1842 / 190 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Versammlungs-Zimmer des Geheimen Raths, vor welchen er ge- géstern Nachmittag gestellt wurde, sehr aufgeregt ausgesehen, auf feine ihm vorgelegte Frage aber geantwortet haben. Uebrigens soll er, nah den bei seinen Aeltern, welches sehr ordentliche Leute sind, eingezogenen Erkundigungen, von ruhiger Gemúáthsart, aber etwas zur Trägheit geneigt seyn. Das Pistol hatte er, nah seiner Aussage im Polizei-Amte, vor vier- zehn Tagen in Ermouth Street, in dem Laden eines Herrn Bird gekauft, wo man angenommen hatte, er wolle sich der Waffe nur zur Belustigung bedienen. Das Pistol ist etwa 9 Zoll lang, sehr alt und rostig, das Schloß mit Nägeln statt der Schrauben, be- festigt, die Schrauben am Laufe fehlen zum Theil, Was sehr dazu beigetragen hat, daß man sogleich des Thäters habhaft wurde, waren verschiedene Aeußerungen, die er sih kurz zuvor über Fran- cis erlaubt hatte. Er hatte nämlich geäußert, daß er dessen That bewundere, und daß er bedaure, daß sie nicht gelungen sey. Francis, hatte er gesagt, sey ein braver Kerl, und er wünsche an seiner Stelle gewesen zu seyn, er habe eine {dne Windbüchse und ein Pistol, die er in derselben Sache anwenden werde. Zu der Zeit als er dies geäußert, hatte man indessen nicht darauf geachtet, sondern angenommen, daß er sich nur wichtig machen wolle. Einer der Polizei - Konstabler , welcher zu der Polizei-Station von Cler- fenwell gehört, erinnerte sich Úberdies, daß etwa zehn Tage zuvor Anzeige davon gemacht worden, daß ein dem Aeußern nach dem Beschriebenen gleichender junger Mensch seinen Aeltern entlaufen sey und gesucht werde. Er begab sich daher in das Haus der Neltern und wurde dort von ihrem buckeligen Sohne selbsi empfan- gen, der sich durch sein sheues Benehmen gegen den Polizei- Diener sogleich verdächtig machte. Leßterem gelang es indeß ihn zu Überreden, daß er ihm nah der Polizei - Station folgte, wo die Zeugen gegen ihn abgehört worden waren und wo er darauf die Nacht hindurch im Verwahrsam gehalten wurde. Er gab bei dem dort mit ihm angestellten Ver- hór ohne Bedenken rad wahren Namen, John Bean, an, st0 wie auch den seiner Eltern. Schon seit längerer Zeit soll er einen unordentlichen Lebenswandel geführt und sich während der leßten Wochen in der Nähe von Jslington herumgetrieben haben, wo er mehrere Nächte auf den Feldern zugebracht. Gestern wurden vor dem Geheimen Rath auch die Zeugen des Attentats verhört, so wie ein Stahl - Polirer, welchem Bean vor acht Tagen das Pistol zum Reinigen gebracht hatte, der aber nichts davon wissen wollte, wo dasselbe gekauft sey. Endlich, als Bean, nach Aufhebung der Geheimeraths - Sißzung in das Gefängniß von Bridewell abgeführt wurde, wo er bis zur Wieder- aufnahme des Verhöôrs, die morgen stattfinden wird, blei- ben soll, erzählte er selbst dem ihn begleitenden Polizeidiener, daß er das Pistol von dem Pfandleiher Bird gekauft habe. Als gestern frúh Bean?'s Vater zu seinem Sohne gelassen wurde, wei- e sich dieser, ihm anzugeben, sowohl, was die Absicht seiner That gewesen sey, als auch, woher er das Geld zum Ankaufe des Pistols erhalten habe. Ueber die frúheren Lébens-Verhältnisse sei: nes Sohnes gab der alte Bean an, daß sich derselbe von sechs Brüdern und Schwestern verstoßen glaube, sich schon zweimal vom Hause entfernt habe und den größten Widerwillen gegen das Ge- \chàâft seines Vaters gezeigt, \o daß er ihn bei einem Lackirer in die Lehre gegeben, welchen Dienst er aber auch wieder verlassen, um Zeitungsträger bei einem Sonntagsblatte zu werden, welches Geschäft erbis zum Sonntage vor acht Tagenbetrieben habe. Vorgestern Mittag um 2 Uhr, unmittelbar nah dem Attentate, sey sein Sohn, der sich seit zehn Tagen vom Hause entfernt gehalten, plöblich zu ihm ge- fommen, habe mit zitternder Stimme und scheuem Wesen seine Mutter um Vergebung gebeten und sie zugleich ersucht, ihm etwas zu essen zu geben, da er seit 24 Stunden nichts zu sich genommen. Der junge Bean soll immer sehr leselustig gewesen und berhaupt von Kindheit auf einen aufgeweckten Geist gezeigt haben; aus dem Verkauf der wenigen Bücher, die er besaß, scheint er sih das Geld zum Ankauf des Pistols verschafft zu haben. Bemerkenswerth ist die Aussage des alten Bean, daß sein Sohn vor einigen Wochen sih úber die gute Behandlung, die dem Orford zu Theil werde, geäußert, und daß er noch am 24, Mai d. J. in einem Notiz- buche zu diesem Tage bemerkt habe: „Unserer Königin, die Gott segnen mdge, Geburtstag; möge ihr langes Leben verliehen seyn.“ Die Königin hat von dem Attentate am Sonntag nicht eher etwas erfahren, als nach ihrer Rúkehr aus der Königlichen Ka- pelle in den Buckingham-Palask, und auch dieseëmal wieder zeigte sich Jhre Majestät so wenig ergriffen, daß sle, wenn sie auch ihre gewöhnliche Spazierfahrt ausseßte, doh einen längeren Spazier- gang in den Gärten des Palastes nicht unterließ. Einige behaup- ten, die Minister wären der Meinung, daß die Königin sich nicht

