1842 / 254 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

afen, fordert man jeßt die General-Conseils auf, ih bats zu vers dee N Es sind diesen auch noch eine Menge anderer Fragen vorgelegt worden, die wir hier nicht p führen wollen, weil sie nicht ein so allgemeines Jnteresse haben, wie die über die eatlassenen Verbrecher und die Eindeichungen, wovon wir oben einen summarischen Ueberblick gegeben.

Großbritanien und Frland.

London, 6. Sept. (B. H.) Die decaillirteren Berichte der neuesten Judischen Poft sind den hiesigen Blättern erst heute zu: gegangen. Sie geben (wie schon erwähnt) Veranlassung zu er- neuerter Beschwerde über die Französischen telegraphischen De- peschen, die auch diesesmal wieder, sey es aus National-Eifersüch- telei, sey es in Folge des Einflusses von Stockjobbers, den That-

sachen eine Färbung gegeben haben, welche dieselben wahrheits- widrig in den düstersten Schein kleideten, Alles, was jene De- peschen von weit um sich greifender Krankheit und Sterblichkeit unter den Truppen in Afghanistan und von der unter ihnen herrschenden Unzufriedenheit gemeldet haben, erweist sich als ungegründet, Die Sterblichkeit hat das gewöhnliche Maß nicht überschritten, die Hiße ist niht größer gewesen, als woran man in dieser Jahreszeit in jenen, Gegenden ge- wöhnt ist, und das Einzige, was den Truppen lästig fällt, ohne jedo im mindesten Spuren von Insubordination erzeugt zu ha- ben, ist die durch Mangel an Transportmitteln, d. h. an Kamee- len, erzeugte nothgedrungene Unthätigkeit der Generale. Unter fol- chen Umständen wird man sich ohne Zweifel in Zukunft noch mehr, als bisher schon geschehen ist, hüten, den Französischen telegraphischen Depeschen Glauben beizumessen, und es läßt sich annehmen, daß au die Londoner Börse, an welcher die leßte Depesche einigen Eindruck ausgeÚbt hat, künftig vor dem Eintreffen der beglaubig- ten ausführlichen Berichte der Jndischen Post sih nicht durch Offindische Nachrichten affiziren lassen wird.

Ein zweiter Punkt, den die neueste Jndische Posk wieder in Anregung gebracht hat, da er durch ihre Berichte auf eine unzwei: * deutige Weise nicht festgestellt wird, is (wie ebenfalls bereits er- wähnt) die Frage, ob die Britischen Truppen ohne eine offensive Maßregel gegen Kabul und die dortigen Machthaber sich aus On zurückziehen werden oder nicht, Fast sämmtliche hie- sige Blätter sind der Ansicht, daß dies nicht geschehen dürfe, und die einflußreichsten Tory - Blätter, deren Stimme natürlich vor- zugsweise in Betracht kömmt, erklären auch Pen unumwunden, daß es nicht geschehen werde, Freilich scheint es nicht mehr be- zweifelt werden zu können (wiewohl die Tory: Presse in Be- zug auf diesen Punkt räth, jedes Urtheil bis zum Ein- treffen offizieller Berichte zu suspendiren), daß der General: Gouverneur, Lord Ellenborough, bald nach dem Eintresfen des General Pollock in Dschellalabad demselben den Befehl zu sofor- tiger Zurückziehung seiner Truppen zugesandt hat. Gewiß ist es aber jedenfalls, daß General Pollock dem Befehle Folge zu leisten sich geeig hat, und daß ihm darauf die Befugniß ertheilt wor- den ist, vorläufig wenigstens zu bleiben, so daß die Frage, die durch den Verzug veranlaßten Nachtheile abgerechnet, wieder in siatu

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darúber die Times Folgendes erfahren haben: „Dieser Plan soll von dem Herzoge von Wellington in England entworfen seyn und darauf hinauszielen, nicht nur eine tüchtige Reserve - Armee für eintretende v agi mi in Bereitschaft zu halten, sondern auch jest schon dafür zu sorgen, daß alle Truppen in Afghanistan auf eine solche Weise konzentrirt werden, daß, wenn die Zeit zum Han- deln fömmt, General Nott von ane aus und General Pol- lock von Dschellalabad aus zu gleicher Zeit den Marsch nah Ka-

bul antreten fönnen,“ Der Standard will zwar nicht daran lauben, daß der Herzog von Wellington es für geeignet gehalten babe, in seinem Kabinet den FLTS für Afghanistan auszu-

arbeiten, meint aber auch, daß der Herzog der Sache seine eifrige Aufmerksamkeit geschenkt habe, und will einen Beweis dafur in dem Umstande S daß dem General Pollock jeßt die Befugniß gelassen ist, nah eigenem Ermessen zu handeln, denn es sey von jeher ein charafteristisches Merkmal der Heerführung des Herzogs ewesen, daß er bewährten Unter-Befehlshabern die größtmögliche Freiheit im Handeln gelassen habe.

Die United Service Gazette kommt auf die von der Morning Post fúr unbegründet erklärte Nachricht zurúck, daß fortan die Ostindische Post úber Triest befördert werden solle. Sie will wissen, daß Oesterreichischerseits schon der freie Trans- port der Post durch die Oesterreichischen Staaten zugesagt worden sey, unter der Bedingung, daß die Oesterreichischen Dampfböte zum Transport von Alexandrien gebraucht würden,

London, 7. Sept. JZhre Majestät die Königin hat den General Baron Rowland Hill, nah der ihm bewilligten Entlas- sung vom Ober-Befehl der Armee, zum Viscount des Vereinigten Königreichs, unter dem Titel Viscount Hill von Hawkstone und von Hardwicke in der Grafschaft Salop, ernannt, welche Würde, in Ermangelung direkter männlicher Erben desselben, auf seinen Neffen Sir Rowland Hill und dessen männliche Erben übergehen soll.

