1842 / 184 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nach Afghanistan herbeigeführt, nicht einlassen zu können, und um so weniger, da man Úber das Schicksal der Garnison von Gisni und Kandahar noch in Ungewißheit schwebe. Nur im Allgemeinen berührte er daher die zur Sprache gebrachten Punkte. Er wies hin auf die bedrângte Lage der Ostindischen Finanzen, die man unmöglich als günstig betrachten fönne, wenn man bedenke, daß sich die Ausgaben der Ostindischen Regierung in: nerhalb der leßten 7 Jahre von 15,700,000 ‘Pfo. auf 19,300,000 Pfd. gesteigert und während derselben Zeit ein früherer jährlicher Ueberschuß von 1,500,000 Pfd. sich in ein Defizit von 2,400,000 Pfd. verwandelt habe, Schon aus diesem Grunde, ge er, müsse man unter allen Umständen mit der äußersten orsicht zu Werke gehen, und würde das Ministerium sh nicht zu einer un- bedingten eehaltnng der Politik Lord Aucklands verpflichten fónnen. Aber auch abgesehen davon, würde jede Verpflichtung der Art voreilig seyn, 6 lange man úber die neuesten Ereignisse und deren Einfluß auf den Stand der Dinge noch im Unklaren sey.

¿Was die Tendenz unserer Fudischen Herrschaft, sich zu erwci- tern , anbelangt//, bemerkte Sir R. Peel, „so fürchte ich, es liegt nur zu viel Wahrheit in der Behauptung, daß zwischen civilisirten Nationen und solchen , die weit unter ihnen stehen , auf Seiten der ersteren eine schr große Neigung vorhanden ist, ihre Herrschaft aus- zudehnen, um ihren Besißungen mehr Sicherheit zu verleihen. Aber dieses Argument läßt sich doch nicht ins Unbegränzte geltend machen, und man muß sich stets fragen, ob ein Kricg rathsam ist. Fch glaube shwerlich, daß man jenes Argument so weit treiben dürfte, eine Expedition gegen Chiwa oder die Occupation von Buchara da- mit zu rehtfertigen. Jeßt muß die Politik jedes besonderen Kric- es Éniter auf scine eigenen een Gründe sih stüßen, und man

ann kein so allgemeines Prinzip aufstellen wie die _Ausdeh- nung unserer Herrschaft. Bei einer früheren Gelegenheit depre- zirte ih die Erklärung cines chrenwerthen Herrn , daß er nicht einen Shilling zur Fortscßuug des Krieges in Afghanistan bewilligen würde. Jch deprezirte dies als eine zu vorschnelle Ents- scheidung. Andererseits bin ih aber auch nit geneigt, mich dafür zu verpflichten, daß Lo-d Auckland's Politik genau beibehalten werden müsse, denn dies muß von der Erfahrung abhängen , die ich in der ZuesHenteit gewonnen, und über die Veränderung der Umstände, welche eingetreten ist, bin ih eben so wenig Willens, ein Urtheil auszusprechen. Bedenkt man die Entfernung, in der wir uns von jenem Lande befinden , und die Ungewißheit , in der wir hinsichtlich der dortigen Ereignisse leben, so muß es unklug erscheinen , sich zu cinem bestimmten politishen Verfahren in Bezug auf Afghanistan zu verpflichten. Nur so viel darf ich im Namen der Restecang Fhrer Majestät versichern , daß dieselbe niemals vergessen wird, für Auf- rechthaltung des Britischen Waffenruhmes Sorge zu tragen, und daß kein Fall gröblichen Verrathes und Meineides unbestraft gelassen wer- den soll. Was den Unfall in Kabul an si betrifft, so is das cin militairische Kalamität und England stark genug, die Scharte auszu weten. Die Herrschaft Großbritaniens in Ostindien kann durch je nen Unglücksfall nicht Feten werden, und Niemand kann verzwei feln, wenn er auf die Beispiele von Muth und Kraft hinblickt, welch derselbe hervorgerufen hat. Fs es O des ausdauernde Muthes und der Entbehrungskraft Sir Robert Sale’s zu geden ken oder Zeugniß zu erhalten von dem Heldensinne der Dame, von der wir so viel gehört haben (lauter Beifallsruf ), und zu glau- ben, daß die Wirkung dieses Beispicles ausblciben werde und wir niedergeschlagen und entmuthigt seyn dürften? Unser Mißgeschick ist groß, aber nicht größer als Unglücksfälle, welche wir früber er- litten haben, und ih hege das grdßte Zutrauen zu der bewährten Kraft und Tapferkeit der Britischen Waffen, diese Niederlagen so weit durch sie gerächt zu sehen, daß das Vertrauen des Britischen Volkes zu seiner Suprematie in Ostindien nicht erschüttert werden wird, wie es denn überhaupt hoffentlih niemals wird erschüttert werden können.-/

Schließlich suchte der Premier- Minister durch Wiederholung seiner Aeußerungen in frúheren Debatten zu beweisen, daß weder er noch seine Partei die Polictif Lord Auckland's in Central- Asien aus einem so wenig ungünstigen Gesichtspunkte betrachtet hätten, wie Sir J. Hobhouse behauptet hatte.

