1842 / 142 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Großbritanien und Jrlaud.

London, 18. Mai. Beide Häuser des Parlaments haben ihre Sißbungen bis nach dem Pfingstfeste vertagt, und da Sir R. Peel der Opposition versprochen hat, die Einkommensteuer nicht etwa zuerst durchzuführen und dann den Zoll - Tarif vielleicht fal: len zu lassen, sondern beide Maßregeln als zusammen ehdrig gleich: zeitig zu fördern, so hat die dritte Lesung der Bill über die Ein- fommensteuer im Unterhause noch nicht stattgefunden, und diese Bill soll nicht eher ans Oberhaus gesendet werden, bis auch über die beantragte Abänderung des Zoll - Tarifs entschieden ist. Der Widerstand der Opposition hat bisher das raschere Fortschreiten der Verhandlungen noch immer verzögert, und da noch mehrere Maßregeln von der größten Wichtigkeit, wie das Fortbestehen der Centraî-Armen-Kommission, vorliegen, die wahrscheinlich zu ähnli- chen Partei: Streitigkeiten führen werden, so ist das Ende dieser Parlaments-Session bis jeßt noch nicht abzusehen.

Während das Unterhaus noch unentschieden is, welche Maß- regeln in Bezug auf die Engen zu ergreifen sind, hat Lord aae mrs aufs Ge eine Bill Über diesen Gegenstand im Oberhause bis zur dritten Verlesung gebracht, so daß diese ans Un- terhaus gelangen dürfte, ehe hier ein Beschluß gefaßt worden ist, Vergebens sprachen mehrere Pairs das Bedenken aus, das Un- terhaus möge diese Einmischung in die Wahlen seiner Mitglieder, während es selbst mit deren Prüfung beschäftigt sey, ungern sehen. Lord Brougham stúßte sich auf den formellen Grund, daß seine Bill Geseße und gerichtliche Maßregeln betreffe, über die Nie- mand besser urtheilen könne, als das höchste Gericht des Landes, das Oberhaus, dessen Mitwirkung ohnedies auch für die im Un- terhause begonnenen Maßregeln erforderlich sey. /

Die neue Eisenbahn - Bill ist im Unterhause schon ziemlich weit vorgeschritten und e Annahme nicht mehr zu bezweifeln, obgleich noch einzelne Abänderungen ihrer, insbesondere so weit sie die Handhabung einer strengeren Bahn- Polizei betreffen, mehr- fach angefohtenen Bestimmungen durchgeseßt werden könnten, wenn von einflußreichen Mitgliedern desfall ige zweckgemäße An- trâge gestellt und frâftig verfochten würden. Der Sun sagt in dieser Beziehung: „Die Ursachen, welche das neuliche Eisenbahn: Unglúck bei Paris herbeiführten, werden hoffentlich die gebührende Berüsichtigung finden, bevor die Eisenbahn- Bill in beiden Par- lamentshäusern angenommen wird. Mehrere von Herrn Hardy vorgeschlagene Klauseln sind vom Unterhause - kaum angehört und verworfen worden. Wir bedauerten dies damals, sind aber jeßt, nach Lesung des in der Pariser Akademie der Wissenschaften erstatteten Berichts, vdllig Überzeugt, daß unsere Bill entweder wesentlich abgeändert oder gänzlich verworfen werden muß. Jener Bericht weist auf die Gefahr hin, zwei Lokomotiven für den nâm- lichen Wagenzug zu gebrauchen und die Passagiere in die Wagen einzuschließen, wie es noch auf manchen Englischen ner uen ge: schieht. Der Bericht erklärt es ferner für durchaus nothwendtg, daß zwischen den Passagieren und der Lokomotive Wagen mit elastischen Stoffen oder doch jedenfalls Bagage - Wagen eingescho- ben werden, wie Herr Hardy dies ebenfalls V Sollte fein Mitglied des Unterhauses den Muth haben, diese Angelegen- heit zur Sprache zu bringen und die Aufnahme der geeigneten Klauseln in die Bill zu beantragen, so muß das Publikum, um Schub gegen E scbreckliche Unfälle zu erlangen, seinen Blik auf

berhaus richten.“ D An L sind, dem Globe zufolge, die Direktoren einer der bedeutendsten Feuer-Versichérun s: Gesellschaften , so wie Beamte mehrerer anderen Feuer - Societäten, mit dem Dampf- schiffe nah Hamburg abgegangen. Sämmtliche Gesellschaften ha- ben bereits eine halbe Million Pfd. St. dahin übermacht, um sofort die nôthigen Auszahlungen bewirken zu Ffönnen.

Dieser Tage ist ein Scheik der Drusen mit zahlreichem Ge- folge úber Malta hier eingetroffen und hat bereits von Lord Ashley und anderen Bs Tae empfangen. Für seine Woh-

atte die Regierung gesorgt. Î j ie achtbares Bandlungshaus in Glasgow hat ein Schreiben aus Singapore vom 22. Februar empfangen, in welchem es heißt: „Durch die Ankunft eines Schiffes aus China erfahren wir heute, daß Emoy, Tschusan und Ningpo von dem Britischen Bevollmächtigten für Freihäfen erklärt worden sind, und daß das Volk in der Provinz Tschekiang die SE av aufgefordert hat, diese Provinz in Besiß zu nehmen, da fle lieber unter Englischer als unter Chinesischer Herrschaft stehen möchten.“ j

Der Naval and Military Gazette zufolge, sollen vier Regimenter schwere Kavallerie in leichte Reiterei verwandelt wer- den, wie dies schon vor einigen Jahren mit zwei Kürassier-Regi- mentern geschehen. Die Britische Armee wird dann 17 leichte Kavallerie-Regimenter zählen. „Diese Maßregel“, sagt das ge- nannte Blatt, „woird die Ablósung unserer in Indien dienenden Reiter-:Regimenter mindestens in je 20 Jahren geskatten, was, wie Jedermann weiß, in einem tropischen Klima eine ziemlich lange Verbannung vom Vaterlande isk. Wir hören ferner, daß aus den neugeworbenen sechs Compagnieen regulaire zweite Ba- taillone gebildet werden sollen. Ueberhaupt wird bis Ende des Jahres unsere Militairmacht sehr vermehrt und es werden noch diele zweite Bataillone formirt werden, da wir mit unserem jebi- gen Militair-Etat unmöglich bestehen können.“

Die Bank von England hat sich bereit erklärt, zu dem Bau der neuen Londoner Börse 70,000 Pfd. St. vorzustrecken

Für den Prinzen von Wales sind von Herrn Griffiths in

Birmingham ein Paar in dessen Fabrik gearbeitete Pistolen, die zusammen 3 Loth wiegen, als Geschenk eingetroffen.

Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 17. Mai. (Schwäb. M.) Jn der Kam- mer der Abgeordneten wurde am 12. Mai die Berathung des Militair-Etats beendigt, welcher sich auf jährlich 2,329,792 Fl. 4 Kr. (337,413 Fl. 58 Kr. mehr als in der vorigen Periode) be- láuft. Die Kommission is im Allgemeinen der Ansicht, daß durch die Bundesbeschlüsse in der zur Wehre Deutschlands nöthigèn Militairmacht eine Einheit und dadurch der Zweck größerer Siche- rung gegeben werde, glaubt aber nicht übersehen zu dürfen, daß die dadurch entstandenen Etats-Erhbhungen zu einer {weren Bürde

eworden seyen, zu deren Erleichterung beim Bunde Schritte ge- schehen sollten. Die Kommission stellt daher den Schluß:Antrag auf e an die Staats-Regierung, um neben dem Ausdrucke des Dankes für die mit Schonung der Mittel ausgeführte außerordentliche Kriegsrüstung und die damit bethätigte weise Fürsorge die Bitte aus- zusprechen, daß die Regierung im Rathe der Bundes-Versammlung dahin wirken lassen wolle, daß eine umfassendere Revision der Bundes- Kriegs-Verfassung eine es der Deutschen Völker rücksicht- lich der Militairlast sicher gewähre, jeßt hon aber eine Verminte- rung des úbergroßen Aufwandes möglich gemacht werde. Hier- bei Außerte der Abg. Deffner: Es sey nahezu der vierte Theil unserer Staats- Einkünfte, der dem Zwecke der äußeren Sicherheit ers werden müsse, und doch sey diese Se noch nicht

eine Adr

ehr erskarkt. Nach seiner Ansicht sey eine Ermäßigung des Mi-

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litair-Etats nur zu erreichen: 1) durch möglichste Sparsamkeit in den einzelnen Verwaltungszweigen, bewirkt du eine wohl- feilere Organisation des Heeres und durch beharrliches Zu- rúckweisen der immer wiederkehrenden hdheren Sold-Anforde- rungen; 2) durch frâftige ausdauernde Verwendung unserer Re- van beim Deutschen Bunde um Herabseßung des präsenten

ruppenstandes und der Zahl der aktiven Offiziere. Er suche die Macht und das Ansehen unseres großen Vaterlandes nicht blos in seinen schlagfertigen Heeren, sondern hauptsächlich in der Einig- keit der einzelnen Staaten unter sich, in einer kräftigen Bundes- E und vor Allem in der Einheit des Willens der Deut: schen Regierungen und der freien Völker. Möchte man zurück- fommen von dem verderblichen Wetteifer, mit welchem eine Na- tion die andere in Kriegsrüstungen überbiete und so ihre edelsten Kräfte nußlos aufreibe, und sih dagegen dem {bnen Wetteifer hingeben, welche Nation es der anderen an Eroberungen im Ge- biete nüßlicher Erfindungen fúr die allgemeine Wohlfahrt der Völker, in Wissenschaft und Kunst zuvorthun könne. Für ei- nen solchen Umschwung der National: Eifersuchten scheine ihm die pugenwärtige Stimniung der Völker Europa's günstig zu seyn. Er hlicße mit dem Wunsche, daß Gott die Herzen der Deutschen Re- genten und ihrer Räthe lenken möchte, damit sie den glücklichen Zeit- punkt weise benußen und Europa?s Frieden fúr lange Jahre befestigen, wofür ihnen der Dank ihrer beglückten Völker lohnen würde. Abg. Dörtenbach: Ueberbietung im Kriegsrüstungs-Aufwande müsse erschdpfen und abspannen. Erobern wollen wir nicht ; der unglückliche Versuch der Einmischung zu Ende des vorigen Jahrhunderts habe uns eine gute Lehre gegeben, und zum Vorschieben bei uns fremden politischen Verwickelungen wollen wir uns nicht gebrauchen lassen. Suchen wir durch freisinnige Geseße, erleichterte Abgabenlast 1c. Liebe zum Vaterlande zu erhalten; trachten wir, daß auch in keinem einzi- gen Bundesstaate der öffentliche Rechtszustand leide, dann werden wir durch vereinte Kraft zur Vertheidigung stark genug seyn. Abg. von Zw'erge.r: Er sey mit Abg, Deffner einverstanden und glaube, daß man zuerst National- Jnteressen haben müsse, ehe man verlangen fkdnne, daß die Völker sle vertheidigen. Er sehe ein kräf: tigeres Band in dem Zoll-Vereine , der die materiellen Jnteressen immer mehr in einander verschlinge und aus welchem sich auch die geistigen entwickeln werden. Man werde doch keine Wehrver- fassung erhalten, die sih auf das Volk basire; nehme man ja sogar Anstand, den F. 23 der Verfassungs Urkunde (das Recht, Waffen zu tragen) zu verwirklichen! g Uebrigen stimme er doch der Adresse bei, da sie ausspreche, daß man den Kriegs - Aufwand E für unerschwinglih halté. Abg. Zais: Nicht sowohl die Größe der Kriegs-Departements-Etats an und für sich sey es, welche bei den Bewohnern des südlichen Deutschlands Anstoß errege, als vielmehr die traurige Betrachtung, daß das geheawärtige ilitair- System, tros der Milliónen, die es verschlinge, keinen hinreichenden Schuß gewähre, und im Fall eines Krieges doch nichts übrig bleibe, als die Blike nach Preußen und Oesterreich zu richten, um von dort her Schuß und Rettung zu erwarten. Der Stolz des Briten erwachse hauptsächlich aus jenem Gürtel s{wimmender Festungen , womit er sein Land umgeben sehe; \o0 wie er die politischen Bn Europa's auffasse, sey es für Deutschland ge- boten, jeder Zeit gerüstet dazustehen. Abg. v. Mosthaf erklärt si für die Adresse und hält das stehende Militair für einen Fort- \chritt der Civilisation, wodurch geleistet werde, was man von einer Landwehr ziemals erwarten dürfe. Freiherr von Sturmfeder und von Zwerger: Ob ‘es in. Preußen das stehende Heer oder die Landwehr gewesen sey, der man in den Jahren 1813— 14 die Rettung des Vaterlandes4zu danken gehabt habe? - Freiherr von Hornskein: Die Frage fey jeßt die, ob unser Militair, wenn es auch um einige Tausend Mann vermehrt werde, im Stande sey, uns zu s{üßen; er glaube das nicht, vielmehr könne nur dann Sicherheit vorhanden seyn, wenn jeder Mann im Volke wehrhaft sey, und wenn die Feuerzeichen von Berg zu Berg sich fortpflan- en, Alle zur gemeinschaftlichen Vertheidigung sich sammeln, Eine landwehr dieser Art sey, die er wünsche, nicht aber eine solche, deren Kommandanten aus den Städten auf das Land hinausflie- gen, wie die Maikäfer an einem schönen Sommerabend, um ihre Mannschaft zusammenzuholen. Abg. Duvernoy erklärt sih mit dem Schlusse der Adresse, aber nicht mit dem Anfange ‘einverstan- den, da die Wahrheit keiner versüßten Form bedürfe, und die Re- gierung nur ihre Pflicht gethan habe, Die Adresse wird durch Zuruf genehmigt.

