1842 / 235 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

© i i Î ent so spricht man eine große Wahrheit aus, die ide uis Dre Sa

Vi ber in un zugebe, deren Wiederholuns Sedient N und die in diesem Augenbli vorgegangen, kein großes Behauptet man aber, es gebe im Schooß

keine Anwendung findet. s / l ft zweierlei Gewalten, cine gewdhnliche und cine außer- der BesLi Dal I enstitutionelle und cine konstituirende, eine für die

gestatten Sie mir diesen Ausdruck und die andere Mde Frlertage, F Belächter), dann, meine Herren, sagt man wirk» lich etwas Unsinniges/ Gefahrvolles und Verderbliches. Die con- ftitutionele Regierung i die organisirte Social - Souverainetät. Darüber hinaus giebt es nur noch cine vom Zufall bewegte Gesell- schaft im Kampf mit den Wechselfällen einer Revolution. Die Re- volutionen lassen sh nicht organisiren; man kann ihnen nicht ihren Plaß und ihr gesczmäßiges Verfahren im regelmäßigen Lauf der ge- sellschaftlichen S aclegenheiten anweisen. Keine menschlihe Gewalt vermag cs, solche Ercguiße zu lenken ; sîc sind ciner mächtigeren Hand unterworfen, Gott allein leitet ste, (Bewegung), und wenn irgendwo cines eintritt, so bedient sich Gott der mannigfaltigen Werkzeuge, um die erschütterte Gesellschaft wieder in ihre Fugen zu bringen. ch habe in meinem Leben drei konstituirende Gewalten ge- ehen: im Jahre VIU, Napoleon, im Jahre 1814 Ludwig XVLUI, im Fabre 1830 die Deputicten- Kammer. Da haben Sie die Wahrheit; Alles, wovon man Jhnen gesprochen hat, die Abstimmungen, die Bülletins, die Aufrufe ans Volk, die ofenen Register , das Alles ist Schein und Gaukelwerk, nicht Ernst. (Lebhafter Beifall im Centrum; Murren auf den äußer- fien Seiten.) Nun wohl , diese drei konstituirenden Gewalten, die wir gesehen , die cinzigen , die wirklich ctwas Dauerhaftes konstituirten, waren fe vorher organisirt worden? Nein , ste warcn Werkzeuge in der Hand des hdchsten Herrn, Seyen Sie ru- hig, mcine Herren, wir, dîe drei constitutionellen Gewalten, wir sind die einzigen geseß- und regelmäßigen Organe der Volks-Souveraine- tät. Ueber uns hinaus giebt es, ih sage es noch einmal, nur Usur- pation oder Revolution. (Beifall.) Jch habe nun alle Partei-Vor- urtheile , alle Einbildungen einer falschen Wissenschaft beseitigt , und ih werde jeßt zu dem Gesch selbst übergehen. : j

Man hat gesagt, das Geschß scy unvollständig; das is wahr, und wir baben dies absichtlich gethan , denn cs is eine eitle An- maßung, in solchen Dingen alle Eventualitäten im voraus beseitigen zu wollen; man schafft {h dadurch Schwierigkeiten, die man nicht u lôsen berufen is. Es is nicht mdglich, die Politik auf dem Wege dee Prophezeiung zu behandeln. Löst das Geseh alle Fragen , für die das gegenwärtige Bedürfniß der Angelegenhciten uns zu sorgen befichlt ? Lôst es dieselben den Fnteressen des Landes gemäß? Das ist Alles, was man von demselben zu fordern berechtigt ist, und ich versichere, daß es diese Forderung erfüllt, Zwei Fragen herrschen in dieser Diskussion vor: Die erste ist, ob die Regentschaft von Rechts wegen oder an eine bestimmte Person Übertragen werden soll? Die zweite Frage isi: Wem wird in dem cinen oder dem andecen Falle die Regentschaft Übertragen? Wird die Regentschaft an eine bestimmte Person übertragen, so ist es cine Wahl-Regentschaft, und ich sage, daß eine solche keinesweges mit unserer politischen Ordnung und mit unseren Fnstitutionen übercinstimmt. Die wahre Würde der constitutionellen Regierung besieht, wie der ehrenwerthe Bericht- erstatter es ausgesprochen hat, in einer richtigen Vertheilung der Rollen und der Macht unter die verschiedenen Gewaltcn. Das Königthum hat die besondere Aufgabe, Thätigkeit und Festigkeit in dic Regierung zu bringen. Dies ist die vollziehende, die 1mmer- währende Gewalt; ich nehmc keinen Anstand, zu sagen, in der Gesammtheit unserer Justitutionen hat das Königthum nicht zu viel Macht, um diese doppelte Mission zu erfüllen. J der König min- derjährig, so ist das Kdnigthum in dieser doppelten Beziehung, als vollziehende Gewalt und als immerwährende Gewalt, in der Wirk- lichkeit oder doch in der dentlichen Meinung schwächer ; es ist schwächer, als es unser constitutionelles Systcm will. Wollen wir es nun noch mehr schwächen? Wollen wir das bewegliche Prinzip, statt des stabilen Prinzips, kräftigen? Wollen wir die aus Jmpuls hervor- gehende Kraft auf Kosten der befestigten Thatkraft steigern? Dies, meine Herren, is es aber, was man vermittelst der Wahl-Regent- schaft von Jhnen verlangt. Was uns betrifft, die wir die Regent- schaft von Rechts wegen verlangen, wir wollen den verschiedenen Gewalten ihre Verbindung, ihre Stellung, ihre Stärke lassen. Wir wollen das Gleichgewicht der Macht zwischen den verschicdenen (He- walten so aufcecht erhalten, wie sie das vollständige und in Kraft sichende constitutionelle System bestimmt hat. Fhr aber, die Fhr die Wahl-Regentschaft wollt , Fhr greift das conñitutionelle Gleichge- wicht an und verändert es. JFhr bringt in den Schooß der cinen jener Gewalten eine neue Gewalt , und zwar in einem Augenblicke, wo die Königliche Gewalt natürlich geschwächt is. Das ist cs, meine Herren, was der ehrenwerthe Herr von Lamartine von Fhnen fordert, und zugleich sagte er Jhnen, was er wünschte, daß Sie thun möchten ; er sagte, es sey dies eine Gelegenheit, Fhre Gewalt zu ver- mehren, das regelmäßige und constitutionelle Gleichgewicht zu sid-en. Dies Gleichgewicht is es, dessen Aufrechthaltung ih von Jhnen for- dere, und dessen Stdrung zum Vortheil der beweglichen Macht man Jhnen vorschlägt. (Murren der Linken. Unterbrechung.) Jch bin erstaunt Über dies Murren, denn ich glaubte, daß Sie die Absichten, die Herr von Lamartine so eben an Jhnen SNER hat, durchaus bil- ligten. Wir legen keine Zweideutigkeit, keine Heuchelei in unsere Worte; wir sagen die Dinge, wie ste sind. (Beifall. ) Deshalb sa- gen wir, daß die Wahl-Regentschaft unserer politischen Ordnung nicht angemessen ist. :

