1842 / 189 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

a A D O M H D:

welche sich sren hâlt, und sie achtet sich selbst zu sehr,

um, ihren heiligsten Grundsäßen zum Troße, mit Bewußtseyn und systematisch die Unordnung zu befördern, in der durch nichts ge- währleisteten Hoffnung, daß eine Ordnung nah ihrem Sinne daraus hervorgehen werde. Jn der ersten Erbitterung über diese entschiedene Opposition des Wahl - Comités gegen das verwegene System , von welchem sie alles Heil erwärtet, hat sich die Gas zette jeßt von dem Kampfplaße der Wahlen zurückgezogen, in- dem sie ihre Widersacher für die Vereitlung der Erfolge verant: wortlich gemacht, die sie sich von einer geschickten Ausbeutung dieser großen politischen Handlung versprach. Aber sie wird wahr- scheinlich bald wieder wenigstens stillschweigend von diesem Vor- saße zurückfommen und ihren bedeutenden Einfluß gebrauchen, um die von ihr vorgeschlagene Wah!-Taktik zur Anwendung zu brin- gen. JZhre Bemühungen zu, diesem Zwecke werden gewiß nicht vergebens seyn, um so weniger, als die große Mehrzahl der legi- timistischen Provinzialblätter in dieser ganzen Streitsache von An- fang an der Fahne der Gazette gefolgt ist, dieser Fahne, welcher der Name des Herrn de Villèle ein großes Prâstigium verleiht. Wird die Autorität der Namen Berryer, Valmy und Saint- Priesk die des Ministers der Restauration aufwiegen? Jn der legitimistischen Partei selbst scheint man eine Fug des inneren ZerwÜürfnisses nur von einer direkten Dazwischenkunft des Hofes von Görz zu erwarten, welche allerdings wohl nicht die getheilten Meinungen einigen, aber doch zur Verständigung über gewisse Forwefüden führen fönnte, die in diesem Kampfe eine größere Rolle spielen, als man glaubt. Es steht übrigens stark zu bezweifeln, daß von jener Seite irgend eine Einmischung slatt- finden werde.

Die Wahlbestrebungen der verschiedenen Unter - Abtheilungen der Opposition der Linken gehen ihren ziemlich \chläfrigen Gang fort. Die Parteien selbst können sich unmöglich befriedigende Re- sultate von ihrer fraftlosen Agitation versprechen, der die Energie eben deshalb fehlt, weil sie von feinen Ueberzeugungen, ja eigentlich selb nicht einmal von politischen Leidenschaften ausgeht, weil sie vielmehr im Ganzen nur die gewissermaßen mechanische Wirkung selbstsüchtiger Berechnungen und kleinlicher Jnteressen is, Damit if freilich keinesweges gesagt, daß die Wahlbewerbungen der An- hänger des Miniskeriums durchaus von edlen Motiven geleitet wer- den, aber man begreift, daß die Opposition mit ihren kleinen Mitteln und kleinen Zwecken keine großen Kräfte gegen die Re- gierung in Bewegung seßen kann, und daß es sie auch nicht gegen dieselbe in Bewegung seben könnte, selbst wenn ihr System alle die schwachen Seiten hätte, die ihm von ihren Gegnern zuge- schrieben werden,

R Paris, 4. Juli. Nichts giebt einen besseren Maßstab für die Bedeutung der Wahl-Cirkulare, als die Vergleichung der- jenigen, die vor zehn Jahren geschrieben wurden, mit denen, welche jeßt von denselben Kandidaten veröffentlicht werden. Herr Arago, der sich im Jahre 1831 dem Wahl-Kollegium von Perpignan an- bot, legte damals ein Glaubens - Bekenntniß ab, vor dem sih der strengste Konservative nicht scheuen würde. Seitdem aber hat Herr Arago \ih sehr verändert; aus dem damaligen monarchisch und dynastisch Gesinnten ist ein Republikaner und Revolutionair geworden. Niemals hat Herr Arago eine Erklärung darüber ge- geben, was seine Sinnesänderung zu Wege gebracht, und warum feine Grundsäße nicht mehr dieselben sind. Wollte man einwen- den, daß dieser Wechsel die Folge des von der Regierung einge- \chlagenen Weges sey, \s0 wäre darauf mit einigem Grund zu ant- worten, daß ihn dies höchstens berechtigen würde, ein Feind der auf einander folger.den Ministerien zu seyn, aber keinesweges der Feind der Monarchie und der Dynastie. Ohne Zweifel hat Herr Arago aber andere Gründe, um Republikaner zu seyn, und wollte man der Sache gehörig nachforshen, so würde man ohne Múhe finden, daß getäuschter Ehrgeiz und verleßte Ei- genliebe diesen berühmten Gelehrten zum Demagogen gemacht. Das Drolligste is, daß Herr Arago, der gern Alles ebnen und ausgleichen möchte, selbs den herrschsüchtigsten, ausschließendsten und despotischsken Charakter hat. Er wollte in der Kammer herr- schen, wie er in der Akademie der Wissenschaften herrscht; er wollte der Regierung seine ZJdeen einprägen, wie er sie den Zu- höórern seiner Böëléfangén einprâgt; als er nun sah, daß Kammer und Regierung minder gelehrig seyen, als das Jnskitut und seine Zöglinge, so ward er unwillig und wurde Republikaner. Dies ist die Geschichte einer großen Anzahl von Oppositions-Miktgliedern ; ver- eitelte “f Ml S) haben ihnen ihre Grundsäße eingeflößt. Uebri- gens is Herr Arago in der Partei, welcher er sich in die Arme eworfen, durchaus nicht an seinem Plaß, weder mit seiner Ein- icht, noch mit seinen Gewohnheiten, noch mit seinen Antecedenzien. Zu wünschen wäre es, daß Unmuth ihn bald eben #0 aus dieser Stellung heraustriebe, wie er ihn in dieselbe hineingedrängt hat.

