Nationalwerke in unserer treuen Schwesterstadt Köln. Genehmigen Sie die Versicherung unserer ganz besonderen Hochachtung. Hamburg, den 20. Mai 1842. Die vom Senat eingeseßte dffentliche Unterstüßungs-Behdrde. Dammert, Dr.“
Die Berlin - Stettiner Eisenbahn.
x Stettin, 22. Mai. Die Eisenbahn von Berlin nach Stettin hat eine so- erhebliche Wichtigkeit für den Verkehr mehrerer Provinzen des Preußischen Staats und ihrer Nachbar- länder, daß der nachfolgende Auszug aus dem zweiten Jah- resberichte über dieses Unternehmen (welcher, den Zeitraum vom Mai 1841 bis 1842 umfassend, \o eben zur Vertheilung un- ter die Actionaire, Behufs der am 26sken d. M. stattfindenden Ge- E. gelangt is) Jhnen nicht unwillkommen seyn
ürste.
Nachdem bemerkt worden is, daß als einleitende Maß- Tg ein zum demnächstigen Betriebe, die erforderlichen An- stellungen erfolgt, auch die Entwerfung der erforderlichen Regle- ments, Instructionen, Tarife, Formulare, so wie die nöthigen Schritte Behufs der Uniformirung, Anschaffung des Betriebs- Materials u. \. w. geschehen sind; daß die Beamten der zunächst zu eröffnenden Strecke ausgebildet werden (theils auf anderen
ahnen, theils bei Arbeitsfuhren auf der fertigen Bahnstrecke)
u. s. w.; hebt der Bericht als Abweichung von dem frühe- ren Bauplane hervor: i
1) Die Verlegung der Bahnlinie zwischen Stettin und Tantow, wodurch zwar eine Abkärzung der Linie um mehr als eine halbe Meile bewirkt, jedoch auch eine Mehr-Ausgabe von etwa 30,000 Rthlr. entstanden ist.
2) Die Verlegung des Bahnhofes zu Stettin in die Festungs- werke und der Bau eines massiven Bollwerks daselbst in die Oder hinein, wodurch gleichfalls (ungeachtet eines Bei- trages der Stadt Stettin von 40,000 Rehlr.) eine bedeu- tende Mehr-Ausgabe gegen den Anschlag veranlaßt wird.
3) Den größeren Umfang, welchen die Bahnhof-Gebäude er- halten, als Folge des jeßt genaueren Erkenntnisses und der richtigeren Würdigung des demnächstigen Verkehrs.
4) Eine durch dieselben Verhältnisse gebotene bedeutende Ver- Wh der anschlagemäßigen Zahl der Lokomotiven und
agen.
5) Die Verwilligung von 10,000 Rthlr. zum Bau einer (in die Eisenbahn mündenden) Chaussee von Freienwalde nach Neustadt-Eberswalde.
Ueber die Fortschritte und den gegenwärtigen Stand des Baues heißt es: „Bevor wir die Fortschritte bei der Aus- führung der Bahn und den gegenwärtigen Stand des Baues näher darlegen, bringen wir in Erinnerung, daß die definitive Ge- nehmigung des ganzen Bau- Projektes im März 1841 erfolgte, und daß erst von diesem Zeitpunkte ab, wo uns das Recht zur Expropriation Überwiesen wurde, der eigentliche frâftige Fortgang des Baues beginnen konnte, indem bis dahin alle Arbeiten sich auf diejenigen Stellen beschränken mußten, wo sich Grundbesißer
eneigt fanden, im freien Uebereinkommen das zum Bau der ahn erforderliche Terrain abzutreten. Auf den nächsten 3 Mei- len bei Stettin, wo die Richtungslinie verändert worden ist, konnte erst im August vor. J. mit der Bau- Ausführung vorgegangen werden. Grund-Erwerbungen.
Nachdem wegen zu hoher Forderungen der Grundbesißer der Ankauf des Terrains aus freier Hand keinen weiteren Fortgang verhieß, ist zur Expropriation geschritten, und theils dadurch, theils aber auch durch die in Folge der eingeleiteten Expropriation zu Stande gebrachten Vergleiche, das Terrain nach und nach in den Besi der Gesellschaft Übergegangen. Das Expropriations- Ver- fahren is zwar noch nicht durhweg als beendigt anzusehen, indem manche Besiber gegen die ayf Veranlassung der Königlichen Re- gierung aufgenommenen Taxe protestirt, theils auf rechtliche Ent- \cheidung angetragen haben; inzwischen is doch die Ueberweisung des zum Bau der Bahn erforderlichen Terrains auf der ganzen Bahnlänge entweder erfolgt, oder doch von den Grundbesißern die Ausführung der Bau-Arbeiten gestattet, so daß jeßt der unge- stôrte Fortgang des Baues vollständig gesichert ist.
Nur ein einziges Grundstück innerhalb der Wieck hierselbst, dessen Besißer die Nothwendigkeit der Abtretung bestreitet, ist noch nicht überwiesen,
Die Größe der bis jeßt erworbenen und bezahlten Flächen beträgt 912 Morgen 62 J Ruthen und der dafür bezahlte Be- trag 176,982 Rthlr. 23 Sgr. 4 Pf., so daß hiernach der Preis pro Morgen sich auf circa 194 Rthlr. stellt. Wollte man übri- ens die in den Vorstädten von Berlin und Stettin angekauften
lächen mit den darauf befindlichen Baulichkeiten, welche hohe Entschädigungs - Beträge veranlaßt haben, außer Betracht lassen, \so wúrden die zur Bahn und zu den Bahnhöfen angekauften 812 Morgen durchschnittlih pro Morgen 104 Rthlr, foften, also unter dem Anschlagspreise bleiben.
