und die Chefs nehmen oft zu diesem Mittel der Disziplin ihre
Zuflucht. 841 zur Capi- rmee, welche die Engländer im Mai 1 zur Cap G ir eri wurde von dem Tatarischen General Y- ishan fommandire; unter ihm standen ein Tatarischer und ein Chine- sischer General, welche die Functionen unserer Divisions-Generale versahen, und unter diesen standen auch Brigade-Generale. Die drei vornehmsten Personen dieser Armee hatten folgenden Rang itel: E Bifhan, Groß:General durch Kaiserl. Patent, d. h. komman: dirender General der zur Vernichtung der Rebellen in Canton ammelten Armee. 8 Long- win, Lieutenant des Groß: Generals; ein Mandschu- atar. A Yang:-fang, der andere Lieutenant des Groß: Generals, vom Kaiser mit dem Titel: „der Edle, wahrhaft Tapfere“ geschmüdckt ; ein Chinese von Geburt.
Ín dem Kampf oder vielmehr in der Taktik der Chinesen thut Jedermann, Offiziere wie Soldaten, dasselbe. Wir haben stets gesehen, daß die Mandarinen, welche zu Pferde auf dem Kampfplabe anlangten, dort abstiegen und in die Reihen traten, sobald der Kampf begann. Vielleicht thaten sie dies in der lo- benswerthen Absicht, dadurch ihre Leute mehr aufzumuntern; allein so weit meine Erfahrung von dem Chinesischen Muthe reicht, ge- schah es wohl, um ‘der Geschicklichkeit unserer Tirailleurs weniger ausgeseßt zu feyn. Nach dem, was ich gesehen habe, glaube ich, daß die Evolutionen in Linie und die großen Mandver den Chi- nesen völlig unbekannt sind. Auch sah ich ihre Truppen niemals weder Bewegungen in Masse ausführen, noch irgend etwas, das unserer Bildung von Kolonnen, Bataillonen u. s. w. ähnlich wäre. Die Armee is jedoch in Divisionen, Regimenter und Compagnieen getheilt; 45 Mann bilden eine Compagnie und 40 Compagnieen ein Regiment. Die Soldaten sind nicht auf gleichförmige Weise wg r eine gewisse Anzahl hat Lunten- Flinten, und die übri- gen haben Bogen und Lanzen, Jedem Regiment is ein kleines Corps Kavallerie beigegeben oder soll es wenigstens seyn. Außer den durch die R Konkurse dorgebotenen Mitteln zum Avancement befördert man auch diejenigen sogleich, welche sich im Kampfe auszeichnen. Zuweilen sind diese Bifbedètihigen mit Geld-Belohnungen verbunden, und im Falle der Held stirbt, geht seine Pension gewöhnlich auf seine Familie über. Sein Name wird in das Buch der Opfer eingetragen, unstreitig, um seine Be- förderung in der anderen Welt zu sichern. Mit dem 60sen Jahre hat der Soldat Ansprüche auf eine Pension, die der Hälfte seines Soldes gleichkommt. Der Sold ist für die Truppen beider Ra- cen nicht gleich ; die Tataren erhalten 2 Taels (4 Thaler) monat- lih und eine Ration Reis; die Chinesen 1,6 Taels (3 Thaler 6 Silbergroschen) ohne die Ration. Die Truppen werden nicht sehr regelmäßig bezahlt, Läßt man sie zu lange warten, so ge- schieht es öfters, daß die Soldaten sich in Unordnung nach der Wohnung ihres Generals begeben und mit großem Geschrei ihren Sold verlangen. Wir waren Zeugen eines Tumults dieser Art
in Canton. Als die Militair: Kassen erschbpft waren, {ah \ich der Tatarische General gendthigt, seine Kleider zu ié mf die Soldaten zufriedenzustellen.
Die Armee ist in acht große Corps getheilt, die sich durch die Farbe ihrer Fahnen unterscheiden. Die Kaiserliche Farbe oder die gelbe is die der Elite-Truppen; dann folgen in hierarchischer Ord- nung die weißen, rothen und blauen Fahnen; die übrigen 4 Corps haben dieselben Farben, aber die Fahnen sind mit einer Einfassung versehen. Zu jeder Fahne sollen 10,000 Mann gehören. Die Fahne des ausschließlich Chinesischen Corps ist von grüner Farbe. Jn der Mitte aller gelben Fahnen is der gelbe Kaiserliche Drache gestickt. Auf den Wällen der Festungen wehr gewöhnlich eine gelbe Fahne, worauf unten der Name der Festung mit großen schwarzen Buchstaben geschrieben steht.
Die Waffen, deren fich die Chinesen im Norden bedienen, weichen in einiger Daraus von denen ab, die im Súden ge- bräuchlich sind. Jm Norden kantonniren die großen Tatarischen Kavallerie-Corps, welche Es und Bogen führen, in deren Hand- habung sie sehr geschickt sind. Jn dem Arsenal auf Tschusan fand man Kleider von Stoff und von Baumwolle, die mit Eisenblech beseßt waren, und Helme von polirtem Stahl, sehr ähnlich denen, die man zur Zeit des Mittelalters in Europa trug. Jch habe nicht erfahren können, ob diese Defensiv-Waffen ausschließlich den Mandarinen angehören, oder ob auch die gemeinen Soldaten sie tragen.