Herr Chambolle, der Haupt-Redacteur des Siècle, hat sich entschlossen, die Wähler der Vendée mit seinem Cirkular zu be- glüken. Wir haben {hon erwähnt, daß Herr Thiers diesen Kan- didaten eben jenen Wählern auf eine ziemlich komische Weise empfohlen hatte. Herr Chambolle aber traute der Episkel seines selbstzufriedenen Patrons nicht und wollte in cigener Person auf: warten. Jn diesem Allen liegt etwas, was die Wähler der Ven- dee und auch Herrn Chambolle selbst beunruhigt. Dieser Depu- tirte reprâsentirte bisher ein Departement, dessen Einwohner ven Handelsfreiheit nichts hôren wollen; sie verlangen im Gegentheil Prohibitiv-Zblle auf alle fremde Ackerbau-Produfte. So verstehen sie das U N S Dts f Tun vertheidigt aber das Sièëcle, dessen Haupt-Redacteur Herr Chambolle is, und welches doch auch das National-Jnteresse zu begreifen glaubt, einen gerade entgegen- Es Sas, es verlangt nämlich Handelsfreiheit. Die Wähler der Vendée, welche dieses System nicht besonders annehmlich finden, haben von Herrn Chambolle hierüber Erklärungen gefordert. Er mußte sich dur Zweideutigkeiten aus der Klemme zu ziehen su- chen. Herr Thiers hatte Herrn Chambolle als einen verständigen Mann geschildert, der die gefährlichen Theorleen über die Handels- Freiheit verschmähe. Herr Chambolle selbsk war nicht so bestimmt in feinen Erklärungen; er a te, die Ackerbau- Jnteressen, welche mit dem Reichthum und der Macht des Landes so innig verknüpft seyen, müßten vor allen Dingen geschont werden. Wir wissen nicht, ob die Wähler der Vendée sich mit dieser vagen und unbe- deutenden Erklärung begnügen werde

y ven. Ueberhaupt aber fennt

Herr Chambolle weder das Prohibitiv-System, noch das System der Handels - Freiheit ; seine skaatswirth\haftlichen Kenntnisse er- streckén sich nicht so weit, und er überläßt diese Partie in seinem Blatte anderen Jndividuen, die davon mehr verstehen als er

Die Gazette de France blâst täglich mehr zum Rüzuge und ihr Chef, der Abbé von Genoude, scheint den uth zu ver- lieren. Diese Fraction der legitimistischen Partei ist von nicht ge- ringer Bedeutung für die Regierung. Diese Partei, \o viel sie au ba einigen Jähren von ihrer Macht verloren hat, greift doch mit ihren Wurzeln noch- a tief ins Land ein. Íhr Grund- reihthum giebt ihr in gewissen Gegenden ein ziemlich großes Ueber- gewicht. ht daß sie stark genug wäre, um die Exiskénz der

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Regierung zu gefährden oder zu erschüttern, aber sie könnte dieser, wenn sie sich um sie sammelte, eine trefflihe Stüße seyn. Nun sind die tiefen und wirklichen Meinungs:Spaltungen, welche unter den Royalisten bestehen, von der Art, daß sie viele einflußreiche Männer dieser Partei ganz aus ihrer gewöhnlichen Bahn treiben; auf diese Weise vereinzelt, werden sie sih früher oder später der neuen Regierung anschließen. Schon hat eine große Zahl dersel: ben den Angriffen und feindlichen Schritten entsagt. Andere sind in den Staatsdienst getreten; noch Andere stehen im Begriff, dies zu thun. Alles dieses rúhrt von den in der legitimistischen Partei ausgebrochenen Spaltungen her und von dem Wunsch, welchen die meisten Mitglieder dieser Partei hegen, aus einer sich ins Un- bestimmte verlängernden Unthätigkeit endlich einmal herauszukom- men. Die Stärke der Legitimisten wird sich in den nächsten Wahlen deutlich zeigen; diesmal haben sie all ihre Mannschaft in den Feldzug gebracht, und sie versäumen kein Mittel, um, wo nicht royalistischen Kandidaten, doch wenigstens solchen, die der Regierung entgegen sind, den S zu verschaffen. Morgen wird die Presse ein Verzeichniß aller Kandidaturen nach Departements und Arrondissements nebst Bemerkungen über die Aussicht der einzelnen Kandidaten veröffentlichen. iese Arbeit ÚKkt sich ver- muthlich auf ministerielle, aus dem Departement des Jnnern mit- getheilte Angaben, und insofern is ihr einiges Vertrauen zu schen- fen. Jndeß wird dieselbe vom Gesichtspunkte der Regierung aus abgefaßt seyn, und mañ wird sich also bemüht haben, die Hoffnun- gen der Oppofition darin zu schwächen.

Das Ministerium steht ‘vollkommen sicher, und Herr Guizot zählt auf einen glänzenden Sieg. Wir sind ebenfalls dieser Mei- aung und glauben, daß die neue Kanmer der Regierung eine noch stärkere Majorität bringen wird, als die, welche sie in der vori- gen besaß.

Großbritanien und Jrland.

London, 5. Juli. Die tiefste Entrústung hat es unter allen Klassen der Gesellschafk erregt, daß das Leben der Königin, nach- dem Jhre Majestät kaum die Strafe des einen Verbrechers ge: mildert hatte, \hon wieder von einem anderen bedroht worden ist Am Sonnabend nämlich wurde es bekannt, daß durch Entscheidung der Königin das úber Francis gesprochene Todes-Urtheil, welches gestern vollzogen werden sollte, in lebenslängliche Deportation um- gewandelt worden, und daß der Begnadigte sogleich nach der fúr die ârgsten Verbrecher bestimmten Niederlassung in den Australi- schen Moleniads deportirt und dort schwerer Zwangsarbeit unte

