1842 / 267 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

L SG S E:

WÆeise sie im Kriege und im Frieden zu benußen seyen, werden

der ers die Verwaltung im Allgemeinen betrifft, so isf General

nsicht, daß auf eine gewisse eihe von Jahren Da R s eine rein militairische bleiben müsse, - Aufstellung eines besonderen Civil-Gouverneurs, die von Me M Kolonisten bekanntlich für eine Sache dringender Nothwendigkeit schon von jeßt an erflärt wird. Der General e für jeßt noch die Konzentrirung aller Gewalt dort in einer Person, die allein bei den noch jeden Augenblick durch innere Konvulsionen erschútterten Lage des Gaidés die nöthige Einheit und Stärke der Verwaltung zu sichern vermöge. Aus der ganzen Schrift geht hervor, daß diese Kolonie, wenn einmal ihre Unterwerfung vollen- det und ein gutes Kolonisirungs-System durchgeführt is, alle die Opfer, welche Frankreich ihrer Eroberung und ( rhaltung an Geld und Blut schon gebrachthat, und noch wird bringen müssen, eines

Tages reichlich wieder erseßen fann.

Der Constitutionnel äußert sich úber dieselbe Schrift schon heute in folgender Weise: , Das Werk des Gene- ral Bugeaud läßt sich in zwei Theile theilen, die sich bei gewissen Punkten in einander verschmelzen; die Beseßung „und die Kolo- nisirung. Der General-Gouverneur von Algier prüft beide Punkte und giebt die Mittel an, durch welche sie gesichert werden kön- nen. Was die Beseßung betrifft, so läßt ch das Syskem des Generals Bugeaud im voraus denken: Es is dasjenige, welches er seit 18 Monaten in Anwendung bringt und welches durch den Erfolg gekrónt worden is. Gegenwärtig handelt es sich nur darum, dasselbe mit Beharrlichkeit und Folgerichtigkeit durchzu- führen, um die Stämme und die Chefs, welche der Schrecken noch nicht zur Unterwerfung veranlaßt hat, zu ermüden. Der General-Gouverneur is weit davon entfernt, zu glauben, daß die militairische Aufgabe in Algier schon beendet sey; er verhehlt sich die Hindernisse nicht, die einer dauerhaften Herrschaft noch ent- gegentreten können, er gehört zu denen, die im Anfange Miß- trauen gegen jenes Unternehmen hegten, und die fürchteten, daß es das Maß, wenn auch nicht unserer Stärke, doch unserer Ge- duld úbersteigen möchte. Aber er sieht eben sowohl ein, daß Frankreich von einem Werke nicht ablassen kann, dem es sich seit 12 Jahren gewidmet hat, und welches ihm durch die gebrachten Opfer nur noch theurer geworden ist. „Man hat“, sagt er, „die Eroberung gewollt, als ich sie nicht wollte; so wisse man denn auch die Folgen zu ertragen. Würde es nicht unver- nünftig seyn, unermeßliche Opfer gebracht zu haben, um sie zu er- langen und sih den nothwendigen Bedingungen entziehen zu wol- len, um sie zu erhalten?“ Mit dieser FreimÜthigkeit, die ihn nie verläßt, A sich der General-Gouverneur auch nicht, wenn er von den Hülfsquellen Algiers spricht, daß die leßten Nachforschun- gen, die er selbst angestellt hat, seine Meinung über die Frucht- barkeit und den Territorial-Reichthum unserer Eroberung bedeutend modifizirt haben. Nachstehendes is in dieser Hinsicht eine merkwürdige Stelle aus seinem Buche: „Während meines kurzen Aufenthaltes in Algier in den Jahren 1836 und 1837 faßte ich eine wenig vor- theilhafte Jdee von der im Alterthum so gerühmten Fruchtbarkeit des Afrikanischen Bodens. Da ich nur den unfruchtbarsten Theil

- der Provinz Oran durchstreift hatte, \o hielt ich die Angabe der

Römischen Schriftsteller, daß Afrika die Kornkammer Roms sey, fúr eine Uebertreibung. Aber nachdem ih das Land in fast allen Richtungen durchzogen habe, hat sich meine Ueberzeugung ge- ändert, und ih habe eingesehen, daß Algier schon jeßt viel Ge- traide hervorbringt, und daß es noch ungleih besser ausge- beutet werden fann, und daß der Boden auch noch andere Reichthúmer, wie z. B. Oel und Seide, zu liefern im Stande isf, Die Araber bebauen weite Strecken, welche, ohne gedüngt