Die Säbel der Mandarinen gleichen sehr den Schwertern der alten Römer; die Klinge is kurz und gerade, die Scheide wird nach der Laune des Besißers verziert, Man trägt den Säbel an der rechten Seite, damit er dem an der linken Seite hängenden Köcher nicht hinderlih sey. Das Gehänge des Köchers is ge- wöhnlich eines der ausgesuchtesten Stücke des Kostúms und sehr reich gestickt, Der Köcher selbsk is von Leder, mit Verzierungen bedeckt und häufig mit einer Art Tasche versehen, worein das eine Ende des Bogens gesteckt wird. Jch sah einige, die in der Mitte zusammen elegt werden fonnten, um sie leichter zu verpacken, wenn sie feine Pfeile enthielten. Die Pfeile sind von sehr ungleicher Länge und Form. Einige sind am Ende mit einer durhlöcherten
Kugel verziert, die ein sonderbares Pfeifen hervorbringt, das, wie die Chinesen glauben, den Feind mit Schrecken erfüllt, Die Pfeil- \pigen sind breit und mit Widerhaken wie die Harpunen versehen ; das andere E i Harpunen versehen; di ere Ende is mit Federn von glänzenden Farben verziert; ie Federn des Iatarischen Fasans werden am meisten geschäßt und Die Gts M jen Mandarinen benußt en sind mi i irt ck Gil aco bab t und bepplteT Bs bpate C e aven fle nur runde, von Rattan (Bambus ol e: machte Müßten, die mit einem paar abscheulicher Tages Be:
sind und, was weit mehr werth i e r dringlich sind. Einige Soldaten hig ag Bat O die Mandarinen, aber ohne Knopf. D che Müte wie
gleicher Größe, von Bambus ie Schilde sind von un: neren Seite einen Ring ven Vini 'Grb ohen aur der in- durchzustecken und einen Handgriff, um den S A m den Arm E d sind gewöhnlich auf es Teufels oder irgend eines phantasti ; die Feinde, ersreden soll, Vegen Kintenkugein, nomen" L sehen se D ben sie nicht; aber dem Sâbelhieb wi- e Lunten- inte ist der alten Waffe di ganz âhnlich. Die Chinesen s{häben sie wegen de amts, uf
Soldaten, der sie führt, nicht so sehr wie den 9 geschieht in der That zuweilen, daß die Lunte die t) denn es Soldaten oder seine Patrontasche entzündet, die in einem baum: wollenen oder ledernen Futteral auf der Brust getragen wird und in funfzehn bie sechzehn Abtheilungen eben so viel Patronen ent- hále. Diese Patrontasche is mit einer Figur verziert, die den Kopf eines Tigers vorstellen soll, und, Dank der wenigen Sorgfalt, wo- mít die Chinesen ihre Munition tragen, es geschieht dfters, daß
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__ Zhre Lanzen sind von allen Formen und allen Größen, und wir haben es in allen Kämpfen Mann gegen Mann erfahren, daß sle furchtbare Wunden machen. Die gewbhnlichsten haben die
orm einer langen und breiten Eisenklinge; außerdem haben die
hinesishen Soldaten noch sehr lange Piken und eine Art gerader Sense, deren C im Verhältniß zur Klinge sehr kurz ist, _ Bogen und le sind der Form nach dieselben für Manda- rinen und Soldaten; der Unterschied liegt nur in der Ma- terie, aus welcher sie gemacht sind. Der Köcher des Sol: daten schließt dicht an den Körper an, und um ihn be- quemer tragen zu föônnen, ist er gewöhnlich breit viereckig. Die Tatarischen und Chinesischen Truppen bedienen sich Bogen von verschiedener Größe und Form. Die Tataren führen auch eine Armbrust, die drei Pfeile auf einmal schießt. Der Bogen ist von elastischem, mit Horn bedecktem Holze gemacht ; die Sehne ist aus Seide und Hanf sehr fest geflochten. Um den Bogen zu spannen, zieht man die Sehne mit einem Ringe von Achat oder Jade zurúck, der sih dem zweiten Gliede des rechten Daumens anschließt, dessen erstes Glied über die Sehne hinweggeht und den Pfeil faßt, der von unten her dur das mittlere Glied des Zeige- fingers gehalten wird.
Der doppelte Degen ist eine Waffe von sehr eigenthümlicher Form: die beiden Klingen, obwohl getrennt von einander, stecken in derselben Scheide. Die innere Seite, mittelst deren sie sich be- rúhren, is naturlich breit, aber die äußere Seite ist dreiseitig, so daß die Klinge ein dreiseitiges Prisma bilder. Zuweilen sieht man einen Soldaten, mit diesem Degen bewaffnet, aus den Reihen hervortreten und, eine Klinge in jeder Hand haltend, die wunder- lic: sten Pantomimen machen und mit furchtbarem Geschrei eine Fluth von Schimpfwörtern gegen den Feind ausstoßen. Da jedoch einige dieser Prahlhânse von unseren Tirailleurs niedergeschossen wurden, so wagte sich späterhin keiner wieder vor.
Die Kleidung der Soldaten hängt von der Phantasie eines Jeden ab. Die Weste ist am häufigsten von hellblauem Baum- wollenzeuge mit rothem Kragen, oder von rothem Zeuge mit wei- ßem Besaß. Die Tunica oder das Unterkleid reiht bis zum Knie und ist gewöhnlich blau. Auf dem Rücken und auf der Brust befindet sich der Name des Regiments mit großen Schrift- zeichen, und gewöhnlich ist, um den Feind zu schrecken, noch eine Devise, wie „der Starke“, „das Tigerherz“ u. \. w., hinzugefügt. Ein besonderes Corps hat statt des Namens einen Tigerkopf auf der Brust, und der ganze Anzug dieser Soldaten ist so gemacht, H sie so viel wie möglich dem Thiere gleichen, dessen Namen le tragen.