worfen werden sollte. Vorgestern aber, also am Tage darau fand bereits ein neues Attentat auf Jhre Majestät statt das jedoch glúcklicherweise eben so erfolglos blieb wie das vorher: gegangene. Die geskrigen Morgenblätter berichteten zuersk darúber, „Der Name des Thâters“, Tate die Morning Chronicle, „soll Oxman seyn. Er hat bei einem Wundarzt in New - Road gedient, und man hat ihn häufig in heftige Verwünschungen gegen Zhre Majestät ausbrechen und das Attentat des Francis billigen hóôren. Gestern (Sonntags), als Fre Majestät, begleitet vom Prinzen Albrecht und mit ihrem Gefolge, den Mall entlang nach der Königlichen Kapelle fuhr, gerade als der Königliche Zug an dem Palast des Herzogs von Sutherland vorüber fam, sah man einen Menschen, der als buckliht und von zu- rückckstoßendem Aeußeren geschildert wird, Pulver auf die Zünd- pfanne eines Pistols thun und“ \ch{einbar in einer mörderischen Absicht sich auf die Wacht fkèllén.- Dem Vernehmen nach entriß ein junger Mann, ‘Namens Defsett, der Verdacht schbpfte, das Pistol Wnem Jnhaber aus“ dèr Hand und forderte die Polizei auf, ihn in Verwahrsfam zu bringen, Höchsk unverantwortlicher Weise behandelte ein PolizeizBeamter, der an Ort und Stelle war, und welchem Dessett erzählte, was vorgegangen war, die Sache als eine Posse und ging kaltblútig hinweg. Es entskand ein Auflauf; in der Verwirrung des Augenblicks gelang es dem Thâter, zu entwischen, und statt seiner wurde Dessett, der ihn fest: nehmen wollte, als Thäter in Verwahrsam gebracht. Es wurde

sogleich Nachricht hiervon an alle Polizei-Aemter befördert, und um 4 Uhr Nachmittags brachte ein Polizei-Beamter, der den wirklichen Verbrecher persönlih kannte und sich na der Schilderung gleich desselben “erinnerte, ihn gefängli zu Battle - Bridge ein. Das Pistol soll mit fleinen Stüdcken einer thdnernen Tabakspfeife geladen gewesen seyn. Oxman- wurde, wie verlautet, gestern Abend vor dem Ge- heimen Rathe verhört und soll heute wiederum vorgenommen werden,“ Etwas anders laukete der Bericht des gestrigen Stan- dard, eines Abendblattes. „Den loyalen Gefühlen des Landes“, sagte dieser, „isk eine neue Schmach zugefügt worden, indem man wieder einen Versuch entdeckt hat, die Königin, wo nicht zu mor- den, #0 doch wenigstens zu insultiren und in Schrecken zu seßen. Der Thâter is diesmal ein mißgestalteter Vagabund von dem Stand und Alter des Oxford und Francis ; er drückte auf dem Wege nach der Königlichen Kapelle und nahe am Thor des Green-Park ein auf Jhre Majestät gerichtetes Pistol ab; das Pistol versagte jedo, und der Mensch wurde sogleich von einem braven sechzehnjährigen Burschen, Namens Dassett, Sohn eines Oel: und Farbenhändlers in Charles- Street, Pal-Mall, festgehalten und entwaffnet. Der wadckere junge Mann hielt seinen Gefangenen lange genug zurück, um ihn zweien Polizei - Beamten nah einander überliefern zu können, aber sie weigerten sich unverantwortlicher Weise, ihn in Haft zu nehmen, Dajsett jedoch, obwohl im Volksgedränge genöthigt, seinen Ge- fangenen loszulassen, behielt doch das Pistol zurück, welches, wie die Untersuchung ergab, mit Pulver und dicht zusammengepreßtem Papier, nach Anderen mit einem Stü von einer Tabakspfeife, oder auch, nach Anderen, mit Pfeifenthon] geladen war. Jm Lauf des Abends wurde eine Person, Namens Oxman, der Beschreibung des von Dassett feskgehaltenen Jndividuums entsprechend, in Haft gebracht. Schwerlich wollte der Elende, der das Pistol abdrückte, mit einer also geladenen Wasfe tödten oder ernsilih verwunden; aber ohne Zweifel war es seine Absicht, die Königin zu insultiren und zu erschrecken, und dafur verdient er jedwede Strafe, die das Geseß verhängen fann, und wenn die Geseße für ein solches Verbrechen feine Strafe verhängen fönnen, die der Königin hinreichenden Schuß bietet, #0 ius für ein neues Geseß mit wirksamen Stra- fen gesorgt werden. Die Königin müßte sonsk entweder eine be- sfändige Géfciigen seyn oder sich fortwährender Unruhe ausseßen, die, wenn sie auch einem dem Lande so theuren Leben nicht plöblih ein Ende machte, dasselbe doch durch die anhaltende Angst aufreiben müßte." Jn einem späteren Bericht“ desselben Blattes, von heute Abend, heißt es: „Es wird über dies neue Attentat, eben so wie in früheren Fällen, eine solhe Verschwiegenheit im Ministerium des Jnnern und unter der E beobachtet, daß es höchst wier ist, etwas darüber zu erfahren. Als die Nachricht vorgeskern m Ministerium einging, daß ein neuer Versuch ade worden, auf Jhre Majestät zu schießen, schickte Sir J. Graham sogleich Eilboten an Sir R. Peel nah: Penshurst, an den Lord- Kanzler nah Cambridge und an verschiedene andere Kabinets: Minister ab,

di der H t befänden. Sir R. Peel ge- Mer Mübetergno Vi N and hatte gleich dátauf Bre Unte

dung mit Sir J. Graham. Nachmittags wurden mehrere Ï airs des Geheimen Raths nach dem Ministerium A L eschieden. ge Lauf des Tages wurden noch zwei oder drei Jn- dividuen gefänglich eingebracht, die man nah der Beschreibung für die Thäter gehalten hatte, aber, nahdem sie genügende Rechen- schaft abgelegt, wieder freigelassen. Der eigentliche Ihäter war vorgestern Nachts um 12 Uhr auf dem Polizei - Wachthaus in Gardeners-Lane gebracht worden. Sein Name ist John Bean

nicht Oxman, sein Alter 18 Jahre ; er is Juwelier von Profession und wohnt in Rofoman-Street. Er beobachtet ein festes, düsteres Schweigen und weigert sich hartnäckig, eine der an ihn gerichteten Fragen zu beantworten. Der junge Dassett, dessen Bruder und Beider Oheim, so wie ein anderer Zeuge, Namens Jones, wur- den gestern früh nach dem Polizei - Wachthause gebracht, um die Zdentität der Person des Verbrechers zu verifiziren, Sie erklärten einstimmig ohne das geringste Zaudern, daß es derselbe Mensch sey, der am Sonntage auf hre Majestät habe feuern wollen. Zohn Bean ist nicht über 5 Fuß 3 bis 4 Zoll Froß, sehr häâßlich und von melancholischem Aussehen. Gestern Yiachmittag ward er vor den Geheimen Rath gebracht, und das Zeugen-Verhör be- ann, jedoch ganz im Geheimen, ohne daß ‘ein unberufener Zuhdrer zugelassen wurde. Der Gefangene soll vor eini- ger Zeit die Wohnung seines Vaters in Rosana - Street verlassen und am vorigen Mittwoch demselben einen jeßt in den Händen der Polizei befindlichen Brief geschrieben haben, worin er gesagt, daß er sich nah Arbeit umgesehen, aber eine habe erhalten ade und daß er, wenn er feine befomme, einen verzweifelten Schritt thun werde. Das Pistol soll er vor einem Monat von einem in der Nähe seiner Wohnung. lebenden Burschen gekauft und es vor ein paar Tagen haben repariren l¿ssen. Jm Ministerium des Jnnern sind 7 bis 8 Zeugen über den Vorfall vernommen worden,“