2036

worden zu seyn, im Durchschnitt pro Hectare 25 bis 30 Hecto- litres Weizen und 40 bis 50 Hectolitres Gerste liefern,“ Dies fómmt einem förmlichen Widerrufe gleich, denn lange Zeit hindurch hatte der General Bugeaud mit anderen ausgezeichneten Agrono- men geglaubt, daß Algier, selbsk pacisigirk und folonisirt, immer nur eine undanfkbare Besißung und unfähig seyn würde, uns für unsere Ausgaben zu entschädigen. Der General-Gouverneur zählt alle Hülfsquellen des Landes auf und zieht daraus den Schluß, daß in einer ge ebenen Zeit unsere Afrikanischen Besißungen nicht allein sich sel ê werden genügen, sondern auch durch eine große Entwickelung von Reichthümern im Stande seyn werden, die Vorschüsse zurückzuzahlen, welhe das Budget des Mutter: landes ihnen gegenwärtig maht. Was die Beseßung und die vollständige Eroberung betrifft, so hâlt der General sie nur mit den Mitteln für möglich, über welche er gegenwärtig verfügt. Das militairische Gouvernement wird noh eine Zeit lang im nördlichen Afrika eine Nothwendigkeit seyn. 70- bis 80,000 Mann sind durchaus erforderlih, um das Land mit mobilen Kolonnen zu decken, und auf verschiedenen Punkten Garnisonen zu bilden. Der General giebt nicht zu, daß man noch über eine ausgedehnte oder beschränkte Beseßung erörtern könne; sie muß, um fest be- gründet werden zu können, das ganze Gebiet umfassen, mit Ausnahme vielleicht der gebirgigen Gegend zwischen dem Biban und dem Collo. Bei Beendigung dieses kurzen Ueberblicks bleibt uns übrig, eine Stelle in der Broschüre zu bezeichnen und sie ist nicht die einzige der Art —, wo der General eine Úbele Laune durchblicken läßt und der Regierung cinen direkten Vorwurf zu machen scheint. Es handelt s{ch um die Wahl der Generale, de- nen man das Kommando über die Militair- Divisionen Afrikas úbertragen müsse. Der Verfasser verlangt, daß sie noch jung, geschickt zum Kriege, möglichst akklimatisirt, mit den Sitten und Gebräuchen der Eingebornen und, wo möglich, mit ihrer Sprache vertraut seyn sollen, und er fügt hinzu: „Keine von jenen Gene- ralen aus unverdienter Gunst; sie würden Alles verderben; keinen jener Männer, denen man eine bedeutende Stellung bereiten will, ohne Úberzeugt zu seyn, daß sie die Kraft haben, diese ungeheure Last zu tragen.“

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uber.

1842. 23. Sept.

Luftdruck... « |333/1 1” Par. 332,83" Par. 332,89" Par.| Quellwärme 9,0° R, Luftwärme ….. | + 6,3° R.| + 12,6°R.| + S8,1° R.| Flusswärme 13,1 R.

Nachmitiags 2 Ube.

Naeh einmaliger Beobachtung.

Morgens 6 Ubr.

Thaupunkt ‘..| + 4,6®R.| + 6,1°R.| + 7,3 R.| Bodenwärme 12,2% R. Duostsätügung 506 pCt. 60 pet. 94 pCct. | Ausdünstung 0/009 Rh. Wetiler...... heiter, bezogen. beiter. Niederschlag 0/256 Rb. Wind. ...... SW. SW. SW, Würmewechsel+14,7° Wolkenzug. .. SW. 5,3° R.

Tagesmittel : 332,94" Par... +9,0° R... +6,7° R... §80 pei, SW, Nachmittags 4 Ubr starker Regen.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 20. Sept. Niederl. wirkl. Sch. 52. 5% do. 10183. Kanz-Bill. —. 5%; Span. 164. 3% do. 215. Pass. —. Ausg. —. Zinsl. —. Preuss. Präm. Sch. —. Pol, —. Oesterr. 1073.

Hamburg, 22. Sept. Bank-Actien 1649 Br. Engl. Russ. 109%. London, 20. Sept. 3% Cons. 935. Belg. 1035. 3% Span. 21%. % Woll. 102%. Mex. 345.

Paris, 19. Sept. 5% Reùte fin cour. 118. 75. 3% Rente fin cour. 80. Anl. de 1841 —. 52 Neapl. fin cour, 107. 25. 5% Span. Rente 22. Pass. 35.

Wien, 19. Sept. 5% Mee. 1094. 42 1004. 32 77. 212 —. Bank-Actien 1629. Aul. de 1834 139}. de 1839 1093.

15 —.

Berliner Börse, Den 24. September 1842.

