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Staats - Pferdezucht zu bemächtigen gewußt, indem es nicht nur eine Zahl von Beschälern angeschafft sondern auch mehrere hundert, zum Theil von diesen Beschälern abstammende Füllen aufgekauft hatte, um sie auf seine Rechnung und unter seiner Aufsicht für den Militairdienst großziehen zu lassen. Diese doppelte Maßregel fand vielfachen Widerspruch bei den Sachverständigen, welche darin eine gefährliche Konkurrenz für die Privat-Pferdezucht sahen und außerdem nachweisen zu können glaubten, daß die auf Staatskosten gezogenen Soldatenpferde doppelt so hoch zu stehen kommen wür- den, als die auf dem gewöhnlichen Wege angeschafften. Die Op- position gegen diese Versuche des Kriegs-Ministeriums machte sich in der gestrigen Sißung der Kammer geltend, und es gelang ihr, die Verweigerung der zur Fortsezung derselben verlangten Kre- dite durchzuseßen. Somit is die ausschließliche Leitung des Ge- stütswesens für jeßt wieder dem Ministerium des Ackerbaues und des Handels gesichert, dem sie übrigens der Marschall Soult, sei: ner eigenen Erklärung nach, niemals eigentlich streitig zu machen gesucht hat, so daß die Rivalität der beiden ministeriellen Depar- Tements in diesem Punkte hauptsächlich auf die Rechnung der Unterbeamten geseßt werden zu müssen scheint.
Beachtenswerth sind die Geständnisse, welche der Kriegs-
Minister bei dieser Gelegenheit Über die Unzulänglichkeit der ein-
heimischen Pferdezucht für den Armeedienst abgelegt hat. Der Marschall Soult erkannte an, daß bie udea A Jahre 1840 im Auslande gemachten Pferde - Ankäufe durch- aus nothwendig gewesen, und daß er selbst sie damals vor- genommen haben wÜrde. Was bedeutet, einer solchen Erklärung * gegenüber, die Versicherung, daß Frankreich 1840, laut amtlicher Dokumente, 70,000 dienstfähige Pferde zur Disposition der Armee hâtte stellen fönnen! i
Zn der heutigen Sißung der Deputirten-Kammer wird aure scheinlich bei dem die Pariser Festungs: Arbeiten umfassenden Ka- pitel des Kriegs- Budgets von mehreren Mitgliedern der Opposs- tion ein Amendement eingebracht werden, welches dahin geht, daß die Festungswerke der Hauptstadt nur im Falle eines Krieges an der Gränze in Vertheidigungs-Zustand geseßt werden sollen. Die, welche den Festungsbau vor zwei Jahren am lebhaftesken unter- stßten, die Freunde und Anhänger des Herrn Thiers, haben längst angefangen, die Folgen ihres eigenen Werkes zu fürchten, und es sind viele unter ihnen, welche ihr damaliges Votum gern zurück- nähmen, wenn dies möglih wäre. Da man sich natürlich scheut, sich in handgreiflichen Widerspruch mit sich selbst zu seßen, so ver- sucht man dle eigene Beschlußnahme wenigstens auf indirekte Weise zu s{wächen, allein es dürfte dazu allem Anscheine nach zu spät seyn. Wenn nicht eine neue Kammer den Muth hat, der Fort- seßung des Feskungsbaues ein nacktes Veto enkgegenzuseßen, so wird dies, ruhmreiche Thiersshe Unternehmen wohl seinem ur- \prünglichen Plane und Zwecke gemäß vollendet werden. Großes Aufsehen macht die ins Französische Überseßte Schrift eines Preu- bischen Offiziers über die Befestigung der Französischen Haupt- stadt, deren Gegner in jener Broschüre die stärksten Argumente zu eo glauben, die noh in dieser Sache vorgebracht wor- en sind.
Großbritanien uud Jrlanud.
London, 27. Mai. Die von Lord Stanley eingebrachte Bill zur Verbesserung der Verfassungs-Verhältnisse von Neufund- land hat zum Zweck, der dortigen Legislatur einen aristokratische- ren Charakter zu geben, als sie bisher hatte. Es soll nämlich in Zukunft diese Versammlung aus 15 vom Volke und aus 10 von der Regierung zu erwählenden Mitgliedern bestehen, und nur die- jenigen sollen wahlberechtigt seyn, welche eine jährliche Einnahme von 100 Pfd. oder Grundbesiß zum Belauf von 500 Pfd. haben, während bicher jeder Hausbefißer als qualifizirt zum Eintritt in die Versammlung galt.
Nicht der Antrag des Herrn Wynn auf gerichtliche Verfol: gung der Jndividuen, welche sich der Bestechung bei den Wahlen fúr Jpswich verdächtig gemacht, wurde in der gestrigen Sißung des Unterhauses angenommen, sondern ein anderer des Oberst Rushbrooke, auf Erlassung eines neuen Wahl- Ausschreibens fr diesen Ort, nachdem Herr Wonn den seinigen wieder zurückgenom- men hatte, da gegen denselben eingewandt wurde, daß man von den Rechtsbeamten der Krone nicht verlangen könne, daß sle aufs Gerathewohl gegen Individuen, die nicht einmal namhaft gemacht seyen und die sie selbst erst aufsuchen múßten, gerichtlich verfahren sollten. Die erwähnten Amendements waren denn auch gegen den zweiten, nicht gegen den ersten Antrag, gerichtet und hatten einen Aufschub der neuen Wahl für Jpswich zum Zweck, bis die dortigen Vorfälle noch näher untersucht und Maßregeln zur künf- tigen Verhinderung solcher Umtriebe eingebracht wären, sie wur- den aber beide, wenn auch mit geringer Majorität, verworfen.