Bei jedem Corps befindet sih eine gewisse Anzahl Fahnen- träger, die in der Schlacht die Fahne des Reginrents tragen. Es scheint indeß nicht, daß man in China die Gefühle der Ehre kennt, die den Europàischen Soldaten so fest an seine Fahne ketten. Bei einer Niederlage sucht sich Jeder zu retten, so gut er kann, und man verläßt seine Fahne ohne Weiteres. Auch geschieht es häufig, daß der Fahnenträger, um schneller laufen zu können, die Fahne wegwirft.
Die Militair-:Musik der Chinesen is auch nicht ausgezeichnet. Das allgemeinste poseument ist eine Art Flageolet, auf dem sie nur eine einzige Note zu spielen verstehen; sie haben auch eine Art Posaune. Es is indeß vielleicht zu gewagt von mir, eine Meinung über den musikalischen Werth dieser Instrumente aus- zusprechen, denn die Musiker waren stets die Ersten, welche die Flucht ergriffen, so daß wir uns weder an ihrem Talent erbauen, noch uns ihrer Justrumente bemächtigen konnten.
Es ist hier der Ort, vondem berühmten Gong zu sprechen, welches Schrecken verbreitet, Die Zahl der Gongs, die sich in jedem Lager befinden müssen, is vorgeschrieben. Bei dem Ge- brauch dieses Jnstruments geht man von der Jdee aus, daß der Künstler um so mehr Talent besißt, je mehr Lärm er macht. Jch meinerseits bekenne, daß ih niemals einen abscheulicheren Lärm gehört habe, als der ist, den diese Gongs machen, wenn man sie einmal in Bewegung geseht hat, Die Chinesen bedienen sich des- selben bei allen Gelegenheiten, als eines trefflihen Mittels , ihre freundschaftlichen oder feindseligen, ihre traurigen oder heiteren Gefühle auszudrúcken. Um die Ankunft eines sehnlichst erwarteten Schmuggler - ahrzeugs zu begrüßen, sept man alle Gongs der Nachbarschaft in Bewegung, und seine Abfahrt wird mit einem Konzerte derselben Art begleitet; beim Allarm schlägt man die Gongs, dem Feinde, gegenüber schlägt man die Gongs, mit einem Worte immer und überall schlägt man die Gongs.
In der Artillerie-Wissenschaft sind die Chinesen außerordent- lih zurück; ihre Kanonen sind, im Verhältniß zum Kaliber, von un A ute Gewicht. Einige Kanonen, die wir eroberten, wogen 7 Tonnen (etwa 126 Ctr.), und doch waren es nur 42 Pfünder. Troß dieser ungeheuren Metallstärke springen ihre Kanonen öfters. Jn Anung-Hoy fanden wir alle Kanonen mit Richtkeilen und einige von denen, die wir in Canton wegnahmen, mit Richtschrau- ben versehen; allein ih zweifle daran, daß ihre Artilleristen hin- reichend unterrichtet sind, um sich derselben zweckmäßig bedienen zu fönnen. Selbst bei ihren Feld- Batterieen machen sie neben jedem GeschÜß ein Magazin, das ganz einfach aus einem großen Loche in der Erde besteht. und neben diesem graben sie noch ein größeres, um den Kanonier, wenn er das Geschüß abfeuert, auf- zunehmen und ihn im Falle des Zerspringens zu s{hüßen. Die Lafetten sind ebenfalls sehr plump und nicht gut zu handhaben, Sie haben jedoch jeßt bessere Kanonen von den Amerikanern und Portugiesen gekauft ; alle große Geschüße, die wir in Canton fan- den, waren fremden Ursprungs, ZJhr Pulver is im Ganzen grob und schlecht , obgleich die Bestandi eile desselben in ziemlich richti- gen Verhältnissen gemischt sind.
Die Chinesen kennen, wie es scheint, weder Bomben noch Haubibfkugeln; wir haben wenigstens keine in ihren Arsenalen ge- funden. Zroei Haubisen, die wir ihnen wegnahmen, waren unstrei- tig unvollklommene Nachahmung der Europäischen ; die Chinesen werden sich derselben wahrscheinlih nur zum Werfen hohler und leerer Kugeln bedienen, denn wir fanden in Anung-Hoy große Quantitäten dieser Projektilien, die für ihre Geschúße von großem Kaliber bestimmt waren; ebendaselbst fanden wir auch Kugeln von Marmor und Granit, so wie Kettenkugeln für alle Kaliber. Um den Eingang in ihre Forts zu vertheidigen, bedienen sie sich der Hand : Granaten, die aus gebrannter Erde verserfg und mit leiht brennbaren Stoffen gefüllt sind, die durch Wasser nicht ausgelöscht werden können. Eine andere Art Hand - Granaten, ebenfalls von gebrannter Erde, hat die Form einer Theekanne e ist mit den übelriechendsten Stoffen gefülle, Nachdem der
ade angesteckt worden, werfen sie dieselbe mit der Hand; im On wy zerbricht sie, die eingeshlossenen Stoffe entzünden sich und raten weit hin den abscheulichsten Geruch. Einige Artille- S bl gen Stdcke, die am Ende eingekerbt sind und eine Art na euder bilden, mittelst welcher Steine auf beträchtliche Entfer:
ngen dcwarstn werden ; die Chinesen bedienen sich derselben mit sie h aber, dilichkeit, Ihre Raketen sind nur Kinder bussto n eine Länge von höchstens 6 Zoll, werden an einen Bam:
sie sh (elbst verbrennen,
# gebunden und mit ein ilspiße_ ; viel Lärm, thun aber nicht veR LeriRaNE de mriededz sie machen
pielzeugz
In der Besfestigungskunst sind sie weder Schüler von Vau- ban, noch überhaupt irgend eines pan Ingenieurs; auch fonnten sie von ihren Nachbarn, den oreugiesen in Macao, nicht viel lernen, doch haben sie sehr viele A derselben ge- treulich nachgeahmt. ie Mauern sind von ungeheurer Die o Os Allgemeinen gut verkleidet, aber die Steine sind schlecht verfkittet.
