1842 / 19 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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bei dem er affreditirt is, aufzufordern. Somit schiene diese diplo- matische Zwistigkeit geordnetc. |

Be p 13, Januar. Der Aufschwung der Franzdsi- schen Renten, wenn schon langsam vorschreitend, nimmt nichts: | destoweniger seit einiger Zeit einen g en Gang. Die | Renten sind insbesondere au comptant sehr gesucht. Heute trat am Schlusse der Börse eine leichte Reaction ein, da sih das Ge- | rücht von der E Zurückberufung des Herrn von Salvandy und der ganzen Französischen Legation von Madrid verbreitete.

«*« Paris, 13, Jan. Die Pairs- Kammer hat die von Herrn Guizot über die orientalischen Angelegenheiten gegebenen rflârungen günstig aufgenommen und Niemand hat Aufschlüsse Úber die Spanische Frage verlangt, worauf der Marquis von Dreux-Brézé antrug. Dieser Redner, dem es durchaus nicht an | Talent fehlt, greift in jedem Jahre bei der Diskussion der Adresse das Ministerium wegen seiner auswärtigen Politik an. Er ist ein Legitimist, der wegen seiner Mäßigung, seiner ausgezeichneten | Manieren und seines Namens in der Pairs-Kammer ziemlich gern angehört wird, wo er, allerdings mit weniger Glanz, dieselbe Rolle spielt, wie Herr Berryer in der Deputirten-Kammer,

Der Antrag des Herrn de Daunant, das Siècle wegen der Unehrerbietigkeit, womit es von den Arbeiten der Pairs-Kammer | und von méhceren Mitgliedern derselben gesprochen, gerichtlich zu | verfolgen, hat großen Lärm in der Presse erregt, und die Opposi- tion überläßt sich heute deshalb kläglichen Betrachtungen. Werden denn aber diese ungebührlichen Angriffe, diese geschmacklosen Necke- reien gegen die Staats-Gewalten immer ungestraft bleiben? Därf der cil beste Journalist, wenn er bei übler Laune ist, die Kam-" | mern ohne Grund insultiren und ihre Autorität der Form oder | dem Wesen nach angreifen? Dies is eine ernste Frage, die alle | Wohlgesinnten gewiß verneinend beantworten werden. Die Frese | achtet nichts t g und die September-Geseke, so wie die Geseß- | T in Bezug auf die Journale im Allgemeinen, sind nur eín

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e schwa er Zügel fúr die Unverschämtheit gewisser Schriftsteller. | Die von Herrn de Daunant denunzirten Artikel find von Herrn | Chambolle, Haupt - Redacteur des Siècle und Deputirter für das Departement der Vendée, geschrieben. Er is eine klassische Mittelmäßigkeit und seine langweiligen Artikel machen gewöhnlich feinen großen Eindruck auf das Publikum. An jenem Tage war er unstreitig in Begeisterung und wollte sein Blatt durch eine ungewohnte Lebhaftigkeit auffrischen.

Die angegriffenen Mitglieder besißen freilich keine besonders | roße Autorität. edermann fennt die Herren Mérilhou und

Biennet und ihre Stellung unter der Restauration. Herr d'Al- | ton Shee is ein noch junger Mann ohne Erfahrung, der seit furzem in die Pairs- Kammer getreten is und seinen Unterricht anderswo empfangen hat, als in den Sißungen des Parlaments. Herr de Boissy hat das Verdienst, daß er 5— 600,000 Fr. Ren- ten besißt, und dies hat ihm vor einigen Jahren den Eintritt in den Palast Luxembourg verschafft. Aber diese Umstände milckern keinesweges die unschicklichen Angriffe des S iècle, welches sich uweiten, wie sein Kollege, der Courrier, ohne Sinn und Ver- fand an weit bedeutendere Männer wagt, und zwar einzig des- | halb, weil sie nicht seiner Meinung sind und die albernen Neue: rungen, welche es vorschlägt, zurückweisen.

Herr d’Argout hat in der Pairs - Kammer den projektirten Traktat zwischen Frankreih und Belgien lebhaft cngeätiffén und in eíner langen Rede alle Gefahren darzulegen gesucht, die eine solche Unterhandlung fúr unseren Handel und unsere Jndustrie

erbeiführen würde; Brennmaterialen, Eisen, die gewebten Stoffe,

lles hat die Revue passiren mússen. und der Gouverneur der Fran- | dsischen Bank sieht überall nur Gefahren und nirgends hinreichende

ntshâdigungen. Dies Alles Überrascht uns nicht. Herr d’Argout | liebt aus Junteresse und aus Gewohnheit das Prohibitiv-System. Er ist, eben so wie seine Kollegen und Freunde, die Herren De- cazes und Humann, wie die Herren Roy, d’Alligre, Boissy, Tal: | houet, sämmtlich Pairs von Frankreich, bei den Eisenhütten inter: essirt. Es handelt sich hier nicht mehr um einen öffentlichen Ge- genstand, sondern um die Eisenhütten jener Herren. Sie verthei- digen dieselben aus allen Kräften; sle werden ihren Zweck errei- chen und es is gegenwärtig wohl gewiß, daß wir keinen Traktat mit Belgien haben werden, welches indeß den Abschluß des pro- jeftirten Vertrages lebhaft wünscht.

Jn der Deputirten - Kammer wird der Widerstand noch hef- tiger t Dort befindet sich die größte Zahl der Eigenthümer von Wäldern, Steinkohlen : Gruben, Eisenhütten, Zeug - Fabriken und Gewerbtreibenden, die dabei interessirt sind, das Monopol, welches sie besißen, sorgfältig zu bewahren. Man wird vielleicht fragen, warum das Ministerium, so furchtbaren Hindernissen ge- s bei seinem Vorhaben beharrt? Das Ministerium ge-

orcht den Eingebungen des Königs, der die Abschließung eines Traktats lebhaft wünsche. König Leopold theilt dieselben Gesin- nungen; es scheint, daß beide Könige mit großem Eifer die Initiative in dieser Angelegenheit ergriffen und nicht die fast all- gemeine Opposition erwartet haben, die sich gegenwärtig in den Kammern und in einem Theile der Presse kund giebt.