eher wieder dffentlih zeigen solle, als bis wenigstens mit Gewiß: heit dargethan sey, daß Bean keine Mitschuldige habe, was doch wenigstens zu den Möglichkeiten gehöre. Erwähnt wird noch bei dieser Gelegenheit, daß der früher oft genannte Repealer, Herr Steele, es für ndthig gefunden hat, dem Polizei-Búreau in Bow- Street heute die förmliche Anzeige zu machen, es sey ihm durch einen Dritten zu Ohren gekommen, daß in einer diefer Tage ge- haltenen Chartisten:Versammlung ganz ofen Drohungen gegen die Königin ausgesprochen worden, Der Gewährsmann des Herrn Steele, ein Schneider, Namens Crow, bestätigte zwar, daß dies in einer hauptsächlih von Chartisten besuchten Mäßigkeits- Vereins - Versammlung geschehen, erklärte aber, daß man, \einer Meinung nach, darin nur eine nichtsbedeutende Rado- tade zu sehen habe. Die Zeitungen \potten úber Herrn Steele und seinen Schneider und stimmen so ziemlich darin Überein, daß man von Mord-Anfällen auf die Königin nicht fer- ner etwas hôren werde, wenn man der unzweckmäßigen Milde diesesmal ein Ende mache und dem Urheber des dritten Attentats eine derbe Dosis Prügel mit der neunshwänzigen Kaße, etwa in vierteljährlichen Räten, zum nachhaltigeren Gedächtnisse appli- zire, denn vor jenem Jnstrumente pflegten solche Leute doch noch einige Scheu zu haben, wenn sie sich auch ins Jrrenhaus wünsch- ten E An s V6 nicht fürchteten. - ie Morning Chronicle macht über di Anderem folgende Bemerkungen: „Die wiedéthotén Mitte tar das Leben unserer geliebten Monarchin sind durchaus undi reiflich Wir wissen nicht, was wir aus einer solchen Mischung von Wah L sinn, Verderbtheit und Verbrechen machen sollen. Ein begreifliches Motiv dazu giebt es nicht. Wir müssen nach und nach anfangen, zu glauben, daß die menschliche Natur sich auf eine geheimnißvolle Weise verändert habe. Jm Lande herrscht gegenwärtig großes Elend, und auch im Auslande is viel Unzufriedenheit, Niemand aber, der im Besis seiner gesunden Sinne is, hat jemals angenommen, daß die Rath: schläge der Königin Victoria dazu beitragen könnten, das Elend zu vermehren. enn die beiden Parlamentshäuser beschlossen ha- ben, ein gewisses Verfahren zu beobachten, so kann die Königin fein anderes wählen. die Majorität im Parlamente hat, Der erste Anfänger in den Regeln einer constitutionellen Regierung weiß, daß die Königin eben so sehr wie irgend einer ihrer Diener von politischer Noth- wendigkeit beherrscht wird,“

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Die Kolonie Tasmania in Süd: Australien, wohin John Francis in Folge der durch die Gnade der Königin Victoria ihm zu Theil gewordenen Straf-Umwandlung deportirt werden wird, ist eine der strengsten Straf: Anstalten,

Dem Sun zufolge, hat sich seit der Ermáßggog, des Zei- tungs : Stempels im Jahre 1837 die Zahl der in Großbritanien und Jrland erscheinenden Blätter fast verdoppelt. Jm Jahre 1836, wo noch der 4 Pence - Stempel für jedes Zeitungsblatt bestand, wurden im Ganzen 35,576,056 Zeitungen gestempelt; im Jahre 1841 aber 61,495,503. Jm ersteren Jahre betrug die Stempel- Einnahme aus dieser Quelle 443,278 Pfd., im leßteren 253,779 Pfd. Die Zahl der Zeitungs-Ankündigungen im Jahre 1836 be- trug 1,432,612, und die Abgabe davon 103,248; im Jahre 1841 war jene auf 1,778,957, die Abgabe auf 128,318 Pfd. gestiegen. Die Zunahme der Zeitungen hat jedoch zumeist nur in England stattgefunden, wo im eren Jahre 27,777,636, im leßteren 49,674,855 Nummern gestempelt wurden. Jn Jrland waren die Zahlen-Verhältnisse: 5,144,582 und 5,986,639; in Schottland: 2,654,438 und 5,388,079,

Ein langjähriger Rechtsstreit ist vor kurzem in London ent-

schieden worden, wobei ein Baron von Bode 25 Millionen Rthlr. zugesprochen erhielt. Sein Vater hatte nämlich als Offizier im Dienste des Kurfürsten von Köln von diesem ein Gut im Elsaß um Geschenk erhalten, sich mit einer Engländerin vermählt und Piné Sohne, der als Engländer geboren worden, kurz vor der Französischen Revolution das Gut abgetreten. Die Revolution fonfiszirte es als Eigenthum von Emigranten; nah dem Pariser Frieden zahlte Frankreih 64 Millionen Fr. an England, als Ersaß für dergleichen Confiscationen. Auch Baron Bode reichte seine Forderungen durch den Grafen Pozzo di Borgo an den Her- zog von Richelieu, als Franzbsischen Minister , rechtzeitig ein. Statt aber vor dem Schlußtermin, der im Jahr 1816 bestimmt war, nach Eagland befördert zu werden, blieb diese Forderung bis um Jahre 1819 in Frankreich liegen. Daraus entstanden dann Pâter große Weitläufigkeiten, die jeßt durch cine von der Englischen Regierung ernannte Kommission nach dem Ausspruch von 14 Ge- schworenen dahin entschieden wurden, daß Baron Bode als den Werth des Gutes zur Zeit der Confiscation 179,476 Pfd., als 4 pCt. Zinsen von der Confiscation im Jahre 1793 bis zum S chluß-Termin für die Anmeldung im Jahre 1816 161,208 Pfd., und vom Jahre 1816 bis zur Einreichung der Forderung im Jahre 1819 als 5 pCt. Zinsen 23,586 Pfd. erhalten solle. Der Baron hatte 1; Millionen Pfd. verlangt; von der dur Frank- reich bezahlten Entschädigungs-Summe waren bisher nach Befrie- digung aller Ansprüche noch 482,752 Pfd. übrig.

Nach Berichten aus Montevideo vom 29, April hat die orientalische Republik, deren Hauptstadt Montevideo ist, ein Bünd- niß mit Santa-Fe und Entre-Rios, den zwei insurgirten Argen- tinischen Provinzen, abgeschlossen, wozu der Beitritt des Gouver- neurs von Corrientes erwartet wurde. Die orientalische Republik verpflichtet sich, jenen Provinzen monatlih 416,000 Dollars als Beitrag zu den Kriegskosten zu bezahlen.