Schwerin, 21. Mai. Hier sind folgende Großherzogliche Verordnungen erschienen :

1. „Wir Friedrih Franz 2c. finden Uns durch die Zweifel, welche sh bei Ausführung der unterm 26. Januar 1841 publizirten bundesbeshlußmäßigen Bestimmungen wegen Abstellung der unter den Deutschen MARP riigefe Len attfindenden Verbindungen und Mißbräuche ergeben haben, bewogen, in Grundlage jener Bestim- mungen und ausdrücklich hierdurch fenzusedan daß gegen die den hiesigen Landen durch Heimat angehdrigen Handwerksgesellen, auch wenn sie sih hier im Jnlande der in gedachter Verordnung bezeich- neten Gesellen - Mißbräuche schuldig gemacht haben, das daselbsi vorgeschriebene Verfahren volle Anwendung finden soll. Demgemäß sind die bezeichneten Handwerksgesellen nah Überstandener Strafe mit gebundener Reiseroute in ihren Heimatsort zurückzuweisen und daselbsi unter geeigneter Aufsscht so lange zu halten, bis Unsere Re- gierung auf besonderen Vortrag der heimatlichen Orts-Obrigkeit die Fortseßung der Wanderschaft in beschränkter oder unbeschränkter Weise ausdrücklich zu gestatten für zulässig erachten sollte.

Gegeben, durch Unsere Regierung, Schwerin, am 29, April 1842,

11. „Wir Friedrich Franz 2c. finden Uns bewogen, das in iden §S. ‘471 E 472 des larldesgrundgeseblichen Erbvergleichs ent- altene Verbot der Veräußerung ritterschaftlicher Güter in Unseren anden an auswärtige „„Potentiores"”, nach- vorgängiger Communica- ion mit Sr. Königl. Hoheit dem L CL von Mecklenburg- treliß und nach stattgehabter verfassun smäßiger Berathung m n nseren getreuen Ständen, dahin zu erläutern: daß der Ausdru Ae ay i e re gn Fürsten und deren ebenbürtige amilienglieder zu beziehen if. Gegeben durch Unsere Regierung, Schwerin, am 2, Mai 1842.

nz, (8) Me V ELMS RAREE in Lüßow.

zt Weimar, 21. Mai, Die Abreise Sr. Königl, Hoheit des Erbgroßherzogs nach Potsdam is durch eine kleine Unpäß- lihfeit um wi ‘d Tage aufgeschoben worden und soll nunmehr

m 23sten d. M. vor sich- gehen.

: Seit sechs Wochen it bei einem scharfen Ostwinde in hiesi- ger Gegend kein Regen gefallen ; die herrlichen Saaten fangen an ‘zu vergelben und die bne Baumblüthe fällt aus Mangel an

/ Nahrung ab.

Altona, 21. Mai. Die hiesigen Blätter geben heute fol-

d ; j L Dee Gent der reien und Hansesadt dura hat durch sei- nen würdigen Präsidenten, r, und Bürgermeister Bartels, in einém an mich erlassenen, ebr vervindli

Schreiben der Stadt Al- tona und ihren en für die von selbigen hei dem großen - die

Nachbarstadt betroffenen Brand-Unglücke geleistete nachbarliche seinen innigen Dank auszusprechen fh veranlaßt es de / m d ter Anderem gesagt wird, „daß die Hamburger einen großen Theil dessen, was ihnen erhalten worden is, dieser kräftigen lfe zuschreiben müssen.// Wenn nun geei Altona’s rden und Bewohner gart darin einverstanden sînd, daß se durch den der Nachbarstadt in ihrer schweren Bedrängniß geleisteten Bei- stand nur die Pflicht der Nachbartreue erfüllt baben o fann ich mir doch nicht die Freude versagen, jenen Ausdruck der Anerkennung der hiesigerseits geleisteten Hülfe, dessen Kundwerdung nur zur Be- festigung des seit längerer Zeit, und namentlich seit Hamburgs Be- agerung, o an bestehenden freundlichen Verhältnisses der bei- den Nachbarstädte freie kann, hiermittelst zur Kunde der hie- sigen Bürger und Einwohner zu bringen, indem ich denselben für die Bereitwilligkeit, mit welcher sie meinem auch bei dieser Gelegen- beit nicht peldulthien Vertrauen entsprochen haben, auch n in- nigen Dank auszusprechen mir zur angenehmen P icht rechne. Altona, im Ober - Präsidium , den 20. Mai 1842, raf Conrad von Blücher- Altona.//

