i tio
die zwei Albanesen gefangen nach der Türkischen Hauptstadt zu brin- gen, wo dann ihre Bestrafung dem Baron von Bourqueney anheim- gestellt werden sol. Jn der Türkisch-Griechischen Frage giebt es nichts Neues. Die frühere Spannung zwischen der Pforte und der Griechischen Meglerüng verschwindet täglich mehr und macht freundschaftlicheren Gesinnungen auf die erfreulichste Weise Raum. Die Diplomatie verhält sich dabei nur beobachtend, indem sie hofft, die freundlichere Stimmung zwischen diesen beiden Regierun en werde, wenn man sie nicht durch voreilige Jntervention sre die meisten Hindernisse, welche der vollkommenen Lösung der Tür- kisch-Griechischen Angelegenheiten noch im Wege stehen, von selbst ebnen. Diese passive Haltung der Europäischen Diplomatie, die von den meisten Privat: Korrespondenten aus Konstantinopel nicht recht begriffen wird, giebt eben den Stoff zu den vielen Geaüch- ten Uber neue diplomatische Verwickelungen im Orient, wovon nichts gegründet ift.
,__ Entschieden günstig \înd die Nachrichten, welche wir heute Uber England aus Nord-Amerika erhalten. Die Sendung des Lord Ashburton ist vollklommen gelungen , denn er hat die Nord- Amerikanische Regierung in Bezug auf das Durchsuchungs: Recht, welches in neuester Zeit der Zankapfel zwischen beiden Nationen wurde, gänzlich beruhigt, so daß wie es scheint dieser Gegenstand nicht weiter behandelt zu werden braucht. Auch die Gräânzstrei- tigfeiten haben die günstigste Wendung genommen. Die Staaten von Maine und Massachussets sind nicht abgeneigt, gegen eine be- stimmte Geldsumme einzelne der streitigen Gebietsflächen an Eng- land abzutreten, und haben ihre Bevollmächtigten ernannt, um mit Lord Ashburton diese Sache vollends ins Reine zu bringen.
Großbritanien und ZJrland.
Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz- zung von 24. Juni. (B. H.) Lord Brougham brachte eine Petition von 2060 Einwohnern der Kolonie Neufundland ein, in welcher sie um Beibehaltung der jeßigen sehr zweckmäßigen Ver- fassung der Kolonie bitten, welche bekanntlich durch cine bereits in das Unterhaus eingebrachte ministerielle Bill aristokratischer eingerichtet werden soll. Lord Londonderry benußte die ihm von einer Petition Über die Arbeit in den Kohlenminen gebotene Gelegenheit, um zu erklären, daß in den Kohlenminen von Dur- ham und Northumberland, wo er selbs große Gruben besitt, keine Weiber und Mädchen zur Arbeit verwendet werden, und um zu- gleich auseinanderzuseßen, daß die Arbeiten, welche man den Kna- ben anweise, nicht so beschwerlich seyen, wie mehrerseits behaup- tet worden. Das in den Kohlen-Gruben der beiden erwähn- ten Grafschaften angelegte Kapital gab er auf 10,300,000 Pfd. an. Auf eine Anfrage des Grafen von Belhaven über die Absichten der Regierung in Betresf der dringend nöthigen Regu- lirung der Verhältnisse der Schottischen Kirche, in welcher be- kanntlih die Bestimmung der Patronats - Rechte zu bedcutenden Schismen geführt hat, erklärte der Herzog von Wellington, daß die Regierung einen Geseß - Entwurf zu diesem Zwecke habe ausarbeiten lassen, den sie indeß zurúckgenommen habe, weil sie gefunden, daß er keine der beiden Parteien befriedigen würde. Die Regierung habe die Sache daher in neue, ernstliche Erwà- gung genommen und forsche nach dem geeignetsten Mittel, die bestehenden Verhältnisse umzugestalten. Schließlich wurde die Bill über das scchriftstellerische Eigenthum zum drittenmale verlesen und angenommen.
. Unterhaus. Sißung vom 23, Juni. Jn der Debatte Uber die Britische Occupation von Afghanistan führte Herr Bail lie zuerst Beschwerde darúber, daß die so wichtigen Angelegenheiten Ostindiens von Seiten des Parlaments mit so auffallender Gleich- gultigkeit behandelt würden, und ging dann auf den eigentlichen Gegenstand seines Antrages, den Krieg in Afghanistan, näher ein. „Es if cin merkwürdiges Zusammentreffen//, sagte der Redner, ¿daß die drei größten Mächte der Welt gleichicitig in dhnliche Kämpfe sich eingelassen haben, und daß sich in allen drei Fällen ähnliche Er- gebnisse zeigen. Wir sahen die ausdauernde Tapferkeit der Russischen Armee durch die freien, unabhängigen Gebirgsvdlker Cirkassiens auf- gehalten und geschlagen ; der Gejchicklichkeit und Bravour der Fran- zosen ward von den kühneu und fanatischen Araberstämmen getroßt und widerstanden ; und nun schen wir auch die unermeßlichen Hülfsquel- len unseres Fndischen Reichs vergeudet und unserer Macht in einem Kampfe Troß geboten, der den vergeblichen Zweck hat, einen nicht minder tapferen, nicht minder kühnen, nicht minder fanatischen Volks- stamm zu unterjochen, welcher in solcher Ferne von unsecen Besißungen lebt, daß ein in großem Maßstabe geführter Krieg fas zu einem hoffnungs- losen Unternehmen wird. Fch halte mich daher für berechtigt, über die Ursachen der Vergeudung von Geld und Menschenleben von Seiten Englands in Central - Asien Rechenschaft zu fordern, besonders #0 weit die drei Fragen in Betracht kommen, ob die militairischen Au- toritäten in Ostindien und England selbs zu Rathe gezogen worden, che man den Zug nach Afghanistan unternommen , ob auf die Be- gutachtung derselben das genügende Gewicht gelegt und ob man auch diejenigen um Rath gefragt, welche durch ihre Kenntniß der Menschen und Sitten des Landes, das man zu unter- jochen beabsichtigte , allein gecignet waren, hinreichende Auskunft Uber den wahrscheinlichen Erfolg der Unternehmung zu erthci- len. Sir Henry Fane, der damalige Ober - Befehlshaber des Heeres in Ostindien, rieth von dem Zug geradezu ab, da das Unternchmen ungerecht und unpolitisch sey, und auch Sir Alexander Burnes, die Es Autorität in allen Central-Asiati- schen Br asenßeitrs