1842 / 200 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

% vit Sidi L i E E t di, Ver R:

Fezzan soll nunmehr gebsfnet werden, und wir sehen mit Vergnü-

die Geschäfte zwischen Tripolis und jenen Gegenden ihre leih nach der Nie- derlage der Rebellen hatte der Jascha einen vom 5. Juni datir- ten ausführlichen Bericht darüber an den Sultan nach Konstan-

en, da here Thätigkeit wieder erlangen werden.

tinopel abgefertigt.

Die Festungswerke in Salonichi werden mit dem größten Eifer ausgebessert und diese Stadt in Vertheidigungszustand ge- seßt, als stünde ihr eine lange Belagerung bevor. Viele Geschüße und große Vorräthe von Munition und Lebensmitteln werden da- Ebenso hat man drei Anatolische Landwehr-Regi- menter (an 5000 Mann) nah Adrianopel marschiren lassen.

Die Pforte hat an sämmtliche Gesandtschaften ein Umlauf- schreiben erlassen, in welchem sie sich über die Verleihung von Protectionen an Rajas beschwert und erklärt, sie werde sle nicht Vielleicht daß dieses Cirkular mit dem Fall einiger Armenier zusammenhängt, die von der Russischen und Dä- nischen Gesandtschaft der Türkischen Gewalt entzogen wurden, und daß aus dem Verdruß darüber es zu erklären is, daß vor Erlaubniß zur

hin geschickt.

mehr anerfennen.

4% Monaten der Dänischen Fregatte „Thetis“ die Durchfahrt der Dardanellen verweigert wurde,

Rifaat Pascha, der ehemalige Reis-Efendi und Hassib Pascha sind zu General: Jnspektoren, der erste für Rumelien, der zweite für Anatolien, für die Revision der Steuer-Beamten ernannt. Da beide Anhänger Reschid Pascha?s sind, so geht daraus hervor, daß

dessen Partei immer mehr Boden gewinnt.

Wissenschaft, Kunst und Literatur. Hensel’s Serzog von Braunschweig.

Berlin, 15. Juli. Eines der gelüngenfen d. n leser Art ier vollendet worden un

beschäftigt in diesem Augenblick vielfach die Aufmerksamkeit unserer

eigenthümlichsten Bilder ist vor kurzem

-

dunsikenner und Kunsifreunde. Wir meinen Hensel)s Herzog von

Braunschweig am Abend vor der Schlacht

Bras. Die Jdee, der Gegenstand diescs Kunstwerkes welches für eine der bedeutendsten Privat-Gallerieen Englands, die namentlich

durch mehrere Bilder Raphael’s gezierte Sammlung des reichen

bei

Lords Egerton, Bruders des ggerzogs von Sutherland, in ij

water- House, bestimmt is /

drei der herrlichsten Strophen aus Byrons „„Child - Harold's Pilgerfahrt// (Gesang Ul. , St, 21 23)

entnommen, die wir hier in der Ueberseßung folgen lassen:

Es war cin rauschend Maskenfest bei Nacht Und Belgiens Hauptstadt hatt? versammelt hie

Die Schönheit und das Ritterthum; die Pracht

Der Kerzen stolz auf beide leuchtet sie ; Viel tausend Herzen schlagen froh, und wie Musik den Sinn mit holdem Klang erfreut, Leiht Liebe Blick dem Blick, der Liebe lieh, Und Allen tdnt’s wie hochzeitlich Geläut;

Doch still, horch! tief ein Ton wie Todesglocken dräut.

Hört ihr ihu nicht? Nein; ’s war wohl nur der Wind,

Des Rades Rasßeln auf der Straße Stein; risch auf zum Tanz! stets neue Luß beginnt,

Kein Schlaf, sind Freud? und Jugend im Verein ; Holt flücht’ge Zeit mit flücht’gem Fuße ein: Doch horch! der dumpfe Klang bricht neu empor,

Als wollten Wolken scine Boten seyn, Und näher, klarer, tddtlicher als zuvor! Allarm ! es ist es ist des Feuerschlundes

Tief in der Fenserileng jener Hall

Lehnt Braunschwcigs Schick

Der Ton verständlich ihm im Festesschwall,- Fhm mit des Tod’s prophet’schem Ohre klar, Und ob man lächelt, ihm ists offenbar,

Rohr.

salshaupt; am ersien war

Mehr ahnend kennt zu wohl den Klang der Held,

Der seinen Vater streckt zur blut’gen Bahr;

Und nur der Rache Blut sein Herz durhwellt :

Er stúrmt hinaus zur Schlacht und, voranfehtend, fällt : *)

Die Aufgabe, welche also dem Künstler in diesen Zeilen vorlag, l | dec Herzog von Braunschweig, mitten unter dem Rausche eines Maskenfestes,/ die Herzogin von Richmond am Abend vor der Schlacht bci Quatre Bras (16. Juni 1815) zu Ehren der Feldherren der Alliirten in Brüssel veranstaltet hatte, zuerst die Kanonenschüsse hôrte, welche als Lärmsignale die Annäherung des Feindes verkündigten. n si abe ganz befondere Schwierigkeiten

war, den Moment anschaulich zu machen, in welchem

leiht, daß die Lösung dieser Ns darbot , sowohl hinsichtlich der

Wahrheit in Einklang zu bringen, einen scheinbar trivialen Gegen- Î, welches das Werk so leiht in die niedere

Sphäre des Genreartigen herabgezogen hâtte, zur Folie eines ergret- fenden Eparg t ers ns machen, und so das Ganze auf die Staffel der alerei zu erheben, ihm gleichsam die Weihe cines

wahrhaft tragishen Moments von hoher Bedeutung zu geben. Di glückliche Durchführung hing hier ganz von der cigenthümlichen, ge- nialen Art ab, wie der Künstler den Haupt-Moment zu dem sh dann das Uebrige von selbs mit Leichtigkeit unterordnen ließ. Und gerade in dieser Beziehung, glauben wir, ist es ihm lungen , die Schwierigkeiten des gegebenen Stoffes durch eine ge

stand, ein Maskenfe

erhabensten Historien-

ünstlerischen Auffassung des standes úberhaupt , als auch vorzüglich in Bezug auf tehnische Aus- führung. Es galt hier, das poetische Element mit der historischen

reiche Composition mit seltenem Talente ju überwinden.