Die Staats-Einnahme, über welche heute Abend der Quartal: Bericht erscheinen soll, bietet nah dem Standard nicht, wie es bisher hieß, einen Ausfall, sondern vielmehr eine Vermehrung um 200,000 Pfd. und darüber im Vergleich zu dem entsprechenden Quartal von 1841 dar.

H London, 5. ui, auf die Person der Königin ist ohne Zweifel ein widerwärtiges und sehr unangenehmes Ereigniß, vorzüglich wenn man dabei bde- denft, daß die Königin an dem Tage, welcher zu dieser Missethat ausgewählt worden war, wieder zum erstenmale nah der auf Bitten seiner Familie bewilligten Begnadigung des Francis durch den Park suhr. Aber, was diese außerordentlichen Éreignisse dem Publikum ganz und gar unerklärlich macht, is, daß man die klein- lichen Beweggründe, die kfindische Tollheit und die lächerliche Eitel- feit der jungen Vagabonden, welche sich das Ansehen geben wol- len, sich zu Mördern der Königin von England zu erheben, in einer viel zu hohen Sphäre sucht. A tórder, glaube ich, nicht; sle werden durch fkein politisches Motiv, feine Leidenschaft, keine Belohnung

: aber in der ungeheuren Masse menschlicher esen, wie sie sch in London zusammengeworfen findet, giebt es, wie jeßt der Beweis vorliegt, einige wenige verkehrte und franfhaft angeregte Gemüther, welche um ihre eigene Zukunft so wenig besorgt sind, so ganz der moralischen Haltung entbehren, und doch in ihrem Elende noch o viel Einbildung besißen, daß sie sich gar nicht darum fümmern, was aus ihnen werde, aber ein Vergnügen daran finden, das beste und edelste Wesen über ihnen, die Königin des Landes selbst, mit Angst und Besorgniß zu quálen. Sicherlich liegt dabei kein Beweis einer mörderischen Absicht vor; in diesem leßten Falle wurde ja das Pistol hinweg- genommen, ehe es abgeschossen war, da das grobe Schießpulver in dem feuchten Schlosse nicht Feuer gefangen hatte, und als man die Ladung herauszog, fand sich nichts vor, als Papier, ein Pfropfen und Schießpulver. Jn dem Pulver befand sih zwar ein kleiner Scherben; er war aber so winzig, daß man seine Gegenwart nur dem Zufall weten fann. Dieser Umstand hat jedoch das Gerücht veranlaßt, daß die Ladung ein Stück von einer irdenen Tabackspfeife enthalten habe, welches, wenn es groß genug gewesen wäre, allerdings wohl ein tödtliches Geschoß hätte werden fönnen.

Jch habe den Verbrecher bei dem Verhör, das man mit ihm vor dem Geheimen Rath vornahm, gesehen, und ge- wiß, er hat mehr das Ansehen eines Orangutangs, als das eines Menschen. Häßlich von Gestalt, elend, dumm, schmußig und ohne usdruck mag er wohl faum die Folgen seines Verbrechens eder fúr das Publikum, noch für ihn selbst zu würdigen wissen. die allgemeine Meinung is, daß solche Missethaten durch he schnelle, strenge und vor allen eine entehrende Strafe gerügt werden müssen, und sicherlich würde es auf solche ab- E Bösewichter mehr Eindruck machen, wenn man sie

ffentlich durchpeitschen ließ, als wenn man sie mit den Schrecken

einer Hinrichtung peinigt. Das Englische Kriminalrecht erlaubt zur Zeit noch das Durchpeitschen als eine Strafe für Knaben, und man fönnte es in diesem Falle gewiß mit vortrefflicher Wir- fung in Anwendung bringen. Als ein Beweis, wie kindisch elgent- lich die ganze Geschichte gewesen is, mag noch erwähnt werden, daß Bean (so heißt der Bursche) von einem anderen Burschen, Namens Dassett, festgenommen wurde, als er eben das Pistol in die Hand nahm, während zwei Polizeidiener, die dort “gy 00 ten, ihn nicht einmal gefangen nehmen wollten, weil sie, zufolge des Alters und des Aussehens dieser Knaben, glaubten, daß das Ganze ein eitler Scherz gewesen sey.

Die Nachrichten aus Jndien lauten gut, und wir fangen an, die wahren Ursachen des dort erduldeten Mißgeschicks zu erfah- ren. ie lagen vorzüglich in der Uneinigkeit und Rivalicät der Civil- und Militair-Beamten der Regierung in Af aen Wo, wie der Herzog von Wellington neulich in einer f r langen De- pesche an Lord Ellenborough sehr richtig bemerkt, wo die Militair- Befehlshaber die Freiheit gehabt haben, nah ihrem eigenen Ur- theile und unter ihrer eigenen Verantwortlichkeit, wie z. B, Note zu Kandahar und selbst Sale zu Dschellalabad, zu handeln, da is Alles gut gegangen, aber die unzeitige Und unverständige

inmischung von Sir“ William Macnaghten zu Kabul, theilte die Truppen, stellte die Magazine einem Ueber- fall des Feindes bloß, und führte giteor nah seinem Tode u der Nothwendigkeit eines schimpflihen Rückzugs. Sale's Bert eidigung von Dschellalabad ist eine der schönsten Thaten in der Geschichte des Britischen Krieges in Indien, und Lord Ellen- borough hat nur gethan, was die Gerechtigkeit erhelschte, als er jedem Mann dieses Corps außerordentliche Ehren-Bezeigungen be- willigte. Jm Winter und in einem Gebirgslande ohne Proviant, ohne schweres Geschüß, ohne Verstärkungen, widerstand dieses

orps einem Feinde, welcher fünfmal stärker, durch den Sieg ge- hoben, und mit der Beute einer zu Grunde gerichteten Armee be. wasfnet war, und trieb ihn lp t in die Flucht: General Elphin- Feg s Tod in der Gefangenschaft hat dem Kriegsgerichte, welches ber sein Benehmen entscheiden sollte,