Das Ministerium wird am nâchsten Montag der Deputirten: Kammer einen eeli-Entwurf úÚber die Anlegung von Eisenbahnen vorlegen, der {werlih angenommen werden wird, und zwar aus folgenden Gründen. Der Marschall Soult und der Minister der dfsentlichen Arbeiten sind über diesen Gegenstand nicht einig. Der Erstere besteht auf der Ausführung der Linie von Paris nach der BOoEtos ränze und von Bund nah Straßburg; Herr Teste wi Be weite Linie noch vertagen , der Marschall’ Soult dage- 2] stelle fie an die Spiße der auszuführenden Arbeiten. Wenn

er Conseils-Präsident über d ini j | den Sieg davonträgt, \o en Minister der dentlichen Arbeiten

itrgt werden die De Westen und der Mitte von Frankreich Ad. veraleen, ‘an die Linie von Paris nah Straßbur zu verwerfen, in- dem, wie sie sagen, sie niemals zugeven werden daß der Norden Frankreichs eher Eisenbahnen habe, als die übrigen Theile des Landes, Diese Drohung wird höchst wahrscheinlich aus ef t e e gust große Gefahr, auch in diesem enbahnen wieder vertagt ¿he J scheitern Ui die e ee Rlésdten die nüblichsien Projte f 0 vorthe unbestimmte Zeit verschoben zu \éhen? Dies O ine Rue Meinung von der constitutionellen und parlamentarischen Regie- rung. Seit zehn Jahren gehen übrigens die Dinge stets densel:

ben ie ds es folgt daraus, daß die E ihre Hülfsmittel

für die öffentlichen Arbeiten zersplittert, und daß sie é haft Großes und Nüsliches für Frankreich unternehmen tand n

* ris, 13, Jan. Der Kriegs - Minister hat 3L Seide 41841 einen Befehl an die Realen, erat B

welchem zufolge in jedem Diegimente die Einführung ein a Gesangeschule und eines Regiments - Gesanges gestattet

| hat. | Anstiften der verschiedenen Regiments -Chefs vorgestern eine Art | feierliche Versdhnung zwischen den verschiedenen Regimentern ge- | feiert worden, wo friedliche Toaske ausgebracht und

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Jn Folge der dieser Tage statigehabten Raufereien unter den hiesigen Truppen werden gegen 90. Verwundete, -meist Hieb- und Stichwunden, in den verschiedenen Spitälern gepflegt. Von den úbrigen Soldaten, die daran Theil genommen, sind viele in strenge Haft gebracht worden und haben eine ernske Bestrafung zu er- warten.

So eben erfahre ih, daß der General Pajol, Kommandant der ersten Militgir-:Division, an die Truppen von Paris einen sehr

| strengen Divisions - Befehl wegen der leßten Unordnungen erlassen

Auch General Darrieul that ein Gleiches. Auch is auf

ersdhnungs- Reden gehalten worden sind. Die am 10, Januar stattgefundene nah Konkurs geschehene

| Verleihung der Arbeiten zum Fort von Charenton, hat wiederum

den Beweis geliefert, wie die Befesligungen von Paris bereits eine große Menge von Unternehmern ruinirt haben. Auch der ehema- lige Unternehmer der Arbeiten am Fort Charenton, welches, einen bedeutenden Punkt beherrschend, sehr wichtig erscheint, is längst zahlungsunfähig geworden, und deshalb mußte ein neuer Unter- nehmer gewählt werden, Die Regierung hat von dem ruinirten Le Lebrun sein gesammtes Material äußerst wohlfeil gekauft.

Großbritanien und Jrland.

London, 12. Jan. Ministerielle Blätter melden nun, daß die Taufe des Prinzen von Wales definitiv auf Mittwoch, den 26sten d. M,., fesk ese sey.

Nach einem Schreiben aus Neapel if es den Britischen Kom- missarien zur Erledigung der Streitigkeiten Úber die Schwefel: Frage, Sir Woodbine Parish und Herrn Sulivan, gelungen, alle mit diesem Gegenstande noch in Beziehung stehenden Fragen zu erledigen, und zwar ohne daß es nöthig gewesen wäre, den Fran- zösischen Schiedsrichter hinzuzuziehen.

Nach der Quarterley Review beläuft sich die Zahl der

| jeßt in Franfreih wohnenden Engländer auf 51,000, wobei die

Tausende von durchreisenden Touristen nicht eingerechnet sind; die Gesammtzahl der in den Niederlanden, in Frankreich, Deutsch- land, der Schweiz und Ztalien wohnenden Engläi d.r aber beträgt weit über 109,000, welche jährlich aus ihrem Lande mindestens

| 5 Millionen Pfd. St.. beziehen, die sie im Auslande verzehren.

Der Globe meint, England sey zu theuer geworden, um bei

| E Einkünften dehaglies darin leben zu fönnen.

Jn Bath wurde dieser Tage eine Versammlung der Wollen: waaren-Fabrikanten der Grafschaften Gloucester, Wilty und So0o- merset gehalten, worin mehrere auf die bedeutende Stockung im Cie Ka N und die daraus entspringende Noth der Ar- beiter bezügliche Beschlüsse gefaßt wurden. Zugleich sprach die Versammlung die Ansicht aus, daß nur durch Aufhebung der Korngeseße geholfen werden könne. Ein Beschluß zu Gunsten der Ackerbau-Jnteressen wurde gänzlich verworfen.

Dr. Fowler, Bischof von Ossory, Leighlin 1nd Ferns, in Jr- land, is zu Kilkenny in seinem 75sten Jahre mit Tode abgegangen,

Deutsche Bundesstaaten.

Altona, 14. Jan. Aus Kopenhagen i in Bezug auf die Betheiligung unserer Stadt durch Actien-Zeichnung an der Altona- Kieler Eisenbahn folgende Königliche Resolution vom 31, Dezem- ber v. J. eingegangen: - 1“)