Die früheren Nachrichten Über die inBuenos-Ayres vom 25. März bis zum 48. April verübten Ermordungen und Confis- cationen werden mit dem Zusaße bestätigt, daß blos durch die Vor- stellungen, welche die fremden Gesandten an Rosas richteten, denselben Einhalt geschah. Es wurden zwar keine Ausländer ge- tddtet, aber mehrere Engländer insultirt. Admiral Brown war über die vorgefallenen Scheußlichkeiten so empört, daß es hieß, er sey mit dem Feinde übereingekommen, Rosas Sache zu verlassen und seine Flotte nach Montevideo überzuführen.

Die Zeitungen von New-Orleans von den ersten Tagen des Juni melden die Ankunft des Herrn von Saligny, Französischen Geschäftsträgers, zu Houston in Texas.

London, 6. Juli. (Hamb. B. H.) Jm Oberhause stand gestern die neue Tarif- Bill zur zweiten Verlesung. Lord Ripon beantragte dieselbe und benußte die Gelegenheit, um nochmals die Nothwendigkeit einer Handels - Reform darzuthun. Diese Noth: wendigkeit bestritt der Graf Stanhope, ein Ultra-Tory, und wandte Vieles gegen das Prinzip und die Details der Bill ein, auf deren Verwerfung er mit der gewdhnlichen Formel antrug, daß die zweite Verlesung nach sechs Monaten stattfinden solle. ieses Amende- ment unterstübte der Herzog von Richmond, weil er befürchtete, daß die Bill in ihrer Ausführung dazu dienen werde, dem Acker- bau seine Nußbungs- Kapitalien theilweise zu rauben, wodurch dann die Lasten des ohnehin so sehr bedrückten Britischen Agrikulturisten noch vergrößert werden würden. Ueberdies könne man die Bill nur als die Vorläuferin nech tiefer eindringender Umgestaltungen ansehen. Daß dies der Fall seyn möge, hoffte der Marquis von Clanricarde und suchte auszuführen, daß die Bill eben nicht weit genug gehe, wie sie denn z. B. in den Differen - Zöllen noch das alte Prohi itiv- System beibehalten habe. Nachdem Lord Mon- teagle die Bill als den Anfang zum Besseren unterstüßt und Lord Colchester sie befämpft hatte, gab Lord Ripon eine kurze Replik, worauf die Bill mit 59 gegen 4 Stimmen zur zweiten Verlesung gelassen wurde,

Jn Erwiederung auf eine Anfrage des Lord Worsley erklärte der Kriegs-Minister Sir Henry Hardinge gestern im Unterhause, daß der Oberst Dundas, aus der Schottischen Familie der Gra: fen von Melville, weil er sich in trunfenem Muthe an der Tafel des Grafen Errol unehrerbietige Ausdrúcke Úber die Königin er- laubt habe, nicht nur seines Dienskes als Adjutant der Königin entlassen und von dem Kommando des 83sten Jnfanterie-Regiments enkfernt worden Ba sondern daß- ihn der Ober- Befehlshaber der

Armee auch auf Halbsold geseht hatte. Nachdem Lord Stanley mehrere auf Súd-Australien be ügliche Resolutionen, wegen Ueber- nahme der Kolonial-Schuld auf den Britischen konsolidirten Fonds und wegen Ermächtigung der Krone zur Bornahme von Umände- rungen in der Kolonial-:BVerfassung, Que hatte und dieselben genehmigt worden waren, wurde Lord Ashley's Bill wegen Re- gulirung des Arbeitswesens in den Kohlengruben zum drittenmale verlesen und angenommen.

Die gestrige Hof-Zeitung enthält drei Depeschen aus Ost- indien und Central-Asien, nämlich e die kurze vom 16. April datirte Anzeige des General Pollock über seine Ankunft in Dschel-

ie muß ein Ministerium nehmen, welches

lalabad, einen General-Tagsbefehl des General - Gouverneurs von

Ostindien, datirt aus Allahabad vom 30. April (s. d. Art. Ostin-

dien in Nr. 187 der Set. Zeg.), endlich den aus dem Lager am

Flusse Lora vom 29, April datirten Bericht des General England,

in welchem er meldet, daß er den Feind aus seinen Verschanzun-

gn beim d au uud: a und sih dadurch mit geringem erluste den Weg nah Kandahar geöffnet habe,

Niederlande.

n von Mastricht nah Aachen voraussagte, ist eingetroffen. e Niederländische Regierung hat den diese Bahn betreffenden eß: Entwurf zurück eiti, Die diese auf Da f

iese Zurücknahme üge, sprechen die Regierung in dieser Hinsicht

C Mastricht, 5. Juli, Was ih in Bezug auf die Eisen-

vollkommen frei, und wenn sie auch nochch so beharrlich gewesen wäre, so wúrde doch der Entwurf fast einstimmig verworfen wor- den seyn. Die Regierung hat ihre Pflicht gethan; sie hat Alles, was in ihren Kräften stand, aufgeboten, um die Kammer zu über- zeugen, aber alle ihre Raisonnements sind an der Besorg- niß gescheitert, daß die Vortheile, die man zu erwarten âtte, nicht für eine solche Ausgabe entschädigen würden. an glaubt, daß der Entwurf in der nächsten Session abermals vorgelegt werden wird, aber die óssentliche Meinung hat sich nun einmal gebildet, und man múßte den Geseh: Vorschlag ganz umändern, um ihn nun nochch dur Égubelanens enn sobald Holland eine Lask mehr fúr den Staat darin erb ickt, wird es auch feinen Nußen für denen Handel anerkennen, besonders in einem Augenblick, wo die Regierung zu ihrem Wahlspruch genommen hat: Ersparnisse in allen Dingen. Man muß auch einráumen, daß dies das einzige Mittel is, um seine Finanzen wieder zu heben, Jn diesem Punkte, wie in vielen anderen, stimmt Holland mit sei- nem Könige Úberein, und so hofft man, daß Zeit, Weisheit und Ersparniß unseren Finanz-Zustand wieder verbessern werden. Die Geseh - Entwúrfe úber das Stimmrecht sind ebenfalls urúckgenommen worden. / Jn der nächsten Session werden neue Entw rfe vorgelegt werden. Die lehnsherrlichen Rechte scheinen für immer abgeschafft zu seyn, und die Regierung erwartet Ant- worten auf die Frage, welche sie in Bezug auf die Wahlrechte, und besonders in Betreff des fesizustellenden Census und der Zahl der Provinzial- Deputirten, gestelle hat, welche in jeder Provinz die verschiedenen Stände repräsentiren sollen.