Erd:, Graben- und Ausradungs- Arbeiten.
Der Bau des Planums is in einer Länge von 28,165 Ruthen im Rohen vollendet, auf der ganzen übrigen 7556 lauf. Ruthen langen Strecke in Arbeit, und von leßteren 1960 Ruthen der Vollendung nahe; dergestalt, daß mit dem Schlusse des Mai- Monats 30,125 lauf, Ruthen oder 15}- Meilen als vollen- det angesehen werden können und daher nur noch circa 25 Meilen auszuführen bleiben.
Unter dem vollendeten Planum sind etwa 25 Meilen in der Breite für die Doppelbahn begriffen, Die vollendeten Arbeiten {aen eimge der \hwierigsten in sich, als: die Schúttung durch das Schwärzethal, welche im tiefsten Punkte die Höhe von 49 Fuß erreicht, Ls Schüttung durch das Finowthal von 42 Fuß und am u ach von 56 Fuß Höbhez ferner: die Schüttung durch das Bruch an dem falten Wasser bei Neustadt , woselbst ein bedeutendes Nachsinken stattfand und deshalb ansehnliche Nach- de en ausgeführt werden mußten; die bedeutenden Arbeiten
ei Chornichen; welche theilweis einen Auftrag von 50 Fuß und einen Abtrag von 40 Fuß erforderten, sind beinahe vollendet; die bedeutende Ausshachtung in der Nähe von Bruchhagen ist e : gen is zur Hâlfte ausgeführt; auch die Schüttung in dem Welse- und Ran- dow- Thale (nachdem bei leßterer ein achsacken, welches sich me einer Länge von 50 Ruthen bis f einer Tiefe von 50 bis 60 Fug erstreckte, úberwunden i) im besten Fortschreiten begriffen,
Die großartigen Ardeiten auf der Zten Bau- Abtheilung und insbesondere auf den nächsten 15 Meilen von Stettin, sind an so vielen Punkten angegriffen, als es die Umstände gestatten, Die zu fördernden Erdmassen auf diesen leßten 15 Meilen von 201,778 Schachtruthen erfordern allerdings eine angemessene Zeit, besonders weil bei den langen Einschnitten nur an 2 Punkten ge- arbeitet werden fann, indem die Abtrags- Erde zur Bildung des
angränzenden Auftrags verwendet werden muß.
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Zu dem Erd-Transport, welcher mitunter 500 bis 700 Ru- then weit zu bewirken ist, sind 110 Stück Erd-Transport-Wagen angeschafft und an 16 Stellen in Gebrauch. Diese Art des Trans- ports der Erde mit Anwendung der zum Bahngestkänge bestimm- ten Schienen hat ein sehr günstiges Resultat geliefert, und ins- besondere dazu beigetragen, die Erdarbeiten möglichst billig herzu- stellen. Es mag hier einen Plaß finden, daß der Durchschnitts: preis der bis jeßt bewegten 472,000 Schachtruthen (circa 68,000,000 Kubikfuß) Erde auf circa 18 Sgr. 6 Pf. pro Ma G ETDe zu stehen kommt, während selbige auf anderen Bahnen wesentlich theuerer, auf der Berlin-Frankfurter Bahn nach dem leßten Be- richt des Direktoriums selbst zu 35 Rthlr. pro Schachtrnthe an- genommen wird.
Bei den bis jet gemachten Fortschritten ist mit großer Sicher- heit anzunehmen, daß bei den Erdarbeiten gegen die Anschlagsäße eine ziemlich ansehnliche Ersparung eintreten wird.
ies Ergebniß, welches lediglih der Art der Ausführung und dem durchweg beobachteten Rehnungsbau, der Beseiti: gung aller General:Entreprisen und der Verdingung der Arbeiten an die Arbeiter selb st, ‘zugeschrieben werden muß, is um so erfreulicher, als unerwartete Schwierigkeiten, der Andrang von Grundwasser u. \. w., auch bei der Ausführung dieser Arbeiten nicht ausgeblieben sind, während gerade die großartigsten Arbeiten, im s{werstken, zum Theil mit Steinen durhzogenen Thonboden ausgeführt werden müssen, wo der Boden nicht mit dem Spaten zu bearbeiten is, sondern nur mit der Pie dusgeodert oder mit Keil und Schlâgel abgespaltet werden Fann. ngeachtet dieser ungánstigen Umstände und des weiten Transports, sind bis jeßt
nur erst wenige Fälle vorgekommen, wo die Schachtruthe Erde mit 1 Rehlr. bis 1 Rehlr. 5 Sgr. bezahle worden is, und dies auch nur fúr geringe Quantitäten.
,… DieBefestigung der Böschungen ist überall in der Aus: führung begriffen, wo nicht hohe Austräge ein Nachsacken befürch- ten lassen. -
Von den Brücken und Durchlâssen sind vollendet :
18 Brüen,
14 Doppeldurchlâsse,
59 einfache Durchlässe,
17 Seitendurchlässe,
7 Brücken und Durchlässe durch Seitenwege
6 Ueberbrückungen, um Communicationswege unter der Bahn oder über dieselbe hinwegzuführen.
Unter den ausgeführten Brücken sind die bedeutendsten in An- sehung auf den Kostenpunkt begriffen, als: die Brücke über den
inow- Kanal, 48 Fuß weit ganz massiv und mit einem Bogen überspannt, bei einer Höhe von 42 Fuß des Planums über dem Wasserspiegel des Kanals; die Brücke Úber die Shwärze in einer Aufhöhung von 49 Fuß; über den Pechbach in einer Erdschüt- tung von 56 Fuß Höhe; in dem Pommerensdorfer Wiesengrunde in einer 515 Fuß hohen Dammschüttung; so wie die Brüen fiber den Buckow-Graben in einer Schüttung von 37 Fuß Höhe.