5 Pr. Cour. Pr. Cour. 0 _—

FV'oGMS 1d Brief. | Geld. Hs 11 Brief. | Geld. S1. Sebuld-Schb.*) |35| 103% Bel. Pots. Kisenb. | 6 | 127 Pr. Eugl. Obl. 30./ 4 | 1025 do. do. Prior. Obl. | 4 | 103 Präm. Sch. der Mgd. Lpz. Eiseub. |—| _

Seehandlung. |—| 85/4 | S847} do. do. Prior. Obl. |4| 102 Kur- u. Neumärk, Berl, Aub. Bisenb. |—| 104% 103%

Scbuldverschr. 3 I do. do. Prior. Obl. | 4 1023 Berl. Stadt-Obl.*) |35| 1 [Düss Elb. Biseub. | 0 | T7 —- Danz. do. in Th. |—| 48 do. do. Prior. Obl. /4| 99 _— Westp. Pfandbr. |3§| 103% Rhein. Kisenb. |5 871 86; Grossb. Pos. do. | 4 | 1065 do. do. Prior. Obl. | 4 99 Ostpr. Pfandbr. 1035 109 Berl.-Frankf. Kis. | 5 | 101 a Pomw. do. —_ R r 1p é Ker- «. Neum. do, (34| 1044 | 104 |Friedeichedor |—| 185 | 13 Schlesische do, |3 103% E !

zen à 5 Th. |-—| 103 97 Disconto. 3 4 *) Der Küuser vergütet auf den am 2, Januar 1843 fülligen Coupou X pCi, Pr. Cour. Wechsel-Cours. Thlr. zu 30 Sgr. Brief. | Geld, Amoaterdam „c cocc oooooooo 250 Fi. Kurz l 1394

E 250 FI. 2 Mi. 139 138; Hamburg «oco oooooo oen 300 Mx. Kurz 150;

300 Mk. | 2 Mi. 1505 1497 London „eee co eee e o o con . I Ls. | 3 Me. 6 235 A 300 Fr. | 2 Mt. 79% 79? Wiek 6 VO N, «e ap ocooveroddods 150 y1. 2 Mit. 1035 Augsburg. ch«oo+ e ooooooo. 000 150 yI. 2 Mi. 1025 1024 Breslau ooo e 0000000000000 100 Thle.| 2 Me. 99% 994 Leipzig in Courant im 14 Tbl. Fuss. . 100 Thlr. | 8 Tage 993 Frankfurt a. M. WZ.... e. ooo... 150 F1. 2 Me. 102 Petersburg «o... oooooo). 1 SRbI.| 3 Wocb. [1 14 E. AL

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 25. Sept. Jm Opernhause: Die Wiener in Ber- lin, Posse mit Gesang in 1 Akt, von C. von Holtai. Hierauf: Die Danaïden, großes pantomimisches Ballet in 2 Akten, vom Königlichen Balletmeister Hoguet. Musik vom Hof-Komponisten H. Schmidt. (Dlle. Wagon wird in der Partie der Hypermne- stra wieder auftreten.) :

Im Schauspielhause: Der Sohn der Wildniß, romantisches Drama in 5 Abth., von F. Halm. j

Montag, 26. Sept. Jm Schauspielhause: Doktor Wespe,

Dienstag, 27. Sept. Jm Opernhause: Die Krondiamanten.

Königsstädtisches Theater. Sonntag, 25. Sept. Eine Jux will er sich machen, Pöôsse mit Gesang in 4 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Müller, Montag, 26. Sept. Zum erstenmale: Ruy Blas. Drama in 5 Handlungen, nah dem Französischen des Victor Hugo, von

Dráâxler-Manfred. Menstag, 27, Sept. Schabernack úber

Schabernack, Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Eulenspiegel , oder:

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei.

llgemeiner

Anzeiger für die Preußischen Staaten.

Bekanntmachungen.

Bei dem gebesserten Wasserstand der Elbe eröffnen wir mit dem 27sen d. M, wieder die regelmäßige Dampfschifffahrt nah und von Hamburg sowohl für Passagiere als Güter, und werden Une Dampf- bôte bis auf Weiteres

von Magdeburg von Hamburg

Sonntag, Sonntag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag Freita

abgehen. Außerdem wird wdchentlich ein Schlepy- Transport sowohl von Magdeburg als von Hams- burg expedirt. Nähere Auskunft und Fahrbillets er- theilen in Berlin die Herren Herrmann & Meyer,

Werderschen Markt Nr. 4,

Magdeburg, den 20. September 1842.

Die Direction der vereinigten Hamburg - Magdebur- ger Dampfschifffahrts - S Holtapfel.

Ediktal-Ladung.

Der am 12, Oftober 1795 zu Oberferrieden unweit Altdorf geborene Jakob Ernst Hirschsteiner, welcher sih im Jahre 1817 als Gürtlergeselle, mit einem Wanderbuche versehen in die Fremde begab, und nach Inhalt eines von Berlin aus am 1. August 1821 an seine Schwester Karoline Katharine Hirschsiteiner ge- schriebenen Briefes in dem dortigen Krankenhause der äußeren Station Rr. 26 sich be and, aus welchem er jedoch nach einer Benachrichtigung des Königlich Preuß. Polizei-Präsidinms dd, Berlin, 1. März 1827, am 29. Dftober 1821 zee entlassen wurde, hat seit jener Zeit keine Nachricht mehr von sich gegeben.