Das Gese úber das Notariat, welches in den Generalstaa- ten ausführlih und mit Sachkenntniß erdrtert wurde, ist endlich mit 43 Stimmen gegen 9 angenommen worden. Die Kammer hat sich darauf auf unbestimmte Zeit vertagt; aber nach der dffent- lichen Sibung legte sie noch die leßte Hand an ihr Reglement, welches im Jnteresse einer gründlicheren Erörterung bedeutend verändert und mit 38 gegen 13 Stimmen angenommen worden if.

Belgien.

Brüssel , 6. Juli. Der Minister des Jnnern empfing am 2ten d. M. eine Deputation der Fabrikorte Roulers und Zseghem, an deren Spiße Herr A. Rodenbach stand, und die si lebhafe über den traurigen Zustand beklagte, in welchem sich jeßt die Leinen: Industrie der genannten Orte befinde. Der Minister gab die Ver- sicherung, daß Unterhandlungen im Gange seyen, von denen er das Beste erwarte. An demselben Tage hatte auch eine Depu- tation der Handels - Kammer von Courtray zu gleichem Zweck Audienz. Diese überreichte sowohl dem Minister des Jnnern als dem der auswärtigen Angelegenheiten eine Denkschrist, in welcher sich Vorschläge befinden, wie den neuen Maßregeln Frankreichs zu begegnen seyn möchte. T aigi

dach dem schon früher in diesen Blättern rühmlich erwähn-

ten, nach den zuverlässigsten Quellen bearbeiteten Werke des Herrn N. Briavoine über den Gewerbfleiß in Belgien werden au ro- hem Flachs in den beiden Flandern circa 96 und im übrigen Belgien 32, im Ganzen also 128 Millionen Kilogramm gewon: nen, und zwar als das Produft von 36 bis 40,000 Heftaren Land, und dabei wird noch bemerkt, daß der Paugion nirgends ab:, wohl aber in den Provinzen Antwerpen, Brabant und Hennegau zunimmt. Der Gesammtwerth aber wird, à 5 Fr. pro 50 Kilogr. durchschnittlich, auf 12,809,000 Fr. geschäßt, was nach Verhältniß des Areals gewiß außerordentlich genannt werden darf. Dieser Werth steigt aber durch Brechen, Rösten und Trocknen bei Ge- wichts-Reduction bis zu 64 Millionen Kilogr,, auf 15, und durch Hecheln und Schwingen, bei Gewichts-Reduction bis zu 18 Mil: lionen Kilogr., auf 25! Millionen Franken, wobei der ganze Arbeits-Gewinn von 12,400,000 Fr. im Lande bleibt und einem bedeutenden Theil der Bevölkerung den Unterhalt sichert, Von den 18 Millionen Kilogr. zubereiteten Flach s werden im Durchschnitt circa 5 Millionen ausgeführt; es bleiben also zur Verarbeitung im Lande 13 Millionen Kilogr. im Werthe von 18,200,000 Fr.; diese werden durch abermaliges Hecheln auf 11% Millionen Kilogr. vermindert, aber zugleich im Werthe erhdht auf 21,879,000 Fr. Dazu kommen an Spinnlohn durchschnittlich 1'; Fr.

pro Kilogr. circa und durch weitere Verarbeitung von 1; Millionen

zu Nähgarn und 10 Millionen Kilogr. zu Leine-

wand, wovon circa 5 Millionen gebleicht werden 20,321,000 »

Gesammtwerth

Hiervon gehen mindestens 2, also für ins Ausland, und so beträgt mit den für 5 Millionen Kilogr. Flachs der Gesammtwerth

der AUofuhr ÂArcà ..ckck «Rai aaa con at anes 45,000,000 Fr.

(oder circa 12 Millionen Rthlr.)

Deutsche Bundesstaaten.

München, 3. Juli, Man liest im Nürnberger Kor- respondenten: Jm Gegensaß zu manchen, in der jüngsten Zeit veröffentlichten Zeitungs-Berichten úber Griechische Zustände, lau- ten neuerdings direkt aus Athen hier eingelangte briefliche Mit- theilungen auf das Erfreulichste. Der Widerwillen des Volkes Pun unsere noch im Heere und beim Civildienst verwendeten tandsleute währt allerdings fort, wenn auch nicht in solchem Grade, wie man nah dem Ton der oppositionellen Journale zu lauben versucht wird. Es ergeht dies aber ohne Ausnahme jedem Srenideii so, er sey Deutscher oder gehdre einer anderen Nation an ; ja selbst der vermögende Einwanderer, der nichts sucht, als den Schuß des Gesetzes, erfährt den nämlichen Widerwillen. Kaum wenige der Ge- bildetsten im Volke können sich Überreden, daß der Europäer aus einem anderen Grunde dauernd in Griechenland fônne bleiben wollen, als um sih auf des Landes oder seiner Bewohner Kosten zu be- reichern. Das Königthum \{chlägt dagegen immer tiefere Wurzel unter allen Klassen der Bevölkerung, und namentlich ist es die Per- sónlichfeit beider Königl. Majestäten, der bei allen Veranlassungen aufs Unzweideutigste gehuldigt wird. Wird der Regierung ihre Stellung von Zeit zu Zeit erschwert, stdßt sie bei der Lösung gerade oft der dringendsten Aufgaben auf plöbliche Hindernisse, so ist dies erfreulicherweise weit weniger eine F der Unlenksamkeit des Volkes oder des Einflusses der oppositionellen Presse, sondern man hat es als Ergebniß der leider nie ruhenden Jntriguen ein- zelner hochstehender Fremden und der ihnen verkauften Partei- gäânger zu betrachten.