Hamburg, 19. Mai. (L, A. Z.) Jch hatte bisher An- stand genommen, Jhnen über die Verluste der Sa S Asse: furanz-Compagnieen bei dem hiesigen Brande zu berichten, um die bereits laufenden unzuverlässigen Gerüchte nicht noch zu vermeh- ren, denn Niemand wußte etwas Gewisses. Jeßt ist man über diesen Gegenstand etwas mehr im Klaren, und ich kann Zhnen wenigstens Wahrscheinlichkeiten melden. Die städtische : Assekuranz, bei welcher 184 Millionen Mark Beo. dürfte davon 47 Millionen zu- bezahlen haben;

Staats - Anleihe ist das nicht denkbar. Die Biebersche Association , eine gegenseitige P: Gesellschaft, bei welcher jeder Theilnehmer bis 4 pCt, seines versicherten Kapitals aftet, hat in Hamburg 84 Millionen versichert, und man hält dafúr, daß der vierte Theil davon bei dem Brande in Frage komme, Nimmt man ', davon als gerettet an, so bleiben 14 Millionen. Die Nachschüsse à 4 pCt., nebs der Prâmie und Uebertrag bes. r 35 Millionen, folglich wird die Association 25 pCt, (jedoch inkl. 4 pCt., welche die Abgebrannten selbst uf Srcrgen, Lee cha- dens decken föônnen und dann wahrscheinlich sich au Die Hamburger patriotische Compagnie is mit Nifilos fur 14 Millio- nen Mark Bco, interessirt, Davon werden 400,000 Mark “Bco; als gerettet angenommen, bleiben 1,100,000 Mark Bro. - Das Actien - Kapital sammt Reserven betrug circa 1,400,000 Mark Bco,; es kann also fúr voll gezahlt werden und stehe dann bei den Actionairen, ob sie ihr Kapital ergänzen oder sich aufid: sen wollen. Die zweite und fünfte Hamburger Compagnie, jene mit 1 Million, diese mit 15 Millionen Mark Bco. Actien-Kac pital, außer den Reserven, haben noch keine Versammlung gehal: ten, auch nichts bekannt gemacht. Man befürchtet, der Verlust werde ihre Mittel, wo nicht übersteigen, doch aufwiegen, Die Englischen Gesellschaften Phönix und Royal Exchange halten mit Angaben über ihre Verluste sehr an sich, man glaubt, daß jede über 2 Millionen Mark Bco. verliert ; der Verlust des Sun fire office dagegen scheint 2 Millionen Mark Bco. nicht zu erreichen. Von der Aachen-Münchener Gesellschaft liegen Anzeigen der Agen: ten vor, wonach 680,000 Mark Bco. an Schäden angemeldet sind, man spricht jedoch von uúunverhofft vielen geretteten Sachen und {äßt den Verlust auf kaum 4 Million Mark Bco. Eben so hoch g sich, nach Publication der Agenten, der Verlust der „Colonia“. Die nodhen der Agenten der Gothaer Bank \chwanken zwischen 4 und 44 Millionen Mark Bco. Verlust dieser Anstalt, welche allerdings wohl nicht durch die Prämien zu decken sind. - Die Ad- ministration der Bank selbst deutet in einer Bekanntmachung auf Hinzuziehung von Nachschüssen hin. Außer den genannten An-- Las sind die dritte Antwerpener Compagnie und der Altonaer erein mit kleineren Summen interessirt. Versicherungen zei nen jeßt hier, und zwar zu bedeutenden Prämien, allein die Po : nix-Compagnie, die Aachen-Münchener Gesellschaft und die Colo- nia, Das Sun Fire Office erwartet Auftrag, es auch zu thun.

di Hamburg, 21. Mai. Folgende Bekanntmachung ist--er- enen: ¿Es wird den Bewohnern Hamburgs, so wie den gütigen Ge- bern im Auslande nicht uninteressant seyn, über La: was außer der vielfältigen Hülfe, welche Einzelnen in dem Kreise hrer Bekann- ten gewährt , von der Central-Behdrde für Hülfsleistungen, dem Húlfs-Verein, bisher geschehen ist und ferner beabsichtigt wird, we- nigstens in allgemeinen Umrissen eine kurze Uebersicht zu erhalten. Noch wdhrend der Feuersbruns, am 7ten d. M., trat eine Anzahl“ von Männern zusammen, um s\o viel mdglich der augenblicklichen Noth abzuhelfen und einen Mittelpunkt zu bilden, wohin die Gaben der Mildthätigkeit fließen und von wo aus Hülfe: gien werden könnte. Das erste Bestreben mußte natür- ch seyn, die Abgebrannten unter Dach zu bringen und mit den ndthigsten Lebensmitteln und Kleidungsstücken zu versorgen. Beides gelang den angestrengten Bemühungen des Hülfsvereins, dem sih eine sehr große Anzahl älterer und jüngerer Männer, #0 wie viele der ahtungswerthesien Damen anschlossen, durch die Libe- ' ralität, womit den Oddachlosen viele“ Privatwohnungen und grd- ßere Lokale eingeräumt wurden und durch die reichen Spenden von Lebensmitteln und Kleidungsstücken aus der Nähe und Ferne. Um scine Wirksamkeit zu regeln , organisirte der Hülfsverein neben dem Centralbüreau Sectionen Behufs der Kassen-Verwaltung, der Ver- pflegung, der Magazin-Verwaltung, für Lebensmittel und für Klei- dungsstücke, der ärztlichen Hülfe und der Anschaffung von Woh- nungen. Außerhalb des Dammthors, \o wie in St. Pauli, St. Georg, am Stadtdeich und in q bildeten sich abgesonderte Sectionen. Die Präsides aller ' Verbindung mit dem Central-Büreau und nehmen an den tagt chen Berathungen desselben Theil. Da die Anzahl der Hülfe- suchenden, bei denen , der zu verabfolgenden Unterstüßun

