1842 / 185 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Es is eine neue Spaltung in der sogenannten constituctionel: len Linken entstanden. Herr Billault, Unter-Staats-S ecretair im

dandels : Ministerium- unter dem Kabinet vom 1. März, hat die

andidatur im drittey Arrondissement von Paris angenommen, nach- dem er sie anfangs abgelehnt hatte; er tritt dort als Gegner des ausscheidenden ministeriellen Deputirten Legentil auf. Da einige Wäh- ler das angebliche gute Einverständniß zwischen Herrn Thiers und Herrn Billault in Zweifel gezogen hatten, so hat der Leßtere, um diese Zweifel zu zerstreuen, ein Schreiben in das Journal du Com: merce einrúcken lassen, worin folgende Stelle vorkbommt: „Jch fann mit meinem ehrenwerthenFreundeHerrn Thiers nicht über alle Punkte der inneren und äußeren Po- litif einerlei Meinung seyn; wo wären auch die Menschen, unter denen eine solche Jdentität herrschte ? Aber während ich meine vollfommene Unabhängigkeit bewahre, trenne ich mich nicht von unserer Partei, und ih glaube, daß eine neue Zerspaltung der Opposition, obgleich zu allen Zeiten beklagenswerth, doch am Vor- abende der Wahlen ganz besonders verhängnißvoll und ungeschickt seyn würde,“ Diese Stelle beweist Eines, nämlich, daß Herr Billault heutzutage weniger mit Herrn Thiers Übereinstimmt, als zur Zeit des Ministeriums vom 1. März. Er sagt zwar nicht, Über welche Punkte er mit dem ehemaligen Conseils:Präsidenten nicht einerlei Meinung is; aber so viel is gewiß, daß die Meinungs - Verschie- denheit existirt. Herr Billault ist jener kleine, lebhafte, geistreiche Deputirte, der in diesem Jahre so großen Lärm auf der Tribúne machte und die Vorschläge der Herren Ducos und Ganneron úber die Zulassung der Kapazitäten und über die Jnkompatibilitäten so lebhaft unterstüßte; er war es auch, der bei Gelegenheit des Dutchsuchungs - Rechts jene lebhaften und langen Kämpfe gegen Herrn Guizot unternahm, und endlich war es derselbe Herr Bil- lault, der auf der Tribüne die Worte des von Herrn Jsambert heimlicherweise gelesenen Briefes an den Justiz - Minister, worin von einer Aussonderung der Geschworenen die Rede seyn sollte, offenbarte. Man sicht, Herr Billault is ein ziemlich bekannter Mann und daß er der Empfehlungs-Schreiben der Herren Barrot und Berryer nicht bedarf.

Auch Herr Thiers giebt Empfehlungsschreiben ; er unterstüßt seinen Freund, Herrn Chambolle, Haupt - Redacteur des Sièecle, eifrig bei den Wählern von Bourbon-Vendée. Das Schreiben des Herrn Thiers is sehr drollig: er macht Herrn Chambolle zu einem großen Schriftsteller und sodann zu einem großen Politiker. Nun muß man aber wissen, daß Herr Chambolle in der Depu- tirten-Kammer niemals den Mund geöffnet hat, daß er das eine Mal, wo er die Tribüne bestieg, stecken blieb und daß er in den Kommissionen immer ein absolutes Schweigen beobachtet. Sein Talent als Schriftsteller kann man aus den Artikeln des Siècle beurtheilen; denn weiter hat er nichts geschrieben, Diese Artikel sind eine Art schwerfälliger und langweiliger Protofelle; hat man den einen gelesen, so kennt man sie alle, und man fann sagen, daß das Siècle 365 Mal in einem Jahre denselben Artikel bringt. Herr Thiers behauptet jedoch in dem Cirkular an die Wähler von Bourbon-Vendée, daß Herr Chambolle einen großen Einfluß auf die Französische Presse ausúbe und ein Schriftsteller vom größten Verdienste sey. Herr Chambolle ist nichts weiter, als eine von den Mittelmäßigkeiten, welche die Juli- Revolution und die Opposition emporgebracht haben. Er war zur Zeit des Herrn Carrel“ einer der wüthendsten Redacteure des Natio- nal und seine Artikel zogen diesem Blatte zwei Prozesse zu. Seitdem steht er selbst an der Spiße eines Journals, er ist vorsichtiger geworden und in eine Monotonie verfallen, über welche die gesammte Presse sich lustig macht. Das Schreiben des Herrn Thiers is übrigens eine vollendete Mystification, die nur zum Nachtheil des Herrn Chambolle ausschlagen kann. Sein Gegner ist Herr Paulze d’Jvoy, ein ehemaliger Präfekt, der, wie es scheint, als er sich an die Wähler von Bourbon-Vendée wandte, sich auf Herrn Thiers berufen hat, der ihn indeß nicht für seinen politi: schen Freund anerfenuen wollte.

Herr Emil von Girardin hat sih bekanntlich in den Wahl: Kollegien von Bourganeuf und von Castel-Sarrazin als Kandidat gemeldet. Seine Feinde, deren er viele hat, haben eine Broschüre, eine Art Schmähschrift gegen ihn herausgegeben, die an die Wäh- ler von Bourganeuf und Castel-Sarrazin gerichtet ist, Herr von Girardin will nah Beendigung der Wahlen einen Prozeß deshalb anhängig machen. Er besißt das Talent, große Erbitterung gegen sich zu erregen, und es vergeht fast fein Monat, wo er nicht einen Streit oder einen Prozeß zu bestehen hat. Es is Übrigens ein sehr energischer, sehr intelligenter Mann, der Allen, die ihn an- A tand hâlt. Wir halten seine Erwählung in Bourganeuf für gesichert.

Seit etwa acht Tagen zeigt sich an der Börse eine ziem- lih bedeutende Neigung zum Sinken. Die Opposition sieht darin ein trauriges Zeichen für das Ministerium und benußt die- ses Sinken im Juteresse der Wahlen. Wir glauben jedoch, daß dies der Politif vóllig fremd is, und ganz einfach mit der Aus- zahlung der Rothschildschen Anleihe zusammenhängt. Dies mäch: tige Haus, welches der Börse diejenige Bewegung giebt, die ihm am günstigsten is, hat fein Jnteresse dabei, daß in diesem Augen: blicke ein Bielacn stattfindet, das eintreten wird, wenn die Cou- pons der von ihm übernommenen Anleihe ausgegeben werden.