erklärte die beabsichtigte Einschuug des Schach Sudschah für unzweckmäßig, da sie dazu dienen werde, die Afghanen deu Persern oder Russen oder irgend etner anderen in Central - Asien gegen England auftretenden Macht in die Arme zu werfen. Diesen Nathschlägen aber versagte der damalige General - Gouverneur von Ostindien - Lord Auckland , jedes Gehdr und nahm in seinem bekann- ten Kriegs - Manifeste vom 1, Oktober 1838 nux dic Ansichten der das die Pen elden Autoritäten für begründet an, welche behaupteten, aß die damals in Afghanistan herrschende Dynastie der Baruksies, an deren Spiße Dost Mahomed staud, nicht zu sicheren Verbündeten Eng- lands gemacht werden könnte, also des Thrones entseßt werden müßte. Demgemäß sandte man ein Britisches Heer nach Afghanistan ab und verscßte es dadurch - 500 bis 1000 Engl, Meilen von seinen Hülfs- quellen entfernt, mitten in ein Land, das, vou allen Seiten durch Eng- pâsse einge Seen und von einem kräftigen, nach Unabhängigkeit E benden a ant, den auf diese Weise preisgegebenen Truppen nothwendig zum Grabe werden mußte. Dies war ein so knabenhaf- tes Verfahren, daß man unmöglich annehmen fann, es se von k i s- erfahrenen Männern jemals gebilligt worden. Indeß i riegs- meinen Antrag keinen direkten Angri auf den General - Gouvern Lord Auckckland und keine direkte Anklage egen denselben erheben denn es ist möglich, daß die diese Angelegenheit betreffenden Dokumente wenn sie alle ohne Ausnahme vorgelegt werden , den General-
Gouverneur wenigsiens persdnlih zu rechtfertigen geei
Unter den dem Parlamente bisher vor elegten Do ienen SLUR aber mehrere Briefe des Sir Alexander Burnes, welche die vorigen Minister ausgeschlossen haben sollen, weil sie ihren Ansichten zuwi- derliefen, und als Beweis für diese Vermuthung könnte wohl die- nen, daß Sir Alexander Burnes in den mitgetheilten Depeschen wiederholt seiner freundlichen Aufnahme in Kabul und der Versiche- rungen des Dost Mahomed, des damaligen Beherrschers von Kabul, erwähnt, daß dieser icdes Anerbieten Persiens oder Rußlands zurü- weisen wolle, so lange er England zum Freunde behalten kdune,
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woraus deun hervorgcht, daß die in dem Mauifeste vom 1. Oktober 1838 ausgesprochene Souve Lord Auckland’s , daß ein sicheres Bündniß mit Dost Mahomed nicht möglich sey, mit deu Ansichten des Sir Alexander nes nicht übereinstimmen konnte. Fch glaube, das Haus wird 7 daß dieser Kricg sich nur dann rechtfertigen ließ, wenn es ch erschien, daß der General-Gouverneur zu jener Zeit eine mit den früheren Beherrscheru von Afgha- niftan abschließen konte. Lasscn Sie uns also zusehen, ob eine solche Annahme sich bestätigt findet. Fu Herbst 1837 kam Sir A. Burnes in Kabul an , wo er von den Eingeborenen in deren Lager aufs gasifreundlichste aufgenommen wurde, Er fand die Häupt- linge nicht nur den Engländern gencigt, sondern auch so bercit , cin Freundschafts - Bünduiß mit uns zu schließen , daß ste sogleih alle vorher mit dem Persishen Hofe angeknüpf- ten Unterhandlungen abbrachen. Es war cu Persisher Gesandter auf dem Wege nach Kabul mit kostbaren Geschenken für dic Häupt- linge in Kandahar angekommen. Gleichzeitig hatte sich ein Rus- sischer Agent in Kabul eingefunden, aber sie weigerten sich, mit ihm zu unterhandelu, so lange die Wahrscheinlichkcit vorhanden war, daß ein Bündniß zwischen ihnen und den Engländern zu Stande fommen könnte. Nun sollte das Haus doch wohl erfahreu , welche Vorschläge cigentlich Dost Mahomed damals der Britischen Regie- rung machte. Einer Depesche des Capitain Burnes an den General- Gouverneur zufolge, erklärte Dost Mahomed, daß er sih unter den Schuß der Britischen Regierung zu stellen wünsche, und daß cr die Zurückgabe von Kandahar nicht verlange, wenn ihm icher Schuß gewährt würde. Was antwortete die Britische Regterung auf diese Vorschläge? Sie weigerte sich direkt und ent- schieden, ihm irgend cinen Schuß gegen Persien zu gewähren, außer so viel die Versprechungen des Capitain Burnes darbieten könnten. Dost Mahomed verstand nicht, was mit diesem moralischen Einfluß gemeint scyn sollte. Wenige Tage nach der abschlägigeu Antwort reiste Capitain Burnes vo# Kabul ab, und als er in Heidera- bad anlangte, schrieb er dem General - Gouverneur, daß der bloße moralishe Einfluß der Britischen Macht und die davon entlehnten Argumente in Kabul kein Gewicht hätten. Die freundliche Gesinnung, welche Dost Mahomed damals gegen England hegte , geht aus der von Capitain Burnes selbst in einer seiner dem Hause voretithaltenen und kürzlich auf anderem Wege bekannt gewordenen Depeschen ausgesprochenen Ansicht hervor. Jn ciner anderen unterdrückten Depesche aus Kabul vom 26. Januar 1838 bemerkte derselbe, daß jener Häuptling bereit sey, England zu unterstüßen, und daß es keinesweges wünschenswerth scy, sich gleich- gültig gegen ihn zu zeigen. ies erklärte Capitain Burnes in eincm Briefe an Sir W. Macuaghten, als die Russischen Agenten eben mit Vorschlägen bei Dost Mahomed erschienen waren. Nun muß ih das Haus ersuchen, sich zu erinnern , daß die Erpedition nach Afghanistan ers| unternommen wurde, als die Russischen Un- terhandlungen daselbsi schon aufgegeben waren, und ih für mein Theil glaube, daß wir Überhaupt von dieseu Unterhandluugen Rufß- lands nicht gehört haben würden , daß cs gar nicht dazu gckommen wäre, wenn nicht die Englischen Jntriguen an der Küste Cirkas- siens stattgefunden hätten, in die, wie ih glaube, der edle Lord gegenüber (Palmerston) verflochten war. (Hört, hdrt!) Dies, ewe ih, war der cigentliche Anlaß zu den Russischen Unterhaud- ungen in Afghanistan. Nach der Abreise des Capitain Burnes