ward , bildeten sich in den verschiedenen Gegenden der Stadt s (na A, ataillons des Bürger - Militairs) um die Gesuche um Hülfe anzunehmen und I untersüuchea, und im mit der betreffenden Section des Hülfs-Vereins darüber zu bejchlie-- ßen. Rachdem der augenblicklichen dringendsten Noth abgeholfen worden, ist das Augenmerk des Hülfs-Bereins darau gerichtet, den Abgebrannten baldmöglich| wieder zur selbstständigen Thâätig- keit zu verhelfen. Die noch in einigen Kirchen und dentlichen Lokalen Befindlichen müssen von dort entfernt und dem Fami- lienleben und dem eigenen Brot - Erwerb wiedergegeben werden, Hierzu i| vor allem ndthig, daß Wohnungen gescha}t werden. Der Hülfs - Verein suchte demnach die vorhandenen Wohnungen zu ermitteln und ist jetzt beschäftigt, außerhalb des Damm- und Stein- thors Wohnungen und Werkstätten zu erbauen und an einigen Stellen

n Betriebs .- Kapital mangelt , in den Stand zu séhen, ihre I baldmdglich| wieder anfangen den beiden Vorschuß-An stalten eine Summe überwiesen worden. B nen steht, wo es sich um grdßere Summen handelt, die vom Senate Hand in der Weise, daß

Hand in lstgen

te und beide wirken ee ‘oûl -, wo Natural - Unte

der Hülfs - Vérein dort vortri

ntersiüßungs - rde

irge grdsere Geld- Unterstüßungen aber von der

henden Summen, nah von E. Hochedl. Rathe genehmigten Normen

ectionen stehen in beständiger

wegen, cine speziellere deten fi in vorhergehen muß, für ein Büreau u Verein

Lokale zu Läden einzurichten. Eben so ist, um Lèute, denen es augen-/

ei allen diesen Operatio- eingesehte dentliche Unterstüßungs-Behdrde dem Hülfs-Vereine zur

tt nd einer Art und kleinere Geld - UntersiÜzungen gereicht werden, ausgehen, welche beauftragt ist, besonders die von auswärts einge- -

kdmmt alles jeht- in einen zweckmäßigen Gang, und anderen, Sat seyn big der Noth L hald und so w Fe möglich abgeholfen werden wird. Es if nur ju wänswen/ daß dic- jenigen , deren Umstände nicht eine augenblickliche Abhülfe erfordern, mit ihren Anmeldungen noch einige Tage sich urüdthalien - u a Verwaltern Zeit zu lassen , den dringendsten ürfnissen zue ülfe zu gewähren. Auch kann gewi nicht dringend genng enpfos en werden , daß, sowohl Privatleute , als Vereine denen Summ

b- namentlich vom Auslande zur Untersiüßung zugesandt werden - ch mit Bee fentlichen Untersiühungs - Behörde Res ieg cudle

, it d ülfs- Vercin (neuer Jun deshalb in Verbindung igen. Es if sonst sebr ju Ae rbten ora die würdige von mehreren Seiten Unterstüßun alten, w nes Bedù tigsten und Würdigsten vielert weniger empfangen, a

bei gehdrigem Zusammenwirken zu Theil werden könnte.

o N3) Die technische Section der Bau-Deputation ist

it-i berathenden Mitgliedern, den Herren Ludolph, Chateau- au wies E Wülbern bereits mit Drrifung eines von dem Englischen Civil - Ingenieur Lindley entworfenen Entwurfs zur

der abgebrannten Stadttheile nach einem E E lan e fchà igt und wird die unmöglich von einem

n Plane beschâft ra uf lich el berfisichtigenden Lokalbedürfnisse (z. B. in Rúfsiche auf die unentbehrlichen theilweise zu erweiternden Kanäle) in Betracht ziehen. Auf der Esplanade und an den q der neuen Börse führenden Wegen werden hdlzerne Buden u Läden. errichtet. Vor dem Steinthore erbaut Professor Fersen- felde, im Austrage des Hülfs - Vereins, e auf lângeres Bedürfniß berechnete Wohnungen, insbesondere für Handwerker, Vierzehn der ersten hiesigen Handelshäuser sollen sich zu einer Vorschuß - Gesellschaft vereint haben, die Geld auf Waaren und Policen vorstreckt, um bei ‘in den Verhältnissen des Augenblicks liegenden Stockungen und Verlegenheiten mittlerer Häuser aus- zuhetfen. Jedes shießt 10,000 Mark Bco. sogleich ein und leistet Bürgschaft für 300,000 Mark. Die Gesellschaft leistet ihre Vor- schüsse in Wechseln auf 100 Tage nach Sicht, für welche die ganze. Gesellschaft solidarisch haftet, und die sie im Nothfalle selbst disfontirt. Hoffentlih wird das Nähere über dieses so eminent an der Zeit seyende verdienstliche Jnstitut der Oeffentlichkeit nicht

entzogen bleiben.

(Börsenhalle.) Ein Theil der bei der enen erfelung der Brücken 2c, beschäftigten Preußischen Pioniere is bereits ge- stern wieder in sein Standquartier zu Magdeburg zurückgekehre, wohin ihnen seine zweite Abtheilung in wenigen Tagen folgen wird; die Garde-Pioniere kehren ebenfalls in diesen Tagen direkt nach Berlin zurúck, und es wird dann nur noch eine kleine Ab- theilung dieser ‘Truppen hauptsächlich zum Behufe der noch vor: zunehmenden Sprengung von Gebäuden für einige Zeit hier zu- rúckbleiben, (Leider sollen bei der leßten Sprengung einige Mili- tairs verleßt worden seyn.)

Mehrere der größeren Gastwirthschaften Hamburgs, die meis ] stens auf dem alten Jungfernstieg etablirt waren, haben bereits Mittel gefunden, ihren Betrieb zum Theil in anderen Gegenden der Stadk wieder aufzunehmen. So is die „alte Stadt London“ jeßt nah der Dammthor-Straße, das Hotel „zum Kronprinzen“ nach dér ABC-Straße, die „Stadt Paris“ nach der Esplanade verlegt worden, und von „Streits-Hotel“, Ane Vorder-Gebäâäude gesprengt worden, wird das Hinterhaus zur Aufnahme von Frem-

Oesterreich.