Die Wiederholung des Attentates

éin Ende gemache,

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man finden wird, man

und ich bin der Meinung, daß e zu Sul: habe mehr gegen ihn verschuldet, als er (wr Tee” aiten:

den fommen lassen, T ad i diesen schrecklichen und schnell |

barer Nachfolger habe en ihren Tod gefunden; der Thron nach U folge" Ereigo n Schach eingenommen, welcher p“ a ae V aaenosse der Briten ju seyn verspricht. Es ist ein Ma E E af feine Wahl bleibt; die Häuptlinge der Ge, ae n sen zu Boden geworfen werden, sowohl L "4 ih-

arufseh 4 hen Feind chaft gegen die Briten, als auch für ihre Le uee L der nlgs:Familie von Kabul; und wenn es nicht

errátherei 00 hen Ausgang des Kampfes etwas vorher zu sa- zu frúh ist, 7 wir uns wohl darüber freuen, daß diese Scenen gen, so dürfe des Mordes irgend eine Macht hervorgerufen

; d i: / U der B he dem Durani-Reiche Frieden und Sicherheit wieder-

geben mag.

on, 5. Juli, Sie sehen aus den Zeitungen, daß ein Qu Bd auf der Königin Leben (wie man es nennt) gu worden, oder vielmehr, daß aufs neue ein ungezogener ube { nicht abbrannte, und nah einem Bericht nebst etwas Pulver und Bien ein Stückchen irdner Pfeife, und nach dem, was Sir James Graham erklärt haben soll, nur ein wenig gro- bes Pulver und Papier enthalten haben soll. Die Times spricht nur eine ziemlich allgemeine Meinung aus, wenn sie râth, man solle solhe Bursche, die sich blos notorisch machen wollen, weder hängen noch deportiren, sondern dffentlih durchpeitschen lassen. Der Versuch geschah am Sonntag, und gestern, obgleich ein wunderschbner Abend, sehte die Königin ihre gewöhnliche Spa- zierfahrt aus; ob weil Jhre Majestät es müde isk, sich zur Ziel: scheibe für diese bösartigen Narren herzugeben, oder weil Sie den Tag vor der Abreise Zhrer hohen Belgischen Verwand- ten lieber im häuslichen Kreise zubrachte, weiß man im Publi- fum nichk. Aber die Tausende, die sich in den Parks versam- melt hatten, um der Monarchin ihre Ehrfurcht und Unterthanen- treue zu erkennen zu geben, wurden in ihrer Erwartung ge- tauschf. i f lie doch des Landes wird mehr und mehr das Mittel, wo- mit die Opposition das Ministerium zu plagen und etwa zu stür- zen sucht, und ihre Anhänger im Lande arbeiten ihr dabei ge- treulih vor. Ja, die unzufriedenen Tories helfen ihr, indem sie jest behaupten, die Ausgleichung des Defizits in den Finanzen sey nicht \o dringend gewesen, als die Abhúlfe dieser Noth, und die Veränderungen im Tarif würden das Uebel nur ärger machen. Leßteres sagen zwar die Whigs und „Radikalen nicht; sle meinen im Gegentheil, diese Veränderung müsse dem Lande zu gute kom: men, wenn auch nur dadurch, daß in derselben ein großer Grund? saß unwiderruflich anerkannt worden. Aber, seßen besonders dix Whigs hinzu, für den Augenblick sind sie eher schädlich als nüß- lih, weil’ man am unrechten Ende angefangen, indem man den Britischen Fabrikanten, Handwerker, Rheder u. s, w. zur Konkur- renz mit dem Auslande zwingt, ehe man ihm die Hauptbürden abgenommen, die ihm durch die Korn- und Zuer-Monopole äuf: gelegt worden. Peel, versichern Viele, hätte gern mit diesen an- gefangen, wenn es ihm die Aristokratie gestattet hätte: man müsse also dieser unaufhörlich die Noth des ‘Landes vorhalten, und ihr die Gefahren, welche daraus hervordroheten, recht lebhaft vor die Einbildungskraft bringen, um sie zur Nachgiebigkeit einzuschüch- tern. Dies is der Zweck aller der Bewegungen, welche jeßt vor- gehen, der Versammlungen von Kräâmern, die zu Manchester und Leeds stattgefunden, der usammenkünfte von Predigern dissidiren- der Gemeinden und von abgeordneten Fabrikanten, die jeßt hier in London vor sih gehen, und wobei besonders die zu Beweiscn jeder Art so bequemen Zahlen nicht geschont werden,

Herr Wallace brachte die Sache am Freitag wieder vor das Unterhaus und verlangte, daß dieses sich verpflichten sollte, nicht auseinander gehen zu wollen, bis es die Landesnoth untersucht und die Mittel L aden hâtte, derselben abzuhelfen. Natúrlich wollten die Minifter sich zu einer solchen unbestimmten Entschließung nicht hergeben, da sogar Russell erklärte, er könne nicht dafür stimmen, und da auch von allen Unzusriedenen nicht einer etwas Praftisches anzugeben wußte, womit den allerdings großen und höchst bedroh- lichen Uebeln zu begegnen wäre. Doch mußte sich Peel gefallen lassen, daß die Debatten (mit Zurúcksezung aller übrigen Geschäfte, besonders der Geldbewilligungen für die Dienstbedürfnisse, wovon es sich eben handelte, und welche Wallace, indem er von seinem parla- mentarischen Rechte Gebrauch machte, bei der Gelegenheit, wo die Regierung Geld fordert, Beschwerden vorzubringen, auf die Seite geschoben hatte) auf Montag vertagt wurden. Um so mehr, da der konservative Banquier Attroood mit den Unzufriedenen stimmte, und manche andere der gewöhnlichen Unterstúßer des Ministeriums zweifelhaft schienen. Indessen fand man es doch auch wieder von beiden Seiten lästig, das ewige traurige und zu nichts führende Gerede noch eine Nacht zu wiederholen, und als daher der Spre- cher seinen gestrigen Siß eingenommen, hatten sich statt der zur Bildung eines „Hauses“ nothwendigen 40, nur 23 Mitglieder ein- gefuoden, und das Haus mußte vertagt werden. Aber aufgescho- en ist nicht aufgehoben; denn auf Donnerstag, wo die Regierung abermals das Recht hat, Geldforderungen zu machen, ist wieder ein Vorschlag in dieser Beziehung angekündigt, welcher die Nacht hinnehmen wird. Darüber geht der Sommer vorüber, und die wichtigsien Geschäfte bleiben liegen; selbst für die Durchfüh- rung einiger Abgaben - Erleichterungen für gewisse Klassen, die Peel versprochen, hat sich noch keine Gelegenheit ge- funden, der Vorschlag für das neue Armengeseß steht still, und für die Reformen in der Rechtspflege, besonders in der Ge- richtsbarfeit der geistlichen Gerichte, geschieht gar nichts, selbst nicht