Unterhaus. Sißung vom 28. Juni. (B. H.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses erschienen die Sherisfs von London als Deputirte des Londoner Magiskrats, um eine ‘Petition des leßteren zu Úberreichen, in welcher das Unterhaus gebeten wird, Maßnahmen zu treffen gegen die Überhandnehmenden, der Con- stitution Gefahr drohenden Bestechungen bei den Wahlen. Nach- dem darauf mehrere andere Petitionen eingebracht und einige lau- fende Geschäfte beseitigt worden waren, wurde Herr Walter, welcher sich bekanntlich geweigert hat, einer Citation des unter dem Vorsiße des Herrn Roebuck eingeseßten Ausschusses zur Unter- suchung der bei den Wahlen vorgefallenen Ungeseßlichkeiten Folge zu leisten, vor die Schranken des Hauses E Von dem Sprecher über den Grund seiner Widerseblichkeit befragt, erklärte er, jedem Befehle des Unterhauses selbst Folge leisten zu wollen, an der Beachtung der ihm von dem Ausschuß zuge- kommenen Citation aber behindert worden zu seyn, einestheils, weil man von ihm die Produzirung von Dokumenten, betreffend einen angeblichen Vergleich bei der Wahl von Nottingham, ver: langt habe, er aber solche Dokumente gar nicht besise, und an- derentheils, weil den Vorsiß im Ausschusse Herr Roebuck führe, der sich bei früheren Gelegenheiten so feindselig gegen ihn geäußert habe, daß er ihm unmöglich das Richteramt über sich zuerkennen könne. Herr Roebuck hatte unter Anderem einmal gesagt, wenn man durch verleumderische und shmähende Artikel der Times belästigt werde, so solle man nur ohne viele Umstände Herrn Wal: ter, den Eigenthümer dieses Blattes, durchprügeln, die Artikel wür- den dann schon von selbst aufhdren. Nachdem Herr Walter seine Erklà- rung beendethatteund wieder abgetreten war, trug nun Herr Roebu ck darauf an, daß das Haus beschließen solle, Herr Walter habe sich mor- gen vor dem Ausschuß einzufinden und seine Aussagen zu Proto- foll zu geben, und dieser Antrag wurde auch, vergeblich von ei- nem Paar Ultra-Tories, Sir Robert Jnglis und Oberst S i b- thorp, bestritten, nachdem sih Sir obere Peel und Sir George Grey, Leßterer unter Beantragung eines Verweises an Herrn Walter, für denselben ausgesprochen hatten, mit 223 gegen 77 Stimmen angenommen. Die Tagesordnung führte nun zu dem Antrage auf die dritte Verlesung der neuen Zoll-Tarif-Bill, welche zu einer mehrstündigen Debatte über einen Antrag des Herrn

Jer vis Veranlassung gab, den Britischen Dampfschiffen einen RÚck- Ÿ

zoll auf die von ihnen nach ihren Kohlenlagern im Au : portirten und auf der Rückfahrt fonsumirten Kohlen iu Podiiaen, Sir Charles Napier, Herr Hume, Herr Attwood und Lord Sandonunterstüßten den Antrag, den Herr Gladstone und Sir R o- bert Peel hauptsächlich aus dem runde bekämpften, weil er zu man- nigfachem Betrug Veranlassung geben würde. Endlich wurde der Antrag mit 80 gegen 42 Stimmen verworfen. Eben so, mit 93 egen 63 Stimmen, ein Antrag des Herrn Duncombe auf Ab: Lndernn des Zoll - Ansaßes für Zwiebelsaamen, und ein anderer

desselben Mitgliedes, auf Reduzirung des Korkzolles, mit 140 ge- pt 74 Stimmen: Die Tarif-Bill erhielt noch an diesem Abeud die dritte Lesung und passirte. Auch noch eine andere Bill, über die Einfuhr : Zölle in den Britischen Kolonieen, wurde in dieser Sigßung angenommen, nachdem ein Amendement des Herrn La- bouchere, welches die zollfreie Zulassung von Weizenmehl aus

brigen DBÚnschen für das gegenwärtige Kabinet nicht ihre Unabhängig-

Lcherweise erhalten worden, und ich bin überzeugt, daß Sir

794

den Vereinigten Staaten in Kanada bezweckte, mit 160 gegen 83, und ein Amendement des Herrn Gibson, gegen die Besteuerung des raffinirten Zuers bei der Einfuhr in die Kolonicen, mit 105 gegen 36 Stimmen verworfen worden war.

London, 29. Juni. Bengesbuit besuchten Jhre Majestät und Prinz Albrecht nebst dem König und der Königin der Bel: gier das CToventgarden- Theater, um die Kyesehrung von Meyer- beer's „Hugenotten“ von der Deutschen Opern-Gesellschaft zu hd- ren. Die hohen Herrschaften schienen von der Vorstellung sehr befriedigt; Prinz Albrecht besonders folgte der Musik mit der gespanntesten Aufmerksamkeit und mit sichtbarem Vergnügen. Die Deutsche Oper wird mit Ende dieser Woche geschlossen, weil ihre Einnahme die Kosten nicht deckt, und es würde mit den Finanzen noch schlimmer stehen, wenn nicht in den leßten acht Tagen die eeHugenotten“ beständig ein volles Haus gemacht hâtten. Auch wä- ren die Vorstellungen schon früher geschlossen worden, hätte nicht der Bassist Staudigl das Unternehmen fúr die lebte Zeit auf seine Gefahr fortgeführt, indem er sich lieber bedeutendem Verlust ausseßen, als die große Na: von Personen, die von dem Erfolg der Sache abhängen, in Noth gerathen lassen wollte. Die hiesigen Blätter fönnen das edelmüthige Benehmen dieses Künstlers nicht genug loben, und das Auditorium empfängt ihn im Theater stets mit dem lautesten Applaus. Dem von Herrn Staudigl gegebenen Beispiel der Selbstaufopferung sind nun auch die anderen bedeu- tendsten Mitglieder der Deutschen Oper gefolgt, die derselben fer: ner ihre Dienste weihen, ohne ihren persönlichen Vortheil zu be- rúsichtigen. So wurden denn in dieser Woche noch zwoeimal die „Hugenotten“ cufgeführt; vorgestern fand die leßte Vorstellung des „Fidelio“ statt, morgen wird noch einmal der „Frei: sch{chÚß6“ gegeben, und am Sonnabend wird ein Gemisch verschie- dener Opernstúcke den Beschluß machen. Von den Solo - Sân- gern haben in diesem Jahre die Damen Lußer und Stöckl-:Heine- fetter und Herr Staudigl den meisten Beifall gefunden; Chöre und Orchester, leßteres wieder unter der Leitung des Kapellmei- sters Ganz aus Mainz, eines Bruders der beiden Konzertmeister Ganz in Berlin, werden, wie früher, sehr gerühmt, und hiesige Blätter sprechen großes Bedauern darüber aus, daß bei so aus: gezeichneten Talenten im Einzelnen und bei so trefflichen Gesammt- wirfungen das Unternehmen im Ganzen nicht mehr Theilnahme und Aufmunterung unter dem Britischen Publikum gefunden hat.

Einer amtlichen Befanntmachung zufolge, soll die Einkom: men:Steuer zwischen dem 4. und 13, Juli in Kraft treten.