Wien, 17. Mai. “Gestern Abend um- 9 Uhr is auf der Wien-Raaber Eisenbahn ein von Wien kommender außerordent- licher ‘Train’ mit leeren Wagen (welche bestimmt waren, die leßten Passagiere von Baden und Mödling abzuholen) in dem Augen- blie, als der Mödlinger Personen-Train von dieser Station nach Wien stren wollte, demselben in der Verbindungsbahn zwischen beiden Geleisen begegnet, wodurch die Maschinen des Wiener- Trâlns mit mehreren Personen-Wagen des Mödlinger-Trains seitwärts zusammentrafen, und von außen beschädigt wurden. Es ist dabei weder den Passagieren noch dem DiensE-Personale der Bahn irgend ein Unfall begegnet, und man hat daher nur zu bedauern, däß.die sämmtlichen Trains, welche von Gloggniß nach Baden folgten,.niht in der vorgeschriebenen Zeit, sondern erst spât in der Nacht und nach einigen Wartstunden nah Wien genen werden konnten. Die Frequenz an den beiden Pfingst-

eiertagen betrug 34,260 und am gestrigen Tage insbesondere 19,615 ersonen, und nur diesem auserobentlichen Andrange ist das reigniß zuzuschreiben.

/ den in Stand geseßt.

Schweiz.

Zürich, 16. Mai. Jn Zürich hat sich unterm 14. Mai ein Verein von Deutschen zur Unterstüßung Hamburgs gebildet, der in seinem öffentlichen Aufruf sagt: „Außer der allgemeinen mensh- lichen Theilnahme haben die Deutschen noch eine besondere drin- gende Pflicht, dieses Unglúck als ein gemeinsames, ganz Deutsch- land betreffendes zu betrachten und mit tragen zu helfen, Wie- derhergestellt werden soll Deutschlands erste Handelsstadt, an welche sich so viele nationale Erinnerungen und Hoffnungen Fnüpfen. Die in der Schweiz lebenden Deutschen können bei diesem heiligen Werk nicht zurückbleiben und es bedarf gewiß nur der. Bezeichnung eines Weges, um das allgemeine Gefühl zur fruchtb nd That zu machen, Es werden daher die

eutschen Landsleute ‘in der Schweiz gebeten, Sammlungen zu vergnstaltén und deren Tra hierher zu senden, von wo sie so {nell àls möglih nach Hamburg Übermacht werden sollen. Ueber das Resultat wird seiner Zeit bffentlich Rechenschaft abgelegt wer- den, Die eingehenden Gelder zu empfangen sind bevollmächtigt die a Professor Dr, Bobrik, Joh. Jak. Cunz, Professor A. A. L. Follen, Professor Dr, Hißig, Professor Dr, Lówig.“

l ven Spanien. adrid, 11. Mai. Der Kongreß beschäftigt sich mit der Diskussion des Budgets; für die Civilliste werden 33 Millionen Rêèalen gefordert ; der Kriegs - Minister verlangt 452 Millionen ; der Marine - Minister 85; von 600 Millionen sollen, nah dem Antrag der Budgets-Kommission, 74 Millionen gestrichen werden. Von einer Vorsorge für die Zinsen der Staatsschuld if nicht die Rede. Jn der heutigen Sißung entspann sich, auf eine Jnterpella- tion’ des Herrn Olozaga, eine Debatte Úber die aus einem puritanisch- constitutionellen Skrupel entskandene Frage, ob der Finanz-Minister berechtigt gewesen, einen Kontrakt vom Regenten unterzeichnen u lassen und dann seine und der anderen Minister Signatur ber der des Regenten anzubringen. Der Finanz-Minister gab zu, es sey dies ein Fehler gewesen, für welchen er ganz allein verantwortlich wäre, Olozaga entwickelte, wie schwer der Fehler fr On r g idt denselben io R R ins rechte g , war so: großmüt die sich beruhen zu lassen. N q Es

Griechenland.

61h

meine Theilnahme in mehrfacher Beziehung in Anspruch nahm und wohl eine nähere nung verdient, Es war dies nämlich das Todten- Amt, welches für die fünf Brüder Zo\i- mades gehalten wurde, von denen der leßte Überlebende, Niko- laus, fürzlih zu Nischney in Rußland verstorben is, Auf diese Nachricht trat ein Comité aus Privatpersonen zusammen, um jene Gedâächtnißfeier zu veranstalten; die ubscrivtionen flossen reich- lich, allein die Regierung erklärte plöhlich, die Kosten und die wür- dige Ausstattung der Feier auf sich nehmen zu wollen, und so wurden denn die gesammelten Gelder zur Errichtung eines Monuments für die fünf Brüder bestimme. Ganz beson- ders gespannt noch wurde das Jnteresse durch die Aus- sicht, den Presbyter K. Oekonomos, einen der gefeiertsten Kanzel- Redner unter dem Griechischen Klerus, nah langer Pause einmal wieder öffentlich reden ju L Das Organ der Partei, welche dem Presbyter nicht sehr hold is, behauptet, daß die Rede wenig Anklang gefunden, und sucht den Grund davon nicht sowohl in - dem vorgerückten Alter des Redners, als vielmehr in der vorge- rückten Weisheit und Aufklärung des Auditoriums. Andere da- gegen wollen finden, daß der Redner nichts von seiner früheren Kraft, Klarheit und Eindringlichkeit verloren habe.