Jm Bau sind gegenwärtig begriffen: 12 Brücken, 4 Ueber- brúckungen und 16 Durchlässe und darunter die ansehnlichen über das falte Wasser bei Neustadt, über den Salveybach bei Tantow, so wie mehrere Ueberbrückungen zur Hinwegführung von Commu- nicationswegen Úber die Eisenbahn. Der Bau der Brücken hält ziemlich gleichen Schritt mit dem Fortgang der Erdarbeiten und wird fast gleichzeitig mit denselben vollendet werden. Der größte Theil des Materials zu den noch nicht in Angriff genommenen 15 Brúcken, 73 Durchlässen und 12 Ueberbrückungen ist beschafft worden. Die sämmtlichen Brücken werden übrigens, um die Reparaturkosten zu vermindern, bh massiv ausgeführt, mit Aus- nahme einiger wenigen, wo die Höhe des Bahndammes zur An- legung eines Gewöblbes nicht ausreicht, Selbst die Ueber- brúckungen, um Communicationswege Uber die Bahn hinwegzu- leiten, werden massiv ausgeführt, insofern die Tiefe des Einschnitts der Bahn die Anlegung eines Gewölbes gestattet.
Für die Befestigung des Planums, vornehmlich aber zur Unterbettung der Querschwellen des Bahngestänges, ist das erfor- derliche Befestigungs - Material an Kies und Lehm meistentheils da beschafft, wo das Planum vollendet ist, Die Anlieferung von Kies und Lehm zu diesem Zwek beträgt bis jeßt 10,485 Schacht-
ruthen. Herstellung des Bahngestänges.
Das schon im vorigen Jahre bestellte Quantum von 143,000 Ctr. Schienen, welches für den Bau der ganzen Bahn ausreicht, wird den Kontrakts-Bedingungen angentissen abgeliefert, und sind jeßt überhaupt 78,840 Ctr. Schienen hier eingegangen und 25,860 Ctr. verladen und in der nächsten Zeit hier zu erwarten.
Die erforderlichen Nägel zur Befestigung der Schienen, o wie die Verbindungsplatten der leßteren, sind zu 5 des erforderli- chen Bedarfs geliefert worden ; die P welche zum Ober- bau erforderlich werden, sind ohne Ausnahme verdungen, die An- lieferung derselben für etwa 94 Meilen ist erfolgt, und die Ablie- ferung des ganzen Restbetrages in den festgeseßten Beendigungs- Terminen zu gewärtigen. Auch der Preis für die diesjährige Lie- ferung ist noch etwas billiger als der vorjährige und bleibt ange- messen unter den Anschlagssäßen.
Die Ausführung des Oberbaues is schon im vorigen Herbst bei Neustadt begonnen und im Zusammenhang bis über Bernau hinaus zur Vollendung gekommen. Von Berlin ab, woselbst die Ueberweisung einiger Grundstücke in der unmittelbaren Nähe der Hauptstadt erst im April d, J. zu erzielen war, ist der Oberbau am 2ten d, M. begonnen und wird auf Bernau zu dergestalt fort-
eseßt, daß am Tage der General - Versammlung der ganze Ober- Pau auf 5 Meilen Länge ausgeführt seyn wird und daher zwischen Neustadt und Berlin von da ab nur noch eine Meile auszufüh- ren bleibt, welches, wenn nicht unerwartete Hindernisse eintreten, bis zum 10, Juni bewirkt seyn wird,
‘Gebâude.
Schon im vorjährigen Bericht ist angedeutet, daß die Ge- bâude gegen das ursprüngliche Projekt mancher Abänderung be- dúrfen würden. Nachdem nun fast für sämmtliche Gebäude neue Projekte gefertigt sind, wobei nur insbesondere auf die Beschaf- fung des erforderlichen Raumes zum Betriebe selbst und zu den unbedingt auf den Bahnhöfen erforderlichen Wohnungs - Räumen und Restaurations-Lokalen Bedacht genommen is, wurde der Bau der Gebäude selbst eingeleitet und wird angemessen rasch der Voll- endung entgegengeführt, ;
aschinen, Wagen, Geräthe.
Von den nach dem vorjährigen Bericht bestellten 3 Ameri- fanischen Lokomotiven von Norris in Philadelphia, sind 2 Stück richtig angekommen und auf dem Bahnhofe bei Neustadt aufge- stellt worden, die dritte aber is verloren fe angen und die Ver- sicherungs-Prämie von den betreffenden Assekuranz-Compagnieen ris worden. Die von Sharp, Robert und Comp. in Man- chester bezogenen beiden Lokomotiven sind in Berlin aufgestellt und zum Gebrauch ggtbbrig vorbereitet. Nachdem aus der Bor- igschen Fabrik in lin eine sehr gut fonstruirte Lokomotive
ervorgegangen und sich auf der Anhaltischen Bahn als recht
brauchbar bewährt hatte, sind auch in dieser inländischen Fabrik 2 Lokomotiven best t, welche My B fai iuläadisten F fur- zer Frist zu gewärtigen sind, Für den Fall, daß diese Lokomoti- ven, wie mit Recht zu erwarten, den Anforderungen entsprechen, wird beabsichtigt, wenigstens den größten Theil des Bedarfs aus dieser Fabrik zu entnehmen, Für den ersken Bedarf sind 3 Wa- gen 1ster Klasse, 6 Stück sechsrädrige 2er Klasse, 10 Stück vier- râdrige Oen 2er Klasse, 5 Stück sechsrädrige Wagen 3ter Klasse, 10 Stuck vierrädrige Wagen 3ter Que bestellt worden, welche nah dem getreuen Abkommen theils bis zum 15. Juni, theils aber bis zum . Juni vollendet seyn müssen. Gleichzeitig wurden 22 Steück Frachtwagen und 3 Stuck bedeckte Güterwa- gen, auch 6 Stuck Equipage-Wagen bestellt, welche zu den oben angegebenen Terminen mit vollendet werden.