Ganz im Vordergrund rechts , fast

ebensgroß (das Bild ist in- nerhalb des Rahmens 82 Fuß hoch und 65 Fuß breit), lehnt der Her- zog, angethan mit der bekannten historisch treu gehaltenen, schwarzen

*) Zur Vergleichung möge hier das Original stehen :

There was a sound of revelry by night,

And Belgium's capital had cather'd then

Her Beauty and her Chivalry, and bright

The lamps shone o'er fair women and brave m A thousand hearts beat happily ; and when Music arose with its voluptuous swell,

en;

Sost eyes look’d loye to eyes which spake again,

And all went merry as a marriage-bell ; But hush! hark! a deep sound A like Ï rising

knell !

Did ye not hear it? No, ’twas but the wind,

Or the car rattling o’er the stony street; On with the dance! let joy be inconhkned ; No sleep till morn, when Youth and Pleaszure

To chase the gloving Hours with flying seet

meet

But hark ! that heavy sound breaks in once more

As isf the clouds its echo would repeat; And nearer, clearer, deadlier than before !

Arm! Arm! it is it is the cannons opening roar

VVithin a window’d niche of that high hall Sate Brunswick's sated chiestain; he did hear That sound the first amidst the sestiyval,

And caught its tone with Death's prophetic ear; And when they smiled because he deem'd it near, His heart more truly knew that peal 100 well,

WVVhich stretch’d his sather on a bloody bier, And roused the vengeance blood alone could He rush'd into the field, and, soremost fighting, se

da

Man sieht

fassen wußie,

858

Tracht, in der Stellung eines Hdrenden , das linke Ohr und die rechte Haud nah der Gegend gerichtet, wo der Schall her- fèômmt, an dem offenen Fenster einer Vorhalle. Der in der Eile ihm fasi entfallene s{hwarze, mit Purpur gefütterte Mantel pan t nachlässig von der linken Schulter herab und bildet n leichtem Peuarte eine herrliche Draperie auf welcher die \{warze ernste Gesialt nur um so vortheilhafter hervortritt. Durch das Fenster hindurch erblickt man, bei Mondbeleuchtung, auf dem Playe mit dem alten Brüsseler Rathhause, demselben, wo Egmont enthauptet wurde, das Gewühl der bereits aufbrechenden Braunschwei- gischen Truppen, und ganz_in der Ferne den Bliß der aufs neue eldsten Signal-Kanone. Die Vorhalle erbält eine verhältnißmä- hig matte Beleuchtung von den an der Decke befestigten Lampen, die nur zum Theil sichtbar sind. An der rechten Hauptwand befindet sich über einem mit verschiedenen goldenen Gefäßen beseßten Tische eine bronzene Victoria, welche, zugleich auch Symbol des Sieges, dem Beschauer des überhaupt Un etwas dunfkelem Toue gchaltenen Gemachs einen günstigen Anhaltepunkt gtebt. Links im Vordergunde bemerkt man, nicht ohne symbolische Bedeutung, leicht hingeworfen, eine Sängerharfe, ein Pilgerklcid, eine Maske mit Byron's Zügen und cine Rolle, mit den Worten: „Childe Harold's Pilgrimage“/ be- zeichnet. Jm Hintergrund hat man den Blick über den cinige Stu- fen tiefer liegenden hell erleuchteten Ballsaal. Am Eingange desselben steht rechts mit dem Rücken gegen die Thür gelehnt, den Kopf, gleich- sam als wolle er sich horchend des unter dem Tumult des Festes nur ers schwach vernommenen Kanonendouners versichern, nach der Vor- halle und dem Fenster: hinwendend, der Herzog von Wellington, links der Prinz von Oranien, welcher noch nichts gehdrt zu haben scheint, aber so eben bemerkt, daß etwas vorgehe und, das Gesicht gleichfalls nach der Vorhalle gekehrt, in gespannter Erwartung „des Weiteren harrt. Fn der Milte zwischen Betden, etwas weiter zurück, sicht man die Herzogin von Richmond, die Geberin des Festes (sie is ers vor wenigen Wochen in hohem Alter gestorben) als Victoria gekleidet herbeteilen; sie hat die am Eingange des Saales entstandene Bewe- gung bemerkt und scheint, indem sie ihren Blick auf den Herzog von Wellington richtet, die Ursache derselben erforschen zu wollen. Zwi- schendurh, ganz im Hintergrunde, bemerkt man die Schaar der sorg- los Tanzenden und das reich gruppirte Fesigepränge. Die Festons des Saales sind mit den Farben der alliirten Mächte umschlungen und hoch auf der Gallerie vermehrt noch ein Musik-Corps aus, Mohren und Judiern in reichem geschmackvollem Kostúm, wie sie sich in der Englischen Garde befinden , die Lebendigkeit der Scenerie und den Effekt malerischer Kontraste. Am unteren Rande des Nahmens ist cine schildartige Verzierung angebracht, in welcher die drei angeführ- ten Strophen ju le(en seyn werden. i j