Der beunruhigende Nothstand der unteren Volksklassen in mehreren Landestheilen, von welchen die Deputation der Manu- faftur: Distrikte, die bereits eine Os beim Premier- Minister ehabt hat, in einem an die Mitglieder beider Häuser gerichteten Rundschreiben ein Schrecken erregendes Bild entwirft; hat ein Mitglied des Unterhauses veranlaßt, zu nächstem Donnerstag einen Antrag anzukündigen, des Jnhalts, daß es angemessen sey, Jhrer Majestät die Macht zu verleihen, mit Bestimmung ihres Gehei: men Raths, wenn es die Umstände erforderten, die Zdlle, welche die e des fremden Getraides regeln, aufzuheben oder herun- terzuseßen.

Aus Zrland geht die erfreuliche Nachricht ein, daß die hohen Preise der Kartoffeln, woraus bekanntlich schon so ernste Ruhe- stôrungen hervorgingen, auf allen Märkten des Landes gefallen sind.

D D aus Rio- Janeiro vom 26. April zufolge, war dort große Aufregung úber die Sklaven - Frage. Die Englische Korvette „Rose“ hatte nach Rio - ein Sklavenschiff mit 300 Negern aufgebracht, welches demnächst nah Jamaika abgehen sollte. Van erwartete, daß die diesjährige Lafetn Aerndte 1,200,000 Sâdcke mehr betragen würde, als voriges Jahr. Alle dortigen Magazine waren mit Europäischen Fabrikaten úberfúllt.

Der Marquis von Waterford hat allen seinen Pächtern we- gen seiner Vermählung auf ein Jahr den Pachtzins erlassen,

[I London, 28. Juni. Man hat die Bemerkung gemacht, daß das gegenwärtige Kabinet mitten in seinen parlamentarischen Triumphen und dem angeskrengten Bemühen, den Zustand des Landes selbst auf Kosten großer und drückender Lasten und Opfer zu verbessern, doch weniger ergebene Anhänger hat, als das vorige Kabinet selbst in den Tagen seines Verfalls und seiner Niederlage. Jn der Presse hat es feinen Vertheidiger oder Anhänger, dessen Lob nicht mit Meinungs-Verschiedenheit oder Opposition in Bezug auf irgend einen Gegenstand verbunden wäre. Die Times greift das Armen-Geseß mit der größten Heftigkeit an, stellt die Ange- messenheit und Gerechtigkeit der von Seiten der Regierung bewil- ligten UnterstÜßung zur Aufrechthaltung der sogenannten Privile: gien des Unterhauses, was aber eigentlich die Prärogative desselben lind, in Zweifel und betrachtet die auswärtige Politik des Kabi- hets mit Argwohn, weil dieselbe zu sehr unter dem Einflusse der Hon Lord Palmerston eingegangenen Verpflichtungen stehe, Die Morning Posk klagt über die Zunahme der Prinzipien des

Freien Handele und wirft Sir Robert Peel vor, daß er zwar die

Fonservativen Wähler im ganzen Königreiche nicht getäuscht, aber poch zugegeben habe, daß sie sich selb getäuscht hätten und die lätter, welche die Regierung unterstüßen, haben ihren

eit als Kritiker zum Opfer gebracht. : Es isst dies, wie mich dúnkr, ein schlagender Beweis von tärke. Man weiß, daß das gegenwärtige Kabinet hinreichend

F starf ist, um einen ziemlichen Druck von seinen Freunden ertragen Eu fönnen und die Folge davon ist, daß der Beistand dieser Freunde

unendlih mehr werth ist in der Stunde der Noth. Die Eng:

¿lische Presse ist, wie Sie wissen, schon seit langer Zeit von dem E Vorwurfe der Käuflichkeit frei und zwar aus dem einfachen Grunde, è weil ihr richtig verstandenes Jnteresse sie zwingt, ihre Unabhängig-

feit zu behaupten, um ihre Leser zu behalten. : Ein Haupt - Jrrthum der Whigs, und ih kann hinzufügen! anz besonders Lord John Russell’s, besteht darin, daß sie die Ubertriebene Einmischung des Unterhauses in fast alle Maßregeln der Regierung veranlaßt haben. Das Unterhaus is unstreitig eine große Versammlung, erwählt, um Gelder zu bewilligen, Gesetze zu erörtern und die Beschwerden des Volks zu untersu-

& chen, allein obgleich es fúr oder gegen die Existenz eines Kabinets

absolut entscheidet, so darf doch nicht zugegeben werden, daß die

} Politik des bestehenden Kabinets nach seinen Entscheidungen ge:

modelt werde. Die große Gefahr, welche in Frankreich und den Vereinigten Staaten hinreichend durch Beispiele dargtthan wor- den ist, beskeht darin, daß die exekutive Gewalt in Repräsentativ- Staaten alle ihre ursprüngliche Stärke in ihrer auswärtigen Politik, ihr System der Handels - Geseßgebung oder selbsk die Fragen über Abschließung von Verträgen und über rieg und Frieden dadurch * verlieren kann. Jn England ist die ganze Stärke der Regierung der Königin D Peel lieber sein Amt niederlegen, als sich in Gegenständen, wobei solche Einmischungen unpassend wären e dem Publikum oder dem Hause Vorschriften machen lassen würde. Er wird daher die

Erneuerung des Armengeseßes durchführen und seine eigenen An- sichten über die Fragen in Betresf des Wahlgesezes behaupten, wie er seine Prinzipien Úber Handels - Politik behauptet hat; ja, er wird, was noch schwieriger ist, über jene großen Fragen der auswärtigen Politik, die n von seinen Dorggageen in so ver- wickeltem Zustande úberli worden sind, in Stillschweigen ver- harren, da er in seiner Stellung weder das Geschehene tadeln, noch Uber die Zukunft dsfentlich prophezeien kann.

Wenn man daher eine Bemerkung des Premier : Ministers über unsere auswärtigen Verhältnisse liest, so muß man nicht ver- gessen, daß er feine vorbedachte Meinung aussprechen fannz ei ihm muß Alles ein Theil der Handlung der Regierung seyn, und es muß der Zeit úberlassen bleiben, die Motive und die wirk- liche Bedeutung der Worte, die zu der Zeit, wo sie gesprochen werden, beunruhigend erscheinen mögen, zu erklären. führe dies an, weil die scheinbare Erfolglosigkeit der Debatten über den Krieg in Afghanistan und die Sprache Sir Robert Peel's in Bezug auf die Verhältnisse von Großbritanien zu Rußland auf dem Kontinent zu Mißverständnissen führen könnten.

