1842 / 182 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mehrere merkwürdige Gebäude unserer Stadt in Augenschein, namentlich das Gymnasium, das Rathhaus, die Börse, die St. Marienkirche, und nachdem Allerhdchstsie die Frau Prinzessin von Hohenzollern Durchlaucht mit einem kurzen Besuch beebre, auch noch die im vorigen Jahre von dem Kommerzien-Rath Witt mit Amerikanischen Einrichtungen neu erbaute Weizenmühle, die große Mühle, die Katharinenkirche, die mit Gothischer Façade versehene St. Brigittenkircte, das Schütßengartenhaus, die Stk. Trinitatis- Kirche und, zurückehrend, das wegen seiner Bauart, Skulpturen und Holztäfeleien merkwürdige Haus des Buchhändler Gerhard. Der Weg von einem Gebäude zum anderen ward größtentheils zu Fuß zurückgelegt, und der huldreiche König befand sich daher oft unmittelbar im GewÜühle seiner treuen Unterthanen, welche sich s Jhn drängten und ihr Hurrah ununterbrochen laut wer- en ließen.

Magdeburg, 29. Juni. Zu dem am 27. Juni begonnenen und heute beendeten Wollmarkt sind nach den Thor-Scheinen an 6750 Ctr. Wolle eingegangen, also circa 200 Ctr. weniger als im vorigen Jahre. Die Preise sollen sich in jeder Gattung Wolle nur 3 bis 4 Rthlr. pro Centner geringer gestellt haben, wie 1841, also besser, als auf dem leßten Wollmarkt zu Berlin.

Wöúnsche für Nealschulen.

Die Wichtigkeit ciner verständigen und wissenschaftlichen Eiurich- tung der Sei rien und Realklassen is schon dfters in der Staat s- Zeitung besprochen worden. Um so mebr scheint cs angemessen, einer luchlien Schulschrift Über sîc zu gedenken, welche am Schlusse des vorigen Schuljahres von dem Königlichen Gymnasium und der Real- schule zu Duisburg ausgegangen if und auf wenigen Seiten schr be- herzigungswerthe rfabrungen und Wünsche unsere Real- schule betreffend, enthält. Jhr Verfasser is der damalige Direk- tor beider Anstalten, Herr D. W. Landfermann, jeßt Königlicher Schul- und Regierungs-Rath zu Koblenz. i i

Wir übergehen, was in dieser Schrift rein lokal ist, Über die Entsichung der Realschule und das Bedürfniß derselben in Duisburg, um eine gedeihliche Entwickelung hdherer Gewerbthätigkeit durch an- gemessene Bildung zu befördern. Wir hatten nur zu wünschen, sagt der Verfasser, der in den leßten sechs Jahren der Anstalt vorgestanden hat, daß diese Bildung eine freie, Ee men \ch- lihe werde, aus der ein warmer, theilnehmender, va- terländischer, gottesfürchtiger Sinn erwachse. ;

Die Resultate der Anstalt sind nicht schlehter gewesen als in an- deren Schulen und beweisen, daß die Anstalt genügende Mittel und Wege besaß, um ihre Aufgabe zu lôfen, wenn eine solche Überhaupt zu lôsen war. Und doch spricht der Verfasser es unumwunden aus, daß die Duisburger Anstalt nicht dem Zwecke wahrhafter umfassen- der und gründlicher Vorbereitung für den hdheren Gewerbstand und noch weit weniger dem Zwecke freier , allgemeiner Bildung entspro chen hat. Denn der Weg, den man hier wie in anderen Städten zur Befriedigung eines reellen Bedürfnisses eingeschlagen hat , sey Über- haupt nicht der rechte gewesen. ;

Der Verfasser beginnt damit , daß die von vorn herein sehr ge- wagte Vorausseßung von der geistigen Elastizität, von der vielseitigen Empfänglichkeit eines Knaben oder beginnenden Fünglings, auf wel- chen die ganze JFnstitution der Realschulcu beruht, sich erfahru na mäßig als eine falsche weg fe habe. Jn der mäßigen Zeit näm- lich bis zum sehzchnten oder siebzehnten Fahre, wo die Bildungszeit für den Realschüler abschließt, soll derselbe drei oder auch vicr und fünf Sprachen verstehen, daneben auch Bekanntschaft mit der Litera-= tur diefer Sprachen haben , außerdem Mathematik , Physik , Chemie und Naturbeschreibung , Geschichte, Geographie und Statistik, des- gleichen Religion wissen, von den technischen Fertigkeiten gar nicht zu reden, und alle diese Gegenstände was wohl zu bedenken is sollen bis zu fertiger Anwendung derselben im praktischen Leben cin- geübt und zugleich in ihrer bildenden Kraft angeeignet werden. Ge- wiß als Lorinser vor schs Jahren die Sturmglocke zum Schuß der Gesundheit in den Gymnasien zog, waren seine Vorwürfe über die Vielheit der Unterrichts-Gegenstände weit anwendbarer auf die Real- schulen als auf die Gymnasien. Denn es is das Resultat von Herrn Landfermann's Erfahrungen, daß die Realschulen ganz geetg- net find, die maßloseste Polypragmosyne recht geflissentlich unserer Ju- gend einzuimpfen , und daß Einsicht , Liebe und pädagogischer Takt wackerer Lehrer höchstens diese Wirkung mildern, nicht aber beseitigen kann. „Was uns Allen//, so fährt er fort L1: 13) / „was besonders aber der unbefestigten Jugend, dem sechzehnjährigen Realschüler, Noth thut, daß ist eine Heimat, ein fester Punkt, von welchem alle Thâätig- keit ausgehe und wohin sie zurückehre: so bedarf auch die Bildungs- thâtigkeit der Jugend cines Mittelpunktes, in dem sich der Knabe und Füngling liebend versenken, an dem er vorzugsweise scine Kräfte in ûrenger Arbeit üben und entwickeln, an den sich alle andere Beschäf- tigungen anschließen, kurz in dem er seine geistige Heimat finden fèônne. In uno habitandum, in ceteris versandum*). Wo aber bésäßen unsere Realschulen einen solchen Mittelpunkt ? welche geistige Heimat bieten sie der Thätigkeit ihrer Zöglinge? Es is nicht meine Meinung, die Gymnasien auf Kosten der Realschulen zu rüh- men, vielmehr ist auch ihr Lehrplan einer vercinfachenden Revision schr bedürftig, und der Encyclopädismus lastet auch auf ihnen schwer genug, aber das haben sie jedenfalls voraus, daß sic in den klassischen Studien, welche troß mancher Schmälerung doch in der Regel die Hälfte des Unterrichts einnehmen, einen solchen Mittelpunkt besißen, wenn sie ihn nur selbst als solchen festzuhalten bedacht stnd.//