‘im Oberhause, das- doch fask gar nichts zu thun hat.

Unsere Tories könnten hierdurch ein falsches Urtheil berichtigen lernen. Sie haben nämlich seit Jahren das ähnliche Verschieben von wichtigen gemeinnüßigen Angelegenheiten einzig der Jnkapazi- tât der Whigs zugeschrieben und laut verkündigt, daß es damit unter ihrer Herrschaft anders werden solle; nun möchten sie er- kennen, daß feine Verwaltung, wenn auch noch so gut unterstüst,

\oléhen Hinderungen zuwiderstehen mean Es is dieses eins von

den Uebeln, die von einer parlamentarischen Verfassung unzer- trennlih scheinen. Aber die unzufriedenen Tories schreiben die jeßige Erscheinung Peel's Neigung zum Liberalismus zu und mei- nen, er dúrtfe nur entschieden wollen, so müsse aller Widerstand

‘vor seiner Phalanx wie Spreu verfliegen.

Niederlande.

Amsterdam, 1, u Der Geseß-Entwurf, betreffend die Geld-Anleihe für die Eisenbahn der Provinz An: scheint der Kammer in seiner jeßigen Gestalt noch nicht zu gefallen; die Ab- theilungen derselben gaben dies dem Minister zu erkennen, und dieser hat sich denn entschlossen, den Entwurf zurückzunehmen und nach gehöriger Modification wieder vorzutragen. Die Haupt-Veränderung, die darin angebracht werden dürfte, wird die finanzielle Sicherheit und

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Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben, die auf diesen Gegen-

stand Bezug haben, betreffen, weil man der schlechten Verwaltun der Gelder der Arnheimschen Eisenbahn noch eingedenk ist. Au den Geseß-Entwurf, betreffend die Bestimmungen des Stimm - und

| Wahlrechtes in den Städten und auf dem Lande, hat die Regie-

rung zurückgenommen und versprochen, denselben der Kammer ver- bessert in nâchster Sißung wieder vorzulegen.

Belgien.

Brüssel, 4. Juli. Ganz Brúgge war vorgestern in Allarm. Unweit der Stadt sprang die Röhre des Wasser - Reservoirs der Lokomotive des Ostender Konvois, und da der Maschinist ein Un- glüuck befürchtete, wenn zu wenig Wasser vorhanden wäre, fo ließ er den Dampf heraus und ras sprang der Feuerröster. Jn einem Augenblick war der Weg mit Feuer bedeckt und die Luft mit Dampf erfüllt, Aus der Stadt lief Alles herbei, weil man ein Unglúck, wie das von Meudon, befürchtete, Die Reisenden famen aber mit einem unfreiwilligen Dampfbade davon. y

Die Schiffahrts-Abgaben auf Flüssen und Kanälen sind für Belgische Kohlen, die zur See oder nach Holland ausgeführt wer-

mit einer alten Pistole nach der Königin zielte, die aber | den, um 75, und fúr eine Anzahl anderer Belgischer Boden - Er-

zeugnisse, z. B. Eisen, Kalk 2c. um 50 Prozent ermäßigt worden.

Die Kiileeita hat den Befehl erlassen, daß zwischen der Ab- fahrt von Dampfschiffen mindestens jedes Mal eine halbe Stunde verfließen müsse. Zwek dieser Verfügung is, das gefährliche Wett- fahren zu verhindern.

Deutsche Bundesstaateu.

Múnchen, 4. Zuli. (A. Z.) So eben is hier in der „|[litera- risch-artistischen Anstalt“ ausgegeben worden: „Walhalla-Genossen, geschildert durch König Ludwig den Ersten von Bayern, den Grún- der Walhalla?s.“ Das Publikum greift mit Begierde nach diesem Königlichen Programm für das große nationale Werk, welches Se. Majestät diesen Herbst dem gesammten Deutschland eröffnen wird, und entnimmt daraus die umfassenden großartigen Jdeen, welche den Königlichen Gründer wie in allen seinen Handlungen, so auch hier leiteten,

* Leipzig, 7. Juli, Die Guskav-Adolph-Stiftung, die sich jeßt mehr als je bis in die entferntesten Gegenden eines freund- lichen Entgegenkommens erfreut, hat in der leßten Zeit zwei be- deutende Geld-Zuschüsse erhalten. Sie machte vor kurzem bekannt, daß sie von einer frommen Matrone hier ein Legat von 800 Rthlr. befommen habe; jeßt zeigt sie hon wieder den Empfang von mehr als 1500 Rthlr. an, welche den Ertrag einer der Jahres- Sammlungen bilden, die seit 1836 im Königreiche Schweden regelmäßig für sie veranstaltet werden, Das Schwedische Hof- Konsistorium spricht bei Uebersendung dieser Summe aufs lebhaf- teste den Wunsch aus, der hier unter allen sich dafür Jnteressi- renden lange als Hoffnung bestand, daß sich Herr Dr. Zimmermann in Darmstadt mit seinem in der Entstehung begriffenen Vereine an die Gustav - Adolph - Stiftung anschließen möge. Neben dem stetigen, aber unscheinbaren Wachsen der Vereinsmittel durch ein- malige wie jährliche Beiträge, für welche das allergeringste Mini- mum festgeseßt ist, mehren solche Summen die Kräfte eines Ver- eins beträchtlih, der seine Unterstüßungen in der Regel nur aus den Zinsen seiner Fonds vertvilligt.