Wie es heißt, wird die Reise der Königin nach dem Norden Schottlands ausgedehnter seyn, als man anfangs erwartete. Der Herzog von Argyll trifft Vorbereitungen zu ihrem Empfang in seinem Schlosse von Jnverary, und wahrscheinlich dürfte die Kd- nigin auch den Herzog und die Herzogin von Sutherland auf dem Schlosse von Dunrobin, dem ältesten bewohnten in Groß- britanien, besuchen. Als die Königin vernahm, daß kein guter Landungsplaß bei Dunrobin sey, erwiederte sie heiter: „O, wo die Herzogin landen fann, fann ih es auch.“ Der Graf von Erroll, der als erblicher Groß: Konstabler von Schottland das Recht hat, sich als erster Unterthan der Königin bei allen öffentlichen Gelegenheiten ihr zur Rechten zu stellen, wird, um seinen Rang nicht geltend zu machen, es unterlassen, Edinburg während der Anwesenheit der Königin daselbst zu besuchen. s Einer seiner Ahn- Wes erhielt diese Würde im Jahre 1315 vom Könige Robert

ruce,

Die Geschäfte in den Manufaktur-Distrikten sind noch im- mer nicht wieder im gedeihlichen Zustande, da viele Arbeiter fort: während sich weigern, zu ihrer Arbeit zurückzukehren, und die Fa- brikanten also an der Ausführung der ihnen zugekommenen Auf-

uo sich befindet. Die Gründe, welche gleich anfangs dafür \pra- en, daß es die Absicht der Regierung bei Absendung des Gene- ral Pollock gewesen s müsse, sich nicht auf den Entsaß von Dschellalabad zu beschränken, bestehen noch in ihrer vollen Kraft. Wre es nur darauf angekommen, den General Sale nebst seiner Bri- gade zu befreien, so würde es genügt haben, wenn General Pol: lock die Keiberpässe beseßt und eine kleinere Abtheilung seines Corps nach Dschellalabad detaschirt hätte, dem er dann ja immer noch zur Stúbe gedient haben würde. Daß die gesammte Divi- sion Pollock bis Dschellalabad vorrúdckce, war daher an sich schon ein hinreichender Beweis offensiver Absichten, und diese erklären sich, wenn man auch die übrigen allerdings zum Theil ziemlich abgeschmackten Motive der Rache und dergleichen, welche die Regie- rung geleitet haben sollen, außer Acht läßt, schon daraus, daß die Machthaber in England und Ostindien unmöglich eine so große An: zahl gefangener Briten in den Händen der Afghanen lassen fönnen, ohne das Aeußerste zu ihrer Befreiung versucht zu haben, wenn sie nicht in England ihr Ansehen in der öffentlichen Meinung, in Ostindien, das anerfanntermaßen in der Hauptsache nur durh das morali- sche Uebergewicht unterthänig erhalten wird, selbst die Existenz der Britischen Herrschaft aufs Spiel seßen wollten. Denfkbar wäre daher der Rückzug ohne Offensive nur, wenn auf andere als eine gewaltsame Weise die Befreiung sämmtlicher Gefangenen bewirkt worden wäre, und auch selbst dann noch könnte es bedenklich schei: nen, wenn nicht ein anderes Ereigniß hinzuträte, welches der Su- prematie der Britischen Macht zum Zeugniß diente, wie z. B. cin den Einfluß der Ostindischen Regierung bezeugender Traktat we- gen Beseßung des Thrones von Kabul. Aber die Befreiung der N scheint noch in eben so weitem Felde zu liegen wie rüher. Die Times ist entschieden der Meinung, -daß der Krieg ge- gen die Afghanen nicht durch einen s{mählihen Rückzug werde zu Ende gebracht werden. „Lady Sale“, sagt dieses Blatt, „isk ihrem Gatten noch nicht wiedergegeben , ihre Mitgefangenen Britische Offiziere und Britische Frauen sind in Betreff ihrer Existenz selbst abhängig von der eigensinnigen Laune eines barba- rischen Häuptlings oder den noch weniger zu berechnenden Jm- pulsen eines fanatischen Pbbels. Der anscheinend von Berräthern begangene Mord an Sir William Macnaghten und die Gemwmegßtel von Kabul und Gisni sind noch nicht aufgeklärt und nicht gerächt und die Ehre unserer Waffen is nur ungenügend hergestellt durch die Erfolge, welche die Generale Sale, Pollock, Nott und England errungen haben.“ Eben so der Standard, der sich folgendermaßen äußert: „Ohne Data zu besißen, auf welche wir eine ganz entschie: dene Meinung über die Frage begründen könnten dúrfen wir doch U sen, daß gerade diejenigen Maßre eln, mit deren Durchführung man jeßt beschäftigt ist, unsere An icht zu bestärfken

scheinen, daß für jezt die Räumung des Landes nicht ichti wird, und daß der Verzug in den Operationen des General Pod aus Umständen hervorgegangen ist, welche zu beherrschen nicht in der Macht der Regierung gelegen hat dem Mangel an Trans- portmitteln und anderen Ergebnissen woraus ih denn eine enügende Entschuldigung für das Verschieben der beabsichtigten xpedition ergiebt. Diese Maßregeln sind: erstens die Zusammenzie- hung einer Reserve-Armee von nicht weniger als 20,000 Mann beiSir- hind in der Nähe von Delhi unter den Befehlen des Sir Jasper Ni- cholls selbst; zweitens der Umstand, daß 7000 Kameele nach Dschella- labad gesendet werden sollen; drittens der dem General Nott ertheilte Befehl, seine d Kandahar zu behaupten, Ueberdies ergiebt sich, daß 7000 Mann Sikhs in Dschellalabad eingetroffen find, welche vermuthlih die Pâsse beseßt halten sollen, Ma Meinung bleibt daher unverändert die, daß, sobald die ndthigen Mittel herbeigeschafft sind, der Marsch nah Kabul mit der grdß- ten Kraft und Entschlossenheit ins Werk geseßt werden wird, Ohne Zweifel sind gute und genügende Gründe vorhanden für das Geheimniß, mit welchem man diesen Gegenstand umschleiert hat,“ as den Plan des fommenden Feldzuges betrifft, so will

trâge verhindert werden. Auch auf den Handel von Liverpool wirkt die Suspension der Arbeit nachtheilig, wie denn dort gestern nicht mehr als 1500 Ballen Baumwolle umgeseßt wurden. Von Unordnungen hört man übrigens wenig mehr. Jn Glossop hat dieser Tage eine Jnvasion von feiernden Arbeitern aus Ashton einen Konflikt herbeigeführt, wobei - vier Menschen bedeutend verwundet wurden, und in Stockport verhinderte gestern ein Haufe dieser Leute die Arbeit in einer Fabrik, die schon wieder begonnen hatte. Ueberhaupt fehlt es úberall an arbeitenden Leuten. Viele von den Arbeitern scheinen aber fürs erske noch Mittel zu haben, um aus ihrer Tasche leben zu können, und hoffen auf einen Vergleich wit ihren Brodherren. Die Times is jeßt von der Zdee, daß der Verein gegen die Korngeseße die Arbeiter-Unruhen veranlaßt habe, so ziemli zurückgekommen.