Es is die Absicht, die SOEE von Berlin bis Neustadt in der nâchsten Zeit und, wenn nicht unerwartete Hindernisse ein- treten, am 1. Juli zu erdffnen.
Diese theilweise Eröffnung der Bahn, wird, wenn dieselbe auch feinen großen Gewinn abwerfen sollte, insbesondere ür wich- tig gehalten, um das für den Betrieb anzustellende onal ge- hdrig einzuüben und den Betrieb der ganzen Bahn gehörig vor- zubereiten und zu sichern, Um indeß für diese theilweise Erdff- nung nicht größtentheils auf Vergnügungs-Reisende nach Neustadt beschränkt zu seyn, sind Verhandlungen mit dem Königlichen General-Posk-:Amt wegen des Anschlusses der Posten an die Dampf- wagenzúge eingeleitet. Diese Behörde ist bereitwillig entgegeng?- fommen und bat den Anschluß der zwischen Berlin und Stettin coursirenden Schnell-, Personen- und Güter-Posk, ferner der täg- lih von Berlin nah Freienwalde gehenden Personen:-Posk, der wöchentlih dreimal direft von Berlin über Freienwalde nach Stargard gehenden Post an die Dampswagenzúge, \0 wie die Einrichtung einer zweimal täglichen Post von Neustadt nach Freien: walde, von dem Tage der Einleitung des Betriebes, zugesichert, auch die Zubringung und Abholung der Post-Reisenden von und nah dem Bahnhofe zu Neuskadt verheißen. Durch dies bereit- willige Entgegenkommen der Posk-Behörde is der Bahn auch schon für den theilweisen Betrieb bis Neustadt eine sehr ansehn- liche Frequenz gtfdere worden. Bis zum Spätherbst dieses Jah- res wird die Strecke von Neustadt bis Angermünde vollendet und der Betrieb bis dahin ausgedehnt. Zu diesem Zeitpunkte wird das General-Post-Amt auch die direkte Post-Verbindung zwischen Berlin und Prenzlau aufheben und Reisende und Güter mit der Eisenbahn befördern lassen, wodurch der Bahn abermals eine bedeutende Frequenz zugeführt werden wird. Ferner is dank: bar anzuerkennen, daß die Post-Verwaltung die an die Dawpf- wagenz ge anschließenden Personen: und Schnell-:Posten von Stet: tin bis Neustadt ge en die bisherige Befdrderungszeit noch um eine Stunde zu eschleuni en beabsichtige, so daß hierdurch der unvermeidliche Zeitverlust bei dem Anschluß in Neustadt an die Eisenbahn ausgeglichen und bei der Reise von Stettin nach Ber- lin 45 Stunde an Zeit gewonnen wird. Die Erbffnung der ganzen Bahn kann nach dem jeßigen Stand des Unternehmens vor dem Herbste 1843 zugesichert werden,
Die Anzahl der gégen rtig auf der ganzen Deren be- schäftigten Arbeiter beläuft sich auf etwa 4800 Menschen mit Einschluß von 690 Maurern und Zimmerleuten, jedoch ohne die bei den Fuhrleistungen betheiligten Arbeiter.
(Schluß folgt.)
Berichtigungen. Jm gestrigen Blatte der St. Ztg. isk S. 634, Sp. 3, Z. 10, satt: „entfaltet“ zu lesen: si ch nate; Z. 14; Barthelemy statt: „Bartholemy“' und Z. 17; bewir- fen statt: „bringen“.
Dauer der Fahrten auf der Berlin=-Anhaltischen Eisenbahn vom 17, bis incl. 24. Mai 1842. 1) Zwischen Berlin und Cöthen.
Personenzug, T 6 Stunden 9 inuten. N 2
kürzeste Dauer .…. 3 Stunden 57 Minuten.
längste Oie 3 - mittlere - ...4 - 57 - 7 - 3 - 2) Zwischen Cöthen und Berlin: kürzeste Dauer .…. 4 Stunden — Minuten. 5 Stunden 42 Minuten. längste m D Zu 40 - 5 - 54 - mittlere - ...5 v 2 “ 5 - 47 - Meteorologische Beobachtungen. 1842. Morgens | Nachmittags Abends Nach einmaliger 28, Mai. 6 Ube. 2 Uhr. 10 Ube. Beobachtung.
Luftdruck .…. . | 337 /69'" Par. 337 13” Par. 336,84" Par.| Quellwärme 8/4° R.
Luftwärme .…. | + 11,5° R. |+ 21,2°R.|+ 12,7° R. | Flusswürme 16/2° R. Thaupunkt .…. | 4+ 6,/3° R. | + 7/,1° R. | + 6,/0° R. | Bodenwärme 16,0° R. Dunstsättigung 71 pCt, 33 pCt. 60 pCct. | Ansdünstung 0/041 Rb. Wetter... ... bezogen. heiter. heiter. Niederschlag O. Wind....... O. 0SO. 0, Würmewechsel4-22,/0° Wolkeuzug. - - — O. + 10,9°.
Tagesmittel: 337,42 Par... +15,1° R... +6,5° R... 55 pci.
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 25. Mai. Niederl. wirkl. Schuld 527. 5% do. 101 77.