Derselbe oder dessen unbekannte Erben und Ech. |C

nehmer werden auf den Antrag dexr : wandten und des Vormundes, des Mae A Konrad Gräbner in Oberferrieden, hiermit aufgefor- dert, SUTit 9 Maaen u spätestens A am Freitag, den 30, Dezember heuri Fahres, Vormittags 10 upeurigen

sich bei dem unterfertigten Gerichte {riftli persdnlich zu melden und daselbs weitere ads

von Bosserode, oder dessen Erben, haben sich binnen vierteliähriger Frist, und zwar im Termine den 19. Dezember d. J.- hier bei Gericht so gewiß zu nielden, als sonst der Erstere für todt erklärt und sein hier zurückgelassenes Vermögen an seinen Bru- der, Bauec Fobannes Killmar von Bosserode/, ohne Caution verabfolgt wecden soll. Nentershausen, den 19. September 1842. Nuri IAUE ums hierselbst. aus.

Literarische Anzeigen.

Henriette Hanke’'s sämmtliche Schriften. Von der mit so vieler Theilnahme aufgenomme- nen neuen eleganten und wohlfeilen Ausgabe letzter

Hand der : Sämmtlichen Schriften

von Henriette Hanke, geb. Arndt,

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zu erwarten, widrigenfalls Jakob Ern Hirschsteiner |d Statt aller Anpreisung dieses {bnen / bereits in

für todt erflärt und sein beiläufig in 550

, | l. beste-|\es y i endes Vermdgen ohne Caution an die sich legitimi- erweise ih auf ihn selbst und habe ihn zu dem m geseblichen Erben GNLGAPGNOIgE werden Wwüiede, L O gute Buchhandlungen versandt. Un-

Altdorf, den 2, März 1842.

Kbniglich Bayer. Landgericht Altdorf in Mittelfranken. (dennzch na Und eine neue Karte von Europa) ist

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|

B L t RL tur: A Li

R G An A M it V A t Dei t:

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Berlin, Montag den Wee September

Inhalt.

edie Aen ußland un olen. pee und Verkehrs - Erte tens en. Far E (Die Presse über die Einberufung der ständischen Ausschüsse in t: Der Prinz von Joinville ; der rozeß jor Sei “da ahn.) und Frland. | GLEE Schotten und Ehrenbezeigungen Schottischer Behörden

an Prinz Albrecht und einige Minister. Ueber den Traktat mit *

den Vereinigten Staaten. Fortdauernd beunruhigter Zustand der Fabrik - Distrikte. Stockung der Schifffahrt. Angebliche Chartisten - MRLLORL J

E e Haag. Rükkehr des Prinzen und der Prinzessin Friedrich.

S und Norwegen. Christiania. Aufldsung des Stor-

ings.

Deutfthe Bundesstaaten. Dresden. Einberufung der Stände. Stuttgart. Das Ministerium. Karlsruhe. Die Phi- losophie auf der Universität Heidelberg. Kassel. Ernennung. Bremen. Mane, Mainz. Versammlung der Ng- turforsher und Aerzte. Schreiben aus Frankfurt a. M.

Oesterreich. Wien. Neuer Präsident der Ungarischen Hof-Kammer.

Spanien. Madrid. : ,

Portugal. Geldmangel und Hindernisse in der Tarif-Feststellung. Antrag auf Vorauserhebung einer Zoll - Quote. Wechsel im Marine-Ministerium. Unterdrückung der Unruhen.

Serbien. Semlin. FJutriguen gegen den Fürsten Michael. Schreiben von der Serbischen Gränze. (Dic Familie Obre- nowitsch abgeseßt und cin neuer Fürst proklamirt.)

Türkei. Konstantinopel. Abreise des Freiherrn von Stürmer.

Vereinigte Staaten von Nord - Amerika. Stipulationen zwi- schen England und den Vereinigten Staaten über den Sklaven- handel und die Auslieferung von Verbrechern. :

Afrika. Offizielle Berichte Über den Stand der Dinge zwischen den Boers und den Englischen Truppen zu Port Natal.

Inland. Koblenz. Fhre Maiestäten bei der Abreise. Berlin. Reise Sr, Königl. Hoheit des Prinzen Adalbert, Köln. Feuers- brunst in Rheinbach.

Noch ein Wort über die Schrift des Generals Bugeaud über Algier.

Amtliche Uachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Füsilier Kasprczak vom 19ten Jnfanterie-Regiment die Rettungs-Medaille mit dem Bande zu verleihen.

Abgereist: Se. Durchlaucht der General-Major und Com: mandeur der óten Landwehr: Brigade, Fürst Wilhelm Radzi- will, nach Perleberg.