schricb Dost Mahomed noch cinen Brief an den General-Gouverneur von Judien, worin ergs@n Bedauern darüber ri erkennen gab, daß er nicht im Stande geWesen, einen Traktat mit der Britischen Re- Cerung abzuschließen, indem er zugleich auf den frühec von Herrn lphinstone eingeleiteten Vertrag hinwies und erklärte, daß er den- selben geen vervollständigen und zu Stande bringen mdchte. Dieser Brief war vom 28. April 1838 datirt und bekundete die freundlichsten Gesinnun- gen. Es scheint mir also unzweifelhaft, daß der General-Gouverneur cinen Lee gemden Traktat mit dem damaligen Oberhaupt von Afghanistan hâtte abschließen kdnnen, und wäre dies geschehen , so würde uns dic Nothwendigkeit eines Krieges erspart worden seyn; die nördliche Gränze des Britisch-Ostindijchen Reichs konnte gesichert werden, wenn einem eingcborenci Häuptling der nominelle Schuß der Britischen Macht gewährt wurde, und és würde dadurch der Grund zu einer dauernden Freundschaft mit“ demfelben gelegt worden seyn. Alles dies hob Sir A. Burnes hervor, da erschien das Manifest vom 1. Oktober 1838, in welchem der General - Gouverneur behauptet , er habe aus verschiedenen Quellen erfahren, daß die Häuptlinge der Baruksic?s, nämlich Dost Mahomed Chan als Ober- haupt von Kabul und sein Bruder als Oberhaupt von Kandahar, so unpopulair in Afghanistan scyen, daß sie keine taugliche Bundes- genossen für die Engländer wären. Capitain Burnes hatte aber erade das Entgegengeseßte erklärt, und ex bestritt es auch später, daß der vertriebene Suddosi-Häuptling Schach Sudscha cin bei den Afghanen #o beliebter Monarch gewesen sey, wie er in jenem Mani- feft dargestellt wurde. Dies Alles erheischt nähere Aufklärungen, un so mehr, da der Krieg in Afghanistan, durch welchen Schach Sud- scha auf den Thron gcseßt wurde, dem Britischen Reiche nach Ablauf dieses Jahres bereits an 15 Millionen Pfd. St. gekosiet ha- ben dürfte.// Herr d’Fsraeli unterstüßte den Antrag des Herrn Baillie auf Vorlegung aller dic Expedition nach Afghanistan betreffenden Aften- siúcke zunächsi aus dem finanziellen Gesichtspunkte, indem er daran erinnerte, daß der Premier-Minister in sciner Motivirung der Ein- kommen-Steuer-Bill den Krieg in Afghanistan als einen Grund für die Einführnng der so gchäslïgen Steuer geltend zu machen gesucht habe, zuglcih erwähnte, daß hier und da, selds von Direktoren der Ostindischen Compagnie, die Erwartung geäußerr worden sey, es werde England cinen Theil der Kriegs - Kosten übernchmen, und endlich darauf hinwies, welche nachtheilige Rückwirkung jede Fi- nanz - Bedrängniß in Ostindien, wie sie aus den jeßigen Verhält- uissen nux zu leiht entsichen kdôane, auf die kommerziellen Verhältnisse von England selb| äußern müsse. „UÜcberdies//, fuhr er fort, ¿beruht der Bcsiß Ostiindiens sclbs| ausschließ- lich auf cinem guten Finanz - Zustande, denn wenn man auch zu Burke’'s Zeit mit Recht sagen konnte, daß die Herrschaft Englands in Ostindien allein durch sein moralisches Uebergewicht be- gründet werde, so haben sih do seitdem die Zeiten schr geändert, und der Besittitel wird jeßt durh eine Reihe materieller Bedingun- gen gesichert, welche ihrerseits wieder größtentheils nur in eincm blü- henden Finanzzustande ihre sichere Basis finden. Jch rechne dahin eine Civil-Verwaltung, gebildet aus ablveichen, thétigen und intelli- enten Beamten, ein zahlreiches, trefflich disziplinirtes Heer, die von ngland eingeführte Art und Weise der Grundeigenthums - Ver- theilung, welche demselben 40 Millionen der Bewohner des Lan- des zu zufriedenen Unterthanen gemacht hat, die Sympathie der fommerziellen Klasse der Bewohner von Ostindien, welche bekanntlich auf wohlgeordnete Finanzen großes Gewicht zu legen pflegt, endlich die derartige Vertheilung des Gebiets unter die unab- hängigen und tributairen Fürsten, daß keiner derselben direkt mit dem anderen kommuniziren kaun,“ Deshalb legte Herr d’Jsraeli auch auf die Niederlage der Britischen Truppen in Kabul an sih kein so großes Gewicht, erinnerte vielmehr an wiederholte ähnliche Niederla- en in früherer Zeit, welche die Allgewalt Großbritaniens in Ostin- dien nicht zu erschüttern vermochten, wohl aber darauf, daß die ieden- falls zum großen Theil der Ostindischen Compagnie zur Last fallenden Ausgaben für den Krieg in Afghanistan den ohnchin schon erschütter- ten Kredit derselben in Ostindien vollends úber den Haufen werfen könnten. Als cinen nicht zu úberschenden Nebenpunkt bezeichnete er zugleich die Stdrung des Handels vom Nordwesten her, welche die Folge es Krieges sey, besonders des Karavanenhandels mit der Tartarei und anderen fernliegenden Ländern, den schon die Lieferung der für das eer nêthigen 50,000 Kameele bedeutend beeinträchtige. „Die Be- chlagnahme der Kameele““, sagte der Redner, „durch die in jenen Gegenden aller Handels- Verkehr geführt wird, ist ein Ercigniß, weiches dort dieselve Wirkung hat, als wenn in England an einem Tage alle Eisenbahnen und Chau ecm: vernichtet n.// Er wies
dann darauf hin, wie sehr die verschiedenen Britischen Manufaktur-
Waaren auf den Judischen Märkten im Preise gefallen scyen. Un- ter solchen Umsiänden glaubte nun Herr d’Fsraeli genauere Nachs- weisungen über den Stand der Dinge durchaus für nothwendig erklären zu müssen und versuchte es, gei Herrn Baillie, das Un- politische des Unternehmens gegen Afghanistan aus den bereits bekanuten Thatsachen darzuthun, wobei er jede vou Seiten einer auswärtigen Macht, insbesondere von Seiten Rußlands, Ostindien drohende Gefahr in Abrede stellte und sich auf die cigene Aussage Lord Palmerston's im Parlament berief, der zufolge die von Rußland gegebenen Erklärungen zufricdenstellend gewesen Leven.
