchte ih dabei Jhrem Wohlwollen die erbetene Erhöhung der Beihilfe an die für die Erforschung der Geschichte A rovinz fo hervorragend thätige Alterthumsgesellshaft Prussia empfehlen.
Hochgee rte Herren! Indem ih der Ueberzeugung Ausdruck gebe,
daß Ihre Arbeit, wie bisher, so au in diesem Jahre Va Pronin zum Segen gereihen wird, erkläre ih im Allerhöchsten 25. Provinzial-Landtag für eröffnet. __ Der Alters-Präsident, Bürgermeister Kinder-Mehlsack übernahm sodann den Vorsiß und brachte ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. um Präsidenten wurde hierauf durch Acclamation der Ober-Marschall im Königreih Preußen Graf zu Eulenburg-Prassen und u a R der Stadtrath Schlegelberg er- Tilfit gewählt. :
__ Cronberg, 22. Februar. Seine Majestät der Kaiser traf gestern Nachmittag 3 Uhr von tim! v: d. H, bE gleitet von dem General-Adjutanten, eneralleutnant von Kessel, im Schlosse Friedrihshof ein und verweilte eine Stunde bei Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich. Auch heute Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr stattete Seine Majestät der Kaiser Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrih einen Besuch ab.
uftrage den
Sachsen.
Die in den leßten Tagen regelmäßig unternommenen Schlittenfahrten sind Seiner Majestät dem König, wie das „Dresdner Journal“ meldet, gut bekommen, und Allerhöchst- derselbe fühlt sih nah dem Genusse der frischen Luft etwas kräftiger als zuvor. Die Besserung im Befinden Zhrer Mazestät der Königin ist so weit vorgeschritten, daß Aller- höchstdieselbe fast den ganzen Tag außer Bett Harde vermag. Die katarrhalishen Erscheinungen haben wesentli abgenommen.
Elsaß-Lothringen. Der Landesaus\schuß hat in seiner Sißzung vom
21. d. M. den Etat nah den Vorschlägen der Kommission mit geringfügigen Aenderungen in zweiter Lesung angenommen.
Oesterreich-Ungarn.
Jn der gestrigen Sißung des österreihishen Ab- geordnetenhauses fragte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Abg. Brzorad, bevor das Haus in die Tagesordnung ein- trat, warum nur drei Ueberschungen der eingebrachten A Jnterpellationen verlesen worden seien. Der Abg. ets cht fragte an, wer die Ueberseßungen besorgt habe.
er Präsident Graf Vetter erwiderte unter großem Lärm auf den czechishen Bänken, daß, da seine Ent- scheidung bezüglih der nihtdeutshen Interpellationen erst am Mittwoch geltdfton worden sei, niht mehr Uebersezungen hätten angefertigt werden können. Die Uebersezungen würden vom Reichsgeseßblatts vorgenommen. (Weiterer Lärm auf den Bänken der Czechen.) Hierauf ging das Haus zur Berathung des dringlihen Antrags des Abg. Bianchini, betreffend die Aufhebung der Weinzollklausel, über. Die Dringlichkeit wurde nach kurzer Debatte abgelehnt. Es folgten weitere dringliche Anträge, darunter der Antrag des Abg. Kaftan, betreffend den Ausbau der Wasserstraßen. Der Abg. Kaftan begründete seinen Antrag. Nach längerer Debatte wurde die Dringlichkeit desselben mit Zweidrittel-Majorität abgelehnt. Dasselbe geschah mit den Anträgen auf Aufhebung der ärarishen Mauthen und auf Verbesserung der Lage der Postexpeditoren. Hierauf wurde die Wahl der auf der Tagesordnung stehenden Ausshüsse vorgenommen und dann die nächste Sißung auf heute anberaumt. — Unter den Ein- gängen der gestrigen Sißung befanden sich eine Inter- pellabion des Abg. Schönerer, betreffend die Besiß- ergreifung eines'Gebietsstreifens in Tientsin, und eine Jnterpellation des Abg. Funke, betreffend die Durch- führung der Verordnung vom 17. Oktober 1899 über die Aufhebung der Sprachenverordnungen für Böhmen.
Der Polenklub beschloß gestern, gegen die Dringlichkeit der auf der Ta Sorg der heutigen Sihung des Ab- get AROSENa es tehenden elf dringlichen Anträge zu stimmen.
er Abg. Pastor theilte mit, daß Abgeordnete verschiedener Gruppen Jnterpellationen eingebracht hätten, welche die fatholisch? Kirche bel-idigten. Der Präsident Graf Vetter habe zwar erklärt, er habe die Jnterpellationen dem Vize-Präsidenten Prade behufs Streichung drastisher Stellen übergeben; Prade habe dies jedo niht gethan. Der Abg. Wodziki erklärte, es seien Schritte gethan worden, um die Jnterpellationen noh heute G stenographishen Protokollen des Hauses zurück- zuziehen.