Die glückliche L puie der Composition wird durch eine voll- endete, mit ticfem S : | ) des Einzelnen ganz vorzüglich gehoben , obgleich gerade in dieser Hinsicht, wie gesagt, die eigenthümlichsten Schwierigkeiten zu Uver- winden waren. So is namentlich die Behandlung der modernen Kostüme, bei welcher man so leicht in das Triviale, Steife, Unma- lerische und Abgeshmakte verfällt, unserem Künsiler vortrefflich ge- lungen. Der Umstand, daß die Scene auf einen Maskenball verseßt ist, gestattete ihm freilich etwas mehr Freiheit, die er mit eben so viel Glück als Mäßigung benußt hat/ wie z. B. in der Anwendung der Dominos und der Waffen. Eine zweite Schwierigkeit ganz besonderer Art bot die dreifache Beleuchtung auf ein und derselben Fläche dar: die Mond - Beleuchtung, welche auf dem durch das Fenster ersichtlichen Playe ruht und ihre Wir- fung bis in die Vorhalle herein erstrectt , das mattere Licht dieser Vorhalle selbst, und endlich der volle Lichtglanz des mit tausend Kerzen erleuchteten Ballsaales. Die natürliche Abgränzung dieser drei in Ursache und Wirkung \o verschiedenen Beleuchtungs-Arten und doch auch wieder die unvermeidliche gegenseitige Einwirkung

derselben auf einander , erforderten ein ganz besonderes Studium der Lichteffefte, dessen glänzende Resultate in diesem Bilde auf das überraschendse und \o hervortreten , daß es hiecfür selbst wieder als der Gegenstand eines eigenen Studiums empfohlen werden darf. Vortrefflich hat der Künstler diese Effekte bei der Beleuchtung der Haupt - Figur, des Herzogs von Braunschweig, zu benußen gewußt. Der herrlich gearbeitete Kopf dieses Fürsten , nah dem Ur- theile Aller, die ihn noch persdnlich gekannt , bis auf die weißen so charafterisiishen Augenbraunen , ein getreues Portrait , mit dem pro- phetischen, schicksalsahnenden Ausdruck, wie ihn sich der Dichter den- ken mochte, erhält in einer dem ganzen Charakter des Bildes entspre- chenden in etwas dunklem Tone gehaltenen Umgebung die volle Be- leuchtung von oben durch den Schein der an dur Decke befestigten Lampe, während seine linke Seite noch von dem matten Mondlicht beleuchtet wird und rechts das helle Licht des Ballsaals bis in die Nähe des Herzogs wirkt.

Der Steigerung der Licht - Effekte entspricht gleichsam die Stei- gerung des Ausdrucks in den Physiognomicen der drei Haupt - Figu- ren, des Prinzen von Oranien als des Bemerkenden, des Her- zogs von Wellington als des Horchenden und des Herzogs von Braun- \hweig als des Hdrenden. Auf dem ganzen Bilde aber, welches, etwas aus der Ferne geschen, vorzüglich noch durch eine effektvolle Perspek- tive gewinnt, ruht der Ernsi und die Würde, welche der Gedanke des Dichters und die Bedeutung des Gegenstandes erheischte. Gerade dieser etwas streng gehaltene Charakter des Ganzen beweist, daß der Künstler seinen Gegenstand tief durchdacht, gleichsam mit der ganzen Lebendigkeit der davon ergriffenen Phantaste durchgefühlt hat.

Wir halten das Bild für eines der ausgezetchneisten seiner Art und glauben ihm unter Hensel’s Werken, in der ganzen Entwickelung seiner Kunst-Thätigkeit, einen Play für sich anweisen zu dürfen, in- sofern es uns namentlich auch zu der Hoffnung berechtigt, daß wir in dieser eigenthümlichen Sphäre von ihm für die Zukunft noch Treff- liches zu erwarten haben. Ueberhaupt drängt sich uns bei der Be- trachtung dieses Bildes von selb die Frage auf, woher cs kommen mag, daß man bei uns die neueste Geschichte, die Geschichte die uns am nächsten liegt, die wir zum Theil selbsi mit durchlebt haben, und die so rei is an herrlichen Momenten für hdhere künst- lerische Behandlung, noch so wenig in den Bereich der eigentlichen Historien - Malerei gezogea hat? Denn bisher wurde fie fast mehr nur zur Genre-Malerei gebraucht und so ihr Werth für Kunst-Dar- stellungen auf eine viel zu beschränkte Sphäre verwiesen, aus der sie sich, wie es scheint, nicht so leicht wieder herauszuarbeiten ver- mag. Die Aufgabe, das geben wir zu, bietet große Schwie- rigkeiten dar; aber das vorliegende „Bild , dünkt uns, lie- fert den besten Beweis, daß sie mit Glück gelòö| werden kann, der ausgezeichnetsten Talente würdig is und aufstrebenden Naturen ein weites Feld für höhere Kunstentwickelung und bleibende Kunstschdpfun- gen bictek. Es kömmt dabei vorzüglich nur darauf an, daß man sich von der kleinlihen, zu materiellen Anschauungsweise dieser neueren Geschichte losmache, das geistige Element, den wahren poetischen Ges halt ihrer großen Momente zu erfassen wisse, Werth und Wesen der durch sie herausgebildeten stark Amtgepro ten Charakiere studire und der tieferen Wahrheit der menschlichen Natur durch geschickie künst- lerische Behandlung die ideelle Weihe gebe. /