Se. Excellenz der Kaiserl. Russische General: Lieutenant und General-Adjutant von Berg, nach Warschau.

Zeitungs -UÜachrichten. Ausland.

Rufßlaud und Polen.

Warschau, 21. Sept. Nach einer hier bekannt gemach-

ten Kaiserlichen Verordnung vom Iten d. M. sollen mit dem 20. Dezember (1. Januar) 1842—1843 die in den Gouvernements- Hauptstädten bestehenden Consumtions-Steuer-Aemter im König- reich Polen aufgehoben und zur Erhebung und Kontrolirung der Zoll:Einkünfte, so wie zur Expedirung der im Transit durch das Land passirenden Waaren, Zoll-:Aemter 1ster und 2ter Klasse ein- geführt werden, deren Einrichtung die Regierungs-Kommission der Finanzen nach den im Kaiserreich geltenden Grundsäßen vorzuneh- men und den örtlichen Bedürfnissen und Umständen anzupassen hat. Innerhalb des Landes soll ein Depot- Zollamt in War- schau, an der Preußischen Gränze aber sollen Zollämter 1ster Klasse zu Vieruszow, Szczypiorna, Slupce, Nieszawa und Domwgielaycie (genannt Wierzbolow ), Zoll-Aemter 2ter Klasse zu Praszka, Pyzdry, Sluzewo, Lubicz, Zielun, Peplowek, Wincenta, ‘ipow und Kucharskinia errichtet werden. Alle andere an die- r Grânze bestehenden Zoll - Aemter werden in Zoll - Aemter 3ter Klasse verwandelt. Der Administations-Rath ist ermächtigt, außer obigen Zoll -: Aemtern noch zwei neue Zter Klasse und zwei Com- munications-Punkte nach Preußen hin zu eröffnen. Auch is der- selbe befugt, in Zukunft, mit Erlaubniß der Preußischen Re- gierung, andere ähnliche Communicationspunkte zu eröffnen und selbst die oben fúr die Zoll: Aemter erster und zweiter Klasse be- zeichneten Orte, je nachdem es angemessen oder nothwendig erschei: nen möchte, zu. verändern. Für die neu organisirten Zoll:Aemter und für die Gränzwache hat der Administrations-Rath die erfor- derlichen Etats zu entwerfen, den Fonds zur Besoldung der Beam- ten der Zoll-Aemter und der Gränzwache, so wie zum Bau von Zollhäusern, zu erhdhen und einen neuen Fonds zur Einführung der neuen Zolldienst - Ordnung anzuweisen. Der weitere Jnhalt

- der Verordnung vom 9ten d. betrifft zum Theil die Anwendung

der Bestimmungen des Ukases vom 9, (21.) Juli über die künf-

tigen Verhältnisse des Gränzhandels zwischen den Russischen und

Preußischen Unterthanen auf das Königreich Polen, zum Theil die

im Wesentlichen bereits (in Nr. 242 der St. Ztg.) mitgetheilten,

Gr das ‘Königreich Polen besonders bezüglichen Verkehrs: rleich: rungen,

Warschau. Verordnung über die neuen g F resse über die Erblichkeit der Pairie.

London. Königliche Danksagung*

Frankreich.

Paris, 20. Sept. Die Frage wegen der Erblichkeit der airie, welche durch die Charte von 1830 für ewige Zeiten erle- igt zu seyn schien, is seit Beendigung der lezten Session wieder Sey angeregt worden, indem man bin und wieder die Vermu- hung ausgesprochen hat, daß Herr Thiers, der bekanntlich von eher ein erer Anhänger der Erblichkeit war, seinen Wiederein- ritt in das Ministerium durch einen Versuch, der hohen Kammer

as wichtige Attribut der Erblichkeit wieder zu erobern, begúnsti-

“gen wolle. Die Presse, angeregt durch ZJnsinuationen der Oppositions - Journale, läßt sich heute in folgender Weise über den fraglihen Punkt vernehmen: „Die Weis-