Man spricht schr viel, meine Herren, von der gemäßigten Demo: kratie und wenn man Gesetze für diesclbe macht, so vergißt man oft ihre Beschaffenheit und ihre wahren Funteressen. Das Interesse, die Ehre einer großen demokratischen Gesellschaft besicht Yarin, allge- meinen Prinzipien, bestimmten und vorher festgestellten Rechten zu berden. In den absoluten Monarchieen giebt es einen hohen star-

en persdnlichen Willen, der die Gewalt im hôchsten Grade mißbrau- chen kann, der aber doch am Ende im Stande is, sie auszuüben, in den arisiofratischen Gesellschaften giebt es eine gewisse Anzahl von individuellen Willen, die sih den Aemtern, den dentlichen Angele- Enbeiten unterziehen und sich leicht darüber verständigen, sie mit Teatie t und im Zusammenhange zu leiten. Fn den großen demo- eva eid Dotten sind alle Jndividuen klein, chwach und vor- tigen Fnstnkt, nur Muck attc es An V oe n R Le Demokratie will allgemeine Prin ilen, feste Geicer e PMegerns Lide T heit und Würde gehorchen kann. Eo kdnnen und wolle die Tin d l, kratischen Gesellichaften organisirt werd erfo gli die pes rt werden. Von Jhnen, meine Herren, verlangt man nun aber, daß Sie, inmitten der grdßten demok is Gesell chaft der neueren u in das monarchische Élemene det L 1 0 den ;

der Demokratie eine leichte Gelegen Ü Vetschafer (L De jenen Theil der Regierung einzudringen, der dazu bestim 2 bis in das Gegengewicht zu halten und sïe zu bekämpfen. ( Beis A O trum.) Habe ich nun nicht Recht, wenn ich sage, da Vir m Len- von Ihnen verlangt, eben o sehr unserem gesellschaftlichen Zusemgn als ERIeTer politischen Ordnung, eben so sehr den Interessen Ban e, mofkratie, als den Fnteressen des Kbnigthums zuwider i Fch Fär mein Theil nehme keinen Anstand / die Wahl - Regentschaft Fus dee vollfien Ueberzeugung als eine s{lechte Jnstitution zurückzuweisen shlecht für unsere (erung, let für unsere Gesellichaft. Jn meinen Augen is die Regentschaft de jure. Die natürlichsie Folze- rung der Charte und des demokratischen Zustandes Frankreichs. Wenn dies zugegeben wird, wer is alsdann Regent de jure? Offenbar der, der König seyn würde, wenn der Thron erledigt wäre. (Bewegung. )

Eine Stimme zur Linken: Sie beantworten die Frage durch die Frage.

Herr Guizot: Derjenige, der König seyn würde, wenn der Thron erledigt wäre, wird, in E unserer Fnstitutionen , für am fähigsten gehalten, die Königliche Gewalt auszuüben. Er is zu glei-

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sie mdglicher Weise zu. Also die großen und einfachen Gründe, welche die Politik dedertichen; sind entschieden zu Gunsten der männ- lichen Regentschaft. Aber die Frauen! die Mütter! Die Kommer wird mir erlauben, daß ich dicse Frage einfach und ern behandle.

ch verchre die edle Prinzessin, deren Gedanke hier in allen Herzen ist, zu sehr, und ihr Geis ist zu erhaben, als daß ich nicht glauben mâste, ihr die würdigste Huldigung darzubringen, indem ich das sage, was ich als die Wahrheit und als das Fnteresse ibrerSdhne sowobl wie des Landes betrachte. Werfen wir zuvdrderst cinen Blick auf die providentiellen Gesehe der Welt,* auf die Geseye, die man als eine gdttliche Ein- richtung betrachten kann, so allgemein und beständig sind sic von den Menschen befolgt worden. Die Frauen sind für dié Familie bestimmt ; ihre Aufgabe is, die Ueberwachung der Verhältnisse des häuslichen und gesellschaftlichen Lebens. Zu allen Zeitcn und in allen Ländern ist mit wenigen Ausnahmen der Grundsaß Een und ausge- führt worden, daß die Frauen der Politik fremd bleiden.

Eine Stimme Fee Linken: Jm Gegentheil, die Regent- schaft der Mütter ist die Regel. :

Herr Guizot: Jch habe gesagt, mit wenigen Ausnahmen. Man wird wohl annehmen können - daß _ich sie kenne.

Herr ChappuisMontlaville: Sie kennen sie schr gut, aber Sie vermeiden, dieselben anzuführen. i