Fnudem Lord Francis Egerton unserem Künstler diesen Gegenstand in Vorschlag brachte, hat er bewiesen - daß er den Werth unserer jüngsten Heldengeschichte für bildliche Darstellung von einem hdheren Gesichtspunkte aus ri tig zu würdigen wußte. Zugleich spricht sich dadurch abermals seine Sympathie für Deutsches Wesen und Werke Deutschen Geistes aus, die er bereits früher als Lord Leweson Gower durch scine sehr gelungene Ueberseßung des Götheschen ¡Faust // be- thätiget hat *). Wie wir hdren, wird Hensel's Bild in der Galle-

*) Ueberhaupt hat sich Lord Egerton in der literarischen Welt bereits längs einen sehr a amen erworben. Erst kürzlich hat er, wie wir hdren , eine Reise nah dem Orient vollendet - F Lu gr En I Werk heraustageben ga ate A N e

elíric - society , e e e n en iteratur zur Aufgäbe gesellt hat. Bie Be S

tudium gleichmäßig durchgeführte Behandlung |

berühmten Bilde „Kdnig Kar verhdhnt ‘/, dem einzigen in jener Sammlung aus der neueren Franzdsischen Schule, dienen. Es dürfte nicht ohne Fnteresse seyn , das etwas trübe, finsiere Wesen , welches wir bei as allen Werken des Franzdsischen Meisters als charakteristish bezeichnen mdchten, mit dem Ernste und der Deutschen Gemüthlichkeit zu vergleichen , welche Hensels Bild einen eigenthümlichen Reiz verleihen. Das lehtere wird gegenwärtig unächst nach Braunschweig gehen, dann zur Kunsi - Aus g in Dresden wandern und von da zu der uny gen zurückkehren, ehe es an den Ort seiner Bas abgeschickt werden wird. en hie- sigen Kunsifreunden und Verehrern des Meisters bleibt mithin der Genuß, das Bild mit Ruhe betrachten zu können, noch vorbehalten.

rie des Lords gleichsam als Pendant zu den werb gro l l, von den Wa

Berlin - Potsdamer Eisenbahn.

In der VVoche vom 12. bis incl. den 18, Juli c. sind aus der Berlin - Potsdamer Eisenbahn gefahren 1) zwischen Berlin und Potsdam 17,141 Personen 2) - : - Steglitz 2,702 -

Zusammen 19,813 Personen.

E vere gz ezn

Dauer der Fahrten auf der BKerlin- Anhaltischen Eisenbahn vom 9. bis incl. 15. Juli 1842,

4) Zwischen Berlin und Cöthen.

Personenzug, Güterzug. kürzeste Dauer .…. 4 Stunden 21 Minuten. 4 Stunden 37 Minuten. längste f. e008 - 32 - 7 - 22 - mittlere «O - 54 - 5 - 37 -

2) Zwischen Cöthen und Berlin: kürzeste Dauer .…. 4 Stunden 31 Minuten. 95 Stunden 11 Minuten. läingste «L - 15 - 7 - : - mittlere - ¿v4 - 57 - 6 - t -

Rerliner Börs Den 19. Juli 1842.

Pr. Cour. Actlén L Pr. Cour.

Brief. | Geld. Beief. | Geld.

Zf.

Fonds.

1274 | 126; 103 1021 115; 114; 102i 1045 103: 102% 102° 847 83: 997 -— 94 93

St. Sebuld- Seb. vis Bel. Pots. Eiseub. do. 2.33, abgest. “)| 1044 103% } do. do. Prior. Obl, Pr. Engl. Obl, 30. 1025 102% I Mga. Lps. Bisenb. Präm. Sch. der do. do. Prior. Obl, Seebandluug. 86 85! F Brel. Aub. Eisenb. Kurm. Schuldv. |36 102 1017 | do. do. Prior. Ob. Berl. Stadt - Obl. 104 1035 | Düss Elk. EBiseub, do. z. 3% % abgest. 1027 102 do. do. Prior. Obl. Danz. do. in Th. |— 48 Rhein. Bisevb, Westp. Pfandbe. |35 103 1024 } do. do. Prior. Obl. 100 _— Grossh. Pos. do. | 4 I 1064 Berl.-Frankf. Eis. 1023 101; H 1 1 renz e E zi pat: 103 Friedrichsd'or 13; 13 Kur- u. Neum. do, |34| 103% 1025 Anders G gs g! Sechlesische do. |33 102% von à 6 T E 1s Disconto - 3 4

*) Der Küufer vergütet auf den am 2, Januar 1843 fälligen Coupon 2 pet,

Da TA| Aa | A

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr.

Brief. | Geld.

Amsterdam 250 FI. Kurz 1404 do. 250 Fl. 2 Mi. 139% 139 Wamburg «ooo ec ooo oa ooooo 300 M. Kurz 150% Roi: C Gade M R 300 Mk. | 2 Mi. 1504 1495 London «eco oco c o ooooo nre ê I LSt. | 3 Mit. 6 215 |/6 218% 300 Fr. 2 Mi. tige 795 Wien in 20 Xr 150 yFI1. 2 Mi. —_ 1035 Augsburg 150 F. 2 Mi. 102% 1025 Breslau 100 Tule.| 2 Mi. 995 99% Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss. - 100 Thlr. | 8 Tage —_ 9 Frankfurt a. M. WZ.... «eeres 150 Fl. | 2 Me. 102 1018 1 sRU.| 3 Woch. |L 2

Wechsel-Cours.