¡Uns is allerunterihänigst vorgestellt worden, daß und aus wel- hen Gründen Ober-Präsidium und Magistrat der Stadt Altona sich wider die, von dem dortigen Eisenbahn Comité vorgeschlagene, von den Kämmerei-Bürgern und Bürgex-Repräsentanten und von vielen Kaufleuten und anderen Bürgern verlangte Theilnehmung der Stadt- Kasse an dem Unternchmen ciner Eisenbahn zwischen Altona und Kiel durch Actien-Zeichnung erkläct haben. Da Wir in einer Verbin- dung zwischen den Städten Altona und Kiel durch eine Eizenbahn nicht allein ein nüßliches und wirksames Mitlel zur Belebung des Handels und Verkehrs im Allgemeinen erkennen, sondern auch die große Wichtigkeit einer solchen Anlegung für die Sladt Altona in- sonderheit unzweifelhaft ist, so wird jede Unterstüßung, welche die- sem Unternehmen gewährt wird, nur mit Unseren Wünschen überein- stimmen. Jn Betracht der Bedenklichkciten , welche Ober - Präsi- dium und Magistrat wider Actien-Zcichnung für Rechnung der Stadt-

| fasse vorgebracht haben, und da in weiterer Verfolgung und schleu-

nigst mödglicher Realisirung des, von dem Eisenbahn - Comité Uns allerunterthänigl vorgelegien Garantie-Plancs ein, zur Ausgleichung der verschiedenen Ansichten sich ecignendes Mittel gegeven zu seyn \heint , so wollen Wir Allergnädigst Unserec Kanzlei es Übertragen haben, das Altonaer Eisenbahn - Comité zur Porticauns seiner ver- dienstvollen Bestcebungen auf diesem Wege aufzufordern , wobei Wic Uns einer Erwartung hingeben , daß durch pen dieses Pla- nes von den zahlreichen Altonaer Bürgern , welche ihr lebhaftes Jn- teresse für das Eisenbahn - Unternehmen an den Tag gelegt haben, cine hinreichende Garantie werde zu Stande gebracht und die Be- denklichkciten werden weggeräumt werden, die wider das Anleihen cines allerdings bedeutenden Kapitals ai Rechnung dec Stadt ge- macht worden. Wir wollen zugleih Unsecec Kanzlei den Befehl ec- theilt haben, daß den Bürgern H. Stoppel und Konsorten in Altona, der dortigen Handels - Societät und dem Kieler Eisenbahn - Comité Mittheilungen zugestellt werden, die mit dieser Unserer Allerhöchsten Resolution übereinstimmen.//

—— Frankfurt a. M., 15. Jan. Jn dieser Woche zeigte sich an unserer Börse im Allgemeinen, die Taunus:Eisenbahn-Actien ausgenommen, feine große Lebhaftigkeit. Die Oesterreichischen Fonds gewannen in den leßteren Tagen wieder mehr Festigkeit, da sie zu Wien ihre momentane Flauheit verlassen E und wieder im Steigen begriffen sind. Die Holländischen Gattungen folgen der rúckgängigen Bewegung der Amsterdamer Börse, waren aber heute faum verändert, wiewohl sie wiederum von Amsterdam niedriger kamen. Ueberhaupt war unsere Börse heute sehr willig gestimmt und deshalb auch Ardoins fest, die am 12ten d. zu HON gewichen waren. Die höhere Notirung der Französischen Rente ermunterte heute sehr die Kauflust der Spckulanten in allen Ef- fekten: Gattungen. Am lebhaftesten war in dieser Woche das Spiel in Taunus-Eisenbahn-Actien. Durch starke Verkäufe gin- gen die Actien täglich mehr zurúck und die Baisse war be- müht, die absurdesten Gerüchte zu verbreiten, um den Cours der Actien zu drücken. Gestern erklärten sih aber die seit- herigen Verkäufe in den Actien; sie geschahen für Rechnung des früheren Comités der Bahn, welches eine starke tien deponirt hatte und diese nun veräußerte, Heute zeigte si indessen wieder große Kauflust und die Actien stiegen auf 3774 Fl. 2 a Verhältnisse der Iaunus-Eisenbahn sind von der günstig: sten Natur und deshalb ist mindestens ein fester Cours der Actien zu erwarten. Die General-Versammlung der Actionaire der Tau- nus-Eisenbahn findet im Mäârz skatt und man erwartet, daß die Dividende von 1841 pro Actie (von 250 Fl.) mindestens 16 Fl. G seyn werde, Sie würde weit h , wenn aide i

origen Jahre bedeutende außerordentliche Ausgaben, namentlich

gerathen wird, Zu diesem Behufe wird den Regimentern die Geldngs-Methode Wilhem als die beste. anempfohlen,

für Anschaffung von Lokomotiven und Wagen, eingetreten

Summe in Ac: |

mehr als Vierzig Procent, was mit Zuverlässigkeit uptet werden fann. Unter solchen Umständen is der Taunus-Eisenbahn nur ein günstiges Prognostifon zu stellen und von der Ausführung der Dampfschifffahrt auf dem Main nicht das Geringste für de- ren Frequenz zu besorgen. ie Bundes-Versammlung hielt die dieswdchentliche Sißun

Natt Dorinérstag, Be, da durch den Tod des Königl. Bayeri- schen DAE L esandten, Herrn von Mieg, eine neue Sub- stitution von München eintresfen mußte, Ueber den Nachfolger des Herrn von Mieg verlautet durchaus noch nichts, Der dies- jährige Bundestags - Besandte der vier freien Städte, Herr Bür- germeister Dr. Schmidt, wird nicht vor dem Frühjahre von Bre- men hier eintreffen.

Unser Senat hat auf das wiederholte Gesuch der Theater- Direction um Abhaltung von Maskenbällen im Theater, eine ab- schlägige Resolution ertheilt, wobei es auch nun verbleiben wird. Es dürfen aber nicht allein nicht im Theater, sondern überhaupt gar keine Maskenbâlle in diesem Winter hier stattfinden.

Unser Ter gab gestern Abend im Theater sein jähr- liches Bggere zum Besten der Mozart-Stiftung, in welchem sich der erste Schúler dieser Stiftung, der funfzehnjährige Bott aus Kassel, als Violinspieler produzirte und durch ein wirklich ausge- zeichnetes Spiel üÜberrashte. Der Knabe soll auch bereits ein túchtiger Klavierspieler und Organist seyn, und zeigt zur Compo: sitien ein schönes Talent, das ihm auch das pendium der Mozart-Stiftung verschaffte. Der Fonds der Mozart-Stif- tung wird jest nahe an 13,000 Fl. betragen, Der Fonds muß fich also noch bedeutend vergrößern, um, wie in den Statuten bestimme ist, die Stiftung in ein Conservatoire zu verwandeln.

Schweiz.

Basel, 10, Jan. Die Elsassischen Eisenbahnen wurden im Monat Dezember von 52,142 Reisenden befahren, und r auf der Straßburg-Baseler Section von 41,585, auf der Mählhauser- Thanner S eitenbahn von 10,557 Personen. Folgendes is die ver- gleichende Uebersicht der Personen-Frequenz in den lebten drei Mo:

wären. Die Betriebskosten der Taunus-Eisenbahn gfeie behauptet

naten : QOLTOUE ech toraa oss 86,713 November... 58,976 CIIFLCIIDET «e acóednépas 52,142

Gesammtzahl T97,83T Reisende.