Herr Guizot: Jch. will JFhnen sagen, was, meines Erachtens, die Ursachen jener Ausnahmen, jener Abweichungen von dem gemeinen Rechte waren. Sie stammen eben von der Herrschaft der Prinzipien und Jdeen über die Familie, von der Achtung für die Rechte und die Existenz der Familien. Eben weil das Königthum als ein natürliches Erbtheil betrachtet, eben weil der Grundsaß der Königlichen Erblich- keit bis zu scinen leyten Konsequenzen getrieben wurde, gestattete man den Frauen zuweilen in wenigen Ländern die Ausübung der politischen und Königlichen Gewalt. Aber wo das König- thum nicht als ein eigenthümlicher Besiß , sondern als eine dffentliche Gewalt, wo das Prinzip der Königlichen Erblichkeit nicht bis zu jener äußersten Konsequenz getrieben wird, da wird man auch nicht gegen das gemeine Recht, gegen den gesunden Menschen- verstand und gegen die providentiellen Gesehe, welche die Welt re- gieren, den Frauen politische Gewalt anvertrauen wollen. Es giebt in den absoluten Monarchiecen, in den aristokratischen oder theokra- tischen Gesellschaften Beispiele, daß die politische Gewalt in die Hände von Frauen gelegt wurde; in den demokratischen Gesellschaf- ten, niemals. Der Geist und die Sitten der Demokratie sind zu ungestúm und vertragen sich nicht mit ciner solchen Gewalt. Bes denken Sie auch andererseits unscre Lage in Europa, die Stelle, welche wir daselbs einnehmen, und die Beziehungen, in die wir verseßt werden können. Durch einen seltsamen Zufall kann die po- litische Gewalt, mit Ausnahme von Rußland, welches am äußersten Ende Europa's liegt, nur in dem Westen in England, Spanien, Por- tugal, weiblichen Händen anvertraut werden. Nehmen Sie nun an, daß auch in Frankreich die politische Gewalt durch die Regentschaft in die Hânde einer Frau gelangt, so kdnnte es sich ereignen, daß alle Staaten des westlichen Europa's von Frauen regiert würden. Glaubt die Kammer, daß dies eine Stärke für uns wäre? Nein, das kann die Kammer nicht glauben und die Gründe dazu sind so etnfach, daß ih mich schämen würde, sie zu entwickeln. Jch fasse chlicßlich den Charakter des Gesezes in folgende Worte zusammen : Es is in Ucber- einstimmung mit unserer gejellschaftlichen und politischen Ordnung, mit unserer gegenwärtigen Lage und ihren dringendsten Fnteressen. Es befestigt die Monarchie, die Charte, die Dynastie und die Revo- lution von 1830; alle ihm entgegenstehende Vorschläge gefährden oder schwächen das eine oder das andere jener JFntcressen. Möge die Kam- mer darüber entscheiden. (Lebhafter und anhaltender Beifall im Centrum.)

Nachdem hierauf noch Herr von Tocqueville sich mit kurzen Worten für die Bestimmungen des Geseß-Entwurfs, aber gegen die allgemeine Form, die demselben gegeben worden sey, ausgesprochen hatte, ward die weitere Berathung auf morgen vertagt.

Sibung vom 19, Augusk. Heute nahm zuerst Herr H. Passy das Wort und suchte die von Herrn von Lamartine vorgebrachten Einwendüngen zu widerlegen. Herr Corne erblickt in dem Geseß-Entwurf einen Eingriff in die Charte und eine An-

maßung der konstituirenden Gewalk. Bei Abgang der Post be- fand sich Herr Berryer auf der Rednerbühne.

Paris, 19, Aug. Die Rede des Herrn von Lamartine in der gestrigen Sißung der Kammer scheint allen Parteien ziemlich unerwartet gekommen zu seyn. Man wußte, daß derselbe ein An: hänger der weiblichen Regentschaft sey, aber man hoffte und er- wartete allgemein, daß er diese Meinung in einer Weise verfechten würde, die von der konservativen Partei, der er in der leßten Zeit angehörte, gut geheißen werden könnte. Statt dessen p Herr von Lamartine gesprochen, wie es kaum ein Mitglied der äußersten Linken wagen würde. Ec hat so ziemlich Alles angefochten, was im Laufe der leßten 10 Jahre im dynastischen Jnteresse geschehen ist. Er hat nicht weniger verlangt, als daß der Tod des Herzogs von Orleans als eine Revolution betrachtet werde, die das Volk momentan wieder in den Besiß ihres Souverainetäts- und Wahl - Rechts seßt. Das Journal des Débats äußert sich über jene Rede in folgender Weise: „Wir verhehlen unser Er- staunen úber die Wahl nicht, die Herr von Lamartine zwischen dem erblichen Prinzip und dem Wahl - Prinzip, zwischen der mo- narchischen Regentschaft und der republikanischen Regentschaft ge- troffen hat. Er hat sich für die leßtere mit einer Wärme ausge- sprochen, über welche die linke Seite selbst ganz erstaunt schien. Sie bedurfte einiger Minuten, um sich des Gedankens des Herrn von Lamartine genau zu versichern und um sich dann je- nem Beifall hinzugeben, dem die besten Geister leider nur zu sehr, nahsktreben. Wir achten Herrn von Lamartine und des- halb wollen wir offen gegen ihn seyn. Wir zweifeln nicht an der Redlichkeit und Reinheit seiner Weslbnitcigi aber er fürchtet zu sehr nicht mehr der Mann seiner Zeit zu seynz er will so sedr der Mann des Fortschrittes und der Freiheit seyn, daß er, wenn er sich nicht vorsieht, auf Hirngespinnste verfallen wird. Es herrscht in seinem Gemüthe eine seltsame und bestä ndige Verwirrung zwi schen den Erinnerungen der alten Monarchie, die seine erste Er ziehung begleiteten, und den demokratischen Zdeen, die er über- treibt, nachdem er ‘sie zégernd angenommen hat. Wozu brauchen wir jeßt einen Regenten zu erwählen? Js der rechtmäßige An- theil der Kammern an der Regierung nicht groß genug? Hat man dem Königthume irgend etwas abzugewinnen? Sind die Präro- gative dex Krone nicht auf das streng Nothwendige beschränkt ? Wollen wir, ein freies Volk, durch zwei Revolutionen mit der Souverainetät bekleidet, die Rolle spielen, welche die Parlamente unter der alten Regierung spielten, und die Gelegenheit der Minderjährigkeit er- greifen, um den Staat aufzuregen, unter dem Vorwand ihn zu reformiren? Wie! die Kammern hätten, nah der Fe des Herrn von Lamartine, Unrecht den Augenblick nicht zu benuben, wo das Kbnigehuin {wach sey, um demselben ihren Druck füh: len zu lassen? Was nennt denn derfehrenwerthe Deputirte einen Fortschritt? Unserer Ansicht nach is von der Wahl des Regen- ten zu der Wähl des Königs nur ein Schritt, Wir wollen keine gewaltsame Revolution; wir wollen eben so wenig eine unmerk- iche Revolution. Wir wollen die Charte unter einem minder-

am meisien dabei betheiligt, daß die Königliche Gewalt E den ausgeübt werde, und unangetasict bleibe, denn ihm fällt

ährigen König, wi ei f: d iht mehr und nicht wer, E unter einem großjährigen König, nicht

Die General-Conseils sind auf den 10, September zusammen- berufen worden; man glaubt allgemein, daß die- Kammern am 29. August werden prorogirt werden können.

Börse vom 19. August, Das Geschäft in Französischen Renten war heute wieder sehr wenig belebt, Jn der Spanis aftiven Schuld dagegen fand ziemlih lebhafter Umsaß statt, da das Gerücht immer mehr Eingang findet, daß die Spanische Re- gierung im Begriff stehe, eine neue Anleihe abzuschließen.

