1842 / 188 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Velgien.

Brüssel, 3, Juli. Eine gemischte Kommission ist in Bel: gien und Frankreich ernannt worden, um die * Modificationen, welche die Eisenbahnen nach Lille und Valenciennes in den zwi- schen beiden Ländern bestehenden Vechölsnissen für die Beauf:- sichtigung der Waaren und Reisenden nöthig machen wird, zu prúfen. Als Mitglieder dieser Kommission nennt man für Belgien Herrn Masui, Direktor der Eisenbahnen, den Grafen von Mue- lenaere, Gouverneur von Westflandern und Herrn Liedts, Gou- verneur von Hennegau; für Franfreih den Präfekten des Nord- Departements und Herrn Ferrier, Ober-Beamten der Douanen. Die Eröffnung der Eisenbahn bis Valenciennes ist, wie man sagt, bis zum September hinausgeschoben.

Die Racthskammer beim Gericht erster Jnstanz von Brüssel hat den Ex- Obersten Parent, Detrie-Tomson und Beugnies, den ersteren als Verfasser, die beiden anderen als Drucker der Bro- schüren: „Das Komplott und die Staatsgewalt“, „Mein Prozeß und unsere Gegner“ 2c,, vor die Anklage-Kammer verwiesen.

Capitain Keane, welcher das Dampfschiff „British - Queen“ bei seiner ersten Reise nach Nord-Amerika geführt, ist zum Ritter des Leopold-Ordens ernannt worden; er fehrt nach England zurúck,

Das Kommando dieses Dampfschiffes ist dem Herrn Eyckholt, der die erste Reise an dessen Bord als Regierungs-Commissair mitge- macht hat, übertragen.

Dánemark.

Kopenhagen, 2. Juli, (Alt, M.) Jm Anfange des vorigen Jahres wurde von 18 Predigern Kopenhagens bei der Kommunal-Verwaltung darauf antragen, es möchte dafür gesorgt werden, daß die Kirchen der Stadt in der falten Jahreszeit ge- hórig erwäármt werden fönnten. Sie bemerkten zu dem Ende : es sey allgemein anerkannt, daß die Theilnahme der Gemeindcau am öffentlichen Gottesdienst im Winter, der in den hiesigen Kir- chen herrschenden Kälte wegen, weit geringer sey, als im Sommer, und die vorgeschlagene Beranstaltung dürfte sich als ein dem Bedürfniß der Zeit entsprechender Fortschritt, als ein Zeugniß sowohl, wie als eine Wirkung des wirklichen Interesses für das kirchliche Leben empfehlen, denn es lajse sich nicht leugnen, daß die Unmöglichkeit eines beständi- gen Kirchenbesuhs für einen großen Theil der Gemeinde, oft gerade für den, welcher am meisten wünsche, in das Haus des Herrn fommen zu fönnen, wie auch, daß die Beiseitesezung der- jenigen Rúsichten, welche man den zur gemeinsamen Andacht und Erbauung bestimmten Versammlungen schuldig sey, wesentliche Mängel der gegenwärtigen Verhältnisse wären. Die pecuniairen Opfer der Gemeinden dürften auch nicht von der Bedeutung seyn, daß sie ein wesentliches Hinderniß für ein solches Unternehmen abgâben, da hier nicht blos die Rede von einer wünschens- werthen Verschbnerung des kirchlichen Lebens, sondern von einer, wie es scheine, fas nothwendigen Fürsorge fúr dasselbe die Rede sey, Der Magistrat hat diese Sache der Repräsentant- schaft zu ihrer Aeußerung mitgetheilt, diese hat ein Comité zu die- sem Ende niedergeseßt, welches hauptsächlich si mit der Frage beschäftigt hat, auf welche Weise und mit welchen Kosten der Vorschlag sich realisiren lasse; nachdem dieselbe sich nun im Gan- zen sehr günstig für denselben auegesprochen und ihren Bericht | erstattet, hat die Reprâsentantschaft es dem Magilro! dringend empfohlen, in einer der hiesigen Kirchen, wo der Magistrat Pa- tron ist, das Unternehmen nach dem Vorschlage des Comité ver- suchsweise ausführen zu lassen und die Kosten entweder aus den eigenen Mitteln der Kirche oder durch Beiträge der Gemeinde- Mitglieder aufzubringen.

Deutsche Bundesstaaten.

Múnchen, 2. Juli. Die Sammlungen für die Beschâdig- ten in Hamburg sind für den Distrikte München noh immer in vollem Gange. Die Gesammt-Einnahme beträgt bis heute 14,899 Fl. 27 Kr., wovon der Stadt München selbst 10,723 Fl. 41 Kr., den auswärtigen Gemeinden und Privaten 4175 Fl. 46 Kr. an- gehören,

m Dresden, 4. Juli. Das Direktorium des Vereins fúr Arbeiter und Arbeits-Nachweisungen veröffentlicht, daß vom 1. Ja- nuar bis leßten Juni dieses Jahres in Dresden 719 Gesuche um Arbeir und 1398 Bestellungen auf Arbeiter einkamen, und 256 Personen feste, 639 aber temporaire Arbeit erhielten. Jm gleichen Semester des Jahres 1841 dagegen kamen 894 Gesuche und 1026 Bestellungen ein, und erhielten 142 Personen feste, 579 temporaire Arbeit. Es haben sich also die Gesuhe um 75 verminde:t, die Bestellungen aber um 372, die Arbeiter - Unterbringungen um 174, und zwar als feste um 114, als temporaire um 60 vermehrt. Das Alles beweist, daß die ganz uneigennúßige Thätigkeit dieses Vereins, bei welchem sich die geachtetsten Einwohner Dresdens betheiligen, troß seines kurzen Bestehens schon sehr erfolgreich ist, und daß durch dieses Medium nicht nur zwischen Arbeitsuchenden und Arbeitgebenden das Verhältniß geregelt, ‘sondern auch die Lage je- ner, die nun nicht mehr dem bloßen Zufall, dem vagabundirenden Müßiggange und seinen üblen Folgen zur Beute werdcn, verbessert is, Fahre man nur so fort, und man wird die Pest des Pauperismus unserer Residenz durch solche prävenirende Kordons allmählig auf ein geringes Minimum reduziren. Daher wäre auh zu wünschen, daß der Verein seine Thä- tigkeit und sein Ziel erweitere; vor Allem, daß er zu- nachst }ür die bei ihm Unterkommen Suchenden die ganz extremen Schwankungen der Arbeits-, vorzüglich der Dienstboten- Lohne, durch eine Art Tarif ordne; daß er auf die Behandlung, auf das Ausstellen der Zeugnisse, Seitens der Dienstherren, und auf das viele Willkührliche, Unrichtige, was da mit unterläuft, Einfluß gewinne; daß er sich der Besserung der Arbeiter und Dienstboten in sittliher und intellektueller Beziehung durch Grün- dung von Schulen, Prämien, Sparkassen, Steuerung des Luxus, Vertheilung passender Volks\chriften 1c, unterziehe ; rúdcksichtlich der Stellung und der Streitigkeiten zwischen der arbeitenden und der zahlenden Klasse auf Znstituirung passender, zeitgemäßer Ge- seßes - Normen und auf Errichtung spezieller Gerichte mit Münd- lichkeit, Osfentlichkeit, möglichster Kürze und Billigkeit des Ver- fahrens dringe, daß er endlich si über ganz Sachsen ausdehne und wenigstens in allen größeren Städten des Landes (7 im Meiß-