Die „Slavische Correspondenz“ und die „Deutschnationale Correspondenz“ berichten über eine gestern von dem Grafen Vetter einberufene Obwmänner-Konferenz, in welcher der Minister-Präsident von Kröber dringend darum ersuchte, die Arbeiten zu beschleunigen und die erste Lesung der Regierungs-Vorlagen, nämlich: die Jnvestitionsvorlage, das Budget, das Rekrutengeseß, das Branntweinsteuergeseß und die Waisenkassenvorlage, zu ermöglichen. Der Abg. Lupul meinte, es jollten wöchentlih zwei Sißungen den Regierungsvorlagen und zwei den dringlihen Anträgen gewidmet werden. Die Abgg. Prinz Liechtenstein und von Jaworski stimmten dem Vorschlage zu. Der Abg. Kaiser erklärte, dieser Modus entsprehe niht der Ge häftsordnung. Die Abgg. Pacak und Dr. Groß theilten diesen Standpunkt. Lehterer meinte, es werde mögli sein, die Debatte über dringlihe Anträge in der ersten Lesung einzuschränken. Auf Anfrage des Abg. Baernreither erklärte der Minister- Präsident von Körber, die Aushebüngen seien bereits aus- geschrieben, das Rekrutengeseß müsse bis zum 15. März erledigt sein, sonst müsse die Aushebung verschoben werden, womit Un- annehmlickeiten für die Bevölkerung verbunden sein würden. Die Abgg. Bier [0 utsG, Kathrein und Lupul sprachen {h für Beschleunigung der Arbeiten des Hauses aus. Sabann wurde über einen Vorschlag berathen, nas welchem die Klub- obmänner bei den Parteien auf Zurükstellung der dringlichen Anträge wirken sollten. Der „Deutschnationalen Correspondenz“ zufolge hätten sich alle Parteien damit einverstanden erklärt,
| mit Ausnahme der Czechen, welche erklärten, sie seien Nicht
“ermächtigt, hierüber Zusagen zu machen.
Jn Budapest wollien die Arbeitslosen gestern aber-
Bal aat M E ee de dur B ehen; die oltzet verhinderte dies jedoch und verhaftete e
welche Widerstand leisteten. Hersotes,
Großbritannien und Frland. In der gestrigen Sißung des Oberhauses
fragte Lord
Braye, wie „W. T. B.“ meldet, an, ob die Regierung nicht
baldigst Maßnahmen treffen wolle, durch welche der für den britischen Souv-:rän bei der Thronbesteigung obligatorische Eid, in welchem der Souverän die Lehren der katholischen Kir é abshwöre, gänzlich arma werde. Der Premier-Minister Lord Salisbury erwiderte, er fürhte, daß seine Antwort den Vorredner nicht befriedigen werde, so sehr er dies au wünsche, Jedermann beklage die Sprache, in welcher die Erklärung abgefaßt sei, aber man müsse doh bedenken, daß der Akt seit zweihundert Jahren bestehe und nit ohne reht reiflihe Ex: wägung abgeändert werden könne.
Im Unterhause rihtete William Redmond die An: frage an die Negierung, ob der aar Kaiser der Oa Regierung seine Dienste als Schiedsrichter in der Frage der Beendigung des Burenkrieges angeboten habe. Der Unter- Staatssekretär des Aeußern Lord Cranbourne beantwortete die Frage mit Nein. Nedmondòd fraatehierauf: Will die Regierung er- wägen, ob es räthlich ist, den Deutschen Kaiser um seinen Schieds- spruh zu ersuhen? Der Sprecher rief Redmond zur Ordnung. Eine Antwort wurde auf diese Frage Nedmond's niht ertheilt. Auf eine Anfrage theilte der Schaßkanzler Sir Michael Hicks-Beach mit, der bisher ausgegebene Betrag an Kriegskosten sei 81 500 000 Pfund Sterling, die wöchentlichen Kosten beliefen sih auf etwa 1 250 000 Pfund Sterling. Der Staatssekretär des Kriegsamts Brodrick erklärte, daß nach einer kürzlich aufgestellten Schäßung die Zahl der im Felde stehenden Buren etwa 20 000 betrage, und daß im Januar mehr als 16000 Buren gefangen in den Händen der Engländer gewesen seien; diese Zahl habe P in der leßten Zeit noh erhöht. Jn Be- antwortung einer Anfrage nah den Fortschritten der Ver- handlungen bezüglih der Konvention mit den betheiligten fremden Staaten über den Schuß der Fischerei in der Nordsee theilte der Unter-Staatssekretär des Aeußern Lord Cranbourne mit, daß im Oktober v. J. zunächst ein Ausschuß von Sach- verständigen habe zusammentreten sollen, um die Frage der Organisierung des Zentral-Bureaus in Erwägung zu ziehen, für das sih die internationale Konferenz in Stoctoln aus- gesprochen habe. Die Versammlung sei indessen auf Wunsch
er deutschen Regierung noch aufgeschoben worden. Die britische dee and habe sich nunmehr bei dem s{wedischen Minister des Aeußern nah dem Zeitpunkt erkundigt, an welhem der Ausshuß wahrscheinlih zusammentreten we:de, die Antwort sei aber noch nit eingegangen. Sodann seßte das Haus die’ Adreßdebatte fort. illiam D’Brien beantragte ein Amendement, in welchem verlangt wird, daß die „Vereinigte Jrische Liga“ als eine Trades-Union behandelt werde und den geseßlichen Schuß einer solchen genieße. Redner protestierte heftig gegen die Behandlung, welche die Liga [en der Behörden erfahre. Nach längerer Debatte wurde as Amendement mit 203 gegen 109 Stimmen abgelehnt.