«"» Paris, 19. Aug. Das Regentschafts: Geseß is, wie wir es vorhergesehen haben, bei der allgemeinen Diskussion nicht ernstlich angegriffen worden. Der radikale Deputirte, Herr Ledru- Rollin, hat den Sah von der konstituirenden Gewalt unterstügt, indem er sich zuglei _ auf die Prinzipien und die Geschichte berief. Leider kann die lehtêre in dieser Frage nicht von großer Autorität seyn, da die fonstituirenden Gewalten der Republik und des Kai- serreichs gar nichts fonstituirt haben, Es versteht sich von selbst, daß die radifale Partei die Rede des Herrn Ledru-Rollin, (Geh! der Form als dem Jnhalte nach, bewunderungswürdig findet, Es ist dies eine Höflichkeit, die man dem republikanischen eputirten sehr wohl beweisen kann, denn sie isk zuleßt das einzige Resultat, das die Rede gehabt hat. Die ministeriellen Redner Hello und Schütenberger hatten nicht den mindesten Erfolg, und die Kam- mer wollte sie nicht hören. Herr von Larochejacquelin hatte das: selbe Schisal, allein aus anderen Gründen. Der Vendéer De-

utirte griff das Prinzip an, auf dem die gegenwärtige Regierung derube; er erregte dadurch großen Lärm in der Kammer und wurde zweimal zur Ordnung gerufen; da er seine Rede nicht zu beendi- gen vermochte, so verließ er inmitten des größten Tumults mit einigen seiner Freunde die Tribüne und den Saal. Dieser Aus: gang war leicht vorherzusehen. Herr von Larochejacquelin kennt die parlamentarishen Gebräuche nicht; er nimmt von Niemanden Rath an und hat ganz einfach Effekt machen wollen, ohne sich im geringsten darum zu befümmern, ob dies auch logish und mit den úbrigen Mitgliedern seiner Partei in Uebereinstimmung sey. Die einsichtsvollen Legitimisten werden mit diesem mißglückten Versuche ihres Kollegen nicht sehr zufrieden seyn. Es if diès ein Angriff, der höchstens vor zehn Jahren einigermaßen an sei: ner Stelle gewesen wäre, heutzutage is derselbe aber vbllig un- passend.

Die Linke ist bezaubert von der Rede des Herrn von Lamar- tine, Der berühmte Redner wollte, daß die Frauen zur Regent- schaft zugelassen und die Wählbarkeit an die Stelle der Erblichkeit geseßt werden sollten, Diese beiden Punkte sind von dem Depu- tirten von Mäcon mit vieler Beredsamkeit und großem Glanze vertheidigt worden. Man thäte jedenfalls Unrecht, wenn man dle Jdeen des Herrn von Lamartine mit denen des Herrn Ledru: Rollin vermischen wollte; seine Einwürfe sind ganz anderer Art. Er möchte in der That das Recht und die Gewalt der Kammern vermehren, während der radikale Deputirte behauptet, daß die Re- gentschafts : Frage vdllig außerhalb des Bereichs der Kammern liege. err von Lamartine ist ein Vertheidiger der wählbaren Regentschaft; er giebt nicht zu, daß man für immer eine erbliche Regel für die Regentschaft aufstellen dürfe; er will, daß bei jeder eintretenden Minorennität das Land befragt werde, und daß das Geses nah den Umständen entscheide. Jn Folge dieser Theorie entwickeltle der Redner auf glänzende Weise seine Meinung zu Gunsten der Regentschaft der Frauen, sprach sich aber in Bezug auf den gegenwärtigen Fall schr bestimmt für einen männlichen Regenten aus. Es ist hier eine Bemerkung qu machen : wenn das vorliegende Geses einen Anhang der Charte bilden soll, so erhalten die Zdeen des Herrn von Lamartine einigen Werth, weil in dieser Vorausseßung die Zukunft gebunden ist; wenn man dagegen nur ein einfaches Geseß zu erlassen beabsichtigt, wie die Regierung und die Kommission erklären, so beruht die Argumen: tation des Herrn von Lamartine auf falscher Grundlage, denn das Parlament wird das Recht haben, das gegenwärtige Geseß zurück- unehmen und neue Maßregeln zu ergreifen, wodurch die weibliche Regentschaft eingeführt werden fönnte. Wenn der vorliegende Geseß - Entwurf, wie es die Ansicht des Herrn von Lamartine ist, auf nüßliche Weise fúr die Eventualitäten, die sich von jeßt an darbieten, sorgt, so wird er seinen Zweck erreicht haben. Was die Zukunft betrifft, die Niemand vorhersehen fann, so ist es nicht Sache des vorliegenden eseßes, dafür zu uge

Herr Guizot hat gleichzeitig allen Einwürfen der Herren von Lamartine und Ledru -: Rollin kurz und bündig geantroortet, Er begründete die Keno der Kammer durch die Autorität der Thatsachen. Er rechtfertigte die Absicht des Geseßes durh Er- láuterung der Analogieen, worauf dieselbe sih gründet. Er ver- theidigte die erbliche Regentschaft, weil sie der wählbaren Regent: schaft gegenübersteht. Es schien ihm nicht klug gehandelt zu seyn, den beinahe einzigen Anker der demokratischen Gesellschaften, die Beweglichkeit des Wahl-Prinzips, in den Schooß des Königthums selbst einzuführen. Was die ay ert, der Frauen betrifft, so hat Herr Guizot kurz die historischen Ursachen und die Resultate auseinandergesebt, die, für uns als gut anerfannt, auch wahr: scheinlih für unsere Nachkommen nicht schlecht seyn würden, jedoch unbeschadet gewisser Ausnahms- Fälle, gegen welche die Zukunft Garantieen haben würde. Nun macht man aber keine Geseße für Ausnahms-Fälle, sondern für die AAgeROnNes und wahrschein: lichsten Barantieen. Heute wird Herr Thiers das Wort nehmen, und es ist zu glauben, daß die allgemeine Erörterung heut Abend geschlossen und das Geseß morgen angenommen werden wird. Zwei Drittheile der Deputirten haben bereits für Sonnabend und Sonntag Pläße auf den bffentlichen Wagen belegt, und am Mon- tag werden die meisten aus der Hauptstadt verschwunden seyn. Die Pairs-Kammer wird gezwungen seyn, das Geseß so anze: nehmen, wie man es ihr vorlegt, ohne auch nur die geringste 0- dification damit Pm zu föônnen. Man glaubt, uan E Gesebß spätestens in zehn Tagen bekannt gemacht E »