Als nun Lord Palmerston cinwarf, er habe niemals die Er- klärungen, sondern nur die Berbeherungen Rußlands für zufrieden- ftellend erklärt, äußerte Herr d'Fsraelî, daß dic p q wenn die Besorgnisse vor Rußland gegründet gewesen wären, die Berpllichtüng
chabt hâtte, Rußland im Parlamente pre für eineu Feind Eng- ands zu erklären und auf Ergreifung der geeigneten Maßregeln an- zutragen. „Ucbrigens//, bemerkte der Redner ferner, „scheint das Mi- nisterium eben keine große Furcht vor Rußland gehabt zu haben, denn im Jahre 1836 wies der damalige Britische Gesandte am Persischen Hofe vierzchn Monate lang vergebens auf die bevorstehende Belage- rung von Herat und die davon zu besorgenden Folgen hin, ohne daß das Ministerium einschritt. Lord Palmerfion's System schcint überall auf der Ueberzeugung beruht zu haben, daß er der Minister des mächtigsten Landes der Welt, und daß es thm mödg- lich scy , sih allen Verwickelungen durch Anwendung von Gewalt zu entzichen. Aber er hâtte bedenken sollen, daß es weder hoGherzig noch zu allen Zeiten gefahrlos für den Riesen is, wenn er seine Kräfte ohne Berücksihtigung der Umstände verwendet. Für diese Kriege jedoch, welche so véel Unheil angartet haben, ist kein trifii- ger Grund angeführt worden. Wollte Lord Palmerston eine Schranke gegen Rußland aufrichten? Wenn Fudien von Rußland bedroht wurde, so hätte der cdle Lord die Russische Macht in Europa hemmen sollea, nicht in Central - Asien. Das System des edleu Lords konute einen Augenblick gelingen; er mochte Gisni nehmen und Ava ecr- obern, aber welche Wirkung war davon A die Grundlagen unserer Macht und Stärke zu erwarten? er Fehler seiner Verwaltung war, daß er immer Alles so lange gehen licß, bis ein gewaltsames Einschreiten unvermeidlich wurde; nichts, was hâtte gethan werden sollen, wurde gethan, bis die Katastrophe vor der Thúr war. So wurde keine wichtige Frage gründlich erledigt. Hof- fentlich wird der sehr ehrenwerthe Baronet , der jeßt an der Spihe der Regierung steht , nicht ein ähnliches Verfahren einschlagen , hof- fentlich wird es nicht geschehen, was so oft gesagt worden, daß das jchige Ministerîum die Maßregeln seiner Vorgänger adoptiren werde. So groß auch unsere Fortschritte in den leyten zehn Fahren gewesen, und so glücklih wir auch in dem g zweier großfier Segnungen der Civilisation, der politischen und der andels - Freiheit, cyn ms gen, so würden wir doch, troh aller Reformen in unserem Tarif und troy aller Erweiteruug unserer politischen Rechte, sehr bald unsere Macht schwinden schen, wenn das besagte System fortgeseßt würde. Der Verfall unseres Reichs wäre dann fast mit Gewißheit vorher- zusagen.‘ 3 e Molitif d
Hierauf erhob sich Sir John Hobhouse, um die Poleie “1 vorigen Ministeriums zu vertheidigen, und ihm folgte Sir R. Peel, der befanntlih dem Antrage des Herrn Baillie sih widerseßte und für jeßt auf feine nähere Erörterung der in Bezug auf Af: ghanistan ferner zu befolgenden Politik eingehen wollte, indeß doch deutlich genug zu erkennen gab, daß er die unter dem vorigen Mi- nisterium unternommene Expedition nach Afghanistan keinesweges billigez namentlich erflärte er auedrúcklich, er könne der zuversicht- lichen, von Sir J. Hobhouse ausgesprochenen Erwartung, daß das jeßige Ministerium die von seinen Vorgängern in Jndien einge- schlagene Politik ganz eben so fortseßen werde, nicht seine Zustim- mung geben, denn es werde dabei sehr viel auf die Umstände und Ereignisse ankommen, welche unterdeß eingetreten. Daß Herrn Baillie’s Antrag verworfen wurde, ist bereits gemeldet.
Unterhaus. Sißung vom 24. Juni. (B. H.) Das Unterhaus beschäftigte sich fast vom Beginn der Sißung an aus- schließlich mit der weiteren Berathung der amendirten Armen- Bill, und es wurden wieder mehrere A mendemaa vorgebracht, deren Zweck im Grunde die Verwerfung der Bill war. Herr Lawson unter Anderen trug darauf an, die Bill in zwei Theile zu theilen, um es auf diese Weise möglich zu machen, die Bestim: mungen in Betreff gewisser bis jeßt von der Central:Armen-Ver- waltung unabhängigen Bezirke aus der Bill streichen zu können, und beschwerte sich nebenbei darüber, daß das Minifterium die Bill so spât eingebracht habe, offenbar, um sie in aller Schnellig- feit noch vor Ende der Session durchzubringen. Nach längerer Diskussion und nachdem Sir James Bro lam das Ministerium gegen die gemachten VorwÜrfe vertheidigt hatte, nahm Herr Lawson das Amendement zurúck. Darauf {lug Herr Duncombe vor, die Vollmachten der General:Armen-Commissaire, skatt, wie von den Ministern beantragt, auf fünf, nur auf ein Jahr zu verlän- gern. Auch darüber entspann sich wieder eine längere Diskussion, die noch dadurch weiter hingezogen wurde, daß Herr Ferrand, veranlaßt durch einige Bemerkungen des Herrn Hume, seine frú- her besprochenen Privat-Beziehungen zu dem Armen - Bezirke, in welchem er wohnt, weitläufig zur Sprache brachte. Um 1 Uhr Morgens dauerte die Debatte über die Armen-Bill noch fort; Herr Fielden hatte einen Versuch gemacht, die Vertagung der Debatte durchzuseßzen, der aber mißlang, da seine darauf bezUg- lihe Motion mit 297 gegen 29 Stimmen verworfen wurde. Man glaubte indeß, daß es doch noch zur Vertagung fommen werde, Unter den Rednern, welche sich zu Gunsten der Bill aus: sprachen, war auch Herr Roebu ck, der indeß jugleis den Tories Vorwürfe darüber machte, daß sie in das Geschrei der Ultra's ihrer Partci gegen die Bill mit cingestimmt hätten, um den Sieg bei der lte allgemeinen Parlamentswahl davonzutragen, Darin erblickte Sir Robert Peel einen Angriff auf sih und hielt L längere Rede zu seiner Rechtfertigung, în welcher er sehr bestimmt erklärte, feinem Vorschlage auf Äussebung der vorliegenden Maß- nahme Gehör geben zu wollen.