Die Ordonnanz des Königs der Franzosen, wodurch der Zoll auf Leinengarn und Leinenzeuge von 10 auf 20 und selbst auf 30 pCt, erbdht wird, ist so eben hier eingegangen. Es ist darin sehr deutlich ausgesprochen, daß man damit umgeht, Belgien von den Wirkungen einer Maßregel auszunehmen, die einzig und allein gegen die Englischen Fabriken gerichtet ist.

Velgien.

Brüssel, 30. Juni. Folgendes is, Belgischen Blättern zufolge, der wesentliche Jnhalt des neuen, von den Kammern be- reits genehmigten Geseßes úber den Primair -: Unterricht: Jede Gemeinde muß mindestens eine Primair-Schule haben; es sieht jedoch 1) zwei Gemeinden frei, sich über eine gemeinschaftliche Schule zu verständigen; 2) eine Gemeinde kann von der Ver- pflichtung, selbst eine Schule zu errichten , befreit werden, wenn durch Privat-Anstalten hinlänglich für den Primair: Unterricht gesorgt ist, Az Gemeinde kann ermächtigt werden, eine oder mehrere Pri- vat-Schulen in ihre Lokalität aufzunehmen, um skatt der Kommunal: Schule zu dienen, Die armen Kinder erhalten den Unterricht gratis; wollen jedoch die Aeltern nicht, daß ihre Kinder die Kommunal: Schule besuchen, so sleht es ihnen frei, sich das Schulgeld aus: zahlen zu lassen und ihre Kinder in eine beliebige Schule zu schik- ken, Die Leitung des Unterrichts in der Religion und Moral wird den Geistlichen Übertragen, und sie, so wie die ay e dntian ihrer Vorgeseßten, haben das Recht, zu jeder Zeit die Schule zu inspiziren. Die in die Schulen einzuführenden Bücher P in Hinsicht auf Religion und Moral der Genehmigung der Didzese unterworfen.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 29. Juni. (A. Z.) Jn den leßten Tagen ist eine S acta ‘an uns vorüber egangen, welche als charafteri- stisch für Deutsche Zustände erwähnungswerth scheint, Nachdem in Folge einer Päpstlichen Bulle auch hier die Aufforderung zu Gebeten für die Kirche in Spanien und zu Gewinnung des Ju- biläums-Ablasses von Seiten des erzbischöflichen Ordinariats erfolgt war, bemerkte man in den drei dazu verordneten Kirchen eine solche Theilnahme aller Stände, daß während der 14tägigen Andacht von Morgens bis Abends die Beichtstühle überfüllt waren und nach einer ziemlich genauen Berechnung noch heute in einer Stunde und in einer Kirche an 600 Personen die heilige Kom: munion empfingen. Es is dieses unstreitig ein merkwüÜrdiges Zei- chen der Zeit, das in Bezug auf den in der Hauptstadt Bayerns vorwaltenden kirchlichen Sinn mehr ausspricht, als Viele, die un: sere Zustände zu kennen vorgeben, sich selbst gestehen wollen.

Hannover, 29. Juni. (Hannov. Z.) Nach einer heute der allgemeinen Stände: Versammlung gemachten Mittheilung ist von der Regierung die baldige Publizirung des Geseßes über das Verfahren in Gemeinheitstheilungs- und Verkoppelungs-Sachen, so wie des Verkoppelungs-Geseßes, und des Geseßes über Erwei- terung der Kredit-Anstalt für Ablösungen in Aussicht gestellt.

Karlsruhe, 29, Juni. (Oberd. Ztg.) Die Differenzen, welche Úber den Fessungsbau von Rastadt schwebten, sind, wie wir aus glaubhafter Quelle vernehmen, ausgeglichen, und Rastadt wird nunmehr eine Hauptfestung im großen Maßstabe. Die Festungs- Kommission in Rastadt hat bereits die nöthigen desfallsigen Zn- skructionen von Frankfurt aus erhalten, und wir sind nun der sicheren Hoffnung, daß in Bâlde mit den Arbeiten begonnen wird, wozu an 6000 Arbeiter sogleich in Thätigkeit treten sollen.

Gießen, 29. Juni. (L. A. Z.) Gestern Nachmittag er: hob sich dicker Feuerrauch in Steinbach, einem Dorfe zwischen hier und Lich. Menschliche Hülfe strdmte schnell von allen Sei: ten herzu, gegen 40 Sprißen sammelten sich, aber dennoch wurde der bei weitem größte Theil des Dorfes in Asche gelegt. Ueber 50 Scheuern und eine etwas geringere Anzahl von Wohnungen sind zerstörte. Das Feuer hat sich gleich anfangs an verschiedenen Orten gezeigt, und dieser Umskand macht ein Gerücht nur um so wahrscheinlicher, nach welchem eine Bande von Zigeunern den Brand angestiftet hat. Diese waren in Steinbach“ gelagert, und furz nachdem sie weggezogen schlägt die Lohe empor. Sie sind sogleich verfolgt und 14 an der Zahl, zwei sind entsprungen, in Großlinden, an der Frankfurter Chaussee, eingeholt und gestern Abend noch hier eingebracht worden.