Die noch immer in mehreren Fabrifk-Distrikten Englands und Schottlands vorherrschende Noth hat die Regierung bekanntlich veranlaßt, einen Aufruf an die Mildthätigkeit der Nation ergehen zu lassen. Es geschah dies durch ein vom 11ten d. M. datirtes, an die Erzbischdfe von Canterbury und York gerichtetes Schreiben der Königin, in welchem sie dieselben befugt, eine Kollekte in ihren Kirchsprengeln anzuordnen, deren Ergebniß sie der Bank von Eng- land einzusenden haben; zu welchem Behuf das Schreiben der Königin an einem der nächsten Sonntage in sämmtlichen Kirchen verlesen werden sollte. Jn Folge dessen hat der Bischof von Lon- don bereits am 20sten die nöthige Verfügung an die Geistlichen des Londoner Sprengels erlassen und derselben eine kurze Dar-
stellung des Elends, welches in einigen der am härtesten be- troffenen Fabrik - Distrikte vorherrscht , beigefögt. Er hebt be- e Stockport, Burnley und Paisley hervor, wo der im Handel e Stillstand und die dadurch herbeigeführten een i allissements eine Menge Arbeiter der Arbeit und aller Ct ttel beraubt haben, so daß unter Anderem in Stock- port eine große Anzahl von Arbeitern ihre Habseligkeiten bis auf das leßte Stück zu verseßen oder zu verkaufen genöthigt gewesen sind und zu Paisley in Schottland schon seit mehreren Monaten 12,000 Personen nur dur die in En land und Schottland, j selbst in Ostindien, wo sich eine Mene Zchottland, ja E et Ld enge Schottländer befinden, er- hobenen Contributionen am Leben erhalten werden. An der Spibe des zur Unterstüßung der Fabrik-Arbeiter zusammengetretene o E eo Bua "Hue fe von Canterbury und Vork die Bi- e von , Chester un d Rel i A E Pubare: Die i s P n, die Lords Stanle R 500 Pfd. überwiesen, die Königin Wittwe 300 Pfd., Sir Rob Peel 100 Pfd., Sir James Graham 100 E hai T Be U 200 A E 4 L Pfd., der Herzog von n einer gèstéèrn gehaltenen Versammlung der Ï lischer Fonds ist der Ántrag des Agenten dieser R dis Rosales, wegen Fundirung der rückständigen Dividenden in Zproc Obligationen, einstimmig angenommen worden. ;
“Am _3ten d. M. is in St. Petersburg der bekannte Engli- sche Reisende Sir Robert Kerr Porter im 62sten Jahre seines Alters gestorben. Er war zulest als Konsul in Venezuela ange- stellt, von wo er 1841 nach England zurückehrte.
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Der Erzbischof von Tripolis in Syrien, Athanasius, befindet sich gegenwärtig in England. Als er neulich in London war, wurde er von dem De von Canterbury und dem Bischofe von London, in deren Palästen er zu Mittag speiste, sehr verbindlich aufgenommen. Sein Zweck is, für die armen und bedrängten Einwohner seines Sprengels, welche durch den leßten Krieg viel eingebüßt haben, milde Gaben zu sammeln. Z __ Es hieß, die Bank werde l Zinsfuß für Vorschüsse auf 34 pCt. reduziren; eine gestrige Bekanntmachung dieses Jnstituts erhält ihn aber auf 4 pCr.
H Yondon, 27. Mai. Da das gegenwärtige Ministerium die Politik befolgt hat, alle von dem vorigen Kabinet ernannte Beamten, die ihrem Posten zur Zufriedenheit vorstanden, im Amte zu lassen, so sind mehrere der wichtigsten Departements im Mi- nisterium des Jnnern, wie die Armen- Kommission und der Er- ziehungs- Rath mit Whigs beseßt, und da dies vor aller Augen geschehen is, so hat es dazu beigetragen, die Partei-Gesinnungen zu unterdrücken, ohne den dabei Betheiligten irgend einen Tadel zuzuziehen. Dieselbe Nachsicht hat man in dem diplomatischen Corps gezeigt, jedoch, wle mich dünkft, nicht mit demselben befrie- digenden Resultate. Die Botschafter in Paris und Wien haben ihre Posten freiwillig niedergelegt, der Botschafter in Konstanti- nopel hâtte, selbst unter cinem Whig-Ministerium, seine Stellung
nicht länger gégen die öffentlihe Meinung behaupten können. Lord William Russell, der in Berlin S u Marquis von Clanricarde, der in St. Petersburg fungirte, sind abberufen; da- gegen blieben Herr Henry Bulwer in Paris, Herr Temple (Bru- der des Lord Palmerston) in Neapel, Herr Aston in Madrid, Lord Howard de Walden in Lissabon, so wie alle bei den geringeren Höfen affreditirten Repräsentanten auf ihren Posten.
Es scheint jeßt, daß diese Liberalität von Seiten des gegen- wärtigen Ministeriums noch einige nachträgliche Ausnahmen erlei- den muß. Jch meine hier besonders Portugal und Neapel; es ist von der größten Wichtigkeit für Großbritanien, die Handels- Verträge mit diesen Ländern , die bereits so lange im Werke sind, abzuschließen. Lord Howard de Walden in Lissabon hat sich indeß mit den gegenwärtigen Portugiesischen Ministern, die gern den Trak- tat unterzeichnet sehen möchten, um dem Weinhandel von Porto aufzuhelfen, überworfen und die Abschließung des Traktats leidet deshalb Verzögerung. Jn Neapel soll die, wie es scheint , etwas pretentidse Weise, in welcher Herr Temple an der Grundstein: legung zu einer proteskantischen Kapelle theilgenommen, einen un- günstigen Eindruck gemacht haben, so daß das Kabinet von Neapel abgeneigt is, mit ihm Über die endliche Annahme des Traktats zu unterhandeln, der bereits vor einigen Jahren von Macgregor unterzeichnet wourde.