d Frankreich S E R erne S ei hi einem erz oder schlechten Spaß verbunden . der cie Deputirte, Here Carnot, während der Diskussion au

rásidenten eine Petition zu Überreichen, E A “p ria Nes vierzehn Arrondissements der Seine

er gerichtet haben. Diese Petition zählt zwölf Un: an An während die azette de France sagt: „Es folgen die Unterschriften einer großen Anzahl Wähler der vierzehn Arrondissements.“ Der Inhalt der Petition is folgender : „Meine Herren Deputirte! Das Ministerium hat Jhnen ein Geseg über die Regentschaft vorgelegt, een Form wesentlich organisch ist. Es is dies ein konstituirender Aft, den man von Jhnen verlangt, da Sle doch nur fúr legislative Akte Vollmacht haben, le Votirung eines solchen Geseßes wäre in unseren Augen und in denen des Landes eine Usurpation, ein ernster Angriff auf die Souverainetät der Nation. Wir haben das Vertrauen, meine Herren, daß Sie dem ministeriellen Entwurfe nicht hre Stim- men L und daß Sie das erste Beispiel der Achtung für die Prinzipien geben, welche die Grundlage alles prtetn Rechts, die Garantie der Ordnung, der, Schuß der Zukunft sind,“ Es

bedarf wohl faum der Erwá , daß di i As mindeste Rücksicht auf die D ie Kammer nicht die

= París, 19. Aug. Wenn Herr Ledru-Rollin gestern das Vorhaben der Kammer, das Regentschaftsgeseß zu E eine Usurpation nannte, weil sie dazu nicht die nöthigen Vollmachten besiße; Herr Carnot eine Petition von einer nzahl radifaler Wähler des Seine-Departements in gleichem Sinne an die Kam- mer übergab, so fann uns das niht Wunder nehmen, da diese Männer nur der politischen Stellung, die sie einne men, gemäß handeln. Wenn aber ein Mann von dem Talente des Herrn von Lamartine, nachdem er Legitimiskt gewesen, dann den Fürsprecher der Königlichen Gewalt gegen die Uebergriffe der Coa- lition von 1839 gemacht, Jeßt den Augenblick gekommen glaubt, wo man vorzüglich das demokratische Element auf Kosten des monarchischen e und stärken müsse, wenn ein solcher Mann, der das Prinzip der Wahl-Regentschaft gegen das der erblichen in sol: cher Weise vertheidigen kann, wie er es gestern gethan, dann muß wohl „Zedermann sich wundern, Welches auch die Motive des ehrenwerthen Deputirten seyn mochten, und aus den Anspielungen, die er gegen Herrn eg und: Herrn Thiers durch die Anführung der Bei- spiele von Fox und Pitt aus der Enilden Geschichte machte, geht fast hervor, daß er dieselben persönlich angreifen wollte, er hat sich durch seine gestri e Rede in der Meinung der Konser- vativen und selbst der gemäßigten Opposition ungemein geschadet, indem er sich fast mit der äußersten Linken in eine Linie stellte. Machte doch selbst Herr Odilon- Barrot, als Herr von Lamartine peemet hatte, Miene, sich zu seiner Widerlegung zu erheben: mehr

edarf es wn nicht, um die große Sensation begreiflich zu machen, welche seine Sprache erregte. Daß er zu Gunsten der weiblichen Regentschaft sprechen werde, wußte man, aber daß er es in solcher Weise thun, solche Gesinnungen an den Tag legen würde, war unerwartet; es is jedenfalls ein Mangel an Taft, und wir glau- ben, der edle Dichter hat dadurch der Meinung von seiner Tüch- tigkeit zur Uebernahme der Leitung des Staatsschiffes, das nach gewissen Versicherungen schon jeden Augenblick seine Ankunft er- wartete, eben nicht sehr Vorschub gethan.

Indem die Legitimisten in der gestrigen Sißung samnt und sonders mit dem Herrn von Larochejacquelin den Sißungssaal verließen , úbernahmen sie Leieemüsien die Solidarität mit für dessen Aeußerungen. Die Legitimisten befinden sih in der Kam- mer in einer durchaus falschen Stellung. Man mag zugeben, daß der Präsident Herr Sauzet gestern strenger gegen Herrn von La- rochejacquelin war, als es vielleicht nóthig gewesen wäre; aber fein Unbefangener fann verkennen, daß solche Sprache, an solchem E s, allermindestens gesagt die Gränzen der Schicklichkeit

riff.

Die Verhandlung dauert heute unter abermaligem Zudran einer Masse neugieriger Zuhörer fort. Das Ende wied aber nicht lange auf sich warten lassen, Es heißt, die Legitimisten werden sich der Abstimmung Über das Geseß gänzlich enthalten; doch läßt sich nichts darüber verbürgen. Bis spätestens Ende des Monats hoffen die Deputirten wieder zu Hause zu seyn, viele treffen schon jeßt Anstalten zur Abreise. Unter der großen Masse bemerkt man durchaus feine Symptome eines besonderen Eindrucks der schwe- benden Debatte; Paris bietet ganz wie sonst seinen ewöhnlichen bewegten aber nicht beunruhigten Anblick dar; aber Îhaesache ist, daß militairische Vorsichtsmaßregeln getroffen, ein großer Theil der Truppen der Garrison in den Kasernen fonsignirt sind.

Die Nord - Amerikanische Regierung hat die Vorschläge der Französischen wegen Herstellung regelmäßiger Verbindung zwischen Havre und New-York durch RETIAEE jede Woche einmal, und zwar durch Schiffe beider Staaten, günstig aufgenommen , eben so das Répräâsentantenhaus; es läßt b also mit Grund ein gún- figer Erfolg hoffen.

© Paris, 19. Aug. Der Eindruck, welchen gestern die Rede des Herrn von Lamartine auf die Kammer machte, war so allge mein und so groß, daß selbst Herr Guizot, dessen Redner- Talente sehr hoch stehen, die Kammer weniger aufmerksam fand, als er nach Herrn von Lamartine das Wort nahm. Die Replik des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten schien daher auch nicht den Eindruck zu machen, den man von dem Talente des Herrn Guizot zu erwarten berechtigt war. Die Einleitung dieser Rede war gleichwohl wahrhaft erhaben. Jm Uebrigen ließe sich vielleicht Manches gegen die von ihm vorgebrachten Argumente einwenden, wenn man sie namentlih im Janteresse der von Herra von La- pa 4 vertretenen Gegenpartei einer shärferen Kritik unterwerfen wollte.

