eine Minister- Krisis hervorrufen, sondern die parlamentarische Ma- jorität O E daß fein neues Kabinet mehr möglich würde. Durch den Uebergang des Herrn Dufaure zur Linken, ist diese Furcht auf immer vershwunden, und man hat im Gegen- theil die Gewißheit gewonnen, daß man der Partei Dufaure-:Passy eine Bedeutung zu geben gewohnt war, die sie nicht verdiente, Von dem Aucendlick, wo Herr Dufaure den konservativen De- putirten nicht mehr unentbehrlich war, war er au für sie nicht mehr gefährlich, und das fonservative Element, welches frü- her vom Tiers-parti und zwar leider nur zu lange e wurde, ist in der gegenwärtigen Stunde wieder [selbstständig geworden, Die freie Bewegung, die es jeßt nehmen kann, wird noch mehr zur Entwickelung seiner Kraft beitragen, und die Legitimisten noch mehr anlocken. So wird aus einer
Jntrigue des Tiers : parti die wahre konservative Majo- ritàât erwachsen, die schon jeßt durch Herrn Sauzet und dessen Freunde sih vermehrt findet, da zwischen Sauzet und Dufaure von einem Einverständniß nicht mehr die Rede seyn kann. Uebrigens wird in unseren gut unterrichte- ten Kreisen versichert, daß Herr von Lamartine nur darum die Ernennung des Herrn Sauzet zum Präsidenten der Kammer so eifrig betrieb, weil Leßterer sich dem Haupte der Konservativen gegenüber, auf das förmlichste verpflichtete, von nun an mit Leib und Seele der konservativen Partei anzuhängen. Dem sey wie ihm wolle, Herr Sauzet muß Herrn von Lamartine und den Kon- servativen sich daufbarer bezeigen, als Herrn Dufaure, der an ibm, seinem Freunde, sich dadurch verging, daß er Herrn Sauzet den Prásidentenstuhl mittelst der Hülfe der Opposition entreißen wollte.
«*« Paris, 8. Aug. Die Berechnungen Über die Majori- tat währen noch immer fort, und die Opposition macht sich wirk: lih durch ihre Rechnungen unglaublich lächerlich. Sie will durch- aus nicht, daß das Ministerium die Majorität habe, und wenn man sie hort, so sollte man fast glauben, daß Herr Barrot und nicht Herr Sauzet zum Präsidenten ernannt worden sey, und daß der Moniteur sih getäuscht habe. Die Opposition ist namentlich entzúckt Úber den Abfall der Partei Dufaure und Passy, und sie glaubt in dem Tiers - parti eine große Eroberung pemahe zu ha- ben. Man kennt jedoch die Beweglichkeit dieser beiden ehemali- gen Minister; man kennt ihre Tendenzen und ihren Zweck, und Zedermann weiß, daß sie einen 12. Mai wiederherzustellen wün- schen. Der Tiers-: parti ist eine von den großen Verlegenheiten für die Regierung z er wirft sich bald rechts, bald links und hat keine ande- ren Prinzipien als die, welche sein Ehrgeiz ihm vorschreibt. Jndem der Tiers-parti Herrn Guizot unterstüßte, stellte er ihm harte Bedin- gungen, und seit beinahe zwei Jahren sind die Herrn Dufaure und Passy eine beständige Drohung für das Ministerium. Wenn man diese Partei gänzlich von dem linfen Centrum trennt, so zählt sie nur 18 — 20 Mitglieder, und wenn sie der numerischen Stärke der konservativen Majorität beiträte, so würde die mora- lische Stärke derselben dadurch wahrlich nicht vermehrt. Es ist fast immer diese Partei gewesen, welche die Ministerien erschüttert hat, und so war es unter Anderem der Opposition in der leßten Session gelungen, die Fraction Dufaure für die Zulassung der Kapazitäten zu gewinnen, Diese Fraction machte sodann übertrie- bene Ansprüche. Seit dem 29, Oktober war die Majorität ge- nöthigt, alle nur mögliche Schonung gegen ihre Verbündeten an- zuwenden, die meistentheils dies gar nicht achteten, Das Ministe- rium hatte keine sichere Garantie und mußte eine zweideutige, launenhafte Unterstüßung durch Opfer erkaufen, die öfters die Majorität verleßten.
Seinen Uebertritt zur Opposition ha® Herr Dufaure damit angefangen, daß er harte Bedingungen vorgeschrieben. Von dem ersten Tage an is die Opposition genöthigt gewesen, die Kandida- tur des Herrn Barrot der des Herrn Dufaure aufzuopfern, d. h. die 140 Deputirten der Opposition haben den 20 Deputirten der Fraction Dufaure : Passy nachgegeben. Dieser Gedanke, den 12. Mai wiederherzustellen, fann nicht gelingen. Herr Dufaure fann mit den Prinzipien der Opposition nicht regieren und diese leßtere wird ihm nur unter dieser Bedingung ihren Beistand zusagen. Wir glauben, daß diesesmal das Mandver des Tiers-parti nicht nur illoyal, sondern auch ungeschickt gewesen is, denn wenn Herr Guizot gestúrzt würde, so werden die Herren Dufaure und Passy feinen Vortheil davon haben.