Troß der stufenmäßigen Abnahme des Personen-Verkehrs stiegen die Actien in den leßten Wochen dennoch um 6 bis § pCt., was indessen lediglih dem Börsenspiel in Paris zuzuschreiben isk. Es sind 21 Lokomotive im Dienste, deren Anzahl in einigen Monaten, wo beide Geleise der Bahn befahren werden können, noch ansehn- lih vermehrt werden wird. Die Machtfahrten haben bis jet nicht den mindesten Unfall Erzen t. Neuester Cours der Actien: Straßburg-:Basel 225 bis 22 Fr. Mühlhausen-Thann 385 Fr.

Griechenland.

6 Athen, 27. Dez. Nicht ohne einiges Erstaunen hat man hier aus den zuleßt angekommenen Europäischen Zeitungen ersehen, welche Aufmerksamézit man überall dem neuerlich zur Sprache gekommenen Zerwürfniß zwischen der Türkei und Grie- chenland beigelegt hat. Hier glaubte Niemand ernstlich an einen Krieg, sey es nun, daß der gesunde Sinn des Volkes vor der Hand als unmöglich betrachtete, oder daß man mit Sicherheit vorherzusehen glaubte, im Falle eines Auebruches würde die eine oder andere Europäische Macht doch aide ruhiger Zuschauer blei- ben. Und in der That hat auch schon, über die Hauptpunkte we- nigstens, eine Verständigung stattgefunden, wie ich mit Gewißheit debkupten darf. Der wichtigste Unter den Nebenpunkten, die un- erledigt geblieben sind, ist folgender :

en Türkischen Verkäufern der in Phthiotis liegenden Grund- stúcke wurden Verzugszinsen versprochen. anche Verkäufe haben nun schon vor acht, neun Jahren skattgefunden, und zwar, wie man behaupten will, nah den im Königreich Griechenland gel- tenden Rechten. ZJnzwischen wurde später die sogenannte ge- mischte Kommission ernannt, bestehend aus zwei Türkischen und zwei Griechischen Miktglicdern, und diese bewog die Kontrahenten, nachträglich noch Kaufbriefe ausfertigen zu lassen, welche Türkisch Chodsched genannt werden und nach Türkischem Recht allerdings zur Perfection des Kaufkontrafts unumgänglih nothwendig sind. Es fragt sich also jeßt: von welchem Zeitpunkte an sollen die Verzugszinsen gezahlt werden? Jedoch wird auch wohl diese Dif: ferenz ausgeglichen werden; die anderen noch streitigen Punkte sind von geringerem Belange, Sehr erfreulich ist es, daß diese Verständigung gerade zu einer Zeit eingetreten is, wo der nach Konstantinopel bestimmte neue Englische Gesandte hier erwartet wird; es dürfte dieser Umstand viel dazu beitragen, ein besseres Vernehmen mit einer fremden Macht herbeizuführen, die sich früher nicht eben sehr freundlich gegen Griechenland erwiesen hat und, wie man meint, jene Türkischen Händel nicht ganz ungern sah.

Der Redacteur des Acon, der wegen des, Frankreich und den Kolettismus betreffenden Artikels vor Gericht - gestellt war, ist frei- gesprochen worden. Dieses an sich unbedeutende Ereigniß dürfte einige Folgen haben, welche unsere Regierung für die - funft gar oft in Verlegenheit bringen könnten. Uebrigens läßt sich Über die Lebensfähigkeit des Chrislidesschen Ministeriums noch fein bestimmtes i Da fällen; einige verheißene Reformen und Verbesserungen im ZJnnern, vorzüglich die Wiedereinführung des Nomarchieen-Syskems, lassen noch immer auf sich warten, und scheinen auf Schwierigkeiten zu stoßen. Der Repräsentant der einen Macht findet den Minister Christides viel zu liberal, der Andere hâlt ihn für einen Servilen ; vielleicht könnte man dar- aus den Schluß ziehen, daß er am Ende doch für Griechenland so Úbel nicht ist, Unstreitig hat das gegenwärtige Ministerium das Verdienst, die Türkische Streitfrage wenigstens in ‘der oben erwähnten Weise abgemacht zu haben; eine Gtr wohlthätige Schnelligkeit in Erledigung der laufenden Gesch und in der Aufarbeitung alter Reste, zeichnen es vor allen bisherigen vor- theilhaft aus, und wenn es ihm noch gelänge, einige Verwaltungs- maßregeln, die es allerdings beabsichtigt, ins Leben zu rufen, o würde es gegründetere Ansprüche auf die Erkenntli der Na-

tion habea, als die meisten der vorhergehenden Ministerien. :

QDstindien.

Bombay, 1. Dez. (Times.) cas d drohenden Aus- sehen der An elegenheiten Lande der Sikhs und in Birma im Monat Oktober war kaum zu hoffen, daß der November so

vorübergehen würde, Das Dussera-Fest im Pe b und die Ankunft Tharawaddie?s in Rangun wurden von Vielen als ' die zu einem gleichzeitigen Ausbruch festgese ten Perioden betrach- tet, Indessen das National -Fesk der Sifh's ist ruhig vorüber- gegangen, es zeigen fh weniger Mißhelligkeiten in der Sikh-Ar- mee, und Schir Singh's Stellung befestigt sich alle Tage mehr. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die an der Gränz

e des Pend-

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s d

{ab versammelte starke Streitmacht der Engländer hauptsächlich zur Erhaltung dieses ruhigen Zustandes beigetragen hat, und wenn es, wie man versichert, der obersten Regierung in Kalkutta ge- lungen ist, im Sikh- Staate bs ein Keatingent von 10,000 Mann zu errichten, so sind die Besorgnisse eines Bruchs mit dem- sllben vorúber, und Mjentis, die auf einen Antheil an der Beute von Gowind Singh und Lahore gehofft hatten und auf ein als- baldiges Einrücken ins Pendschab drangen, werden sich in ihren Erwartungen eine gute Weile getäuscht finden. Ein Truppen- Kontingent von 10,000 Mann, wie das des Nizam, wäre jederzeit hinreichend, dem irregulairen Theile der Armee zu imponiren; leßtere würde, wie es im Nizamstaate geschah, immer mehr s{win- den und zulest ganz in Unbedeutenheit sinken. Daß der Maha- radscha von Lahore dieser Maßregel, welche allerdings seiner Unabhängigkeit großen Eintrag thun würde, beigestimmt habe, ist bis jest nicht dffentlich bekannt geworden, doch wenn ihm erst die Alternative: Freundschaft mit England oder Gewärtigung eines alsbaldigen Angrisss, geboten wird, dann wird er seine Macht schwerlich auf das Ge Spiel seßen wollen, sondern den Forderungen unserer Regierung wohl nachgeben. Und der Zustand Afghanistans is allerdiags zu bedenklich, als daß wir dulden dürf- ten, daß die Macht der Sifkhs noch länger in ihrer zweideutigen Haltung E unserer Hauptmacht und unseren Vorposten ver- harre. Bie egierung beschäftigt sich ernstlichst mit dieser Sache, und ich zweifle niht, daß die mit den Sifhs erdffneten Unter- handlungen rasch und befriedigend fortschreiten.

