1901 / 49 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Feb 1901 18:00:01 GMT) scan diff

R En L S ie eti C E r O

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die Vertreter der cinzelnen interessierten Wirthschaftszweige und Orte sich melden fönnen und fih auch in sehr reihliher Weise melden, und dort wird von seiten des Bezirkseisenbahnraths eine Begutachtung der Staatsregierung gegeben und dann \chließlich alfo das Fahrplanprojekt festgestellt. Nun sind wir seit Jahren bemüht, den Fahrplan nicht bloß auf den Hauptlinien, sondern auch auf den Nebenlinien thunlichst, zu entwickeln, weil wir überzeugt sind, daß der Personenverkehr zwar manhmal nicht sehr viel einbringt, daß er aber doch schließlich) ein nothwendiger Hebel auch zur Entwielung des Güterverkehrs ist. (Sehr richtig! links.)

Nun kann aber nicht alles auf einmal geschehen; es muß eine gewisse Aufeinanderfolge der verschiedenen Verbesserungen ein- treten. Für den nächsten Sommerfahrplan, vom 1. Mai ab, haben wir hier {hon eine ganze Reihe von neuen großen Schnellzügen vorgesehen es sind sieben. Auf einer noch größeren Anzahl von Strecken sind Vermehrungen des Lokalverkehr-Perfonen- zugfahrplans vorgesehen; unter anderen ist auch ein Zug vorgesehen, den der Abg. von Brockhausen dringend gewünscht hat zum Anschluß von Berlin nah Stettin an die englishe Post. Dieser Ans{luß ift {hon im Sommer an gewissen Tagen bisher gegeben worden, wie der Herr Abg. von Brockhausen, wenn ih ihn rihtig verstanden habe, auch bereits angeführt hat; das ist mit dem sogenannten Kolberger Badezug. Diesen Zug werden wir künftig jeden Tag fahren. Hiermit ist auch diefer Wunsch erledigt.

Ich bin aber auch durchaus nicht entgegen, den Fahrplan Berlin— Stettin nohmals genau zu prüfen, ob vielleiht da irgend welche Ver- änderungen vorgenommen werden können. Nur das Eine möchte ih bemerken: von den gegenwärtigen Zügen können wir feinen entbehren oder verlegen, ohne die dringendsten Interessen anderer Leute zu verletzen, namentlich der Ortschaften, die zwishen Berlin und Stettin liegen. (8 würde sich also vorausfihtlich nur darum handeln, ein neues Schnellzugspaar einzulegen, womöglich nah dem Wunsche und dem Vorschlage des Herrn Abg. Brockhausen.

Ich bin auch gern bereit, die Eisenbabn-Direktion Stettin auf- zufordern, dieserhalb fich nochmals mit den Interessenten zu benehmen und weitere Vorschläge mir zu unterbreiten. Jch bemerke nur: es sind jeßt hon vier Schnellzüge in jeder Richtung zwischen Berlin und Stettin vorhanden oder werden vom 1. Mai ab vorhanden sein, wenn der Kolberger Zug alle Tage fährt. Jch gebe aber andererseits zu, daß drei von ihnen dicht aufeinander gedrängt sind, und daß lange Zwischenpausen entstehen, wo man genöthigt ist, mit den Personen- zügen zu fahren. Ii Reli dieses Unisiandes Ut bereits dem Personenzug auf der Berlin - Stettiner Route eine ganz ausnahmsweise große Grundgeschwindigkeit gegeben worden. Wenn Sie den Fahrplan nachsehen, werden Sie finden, daß die Differenzen zwischen Personen- und Schnellzügen auf dieser Strecke verhältnißmäßig nicht sehr groß sind: aber ih kann es jedem Reisenden nachempfinden, daß es ibn nicht gerade erfreulich be- rührt, wenn er auf jeder Station und deren giebt es zwischen Berlin und Stettin sehr viele und auch fehr viele kleine balten muß. Das ist nicht angenchm. Jch hoffe mit dem Herrn Abg. von Brockhausen, daß der Zustand sih verbessern wird.

Abg. Macco (ul.) wünscht bessere Eisenbahnverbindungen im Siegkreise und verbreitet sich sodann über die Notbwendigkeit einer Reform der Personentarife, die gerade jeßt angesichts der günstigen Finanzlage leiht durchzuführen fei. In der Kommission sei mit Necht die Frage aufgeworfen worden, ob der Oberbau den künftigen Anforderungen genügen werde. In der Kommission seien zwar be- rubigende Erklärungen abgegeben, aber es sei doch zu wünschen, daß mit der Verstärkung des Oberbaues schneller vorwärts gegangen würde

als in den leßten Jahren. Unter den Beamten herrsche eine begreifliche

Bitterkeit darüber, daß die Theuerungszulagen nicht richtig vertheilt worden seien, daß sie an weniger theuren Orten gewährt würden, an anderen, theureren jedo nicht. Die böberen Baubeamten seien \{leckchter* gestellt als die juristishen Verwaltungsbeamten. Die von der Eisenbahnverwaltung übernommenen Affessoren würden nur ein Jahr lang in dem ch{chwierigen, weitverzweigten Bètriebe vor gebildet. Es scheine ein Vorzug der Jurisprudenz zu sein, daß die Herren in ganz furzer das alles lernen fêönnten. Es follten aber an die böberen Verwaltungsbeamten dieselben Anforderungen gestellt

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bindungen. In der Pecrsonentariffrage ist man unserem

im vorigen Sommer wiederum nicht vom Fleck gekommen. Es ia adtum der Erwagungen überwunden und zu

m. Der Minister weist auf die Sc{bwierig

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daß Süddeutschland keine vierte Wagen

C dürfte einer einheitlihen Tarifreformn

niht im Wege Wenn Süddeutschland die 4. Klasse nicht infübren will, sollte der Fahrpreis der 3. Klasse auf die Höbe des Preises der 4. Klasse herabgesetzt werden, dann würde \ich cine Vereinbarung erzielen lassen. Wenn der Minister den Durch schnittsfsa der Personenfahrprcise nur auf 2,65 \\ für den Personen tilometer berechnet, während er in anderen Staaten 2,75 «F betrage, jo ift der Durchschnittssat nicht maßgebend. Wenn die-tbeuere höhere Klasse schr wenig benußt wird, kommt eben ein niedriger Durh-