Um zu ermitteln, wo diescr Mittelpunkt für die Realschulen zu finden wäre, bespricht Herr Landfermann in geistreicher Kürze , die Überall den praktischen Kenner des Faches zeigt, dic einzelnen Ob- jefte des Unterrichts. Die Mathematik hat ihren anerkannten Werth als Bildungsmittel, aber sie ist ihrem Fnhalte nach zu einseitig, um eine andere, als cine rein formelle Verstandesbildung zu bewirken, #0 daß keine lebendige, inhaltsvolle Geistesbildung an ihr gewonnen werden kann. Die Naturwi\senschaften, Physik und Chemie sind vdllig ungeeignet, den gesuchten Mittelpunkt der Bildung abzugeben,

sie fdnnen faum oder gar nicht ein Bildungsmittel für die Ent- ogar Mp eines Realschülers in dem gewöhnlichen Alter dessel- ben amn 4 und in ihrer Aufnahme in den Unterrichtskreis dieser Schulen kann vielleicht am deutlichsten die verderbliche Präcipitation der Jugend erkannt werden, die diesen Fnstituten zu Grunde liegt. (S. 15.) Dieses Alter thut ret daran; sich an die Mannigfaltig: keit der Erscheinungen des Naturlebens zu halten, aber das diese Erscheinungen beherrschende Gesey kann von ihm noch nicht erkannt werden und hèchsens blos ein kindi\ches Spiel seyn. D flärt sich au Mitscherlich (Lehrbuch der Chemie Bd. 1. S. V1) au das bestimmteste gegen dic Zulassung der noch Ae Fett e) auf Schüler zum Studium der Chemie, und die hohe A a) va fügung vom 24. Oktober 1837 will den Unterricht in dex P E er- auf die oberste Klasse der Gymnasien bcschräntt wissen n ROue a spricht der Verfasser weiter (S. 16 20) über die F . Vortref}flich v deut nd Einfluß i er die Franzdsische Sprache. Fhre Bedeutung u in der Civilisation dex Gegenwart wird nicht geleugnet, eben so wenig das positive Gute A war enthält, und der în der neueren Zeit eifriger betriebene Anbau ‘beze Grammatik. Aber dagegen sind als Gründe gegen ihren Gebrauch als allgemeines Bildunasmittel geltend gemacht: der Konflikt zwi- schen dem gewandten Mäitre derselben und dem wissenschaftlichen Lehrer, die Thatsache, daß das Französische dem 16- und 17jährigen Fúnglinge nah mehrjähriger Beschäftigung viel zu leicht wird, üm eine geiststärkende Arbeit darzubieten, vor allen aber das litera-

*) Zu Deutsh: „Sey über Weniges getreu und du wirst über

Vieles geseht werden.// (Matth, 25, 21.)

782 rische Moment dieser Beschäftigung und das pomte Sade end.

kaum, hierüber etwas Besseres gelesen zu haben, so eht Deutsh und kräftig redet hier Herr Landfermann, so ohne ungerechten Franzosen- haß gegen die gangbarsten Franzdsischen Lehrbücher für reifere Schü- ler und ihre chrestomatish-encyklopädische, g Tendenz und gegen die monstròse Behauptung (wie sie în cinem neuen belobten Schulbuche zu lesen is), daß die moderne France Literatur und Civilisation die edelste, geistigste und reinste Blüthe aller modernen Weltbildung sey, daß in der Vertrautheit mit ihr und ihrer Sprache alle Bildung erst um Abschluß und zur Vollendung komme.

Für das Englische spricht cine lebensfrische , BRIRSck Largertis feste Basis , sein Werth für die Verbreitung Europdischer Bildung und des Missionswerkes. Aber zum Haupt - Unterrichts - Ge- fenslande eignet cs sih nicht; denn die grammatische Entwickelung | dürftig, die Erlernung, mit Ausnahme der Aussprache, zu leicht, die praktische Wichtigkeit nur für den kleinsten Theil des hdheren Gewerbestandes. Dem Lateinischen gdnnt Überhaupt nur die Mino- rität ein Pläßchen in den Realschulen. „Wird diesem wichtigen Objekte des Unterrichts nicht die gehdrige Ausdehnung a wird es nicht mit grammatischer Strenge betricben und mit chrift- lichen Ucbungen verbunden, so fehlt ihm der eigentliche Nerv, und man gewinnt nichts als ein stumperhaftes, rathendes und tappendes Verständniß des Allerleichtesten ohne Sicherheit und ohne Freude und eine Gelegenheit mchr zu gründlicher gig des Pfuschers.// (S. 22.) Bie Muttersprache ferner liegt dem Schüler ju nahe, als daß sie der Haupt- Unterrichts Gegenstand sciner Thätigkcit und einer ernsten, strengen Arbeit werden kdnnte, man mag nun hier auf ihre grammatishe Bchandlung oder auf ihre Literatur schen: es dürfte auch die Besorgniß E Edt seyn , daß die analysirende