Diese Ereignisse haben in Downing Street Mißfallen erregt und werden vielleicht zur Abberufung jener beiden Diplomaten führen. Jn diesem Falle dürfte Lord Mahon wahrscheinlich einen der beiden Gesandtschaftsposten erhalten. Pie
Das gegenwärtige Jahr ist ein schweres, sowohl für die Börse des Privatmannes, als fúr den bffentlichen Schaß. Denn noch nie war die Mildthätigkeit des Reichen so in Anspruch genommen. Obgleich die Armensteuer durch dás neue Armengeseß vom Jahre 1834 bedeutend vermindert worden ist, so ist doch in vielen Acker- bau-Distrikten zu N Ren L HOBN aufgefordert worden, um die Armen, die Alten ‘tind“Schwachen zu unterhalten. Es ist eine dffsen Gu Beru gg Be Werungzur UntersktÜßung der Ma- nufaktur- Distrikte in den Kitchéh verlesen worden und h derselben Zeit erregte die Feuersbrunst in Hauiburg so großes itgefühl, daß die Londoner Kaufleute, mit dem Schiffe, welches die Nachricht brachte, 10,000 Pfd. dorthin sandten und die Subscription gegen- wärtig 25,000 Pfd. beträgt. Diese Subscriptionen sind wieder, wie ih neulich Über die Einkommen-Steuer bemerkte, eine Lehre, ivelche die Reichen ertheilen : sie sind ein Beweis, daß die Aristo- fratie und die Reichen in England, ungeachtet der kalten Arroganz ihres Wesens und der lästigen Vorurtheile ihres Charakters, im Grunde Menschen sind. Jch glaube fesk, daß die Gesellschaft nirgends hülfreiher und mitleidiger ist, nirgends der Wunsch, niht nur der Noth abzuhelfen, sondern dies auf weise Art zu thun, ernstlicher sich kund giebt.
Der Tarif geht jeßt schnell durch das Unterhaus und wird nun feine wichtige Aenderung mehr erleiden; nur der Ausfuhr- Zoll auf Steinkohlen wird noch starken Widerstand finden, und zwar mit Recht, denn es ist dies ein Flecken einer Maßregel, die in anderer Beziehung dem Charakter und dem Muthe der Regie- rung die größte Ehre macht.
& Loudon, 26. Mai. Die Tarif- oder Zoll-Bill hat be- deutende Fortschritte im Unterhause gemacht. Bei allen Angrif- fen, die auf irgend einen einzigen Punkt gemacht worden, behielt die Negierung den Sieg, indem in der Regel. sie die Liberalen gegen unzufriedene Ministeriellen und alle Ministeriellen sie gegen die Liberalen unterstÜßten. Leßteres wird denn auch morgen statt- finden, wo die Opposition noch einen Haupt-Versuch in Bezug auf den Zucker zu machen gedenkt, indem sie will, man solle den, wel- chen unsere Kolonieen erzeugen, mit einem Zoll von 20 Sh. pro Centner zulassen und den von fremden Ländern zu 30 Sh. Doch steht gar nicht zu bezweifeln (besonders, wenn: im Laufe des Jah- res der politische Horizont \sich erheitern, die Zölle mehr als ver- anschlagt einbringen oder d@ Ertrag der Einkommensteuer bedeu- tender ausfallen sollte, als die Regierung ihn berechnet), daß im Laufe des nâchsken Jahres eilte bedeutende Veränderung auch bei diesem Artikel gemacht werden wird.
Weil es nun aber für den Augenblick in den politischen Ver: hâltnissen so still is, will ih einmal wieder auf einen Gegenstand zurückfommen, der, wie die Sachen nun einmal liegen, gewiß für die meisten Zhrer Leser ein Jnteresse haben muß; ich meine die Stimmung der Englischen Kirche gegen die evangelischen Kirchen in Deutschland, namentlich die Preußische. Ist doch der Gegenstand für England bedeutend genug, daß der Bischof von London während der Foastenzeit eine Reihe von Pre- digten darüber gehalten und: drucken lassen, die mir eben in der zweiten Auflage vorliegen. Diese zeigen, was sich in allen Hteraet en Arbeiten dieses vortresflichen Prälaten erken- nen läßt, zu gleicher Zeit Belesenheit, feinen Takt und christliche Máßigung. Daß ihm von scinem Standpunkte aus das Episkopat für den L einer apostolischen Kirche gelten und er jede Kirche, welcher dasselbe fehlt, in soweit sür mangelhaft halten muß, versteht sich von selbst. pa macht er es doch zu keinem durch das Wort Gottes anbefohlenen Jnskitut und zur unerläßlichen Tagung des saframentalishen Charakters einer Kirche. 0 wenn er sih auch große Mühe giebt, darzuthun, daß Bischöfe in diesem Sinn selbst von Aposteln ange: roe : und daß es gleich nah den apostolischen 8 ten Bischdfe gegeben und man von da bis zur Zeit der Reformation
eine Kirche gekannt ‘habe, die (dfe gewesen, ja, daß man auch nirgends e von Seiten der Presbyter gegen di
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€ ur von erseßlichkeit - jeselben entdecken Édnne, wélche -
doch unvermeidlich hätte stattfinden müssen, wenn die bischöfliche Würde eine spätere Anmaßung gewesen wäre; macht er doch nicht einmal einen Versuch F dem Beweise, daß die Bischdfe eine besondere an ihren Stand geknüpfte geistliche Gabe em: pfangen hätten und nicht anders als von Bischöfen zu ihrem Amte eingeweiht werden könnten. Ja, er geht so weit, daß er (geskÜßt auf andere Bischdfe von großem An- sehen in der Englischen Kirche, selbst bei den Puseyiten) unter besonderen Umständen bloße presbyterische Ordination fúr gültig erkennt, Dies widerspricht nun gänzlich dem vor ein paar Jahren verbreiteten Gerücht, als habe er h geweigert, für eine evangelische Kirche in Deutschland einen Bischof zu ordiniren, wenn der hierzu bestimmte Geistliche sich nicht zuvor aufs neue die Priesfkerweihe geben ließe und man nicht vellprece, daß alle Geistlichen jener Kirche von dem neuen Bischof noch einmal ge- weihet würden. Er erkennt überhaupt alle genannte Kirchen sür Schwester: Kirchen, für die er nur beten wolle, daß sie geneigt werden mögen, das großentheils ohne ihre Schuld verlorene Epis- fopat zurückzuwünschen und die Mittel finden, es zu erlan- gen, Selbst wenn er die Englischen Dissenters für Schis- matifer erflären muß, will er damit dem Einzelnen keinen Vorwurf machen, noch weniger ganzen Kirchen in anderen Ländern. Er läßt sich vielmehr ziemlih hart gegen die kühnen Mânner aus, welche es gewagt, alle Lutheraner , Reformirte und Englische Dissenters in ei ne Kategorie zu verwerfen und über alle zusammen ein bitteres Anathema auszusprechen.