Die Opposition, welche bei der Wahl des Präsidenten und der Vice-Präsidenten von der äußersten Linken unterstüßt wurde, steht heut sehr schlecht mit den Republikanern. Der National läßt es nicht an Beleidigungen gegen dieselbe fehlen und findet, daß sle auf die lâcherlichste Weise mit sich habe spielen lassen. Das Ministerium, sagt der National, kann sich der Majorität versichert halten und fgt hinzu : „Man wird keine Art von Ver- trauen mehr einer Opposition schenken, die so viel Lärm macht, wenn sie noch weit vom Kampfplabe is, und die sih vor Herrn Guizot demüthigt, oder sih hinter Herrn Thiers auf den kleinen Fußpfaden verliert, auf denen dieser noch immer zur Gewalt zu gelangen hofft. Jn der That, wenn wir die prahlerishe Stimme der Opposition hôren, und sie dann sich auf so schändliche Weise benehmen sehen, so fällt uns unwilltürlich ein Wort von Rabe-
lais ein, dessen sih unsere Leser vielleicht noch erinnern und das durch seine naive Rohheit allein im Stande wäre, das Benehmen der Männer der Linken treffend zu bezeichnen.“ Mon ersieht aus dieser Stelle, daß die republikanische Opposition und die dy- nastische Opposition nicht auf gutem Fuße mit einander stehen und daß die Einigkeit, welche einen Augenblick existirte, sich bald in einen heftigen Haß verwandelt hat. Die Linke wird also gleich- zeitig von den extremen Parteien, vom National und der Q uo- tidienne angegriffen, und man muß gestehen, daß die Vorwürfe, welche ihr gemacht werden, nur die Folge der Verbindungen sind, die sie mit der Republik und der Legitimität eingegangen is. Die leßtere vertheidigt sich aus allen Kräften gegen die Beschuldigung, daß sie für Herrn Sauzet gestimmt habe; die Deputirten dieser Partei protestiren in langen Briefen gegen die Behauptungen der Zournale der Linken und Jeder sucht darin zu beweisen, daß er seine Stimme nicht Herrn Sauzet gegeben habe, So viel ist indeß gewiß, daß das Mea der Legitimisten seit langer Zeit wie das des Agramant ist, Herr Berryer führt mit drei oder vier seiner Ordonnanz-Offiziere Krieg gegen die Gazette de France, und diese greift ihrerseits Herrn Berryer an, weil er nicht das Programm, oder wie man jeßt aus Spott sagt, die „National-Linie (la ligne nationale)“ des Herrn von Genoude befolgen wollte. Um sich Übrigens eine Jdee von der Einigkeit zu machen, die heutzutage unter den Legitimisten herrscht, ist es hinreichend, die Briefe zu lesen, welche die Herren Benoit, Larochejacquelin, Béchard, Labourdonnaie, Lespinasse und Dugabé, sâmmtlih Deputirte, verdffentlicht haben, Der Eine hat für Herrn Dupin gef, ein Anderer für Herrn Dufaure, ein Dritter für Herrn Lafitte u. \. w. Und damit diese Uneinigkeit noch deutlicher hervortrete, sagt
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sich als gewiß, daß Herr Berryer und zwei oder drei seiner Freunde sich von den Royalisten -der Kammer getrennt haben, indem sie bei dem zweiten Skrutinium ihre Stimmen unbedingt Herrn Du- faure gaben. Es is dies eine wichtige Thatsache und die Folge beb beiden Linien, die sih bei den lezten Wahlen kundgethan aben.“
Herr Debrauz hat eine Broschúre über die Regentschaft her- ausgegeben, die den Titel führt: La question dea Ben exposée d’après les principes du droît et les usages des états constitutionnels de l'Europe. Diese Schrift giebt eine genaue Uebersicht von allen Geseßen und Gebräuchen anderer constitutio- neller Staaten, die auf die gegenwärtigen Umstände in Frankreich angewendet werden könnten. Die meisten Publisten, welche sich in der leßten Zeit mit diesem Gegenstande beschäftigten, haben vor: nehmlich eine Geschichte der Regentschaft in Frankreich geschrieben, statt zu untersuchen, nah welchen Prinzipien diese Frage, mit Rücksicht auf die Beschaffenheit unserer Regierung, gelöst werden muß. Herr Debrauz hat sich ein weiteres Feld ausgesucht; seine Arbeit, die - Herrn von Lamartine gewidmet ist, dessen Beifall er erhielt, giebt eine vollständige Uebersicht von den conslitutionellen Vorschriften in Bezug auf die Regentschafts-Frage.
= Paris, 8. Aug. Meine Voraussagung, daß das Regent: schafts-Geseß schon in den ersten Tagen dieser Woche der Wow tirten-Kammer werde, vorgelegt werden, bestätigt sich. Was die Stellung des Ministeriums betrifft, so darf man nach dem Re- sultate der Vice:Prâsidenten-Wahlen auf den Entschluß der fon- servativen Majorität, gerade jeßt, wo die Fraction Dufaure-Passy mehr und mehr dem linken Énherait sih anschließend ihr untreu wird, sich zu festerem Zusammenhalten aneinander zu schließen, einen sicheren Schluß ziehen, so daß das Kabinet in seiner jeßigen Zusammenseßung also Hoffnung hat, jedenfalls diese kurze Session zu Uberleben, und seinen Bestand bis zur Wiedereröffnung der Sißung im Dezember zu fristen. ZJnzwischen kann noch man: ches sich ändern, was vielleicht sogar eine noch längere Zukunft demselben sichern fönnte. Jm allgemein europäischen Jnteresse wäre dies wohl nur zu wünschen. Unglaublich ist übrigens, welche Intriguen und Mittel von allen Seiten in der leßten Zeit vorzúg-: lich gegen Herrn Guizot in Bewegung geseßt wurden. Leute, die fonst wie gehorsame Diener gegen ihn waren und noch immer die Maske der Ergebenheit für ihn tragen, haben auf alle mögliche Weise in der öffentlichen Meinung ihm zu schaden aetatht lediglich um den Jnteressen Anderer, am meisten aber ihren eigenen, zu dienen; den Jnteressen Anderer, sage ih, nämlich derjenigen, die auf irgend eine Weise ihre Bereitwilligkeit zu Dienstleistungen besser zu würdigen und anzuerkennen verstanden, und von denen sie, wenn dieselben die Erbschaft des dem Sturze Geweihten an- getreten haben würden, auch ihren Lohn erwarten. Diese Andeu- tungen mögen genügen, um zu zeigen, wie es um die wahren Motive so mancher Anschwärzungen gegen Herrn Guizot steht, der so manche Schlange am eigenen Buscn erwärmt und genährt hat. Gewiß ist, daß derselbe unausgeseßt das vollste Vertrauen des Königs genießt, und daß seine Kollegen unter diesen Umständen, so lange ihm dies nicht entgeht, auch fest an ihm halten werden.