Kanz-Bil). 264. 5% Span. 205. Pass. —. Ausg. —. Zins). —. Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 1074. Antwerpen, 24. Mai. * Zinsl. —. Neue Anl, 204.
Hamburg, 27. Mai. Bank-Actien 1685. Engl. Russ. 109.
London, 24. Mai. Cons. 3% 92. Belg. 1024. Neue Anl. 22%. Pas- sìve 45. Ausg. Sch. 105. 25% Holl. 52%. 5% 101. % Port. 374. 3% 22: Engl. Russ. 113%. Bras. 67. Chili 88. Columb. 26%. Mex. 36%. Peru 19.
Paris, 24. Mai. 5% Rente fin cour. 119.85. 35 Rente fia cour. 81. 85. Anl. de 1841 fin cour. S1. 95. 5%; Neapl. au compt. 107. 90. 57 Span.
ente 243. assive 45. L 7 “Wien, 24. A 5% Met. 1087. 45 100%. 35% [t 24% —. 12 —. Bank-Actien 1687. Aul. de 1834 139%. de 1839 111
Königlihe Schauspiele. Montag, 30. Mai. Jm Schauspielhause: Das Käthchen von Heilbronn. Großes Ritterschauspiel in 5 Abtheilungen, und einem
Vorspiele, von H. von Kleisk. Dienstag, 31. Mai. Jm Opernhause: Die Familien Capu- leti und Montecchi. (Mad, Schröder-Devrient: Romeo, als Gastk-
rolle.) Im Schauspielhause: Französische Vorstellung.
Königstädtishes Theater. Montag, 30, Mal. alen se Opern - Vorstellung.) La Sonnambula. (Die Nachtwandlerin. Opera in 2 Atti. Mu- síca del Maestro Bellini, (Vorleßte Vorstellung vor dem Abgange
d talienischen Opern-Gesellschaft.) T lenstag, 31. Mai, Einen Jux will er sich machen,
Verantwortlicher Redacteur Dr. F. W. Zinkeisen. Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckere!,
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¿R L Pipe R E Du Hi G r E E T T G
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
Inhalt.
Amtliche Nachrichten. j
aris. Erwiederung des Courrier français
Frankrei. „ec des Fournal des Débats über das Durchsu- _ s-Recht. — Díe Wahlen. — Vermischtes. — Schreiben aus
ia Das Eisenbahn - Gesey vor der Pairs- Kammer; nach- 24 liche Eisenbahn-Angelegenhe ten in der Deputirten-Kammer.)
Großbritanien und JFrland. Oberhaus. Eisenbahn - Polizci. — Unrerh aus. Genugthuende Erklärung ju Gunsten Capitain Elliot’s. — are - Verhandlungen. — London. L in Betreffder Spanischen Papiere. — Vorschläge hinsichtlich der Ziu- sen der Chilischen Staatsschuld.
Niederlande. Haag. Rülkkehr des Königs.
Belgien. Schreiben aus Brüssel. (Die Wahlen für die Provin- zial- Stände ; weitere Verhandlungen über das Gemeinde-Gesch; die lente! E D mit Frankreih; Gdthe in
männischer Sprache.
D mw E A. Vermählung des Prinzen Christian von Schleswt -Holstein-Sonderburg, Glü sburg.
Deutsche Bundesstaaten. Schreiben aus Dresden. (Der Mi- litair - Etat Sachsens nach der neuesten Stamm - und Rangliste.) — Karlsruhe. — Den Das Stadt-Theater.
Malta. Ankunft des Prinzen Wilhelm von Preußen.
Ghili. Angebliche Fnsultirung des Englischen Konsuls in Peru.
Chiua. Zustand der Dinge in Canton. — Lins Statistik.
JFnland. Berlin. Die Strafe der Beamten-Degradation. — Er- werternns des landschaftlichen Kredit-Vereins von Posen, — Bonn. Erdbeben.
Die Berlin-Stettiner Eisenbahn. (Schluß.)
Ne 149.
Amtliche Uachrichten.
Kronik des Tages.
Se, Majestät der König haben Allergnädigst geruht: i Dem evangelischen Pfarrer Wulfert zu Hemer im Kreise Jserlohn den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife zu verleihen; und i Allerhöchstihren bisherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister an den Großherzoglich Badischen und Hessischen Höfen und an dem Herzoglich Nassauischen Hofe, Wirk- lichen Geheimen Rath Freiherrn von Otterstedt, von dort ab- zuberufen und statt seiner Allerhôchstihren Bevollmächtigten bei der Militair - Kommission der eutschen Bundes-Versammlung, Obersten von Radow iß, als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei den genannten Höfen zu beglaubigen. Angekommen: Se. Excellenz der Kaiserlich Russische General-Lieutenant, von Reibniß, von Warnow. Abgerei st: Der Bischof der evangelischen Kirche und Gene- ral- Superintendent der Provinz Pommern, Dr, Ritschl, nach
Stettin,
Berichtigung.
Jn der ersten Bekanntmachung des Königl. General :Post- Amts (St. Ztg. Nr. 147 u. 148) ist Z, 10 statt: „Fürstenthümer“ Herzogthümer und Z,16 statt: „Fürstenthum“ Herzogthum zu lesen.
T
Zeitungs-Uachrichten. Ausland.
Frankreich.