Die Befestigungswerke, welche die Chinesischen Jngenieure in dem Bett des Canton- Flusses ausgeführt hatten, waren mehr lâstig als furchtbar für uns; es waren große, ‘shwimmende Dämme, die man nicht, ohne viel Zeit und Mühe zu verwenden, zerstdren fönnte; sle“ bestanden aus Dschunken, die mit Steinen beladen und versenkt waren, auf diese Weise die Fahrt hemmten und zu- weilen unseren Schiffen Havarie verursachten.
Ueber die Chinesische Marine will ih nur wenig sagen; sie wird, wenn ih recht s bin, in die Fluß- und die See- Marine getheilt. Es ist niches Seltenes, daß ein Admiral das Landheer befehligt.
Eine eigenthümliche Tinriebtung auf allen Schiffen is dle Nische für das Götenbild, womit in China jedes Boot eben o ut wie jedes Haus versehen is. Vor dem Gößzenbilde brennt eständig Weihrauch, und zuweilen feuert man dm zu Ehren Ka- nonen ab; überhaupt nes man ihm große Ehrfurcht, so lange Alles gut geht. Kommt aber unglücklicherweise ein Sturm, und das Gößtenbild, taub gegen die Gebete der Mannschaft, besänftige nicht die Wuth der Elemente, so wird es beschimpft und zuweilen ins Wasser geworfen ; dann erwarten die Seeleute, zufrieden mie dieser Rache, ihr Schicksal mit einer wunderbaren Resignation.
Einige Tage vor der Capitulation von Canton nahm der Ca- pitain ein sehr elegant ausgerüstetes Boot weg, das dem Tatari- schen General Yang - Fang gehdrte. Der General hatte sich mit solcher Eilfertigkeit gerettet, daß sein Toilettentisch mit allem Zu- behör in die Hinde der Sieger fiel. Die verschiedenen, in seinem Necessaire befindlichen Gegenstände bewiesen deutlich, daß der ver- feinerte Chinese eben so viel Sorgfalt auf seine Toilette verwen: det, wie der Dandy des Westens.
Es is zu bedauern, daß das Chinesische Geschroader, nachdem es drei Tage vor Emoy gekreuzt hatte, um die Englischen Schisse zu erwarten, sih entfernen zu müssen glaubte, indem man erklärte, daß die Barbaren es nicht wagten, sich ihren Schüssen auszuseßen, Acht und vierzig Stunden nach seiner Abfahrt fiel Emoy in unsere
ände. Wir fanden übrigens etwas, welches beweist, daß die Chinesen anfangen, von uns zu lernen, nämlich eine Dschunke mit zwei Batterieen, nah dem Modell unserer Linienschiffe gebaut und beinahe vollendet.
Berliner Börse. Den 9. September 1842. Fonds. |g Pr. Cour. Aclien. |5 EN Vou Brief. | Geld. Reief. | Geld, St. Scbuld-Sch.*) 35) 104% 103% } Bel. Pots. Kiseub. | S | 127 — Pr. Eugl. 061.30. |/4| 1025 — do. do. Prior. Obl. | 4 | 103 — Prüw. Sch. der Mgd. Lps. Eiseub. |—| 119 118 Seehbandluug. |—| 853 — do. do. Prior. Ob), | 4 — 102% Kur- u. Neumärk, Berl. Aub. Biseub. |—| 1045 — Sebuldverscbr. 33 102% 1015 } do. do. Prior. Obl. | 4 — 1025 Berl.Stadi-Obl.*) |35| 102% — P Düss Blb. Biseub. | 50 | 79% 78% Danz. do. in Th. |— 48 —- do. do. Prior. Obl. | 4 99 — Westp. Pfandbe. 35 103 —_ Rheino. Biseub. 5 913 — Grossb. Pos. do. |4| 106 — do. do. Prior. Obl. /4| 997 98k Ostpr. Pfandbr. e—— 103% } Berl.-Fraukf. Bis. | 5 | 102 — P p o. . Kur: v. Neum, do. 3H | 1094 | Friedriekuor |—| 134 | 13 ü a 1 Audere Goldwüu- Seblesische do. [3 103% 102% A 8 VL. F 10! 9% Disconto. — 3 4
*) Der Käufer vergütet auf den am 2, Januar 1843 fälligen Coupon % pCt.
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 5, Sept. Niederl, wirkl, Sebuld 5244. S2 do. 1015. Kanz-Bill. —, 5% Span. 1644. Pass. —. Ausg. —. Ziosl, —. Preuss, Präm. Sch. —. Pol. —, Uesterr. —.
Hamburg, 7. Sept. Bask- Actien 1650. Engl. Russ. 1097.