Der Standard bemerkt in seinem Börsen- Artikel: „Unter unseren Weinhändlern herrscht eine täglih noch zunehmende Un- zufriedenheit darüber, daß die Minister es odgciebtt haben, über ihre Absicht, den Eingangs - Zoll ven Weinen zu ändern, irgend genauere Mittheilungen zu machen. Sie sagen, die Ansicht, daß wegen der Maßregeln der Französischen Minister, welche den Ein- gangs - Zoll von Britischem Leinen und Leinengarn erhbht hätten, der Eingangs-Zoll von Portugiesischen Weinen in England herab: geseßt werde würde, um die Französischen Weine dadurch zu beein- trâchtigen, sey so allgemein, daß die Geschäfte darin für jeßt buch- stáblich still ständen. Unter diesen Umständen würde es wahrschein- lich besser seyn, wenn den Kaufleuten gleich gesagt würde, es werde keine Abänderung in den bestehenden Eingangs - Zöllen von Weinen, wenigstens nicht vor der nächsten Sißung des Parla- ments, stattfinden, welches auch wahrscheinlich der Weg ist, den die Regierung einschlägt, vorausgeseßt, daß man Überhaupt am Ende einige Herabseßung von diesem Eingangs-Zolle beabsichtigt.“

Der Globe meldet: „Die offiziellen Angaben über die Ver- hâltnisse des Französischen Handels im Monat Juli zeigen, daß die hohe Eingangs-Abgabe, mit denen die Englische Leinwand be- legt ist, doch dort den erwarteten Erfolg nicht gehabt hat. Man versichert, daß die Englischen Fabriken selbst bei diesen erhöhten Eingangs-Abgaben noch mit Vortheil gegen die Französischen Fa- brifen anfämpfen könnten. Man muß jedoch dabei bemerken, daß nur eine gewisse Qualität Leinewand unter diesen Verhältnissen jene Konkurrenz aushalten kann, daß dagegen die gewöhnlicheren Qualitäten von jenem Markte ganz ausgeschlossen seyn werden.“

Nach dem Observer is bereits einer der in Untersuchung gewesenen Zoll-Beamten des Dienstes entlassen worden. Bei den Unterschleifen, die er und seine Genossen sich erlaubt haben, sollen fünf bedeutende Häuser in der City E seyn. Man geht so weit, zu behaupten, daß die untreuen Zoll-Beamten durch förm- liche Cirfulare sich erboten hâtten, die Einfuhr En Artikel zu geringerem Zoll zu versichern, und daß Sir Robert Peel durch ein ihm von einem Kaufmanne zugesandtes derartiges Cirkular zuerst auf die Sache aufmerksam gemacht worden sey.

L S Leun, E die Mus an jede der E FAE ennie, der ; ; Pension bewilligt ha. bei Dschellalabad gefallen ist P

Das Dampfschiff „Kite“ hat den grd -

j j M ,, größten Theil der zur Ni- Ar T IO Lon gehörenden Offiziere und Mannschaft nach Ply- dés 2 98 ckgebracht. Der „Wilberforce““, unter dem Kommando CGarte a Webb, ist indeß noch im Niger zurückgeblieben, mit nátks P annschaft beseßt, und hat 69 am 29. Juni von Fer- die Kaul o as dem Musterpachthof auf den Weg gemacht, um den Befe i E Mannschaft abzuholen. Lieutenant Webb hat seiner Mannschaft wieder nôsten Anzeichen von Krankheit unter

r u Ó nur fünf Europäer am e ZUngu ehren. Mit ihm befinden sich

General Lord Edward Some et, einer der ausgezeichneteren

Britischen Kavallerie:Offizi Wat ) ziere, der in der Schlacht von erloo die Brigade der {weren Garde- Kavallerie befehligte, ist dieser

Tage im 66sten Lebensjahre gestorben. Er war ein Oheim des jeßigen Herzogs von Beaufort.

Es sind în den leßten Tagen hier bedeutende Gewitter gewe- sen, wobei auch Menschen zu Schaden kamen; auf die Aerndte aber scheinen sie feinen nachtheiligen Einfluß gehabt zu haben. Die Zufuhr von Weizen aus Essex ist fortwährend unbedeutend, doch ist eine demlid trâchtliche Quantität aus Kent angekom: men. Die günstige Veränderung, die im Handel mit fremdem Weizen stattgefunden, hat eine Erhbhung von 3 bis 4 Sh. in den Preisen des Englischen Weizens herbeigeführt. Fremder war 3 bis 4 Sh. höher als vorigen Montag und. selbst in einzelnen Fäl: len noch etwas darúber, im Allgemeinen aber waren die Preise nicht hdher als am Freitag.

Belgien.

Lüttich, 8. Sept. Der D, der gestern Nachmittag um 4x Uhr mit einem Extraunge von Brüssel abreiste, kam Abends hier an und stieg in der Wohnung des Provinzial-Civil-Gouver- neurs ab. Heute früh um 6 Uhr seßte Se. Majesiät die Reise nach Aachen fort, um daselbst mit Sr. Majestät dem König von Preußen zusammenzutreffen. Unser König, der im sirengsien Jn- kognito reist, denkt fam Nachmittag um 5 Uhr wieder in Lüttich und morgen in Brüssel zu seyn.

Der Belgische Gesandte in Großbritanien, Herr van de Weyer, hat sich mit ines Familie ebenfalls nah Aachen begeben.