VBelgieu. ir X4 Brüssel, 25. Juni. Sie werden aus den Blättern Ti schen haben, daß mesrere höhere Offiziere, worunter auch ein Ge- neral, Adjutant des Königs, în Unthätigkeit verseßt oder reformirt worden sind. Es hängt dies noch mit dem leßten Prozesse Uber das Komplott zusammen. Man erinnert sich noch der Worte des General - Advokaten, welcher in seiner Anklage er- flärte, daß nicht alle Mitschuldige vor dem Gerichte seyen, weil man in Ermangelung hinreichender Beweise nur die vornehmsten Anstifter habe arretiren können. Wenn nun auch die obengenannten Offiziere nicht der wirklichen Theilnahme an der Verschwörung verdächtig sind, so scheint es doch, daß ihnen Anerbietungen von Seiten der beiden Haupt - Urheber gemacht, diese Einladungen zoo von ihnen zur ckgewiescn, aber nicht zur Kenntniß des Kriegs - Ministers gebracht wordcn sind. Der König, wie man versichert, hätte gewünscht, in der definitiven Verurtheilung der Haupt-Urheber das Ende von dieser Angelegenheit zu sehenz allein der Kriegs: Minister, in: Ueberein- stimmung mit seinen Kollegen, soll. entschieden auf die Bestrafung dieser Offiziere wegen Nichtbeobachtung ihrer militairischen Pflich- ten: bestanden haben.
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je man nicht bezweifeln konnte, diejenige Der Senat hat, n e: eßes, wonach die Regierung be- Modification des Gemei se den Bôúrgermeister auh außerhalb fugt is, ausnahmsw ; mit der großen Stimmen- Mehr- des Gemeinde-Rathes z!! n. Eine gröfiere Stimmenzahl wird heit von 28 gegen 7 ionirung der Wahlen in den Städten über sich gegen die —y allein gewiß nicht zur Majorität werden, 20,000 ausspre ae Po ngen der Regierung in Paris, um fúr Bel-
; Die Unterhan status quo bei der projeftirten Zoll-Erhöhung gien wenigstens S brifate u erhalten, sind der Entscheidung nahe. für die Leine" rege in London is, wird daselbst die leßten Pro: Der KönS Fran ösischen Regierung erhalten haben. Frankreich positionen i, ich schon früher angegeben, neue Konzessionen von verlangt, besonders für seine Weine; man is auch hier geneigt, Belgien, umen, wenn Frankreich, statt blos den gegenwär-
dieselben cinzur J u t aufrecht zu erhalten, reelle Vergünstigungen macht. Mon Zus t das Erscheinen der Ordonnanz im Moniteur
E: en Tage Julis als gewiß anschen. für die emer, falls diese Handels:Angelegenheit ihr Zusam: nentreten nicht frúher nothwendig macht, werden jedenfalls vom Minister des Jnnern außerordentlich gegen Ende Juli zusammen- berufen werden. Der Minister hat die Absicht, welche er gleich von Anfang an mit Entschiedenheit kundgegeben hat, in diesem ahre mehrere wichtige Geseße, und besonders diejenigen, die fort: Iehrend ein Gegenstand des Streites unter den Parteien gewesen find, zur Diskussion und Entscheidung zu bringen. Es gehdren dahin namentlich die beiden Gesetze über den Elementar- und Uber den Universitäts-Unterricht. Es is gewiß eine gute Politik, Alles, was fortgeseßter Jrritation Vorschub geben könnte, aus dem
Wege zu räumen, um das neue Jahr ruhig zur Diskussion vieler
wichtigen, die materiellen Jnteressen fördernden Geseße verwenden u können.
y Der Senat hat so eben die zweite Modification, welche die Fractionirung der Wahlen betrifst, mit 26 gegen 15 Stimmen angenommen.
Deutsche Bundesstaaten.
Múnchen, 25. Juni. (A. Z.) Se. Majestät der König traf gestern Abend halb 9 Uhr unter dem Jubelruf von Tausen- den, die sich an den Wagen drängten, den geliebten Monarchen zu sehen, in hiesiger Residenzstadt ein. Schon zwei Stunden frú- her wimmelte die Straße gegen Perlah hin von Personen aus allen Ständen der hiesigen Einwohnerschaft.
m Dresden, 28, Juni. Eine Angelegenheit, welche in Sachsen mündlich und schriftlich jeßt vielfach diskutirt wird, ist die Dresden- Prager Eisenbahn-Verbindung. Bekanntlich kann dieselbe nah der allgemeinen Meinung nur in zweierlei Weise hergestellt werden, entweder durch das Moldau-Elbthal über Leit- meriß, Aussig, Tetschen, Schandau, Pirna — eine Länge von 22 Meilen, — oder úber Bunzlau, Reichenberg, Zittau, Baußen — eine Länge von 33 Meilen. Beide Bahnen geben in der Fahrzeit mit Dampf eine Disferenz von 6 (22 Meilen) und 9 (33 Mei- len) Stunden, und rúcksichtlih des Preises der Personenfracht, wenn wir die Leipzig-Dresdner Eisenbahnsäße als Norm betrach: ten, folgenden ungefähren Unterschied: L A. Elbbahn zu 22 Meilen à Person erste Wagenllässe 4 Rthlr.;
zweite Wagenklasse 3 Rthlr. ; dritte Wagenklasse 2 Rthlr.
B, Reichenberg-Zittauer Bahn zu 33 Meilen à Person erste Wa- genklasse 6%; Rthlr.; zweite Wagenklasse 4; Rthlr.; dritte Wa- genklasse 37 Rthlr. ' Dieser Unterschied in Zeit und Preisen isk aber gewiß sehr
bedeutend. Allerdings hat die Bahn B in lufrativer Linsicht be-
deutende Vorzúge vor A, sie geht nicht nur durch äußerst dicht- bevölkerte, in. industrieller Hinsicht (nämlich durch das sogenannte
Böhmische Erzgebirge mit Reichenberg c.) ausgezeichnete Kreise,
sondern sie stellt auch zwei Haupt - Verbindungen einerseits mit
Dresden, Leipzig, Berlin, Hamburg 2c. — andererseits mit Bres-
lau, Posen, Polen, Rußland, — mittelst einer Bahn her. Aber
das scheint uns eben das Unpassende, wir möchten sagen, das
Widernatürliche an dieser Bahn, daß sie dasjenige, was 2 Bahnen
vollkommen rentabel machen würde, allein und zum größeren
Theile auf Unkosten aller derer, die über Dresden nach ‘Prag
wollen, zu erreichen sucht. Daß der Bau einer Bahn von Prag
Uber Reichenberg nach Görlis zur Verbindung mit Breslau und
Franffurt erfolgen muß, versteht fich von selbs, Daß man auf
diese Art per Dampf auch nach Dresden kommt, geht außer
Preußen dcm Böhmischen Erzgebirge zunächst zu Gute. Als
nähere und nächste Verbindungen zwischen Dresden und Prag
bieten sich aber zwei andere Routen dar, nâmlich 4) von der Elbe und Moldau hin (s. oben) 22 Meilen lang, und 83) über Altenberg, Tepliß, Bilin, Búx, Saaß, Laun und
Schlan, 24 Meilen lang.