Das Eintreffen eines Beileidsschreibens an die Königl. Fa- milie von ihren erlauchten Verwandten der älteren Linie der Bourbons aus Kirchberg bestätigt 9 selbst nach den legitimistischen Blättern. Die Königin besonders soll Über diesen Aft unerwarteter Theil- nahme sehr gerührt gewesen seyn, Die edle Frau is aber noch immer von dem herben Schlage, der sie betroffen hat, aufs tiefste erschüttert, und giebt au jebt hoch hâufig den Ausbrüchen ihres tiefen Schmerzes slch ‘hin, Die Gesundheit des Königs scheint, nach der Versichêèrung von Personen , die erst vorgestern den Monarchen zu- sehen Gelegenheit hatten, nicht gelitten zu haben, Er widmet wie früher sich unausgeseßt den Staate- Geschâften. Aus Havre isk heute die Nachricht eingetroffen, daß gestern das Dampfschiff „„Tagus “, welches die Rhede von Kronstadt am 31, Juli verlassen hatte, glúcklich daselbst Gdge arine ist, Am Bord desselben befindet sih der Kaiserl. Russische Minister am Lissaboner Hofe, Graf Alexis von Stroganoff, so wie der berühmte Französische Maler Horace Vernet, der bereits hier eingetroffen ist, aber nach furzem Aufenthalte wieder nach Petersburg zurück- fehren wird.
Großbritanien und Jrland.
Parlaments-Verhandlungen. Las Siz- zung vom 8, August, Lord Palmerston wünschte eine Frage an Sir R. Peel richten zu dürfen, die er auf dessen Gesuch am Freitag verschoben hatte. „Die Frage““, sagte er, „bezieht sih auf eine Angelegenheit, die mir von der höchsten Wichtigkeit scheint, da es sich dabei nicht blos um die Ehre und das Ansehen Eng- lands handelt, sondern auch um die Sicherheit eines bedeutenden Theils des Britischen Reichs am ZJndus. Die leßte Post aus Indien brachte widersprechende Gerüchte über die Befehle, welche angeblich von dem General-Gouverneur von ZJndien mit Hinsicht at die Britischen Truppen westlich vom Jndus ertheilt worden. Der eine Bericht sagte, der General-Gouverneur habe die unverzüg- liche Rückkehr dieser Truppen befohlen. Ein anderer Bericht aber be- hauptet, es habe ein Mißverständniß hinsichtlich dieses Befehls
Nicholls aber habe ihn so ausgelegt, als sollten die Truppen zu- rúckgezogen werden; es sey indeß die ganze Sache schon wieder ins rechte Geleis gebracht. Jch wünschte daher zu wissen, o der General-Gouverneur wirklich befohlen hat, daß die Britische
den sollten, und ih hoffe aufrichtig, daß der sehr ehrenwerthe Sas im Stande seyn wird, dies Gerücht für ungegründet zu erklären,“
Sir R. Peel antwortete hierauf: „Es is stets mein Wunsch, diesem Hause, sey es über die diplomatischen Handlungen der Re- gierung oder über die militairischen Operationen Englands im Aus- lande, so viel Aufschluß zu geben, als es sich mit der gehörigen Erfúllung meiner öffentlichen Pflichten ares, Zugleich jedoch war es auch immer mein ausdrücklicher Entschlufß, mit jeder Mit- theilung, die den öffentlichen Jnteressen nachtheilig werden fönnte,
suche ich das Leichtigkeit des Verkehrs mit ! ] möóchte, binnen sechs oder sieben Wochen in jenem Lande einge- troffen seyn dürfte (hórt!), daß es also von höchster Wich- tis eit ist, die nôchige Zurückhaltung in öffentlichen Mittheilungen über diese Sache zu beobachten, damit die Jnteressen des Staats nicht benachtheiligt werden, (Hört!) Jn diesem Augenblick ist vielleicht die Gegend von Kandahar und Dschellalabad der Schau- plaß militairischer Operationen. Der Tod Schach Sudscha's hat England mit Hinsicht auf den von Lord Auckland abgeschlossenen
n in eine neue Lage verseßt, und das Verhältniß, worin
die Gazette de France in ihrer gestrigen mer: „Aus den Aufscchlüssen, die wir heute frúh in allen Blättern finden, ergiebt
ist jest Gegenstand diplomatischer Unterhandlungen. Jch muß es
obgewaltetz; dieser habe nämlich ganz anders gelautet, Sir J.
Truppen aus dem Lande westlich vom Jndus prbfagoaen wer-
urúckzuhalten, und mit Hinsicht auf die Frage des edlen Lords er-# use Haus, zu bedenken, daß bei der jeßigen größeren# ndien eine Antwort, die ih geben
olge jenes Todesfalles zu dem Hofe von Lahore stehen,
daher ablehnen, irgend etwas zu sagen, was wie eine Deutun oder Ansicht in Bezug auf diese Sache ausgelegt werden eönnee aber das Thatsächliche in Betreff der Stellung unserer Truppen fann ih rie angeben, Kandahar ist in diesem Augenblick von einem Britischen Corps beseßt, und, wie ih allen Grund zu glauben habe, Dschellalabad ebenfalls. Jch glaube auch nicht, daß ein baldiger R L Truppen aus der einen und der an: deren Pisisen stattfinden dürfte. Dies ist Alles, was ich, ohne meine Pflicht zu überschreiten, an Aufschlüssen ertheilen fann, und in Betracht dessen, was die nächste Post aus Jndien fúr Nach- richten bringen könnte, werden gewiß weder der edle Lord noch das Haus eine weitere Antwort von mir verlangen,“ (Hört, hôrt !)
London, 9. Aug, Die Herzogin von Kent if zwar i
rif, nach dem Kontinent abzureisen, doch hat J re Königl, Ho eit ihren ursprünglichen Reiseplan geändert und wird sich für jeßt nicht nah Wiesbaden, sondern blos nah Brüssel begeben und kurze Zeit am dortigen Hofe verweilen. Die K nigin soll den Wunsch ausgesprochen haben, daß ihre erlauchte Mutter nicht {6 lange, als dieselbe es beabsichtigt hatte, von England fern bleiben und daß sie namentlich zum Geburtstage des Prinzen Albrecht, der diesmal mit besonderem Glanz gefeiert werden soll, wieder in Windsor zurück seyn möchte.
__ Der Zeitpunkt der Parlaments:Prorogirung wird alle Augen- blicke anders angegeben; in den leßten Tagen hieß es ganz be- stimmt, sie werde „am 10. August stattfinden, und heute wird wie- der erklárt, sie müsse noch acht Tage verschoben werden, weil das Ministerium in dieser Session noch die Bills über die Banke- rotte, Über die Grafschafts-Gerichte und über das Eigenthumsrecht auf Muster durchzubringen wünsche.