Hamburg, 4. Juli. (Börsen: Halle.) Welche saubere Berichte tiber von Hamburg aus in die Welt geschickt Tas den, um zu verkeßern, was bei uns geschieht oder nicht geidiede, ergiebt nachstehender von einem Englischen Blatte A ter Auszug aus einem Privatbriefe aus Hamburg. L M seine der Schreiber ein Übergewbhnliches Maß von Leichtgl elle cif bei seinem Adressaten vorausgeseßt zu a 1h gestüßt vielleicht auf dessen Unbekanntschaft mit Deutschem é inn und Deutschem Thun und Treiben; aber das Machwerk steht keinesweges einzig und allein in seiner Art da, sondern gar manche Deutsche Blâtter, denen man doch zutrauen dúrfte, daß sie um ihrer selbst willen bei solchen Gelegenheiten mit Vorsicht zu Werke gehen würden, enthalten neuerdings Berichte aus Hamburg, denen man es auf den ersken Blick ansehen kann, daß sie, wenn auch nicht so plump unwahr, wie der Englische Bericht, doch nur unlauteren Quellen entflossen sind. Bloße Tadelsucht stempelt noh niht zum Reformator, und die durchgreifenden Reformen, welche wie Jedermann eingesteht bei uns dringend nöthig sind, werden sicher am allerwenigsten da: durch gefördert, daß man, das Gute besonders in der Gesinnung, an welchem unsere Vaterstadt von jeher so reich gewesen ist, verkennend, seinen kritischen Scharfsinn z. B. nur an einer Anga: sogenannter „Boeksbeuteleien“ übt, an denen es bis Dato noch keiner eutschen Stadtund keinemDeutschen Landemangelt, wenn auch vielleicht hie und da die Formen weniger auffallend sind, in denen si solche Wi

li Jrivat- dersinnigkeiten darstellen. Dag vorermabate Sugishe Privae GEreIEN 7 (M0 Una N dil Widerle ung in sich selbst findendes und das wir nur als ein de soi „Der Betrag der für die Ab- Kuriosum mittheilen, lau er ist bereits mehr als hinreichend, gebrannten eingegangenen L iufzubauen, viel größer als der von aue Lene R Sraderheil, Die Einwohner von Hamburg dem Feuer zerstörte n, sich den Engländern dankbar zu bewei: sind weit entfernt d eiche dieselben bewiesen haben. Jm Ge- sen fúr die Freigebigfelt, "Gel nheit, sie mit Flüchen und Ver-

benußen le die ege , E E gentheile überhäufen, sie zu beschuldigen, daß sie die Urhe- wünschun en Let gewesen seyen nnd schreiben das auf die Eifer:

e Ee länder über die rasch steigende Handels-Wohlfahrt e 0 E und ihre Furcht, daß dasselbe binnen nicht langer Zeit Hie Mebenbu lerin Londons seyn werde,“ Es is bewunderns- werth, wie der Mann in so wenigen “Zeilen ein so großes Quan- tum von Unsinn zusammenzudrängen verstanden hat, mburg, 2. Juli. Endlich is die für Hamburg so leide nescheidung S und die Differenz zwischen Rath und Bürgerschaft gehoben. n dem heutigen Konvent sind nämlich die Antr ge des Senats in Betreff der Deckungsmittel für die Zinsen und der Tilgung einer zum Ersaß des Feuerkassen-Schadens zu fontrahirenden Anleihe, von der Bürgerschaft genehmigt wor- den. Den Jnhalt dieser Anträge habe ich bereits in meinem lebten Schreiben genauer angegeben; es werden demnach i ps Zinszah- lung und Tilgung angewiesen und von den Grund: igenthümern erhoben: 4 pro mille der Versicherungs-Summe der Jmmobilien, noch 1 pro mille mehr von den Staats-Gebäuden, 1" Ansaß der Grundsteuer von den in der General : Feuerkasse versicherten Grundstúcken (in der Stadt), 14 Grundsteuer von den übrigen Grundstücken (in der Vorstadt St. Pauli und dem Landgebiet); und zwar sind alle diese Abgaben auf so lange bewilligt worden, bis die Anleihe getilgt seyn wird, also vielleicht auf 400— 50 Jahre! tcachdem so für Zinsen und Tilgungs-Fonds gesorgt ist, wird es jeßt hoffentlich nicht schwer werden, die große Anleihe zu Stande zu bringen, zu welcher bisher noch nicht geschritten werden konnte; und es wird dann auch von dieser Seite dem Beginn des Wiederaufbaues der Stadt nichts mehr im Wege stehen, wie es bis jest allerdings der Fall war. Es sind nämlich nach der bestehenden Feuerkassen-:Ordnung die Eigener abgebrannter Häuser berechtigt, bei dem Beginne des Wiederaufbaues einen Theil der versicherten Summe von der Kasse ausbezahlt zu verlangen, und dies war, weil es dazu in diesem Augenblicke natúrlich an Geld fehlt, einer der Grúnde, warum die schon von vielen Grundbesißern erbetene Erlaubniß zum Wiederaufbau hat Men werden müssen. Ein anderer Grund zur Verweigerung jener Erlaubniß liegt freilich darin, daß Úber die künftige Einthei- lung der Straßen und Baupläge nach dem neuen Stadtplan noch keine definitiven Beschlússe vorliegen; allein dies ist nur in den- jenigen Straßen ein Hinderniß, in welchen etwas geändert wer- den soll; für diejenigen Gassen, welche in ihrer bisherigen Gestalt bleiben fönnen, ist die Rath- und Bürger-Deputation ermächtigt, die Erlaubniß zum Bau zu geben, und so können wir hoffen, bald wieder einige Häuserreihen aus dem Schutt emporsteigen zu sehen. Eine längere Verzögerung hätte leicht zu den größten Uebelständen und Verlusten führen und die Kalamität verdoppeln können. All- getnein is daher die Freude über den heutigen Rath: und Bür- gerschluß, der zudem mit einer Einhelligkeit gefaßt worden ist, wie sie nach den Abstimmungen im leßten Konvent kaum zu erwarten gewesen wäre; alles erklärte freiwillig, nicht nur das eigene Jn- teresse, sondern auch die eigene Ueberzeugung dem allgemeinen Be- dürfnisse zum Opfer bringen zu wollen, und die Anträge des Se- nates wurden nicht nur durch die Einstimmigkeit aller 5 Kurien sanctionirt, sondern auch in jedem einzelnen Kirchspicle waren die Minoritäâten so úberaus klein, daß, alles in einander gerechnet, un- ter den mehr als 700 Stimmen kaum 20 dissentirende gewesen seyn sollen.

Am Schlusse der Resolution der Bürgerschaft wurde noch der von einigen Kirchspielen votirte Wunsch hinzugefügt, daß von Staats wegen darauf Bedacht Noon werden möge, wie den Abgebrannten geholfen werden kdune, welche ihre Waaren, Mobi- lien 2c. bei der hiesigen Brand-Association versichert haben, Das freilich wird eine schwierige Aufgabe seyn!