. Wie dem auch sey der Stoff wenigstens war ein höchst würdiger und bedeutender. Die Griechische Nation zeichnet sich unstreitig durch einen brennenden Durst nah Bildung aus, und die Reichen und Wohlhabenden der Nation haben, auch entfernt von ihrem Vaterlande, für diesen großen Zweck und somit auch mittelbar für die Befreiung der Nation Opfer gebracht , die viel: leicht beispiellos sind, und nicht allein fúr ihr spezielles Vaterland, Epirus, Macedonien u. s. w. Die Unterrichts-Anstalten des heu- tigen Königreichs Griechenland wissen das dankbar zu rühmen ; noch neuerlih wurden die bedeutendsten Beiträge, von 20 bis 40,000 Drachmen, für den Universitätsbau von Griechen gegeben, die nicht innerhalb der Gränzen des Königreichs geboren wurden, und auch nicht in demselben leben, sondern in Wien oder Alexan- drien oder Smyrna. Unter allen aber ragen besonders hervor die fünf Brüder Zosimades, welche, aus Jannina in Epirus ge- bürtig, sih vor Jahren in Rußland niedergelassen hatten ; hinläng- lich befannt is, wie viele Bücher und alte Autoren auf ihre Kosten gedruckt worden sind, und nicht allein ihre Landsleute, wie ein Korais und andere, hatten sich ihrer großmüthigen Unterstüßung zu erfreuen, sondern auch Gelehrte anderer Nationen. Namentlich a Matthäi, der in Moskau mit ihnen in genauer Ver-

indung stand, einen großen Theil seiner Bücher auf ihre Kosten herausgegeben. Noch kürzlih langten hier mehrere Kisten an mit einer von den Gebrüdern Zosimades geschenkten bedeutenden Münzsammlung. Viele Schulen verdanken ihnen ihre Gründung und Dotation, vor allen die Schule ihrer Vaterstadt Jannina, welche sich schon früh eines bedeutenden Rufes erfreute. Einen Theil der Dotation dieser leßteren Schule bilden die 500,000 Drachmen, welche von ihnen in der hiesigen Bank niedergelegt wurden. Das merkwürdigste indeß ist, dat feiner von den fünf

Brüdern sich je verheirathen wollte, um durchaus nicht irgendwie durch Familienpflichten in der Erreichung des großen Zwees ge- E zu werden, den sie zur Aufgabe ihres Lebens gemacht

atten. Bei dieser Gelegenheit will ih noch erwähnen, daß im vori- en Jahre ein ebenfalls Me Pater Mann hier starb, G. Rhi- ris; welcher, nachdem er schon früher vieles für Unterrichts - An- stalten gethan hatte, ‘endlich sein ganzes: Vermögen , nach Abzug weniger Legate an seine Verwandten, durch""testamentarische Ver- fügung einem hierselbst zu errichtenden und mit der Universität in erbindung zu seßenden Priester - Seminar hinterließ. Das Ganze mag sich auf 41,200,000 Drachmen belaufen. Jedoch ist von der Regierung noch nichts geschehen, um dies so höchst nUßliche und nothwendige Jnstitut ins Leben zu rufen. Man führt indeß an, der Aufschub komme daher, weil, wenn die Regie- rung alle die detaillirten Bestimmungen des volumindsen Testa- ments über Organisation und Verwaltung der Anstalt, Úber An- stellung der Lehrer u. s. w. genau in Ausführung bringen wollte, die Zinsen des hinterlassenen Vermögens bei weitem nicht hin- reichen würden, um die Kosten zu bestreiten. Ob die Schwierig- keiten wirflih unübersteiglih sind, wissen wir nicht; die Sache ruht indeß, wer weiß, auf wie lange, weil die Regierung, wie es scheint, zu feinem bestimmten Entschluß gelangen kann.

Inland.

& Athen, 22. April. Am verflossenen Sonnta e, den 17te d, M, sahen wir in der Jrenenfkirche eine Feier, welche die allge:

Trier, im Mai. Die von Jhren Königl. Hoheiten der Frau Prinzessin von Preußen und der Frau Prinzessin Karl für verarmte Winzer an der Mosel bestimmte, aus einer Verloo- sung weiblicher Handarbeiten hervorgegangene Untersküßungs- Summe is, ihrer Bestimmung gemäß, verwendet worden; auch sind die meistentheils erst vor kurzem aus den anderen Regierungs- Bezirken eingetroffenen Erträge der bewilligten Kollekte für die durch Hagelschlag im vorigen Jahre heimgesuchten Einwohner der Kreise Saarburg, Trier, Wittlich und Bernkastel nunmehr unter die bedürftigsten Grundbesißer vertheilt worden,

Aachen, 19. Mai. Bei der allgemeinen Theilnahme an dem großen Brand- Unglúcke, womit die Deutsche Bundesstadt Ham- urg heimgesucht worden isk, hat auch unsere Stadt-Verwaltung mit ihrem Beitrage zur Linderung einer so s{weren Kalamität nicht zurückbleiben wollen. Von Seiten des Stadtraths is in der Sißung vom 14ten dieses Monats eine Gabe von 2500 Rthlrn., welche aus den bereitesten städtischen Mitteln entnommen werden soll, zu jenem Zwecke votirt worden, und da die Königliche Regie- rung diesem Beschlusse bereitwilligst die erforderliche Genehmigung ertheilt hat, so ist der Betrag dem Senate der freien Stadt Ham- burg heute von unserem Oberbürgermeister- Amte baar zugesandt worden.

Uebersicht der Anzahl und Vertheilung der Juden im Preußischen Staate nach einer Vergleichung der Záhlungen zu Ende der Jahre 1840 und 1822. (Schluß. Vergl. St. Ztg, Nr. 341.)

Die Juden sind in den einzelnen Provinzen des Preußische Staats sehr ungleich vertheilt, Nach der Zählung in Got in Jahres 1840 wohnten deren

Jn den Provinzen, 1) Posen 77,102

A A 3) Rheinprovinz 26,703 4) Preußen

Hierunter sind diejenigen 326 mitbegriffen, welche zur Zeit der leßten Zählung im stehenden Heere dienten. es * adi s wohnten demnach beinahe zwei Fünftheile aller im Preußischen Staate vorhandenen Juden allein în der Provinz osen; etwas mehr als zwei Fünftheile enthielten Schlesien, reußen und die Rheinprovinz zusammengenommen, und zwar einahe zu gleichen Theilen. Endlich war nicht voll ein Fünf- theil derselben, aber sehr ungleich unter die vier Provinzen Wesk- falen, Brandenburg, Pommern und Sachsen vertheilt. - Den ge: ringsten Antheil daran hatte Sachsen, welches nur wenig über is aller Juden dcs Preußischen Staats enthielt. Verglichen gegen die Gesammtzahl der Einwohner befand sich ein Jude in den Provinzen unter überhaupt Einwohnern Posen 16 3) Rheinprovinzen 4) Westfalen 9) Schlesien 6) Brandenburg 7) P 8) Sachsen Jm ganzen Staate durhschnittlich unter 77 Einwohnern. In den einzelnen Provinzen selbst waren die Juden ebenfalls sehr ungleich vertheilt. Jnsbesondere hatten deren die beiden A Regierungsbezirke die beiden ostpreußischen Regierungsbezirke und im Militair dieser Provinz standen Summe fúr die ganze Provinz wie vorhin Ferner hatte Juden Oberschlesien oder der Regierungsbezirk Oppeln Niederschlesien in dem Regierungsbezirk Breslau

9,549

Jm Militair der Provinz standen 64 Summe für Schlesien wie oben 26,703

Am dichtesten wohnen die Juden überhaupt in den sechs Regierungsbezirken, welche eine gerade Linie durchschneidet, die von Danzig nah Ratibor gezogen wird; diese sind: Danzig Ma- rienwerder, Bromberg, Posen, Breslau und Oppeln; und zwar bewohnen sie vornämlich in Westpreußen den westwärts der Weichsel und in Schlesien den ostwärts der Oder belegenen Theil der Provinz. Die geringste Zahl von Juden hatten unter ihren Einwohnern die Regierungsbezirke Merseburg und Stralsund, namlich ersterer 442, leßterer nur 171; auch von diesen is der größte Theil erst dort ansäßig geworden, seit die weiland sâchsi- schen Landestheile unter Preußische Landeshoheit kamen. Am Ende des Jahres, 1816 hatte der Regierungsbezirk Merseburg nur 169 Einwohner jüdischer Religion. l

In nachstehend benannten 25 Städten des Preußischen Staats befanden sih Judengemeinden von mehr als tausend Mitgliedern. Es wohnten nämlih Juden in:

2 AIAM ) Kempen im Regierungsbezirk Posen 9) Lissa ebendaselbst redi i t 6) Danzig 7) Krotoszyn im Regierungsbezirk Posen 8) Jnowrazlaw im Regierungsbezirk Bromberg 9) Rawicz im Regierungsbezirk Posen 10) Gnesen im Regierungsbezirk Bromberg 11) Rogasen im Regierungsbezirk Posen 12) Schwersenz ebenda 13) Grâz ebenda 14) Zempelburg im Regierungsbezirk Marienwerder. 15) Schwerin im Regierungsbezirk Posen 16) Königsberg in Pr 17) Filehne im Regierungsbezirk Bromberg 19 Tore agene E reschen im Regierungsbezirk Posen 20) Oftrowo ebenda y «Mis vibiaial 21) Kurnik ebenda 23 Pia Ma. N ittkowo im Regierungsbezirk Bromber 24) Cazarnifau Sue aa E

Summe... 56,888

Es wohnen also in diesen 25 Ortsgemeinden vier Dreizehn- theile oder niht ganz ein Drittheil der gesammten Juden- schaft des Preußischen Staats, Nur fünf derselben befinden sich in den großen Städten Berlin, Breslau, Königsberg, Danzig

und Posen; alle andern bestehen in den fleinern unter den-Mit- telstädten, theils selbst in Ortschaften, welche nur zu den fleinen Scädten gehören. Von diesen zwanzig Gemeinden befinden sich 19 ín der Provinz Posen und eine an der Grânze derselben in Westpreußen. Nächst - diesen bestehen 41 jüdische Ortsgemeinden von mehr als 500, aber weniger als 1000 Mitgliedern, welche zusammengenommen 28,064 Personen am Ende des Jahres 1840 enthielten, also beinahe die Hâlfte der Zahl, welche in den vorste- hend benannten 25 größern Gemeinden lebte. Davon befindet ich eine in Köln am Rhein von 818 Mitgliedern, wovon jedoch 233 in Deuß wohnen, welches, obwohl eine eigene Ortsgemeinde bil: dend, doch jeßt wesentli nur als ein Zubehör von Köln anzu: sehen ist, Ferner hat Magdeburg noch eine hierher gehörige Ju: dengemeinde von jedoch nur 599 Mitgliedern, Frankfurt a, d. O., eine der ansehnlichsten Mittelstädte des Staats, enthält 648 Ju- den; Groß Glogau, welches auch noch zu den bedeutenderen Mit- telstädten zu zählen is, 995; und Bonn, das einen ähnlichen Rang unter den Städten einnimmt, 525. Von den übrigen hierher gn 36 Städten befinden sich 25 im Großherzogthume Po- en, 7 in Westpreußen, und 4 in Oberschlesien, Nur wenige der- selben gehören noch zu den minder ansehnlichen Mittelstädten, und es dürften in dieser Beziehung nur Bromberg als Siß einer Re- ierung, Ratibor als Siß eines Oberlandesgerichts, Gleiwis als ittelpunkt des Oberschlesischen Bergbaus und Fraústadt im Regierungsbezirk Posen noch besonders hervorzuheben sein. Unter den andern sind einige Ortschaften von so geringer Einwohnerzahl, daß die daselbst wohnende Judengemeinde über ein Drittheil und bis zur Hälfte ihrer gesammten Bevölkerung enthält, Auch von denjenigen im Stande der Städte repräsentirten Ortschaften, worin nur zwischen 3— 500 Juden wohnen, befindet sich ein gro- ßer Theil in sehr kleinen Städten der Provinz Posen. Es sind dieser Ortschaften nach der Zählung von 1840 dherbaupe noch 48,.. und es an davon an der Provinz Posen 21; Westpreußen : 11; Schlesten 7; Rheinprovinz 4; Brandenburg 2; Pommern 2; und Sachsen 1. Hierzu gehört nur noch eine grobe Stadt, nâmlich Stettin, ferner von ansehnlichen Mittelstädten Elbing, Thorn, Halberstadt, Krefeld und Koblenz; lehtere jèdoch nur mit Zurechnung der in Thal Ehrenbreitstein wohnenden Zudenschaft,