Gestern Abend hatten sh an 4000 Arbeiter auf einem freien Plaß in Southwark versammelt, um eine Denkschrift an die Kd- nigin zu beschließen, in welcher Jhre Majestät ersuht werden soll, das jeßige Ministerium zu entlassen und ein anderes zu er- nennen, welches geneigt wäre, die Volkscharte zu einer Kabinets- maßregel zu machen, Mehrere Redner haranguirten von einem Wagen aus diese Chartisten-Versammlung, die Übrigens ohne Ruhe- fforung ablief. Die vorgeschlagene Adresse wurde natürlich an- genommen,
Zu Burslem haben vorgestern Unruhen stattgefunden, wobei viel Eigenthum zerstört wurde, Es waren nämlich dort ein paar Kohlen-:Arbeiter, die es vorzogen, bettelnd umherzustreifen, statt, wie ihre Kameraden, an die Arbeit zurückzukehren, auf Befehl des Magistrats festgenommen und eingesperrt worden, Als dies nun die Kohlen-Arbeiter der Nachbarschaft erfuhren, schickten sie sich an, die S mit Gewalt zu befreien. Um Mitter- nacht rúckte ein Pdbelhaufe, 4 — 500 Mann stark, in Burslem ein, machte einen Angriff auf das Gefängniß, sprengte dessen Thore in wenig Minuten und seßte jauchzend die Gefangenen in Freiheit. Ermuntert durch diesen Erfolg, zogen sie gegen das Rathhaus und warfen dort alle Fenster ein, Dasselbe geschah mit einer Menge anderer Häuser der Stadt, besonders mit den Polizei- und Ma- gistrats- Wohnungen. Der Schaden, den dieser Volkshaufe in einer Stunde anrichtete, wird auf mehrere hundert Pfd. geschäßt. Gemwaltthätigkéiten gegen Personen wurden jedoh nicht verübt. Um halb 2 Uhr zogen die Tumultuanten wieder ab, und um 3 Uhr trafen ein Detaschement Dragoner und eine Abtheilung des 12ten Infanterie-Regiments von Newcastle in Burslem ein, Bis jet ist aber feiner der Aufrührer in Haft gebracht worden.
Berichte aus der Cap stadt vom Ende Mäárz melden: „Die Schafzucht verbreitet sich immer mehr auf Unkosten der sehr un- ergiebigen Weinkultur, die 1841 nur 65,096 Pfd. St. abwarf. Die Ausfuhr von Wolle aus der Tafelbai belief sich im vorigen Er auf 1,060,448 Pfund, an Werth. 51,606 Pfd. St. ie Zahl der Schafe beträgt in der Kolonie ungefähr 3 Millionen, von welchen 600,000 veredelt sind; man hofft, daß in einigen Jahren die dreifache Zahl, 9 Millionen, vorhanden seyn und ein Einfkom- men von 1,350,000 Pfd. Skt, liefern werde. Für gewisse Berg- gegenden glaubt man die Peruanischen Alpacas sehr geeignet, und die Regierung hat daher im Februar eine Prâmie aut Einführung des ersten Paares geseßt.“
Die neue Parlamentöwahl fúr Southampton hat eben so, wie die fúr Nottingham, mit einem Siege der Konservativen geen- det, und zwar wurden dort zwei Kandidaten dieser Partei, die Herren Mildmay und Hope, gewählt; ihre Gegner waren Lord
tugent und Herr Thompson, Die beiden Sieger hatten ein je- der 148 Stimmen mehr als die ihnen gegenüberstehenden Kan- didaten.
Jn der vorigen Woche wurde der Themse-Tunnel von etwas mehr als 20,000 Personen besucht, was doppelt so viel is, als die bisherige Durchschnittszahl der ihn wöchentlich besuchenden Per- sonen.
Das Linienschis „Wellesley“ ist von China nach England zu- rückgekehrt. Unter anderen Chinesischen Merkwürdigkeiten hat es den Käfig mitgebracht, in welchem die Chinesen die unglückliche Mibßstreß Noble sechs Wochen lang gefan en hielten. Derselbe ist roh aus oli gezimmert, 2 Fuß 8 Zoll lang, 14 Fuß breit und 2 Fuß 4 Zoll tief, oben mit einer Oeffnung, um den Kopf durch: zustecken,
5 London, 9. Aug. Man hatte allgemein erwartet, das Parlament würde Übermorgen geschlossen werden, und es war be: reies angekündigt, daß Jhre Majestät in dieser Absicht am selben Morgen von Windsor auf der Eisenbahn nach der Stadt fommen würde. Man hält es aber unter den Mitgliedern des Unterhauses jeßt für unmöglih, weil das Ministerium entschlossen isk, noch diese Session zwei oder drei wichtige Maßregeln in demselben durchzuseßen, welche bereits vom Oberhause angenommen worden. Da solche „sich auf die Rechtspflege beziehen, so mischt sich zwar feine Partei:Ansicht darein, da sie jedoch zahllose Paragraphen ent- halten, so nimmt schon das bloße Formelle mehrere Abende hin, besonders da auch jeder Abend Gelegenheiten darbietet, Über an- dere Gegenstände zu reden, wie gestern noch über die Erlassung des Wahlbefehls für Jpswich und vorgestern Über die Weigerung der Regierung, dem Lord Chelsea das Mittel zu gewähren , sein Vertreter-Amt für die Stadt Reading niederzulegen. Das Par- E vas also wahrscheinlich erst heute úber aht Tage proro- girt werden. j
Die Geschichte mit Lord Chelsea macht indessen großes Auf- sehen. Dieser Edelmann war nämlich einer von denen, welche, entweder um weitere Kosten zu ersparen, oder um unangenehmen Beleuchtungen seines Benehmens bei seiner Erwählung zuvorzu- fommen, fich dazu verskanden hatte, am Schlusse dieser Session seine Stelle niederzulegen und einem von seinen Gegnern, Herrn Mills, zu dessen Erwählung behülflich zu seyn, oder demselben eine Geldbute von 2000 Pfd. St. zu entrichten, Dieser Vergleich
rde nun, wie mehrere andere, durch Roebuck's Ausschuß ans icht gezogen. Die einzigen Wege aber, auf welchen ein Unter: zus-Mit lied austreten fann, sind die Berufung ins Oberhaus er die Annahme eines unmittelbar unter der Krone stehenden
Amtes. Da Beides -nun naturlich seine Schwiepxigkei i
: i vigfeiten hat, in- dem nur Wenige Pairs werden, oder Mf cite ha G langen fönnen, wenn ihnen die Lust ankömmet, so is es seit Jah- ren Brauch geworden, für diesen Zweck bei dem Schaß:Minister um das blos titulaire Amt eines Verwalters des Bezirkes Chil- fern (die südlichen Grafschaften Englands sind nämlich in Bezirke eingetheilt, die man Hunderte nennt) anzuhalten, von welchem es auch immer ohne Weiteres bewilligt worden isk, so daß der Aus- druck: to accept the stewardsbip of the Chiltern Hundreds (die Verwaltung des Hundert Chiltern übernehmen) dasselbe be: sagt als: sih aus dem Unterhause frpatienen, Bei dieser Ge- legenheit indessen hielt es das Ministerium für gerathen, das An- liegen zu verweigern, weil es meinte, es würde sich sonsk einer Theilnahme an einem Vergleich {chuldiz machen, wie man sie zwar sonst zu A und ebt Hehl zu machen pflegte, die man aber seit dieser Session für unehrenhaft zu erklären beliebt hat, Die, welche die Regierung darum tadeln, heben besonders lebteren Umstand hervor, und ferner, daß man bei Einseßung des Roebuck- schen Ausschusses feierlich erklärt habe, die Untersuchung beabsich: tige durchaus nicht eine Beskrafung derer, welche in den vorlie: genden Fällen solche Vergleiche eingegangen seyn sollten, sondern blos die Verhinderung derselben für die Zukunft; und die Ein- bufße von 2000 Pfd,, welcher der edle Lord dadurch unterworfen worden, sey keine geringe Strafe.