Petersburg

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 15. Juli. Niederl. wirkl, Schuld 51%. 5% do. 1005. Kanz-Bill, —, 5% Span. 18%. Pass. 45. Ausg. —. Zim. —. Preuss, Präm. Sch. —. Pol. —. VOesterr. 107,

Antwerpen, 14. Juli. Zinsl. —. Neue Aul. 18% Br.

Lo ndon, 15. Juli. Cons. 3% 903. Neue Aul. 203. 21% Holl. 51. 5% 1015. Bras. —. Columb. 21. Mex. 36.

Paris, 14. Jali. 5°, Rente fin cour. 116. 45. 3%, Reute fin cour. 76, 90. Aul. de 1841 —. S, Neapl. Gn cour. 103. 50.

W ien, 14. Juli. 5% Met. 109%. 4°, 1003. 3% 774.

28% —, —. Bank-Actien 1617. Aul. de 1834 138%. de 1839 107%. N

Königliche Schauspiele. Mittwoch, 20, Juli, Jm Opernhause: Norma. (Herr Här- tinger: Sever, Mad. Spater-Gentiluomo : Norma, als Gastrollen.) Donnerstag, 21. Juli. Jm Schauspielhause: Romeo und Julia, (Herr Fenske: Romeo, und Mlle. Anschúß: Julia, als Gastrollen.)

Marktpreise vom Getraide.

t“ 2 n F fis e S „Velen 2 getbl 15 207; Roggen 1 Rihlr. 25 Sgr. ./ ) 5 ä 2 C i E ; Basievi S Cm 3 Sgr. ¿ 5 M 2 G ui Ms, 21 Spr. 9 9h fine Gos 1 Mbit. 2E Hafer 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.- auch 1 Rihlr. U Das Schock Sau "bie ae E E 15 Sgr Der Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 22 Sgr. 6 Pf :

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei.

Allgemeine

reußische Staats-Zeitung.

Inhalt.

Amtliche Nachrichten.

Rußland und Polen. St. Petersburg. j

Frankreich. Part s. Einberufung der Kammern. Der Kdnig legt die Trauer auf vier Monate an, Näheres über die Hal- tung der Kdniglichen Familie. Weiterer Bericht über die Ur- jagen des Todes des Herzogs von Orleans. Betrachtungen

es Journals des Debats über denselben. Die Wah-

len. Briefe aus Paris. (Weiteres über die Stimmung in

Bezug auf den Tod des Herzogs von Orleans; Standhasftigkeit

e R s gun der Königin. Die Regentschafts - Frage. e Wahlen.

Großbritanien und Jrland. Parlaments-Verhandlun- genu. Oberhaus. f rderung der Bills über die Bergwerks-Ar- beit und die Eisenbahnen. Unterhaus. Verschiedene Geld- bewilligungen. Vergebliche Motionen Hume's. London. Hof- Nachrichten. Betrachtungen Über die Folgen des Todes des Herzogs von Orleans, Vorstellungen an Frankreich gegen die Erhdhung des Leinen-Zolls. Arbeiteec-Unruhen. Vermischtes. Briefe aus London (Tod des Herzogs von Orleans; Parlamen- tarisches. -— Machinationen der Auti-corn-law-League ; Peel's ruhige Haltung und Gährung in seiner Partei.) i

Belgien. Brüssel. Abreise des Königs und der Kdnigin nach

aris. Schreiben aus Brüssel. ( er Tod des Herzogs von rleans; die Verhandlungen mit Frankreich.)

Schweden und Norwegen. Stockholm. Urtheilsspruch.

Deutsche Bundesstaaten. München. Feuersbrünste in Süûd- Deutschland. Hannover. Zweite Kammer. Unterstühung der Stadt Hamburg. Darmstadt. Die Eidesleistungen der Men- noniten. Weimar. Fürs Pückler.

Vavornrgteo Staaten von Nord - Amerika. Bank-Zusiände. Angebliche Revolution auf Haiti, Vermischtes.

Juland. Kb nigsberg. Dr. Geriß, Bischof von Ermland. Danzig. Feuer im Regierungs - Tobitde, Kdln. Reskript des Herrn Kultus-Ministers, die Dombau-Feierlichkeit betreffend. Militair-Erercitien vor dem großen Herb - Mandver. Glad- bach. Pulvermühle in die Luft geflogen.

Wissenschaft, Kunst uud Literatur. Berlin. Sihung des literarischen Kunst-Vereins,

Amtliche Uachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

Den Kreis-Deputirten, Kammerherrn, Soeihapvn von Frie- sen auf Rammelburg, zum Landrathe des Mansfelder Gebirgs- kreises, Regierungs-Bezirks Merseburg, zu ernennen.

Jhre Durchlaucht die Frau Fürstin von Liegniß is nach Putbus abgereisk.

Zeitungs-Uachrichten.

Ausland.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 13, Juli, Die heutige St. Peters- burgische Zeitung wird mit einem Deutschen Karmen zu Eh- ren der heute stattfindenden Feier der silbernen Hochzeit ZJhrer Kaiserlichen Majestäten eröffnet.

Se. Majestät der Kaiser haben den Erzherzog Karl Ferdi- nand von Oesterreich zum Chef des Ulanen-Regiments von Bel- gorod ernannt, welches hinführo den Namen Sr. Kaiserl. Hoheit führen wird. z

Der Prinz Eugen von Württemberg, Kaiserlich Russischer General der Jnfanterie, ist in St. Petersburg eingetroffen,

Frankreich.