Frankreich.
n dem gestern abgehaltenen Ministerrath, welchem der Minister-Präsident Waldeck-Rousseau seines leidenden Zustandes wegen noch nicht beiwohnte, theilte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister des Aeußern Delcassé mit, daß China eingewilligt habe, den in dec Kollektivnote der Mächte ent- haltenen Artikel, betreffend die Bestrafungen der Schuldigen, auszuführen.
Der Senat nahm gestern die Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend die Ausrüstung der Kriegshäfen und die Errichtung von Operationsbasen Sur die Flotte, wieder auf. Nachdem der Senator Treille in längerer Rede auf die Nothwendigkeit der Vertheidigung der Küsten von Algerien hingewiesen hatte, wurde der Geseß- entwurf einstimmig angenommen.
_n der Deputirtenkammer beantragte der natio- nalistishe Deputirte t es de Clagny, 6 Millionen Francs in das Budget einzustellen zur Unterstüßung der durch die Kälte und den Arbeitsmangel in Mitleidenschaft gezogenen Arbeiterbevölkerung. DerAntrag wurde für dringlicherklärt und der Budgetkommisfion überwiesen. Jm weiteren Verlauf der Sißung wurde die Berathung über das vom Senat modifizierte Budget fortgesedt. Bei den Kapiteln des Finanzgesetzes, be- treffend die Reform der Erbschaftssteuern, befürwortete der Deputirte Me nard einen Abänderungsantrag, welcher dahin geht, für drei Millionen Francs übersteigende Erb chaften eine ogs Steuer fe lzusehen. Der Finanz - Minister Caillaux sprah sich im Einklang mit der Kommission gegen den Abänderungsantrag aus und verlangte, denselben vom Budget zu trennen. Das Haus beschloß mit 312 gegen 200 Stimmen die Trennung. Der Deputierte B be- antragte, den Abänderungsantrag in einen besonderen Geseh- entwurf umzugestalten. Die Kammer beschloß, troy des Wider- pruhs des Finanz-Ministers, mit 337 gegen 210 Stimmen, ofort in eine E des Antrages Klos einzutreten. Der DeputirteRouvier bemerkte, es sei unmöglich, einen Antrag zu be- rathen, der weder gedruckt vorliege noch an die Deputirten vertheilt sei. Der Antrag Menard-Kloy bedeute übrigens eine förmliche Konfiskation. Die Kammer beshloß mit 423 gegen 60 Stimmen, die Artikel des Antrages zu berathen, und nahm nach furzer Erörterung mit 388 gegen 103 Stimmen den Antrag Kloy an. Darauf wurde die Berathung des Budgets wieder aufge- nommen. Dasselbe wurde mit 473 gegen 42 Stimmen in seiner Gesammtheit angenommen. Die Finne beschloß #o- dann, eine zweite Sißzung abzuhalten zum Zweck der Erörterung über einen Antrag, welcher dahin geht, den Antrag Kloß un- verzüglih vor den Senat zu bringen. Jn der zweiten Sihung wurde dieser Antrag angenommen.
Die Pariser Blätter melden aus Montceau-les-Mines, daß dort im Auftrage des Staatsanwalts zwei aus St. Etienne angekommene Kisten mit Gewehren beshlagnahmt worden es Anläßlich dieser Maßnahme habe ein Führer der Aus- tändigen einem Berichterstatter erklärt, daß die ausständigen Bergarbeiter nahezu 3000 Gewehre besäßen.
Rußland.
,_ Die „Finlandskaia Gaseta“ vom 21. Februar veröffentlicht, wie dem „W. T. B.“ aus Helsingfors gemeldet wird, Einzelheiten über eine ganze Reihe von Demonstrationen,
E ale am 18. Februar, dem Ja
rata der Veröffentlihung des Kaiserlichen Manifestes an den finländishen Senat, in elsingfors stattgefunden haben. Auf einer Straße sei ein Stück shwarzer Leinwand mit den Namen derjenigen Senatoren ausgehängt worden, welche für die Proklamierung des Manifestes gestimmt hätten. Abends seien vor den nah der Straße gehenden Fenstern der von Finländern bewohnten fi das \{chwarze Vorhänge heruntergelassen, und in den Zimmern
ei das Licht ausgelösht worden. Am Denkmal des Kaisers exander II. sei von einer Damendeputation ein Trauerband
f niedergelegt worden. Gruppen junger Leute hätten russische
Ladenbesißer gezwungen, das Licht in den Läden auszulöschen, und seien mit Gewalt in sinishe Häuser eingedrungen, um dort das Licht auszulöschen, andere hätten eine Kaßenmusik vor den Wohnungen einiger Senatoren, denen Drohbriefe mit der Unterschrift des „Geheimen Patriotishen Verbandes“ gesandt worden seien, veranstaltet. Eine Adresse mit den Unterschriften von 850 Damen der Stadt Helsingfors sei dem Vizepräsidenten des Senates überreiht worten, in welcher gegen die Ueber- führung der Akten des finishen Staatssekretariats nach Sti. Petersburg Einspruch erhoben werde.