Großbritauieu uud Jrlaud.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. S ißung vom 23. Juni. Den Beschluß der Debatten über die Expedi: tion nah Afghanistan machten die Lords Palmerston und John Russell, die, als Mitglieder des vorigen Ministeriums, namentlich der Erstere als ehemaliger Minister der auswärtigen Angelegen- heiten, ein besonderes Motiv und Jnteresse hatten, ihre Ansichten Uber die in Central-Asien befolgte Politik auszusprechen.

Lord Palmersion gab dem Premier-Minister vollkommen Recht, daß er im Juteresse der dfentlichen Angelegenheiten nicht nur die Vorlegun 2E verlangten Dokumente, sondern auch das Eingehen auf eine Diskussion über die Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit der bither befolgten Politik verweigere. Er selbst vertheidigte diese Politik nur schr im Allgemeincn gegen die Angriffe, welche Herr d’Jsraeli auf dieselbe gemacht haite. Man habe, sagle er, davon ge- sprochen- daß das Minisierium auf die Autoritát fompetenter Beur- theiler nicht das gehdrige Gewicht gelegt habe, aber mit Unrecht. Denn abgesehen davon, daß der General-Gouverneur von Ostindien, Lord Auland, dem man doch die Kenntniß der betreffenden Verhält- nisse nicht absprechen ate ganz zu demselben Entschlusse gekommen sey, wie das Minifterium selbs, ohne daß darüber vorher zwischen ihnen Mittheilungen gewechselt worden ; #0 habe schon im Fabre 1836 der damalige Britische Gesandte in Persien, Heer Ellis, 7rklärt daß man den Persern nicht gestatten könne, ihre Autorität über Afghani- stan auszudehnen, ohne die Britische Suprematie über Ostindien zu gefährden, und scin Nachfolger, Herr Mac Neill, habe dicselbe Mei-= nung geäußert. Ueberdics habe Sir Alexander Burnes, den man als cinen [e entschiedenen Feind des Zuges nah Afghanistan darstellen wolle, in Briefen aus der Mitte des Jahres 1838 wiederholt erklärt, daß eine wichtige Krisis eingetreten sey und die Politik mit kräftigen Maßnahmen einschreiten müsse, um Dost Mahomed zur Räumung von Kabul zu zwingen, Lord Aucklagnd habe einiges Bedenken ge-

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iragen, kräftig einzuschreiten, und da sey es gerade Sir Alexander Burnes gewelen, welcher erklärt habe, der Stand der Dinge werde diesen Bedenklichkeiten des General - Gouverneurs sehr bald ein Ende machen. Lord Palmerston las hier Stellen aus Brie- fen von Sir A. Burnes vor, um dies zu belegen. Seit Jahren abe man Persien als eine Schranke gegen die Ucbergriffe Rußlands betrachtet. Den zwischen Persien und Großbritanien bestehenden Traktaten zufolge, dürfe ersteres keincm Europäischen Truppen-Corps den Durchmarsch nah Ostindien gestatten „- wogegen England seine Vermittelung, im Falle der Bedrohung Persiens durch eine fremde Macht , und seinen thätlichen Beistand versprochen habe, sobald die Unterhandlungen fehlschlügen. (et!) Seit der Thronbesteigung des jeßigen Schachs habe sich indeß gefunden , daß Persien gencigt sey, dem Geiste jenes Traktats, welcher die Suprematie Großbritaniens bezwecke, entgegenzuhandeln und scin Gebiet ostwärts, nach der Gränze von Ostindien hin, auszudehnen, wodurch Leßteres jeder Macht pretegege- ben seyn würde, welche Persien ihrem Einflusse zu unterjochen verstände. Lange Zeit habe die Ostindische Regierung jede Fntervention in die Ange- legenheiten Afghanistans zurückgewiesen. Der rechtmäßige Beherrscher des Landes, Schach Sudjcha, \chon seit 1809 vertrieben, habe wieder- holt vergebens um Britische Fnierventiou nachgesucht ; aber als flar geworden, daß Afghanistan nicht länger neutral bleiben solle, daß Per- sten es unterjochen und zur Brücke nach Ostindien machen wolle, die jede Europäische Macht, welche sich im Kriege mit England befäude, würde haben benußen können, da ey es die Pflicht der Regierung ge- worden, dafür zu sorgen, daß Afghanistan in das System der Briti- tischen Politik eingeschlossen würde.

¿-Die Maßnahmen-/, fuhr der Redner fort, „welche man zur Erreichung dieses Zweckes crgrif, waren von dem günstigsten Erfolge begleitet, und die Unfälle, welche sich neuerdings ercignet haben, dürfen eben so ea eincu Einfluß auf die Beurtheilung der Po- litif der Regierung äußeren, wie der Verlust eines Linicunschiffes in cinem Seekriege bei Beurtheilung der Entstchung des Krieges würde in Betracht gezogen werden. Man hat gesagt, daß die Regierung jebt nur die Niederlage der Truppen zu r cher habe und dann Afgha- nistan und die Politik , welche dessen Besißnahme diktirte , verlassen müsse. Die Ehre der Britischen Waffen muß allerdings wiederher- gestellt werden, doch nur die Schuldigen mdge man strafen , nicht aber cin ganzes Land nebst allen scinen Gu igen Bewohnern ins Verderben flürzen. Aus bloßer Rache ist der Versuch nicht zu unternehmen , die Beitischen Streitkräfte in Afghanistan wieder in den Stand zu seßen, wie vor der Katasirophe von Kabul, vielmehr muß man zugleich die Schranke behaupten, welche die Politik Lord Auckland’s in Afghanistan gegen jede Bedrohung Ostindiens auf- führte, und mehr als kühn wäre der Minister zu nennen , der diese Schranke wieder cinrcißen wollte.// i

_ Schließlich vertheidigte Lord Palmerston noch die allgemeine Po- litik des früheren Ministeriums gegen die Angriffe des Herrn d’Fsraecli. Er wics auf das Resultat dieser angeblich sysiemlosen Politik hin, nämlich darauf , daß während des zehnjährigen Bestandes derselben der Friede in Europa bewahrt geblieben scy, und ¡nor ohne Beein- trächtigung der Ehre des Britischen Namens, ohne daß Großbritanien von der hohen Slufe unter den Nationen Europa's herabgestiegen sey, welche es beim Beginn des Whig - Ministeriums eingenommen. Die Britische Nation im ans so wie die úbrigen Nationen und Regierungen Europa’s, hâtten sich denn auch stets bercit bezcigt, der angefochtenecn Politik der Whigs die Gerechtigkeit zu gewähren, welche ihre Gegner im Parlamente ihnen zu verweigern gencigt schic- nen, Was die Vorlegung der verlangten Dokumente betrese, so habe die vorige Regierung diese Dokumente aus Gründen zurücgehalten,

jeßige Minisierium cbenfalls billige.