Mittlerweile gehen die in Tübet eingefallenen Sikhs immer weiter vor; Über den Maunsurowee-See sind sie hinaus und ha- ben die Gränze von Nepal erreicht, da wo diese mit dem Túbe- tanischen China zusammenslóßt, Lassa soll der endliche Zielpunkt ihrer ZJnvasion seyn, und bis jeßt, scheint es, sind sie auf keinen Widerstand gestoßen. Jn den von ihnen durchzogenen Landstrichen

aben sie ihre N begründet und suchen die Einwohner zu eruhigen, daß sie ihren gewohnten Beschäftigungen wieder nach- gehen sollen; die Eingebornen trauen aber nicht, da die S ikhsoldaten auf ihrem Marsch viele Grausamkeiten verübt, und viele der Gebirgs- Bewohner haben sich über die héchsten Gebirgspässe ins Britische Ge- biet geflüchtet, An der Spiße der Jnvasion steht der mehrgenannte Zoramur Singh, und ohne Zweifel hat er sie wit voller Ueberein- stimmung der Sikh-Regierung unternommen. Jn diesem Falle hat sie h mit der Chinesischen Regierung úberworfen, die sich jedenfalls regen muß, wenn Lassa, der Siß ihres Statthalters, angegriffen wird. Werden sich dann vielleicht die Sikhs und die Nepalesen jenseits des Himalaya zu eiñem Trußbündniß wider China vereinigen? Wenn sie es thun, oder wenn auch nur die Sikhs allein ihre Jnvasion fortseßen so möchten Lassa und das jenseits von diesem gelegene Land leicht in ihre Hände fallen. Das

Fann uns Engländern nichts schaden, im Gegentheil vielleicht nüßen,

indem es unserem Handel Länder erdffnet, die uns bis jeßt hart- nâckig verschlossen geblieben. /

Der König von Birma sißt ruhig in Nangun und unterhält sih mit Schauspielen und Militair-Paraden. Warum er eigent- lih nah Rangun gekommen, hat noch Niemand befriedigend er- flärt, dennoch scheint es außer Zweifel, so widersinnig es auch flingen mag, daß eine See - Expedition nach Kalkutta im Plane war! Nun seit Ber Ankunft in Rangun hat Se. Majestät von dem M tande der Dinge in China gehört; dies und zugleich die Wahrnehmung, mit welcher Schnelligkeit die Englischen Dampfbdôte Verstärkungen nah Mulmein abfúbrten, haben Ein- druck auf iw gemacht und seine Kampflust übergekühlt. Uebrigens sind beide Theile zum Krieg bereit, welchen England zwar nicht fürchtet, aber auch in feinem Betracht wünschen kann,

Inland.

Berlin, 18, Jan. Die heute ausgegebene Nr. 2 der Ge- )seß-Sammlung enthält nachstehende Allerhöchste Kabinets-Or- dre, die Abânderung der in dem Zoll-Tarif vom 24. Oktober 1839 vorgeschriébenen Zollsäße vom eingehenden Zuker betreffend:

-Auf Jhren Bericht vom 23flen v. M. will Fch in Folge der bierúber M dos cic en der zum Zoll-Vereine gehörigen Staa- ten getroffenen Uebereinkunft, unter Aufhebung der in dem Zoll-Ta- rif vom 24. Oktober 1839, zweite Abtheilung, Artikel 25, pos, X. vor-

eschricbenen Zollsäße vom eingehenden Zucker, hierdurch bestimmen, daß vom 16. März d. F. an, der Eingangszoll vom Zucker. nach fol genden Säten entrichtet werden soll; /

1) Brodt- und Hut-, Kandis-, Bruch - oder Lumpen- und weißer

estoßener Zucker, der Zoll-Ctr. 10 Rthlr.

2 Rohzucker und Farin (Zuckermehl) der Zoll-Ctr. 8 Rthlr.

3) Rohzucker für inländische Siedereien zum Raffiniren, unter den

besonders vorzuschreibenden Bedingungen und Kontrollen, der

i oll-Ctr. 5 Rihlr, j

ie Tara - Vergütungen sind dabei auch ferner nach den entsprechen- E dditaii 1, 2 und 4 des Tarifs vom 24, Okiober 1839 zu be- messen.

Da nach den besichenden Vorschriften die für inländische Siede- reien unter ermäßigten Steuersäßen eingehenden Zukec hinsichts ihrer Bestimmung zum Raffiniren besonderen Bedingungen und Kontrollen unterliegen, welchen zufolge diese Zucker aus dem steuerlichen Ver- luß nur in dem Maße Berausergt werden, wie solche in den Fabri- ken zur Versicdung gelangen können und daher die unbedingte An- wendung dieser Vorschriften auf die bereits im Lande lagernden Vor- räthe der für inländische Siedereien bestimmten Lumpenzucker , welche vom 16. März d. J. an nicht mchr zu einem begünstigten Steuersahße bezogen wecden können, eine unbillige Beeinträchtigung jener Fabrik- Anstalten zur Folge haben würde, so will Fch genehmigen, daß 1) Lumpenzucker, welche fen vor dem 18, Januar von ciner in-

ländischen Zukersiederei bezogen sind und vor dem 16. März d. J. zur Versiedung angemeldet und verzollt werden, den Siedereien ohne Beschränkung rücksichtlich der Menge zu der bisherigen er- mäßigten Abgabe von 54 Rihlr. pro Centner auch nah dem 16,

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] sich der Tarif der Schifffahrts- Abgaben, welche am

r d. J. verabfolgt werden dürfen ; wogegen füc umpenzucker, welche ers nach dem 18. Fattuar bezogen wer- en, die d, wi zu jenem [E E Stleuersaße nur in- soweit stattfinden darf, als die Menge dieses Zuckers, einschließ- lich des Vorraths zu 1. den Betrag nicht überschreitet, der nach dem durchschnittlichen Umfange des bisherigen Betriebes der Siederei noch bis zum 16. März d. F. versotten werden kann. Séte haben diesen Meinen Befehl dur die Geseß-Sammlung zur dentlichen Kenntniß zu bringen, und Sie, der Finanz-Minister, die rânz-Zoll-Aemter noch besonders dahin zu instrairen, daß sie bei der ingangé-Anmeldung von Lumpenzuker innerhalb des Zeitraums von r Verdffentlichung dieses Befehls an, bis zum 16. März d. J. die L e die oben zu 1 und 2 enthaltenen Bestimmungen Berlin, ‘den 11, Januar 1842.