ner, 8 im Leipziger, 16 im Eragebirgischen, 8 im Lausiger Kreise) Filiale errichte, Ein solcher Central:Verein mit \einen vielen Ab- zweigungen würde gewiß bei Regierung und Ständen allen Schu{, alle Unterstúßung finden, da er qur nüßte, als Armen-

Steuern, Armenhäuser 2c., und sein Einfluß auf die Verbesserun der unteren Klassen im Allgemeinen sich gar nicht betrdiede ließe, Auch hier können die Eisenbahnen sich sehr fördernd zeigen, Annoncirt z. B. der Leipziger Verein, daß ihm 1000 dringlice e- stellungen aus feste Arbeit vorliegen, die er aber wegen Mangel an Arbeitern sebst nicht befriedigen könne, so werden ihm Altenburg,

Chemniß, Freiberg, Dresden und die diesen Eisenbahn - Rayons

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anliegenden Ortschaften sehr leicht ihren etwaigen Arbeiter-Ueber-

fluß zuschicken (etwas in England z. B, ganz Gewdhnliches),

vorausgeseßt, daß sich die Eisenbahn-Directionen auf möglichst bil:

ligen Transport einlassen. Am leichtesken möchte eine Abonne-

eite Einri bei den Eisenbahnen zu dem gedachten Zwecke ren.

Hamburg, 6. Juli. (B. H.) Der Königl. Preußische Gesandte, Herr von Hâänlein, hat folgendes Schreiben an Herrn Syndikus Sieveking gerichtet :

/¿Hochwohlgeborener Herr, bochgeehrterster Herr Syndikus!

¿Genehmigen Eure Magnificenz meinen gerührtesten Dank für die erhebende Leichenfeier, mit welcher heute der hier an seiner Wunde verstorbene Preußische Garde - Pionier Robel bestattet worden ist. Mögen die hohen Behdrden, welche diese Feier veranlaßt haben, so wie alle dabei Anwesende, meinen verbindlihsten Dank für ihre Be- gleitung woblwollend aufnehmen. :

¿Man hat den Entschlafenen als Repräsentanten der Preußischen Armee so hoch geehrt, daß Se. Majestät der König, mein Allergnä- digster Herr, Allerhöchstwelchem ih von der heutigen Feier allerun- terthänigsten Bericht zu erstatten mich beeilt habe, bei Seiner der freien Hansestadt Hamburg gewidneten innigen Theilnahme, wie ih nicht zweifeln darf, davon lebhaft durchdrungen scyn wird.

¿¿Hâtten die Pionier- Abtheilungen früher hiex eintreffen kdnnen, so würden sle gewiß, mih der Worte JFhres hochverehrten Herrn Bäârgermeisters Bartels bedienend, zuC Rettung der brennenden Stadt haben beitragen können: die allwaltende Vorsehung hatte es in ihrem unerforschlichen Rathe anders beschlossen. Sie mußten sich begnügen , hin und wieder die vom Feuer gebrochenen Bahnen wieder ins alte Gelcis zu bringen.

Allein, wenn auch Jhre sonst blühende Stadt durch den Brand

außerordentliche Verluste erlitten, so hat sich hierbei wieder ein so ho- ber Muth, cin N patriotishh männlichee Gemeinsinn nicht nur in Jhren Mauern, sondern im gesammten Deutschen Vaterlande ent- wickelt, daß Hamburg im gerechten Bewnßtseyn seiner Verdienste und seines hohen Werthes darauf stolz scyn kann und sih mit Goltes Hülfe und seiner eigenen inneren Kraft blühender als jemals aus sei- nen Trümmern erheben wird. ; ¡Jh unterzeichne mich mit den Gesinnungen der ausgezeichnet sten Hochachtung Ew. Magnificenz ganz ergebensier Diener. Hamburg, den 4. Juli 1842. (unterz.) von Hänlein.// tach einer Bekanntmachung der Direction der Hamburg- Bergedorfer Eisenbahn sind vom 17. Mai bis zum 30, Juni 34,258 Tallaglere auf derselben gefahren, wofür ein Geldbetrag von 22,406 Mark 12 Sch. Cour. eingegangen, nämlih an 39 Wochentagen fúr 22,973 Passagiere 13,056 Mark 8 Sch. und an 6 Sonntagen für 11,285 Passagiere 9350 Mark 4 Sch.

XX Frankfurt a. M., 5. Juli. Die Main-Danpfschisf- ahrt ist in ihrem Beginnen erstickt worden, und zwar von dem mangelnden Wasserstand. Der Main is durch die anhaltende Trocknung, die neue Besorgnisse wegen der Aerndte aufkeimen läßt, an manchen Stellen so niedrig, daß es unmöglich geworden, ihn mit Dampf länger zu befahren. Die Main- Dampsschifffahrts- Gesellschaft hat aber mindestens die Genugthuung, daß nicht allein auf der Mosel, sondern auch auf der Donau die Dampfschifffahrt eingestellt werden mußte, und mehr als wahrscheinlich ist, daß der Ober-Rhein auch nicht mehr lange von den Dampfböten wird be- fahren werden fönnen, da der Wasserstand aller Flüsse täglich niedri-

er wird. Mit einer solchen Elèments - Kalamität haben die Ei- Cibäbiai nicht zu fâmpfen,. und sie müssen sich mehr und mehr als ein wahres Bedürfniß der: ungestdrten, ‘sichern und raschen Communication zeigen. Bei unserer Eisenbahn ist dies der Fall, und wenn ich auch zugestehen ‘will, daß die Taunus-Eisenbahn zur Hâlfte Luxusbahn ist, ist sie aber auch in eben dem Grade dem

eschâfts-Verkehr gewidmet. Dieser findet freilich nicht an den Sonntagen skatt, wo die Bahn in Masse befahren wird vor- gestern von circa 7300 Personen allein an den Werktagen ist die Frequenz doch wenigstens halb so stark.