Oldenburg, 1. Juli. Jn Folge Höchster Verfügung Sr. Königl, Hoheit des SDERS vom heutigen Lo Sr: Rath, Staats- und Kabinets-Ministker von Brandenskein auf sein Ansuchen in Ruhestand an t, der Geh. Rath von Berg niit dem Titel eines Staats- und Kabinets : Ministers beliehen, der Geh. Staatsrath und Geh, Kabinetsrath Oberschenk von Beaulieu- Marconnay zum Geh. Rath und der Staatsrath Rômer zum Geh. Kabinetsrath ernannt; dem Geh. Nath Runde is das Prä:

13,800,000 »

difat gEpcellés beigelegt warden ung des f E --

err Grote, Präsiden erhalten. Ferner ist der Geh. hat den aue eine bl um Vice-Direftor der Justiz-Kanzlei 12 Dieburg 7 I Geh. ol -4 Ba Eo MD Kammer, und der p ras E E G

ses Oldenburg ernan (i, (Alton. M.) Eine Bekanntmachung G Altona n 5ten d. bringt mit Beziehung auf ein E L der» Po Kanzlei vom 28sten v. M. zur Kunde des hiesigen chreiben ÿ Se. Majestät der König resolvirt haben, eine

Publikums, da Glaubens- lirung der Verhältnisse der mosaischen Glaubens- allgem i beiden Herzogthümern einer näheren Erwägung vor-

d den betreffenden, den Provinzialständen vorgeleg- zubehalten f einer Verordnung fúr jeßt nicht zum Sesege zu er- 6D daß aber auf diejenigen Erleichterungen in den öffentlichen dee argerlichen Verhältnissen der Mosaiten, welche denselben ohne eine allgemeine Regulirung zu Theil werden können, sofort Bedacht genommen werden fell. Demzufolge haben, zufolge ferneren “nhaltes des gedachten Sch reibens, Se. Majestät unter Anderem den Mitglie- dern der Hochdeutschen Jsraeliten-Gemeinde zu Altona die Befugniß zur Gewinnung des Bârgerrechtes daselbst zu ertheilen geruht. Auch ift es Allerhöch genehmigt, daß das von den Mosaiten an einigen Orten bisher an die Königl. Kanzlei zu zahlende Schußgeld den- selben zu erlassen sey, wogegen sie verpflichtet seyn sollen, diejenigen Abgaben, wie Schußgeld und Nahrungs - Steuer, zu entrichten, welche unter gleichen erhâltnissen von den christlichen Einwohnern an den detréisenden Orten zu erlegen sind; wie auch die den Mit- gliedern der Hochdeutschen Jsraelitischen Gemeinde in Altona nach ihren Privilegien bisher zugestandene Befugniß, höhere als die geseßlichen Zinsen zu nehmen, und das den Wandsbecker Mofaiten in ihren Privilegien beigelegte Recht, eve rae ge- stohlene Sachen nur gegen Erstattung des Kaufpreises E rückzugeben, aufgehoben seyn soll. Demnach dürfen, der erwähn- ten Ker óchsten Resolution zufolge, von den hiesigen Jsraelitischen n idtciltem, statt der bisher ihnen Allerhöchst zugestandenen 12% pCt. jährlicher Zinsen von den bei ihnen verseßten Pfändern, hin- führo feine hdhere Zinsen, als die landesgeseßlich allgemein erlaub- ten 5 pCt. für das Jahr berechnet werden, und wird mithin jede Berechnung hdherer Zinsen, als 5 pCt. für das Jahr, wie das Vorabziehen der Zinsen gleich bei Eingehung des Darlehns, oder das H zuschlagen fällig gewordener Zinsen auf die angeliehene Summ als Zinswucher zu bestrafen seyn.

Altona, 8. Juli, (Alt. M.) Jn Betreff der am 7ten in Jtehoe eröffneten Holsteinischen Stände-Versammlung theilen wir mit, daß der Etatsrath Wiese zum Prásidenten, der Kammer- junker von Neergaard zum Vice - Präsidenten, der Kammerherr Graf von Reventlow von Farve und der Advokat Kirchhoff zu Secretairen und der Advokat Lôck und Professor Burchardi zu Redacteuren der Stände:Zeitung erwählt worden sind.

Aus der den Ständen mitgetheilten Eröffnung, betreffend die Resultate der von ihnen im Jahre 1840 erstatteten Gutachten entnehmen wir Folgendes: Der Entwurf einer Städte-Ordnung hat, mit Rüksicht auf die annoch unerledigten Anträge beider Stände - Versammlungen in Betresf des g. 6 des Allgemeinen Gesehes, vorläufig zurückgelegt werden müssen. Der König hat úber die Ansicht, welche der E des gedachten Paragra- phen zum Grunde liegt, feine andere Ueberzeugung gewinnen kön: nen. Um aber die wichtigen Kommunal:Angelegenheiten zu för- dern, soll den Ständen der Entwurf eines Patents, betreffend eine náhere Bestimmung der in jenem Paragraphen den Ständen beider Herzogthümer beigelegten Mitwirkung in Kommunal - An- gelegenheiten, vorgelegt werden. Auf den Antrag wegen Ver einigung der Stände-Versammlungen beider Herzogthümer haben Se, Majestät sih nicht veranlaßt schen können, einzutreten, Es ist aber in gung gezogen worden, ob nicht die Bildung ständisher Ausschüsse, die auf Befehl des Königs gemein- \chaftliche Angelegenheiten und Jnteressen der Herzogthümer wie des Gesammétstaats “begutachten könnten, als eine zweckmäßige Entwickelung der provinzialständischen Jnstitution zur Ausführung gebracht werden könne, und der Königliche Kommissarius hat den Auftrag erhalten, die nôthig scheinenden Aufklärungen zu geben, und eine Aeußerung der Stände zu veranlassen, damit ihrer nâch- sten L ein desfälliger Geseß - Entwurf vorgelegt wer- den fönne.

Italien.