Der Belgische Kommissarius bei der Niederländisch-Belgischen Finanz-Kommission, Herr Dujardin, ist mit neuen Justructionen nach dem Haag zurückgekehrt.

Schweden und Norwegen.

X Stockholm, 6. Sept. Die Abreise Sr. Majestät des Königs nach Norwegen ist in Rüsicht der Krankheit Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen gänzlich eingestellt worden. Alle Anstal: ten zur Abreise, die am heutigen Tage erfolgen sollte, waren schon getroffen und die Jnstruction für die interimistische Regierung, in welcher der Kronprinz den Vorsiß führen sollte, erlassen. Obgleich der Gesundheitszustand des Kronprinzen sich täglich bessert, so dürften doch noh 14 Tage hingehen, bevor Se. Königl. Hoheit das Zimmer wird verlassen können.

Deutsche Bundesstaaten.

XX Frankfurt a. M., 9. Sept. Vorgestern traf auf der Rückreise aus der Schweiz Se, Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar hier ein, seßte aber alsbald die Reise nach Wei- mar fort. Wie man vernimmt, wird Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen: Weimar am 12ten d. von Weimar nach dem Haag abreisen, wo Anfangs Oktober Höchstdessen Ver- es mit e Königl. Hoheit der Prinzessin Sophie der

iederlande stattfinden wird.

Die Bundes- Versammlung wird wahrscheinlich Ende dieses Monats die gewohnten mehrmonatlichen erbst : Ferien antreten. Se. Durchlaucht der Fürst Metternich beabsichtigt, gegen den 0sten d. die Rüreise nah Wien anzutreten, wohin sich auch als-

ald darauf der Bundes-Präsidial:Gesandte, Herr Staats - ini: er Graf von Múünch-Bellinghausen, begeben wird. Jn den leh:

en Tagen sind mehrere ausgezeichnete Staatsmänner auf dem obannisberg eingetrofsen, unter Anderem auch der Kaiserlich ussische Botschafter am Kaiserlich Oesterreichischen Hofe, Herr raf von Medem, dadurch wird aber das frühere Gerücht von nem auf dem Johannisberge stattfindenden diplomatischen Kon: esse durchaus nicht bestätigt.

Es treffen jeßt täglich so viele Fremden hier ein, daß sie faum alle Unterkommen finden fönnen, und unter ihnen sind immer viele ausgezeichnete Personen. So kamen gestern der Königl. Preußische Gesandte zu Turin, Herr Graf von Wald- burg - Truchseß, der Obersthofmeister Jhrer Majestät der Kaiserin von Oesterrei, Herr Moriß Graf von Dietrichskein, und der Königl. Dänische Staats - Minister, Herr Graf von Reventlow- Crimînil, :c. hier an. Die Messe hat uns natürlih auch viele

remden zugeführt, und es freut uns, sagen zu können, daß der roßhandel weit günstigere Resultate lieferte, als man erwartete, or Allem wurde in allen Mode- und Luxus-Artikeln, besonders uch in Seidenwaaren, sehr viel gethan, und dieser Handelszweig ird zu allen Zeiten unseren Messen ihr Daseyn fristen. Aber

uch in wollenen und baumwollenen, in Nürnberger, so wie in

llen kurzen Waaren, in Mousselinen :c. sind die Fabrikanten it ihrem Absaß zufrieden. Dagegen scheint auch auf dieser Messe er Wollhandel höchst unbedeutend zu werden. Für den Meß- ederhandel haben die Zufuhren schon begonnen, aber noch schwach. etailhandel wird erst mit der nächsten Woche lebhafter und ângt, wie immer, von der Witterung ab,

Der Aufschwung, welchen seither die ran dsische Rente ge- nommen , blieb ohne allen Einfluß auf den Börsen-Umsaß an un- serem Plabe. Nicht, daß die Spekulanten dem Zustande der Dinge in Frankreich nicht trauten, sondern Lokal: Verhältnisse hielten sie ab, zu operiren, Das Geld is seit 8 Tagen wieder knapper ge- worden, die Kündigungen waren in allen Fonds schwach, und da- durch blieb alle Speculation gehemmt. Erst heute, wo das Geld etwas flüssiger war, mehrere Kündigungen stattfanden, auch von allen Seiten höhere Course eintrafen, erwachte die Speculation wieder etwas, und alle Fonds gingen in die Hdhe. Nur die Taunus: Eisenbahn-Actien bleiben mit dem Geldstand gedrückt, Die Direction der Taunus- Eisenbahn hat beschlossen, daß während des ganzen Septembers die Sommerfahrten noch andauern ollen, und so geht der leßte Zug der Bahn immer noch Abends um 82 Uhr nah Mainz und Wiesbaden ab, die Frequenz ist immer noch sehr stark, in den Taunusbädern is es aber schon stiller ge-

worden, Desterreich.

Wien, 7. Sept. Se. Majestät der Kaiser haben an die telle des verstorbenen Grafen von Mittrowsky den bisherigen offanzler Grafen voa A um obersten Kanzler und Prà:

sidenten der Studien-Hoffommission ernannt.

Salzburg, 5. Sept. Der erste Festtag der Mozartfeier ist vordhee, ned at uns einen freudig erhebenden Eindruck zurück- gelassen. Jhre Majestät die Kaiserin-Mutter, so wie Jhre Ma- jestäten der König und die Königin von Bayern waren mit dem Prinzen Luitpold und den beiden Prinzessinnen Hildegard und Alexandra von Berchtesgaden hereingekommen, um Zeugen des Augenblicks der Enthüllung der Statue des Meisters zu seyn, dessen Name hier auf jeder Lippe P auf allen Fahnen flat- tert. Nach wenigen Stunden Aufenthalt kehrten Jhre Majestä- ten nah Berchtesgaden zurü,

Agram, 1. Sept, (Agr. Z) Der 12. August wa für Siebenbürgen ein großer Tagz es wurde cini das einzig wahre Prinzip, wonach ohne Ausnahme an den gemein- samen Arbeiten des Landes Jeder Theil zu nehmen verpflichtet ist,

- über ihren Erwerb jeder Art m

landtagsmáßig ausgesprochen. Am 16. August aber wurden von den cánded ugger? Beschlüsse gefaßt: 1) Es soll Jeder: mann in allen Angelegenheiten das tionsrecht besißen. a) Künf- tighin soll jeder Unadelige das Recht haben, liegende Güter jeder

, __Z) Die Urbarialisten können Zee gie Verbau, f mf vollfornmener Freiheit disponiren.

e i]t aus dem peinlichen Rechte

ei 4) Die Strafe der Stockstr t erniedrigend, ganz ausge-

der Grundherren, als die Mens

schlossen. Griechenland.