Dieser Erklärung ungeachtet glaubte auch Herr Hume au Vorlegung der Dokumente bestehen zu müssen, da er gern mi eigenen Augen und nicht nach Maßgabe der ministeriellen Ansich ten über die Verhältnisse Urtheilèn*" wolle. Nachdem nun no Lord John Russell im Sinne Sir Robert Peel's degen di Vorlegung der Dokumente *gésprochen hatte, wiewohl er zugleich erflârte, daß er fúr seine Person gern in die Vorlegung willigen wúrde, erklärte Herr Baillie, seiae Motion zurücknehmen zu wollen, aber Herr Hume bestand auf Abstimmung, und so wurde der Antrag, wie schon berichtet, mit 75 gegen 9 Stimmen ver- worfen.

London, 29, Juni, Der hiesige Verein gegen die Korn: geseße hielt vorgeslern in seiner Halle cine gedrängt volle Ver- sammlung, welcher außer Abgeordneten der 64 Neben- Vereine auch die mehrerwähnten Deputirten aus den nördlichen Fabrik-Distrik- ten beiwohnten, Der Vorsißende äußerte, daß er die gegenwärtige Versammlung fúr eine der wichtigsten erachte, welche der Verein jemals gehalten habe, und forderte dann den Secrecair zur Ver- lesung des Einladungs-Rundschreibens auf. Dasselbe besagt, daß eine allgemeine Zusammenkunft von Abgeordneten aus allen Theilen des Königreichs am 5, Juli gehalten werden solle; daß der Verein zur Mitwirkung eingeladen worden und daher in der gegenwärtigen Versammlung Maßregeln er- griffen werden sollten, damit die Hauptstadt bei der allge: meinen Zusammenkunft würdig vertreten sey. Zu diesem Ende fordert das Rundschreiben alle Zweig: Vereine auf, Berichte zu entwerfen und Abgeordnete zu ernennen, Nach Verlesung des Cirfulars wurden von dem Vorsißenden vier Beschlüsse vorgeschla: gen und einstimmig angenommen, Der erste derselben verlangt vom Parlamente die unverzúgliche Ergreifung von Maßregeln zur Abwendung des dem Lande drohenden Unheils aller Art; der zweite bezeichnet als dringendste dieser Maßregeln die Aufhebung der Korngeseße; der dritte betrifft die Absendung von Deputationen an sämmtliche Parlaments - Mitglieder, um ihnen die geeigneten Vorstellungen zu machen, und der vierte erklärt Regierung und Parlament für alle Folgen, welche aus Nichtbeachtung dieser Vor- stellungen erwachsen würden, allein verantworclich,

London, 1. Zuli. Jhre Majestäten der Kbuig und die Königin der Belgier werden, dem Vernehmen nach, ihren Aufent- halt am hiesigen Hofe nicht bis Über die Mitte der nächsten Woche ausdehnen.

Ql Nachmittag wird im auswärtigen Amte ein Kabinets- rath gehalten, welchem alle Minister beiwohnen, Sir James Graham, der Minister des Junern, hatte gestern im Oberhause eine lange Unterredung mit dem Lord Ober-Richter Tindal und den beiden Richtern, die in dem Prozeß gegen Francis den Vor- siß geführt hatten, und es soll dort das Schicksal dieses Verbre- chers definitiv entschieden worden seyn; man glaubt, daß gleich nach Beendigung des heutigen Kabinetsraths der gefaßte Beschluß werde veröffentlicht werden.

Die Ratificationen der seit langer Zeit hon \{chwebenden Verträge zwischen Großbritanien und Texas sind am Dienstag, 28sten v, M., unter den beiderseitigen Bevollmächtigten, dem Grafen Aberdeen und Herrn Ashbel Smith ausgetauscht worden. Es sind deren drei: ein Freundschafts:, Schifffahrts - und. Han- dels-Traktat, ein Traktat zur Vermittelung der Verhältnisse zwi- chen Mexiko und Texas durch Großbritanien und ein Traktat, der das gegenseitige Durchsuchungs -Recht zur Unterdrückung des Afrifanischen Sklavenhandels bewilligÇ, Sie wurden im Jahre 1840 unterhandelt und im November jenes Jahres durch Lord Palmerston „und General Hamilton abgeschlossen,

ie Vollmachten zur Ratifizirung der beiden ersteren waren son

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lange in England, aber ihre Ausführung ward so lange aufgescho- ben, bis auch die Ratificationen des lebten Traktats zugleich mit ausgetauscht werden fonnten, Durch den zweiten der Traktate erbietet sich Großbritanien unter folgenden Bedin ungen zur Ver- mittelung zwischen Texas und Mexiko: Ersteres hâtte eine Mil- lion Pfd, St, von der Mexikanischen Staatsschuld zu übernehmen, falls leßteres die Unabhängigkeit der neuen Republik anerkenne und in elne befriedigende Feststellung der Gränzlinie zwischen beiden Ländern willige. Man hofft, daß dieser Vertrag den sofortigen Frieden zwischen Texas und Mexiko zur Folge haben werde.