und zergliedernde Beschäftigung cines Knaben mit ihr das frühreife Raisonniren und eine zur Unwahrheit führende Selbst - Reflexion fördern könnte. Auf der anderen Seite läßt- ein unpassender Vortrag der Deutschen Literatur - Geschichte, die blofie Anhäufung einer Un- zahl von Namen und ästhetischer Urtheile, 15— 17jährige Jünglinge die Stufe des rcflexionslosen Genusses überspringen, gewöhnt fie zum beliebten , encyfklopädischen Mitsprechen und führt sie zu Über- früher kritischer Betrachtungs- Arbeit an; beschränkt sich der Vortrag nur auf die Vertrauthcit mit wenigen edlen Erzeugnissen der Na- tional - Literatur, so erdfnet er dem Jünglinge Lustgänge für die edelste Freude und Belehrung, aber kein ernstes Arbeits- feld. (S. 23.) Eben [so große Bedenken lassen sich gegen die Erhebung der Geschichte zum Hauptunterrichts-Gegenstande erhe- ben. Denn abgeschen von manchen Abwegen bei dem Lehren dersel- ben, und ohne si bei langer S der Ansicht aufzuhalten, welche gerade die neuere und neueste Geschichte für die Realschulen besouders geeignet hält und aus ihren Schülern „, medisante Kaffce- haus-Politiker ohne Ehrfurcht und Vertrauen, ohne Licbe und Auf- opferungs-Fähigkcit// bilden will, so werden wahrhaft historisch gebil- dete und für thr Fach begeisterte Lehrer doch zugeben, daß die ernste, strenge Arbeit, wie sie z. B. die Sprachen und die Mathematik ge- währen, durch die Geschichte nicht erscht wird. Die Geistesthätigkeit der Schüler wird dur einen guten, historischen Vortrag allerdings vielfach angeregt, ihr sittlichecs Gefühl gestärkt, aber das, woran die Jugend arbeiten lernen kdunte und sich an dem freuen , was sie mit Müúhe crarbeitet hat, das giebt ihr die Geschichte allein noch nicht, denn daß cs ein grober Mißgrif wäre, zum Ersaß für jene Arbeit 15 bis 17jährige Schüler zu politischen und psychologischen Raison- nements über historische Personen und Zustände zu reizen, bedarf wohl kaum der Erinnerung. l

Muß es nun überdies bezweifelt werden, sagt der unterrichtete Verfasser, daß viele Jünglinge aus Deutschen Realschulen wirkli mit ciner zu praktischen Anwendung befähigendem Besitze alles dessen- was sie gelernt haben sollten, ins praktische Leben treten muß ich es für unmdglich halten, daß eine solche Bildung zur Polypragmosyne Vicle geschickt gemacht habe di sinniger, ruhiger, ernster Betreibung ri eines praktischen Geschäfts, so ist es um so viel nôthiger, statt falscher Experimente, einen ruhigen, festen Mittelpunkt für unscre

sittlih-vaterländische Bedürfniß unserer Va ir erinnern uns

Realschulen zu gewinnen, nahdem der aller wahren Bildung feindliche Encyklopädismus aus ihnen entfernt ist. Diesen Haupt Unterrichts- Gegenstand aber, der geeignet ist, in ernster Arbeit den ganzen Mens- schen zu beschäftigen, ohue Einseitigkeit, ohne Jrritation ihn zu bil- den, der völlig sicher davor ist, vou der Jugend selbsi, von ihren An- gehörigen, von ihren Lehrern in Bezichung auf den barbarischen Utilitariömus geseht und als Mittel zu einem anderen Zweck, als zu dem freier, allgemeiner, menschlicher Bildung betrachtet zu werden dieser isi in dem Lateinischen längst gegeben. (S. 27). Die Gründe, welche hiefür anzuführen wären, sind, wie Herr Landfermann sich ausdrückt, den Urtheilsfähigen bekannt : wir verweisen auf die neueste, gelungene Erdrterung des Herrn Kalisch „über das Lateinische in der Realschule-/ in einem Berliner Programme vom Jahre 1840, und können uns nicht enthalten, noch cin zweites Zeugniß eines Mannes beizubringen , den gewiß Niemand des Pedantismus angeklagt hat. Dies war der hochselige Kdnig Maximilian Joseph von Bayern. Ein moderner Pâdagog schte ihm einst in Tegernsee aus einander, wie er in seinem Fnstitute Geschichte, Geographie, Naturkunde, Denklehre und vieles Andere lehren wollte. „„Run-/, fragte der Monarch, „und das Latein? wenn lernen sie denn das ?// „das fangen sie später an“, sagte der Pádagog, „wenn sie mit den Sachen, die in das Leben cin- reifen, mehr bekannt und mit den nöthigen Kenntnissen ausgestattet ind, im vierzehnten Jahre etwa.// „Wie, im vierzehnten Jahre? da werden sie einen Pfifferling lernen//, war der kurze Bescheid des sons so gütigen Fürsten an den verstummenden Lehrmeister. (Thiersch über gelehrte Schulen 1. 278). i ;

Hdren wir nun Herrn Landfermann weiter: „An diesen Mittel- punkt (des Lateins) würden sich dann, immer aber in der entschiedensteu Unterordnung in Bec auf Jntension und Extensivität, die Lehr- egenstände anschließen, welche lange Erfahrung und richtige Einsicht in das Bedürfniß und den Empfänglichkeitsgrad der Jugend empfch- len, vor allem Geschichte und Mathematik. Kurz der Unterricht würde auch für die dem höheren Gewcrbestand bestimmte Jugend im We- sentlichen auf die Gegenstände des Gymnasial - Unterrichts, und zwar eines von dem Encyklopädismus erlôseten Gymnasial-Unterrichts zurük- zuführen seyn.-/ (S. 28). Statt des Griechischen und parallel mit demselben würde im Franzdsischen eine der Fndustrie entsprechende Be- schäftigung gefunden werden, ferner der Unterricht im Zeichnen , na- mentlich im technischen, in grdßerer Ausdehnung ertheilt und für die

dentliche Unterricht in der Physik beginut, ein einleitender , mdglichst beschränkt gehaltener Unterricht in den ersten Elementen der Physik angeordnet werden, um sie für spätere naturwissenschaftliche Studien zu befähigen. Ob aber die der Jndustrie gewidmete Jugend dann noch in gesonderten Jnstituten zu unterrichten scyn würde, das müßte meist von drtlichen Verhältnissen abhängen.