So chimärisch es Manchem erscheinen mag, so leben wir der festen Zuversicht, daß mit der Zeit beide ahnen zu Stande fommen werden, Die Elbbahn führt zwar durch keine solche Fa- brif: Distrikte wie die Prag - Reichenberger, aber die Bevölkerung, welche sich jener entlang hinzieht, ist doch sehr bedeutend und der Gewerbfleiß, der Wein-, Obst: und Hopfenbau würden durch die- sen befruchtenden Eisenbahnstrom erst recht aufblhen, die große Menge derer, die jährlich die Sächsische und Böhmische Schweiz besuchen, würde bei so billiger Fahr: Gelegenheit noch bedeutend wachsen. Wollte man auch bei der großen Kostspieligkeit dieser Bahn an deren Rentabilität zweifeln, so wäre doch die egensreiche NüÜslichkeit derselben schon allein Grundes genug zu ihrer Anle- gung, und die Böhmischen Stände, vorzüglich die reichen Magna- ten könnten, wenn sie die Actien in ihren Händen behielten, auch die Erfolge dieses Unternehmens hinlänglich decken. Die Bahn 3 bietet freilih wie man sagt, außerordentliche Hindernisse in der Gebirgspassage dar. Altenberg (dessen Berg: Productionen im Werth durchschnittlich pro Jahr 80,000 Rthlr. betragen) und der Sächsisch : Böhmische Zinnwaid mit ihren Bergwerken, Teplis, Bilin (was jährlich mehrere 100,000 Krüge versen- det), Púlna (versendet noch mehr), Saat und sein weltberühm- ter Hopfenbau, und viele andere große Ortschaften , reich ausge: stattet mit Berg-, Obst-, Weinbau und Mineral : Quellen — sie en wit einer sehr dichten Bevölkerung die Bahn gewiß sehr s nfräglich. Auch bietet der sonstige Bau derseiben, den Uebergang über das Gebirge abgerechnet, nur wenig Schwierigkeiten dar, Daß Zahn von Saab aus, über Karlsbad, Eger nah Baireuth, zum 4 an NFuberis, ein Schienenweg hergestellt werde, ver- für P. gon selbs. enfen wir uns nun vén Zwischenbahnen berg, Eybensias Qn Plhuey nach Eger, von Zwickau úber Schnee- naberg, Kommu 3e eydeck nah Karlsbad, von C emni6 über An- Ga Breeti s ou nah Saasß, so ist das große Neb vollendet, lau, Hambura 2e pzig, Chemniß, Halle, Magdeburg, Berlin, Bres- und seinen ne mit der Bayerischen Nordbahn, mit Böhmen bekannten Bä gsten Kreisen, vorzüglich mit Prag und den welt: bad wird G în nächste Verbindung sest. Nach Karls-
von Berlin aus über Riesa, hemnib, Annaberg
TTT
in 11—12 Stunden, von Dresden dahin in 6— 7, von Prag in 5—6, von Leipzig in 4—5, von Nürnberg in 8 Stunden gelangen, wozu man jeßt mehrere Tage braucht. Dann wird der Jeßt vor den Taunusbâdern etwas s{chwindende Glanz von Tep- A ointtris Eger, Marienbad und Franzensbrunnen wieder neu erblühen.
Stuttgart, 24. Juni. Der Schwäb. Merkur berichtet úber eine fleine Kollision, die zwischen beiden Kammern in Bezug auf die Geschäftsbehandlung eingetreten ist, Nach dem bisherigen, jedoch auch schon frúher vielfach beanstandeten Brauch wurden bei der Berathung des Haupt -Finanz- Etats die Beschlüsse der zweiten Kammer an die erste einzeln hinübergegeben , von dieser die Gegenäußerungen herübergeschickt und so Punkt für Punkt in einem fortlaufenden Notenwechsel verhandelt, Die zweite Kam- mer will nun ein abkürzendes Verfahren einleiten und mit der ersten Kammer über den Finanz- Etat nur noch als Ganzes ver- handeln und hat daher, ohne jede der einzelnen Ausstellungen zu beantworten, auf die der Endabstimmung O vertrau- liche Besprechung angetragen, nah welcher keine Berathung mehr stattfindet, sondern die Stimmen beider Kammern einfach zusam- mengezählt werden, Da die erste Kammer mit diesem eingeschla- genen Weg nicht einverstanden war, so suchte die Kommission der zweiten Kammer aus der Verfassungs-Urkunde nachzuweisen, „daß
die Kammer der Standesherren von der Kammer der Abgeord- neten nicht verlangen fönne, daß leßtere úber alle abweichenden Beschlússe derselben weitere BeschlÜsse fasse und sie ihr mittheile, che sie zur vertraulichen Besprechung schreitet; daß dazu feine
ammer das Recht habe, wenn es ihr gleich allerdings frei- gestellt sey, der anderen Kammer dasjenige mitzutheilen, was sie etwa bei weiterer Prüfung der abweichenden Ansichten an den ihrigen geändert hat; daß in diesem Sinn allein bis- er bei mehreren Abgaben - Verwilligungen die Kammer der (bgeordneten ihre weiteren Beschlüsse über die Beschlüsse der Kammer der Standesherren dieser leßteren Kammer noch vor oder mit der Einladung zur vertraulichen Besprechung mit- getheilt; daß die Kommission daher antrage, eine umständliche Er- klärung hierüber an die Kammer der Standesherren gelangen zu lassen, derselben zwar die Beschlüsse der Kammer der Abgeordne- ten mitzutheilen, indem nicht die Meinung seyn könne, durch deren Vorenthaltung die Geschäfte der Stände irgend verzdgern zu wollen, dagegen die feierliche Verwahrung niederzulegen, daß die Kammer der Abgeordneten keine sie verpflichtende YNîorm aus dem bisherigen Verfahren anerfenne und eine solche Norm auch nic- mals anerkannt habe.“ Diesem Antrag wurde von allen Seiten beigepflichtet und derselbe ohne Abstimmung genehmigt. Die Schluß: Sibung is als nahe bevorstehend zu erwarten und von ciner Be- schlußnahine hinsichtlih der Eisenbahn - Frage scheint vor Ausein- andergehen der Kammern keine Rede zu seyn.