Nach und nach beginnt der Sis durh unsere Stadt stärker zu werden, doch will man aus den Taunusbädern immer noch feine rechte Zufriedenheit mit der Frequenz verspúren. Es treffen zwar Úberall viel Fremden ein, allein um gleih wieder zu gehen. Die Welt is jeßt auch in den Bâdern auf Reisen. Den in Deutschland Reisenden gewährt die dieser Tage bei Karl Jügel dahier erschienene P ost-und Reise-Kartevon Deut sch- land eine angenehme Ueberraschung. Diese 16 1 Schuhe große, allein in ein Etui zierlich eingezwängte Karte ist von dem Fürstl, Thurn und Taxisschen Ober-Posk-Amts-Secretair U. Hendschel nach den neuesten und zuverlässigsten Quellen bearbeitet, von J. Back und C, Sauter trefflich gezeichnet und gestochen und mit ausgezeichne- ter Baldeneckerscher Kupferdruck-Schwärze gedruckt. Es unterliegt feinem Zweifel, daß diese Karte, die nur 5. Fl. 24 Kr. kostet, die freundlichste Aufnahme bei dem reisenden Publikum finden werde, da sie die vorzüglichste is, die bis jeßt erschienen.

7 Luxemburg, 30. Juni, Der lebte Hirtenbrief des Herrn Bischof Laurent hat einen guten Eindruck hervorgebracht. n Folge desselben sind über 3000 Fr. für die Abgebrannten in Hamburg gesammelt und ihnen zugeschickt worden. Der Herr Bischof hat dieserhalb vor kurzem ein sehr shmeichelhaftes Schrei- ben vom Hamburger Senat erhalten, das seinem christlichen Eifer, beseelt von Menschenliebe, volle Gerechtigkeit widerfahren läßt.

Da schon oft die Frage gestellt worden isk, ob sämmtliche Stände- Mitglieder ihren Eid in Französischer Sprache ablegten, so bemerken wir, daß drei derselben ihn in Deutscher Sprache leisteten.

Jtalien.

Turin, 30. Juni. Eine in der Gazetta Piemontese enthaltene Königliche Ordonnanz vom 13, Juni bewilligt dem Jn- genieur Chiron ein funszigjähriges Privilegium zur Errichtung einer Eisenbahn von Montmaillan nach Aiguebelle, größtentheils mit Benußung der eben im Bau begriffenenen Wehrdämme auf dem rechten Ufer des Jsère- und auf dem linken Ufer des Arc- flusses, Die Eröffnung dieser Eisenbahn, welche nah Verlauf von 50 Jahren, mit Ausnahme der Schienen und des zum Betriebe nothwendigen Ma'erials, Staats - Eigenthum wird, muß län stens nach zwei Jahren nah Beendigung der Wehrdämme des Zsère- flusses vor sich gehen.

Spanien.

Paris, 3. Juli. Die telegraphischen Nachrichten aus Ma- drid gehen bis zum 28sten v. M. Das Spanische Miniskerium hat den Geseß- Entwurf über die Provinzial - Deputationen zu- rückgenommen. Die Deputirten - Kammer hat in ihrer Sißung vom 28sten, mit 60 Stimmen gegen 22, das Sees Ange tsedt welches den EffektivBestand der Armee auf 130,000 Mann festseßt.