Aber die für das Gedeihen der Fndusirie unerläßliche Vorbildung, die Vertrautheit mit den Naturwisenschaften - die Kenntniß anderer neuerer Sprachen , außer der Franzdsischen , eine tiefere Einführung in die Zustände der Gegenwart und ihre geschichtliche Begründung,- endlich die elegante Handhabung der Muttersprache , soll Alles dics abermals leer ausgehen oder wiederum dem bloßen Zufall anheimge-

eben werden? Keinesweges. Und es War dazu nach Herrn Land- ermann am Schlusse seiner Abhandlung keiner Opfer und Anstren- ungen , sondern nur des guten Willens, Denn jeder höheren Lehr- Ansialt könnte es zur Pflicht gemacht werden, daß die geeigneten un- ter ihren Lehrern , und es könnte leicht dafür gesorgt seyn - daf sich solche unter ihnen befänden, in geeigneten Stunden gegen cin fixirtes, auf die Theilnehmenden repartirtes Honorar gründliche Lehrkurse der hysik und Chemie, jeßt auch mit wesentlicher Hinsicht auf industrielle Technik, der Franzdsischen uud Englischen Literatur , der Geschichte, fa rie en Îteratue „für die reifere , der S le entwachsene und e Leben übergetretene Fugend erdffneten, u TALE ihre Räume und À rate n Stunden - wo sie deren nicht

a bedürfte, hergäbe. Etwas Aehnliches hat die Gothaer Kaufmannschaft auf ntrich Ves zu fh Aehnliches Arnoldi on Gute ethan

Fünglinge, welche thre Schulzeit cher abschließen müssen, als der or- -

Hierdurch aver würde die Schulzeit erld| von verwirrender Präcipi? tation, die wahrhaft menschliche freie Bitdune wieder an Do und der (peorelien Bor -Bildung für den hdheren Gewerbsstand geschähe ihr Recht in weit hdherem Maße als icht.

Es ist erfreulich, daß der Verfasser dieser gehaltvollen Schrift jeht auf cinen Pla estellt ist, wo er E een noch mehr praktische Folge geben kann. Fm Preußischen Rheinlande waren Kaufleute und Ge- werbetreibende aus der älteren Generation von der Wohlthat eines gründlichen Lateinischen Unterrichts mehr überzeugt als die aus der jüngeren Generation. Las man doch im Jahre 1 im Programm der hdheren Bürgerschule zu Köln, daß man aus Mangel an Theil- nahme Bedenken trage, den Lateinischen Unterricht beizubehalten, ob- schon gerade diese Anstalt einen Vorsteher hat- der in der alten grand. lichen Weise erzogen ist und in seiner früheren Stellung mit Nuhen Lateinischen Sprach-Unterxicht ertheilt hat, wie er denn aud in jenem Programm die Wichtigkeit dieses Gegenstandes für die geistige Bil- dung bereitwillig anerkennt. Wer kann aber immer der Menge wi- derstchen? Um so lieber wird man sîch auh an Gdöthe's Wort vou eben demselben erinnern :

Sie schwebt und webt und s{hwankt und schwirrt, Bis sie endlich wieder zur Einheit wird.

gur Gewinnung dieser Einheit können die neueren Minisierial= Verfügungen vom 29. Dezember 1840, 29. März, 6. Mai und 2. Junt 1841 über die gründliche Betreibung der Lateinischen Sprache in Real- und hdheren Bürgerschulen , so wie über die daran geknüpfter Dee für den Staatsdienst als erfreuliche Einleitungen vere

en. R

a.

Meteorologische Beobachtungen.

1842. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger

30, Juni. 6 Ubr. 2 Ubr. 10 Ube. Beobachtung. Lusidruck . ... 338,44" Par. 338,64” Par. 336,856" Par.| Quellwärme 8,7° R. Luftwärme .…. | + 11,2°R.|+ 20,7°R.|+ 13,9° R. | Flusswärme 15,2° R. Thaupunkt .….| + T7,2°R.|+ 8,8°R.|+ 7,1° R. Dunstsättigung | 83 pCt. 41 pet. 79 pci. Welter... .«.. heiter. heiter. bezogen, Wind....... W., SW. N. Wolkenzug. SW.

Tagesmittel: 337,98" Par... +4 15,3° R... +T/,1° R... 68 pct. sW.

E:

Berliner Börse. Den l. Juli 1842.

y : Pr. Cour. ; “z Pr. Cour.

LORES 14 06d | Geld. Motion [N gee, 10400 S4. Schuld - Sch. | 4 | 1043 104“; Berl. Pots. e a 1274 M do. do. z. 37 pCt. do. do. Prior. Obl. v

aliééitenipals *) 1037 102% I Mg4d. Lps. Eizenb. |— 116% —_— Pr. Engl. Obl. 30.4 | 1025 102% | do. do. Prior. Obl. | 4 1654 E

ü . Anh. Eisenb. |— j E : wel 857 L L Bua ou 4 _— 1027 Kurm. Schuldv. |33| 102! | 1017} Düss Elb. Bisenb. | 5 841 83 Berl. Stadt - Obl. | 4 | 104 1035 | do. do. Prior. Obl. L c it Danz. do. in Th. |— 48 c Rhein. Eisenb. j Westp. Pfandbr. |35 103% 102% } do. do. Prior. Obl. | 4 100 Grossh. Pos. do. | 4 106% ¿old al e 4 8 DEYE) Pfandbr, 35 E Lees S LANE: _ 135 13 Pomm. do. 3 —_— « e ; Kur- u. Neum. do. 3! 103%, 1024; S 104 9K Schlesische do. |35 —- 102k / icivbiicits l 3 4

*) Der Käufer vergütet die abgelaufenen Zinseu à 4 pCt. und ausserdem § pCt. p+ anno bis 31. Dezember 1842.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 27. Juni. Niederl. wirkl. Schuld 62. 5% do. 100; Kanz-Bill. —, 5% Span. 197. Pass. —. Ausg, —. Zinsl. —. Preuss. Präm. Sch. —., Pol. —. Oesterr, —.

Hamburg, 29. Juni. Bank - Actien 1680 Br. Engl. Russ. 1097.

London, 25. Juni. Cous. 3% 91%. Neue Anl. 21. Passive 4. 24% Woll. 525. 5% 101. 57 Port. —. 32 —, Mex. 37. Colnmb. 234.