Petersburg, 2. Sept. Loud. 3 Met. 372%. Hamb. 344. Paris 400. Polu. à Paris 300 Fl. 76. do. 500 Fl. 78%. do. 200 Fl. 26,
Wien, 4. Sept. Bank-Actien 1630. Anl. de 1839 1095.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 10, Sept. Jm Schauspielhause: Zum Ersten- male: Der Vertraute, Lustspiel in 3 Abth. Hierauf, zum Er- E Der Sohn auf Reisen, Lustspiel in 2 Abth., von C.
eidmann. Sonntag, 11, Sept. Jm Opernhause: Humori : Diavante Don Quixote. E Ee Sia Montag, 12. Sept. Im Schauspielhause: Torquato Tasso,
Königsstädtisches Theater.
Sonnabend, 10, Sept. Der Alpenkönig und der Men- schenfeind. Zauberspiel mit Gesang in 3 Akten, von Ferd. Raimund.
Sonntag, 11. Sept. Einen Jux will er sich machen.
Montag, 12. Sept. Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten. Vorher: Zum erstenmale: Die Komödie aus dem Stegreif, Lust- spiel in 1 Aft, von Jünger. (Dlle. Lockermann : Louise, als ersten theatralischen Versuch. — Herr Shúß, vom Stadt-Theater zu Lübeck, neu engagirtes Mitglied dieser Bühne, im ersten Stüdck : Johann, im zweiten Brennicke, als Debüt.)
Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 8. September 1842. Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 22 Sgr. 6 1 auch 2 Rthlr. 10 Sgr. ; Roggen 1_ Rthlr. 25 Sgr., auch 1 Rthlr. 21 Sgr. ; große Gerste 1 Rthlr. 8 Sgr. 3M auch 1 Rihlr. 6 Sgr. 3 Pf.; kleine
dien.
Gerste 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf.- auch 1 Rthlr. 5 Sgr.; Hafer 1 Rtblr. 2 Sgr. 6 Pf. , auch 26 gr. 3 Pf. Eingegangen ‘find 95 Wispel
12 Scheffel. u Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf. 2 Rübe, 20 Sgr. und 2 Rthlr. 18 Sgr. 9 Pf. ; Ro A nbe N Ertl (sat Earto T tbe 1 gls V Cn , 3; Erbse e ; r. x - gen sind 410 Wispel 12 Scheffel. 95 Pn AOIENN Das Schock Stroh 6 Réblr. 5 Sgr q E Da 0 . gr. , auch 8 Rthlr. 10 Sgr. Der Centner Heu 1 Rthlr. 10 Sgr., auch M Sgr. 6 oe! 9
Branntwein-Preise, Die Preise von Kartoffel - Spiritus in der Zeit vom 2. bis 8, September d. J. waren: 185—19 Rthlr. pro 200 Quart à 54 pCt., oder : 10,800 pCt. nah Tralles. Korn-Spiritus ohne Geschäft. Berlin, deu 8. September 1842. : Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin. S CTOE R C Ge B HGARS
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdrudckeret,
Sig, !
Allgemeine
cußische Staats-Zeitung.
M 2952.
Berlin, Sonntag den l[ckœ@ September
1842.
Inhalt.
Amtliche Nachrichten. Ô s. as Durchsuhungs:- Recht. — Vermischtes. gi Erie M Pa Lis ct projektirte Pairs-Kreirung; Royer-
llard ; günstige Stellung des Ministeriums; die Flotte in der Sevaie: T Mübere Au flarungen über die Verhä tnisse Frank-
reichs zu Marokko; die Truppen in Afrika; zur Reform des Pdni- tenziar- Systems.)
Großbritanien und Jrland. London. Einzug der Königin in Edinburg. — Arbeiter-Zustände. — Operationsplan für Afghanistan.
Deutsche Bundesstaaten. Hannover. Befinden des Königs.
— reiben aus Dresden. (Der Brand in Oschah; der Wald- brand in Böhmen.)
Desterreih. Salzburg. Vorbereitungen zum Mozart - Fest.
Spanien. Brief aus Parés. (Uebershwemmungen in Catalonien;
urbano und der Schmuggelhandel.)
Inland. Brühl. Anwesenheit des Kdnigs von Württemberg. — Düsseldorf. Bekanntmachung des Ober - Bürgermeisters. — Kdln. Künsilerfesk. — Koblenz. Fürst von Metternich. — Ehrenbreitstein. Bohrversuhe nah warmen Quellen. — Euskirchen. Die bevorstehenden Mandver.
Zur Statistik des Verkehrs und des Verbrauchs im Preuß. Staate. (Vierter Artikel.)
Ei r E S E E E E
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : Nachbenannten Jnhabern des Eisernen Kreuzes, welche auf den Ehrensold der zweiten Klasse verzichtet haben, zu Ehren- Senioren zu ernennen und die erledigten Senioren-Stellen ander-
weitig zu verleihen:
Zu Ehren- Senioren sind ernannt:
von Hüser, General-Major und Commandeur der 16ten Divi- vision;
von e General-Lieutenant und Commandeur der Sten Division;
Graf zu E erode, Geheimer Staats-Minister, General-Major und Chef des 27sten WdwehrElegiments
von Neumann, General-Major und General-Adjutant Sr. Majestät des Königs; y
von Grolman, General der Jnfanterie und Commandeur des 5ten Armee-Corps ;
Rühle von Lilien stern, General-Lieutenant und Direktor der Allgemeinen Kriegsschule ;
von Krauseneck, General der Junfanterie und Chef des Gene- ralstabes der Armee;
von Reiche, General der Jufanterie a. D.;
von Below, General-Major à la Suite Sr. Majestät des Königs und Mitglied der General-Ordens- Kommission ;
von Hartwich, Major a. D.