Friedrich Wilhelm.

An die Staats-Minister Grafen von Alvensleben und Grafen von Malhtzan.

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an der Mosel vom 1. Februar ab erhoben werden sellen, Es

wird dieselbe durch nachstehende Allerhöchste Kabinets : Ordre sanctionirt :

¿Jn der Anlage erhalten Sie den, nah Maßgabe der Zoll- Vereins - Staaten getroffenen Vereinbarungen “encwoeferne mit Jhrem Berichte vom 7ten d. M. vorgelegten Tarif der am Rhein und an der Mosel zu erhebenden Schifffahrts - Abgaben zurück, um denselben nebs| Meiner gegenwärtigen Order durch die Geseß-Samm- lung bekannt zu machen und vom 1. Februar 1842 an , bis auf wei- tere Bestimmung zur Anwendung bringen zu lassen. Zugleich er- mächtige Jch Sie, die zur Ausführung desselben erforderlichen Vor- kfehrungen zu treffen, und ein Verzeichniß derjenigen Waaren, welche als notorisch außerdeutsche Erzeugnisse anzusehen und den auf solche Waaren sich beziehenden Bestimmungen des Tarifs allein zu unter- werfen sind, dffentlich bckannt zu machen, auch nach Bedürfniß zu verändern und zu ergänzen.

Charlotienburg, den 31, Dezembee 1841,

Uh Friedrih Wilhelm. den Staats- und Finanz-Minister Grafen von Alvensleben.“

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Thomas Münker, Ein Deutscher Roman von Theodor Mundt. Drei Bände. Altonä. 1841. Verlag von J. F. Hammrich,

Die Bezeichnung Deutscher Roman, für dieses in vielem Betrachre bemerkenswerthe Werk, is vielleicht cin zu bescheidener, wenn in diese der gebräuchliche Sinu gelegt wird. So wohlfeil darf man aber sich hier nicht abfinden. Auch genügt es noch lange nicht, wenn man, în Erwägung der bekannten historischen Person, nach der das Buch benannt ist / einem gewdhnlichen historischen Romane auch diesmal zu begegnen meiut, Die Lesewelt is mit diesem Genre bereits genau genug bekannt worden. Entweder läßt der Verfasser darin ein, oder einige zärtliche Liebespaare auf einem geschichtlichen Hintergrunde sich bewegen, und verfliht ihre Prúü- fungen und Abenteuêr mit Bezichungen zu bekannten historischen Personen; oder, solche sind es selbst, die, meiit in ungeschichtlicher Abdampfung, umgeben von theatralischer oder novellistischer Scene- rie, thren ersonnenen Jammer und ihre scntimentale1 Wonnen jur Spannung der Nerven des unwissenschaftlichen Lesers, zum Besten geben. Man hat darüber zu klagen gefunden, wie solches Verfah- ren bisweilen nichts weiter hervorgebracht, als lcidiges falsches Spiel, um die heilige Geschichte în unredlichen Verlust, und eine frivole Mode, die anmaßlich sich Poesïe zu nennen wagte, in unverdienten Gewinn zu verseßen *). Thomas Münßter sticht über solchem Vor? wurfe. Hier feine sogenannte poetische Licenz, welche die geschicht- liche Wahrheit willkürlih zuschncidet ; keine Liebesleiden und Liebes- wonnen; kcine süßliche Empfindsamkeit; keine Verwickelungen und reizende Abenteucrlichkeiten, um \{chla} gewordene Necven wieder anzuspannen. Was aber denn? Die Geschichte in ihrer ergreifenden Majestät und ershütternden Wahrheit, dichterish abgespiegelt mit wissenschaftlichem Ernste und gewis- senk after Treue. Und dennoch ein Roman? Warum dann nicht lieber die „Geschichte des Deutschen Bauernkrieges//, für tie ohnehin, auch nach demjenigen, so bereits darüber geschricben wor- den, noch so viel zu thun ist ?

Solches Werk würde eine Lücke ausfüllen in der historischen Li- teratur des Vaterlandes, aber, an einen engecen Kreis wissenschafi licher Leer gewiesen, dürfte es eine allgemeine Wirkung nicht hervorbrin- gen; dem großen Publikum, das weniger gründlich belehrt, als mäch- tig ergriffen seyn will, die erhabene Lehre nicht verkünden kdnnen, welche die ewige Vorschung ztix* Warnung aller Zeiten in. jene unse- lige, aber wißige Revolution gelegt hat, deren Urheber jener wilde, einseitig beschränkte Schwärmer, Thomas Münter, gewesen.

Der Landschaftsmaler beeifert sich, im Bilde die Natur möglichst wahr wiederzugeben , damit sein Bild auf uns wirke eben wie die Natur. Aber er hat auch den Beruf, das Schdne hervorzubringen und klarer anschaulich zu machen, welches sich in zu großen Dimen- sionen in der Natur verbreitet, um leicht Überschen werden zu kön- nen. Deshalb soll der Maler die Wirkungen der natürlichen Erschei- nungen harmonisch zusammenfassen , damit ihr Einklang schneller wiederctône in der Seele des Beschauers. Der große Künsiler be- meistert diese Aufgabe, indem er zuvor selb| die Natur angeschaut mit dem Auge der Kunst, und, nach den Regeln dieser, zum Bewußit-