Weimar, 25. Juni. (Magd. Z.) Hofrath Göttling in Jena, der ausgezeichnete Philolog, der mit Otfried Müller vor einigen Jahren in Griechenland reiste, und als freisinniger Mann die Be- rufung nah Göttingen an die durch O. Müller's Tod erledigte Professur ausshlug, ist zum Geheimen Hofrath ernannt worden.
Italien.
. Nom, 16. Juni. (A. Z.) Ein für die katholische Kirche höchst wichtiges Ereigniß ist das Konkordat mit der Republik Ha ti, welches Mons. Rosati, Bischof von St. Louis, bei seiner fürzlichen Anwesenheit auf jener Fn\el* nik dem Präsidenten Boyer abgeschlossen und das dem Papste nun zur Bestätigung vorliegt. Diese dúrfte erfolgen, sobald die von dort erwartete Deputation eintreffen wird. 0 viel wir ber die Einzelnheiten des Konkor- dals bis jeßt vernehmen, so wird als ein Hauptpunkt hervorge: hoben, daß fúrs erste ein Bischof ernanat werden soll, und wenn man si vereinigen kann, fo is ein in Amerika lebender sehr ge- achteter Geistlicher aus Belgien zu dieser Stelle erkoren. Der Zustand der Kirche in Haiti soll úber alle Begriffe im Verfall seyn, welches leicht erflärlih if, wenn man bedenkt, daß die Diözesen seit der blutigen Revolutlon unbesekt geblieben, daß für die Heranbildung der Geistlichkeit, so wie für den Unterricht des Volks so zu sagen nichts geschah, wodurch Jndifferentismus, Un- wissenheit und Aberglauben auf den äußersten Punkt gestiegen sind. Man sieht keinen anderen Ausweg, um diesem Uebel entgegenzu- wirken, als einen neuen Klerus aus Europa dahin zu verpflanzen, zu welchem Ende einige funfzig Geislliche größtentheils aus Frank- reich aufgefordert werden sollen. Der Erzbischof von Lyon, Kar- dinal Bonald, soll sich erboten haben, dieselben aus seiner Diözese zu stellen, und der König Ludwig Philipp hat sih großmüthig er: boten, die Ueberfahrt aller nach Haiti auf seine Kosten zu besorgen,
Spanien.
Madrid, 18. Juni. Die Coalition scheint nicht cher etwas unternehmen zu wollen, als bis sie die ersten Handlungen des Ministeriums kennt, Dieser Beschluß ist auf Antrieb der an- gesehensten Parteihäupter, Olozaga, Cortina und Vadillo gefaßt worden. Man glaubt, die Session der Cortes werde zu Anfang Juli geschlossen werden.
Es heißt, der General:Capitain von Catalonien, Don Antonio van Halen, habe seine Entlassung genommen.
Das Husaren-Regiment „Prinzessin“, welches (wie im gestkri- gen Schreiben aus Madrid erwähnt) nah Alcala marschirt ist, wird durch das Lusitanische Regiment ersebt werden.
Die Königin hat erklärt, daß sie der am Jahrestage der Constitution von 1837 abzuhaltenden Revue beiwohnen wolle. Dieser Entschluß hat dem Regenten große Freude verursacht.
Inland.
Breslau, 28. Juni. Die Breslauer Zeitun theilt das Schreiben mit, durch welches Se. Excellenz Herr Minister von Rochow von den Räthen des Ministeriums des Junern Ab- schied genommen. Es lautet dasselbe folgendermaßen :
¿Des Königs Majestät haben auf meinen allerunterthänigsten Antrag mich von der Leitung des Ministeriums des Fnnern und der Políizet zu entbinden und den Herrn Grafen von Arnim zu meinem Nachfolger zu bestimmen geruht. Nach der mir AllerbEchsî über- lassenen Vereinbarung mit meinem Herrn Amts -= Nachfolger wegen Uebergabe der Geschäste hat der Herr Graf von Arnim auf meinen Wunsch sich entschlossen , die Leitung des Ministeriums am A6ten d. M. zu übernehmen, und ih scheide daher mit diesem Tage aus meiner bisherigen Wirksamkeit. Fndem ih die Herren Räthe des Ministeriums hiervon in Kenntniß seße, babe ich es vor Allem zu beklagen, daß der angegriffene Zustand meiner Gesundheit mir nicht gt hnen diese Erdffnung mündlich zu machen und, in JFhrem
reisc Abschied von den langgewohnten Geschäften nehmend, mit meinem Lebewohl auch den Ausdruck meines Dankes und meiner Wünsche für die Zukunft zu verbinden, — Die Jahre, die mich an Jhrer Seite
gesehen haben, haben der Ereignisse viele und bedeutende , frohe und betrübende gebracht. Groß sind die Anforderungen gewesen , die in denselben an die Geschäfts - Verwaltung gemacht worden; um zu ge- nügen, habe ih Fhnen dauernde Anstrengungen zumuthen, vou Jh- rem Eifer gröslere - 4g mf erwarten müssen, als sie bloße Gewisseu- haftigkeit in Erfüllung der Pflichten zu fordern berechtigt E r u wäre. Mit Genugthuung darf ih Jhnen nachrühmen, daß Sie hin- ter meinen Erwartungen nicht zurückgcblieben find. Aber mit tiefer Bewegung erinnere ich mi dabei an die vielen Beweise aufrich- tigster Hingebung und persdnlicher Ergebenheit , die mir während der Zeit meiner Verwaltung von Fhnen zu Theil geworden sind. [Ee sie vor Allen bewahre ih in meinem Herzen eine unvergängliche wohlthuende Erinnerung. Sie sind mir eben so theuer als Zeichen Ihrer Achtung, wie als Beweise einer Berufstreue, die dem Vater- lande auch ferner mit Freuden alle Kräfte widmen wird. Nehmen Sie, meine Herren Räthe, meinen aufrichtigsien und herzlichsten Dank dafür, daß ih mit solcher Erinnerung von Jhnen scheiden fann. Erhalten Sie, was wir gemeinsam geschaffen, mit der Licbe, die es hervorgerufen hat. Jch wünsche meinem Herrn Amts-Nachfol- ger nichts herzlicher , als daß er die gleiche treue Unterstützung bei Ihnen finde , die Sie nichr aufgehdrt haben, mir zu widmen, und mir selbs nichts angelegentlicher , als ein ehrenvolles Andenften in Ihrem Gedächtniß und cinen Plah in Frem Herzen.