Griechenland. suche vorzüglich mit Errichtung von enfabrifen gemacht, doch

Athen. (A. L Man hatte bisher in Griechenland Ver-

en ao y 7 fanden die Fremden ihre Rechnung weniger dabei, weil ‘sie von

ihre Maschinen bald und einfacher nahmachten, Da fasfite

eine Gesellschaft in Frankreich den Entschluß, die in dem eigenen Lande so sehr bloßgestellte Zucker - Jndustrie mit der Runkel nach Griechenland zu? verpflanzen. Die Unternehmer, welche einen jun: en und erfahrenen Mann, Herrn Roberti, an Ort und Stelle chidten, überzeugten sich nach seinen Berichten und Verhandlun- gen mit der Griechischen Regierung und seziell mit Sr. Majestät dem Könige, daß das Unternehmen mit Sicherheit könne gegrün- det werden, da von allem, was in Frankreich diesen Zweig der Jn- dustrie so kostspielig macht, das Gegentheil besteht, die Wohlfeilheit des trefflichsten Bodens, die Möglichkeit, auf ihn in guten Lagen das ganze Jahr hindur pflanzen und drei Monate nach der Pflanzung die größten und ergiebigsken Rüben ärndten zu können, so daß man immer nur den Tag vorher einzubringen brauche, was die Fabrik nöthig hat, dazu die Wohlfeilheit des Holzes in den vom Mittelpunkt des Landes entlegenen Gegenden, selbsk in der Nähe des Meeres. Später fand sich, daß die Rüben zu einer Schwere von 20 bis 25 Pfund gedeihen und 10 pCe, Zucker enc- halten. Dazu kam der große Verbrauch des Zuckers in den um- liegenden Ländern, von dem in Trapezunt, Odessa, Konstantinopel, Smyrna und Alexandria jährlich Über 30 Millionen Olkas eingeführt werden, um für das Unternehmen, wenn es in größerem Umfange be- gonnen und mit Klugheit geführt würde, die E Aussich- ten zu eröffnen. Der König begrisf, daß es sich hier zugleich von einer Unternehmung handle, welche, wie sie den Gründern Nußen brâchte, so zugleich den noch meist versäumten und verddeten Land- chaften durch Bewegung des Landbaues, der Viehzucht und des erfehrs Leben, Ordnung und Gedeihen bringen und die Aera des Wohlstandes dem jungen Reiche erdffnen könnte, und Herr Ro- berti fand darum mit seinem Vorschlage in das Unternehmen eine halbe Million Franken súr den Anfang zu verwenden, und später eine andere halbe Million zur Verdoppelung der Fabrik zur An- lage zu bringen, bei der Regierung alle Bereitwilligkeit. Es ward ihm, da wo er die Lage und Verhältnisse gúnstig erkannt hatte, in der Nähe der Thermopylen bei Känurion gegen einen mäßigen Grundzins ein Strich an dem Meere von 10,000 Stremmen des besten und bewässerbaren Landes nach seiner eigenen Ab- gränzung überlassen, dazu Zollfreiheit für die aus Frankreich fúr die Fabrik einzuführenden Maschinen und Geräthschaften und vollkommene Unabhängigkeit in der Handhabung der Ordnung auf seinem Gebiete, Sofort begann die Herstellung der Gebäude, zu welchen die Werfkführer aus Frankreich gebracht wurden, und die Entwässerung der zum Theil versumpften und mit Gestrüpp be- deckten Flächen, Auch diese geschah durch Franzöfische Arbeiter; aber sie wurden bald von Fiebern befallen, an denen nicht we- niger als sechzig erlegen sind; allerdings ein schwerer Verlust, gegen den aber mit der Troenlegung des Bodens die Gesund- heit der Gegend erfaust wurde, aus welcher jeßt die Fieber mit den Súümpfen gewichen sind. Die Französischen Arbeiter sind durch Griechen, großentheils durch Deutsche erseßt, Soldaten, die des Dienstes entlassen und an das Klima gewöhnt sind. Zu dem Anbau der Rübe werden die Bauern der Umgegend angezo- gen, und besorgen die Kultur unter Aufsicht des Jnstituts zum Theil bereits mit verbesserten Ackergeräthen gegen einen fixen Preis, um den die Fabrik ihnen die Rüben abkaust. Die Anpflanzung geht ohne Unterbrechung das ganze Jahr durch, Sommer und Winter, Täglich wird die bestimmte Zahl von Stremmen geackert und mit den Pflanzungen bedeckt. Eben so die Aerndte. Zum Verbrauch des Abfalls hat die Gesellschast eine Schwaig oder Maierei von 200 Sceuck Vieh angelegt, aus der sie zugleih die Ackerstiere ziehen kann, und zur Bersoranng der Kolonie, welche schon 250 Arbeiter beschäftigt, ungerechnet die Bauern, die aus den benachbarten Orten zu ihr kommen und ihre Aecker bestellen, ist an der Küste ein MWölbektnarke er- öffnet, der von Kaiken der benachbarten Jnseln fleißig besucht wird, Treffliche Bewässerung, schöne Gärten vor den netten Woh- nungen der Arbeiter, deren jeder monatlich 45 Drachmen gewinnt, bequeme Wege und die stattlichen Fabrikgebäude geben der noch vor wenig Jahren dden Gegend das Ansehen einer alles wohl ordnenden und du Bessern führenden Kultur, und die innere Einrichtung des Etablissements, die Beschaffenheit seiner Maschinen, die Sicherheit und Genauigkeit der Fabrication, die Behandlung der Arbeiter, die Aufmunterung derselben und der Bauern is

musterhaft. Ostindien.

Vombay, 23. Mai. (Bomb, Times.) Wie verlautet, wurde Schach Sudscha auf dem Wege zu einer Heerschau, welche er úber 25,000 Mann abhalten wollte, die gegen Dschellalabad marschiren sollten, von einem Truppenhaufen niedergemacht, den ein ihm abgeneigter Häuptling in einen Hinterhalt gelegt hatte. Sein Lieblingesohn, den man hierauf zum Schach erhob, soll kurz nachher ermordet worden seyn. Zwei seiner anderen Sbhne ha- ben sich ofen für unsere Feinde erklärt, und Timur Schach, das einzige uns wohlgesinnte Mitglied der Familie, muß ersk das Vor- rúcken unserer Armee abwarten, bevor er sich erklären kann, Die Nachricht, daß man in Kabul unsere Geiseln und Gefangenen, so wie die 300 dort zurückgebliebenen Kranken und Verwundeten, zu mißhandeln anfange, hat sich zum Glück nicht beftätigt,

General Pollock, dessen Corps mit so wenig Vorräthen und Gepâck als möglich ausmarschirt war, um die Meiber-BAse besser erstúrmen zu können, befand sich kaum einige Tage zu Dschella- labad, als cr sammtliche Mannschaften auf halbe Rationen seßte, um für den Fall des Vorrúckens auf Kabul nicht ohne Proviant zu seyn. Jnzwischen war Oberst Bolton mit seinem Corps am 21, April zu Peschauer eingetroffen, welches er am 23sken wieder verließ, um auf Dschamrud und von da mit einem starken Convoi von Lebensmitteln und Munition durch den Keiberpaß zu ziehen, dessen unterer Theil durch 6000 Seiks-Soldaten unter SVeneral Avitable beseßt gehalten wird. Jn dem Fort Ali Musdschid, mitten im Passe, liegen Proviant-Vorräthe, welche auf 14 Tage für sämmt- liche Mannschaften ausreichen. Am 418. April zogen von Dschel- lalabad aus 3000 Mann dem Obersten Bolton mit einer Anzahl leerer Kameele zur Auflodung der Lebensmittel und nöthigenfalls ur Hülfeleistung im Keiberpasse entgegen; sie trafen am 27sten

ei Ali Musdschid ohne Hinderniß mit ihm zusammen, und beide vereinte Corps dúrften am 4. oder 5, Mai in Dschellalabad ein- etroffen seyn. Die Garnison von Dschellalabad, obgleich sie eine B von 154 Tagen ausgehalten hatte, war noch voll

Di Ln Ausdauer, als General Pollock am 16. April dort

Neglerung und Bauern zu sehr fader na waren, die Griechen au

E A C oitain Ske: der am 26, April aus der Afghanischen On in Dschellalabad anlangte, hatte auf sein Ehren- wort, daß er zurückfehren wolle, von Afbar Chan die Erlaubniß erhalten, das Afghanen.Lager als Ueberbringer einer Depesche des

q d Pottinger zu verlassen, welcher Freilassungs - Pässe der Afghanen-Häuptlinge für sämmtliche zu Lugman festgehaltene Ge- fangene beilagen. Man erfährt nicht, wie und auf welche Bedin- gungen diese Pässe erlangt wurden ; die geforderte Lösungssumm

soll jedoch sehr bedeutend sevn. Der Capitain kehrte Toges darauf mit der Antwort auf die von {hm da dem Afghanen:Lager zurúck. Durch ja erfuhr man, daß General Eiphinslone am 23 April an Érperliéber und geistiger Erschbpsung , d an , die Leiche nach den Britischen Kantonirungen zu schaffen; am sea er E dieselbe nes Berichte aus Dschellalabad waren wi a Folge de furchtbaren Hiße und der schmalen Rationen wig Soldaten or aus Des spärlich, S ber aus di ernihtung des größten elles der glaubwürdiger Q fir hatte, wie es scheint, am 26. März