Zu Senioren der zweiten Klasse des Eisernen Kreuzes:
a, Aus dem Offizier-Stande: Freiherr H iller von Gärtringen, General-Lieutenant a. D. b. Aus dem Stande vom Feldwebel abwärts :
Johann Bogdam, Unteroffizier in der Garde: Unteroffizier: Compagnie; Karl Schröter, Gefreiter a. D.; Karl Pascha, Unteroffizier a. D.; Friedrich Jlius, Seconde-Lieutenant a. D. ; Daniel Schnittke, Unteroffizier in der 3ten Jnvaliden : Com- pagnie. Ferner : Dem Geheimen Ober - Regierungs- und vortragenden Rathe im Ministerium des Jnnern, von Bernuth, den Charakter als Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs-Rath beizulegen ; Den seitherigen Geheimen Regierungs-Rath Fasbender zum Ober - Regierungs - Rath und Abtheilungs-Dirigenten bei der Re- gierung in Düsseldorf; und
Den Regierungs-Assessor Sa barth zu Königsberg zum Re-:
gierungs-Rath zu ernennen.
Dem Bürger August Maaß in Berlin ist unter dem
6. September 1842 ein Patent | auf eine rotirende Feuerspriße in der durch Zeichnung und? Beschreibung nachgewiesenen Zusammenseßung
auf fünf fang der
Angekommen: Der Ober- Präsident der Provinz Bran- denburg, von Meding, von Henkinshayn.
Se. Excellenz der Kaiserl. Russische General : Lieutenant und Commandeur des abgesonderten Corps der inneren Wache, von Reibni6b, von Leipzig.
onarthie, ertheilt worden.
Zeitungs-Uachrichten. Ausland.
Frankreich. Paris, 5. Sept. Jn einem hiesigen Blatte liest man Folgendes über das Durchsuchungs-Recht: „Ein Englisches Jour- nal behauptete gestern, daß die Unterhandlungen in Bezug auf den
ahre, von jenem Tage an gerechnet und für den Um-
Durchsuchungs- Traktat von den Kabinetten Frankreichs und Eng- lands wieder aufgenommen worden seyen, und daß die Englische Regierung der unsrigen solche Garanticen geboten habe, daß auch die Vorurtheilsvollsten nicht länger in ihrer Opposition gegen den Traktat beharren könnten. Wir haben allen Grund, zu glauben, daß der Korrespondent, welcher diese Nachricht jenem Blatte über: sandt hat, sehr schlecht unterrichtet gewesen is. Alle Meinungen haben sich gegen das Durchsuchungs-Recht verschworen, und unter den 459 Deputirten, aus denen die Kammer besteht, sind außer- halb der Minister-:Bank nicht 10, die den Traktat billigen. Man weiß sogar, daß die ministeriellsten Kandidaten während der leb- ten Wahlen ihre Anhänglichkeit an das Ministerium vom 29. Of- tober verhehlten, indem fie gegen das Durchsuchungs- Recht spra- chen. Auf diese Weise gelang es Herrn ‘Jacques Lefèbvre , seine Erwählung im zweiten Arrondissement von Paris dadurch zu be- wirken, daß er gegen den Neger- Traktat und somit scheinbar ge- gen Herrn Guizot sprach; ohne dies Mandver wäre gewiß sein Gegner, Herr Delangle, gewählt worden.“ Uebrigens scheint man die Frage über das Durchsuchungs-Recht wieder zur Sprache ge- bracht zu haben, um die Spalten der Blätter füllen zu können, denen es seit dem Schlusse der Session sehr an Stoff fehlt.
Herr Guizot beschäftigt sich seit mehreren Monaten mit der Ma teing der Konsulate, und namentlich derjenigen in Asien und Amerika, und hat zu diesem Zwecke einen Beamten des Mi- nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten nah Asien und einen zweiten nah Amerika gesandt, um sih mit den dortigen Gesandt- schaften zu besprechen und dann darüber zu berichten. Vor eini- gen Tagen is nun den erske Bericht dieser Art, und zwar von Herrn Declercq aus den Vereinigten Staaten, im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten eingegangen.
Man versichert, daß bei der nâchsten Pairs-Kreirung auch die Herren Victor Hugo und Casimir Delavigne zu Pairs ernannt werden würden.
Es heißt, das Kabinet habe der Spanischen Regierung seine Vermittelung in den Differenzen mit Portugal angeboten, von dem Regenten jedoch die Antwort erhalten , daß bereits die durch Herrn ston angebotene Vermittelung des Londoner Kabinets angenommen worden sey.
Der Fürst Esterhazy hat sich am 2. September in Calais nach London eingeschifft, um sich bei der Königin von England zu beurlauben, da er seine Entlassung als Botschafter Oesterreichs genommen hat.
Herr ace Vernet hat die Malerei des großen Plafonds in dem großen Vorsaal (la salle des pas perdus) der Deputirten- Kammer begonnen.