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schnittésa beraus. Dazu kommt, daf in dem Dur{(\{nitts\sat alle Aus

nahmetarife, Vororttarife, Monatsfarten, Arbeiterwochenkarten u. \. w. mit eingerechnet sind. Für den Reisenden ist der Durhschnittssaß nur ein idealer, der auf dem Papier steht. Wir müssen ebenso mit Ver- billigung des Verkehrs vorgehen wie andere Staaten, wir müssen auch die zehntägigen Rückfahrkarter einführen. Es ist ein fonderbarer Standpunkt für einen Verkehrs-Minister, wenn gesagt wird, daß {hon zu viel gereist werde. Dann könnte man sich überhaupt gegen jeden Fortschritt aussprechen. Eine Erleichterung des Verkehrs verschafft auch vermehrte Einnahmen, der Staat wird dabei nicht shlecht fahren. Der Minister wies im vorigen Jahre auf den Rückgang der Ein- nahmen in Dänemark infolge der Vermehrung der Ausgaben bei der Tarifermäßigung hin. Die Vermehrung der Ausgaben is aber nah dem Geschäftsberiht der dänishen Verwaltung niht auf Ausgaben zurückzuführen, welche mit dem Perfonenverkehr in Verbindung stehen. Ich möchte dem Herrn Minister zurufen: Etwas mehr Dampf!

Abg. Busch (kons.) wünscht eine häufigere Verbindung zwischen Berlin und Küstrin, namentlich durch Einlegung eines neuen Zuges, der zwischen 10 und 11 Uhr Abends von Küstrin abginge. Des Sonn- tags seien die Wagen überfüllt. Am 18. August seien in einem Zuge vom Bahnhof Friedrihstraße aus in ein Coupé zweiter Klasse mit fünf Sißpläten neun I hineingestopft worden. Dabei sei auf dem Schlesishen Bahnhof immer genügendes rollendes Material vorhanden. / A :

Abg. Trimborn (Zentr.) wünscht, daß die „Käfige“, in denen sich die Bahnsteigschaffner stundenlang aufhalten müßten, geheizt würden, und {lägt Verbesserungen der Bahnhofsverhältnisse in Köln- Deuß vor. Der Zentralbahnhof in Köln, der viel zu klein fei, solle für den Durchgangsverkehr bestimmt und der Bahnhof in Deuß zum Zentralbahnhof gemacht werden. Das rechtsrheinische Köln sei in den leßten 10 Jahren von der Eisenbahnverwaltung vernachlässigt worden.

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Minister der öffentlihen Arbeiten von Thielen:

Meine Herren! Die Staats-Eisenbahnverwaltung empfindet das Bedürfniß nah ciner Aenderung der Bahnverhältnisse in Köln, und zwar links- und rehtsrheinisch, nicht minder wie der Herr Vorredner und mit ihm die ganze Bevölkerung von Köln selbst. Dem Herrn Vorredner und den Kölnern sind aber auh die Schwierigkeiten be- fannt, welche sih einer Umgestaltung der dortigen Verhältnisse ent- gegenstellen. Es sind bekanntlich schon eine Reihe von Projekten aus- gearbeitet worden, um die Umgestaltung nach jeder Nichtung hin für die Verwaltung sowohl als für Köln in befriedigender Weise vollziehen zu können. Diese Umgestaltung hat aber nach den Plänen, die ursprünglih von der Eisenbahnverwaltung aufgestellt worden sind, niht den Beifall von Köln gefunden, und zwar aus den Gründen, die der Herr Abg. Trimborn Jbnen bereits dargelegt hat. Mit et kfölnishem Patriotismus hat er erklärt: in der ganzen Welt erxistiert fein Nhein-Panorama wie in Köln und das darf nicht verunziert werden! Ich kann ihm dies auch nachfüblen, denn ich bin selbst vier- zehn Jahre lang Kölner Bürger gewesen, bin manGmal auf der be- fannten Schiffbrücke des Abends spazieren gegangen und habe mich an diesem Panorama erfreut. Aber, meine Herren, es sind doch auh noch ganz andere und zwar sehr viel s{chwerer wiegende Gründe, die cine Aenderung der Verhältnisse dort erfordern. Jch fann vom Standpunkt der Staats-Eisenbahnverwaltung nur anführen, daß die Verkehre so außerordentlich gewachsen sind, daß die jeßigen Anlagen auf lange Zeit nicht mehr dafür ausreichend sein werden.

Wir fönnen uns zwar nicht von der Unmöglichkeit überzeugen, daß Köln eine zweite stehende Brücke unter Beibehaltung des Schiff- brückenbahnhefs bauen könnte. Nach den Plänen, die wir eingesehen haben, würde es au möglich sein, vielleiht unter einer Veränderung der Niveaulage der dortigen Geleise wohl eine zufriedenstellende Lösung der Frage herbeizuführen. Es mag nun aber sein, wie es will, jedenfalls ist auf der Grundlage des ersten Projekts eine Einigunç mit der Stadt nicht zu erzielen gewesen, und es ift infolge dessen ein zweites Projekt aufgestellt worden. Ih fann hier auf die

Frage des Herrn Abg. Trimborn erwidern: dieses zweite Projekt

würde allerdings eine Ausficht für die Beseitigung des Schiffbrüen- bahnhofs eröffnen. j

Ich kann ferner auf die zweite Frage antworten: wir werden in der nächsten Zeit in der Lage sein, mit dem Herrn Ober-Bürgermeister in vertraulihe Berathungen über dieses Projekt einzutreten. (Zuruf des Abg. Trimborn: Und die Stadtverordneten-Versammlung ?)

dieser wichtigen Frage fann ih wohl dié beiden weniger

gen Fragen, also die Frage der Bahnsteigschaffner und die Frage

zchntägigen Retourbillets übergehen. (Heiterkeit.)