Amerika.
Die Londoner Blätter melden aus Washington: Auf Verlangen des Schaßsekretärs Gage habe das Staats- departement eine im versöhnlichen Tone gehaltene Note an Rußland entworfen. Jn derselben werde erklärt, der Aus- gleihszoll auf Zucker sei lediglih eine zeitweilige Maßregel, und die russishe Regierung ends Repressivmaßregeln zu unterlassen, bis die Gerichtshöfe die in Frage kommende Geseß- interpretation vorgenommen haben würden.
Asien.
Wie das „Reuter she Bureau“ aus Peking vom 21. d. M. meldet, hat die Uebergabe der Bahn nah Schan-hai- kwan an die Engländer an dem genannten Tage begonnen und wird bis zum 28. d. M. vollzogen sein. Es sei vor- gesehen, daß die Bahn während der ganzen Dauer der Occu- pation von Tschili unter britischer Oberaufsicht bleiben solle, selbst wenn die britischen Militärbehörden die Linie der Zivil- verwaltung übergäben. Wenn zwischen den vorläufigen Direk: {oren, von denen einer ein Deutscher und ein anderer ein Japaner sei, ein Streit über militärishe Dinge entstehen Jollte, so ständen die endgültigen Entscheidungen dem deutschen Armee-Hauptquartier zu. Oa O
Die „Morning Post“ meldet: Aus dem Distrikt ö sli ch von Peking im japanischen Kontrolgebiete würden Räubereien gemeldet. Der Feldmarschall Graf von Waldersee habe die Japaner angewiesen, denselben Einhalt zu thun. Infolge dessen sei eine japanishe Truppenabtheilung dorthin abmarschiert. i i E
Demselben Blatt wird ferner berichtet, Li-Hung- Tschang habe erklärt, daß die Bestrafung des Prinzen Tf wang und Yü -hsien's in Uebereinstimmung mit den Forderungen der Gesandten vollzogen worden sei.
Afrika. :
Der „Daily Telegraph“ meldet aus De Aar: Durch das Fallen des Oranje-Flusses, der Hoaiiee agt ues habe, sei es den in die Kapkolonie eingedrungenen Buren ermöglicht worden, den Fluß zu überschreiten und in den Oranje-Freistaat urückzukehren. Doch würden de Wet und Froneman bei Need Drift von dem General Knox und den anderen britishen Führern hart bedrängt und suchten nah Griqua- town und Prieska abzurücken.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sans des Hauses der Abgeordneten befindet fich in der Ersten Beilage.
— Jn der heutigen (34.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen beiwohnte, stand zur Berathung der Etat der L END TAED E Lw T tung in Verbindung mit dem Bericht über die Verhandlungen Ves Landes - Eisenbahn-
raths im Jahre 1900, dem Bericht über die p Le des
Vetriebes der vereinigten preußishen und hessishen Staats- eisenbahnen im Rechnungsjahre 1899, dem Baubericht der Eisenbahnverwaltung für den Zeitraum vom 1. Oktober 1899 bis dahin 1900 und dem Rechenschaftsberiht über die Ver- wendung der extraordinären Dispositionsfonds dieser Ver- waltung für 1899.
Bei dem Titel „Einnahmen aus dem Personen- und Gepäck- und aus dem Güterverkehr“ (391 175 000 bezw. 959 015 000 M, 21525000 bezw. 58055000 M mehr als im vorigen Etat) theilte der Abg. Noelle (nl.) die Ergebnisse der Verhandlungen der Budgetkommission über die Maßregeln zur Vermeidung von Betriebsunfällen, über die Reform der Personen- und Gütertarife u. \#. w. mit.
An der Debatte betheiligten sih sodann bis zum Schluß des Blattes der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen, die Abgg. Dr. Sattler (nl.) und Saenger (fr. Volksp.).
Kunst und Wissenschaft.