Karlsruhe, 5. Zuli. ;Qberd. Z) Von dem Abgeord- neten Kuenzer ist eine, Anzeige eingegangen, wonach er Hosfnung hat, das Hinderniß seines Eintritts in die Kammer, die Urlaubs- Verweigerung der Kurie, beseitigt zu sehen und lis dahin Urlaub von der Kammer bittet. An der Tagesordnung isk die Berathung des Kommissions: Berichts úber das Budget des Staats-Ministe- riums, in deren Verfolg die Anträge der Kommission angenommen werden, Aus Anlaß des Ausgabepostens fúr den Landtag äußert Abgeordneter Reichenbach die Ansicht, daß es zweckmäßig seyn möchte, die Versehung der Dienststellen solcher Staatsdiener, welche Abgeordnete sind, während der Dauer des Landtags auf ihre Kosten versehen zu lassen. Jn gleicher Weise äußern sich die Abgeordneten Zittel und Bassermann. Abgeordneter Jung- hanns bemerkt, daß dies in Württemberg der Fall sey, ohne daß Ankonvenienzen daraus entständen, und er widerseße sich daher diesem Grundsaße niht. Abgeordneter Sander spricht sich in demselben Sinne aus, will aber eine förmliche Antragstellung auf eine spâtere Sißung verschoben wissen; eben so der Abgeord- nete von Jbstein und Andere, worauf der Gegenstand vorerst ver- lassen wird. Abgeordneter Sander erstattet hierauf im Namen der Zoll- Kommission Bericht über Petitionen in Betreff des drük- fenden Nothstandes der Baumwollen-ZJndustrie mit Anträgen auf

sichernden Zollschub. Desterreich.

Wien, 3. Juli, ( abgelaufenen Halbjahre für Personen und Güter im Ganzen die Einnahme von 284,888 Fl, gehabt. Die beförderte Personenzahl war im Januar 33,079, im Juni 159,688; die Güter betrugen im ersteren Monate 33,773 Ctr., im leßteren 48,171 Ctr., und die Gesammt-Einnahme hat sich hierfür von 20,902 Fl. auf 89,272 Fl. gesteigert.

Spanien.

Madrid, 27. Juni. Man glaubte, daß das Rodilsche Mi- nisterium auf eine Verlängerung der jeßigen Steuern antragen werde, damit es um des Budgets willen die Session nicht zu ver- längern brauche ; aber die Stimmung des Kongresses is so zwei- felhaft, daß die Minister beschlossen haben, jenen Versuch aufzu- geben und das Budget von den Cortes diskutiren zu lassen. Die Session wird also vor Ende Juli's nicht geschlossen werden können.

Die Zusprechung der 40 Millionen zu einem Diskonto von 12 pCt, hat nicht stattgefunden, wie gemeldet wurde, und die Ma- drider Hof-Zeitung zeigt auf heute eine zweite Zusprechung an. Es scheint, daß die Bank San Fernando und andere Kapitalisten 30 Millionen Realen zu 12 pCe. vorschießen wollen. Die früheren Vorschläge verlangten 18 pCt. als Zins für diese Vorschüsse. Man glaubt, daß die neuen Bedingungen würden angenommen werden,

Das Schiff, welches die Söhne des Jnfanten Don Fran- cisco de Paula nah Spanien bringt, ist bei Coruña vor Anker egangen. Man weiß noch nicht, ob die beiden Jnfanten ihre

eise zu Lande fortseßen oder ob sie sich nach Santander ein- schiffen werden. Vielleicht begiebt sich derjenige von ihnen, der sich der Marine-Laufbahn gewidmet hat, direkt nach Ferrol, dem ihm angewiesenen Posten,

Die Hof-Zeitung publizirt das Dekret, durch welches die Nord-Armee aufgeld]t wird. Die aufgelöste Armee wird mit der 10ten und der 1Nen Militair- Division verschmolzen,

Serbien.

Von der Türkischen Gránuze, 25. Juni. (Deutsche Bl.) Der Pascha von Belgrad hat aus Konstantinopel aber-

mals Befehl erhalten, bei der Serbischen Regierung auf Wieder- einseßung der als Chefs der Emigranten: Partei E Petro- niewitsh, Simitsch 2c. in die von ihnen früher bekleideten Würden zu bestehen, und er ist hiebei mit solcher Dringlichkeit verfahren, daß er nur eine 3tägige Frist gestattet haben soll. Allein die Ser- bische Regierung nahm darum kein Bedenken, ihre erste ablehnende Antwort zu wiederholen, obwohl der Senats - Präsident, Herr Feder der mit den jeßigen Ministern nicht auf dem besten uße zu stehen und täglich an Einfluß zu verlieren scheint , sih der Sache seiner ehemaligen Gegner aufs wärmste annahm, Wie ich hbre, wurde die Forderung der Pforte durch den Englischen Konsul in Belgrad, der hiezu von Sir Stratford Can- ning ausdrücklich angewiesen seyn soll, unterstüßt, mit dem Be- merken, weder England noch die übrigen Großmächte könnten dul- den, daß die Pforte in irgend einem Rechte beeinträchtigt werde.

Ostindien.

Kalkutta, 9, Mai. (N. H. Z.) Die Unternehmung des Generals Pollock ist mit dem glänzendsten Erfolge gekrönt worden. Am 5. April Morgens trat derselbe seinen Marsch von D\cham- rud nach den Keiber-Pässen an, welche seit einigen Tagen sehr zahlreich vom Feinde beseßt waren; sie hatten sie mit einer starken Brustkwehr befestigt, und die Hügel rechts und links boten durch ihre abschüssige felsige Beschaffenheit natürliche Hindernisse dar. Der Gipfel der Anhöhen war mit zahlreichen Feinden bedeckt. Die Englischen Truppen mußten bedeutende Umwege machen, um die Anhöhen ersteigen zu können, doch Überwanden sie alle Schwie- rigkeiten, und der Feind wurde vollständig geschlagen, worauf die Engländer die Gipfel der Hügel zu beiden Seiten beseb- ten. Hierauf rúdckte das Haupt - Corps nach dem Eingange des Passes und zerstörte die Bruskwehr, welhe der Feind

geräumt hatte, als er sah, daß er umgangen war. Nunmehr von

drei Seiten angegriffen, mußten die Feinde zurÜckweichen, und die Pásse waren im Besiß des General-Majors Pollock. Lord Ellen- borough hat von Benares aus eine Proclamation erlassen, worin er diesen Sieg und die Räumung der Festung Ali Mesdschid von den Feinden anzeigt; auch wird in dieser Proclamation erwähnt, daß das Hülfs-Corps der Seiks sich bei der Erstúrmung der Pâsse sehr brav benommen und eben so großen Verlust erlitten habe, wie die Brikische Armee, und daß bereits der Agent der Jndisch{hen Regierung am Hofe des Maharadscha Schir Sing den Auftrag erhalten, demselben seinen Glückwunsch über den für die Armee der Seiks so glorreichen Erfolg abzustatten.