Alles dieses ist um M erfreulicher, da man ohne Anstand behaup- ten darf, daß es die Gesinnung von wenigstens neun Zehntel des den: fenden Theils unserer Kirchen-Miktglieder, Geistlichen wie Laien ist; wenn sîe auch nicht den zehnten Theil des Lärms der Puseyitischen Neuerer machen. Was indessen diesen Predigten einen ganz be- sonderen Werth giebt, ist die christliche Demuth, welche die Ueber- zeugung begleitet, daß diese Kirche, von Gottes Vorsehung begün- stigk, den ganzen Apparat einer apostolisch - katholischen Kirche besiße, nebst dem praktischen Sinne, welcher alles Aeußere sür nubßlose Grimasse erklärt, wo bei dem Menschen Herz und Sinn ungebessert bleiben, Es ist indessen nicht zu leugnen, daß gerade in demselben Verhältniß, wie dieser Prälat und andere ihm ähnlich Ge- sinnte mit Liebe auf die protestantische Kirche blicken und bereit scheinen, sh mit der Anglikanischen zur gegenseitigen Stärkung an sie anzuschließen, die Puseyiten dieselbe mit feindlichen Augen ansehen und mit unverhehlter Freude alle wirkliche oder auch nur eingebildete Mängel an derselben aufdecken und vergrößern. Be- sonders hângen sie sich gern an den inDeutschland ziemlich verblichenen, aber in Éngland noch immer sprichwörtlichen „Deutschen Rationalis- mus“, und ohne der fast in der ganzen Literatur sichtbar werdenden Wiederbelebung der christlichen Gläubigkeit zu gedenken, schreiben sie jene flachen Ansichten einer flachen Zeit einzig dem Mangel des Episkopats zu. Als ob nicht die Englische Kirche mit demsel: ben im vorigen Jahrhundert in cine Schlafsucht, Flauheit und bis zum Unglauben gesteigerte trockene Moralität gesunken wäre, wor- aus sle nur durch den Abfall einiger ihrer besten Glieder und de- ren eifriges christliches Streben, erst außerhalb der Kirche und dann wider dieselbe geweckt werden konnte! Als ob nicht die Puseyiten selb geständen, daß ihr besonderes Streben nur durch die politi: shen Verhältnisse der Zeit angeregt worden, da es ihnen Noth zu thun schien, ihrer Kirche eine neue Basis zu suchen, da der Staat Miene machte, sich von ihr zu trennen, und sie Gefahr zu laufen schien, mit den Separatisten als eine bloße Sekte konkurriren zu müssen. Merkwürdig is es, daß Pusey selbst früher die härtesten Vorwurfe hat ibe mússen, weil er diese von Rose ausge: sprochene Meinung nicht theilte.
Indessen muß man auch nicht verkennen, daß doch Vieles von der gegen die evangelischen Kirchen des Kontinents bewie- senen Bitterkeit keinen anderen Grund hat, als die Bitterkeit, welche unsere Schriftsteller von der Tory- Partei und besonders deren Zeitschriften gegen fremde Republiken, oder unsere Whigs und Radikalen gegen fremde Monarchicen an den Tag legen. Es sind alles nur Waffen gegen die entgegengeseßten Parteien in der Heimat. Selbst daß sie dabei ungeneigt sind, das Episkopat bei den Herrenhutern, in der Schwedischen und in der Dänischen Kirche für eht zu erfennen, entspringt aus ihrem Gegensaß mit der Reformation überhaupt, -die sle denn auch aus keinem anderen Grunde bekämpfen, als weil dle in derselben auf- gestellten Prinzipien, daß nur die Bibel die Norm zum Glauben enthalte und Jeder berechtigt sey, dieselbe darin zu suchen, den Englischen Separatismus zuwege gebracht, den sie auf alle Weise auszurotten suchen.
Die jährliche Versammlung der Schottischen Kirche findet so eben satt, und nach den bereits stattgefundenen Verhandlungen hat die Mehrheit nicht die geringste Lust, in ihren Ansprüchen das Ge- ringste nachzulassen. Sie hat im Gegentheil einen entschiedenen Beschluß gegen alles Patronatsrecht gefaßt, welcher alle Hoffnung zur Ausgleichung zu vernichten scheint. Die Trennung der Masse der Nation als Kirche vom Staate scheint kaum mehr zu vermei: den. Soll nun auch hier, wie in Jrland, das unnatürliche Ver- hâltniß stattfinden, daß das Kirchcngut dem kleinsten Theile Über- lossen werde?
Niederlande.
Aus dem Haag, 27. Mai. Am 2. Juni wird Se. Ma- jestät der König-Großherzog cine Reise nach dem Luxemburgischen antreten.
Belgien.
Brüssel, 27. Mai. Am nächsten Sonntage wird im Park ein großes Konzert zum Besten der armen Abgebrannten Ham- burgs gegeben, dem auch der König beizuobnin denkt. Auf Anregung der Redaction des hier in Deutscher Sprache erschei- nenden A enais die Gränzboten hat sich hier bereits in vo- riger Woche ein Hülfs-Verein gebildet, der zum Theil aus Mit- gliedern des Stadt-Rathes zusammengeseßt ist.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 26. Mai. Jm Laufe dieses Monats sind auch hier Meyerbeer?s „Hugenotten“ zum erstenmale zur Darstellung ge- fommen. Die Aufnahme dieses Werkes war 0 glänzend, daß es heute bereits zum sechsten und am Sonntage (29, Mai) zum sie:
entenmale gegeben wird. Das Haus ist, der großen Hiße Unge: achtet, jedesmal gedrängt voll, und unsere Oper, die schon ihrer Auflösung nahe gekommen war, hat dadurch eine neue bedeutende
Stütze erhalten.