Petersburg, 24. Juni. Lond. 3 Met. 37%. Hamb. 34/7. Paris 409. Poln. à Paris 300 Fl. —. do. 500 FL —. do. 200 Fl. 25.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 2. Juli. Jm Schauspielhause: Antigone, Tra ddie von Sophokles. Ueberseßbung von Donner, Musik vom Königl. Kapellmeister A Mendelosohn-Bartholdy.

Anfang dieser Vorstellung um r.

Set 3, Juli, Jm Opernhause: Don Fan, T: Kathinka Evers, Königl. Württembergische Kammer: 28 Be Hof-Theater zu Stuttgart: Donna Anna, als leßte Gastrolle.

H. Schulze wird in der Partie der Elvire wieder auftreten.)

Montag, 4. Juli, Jm Schauspielhause: Zum L wiederholt: Doktor Wespe, Lustspiel in 5 Abth,, von Denedi)-

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 30. Juni 1842. j 9c Zu Lande: Weizen 3 Rthlr. 1 ee 3 Pf. aue 2 Rehlr, e Sgr, 5 Pf Roggen 1 Riblr, 22, Sqr. 80 géevie. Le E auch P'Mugle 4 Sar: 11 ; f, Eingegan En tbir, 7 Sgr. 6 Pf./ go u Wasser: blr. 15 Sgr.; Roggen 1 Rthlr. 2 Rihle. 4 Sgr. Vi Sgr. ; Elcine Gerste 1 Rthlr. 5 Sgr. ; 22 Sgr. 6 Pf. a 6 Pf. auh 28 Sgr. 9 Pf. Eingegangen

r. 2 Sgr. afer i Webel 4 Scheffel.

Mittwoch, den 29. Juni 1842. Das Schock Stroh u Rthlr., auch 9 Rthlr. Der Centner Heu

1 Rthlr. 5 Sgr., auch 22 Sgr. 6 Pf.

Kartoffel - Preise. Der Scheffel 15 Sgr., auch 10 Sgr.

Branntwein-Preise. ;

rtoffel - Spiritus in der Zeit vom 24. bis

30. art Fes ae Dae 14 "Ktblr. pro 200 Quart à 54 pCt./ oder? 10,800 PCt. nah Tralles. Korn - Spiritus ohne Geschäft.

30, Juni 1842. Die Acltesten v Kaufmannschaft von Berlin.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdruerci.

Allgemeine

reußische Staats-Zeitung.

Inhalt.

Amtliche Nachrichten. Frankrecih. Paris. Ordonnanz wegen der Erhdhung des Ein- fuhr-Zolles. auf Leinenwaaren. Vermisch Großbritanien uud Jrland.

Oberhaus. . Unterhaus.

r die Angelegenheiten in

Parlaments - Verhandlun- urücknahme einer Bill in Bezug auf die Schluß der Rede Sir fghanistan und Fndien. ngelegenheiten, Fortschritt ondon. Beschluß der Ostindischen Compagnie über die g der Kosten des Afghanen-Krieges. Lord de Grey bleibt Lord-Lieutenant von Frland. Vermischtes.

Belgien. Brüssel. Deutsche Bundesstaaten.

Antrag des Herrn Welck den Reglement

house's übe

l UNgen in Wahl- Bill.

auf den Eisenbahnen.

Abgeordneten-Kammer. eue Anordnung tn

für die Geseßgebung. Schreiben aus

(Die neuesten Pläne des Senats Behufs der Aus-

noch obschwebenden Differenzen hinsichtlich der euerkassen - Anleihe.)

Desterreich.

Neue Einrichtuu

dem bestehen

Wien. Eisenbahn nach Sachsen.

Italien. Genua. Einschiffung des Prinzen Adalbert von Prei

Kriminal-Prozeß gegen einen Priester.

Spanien. Madrid. Rodil's Erklärung im Kongreß. Schrei- ben aus Madrid. (Jahresfeier der Constitution von 1837; Hal- tung der Coalition gegen das neue Ministerium; General Ur- bisiondo und seine Papiere; bedenklicher Zußand von Catalonien ; der Correo Nacional geht ein, und an seiner Stelle erscheint

Rodil im Kongreß.) -— Schreiben aus Paris. (Die

Karlistische Allianz und die demokratischen Bewegungen in Catalonien.) /

Inland. Breslau. Stadtshuld. Salzbrunn. Die Feuersbrunst.

nach Brasilien. Rom.

Die Weser - Rhein - Eisenbahn.

Amtliche Uachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

Dem Rendanten der Regierungs - Haupt - o wie dem Notar und Justizrath den Rothen Adler : Orden vierter Klasse; ister Müller zu Lübben im Regierungs- „, und dem Schiffer Christian Buch- die Rettungs-Medaille mit dem Bande

iesigen Französischen Gymna: onsistorial-Rath iums und Provinzial- Schul - Kollegiums hierselbst ;

asse zu Minden,

Land c Rentmeister Kriechel zu

desgleichen dem Bezirk Frankfurt a. O u Magdeburg,

Den bisheri siums, Predi des Konsistor

ie

Den bisherigen außerordentlichen Professor Dr. Burmeister in Halle zum ordentlichen Professor in der philosophischen Fakul: tât der dortigen Universität zu ernennen.

n Direktor des

ournier, zum und Mitglied

Abgereist: Se. Excellenz der General-Lieutenant und Com- mandeur der bten Division, Freiherr von Quadt und Hüch- tenbruck, nah Torgau.

Se, Excellenz der General: Jntendant der Königl. Hof-Musik, Wirkliche Geheime Rath und Kammerherr Graf von Redern, nach Görlsdorf bei Angermünde.

Der Kammerherr, außerordentliche Gesandte und bevollmäch- tigte Minister bei Sr. Majestät dem Könige der Franzosen, Graf von Arnim, nach Leipzig.

taengra

Zeitungs-UÜachrichten.

Ausland.

Fraukreich.