7, Aug. (L. A. Z.) Der alte Fürst Milosch hat der biesider Universit t Se Bau des Universitäts-Gebäudes eine Schenkung von 25,000 rahmen zukommen ny! ein Zuschuß, welcher gerade zu einer Zeit eintraf, wo wegen Mangel an Fonds eine Hypothek von 30,000 Drachmen auf den Theil des schon vollendeten Universitäts - Gebäudes zum weiteren Ausbau aufge- nommen werden sollte, Auch sagt man, daß Fürst Milosch 40 junge Serbier nah Athen zu senden beabsichtige, um Leßtere da- selbst auf seine Kosten studiren zu lassen.

n Chios besteht jeßt schon im zweiten Jahr ein vortreffli- ches Gymnasium, Bei den in der Mitte vorigen Monats statt- efundenen dffentlichen Prüfungen fonnte man zur größten Zu- Friedenheit aller Anwesenden sowohl die Stufe philosophischer Aus- pr des Gymnasiums im Ganzen, als auch die Fortschritte der Zöglinge im Einzelnen beobachten, und es gewährt große Freude, selbst in der Türkei das Element Hellenischer Bildung im- mer frâftiger sich entwickeln zu sehen.

Dístindien.

Bombay, 19. Juli. Der General : Gouverneur is fort- während in Allahabad und wird, wie es heißt, in zwei Jahren nicht nach Kalkutta zurückkehren. Er hat so eben den Befehl zur Bildung einer Finanz-Kommission erlassen, um die Ursachen der enormen Zunahme in den Civildienst- Ausgaben seit dem Anfang der Administration Lord Auelands zu untersuchen. Dieselben be- liefen sih vor dem Jaßre 1835, mit Einschluß der Gehalte, Pen- sionen und zufälligen Ausgaben auf 3 Millionen Pfd. jährlich. Im Jahre 1841 waren sie auf 4 Millionen Pfd. gestiegen. Blos die Ausgaben unter der Rubrik zufällige Ausgaben waren um mehr als § Million gestiegen. Die ganze Anzahl der Civil-Beamten in Bengalen beträgt 460, so daß die Vertheilung der 4 Millionen

fd. unter dieselben jährlich beinahe 10,000 Pfd. für jeden im urchschnitt ergiebt. Die Gesammtkosten der Militair : Etablisse-

enes in ganz Jndien belaufen sich auf nicht mehr als 95 Mil: onen.

Jnland.

Berlin, 11. Sept. Se. Majestät der König haben dem Geschäftsträger zu Kassel, Legations - Secretair von Pens, die Anlegung des von des Herzogs von Braunschweig Durchlaucht ihm verliehenen Commandeur: Kreuzes zweiter Klasse des Ordens Heinrich's des Lôwen Allergnädigst zu gestatten geruht.

Aachen, 8. Sept. (Aachn. Ztg.) Je näher der Tag rüdckte, an welchem wir die verheißene Ankunft unseres geliebten errscherpaares erwarten durften, je größer wurde die freudige pannung, mit welcher alle Ermolec unserer Stadt diesem sch0- nen Augenblicke entgegensahen. Die Reise ihrer Majestäten durch die westlichen Provinzen war der erhebendstke Triumphzug, denn alle Huldigungen, welche ZJhnen dargebracht wurden, waren das Er- gebniß der reinsten, hingebendsten Liebe, da kein Theil unseres glúck- lichen Vaterlandes mit größerer, herzlicherer Liebe seinen Fürsten verehren kann, als das Rheinland, diese glänzende Perle in der Krone Preußens. Keine Brust am Rheine, die nicht des Dan- fes und Vertrauens für den König voll ist, die es nicht tief fühlt, was Er gethan, und welche glorreiche und begründete Hoffnungen sich noch an Seine edlen, nur dem Wohle des Vol- fes geweihten Bestrebungen knüpfen; die sih nicht begluckt fühlt durch die Nähe eines Fürsten, dessen Ohr keinem Wunsche ver- schlossen bleibt , dessen Blick Alles sieht, der alle Bedürfnisse der Zeit erkennt und abwägt, der Kraft und Milde, Herrscherwürde und Volksthúmlichkeit so dn verbindet, der ein Fürst ist im ganzen Sinne des Wortes. Darum schlugen Jhm immer die erzen aller Rheinländer freudig entgegen, und das Große, das r seitdem gethan, die Fortschritte, welche Jhm schon jeßt die gei- stige und materielle Entwickelung der Nation zu danken hat, muß- ten die Begeiskerung erwecken, mit welcher überall jeßt die Be- wohner auch der kleinsten Orte sih um den Monarchen und dessen erhabene Gemahlin drängte deren Anblick zum erstenmale unserer Provinz vergönnt war, Nirgend aber konnte sie größer seyn, mehr aus dem Herzen kommen, als in un- serer alten Kaiserstadt, in der Stadt Karl's des Großen, die ju- belnd den König begrüßt, der, wie Karl, eine feste Stügte, ein treuer Hort der Deutschen Einheit ist und sie aufs neue Ange- sichts jenes Domes mit den denkwürdigen Worten besiegelt hat, welche sich fesk in jedes Deutsche Herz eingegraben haben und dort segensreiche Früchte tragen werden für alle Zeiten. Und darum hatte Aachen gestern sich so festlich geschmückt und war fast seine ganze Bevölkerung um die Stunde herausgestrómt, dem König und der Königin entgegen, wo die Ankunft der Majestäten und der zahlreichen hohen Gâste, welche Sie begleiteten, erwartet wurde. Tausende umringten den geschmückten Stationsplaß der Eisenbahn, und als endlich gegen 7 Uhr der Zug in der Ferne sichtbar wurde und auf hohem Damme rasch der Stadt sich näherte, erhob sich aus der Menge ein nicht mehr endender Zuruf der freudigsten Bewillklommnung, bis sämmtliche Wagen auf dem Bahnhof angelangt waren. Hier wurden Jhre Maje- stâten sogleich beim Austreten aus dem Wagen von den städtischen Behörden ehrerbietigst begrüßt, und Herr ob heimer Regierungsrath Emundts, wandte sich an den König mit einer kurzen, aber wahrhaft gemüthvollen Anrede, in welcher er