heit der Geseßgeber hat nach unseren beiden Revolutionen die einzig möglichen Lebens-Bedingungen für die Pairs-Kammer auf- gefunden. Die Erblichkeit der legislativen Functionen isk nur mit einer Aristokratie möglih. Wo soll man aber gegenwärtig in Franfreih nach der furchtbaren Nivellirung der ersken Revolution, nach jenem beständigen Streben, das Eigenthum zu theilen, eine Aristokratie finden? Jn welchen unbekannten Regionen existiren die Elemente einer Aristokratie, nachdem die historische Verschwö- rung der drei leßten Jahrhunderte, nachdem die Bewegung der Geisker und selbst die Mitwirkung der Vorsehung, welche sich durch allgemeine Thatsachen kundgiebt, beständig auf die allmälige Abschaffung der- jenigen sozialen Ueberlegenheit, welche nur auf Geburt beruht, hingearbeitet haben. Die Aristokratieen, wie alle gesellschaftlichen Einrichtungen, werden nicht durch Geseße, sondern nur durch die langsame und allmälige Wirkung der Zeit ins Leben gerufen. Die alte Aristokratie selbst hat sih nicht in einem bestimmten Au- genblicke konstituirt, sie ist nicht plöblich auf der Oberfläche der Gesellschaft erschienen, wie eine durch den Ausbruch eines Vulkans auf die Meer-Oberfläche gehobene Jnsel. Sie hat sich nur schich- tenweise und von Umbildung zu Umbildung gestaltet; auf dieselbe Weise is sie untergegangen. Man mag Jahrhunderte vor sich haben, man mag über die ganze legislative Kraft gebieten, und man wird doch die Aristokratie nicht aus dem blutigen Abgrunde heraufbeschwören fónnen, in den die Revolution sie gestürzt hat. Von dem Augen- blie an aber, wo es feine Aristokratie mehr in Frankreich giebt, wo man nicht mehr im Stande is, das wiederherzustellen, was den wesentlichen Charakter der Aristokratie ausmacht, nämlich die Uebertragung und Dauer der großen Vermögen, von dem Augenblicke an, wo wir das Recht der Substitutio- nen und der Majorate aus unseren Geseßbüchern gestrichen haben, stellt die Erblichkeit der Pairie nur Uebelstände und oft sogar Gefahren in Aussicht. Welche Mißachtung würden die jungen Leute aus zu Grunde gerichteten Familien, tief in Schul: den skeckend, der Pairie zuführen! Würde nicht in eine solche Pairs-Kammer die Käuflichkeit von allen Seiten eindringen? Die Pairie ist, was sîe in einem Lande wie das unsrige, welches keine andere Ueberlegenheit als die des Vermögens und des Talentes anerkennt, seyn kann. Sie is der Sammelplaß aller der Mân- ner, welche die größten Aemter bekleidet, welche die größten Dienste geleistet, welche den größten Reichthum erworben haben. Sie isk ein hoher Senat der Erhaltung und der Erfahrung; sie is die Wohlthat des Nachdenkens, die man der Ungeduld der Demokra- tie hinzugefügt hat. Anders können wir die Pairs-Kammer nicht begreifen und, weit davon entfernt, ihre Reform zu verlangen, bil: ligen wir ihre jeßige Organisation vollständig. Dabei aber is es möglich, daß man, als die Bedingungen der Zulassung zur Pairie festgestellt wurden, den liberalen Antipathieen der 15 Jahre der Restauration etwas zu sehr berücksichtigt haet. Wir glau- ben nicht, daß die Ausschließung der hohen Geistlichkeit auf eine sehr hochherzige Politik begründet war. Der Him- mel verhúte, daß wir die Geisklihkeit auf den öffent- lihen Plaß berufen und sie in unsere Partei:-Streitigkeiten mischen wollen, Es giebt eine nüßlichere, weniger vorübergehende Function, als die, an den Ereignissen und Streitigkeiten des Tages Theil zu nehmen. Die Geistlichkeit darf sich weder Feinde noch Gegner schaffen; sie is allen Gläubigen ihre Ermahnungen und ihre Trö- stungen schuldig. Was sle an politischen Einfluß gewinnen könnte, würde sle an moralischen Einfluß verlieren, Michtsdeskoweniger ist die Geistlichkeit ein Staatsförper, sie hat weltliche Beziehungen verschiedener Art, sowohl mit der Regierung, als mit den Gemein- den, als mit den einzelnen Bürgern. Wir würden es daher billig finden, daß sie in der Pairs - Kammer Repräsentanten hätte, um ihre Rechte und die der Religion zu vertheidigen. Es ist mehr als un- gerecht, die religibsen Functionen als einen Grund politischer Un- würdigkeit zu betrachten, Man scheint auf diese Weise die Reli- gion außerhalb des Rechtes zu stellen, und sie für unfähig zu er- erklären; man scheint die alten Feindseligkeiten der Restauration und des Liberalismus verewigen zu wollen Man hat dadurch der Geistlichkeit das Geseß des Besiegten auferlegt. Wir unserer- seits möchten, daß alle geistigen Kräfte des Landes, eben sowohl wie die materiellen Kräfte, an der Ausarbeitung der Geseße und an der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten Theil nehmen fónnen, und ein Bischof oder ein Kardinal scheinen uns auf den Bânken der Pairie eben so gut an ihrem Plabe, als der Prâsi- dent eines Gerichtshofes, oder als ein General.“

An der heutigen Börse zeigte sich wieder bedeutende Kauf- lust, und die Französischen Renten hoben sih um 20 bis 30 Cen- timen.