Der Moniteur veröffentlicht heute die vielbesprochene und lang erwartete Königliche Ordonnanz wegen Erhdhung des Eingangs- Zolles auf fremde Leinengarne und nenzeuge. Der Ordonnanz geht folgender Bericht des Handels- Wiinisters voran :

e Schwieri

und den Kammern

Paris, 27. Juni.

eiten lasten in diesem Au rieen, auf der Leinen - Fn lern ihre Leiden dargelegt , und die egen die jeyt beendigte Legislatur verpflichtet, j tteresse Beistand zu leisten.

in seiner alleinigen Production die Mittel, di - Gewebe im Fnlande lker mit bedeutenden

nwärtig ist unsere Ausfu uslande, die 20 Jahre

einer unserer \{ e o hat dem Köni Regierung ha jenem großen Frankreich e ungeheure U befriedigen und zu- orräthen davon zu ver- : Le Le e Ein- ndurch anhaltend unbedeutend gewesen war, liefert uns jeßt beträchtliche Quantitäten von Leinen t das Garn in solchen Massen auf unsere Märkte, grammen E beinah Ey o'Kilo die ci

ecinahe 000 Kilogramme, die cinen Wert as La Fr. repräsentiren , cl é

/

and früher

von Leinen- und Han leich noch andere V

ahren von 800,000 K

gehoben hat. rchten, daß die Anfuhren in dem gegenwärt oraussicht, so wie alle Bcdürfnisse, unverhä Eine solche Umwälzung , Sire, die in den Annalen des Iûcklicherweise schr selten vorkommt, hat Während die Einfuhr von

aben sogar

inter-nationg in zwei Haup

legt bleibt, nengarn zu weben, a sirengungen anderer Völker, unehmen , weit hinter sich evolution mußten wurzelte Gebrauch

en Handels t- Ursachen ihren Grund : cinem benachbarten Lande mit einem sind in demselben Lande die

mechanischen Mittel, das Lei- uf eine Weise dana e

angewendet worden , die alle An- um an den Vortheilen jener großen Ent- Die Resultate dieser r uns gefährlich seyn, da der aus- andwebesiühle die

Berlin, Sonntag den Z&o Juli

entstehenden Spinnereien konnten deshalb auch die Konkurrenz mit dem Auslande nicht aushalten; mehrere derselben ry durch die stets wachsende Einfuhr unter. Diesist aber noch nicht lles: Fenes Garn, bei dessen Anfertigung das mechanische Verfahren erlaubt, spinnbare Stoffe von geringer Qualität, die aus Jndien bezogen werden, anzuwenden, fach in unserer Fabrication die Produkte des- serer Qualität, die unser eigener Boden hervorbringt. Der Franzd- sische Ackerbau sieht daher beständig, im Fnnern sowohl, wie im Aus- lande, den Kreis seiner Abzugswege verengert und sich durch Leinen und Hanf anderer Länder verdrängt, welches als Garn und als Ge

webe in Frankreich cin eführt wird. Die verderblichen Folgen dieser Tage erstrecken sih auf 65 unserer Departements, in dienen die ver- schiedenen Zweige der Leinen-Production bis jeßt Bevblkerungen mit Arbeit versehen hatten, die von anderen Hülfsmitteln entbldßt sind. Es ist daher dringend nothwendig, diesem Zustande der Dinge cin Ende zu mahen. Das Geseß vom 6. Mai 1841 hatte hon ver- sucht, die Erl des ausländischen Leinengarns auf dem Fran- zdsischen Markte in billige Gränzen einzuschließen. Da wir wünschen, bei so verwickelten Fragen mit Vorsicht und mit Mäßigung zu Werke zu gehen, so hofften wir damals, daß ein Schuß von 10 bis 11 pCt. unsere Spinnercien hinlänglich sichern würde. Diese Hoffnung ist nicht in Erfüllung gegangen. Eine außerordentliche Preis-Erniedri- gung, das Resultat der Fortschritte der Maschinen-Spinnerei bei un-

seren Nachbaren und der Anhäufung ihrer Produkte, verbunden mit der Anwendung von Stoffen, die billiger sind, als die unsrigen, hat die Berechnungen und die Vorausschungen des Geseßgebers zu Schan-

den gemacht. Um Neis dem Ucbel Einhalt zu thun ist eine bedeu- tende Erhdhung des Zolls unvermeidlih. Wir haben deshalb die Ehre, Ew. Majestät vorzuschlagen, den bestehenden Tarif für Leinen- und Hanfgarn zu verändern. Die Erhdhung des Tarifs der Garne zicht nothwendig eine ähnliche Veränderung des Tarifs für Leinen und für andere Gewebe ähnlicher Art nach sih. Wir glauben, Sirc , daß die Feine eines angränzenden Landes, wo sich die Be- dingungen der Fabrication mehr den unsrigen nähern, von den vor- geschlagenen Maßregeln ausgenommen werden kdnnen. Da aber-die Unterhandlungen , welche wir mit Belgien angeknüpft haben, um uns als Eursbateguns Zugeständnisse für unsere Weine, unser A und unsere Seidenwaaren zu sichern, noch niht zu Ende ge- bracht worden sind, so haben wir die Ausnahme bis zu dem wahr- scheinlichen Abschluß jener Arrangements verschieben mússen. Einige atidere Tarif - Berichtigungen von geringerer Wichtigkeit und cinige R Maßregeln begleiten jene Hauptgegenstände der neuen

Durch die Ordonnanz, welche hierauf folgt, werden einfache rohe Leinen- und Hanfgarne, von denen 100 Bli aniine L stens 6000 Metres messen, mit einem Zoll von 38 Fr., ebleichte mit einem Zoll von 54 Fr. und gefärbte mit einem Zoll von 958 Fr. belegt. Dieser Zoll steigt verhältnißmäßig, so daß für eine Länge von 2400 Metres auf 100 Kilogramme fär die erst

Lai : , L 0 genannte Gattung 125 Fr., für die zweite 163 Fr. und für die dritce 160 Fr, bezahlt würde. Für ein Stück von mehr als 6000 Metres bis 12,000 Metres pro 100 Kilogramme ist der Zoll 60, 81 und 86 Fr. ; wenn das S tück zwischen 12 und 24,000 Metres pro 100 Kilo- gramme mißt, so ist der Zoll 167, 215 und 205 Fr. Rohes Lei- nenzeug in gewöhnlicher Qualität bezahlt 60 Fr., gebleichtes und bedrucktes Leinen, so wie auch gefärbtes, bezahlt 90 Fr., wenn der Canevas weniger als 8 Fäden hat; wenn er aber mehr als 20 Fà- den hat, so is der Zoll für rohe Leinen 467 Fr., für gebleichte und bedruckte 817 Fr. und für gefärbte 537 Fr. Für die da- zwischen liegende Fadenzahl steigt der Zoll skufenweise.