, Der ordentliche Professor der klassishen Philologie an der hiesigen Friedrich Wilhelms-UÜniversität Dr. Emil Hübner is am Donners- tag gestorben. Er war am 7. Juli 1834 als Sohn des Malers Julius Hübner zu Düsseldorf geboren, \tudierte in Berlin und Bonu und machte dann Studienreisen nah Italien und Frankrei sowie in den Jahren 1860 und 1861 im Auftrage der Berliner Akademie der Wissenschäften nah Spanien und Portugal. Als Früchte dieser in den Jáhren 1881, 1886 und 1889 wiederholten Reisen erschienen: „Die antiken Bildwerke in Madrid nebst einem Anhange, enthalténd die übrigen antifen Bildwerke in Spanien und Portugal“ (Berlin R der zweite Band des „Corpus inscriptionum latinarum“ (die „Inscriptiones Hispaniae latinae“, ebenda 1869; Supplementband 1892) und die „lnscriptionos Hispaniae christianae“ (ebenda 1871). Jn den Jahren 1866 und 1867 bereiste er fir das gleiche wissenschaftliche Unternehmen England, Schottland und
rland. Hie Ergebnisse dieser Reisen sind niedergelegt im 7. Band
Corpus inscriptionum latinarum“ (den „Tnscriptiones Britanniae latinae“, Berlin 1873) und in den „lInscriptiones Britanniae christianae“ (Berlin 1876). Im Jahre 1859 habilitierte er sih an der hiesigen Universität mit der Schrift „1e senat1us [gdglique Romani aectis“ (Leipzig 1859), wurde im Jahre
3 außerordentliher und im Jahre. 1870 ordentlicher Professor der kla ischen hilologie. üßer weiteren, als Ergänzung der großen lateinishen Inschriftenwerke dienenden Arbeiten veröffent- lite er noch werthvolle riften über die Geschichte und Ency- clopädie der klassischen Philologie und über grichische Syntax. Von
(Leipzig, F. A. Brockhaus;
1866 bis 1881 redigierte er ferner die Zeitschrift für klassishe Philo- logie „Hermes“; in den Jahren 1868 bis 1873 gab er als Sekretär der Archäologischen Gesellschaft in Berlin auch die „Archäologische Zeitung“ heraus.
Bei der in Florenz am 27. Januar veranstalteten Gedächtniß- feier zu Ehren Arnold Böcklin's, der am 16. Januar in seiner Villa bei Fiesole starb, hielt der Direktor des dortigen Kunsthistori- schen Instituts, Professor Dr. Heinrih Brockhaus eine Nede, die soeben unter dem - Titel „Arnold Böklin“ veröffentliht worden ift Pr. 60 _„Z). Sie schildert das Werden und Wirken des Meisters, besonders fscine Auffassung der Landschafts- malerei, und wird“ alle Verehrer Böcklin's und seiner Kunst interessieren.
Verdingungen im Auslande.
Norwegen. /
Staatsbahnen, Christiania: 1) 13. März, 7 Uhr Nachm. Lieferung von Zungenschienen und Kreuzungsspißen. 2) 20. März, 7 Uhr Ab Lieferung von 476 Achsen mit Rädern, 200 Nadbandagen. Angebote mit der Aufschrift zu 1: „Tuangeskinner og Krossingspidse“, zu 2: „Vjul“ werden im Erpeditionsbureau der Eisenbahnverwaltung, Jernbanetorvet 8/9, Christiania, entgegengenommen. Zeichnungen und Bedingungen im Bureau des Bahndirektors ebenda.
Theater und Musik.
Theater des Westens. / Das französische Operetten-Cnsemble brachte gestern als dritte Gabe „Le pompier de service“, Vaudeville-Operette in drei Akten von V, de Cottens und P. Gavault, Musik von L. Varney, zur Aufführung: - ein Stücklein, das nur eine lustige Abendunterhaltung bieten will. Der Aberglaube franzö- sisher Schauspielerinnen, daß ein Kuß des dienstthuenden Feuer- ebra am Sylvester-Abend ihnen Glück für das kommende Jahr - bringen werde, bildet den Ausgangspunkt der wie ein toller Fastnachts{erz durcheinanderwirbelnden Handlung, deren Verwickelungen dadvrh entstehen, daß Herr Oscar von Parchemin sich als Feuerwehrmann verkleidet, um infolge einer Wette der \chônen Fanny Bodard vom Variété-Theater den Sylvesterkuß ab- zulisten, während er „andererseits dadur bei seiner Gattin Fabienne in den Verdacht der Untreue kommt. Zum Schluß klären fih natürlich alle Mißverständnisse in versöhnlichem Sinne auf. Jm Mittelpunkt der flotten Darstellung stand Mlle. Méaly in der Doppelrolle der Fanny Bodard und dér P UnG deren Charaktere sie unterschiedlich zu zeichnen verstand, wobei sie doch in beiden Aufgaben gleiche Anmuth in Gesang und: Spiel entwickelte. Jn ersterer Hinsicht bot sie eine besonders anerkennenswerthe Leistung und brachte die gefällige Musik Varney's, des hier dur die Auf- führung der „Kleinen Lämmer“ seiner Zeit vortheilhaft bekannt ge- wordenen Komponisten, zu voller Geltung. Neben ihr zeichneten si Mlle. Lacombe in der Rolle eines munteren Pagen und Herr Boursier als Feuerwehrmann aus, aber “ au die Damen Nenée, Magali, Bellot, Doré Landrin, Moret, rad, Andrès und Fauxemont waren mit Erfolg im usammenspiel thätig. Den Abend hatte ein harmloses einaktiges Lustspiel von Verconsin, „En wagon“ betitelt, eröffnet, in welchem die Angst einer Dame geschildert wird, die auf der Neise genöthigt ist, ein Wagenabtheil zu besteigen, in welchem außer ihr nur ein Herr sißt, den sie nah dem in der Zeitung gelesenen Signalement irrthümlih für einen s\teckbrieflich verfolgten Mörder hält. Herr Samary und Mme. Doré spielten diese dramatische Kleinigkeit in natürlichem und fesselndem Plauderton.
und die Herren
Im Königlichen Opernhause wird morgen Verdi?'s Oper „Der Troubadour“ in der bckannten Beseßung gegeben. Den Schluß bildet das Ballet „Vergißmeinnicht“. — Am Montag geht Meyerbeer's Oper „Die Afrikanerin" in Scene.
Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Eduard Aly's Bühnenspiel „Die römishe Sonne“ zum ersten Male wieder- holt. — Am Montag gelangt zur Erinnerung an die erste Auf- führung vor 100 Jahren Goecthe's Trauerspiel „Egmont“ mit der Musik von Beethoven zur Aufführung.
Im Neuen Königlichen Opern-Theater geht morgen zu ermäßigten Preisen „Der wilde Reutlingen“ in Scene.
Im Deutschen Theater wird „Rosenmontag“ außer morgen Abend noch am Mittwoch und Freitag nächster Woche wiederholt: am Montag kommt „Nora“ zur Aufführung. Am Dienstag geht Max Dreyer's neuestes Schauspiel „Der Sieger“ zum ersten Mal in Scene und wird am Donnerstag, Sonnabcnd und nächst- folgenden Sonntag Abend wiederholt. Als Nachmittagsvorstellung ist qür morgen „Der Biberpelz", für nächstfolgenden Sonntag „Der Probekandidat“ angeseßt.
Im Berliner Theater wird „Ueber unsgre Kraft“, 1. Theil, am‘Montag und Sonnabend, „Ueber unsere Kraft“, IT. Theil, morgen Abend, sowie am Dienstag, Mittwoch, Freitag (25. Abonnements- Vorstellung) und nächsten Sonntag Abend gegeben werden. Am Donners- tag wird das Lustspiel „Die beiden Leonoren“ wiederholt. Am Sonn- abend Nachmittag findet die zweite Aufführung der zweiten Serie der Sondervorstellungen statt. Zur Darstellung gelangen „Die lustigen Weiber von Windsor“, Lustspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare, überseßt und bearbeitet von Alfred Halm. Morgen Nachmittag werden „Die strengen Herren“, nächsten Sonntag Nachmittag „Die Räuber“ gegeben.
Im Schiller-Theater wird morgen Nachmittag Schnitler's Schauspiel „Freiwild“, Abends das Lustspiel „Der Herr Senator“ gegeben. Am Montag findet die ‘erste Aufführung des Schauspiels „Der Retter“ statt. Am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend wird dieses neue dramatische Werk von Carlot Gottfrid Reuling, am Mittwoch und Freitag Ibsen's Schauspiel „Rosmersholm“ wiederholt. — Im Bürgersaal des Rathhauses findet morgen - cin „Hebbel-Abend“ statt.
Im Theater des Westens gelangt morgen Nachmittag zu halben Preisen die Oper „Der Barbier von Sevilla“ zur Aufführung. Am Sonntag Abend setzt das Pariser Opcretten-Ensemble sein Gast- spiel in „Mam'’zelle Nitouche“ fort, die am Dienstag zur Wieder- holung gelangt. Am Montag wird „Madame Méphisto“ und am Mittwoch als Abschieds-Vorstellung „La Demoiselle de chez Maxim“ gegeben. Am Donnerstag geht „Der Barbier von Sevilla“, am ¿Freitag „Martha“ und am Sonnabend „Der Troubadour“ in Scene.
Im Lessing-Theater wird Frau Agnes Sorma in der fommenden Woche am Montag als Nora in Ibsen's gleihnamigem Schauspiel, morgen sowie am Mittwoh, Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag als Giuditta in Ludwig Fulda's Lustspiel „Die Zwillingsshwester“ auftreten. Am Dienstag und Freitag geht „Flachsmann als Erzieher“ und morgen Nachmittag zu ermäßigten Preisen „Wie die Blätter" in Scene. t i
Im Neuen Theater finden morgen sowie am Mittwoch, Sonnabend und nächsten Sonntag Abend Wiederholungen ‘des Schau- spiels „Gekaufte Liebe“ statt. Am Dienstag gcht „Die Liebesprobe“ in Scene. Am Donnerstag und Freitag gelangt alsdann das fünf- aktige Drama „Die Sirtina“ von Henriette Clara von Foerster mit Frau Gr VAvenvery und Fräulein von Mayburg als Gästen zur
arstellung.
Im edition z T lndat ex geht morgen Nachmittag „Jugend“ in Scene. Morgen Abend sowie am Montag- und Dienstag wird der Schwank „Frauen von heute“ gegeben. Am Mittwoch findet die Première der Novität „Leontinen's Eheinänner“ statt, welcher der Eitutter „Teremtete“ voraufgeht. Dieselbe Vorstellung wird am Donnerstag und an den folgenden Tagen wiederholt.