Larpent, einer der Gegner des bekannten Herrn Walter?s zu Nottingham, hatte sich noch zeitig enug davon gemacht, um Roe- buck’s Schlinge zu entgehen, und Walter is wirklich so eben an dessen Stelle gewählt worden, indem ihm kein Whig entgegentrat, sondern nur der Quäker Sturge von Birmingham, welchen die Chartisten unterstüßten, Aber mehrere Andere, welche ähnliche Versprechungen gegeben hatten, wie Lord Chelsea, halten nun mit der Ausführung ihres Versprechens zurúck, bis der Sturm vor- über is, Dies dürfte sich schon nächste Session ereignen; aber was derselbe niedergeworfen, bleibt liegen, nämlich das Bestechungs- System mit dessen ganzem Gefolge, Das Parlament mag es nun gern thun oder nicht, es muß von nun an den einmal ange- nommenen Eifer dagegen behaupten und, wenn ein Plan nichts fruchten will, einen anderen einschlagen, bis es gelungen, die Ueber: reste jenes Systems aus dem Wege zu räumen und somit dem Volksliebling vor dem blos reichen Ariskokraten den Vortheil bei den Wahlen zu sichern. Schon die Anerkennung des Srund- saßes, das Parlament selbst müsse darauf sehen , daß derjenige den Sig erhalte, welcher durh die unbestochene Stimme der Kommittenten gewählt worden, und es nicht mehr der Willkür der Kandidaten überläßt, darum zu strei- ten, muß in dem ganzen System eine Umwälzung bewirken. Dies wird auch in den Stadten, wo man bisher von dem Bestechungs- wesen so viel Vortheil gezogen, hoch empfunden, wie man bei der eben zu Southampton stattgefundenen Wahl gesehen, wo Lord Nugent, ein Edelmann von altem Geschlecht, Oheim des Herzogs von Bueingham, als er von den im Roebuckschen Ausschuß ge- machten Entdeckungen sprach, von sonst achtbaren Leuten ins Ge- sicht ein Lügner genannt wurde. — Die Wahl fiel indessen hier, wie zu Nottingham, zu Gunsten der Konservativen aus.
Walter wird jedo eher. ein Dorn in Peel’'s Seite als ein Unterstúßer, denn er ist ein fanatischer Gegner des neuen Armen- wesens, und die Morning Post will in den zu Southampton Gewählten keine Konservativen erkennen, da einer derselben es sich zum Ruhme anrechnete, daß er keine Neuerungen fürchte und selbst, wenn die Umstände es erforderten, daß Peel die Abschaffun der tut vorschlage, bereit sey, die Sache ohne Leidenschaft in Berathung zu nehmen. Ueberhaupt ruft das genannte Blatt in leitenden Artifeln, die es in seiner gestrigen und seiner heutigen Nummer über die Session von 1842 und den Geist der Peelschen Verwaltung enthält, die wahrhaft . Konservativen auf, der Lage der Dinge ernsthaft ins Gesicht zu sehen, um zu erfennen, daß die jeßige Verwaltung revolutionairer Art sey wie die der Whig adifalen, und, um das Unglück voll: ständig zu machen, das Oberhaus, welches bisher für das Boll: werk des Bestehenden gegolten, mit sich fortreiße und dasselbe be- wege, Maßregeln gutzuheißen, welche im Geiste der Whig-Radi- kalen aufgefaßt seyen, und wo sie nicht von denselben ausgegan- gen, auf jeden Fall von denselben laut gebilligt würden! Dabei versichert uns ein anderes fonservatives Blatt, der Morning Herald, es herrsche mehr Uebereinstimmung zwischen Peel einer- seits und Russell und Palmerston andererseits, als zwischen jenem und dessen Kollegen, namentlih Stanley und Graham, Und die Times isst das erste Blatt, welches einen Angriff auf Graham macht, der als Minister des Annern einem zu dreimonatlichem Gefängniß verurtheilten vornehmen Lüstling für eine leichte Buße von 30 Pfd, die Strafe erlassen. Man darf sich also nicht wun- dern, wenn man von Seiten der Opposition aus dem Umstand, daß die Minister im Oberhause Lord Ashley's Bill zum Schuße der Wei: ber und Kinder der Bergwerks-Arbeiter haben versktúmmeln lassen, nachdem Graham der Maßregel den Schuß der Regierung ver- sprochen, den Schluß ziehen, daß dieselben nicht einig unter si seyen. Auf jeden Fall aber hat das Oberhaus in der öffentlichen Meinung verloren, indem es im genannten Falle die Vortheile der Gruben:-Eigenthümer gegen die armen Arbeiter in Schus ge- e p Li Vils deididi L
__JIn Bezug auf die Lage der Dinge in anistan mache i Sie auf die Antwort aufmerksam, die Bell M ae aa Palmerston’s Anfrage im Unterhause gegeben. So zurühaltend dieselbe auch ist, so geht doch daraus ervor, daß unsere Truppen das Land nicht verlassen haben und auch nicht verlassen werden, wenn sie es nicht mit Ehre thun kdnnen.
v Belgien.