Paris, 25, Mai. Der gestrige Artikel des Journal des Débats úber das Durchsuchungs-Recht giebt heute dem Cour- rier français zu folgenden Bemerkungen Anlaß: „Die kon- servative Partei hat sich bei Gelegenheit der Frage úber das Durch- suchungs-Recht gespalten. Die Einen, diejenigen, welche dirkter von dem ministeriellen Geschick abhängen, haben in jener Ange- legenheit nur die Ungelegenheiten erblickt, die für Herrn Guizot daraus en Ohne, wie das Journal des Débats sagt, fanatische Anhänger des Durchsuchungs- Rechtes zu seyn, scheint es ihnen doch, daß die von den Englischen Kreuzern begangenen Exzesse des Lärmens nicht werth wären, den man davon machte, Was ist auch in der That an der Konfiszirung der „Sénégam- bie“, eines von der Cannon Regierung sgerüfteten Schiffes, ge: legen? Soll man sich über die Wegnahme des „Marabout“, der von den Kapern geplündert worden isk, aufregen lassen? Wenn unsere Schiffs-Capitaine geprügelt, unsere Matrosen in Ketten gelegt und unsere Farben insultirt werden, soll man sich deshalb die Mühe geben, die bffentliche Meinung aus ihrem Schlummer zu wecken? Die Leute, die den Traktat vom 15. Juli 1840 angenommen haben, und die da finden, daß die Convention vom 13, Juli 1841 glor- reich für Franfreich sey, haben allerdings fein Recht, unseren Un- willen zu theilen. Sie haben vorgezogen, sich einer Unpopularität auszuseßen, die, was auch das Journal des Débats sagen möge, nicht von kurzer Dauer seyn wird; und da der Muth der Schande ihnen niemals gefehlt hat, so rúbmen sle sich heute, frei- willig dem Lande gegenüber getreten zu seyn. Die Anderen, und das sind die Vorsichtigsten, Mde: daß die dffentliche Meinung sich mit Energie gegen den Traktat vom 20, Dezember wendet; sie fürchten, der Opposition den ganzen Vortheil des Patriotis- mus zu lassen, und haben daher versucht, sich auch ihrerseits mit dem National- Gefühle in Berührung zu seßen, Sie haben sich am Vorabende der Wahlen nicht der Gefahr ausseßen wollen, einen Theil der Mißbilligung zu tragen, welche den Unterzeichner des Traktats trifft; es ist von ihrer Seite nichts, als eine Wahl: Speculation. Das Land kann und darf ihnen daher keinen Dank dafúr wissen. Wir unsererseits machen zwischen den beiden Frac- tionen der konservativen Partei keinen Unterschied, Wir halten
Berlin, Dienstag den 31ck Mai
ihre Uneinigkeit für mehr anscheinend als wirklich und jedenfalls für vorúbergehend, Ein Beweis dafür ist, daß Herr Jacques Lefebvre, den vor 3 Monaten, dem Anscheine nach, nichts hätte zufrieden stellen fönnen, als die vollständige Aufhebung aller Durchsuchungs- Verträge, sich jeßt mit der Versicherung des Herrn Guizot begnúgt, daß der Traktat vom 20. September nicht ratifizirt werden wird. Dies sieht einer vollständigen Ver- sóhnung nach beendigten Wahlen ziemlich ähnlih, Die Opposition wird daher in dieser Frage allein dastehen, um das Recht der Neutralen und die Unabhängigkeit unserer Flagge zu vertheidigen. Sie wird nicht aufhören, das Durchsuchungs-Recht zu bekämpfen, bis die Verträge, durch welche dasselbe festgesest ist, aufgelóst sind. Und da Herr Guizot in sih alle die Zugeständnisse personifizirt, die den Europäischen Kabinetten gemacht worden, oder zu machen sind; da er, der Aeußerung eines Pairs zufolge, das anerkannte Organ der Englischen Jnteressen in dem Kabinet is, so wird die Opposition diesem Kabinet weder Frieden noch Waffenstillstand be- willigen. Das Journal des Débats fragt uns, ob Herr Guizot, und Herr Guizot allein, das Durchsuchungs-Recht zu vertreten habe. Wer anders soll denn die Verantwortlichkeit dafür tragen ? Giebt es denn einen Minister, der gewagt oder zugelassen hâtte, was Herr Gui- zot gethan hat ? Hat er nicht freiwillig ranfreich verpflichtet, als er den Traktat vom 22. September unterzeichnete? Und als er die Ratification verweigerte, gab er da niht wider seinen Willen dem Uebergewichte der öffentlichen Meinung nach, und protestirte er nicht gegen die Macht, die sich ihm fnigegan stellte? Aber wir werfen dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten noch ein weit schwereres Unrecht vor, als das, daß er sich zum verantwort- lichen Herausgeber jenes Traktates gemacht hat. Er hatte ein Mittel, um das öffentliche Geschrei verstummen zu machen und den Abgrund auszufüllen, der sich zwischen Frankreich und Europa eróffnete. Er mußte, wenn er nicht sein Portefeuille nieder- legen wollte, wenigstens erklären, daß er allein verantwort- lih sey, und dem Auslande eingestehen, daß er auf eine úbereiltee Weise Verpflichtungen für Frankreich Úbernommen habe. Auf diese Weise hâtten wir vielleicht den Schmerz gehabt, einen so großen Minister zu verlieren; aber man würde Europa Genugthuung gegeben haben, und die Beziehungen zwischen der Französischen Regierung und den großen Mächten würden nicht unterbrochen worden seyn. Wir fragen das Journal des Débats selbst, ob es sich auf irgend eine Weise rechtfertigen láßt, daß Herr Guizot einen Fehler, der ihn persönlich traf, als den Jrrthum des ganzen Landes darstellte; ob Patriotismus, Edelmuth oder auch nur Gerechtigkeit darin lag, alle früheren Mi- nisterien in die Verpflichtung zu verwickeln, die das Ministerium vom 29, Oktober übernommen hatte, und uns in dem Augenblicke, wo Herr Guizot auf die Ratification verzichtete, unter das Ge- wicht einer moralischen Pflicht zu stellen, die uns an jenen Trafk- tat binden soll? Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat, um seine Verantwortlichkeit abzustreifen, keinen Anstand ge- nommen, die Ehre des Landes als verpfändet darzustellen, Das ist es, was wir hundertmal mehr tadeln, als das Durchsuchungs- De, und was alle Welt für eine schlechte Handlung halten wird,“
Den Journalen, welche seit einigen Tagen mit mehr oder weniger Bestimmtheit von dem Zeitpunkte reden, auf welchen die Wahl-Kollegien zusammenberufen werden würden, entgegnet heute der Moniteur parisien, daß das Ministerium noh keinen Entschluß in Betreff dieser Frage gefaßt habe, Derselbe werde von den Mittheilungen abhängen, welche dem Kabinet von den Prâfekten als Antwort auf ein vor kurzem erlassenes Rundschrei- ben gemacht werden würden, Jm Laufe des nächsten Viertel: jahrs fänden in den súdlichen Departements mehrere wichtige Märkte Pu; die Regierung, die da wolle, daß sâmmtliche mit po- litischen echten bekleidete Bürger an den Wahlen Theil nehmen könnten, ohne ihre eigenen Jnteressen zu vernachlässigen, habe die- serhalb die nöthigen Aufklärungen von den Präfekten verlangt. Das beste Mittel, den Wahlen den Charakter der Freiheit und der Wahrheit zu geben, bestehe darin, daß man die Mitwirkung aller derer, die das Geseß zu den Wahlen berufe, fördere. Die Antworten der Präfekten wären noch nicht alle eingetroffen, und der Zeitpunkt zur Einberufung der Wahl: Kollegien könne daher noch nicht genau festgeseßt werden.