Berlin, den 12, Funi 1842. (gez) von Roch ow.//
Ueber das gestern erwähnte Brand:Unglück in Salzbrunn berichtet ein Privatschreiben aus Waldenburg vom 26. Kaas (in der Breslauer Zeitung): „Salzbrunn brennt an vier Orten! Das Feuer brach um 67 Uhr Morgens, ungefähr 2000 Schritt unterhalb des Brunnens nah Freiburg zu, beim Bauer Tschersich aus. Es sprang úber mehrere Bauerhöfe weg, dann aber verbrei- tete sich die Flamme mehr und mehr, so daß wohl 20 und mehr Häuser brennen. Durch den heftigen Wind wurde es bis in die Nähe der Kirche getragen (2000 Schritt), wo die Wirth- schafts-Gebäude der katholischen Pfarre, Kantor- und Glöckner- haus nebst 4—5 anderen in Flammen stehen. Von hier aus zog es in den sogenannten Zipps gegen Fürskenstein zu.
Nachschrift. Nachmittag bin ih selbst an Ort und Stelle gewesen und habe des Feuers verheerende Kraft gesehen. Die rauchenden Trümmer stehen ziemlih einzeln da; der Gang des Feuers ist wirklich merkwürdig. Jm Ganzen zählt man 31 ab- gebrannte Feuerstellen, darunter 17 Bauergúter nebst Nebenge- bäuden.
Magdeburg, 27. Juni. (Magd. Z.) Am sten d. Mets. hatten sich hier von den in der hiesigen Provinz bestehenden landwirthschaftlichen Bereinen Deputirte versammelt, um eine nä- here Verbindung sämmtlicher in der Provinz vorhandenen land- wirthschaftlichen Vereine zu berathen und zu beschließen. Diese Verbindung is zu Stande gekommen. Ein Direktorium, welches in Magdeburg, als dem Centralpunkt der Provinz, seinen Sis hat und aus fünf Mitgliedern besteht, vermittelt dieselbe. Mit diesem Direktorium berathet ein Ausschuß, zu welchem alle zur Vereini- gung gehörenden Vereine Deputirte senden, die provinziellen Jn- teressen der Landwirthschaft. Jährlich wird, nah dem Vorbilde der Versammlung Deutscher Land: und Forstwirthe, eine Ver- sammlung der Mitglieder sämmtlicher verbundenen landwirthschast- lichen Vereine in der Provinz gehalten. Diese Versammlung ist eine Wander-Gesellschaft und hat für die Provinz densciben Zweck und dieselbe Aufgabe, welche die Versammlung Deutscher Land- und Forskwirthe für Deutschland hat.
Posen, 28. Juni. (P. Z.) Als Ergänzung unserer Berichte fügen wir noch hinzu: daß am 24sten Abends vom Magistrat eine
Frei-Vorstellung im Schauspielhause gegeben wurde; daß am 25sten Mittags Seitens der Stadt die armen Hospitaliten und Waisen gespeist wurden, daß außerdem die júdische Corporation fúr 80 Arme und 20 Waisenkinder ein Fesimahl veranstaltet hatte, und daß am 26sten frúh um 7 Uhr unter Leitung des hiesigen Lehrers A. Vogt, Sr. Majestät von 50 Sängern ein Morgengesang gebracht wurde. Zunächst ward der Choral „ein veste Burg is unser Gott“ und darauf ein, von dem Maler Rabuske gedichteter und von A. Vogt in Musik geseßter Festgesang vorgetragen, worauf Seine Majestät die Gnade hatten, dieselben Sich vorstellen zu lassen und úberaus huldreiche Worte an sle zu richten.
Bei der Abreise langten Se. Majestät am 26sken um 92 Uhr Morgens bei der am Ende der àâußersken Vorstadt errichteten Ehrenpforte an. Unter Anführung ihrer beiden Vorsteher traten Magistrat und Stadtverordnete an den Königlichen Wagen heran, und nachdem der Ober-Bürgermeister Naumann Namens der ge- sammten Bürgerschaft Sr. Majestät für die während Jhres Auf- cuthaltes in unseren Mauern so vielfach gezeigten Beweise Aller- hochstihrer Huld und Gnade unterthänigsten Dank abgestattet, reichten Se. Majestät sichtbar bewegt demselben huldreichst die Hand, versicherten die Bürgerschaft Allerhöchstihrer besonderen Gnade für alle die an den Tag gelegte Liebe und Freude, und verließen unter lautem Lebewohl? Und unter den innigsten Glü- wünschungen unsere Stadt.
Die Kosten der Deutschen und der Französischen Eisenbahnen.
Der Aufsaß des Unterzeichneten in Nr. 150 der Preußischer Staats-Zeitung, überschrieben : „Thiers und die Seaielen Eisenbahnen“, hat das Unglúck gehabt, in Paris mehr miß- fällige Aeußerungen zu erregen, als solches in der Regel bei Ar- tifeln Deutscher Zeitungen der Fall ist, Ein Pariser Korrespon- dent der. Berliner Voßschen Zeitung is in einem Schreiben vom 12ten d, M. Dolmetscher dieser Gefühle und Reden und spricht zugleich den Wunsch aus, die von ihm mitgetheilten Ein- würfe gegen meine Behauptungen widerlegt zu sehen, damit er nicht gezwungen werde, an die Wahrheit einer Aeußerung des Herrn Charles Dupin: la pesante iconie tudesque s’exaltant à froid sur des fails faux, zu glauben. Jn meinem früheren Auf- saße habe ih näheren Nachweis ausdrü&Flich vorbehalten und ih E E dem Jnhalte des Schreibens, welches mir Veranlassung
azu giebt :
, 1) Die statistischen Vergleichungen des Herrn Thiers scheinen keinesweges beiläufig und unwesentlich, denn alle Argumente seines Vortrages sind nur darauf begründet. Seine Schlußfol- gerungen fallen in Nicht s zusammen, sobald (wie ih früher nach- gewiesen habe) die statistischen Vorausseßungen aus der Luft ge- griffen s. e“ { b
2) Um Deutsche Eisenbahnen gehörig kennen zu lernen, be- darf es allerdings feiner p 0e aber der Besuch derselben, das Sammeln der sie betreffenden Berichte und das Verstehen der Deutschen Sprache, um diese Berichte studiren zu kónuen,
ind unerläßlich. : G Bl Ee meiner Behauptungen in Dee il E E Unterschiedes der Französischen und euióhen E senba J der Deutschen Gr ndlicpéeit in einigem Wider