Zch habe Sie unlängst darauf aufmerksam gemacht, daß Herr von Lamartine die Jdee der Umskaltung der parlamentarischen Majorität, wie sie mehrere einflußreiche Deputirten aufgefaßt ha- ben, begünstigt. Seine gestrige Rede könnte, nah der Meinuug seiner Anhänger, vielleicht zu ihrer Verwirklichung beitragen. Herr von Lamartine will die jüngeren Kräfte der E iee um sich reihen und daraus eine feste Majorität bilden, die den Fortschritt aber ohne Revolution und Staats-Umwälzung, wie er es gestern L Fe und Friede und Ordnung auf ihrem Banner tra- gen soll,

Großbritanien und Jrland.

London, 19. Aug. Sr. Majeskât dem Könige von Preu- ßen ist von Seiten der Königin Victoria zur Erinnerung an Aller- höchstdesselben Anwesenheit bei der Taufe des Prinzen von Wales ein sehr prachtvolles Geschenk bestimmt, das in diesen Tagen nach Berlin abgehen soll. Es besteht in einer Gruppe, den Kampf des heiligen Georg mit dem Drachen darstellend, aus massivem Silber, das Ganze von mehr als drei Fuß Höhe. Um die Basis herum find die Wappen des Königs von Preußen, der Königin, des Prinzen Albrecht und des Prinzen von Wales angebracht, und die Inschrift: „Zur Erinnerung an den Besuch Sr. Majestät des Königs von Preußen in England am 23, Januar 1842,“

Der gefürchtete Jahrestag der Unterdrückung des Aufruhrs von 1819 in Manchester is daselbst ungestört vorübergegangen. Es fsfeht in dieser Stadt jeßt eine Truppenmacht von etwas mehr als 2000 Mann unter dem General-Major Sir William Warre. Jn das Herz von Yorkshire, besonders nach Leeds, haben die Auf- rührer bisher noch vorzudringen gewagt, indeß ist man doch weder in Manchester, noch in Leeds und den Übrigen östlicher gelegener Fabriforten ohne Besorgniß vor ferneren Gewaltthätigkeiten, zumal da zwischen diesen Endpunkten auf beiden Seiten der Gränze iesen Lancashire und Yorkshire in den kleineren Fabrikorten während der leßten ¿e die Arbeiterhaufen mitunter so ungestúm wurden, daß die Polizei und das Militair ihre Waffen gebrauchen mußten und mehrere aus dem Volke getddtet wurden. Am schlimmsten scheint es in Blackburn und Halifax hergegangen O seyn, Dem erstgenannten Orte näherte sich am Dienstag

ittag ein Haufen von mehreren Tausend Arbeitern und begann, wie gewöhnlich, sogleich mit dem Angriffe auf die Fabriken. In einer derselben, der Spinnerei von opwood und Sohn,

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hatten sich mehrere Polizeidiener und Andere, im Ganzen etw

40 Personen, mit Flinten und Pistolen aufgestellt, ents{lassen, s Tumultuanten den Eingang zu wehren; als diese erschienen und vergebens mit Gewalt Rennes versuchten, stürzten plößlich die Bewaffneten hervor und schossen unter die Menge, welche mit Hinterlassung mehrerer Verwundeten entfloh, jedo bald zurúck- fehrte und abermals durh Schüsse vertrieben wurde, Als das Militair in Blackburn eintraf, hatte sich der Arbeiterhaufe verlau- fen. Jn Halifax gab es wiederholt ein förmliches Gefecht zwi- schen dem Militair und den Aufrührern, von welchen die meisten mit schweren Knitteln, einige mit Flinten und Donnerbüchsen be- waffnet waren, Zuerst erfolgte am Dienstage ein Angriff auf einen Trupp von 11 Husaren, welche mehrere der gefangen genommenen Aufrührer nach Wakefield esfkortiren sollten. Man versuchte die Gefangenen zu befreien, warf mit Steinen nach den Husaren, so daß drei derselben aus dem Sattel kamen und die übrigen sich erst zurückziehen konnten, nachdem sie etwa vierzig Schüsse abgefeuert und mehrere von den Arbeitern, die in einem naheliegenden Gehölz Schuß suchten, verwundet hatten. Nachmittags sammelten sich die Arbeiter von neuem bei Haley- Hill, wohin augenblicklih eine Abtheilung Jnfanterie und Husa- ren beordert ward; als diese mit Steinwürfen und einzelnen

auf die Eifersucht und Unverträglichkeit Lord John Nees und Lord Palmerston’s als Führer der liberalen Partei au am, aber ich wagte es faum, vorherzusagen, daß ihr Zwiespalt im Lauf einer einzigen Session so entschieden heraustreten würde. Lord Palmerston zeigte durch die Energie und den Ton der Rede, mit welcher er die Geschäfte der Session beleuchtete, und sein leßtes Feuer in die Verschanzungen der Regierungen schleuderte, dat er facile inge g an der Spiße der Whig-Partei steht. Seine Ueberlegenheit an Geistesfrische, Beredsamkeit und Gewandtheit isk so groß, daß, wenn seine Partei jemals wieder ans Ruder gelangt, dies nicht anders als unter seinem Panier geschehen kann. ; wiß würde Niemand von jener Partei es unternehmen, die Pflich- ten eines verantwortlichen Premier-Ministers zu übernehmen, wenn er Palmerston unter sh hâtte. Sie weiß aus der în der Ver- waltung und in der Opposition gemachten Erfahrung, daß Pal- merston ihr Gebieter ist; fein anderer würde in einem Whig: Ka- binet gegen ihn auffommen können.

ber obgleich ich dies für die richtige Ansicht von seiner

Stellung halte, so ist es doch fúr die allgemeinen Interessen der Whig-Partei höchst ungünstig. Jch Liatide nicht, daß die alten Whigs, die unter sih die Lansdownes, die Clarendons, die Ho- wards und Russells zählen, sih dazu verstehen würden, einem

Schüssen empfangen wurde, erhielt das Militair den Befehl, | Manne zu folgen, der seinen Freunden gefährlicher ist, als seinen

ebenfalls zu feuern, und es wurde eine nicht unbedeutende Zahl der Arbeiter verwundet; die Husaren wurden darauf zum Ein- hauen beordert und die Masse zersprengt." Ein ähnlicher trauriger