__X7 Vrüssel, 8, Aug. Die von der Regierung für die 4 Universitäten niedergeseßten Preis - Kommissionen haben ihre Operationen beendet, Die Universität Gent hat die Preise im Römischen Rechte, der Medizin und der Philo- logie, erhalten, Brüssel den Preis in der Philosophie. Von der Universität Lüttich ist keine Arbeit eingelaufen, eine Ar- beit von Löwen für die medizinische Frage is von der Kommission gleich als ungenügend beseitigt worden. — Es is dies seit 1830 die erske Preis-Bewerbung unter den Studirenden der 4 Univer- sitäten. Das Gese von 1835 hatte sie angeordnet, sie ist aber erst von dem jeßigen Minister des Jnnern zur Ausführung ge- braht worden. Nach dem Reglement müssen die Arb ten von den Studirenden öffentlich vertheidigt werden, na dem die Konkurrenten zuvor durch eine unter Verschluß und ohne alle Hülfsmittel verfaßte Spezial -Arbeit die Garanti gegeben haben, daß sie wirklich die Verfasser des Memoirs sind.
ir haben diesen dffentlihen Vertheidigungen mit großem Jn-! tevesse beigewohnt, da wir darin eine Abspiegelung des Geistes und
der Lehrmethode der Universitäten in den verschiedenen Fächern * Punkten wege A A ei Masi in dieser ï
n eine sehr günstige Ansicht gefaßt. Am ausgezeichnetsten * war die Vertheidigung der Römischen Nis: und der philosophi-
Arbeiten mit ungewöhnlicher Schnelligkeit vorwärts. Zwar fehlt auch unseren Landwirthen vielleicht / von der gewöhnlichen Zahl
nern, so daß auch das aus ofsjáhrigem Roggen gebackene Brod
Y Dazu sind die Getraidepreise um mehr als den dritten Theil ge- insicht in mehreren #. Ausfall in der Körnermenge gewiß reichlich ausgleichen wird. Da- gegen ist die Viehzucht durch den Mangel und das Mißrathen
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\ betrifft, nicht
Wir hatten, was el eglaubt, daß e atis Ktel Bot sore ‘ots tut M 2e lehrt würde, r un eine tüchti c: i ntwi ge Kenntniß d Quellen Fr erf e der Deutschen Recheagalehrtee
und der dem Brüsseler,
unter gründlich
war von Die philosophische a gf gebildeten Konkurrenten
dem Professor Ahre é und Ste ch a Und wurde mit soliden
c gsi Y d i s ischen Kenntnissen vertheidigt, Der Gen: Lo axis « phuofan rae sich durch eine größere Gewandtheit in
ißte das eigentlich hil der Darstellung aus, allein man verm ÿ philosophische Eingehen in die Sache , welche Meaupe zu leicht genommen schien, Etwas s{chwach war die R gung der medizinischen Frage, von Deutscher Wissenschaft & n der Konkurrent nichts zu ennen, man vernahm meistens nur d Fe wohulichen oberflächlichen ranzdsischen Theoricen, die auch den Sxaminatoren allein bekannt Französisch h ' de d ; ¡ u seyn schienen, Am schwächsten wurde die philosophisch-ästheti- che Frage über die Tragödie bei den Alten u. \. w. vertheidigt. Der Preisbewerber schien gar keinen philosophischen Be- rif von einer Tragdódie überhaupt zu haben. Ueber die Poecif des Aristoteles hóôrte man nur die verkehrten noch vielfach in Franfkreih gangbaren Vorstellungen. Deuktscher einige in die Sache eingehende Fragen, worauf aber die sonder- barften Antworten erfolgten. Zst die Preis- Arbeit von derselben Art, wie die Vertheidigung, so müssen wir uns wundern, daß die- selbe gekrónt worden isk. Wir haben freilih seitdem erfahren, daß die Aesthetik und die Kunstgeschichte auf den Belgischen Uni- versitäten nur im Programm existirt, in der That aber nie vor- etragen ward. Es is dies sicherlich in einem Lande, welches onst viel Sinn für Kunst zeigt, ein großer Mangel, der von den Universitäts : Behörden gehoben werden sollte. — Die Memoiren Uber die verschiedenen Preis- Fragen werden von der Regierung gedrue werden, Unter diesen Fragen haben die philologisch- sthetische und die philosophische ein allgemeineres Jnteresse. Sie lauteten, die erste: Exposer la théorie de l’art dramatique telle qu'’elle a été congçue par Jes tragiques grecs et faire connaître les modifications qu'elle a sabies jusqu'’à la fin du XVIIL siècle; die zweite: Exposer les principaux systèmes philoso- phiques sur lorigine des idées et monlrer comment à chacun de ces systèmes se ralttache nécessairement un ecnsemble de con- séquences morales, politiques et religieuses, Beide Fragen sind, so viel wir wissen, neu, aber fúr Studirende fast zu ausgedehnt. Wir werden vielleicht später, bei einer fritischen Uebersicht über mehrere andere Werke, auf diese Arbeiten, wenn sie gedruckt sind, zurückfommen.
Dánemark.
Kopenhagen, 8. Aug. Am Sonnabend Abend zwischen
J und 10 Uhr fam hiér eine Russische Fregatte und eine Kor-
vette vor Anker. Gestern Mittag um 12 Uhr stieg der Großfürst
Konstantin ans Land und begab sich um 3 Uhr wieder an Bord.
Ten Se segelten zwischen 4 und 5 Uhr wieder nah Kron- adt ab.
Die Production von Rappsaat hat \sich hier in Dänemark seit den leßten 10 bis 15 Jahren, wo sie begann, so ausgebrei- tet, daß die Ausfuhr im Jahre 1840 schon 110,000 Tonnen betrug.