Besaßung. Oberst j j (asser und den ihm angewiesenen Winkel der Stadt E Tie die Moies am 28sen ihn angriffen und viele seiner

) en. Die Háuptlinge waren, wie man vorhersah, abe E der diese Fanatifer im Zaum & halten, weshalb sich der Oberst und seine Offiziere unter den Schuß des von den Zn- surgenten ernannten Gouverneurs Schumschudihn begaben, bei welchem sie sich in der Citadelle und in Sicherheit befinden sollen. Lieutenant Lumbden und seine Gattin, die einzige Frau, welche sich bei dieser Besaßung befand, suchten verkleidet zu entkommen, wurden aber erschojsen, Der grdßere Theil der Sipoys, welche die Besaßung bildeten, ist umgekommen; nur etwa 100, welche in den benachbarten Thälern Verskteck und Schuß fanden, glaubt man

noch am Leben; einige wenige sollen Kabul erreicht haben,

China.

Macao, 4. April. Am 18. März grisfen die Chinesen mit 10— 12,000 Mann die Stadt Ningpo an, Man ließ sie ohne Widerstand Britischer Seits in die Thore und über die Mauern eindringen und bis auf den Marktplaß vorrücken. Hier aber wur- den sie angegriffen und Úberall geworfen; als sie wieder aus den Thoren waren, richteten die Kartätschen der Feld- Artillerie große Verheerungen unter ihnen an, so daß 250 todt auf dem Plaße blieben, während die Engländer keinen Mann einbüßten. Das 49e Regiment verfolgte den fliehenden Feind und roar bei Abgang der Berichte noch nicht nach Ningpo zurückgekehrt. Fünf Brander waren inzwischen den Fluß hinab gegen die Britischen Schiffe getrie- ben, von den Böten des „Sesostris“ aber ans Ufer geschleppt worden, wo sie strandeten; den begleitenden Chinesischen Schiffen tódtete das Feuer der „Modeste“ viele Leute. Gleichzeitig mit dem Angriffe auf Ningpo erfolgte ein eben so erfolgloser Versuch auf Tschusan; der Feind wurde mit Verlusk von 30 Mann zurückge- schlagen. Als das Dampfboot „Memesis“' die Jnsel Taisam re- kognoszirte, wurde auf seine Böte gefeuert; sogleich landete ein Theil der Mannschaft und yrfrente die Chinesen, welche zahl: reiche Todte zurückließen, während die Böte alle in der Bucht befindlichen Dschunken verbrannten.

Inland.

Magdeburg, 2. Juli, Magdeburg-Leipziger Eisen- bahn. Die Einnahme des zweiten Quartals vom 1. April bis incl, 30, Juni 1842 beträgt: a. für Personen 94,401 Rthlr. 24 Sgr. 10 Pf.; b. für Güter, Eilgüter, Gepäck 1c. 51,364 Rthlr. 3 Sgr. 11 Pf., Summa 145,765 Rthlr, 28 Sgr. 9 Pf. Die Einnahme des ersken Quartals betrug 80,686 Rthlr. 23 Sgr. 8 Pf.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Die Hugenotten von Meyerbeer. (Mad. Gentiluomo: Valentine.)

Die Ankunft der Mad. Gentiluomo, rühmlichen Andenkens, hat Gelegenheit gegeben , daß gegen Erwarten schon nah kurzer Ruhe die Hugenotten am 5. Juli wieder zur Aufführung gebracht werden konnten. Dem Werke kann dics nur zum Vortheil gerei- chen, da es bei wiederholtem Anhdren jedenfalls gewinnen wird ; nicht etwa, als ob die Composition zu gelehrt und {wer verständ- lich wäre, sondern weil die quantitative Masse es fast unmöglich macht, sogleich beim erstenmale Alles aufzufassen , zu würdigen, zu sichten. Das Gute leidet alsdann unter dem Einflusse des Unbedeutenderen, indem die durch übermäßige Länge des Werkes bedingte Erschlaffung den Total - Eindruck nur schwächen kann. Hierzu kommt, daß die eigentlichen Schönheiten erst da beginnen, wo nach dem gewdhn- lichen Zeitmaße unserer ehrlichen alten Oper ein Werk zu schließen pflegt oder doch seinem Ende nahe ist; nämlih mit der Mitte des dritten Aktes. Während vorher die Musik , zum Theil wenigstens, unbedeutend , ja, sich bisweilen sogar dem Lrivialen nähert , erhebt sie sih hier zu einer Hdhe , die das Werk würdig macht, den vor- züglichsten Leistungen der neueren Zeit an die Seite gestellt zu wer- den, Die Glanzpunkte ruhen insbesondere gerade auf denjenigen Stücken der Oper, in welchen die Haupt - Partie der Valentine enthalten ist den beiden Duetten des dritten und vierten Aktes, so wie der Scene der Verschworenen und zwar nicht nur in musikalischer, sondern auch in dramatischer Beziehung. Daher bedingt diese Partie eine eben so ausgezeichnete Schauspielerin als Sängerin. Beide Eigenschaften in gleichem Maße vereint zu finden , gebdrt zu den fast unerreichten Anforderungen. Vollendete Meisterschaft der ersteren und eine bedeutende Annäherung zur leßte- ren gewährte die geniale Gastdarstellerin , welche die Rolle der Va- lentine hier gien gab. Bei Mad. Gentiluomo überwiegt die Qua- lität der Sängerin. Jhre schöne, in allen Lagen gleich wohllautende Ed die gediegene künstlerische Ausbildung, welche nichts miß- lingen läßt, erfreuten aa dieser Partie in hohem Grade, und in der den Ausführung, welche die noch jugendliche Frische guiagt, Uberragt sie die Vorgängerin. Dagegen febite der Zauber, en diese durch ihr geistreiches Spiel zu geben wußte, und das damit verbundene Hervorheben der Effekte in der Gesang - Partie. Kann Überhaupt bei dem zusammengewür elten Scribeschen Texte, welcher außerdem durch eine hôchst mittelmäßige Verdeutschung karrikirt wird, von Charakterführung die Rede seyn, so is in der Valentine cin außer- gewdhnliches Wesen geschildert, dessen Gefühle und Leidenschaften auf der hôchsten Spihe stehen. Jn dieser Art ist auch der Charakter vom Komponisten , und zwar oft Yöchst geistreich , aufgefaßt worden; eben #0 muß er dargestellt werden. Mad. Schrdder - Devrient vollführte dies in hinreißender Lebendigkeit, während Mad. Gentiluomo einen mehr wohlthuenden als erhebenden Genuß gewährte, der von dem