Sir R. Peel wurde in der gestrigen Sißung des Unterhau- ses von Herrn Milnes darüber befragt, wie es sich mit dem Ge- rúcht verhalte, daß die Preußische Regierung dem Deutschen Zoll: Verbande den Vorschlag gemacht habe, die Einfuhr-Zblle auf ge- wisse Wollenwaaren, angeblich. auf die aus Wolle und Baumwolle gemischten Zeuge, zu erhöhen, worauf der Premier-Minister zur élntwort gab, daß der Preußische Gesandte bis jeßt von einer solchen Absicht seiner Regierung durchaus nichts wisse, und daß dies ein von Frankfurt a. M. ausgegangenes Gerücht zu seyn scheine. Das- selbe soll der Minister schon am Sonnabend einer Deputation aus Bradford geantwortet haben, und die öffentlichen Blätter meinen, daß dies die Fabrikanten in Yorkshire sehr beruhigen werde, Zu- gleich erklärte Sir R. Peel, die Preußische Regierung habe sich erst neuerlich sehr zufrieden über den neuen Britischen Tarif ge- äußert und die Versicherung hinzugefügt, daß sie jener aus freiem Antrieb von Seiten Großbritaniens ergriffenen Maßregel in ent- sprechendem Geiske zu begegnen wünsche.

Ein Antrag des Herrn G, Knight auf Vorlegung von Ab- schriften der im verflossenen September vom Kaiser von Rußland erlassenen Ukase, in denen der Antragsteller die «Vernichtung der leßten Ueberreste der Polnischen Verfassung“ finden wollte, wurde ohne Abstimmung genehmigt, da auh Sir R. Peel nichts dagegen einzuwenden hatte und nur jedweden Gedanken an eine feindselige Einmischung von Seiten Englands in die Sache der Polen fern halten wollte, da eine solche Vorausseßung diesen Leßteren selbst nur nachtheilig werden könnte.

Belgien.

Brüssel, 1. Juli. Von mehreren Seiten wird das Gerücht verbreitet, daß die Polizei politischen Umtrieben auf der Spur scy. Die Sache soll jedoch von keiner Wichtigkeit seyn.

Der König wird schon morgen von England zurückerwartet.

Der Lynx hat sich mit dem Messager de Gand ver-

schmolzen.

Xx Brüssel, 30. Juni, Die Französische Ordonnanz, welche den T (nel Leinen - und Hanf- Fabrikate so bedeutend er- höht und eine Vergünstigung Belgiens nur für den Fall ander- weitiger Konzessionen für die Französischen Weine, Seidenwaaren und Salze in Aussicht stellt, hat hier, wie leicht zu erachten, einen um so größeren Eindruck gemacht, als man das bisherige Nichterscheinen der Ordonnanz als Beweis eines nahen Ab-

welche, wie aus der Erklärung Sir Robert Peel's hervorgehe, das F schlusses der mit Belgien angeknüpften Verhandlungen anzuschen

bercchtigt war. Der theilweise Grund dieser Verzögernng rührt freilich auch von Seiten der Belgischen Regierung her, indem die Prätentionen des Französischen Kabinets, die Nichtausübung einer Hârte gegen Belgien b durch neue Konzessionen - abkaufen zu lassen, einen ernstlichen Rúckblick auf das ganze Benehmen Frank: reichs seit 1836 hervorrufen mußten. Während die zu Gunsten Bel- giens gemachten Zoll:Erniedrigungen eine nach der anderen illusorisch geworden, hat Frankreich selbst für seine Weine, Seidenwaaren, wol: lene Túcher u, s. w. einen ungeshmälerten und immer wachsenden Vor- theil bezogen. Der Belgische Leinenhandel hätte um so mehr auf die Beibehaltung des Status sollen rechnen dúrfen, als dieser Handel seit 5 Jahren von 27 Millionen auf 20 Millionen Fr. gefallen ist und noch fällt, Die Belgische Regierung befindet sich jeßt in einer mißlichen Lage, wo die Entscheidung nach der einen so wie der anderen Seite hin mit Gefahren verbunden is, Soll sie, wenn auch nur fürs erste, provisorisch Repressalien ergreifen, und namentlich den Einfuhrzoll der Französischen Weine erhöhen ? so würde sie dadurch die Französische Regierung in eine eben so mißliche Stel: lung den Wein: Departements gegenüber verseßen, allein Belgièn selbst würde sich dadurch einen nur sehr zweifelhaften Vortheil verschaen. Soll sie den Zoll auf die Seidenwaaren erhdhen? Eine solche Erhdhung würde nur die Schmuggelei begúnstigen. Nimmt man den ge- genwärtigen „Zustand zum Ausgangspunkte, ohne die Vergangen- heit zu berüsichtigen, so könnte Belgien die verlangten Konzes- sionen für die Französischen Weine u. \. w. gewähren, weil es keine similairen Produkte hat und die Leinen:Ausfuhr Belgiens in einem höheren Grade, als die Einfuhr der im Zoll erniedrigten Franzd- sischen Waaren, sich vermehren dürfte. Allein die Regierung darf nicht aus den Augen verlieren, daß sie mit diesen Konzessionen die besten Mittel aus der Hand giebt, um einen ausgedehnteren Handels-Traktat abzuschließen, Das Französische Kabinet würde dadurch den großen Vortheil erhalten, alle Theile des Landes zu- friedenzustellen, die Belgische Regierung hingegen dadurch haupt- sächlich nur den Flandernschen Provinzen zur Hülfe kommen und die Eisen-Fabrication und die S teinkohlen-:Jndustrie in dem jeßigen drúckenden Zustande belassen und sie dürfte daher in den Kammern bei einem so einseitigen Vertrage einen starken Widerstand von Seiten der Deputirten der Wallonischen Provinzen finden. Frei: lich wird auch jeßt noh, besonders über die Einfuhr des Belgischen Eisens, unterhandelt, allein es ist fast keine Aussicht vorhanden, daß die Französischen Kammern einen solchen Vertrag ratifiziren werden. Bedenkt man nun noch, daß das Französische Kabinet von Belgien verlangt, seinen Tarif auf die Quai der Englischen Leinen: Fabrikate ebenfalls zu erhdhen, eine Ma regel, die England besonders im gegenwärtigen Augenblicke sehr beleidi: gen würde, so ist das Bedenken der Belgischen Regierung leicht erklärlich. Und doch bleibt fúr die Regierung fast keine andere Ausflucht übrig, als die Konzessionen zu gewähren. Damit würde dann aber die weitere Aussicht auf einen ausgedehnteren Handels- Vertrag mit Frankreich abgeschnitten werden, und man würde dann auch gewiß Unterhandlungen aufgeben, die schon seit einem Jahre dauern und die bis mit zu dem Resultate geführt haben, daß Belgien die Erhaltung des siatus quo mit neuen Konzessio- nen erkaufen muß. 4

Der Rapport über das Elementar-Unterrichtsgeseß is jeßt erschienen und wird auch im August zur Diskussion kommen. Wir werden später darauf zurückommen, wollen jedoch schon jeßt bemerken, daß er uns im gemäßigten Geiste abgefaßt zu seyn scheint. Der Verfasser desselben, einer der jüngeren H upter der katholischen Meinung, ist zum Gouverneur der wre s Luxem- burg ernannt worden. Es steht F erwarten, daß derselbe die an- gemessene politische Umsicht und Mäßigung haben wird, um nicht einen Parteifkampf in einer Provinz anzufachen, welche demselben bis jeßt fremd geblieben ist,

E T E T Ee T mner

fan OOOOREDOO O E! O O S T E Anw T R T O T

Deutsche Bundesstaaten.