París, 15. Juli. Der Moniteur publizirt heute die Kdnigl. Ordonnanz, durch welche die Kammern auf den 26. Juli zusammenberufen werden. Dieselbe is durch die Telegraphen nach sammtlichen Departements befördert worden, damit die Deputirten Zeit haben, sich in Paris einzufinden,

, Der König legt von geskern an auf 4 Monate die Trauer für den Herzog von Orleans an.

Gestern frúh um 9 Uhr wohnten der König, die Kdnigin, Madame Adelaide, der Herzog von Aumale und der Herzog von Montpensier der Messe bei, die in der Schloßkapelle, A der Trauerbahre, auf der der Körper des Herzogs von Orleans noch liegt, abgehalten wurde. Die Kapelle ist in eine Trauerka- pelle verwandelt worden, wo 2 Priester Tag und Nacht, ohne Unterbrechung, Sterbegebete hersagen, und wo die C, fiziere des Königs und der Prinzen abwechselnd wachen. Nach der Messe kehrten der König und seine Feumilie in ihre Gemächer zurúck, wo die Minister allein Zutritt erhielten, Jm Laufe des Tages begaben sich der Conseils - Prä dent und sämmtliche Minister in das Gemach Sr. Majestät, wo ein anderthalbstündiges

abinets - Conseil gehalten wurde. Der Köd11ig zeigt fortwährend on bewundernswürdige Festigkeit und hat dio Staats-Angelegen- des jenem scharfen Blick und mit jener wunderbaren Kalt- S 9 a behandelt, die ihn in keiner der grausamen Prüfungen se H egierung verlassen hat, Der Kur umer des Vaters ist tief, aber er verstummt vor den Pflichten des Königs. Gestern E en gab Se. Majestät B.fehl, daß sein Zimmer im Schlosse von Neuilly in B.?reitschaft geseht

Berlin, Donnerstag den 21 Juli

würde, welches die Herzogin von Orleans mit ihren Sbhnen bewohnen soll. Jm Laufe des gestrigen Tages erhielten Jhre Majestäten auf telegraphischem Wege Nachrichten von dem Her- zoge von Nemours, der seinerseits in Nancy durch den Telegra- phen die erschútternde Trauer-Botschaft erhalten hat. Der Prinz meldet, daß er sich sogleich nach Plombières auf den Weg machen würde. Man fann daher annehmen, daß die Herzogin von Orleans sich schon in diesem Augenblicke auf der Rückreise nah Paris befindet, und daß sie zwischen Plombières und Epinal mit den Prinzessinnen zusammentreffen wird, Es steht zu befürchten, daß der Prinz von Joinville das Unglúk, welches seine Familie betroffen hat, erst sehr \spât ersahren wird, da die Flotte des Admirals Hugon gestern die Bai von Neapel verlassen wollte, um sich nah Smyrna zu begeben. Während des pon en gestrigen Tages war die Straße nach Neuilly mit einer unabsehbaren Reihe von Wagen bedeckt. Jhre Ma- jestäten haben Niemanden empfangen ; aber man schreibt sih an den Thoren des Palastes ein, Die Herren Lafitte und Odilon Barrot befanden sich unter den Personen, die sich nach dem Be- finden Jhrer Majestäten erkundigten.

Sämmtliche Minister haben sih heute um 2 Uhr wieder nach Neuilly begeben, wo ein großer Kabinets-Rath unter dem Vor- sie des Königs gehalten wurde. Es soll beschlossen worden seyn, daß der König die Kammern in Person erdfffnen werde. Schon heute hat man in dem Sißungssaale mit Errichtung des Thrones begonnen. Es scheint gewiß, daß mañ die Grundlagen zu dem Regentschafts-Geseße bereits entworfen hat, und daß der Geseß- gebung von 1791 der Vorzug gegeben worden ist. Danach würde die Regentschaft den Bestimmungen des Salischen Geseßzes unter- worfen werden, und der nächske Verwandte des Königs, nach der Ordnung des Thronfolgerrechtes, wenn er das 25ste Jahr zurückgelegt hat, Franzose is, und feinen erblichen Anspruch auf eine andere Krone hat, würde Regent von Frankreich werden. Jm Fall kein Verwandter des Königs jene Eigenschaften in sih vereinigte, würden die beiden Kammern unter den Großwürdenträgern des Reiches einen Regenten wählen. Da es sih nun aber ereignen fónnte, daß die Kammern in dem Augenblick, wo der König stúrbe, nicht zusammen wären, so wird fur diesen Fall der Geseß- Entwurf wahrscheinlich bestimmen, daß der Präsident der Pairs- fammer provisorischer Regent wird und die Kammern augen- blicklich zur Ernennung des definitiven Regenten zusammen- berufen werden.

Der Minister des Jnnern hat nachstehendes Rundschreiben an sämmtliche Präfekten gerichtet:

„Frankreich is in Trauer um den Erben des Thrones. Es fann deshalb bei Gelegenheit der JZulitage keine Festlichkeit statt- finden. Der Trauer: Gottesdienst fúr die Gebliebenen wird allein gefeiert werden,“

Durch einen Tages-Befehl des Marschall Soult wird der Armee befohlen, von heute an bis auf weiteren Befehl Trauer anzulegen.