Im Belle-Alliance-Theater bringt das Gastspiel der Sezessionsbühne von heute bis cins{ließlich Mittwoh „Der Leibalte“. Am Donnerstag findet die Erstaufführung von „Käthe Wandel" statt,
dazu wird „Boubouroche“ gegeben.
Im Central-Theater findet morgen Nahmittag bei halben reisen eine Pes von Zeller’'s Operette „Der Vogelhändler“ tatt. Abends gelangt . „Die Geisha“ zur Darstellung. Die Première der O Novität „San Toy“ ist für Sonnabend, den 2. März, angeseßt. q n Thalia-Theater wird auch in der nächsten“ Woche die Ausftattungsposse „Amor von heute“, welhe demnächst das Jubiläum der 100. Aufführung begeht, allabendlih in Scene gehen. Die Konzert-Direktion Hermann Wolf kündigt für die nächste Woche folgende Konzerte an: Sonntag: Saal Bechstein (Mittags 12 Uhr): Il. Konzert von Maria Avani (Klavier). — Montag: Saal Bechstein : T1. Konzert von Alfred Shmidt-Badekow (Klavier), Mitw.: Kal. Konzertmeister Bernhard Dessau (Viol.); Sing-Akademie: Konzert zum Besten der „Errichtung einer Bismarck- Säule“ gegeben von der „Akademischen Liedertafel“, Dirigent: Adolf Schulze, Mitw.- Kgl. Kammersängerin Ida Hiedler, Herr Opern- sänger Bischoff (Bariton). ‘— Dienstag: Saal Bechstein: Konzert von Heinrich Scheden (Tenor) unter Mitwirkung von Frau Professor Käthe Feßler (Deklamation); Beethoven - Saal: V. (leßter) historisher Klavier-Abend von Edouard Nisler. — Mittwoch, Saal Bechstein: Konzert des „Frankfurter Trio“ : James Kwast (Klavier), Adolf Nebner (Violine), Johannes Hegar (Violon- cello); Beethoven -Saal: Schumann - Lieder - Abend von Sovbie Schröter; Sing-Akademie: Konzert von Otto Hegner (Klavier), Mitw.: Königlicher Kammervirtuos D. Schubert (Klarinette). — Donnerstag, Philharmonie: Konzert des „Berliner Lehrer-Gesang- vereins“ (Leiter: Professor Felir Schmidt), Mitw.: Frau Strauß de Ahna; Saal Bechstein: Konzert von Luise Pinoff (Gesang), Mitw. : Gertrude King (Klavier); Beethoven-Saal: Klavier-Abend von Mark Hambourg. — Freitag, Philbärmonie: Lieder- und Balladen- Abend von Eugen Gura; Saal Bechstein: Konzert von Paula Meyer (Ges), Mitw.: Gennaro Fabozzi (Klav ); Sing-Akademie: Klavier- Abend von Stella Newmark. — Sonnabend: Saal Bedchitein : TT. (leßter) Quartett-Abend der Herren Gustav Holländer, Willy Nicking, Walter Nampelmann und Heinrich Kiefer, Mitw.: Felix Drevyschock (Klavier); Beethoven-Saal : Einziger Klavier-Abend von Clotilde Kleeberg; Sing- Akademie: Konzert des Weinbaum'schen Männerhors (Dirigent: Alexander Weinbaum) mit dem Phil- harmonishen Orchester, Mitw.: Vera Goldberg (Sopran), Arthur van Eweyk (Bariton), Jssay Barmas (Violine).
Mannigfaltiges. Berlin, den 23. Februar 1901.
Folgender Aufruf geht der Redaktion zur Veröffentlichung zu
In Mailand hat sih unter dem Vorsiß des dortigen Bürgers meisters Mussi ein Comité gebildet, um Giusepve Verdi ein Denkmal zu errichten. : 5
Mailand fühlt sich mit dem ganzen Leben des Meisters innigst verbunden. Dort vollendete er seine musikalishen Studien, vom Scala-Theater breitete sih sein Nuhm aus, dieser Bühne vertraute er das Schicksal seiner leßten Meisterwerke an; in Mailand, und zwar in der Kapelle des Asyls für arme Musiker, das er auf eigene Kosten hat errichten laffen, werden seiner Ae Verfügung gemäß seine Gebeine auf immer ruhen. Jedoch erkannte das Comité, dem u. A. der Herzog Vis8conti di Modrone, Arrigo Boito, Graf Pull, Giulio Nicordi und Edoardo Sonzoguo angehören, daß Mailand nicht das Recht hat, Giuseppe Verdi als nur Jtalien angehörend zu betrachten. Verdi gehört der ganzen Welt! In richtiger Würdigung der Welt-- bedeutung des Meisters hat das Mailänder Comité bes{chlofsen, einen Aufruf an alle Nationen zur Betheiligung an der Errichtung des Denkmals ergehen zu lassen, und auch in Deutschland die Bildung eines Comités angeregt, das Beiträge entgegennehmen und musi- falishe Aufführungen zum Besten des Denkmalfonds ver-
anstalten wird.