seyn gebracht, welche Elemente der Landschaft im gegebenen Falle es sind, die, bei idealer Steigerung und Combination, den eigentlichen Eindruck hervorbringen. In ähnlichem Sinne hat der Verf. des Thomas Münßer die Geschichte angeschaut mit dem Auge der Poesie, und hat die damit gewonnene Begeisterung ausgesirdmt in eine Dichtung, deren höchste Wirkung eben aus dem Umstande hervorgehen soll, daß die volle treue historische Wahrheit gezeigt wird, aber in idealecr Anordnung, und angeleuchtet von poetischem Glanze, damit die Wahrheit mit dem Schönen in unzertrennlicher Verbindung nux um \o mehr dra- stisch ergreife, und wehmüthig rühre. Aber ist hiermit nicht eben sowohl die hdchste Aufgabe des Ge- chichtschreibers bezeichnet, welche nicht minder in die Poesie hin- überreiht? Die heutige Zeit hat nichts mehr gemein mit der 3tsten Olymypiade, in welcher der Vater der Geschichte dem zu Elis ver- sammelten Griechenlande seine entzückenden Schilderungen der Perser- kricge vorlas, und mit unecmeßlichem Beifalle belohnt wurde. Un- sere heutigen Geschichtschreiber können so nicht mehr schreiben, haben es nicht cinmal zu wollen. Die meisten“ heute zeitgemäß darzustel- lenden geschichtlihen Stoffe weisen solche Behandlung zurü, und erfordern die Strenge fritischer Forschung, philosophischer Durch- dringung. Auch hiermit haben ausgezeichnete Meister unscrer Tage treffliche Wirkungen hervorgebracht, aber diese sind zunächst nicht dichterische, sondern wissenschaftliche. Der Verfasser des Thomas Münßgter, eben weil er durch histori- he Wahrheit dichte-ische Wirkung zu gestalten sich bestcebte, hat des- halb aber hinter dem Geschichtschreiber uiht zurückbleiben können, Bchufs gründlicher Ermittelung jener, die in diesem Falle noch lange nicht genug aufgedeckt ist. Er hat mit emsiger, mühamer Forschung die Quellen ausgebeutet und aus manchen geshdpft, die fast noch un- benußt shlummerten in Archiven und Bibliotheken. Thomas Münter, wie ihn der Verfasser darstellt, ist nicht Geschdpf seiner willkürlichen Einbildungskraft. Diese hat das Bild des Shwärmers gewissenhaft, wenn auch mit poelischem Geiste, kombinirt aus den eigenen Schrif ten desselben, die nur wenige bis nun erdfnet. Gleiches ist mehr oder minder geschehen so viel möglich bei den anderen Personen, aus denen dieses reichhaltige Gemälde zusammengestellt ist. Kaiser Mari milian 1., Kardinal Lang, Herzog Ulrich voa Württemberg, Philipp, Pete von Hessen, Luther, Melanchtion und Andere mchr. Alle sind durch und durch, in jedem Zuge mit gpremtnder Achnlichkeit her- vortretende historische Portraits von höchster Wirkung. Und doch hat der Verfasser si fern gehalten von iener, die zufällige äußerliche De- tails beschreibenden Manier, von jener Wortmalerei, die verwerflich i, weil sie stets verwirrt, ohne ein Bild in lebensfrischer Gesammtheit u gewähren. Bei den Nebenpersonen von Ueberlieferungen aus jener eit verlassen , hat das Are des Verfassers sich in freier Bil- dung mit nit minder günstigem Erfolge entwickelt, und binter den Handelnden der ersten und der zweiten Reihe, bewegen sich Bauernauf- and und Krieg, von Thomas Münter hervorgerufen und bestimmt,

« d E enffeblichen Massen , aber immer übersichtlich geordnet,

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Jn demselben Blatte der T2) + Sammlung desadss ein un

*) Wenigstens in Bezug auf das Bessere der Gat L das tirtheil des Herrn Einsenders einige Modification qu A gs hier

| gleicher Weise behandelt zu seben.

Weil der Stof dieses Werkes in g Wartnungen zu jeg- licher Zeit spricht , war es die Pflicht des Verfassers, auch für jeg- liche zu schreiben, uit blos für die heutige, denn nur der Halbbil- dung und Einseitigkeit liegt es nahe, und sie gefallen sich darin, ir- gend eine Bergangenheit wohlfeil genug, heutigen Zuständen und Tagesfragen beliebig zu assimiliren, und danach, unter alten Namen , jene vorlaut und unwissenschaftlih besprechen, diese in unreifer Klúgelei ldsen zu wollen. Man erregt dadurh, und wicd von der Partei der man sich zugesellt, gepriesen. So âcmlichen Preis des Strebens verachtet der Verfasser des Thomas Münßter. Er ist kein Partei-Schriftsteller. Aus der ru- higen, geistreichen, besonnenen, auf der Hdhe idealen Anschauens ge- haltenen Fassung seines Werkes geht deutlih hervor, daß nur das | Reinmenschliche scine Brust bewegt, und daß er, ohne sih mit Ta- | gefwinen zu befassen, den Gleichfühlenden, in welcher Zeit diese auch | leben, im Bilde Müngzers und seines Bauernkrieges, die große Lehre | hat vorführen wollen, daß nur die Hand Gottes die Geschicke der Völker lenkt, und daß es Aberwiß is, in {wärmerischer Wallung, und nur auf materielle Weise, mit gewaltsamem Umsturze alles Be- stehenden , ein neues Reich Gottes auf Erden bilden zu wollen, das aber Gott verwirft, weil es nicht im Geiste isi, und mithin auch nicht in der Wahrheit.

Hierzu ist der gewählte Stoff vorzüglich geeignet. Luthers Re- formation war im Wesentlichen bereits vollendet, und es siand fesi, daß sie bezüglich der bestehenden weltlichen Formen im Staate durch- weg konservativ war und bleiben wollte. Er, der dem Rdmischen Stuhle den Fehde - Handschuh hinwirft, um für die Reinheit der christlichen Lehre zu kämpfen und zu siegen, ist der loyalste, ja, man darf sagen, der zärtlichsie Materien seines Fürsten. Er seßt sich mit Erstaunen erregender Kühnheit Über die Schlüsse der Konzilien und die Bullen des Vatikans hinweg, aber er duldet es nicht, daß die bestehenden weltlichen Gesche und Ordnungen verachtet werden. Selbst wo er solchen begegnet, die mit den Lehren des Evangeliums niht Übereinstimmen , begnúgt er sih damit, die Großen der Erde väterli zu ermahnen, die Mißstände nah Zeit und Umständen ab- zustellen, das murrende Volk aber bedeutct er, so wie der Obrigkeit zu gehorchen und abzuwarten in Demuth und Gebet, bis Gott die Herzen der Fürsten zur rechten Stunde lenken werde, die ja in sei- ner Hand seyen.