ckxX Paris, 20. Sept. Die bevorstehende Zusammenkunft der ständischen Ausschüsse in Preußen wird gegenwärtig von den Französischen Journalen mit besonderer Theilnahme besprochen. Nicht ohne Jnteresse wird man die Bemerkungen lesen, welche vor einigen Tagen darüber die Presse in einem längeren der Sache gewidmeten Artikel machte. Es heißt da unter Anderem :

¿Mit Recht widmet die Franzdsische Presse dem Fnstitute der ständischen Ausschüsse in Preußen eine besondere Aufmerksamkeit. Die Mehrzahl der Tagesblätter glaubte in dem vom jeßt regieren- den Könige zur Zeit der Huldigung in Königsberg an die dortigen Stände erlassenen Rezeß vom 9. September 1840 cin förmliches Ver-

sprechen baldiger ina, einer Constitution, nah. dem Muster entativ -Systems, finden zu dürfen, Selb

des Franzdsischen Reprä

cinige Deutsche Blätter theilen diese irrige Ansicht, so daß der Kd- nig sich veranlaßt sah, in der Ordre vom 4. Oktober 1840 agusdrück- lich zu erklären , daß er allerdings die Weiterentwickelung der beste- henden ständischen Verfassung beabsichtige, dieselbe aber feinesweges in eine, auf dem in verschiedenen anderen Ländern bestehenden Reprä=z sentativ-Systeme gegründete Constitution umzugestalten gesonnen sey. Wenige Worte werden genügen, um die Bedeutung diejer erläutern- Po Ee vielmehr berichtigenden Königlichen Ordre näher ins Licht zu tellen.

¿Die Schluß-Akte des Wiener Kongresses bestimmt, daß alle Deutschen Bundesstaaten eine ihren Verhältnissen und ihrer ge- schichrlihen Entwickelung entsprechende Verfassung erhalten sollten. Diese Bestimmung des Wiener Kongresses veraladoc vielfache Erôr- terungen über das Wesen und die Formen der in die Deut- schen Staaten etinzuführenden Verfassungen. Wenn man einer seits der Ansicht war, daß der Wiener Kongreß geschrie- bene Constitutionen oder Charten im Auge gehabt habe, daß folglich das Prinzip der Volks- Repräsentation, wie in den consti- tutionellen Staaten des westlichen Europa, den Deutschen Verfassun- gen zum Grunde gelegt werden müsse, so meinte man andererseits, daß, da der Wiener Kongreß gleichzeitig den Grundsaß ausgespro- hen, daß die höchfte Gewalt cinzig und allein in den Händen des Staats-Oberhaupts liegen müsse, die Ver fassungen der Deutschen Staaten nicht auf dem Prinzipe der Volks- Souverainetät, der eigentlichen Wurzel der Repräsentativ-Syfteme in Frankreich, B, Spanien und Portugal, gegründet werden dürf- ten. Die politischen Meinungs - Verschiedenheiten über diesen Gegensiand nahmen einen so ernsten Charakter an, daß die Deutschen Monarchen sih zur Berufung des in Karlsbad im Jahre 1819 abgehaltenen Minister - Kongresses veranlaßt sahen, welcher die Frage dahin entschied: daß die Verfassung eines Deutschen Bundesstaates stets nur als Ausfluß der monarchi- schen Machtvollkommenheit und nicht der Volks-Souverainetät anzu- schen sey: mit anderen Worten, das Repräsentativ-System der west- lichen Staaten Europa's wurde für unvereinbar mit der Deutschen Auffassung der monarchischen Gewalt erklärt. Durch den Beschluß des Bundestages vom 28. Juni 1832, welchem allein die Befugniß zur Auslegung und näheren Beurtheilung der Bundes-Akte zusteht, wurde demnächst entschieden, daß den Deutschen Landsiänden nur das Recht der Bewilligung, nicht aber das Recht der Verweigerung der Steuern, den Souverainen gegenüber - ju ehe: eine Bestimmung, welche übrigens unmittelbar aus dem Artikel 57 der Schluß-Akte des Wiener Kongresses folgt, wonach die Stände nicht befugt sind, den Souverainen unmittelbar oder mittelbar bei der Erfüllung threr Bundespflichten entgegenzutreten. : E