Nom, 28. Juni. (A. Z.) Die kirchlichen Angelegenheiten Portugals sind, nachdem die Unterhandlungen lúcklih angeknüpft waren, ins Stocken gerathen, so daß Mons. Capaccini seine Zu- rückberufung verlangt hat. Eine Kardinals-Congregation, die des- halb versammelt war, soll jedo der Ansicht gewesen seyn, ihn zu ersuchen, sih noch einige Zeit in Lissabon aufzuhalten, um zu se: hen, ob die dortige Regierung nicht noch zu einer besseren Ansicht zu bewegen sey. Ob, wie dffentliche Blätter behaupten, Oesterreich ne Vermittelung angeboten, ist bis jeßt hier nicht offiziell

efannt,

Spanien.

Madrid, 28. Juni. Jm Schoß des Kongresses, der nun chon seit sechs Monaten versammelt is, zeigt sich große Ermat- tung. Täglich entfernen sich eine euge Senatoren und Depu- tirten, um nach ihrer Heimat zurückzufkehren. Die Deputirten- Kammer ernannte gestern die Kommission, welche das von dem Ministerium an den Kongreß gerichtete Gesuch um Ermächtigung zur Erhebung der Steuern prúfen soll. Es ist das Gerücht ver- breitet, diese Autorisation werde unter der Bedingung ertheilt werden, daß das Ministerium die Kammern im Laufe des Herbstes wieder zusammenberufe, damit ihnen hinreichende Zeit bleibe, das Bud- get von 1843 zu diskutiren. Heute hat die Deputirten - Kammer den ersten Artikel des auf das stehende Heer und auf die Reserve bezüglichen Geseß - Entwurfes angenommen, Dieser Artikel seßt die Stärke der aktiven Armee auf 90,000 und die der Reserve auf 40,000 Mann fest. Das Geseg úber die Munizipalitäten dürfte dasselbe Schicksal haben, wie das über die Provinzial-De- putationen, nämlich sehr bald wieder ppen zu werden.

Es heißt allgemein, die Regierung p e den Vorschlag der Bank, das Darlehen von 40 Millionen Realen zu 12 pTt, Zins vorstrecken zu wollen, angenommen.

Wie verlautet, steht ein Duell zwischen den Haupt - Redac- teuren der beiden Blätter der Heraldo und der Espectador bevor, wegen heftiger Artikel, welche diese beiden Blâtter gegen einander gerichtet haben.

Brasilien.

Nio-Jaueiro, 1. Mai. Der Kaiser hat die Deputirten- Kammer der Brasilianischen Legislativ - Versammlung durch ein heute erlassenes Dekret aufgelds| und eine neue Kammer zum

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4. November d. J. zusammenberufen, Das Dekret ist von einem Berichte der Minister begleitet, in welchem sie darzuthun suchen,

daß die Deputirten-Kammer nicht die ihr nöthige moralische Kraft |

besige, da sie sich von Männern aus ihrer Mitte beherrschen lasse, welche, die Verfassung nicht beachtend, nah vdblliger Anarchie und nach dem Sturze aller anderen Staatsgewalten strebten, Zu- gleich wird behauptet, daß die Wahlen des Jahres 1840, durch welche diese Kammer zusammengeseßt worden, auf eine verfassungs- widrige, tumultuarische Weise stattgefunden hätten,

QDstindien.

Bombay, 23. Mai. Der Bengal Hurkaru schildert die Vereinigung der unter General Pollock heranziehenden Trup-

pen mit der tapferen Besaßung von Dschellalabad nach beiderseits |

erfochtenen Siegen als einen ergreifenden Moment, Die Besaz- zung stand mit fliegenden Fahnen und flingendem Spiel auf den zerschossenen Wällen, und die Offiziere umarmten sich unter ge- genseitizem Willkommruf der Truppen. Die Häuptlinge der be- nachbarten Stämme zeigten sich sehr unterwürfig, machten den Engländern Freundschafts - Versicherungen und lieferten täglich reichliche Zufuhr. Akbar Chan selbst war nordwärts geflohen, und mit ihm Mohammed Schach, der Hüter der Gefangenen von Lug- man, Sie hatten alle ihre Gefangenen nach Tesin mitgenommen und wollen sie von dort, glaubte man, ins hdhere Gebirg, in den Hindukusch, führen. Daß Akbar Chan unter den jeßigen Umständen diese werthvollen Pfänder wohlfeilen Kaufs herausgeben werde, âlt man nicht fúr wahrscheinlih. Eher dürfte, wie man meint, Mo- hammed Schach in dergleichen Unterhandlungen auf seine eigene Rechnung eingehen, und ihm sollen vortheilhafte Anerbietungen gemacht worden seyn, Ein Versuch, die Gefangenen mit Gewalt zu befreien, wúrde zu ihrem sicheren Verderben ausschlagen. Das genannte Blatt sagt: „Die allgemeine Ansicht zu beiden Seiten

des Jndus scheint zu seyn, daß General Pollock’s Heer, nachdem |

es die von Peschauer her mit einem langen Gepäckzug nachrúden- den Verstärkungen an sich gezogen, vorerst einige Märsche nordwárts von Dschellalabad machen und zwischen diesem Ort und Kabul ein La- ger aufschlagen wird. Dort dürfte dann der Plan zu einem gemeinsa- men Angri|f auf die Hauptstadt von Südosten und Südwesten her be- chlossen werden. So wird man zur Beruhigung und festen Ein- richtung Afghanistans schreiten; worin diese aber eigentlich ve(tehen soll, is zur Zeit schwer zu sagen, und das Unternehmen dúrfte leicht eine Sisyphus-Arbeit werden,“ Dasselbe Blatt bemerkt an

| einer anderen Stelle, der General-Gouverneur Lord Ellenborough | selbst befinde sich hinsichtlich seiner Afghanischen Politik in dersel-

ben Lage wie Napoleon, als er nah dem Aufstand in Madrid im Jahre 1808 an Murat schrieb : „Verfahren Sie auf eine Weise, daß die Spanier den Plan, den ih zu fassen im Begriff bin, nicht werfen, Dies wird nicht schwer seyn, denn ih weiß ihn selbst noch nicht.“

Ein Armenier versichert in einer Kalkutta-Zeitung, keiner sei- ner Landsleute, und úberhaupt kein Christ, habe Sir Alexander Burnes bei dem Aufstand in Kabul ermordet, wie die Times in England ausgebreitet habe, sondern der Afghanen- Häuptling Ab- dullah Chan Athikzie habe ihn rücklings erschossen.