Die dem Könige bei Gelegenheit seines Namensfestes gemach: ten Vorstellungen des Erzbischofs von Paris gegen das Arbeiten an Sonn: und Festtagen fangen an, Früchte zu tragen. Auf den Werften und in den Werkstätten der Regierung, \o0 wie an den DESN Metern , wird an Sonn- und Fesktagen nicht mehr gear:

eitet.

Der Graf von St. Aulaire, Französischer Botschafter in London, und der Baron von Barante, Französischer Botschafter in St. Petersburg, sind heute von London hier eingetroffen. Die RÜckkehr des leßtgenannten Diplomaten macht einiges Aufsehen, da man glaubte, daß er während des dem Grafen St. Aulaire bewilligten Urlaubs in London bleiben würde.

Börse vom 27. Juni. An der heutigen Börse dauerte das Sinken der Course fort, und es hieß, daß mehrere große Spekulanten täglich starke Posten Renten an den Markt bräch- ten. Die 3proc. Rente is auf 79 und die 5proc. auf 118. 90 zurückgegangen. Die Spanische aktive Schuld blieb zu 23 aus- geboten ; man sprach von ernsten Unruhen in Catalonien.

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. S ißung vom 27. Juni. Lord Denman brachte eine Bill ein, wodurch allen Personen, die an Eidleistungen vor Gericht einen Anstoß näh- men, gestattet werden ae eine bloße Erklárung an Eides statt abzugeben. Diese Maßregel fand aber entschiedenen Widerstand bei der Mehrheit der Pairs. Besonders sprachen dagegen der Bi- schof von London, der Graf von Galloway, der Graf von Wicklow und Lord Abinger. Sie wandten ein, daß der Eid dadurch alle Kraft und Autorität verlieren und daß jeder Zeuge am Ende eine bloße Erklärung vorziehen würde, wenn ihm die Wahl freistände, um sein Gewissen nicht zu beschweren. Lord Abinger machte auch bemerklich, wie die Erfahrung lehre, daß die Quäker, die keinen Eid leisketen, die unbrauchbarsten und unzuver- lâssigsten Zeugen seyen. Lord Brougham vertheidigte zwar jene n Rid te gegen diesen Vorwurf und behauptete, sie zeichne- ten s im Gegentheil durch die größte Wahrheitsliebe aus; auch Lord Campbell, ehemaliger General-Prokurator, unterstüßte die Bill; se fand aber, wie gesagt, so wenig Anklang, daß Lord Den- man sich genöthigt sah, dieselbe wieder zurückzunehmen.

Unterhaus. Sißung vom 23, Juni. Am Schluß der Vertheidigqungs-Rede des ehemaligen Präsidenten der Oftindi- schen Kontrolle, Sir J. H obhouse’s, findet sich noch eine allge- meine und durch Beispiele belegte Rechtfertigung der in Betreff Afghanistans befolgten Politik, wovon Folgendes das Wesentlichste is :

¿¿Jedenfalls//, sagte der Redner, „mußte Afghanistan's Unabhbän- gigkeit aufrecht erhalten werden , mag man au lea; dad wie

nelle Einführu es neuen Verfahrens verhinderte.

uns in die Streitigkeiten zwischen Afghanistan und Persien einzu-

1842.

mischen hatten oder niht. Es war von uns mit Afghanistan, als einer unabhängigen Macht, im Jahre 1809 (durch Mount Stuart Elphinstone unter Schach Sudscha’'s früherer Regierung) ein Ver- trag abgeschlossen worden, und Persiens Ansprüche gingen diesem Vertrag an die Wurzel, wir hatten also ein Recht, uns solchen An- sprüchen zu widerseßen. Der Vertrag, der in Folge dessen geschlossen wurde, hatte, eben so wie der Traftat von Kabul aus dem Jahre 1809, die Beschüßuug Fndiens zum Zweck, *) Da nun Persien ich geneigt zeigte, bei dem gegen unser Reich beabsichtigten Angriff sich auf Rußland zu stúßen, so handelten wir, wie wir früher gegen Frankreih unter ähnlichen Umständen gehandelt, denn der frühere Traktat von Kabul war auch mit Rückficht auf Frankreichs Begún-= stigung der Angriffe Persiens gegen unser Reich abgeschlossen worden. Wer der mächtige Verbündete war, auf welchen Persien sich in seinen Angriffs - Bewegungen siüßte, das that nichts zur Sache; wir hatten jedenfalls ein Recht, dazwischenzutreten, um dic Aufregung und die Unruhen zu verhindern, welche durch die Annäherung einer solchen Macht an Fndiens Gränzen hât- ten verursacht werden müssen, selbst wenn eine Ausführung der toll- kühnen Pläne nicht zu besorgen war. Es war nicht das erstemal, dies is wohl zu bedenken, daß wir auf eine solche Weise einschritten. Was that Lord Wellesley? Als der Bruder Schah Sudscha’s einen Angriff auf unser Reich im Schilde führte, wie suchte da Se. Herr- lichkeit demselben entgegenzuwirken? Er schickte einen Agenten mit einer Mission ab, um einen Traktat mit Persien, zum Angri der Afghanen in ihrem Rücken, abzuschließen und dieselben so an dem ih- rerseits beabsichtigten Angri} gegen den Rücken unseres Reiches zu verhindern. Eben so fes im Jahre 1809, als ein Franpeter Emissar nach Teheran gesandt wurde, die damaligen Machthaber dem Beispiele Lord Wellesley's und schickten eine Mission nach Kabul, um die Afghanen zu bewegen , mit uns gemeinschaftliche Sache gegen Frankreich oder Persien zu machen; ja, noch mehr, sie sandten eine Seemacht nach dem Persischen Meerbusen, mit dem Befehl, Bussorah Bauges gerade so wie unsere Truppen im vorliegenden Falle den Befehl erhielten, Herat zu beseßen; in Folge der Bemühungen unse- rer Agenten und der von uns gemachten Rüstungen wurde der Franzbsische Emmissar abgewiesen und entlassen; aber nur durch eine so entschiedene Handlungsweise wurde das Unheil verhindert, nur dadurch , daß wir die Afaten in ihren verwundbarsien Punkten bedrohten. Dieses Ver- fahren bewährte sih damals vollkommen , und es hat sich auch jeht vollklommen bewährt. (Jronisches Hört!) Man hat behauptet , es sey von Seiten eingeborener Staaten kein Angriff auf uns zu beser- gen gewesen , und der Gedanke an eine Gefahr von Seiten der Bir- manen und der Nepalesen is fast verlacht worden. Diese Mächte sind jedoch keinesweges zu verachten, noch sorglos zu übersehen. Die- ser Ansicht war die Ostindische Kontrolle, und ohne Zwcifel ist ste es noch jeßt, und wenn man sich Über den Jubel lustig macht, womit unsere ersten Erfolge in Afghanistan aufgenommen wurden, so kann