Frankfurt a. M., 30. Juni. Vor der Börse wa- ren heute die Fonds sehr begehrt, und man erwartete, die Abrech- nung für Juni werde leiht und gut vorüber gehen. Gleich An- fangs der Börse zeigten sich aber viele Verkäufer; große Partieen aller Gattungen, und besonders in Integralen und Taunusbahn- Actien wurden an Markt gebracht, und die Verkäufe dauerten an bis um 2 Uhr, wodurch natürlich die Börse sehr flau schloß. Die Taunus: Eisenbahn-Actien wichen auf 3795 Fl. Sicher selle sich aber eine gúnstigere as der Börse bald her, da nur Lo- fal:Ursachen an der heutigen Flauheit schuld waren.

Der Königl. Preußische General-Musik- Direktor, Herr Meyer- beer, seßte heute Morgen die Reise nach Paris fort. Es ist er- freulich, zu vernehmen, daß er namentlich den Einfluß seiner neuen Stellung an der Königl. Oper in Berlin der Pflege der Deut- schen Oper zuwenden will.

Luxemburg, 27. Juni. Die Ständeversammlung des Groß- herzogthums is vertagt worden, Man meint, zum 20. Septem- ber werde sie wieder einberufen werden. _ Die erste Session hat deswegen eine so furze Dauer gehabt, wM die vorbereitenden Ar- beiten für die verschiedenen Anträge von dem Regierungsrathe noch nicht beendigt waren, Unter den wichtigen Angelegenheiten, worüber die Stände bei ihrer nächsten Zusammenkuuft Beschluß zu fassen haben, befinden sich ein Gemeinde-Gesebß, ein Geseß über den öf: fentlichen Unterricht, ein Geseß Úber die Pensionirung, ein Forst: Geseß, ein Geseß über Brúcken und Wege, die ordentiichen und die außerordentlichen it und die Feskseßung der Civil: Liste. Mehrere Mitglieder der tändeversammlung haben Anträge ge- stellt, wozu auch die von Herren Mes beantragte und von den Ständen einstimmig beschlossene Bitte an die Regierung gehört, daß sie Preußen “e den traurigen Folgen bekannt machen mödge, welche die frele

infuhr des Englischen Roheisens für die metallurgischen Gewerbs- zwelge Luxemburgs habe, und sich eifrig für die Erwirkung einer diesgengs:Steuer auf dieses Roheisen zu verwenden. Zu Gunsten e trages wurde angeführt, die Productions - Verhältnisse ca in England so günstig und der Transport nach Deutschland " 10 „daß England jeßt in Trier 1000 Kilogr. Roheisen für liéfern eg dr verkaufe, während Luxemburg sie nicht unter 140 Fr. Deutschl ine, Die Wohlfeilheit des Englischen Roheisens in burg gy die Wohlfeilheit der Kohle und der Toke raube Luxem- Dies 5 offnung, in Deutschland Eisen verkaufen zu können, ree augenscheinlich dadurch erwiesen, daß seit dem

A gefallen s, eurem Urgs an den Zoll : Verein der Preis des Eisens

795

Jtalien.

Nom, 20. Juni. (A. Z.) Zu Ende dieser oder Anfa nächster Woche werden die von der Pôâpstlichen Reglertnn in En land angefauften drei Dampfbdôte bei Fiumicino, Mündung des Tibers, erwartet. Der Papsk wird si zu der Zeit mit seinem Gefolge dorthin begeben, wo \chon alle Vorbereitungen zu seinem Empfange getroffen sind. Diese sehr flach gebauten Dampfbdte sind beskimmt, die aus der See kommenden Schisfe den Fluß hinauf zu schaffen, was bis jeßt durch Büffel geschah. Wichtiger noch is Kardinal Tosti’s Plan, durch diese Schiffe die im Sabi- ner: Gebirge gefundenen Steinkohlen in den Handels - Verkehr zu bringen, wodurch dem Staat eine neue bedeutende Einkommens- quelle erwachsen muß. Capitain Cialdi, welcher mit Römischen Matrosen diese Dampfböte in England abholt, findet bei seiner Rückunft den Befehl vor, sh nah Aegypten zu begeben, wo er im vorigen Jahre mit den Geschenken des Papstes für Mehmed Ali gewesen is. Diesmal gilt die Reise der Abholung des Obe- lisfen, den der Vice-König Sr. Heiligkeit geschenkt hat. Es ist dies jener schône Obelisk, der von den Gelehrten mit dem Namen des Sesoskris belegt ist, während er beim Bolk in Aegypten nach dem Erzvater Abraham benannt wird. Schon mehrere Fürsten hatten zu seinem Besiß Lusk gehabt, Mehmed Ali aber hatte sich dieses Kunstwerks nicht entäußern wollen. Jeßt bekommt es Rom, das damit die Zahl seiner Aegyptischen Spibsäulen auf zwölf bringt.

Palermo, 20. Juni (A. Z.) Es ist bekannt, daß die Ver- einigung einer Menge Grundstücke in einer Hand und dazu noch in todter Hand eines der ersken und größten Hindernisse ift, welche sich der Entwickelung des Ackerbaues in Sicilien und dem Aufblühen des Wohlstandes entgegenstemmen. Schon früher hatte der König dekretirt, daß diejenigen Grundstúke, welche ohne Kul: tur im Besiß von Klöstern oder anderen hohen und niederen Kirchen-:Behörden geblieben, auf ewigen Erbpacht egeben werden sollten, Es scheint aber, daß man von dieser Seite keine Lust hatte, dieser Vererdnung nachzukommen, wohl auch der Ansicht war, daß die weltliche Macht kein Recht habe, sich in die Ver- waltung des Kirchen-Vermögens zu mischen. Der König ist nun aber wiederholt ins Mittel getreten und hat befohlen, daß die frúhere Verordnung ohne ferneren Aufschub befolgt werde. Ueberhaupt fehlt es nicht an mancherlei Antrieb zu Reformen. Eine so eben erschienene Schrift empfiehlt die Einführung von Sparkassen. Sie schildert die Sitten dieses Volkes trefflich und findet eben darin das Haupthinderniß, welches sich solchen Anstalten entgegenstellte, Ohne Zweifel wird der König, welcher jede Gele- ee gern und mit Eifer benußt, um den Wohlstand seines Bolks zu fördern, der Sache seine Aufmerksamkeit schenken. Auch

eine Diskonto : Kasse, die Sicilien abgeht, bringt die erwähnte

Schrift zur Sprache. An Kapitalien selbst ist im Lande fein Mangel, wohl aber fehlt das allgemeine Zutrauen, und dieses könnte nur dann erweckt werden, wenn die Regierung sich durch Bethei- ligung mit einer Anzahl Actien bei einer solchen Anstalt interessiren würde, aber freilich dürfte sie dieselbe nicht für eigene Rechnung führen oder durch ihre Beamten verwalten lassen, sondern müßte sich mit der Ueberwachung begnügen.