Das Journal des Débats fúgt zu den gestern gegebenen Details noch einige hinzu, die den Vorfall, der dem Herzoge von Orleans das Leben kostete, genauer erklären: „Der Kronprinz war in dem Wagen, den wir gestern genauer beschrieben haben, von den Tuilerieen abgefahren, und es is durchaus nicht wahr, daß das Durchgehen der Pferde durch das Herunterfallen eines Trommelbrettes veranlaßt worden sey, denn jener Wagen hat gar fein Trommelbrett. Der Wagen selbst war in vollklommen gutem Zustande und ist erst an demselben Morgen untersucht worden, wie es jedesmal geschah, wenn Se. Königl. Hoheit sich desselben bedienen wollten. Die Pferde sind auch wahrscheinlich nicht plôß- lich durÓgegongen, wie es in Folge eines heftigen Stoßes oder Schlages hâtte der Fall seyn können. Nachstehendes ist ein ge- nauer Bericht des unglücklichen Vorganges :

„Der Herzog von Orleans pflegte, wenn er von Paris zurück- kehrte, die Allee einzuschlagen, welche perpendiculair auf die Porte Maillot óßt, und die jeßt eine so traurige Berúhmtheit erlangt. Der Prinz nahm gewöhnlich diesen Weg, weil er direkter nach Villiers, der Residenz Sr. Königl. Hoheit, hres er fuhr sodann in den großen Park von Neuilly durch die Thúr, auf welche jene Allee stößt. Aber am 13. Juli mußte der Kronprinz, da er sich zum Könige begeben wollte, den Querweg einschlagen, der von der Porte Maillot über Sablonville nah der alten Straße von Neuilly und von dort nach der großen Einfahrt in den Park führt. Die Pferde, durch ziemlich rasches Laufen erhißt, waren schon in dem Augenblick, wo der Prinz bei der Porte Maillot ankam, unge- wöhnlich lebhaft. Der Postillon könnte sie nur noch mit Mühe bändigen, obgleich das Reitpferd allein erst im Galopp ging. Von den beiden Wegen, die sich ihnen darboten, schlugen die wild gewordenen Pferde natürlich denjenizen ein, den der Prinz gewöhnlich fuhr; und in diesem Augenblicke vermehrte sich die Schnelligkeit des Laufes, wie es fast immer bei Pferden der Fall is, wenn sie in die Nâhe ihres Stalles fommen. Da das Sattelpferd sehr kurz geskrängt war, wie es bei Geschirren à la Daumont Gebrauch is, so fühlte sih das Pferd genirt und ging nun mit einer Schnelligkeit durch, die das Handpferd, welches bisher sehr ruhig geblieben war, mit fortriß. Der Her- zog rief dem Postillon B „Du hast die Pferde nicht mehr in Deiner Gewalt?“ „Nein“, antwortete dieser, „aber ih lenke sie noch“, und in der That hatte er die Steigbúgel nicht verloren und war vollkommen sattelfestz er hielt mit kräftiger Hand die Zügel und konnte hoffen, links in die alte Straße von Neuilly einzulenfken, wo die Pferde ungehindert Carrière gehen konnten. „Kannst Du sie denn nicht mehr halten?“ rief der Her- zog von neuem und richtete sich im Wagen auf. „Nein, gnädiger Herr!“ Hierauf sprang der Prinz, der außerordentlich gewandt war und sich auf die Dauerhaf- tigkeit und Niedrigkeit seines Wagentritts verließ, mit beiden Füßen auf die Straße und stürzte so leich vorn über auf das Steinpflaster. Der Schwung, der sich vom Wagen aus sei- ner Person mitgetheilt hatte, war zu heftig, als daß Se. Königl. Hoheit sih hätte aufrecht erhalten fônnen, Wenige Sekunden

darauf beruhigten sih die Pferde, und der Wagen blieb stehen,

Was is aus dieser Erzählung zu ließen? Daß der Prinz vor- E und mit Recht, daß, wenn die Pferde nicht gehalten wer- den könnten, bei Annäherung der Gräben und der Steinhaufen, die in diesem Augenblick bei dem Eingange des Parks von Neuilly auf der Straße liegen, der Wagen einen heftigen Stoß erhalten würde; und, daß Se. Königl. Hoheit das Herausspringen aus einem so niedrigen Wagen für keine Gefahr hielt, da er es schon mehrere Male, bei weit weniger fritishen Gelegenheiten, mit Erfolg versucht hatte. Dies is die Wahrheit Über jenes schreck- liche Ereigniß.“