Die Deputirten-Kammer nahm in ihrer gestrigen Siz- zung die sämmtlichen Kapitel des Budgets fúr das Ministerium des Handels ohne wesentliche Modificationen an. Es bleiben nun noch die Budgets der bdffentlichen Bauten und des Kriegs-Mini- steriums zu erörtern úbrig.
Dem Commerce zufolge, würde Herr Olozaga demnächst auf seinen Posten nach Paris* und Herr von Salvandy auf den seinigen nah Madrid zurückehren.
Der Baron Anselm von Rothschild ist aus dem Haag hier On und gestern von dem Finanz - Minisker empfangen worden,
Börse vom 25. Mai. Die Französischen Renten waren heute sehr fesk, und die Course ‘hoben sih wieder. Die großen Kapitalisken kaufen alle Partieen, die von den fleinen Spekulanten an die Börse gebracht werden. An der Börse hieß es, die Ver- máählung des ältesten Sohnes des Jnfanten Don Francisco de Paula mit der Königin Jsabella von Spanien stehe ganz in der Kürze bevor, Die Vermählung würde unmittelbar nah der Ankunft des jungen Prinzen aus dem Haag, von wo Herr Onis ihn abholt, statthaben. Die längere Verzögerung, welche die Ab- reise des Herrn Onis von Madrid erfahren hatte, war, wie es heißt, durch die Präliminar-Verhandlungen in Betreff dieses Hei- raths-Projektes veranlaßt worden. — Sämmtliche Eisenbahn-Actien sind im Rúkgange. Es hieß, die Pairs- Kammer werde wohl einige E zu —- takt g wom A über die Eisenbahn annehmen, wodurch eine Vertagung des Projektes bis zur nächsten Session veranlaßt werden Mnatès N s E
O Paris, 25. Mai, Der Bericht des Herrn Gaspari Úber das Eisenbahn-Projekt lautet dahin, daß d N, loopauin sich darauf beschränken solle, dem betreffenden Geseß-Entwurf der Deputirten - Kammer ihre Zustimmung zu geben. Jch habe Sie
1842.
bereits unter dem 14ten d. M. (vergl. Staats-Ztg. Nr. 138) auf dieses Resultat der Arbeiten der Eisenbahn - Kommission in der Pairs-Kammer vorbereitet. Das Benehmen der Eisenbahn-Kom- mission in dieser Frage verdient eine nähere Beleuchtung, damit man nicht etwa glaube, die Pairs-Kammer habe sich dabei nur die Múhe ersparen wollen, einen so wichtigen Geseh - Entwurf gründlich zu prúfen und zu würdigen, Wäre die Eisenbahn-Frage im Anfang der Session der Pairs-Kammer vorgelegt worden, o ist es fein Zweifel, daß dem Geseß-Entwurf, wie er von der De- putirten Kammer votirt wurde, eine völlige Umarbeitung bevorstand ; denn die meisten Mitglieder der Pairo«ameies sind der Meinung, das Eisenbahn-Projefkt sey schon von der Regierung selbst mit ober- flächlicher Lokalkenntniß uad schlechter Vereinbarung der Staats- Interessen mit denen der Privat-Jndustrie aufgefaßt worden ; der De- putirten-Kammer sey es dann noch P Rey gewesen, dieser Frage eine gerechte und vollkommene Lósung zu geben, weil die Deputirten sich bei dem Abgeben ihres Votums fast durchgängig von dem Lokal: Jnteresse ihres Departements zum Nachtheil des dffentlichen allgemeinen Wohles verleiten ließen; nur die Pairs-Kammer, die einen von dem Einfluß der Departements unabhängigen Körper bildet, hâtte diese Frage unparteiish und dem dffentlichen Wohle gemäß entscheiden können.