2, Juli, Trob des bedenklichen Regens po D wir doch bis jeßk eîne fast súdli Hiße, die in der Sonne bis auf 30 Grad Reaumur At Tr dieser roßen Trockenheit stehen in Sachsen fast alle Feldfrü

T t, besonders der Wein verspricht große Ergiebigkei ausgez cane, weit und breit Alles verbrannt, un

In Böhmen dagegen is ! se. Der Elb ) : traidepreise. Der Elbstand nimmt imme seben jevt Pran E Bohemia“, das Prager Dampfschiff, welche

tioher die Communlcation Jvishen Hier und Tetshen ffe die die Sächsische Schwelz 0de : P und viel geringeren Tiefgang als unsere inländischen Dampfschisfe hat, liege jet brach. Der gewöhnliche schiffbare Wasserstand be- tráat bei Dresden 2000 Ctr. Schifffracht, ist aber jeßt bis nahe E gesunken. Es wáre fúr die Sächsische Schifffahrt schon viel gewonnen, wenn man dem nächsten Landtage wenig- stens einen Plan zur Beseitigung der 18 Jnseln und der vie- len Kies- und Sandrücken vorlegte, welche, da sie sich von Zeit zu Zeit noch vergrößern, bei niedrigem Wasserstande die Schiff: fahrt hemmen, und den in Sachsen 16 geographische Meilen lan: gen Lauf der Elbe nicht nur höchst unregelmäßig, sondern vorzüg- lih für Dampfschiffe wegen des leichten Brechens der Räder 0- gar gefährlich machen, /

Die Eisenbahn machte einige Wochen lang schlehtere Ge- schäfte als vor dem Jahre. Man kann es nicht genug bedauern, wenn die Actionaire noch nicht einschen gelernt haben, daß Bil: ligkeit der Personen- wie der Güter- Fracht die nächsten Vorbe- dingnisse jeder Eisenbahn-Rentabilität sind, Jn Belgien zahlt der Passagier für eine geographische Meile 13 Pf. bei uns 45 Pf., d. h. 3% so viel, als Minimum. Würde bei uns dies Minimum um die Hâlfte herabgeseßt, oder noch eine Ate und 5te Wagenklasse mit etwa 30 und 18 Pf. für die Meile, als leßter Saß, ceinge- richtet, so würden alle Bauern, beurlaubte Soldaten, Handwerksbur- schen, arme Krämer, Hausirer :c. die Bahn noch mit Profit benußen fönnen. Gingen schon früh %& 5 Uhr und Mittags 1 oder 2 Uhr Extra- Úge blos zwischen den einzelnen Städten, so würden alle anwohnenden a die z. B. nach Dresden und Leipzig Vieh, Früchte, Brod, Butter 2c. bei guter Zeit hereir.schasfen, die Bahn frequentiren. Nur müßte freilich auch der Waaren- Transport auf die Hâlfte der jekigen Säbe herabgebracht werden, weil hier wenigstens für Hauptbahnen der wahre Gewinn zu suchen is. Warum gehen denn noch so viele von Dresden nach Leipzig gerichtete Waaren, vorzúglich schweren Gehalts und wo nicht periculum in mora ift, auf der Heerstraße per Achse nach Leipzig, warum nicht per Eisen- bahn? Weil die Frachtsäße zu hoch sind, und weil es bis jebßt immer noch an großartigen Transportmitteln zu Fortschaffung al: ler Stoffe, der schwersten wie der leichtesten fehlt. Welche Massen Güter fönnéten nur allein in der Nacht, wo die Frachtzüge liegen bleiben müssen (warum weiß eigentlich Niemand), fortgeschafft wer- den! Ob übrigens, wenn man zum Muster die N Bahn: Administrationen nähme, sich die unsrige niht um Vieles verein: fachen und verwohlfeilern ließe, bleibe dahingestellt.

Der Dresdener Gewerbe - Verein, vor mehreren Jahren be- ründet, besteht jeßt aus nahe an 300 ordentlichen Mitgliedern, An den leßten Wochen wurden in demselben einige sehr interessante Vorträge über mehrere auf Dampfkraft, Gasbeleuchtung „, Eisen: bahnen 1. bezügliche Gegenstände gehalten. Es wäre zu wünschen, daß dieser Verein zu Zeiten Einiges aus seinen Verhandlungen durch den Druck veröffentlichte. R

Jn Dresden zählt man jet ausschließlich des Militairs, der Fremden :c. 70,000 Evangelische und Reformirte mit 22 und 4700 Katholiken mit 18 Geistlichen, so daß bei jenen 3185 auf 1, bei diesen nur 261 auf 1 Seelsorger kommen, also ein Abstand von 12:1, Jn ganz Sachsen wohnen 1,684,300 Proteskanten und Reformirte mit 1090 und 30,360 Katholiken mit 70 Geistlichen, Es fommen also bei jenen úber 1545, bei den Katholiken über 433 auf 1 Seelsorger, ein Abstand von 35:1. Die Protestanten und Reformirten haben 877, die Katholiken 25 Pfarrelen. Es Fommen demnach bei jenen 1920, bei den Katholiken 1214 Reli- gions-Verwandä auf 1 Pfarrei, und ist hier das Verhältniß wie 30: 19,