¿ch dagegen . versichern , daß diese Erfolge ganz die Wirkung hatten, welche sih Lord Auckland davon Lecendh Die Birmanen und Ne- palesen haben seitdem nicht mehr dieselbe Feindseligkeit gegen Eng- land gezeigt, wie vor dem Feldzuge nach Afghanistan.// chließlich sprach der Redner übec den Eindruck, welchen die

zuleßt von den Engländern in Afghanistan erlittenen Niederlagen und Unglücksfâlle auf die Ostindischen Staaten gemacht, so wie Uber den jeßigen Zuskand der Britischen Herrschaft in Ostindien M bs folgenzenmalen aus:

Man hat viel von dem Entseßen gesprochen, welches in Ostin- dien durch die Unfälle in Afghanistan erzeugt worden Pa aber, Sis ich recht unterichtet bin, ist dabei große Uebertreibung vorgekommen. Fch meinerseits bin der entschiedenen Ansicht , daß der Eindruck in Dstindien nicht so bedeutend gewesen ist, wie in England. Man hat dort , wie mir noch neulich erst ein angesehener Hindu aus Kalkutta versicherte, nicht daran gedacht , daß jene Unfälle, so groß sie auch waren, die Stabilität unserer Fndischen Herrschaft ershüttern könn- ten. Jch ege auch nicht den mindesten Zweifel, daß die jeßige Ver- waltung die Politik Lord Auckland’s in ihrer ganzen Ausdehnung zur Ausführung zu bringen gezwungen seyn wird. Von den Prinzipien, nach denen Lord Auckland die Regierung Ostindiens geführt hat, ab- gehen , hieße eine Verantwortlichkeit Übernehmen, welche, wie ih glaube, kein Mitglicd des jeßigen Ministeriums sich aufzubürden ge- neigt seyn wird. Daß Unfälle, und zwar Unfälle sehr ernsilicher Art, vorgekommen sind, ist nichts Anderes , als was in fast jedem Kriege von Bedeutung vorfällt; aber können solche Umstände wohl Entmu- thigung rechtfertigen, oder dürfte wohl gar cine weise Regierung ihr politisches System ändern, weil etwas der Art vorgekommen i|? Jm Gegentheil hoffe ich, daß eines der Resultate jener Ereignisse darin bestehen wird, die Regierung zu neuen, kräftigeren Anstrengungen auf- zumuntern./

„Manche ehrenwerthe Herren reden so, wie wenn zur Wiederher- stellung unseres Einflusses in Asien gar nichts geschehen könne, Dad wie wenn unser Ostindisches Reich gar niht wieder zu Kräften zu bringen sey. Dergleichen Behauptungen kann man unmöglich mit anhdôren, ohne die Unwissenheit derjenigen zu beklagen, von denen sie ausgehen, besonders ihre Unwissenheit in Handels - Angelegenheiten. Sie sprechen von dem Jndus, als ob derselbe unsere natürliche Gränze wäre. Fn gewissem Sinn mag eine solche Ansicht einigen Grund haben; kann aber irgend Jemand einen Blick auf die Karte von Asien werfen, ohne sogleich zu schen, welch? bedeutendes Jnteresse ein schr béträchtliches, jenseits des Fndus liegendes Gebiet Für uns hat? Unsere Stellung in Ostindien hat sich in den leßten Fahren bedeutend verändert. Der Jndus wird jeßt von Britischen Dampf- schiffen befahren ; Handels-Güter zum Belauf von Millionen werden all- jährlih auf dem Flusse auf- und abwärts transportirt; in Sind besißen wir eine Station von großer Wichtigkeit; noch vor kurzem konnte kein Engländer es wagen, sein Antliß in Heiderabad zu zci- gen, und jet ist jener Ort und sein Bezirk \o entschieden unter

») Der leßte Traktat, auf welchen Sir J. Hobhouse hier hindeu- tet, ist der, welcher im Jahre 1838 wischen dem S rarcolSonaertene von Ostindien, Lord Auckland, dem Maha Radscha von Lahore, Rund- hit Sing, and dem in Kabul zu restaurirenden Schach Sudscha ab- geichlofen wurde, und in Folge dessen die Expedition nah Afghani-

an vor sich ging, welche das bekannte Manifest vom 1. Oktober 1838 ankündigte. Durch jenen Vertrag wurde der Maha Radscha in dem Besitz aller der Ländereien an beiden Ufern des Fndus, me Eiuschsuk von Peschauer , bestätigt, welche die Seiks den Afghanen unter Do Mohamed abgenommen hatten. Dafur verpflichtete s{ch Rundschit Sing, die Expedition zu Gunsten Schach Sudscha's zu unterstüßen und dessen treuer Bundesgenosse zu werden. Fn der leßten Versamm- jung der Ostindischen Compagnie, wo Herr D. Salomons den Krieg A Aiübanistan um rie Bestreitung der Koften desselzen p Dg

e, behauptete dieser aber, da a ten Traktat in eine ganz tributaire und abhängige Stellung von den

Beherrschern der Seiks in Lahore verseßt worden sey.