ia, 23. Mai. (L. A. Z.) Die Feuersbrunft, die cinen M H urás zerstdrte, S auch hier die lebhafteste
ilnahme gefunden, da unsere Detail - Händler sich fast aus- {ließlich von daher mit Kolonial: und Manufaktur-Waaren ver- sehen. Da man jedo zugleich mit jener Nachricht die Ueber- zeugung von der Erhaltung der beträthtlichsten Waaren:Lager ge- wann, blieben die Preise ganz unverändert, Zum Besten der Ob:
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i jer zesammelt. Wiewohl unser Konsul in dagen e aud e Gee ctaaride die Aussicht zu einem vor- Ren fen Absate von Brettern und Balken eröffnet, ergiebt man theilhafte A s seher Hosfüung, da die E s
en, und da der Norweger gewohnt ist, die der Ostsee nâher l! Oas _ erst au usladung peEE den
diesen selbst zu verkaufen, wozu er wegen Man- Schiffen, ni Se den mit Magazinen und Packhäusern beseßten fern der amburgischen Elbe gendthigt seyn würde. Bei der U berfüllun unserer Holz-Niederlagen und der schwankenden Eng- li ch Ôs Zoll-Gesebgebung ruht unser Handel mit dem Haupt-Arktikel a Ausfuhr des súdlichen Norwegens, und es herrscht fortwäh- T úhlbare Nahrungslosigkeit und fühlbarer Geldmangel. Vom
Storthing erwartet man, wenn auch keine Abhülfe, doch Er-
leichterung. Deutsche Bundesfstaatenu.
Múünchen, 27. Mai. Von dem Handels : Ausschusse der Stadt Fürth ist der Betrag von 3200 Fl. als Resultat der da- selbst stattgefundenen Einsammlung freiwilliger Unterstüßungen für die Abgebrannten zu Hamburg an den dortigen Senat eingesandt
worden.
Leivzig, 28. Mai, Die hiesige Sammlung für Hamburg hat die Sanne von 15,989 Rthlr. 10 Sgr. geliefert, die bereits
nach dem Ort ihrer Bestimmung abgegangen.
A Leipzig, 31. Mai. Jn Kurzem wird unser öffentliches Leben aide « Mars werden, Die Ergänzungs-Wahlen zu dem bevorstehenden Landtage haben schon in mehreren Theilen des Lan- des begonnen. Auch in Leipzig is bereits die Wahl der Wahl: männer vollendet und man beschäfti t sich nun leb aft mit Ver- muthungen über das Resultat der Hauptwahlen. Leipzig hat ein doppeltes Juteresse, bei der Wahl seiner Abgeordneten mit Umsicht zu Werke zu gehen. Einmal wird von der ersken e E des Königreichs, dem Siße der Universität und des Buchhandels erwartet, daß sie vorzugsweise tüchtige, intelligente, von allgemei- ner politischer Bildung durchdrungene Vertreter in die Stände- Versammlung sende; sodann aber que Leipzig auf allen Landta- gen, seit 1833, an der Prásidentur in einer oder der anderen der eiden Kammern Antheil gehabt und dabei gewissermaßen das städtische, bürgerliche Element, depribber der Aristokratie, vertre- ten. Auf dem Landtage 1839 führte der Abgeordnete Leipzigs, der Appellations-Rath Hase, den Vorsiß in der zweiten Kammer. Die Wiedererwählung dieses Abgeordneten ist daher, aus jeder der beider angegebenen Rüksichten, sehr wahrscheinlich, Das Auf: treten mehrerer Kandidaten für die Abgeordneten-Stelle und die lebhafte Betheiligung der gesammten Einwohnerschaft Leipzigs bei diesem Wahlkampfe, bezeugt den regen Sinn fúr die öffentlichen Angelegenheiten, welcher hier herrsht. Auf wen die Wahl -der Universität fallen werde, ist noch nicht bekannt. Man vermuthet und wünscht, daß sie einen tüchtigen Juristen sende, und man bezeichnet namentlich einen ausgezeichneten Strafrechts-Lehrer, von dessen Mitwirkung bei den Berathungen über die neue Straf- prozeß- Ordnung viel zu hoffen wäre. Außer dem so eben erwähn- ten Geseß-Entwurf, wird auch der Entwourf einer neuen Wechsel: Ordnung (welchen der bekannte geistvolle Jurist Einert ausgear- beitet hat, und welcher, auf Anordnung der Regierung, der Oef- fentlichkeit Übergeben worden is, um die Stimme der Kritik darüber zu vernehmen), ferner ein Wegbau-Geseß den Ständen vor: gelegt werden. Auch erwartet man von Seiten der Regierung eine Proposition wegen Normirung des Petitions - Rechts der Staatsbürger, welches schon auf dem leßten Landtage in Frage fam. Gegenstand eines ständischen Antrags werden wahrscheinlich aufs neue die Verhältnisse der Presse und deren freiere Gestal- tung werden, Hannover, 25. Mai. (Hamb. Korr.) Jn der leidigen An egen ot des Juden-Schußgeldes hat auch die erneuerte und verstär te Konferenz zu keinem Resultate geführt; die erste Kam- mer beharrt auf ihrem Beschlusse: daß das Schußgeld durch Zah- lung des Kapitals-Betrages von den Juden selbst abgelöst werden solle; die zweite Kammer will eine solche Ablösung nicht und eben so wenig Uebernahme desselben auf die Landes - Kasse (was die Regierung gewollt hatte). Es kann nun noch eine feierliche Schluß: Konferenz unter Zuziehung landesherrlicher Kommissarien beschlos: sen werden. Das Ende wird doch vermuthlich seyn, daß auch zweite Kammer die Ablösung annähme.
Deßau, 28. Mai. Am 25sten d. M. langte Se. Durch- laucht der Prinz Albert von Schwarzburg - Rudolskadt mit seiner Gemahlin und beiden Kindern, von Hannover fommend, hier an, um den auf den 27sten d. M. fallenden Geburtstag Sr. Nünial, Hoheit. des Kronprinzen von Hannover, der seit dem 17ten d. M, in Deßau verweilt, hier mit zu feiern, an welchem Tage der Her- zogliche Hof in früher Morgenstunde auch durch die Ankunft Sr. Majestät des Königs -von Hannover, in Begleitung der Prinzen Alexander und Bernhard von Solms-Braunfels, überrascht wurde. Sämmtliche Allerhöchste und Höchste Herrschaften wohnten am Abend der Vorstellung der Oper: die Puritaner, bei, in welcher der Königlich Sächsische Kammersänger Tichatschek gastirte.