Die Forcirung des Kudschukpasses zwischen Kwettah und Kandahar durch General England am 29. April war eine glück- liche Waffenthat. Die Höhen von Hykulzie, wo der Angriff der Engländer das vorigemal in der Art scheiterte, daß sie den RÜck- zus antreten mußten, wurden diesmal mit Sturm genommen und dabei fünf Fahnen erobert. Sehr viele, Feinde sollen geblieben seyn. Der Verlust der Engländer wird nur zu 11 Verwundeten angegeben. Man spricht auch von einem neuen größeren Gefecht, das General Nott von Kandahar aus gegen die Afghanen bestan- den. Er soll denselben 500 Mann gerbdtet, aber selbst gegen 200 verloren haben, Näheres darüber fehlt.

Jn Bezug auf die Zustände in Britisch- Jndien heißt es im Bengal Hurkaru: „Die Neuigkeiten sind von geringem Be- lang. Einige Nuhestórungen sind an der Gränze von Bundelkund vorgefallen, die uns aber wohl nicht viel zu schaffen machen wer- den, Ein Bundela-Häuptling, der mit anderen in Bündniß stehen soll, hatte einige Gränzräubereien verúbt, was die Absendung einer S oarzetis Abeheilonse ¿en Saugor nach Narbut veranlaßte. Es fielen einige Scharmüßel vor, in denen einer unserer Offiziere blieb, unsere Truppen erlangten aber einen vollkommenen Erfolg, und nach Plúnderung des Orts zogen sie nah Saugor zurúck, Man sagt, eine starke Streitmacht solle zur Züchtigung der widerspen- stigen Häuptlinge ausrücken, sie würde aber schwerlich Widerstand

finden, Diese Unruhen an der Gränze von Bundelkund kehren |

fast alljährlich wieder.“

In Kalkutta machte die von Lord Ellenborough verhängte Ab- |

seßung eines Civil-Beamten, Herrn Erskine's, viel Aufsehen. Sie geshah deshalb, wroeil derselbe in einer Jndischen Zeitung ein S chreiben seines ermordeten Schwagers, Sir W. Macnaghten, verdffentlichte, worin dieser von der Feigheit der Britischen Trup- pen in Kabul spricht. Bald darauf sprach der General-Gouver- neur in einer öffentlichen Proclamation selbst seine Unzufriedenheit über das Benehmen der Truppen in Kabul aus,

Der Ungarische Reisende Csoma de Körds is, als er nah |

Lassa in Túbet unterweges war, am 11, April in Dardschiling am Fieber gestorben.

Man glaubt, daß die diesjährige Jndigo-Aerndte im Durch- schnitt faum mittelmäßig ausfallen werde.

China.

Macao, 4. April. Ueber den erwähnten Angriff der Chi- nesen auf die Stadt Ningpo enthält die jeßt hier erscheinende Canton Preß vom 2. April folgendes Nähere:

„Sir Hugh Gough, der Anführer des Britischen Landheeres, haite schon einige Zeit zuvor in Erfahrung gebracht, daß die Chine- sen Truppen zusammengezogen, um cinen gleichzeitigen Angriff auf Ningpo und Tschinhai auf dem Festland und gegen Tinghai auf der Fnsel Tschusan zu versuchen. Man traf Anstalten, ihnen einen war- men Empfang zu bereiten Am 10. März rückten 12,000 bis 14,000 Mann gegen Ningpo heran. Sir Hugh, der selbst in der Stadt stand, ließ sie ruhig an verschiedenen Punkten über die Mauer steigen und das Feuer auf sie erst erdfnen, als die Mehrzahl dersclben dichtgedrängt Über den Marktplaß rückte, den die Kanonen der befestigten Kaserne der Engländer bestrichen. Sehr bald soben die armen Leute in ihren Weiberröcken nach allen Rich- tungen aus einander, jedoch nicht ohne 250 Leichen in den Straßen ras elassen zu haben, die man am folgenden Morgen begrub. Das

nglische Geshúß war mit den in der Gegend gezogenen kleinen Pferden bespannt, die man überhaupt sehr brauchbar findet. Die Chi- nesishen Truppen standen , heißt es, unter den Befehlen des Gene- ralissimus Vih - Kin, eines Neffen des Kaisers. Der Angriff auf Tschinhai, der in derselben Nacht stattfand , wurde durch die verdopy- pelten Wachtposten der Engländer abgeschlagen. Auf Tschusan kam es zu keinem eigentlichen Angriff, sondern die Dschunken, die sich bet dem Eyland Taysam versammelt, wurden von dem Dampfschi} „„Re- mesis// und seinen Bdôten theils in den Grund gebohrt, theils genom-

men. Jn diesen drei Affairen hatten die Engländer nicht einmal ei- |

nen Verwundeten. Nach abgeschlagenem Sturm auf Ningpo rückte das 49ste Regiment zur Verfolgung der Fliehenden aus und war bis zum

rüdckgekehrt.//

| 12. März, bis wohin die dortigen Nachrichten reichen, noch nicht zu- Am 18. Februar hatte das Transportschiff „Ernaad“, mit ei

| nem Offizier und 11 Lasfaren bemannt, bei einem Dorfe gleich | oberhalb von Ischinghai angelegt, um featdes Wasser E

| men. Als es dunfel war, ruderten zwei C

inesen und ein

Knabe

an das Schiff heran und gaben der M d i zu verstehen, sie könnten ihr weibliche G dit Der Britische Offizier war thbricht genug, mit zwei Laskaren der

| Einladung zu folgen,

Bald darauf fam der eine Laskar, blutig

| und fliehend auf das Schiff zurück. Sie waren im Do | einigem Hin- und Herführen von 40 bis 50 Chinesen ea

| angefallen worden. | Leiche des Offiziers, ohne Kopf und mit | ren Wunden bedeckt

ihm

Am folgenden Morgen fand man die

dreißig furchtba-

unter Anderem waren alle

| Finger bis an das Handgelenke aufgeschlizgt in einem

; E x t zu finden. Die Englischen Matrosen stießen darauf jeden Chinesen, dem sie

| Teiche andere Lasfar war nicht

liegen; der

j

elf davon sollen ihre Theilnahme an der Ermordung des

wúrde.

begegneten, mit dem Gewehrkolben nieder, Dreißig Chinesen wour-

| den gefangen an Bord des Linienschisfes „Blonde“ gebracht, und

j ffiziers

bekannt haben. Zugleich erließ der General eine Proclamation, worin er das Dorf niederzubrennen drohte, wenn der abgeschnit- tene Kopf des Offiziers nicht zur Stelle geschafft

| weitere Verlauf des Vorgangs wird nicht gemeldet.