„Hiernach leuchtet es ein, daß der König Friedrich Wilhelm IV., durh Gewährung ciner Constitution nach dem Muster der Franzd- sischen Charte, nicht mit einem Federzuge politishe Grundsäße ver

nichten kann, welche durch die Kongresse von Wien und Karlsbad, wie durch die Beschlüsse und Bestimmungen des Bundestags sanc- tionirt sind. Vergegenwärtige man sich nur die Lage des Preußi- schen Gouvernements; denn nur ctne angemessene Berücksichtigung der vorhandenen Verhältnisse und Umstände gestattet cin unparteiisches Urtheil über cine Maßregel. Wie das Französische Gouvernement durch die Charte, so sind die Deutschen Monarchen durch die Bun- des-Akte gebunden. Mit Unrecht ecblickt daher der Courrier fran- cais in der Bildung der ständischen Ausschüsse einen vorbereitenden Schritt zur Gewährung eines parlamentarischen Systems nach dem Muster des igen, Es ift hier nicht der Ort, darüber zu entschei- den, ob mit Rücksicht auf das Bedürfniß und die vorhandenen Fn- stitutionen Preußens, die Annahme unseres Systems vor dem in Deutschland bestehenden System den Vorzug verdiene; wir halten uns vielmehr lediglich an die Thatsache. 7

¿Die Berufung der ständischen Ausschüsse ist somit keinesweges als Uebergang zu einem neuen constitutionellen Systeme, vielmehr nur als eine Fortbildung der bestehenden Fnstitutionen aufzufassen, wie sie Friedrich Wilhelm lV. bei seiner Thronbesteigung verheißen hatte. Bis jeßt hatte jede Provinz des Königreichs ihren Provin- zial - Landtag, ohne daß die Provinzial-Stände durch ein Central- Organ verbunden waren, wodurch sie das gesammte Jnteresse der Nation in den Bereich ihrer Berathungen zu ziehen vermöchten; die Folge davon war, daß bei den verschiedenartigen Fnteressen der ein- zelnen Provinzen, der Ueberblick der stäudischen Beschlüsse die man=- nigfachsten Widersprüche vor Augen stellte.

¿Diese überall hervortretende Verschiedenheit der Meinungen und

Fnteressen hemmte die beabsichtigten Verbesserungen und lähmte die besten Vorhaben des Gouvernements. Um diesem Uebelstande zu begegnen , war der König von Preußen darauf bedacht, einen aus den verschiedenen Provinzialständen gebildeten Ausschuß ins Leben zu rufen. Dieser Ausschuß wird sich in der Hauptsiadt versammeln und es wird seine vorzüglichste Aufgabe seyn, die Sonder - Fnteres= sen der Provinzialsiände mit den Fnteressen des Gouvernements und den allgemeinen Bedürfnissen des gesammten Landes in Einklang zu bringen. Aus diesem Gesichtspunkte ist die Bildung der Ausschüsse eine sehr wohlthätige Einheit und Ordnung fördernde Maßregel , in welcher sich der ernste Wille, jede mdgliche Verbesserung der Verfas sung herbeizuführen, auf das entschicdenste ausspricht. _/-Man pflegt in Frankreich zu glauben, die absoluten Monarchen folgten in ihrem Thun und Lassen lediglich ihrem Belieben , ohnc sich um die Zustimmung der dentlichen Meinung zu kümmern. Dies ist ein großer Jrrthum. Allerdings kdnnen die absoluten Monarchen, was fte wollen, aber glücklicherweise wollen sie in der Regel nur, was gut und nüßlich is für ihr Land. Mit dem Augenblicke, wo ein absoluter Monarch die von ihm segedenen Geseße willkürlich verleßen wollte, würde er den eigentlih sittlichen Halt seiner Au torität verlieren und jener tiefen Anhänglichkeit verlustig gehen, mit welcher der Deutsche scinem Fürsten zugethan ist, in welchen er mehr einen Vater zu verehren als einen Herrn zu erblicken gewohnt ist. Das Deutsche Volk weiß es zu würdigen, daß seine Fürsten die ih- nen zu Gebote stehende Gewalt, ihrer Uneingeschränktheit ungeach- tet, nicht mißbrauchen, Diese Gesinnung findet man bei näherer Ee n das innere Staatzleben der Deutschen absoluten Staa ten überall.

¿Die absoluten Regierungen sind dem Auge der dentlichen Mei- nung nicht so entzogen, wie man wohl vorauszuscßen pflegt. Vor allem sind sïe bestrebt, den zu erlassenden Gesetzen die moralische Zustim- mung der Nation zu sichern. Zu diesem Zwecke werden die neuen Gesctz- Entwürfe durch die Spezial-Kommissionen, denen ihre Bearbeitnng ob liegt, den vorzugsweise dabei betheiligten Körperschaften vorgelegt, um dic Ansichten, Bedenken und Vorschläge derselben zu hdren. So wurde z. B. in Oesterreich der Entwurf des neuen Handels-Gescßbuches allen Gerichten, Handels - Kammern , Universitäten u. s. w. zur Begutach- tung vorgelegt, und seit dem Jahre 1836 is man beschäftigt - zor Geseß -Entwurf im Sinne der Vorschläge dieser Körperschaften z

iren. j ; : MAA er König von Preußen hat úberdies bei der Bildung der ftän-