Oesterreich.
Wien, 27. Mai. Am 29, April brannten in dem unfern von der Türkischen Gränze belegenen Städtchen Poseg in Sla- vonien 176 Häuser ab, worunter das Komitat- und das Rath: haus, das städtische Hospital, das Franziskaner : Kloster nebst Kirche und Bibliothek, die Griechische Kirche u. s. w. Auch mehr als 500 Scheunen wurden ein Raub der Flammen.
- Schweiz.
Zürich. (Schweiz. Bl.) Seit längerer Zeit hat die Tagsaßung dem Vororte Vollmachten Übertragen, die über das Collegium Borromaecum mit Oesterreich entstandenen Schwierig- keiten zu beseitigen, Dieser Zweck soll nun erreicht und die Haupt- Artikel des diesfallsigen Vertrags so eben in Wien zwischen der Kaiserlichen Regierung und dem Schweizerischen Geschäftsträger ausgewechselt worden seyn. Die betreffenden Kantone werden demnach in einem Seminare zu Mailand Freipläße für 24 dem geistlichen Stande bestimmte junge Leute erhalten, und die Schweiz wird ohne Zweifel mit diesem Abkommen zufrieden seyn.
Genf. Endlich is der Verfassungs-Rath an das Ende seiner langen Berathungen gekommen; in der Sißung vom 23sten ist der Entwurf in seiner Gesammtheit angenommen und dessen Druck und Vertheilung an alle Wähler beschlossen worden.
Tessin. Aus Lugano schreibt die Luzerner Zeitung: D Kriminal: Gericht hat verflossene Woche zum Tode durch as Schwert verurtheilt: Advokat und Großrath Poglia, Advokat
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Powerta und den Priester J. Chiapella. Viele Andere, politischer ergehen angeklagt, wurden auf lebenslang zur Kettenstrafe ver- urtheile. Jm Lande herum erwecken diese Urtheile steigenden Ab- scheu vor einem Regiment, welches also grausam Vergehen an Anderen bestrafen möchte, die es vor wenigen Jahren selbst beging.“
Portugal.
Lissabon, 4. Mai. Das Ministerium hatte sich bisher ge- weigert, den Bullen des Papstes, die direkt an den Jnternuntius und nicht an die Bischöfe gerichtet waren, die Erlaubniß zur Ver- öffentlichung derselben zu ertheilen. Der Widerstand des Mini- steriums hat jeßt einem höheren Einflusse nachgegeben, und die Bullen sind bekannt gemacht worden.
Gestern trat eine Wahl - Junta der Cartisken zusammen, bei der mehrere Minister gegenwärtig waren. Herr Silva Carvalho erklärte, daß er, als Gefährte des unsterblichen Herzogs von Bra- anza, stets ein Anhänger der Carte seyn werde, Die Carte, agte er, habe die Zehnten und Klöster aufgehoben, und diese wür- den nie wieder hergestellt werden, denn er wisse bestimmt, daß dies die Absicht der Minisker sey. Der Minister Costa Cabral dankte Herrn Carvalho, ihm Gelegenheit gegeben zu haben, einen Punkt zu berühren, der so lebhaft die Nation interessire, Er habe nie den Gedanken gehabt, die Zehnten und Klöster wieder herzustellen ; ein solcher Plan würde Wahnsinn: und die Vorlegung desselben das Zeichen zum Tode des Ministeriums seyn. Diese Erklärung wurde mit vielem Beifall aufgenommen.
Türkei.
Die neueste nach Berlin gekommene Türkische Zeitung Tak - wimi Wakaji vom 27. Rebi-el-ewwel (8. Mai) enthält folgende Artifel: 4 -
„Da die Geschäfte des Justiz - Kollegiums täglich zunehmen und die festgeseßte Zahl der Mitglieder nicht voll isk, so hat Se. Hoheit den gewesenen Seriasker, Chalil Rifaat Pascha, und den Éx-Handels-Minisker, Ahmed Fetchi Pascha, in der Ueberzeugung, daß die Theilnahme solcher Männer an den Berathungen nur nüßlich und ersprießlich seyn könne, zu Mitgliedern des besagten Kollegiums zu ernennen geruht.“ 4 :
„Es is statutenmäßig, daß die Zöglinge der Rechtsschule ein- mal jährlih im Beiseyn der höchsten Würdenträger Proben ihrer erworbenen Kenntnisse ablegen, ‘und daß ihr Eifer bei solcher Gele- enheit durch Großherrlihe Geschenke neue Nahrung erhält. Nachdem nun am 410ten des laufenden Monats die diesjährige Prúfungszeit herangekommen war und der Direktor jener Anstalt, Essaad Efendi, davon Meldung gegeben hatte, verkündete Se. Ho- heit Höchstihren Willen, die Prüfung mit ihrer Gegenwart zu bechren, und begab sich an dem genannten Tage mit den vor- nehmsten Würdenträgern nach der Anstalt, Der Direktor und Fein Adjunkt examinirten darauf die verschiedenen Klassen der Schüler, eine um die andere, und erhielten auf die von ihnen gestellten Fra- gen gründliche Beantwortung. Die Tüchtigkeit und Geschiklich- keit Aller, wie auch der rühmliche Eifer des Direktors, wurden von Sr. Hoheit sehr ‘belobt; der Sultan ließ unter die Schüler, Lehrer und Schuldiener aus seinem Privatschaße Geschenke ver- theilen und entfernte sich v nachdem er freundliche Ermah- nungen an Alle gerichtet hatte.“
N Sbschon G bisherige Pforten : Agent des Pascha?s von Aegypten, Müfid Bei, ein kenntnißrejcher Mann ist, so war er doch nicht im Stande, die mitdiefem Berufe verbundenen Ge- \châfte zweckmäßig zu verwalten. Da nun der Pascha Mehmed Ali zu den bedeutendsten Wesiren des Reiches gehört, und folglich ein anderer fähiger Beamter das Amt? seines Agenten erhalten mußte, so hat Seine Hoheit eines der Mitglieder des Justiz-Kolle- giums, den vormaligen Direktor der militairischen Ausgaben, Mas- lum Bei, einen Mann von notorisch tiefer Einsicht in die Ge- schäfte mit dem Posten eines Pforten-:Agenten des erwähnten Pascha?s zu begnadigen geruht.“
„Der vor längerer Zeit von dem Persischen Hofe als Ge- sandter nach Konstantinopel geschickte Mirsa Djaafer Chan, welcher zu einer Reise nach seinem Vaterlande Urlaub erhalten, wurde nach altem Herkommen vor seinem Abgang zu einer huldreichen Audienz gezogen und e darauf (am 5ten des laufenden Mo- nats) ein Schiff, das ihn bis Trapezunt gebracht hat.“ E
Dieselbe Türkische Zeitung meldet noch, daß der ehrwürdige Edhem Efendi, bisheriger geheimer Kabinet : Secretair des Sul- tans, wegen seines ziemlich vorgerückten Alters peusionirt, und durch Ferid Efendi, einen der Secretaire des vortragenden Di-
van- Rathes, erseßt worden sey.