Allerhöchstdemselben im Namen der Stadt für den Besuch dankte, if

mit welchem fie jeßt beehrt werde und die Huldigungen anzu- nehmen bat, welche im Namen der Stadt eine Auswahl der Jung- frauen Aachens Jhren Majestäten darzubringen bereit seyen, Eine dieser jungen Damen, welcher diese schöne Pflicht Übertragen war,

trat darauf aus dem geshmückten Kranze hervor und rezitirte (H

mit bewegter Stimme und tiefem Gefühle ein sinniges Gedicht, Ihre Majestäten. dankten auf das huldvollste für die freund- lichen, Allerhöchstdenselben dargebrachten Wünsche und unterhielten sich längere Zeit mit mehreren der engen Damen. Nachdem nech eine Präsentation der sämmtlichen anwesenden Be- Mea A wie der Geistlichkeit, stattgefunden, begaben sh Jhre ajestâten, so wie die hohen Gäste; in den bereit gehaltenen Wa- Me unter dem Geläute der Glocken, nach der Stadt. Jhre ajestäten fuhren, von einer berittenen Ehrengarde von Bürgern

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begleitet und längs einem Spalier, das von den Mitgliedern des Brand: Corps gebildet war, welche weißblaue Flaggen trugen, nah dem Hause des Herrn Regierungs: Präsidenten von Cuny, wo So t PLRTIeiOn lhr Ableige - Quartier zu nehmen geruhten, die übrigen Herrschaften nach den ihnen von den Bür- gern der Stadt angebotenen Wohnungen. Alle Straßen waren dicht mit Menschen angefúllt, welche mit tausendstimmigen Hurrahs den geliebten Monarchen begrüßten. Da es zu dunkeln anfing, ’so hatten sich die meisten Häuser schon mit Lichtern und Lampen geschmúckt, und einen besonders imposanten Anblick ge- währten der Elisenbrunnen und das Lokal der Erholungs : Gesell: schaft, welche, im Moment des Vorbeifahrens in grünem und ro- them Bengalischen Feuer aufblißend, einen wahrhaft überraschen: den Eindruck machten. Das Ganze der schdônen, imposanten Straßen in lebendiger Bewegung, der immer aufs neue aus- brechende Jubel, Alles das machte einen tiefen Eindruck, der sicht- lih auch Jhren Majestäten nicht fremd blieb. Nachdem Zhre Majestäten eine kurze Zeit in Jhrer Wohnung verweilt hatten, begaben sich Allerhöchstdieselben nach dem Louisberge, um dem dort von der Stadt angeordneten Feste beizuwohnen. Eine überaus zahlreiche Versammlung hatte sich auf dem Berge, theils in dem zu dem Ende errichteten Zelte, theils in dem Belvedere versam- melt, in welchem außer Jhren Majestäten und den hohen Gâsken sich ein großer Kreis von Damen aus der Stadt befanden, mit welchen E IEN E sich vielfach unterredeten, Eine ange- nehme Unterhaltung bot zugleich ein kleines Konzert dar, in wel: chem die ausgezeichneten jungen Künstlerinnen, die Schwestern Milanollo, so wie unsere treffliche Liedertafel, sich mehrmals höóren ließen und die gerechteste und einsiimmigste Anerkennung für ihre herrlichen Leistungen erhielten. Ein s{hdôn angeordnetes Feuerwerk verfehlte nicht, das Seinige zur Ausshmückung dieses reichen Abends beizutragen. Einen besonderen prachtvollen Anblick ge- währte Burtscheid, dessen Hauptgebäude, von vielfach wechselndem Bengalischen Feuer erleuchtet, wie in magischem Glanze aus der Dunkelheit hervortraten. Gegen 10 Uhr verließen Jhre Majestä- ten den Louisberg und fuhren durch die glänzend erleuchteten Straßen in Jhre Wohnung zurück. Das schönste Wetter begún- stigte eine Jllumination, wie wir sle schöner hier nicht gesehen haben. Viele Häuser hatten sich mit sinnigen Transparenten ge- \{müdckt, und vor Allem machten der Dom, das Kasino und be- sonders das Rathhaus mit dem Springbrunnen davor und das Lokal der Erholungs-Gesellschaft durch ihre glänzende AusschmüÜk- fung großartigen Effekt, Nach der Rückkehr in das Präsidial- Gebäude fand daselbst noch ein Souper statt, zu welchem Jhre Majestäten einen großen Theil der mit Jhnen angekommenen Herrschaften geladen hatten,

Se. Majestät der König von Württemberg und sämmtliche in Brühl gewesene hohe Gäste Sr. Majestät unseres Königs sind gestern Abend ebenfalls hier eingetroffen. Auch der Erzbischof Herr von Geissel fam mit dem Königl. Zuge auf der Eisenbahn an und ist beim Stiftsprobst Claessen abgestiegen.

Düsseldorf, 9. Sept. (D. Z,) Zur Ergänzung der bereits mitgetheilten Nachricht, den Ausbau des hiesigen Schlosses betref: fend, fönnen wir noch aus glaubwürdiger Quelle hinzufügen, daß Se. Majestät der König Allerhöchstselbst die Jdee der weiteren Ausführung anzugeben geruht haben, und hiernach eine bedeutende

er-:Bürgermeister, Ge-1

Verschdnerung unserer Stadt in Aussicht steht. Der nördliche Theil des Schlosses soll mit dem! Thurme durch eine offene Sâäu- ‘Tenhalle in Verbindun gebracht, und dieselbe mit Fresko-Malereien durch Düsseldorfer Künstler verziert werden. Der Thurm selbsk soll ganz in dem alten Style restaurirt und um 40 Fuß erhöhet, um die nôthigen Räume für eine größere Anzahl Ateliers, so wie fúr die Versammlung der Rheinischen Landstände durch Ausbauten und Neubauten gewonnen werden.

Trier, 6. Sept. (Trier. Ztg.) Zufolge eines dieser Tage hier angekommenen Schreibens des Herrn Ober: Präsidenten von Schaper, wünschen Se, Majestät der König, daß die Consecration und Jnthronisation des erwählten Bischofs noch vor Allerhöchsk- ihrer Ankunft in Trier stattfinde. Mit Rücksicht auf diesen Wunsch Sr. Majestät i die Consecrations-Feier auf Sonntag den 18ten d. M. festgeseßt. Der Koadjutor von Köln wird, wie es kaum zu bezweifeln, das Amt des Konsekrators versehen, Montag den 12ten d. wird der erwählte Bischof Herr Arnoldi den Homogial-Eid in die Hände des Königl, Ober-Präsidenten zu Koblenz ablegen.

Magdeburg, 10. Sept. Am 17ten August d. J. hatten sich mit der Liedertafel des Erfurter Musik: Vereins gegen 400 Sänger aus den benachbarten Preußischen, Herzogl. Sächsi- ‘schen und Fürstl. Schwarzburgischen Städten und Ortschaften auf der romantisch belegenen Burgruine Gleichen bei Wandersleben, im Kreise Erfurt zu einem Thüringischen Sängerfeske vereinigt. Das auch äußerlich gut ausgestattete Fest zeichnete sich noch be- sonders dadurch aus, daß ihm eine vaterländische Richtung gegeben worden. Nach übereinstimmenden Mittheilungen, machten die mit sichtbarer Theilnahme vorgetragenen patriotischen Gesänge und die an diese sih anschließenden Vorträge einiger Redner, welche in einer immer festeren Einigung aller Deutschen Stämme, so wie in der steten Uebereinstimmung zwischen diesen und ihren ange- stammeten Herrschern, das wahre Glück und die Größe des Ge- sammt- Vaterlandes verkündeten, auf die versammelten Tausende einen unverkennbaren Eindruck, und es gab sich auch bei dieser Gelegenheit der in Deutschland mehr und mehr sich entfaltende nationelle Aufschwung von der erfreulichsten Seite kund. Keine Unordnung, kein Unfall stórte das Fest.

Der Dom und das Nathhaus zu Aachen, ihre Geschichte und ihre Wiederherstellung. i: (Eingesandt.)

Aachen gehört zu den Städten Deutschlands, welche sich durch en Reichthum großartiger geschichtlicher Erinnerungen und die mit [Besen in näherer Beziehung stehenden Reste merkwürdiger Bau- Fenfmale besonders auszeichnen. Der dortige Dom mit seinen

¡Mebengebäuden und das Rathhaus haben gleichsam ihre eigene

zeschichte, welche mit den großen Epochen der Geschichte des eutschen Mittelalters in genauester Beziehung steht. Schon dies, auch abgesehen von ihrer Bedeutung und ihrem Werthe für die Geschichte der Deutschen Baukunst in den mittleren Zeiten, ist Grund genug, daß neuerdings die Erhaltung und Wiederher: stellung jener Monumente vielfach in Anregung gekommen ist, und daß bereits auch Schritte zu diesem Zwecke gestbeben sind, welche zu der Hoffnung berechtigen, daß die heterogenen Theile, aus wel- chen diese Bauten jeßt noch bestehen, ohne den Zweck und die Ei- genthümlichkeit der verschiedenen Anlagen zu verleßen, zu einem harmonischen, bedeutungsvollen Ganzen hergestellt werden können.

Der Palast und die Kirche Karl's des Großen bilden ein zu- sammenhängendes, nah einem bewußten Plane geordnetes Ganze, welches aus einer sinnreihen Combination des Römischen Lager- baues mit den in den Schriften des alten Teskamentes geschilder- ten Bauten hervorgegangen is. Die Normannen haben feinen wesentlichen Theil der Karolingishen Bauten zerstört ; ihre Ver- heerungen scheinen sich auf Plünderung und Beschädigung des Zanern beschränkt zu haben. Durch Otto 11. und Heinrich I. wurde der angerichtete Schaden reichlich vergütet, jedoch wurde durchaus fein Neubau bei dem Palaste oder der Kirche unter: nommen. Beide wurden im Jahre 1146 durch eine furchtbare Feuersbrunst verheert. Eine Erneuerung der Kirche ward bereits 1166 zu Stande gebracht. Ein Theil des Palastes wurde von Friedrich Barbarossa den Einwohnern überlassen.

Wiederholte Feuersbrünste legten um die Hälfte des XII[. Jahrhunderts alle Nebengebäude der Kirche in Asche. Gegen Ende dieses Jahrhunderts , vielleicht noch etwas früher , wurde ein um- fassender Neubau aller das Mittelgebäude umgebenden Hallen, Kapellen und Klostergebäude unternommen, und mit beharrlicher Ausdauer zwei Jahrhunderte hindurch fortgeseßt. Eine jede An- lage, die während des gedachten Zeitalters errichtet wurde, vertritt die Stelle einer ursprünglichen Construction. Willkürliche, von dem anfänglichen Entwurf unabhängige Anlagen wurden erst in den lebtverflossenen Jahrhunderten unternommen.