= Paris, 5. Sept. Daß binnen Is eine Anzahl neuer
O Paris, 5. Sept. Man erinnert sich, daß vor einigen Monaten das Gerücht im Umlauf war, Frankreich würde gegen den Kaiser von Marokko Feindseligkeiten beginnen, weil mehrere dem Leßteren unterthänige Stämme sich einer Gebiets-Verleßung in Algerien schuldig gemacht hatten. Das Wahre an der Sache ist Folgendes :
Als einige wilde Stâmme aus dem Marokkanischen Gebiet während des leßten Feldzuges der Franzdsischen Armee in der Pro: vinz Oran nach Algerien herúber mehrere Streifzúge wagten, wurde der Französische Konsul in Tanger von der Regierung beauftragt, von dem Kaiser von Marokko Genugthuung zu verlangen. Der Kaiser von Marokko erwiederte, er erkenne die Gerechtigkeit der von Frank- reich vorgebrachten Beschwerden wohl an, er könne aber nichts da- für, da die Stämme, welche jener Gebiets-Verlezungen sich schul- dig gemacht hâtten, in Unabhängigkeit lebten; wenn Frankreich es úber sich nehmen wolle, diese räuberischen Nomaden zu zúchtigen, so habe er nichts dagegen, nur müsse er sih selbs zu schwach da- fúr erflâren, weil nichts schwerer sey, als diese Horden zu ereilen und zu zúgeln. Das Kabinet der Tuilerieen fand diese Antwort mit Bezug auf die Stellung des Kaisers von Marokko befriedi: gend. Dafür aber nahm es sih vor, den Raubzügen der Kaby- len auf eine wirksame Art ein Ende zu machen. Oberst-Lieute- nant Cailler, Adjutant des Marschall Soult, wurde beauftragt, eine Reise nah Algier zu unternehmen und zu untersuchen, auf welche Art man am besten die Kabylen aus Marokko von der Französischen Gränze in Algerien abhalten könnte. Die Abwesen- heit des Kommandanten Cailler dauerte etwa sieben Wochen, wäh- rend welcher er die Provinz Oran, und besonders die Gränzstrecke lângs des Kaiserreichs von Marokko, genau besichtigte und das Defensiv-System, welches Frankreich gegen die ferneren Einbrüche der Kabylen anwenden könne, ermittelte. Oberst-Lieutenant Cailler ist vorgestern von seiner Sendung wieder in Paris eingetroffen; da aber Marschall Soult erst Úbermorgen aus Eu zurückerwartet wird, \o fonnte Herr Cailler noch nicht dem Kriegs-Minister sei- nen Bericht abstatten. Es verlautet nur \o viel, daß Herr Tailler die Ueberzeugung gewonnen hat, die Sicher- heit der Provinz Oran werde \o lange gefährdet bleiben, bis man nicht längs der Marokkanischen Gränze eine Befeskigungs -: Linie, welche jeden Versuch der Kabylen, in Algerien einzubrechen, unmög- lich mache, errichtet haben wird. General Bugeaud hat von jeher die nämliche Ansicht geäußert, und eben darauf is sein Colonisa- tions-System gegründet, dem zufolge Frankreich auf einen bestimm- ten gut befestigten und vertheidigten Theil von-Algerien sich beschrän- fen solle, anstatt seine Herrschaft unbestimmt daselbst ausdehnen zu wollen. “B
Die Nachrichten, welche Kommandant Cailler Úber den Stand der Französischen Truppen in Algerien nah Paris brachte, sind
Pairs-Ernennungen stattfinden wird, ist außer allem Zweifel, so wie es gewiß scheint, daß kein Mitglied der Deputirten - Kammer in ihrer jeßigen Zusammenseßung darunter seyn wird. Der Tod hat seit einem Jahre in den Reihen des Palastes Luxembourg ahlreiche Lücken gemacht, die wieder ausgefüllt werden müssen. Mber die Wahl der rechten Männer dazu is gerade hier eine äußerst schwierige Sache, und Mißgriffe darin wirken auf die seit Aufhebung der Erblichkeit ohnedies sehr geshwächte Stellung die- ses Staatskörpers doppelt nachtheilig zurúck. Unter den vom Ministerium Auserkohrenen wird auch Herr Royer Collard, der ehemals in der Deputirten-Kammer eine eben so wichtige als einfluß- reiche Stellung einnahm, sih aber jeßt aus dem großen politischen Wirkungskreise in eine fast gänzliche Verborgenheit zurückgezogen hat, genannt. Aber die Abneigung desselben, aufs neue eine thà- tigere Rolle auf dem Schauplate der parlamentarishen Kämpfe u übernehmen, bietet fast unbeslegbare Hindernisse dar, welche zu Übersteigen selbst das Zureden seiner doctrinairen Freunde, Guizot und Villemain, schwerlich hinreichen dürfte. Schon in den lebten Jahren hatte er in der Deputirten - Kammer ein fast ununter- brochenes Schweigen beobachtet, und nur als es sich zur Zeit der Coalition um zwei sich bekämpfende Prinzipien handelte, hatte er noch einmal vor seinen Wählern die Stimme zu Gunsten und ur Unterstüßung der seiner Ansicht nah bedrohten Königlichen Drâro ative erheben zu mÜssen geglaubt. Erfolgt seine Ernennung zum Pair von Frankreich nicht, so darf man daher überzeugt seyn, daß der Anlaß dazu von ihm selbst und nicht vom Ministerium ausgegangen ist. / i Ueber die Stellung des Ministeriums werden nicht nur in den Oppositions - Blättern von Paris, sondern auch in Deutschen Blättern ganz falsche Urtheile laut, und insbesondere sind auch über die angebliche Furcht, welche die Rede des Herrn von Lamar- tine in der Kammer Herrn Guizot eingeflößt haben soll, die son: derbarsten Dinge berichtet worden, die kaum einer Widerlegung werth sind. Thatsache ist, daß das Ministerium wieder fest steht und auch wohl die nâchste Session Überleben wird, ohne daß es eine Sa erleiden dürfte. Wenn auch anzunehmen ist, daß Herr Thiers früher oder später wieder ein Minister - Porte- feuille erhalten fönnte, so liegt der Zeitpunkt dazu doch keinesweges noch so nahe, als man von manchen Seiten glauben möchte. Herr Thiers is jeßt von seiner Reise nah Belgien und Holland, wo er sich mit Besichtigung der großen Deiche und Kanal - Bauten und dem großartigen Bewässerungs-Systeme, welches in Holland so einzig in seiner Art dasteht, vorzugsweise befaßte, wieder in Lille eingetroffen, und seine hiesigen Freunde selbst wissen in diesem Augenblicke nichts Sicheres, ob er seinen ersten Plan, auch an den Rhein zu dem großen militairischen Schauspiele in der Nähe von Düsseldorf zu gehen, ausführen wird, Die Nachricht, daß die Französische Flotten-Abtheilung unter dmiral La Susse in der Levante mit der Englischen zusammen an die Syrische Küste gesegelt is, hat der Oppositions-Presse neuen Stoff zu Vorwürfen und Angriffen auf das Ministerium gege- ben. Früher wurde der Regierung, aus begreiflichen Gründen, das von ihr selbst gewählte Zsolirungs-System zum {weren Vor- urf gemacht: jeßt, wo sie beweist, daß sie nicht blos der Form ach, sondern in der That in den Europäischen Rath wieder ein- pes ist, will man daraus gleichfalls einen Grund zu einem erdammungs-:Urtheile herleiten.