Konstantinopel, 11. Mai. (A. Z) Die leßten Nach- richten aus Syrien gehen bis Ende April. Die Drusen sammelten sih wieder, um, mit den Waffen in der Hand, die Befreiung ihrer in die Gefangenschaft der Türken gelockten Häuptlinge zu bewirken. Der Seriasker Mustapha Nuri Pascha hatte seiner- seits die frisch angelangten Verstärkungen an Albanesischen Milizen sogleich verwendet und zwei starke Posten derselben bis nach Dschuni und Ghasir vorgeschoben, in der Absicht, diese beiden Punkte später als Basis zu den weiteren Operationen gegen die Gebirgs - Bewohner zu benußen. Die mittlerweile in Beirut er- folgte Ankuft des Großherrlichen Commissairs, Selim Bey, hat dem Eifer Mustapha's wenigstens füx den Augenblick Schranken geseßt, wahrscheinlich, um dadurch die hiesigen fremden Repräsen- tanten glauben zu machen, die Mission des Bey sey ernstlich gemeint und keine leere Vorspiegelung, um die Mächte zu täuschen, wie es wirklich der Fall seyn dürfte. Andererseits haben die ge- fangenen Drusen-Fürsten an ihre Landsleute und Glaubensgenossen ein gemeinschaftliches Schreiben erlassen, worin sie diese ersuchen, sich jeder Gewaltthat zu enthalten, da durch ein feindseliges Auf: treten gegen die Großherrlichen Truppen ihr — der Gefangenen — Leben auf das Spiel geseßt würde; der Türkische Seriasker sey entschlossen durch jedes Mittel jede Bewegung im Gebirge zu unterdrücken. Dies Schreiben scheint nun auf die Drusen ge- wirkt und sie vermocht zu haben, einstweilen zwar eine möglichst drohende Stellung anzunehmen, ohne jedoch zu einem Angriff zu schreiten. So stehen die Sachen, und man dürfte vorerst sich von beiden Seiten darauf beschränken, sich wechselseitig zu beobachten.
Die Griechischen Angelegenheiten sind ins Stoken gerathen, und man glaubt, daß sie nicht so bald wieder aufgenommen wer- den. Der Griechische Gesandte, Fürst Maurokordatos, hat dieser Tage eine Note bei der Pforte überreicht, worin er Leßtere zur Fortseßung der Verhandlungen zu bewegen sucht, welche hinsicht: lich des Handels-Vertrages bereits eröffnet waren, Der Minister lenft die Aufmerksamkeit des Reis Efendi auf den Umstand, daß der ungewisse Stand der Griechisch-Türkischen Handels - Verhält- nisse nicht nur seinem eigenen Lande schade, sondern auch der Tür- fei zu wesentlichem Abbruche gereiche.
Die Finanzen der Pforte haben sich in der leßteren Zeit besser gestellt, die Beamten erhalten ihre Besoldungen mit einer früber nicht gekannten Regelmäßigkeit, der Sold der Truppen wird \0-
gar fast immer um einige Tage voraus entrichtet, Diese Vor-
errichteten, durch die zwölf reichsten Armenischen Banquiers der Hauptstadt repräsentirten Bank.
ist dafür von der Staats-Gewalt berechtigt worden, die Erhebung der Steuern im ganzen Reich auf eigene Kosten zu besorgen. Wie sih die Kontribuenten dabei befinden, isk nicht leicht zu sagen, da das System noch neu ist und nur wenige Klagen bisher von den Provinzen gegen dasselbe eingehen konnten. Die Sehims (das unter dem Ministerium Reschid Pascha?’s in Umlauf geseßte Pa- piergeld) sind fast alle eingelóst; in den Provinzen sind sie ganz verschwunden , hier bekommt man nur dann und wann noch ein \olches Papier zu Gesicht.
Jnuland.
Breslau, 29, Mai. Jn der Woche vom 22sen bis 29sten c. sind nah und von Ohlau auf der Ober- Schlesischen Eisenbahn 6466 Passagiere gefahren ; die Einnahme belief sich auf 2425 Rthlr.
Breslau, 29. Mai. (Bresl. Zt g.) Ein eigentliches Wolle- Geschäft hat sih zur Zeit noch nicht entwickelt, doch sind bereits fleine Partieen hochfeiner Waare aus den renomirtesten Schäfe- reien verkauft worden. Von der Seehandlung sind bereits einige fleine Posten gekauft. Ob das Geschäft schon im Laufe des mor- genden Tages eine entscheidendere Wendung nehmen dürfte, steht zu bezweifeln.