Eíne mit Glü unternommene Restauration müßte also den Gründungen des Karolingischen Zeitalters, wie dem großartigen Neubau der zweiten Hälfte des Mittelalters ein gleiches Recht widerfahren lassen. Sie müßte den Karolingischen Mittelbau dem Geiste und den Bauformen des achten Jahrhunderts gemäß er- neuern; den reichen Kranz der Gebäude im Spißbogenstyl, welche den ursprünglichen Bau umgeben, nach gleichen Grundsäßen be- handeln und nur die entstellenden Verzierungen der jüngsten Epoche beseitigen, Wo die Herstellung ganz oder theilweise un- möglich seyn sollte, z. B, bei dem Vorhofe, wäre durch sorgsame Vermessung, Zeichnung u, s. w. der Grund- und Aufriß der ur- sprúnglihen Anlage für die geistige Anschauung sorgsam zu er-

alten. s Bereits früher hatte sich die kirhlihe Behörde mit den ihr in dieser Beziehung gemachten Vorschlägen einverstanden erklärt, und war bereit zu ihrer Ausführung, so weit es in ihren Kräften stehe, willig die Hand zu bieten. Zugleich wurde Allerhöchsten Orts die Wiederherstellung des Domes zu Aachen im Laufe des vorigen Jahres in Erwägung gezogen und bereits ist der Befehl ertheilt worden, die Restauration vorläufig mit der Wiederaufstel- lung der Säulen zu beginnen, welche vormals von den Franzosen nah Paris gebracht wurden. So ist der erste Schritt geschehen, die Herrlichkeit des Heiligthums, wo siebenunddreißig Deutsche Kaiser die Krone empfingen, in seiner ursprúnglichen Pracht zu erneuern; und dieser Schritt ist um so wichtiger, und verpflichtet alle Freunde mittelalterlicher Baukunst um so mehr zu Danke, je bestimmter sich daran die Hosfnung knüpfen läßt, daß mit der Zeit sowohl der Dom in allen seinen Theilen eine dem ur prünçs lichen Charafter seines Zeitalters und der Harmonie des Ganzen

entsprechende Wiederherstellung erfahren werde, als auch die Ue- berreste des Palastes mit in den Bereich einer gründlichen Un- tersuchung zu ähnlichen Zwecken gezogen werden dürften. Vor Allem würde es von wesentlichen Nußen und für die harmo- nische Ausführung des Ganzen unerläßlich seyn, der theilweisen Wiederherstellung den Entwurf eines Planes zu einer vollständiz gen Restauration dieser Bauwerke vorhergehen zu lassen. Mit den vorhandenen Ueberresten wäre ein solcher Plan leicht zu ent: werfen, er ließe sih bis in das fleinste Detail ausfúhren, und eine zu diesem Zwecke angestellte und von den nöthigen Hülfsmit- mitteln unterstüßte Untersuchung wúrde schon deshalb belohnend seyn, weil sie jedenfalls für geschichtlihe Belehrung und die rich- tigere Auffassung der mitcelalterlichen Baukunst eine reiche Aus- beute gewähren müßte. Was den Dom im Besonderen betrifft, so wúrde eine in diesem Sinne durchgeführte Restauration un- ter Anderem das Vorhandenseyn einer Krypta unter dem Hochaltar mit Vortheil benußen können; auch würden bei einem Reskaurations-Plan, welcher der ganzen Kirche den ursprünglichen, gleichmäßig nivellirten Fußboden zurückgäbe, die wahre Lage des Grabmals Karl’s des Großen, das seit Frie: drich Barbarossa unberührt, seit zwei Jahrhunderten durchaus verkannt und vor etwa dreißig Jahren durch die bekannte Grab- schrift an einer ganz unrechten Stelle bezeichnet wurde, die Grabmäler der Kaiserlichen Vögte in der Vorhalle, der Aebte und Prôöbste in einer Seitenhalle, welhe durch Erhbhung des Fußbodens verschwunden sind, wieder zum Vorschein kommen, ein Gewinn, der mit Hülfe einer verhältnißmäßig geringen Summe gewiß leicht zu erzielen wäre. Für die etwaige Restauration des Palastes dagegen ist es eine interessante Thatsache, daß die aus Ravenna hergebrachte Reiter:Statue Theodorich’s wahrschein- lih noch im 14ten Jahrhundert vor dem Haupt-Eingange desselben stand und daß der dazu gehörige Sockel, der gleichfalls wohl noch be eite ist, mit geringer Mühe würde ans Licht gezogen werden onnen,

Neben dem Dom und seinen Umgebungen nimmt unter den mittelalterlichen Bauten Aachens das Rathhaus einen würdigen Plaß ein. Wir wollen nur kurz an das Historische dieses Baues erinnern,

Gegen Westen wird derselbe durch einen halbkreisförmigen Thurm begränzt, welcher der Karolingischen Halle angehörte, die Palast und Kirche in Verbindung seßte. Der viereckige Thurm, der sich an der östlichen Seite befindet, wurde zwischen den Jah- ren 1208 und 1215 von dem Kaiserlichen Schultheißen, Arnold von Gimnich, erbaut, oder vielmehr, wie mehrere Spuren andeu- ten, einem noch stehenden Theile des Karolingischen Palastes an- gelehnt, und zwar zu dem Behufe, die dem Hause der Hohenstau- fen ergebene Stadt in Guelphischer Gewalt behaupten zu können. A. von Gimnich, ein gewaltthätiger, für die Geschichte seiner Zeit durchaus merkwürdiger Mann, wurde 1215 von der für Friedrich 11. sih erhebenden Bürgerschaft in diesem Thurme belagert und trat dann selbst zu der Partei seiner Gegner Úber, welchen er, wie seine ihm im Schultheißen-:Amte nachfolgenden Söhne, die wich- tigsten Dienste leistete. Einer der Leßteren ruht in der Vorhalle der Kirche. Als die Stadt nach langen Anstrengungen ihre Selbst: ständigkeit erstrebt hatte, wurde dieser Thurm zum städtischen Borchfrit. Zu Anfang des ten Jahrhunderts wurde der Raum zwischen beiden Thürmen der Stadt zur Erbauung eines Rath- hauses Überlassen, jedoch unter der Bedingung, daß das obere Ge- \{choß zu einem Fesksaale für die Kaiserlichen Krönungen eingerich- tet werden sollte. Der Saal, der zu diesem Behufe bestimmt und mehrmals dazu verwendet wurde, hat eine Breite von 60 Fuß bei einer Länge von 160 Fuß. Vier in der Mitte auf- gerichtete Säulen, welche die in einer Weite von 28 Fuß geöffne- ten Kreuz - Gewölbe tragen, theilen den Saal der Länge nach in eine súdliche und eine nördliche Hälfte. Die Standbilder der zu Aachen gekrönten Kaiser schmückten ehemals den Saal, Ind aber durch die Umgestaltung, welche derselbe vor etwa einem ahrhun-