Der Deutsche Dichter Ludwig Uhland hält sich gegenwärtig
hier auf. R Deutsche Bundesstaaten.
X Dresden, 10. Aug. Geftern und vorgestern wurde hier das erste auch in diesen Blättern angekündigte Sächsische Mä n- ner-Gesangfest gefeiert. Ueber 400 Sänger hatten sh aus allen Theilen des Landes dazu eingefunden, Um so schmerzlicher fiel es auf, Leipzigs Sänger-Chöre, wegen nicht erzielter Verständi- gung mit den Veranstaltern des Festes, zu vermissen, Das Fest wurde unter der Leitung der durch ihre Lieder-Compositionen schon in weiterem Kreise rühmlich bekannten Musik - Direktoren Julius Otto und Ferdinand Adam am ersten Tage durch eine Wasser: fahrt nach den oberhalb Dresdens an der Elbe reizend gelegenen Dörfern Blassewiß und Loschwiß (das erske als Geburtsort Nau- mann's, das zweite als Aufenthalt Schiller? s, der dort am Don Carlos dichtete, bekannt), am zweiten Tage auf den Bergen und im Thale des romantischen Plauenschen Grundes begangen. Die Theilnahme des Publikums, namentlih auch an allen vater- ländischen Gesängen, war außerordentlich, und gewiß war das ganze Fest, wenn auch weniger durch seinen künstlerischen Werth, doch als neues Merkmal des erwachten Strebens nach engerem Anschließen zu nationaler Einheit bedeutend.
Den Freunden der Kunst können wir die unerwartet erfreu- liche Mittheilung machen, daß Bendemann, den wir für seinen schönen Beruf bereits für immer verloren hielten, wieder in unse- rer Stadt weilt, und zwar seine Arbeiten mit der Hoffnung völ: liger Wiederherstellung schon wieder aufgenommen hat. Nachdem er gegen sein Augenleiden alle Mittel vergeblich angewandt und in Jtalien den Entschluß gefaßt hatte, der Kunst für immer Lebe- wohl zu sagen und si der Landwirthschaft zu widmen, wurde erst auf seiner Rúckreise von dem berühmten Augenarzt Dr. Jäger in Wien das Wesen seines Uebels richtig erkannt. Dieser er- Élârte es für eine Augen- Hypochondrie und verordnete ihm zu deren Heilung nichts, als mit festem Willen nah und nach seine Arbeiten wieder zu beginnen; ein Rath, der sich auch wirk: lich als 1ROg DUDADe und uns die Hoffnung wiedergegeben hat, den großen Künstler fernerem Schaffen erhalten zu sehen.
Auch Jhre Majestät die Königin ist vor einigen Tagen nach dem Bade JZschl abgereist.
Kassel, 10, Aug. (K. Z.) Se. Hoheit der Kurprinz und Mitregent haben den bisherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Königl, Preußischen Hofe, Staats: rath Wilkens von Hohenau, zu Höchstihrem außerordentlichen Ge- sandten und bevollmächtigten Minister am Kaiserl. Königl. Oester- reichischen Hofe, und dagegen den Ls Geschäftsträger am Königl, Bayerischen Hofe, Kammerherrn Freiherrn Alexander von Dörnberg, zu Höchstihrem außerordentlichen Gesandten und be- vollmächtigten Minisker am Königl. Preußischen Hofe ernannt.
°oþ Altenburg, 10. Aug. Von der fortdauernden Hiße und Trockenheit begünstigt, schreiten jeßt bei uns die Aerndte-
der Garben, allein das Getraide is fast ganz frei von den gewöhn: lichen Unkräutern und ergiebiger als sonst an meblreichen Rhe
sich sehr vortheilhaft vor dem aus vorjährigem Korn auszeichnet,
stiegen, so daß der erhöhte Kaufwerth desselben den etwanigen
Ein junger | ilologe trat unter dem Publikum auf und stellte |
der Futterpflanzen auch bei uns auf das Härteste bedrängt. chon am Heu fehlte überall, wo die ieten nicht ganz feucht oder zur Bewässerung eingerichtet waren, beinahe die Hälfte, und die Grummet - Aerndte wird, aller Wahr- scheinlichkeit nah, dürftiger ausfallen, Auch sind an vie- len Orten die gelegten Kartoffeln sehr unvollständig aufge- gangen und nun noch obendrein viele ihrer ohnehin nicht Gon ge [- reichen Knollen von den Engerlingen befressen und ausgehdhlt. Der Klei hat nach dem ersten Schnitt sih nur sehr (spärlich wie- der entroickelt, und das Kraut von der Trockenheit und dem Mehl: thau mehr gelitten, als man es sich nur zu erinnern weiß. n Futter-Stroh wird es natürlich auch mangeln, und so ist die Ber- minderung der bisherigen Viehbestände kaum in irgend einer grd: ßeren Wirthschaft zu vermeiden. Wer \oll nun aber unter diesen Umständen die Menge der überflüssiügen, zum Verkauf ausgebote: nen Hausthiere kaufen , selbst wenn auch dafür die niedrigsten Preise gere werden? So \chwer aber auch alle Mete Umstände den andwoirth oder M N Konsumenten zu bedrücken scheinen, \o tragen doch ähnliche Mißjahre dazu bei, die Fülle der Erzeugnisse aus guten Jahren in gehörigen Werth zu erhalten, \0 häufig die- ses auch vergessen und außer Acht gelassen werden mag. Am wenigsten aber sollte man bei uns Úber dieses Jahr klagen. Denn | weit und breit ist wohl fein Boden so geeignet, auch bei ungün- | stiger Witterung noch immer ergiebige Aerndten zu erzeugen, als unser tiefgrúndiger, fast úberall sanft geneigter Lehmboden, dessen reihbestandene Saatäcker auch in diesem Zahre manchen Reisen: | den überrascht und in Verwunderung geseßt haben. Auch die | Baumfrúchte haben von der Trockenheit nicht wenig gelitten, | und das Kernobst hângt bei uns durchaus nicht reichlih und er- | leidet noch obendrein durch die Menge wurmsfktichiger Aepfel und | Birnen beträchtlichen Abgang. Weit ergiebiger ist das Steinobsk ; allein die Pflaumen bleiben klein und unansehnlich, und die Kirschen behaupteten troß ihrer Menge, immer einen hohen Preis. Man glaubte, die Eisenbahn - Arbeiter, deren fast 3000 großentheils in unserer Nähe in Thätigkeit sind, trúgen zur Vertheuerung dersel: ben bei, und das dürfte auch nicht ganz ohne Grund seyn, inso: fern nâmlich der Eisenbahnbau das Tagelohn erhöht, viele sonst nicht eben gesuchte Hände in anhaltende Thätigkeit geseßt und dadurch zugleih manchem verkúmmerten Hauswesen erhöhte Einnahme und Consumtionsmittel zugewendet hat. Doch zieht die Schaar der Eisenbahn - Arbeiter sih jet immer mehr nach Súden gegen Gößniß und Krinmmibßschau hin und hat nah Vollendung des Planums zwischen Altenburg und Leip- zig nur noch einzelne Nachzúgler zurückgelassen, welche Quer- holzer und Schienen legen und die angefangenen Kunstbauten voll- enden, Wahrscheinlich werden in einigen Wochen die ersten Probefahrten, die förmliche Eröffnung der Bahnstrecke zwischen hier und Leipzig aber noch im September erfolgen.