úbrigens nichts weniger als befriedigend. Ungeachtet der besseren Versorgung und Bekleidung der Truppen, welche der unermüdeten Aufsicht und dem Eifer des Generals Bugeaud zu verdanken sind, waren alle Spitäler unit Kranken angefüllt. Die furchtbare Hiße dezimirt sämmtliche Regimenter. Um unter vielen ein Beispiel anzuführen, mußte die Kolonie von Metidscha in aller Eile zwan- zig Lieues weiter gegen die Küste hin verseßt werden, weil über zwei Drittel derselben von den sengenden Sonnenstrahlen getödtet worden waren. Jm Uebrigen läßt der Gang der politischen und Militair - Verwaltung von Algerien unter General Bugeaud we- nig zu wünschen übrig. Der General - Gouverneur selbst gefällt sich so gut in seiner dortigen Stellung, daß er, ungeachtet er seit einem Jahre die Erlaubniß erhielt, auf Urlaub nah Frank- reich zu fommen, bis Ende dieses Jahres schwerlich davon Ge- brauch machen wird, weil die um diese Epoche eintretende Regen- zeit ohnehin die militairishen Operationen hindert.
Der Minister des Jnnern hat unter dem 28sten v. M. an sämmtliche Präfekten ein Rundschreiben erlassen, dem zufolge die- selben angehalten werden, den mit dem Iten l. M. zusammenkom- menden Conseils généraux die Frage vorzulegen, auf welche Art am zweckmäßigsten für die Lage der Verbrecher, die ihre Strafe ausgestan- den haben, gesorgt werden soll, Es if eine traurige Wahrheit, daß die große Anzahl von Verbrechen, welche jedes Jahr in Frankreich sich eher vermehrt, als vermindert, vorzüglich dem Umstande zugeschrie- ben werden muß, daß höchst selten ein Sträfling gebessert das Ge- fängniß verläßt. Jm Gegentheil, junge Leute, die nur aus Leichtsinn oder Uebereilung sich vergingen, werden, wenn sie nur einige Wochen die Kerkerluft athmeten, auf der Stelle wirkliche Verbrecher. Eine Reform in unserem Pönitentiar-System wird jeden Tag dringen- der, und besonders gefährlich ist die Klasse der Verbrecher gewor- den, welche ihre Strafzeit überstanden, so daß die Regierung si bewogen fühlt, in der nächsten Session einen besonderen Gese; Entwourf einzubringen, um für die Lage dieser entlassenen Ver: brecher auf eine für die allgemeine Sicherheit entsprechende Art zu sorgen. Bevor dieser Geseß- Entwurf ausgearbeitet wer- den wird, sollen die Conseils généraux ihr Gutachten der Re- gierung darüber mittheilen. Dadurh wird nicht nur die Regie: rung in den Stand geseßt, diese Frage auf eine den allgemeinen Bedürfnissen des Landes zusagende Weise zu lösen, sondern, da die Deputirten in der Regel zugleich Mitglieder der Conseils gé- néraux sind, wird auch im voraus dem Geseß-Entwurf der Regie- rung die Zustimmung der Kammern gesichert.
Großbritanien und Jrland.
London, 3. Sept., Abends. Vorgestern erhielten die in Edinburg anwesenden Regierungs : Mitglieder die Nachricht, daß die Königliche Jacht, mit Jhrer Majestät und dem Prinzen Albrecht an Bord, und die sie begleitende Flotte von Dampfböten und Jachten in der Nacht in Aberlady-Bay vor Anker gehen wür: den, um Freitags mit Tages-Anbruch in den Fircb of Forth ein- zufahren und am Granton Pier zu landen. Sir R. Peel begab sich daher gestern schon früh um 3 Uhr zu dem Herzog von Buccleugh und blieb bei demselben bis zur Ankunft des Geschwa- ders. Um 7 Uhr wurde man dessen ansichtig, gleich dan e schien die Signal - Flagge auf Nelson's Monument S n des Hügel, und die Abfeuerung zweier Geschüße von den