Solches Wesen wird heute, nah Jahrhunderten des Fortschrit- tes im Geiste und in der Wahrheit , lcicht begriffen und gewürdigt. | Damals aber mochte man die Reformation, oder den Reformator, fcagen: „Warum nicht weiter? Warum nur den G eist he- freten wollen von den Banden des Wahnes, und. nicht auch das Fleisch von den Ketten weltlichen Zwanges, die niht minder drüf- fen, niht minder entgegen sind der allgemeinen menschlichen Frei- heit und christlichen Bruderlicbe? „Thomas Münyer war es, der, mit zuerst, solche Frage aufroarf gegen Luther, und deshalb mit ihm in Zeit und Ewigkeit zerfïel. Ohne Welt - Erfahrung, ohne richtige Urtheilsfkraft , aber von wüster Schwärmereti echißt und verblendet, vermas sich der Schüler, das Werk des weisen Meisters zu Überbie- ten, und auf die kirchliche Reformation eine soziale Revolution fol- gen zu lassen, mit Umsturz aller bestehenden Staatsformen , aller Rechtszustände , alles Eigenthumes. Unklar vom ersten Beginnen, wirren Hirngespinsten nachjagend, eine Schlachtbank aufrichtend, um sie als Altar der von Gott eingescßien Freiheit und Gleichheit aus- zurufen, müssen am Ende der fcevelhafte Urheber und seine verführten

bemilleidenswerthen Schaaren unter dem Strafgerichte des Himmels an der nämlichen Schlachtbank jämmerlih verbluten und der gdtrli- chen Verwerfung ihres anarchischen Beginnens wird damit das Sie- gel aufgedrückt , daß alle diese Umwälzungen vorübergegangen sind, ohne irgend eine Spur des Heilcs und der Absellung selbs gerechter Beschwerden für die gedrückten unteren Klasen des Volkes zurückzu- lassen. Die armen Leute stehen zum Schlusse da ärmer denn je- mals. Wenn später, und in neuerer Zeit die Deutshen Bauern und zwar aus den väterlichen Händen ihrer milden Fürfien das Billige und Nüßliche, welches fie in ihren zwdlf Artikeln in Anspruch nahmen, wirklich im besten Frieden erhiclten, darf man mit Recht be- haupten, Thomas Münter und sein Aufsiand habe das Gute, welches damals wahrhaft Noth that, nur vereitelt und ins ferne Unbestimmite gie tere gs ternah war es die Haupt -Aufgabe des Verfassers, in seinem Werke Thomas Münter und Luther in Gegensaß zu bringen. Eine schwierige Aufgabe, die er befriedigend geld# hat. Thomas Múnszer, der verwegene, als scheinbar gewaltiger Heerfübrer gegen Luther auf- tretende Angreifende; dieser, der mit Schmähungen überhäufte, allein ftchende, Angefochtene, und dennoch, wie verfinkt Münzer mit seinem meteorischen Schimmer, mit seinen vulkanischen Flammen , die Ent- schen erregen und verheeren, neben der ruhigen, besonnenen, echten gediegenen Größe des bewunderungswÜürdigen Reformators. Luther und Kaiser Maximilian sind von dem Verfasser, freilich seiner Grund- ansicht gemäß, mit hervorstehender Vorliebe behandelt. Sie find, der edle Kaifer am Anfange, der Reformator gegen das Ende des Werkes gleichsam die beiden Gipfel desselben, der eine, wehmüthig angeleuch- tet vom Abendrothe einer untergehenden Zeit, die der edle Herrscher von oben herab im shdnen fürstlichen Sinne zu reformiren fich S O der Ge umstcahlt vom Dte einer ufgehenden Zeit, die Luther von unten empor i s E gy GNAELO reformirt. A R MRINNN vit omas Münyer ist eine Klippe für die darstellende Kuns, man muß dem Geiste und der Kunfifertigkeit des Berfassets ‘die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie sich an diesem sprdden Stoffe siegreich bewährt haben. Der Leser folgt selbi den Jrrthümercn des Schwärmers mit ununterbrochener, sh scigender Spannung und läßt sich von seinen donnernden Reden fortreißen, während er deren Inhalt verwirft. Selbst am Ende, wo diese hohle, aber doch gigan« tische Gestalt in Nichtigkeit zusammenbricht, überwallt einc Wolke tragischen Ernstes den armen Sünder, und zuleßt, nachdem er Fh selb) und Alles sonst ihn verlassen, nimmt die feierliche Muse ‘ich seiner an.

Ein neues Genre der Dichtung, besonders wenn [i viel Wirkung einführt, pflegt Nachahmer zu finden, Us E D wünschen, noch andere wichtige Momente Deutscher Geschichten in l | ANDOE Ut F Doch erfordert dieselbe mehr Studien, Ernst und Fleiß, als die Mehrzahl der beutigen Verfasser von Romanen ftch zuzumuthen pflegey. Möchte daher der Dichter des Thom1s Münter selbs rústig fortschen, und weiter gewähren, was von Anderen weniger zu erwarten seyn dürfte. Setne ausge- zcichnete Gabe, sowohl Charaktere zu schildern, als auch Situationen wirfungsvoll zu kombiniren, endlich der edle, prägnante, klare und harmonische Styl, der ibm eigen is, und der in diesem scinem neue- sten Werke besonders cinnimmt, scheinen vorzugsweise ibn einer Bahn zu überweisen, auf der noch so viele Kränze zu erringen sind

Berlin - Potsdamer Eisenbahn.

In der Woche vom 11. bis incl. 17. Januar c. sind auf

: C l der Ber- lin - Pots lamer Eisenbahn 5320 Personen gesahren.

E E R E E E R Ä

Dauer der Fahrten auf der Berlin - Anhaltischen Eisenbahn. :

vom 8, bis incl. 14. Januar 1842,

1) Zwischen Berlin und Cöthen.

j ____Personenzug. Güterzug. kürzeste Dauer .…. 5 Stunden 9 Minuten. 65 Stunden 43 Minuten. längste - 5 - 28 - T - 18 - mittlere - . D « 15 - 6 - 10 -

2)

Zwischen Cöthen und Berlin: S

kürzeste Dauer .…. 4 Stunden 45 Minuten» 5 Stunden 39 Minuten. längste .6 - 33 - 7 - 37 - mittlere . ¿8 - 17 - 6 21 -