Das Journal des Débats stellt heute úber den Verlust, den Frankreich erlitten hat, folgende Betrachtungen an: „Der Schmerz is allgemein; man úÚberläßt sich den traurigsten Betrach- tungen. Man weint úber jenen jungen Prinzen, den der Tod einer so glänzenden Zukunft enfeéit; und der ein guter und gro- ßer König zu werden versprach. Man weint über seine Mutter, über jene unglúckliche Königin, deren Muth und deren Frömmig- feit faum fsarf genug sind gegen diesen leßten Schmerz, den grausamsten von allen; úber den König, der so viel Prüfungen nur erfahren zu haben schien, um seinem Sohn einen befestigten Thron, ein ruhiges und glüúckckliches Land zu hinterlassen; man weint Über jene Prinzessin, noch vor wenigen Tagen die glücklichste der Frauen, jeßt Wittwe, die nur in den großen Pflich- ten, die ihre Eigenschaft als Mutter ihr auferlegen, noch Trost finden fann. Wie viel Unheil durch ein einziges Ünglúck! Welch? furchtbares Verhängniß! Der Himmel ver úte, daß wir auch nicht über uns selbst zu weinen haben! Aber nein, wie gerecht auch der dffentlihe Schmerz seyn möge, wir dürfen uns nicht entmuthigen, nicht niederschlagen lassen. Der Schlag, der uns den ältesten der Söhne des Königs, den Erben der Krone ent- reißt, lag nur zu sehr in den traurigen Chancen der menschlichen Gebrechlichkeit! Wir dachten nicht daran; wir bauten auf die Jugend und auf die Gesundheit des Herzogs von Orleans mit jener den Menschen so natürlichen Sicherheit! Niemand kann mit Bestimmtheit auf ein langes Leben rechnen. Jn dem Willen Frankreihs, in dem Muthe jedes Einzelnen, in jener zahl- reichen und edlen Familie, die den Thron umgiebt, ruht die Stärke unserer Jnstitutionen. Der Herzog von Orleans ist uns durch den unseligsten und verhecgtlCensten der Zufälle entrissen worden; der Krieg, die Krankheiten, das Verbrechen konnten ihn uns in jedem Augenblicke rauben. Der König bleibt uns, und Gott in seiner Güte wird ihn uns noch lange erhalten! Wie oft, wenn wir den König begleitet, umringt, beschÚßt von der edlen Esforte seiner Kinder eben, drängten sich uns die be- ruhigendsten Betrachtungen úber die Zukunft der Monarchie auf. Wie groß auch die Wuth der Verbrecher seyn möge, sagten wir uns, welchen Wechselfällen auch die menschliche Existenz aus- gescht seyn möge, so viele kostbare Leben wecden nicht zu gleicher Zeit dahin geraffch{ werden. Das Königthum wird nicht untergehen ! Muthvolle Prinzen werden die Krone tra- gen oder sie auf dem Haupte eines minderjährigen Königs be- \{hüßen, Sie sind alle gleih uns, mit uns erzogen; sie gehören alle dem neuen Frankreich an, durch ihre Jdeen sowohl, als durch ihre Sitten und durch das Blut, welches in ihren Adern fließt; das Alter hat sie größtentheils schon gereift; sie sind von unseren Soldaten gekannt und geliebt; sie sind voll Muth und Patriotis- mus! Wie plöblich, wie unerwartet, wie schrecklich auch das Un- glúck is, welches wir in diesem Augenblick beklagen, so gehört es doch mit zu den Eventualitäten, die in unseren Jnstitutionen vorauszusehen waren. Was uns betrifft, so haben wir Vertrauen zu der Repräsentativ: Regierung. Wir glauben fest an ihre Macht. Bald werden die Kammern versammelt seyn; das Land wird durch ihren Mund sprechen; sie werden den Thron mit der Nationalstärke umgeben. Jn Umständen wie die, in denen wir uns jeßt befinden, entwickeln unsere Jnstitutionen ihre Energie und lassen ihre Weisheit be- wundern. Wir müssen uns dieser Jnstitutionen wúrdig zeigen ; wir mússen uns erinnern, daß wir ein freies Volk seyn wollten. Wie \chrecklich auch der erlittene Verlust seyn möge, nur fkeine Entmuthigung! wir sind Herren unserer selbsk. Wir sind heute noch, was wir gestern waren. Ein geliebter Prinz is ums Leben gekommen; beweinen wir ihn! umringen wir seine edle Familie, trósten wir sie durch die Zeichen unserer Liebe! Möôge ganz Frankreich Über jene verwaisten Prinzen wachen, sie sind eine edle und rührende Erbschaft, die uns. ihr Vater hinterläßt! Möge die Erinnerung an den Derieg von Orleans sie bewahren und be- s{ügen! Der dffentliche Schmerz is nur zu gerecht ! ein gelieb- ter, junger, hoffnungsvoller Prinz is gestorben! aber unsere Jn- stitutionen bestehen, die Monarchie erhâlt sich aufrecht, der König und seine Kinder stüßen sie; die Kammern, unsere Deputirte, die Deputirten Frankreichs werden uns binnen kurzem den Beistand des Nationalwillens zuführen. Halten wir uns nicht für s{wach, wir sind stark, und dieEintracht, welche sich schon in allen Nüan- cen der National - Partei fundgiebt, darf feine Besorgniß für die Zukunft aufkommen lassen.“

Der gestrige Tag war von den Journalen dem Ausdrucke des Schmerzes gewidmet; heute blicken hier und da schon wieder die Partei-Bestrebungen und die Berechnungen der Politik hervor. So sagt unter anderen der Courrier français: „Einem der Sache der Revolution aufrichtig ergebenen Miniskerium gegenüber, würde der Tod des Herzogs von Orleans nur Klagen hervorrufen, aber feine ernsten Befürchtungen veranlassen. Die Anwesenheit des Herrn Guizot im Kabinet indeß verschlimmert die Lage der Dinge. Die Unpopularität des- Ministers zeigt sich weit deutlicher, seit die Popularität des Herzogs von Orleans nicht mehr da ist, um ihn zu decken. Herr Guizot, der Mann der Restauration, steht in einem Augenblick an der Spike der Geschäfte, wo man, wenn es möglich wäre, die Revolution in einem Minisker verkör- pern und diesem die Zügel des Staats in die Hände geben ' müßte.“

Das Resultat der Wahlen ist nunmehr bis auf die beiden Ernennungen in Korsika vollständig bekannt. Die ministeriellen Blätter geben die Zahl der konservativen Deputirten auf res und die der Oppositions-Deputirten auf 193 an. S De 8 hauptet der Constitutionnel, daß von den erw E