Stuttgart, 29, A (Württ. Bl.) Die Stände-Ver- sammlung ist am Schluß ihrer Arbeiten. Jn der 124sten Si6ung der Abgeordneten-Kammer (vom 27. Juni) wurde über das Bud: get abgestimmt und dasselbe mit 81 gegen 1 Stimme (die des Abgeordneten von Oehringen, Dr. Duvernoy) angenommen, Die einzelnen Abstimmungen waren in diesem Fall wie gewöhnlich motivirt, da in denselben jedes Mitglied gewissermaßen sein po: litisches Glaubensbekenntniß niederlegt. Zu der Modification des Staats: Schulden - Zahlungs - Statuts hatte die stkandesherrliche Kammer ihre Zustimmung ertheilt, und diese Maßregel wird so- mit Landesgeseß werden. Die Straf-Prozeß-:Ordnung scheint wie die Eisenbahn-Frage vorläufig unerledigt zu bleiben. Noch in der leßten Sißung war eine Bittschrift von Stuttgarter Bürgern um durchgreifende Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfah- rens und Einfuhrung des Anklage-Prozesses eingelaufen,

Haunover, 2. Juli, Seine Majestät der König haben gestern Rotenkirchen verlassen, um sich nach Ems zu begeben.

XX Frankfurt, 2. Juli, Der Bundestags - Gesandte der freien Städte, Herr Bürgermeister Pr. Smidt, wird anfangs der nächsten Woche Bremen verlassen, um seinen Posten hier einzu: nehmen. Vor einigen Tagen is Herr Senator Pr, Souchay von hier nah Stuttgart abgereist, den Verhandlungen des Kongresses des Zoll: Vereins beizuwohnen.

Jn leßterer Zeit ist mehrfach von einer sogenannten Son- nengas-Compagnie gesprochen worden, welche die Beleuchtung un: serer Stadt mit einem billigen und hellbrennenden Gas überneh- men wolle, aber schwerlich zum Zwecke gelangen wird, Dagegen will die Konktinental - Compagnie aufs neue Unterhandlungen mit unferer âlteren Gas - Compagnie wegen des Erwerbs deren Eta: blissements anknüpfen und wird, da fle annehmbare Bedingungen stellt, wohl auch einig werden. Wir haben dann sichere Aussicht, daß nicht allein die Kontinental - Compagnie alsdann die Gasbe- leuchtung der Stadt übernimmt, sondern auch den Privaten ein Gas liefert, das um die Hälfte billiger ist als unser atte Harz- gas, das mit 25 Fl. fúr 1000 Kubikfuß bezahlt werden muß.

Unsere Börse zeigte heute und geftern eine sehr nublose Stim- mung, die indessen nicht als das Herannahen eines politischen Kon- fliftes zu betrachten ist, sondern darin liegt, weil die auswärtigen

isen aus Lokal-Ursachen, momentan alle sehr matt sind. an fann sagen, daß der Esfeften-Handel je6t fast Null is, Das Meiste 9es{ah in den leßten Tagen in den Taunus-Eisenbahn-Actien, in eee chen eine hier verweilende hohe Person ansehnliche Einkäufe aus- führen lies, Und dennoch stehen die Actien nur 379 l, was um e uffallender, da der vorige Monat eine überaus glänzende Fre- Aund der Taunusbahn lieferte, es fuhren 90,837 Personen (im 3246 B41 82,326) und 46,533 Fl, 34 Kr. (im Juni v. J. [“% Fl, 52 Kr.) wurden eingenommeü,

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Desterreich.

Grás, 25. Juni. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Bordeaux, welcher auf der Reise nach Kirchberg unsere Stadt be- rührte, scheint sih wieder sehr wohl zu befinden, Er brachte einige Tage bei der Frau Herzogin von Berry im Schloß Brundsee zu, wo Dr. Wathmann aus Wien sich Über seinen Gesundheits- jofaad sehr günstig ausgesprochen und übereinstimmend mit dem Ir, Bougon dem Prinzen die Wiederaufnahme der bisher aus- geseßt gebliebenen Reit : Uebungen angerathen hat. Der gute Er- folg, mit welchem Se. Königl. Hoheit diese Uebungen wieder be- gonnen, beweist, daß von dem früher erlittenen Unfall keine nach- theilige Spur zurückbleiben wird.

Pesth, 25. Juni. (Agramer Z.) Jn der am 7. Juni begonnenen vierteljährigen General-Congregation des Pesiher Ko- mítats wurde unter Anderem berichtet: Nachdem Se. fürstliche Guaden der Reichsprimas auf die richterliche Ermahnung, im Sinne des 14ten G.-Art, 1647, die durch sein Cirkular erlassene, die gemischten Ehen betreffende, das Geseß verlezende Verordnung aufzuheben, in der geseßmäßigen Frist nicht antwortete, faßten die Stände den Beschluß, daß in jedem einzelnen Verweigerungsfalle hinsichts der Einsegnung gemischter Ehen, mit dem verweigernden Geistlichen zugleich dem Reichsprimas ein Prozeß gemacht werde.

Schweiz.

Geuf, 23, Juni, (A. Z.) Der erste politische Akt der neuen Genfer Verfassung, die Wahlen für die Bildung des neuen „Großraths“, sind nun fask beendigt und fielen bisher sehr im konservativen Sinne aus. Für zwanzig Doppelwahlen und Ab- lehnungen werden morgen nachträgliche Wahlen vorgenommen, Größtentheils sind die vorigen Mitglieder des alten reprásenta- tiven Raths wieder gewählt worden und unter ihnen viele pa- triotishe, nicht einer politischen Ansicht blind ergebene Männer, gleich fern von frystallisirtem Stillstehen, wie von politischer Steeple-chase. Zwei Hauptredner und Führer des alten „Z. März“ und der Konslituante, Oberst Rilliet - Constant und Dr. Baum- artner, haben, unzufrieden mit dem Erfolg, ihre Erwählung m radifalen Wahl - Kolleg St. Gervais ausgeschlagen, ja leßterer hat in einem Brief an die Wähler dieses Kollegs die An- sicht ausgesprochen, daß aus der Antipathie der Landschaft und ei:

nes großen Theils der Stadt ziemlich klar hervorgehe : der „3. März“ habe sich durch seine Wünsche irre leiten lassen; er habe sich in der Hoffnung auf eine Majorität getäuscht; die Genfer hätten die neue Constitution nur deswegen angenommen, weil sie des Strei- tes múde seyen; im Grunde wollten ste feine Wahl-:Reform, kein Pe- titionsrecht, feine Jnitiative der Großräthe u. s. w.; wenn dem wirk: lich so sey, so dürfte die neue Conslitution von 1842 höchstens Ein Zahr dauern 1c. Diese Ansicht theilen sehr Viele, Merkwürdig ist die aus den Wahlen des radikalen St. Gervais hervorgehende, viel be- sonnenere sich dem Konservatismus nähernde Stimmung. Denn seine ehemaligen hochgestellten Wortführer Pr. Baumgartner, Rilliet- Constant, James - Fazy, Carteret hatten von 1188 Stimmenden nur 829, 814, 793 und 782; die gemäßigten und besonnenen Män- ner hingegen: Hofmann 1067, Moulinie 1032, Dr. Fauconnet 895 und L. Pons 894 Stimmen. Es ist dies eine für den Kon: servatismus sehr erfreuliche und beruhigende Erscheinung; wenig erfreulich dagegen ist der Mangel an jungen unterrichteten, talent- vollen und patriotischen Männern dieser Partei. Der Katholicis- mus ist als ge lP lassene Phalanx aufgetreten, hat aber großen- theils tüchtige Männer gewählt; auf die 176 Mitglieder des Groß: raths fommen 50 Katholiken. :

Zu den berühmten Männern, welche Genf seit furzem ver- loren hat, gesellt sich nun auch Sismonde de Sismondi; er un- terlag einer schmerzhaften Krankheit, welche ihn seit einiger Zeit im Hause festhielt und ihn verhinderte, an den lezten Arbeiten des Verfassungs-Rathes Theil zu nehmen.

Spanien. Madrid, 23. Juni. Der General Zurbano hat den Be-

fehl erhalten, sich mit 9 Bataillonen nach Catalonien zu begeben und dort die Ordnung wiederherzustellen, Gleichzeitig sind den Civil: und Militair:Behörden jener Provinz energische Jnstructionen zugesandt worden. An die Stelle des Generals Zurbano is Don Ramon Casteneda zum kommandirenden General in Biscaya er- nannt,

Man glaubt, die Session werde am 30, Juni oder am 1. Juli geschlossen werden. Das neue Ministerium beeilt die parlamenta- rischen Arbeiten so viel wie möglich und die Deputirten verlangen nichts weiter, als in ihre Heimat zurúckzukehren. Man behaup- tet, das Budget werde nicht mehr zur Erbrterung kommen, das Ministerium werde vielmehr die Verlängerung desselben bis zum Ende des Jahres und die Ermächtigung zur Erhebung der Abga:

ben verlangen. Türkei.

Konstautinopel, 15. Juni. (A. Z.) Jun einer diploma: tischen Konferenz, welche diese Woche bei Herrn von Bourqueney stattfand, rieth Sir Stratford Canning zu den energischsten Maß: regeln, nun die Syrische Frage endlich einmal zum Vortheile der unterdrückten Christen des Libanons zu beendigen. Herr von Bourqueney unterstüßte seinen Vorschlag aufs kräftigste, auch Oesterreichs Repräsentant trat dieser Meinung bei. Herr von Titoff (der Russische Repräsentant) aber soll sich dahin ausgespro: chen haben, daß er glaube, daß jeßt noch nicht der gunstige Mo- ment hierzu gekommen sey und daß das in diesem Augenblicke zu unvoraussehbaren Verwickelungen führen könne. úte S0

Sir Stratford hat einen Sommerpalast in Therapia für vier Monate gemiethet, den er diese Woche beziehen wird. Der Bau des Englischen Gesandtschafts-Hotels in Pera wird in kurzer Zeit beginnen, Eine ungeheure Summe soll dazu bestimmt seyn und es eines der prachtvollsten Pera’s werden, _

Ein hiesiges Englisches Handelshaus, Black, hat seine Zahlun- gen eingestellt, Es war eines der angesehensten und solidesten hie- sigen Häuser. Die Zahlungs-Summe soll sich auf 16 Millionen Piaster belaufen. Gestern fand eine General: Versammlung der hiesigen Gläubiger statt, in welcher beschlossen wurde, Herrn lack noch einen Monat Frist zu geben, Allein man befürchtet sehr, daß auch dieses zu keinen viel günstigeren Resultaten führen werde,

Man spricht wieder viel mit großer Zuversicht von allerlei und wichtigen Veränderungen im hiesigen Miniskerium, nament- lich vom Sturze JZzzet Mehmed und Risa Pascha’s und von der ZurÜäckberufung Reschid Pascha’s. Die zu erwartenden Verände- rungen sollen ganz im Sinne der Partei der Reform seyn.

Smyrna, 12. ae Man liest im Echo de l’Orient: „Es wird die bevorstehende Erscheinung einer unter dem Titel : „Die gute Hoffnung“ in Hebräischer Sprache zu Smyrna zu ver- ösfentlichenden Wochenschrift gemeldet. Die- Redaktoren dieses Journals wollen dadurch ihren israelitischen Brüdern im Orient

Gelegenheit verschaffen, die in den übrigen Welttheilen vorgehen- den Begebenheiten kennen zu lernen, und wir zweifeln nicht, daß sie zu einem Unternehmen, dessen Zweck und ichtung den ent- schiedensten Beifall verdient , bei allen ihren Glaubensgenossen in Eutopa n im Orient nachdrückliche Unterstüßung fin- en werden.“

Jnuland.

Berlin, 5. Juli. Das neueste amtliche Verzeichniß des Personals und der Piat, auf der biesige Kine Ee drich - Wilhelms - Universität enthält für das laufende Sommer- Halbjahr an immatrifulirten Studirenden auf derselben: in der theologischen Fakultät 368, der juristischen 509, der medizinischen 362 und der philosophischen 413, zusammen 1652; und außer diesen an nichtimmatrifulirten, aber zum Hören der Vorlesungen berech- tigten 417; so daß die Gesammt - Summe aller die riemen besuchenden 2069 beträgt.