Schach Sudscha?s Tod is nicht länger zu bezweifeln. Nabob Seman Chan, Sebar Chan (Dost Mohammed?s Bruder), Osman Chan und Emin Ulla Chan hatten sich wider ihn verschworen ; durch eidliche Versprechungen auf den Koran vermochten sie ihn, daß er das allgemeine Aufgebot, welches nah Dschellalabad mar- schiren sollte, in Sia Sing musterte und selbst das Heer gegen den Feind führte; heimlich aber ernannte Schah Sudscha den Schn Emin Ulla Chan’s zum Befehlshaber des Heeres, wo0o- durch er das Mißvergnügen der Baruksehi?’s und Gildschi?s er- regte. Auf seinem Wege von Bala Hissar nah Sia Sing wurde er von Sudscha ed Daulet, Simon's Sohn, mit 50 Gildschi’s úberfallen und von 2 Schüssen getödtet; 412 von seinem Gefolge fielen mit ihm. Schah Schudscha?’s Sohn, Futti Dschung, wurde am folgenden Morgen in Bala Hissar zum Fúür- sten von Afghanistan proklamirt, doch ist das ganze Land in we- nigstens drei Parteien zersplittert. Ueberall rüstet man sich zum Widerstande; die Frauen und Kinder werden nah Bamian, Balch und Buchara gesandt, und die Kaufmannsgüter in Sicherheit ge- brache. Man glaubt, daß Schach Sudscha ermordert wurde, weil

Die Wien-Raaber Eisenbahn hat in dem |

er das Afghanische Heer gegen Akbar Chan zur Befreiung Sir R. Sale's führen wollte.

Aus verschiedenen Gegenden von Jndien selbsk lauten die Be- richte niht ganz zufriedenstellend. Jm Nordwesten, wo die mu- ammedanische Bevölkerung vorherrscht, zeigte sich sichtbare Freude Uber die Niederlage der Engländer in Afghanistan, und nachdem die partiellen Militair-Empdrungen in Sekunderabad und an an- deren Orten gedämpft waren, herrschte wieder auf Ceilon große Besorgniß vor einem Aufstande der Eingeborenen.

Die Jnsel Karak im Persischen Meerbusen, seit 1838 der Gegenstand diplomatischer Verhandlungen zwischen den Höfen von St. James, Petersburg und Teheran, ist nunmehr gänzlich von den Britischen Truppen geräumt.

z A Sing, Radscha von Urtscha in Bundelkund, ist ge- orben.

E E ie e n mm.

J K (.a4.n d.

Berlin, 9. Juli, Das Militair - Wochenblatt meldet daß die Prinzen Julius und Johann von Holskein- Sonderburg- Glücksburg als aggregirte Seconde- Lieutenants, Ersterer beim lOten Husaren- und Leßterer beim 27sten Infanterie - Regiment angestellt worden. E

__ Posen, 7. Zuli. (Pos. Ztg.) Nachdem des Königs Ma- jestät allergnädigst zu befehlen geruht haben, daß in den Unter- richts-Anstalten der Provinz Posen bei der Unterweisung der Ju- gend von der Polnischen Sprache neben der Deukschen derjenige Gebrauch gemacht werde, welcher Allerhöchstihrer, in dem Land- tags-Abschiede für die zum siebenten Posenschen Provinzial: Land- tage versammelt gewesenen Stände ausgesprochenen landesväterli- chen Absicht entspreche, so wird mit Allerhöchster Genehmigung dem Königlichen Provinzial-Schul: Kollegium und den Königlichen Regierungen der Provinz Posen in Beziehung auf die Anwen- dung der Deutschen und Polnischen Sprache in den Unterrichts- M oe RUE Pee g ryetion ertheilt :

K ulen. In allen Landschulen, welche sowohl von Kindern Deutscher als Polnischer Abkunft in b Reue Nee Anzabl be sucht werden, sollen, soweit die erforderliche Anzahl von Schulamts- Kandidaten vorhanden isi, nur solche Lehrer angestellt werden, welche sich bei dem Unterrichte sowohl des Deutschen als des Polnischen mit Fertigkeit bedienen können. 2) Die Lehrer müssen in diesen Schulen von beiden Sprachen in der Weise Gebrauch machen, daß jedes Kind den Unterricht in seiner Muttersprache empfängt. 3) Fn Schulen, welche vorherrschend von Polnischen Kindern de su t werden, ist die Polnische Sprache, und in Schulen, n welchen sich vorherrschend Deutsche Kinder befinden, is die Deutsche Sprache Haupt-Unterrichtssprache. 4) Da die Kenntniß der Deut schen Sprache den Feaites Einwohnern der Provinz in allen Le- bensverhältnis)sen fast unentbehrlich ist, und deshalb in vielen Polnui- schen Gemeinden die Lehrer auch schon bisher auf den Wunsch der Eltern im Deutschen unterrichtet und die Kinder im Deutschsprechen gebt haben , so soll die Deutsche Sprache in allen Schulen Unter- richts-Gegenstand seyn. Eben so soll auch in vorherrschend Deutschen Gemeinden der Lehrer Unterricht im Polnischen ertheilen, wenn es von den Eltern der Kinder gewünscht wird. j der S Edt ische SQ uten, 1) Jn den t S fm

er Gebrauch der Unterrichtssprache nah der úberwie E mung und G Bedürfniß der sie besuchenden Kinder zu bestimmen.