sehr zahlreich versammelten Publikum chrend anerkannt wurde. uallend war eine Kürzung, rey an einer unrcechten Stelle angebracht, Das schöne Duett zwischen Valentine und Marcel im Zten Akte in rein musikalischer Beziehung vielleich das treflichste As der ganzen Oper war durch Weatassung cines langen Mit- eisabes verstümmelt, Dem schönen Musikstücke gelGes dadurch der ae Eintrag, dem Ganzen aber kein Vortheil, da die Kürzung, wit d solche Geltung zu haben, zu gering is. Wäre es dagegen ab ch, den 1sten und 2ten Aft in Einen zusammenzuziehen, den 5tken das ewissermäßen nur zur Schlußscene zu kürzen, so würde gewiß warde E dem Au ngs-Bermbgen zugänglicher werden, und die den die n Bnheit n desselben würden mebr hervortreten. Viele wer- sen Vorschlag für Profanation erklären, doch selbst manche

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von diesen, im l d nvermeidli demselben beizupfli genie seyn. chen physischen Erschdpfung,

Bruno Bauer und die akademische L i Von Pr. O. F-. Gruppe. Berlin. Zen: sredses

Die Maßregel der Regierung, nach welcher dem Licentiaten Bruno Bauer die Erlaubniß, der dtademischen Jugend Lehr-Vorträge zu halten, entzogen worden, is in Zeitungs-Artikeln vielfach, aber zu- gleich oberflählich und cinseîtig besprochen worden. er Verfasser er vorliegenden Schrift hat {hon sonst seine Aufmerksamkcit den re- ligiósen und philosophischen Tendenzen der Zeit gewidmet; wenn er nun hier an einen einzelnen konkreten Fall anknüpft, so hat er \o- gleich cinen alganioineres Gehuni im Auge und zieht die Sache aus dem Partei - Fnteresse in ein wissenschaftliches Gebiet hinüber. Es handelt sih//, sagt erx, „um die heiligsten Fnteressen, um Güter, welche Deutschland so viel gekostet haben, und die es doch nicht zu theuec erworben hat; es handelt sih um die Erhaltung des evange- lischen Glaubens in seiner Würde, ja um die Macht und Heiligkeit des Christenthums selbst, welches angetastet worden. Andererseits aber Bao es sich um eine Maxime des Staats, welche, bei der Wichtig - eit der Sache, durchaus keiner Mißdeutung unterliegen darf.//

Die Schrift zerfällt in 6 Abschnitte. Jn dem ersten macht der Verfasser darauf aufmerksam, daß die Unzufriedenheit mit der Maß- regel dem grdßten Theil nach ihren Grund habe in dem Mangel an Unterscheidung zwischen der akademischen Lehrfreiheit und der Lehr- freiheit Überhaupt , d. h. zwischen dem Vortrage vom Katheder der studirenden Jugend gegenüber und andererseits dem Vortrage in Schrif- ten, gerichtet an die gesammte gelehrte Welt. Richtungen, dic ledig- lich destruktiv sind, seyen für die Jugend, deren Spart arel deren Urtheil aber gering ist, von besonderer Gefahr. „Erst das, was reif geworden, was ausgegohren ist und sich abgeklärt hat, nicht aber die Gährungsstofe und alle unklaren Bestrebungen der neuesten Ge-

enwart und der jüngsten Stimmführer E unmittelbar vor die ernende Jugend.-// Damit is aber weder der Gewissens- noch der Lehrfreiheit irgend ein Zwang angethan: es sind dies die nothwendi- gen Gränzen, die sich aus der Natur des Verhältnisses selbs ergeben. ¿Was von Neutralisation, von Aufhebung der Extreme gesagt wird, das mag von der theologischen Literatur gelten, es gilt nicht eben so von dem akademischen Lehr-Amt der Theologie.‘ .

Der zweite Abschnitt betrachtet die Bauerschen Schriften rück- sichtlich ihrer Form oder von ihrer ethischen Seite. Anführungen, deren Zahl fast zu groß ist und deren Wiederholung an diesem Orte nicht einmal mòdglich seyn würde, weisen nah, wie weit sich Bauer schon von den gewdbnlichsten Forderungen der Schicktlichkeit entfernt und wie er schon durh die Form seiner Schriften sich von der aka- demischen Dozenten - Laufbahn ausschließt. Die Theologen und die Theologie sind für ihn das Stichblatt, auf das er alle Schmach und Unehre rúcksichtslos hâäuft, als ob er sich daraus recht ein Verdienst

machte.

Jett, im dritten Abschnitt, wirft der Verfasser, um den Stand- punt? ür eine gerehte Beurtheilung Bauer's zu gewinnen, einen Blick auf die Entwickelung der theologischen Wissenschaften seit Luther. Fn dieser Geschichte des evangebischen Bekennt nisses stimmen wir dem Verfasser darin vollkommen bei, daß sich in Folge der reformato- rischen Bestrebungen des sechzehnten Jahrhunderts eine allmäli immer starrer werdende Ort e und, im Gegensahe zu thr, dur Spener und Franke, ein Pietismus hervorbildete, der seinerseits wieder den Rationalizmus erzeugte; als aber letzterer sein Maß Über- schritt , da rief er als einseitiges Gegengewicht und natürliche Re- action den Supranaturalismus hervor. Beide, Rationalismus und Suvypranaturalismus, werden schließlich in folgender Weise geschildert : jener, alles Wunderbare in die plansie Alltäglichkeit, oft gezwungen und geschmadlos, aufldsend, sey.,es mit Hülfe der gewagtesten Wort- deutungen, sey es mit Hülfe der Anlsahnie zïägnetishen Einflusses; dieser, dem unbedingten Wort der heiligen Urkunden und dem vollsten F LGR Uen sich fromm hingebend, mit Verachtung und Herah- seßung des menschlichen Verstandes. So kam man wieder in eine harte Orthodoxie zurück, mit welcher jeßt der Pietismus eine Ver- s cénging, da er doch, seinem geschichtlichen Ursprung nach, mit derselben im Gegensaße stand, Mitten unter diesen Gegensäben erzeugte sich uun in Folge eines allgemeinen Aufshwunges des wis- senschaftlichen Lebens in Deutschland einerseits eine philosophische, andererseits eine kritische Richtung auh im Gebiete der Theologie, von denen jene in Fichte und Hegel, diefe in Schleiermacher haupt- sächlich ihre Repräsentanten fand. Erfüllt und LIEO von echt cchristlichem Geiste durfte Leßterer es wagen, bet seinen kritischen