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g.) befürwortet die Ausdehnung des Eisen es in der Provinz Posen. Mit der Bibliothek und dem in der Stadt Posen allein könne die Provinz nicht gehoben zumal die Eisenbabhnverbindungen nach der Provinzialhaupt

mangelbas\t seien. Die t Samter habe keine direkte Ve

1g mit Posen. Dasselbe gelte a1

e au für Birnbaum, Schwerin

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Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen:

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nto »Â A5 Mks Trnté koztokso Wun!che des Herrn Abg. Ernft beziehen 5 r Mot Von n der »Drovinz Posen und M tyr ol ry hn on erle der Bahnen

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eseß Posen fstief- it durh nihts gerechtfertigt, im Gegentheil.

L Í l s u Zusagen, die zwar nicht meinerseits, aber seitens des Staats

Ministeriums gemaht find zur wirthschaftlichen Hebung der Provinz Posen werden des Erfolges nicht ermangeln. Was die Entwickelung des

Verkehrs anbetrifft, so find zur Einfübrung am 1. Mai 1901 für die Provinz Posen geplant: erstens ein D-Zugpaar von Königs berg über Posen nach Breslau, zweitens an neuen Personenzug

verbindungen je ein Zugpaar Thorn—Bromberg, Ostrowo—Kemren,

M ay i 99 « 5 c T N y4y4 M ala Uer 8 Aas) F A Bentschen —Posen, Rothenburg Reppen, Posen—Wreschen, Jarot

\{in—Lissa, Birnbaum—Meseriß, Posen—Lissa. Sie fehen also, daß auch bezüglih des Betriebs für Posen recht viel seitens der Elsen- bahnverwaltung geschieht. Daß dabei nicht noch eine Reihe von Wünschen vorhanden find von kleinen Städten wie Samter, it sehr begreiflich; es giebt überhaupt feine Provinz im preußischen Staat in der nit eine Unzahl von Wünschen in Bezug auf den Eisenbahn. betrieb und Eisenbahnbau vorhanden sind. Jch meine daher, daß die Staatsregierung nicht bloß verspricht, sondern auch ausführt, und i werde meinestheils gern gerade für die wirthschaftliche Kräftigung der Provinz Posen jederzeit eintreten. räsident von Krö cher: Jch habe den Herrn Abg. Ernst ni

it als er für feinen Wahlkreis eue Bahnlinien u, weil er sich kurz faßte. Nachdem aber der Herr Minister soeben in seiner Nede ein Sekundärbahngeseß in Aussicht gestellt hat, mödte ih die künftigen Redner bitten, nicht auf neue Bahnen einzugehen,

“sondern ih auf Eisenbahnverbindungen zu beschränken.

Abg. Sieg (nl.) erwähnt, daß gestern der Zug von Eydtkuhnen in dem er gefahren sei, eine Stunde vor Berlin entgleist, dank der Sicherheit der D-Wagen aber nichts passiert sei. Sodann \ucht der Redner nachzuweisen, daß in Westpreußen die Eisenbahnyverhältnisse weit {limmer scien als in Posen, und daß deshalb Westhreußen in erster Linie berücksihtigt werden müsse. Zum Beweis bezieht sich der Redner auf einen Bericht der Thorner Handelskammer. Auf der Ostbahn sei es infolge des s{chlechten Materials eigentlich eine Strafe, zu fahren. Die Verbindungen mit Danzig seien mangelhaft; er müße von seiner Heimathstation erst nach Bromberg zurüksahren, um nah Danzig zu kommen. Der Redner wünscht ferner die Verbesserung der Bahnhofsverhältnisse in Graudenz und der Erpedition der Butter- transporte von Westpreußen auf der Ostbahn. Minister der öffentlihen Arbeiten von Thielen: Meine Herren, wer sollte noh widerstehen können bei der captatio benevolentiae, mit der Herr Abg. Sieg seine Ausführungen be- gonnen hat. Ich bin ihm sehr dankbar für das Zeugniß, das er den D-Wagen ausgestellt hat, und ich kann bestätigen, daß bei der starken Kälte, wo Schienenbrüche, Bandagenbrüche, Achsbrüche vorkommen, wir in den leßten Tagen drei solcher Fälle gehabt haben, wo infolge der widerstandsfähigen Konstruktion der D-Wagen eine Gefährdung der Reisenden nicht eingetreten ist. Jn vollem Laufe sind die Wagen aus dem Geleise herausgekommen, sie sind in kurzer Zeit zum Stehen gekommen und niemand ift verleßt worden. Was nun die Wünsche anbetrifft, so muß ih zunächst bemerken, daß die Besorgniß, es würde die Umwandlung der Städtebahn in eine Hauptbahn sechs Jahre dauern, absolut* unbegründet ist. Wir nehmen an, daß wir in zwei Jahren die ganze Umwandlung vornehmen können. Jn diesem Etat sind niht mehr als 500.000 gefordert, weil wir zunächst mit kleinen Veränderungen vorgehen müssen und in diesem Jahre niht mehr verbrauchen können. Die Hauptsache wird im nächsten Jahre geschehen, und wir werden in zwei Jahren voraus- \ichtlih mit der ganzen Sache fertig sein. Was nun die Klagen über die Verzögerung der Ausführung der übrigen fkonzessionierten Nebenbahnen seitens der Danziger Direktion anbetrifft, so haben wir zunächst zu berücksichtigen, daß gerade West- preußen eine ganze Reihe von Nebenbahnen bewilligt worden sind. Infolge dessen hat auch die Danziger Direktion die Hand sehr voll, und vielleiht hat sih dadurch die Ausführung einigermaßen verzögert. Aber ich bitte zweitens zu berücksihtigen, daß wir ja gerade von der landwirthschaftlihen Seite wiederholt in jedem Jahre aufgefordert worden sind, doch niht gleichzeitig so viel Bahnen in Bau- ausführung zu nebmen, dadurch würden den landwirthschaft- liden Betrieben die Arbeiter entzogen. (Hört! hört! bei den Freisinnigen.) Ob dies nun gerade bier zutrifft, kann ih natürli nicht beurtheilen; aber die Direktionen sind von mir, weil id anerkennen mußte, daß daraus sih möglicherweise für die Landwirthschaft erhebliche Uebelstände entwickeln könnten, angewiesen, darauf Nücksicht zu nehmen. Es haben aber bei der Verzögerung de: Ausführung der genannten Bahnen, also der Bahn Broddydamm- Eilau, Shlochau—Reinfeld, Shöneck—Czerwinsk und Kultn—Unislaw verschiedene Hindernisse vorgelegen. Die beiden ersten Linien Broddr- damm—Eilau und Schlochau—Reinfeld werden jeßt zur Bauaus führung gelangen. Die Linie Schöneck—Czerwinsk ist deshalb o lange verzögert worden, weil man nicht über die Unienführung seitens der Interessenten einig war. Dem Herrn Abg. Sicg wird das voll ständig bekannt fein; ih erinnere nur an den Namen Krange. Was nun scließlich die Linie Kulm—Unislaw anbetrifft, so ist die Danzige Direktion mit dem Unternehmer, wie man \o sagt, reingefallen. Der Unternehmer iît aber von allen Seiten gut beleumundet gewesen, so wird mir versichert, und es ift sebr zu bedauern, daß durch diesen Um- stand die Inangriffnahme der Bauten si einigermaßen verzögert hat Der Herr Abg. Sieg sowohl wie die betreffenden Interessenten mögen sih dessen versichert halten, daß die Fortseßung der Bauten und Beendigung derselben baldmöglichst erfolgen wird. Meinerseits besteht absolut kein Interesse daran, diefe Bahnbauten erheblich verzögern. Im Gegentheil, wenn wir niht andere Rücksichten }, die eben genannten, so müssen wir im baldmöglihste Ausführung und Vollendung nur wünschen.