Spanien.

, Madrid, 22. Juni. Heut wurden die neuen Minister der Königin vorgestellt und später ‘fand ein Kabinets - Conseil statt, worin energische Beschlüsse ‘in Bezug auf Catalonien und besonders auf Barcelona gefaßt worden seyn sollen.

Die dem Herrn Gonzalez ergebenen Deputirten haben eine Versammlung gehalten, um sich über die zu befolgende Politik zu berathen, s wurde sodann eine Deputation an den Conseils: Präsidenten abgesandt, um ihn der Unterstüßungen jener Depuktir- ten zu versichern, wenn die Regierung, den Ruhestörern gegenüber, sich fest und strenge zeige. Der Minister erwiederte, daß dies eben die Absicht des neuen Kabinets sey.

Man glaubt, die Regierung, welche in großer Geld: Verlegen- heit ist, werde die Vorschläge der St, Ferdinands-Bank annehmen,

Túrkei.

Konstantinopel, 15, Juni. (Oe sterr. B.) Am bten d. M. hat sih der Sultan mit zahlreichem Gefolge auf den Plaß ver: fügt, wo der neue Pfortenpalast aufgeführt werden soll, und da- selbst unter den herkömmlichen Ceremonien den Grundstein zu demselben gelegt.

Der ehemalige Ottomanische Botschafter am Londoner Hofe und seitheriges Mitglied des Reichs - Conseils, Schekib Efendi, welcher mit einer speziellen Sendung an den Fürsten der Wallachei beauftragt ist, hat am 13ten d, M. diese Hauptstadt am Bord des gprinanys L,“ verlassen, um sich úber Gallaß nach Bukarest zu

egeben,

Da die bis jeßt als Kontumaz-Anstalt benußte Kaserne von Kuleli wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben wer- den muß, so hat die Regierung den Enktschlufßi gefaßt, im Fener Bagdschessi ein großes Quarantaine-Gebäude aufführen zu lassen. Die Plâne hierzu sind bereits entworfen worden, und erwarten nur noch die Bestätigung des Sanitäts-Nathes. ;

Den neuesten Nachrichten zufolge sind die unlängst in Aiwali ausgebrochenen Unruhen gedämpft worden, nachdem die dahin ab- geschickten Türkischen Kriegsschiffe ungefähr 1100 Mann Solda- fen ans Land geseßt hatten, und einige von den Haupt : Rädels- führern nah Konstantinopel abgeführt worden waren.

Vereinigte Staaten von Nord- Amerika.

New-York, 15. Juni, (Bödrsenhalle.) Die Verhand- lungen wegen Regulirung der Nord-Oskt-Gränze zwischen den Kom- wifsarien von Maine und Massachussetts einerseits, und Herrn Webster, als Bevollmächtigten der Unions: Regierung, andererseits, sind in Washington eröffnet worden, und man glaubt, daß sie wohl fünf bis sechs Wochen dauern werden,

Jm Repräsentanten-Hause des Kongresses hat Herr Fillmore bei Gelegenheit der Diskussion über die neue Tarif-:Bill mit 112 gegen 96 Stimmen den Beschluß darchgesebt, daß darüber bera- then werden solle, ob nicht der beskehende Tarif vorläufig bis zum 1, August d. J. zu prolongiren sey. Dem Entwurfe gemäß soll nâmlich der neue Tarif schon am 1. Juli in Kraft treten, Die über diese Frage eröffnete Debatte ist noch nicht beendigt.

Aus New-Orleans wird berichtet, daß daselbst abermals drei- zehn der auf dem Zuge nach Santa von den Mexikanern zu Gefangenen gemachten Bürger der Vereinigten Staaten, die Santana hatte in (A: pu eben lassen, angekommen seyen ; sie sollen ihre Freiheit der Verwendung des Britischen und des Fran- zösischen Gesandten und des Preußischen Konsuls verdanken, und man wollte nach Berichten aus Vera Cruz wissen, daß Santana die Absicht habe, sämmtliche Gefangene freizugeben, da er ihren

Aus Texas wird gemeldet, daß Präsident Houston einen außerordentlichen Kongreß zum 27. Juni zusammenberufen D d und im Osten der Republik Truppen zusammenziche. Zwei Mexi: kaner, die jenseits Corpus Christi efangen und nah Galveston gebracht worden waren, hatte er sofort in Freiheit seßen lassen.

T E

Inland. Posen, 1. Zuli. (Pos. Z) Als Beitrag zu den in den Zeitungen vielfah erwähnten Beweisen der Liebe Tad Anhänglich- keit, mit welcher Se. Majestät auf Allerhöchstihrer Reise bis osen überall empfangen worden sind, dürfte noch zu bemerken seyn, wie von Schwerin a. d. Warthe aus der Eingang in fast jedes Dorf mit einer Ehrenpforte geschmückt war; überall waren die Bauern,

gepußt mit Bändern und Blumen, versammelt, um ihrem verehr- ten Könige das erste Lebehoch darzubringen. ) n

Königsberg, 1. Zuli, Heute is der Ober-Präsident von Preußen, Herr Bötticher, hier eingetroffen.

Von Danzig sind bereits 7 Königl. Reisewagen hier ange- langt. Dieselben werden später nah Memel gebracht, um nach erfolgter Landung Sr, Majestät des Königs in Memel zur Rück- reise benußt zu werden.