orschungen über die Evangelien Bahnen zu erdfnen, welche zu

etreten die Orthodoxie zu befangen gewesen war; diese Bahnen konnten ihn aber in die Gefahren nicht stürzen, in welche wir die Neueren verwickelt sehen. Beide Richtungen , die philosophische wie die kritische, findet der Verfasser in den Schriften Bauer's wie- der, jedoch so, daß die erstere vor der leßteren die bei weitem über- wiegende ist. Bauer gehört der jüngeren Hegelschen Schule an. Von dieser, so wie von der Hegelshen Schule überhaupt, leitet nun der Serte er die Ansidße der Bauerschen Lehre ab, aber het aller Entschiedenheit seines Widerspruchs gegen diese Philosophie i| er so gevecdt/ die Frrthümer derselben nicht ihr allein aufzubürden, son- ern ihren Zusammenhang mit den Frrthümern aller grdßten Phi- losophen vor Hegel nachzuweisen: sie seyen so alt wie dic Philosophie selbs. Das Bestreben Plato’'s, aus Begriffen zu deduziren, das Kon- krete aus dem Abstrakten abzuleiten , dieser Frrthum fulminirt bei Hegel. Das Nähere dieser Darstellung läßt sich um so weniger in der Kürze deutlich zusammenfassen, als die Ansicht neu und cigen- thümlich ist; wir verweisen deshalb auf den interessanten Abschnitt selbs, so wie auf des Verfassers frühere Schriften; der in ihnen niedergelegte wissenschaftliche Jnhalt wird vielleicht der Philosophie noch fruchtbare Streitpunkte bringen. Was hier den näheren Zusam- menhang angeht, so handelt es sich darum, ob, wie die Speculation will, das leßte Prinzip in cinem sich selbs denkenden objektiven Ge- danken, dem nichts unerkennbar bleibt , zu suchen sey, wobei Gott denn sogleich aufhôren muß, der in si feste Punkt zu seyn. Bauer treibt die Lehre von der absoluten Erkennbarkeit durch den objekti- ven Gedenken nur noch weiter. Die Philosophie soll die Religion änzlih absorbiren, und so erklärt sich sein Vernichtungskrieg gegen ie Theologie, ia gegen das Christenthum selbs. Die Resultate, die sich aus Bauer's Verfahren für die christlihe Dogmatik ergeben, sind aus dessen aphoristischen Aeußerungen nicht unmittelbar zur An- schauung zu bringen, und der Verf. wendet sich daher zu Marhei- neke’s Lehrgebäude dieser Wissenschaft. Namentlich findet er in der Gs der Auferstehung und Unsterblichkeit eine starke Umdeu- tung der biblischen und kirchlichen Lehre in Hegelsche Philosophie, und er fragt, ob so von der Substanz dieser Dogmen noch etwas

das individuelle, konkrete Leben. Fn einer solchen Mitte sey Urtheil, Vernunft, Maß, Freiheit, überhaupt N ges A finden, auf den Extremen nur Blindheit und Fanatismus. Wer Übe nicht das Ueberzeugende dieses [F odar so nahe liegenden Gedankens.

Der ete Abschnitt iff| nun der eigentlich positive Theil der Schrift. Es wird an den Gegensat des Rationalismus und Supra- naturalismus wieder angelnüp t, egbeder dieser Richtungen, ja selb dem orthodoxesten Pietismus , wird cine Wahrheit zugestanden, ein Recht zu Theil ; aber auf keiner Seite liegt die ganze Wahrheit, für keine kann dié ame Heligetung aller Christen gefordert werden. Die Philosophie hat sich angeboten, diese Differenzen zu ldsen; was die Hegelsche anlangt , so hat der Verfasser gezeigt , das sie nur neue Verwirrung herbeigeführt, die Zahl der Spaltungen vermehrt hat Aber der Verfasser sucht Überhaupt diese Ldsung auf einer anderen Seite als der Philosophie. Er pflichtet den {dnen Worten Gdthe's bei: „Die christliche Religion if cin mâtiges Wesen für sich, woran die gesunkene und leidende Menschheit sich von Zeit zu Zeit wieder emporgearbeitet hat; und indem man ihr diese Wi ung zugesteht ist sie über aller Philosophie erhaben und bedarf von ibe feiner Stühe.// Die Traditions-Ansicht Schleiermacher's, und zwar eine Er- Dung derselben ist es, welcher der Verfasser die gründliche, einfache, nicht palliative Lösung des Zwiespaltes zwischen Rationalismus und Supranaturalismus zutraut. Worin aber diese jetgems e Erweite- rung der Traditions - Ansicht liege, Überlassen wir dem Leser in der Schrift selbs aufzusuchen. Es ist diese Partie mit einer Wärme, mit Eingewethtbeit und eben darum Klarheit und Anschaulichkeit durch- geführt - daß wir sie mit wahrem Genusse und zu unserer großen

elehrang gelesen haben. Wir wünschen thr viele Leser und die beste Ortes, Int der That ist sie so abgefaßt, daß die Schierrgert der Gegenstände durch dic Darstellung großentheils besiegt ist und sie sich daher für einen großen Kreis gebildeter Leser eignet, Sie zeigt, im Gegensatz der kritisirten Schriften , Überall Würde, und wo die Po- lemik unumgänglich war, selbst bei aller sittlichen Fudignation, wissen- schaftliche Anerkennung des Gegners, überhaupt Ruhe, Maß und parteilose Liebe für die Sache.

Meteorologische Beobachtungen. 1842. |

Abends 10 Ubr.

D : Nach eiumaliger 7. Juli. Beobachtung.

6 H 6 Ld 6 fi Luftdruck ..., | 338,81 " Par. 338,19 Par. | 337,79 "Par. Quellwärme 7/65° R.

Morgens Nachmittags 6 Uhr. 2 Ubr.

Luftwärme .…. | +11/,15° R. | +15,95°R. + 11,9° R. | Flusswärme Thaupunkt .. + 7,15° R. | 4- 3/,55° R. + 4,75° R. | Bodenwürme Dunstsättigung | 72,65 pCt. 37/6 pCt. 56,3 pCt. Ausdüustuug Wetter... .,.. heiter. beiter. bewölkt. | Niederschlag Ad ooo W. W, W. Wärmewechsel

Wolkenzug. .. in Cine Tagesmittel: 338,26" Par.… 4-13° R... + 5/15° R... 55,5 pCt.