Ließlih hat der Abg. Sieg noch cine Neibe Graudenzer Lokal

Meine Herren, die Stadt Graudenz wäre Wünsche und die Uebelstände, die sie beklagt, sofort inen, wenn fie sh nur entshlösse, neben der Ladestraf Was fie verlangt, ist, daßZwir die Ladestraÿ: Das würde aber eine derartige Ershwerniß d

edeuten, daß es faum ausführbar if. Was die Ladestraße anbetrifft, auf dem, wenn ih den richtig verstanden habe, innerhalb 24 Stunde errungen gezählt worden sind, und “jede Sperrung Minuten berechnet war, so habe ich mir in der rempel gemacht; dann fomml mal 25 Stunden gebabt bat vorkommen. lHeiterkeit.) Wab: die ganzen 24 Stunden oder ga! ahnübergang gesperrt worden ift. Es 1! dieses Ueberganges, der immerhin 1a muß, in Auéësicht genomme! Verhandlungen erinnerlih ift

Sraudenz nicht willens war C au hier entgegenzukommen- Ich. hoffe, daß, wenn nun dic idt Graudenz auch mit in den groß il Traktus der Umwandlung Stättebahnen in Vollbahnen hineu

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baupPt! V 5410s cky T5 a b - der Beziehung der @&ifenbahnt

Abg. Faltin (Zentr.) bedauert, daß die Wünsche der oberschlèsi- schen Bevölkerung von der Eisenbahnverwaltung nicht erfüllt würden. Im Kreise Fe tybnik hätten fih 21 Gutsbesißer zu einer Molkerei- genossenshaft zusammengeschlossen; dic Genos enschaft erleide aber große Verluste, weil * die Milch während des langen Trans- portes nach Schwientochlowiß infolge des Umweges über Kattowiß oft sauer werde. Eine Aenderung sei von der Betriebs-Direktion aus betriebstehnischen Gründen ab- elehnt worden. Er bitte den Minister“ um eine Beseitigung dieses Ülebelstandes. Ferner seien die Zugverbindungen zwischen Oppeln und Beuthen sehr wenig zahlreich. Die Stadt Gr.-Strehliß habe vergeblich darum petitioniert, daß wenigstens der Nachtschnellzug in Gr.-Strehlitz balte. Das sei abgelehnt worden, weil font der Zug seinen Charakter als Schnellzug verliere, es handle sih aber nur um eine Verzögerung von drei Minuten. Der Redner bittet ferner um neue Verbindungen Oppeln—Beuthen, Gr.-Strehlißz—Kattowiß und Kattowiß—Kandrezin.

Abg: von Czarlinski (Pole) befürwortet die weitere Aus- dehnung der Nothstandêstarife und führt einige Tarifkuriosa an.

Abg. Dr. Böttinger (nl.) befürwortet die Einberufung einer Sach- verständigen-Konferenz, die über das zweckmäßigste Verfahren zur Des- infektion der Eisenbahnwagen berathen solle.

Abg. Kops\ch (fr. Volksp.) tadelt die s{chlechten Zugverbindungen von Liegnitz und Löwenberg und fordert Verkehrserleihterungen für die nach dem niederschlesishen Vorgebirge reisenden Touristen nah dem Vorbilde der sächsischen Fahrpläne.

Abg. von Mendel-Steinfels (kons.) erkennt an, daß die Entwickelung unseres Eisenbahnwesens im Innern eine gesunde ge- wesen sei und große Fortschritte gemacht habe. Unsere Cisenbahn- politik trage auh der allgemeinen wirth\schaftlihen Entwikelung Nechnung, fodaß wir mit unseren Produkten unter günstigen Um- ständen auf der Arena des Weltmarkts erscheinen fönnten. Die Ver- waltung der Staatseisenbahn sei in erster Linie verpflichtet, nicht bloß rentable Bahnen zu bauen, sondern auch folche mit zweifel- haften Betriebsergebnissen. Der Redner wünscht, daß im Interesse der Landleute die Ladefristen für bestimmte Bezirke verlängert werden. Die Landleute hätten ihr Fuhrwerk niht immer zur Ver- fügung, und cs sei bart, wenn man ihnen gleich Lagergebühr ab- verlange. Die unteren Verwaltungsstellen \ollten deshalb das Recht erhalten, in gewissen Fällen die Ladefristen zu verlängern. Der Redner befürwortet des weiteren Verbesserungen der Ladevorrichtungen auf den Nebengeleisen. Bei den Ladestationen, führt er aus, müssen Zentesimalwagen aufgestellt werden. Vom Lande wird in der Negel frei Bahnstation geliefert, das Gewicht soll auf der Station fest- gestellt werden. Die Eisenbahnverwaltung übernimmt keinerlei Garantie für die Stellu von Wagen. Der Leferant hat Fristen innezuhalten, kann es * aber nicht thun, denn es fommen feine Wagen. Die Landwirthschaft hat dadurch großen Schaden. Die untergeordneten Verwaltungsêstellen müssen angewiesen werden, daß diese Schädigung durch rechtzeitige Stellung von Wagen vermieden wird. Anzuerkennen ift allerdings, daß der Wagenmangel si vielfach nicht mehr so scharf fühlbar gemacht hat, wie früher. Es würde sich empfehlen, für gewisse Massengüter, wie Kohlen, Düngemittel, Futtermittel, die zu gewissen Zeiten versandt werder, in anderen Zeiten niedrigere Tarife zu gewähren, damit die Leute ver- anlaßt werden, auch zu anderen Zeiten zu versenden. Wenn cin 15 Tonnen-Wagen gestellt wird, aber nur ein kleinerer verlangt ist, muß gleichwohl der größere bezahlt werden. Es ist doch Sache der Eijenbahn-Verwaltung, dafür aufzukommen, daß noch nicht genug vassende Wagen vorhanden sind. Die Züge mit Viehtransporten müssen schneller befördert werden. Jch bitte den Minister wiederholt, ein Vieh-Kursbuh herauszugeben: wir tappen über den Abgang der Züge immer im Dunkeln, und cs wird dadur oft eine Umladung nöthig. Jch bitte ferner um cine Statistik der Viehtransporte. Der Werth derselben geht in Hunderte von Millionen. Wir müssen dafür sorgen, daß diese Transporte gesund an- fommen. Die Desinfektion der Viehwagen gentigt bei weitem nicht zur Bekämpfung der Seuchen; die Ausgaben der Eisenbahn-Verwaltung dafür würden in keinem Verhältniß zu dem großen Nutzen der Seuchenverhütung stehen. Oft entstehen Seuchen, von denen man nicht weiß, woher sie kommen, so daß man nur annehmen fann, daß die Fahrmittel daran {Guld sind. Schließlich bitte ih, daß die Eisen bahn-Verwaltung bei allen öffentlihen Bauten in ihrem Ressort mehr Nücksicht auf die Landwirthschaft nimmt. Die Bauten werden oft in den Zeiten ausgeführt, in denen die Landwirtbschaft die Arbeiter am nothwendigsten braucht; die Verwaltung sollte au prüfen, ob die Arbeiter niht unter Kontraktbruch ihren Dienst verlassen haben. Ich erkenne die Verfügung des Ministers in dieser Frage dankbar an, aber die anderen Verwaltungsftellen handeln nur nicht danach, sie suchen einfach durch Zeitungsannoncen Hunderte von Arbeitern unter Anbietung von Löhnen, welche die Landwirthschaft nicht zahlen kann. Dann werfen die Leute die Sensen hin und laufen von der Arbeit weg. Der Fiskus würde zu anderen Zeiten an den Löhnen sparen können. Zu den Eisenbahnbauten müßten namentlich in den Bezirken, wo in der Landwirthschaft Arbeitermangel herrs{cht, mehr auswärtige Arbeiter berangezogen werden.

Geheimer Ober-Baurath von Münstermann: Für die Ab fertigungs\tellen auf dem Lande sind {hon eine ganze Menge Ver besserungen erfolgt, und der Minister hat die Abfertigungsstellen angewiesen weitere nothwendige Verbesserungen vorzuschlagen. Die Ladefristen werden auf Wunsch der Interessenten vielfach verlängert, fogar bis zu 48 Stunden statt der gewöhnlichen 24 Stunden. Ja, in manchen Fällen, wo eine Lagerung auf der Station möglih ist, ist sogar nur eine zweiuialige Ab bolung îin der Woche erforderlih. Es ift ferner \{chon angeordnet worden, daß die Stellung der Wagen den Bestellern rechtzeitig mit- getheilt wird. Der Wunsch der Ausstellung von Zentesimalwaagen ist als berechtigt anzuerkennen. Ueber die verschiedene Tarifierung ge wisser Produkte zu verschiedenen Zeiten ist cine Enquête bereits ange stellt worden; es hat sich aber dabei herausgestellt, daß es nidt zweck mäßig wäre, mit folchen Maßnahmen vorzugehen. Mit der Be förderung des Schlachtviehs auf den preußischen Babnen kann man zufrieden fein: für Zuchtvieh, das in alle Landestheile zerstreut wird, ist es allerdings oft s{wierig, die nöthigen Züge zusammenzustellen. Die Fahrpläne find den Interessenten mitgetheilt worden, und ie tehen auch nicht bloß auf dem Papier. Wir hoffen, dadurch eine Verbesserung der Transporte auch für Zuchtvieh zu erzielen. Ueber die Desinfektion der Eisenbahnwagen sind bestimmte Vorschriften er- lassen worden.

Unter-Staatssekretär Fleck: Die Bauunteruehmer sind verpflichtet worden, keine kfontraktbrüchigen Arbeiter anzustellen. Es werden auch nah Möglichkeit ausländishe Arbeiter beschäftigt. So sind von 25 000 Arbeitern 8787 Ausländer. In den meisten Fällen werden die Arbeiter au niht aus dem betreffenden Baubezirk, sondern von weiter ber geholt: die Verwaltung wird in dieser Bemübung, möglichst [remde Arbeiter zu beschäftigen, auch weiter fortfahren.

Abg. Freiherr von Wangenheim (konf., sehr {wer verständ lih): Noch immer fehlen den Kleinbahnen genügende Anschlüsse an die Hauptbahnen. Das ist ein Uebelstand, der von der Landwirth [chaft aufs empfindlichste gespürt wird. Es sind sowobl von den Provinzen wie von den betheiligten Kreisen für die Klein bahnen große finanzielle Opfer gebracht worden , sodaß man wohl hoffen dürfte, es werde die Entwickelung des Kleinbahnwesens von der Eisenbahnverwaltung mebr gefördert werden. Man betrachtet die Kleinbahnen noch immer als Konkurrenten und Feine. Nach einer Statistik des Zentral aus\chusses der Landwirthschaftskaminern haFder Verkebr der Klein bahnen, abgesehen von einzelnen Strecken, ih in der leßten Zeit ganz erbeblih gehoben. Die Privatbahnverwaltungen kommen den Klein bahnen viel mehr entgegen als die Leitung der Staatsbahnen. Der Redner beschwert \sich sodann über den Mangel an längeren Lager [risten. In dieser Beziehung müsse er \ich den Ausführungen des Abg. von Mendel - Steinfels anschließen. In Pommern sei außer dem großer Wagenmangel für den Transport landwirthschaftlicher Produkte zu konstatieren gewesen; viele Züge seien liegen geblieben, wodurch große Unannehmlichkeiten entstanden seien. Im Interess

der Landwirtbschaft sei dringend ein Spezialtarif für die Ausfuhr von Spiritus nothwendig. Er Poffe, daß der Landes-Eisenbahnrath hier die Interessen der Landwirthschaft wahrnehmen werde. Es gebe noch ganze Landestheile, welche dem Verkehr noch nicht erschlosjen seien. Diese Erschließung fei viel wichtiger als die Kanalvorlage.

Minister der öffentlihen Arbeiten von Thielen:

Meine Herren! Die leßten Ausführungen des Herrn Abg. von Wangenheim beweisen mir, daß er den Zweck der Kanäle. bis jeßt noch nicht in fich aufgenommen hat. Kanäle sind eben dazu be- stimmt, die Verkehrsverhältnifse der einzelnen Theile des Landes unter- einander auszugleihen. (Lachen und Zurufe rechts.) Daß der Herr Abg. Freiherr von Wangenheim troß aller ‘Kanalreden noch nicht von dem Zweck der Kanäle durhdrungen ift (Unruhe rechts), beweist mir, daß er annimmt, die Kanäle seien bestimmt für den Personen- verkehr. Er hat ja ausdrücklich gesagt, daß wir dur die lang- same Beförderung auf den Nebenbahnen die Leute an die Beförderung auf den Kanälen gewöhnen wollten. (Lachen und Zurufe rets.) Das hat der Herr Abg. Freiherr von Wangenheim wörtlich gesagt. (Zuruf: Das war ein Witz.) Dann ist das meinerseits auch ein Wiß.

Ich möchte nun auf ernstere Themata kommen. Der Herr Abg. Freiherr von Wangenheim hat sich darüber beklagt, daß die Staats- regierung der Entwickelung des Kleinbahnwesens nicht günstig gegen- überstehe, und daß dieser nah manchen Nichtungen hin noch immer Hindernisse bereitet würden, obwohl er anerkennen wolle, daß sich in der leßten Zeit in dieser Bezichung manches zum Votheil geändert habe. Wenn der Vordersatz richtig wäre, so könnte die Entwickelung des Kleinbahnwesens in Preußen unmögli einen derartigen Auf- shwung genommen haben, wie es wirklich der Fall ist. Jm Jahre 1892, als das Kleinbahngeseß erlassen wurde, bestanden in Preußen 90 Bahnen, die dahin zu rechnen waren, mit 1034 km; heute be- stehen 333 Kleinbahnen mit 8083 km. Und wie ist das Geld dazu aufgebraht worden? Jn dieser Beziehung möchte ih dem Herrn Abg. von Wangenheim die amtlichen Zahlen entgegenhalten. Es ift das Geld für diese Kleinbahnen aufgebracht worden aus dem Kleinbahnunter- stüßzungsfonds, also seitens des Staats mit ih nenne nur runde Ziffern 34 Millionen; die Provinzen haben 35, die Kreise 78 und die zu- nächst Betheiligten 37 Millionen aufgebracht : das Unternehmerkapital beträgt aber 493 Millionen. Es sind also nicht die zunächst Be- theiligten mit ihren 37 Millionen, die diese Bahnen gebaut ‘haben, fondern weitaus überwiegend ist es fremdes Kapital, in Form von Unternehmerkapital und Beihilfen des Kreises, der Provinz und des Staates.

Meine Herren, wir sind den Kleinbahnen fortschreitend in ganz außergewöhnlicher Weise entgegengekommen, mehr, möchte ih sagen, als den privaten Nebenbahnen. Wir haben ibnen unser Terrain, soweit wir es niht selber brauhen, nur gegen cine Nekognitionsgebühr zur Verfügung gestellt auf den Bahn- höfen. Wir lassen dessen Personal unentgeltliGß für die Kleinbahnen arbeiten, so lange, bis daß wir genöthigt sind, aus dem Grunde neues Personal anzustellen ; ebenso stehen den Kleinbahnen die Anlagen auf unseren Bahnhöfen, die sie mitbenußen, vorausgeseßt, daß die Interessen der Staatsbahn dies gestatten, unentgeltlih zur Verfügung. Das macht Summen aus, die ganz außerordentlich hoch zu taxieren sind; ih bin allerdings nicht in der Lage, sie Jhnen ziffer mäßig anzuführen. Aber wenn Sie die Verträge ansehen, die wir geschlossen haben über die Mitbenußzung der Staatsbahnbahnhöfe durch private Nebenbahnen, so werden Sie doch ein Bild davon be- fommen, welche Begünstigung den Kleinbahnen hierdurch zu thcil ge- worden ist. Und, meine Herren, eine der wesentlichsten und weit tragendsten Begünstigungen besteht in der Wagengestellung, während doch grundsäßlich von der Kleinbahn verlangt werden könnte, daß sie ihre Wagen \ich selbst beschafft, und zwar nicht nur die Wagen, die sie nöthig hat, um ihren eigenen kleinen Verkehr zu bewältigen , sondern auch die Wagen für den direkten Verkehr versorgt die Staatsbahn die Kleinbahnen mit den Wagen vollständig, verzinst und amortisiert ibr das aufgewendete Kapital mit 4 °%%% und unterhält noch diese Wagen. Eine Entschädi gung dafür zahlt die Kleinbahn im allgen nah 24 Stunden, bei gleichzeitiger Ent- und Beladung erst nah 48 Stunden, zablt sie eine Zeitmietbe von ist eine ganz außerordentlide Erlcicterung Kleinbahn.

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Nun ist von Jahr zu Jahr immer wieder darüber geklagt

worden, auch in der Versammlung der Steuer- und Wirtbschafts- reformer ist darüber geklagt worden, daß die Staatseisenbahnen ibrer seits sih immer nech weigerten, grundsäßlich anzuerkennen, daß die Kleinbahnen berehtigt seien, in die direkten Tarife aufgenommen zu werden, und zweitens, was ja nicht dasselbe ist, daß ihnen von der Expeditionsgebühr des Staates die Hälfte zugebilligt würde. Meine Herren, ein Recht darauf hat die Kleinbahn nicht, im Gesetz ift nihts davon geschrieben. Nach dem Gesetz ist die Klein bahn überhaupt feine Eisenbahn, sondern ift eiu Zubringer wie jeder andere, wie der Nollfuhrmann, das Schiff u. #. w., also ein Necht hat die Kleinbahn weder auf die direkten Tarife noch auf den Nachlaß der Hälfte oder irgend eines Theiles der Expeditionsgebühr. Meine Herren, wenn wir im allgemeinen dafür, daß cine Ausnahme eintreten soll, verlangt haben, daß die Kleinbahnen nicht diesen Theil der Ex peditionsgebühr in ihre eigene Tasche stecken, sondern dem Verkehr zuwenden, so ift das meines Erachtens eine gerechte Forderung. Wir sind als Staatsregierung nicht dazu da, die Dividende und die Nente der Kleinbahnen dur Geschenke aus staatlihen Mitteln zu erhöhen sondern wir sind höchstens doch nur dazu verpflichtet, den Verkehr selbst zu entwickeln, und dazu sind wir gern bereit. Meine Herren, es sind das die gleichen Grundsätze, die wir auch den privaten Bahnen gegenüber beobachten. Auch die privaten Bahnen haben nicht das Necht auf einen Theil der Erpeditionsgebühr. Meine Herren, es ist in der neueren Zeit, wie Ihnen ja allen bekannt ist, dur cine allgemeine Verfügung cine wesentlihe ‘Erleichterung na der Nichtung bin ge schaffen worden, und ih möchte glauben, daß doch zunächst mal ab gewartet werden möge, wie diefe Verfügung und die darin aufgestellten Grundsäße im Lande wirken. Es ist {on von ciner ganzen Reibe von Kleinbabnen davon Gebrauch gemacht. Ein Theil ist \{on bewilligt, ein anderer Theil steht noch in der Behandlung. IchG kann auh anführen, daß einer dêr Haupt-Kleincisenbahnunternehmer, der Geheimrath Lentz, ausdrücklih erklärt hat, er wünsche gar [keine direkten Tarife mit den Kleinbahnen: denn er sei garnicht in der Lage,

diejenigen Manipulationen m erfüllen, die damit verbunden sind, und

die meisten Kleinbahnen werden das zu leisten garniht im stande sein. Auch bezüglich der Höhe der Frachtsätze bei direkten Tarifen werden den Kleinbahnen gegenüber dieselben Regeln befolgt, wie dies gegen- über den Nebenbahnen geschieht. Grundsäßlih wird die Annahme des Staatsbahntarifs gefordert, in besonderen Fällen wird aber ein Einwand gegen die Einrechnung von Zuschlägen niht gemacht.

Herr von Wangenheim hat dann ferner sih darüber beklagt, daß die Begleiter der Viehzüge \{chlecht behandelt werden. Meine Herren, nah den Bestimmungen muß der Begleiter des Viehzuges im Vieh- wagen Plat: nehmen; dazu ist er da. Dort ist er auch an seinem Plate, weil er ja dafür forgen foll, daß das Vieh unterwegs keinen Schaden erleidet. Nun gebe ich zu, daß der Mann auch mal wo anders hingehen muß; aber da kann er doch nicht mehr verlangen als unser eigenes Zugpersonal. Er muß dann eben in die Packwagen gehen, wo die Näume für das Personal vorhanden sind, und nach meinen Erfahrungen ih bin sehr viel mehr in Packwagen gefahren als Herr von Wangenheim ist die Regel die, daß mit fiskalischen Kohlen mehr geheizt wird, als den Leuten gesund ist. (Heiterkeit.) Alle diese Lokale sind meistentheils überheizt.

Die Spiritustarife stehen in Behandlung, und ih hoffe, in kurzer Zeit in der Lage zu sein, zur Sache Stellung zu nehmen.

Im übrigen glaube ih, daß keine Veranlassung vorliegt, hier noch des weiteren auf die Kanalangelegenheit zurückzukommen. Wir werden ja noch vielfach Gelegenheit haben, in der Kommission und im Plenum, uns über dieses Thema zu unterhalten. (Bravo! links.)

Abg. von Sanden (nl.) bittet um einen niedrigeren Kohlens tarif für Tilsit. Die englische Kohle sei heute billiger zu beziehen als die shlesis{che. Jene Forderung sei um fo begründeter, als die ÎJn- dustrie Tilsits stetig wachse. Tilsit und Ümgegend brauchten 1 Million Zentner Kohlen. Das Ausland werde bevorzugt, man könne aber die englische Kohle nicht gebrauchen, weil sie beim Lagern sich leicht entzünde. Man sei also auf die \{lesishe Kohle angewiesen. Ohne billigere Kohlen sei die Industrie von Tilsit nicht konkurrenzfähig.

Abg. Dr. Lotichius (nl.) weist auf die {lechten Bahnhofs- verhältnisse der Station Nieder-Lahnstein hin. Der Güterbahnhof sei so klein, daß er den Verkehr nicht bewältigen könne; er müsse er- weitert und vergrößert werden. Das würde niht große Kosten ver- ursachen. Die Durchgangszüge hätten ihre Vorzüge, aber sie könnten nicht gut geheizt und beleuhtet werden. An den Schnellzug mit ge- shlossenem Coupé von Berlin nach Mey über Limburg sollte ein Speifewagen angehängt werden.

Geheimer Ober - Baurath Blum: An eine Erweiterung des Bahnhofs in Nieder-Lahnstein muß demnächst gedaht werden; doch hat eine Entlastung bereits über Koblenz stattgefunden.

Abg. Kir\ch (Zentr.) befürwortet eine Verbesserung der Bahn hofsverhältnisse in Düsseldorf.

Abg. von Wietersheim (kons.) unterstüßt den Wunsch des Abg. Kopsch.

Abg. Goldschmidt (fr. Volksp.) kommt auf die Unfälle bei der Berliner Straßenbahn zurück. Bei dem großen Wohlwollen, welches der Minister dieser Gesellschaft entgegenbringe, zweifle er, daß dieser seine Wünsche berücksihtigen werde. Eine der Hauptursachen der Unfälle liege in der mangelhaften Ausbildung der Wagenführer. G8 seien Kutscher von Pferde- und von elektrishen Bahnen bei jenen Unfällen ums Leben gekommen.

Präsident von Kröcher bittet den Redner, nicht auf die schon geschlossene Diskussion zurückzukommen.

Abg. Goldschmidt (fortfahrend): Diese Wageñführer waren vielfa früher Knechte auf dem Lande und werden in wenigen Wochen für den Dienst auf den elektrishen Wagen ausgebildet. Die Gesell- schaft sollte veranlaßt werden, für diesen Dienst Maschinenschlosser anzustellen, welche im Augenblick der Gefahr sich besser vorsehen können. Dann müßten fie aber auch besser bezahlt werden, mit mindestens 100 „( Anfangsgehalt. Auch der Dienst von zehn Stunden ist viel zu lang für diesen gefährlichen Dienst. Ebenso wie die Frauen aus dem (rubendienst entfernt werden sollen, müßten sie au aus dem Eisenbahndienst beseitigt werden. (Präsident von Kröcher macht den Nedner darauf aufmerksam, daß das Haus beschlossen habe, bei diefem Titel die Beamten- und Personenfrage nicht zu be handeln.) Ich glaubte, es würde dem Minister angenehm sein. (Präsident von Kröcher: Darauf kommt es nicht an, jondern auf das, was dem Hause angenehm it.) Der Redner will nunmehr auf die Konsumvereine bei den Eisen bahnen eingehen, wird aber vom Präsidenten abermals mit dem Hin weis darauf unterbrochen, daß er diese Sache bei den Ausgaben an bringen könne. Er will nun auf die Ausübung des Wahlrechts der Arbeiter eingehen und wird wiederum vom Präsidenten unterbrochen. Wenn der Präsident ihm zusichern wolle, daß er ihn morgen nicht stören werde (Präsident von Kröcher: Jch sihere Ihnen garnichts zu), so werde er aufs Wort für heute verzichten.

Abg. Wetekamp (fr. Volksp.) weist auf die Einrichtungen der vierten Wagenklasse hin, in der viel mehr Staub aufgewirbelt werde als in den anderen Wagen. So lange diese leer seien, seien die an- gebrahten Bänke angenehm, aber nicht bei Ueberfüllungen. An heißen Sommertagen sei die Staubentwickelung darin auf Strecken, wie Berlin—Hamburg, so groß, daß man kaum athmen könne. Man solle auf einzelnen Strecken bei schneller fahrenden Zügen durchgebende Wagen vierter Klasse einführen. Staffeltarife seien für den Personen verkehr ebenso angemessen wie für den Güterverkehr und hätten sih in Dänemark fehr gut bewährt. Die Schnellzugszuschläge könnten um fo leichter abgeschafft werden, als die Beförderungskosten geringer scien als bei den Perfonenzügen. Der Nedner beshwert sich endlich über Zugverspätungen und über die {lechte Behandlung des Publikums bei überfüllten Zügen auf einzelnen Strecken, z. B. auf der Strecke Berlin—Breslau. Leider seien Beschwerden fast immer erfolglos, wie denn der Minister ein Minister für verkelrtes Wesen zu sein scheine. (Präsident von Kröcher: Einen Minister für verkehrtes Wesen giebt es nicht. Dieser Ausdruck verstößt gegen die Ordnung des Hauses.)

Abg. Bachmann (nl.) wünscht einen Schnellzug von Schleswig Holstein nah dem Süden und bessere Verbindungen nach dem Osten

Die Einnahmen aus dem Personen-, Gepäck- und Güter verkehr werden bewilligt und um 43/,/ Uhr die weitere Be rathung bis Dienstag 11 Uhr vertagt.

Parlamentarische Nachrichten.

__ Dem Hause der Abgeordneten is der Entwurÿf eines Gesehes, betreffend die den Medizinalbeamten fur amtlihe Verrichtungen zu gewährenden Vet gütungen, nebst Begründung zugegangen.

Der Gesetzentwurf lautet, wie folgt: « S1.

Bie Kreisärzte erhalten für amtliche Verrichtungen, deren Koster der Staatskasse zur Last fallen, soweit dieses Gese in den §8 3 und 4 nicht ein Anderes bestimmt, außer ihren etatsmäßigen Bezügen keine weitere Vergütung aus der Staatskasse.

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Bei anderen amtlihen Verrichtungen, insbesondere bei solcbe welche durch ein Privatinteresse veranlaßt sind oder für ortäpolizeiliche Interessen in Anspru genommen werden, deren Befriedigung * den Gemeinden geseßlih obliegt, erhalten die Kreisärzte von den Be theiligten neben den in dem § 3 bezeiWneten Vergütungen eine d sondere Gebübr

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