Köln, 30, Juni, Gestern, am Festtage der Apostel Petrus und Paulus, dem Kirchweihfeste der Domkirche, hatte das von einem Vereine von Dombaufreunden angeordnete ländliche Fest auf der reizenden Rheinau zum Besten des erhabenen Werkes des

Dombaues, vom herrlichsten Wetter begünstigt, bei einer Theil: nahme von fast 2500 Personen statt. Harmonieen der Musik- Chóre vom 28sten Jnfanterie- und Aten Dragoner-Regimente, so wie der 7ten Pionier-Abtheilung, wechselten mit den Gesängen der Liedertafel und mehreren gemeinschaftlich gesungenen Liedern abz geschmúckte Kähne shwamnen um die Jnsel, aus welchen bald die Harmonieen der Musik-Chöre, bald der Donner der Böller erscholl. Mehr als 400 Domabbildungen verschiedenen Werches (unter anderen die neueste von S. Boisserée besorgte perspektivische Ansicht des Domes, ein Heft der Ansichten vom Kölner Dome mit v, Binzer's Texte und kolorirte Blâtter der Chor-Apostel des Doms) wurdcn nach gezogenen Nummern an die Damen vertheilt. Bei einge- tretener Dunkelheit wurde die ganze ZJnsel beleuchtet, und von verschiedenen Stellen zeigten Transparente und mit buntfarbigen Lichtern geschmückte Obelisken passende Jnschriften und Wappen der Deutschen Stämme, die sich bereits durch Beitritt zum hiesi- gen Central-Dombau:-Vereine an dem großen Werke der beabsich- tigten Vollendung des Kölner Domes betheiligt haben. Ein Geist belebte die zahlreiche Versammlung, die sich erst spàât am Abend trennte: es war jener gute Geist der Ausdauer und Eintracht, der die beste Bürgschaft für die Erfüllung des Wunsches is, den Dombau in unserer Zeit vollendet zu sehen.

Berlin, 4. Juli. Aus einem uns vorliegenden, so eben er- \cheinenden R Kartenwerke zur Geschichte des Deuktschen Landes und Volkes ersehen wir, daß dasselbe zugleich für die Ver- lags-Handlung, von der es heute ausgegeben wird, eine historische Bedeutung hat. Heute vor hundert Jahren nâmlih wurde die Kunst- und Landkarten- Handlung von Simon S chropp und Comp. in Berlin, deren jeßiger Besizer Herr B. F. W. Tuch is, gegrundet. Bei den mannigfaltigen Beedlenen, die sich die

Unterhalt zu kostspielig finde.

genannte Handlung um die geographische Wissenschaft erworben und bei dem Rufe, dessen sie sh in ganz Deutschland erfreuc, mochte diese Notiz auch für einen größeren Kreis nicht ohne Interesse seyn.

Hamburgs Staats-Verfassung und Verwaltung. Eine publizistishe Skizze.

2 Hamburg, Ende Juni. Da das unglúckliche Schi Hamburgs gegenw rtig die Blicke der Deutschen Bundesz ena mit ungewöhnlich warmer Theilnahme auf diese alte freie Stadt gerichtet hat und einzelne Momente ihres Staatslebens in diesem Zeitpunkte auch von allgemeinerem Interesse sind, so dürfte vielleicht eine furze Darstellung der Grundzúge ihrer Verfassung nicht un- I En T e die ae Mingniffse eines Zeitungs-

rtikels kein tieferes Eingehen in die oft wei Min erlauben. Z E f: R ie in ihrer jeßigen Form seit Anno 1712 bese ende V er- fassung entwickelte „sich vor Jahrhunderten S 04s durch gesteigertes Bedürfniß motivirt aus der Altsassischen Ge- meinde-Verfassung. Die Gemeinde wählte zur Leitung ihrer bf- fentlichen Angelegenheiten einen „Rath aus ihrer Mitte, emanzi- pirte ihn gewissermaßen, indem sie ihm die Erwählung seiner Mit- glieder aus der Gemeinde Úberließ, und stellte ihm nur fúár die wichtigsten Gegenstände erfahrene Bürger zur Seite. Die spâte- ren Entwickelungen geschahen immer folgerichtig aus einem Flar- bewußten, leitenden, in den meisten Fällen das demokratische Ele- ment gegen aristokratische Richtungen bewahrenden Prinzipe und jederzeit nur durch Bedürfniß und Nothwendigkeit der veränder- ten Zeiten und gesteigerten Ansprüche an den Staat hervorgeru- fen, Jn Folge der in Hamburg mit seltener Einmüthigkeit zu Stande gebrachten Kirchen-Reformation trat die innige Verschmel- zung von Staat und Kirche ins hellste Licht, ein Prinzip, an dem aus Mie, penesie Verfassungs - Redaction von 1742 nichts zu ân- e nd.

“Oberster Grundsa6 ist: die hoch ste Gewalt (die Souve- rainetät) steht dem Rathe und der Erbgesessenen Wdcdarkben "e meinsam zu; sie wird ausgebt durch Konsens beider Theile in den Versammlungen des Raths und der Erbgesessenen Bürger- schaft (durch die sogenannten Rath- und Büúrgerschlússe in den s0- genannten Rath: und Buürger-Konventen), Gegenstände der Aus- übung der höchsten Gewalt sind, mit Ueber ehung aller Civil- und Kriminal-Sachen, aller Streitigkeiten der Gewerke unter sich und aller an sich geeigneter, noch nicht durch Verhandlung mit den bürgerschaftlichen Vorbereitun s - Kollegien gehörig gereifter Sa- chen, Beliebung neuer oder Erklärun und Abänderung alter Ge- lege sowohl Verfassung, Justiz als dministration und alle dahin gehbrigen E ¿ B. Kreirung und Dotirung von Aem- tern 2c. betreffend, ferner: Regulirung des Staats aushalts Steen und Steuer-:Bewilligungen, Verwendung der Einkünfte) im ‘Allgemeinen, Ratifizirung der mit dem Auslande geschlosse- nen Bündnisse und Verträge, Ertheilung von Privilegien.

Der Rath (Senat), bestehend aus i Bürgermeistern und 24 Senatoren (zur Hälfte Juristen, zur Hälfte Kaufleute) nebst 4 gewissermaßen die Stelle von Staats- Ministern vertretenden

4 Sekretarien, Syndiken mit nur berathender Stimme und aus deren

ergänzt sich zwar selbst, dabei ist jedo die Búrgerschaft, Mitte d hlt, e einen e Parteilichfeit aussbueb r Wahlmodus, fo wie durch Geseße úber Unwählba Ver-