Zu der Umarbeitung des Projekts des Herrn Teske wúrden faum vier bis fünf Monate ausreichen, da die Eisenbahn - Kom- mission in der Deputirten - Kammer schon zur Begutachtung die- ses nâmlichen Projefts úber drei Monate verwendet hat. Der Pairs-Kammer gebricht es an Zeit, um ihren an sich lobenswerthen Vorsaß auszuführen. Es bleibt ihr unter den gegenwärtigen parlamentarischen Umständen fein anderer Ausweg übrig, als den Geseß-Entwurf der Deputirten-Kammer, wie er is, anzunehmen, oder eiligst wenige unbedeutende Modificationen daran vorzuneh- men, Der Würde der Pairs - Kammer angemessener is es, ei- nen Beweis großmüthiger Selbstverleugnung zu geben, da- mit Frankrei nicht länger der Eisenbahnen beraubt bleibe. Sie hat sich zu dem Ersteren entschlossen, und die dffentliche Meinung, anstatt sie der Fahrlässigkeit zu zeihen, muß ihr beson- deren Dank wissen, denn auf diese Art “adi wir endlich doch ein Eisenbahn- System, woran man sonst noch Jahre lang un- núße Diskussionen knüpfen würde. Dies vorausgeseßt, sieht man auf den ersten Blick, daß eine wirkliche ernsthafte Diskussion über diesen Gegenstand in der Pairs-Kammer nicht zu erwarten is. Die Pairs werden sich blos darauf beschränken, der Nation anzudeuten, daß nicht die Schuld an ihnen liegt, wenn das Eisenbahn-Geset für jeßt so mangelhaft votirt werden muß, und höchst wahrschein: lih wird die ganze Diskussion darüber kaum durch drei bis vier Sibungen währen. Heute und morgen hat die Pairs - Kammer noch den Geseß-Entwurf des gerichtlichen Noviziats zu diskutiren, so daß die Eisenbahn-Frage erst Úbermorgen an die Tagesordnung fommen fann.
Jn der gestrigen Sibung der Deputirten-Kammer legte Herr Alard seinen Bericht über die Bedüörfnisse mehrerer Privat- Eisenbahn - Gesellschaften, nâmlich der der Eisenbahnen von Straßburg nah Basel, von Bordeaux nah Teste, und von Paris nach Versailles (rechtes Ufer), auf das Büreau nieder. Schon seit längerer Zeit hatte die Eisenbahn-Gesellschaft von Straßburg nach Basel die Regierung um eine direkte Anleihe von fünf Millionen Francs ersucht. Allein da, wie es scheint, schon unter dem Kabinet vom 1. März für diese Gesellschaft, de- ren Chef, Herr Köchlin, mit Herrn Thiers auf einem sehr freund- lichen Fuß steht, verhältnißmäßig die Regierung mehr gethan hat, als fúr alle úbrigen Privat-Unternehmungen von gleichem öffent- lichen Jnteresse, so hat das gegenwärtige Kabinet schon vor dem Tode des Herrn Humann, der, obgleich ein Elsasser, diesen Be- chluß billigte, entschieden, der Staat dürfe dieser Gesellschaft keine Geld-UnterstÜßkungen weiter gewähren und ihr höchstens erlauben, auf eigene Gefahr und Gewährleistung eine Anleihe zu negoziiren. In diesem Sinne hat Herr Teske vor drei Wochen einen Geseß-Entwurf eingebracht, in Folge dessen diese Bree er- mächtigt seyn soll, eine Anleihe von fünf Millionen Francs auf- zunehmen, Der Bericht der Kommission isk mit diesem Vorschlag vollkommen einverstanden.
Der nämliche Geseß-Entwurf bewilligt der Compagnie der Eisenbahn von Bordeaux nah Teske eine Anleihe von drei Mil: lionen Francs aus dem Staatsschaß, und zwar aus dem Grunde, weil dieses nübliche Unternehmen von der Regierung noch nicht die geringste Unterstüßung erhielt, während die Eisenbahn von Straßburg nach Basel dem Staat über 11 Millionen kostet. Die Kommission billigt im Grunde die vorgeschlagene Anleiße, nur will sie dieselbe auf 2 Millionen reduzirt wissen.
Der dritte Punkt des fraglichen Geseß - Entwurfes gewährt
| der Eisenbahn-Compagnie von Paris nach Versailles (rechtes Ufer)
auf 20 Jahre die Befreiung der Jnteressen von 5 Millionen, welche sie der Regierung schuldet. Die Kommission hat sich ein- stimmig gegen diese offenbare Begünstigung zum Nachtheil der an- deren ausgesprochen, und auch die Deputirten-Kammer wird, man
| zweifelt kaum, dieser Ansicht seyn, indem in der Pariser Finanz-
welt osfenkfundig isk, daß das Haus Rothschild, welches die Eisen- bahn von Paris nach Versailles rechtes Ufer fkreditirt, bei der bloßen Anlegung dieser Bahn mehrere Millionen gewonnen hat. Man hâlt es für recht und billig, daß das Haus Rothschild als skärkfster Actionair davon dem Staat für die geborgten 5 Millio- nen auch die Zinsen abtrage.
Großbritanien und Jrland.
Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sitzun vom 24, Mai. (B. H.) Graf Ripon erklärte mit Bezba p. eine am Tage zuvor an ihn gerichtete Frage, daß er in Folge eines Berichts des General: Jnspektors der Eisenbahnen, der das Ver- schließen der Wagen auf den Eisenbahnen für überaus gefährlich und unnöthig erklärt, an die Direktoren der großen westlichen Bahn, der einzigen Englischen, auf welcher die Wagen auf beiden Seiten verschlossen werden, geschrieben habe, um ihnen anzuem- pfehlen, von dieser Maßnahme abzustehen. Lord Ripon bemerkte dabei, die Regierung m bei dem jeßigen Zustande der auf die Ei- senbahnen bezüglichen Geseße außer Stande, entschiedener einzu-