Desterreich.
Prag, 31. Juli. (A. Z.) Die große vaterländische Jdee des Kölner Dombaues hatte von der Flamme ihres Enthusiasmus auch einen Funken nach Prag abgeworfen, daß sich seitdem in Böhmen mächtig der Gedanke an einen Ausbau des Prager Doms regt, der an Pracht, Herrlichkeit und Größe allerdings bei weitem dem Kölner nachsteht, nach bessen Vorbild er erbaut is, dessen Bau- meister jedoch auch recht wohl verskanden hat, seiner Schöpfung eine Seele und ein poetisches selbstständiges Leben einzuhauchen.
| Alle höher gebildeten Bewohner von Prag hegen und pflegen den âcht patriotischen Gedanfen dieses Ausbaues mit Liebe und Eifer, und daß der ernste Wille in die thatsächliche Wirklichkeit Über- gehe, fehlt es nur noch an einem mächtigen Mittelpunkt und Ver- treter des allgemeinen Wunsches, der hoffentlich in nicht allzulan- ger Zeit dadurch hervortritt, daß ein bedeutender, einflußreicher Mann an die Spiße des Unternehmens tritt und ein Comicé oder eine Gesell: schaft zu dem Ende sich foastituirt. Schon nennt man hohe Gönner, die ihre Mitwirkung zugesagt haben, und es unterliegt keinem Zwei- fel, daß bei einmal ausgesprochener Sache die Theilnahme im gan- zen Königreiche, wo nicht in der Monarchie groß seyn wird. Ein in dem Gebiete der Technik wohlbewanderter Mann, der Bau- meister J. Kraner, hat bereits aus eigenem Antriebe den Plan des Domes in allen Theilen aufgenommen und dazu einen wackeren Zeichner, Emanuel Seidl, verwendet, der unter seiner Leitung mit unermüdlicher Ausdauer Hand an sein Werk gelegt hat. Bis jebt sind drei vollständige Risse zu Stande gebracht, bis zur Wölbung fommt noch ein vierter und sodann der des Daches. Da kein Pfeiler dem anderen gleicht, so sind hierbei große Schwierigkeiten zu beseitigen und jede einzelne Dimension muß gemessen werden. Jn diesem Jahr wird Úberdieß vorläufig das alte unvollendete Mauerwerk aus der Zeit Kaiser Leopold’s 1. abgetragen, und wenn die Zeitverhältnisse günstig sind und bleiben, fönnte das schône und erfreulihe Werk im Aahre 1845, wann es tausend Jahre seyn sollen, daß der Grundstein zu
dem Dome gelegt wurde, im vollen Gange seyn. Der Geschicht- schreiber Pssîna von Czehorad erzählt in seinem „Prodromus“ vom Prager Dome die jedenfalls interessante Sage, deren Ur- sprung unermittelt ist, daß in dem Jahre, wo er ausgebaut und vollendet dastehen werde, die Türken Europa verlassen und der Halbmond dem Kreuze auf der heiligen Sophia weichen werde. Wie verbreitet und eingewurzelt diese Sage auch von Alters her gewesen, beweist der Umstand, daß Kaiser Leopold I., unter dem die Türken wieder bis vor Wien drangen, eben deshalb den Vor- saß zum Ausbau des Domes faßte.
Triest, 3. Aug. Dem unsterblichen Winelmann, welcher am 8. Juni 1768 auf eine so schaudervolle Weise sein ruhmvolles Leben in Triest endete, ward bekanntlich im Jahre 1820 von dem Regierungs - Rath Herrn Dr. Rossetti in der Nähe der Kirche St. Giusto ein Mausoleum errichtet, Um dasselbe stehen alte Triestiner Grabsteine gereiht, welche unter Anderen an eine von Octavianus im Data 622 der Römischen Zeitrechnung errichtete Mauer uns an Fabius Severus erinnern, der seiner Vaterstadt Triest das Römische Bürgerrecht verschafft und Japydien dem Octavian unterworfen hatte. Außerdem befinden sich daselbst mehrere andere Grabsteine und Basreliefs, die aus vorchristlichen Epochen herrühren, und alle das hohe Al: ter von Triest beurkunden. Es ward nun der Wunsch rege, diese ehrwürdigen Denkmale durch andere vermehrt und syskematisch geordnet zu sehen, auf daß sie als redende Zeug- nisse von dem Ursprunge Triesks unseren späteren Nachkommen erhalten bleiben, und es hat sich auf Anregung des ráhmlich be- kannten Alterthumsforschers Dr. G. Kandler mit Genehmigung der Behörden ein Verein gebildet, auf dessen Kosten sämmtliche bereits vorhandene Lapidar-Urkunden gesammelt, in dem Gebiete von Triest die Spuren alter Wohnungen, Militairstraßen, Flecken, Vesten, Häfen, Wasserleitungen, der Akropolis und des Amphitheaters verfolgt, Ausgrabungen veranstaltet werden sollen, um mit der hier zu ma- chenden Ausbeute ein bleibendes Munizipal - Museum zu Ehren Winckelmann's, dessen Namen es tragen wird, zu E ee das Resultat der Nachforschungen (a Dewfe ge verbo chere und gehdrig durch Karten, Zeichnungen und erklären