Auftritt fand in Burslem statt, wo acht Personen getödtet und verwundet worden e sollen; auch in Stoke upon Trent ist ein Mann erschossen worden. Mitten unter die Berichte von diesen Schreckens- Scenen mischen sich die Nachrichten über die úberall von den Chartisten gehaltenen Versammlungen, welche den Zweck haben, das Feuer noch mehr anzuschüren. Ueberall werden Beschlússe gefaßt, nicht eher zur Ruhe zurückzukehren, als bis die Volkscharte anerkanntes Geseß geworden is, Wie es scheint, hatte man die Absicht, von Manchester aus in diesem Sinne von neuem zu wirken, wenigstens deutet man dahin das plöbliche Erscheinen des bekannten Chartisten: Hauptes Feargus O’Connor in jener Stadt und das unmittelbar darauf erfolgende Erscheinen einer Proclamation des vollziehenden Comité's des Chartisten : Vereines an das Volk, in welcher die Arbeiter zum Beharren in ihrem Bestreben aufgefordert werden, und in welcher man ihr Thun und Treiben mit den Absichten der Chartisten ganz zu identifiziren sucht; aber wie es scheint, bot die Anwesenheit der Militairmacht in Manchester allzugroße Hindernisse dar, denn O'Con- nor ging, wie bereits erwähnt, alsbald auf der Eisenbahn nach London ab, Der Drucker jener aufrührerischen Proclamation is gefáng- lich eingezogen worden. Daß Übrigens unter den Chartisten selbsk shon Zwietracht Über die Mittel zur Ausführung ihrer Zwecke besteht, ergab unter Anderem eine Versammlung von Chartisten- Abgeordneten, welche gestern in Manchester stattfand. Jn der- selben erklärten die Abgeordneten mchrerer Gewerke, daß sie über ihren Arbeitslohn nicht zu klagen hätten, daß sie einsähen, die Volkscharte werde nicht zur Annahme kommen, o lange sie ar: beitslos umherstreiften, und daß sie daher entschlossen seyen, am Montage wieder an die Arbeit zu gehen. Diese Ansichten schei- nen schon ziemlih weite Verbreitung gewonnen zu haben, wenig- stens erflärte einer der Anwesenden in jener Versamm- lung selbst, daß bereits zwei Drittheile der Abgeordneten sich entfernt hâtten, und man hofft daher, wenn nicht neue außerordentliche Ereignisse eintreten, daß das Beispiel der wenigen hier und da in den insurgirten Distrikten unter dem Schuße der Truppen bereits wiedéé ärbeitenden Fabriken weitere Nachahmung finden wird, zumal da der Hunger die brodlosen Arbeiter bald zwingen dürfte, zu einem Entschluß zu fommen. Der Mangel an Subsiskenzmitteln is jeßt son so groß, daß man ín der erwähnten Versammlung, in welcher große Klage darüber ge: führt wurde, daß die ordnungsmäßigen Geld-Beiträge nicht mehr gehörig eingingen, den Beschluß faßte, Lebensmittel auf Kre- dit gegen später einlösbare Empfangscheine aufzunehmen. Nach den leßten Nachrichten aus Birmingham sind die Chartisten dort sehr eifrig beschäftigt, und man fürchtete von den durch sie aufgeheßten Kohlen - Arbeitern einen Angriff auf den Landsïß Sir Robert Peel’s, Drayton Manor, weshalb in aller Eile Mi: litair dorthin beordert wurde. Hier in London haben die Charti- s]ken gestern und vorgestern Versammlungen und Umzüge durch die Hauptstraßen der Stadt gehalten, ohne indeß Anklang beim Volke zu finden. Die Truppen waren in Bereitschaft gehalten, fanden aber feinen Anlaß zum Einschreiten. Mehrere Leute, welche dieser Tage mit aufrührerischen Plakaten in Chartistischem Sinne durch die Straßen zogen, sind vor die Polizei gefordert worden und haben Caution für ihr ruhiges Betragen stellen müssen. Nach den bedrohten Fabrik : Distrikten sind von hier und Woolwich in diesen Tagen noch zwei Jnfanterie-Regimenter abgegangen.

H London, 20. Aug. Die durch ein allgemeines Einstellen der Arbeit in den Fabrik-Distrikten verursachte Ruhestörung dauert noch fort, doch fann man diesen Unruhen kaum den Namen eines Aufskandes geben, Menschenleben sind sehr wenig verloren gegan- gen, an Eigenthum isk eben so wenig zerstört worden, und es sind Jeßt fast allgemeine Anzeichen da, daß Alles bald zur gewöhnlichen Ordnung der Dinge zurückehren wird. Die Fonds haben wäh: rend dieser Störungen kaum geschwankt, und gestern stiegen ste um 5 pCt., so daß die 3proc. Consols wieder 92 stehen, so hoch, als zur Zeit des größten Wohlstandes und Gedeihens. Von den 15 Regimentern, die in England stehen, befinden sich sieben jeßt in den Fabrik : Distrikten, Das Englische Regiment entspricht einem Bataillon der «Französischen Armee, so daß jene Streit- macht sich nicht «auf 6000 Mann beläuft, indeß für England ist dies eine ungeheure Armee, da, mit Einschluß der Haushalt- Truppen, nicht 20,000 Mann im ganzen Lande sind. Tausend Mann gelten hier für eine gewaltige Truppenmacht in einer Stadt, und ich wüßte nicht, daß in der neueren Geschichte ein Beispiel des Gebrauchs von Kanonen oder Kartätschen zur Unter- drückung von Aufständen vorgekommen wäre. Dies kann Jhnen einen Begriff geben von der friedlichen Stimmung des Volks. Nichts is ein so charafkteristisches Kennzeichen des En lânders, als seine Achtung für Formen, und selbst im Aufruhr tritt diese noch hervor, Der Pöbel thut sih etwas darauf zu gute, daß er über die Angemessenheit des Aufstandes berathschlagt und nah Be- schlüssen sich empbrt. So fand neulich zwischen den zur Aufhe- bung einer Versammlung abgeschickten D und dem Prà- sidenten der Versammlung eine ruhige Erörterung über die Ge- se6mäßigkeit der Associationen statt, die damit endete, daß die Ver- ny sich ruhig in die obrigkeitliche Ansicht von dem Geseße

gte.