Trier, 29. Juni. (Trier. Ztg.) Jn der gestrigen Sibung des Königl. Regierungs - Kollegiums hat der Ober-Präsident von Schaper von demselben in einer Rede Abschied genommen, welche Namens des Kollegiums der Königl. Ober - Regierungs - Rath und Abtheilungs - Dirigent Herr von Westphalen beantwortete. Jn beiden Reden sprach sih Herzlichkeit und das schmerzliche Gefähl der Lösung eines Verhältnisses aus, in welchem beiderseits mit Einigkeit und gemeinschaftlichem Eifer für das Wohl des hiesigen Departements gewirkt worden. Ein wohlthuendes Zeugniß für

scin thatfräftiges erfolgreiches Wirken wird dem verehrten hohen Staats-Beamten auch die allgemeine Theilnahme seyn, welche sich úber sein Scheiden von dem Departement, das ihn liebgewonnen und verehrt, in offener herzlicher Weise kund giebt. s ist der erfreulichsle Beweis, daß Verdiensten um das allgemeine Wohl die dffentliche Dankbarkeit stets zur Seite geht,

Bonn, 28. Juni. (K. Z.) Der bisherige Regierungs:Be- vollmächtigte und Kurator der Rheinischen Friedrich : Wilhelms- Universität, Herr Geheime Ober-Regierungsrath von Rehfues, hat über den Zustand des Stipendienwesens auf der hiesigen Univer- sität und die dafúr bestimmten Kirchen - Kollekten während der Jahre 1834 bis 1841 einen „Rechenschafts-Bericht“ veröffentlicht, aus welchem wir folgende Zahlen entnehmen. Sämmtliche in den acht Jahren an unbemittelte und würdige Studirende vertheilte Gelder betrugen zusammen 45,296 Rthlr, 22 Sgr. 11 Pf. An diesen Wohlthaten, hatten Theil:

thlr. Sgr. Pf.

R 380 Studirende von evangelischer Religion mit 11,397 15 1253 » » fFfatholischer » » 32881 22 11 48 » » israelitischer » m L 15 Die Gesammt: Summe von 45,296 Rthlr. 22 Sgr. 11 Pf. war entstanden : Rthlr. Sgr. Pf. a. durch den Beitrag aus der Universitäts: Kasse 24,000 b, durch besondere Stiftungen 3,873 29 10 c. durch die Kirchen - Kollekten 17422 23 1 Das Kapital-Vermögen des UnterstÜßbungs-Fonds ist bis zum Rechnungs-Abschluß von 1841 auf die Summe von 12,783 Rthlr. 10 Sgr. angewachsen.

Boun, 30. Juni. (Köln. Z.) Nachdem der akademischen Behörde, Rektor und Senat der hiesigen Universität die offizielle Nachricht zugekommen war, daß der Kdnigl. Geheime Ober-Regie- rungs-Rath, Herr von Rehfues, aus seinem Amts-Verhältniß als Königl. Regierungs-Bevollmächtigter und Kurator der Friedrich- Wilhelms - Universität ausscheide, wurde eine Depuctation aus der Mitte jener akademischen Behörde gewählt, aus dem Rektor und den fünf Dekanen der Fakulcâten bestehend, welche sich zu dem Herrn von Rehfues auf sein benachbartes Landgut verfügte und gegen denselben den Ausdruck des Dankes im Namen der Königl. Universität und aller zu ihr gehörigen Personen aussprach für die vielfachen erfolgvollen Förderungen, deren die Anstalt und ihre Glieder sih während einer so langen Reihe von Jahren durch die einsichtsvollen und thätigen Wirksamkeiten des Herrn von Rehfues zu erfreuen hatten.

Magdeburg, 2. Juli. Ein schónes Fest hat in diesen Tagen die Herzen der Bürger froh bewegt und die Straßen un- serer Stadt mit einer schaulustigen Menge gefülle. Am 1. Juli feierten wir den Tag, an welchem vor 25 Bl der Ober-Bür- germeisler Francke, auf den Wunsch der Bürgerschaft an die Spike der städtischen Verwaltung berufen, das Amt übernahm, welches er diesen langen Zeitraum hindur in ungeshwächter Kraft zum Heil und Segen der seiner Leitung anvertrauten Kommune be- leidet hat. Die Erinnerung an die verdienstvolle Wirksamkeit des Mannes, von welcher innerhalb- der Mauern und in der Umge- bung der Stadt dem Kundigen zahlreiche stumme Zeugen Beweis geben, und die auf wahrste Hochachtung gegründete Liebe, die ein biederer Charafter und ein wohlwollender Sinn in aller Herzen gepflanzt hat, erweckten in allen Kreisen der städtischen Bevölke- rung den Wunsch, den Jubeltag fünfundzwanzigjähriger Amts- führung in einer Weise zu feiern, welche der Ausdruck so ergebe- ner Gesinnung seyn könnte. (Die ausführliche Beschreibung des schönen Festes befindet sich in der Magd. Ztg. vom 4. Juli.)

Die Sonnen: Finsterniß vom Ss. Juli.

| Bei dem Jnteresse, was eine Sonnen - Finsterniß, besonders eine größere, zu erregen pflegt, erlaube ich mir, die genaueren Zahlen - Angaben für die hiesige Sternwarte herzusezen. Sie gelten sehr nahe für die ganze Ausdehnung der Stadt und wer- den nach der Genauigkeit, die unsere jeßigen Tafeln haben, von der wirklichen Erscheinung nicht so verschieden seyn, daß an einer gewöhnlichen Taschen : Uhr eine Differenz zu bemerken wäre.

Der Mond berührt den westlichen Rand der Sonnenscheibe am Freitag, den 8. Juli, Morgens um 5 45‘ 16“ unserer Uhrzeict. Die Stelle, wo er eintritt, kann man so bezeichnen, daß, wenn man sich die Sonnenscheibe in Grade wie jeden Kreis eingetheilt denkt und den höchsten Punkt derselben zum Anfangspunkt nimmt, man 53 Grade von diesem Punkte westlich herum zu zählen hat, um den Ort des Eintritts zu finden. Die Sonne steht dann etwa 15 Grade hoch.

Die dunkle Mondscheibe geht dann von Westen nah Osten vor der Sonnenscheibe vorüber und wird um 6 42‘ 39“ am meisten von derselben bedecken. Die helle Sichel, die um diese Zeit sichtbar is, liegt so, daß der breiteste Theil stattfindet an einem Punkte, der, von dem höchsten Punkte der Sonnenscheibe an ge- zählt, 47 Grade nach Osten liegt, Es wird der siebente Theil der