— — Schweidnit, 27. Mai. Am diesjährigen den 25sken und 26sten d. M. abgehaltenen Frühjahrs-Wollmarkt sind auf hiesiger Stadt-Waage 1065 Ctr. Wolle abgewogen worden, hier- zu treten noch 4387 Ttr. Wolle, die anderwärts gewogen und eben- falls hier zum Markt gebracht war, so daß überhaupt ein Quan- tum von 5452 Ctr. zum Verkauf aufgestellt worden. Außer ei- nigen unbedeutenden Posken, die zurückgezogen worden, ist die Wolle sämmtlih an Fabrikanten und Handelsleute des Jnlandes abgeseßt worden. Die akkordirten und bezahlten Preise sind von 45 bis 52 Rthlr., von 56 bis 68 Rthlr. und von 70 bis 80 Rthlr. notirt worden, eine Post ist auch mit 110 Rthlr. per Ctr. bezahlt worden.
Köln, 26. Mai. Die Köln. Ztg. sagte unlängst in einem längeren Artikel: „Ganz Deutschland hat sich das Wort gegeben, das traurige Schicksal, welches der blúhendsten und reichsten seiner Städte, der Hauptstadt des Deutschen Handels , widerfahren , #0 weit dies durch menschlichen Beistand möglich is, zu lindern; und wir Deutschen sind nicht gewohnt, unserem Worte untreu zu werden. Daß es uns an der Kraft zu helfen nicht mangelt, geht aus der einfachen Thatsache hervor, daß der Werth der Erzeug- nisse Deutschen Landbaues und Gewerbfleißes, die alljährlich aus dem Jnnern unseres Vaterlandes nah Hamburg eingeführt und dort verbraucht oder nach dem Auslande abgeseßt werden, den ganzen ungeheuren Verlust, den die unglükliche Stadt durch ihren Brand erlitten hat, um ein Beträchtliches Übersteigt, Aus dieser Thatsache geht aber nicht blos hervor, daß wir im Stande sind, die wirksamste Hülfe zu leisten, sondern daß wir die Gewißheit haben, auch jene Verluste, die durch freiwillige Beisteuern im Augenblicke nicht zu decken sind, im Verlaufe der Zeit durch den natürlichen Gang der Dinge erseßt zu sehen. Eine arge Uebertreibung, wir wollen
hoffen, eine Uebertreibung, die nicht aus gleißnerischer Engbrüstig- feit, sondern aus der Ueberspannung edler menschlicher Gefühle hervorgeht, ist es daher, wenn von verschiedenen Seiten Stimmen laut werden, die uns den Rath erthcilen, jedes andere große Werk, welches wir begonnen, zu dessen Ausführung wir uns vereinigt und verpflichtet haben, ruhen zu lassen, bis die niedergebrannten Speicher und Waarenlager von Hamburg aus ihren Trúmmern wieder erstanden sind. Deutschland, wenn auch — wie man uns in diesen Tagen erinnert hat — nicht „Überreich“, ist doch so arm nicht, daß die Unterstüßung einer einzigen Stadt, wie außer- ordentliche Opfer und Anskrengungen sie auch erfordern mag, alle unsere Kräfte erschöpfen sollte. ie Vollendung des Domes zu Köln, dieses wunderbarsten Denkmales Deutscher Gottesfurcht, Deutscher Kunsk und Geisteskraft, ist von uns beschlossen wor- den, ehe wir eine Ahnung von dem Unglücke haben konnten, wel- hes so vielen Tausenden unserer Landsleute und Bundesbrúder bevorskand, Sollen wir jeßt das bereits begonnene Werk aufge- ben, um unsere Kräfte nicht zu zersplittern, um dieselben unge- theilt auf die Milderung der Noth in Hamburg zu richten? Wir würden diese Frage ohne Zögern bejahen, wenn wir die Ueberzeu- gung hätten, daß nur dadurch die stolze Stadt, die das Unglúck so tief darnieder gebeugt hat, wieder aufgerichtet werden könnte. Kein Opfer darf uns zu {wer fallen, wenn es gilt, ein Glied in der Kette unserer Brüderstämme aus der Bedrängniß, vom Unter- gange zu erretten. Aber wäre es nicht die sträflichste Lauheit, wenn wir auf die Ausführung des schönsten und großartigsten Werkes, das dazu bestimmt is, unserer Nation zu ewigem Ruhme zu gereichen, den spätesten Enkeln als ein zur Nacheiferung er- mahnendes Beispiel Deutscher Einigkeit, dem Feinde als ein war- nendes Zeichen Deutscher Volkskraft entgegenzutreten, wenn wir auf die Ausführung eines solchen Werkes verzichten wollten, weil es uns dadurch erleichtert würde, unsere Pflicht gegen leidende Brüder zu erfüllen? Der Anblick menschlichen Elendes soll unser Mit- gefühl anregen, uns zu werkthätiger Hülfe auffordern; aber fein Unglüdck, wie- groß es auch is, welches uns oder unsere Brüder trifft, darf uns \o tief entmuthigen, daß wir in Entschlüssen wan- fend werden, die wir als shôn und gut und des Deutschen Na- mens würdig erkannt haben. Wo würde jemals irgend eine große Idee zur Ausführung kommen, wenn man damit so lange warten wollte, bis alle Thränen getrocknet sind, die auf dem weiten Erden- runde oder auch nur in unserem Vaterlande vergossen werden, bis aller Noth ein Ziel geseßt is, mit der wir Menschen bei der noth: wendigen Unvollkommenheit aller menschlichen Dinge bis an das Ende der Tage zu kämpfen haben werden?“
Wissenschaftliche Kommission in Algerien.
Nach dem Vorbilde der wissenschaftlichen Expedition, welche die Franzbsische Armee während des Feldzuges in Aegypten beglei- tete, wurde durch eine Ministerial - Verordnung vom 14, August 1837 eine wissenschaftliche Kommission für Algerien ernannt, welche aber erst im Jahre 1839 definitiv organisirt wurde. Nach den S ERS vom 48. August und 20. November 1839 besteht die wissenschaftliche Kommission für Algier aus vierundzwanzig wirk: lichen Mitgliedern und aus sechs Gehülfen. Von den wirklichen Mie
f gliedern wurden acht vom Minister des Kriegs-Departements, ft von der Akademie der i enfiboßtech einer vom epa A brit
theile verdanft man unstreitig dem Groß-Wesir und der von der |
Diese hat die Verpflichtung | übernommen, der Regierung regelmäßige Vorschüsse zu leisten, und |
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