Das unterzeichnete Deutshe Comité eröffnet hiermit eine Sammlung zu diesem Zwecke. Ein Jeder, der sich an den un- vergänglichen Schöpfungen des Meisters erfreut, wird sich gewiß gern, und fet es auch mit der bescheidensten Gabe, an diefem Liebeswerke betheiligen. Beiträge, über die seiner Zeit öffentlih quittiert werden wird, nehmen die Comité-Mitglieder und die Kasse der Hof - Musi- kalienhandlung von Bote u. Bock, Berlin, Leipziger Straße 37, ent-
gegen. Das Deutsche Comité zur Errichtung eines Denkmals für Giuseppe Verdi: Vorsitzender: Graf von Hochberg, General - Jntendant der Königlichen Schauspiele in Berlin : stellvertretender Vorsißender und Schriftführer: Eugenio von Pirani. Schatzmeister : Kommerzienrath Hugo B o.
Der Mag istrat führte in seiner gestrigen Sitzung die Be rathung des Stadthaushalts-Etats für das Jahr 1901/1902 zu Ende. Die Gesammtausgaben belaufen sich nach der vom Kämmerer Maaß: gegebenen Uebersiht auf 114045 673 L, und es betragen, abgesehen von den eingehenden Steuern, die Gesammteinnahmen 46 943 010 A, sodaß 67 102 663 Æ dur Steuern zu decken sind. Die in den Steuer-Etat eingestellten Gesammtbeträge, nah den bisherigen Zu- s{lagsprozenten berehnet, ergeben jedoch nur 62704100 M, so- daß ein Fehlbetrag von 4398563 „# vorhanden sein würde. Die befürchtete Mindereinnahnie aus den s\tädtishen Gaswerken, ferner der größere Aufwand für die Armenpflege sowie die Ansprüche des Bau-Etats haben den Gesammt-Etat wesentlih beeinflußt. Um nun an den Steuerzuschlägen in der bisherigen Höbe festhalten zu können, beschloß der Magistrat, den Fehlbetrag dur Abstriche an den Ausgaben, namentli im Bau-Etat , einanbeingen. Für die Ge- meindeeinkommensteuer bleibt demnach der bisherige Zuschlag von 100 9/%% zur Staatseinkommensteuer bestehen.
Der Deutsche Seefischerei-Verein hielt gestern Abend im Abgeordnetenhause unter dem Vorsitz des Präsidenten Herwig-Hannover seine Generalversammlung ab, der Vertreter aus allen Theilen der deutschen Seeküste von Memel bis Emden beiwohnten. Wie der Vor sißende mittheilen fkounte, hat der Verein im leßten Jahre L970 6. vereinnahmt, darunter 41500 {Æ an Zuwendungen von Staats und NMNeichsbehörden, von denen das Reichs Marineamt den Korvetten - Kapitän Geßler zur Gencral- versammlung abgeordnet. hatte. Ausgegeben wurden 50410 A Den Bericht über die umfangreiche Thätigkeit des Vereins erstattete der General-Sekrctär Professor Dr. Henking-Hannover. Der Verein bat namentlich den Fischershulen seine Aufmerksamkeit gewidmet. Unter rit für Fischer hat bisher an der Nordsee in 6, an der Ostsee in 10 Orten stattgefunden, neu ins Leben gerufen sind die Schulen in Geestemünde, Dievenow und Orster- nothhafen. Saumariterkurse sind bisher an der Nordsee in 6, an der Ostsee in 32 Orten abgehalten, im letzten Jahre an je zwei Orten der Nordsee- und der Ostsceküste. An Hinterbliebene von Fischern sind auch im vergangenen Jahre Unterstüßungen gewährt worden. Die vom Verein angeregten und geförderten Versicherungs- kassen, 6 an der Nordsee, 11 an der Ostsee, haben gut funktioniert ; neu hinzugekommen ist eine Kasse, eine weitere in Dievenow ist in Vorbereitung. Ein Theil der Versicherungskassen hat si zu einem Verbande zus)ammenges{hlossen. Versuche wurden mit Petroleum- motoren für Netbetriebe auf Fischerfahrzeugen angestellt. In mehreren Fällen wurden Buttnèye gegeben und an der hinterpommerschen Küste, wo bisher der Sprottenfang fo gut wie unbekannt war, mit günsti ein Erfolge Versuche der Fischerei auf Sprotten gemaht. Auch im Stralsunder Bezirk wurde der Sprottenfang anzuregen gesucht. Unter- stützung wurde ferner Eishäusern gewährt, die fich bereitfanden, den Fischern Eis zu tigen Meeren zu liefern. Der Garneelen- Fischereigenosjenschaft Neuharlingersiel wurde ‘eine Beihilfe zur Beschaffung von Apparaten für Garneelenkonservierung bewilligt. Auh die Anlage von Fischräuchereien wurde durch Unterstützungen ermöglicht. Üngereat wurde die ausgiebigere Verwendung von Räucherfishen in Ge=-
fängnissen und Militärmenagen. Betheiligt war der Verein bei
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