Eine verheirathetete junge Chinesin, die bei Tschinghai wohnt,

Der

führte Klage, Englische Matrosen hätten ihr Gewalt angethan.

| Um nun die Jdentität der Schuldigen herstellen zu können, wurde

j | die ganze Mannschaft der „Blonde“ auf dem Deck aufgestellt, und

die Klägerin, welche theils der kleinen Füße wegen, theils aus an- | derer Ursache nicht gehen fonnte, machte auf dem Rüdcken ihres

herausfinden fönne.

Gemahls die Runde, sah Jeden scharf an, erklärte aber zuleßt, die Leute sähen einander alle so ähnlich, daß sie die Rechten nicht

Die Einwohner Tschusans sind schr erbittert über die gewalt- same Wegnahme ihrer Pflug: Stiere zum Schlachten, welche die Engländer zwar bezahlen, aber zu selbstbestimmten Preisen. Einen

Fleischer des 49sen Regiments haben sie ermordet.

Die Ufer der Bocca Tigris, von Whampoa bis Canton hin- auf, haben die Chinesen vollständig befestigt und bewaffnet; beson-

ders stark soll das Fort bei Schamin seyn, das mit 35 Auch die früher zerstbrten Bocca-Forts sollen wieder

| beseßt ist,

anonen

aufgebaut werden. Zugleich ist der Strom quer bei Whampoa aufs

stärkste verpallisadirt, Handelsschiffe gelassen ist,

so daß nur eine {male Durchfahrt für Auch haben hier die Chinesen einige

| grôßere Kriegsschiffe gebaut, an denen sie Schaufelräder, wie an den Englischen Dampfbdten angebracht, und womit sie viele Uebun-

gen vornehmen.

Man begreift nicht, warum die Engländer zu

Hongfong sich so ruhig verhalten und jene Rüstungen ungestört

vor sich gehen lassen.

Unbestimmte Gerüchte sprechen von aufrührerischen Bewegun- gen in den Provinzen. Jn der Provinz Seschuen soll ein Ab- fkfommling der alten Ming : Dynastie an der Spiße von 10,000

| Mann die Fahne der Empdrung ausgepflanzt, die Bewohner der | Provinz Tschekiang den General Yihkin vertrieben, das Volk der | Provinz Hupih zwei Hin - Magistratspersonen erschlagen haben. Endlich spricht man sogar davon, die hôchsten Beamten des Reichs in Peking hâtten den Kaiser mit Abseßung bedroht, wenn er nicht energischere Maßregeln gegen die Barbaren ergreife. Der Schleichhandel mit Opium dauert an den Küsten unun-

| terbrochen fort.

Inland.

Dússeldorf, 8. Juli.

Es if fürzlih in diesen Blättern

der Érat der Einnahmen und Ausgaben der Stadt Berlin veröf- fentliht worden (Nr. 175 der St. Ztg.); zur Vergleichung thei- len wir hier denselben Etat der Stadt Dóússeldorf mit, wie er so eben durch den Ober-Bürgermeister, Herrn von Fuchsius, publi-

zirt wird. ; Einnahme:

1) An Grund- Renten, Zeitpächten und Zinsen von Aftiv-Kapitalien 2) Standgeld von den Jahr- und täglichen Viktua- lien-Märkten, Aich-Gebühren, Werft-Abgabe von Moe 1A arp ba aseae adiegnee 3) Kommunal-Steuer: a. Zuschlag zur Grundsteuer... b, desgl. zur Gewerbesteuer c. desgl. zur Schlacht- und Mahl- Meere adet) e ACe e C M d, Einfommen-Steuer.……......... 25334

10800 3135

4) Sonstige zufällige Einnahme

Rthl. Sg 6624 20

9763

. Pf.

6

Ausgabe: 1) Verwaltungskosten 2) Polizeikosten : als Besoldung der Polizei-Offizian- ten, der Nachtwächter und Flurschüßen, Fnstand- haltung der Feuer-Ldschgeräthe, der Thurmuhren, Kosten des Aichamtes, der Straßen-Beleuchtung und Reinigung, Unterhaltung der Heil-Anfsialt, Kosten der Verpflegung der Kommunal-Gefange- Bel U. Ci C E 3) Feuer-Versicherungs-Beiträge von den städtischen Gebdulichkeiten, Staats- und Kommunal-Steuern und Erbpacht von der Plaßmühle 4) a. Zinsen von den Passiv- Kapitalien 6088 b) Zur Schuldentilgung 2671 17 9

(Unter dem Betrage adl a. sind die Zinsen von dem Ankaufs- Kapitale der Golzheimer Fnsel mit 1129 Thlr. 1 Sgr. 3 Pf. und der zum Neubau der Schulhäuser in der Neustadt und Mödrsenbroich vf rh nog Kapitalien mit 425 Thlr.

5) Zur Instandhaltung der städtischen Brunnen, Pum pen und sämmtlichen Gebäulichkeiten 2c. , Gehalt des Stadtbaumeisters, zu außergewdhnlichen An- lagen und Haupt- Reparaturen 2c.

6) Zuschuß an die Armen - Verwaltung zur Bestrei- tung der Armen-Bedürfnisse

7) Besoldung der Elementar-Lehrer, Zuschuß zu den Kosten der E jur Anschaffung und Jn- standhaltung der Lehrmittel und Utenftlien, Un- terhaltung der Schulgebäude und zu außergewdhn- lichen baulichen Einrichtungen. «.......----------

8) Bestimmte Ausgaben an Kulturkosten zum An- kauf von Grundstücken behufs Erweiterung von

Begräbnißpläßen.…….......-..----- 9 onsti usgaben, als: Militair - Vorspanns- f Ken, Kostent der Stellung der Landwehr-Kaval-

12516

8759

3943

28339 23

7458

1543

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