Meine lebten Briefe handelten so ganz von diesen und - lichen Gegenständen, daß ih die Session babe vorbbergehen unt ohne ein paar Bemerkungen zu machen, welche für diejenigen von Interesse seyn möchten, die mir die Ehre erzeigt haben , meinen Betrachtungen über den Stand und die erhältnisse der Par- teien in England zu folgen. Vor mehreren Monaten machte ich

| Gegnern, Deshalb bin ih der Meinung , daß die hervorragende

Stellung, welche man Lord Palmerston hat einnehmen lassen, wäh-

rend sie die radifalere Partei ermuthigt, für die künftigen Jnte- ressen der Whig-Partei von ernstlichem Nachtheil if,

Insofern also hat Sir Robert Peel selbst durch die Heftigkeit

der Angriffe seines Gegners an Stärke gewonnen; seine Enkgeg-

nung auf diese Angriffe war eine seiner hohen Stellung würdige

Rede. Niederlande.

Amsterdam, 16. Aug. Die Regierung hat eine Uebersicht des Handels von Java während des Zahres 1841 verden lassen. Die Einfuhr betrug dort im vorigen Jahr 29, die Aus- fuhr 655 Mill. Fl. Jm Jahre 1840 belief sicy die Einfuhr auf 39 Mill. Fl. Sie hat sich demgemäß im vorigen Jahr um fast 10 Mill. Fl. vermindert, besonders in Bezug auf Leinen- und Baumwollen - Waaren. Der Grund lag in der Handels: Krisis, die auf Java stattfand, in einem Preisabschlag und in der Ueber- führung dieses Marktes während des Jahres 1840. Die Ausfuhr betrug im Jahr 1840 ebenfalls um 10 Mill. Fl. mehr als im vorigen Jahre, denn sie belief sih damals auf 76 Mill. Fl. Als Ursachen werden angeführt die vortreffliche Aerndte im Jahr 1839, der Verkauf von Vorräthen aus früheren Jahren während des Jahres 1840, die euglestigen Aerndten in den Jahren 1840 und 1841, ein Preisabschlag. Der Hauptausfall bei der Ausfuhr fand in Kaffee und Jndigo statt. j

Velgien.

Brüssel, 19. Aug. Jn der heutigen Sißung der Repräsen- tanten - Kammer wurde ein Geseß - Entwtourf angenommen, durch welchen die Regierung ermächtigt wird, die Kartoffel: Ausfuhr in diesem Jahre zu verbieten. Heer Manilius fügte den Antrag hinzu, daß auch alle Einfuhr-:Abgaben von Kartoffeln, diesem den niederen Volksklassen unentbehrlichen Nahrungsmittel, das in die- sem Zahre nicht hinreichend im Lande sey, für dieses Zahr auf-

ehoben würden. Die Diskussion des Sebald úber die lementar-Schulen wurde fortgeseßt.

Die Festung Bouillon wird in Stand geseßt, um die kürzlich verurtheilten vier politischen Verbrecher aufzunehmen, deren Gna- dengesuch beim Könige kein Gehdr gefunden hat.

f t ani Bundesstaaten.

arlsruhe, 20. Aug. (Oberd. Z.) Jn der Abgeordneten- Kammer fand heute die fortgeseßte Berätbära über die von ‘dee Regierung erlassenen provisorischen Gesebe statt. Eine Verord- nung vom 11. Dezember 1840, in Betreff der zum Kriegsdienst tauglichen Pferde der Staats:Einwohner, wird, als eine Beschräân- fung des Eigenthums in sich schließend, für die ständische Zustim- mung reflamirt. Eben so wird die Verfügung, wonach die Sol- daten der Conscription von 1835 ein Jahr länger im Dienste be- halten wurden, von der Kammer einstimmig reklamirt. Ueber eine Uebereinkunft mit Hohenzollern- Sigmaringen, wegen Be: strafung der Polizei: Disziplinar- und Finanz - Vergehen entspinnt sich eine längere Debatte. Der Regierungs - Commissair sucht zu zeigen, daß alle darin enthaltenen Bestimmungen auf schon früher vorhandenen Geseßen beruhen. Den Kommissions:Antrag unter: stüßen die Herren Mördes und Hecker. Der Abg. Bader und Andere beantragen, die Verordnung nicht zu reflamiren, die Kam- mer jedoch nimmt den Kommissions:Antrag an. Eine Ueberein: funft mit dem Großherzogthum Hessen wegen gegenseitiger Gestat- tung der gerichtlichen Nacheile wird sowohl nach ihrem Jnhalt angefochten, als auch, als der Geseßgebung anheimfallend, zur stän- dischen Vorlage reklamirt. Das Statut für das Collegium theologicum in Freiburg (dieses Kollegium ist eine Konvikt : An- stalt für Theologie-Studirende, nicht zu verwechseln mit dem Prie- ster-Seminar, in welches dieselben nah beendigten Studien ein- treten) wird ebenfalls reklamirt. Der Regierungs-Commissair ver- theidigt das Institut, als im Interesse der unbemittelten Theolo- ewe begründet. Herr Welcker bezweifelt die Zweckmä: igkeit des Instituts, greift aber das Statut besonders darum an, weil die Ertheilung von Stipendien und die Kollegien : Frei- q an den Eintritt in das Jnstitut gebunden isf, wodur Ver- nderungen in den Stiftungszwecken vorgenommen worden, Der Regierungs - Commissair verwahrt sich dagegen, daß diese Anstalt eine klösterliche sey; sie sey lediglih ein gemeinsames Kost- haus unter väterlicher Aufsicht, und ¿war unter einer vom Staate angeordneten Aufsicht. Herr Posselt bestätigt die Zweckmäßigkeit einer solchen aus einer früheren Erfahrung in Heidelberg. Jn gleicher Weise sprechen sich die Abg. Rettig und Knapp aus. Die Herren Züllig und Welker vertheidigen den Antrag auf Recla- mation, der jedoch verworfen wird. Ueber die Form der vor: geschlagenen Reclamationen entspinnt sich ein oft wiederholter Streit; die Herren Welker, Weller, Sander, Bassermann u. A. erklären sih mit dem Kommissions- Bericht für eine schriftliche Ein: gabe an das Staats-Ministerium; die Herren Retti Junghanns, Schaaff u. A. halten den Weg einer Adresse mit Ves Einladung an die Erste Kammer zum Beitritt für nothwendig, Die Kam: mer erklärt sich für den Kommissions-Antrag.

Kassel, 20. Aug. Die Einweihung des Bonifacius - Denk- mals in Fulda fand am 17, August statt. Ein festlicher Zug, dem sich die protestantischen Geistlichen und Offiziere angeschlossen hat: A bewegte sich zu dem Orte des Denkmals, das der Bischof weihte.

XX Frankfurt a. M., 20. Aug. Die betrúbenden Naths- richten a do decdk zu Excessen gediehene Volks - Aufreg ung