Berliner Börse. Den 8. Juli 1842.

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úbrig bleibe. Schließlich bespricht der Verf. das von Marheineke zu Gunsten Bauers abgelegte Separatvotum und hebt darin den Wi- derspruch hervor, daß einerscits Bauer's Lehre zur wahren Verherr- lichung des Christenthums führen solle, er selbst andererseits aber doch nicht Lhcologe solle bleiben können. Jm folgenden Abschnitt werden nun die verschiedenen Parteien geschildert, die aus der Hegelschen Schule hervorgegangen sind. Auf der äußersten Linken stehen hier die Deutschen Fahrbücher, und denselben Standpunkt hat auch Bauer inne. Er und seine arte! wollen die nothwendigen Konsequenzen des Systems; mit welcher Ungeduld fie aber diese Konsequenzen ex- citiren, und wie sîe den Pran des dialektischen Weltgeistes zu fôr- dern bemüht sind, dies if in heiterer Weise dargestellt. Hegel, ja Strauß sind Lea egon ene Gestirne, jeßt kulminiren Bauer und Feuerbach, und das Chriftenthum is weit aus den Augen ents{chwun- den, Der Unverstand dieser Extreme wird anschaulih gemacht und ihre Ohnmacht dargelegt ; Alles, was sie noch halte und ihre Existenz möglich mache, sey eben entgegengesehte Partei , die sih nah der anderen Seite eben so weit verloren hat. Glücklich und frappant finden wir das Bild, die Extreme seyen absirakt, leblos , f arblos, wie Weiß und Schwarz, aber die Mitte is nicht das aus Weiß und Schwarz gemischte Grau, sondern hier liegen die Farben,

Ponds. L Pr. Cour. ctien Ta Pr. Cour. Brief. | Geld. N | Brief. | Geld. St. S-buld - Sch. | 4 1047 BrI. Pots. Eisenb. | 5 127% | 1263; do. z. 33 7, abgest. |*) 103% 102% |} do. do. Prior. Obl. 43 -_- 1027 Pr. Engl. ObI.30./4| 1023 102% |Mgad. Lps. Eisenb. |—| 116! Präm. Sch. der do. do. Prior. Obl. | 4 _— 1027 Séehandlong. |—| 86 855 |Brl. Anh. Eisenb. H 105% 1047 Kurm, Schuldv. 34 102 do. do. Prior. Obl. 4| 1027 1027 Berl. Stadt - Obl. 4 | 103% 103 J} Düss Elb. Eisenb. | 5 857 847 do. z. 35 % abgest. |*)| 102 1015 } do. do. Prior. Obl. | 5 100 Danz. do. in Th. |— 48 ati Rhein. Eisenb. 5 95; Westp. Pfandbr. |37| 1037 do. do. Prior. Obl. | 4 | 100 Grossh. Pos. do, 4 107 1063 E ab A L B Sade Pfandbr. 35 104 Friedrichsd’or E 133 13 omm. do. 3¿| 1037 is H E i Andere Goldwmün- Kur- u. Neum. do. 32 1032 voli à: 6TH M 10 9Z Sechlesische do. |33 1037 | ait L 3 a

*) Der Küäuser vergütet die abgelaufenen Zinsen à 4 pCt, und ausserdem §pCt. p. anno bis 31. Dezemwber 1842.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 4. Jali. Niederl. wirkl. Schuld 521. 5% Jo. 10015-

6 A 15. 1 J 0 16 * Kanz-Bill. —, 5% Span. 185-. Pass. 43. Ausg. —. Zins. —. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. —.

Hamburg, G. Juli. Bank-Actien 1680 Br. Eogl. Russ. 1097.

London, 2. Juli. Cous. 3% 917. Neue Aul. 205. Passive —. 25% Holl. 515. 5% —. 57 Port. 34, Bras. 64. Colnmb. 225. Mex. 361.

Petersburg, I. Juli. Lond. 3 Met. 37%. Wamb. 345. Paris 404.

Wien, 3. Juli, Bauk-Actien 1635. Aul. de 1839 1072.

Preuss.

üönigliche Schauspiele.

Sonnabend, 9, Juli, Jm Schauspielhause: Die Nacht- wandlerin, Oper in 3 Akten. Musik von Bellini. (Mad. Spaßer- Gentiluomo : Amine, als Gastrolle. Mad. Pohlmann: Lisa.)

__ Sonntag, 10. N G s O Die Zauberflöte. (Herr Härtinger, vom roßherzogli adenschen Hof- er zu Mannheim: Tamino, als erfte Gastrolle.) fden E

Im Schauspielhause: Doktor Wespe.

Montag, 11. Juli, Jm Schauspielhause: Das zugemauerte Fenster, Hierauf: Die Einfalt vom Lande. (Dlle. Ans Gut A Königl, Hofburg: Theater zu Wien: Sabine, als

astrolle.

j Marktpreise vom Getraide. E) Un és en 7 ul 1842. u Lande: Weizen 3 Rthlr.; Roggen 1 Rthlr. 21 Sgr., auch 1 Rthlr. 20 Sgr. ; Hafer 1 Rthlr. 5 : gr. 3 Pf. Eingegangen sind 2 Wispel. »Sgr., auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf. u Wasser: Weizen (weißer) 3 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf. 3 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf, ded Í ble 20 Sgr. ; kleine Gerste 1 Rthlr. 5 Sgr. ; Hafer 1 Réthlr. 3 Sgr. 9 Pf, auch 1 Rthlr. e og A gus 369 Wispel 16 Scheffel. - den 6. Juli 1842 Das Schock Stroh 11 Rthlr. 15 Sar. - auch 10 i Centner Heu 1 Rthlr, 5 Sgr., auch 22 Sar. A N e

i Kartoffel - Preise. Der Scheffel 20 Sgr., auch 12 Mh 6 he

Î Branntwein-Preise.

„Die Preise von Kartoffel - Spiritus in der Zeit vom 1. bis 7. Juli d. F. waren: 145—15 Rthlr. pro 200 Quart à 54 pCt., oder : 10,800 pCt. uach Tralles. Korn- Spiritus ohne Geschäft.

Berlin , den 7. Juli 1842. / Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

Verantwortlicher Redacteur Dr. F. W. Zinkeisen. Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdruderei.