1842 / 295 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 24 Oct 1842 18:00:01 GMT) scan diff

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n ziemlich zahlreiche Verkäufe in Franzbsischen Renten bewerk: selligt, e T Course schlossen um dae Kleinigkeit niedriger. Mit Eisenbahn - Actien ist es fortwährend sehr sil. Die Actien der beiden Versailler Bahnen, deren Pariwerth 500 Fr. ift, ste: hen jeßt 255 das rechte Ufer und 95 das linfe Ufer.

O Paris, 18. Oft. Das Gerücht, dessen der National estern T und demzufolge das Kabinet vom 29. Oktober Fch aufgelds]t hâtte, um einer neuen ministeriellen Combination Molé-Thiers Plaß zu machen, is für jeßt rein aus der Luft ge- griffen. Wahr scheint nur so viel, daß man si in den verschie- denen Nüancen der Opposition ernstlich vorbereitet, bei der Dis- fussion der nächsten Adresse gegen das Kabinet aufzutreten und die Herren Molé, Thiers, Lamartine und Odilon Barrot werden, wie immer, als die Führer des allgemeinen Angriffs genannt. Auf der anderen Seite sollen bereits Versuche gemacht worden seyn, wenigstens Herrn von Lamartine zu friedlicheren Gesinnungen zu

vermögen, und ihn in einer günstigen Neutralität zu erhalten.

Herr Teste, sagt man, habe es übernommen, bei seiner Durchreise durch Mäcon sich mit Herrn von Lamartine hierüber zu verstän- digen. Allein bei der Stellung, welche Herr von Lamartine nun einmal eingenommen hat, dürften die Schritte, welche man zu die- sem Zwecke thun möchte, wenig Erfolg haben.

Man hat freilih mit Unrecht das Gerücht verbreitet, Herr von Lamartine strebe dahin, das Haupt der Opposition an die Stelle des Herrn Thiers zu werden. Briefe aus Maäcon melden jedoch auf das bestimmteste, daß Herr von Lamartine nicht mit der Linken sih vereinigen wird, um das Kabinet in der Angele: genheit des Durchsuchungsrechtes, oder des Recensement, worauf die Opposition ihren Haupt-Angriff gegen das Kabinet stützen will, zu bekämpfen. Dies beweist genug, daß Herr von Lamar- tine seinen politischen Grundsäßen treu zu bleiben gedenkt. Herr von Lamartine will aufrichtig den Frieden, darum verlangt er, daß unsere Armee bedeutend reduzirt werde, und daß man für den Nothfall eine Reserve bilde, die dem Staatsschaße jährlich bunderte von Millionen ersparen wird, die auf innere nüßliche Verbesserungen der Straßen, Kanäle, Schulen u. s. w. angewen- det, den Bedürfnissen des Landes besser entsprechen.

Der Zweck der Opposition des Herrn von Lamartine is nicht gegen dieses oder jenes Kabinet gerichtet, sondern gegen das in leßter Zeit von der Regierung angewendete System: für den Krieg sih zu rüsten, während die Nation, und selbst die Opposition, denFrieden wünscht, wie wir dies unter dem Kabinet vom 1, Mâärz deutlih gesehen haben. Herr Thiers hat zwar ganz Europa mit Krieg bedroht, offiziell beschränkte si jedoch das Ganze auf das Memorandum vom 8. Oktober, wo- von der Courrier frança is, ein damaliges ministerielles Blatt, sagte: On a enforcé par une porte ouverte. Was Herr von Lamartine vor Allem verlangt, isk, daß das ungeheure Kriegs: Budget nicht den National-Reichthum unnÜßerweise verschlinge, und daß man dem durch täglich drücendere Steuern und Abga- ben entmuthigten Bürger die Last erleichtere, wenn man im Lande die Ruhe und Ordnung vollkommen herzustellen meint.

7 Paris, 18. Oft, Die Kühnheit und Zuversicht der Ver- theidiger der Neger-Sklaverei in den Französischen Kolonieen hat scit- einer Reihe von Jahren in einem unglaublichen Maße zuge- nommen. Jn der ersten Hälfte des leßten Jahrzehends war die Emancipations- Frage in der öffentlichen Meinung bereits so weit gediehen, daß Niemand gewagt haben würde, die Nothwendigkeit einer früheren oder späteren Aufhebung der Sklaverei zu bestreiten, geshweige denn gar das Prinzip der Sklaverei als ein vernünftiges und rechelihes zu verfechten. Alles, was man damals im Namen des Kolonial-Jnteresses verlangte, war Zeit und Entschädigung. Aber seit der Durchführung der Cg Emancipation hat sich das Blatt gänzlich gewandt. Theils das angebliche Mißlingen dieser großen Maßregel, theils die den Engländern untergeschobenen Motive für dieselbe, sind von den Advokaten der Kolonial: Sklave: rei mit seltener Verwegenheit zu peremtorischen Ablehnungs- gründen gegen alle Emancipations-:Bestrebungen geformt oder viel: mehr verdreht worden. Dazu kommt denn jener unbegreifliche Dünkel, welcher keiner fremden Nation etwas nachgethan wissen will, und der selbst viel aufrichtige Freiheits-Freunde für die Jdee der Emancipation lau gemacht, seitdem England die Jnitiative zur Verwirklichung derselben ergriffen hat. Durch das Zusammen- wirken dieser und ähnlicher Ursachen, ist es dahin gekommen, daß die bei der Aufrechterhaltung der Sklaverei interessirte Partei den Emancipations-Bestrebungen der Zeit in diesem Augenblick beinahe Hohn sprechen zu können glaubt. Nichts gleicht dem Uebermuthe und der Anmaßung, mit denen sie von dem Unver- stande, ja sogar von der Unmoralität derjenigen reden, welche sich von den Wohlthaten des Sklaventhums noch immer nicht über- zeugen lassen wollen. Man traut seinen Augen nicht, wenn man z. B. das Buch liest, in welchem Herr Jollivet, Delegirter der Kolonieen, die Verhandlungen und Beschlußnahmen der ver- schiedenen Kolonial - Conseils Über die ihnen von der Regierung in Bezug auf ihre Emancipations - Pläne vorgelegten Fragen zusam- mengestellt hat. Die Fragen der Regierung beruhen auf der still: \chweigenden Vorausseßung, daß die Emancipation demnächst vor- genommen werden müsse und solle, und sie beziehen sich nur auf den dabei am zweckmäßigsten zu beobachtenden Modus ; die Kolo- nial-Räthe aber antworten einstimmig, daß von Emancipation keine Rede seyn könne, und daß sie deshalb nicht auf die Anfragen der Regierung eingehen wollen. Glaubt man den Andeutungen des E Journal des Débats, welches den jeßigen Stand v e nripatioas-Frage mit vieler Beredtsamkeit schildert, so ist Ha Ina reit nunmehr ohne den Beistand der Kolonieen di wes ans as Cmancipationsrwerk zu legen ; allein man würde Unrecht ddie die sich d auf die Worte dieses Blattes Hoffnungen bauen

(üissigfei urch einen Rüblick auf die Unthätigkeit und Un- G Io v A ae den Charakter der obersten Leitung der fertigen lossen. E ungen ausgemacht haben, keinesweges recht-

ie heutige Quotidienn

rigen Habutgisden Konsu i Vacden See" Mh welchem dieser anzeigt, daß er da { ' ten habe. Die Veranlassung is dieser Wee Abscbung erhal:

i 2 egel bilden die be- kannten Auftritte, welhe am 15. Juli d, J durch einige j Hamburger herbeigeführt wurden, welche i; durch 2 ge Cha vari dagegen protestiren zu müssen glaubten, daß Hero Zart nicht, gleich den Übrigen Konsuln iu Bordeaux, zum Zeichen der Trauer úber den Tod des Herzogs von Orleans die bänseati- sche Fahne aufziehen lassen. Herr Meyer, welcher si gleich am folgenden Tage gegen die Anklage eines solchen Verstoßes gegen Sitte und Herkommen dffentlich verwahrt hat, versichert auch in seinem heutigen Schreiben an die Quotidienne, daß er aller: dings die Fahne aufgesteckt habe, und daß die Behauptung des Gegentheils nur eine Erfindung von persönlichen oder Meinungs- Widersachern sey; der leßteren zumal, deren er viele zähle, da er allerdings im Herzen der gestürzten Ordnung der Dinge in Frank-

2154 reich zugethan ser: ohne daß glelhwost seine amtlichèn Pflichten

jemals unter n politischen Sympathieen gelitten hätten. Herr

eyer fügt hinzu, daß der Hamburger Senat ihn gerichtet, ohne ihn gehört zu haben, ein Verfahren, Über welches er um so mehr berechtigt sey, si bitter zu beklagen, als er dem Konsulate in Bordeaux vier und zwanzig Jahre (ang mit Ehren vorgeskanden, nachdem er in demselben chon dreizehn Jahre als Kanzler ge-

dient. Großbritanien und Jrland.

London, 18, Oft. Am Sonnabend gab der Preußische Gesandte, Ritter Bunsen, zur Feier des Geburtstages seines Sou- verains, ein glänzendes Diner in Carlton-House-Terrace.

Der Brief des Major Messiter über neue Unfälle in Afgha- nistan giebt noch immer viel Stoff zu Diskussionen in den Zei: tungen, findet aber immer weniger Glauben. Unter den nach- träglichen Berichten aus Afghanistan, welche die Blätter geben, ist, wenn sie sich bestätige, am wichtigsken die vom Morning Las mitgetheilte Nachricht, daß nach einem Schreiben aus

schellalabad der Krieg in Afghanistan aller Wahrscheinlichkeit nach in diesem Augenblick schon zu Ende sey. Die mit Akbar Chan vom General Pollock erdffneten Unterhandlungen würden nämlich, wie man allen Grund zu glauben habe, unverzüglih mit Erfolg beendigt werden. Akbar hâtte vorgeschlagen, sämmtliche Gefan- gene auf einmal auszuliefern, so wie er die Versicherung erhielte, daß Dost Mohamed von der Ostindischen Regierung freigelassen und Afghanistan von der Englischen Armee geräumt werden solle. Diese Bedingungen wären von den Generalen Pollock und Sale so günstig aufgenommen worden, daß sie im Begriff ständen, die- selben anzunehmen. Der Schreiber dieses Briefes fügt hinzu, daß die Freigebung der Britischen Gefangenen binnen kurzem zu erwarten und der Krieg in Afghanistan im Wesentlichen beendigt sey. Angeblich hatte der Korrespondent selbst Theil an den Un- terhandlungen genommen, und sein Brief ist an einen nahen Ver- wandten hier in England gerichtet, der bei dem Schicksal eines der Gefangenen sehr betheiligt is. Der Herald meint, das Stillschweigen der Ostindischen Presse und der Korresponden- ten Englischer Blätter sey von keiner Bedeutung gegen die Wahrheit dieser Nachricht, da eine Unterhandlung von der be- zeichneten Art nothwendigerweise durchaus geheim seyn müsse und man Sorge E daß nichts davon in Ostindien ruch- bar würde, Allerdings habe das Vorrücken des Generals Nott von Kandahar auf Kabul den Anschein von Feindseligkeit, doch müsse man nicht übersehen, daß dazu vor dem Beginne jener Un- terhandlung der Befehl ertheilt worden. Jedenfalls leide es feinen Zweifel, daß eine Unterhandlung jener Art im Gange gewesen und angedeutetermaßen endigen müsse. Die úbrigen Blätter enthalten nichts, was auf diese Nachricht Bezug hâtte, Das United Ser- vice x Q versichert übrigens ganz bestimmt, Lord. Ellen- borough habe von Sir R. Peel die Jnsfruction erhalten, Kabul so schnell als möglich zu räumen, wenn er nur die Auslieferung der Krie fgesgenen erlange. ie Times äußert sich über die beabsichtigte Handels-Ver- bindung zwischen Frankreich und Dees folgendermaßen :

„Die Frage über cine Handels - Verbindung zwischen Frank- reich und Belgien wird jeßt in den Journalen beider Länder mit großer Lebhaftigkcit erörtert und zwar nicht als ein bloßer Ge- pes der Speculation, sondern als eine Angelegenheit, über die

ereits zwischen den Kabinetten von Brüssel und Paris ernstlich unterhandelt wird. Dieser Gegenstand steht nicht nur mit dem National: Ehrgeiz Frankreihs und der National-Unabhängigkeit des kleineren Staates in Verbindung, sondern ist auch schnell ein Streitpunkt zwischen den Haupt - Manufaktur - Jnteressen beider Länder geworden, und zu diesen Elementen der Debatte kann man noch den Geist der politischen Zntrigue und die Bitterkeit des Parteistreites hinzufügen. s

„Auf der einen Seite leidet es keinen Zweifel, daß die Aufhe- bung aller fisfalischen Beschränkungen des fommerziellen Verkehrs zwischen Frankreich und Belgien, gleich wichtig für beide Länder seyn würde; denn während sich dadurch den Belgiern ein größerer und freierer Markt eróffnete, als sie gegenwärtig haben, würden ewisse Artikel der ersken Nothwendigkeit, in Betreff deren die

ranzosen jeßt grdßtentheils von einem färglihen auswärtigen L abhängen, sih bedeutend vermehren und folglich im Preise infen. Jn dem Maße, wie die freie Zulassung der Steinkohlen, des Eisens und der Leinen- Waaren Belgiens den großen Mono- polisten, denen es gelungen is, das Schuß-System in Frankreich gegen die ganze úbrige Welt aufrecht zu erhalten, einen heftigen Ms verseßen müßte, würde die Vereinigung der Handels - Lir nien beider Staaten dem Französischen Konsumenten Vortheil bringen. Aber dies Argument, das einzige vernünftige auf der Seite Frankreichs, wird merkwürdig genug von den Vertheidigern der Maßregel ganz unbeachtet gelassen. Sie nehmen mit auffal- lender Einstimmigkeit an, daß, wenn jemals eine Vereinigung stattfände, die einzigen Resultate, welche Frankreich für die unshäßbaren Vortheile hoffen dürfe, die es Belgien be- willigen wolle, in gewissen politischen Vortheilen bestehen würden, die, wie wir vermuthen, eine Folge der gränzenlosen Dank- barkeit der geringeren Macht seyn würden ; und sie behaupten, daß, während Frankreich für einen muthmaßlichen politischen Zweck ein großes kommerzielles Opfer bringe, Belgien nichts zu erwägen habe, als die glänzenden fommerziellen Resultate der Vereinigung. Eine richtigere Ansicht der Sache kann man sich dadurch ver- schaffen, wenn man die kommerziellen Vortheile, die für Frankreich daraus hervorgehen würden, und die politischen Nachtheile, die für Belgien daraus entspringen müssen, in Erwägung zieht. Es (t abgeschmackt, zu behaupten, daß die Franzosen, weil sie es für sehr angemessen finden mögen, Kohlen, Eisen und gewisse Manufaktur- Waaren bei ihren Nachbarn zu kaufen, dadurch diesen ihren Nach- barn einen reinen und freiwilligen Gewinn zuwenden. Durch Aufhebung der fiskalischen Beschränkungen auf diese Gegenstände öffnen sie nur die Thür, deren sie selbst bedürfen, um einen Markt zu erhalten, und mag nun dieser Markt daheim oder im Auslande seyn, sie werden ohne Zweifel Sorge tragen, daß sie bei den zu erdffnenden Unterhandlungen nicht zu kurz kommen. Der kommerzielle Vortheil ist naturlich wechselseitig; denn man muß denselben nicht, wie einige unserer Französischen Kollegen thun, nach der relativen Bevölkerung der beiden Länder, die sehr verschieden is, sondern nah dem ausgetauschten Werth der ganz genau pr q ist, abmessen, Wenn 35 Millionen Franzosen ge- wisse Artikel von 4 Millionen Belgiern kaufen, so ist Alles, was man darüber sagen fann, daß die Käufer zahlreicher sind als die Verkäufer; aber an solche Verkäufe Begriffe von besonderen Pri- vilegien oder P zu knüpfen, ist eben so weise, als wenn man behauptet, daß ein großer Mann eine nuna erhabenen Edelmuthes begehe, wenn er seine Waaren-Vorräthe von einem “ORLE anne faufe, x

„Aber wenn die kommerziellen Verhältnisse zweier Länder, die innerhalb derselben Zoll-Gränge liegen, Le e mwerfantili--

sches Uebergewicht, sondern eine offene und freie Gegenseitigkeit

des Handels zuläßt, so «d es keinesweges derselbe Fall mit den politischen Beziehungen, die aus einem solchen Zustande der Dinge rinzen mögen. Es läßt sich beweisen, daß Franfreich für seinen andel mit Belgien ein genaues Aequivalent erhalten wird,

Je

es ist daher unri wenn man es so darstellt, als sey das Y t des kommerziellen a auf Seiten Belgiens. eln Frankreich beginnt damit, daß ein solches Uebergewicht

obgleich dies eln inimaginaires ist) zu Gunsten Belgi giens vorhanden sev, um B (nicht immaginaire) politische Gleichgewicht, welches d cheinlich für Franfreich als ein Aequivalent für einen Verlust, en es nicht erleide, daraus erwachsen wird, zu rechtfertigen.

„Wir haben gesehen, daß in Data en Zoll-Verein die Wirkung gehabt hat, die Jnteressen und die Politik der Deutschen Staaten zu einem großen und kräftigen Ganzen zu verschmelzen, Und wenn auch dadurch der Tarif mancher Fitgerek taaten ove worden is, indem man ihn dem Preußischen gleichstellte, so láßt sich doch nicht leugnen, daß das Resultat für die großen politischen nteressen Europa's in N Beziehung wohlthätig i

en „3! g ist, Aber die politische Stellung Belgiens zu Frankreich is ganz ver- schieden von den Beziehungen der Deutschen Staaten zu einander. Diese waren vorher Mitglieder eines politischen Körpers, verbun- den durch eine gewisse föderative und militairische Organisation, die mit ihrer neuen fommerziellen Vereinigung durchaus vereinbar ift, Das Königreich Belgien besteht dagegen unter der feierlichen Garantie, welche Europa für ini Neutralität gegeben hat, und es is offen- bar unvereinbar mit den Fundamental: Prinzipien des in Bezug auf die Theilung der Niederlande abgeschlossenen Traktats, wenn man jenen politischen Einfluß in Belgien zu erlangen oder aus- zuüben sucht, wonach gewisse Haupt-Organe der Französischen Re- gierung offen streben, als Ersaß, wie sie meinen, fúr die fkommer- ziellen Vortheile, die sie für Belgien in Vorrath haben,

„Es ist klar, daß, wenn das eintritt, was die Franzosen „eine neue Theilung Europa’s“ nennen, Belgien Alles von seinem west: lichen Nachbar, dagegen gar nichts von Osten her zu fürchten hat. Besser wäre es daher für Belgien, wenn es sich dem weniger ehrgeizigen Vereine der Deutschen Staaten anschlôsse, mit dem es bereits durch ein wunderbares System der Eisenbahnen und Schiff- fahrt verbunden ist und dem es, was den Deutschen am meisten fehlt, einen der \{önsten Häfen an der Nordküste Europa's dar- bringen könnte. Die Jnteressen Antwerpens, die Wichtigkeit, -den auswärtigen und den Transit : Handel Belgiens auszudehnen, und vor Allem, die úberwiegende Nothwendigkeit, seine eigene National- Unabhängigkeit zu bewahren, stehen dem entgegen, was wir noch immer als ein unübersteigliches Hinderniß für den Plan, Belgien dem kommerziellen Despotismus Frankreichs zu überantworten, ansehen würden.“

Nach Berichten aus Halifax vom 3. Oftober ist das Kolo: nial - Parlament von Kanada bis zum 14, November vertagt worden, und man glaubte allgemein, daß eine Auflbsung desselben stattfinden werde.

Aus Stafford erfährt man, daß die zahlreichen dort eingeker: ferten und bereits theilweise durch die Spezial-Kommission verur: theilten Meuterer auf Antrieb des mit Deportation bestraften Ellis ein Komplott zu gewaltsamem Ausbruche gemacht hatten, welches jedoh dem Gouverneur durch den ebenfalls verurtheilten De O'Neill noch zeitig mit Angabe der Zeit des beabsich: tigten Ausbruches entdeckt wurde. Bei Ellis fand man den Plan des ganzen Komplotts, dessen Ausführung wahrscheinlich viel Blut gekostet hätte. Der Gouverneur traf alsbald solche militai- rische Anstalten, daß jeder Versuch zum Ausbruche mißlingen muß. Die Behörde dürfte indessen, wie man glaubt, durch diefes Kom: plott veranlaßt werden, die Abführung der zur Deportation Ver- urtheilten zu beschleunigen.

Bei der jeßigen Dividenden-Zahlung hat die Bank von Eng- land als Betrag der Einkommen-Steuer 7 Pence von jedem Pfd, St. zurückbehalten. Diejenigen Dividenden: Empfänger, welche weniger als 150 Pfd. St. Einkoininen haben, müssen sich mit ihren Ansprüchen auf Rückvergütung der Steuer an die sür Ein: treibung der leßteren bestellten Commissaire ihres Wohnbezirks wenden, was natürlih unbequem und umständlich ist.

Die neuen konvertirten Portugiesischen Fonds sind heute zu- erst an der Londoner Börse notirt worden,

Am gestrigen Getraide: Markte war fremder Weizen 1 bis 2 Sh. niedriger; auch Englischer, wovon große Zufuhren aus Kent eingetroffen waren, wurde billiger verkauft,

5 London, 18. Okt. Das Herz thut einem weh, wenn man das Verzeichniß der Unglüklichen liest, die in Folge der neulichen Meutereien T a, worden sind. Viele werden deportirt auf 7, 10, 15 bis 21 Jahre, einige selbst lebenslänglich; noch mehr sind zu harter Zuchthausstrafe verdammt, von ein paar Tagen bis auf drei Jahre hinauf. Dabei is die Regierung, sind Richter und Geschworene im höchsten Grade nachsichtig gewesen; denn manche begangene Verbrechen waren von der Art, daß man sie hâtte man sie beim rehten Namen genannt würde haben mit dem Tode bestrafen können. Aber obgleich man Blutvergießen ver- mieden, welche unsägliche Masse von Leiden, unmittelbare, für die Verbrecher selbsk, und noch mehr mittelbare, für ihre großentheils unschuldige Familien! Hätte die Schule, hätte die Kirche mit den zusammengehäuften Menschenmassen gleichen Schritt halten, sie unterrichten, sie Úber ihr wahres Jnteresse hier und dort belehren fónnen; gâbe es fúr dieselben außerhalb ihres eigenen unwissenden, forrupten Kreises noch irgend eine Autorität, zu der sie mit Ver- trauen emporblickten, von der sle sich leiten ließen, so wäre noch Heil für sie, selbst wenn dann und wann Erwerb- und Brodlo- sigkeit verheerend unter sie einbricht. Jeßt aber hält sie nichts als Macht, physische Macht in Schranken die Polizei, das Militair, das Gefängniß, die Deportation, der Galgen! Die Richter mögen sich heiser predigen, der eine (wie der fluge Tindal) das Geseß auslegen, die Gränzen andeuten, wo rechtliches Stre: ben nah Verbesserung der Lage eines Arbeiters aufhört und das Verbrechen anfängt; er mag vorstellen, wie tyrannisch gegen An- dere, wie gefährlich gegen sich selbst, wie thöricht ihr Berfahren gewesen, oder er mag (wie der rasche Abinger) eine politische Vor- lesung halten und die Chartisten und die Anti:corn-lawo-league ver- dammen: es rúhrt die Leute nicht.

Der Ober- Nichter Tindal empfahl als das einzige wirksame Mittel, um Achtung vor dem Geseh, vor der bestehenden Ordnung ju erzeugen , christliche Depe, Auch ist die Kirche zu dieser hrer ersten Pflicht, die ärmeren olfsflassen zu unterrichten und zu leiten, erwacht; und zwar nicht nur der Klerus, sondern auch die Laien, wie aus den ungemein großen Anstrengungen, die von ein- zelnen, wie durch gemeinsame Beiträge zur Erbauung neuer Kir- hen und die Anlegung von Schulen, gemacht werden, hervorgeht. Aber die entfremdete Masse ist nicht mehr einzuholen; selbst wenn der Staat einschritte und man für jedes Tausend Menschen ein Gottes- haus errichtete und einen Prediger anstellte. Jo sie würde eine solche großartige Bestrebung nur als ein Neß betrachten, um sie zu fangen, und sich desto hartnäiger gegen deren Einfluß auflehnen. Nacürlich helfen ihnen dabei die Sozialisten und andere Ungläu:

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bigen, so wie die Protestantischen Dissenters und die Papisten, welche alle im Trüben zu fischen suchen, und jedes o Ee múhen der Kirche zur Bekehrung unsecer Massen, dis Des n- griff in ihr eigenes Gebiet ansehen, und 0 sehr auch E genen gegenseitigen Delivebungen auseinandergehen o T er ese gemeinschaftliche Sache, wenn es über die pa en 3 eg: ner hergehen soll. Dann haben wir auch Pen i n gro o _ e- spalt in der Kirche selbst, welcher durch 14 a 6 lein- liche Auskunftsmittel , welche man hier und da die Bischôfe an: wenden sieht, eher verschlimmert als geheilt wird. Der Bischof von London z. B. hat in einer Rede an seine Geistlichkeit die Puscyiten befriedigen wollen, indem er die Haltung des Gottes- dienstes am Heiligentage, welche in der Agende beibehalten worden, obgleich son lange praktisch vernachlässigt, die häufigere Feier des Abendmahls empfiehlt, das Umdrehen nach Osten beim Verle: sen der Symbole, das Predigen in wei en Chorhemden, das Seßen von Blumen und Wachskerzen auf den Altar, und anderes ähn- liches Werk gestattet. Aber er befriedigt sie keinesweges, da er nicht alles, was sie zurückbringen möchten, billigt und auf feines einen eigenen Werth legt, besonders aber weil er von ihren Lieb- lingslehren, die sie den Rómlingen so nahe bringen, nichts wis: sen will. Zugleich aber hat er diejenigen aufgeschreckt und gekränkt, die alle Formen für zu unbedeutend halten, als daß man ernstlich darüber reden soll, und die ihr Abscheu vor den Lehren Roms, vor aller Rükkehr zu einmal abgeschafften alten Gebräuchen zit- tern läßt. |

E Schottland hat sich der Riß in der Kirche in der Synode von Aberdeen dahin geäußert, daß dieselbe durch eine Mehrheit von 10 zum Gehorsam gegen den Staat, und folglich zum Unge- horsam gegen die Entscheidung der Allgemeinen Kirchen-Versamm- lung, erflärt hat.

Briefe von Jndien versichern, eine Uebereinkunft zwischen un- seren Generalen in Afghanistan und Akbar Chan sey auf der Ba- sis der Zurückgabe der beiderseitigen Gefangenen, worunter na- mentlich auch dessen Vater, Dosk Mohamed, sey, so gut als abge- sch{lossen; und unsere Truppen würden wo möglich noch dieses Jahr das Land räumen. Dagegen erwartete man unverzüglich ei- nen Krieg mit den Emiren von Sind, welcher uns in den Besiß des Unter-Jndus seßen würde.

Niederlande.

Aus dem Haag, 19. Oft. Die zweite Kammer der Ge- neralstaaten, die sich gestern und vorgestern mit der Verification der Vollmachten der neugewählten Mitglieder beschäftigte, hat die Herren Gevers, Luyken und van Dam van Jsselt zu Kandidaten für die Präsidentur erwählt.

Belgien. j

Antwerpen, 15. Oft. Das Belgische Dampfschiff „„Bri-

tish Queen“ ist am 28. September zu Îtew-York angekommen.

Bei seiner Ankunft wurde es mit einem Tonnengelde belegt, wel:

ches sich auf 9000 Fr. beläuft. Ferner sollen Eingangs-Zölle von

den Kohlen bei der Ausfuhr nicht E werden, und hier-

dur wird wieder ein Verlust von 5000 Fr. hervorgehen. Das

Belgische Schif „Mercator“ hatte ebenfalls diese ungewöhnliche Erhöhung des Tonnengeldes zu tragen.

Deutsche Bundesstaaten. Negensburg, 18. Okt. (Nürnb. K.) Gestern Abend hielten unter dem Jubel des in, zahlreicher Menge versammelten Volks durch die festlich geschmückten und beleuchteten Straßen Jhre Majestäten der König und die Königin, Jhre Königl. Ho- eiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Prinz Luitpold , die Erbgroßherzogin von Hessen, so wie die Ubrigen höchsten Herr- schaften, die dem ewig denfwürdigen Feste der Einweihung der Walhalla beiwohnen werden, in Regensburg ihren Einzug. Vor dem Gasthof zum goldenen Kreuz, wo Jhre Majestäten Jhr Ab: steigquartier genommen haben, war eine Ehrenwache mit klingen: dem Spiel aufgestellt, wie auch daselbst alle Königlichen, deppgarnlló Taxischen Behörden, das Offizier-Corps und der Magistratder nkunft Jhrer Majestäten entgegenharrten, und sogleich zur Aufwartung vor- gelassen wurden. Später war unterden Fenskern Jhrer Majestäten eine Nachtmusik von den Musik-Corps der Linie und der Landwehr. Heute früh begaben sich die Königlichen Gäste dur ein von der Schuljugend gebildetes Spalier nach dem Rathhause, wo Jung- frauen Zhren Königlichen Majestäten und Jhren Königlichen H0- heiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin im Namen der Stadt Fesjedieee überreichten, Jm großen Rathhaussaale selbst war eine Blumen- und Früchte- Ausstellung von der hier unter dem Protektorat Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen bestehenden botanischen Gesellschaft veranstaltet; eben so waren die Erzeugnisse der hiesigen Zucker-Fabrik, unter Anderem zwei riesige Kronen von Kandiszucker, zur Schau gestellt, und die Vorstände der Gesellschaft zur Beförderungder Seidenzucht übergaben Jhrer Majestät der Köni- ginund Zhrer Königl. Hoheit der Kronprinzessin Kleiderstoffe aus hiesi: ger Seide, die bei Brentano und Comp. in Augsburg gewirkt sind. Hierauf begaben sih die höchsten Herrschaften unter dem Geleite des gesammten Magistrats in das Residenz - Gebäude zur Besichtigung der dortigen Kunst: und historischen Sammlung, und um 12 Uhr erfolgte dann die Abfahrt zu Lande nah Walhalla, wohin schon vom frühen Morgen an ein großer Zudrang von Fremden wie Einheimischen stattfindet. Bei dem beispiellos nie- drigen Wasserstande, der der Dampfschifffahrt schon seit 4 Mo- naten nicht genug Fahrwasser darbietet, ist der Mangel an Pfer- den und Wagen um so fühlbarer, indem deren selbst um die hoch: sten Preise fast keine mehr aufzutreiben sind, und sich daher die meisten Fremden genöthigt sehen, zu Fuß nach der 25 Stunden entfernten Walhalla zu wandern.

A Dresden, 21. Okt. Die neue Oper „Ricnzi“ von Richard Wagner kam gestern zur Aufführung und hatte sich des günstigsten Erfolges zu erfreuen. Der an sich schône Stoff gewinnt durch eine frâftige Jnstrumentation, welche sich durch Neuheit und Originalität der Gedanken, so wie durch eine glückliche Vor- herrschaft der Harmonie úber die Melodie auszeichnet, Schon nach dem ersken und zweiten Akte, s0 wie am Schlusse wurde der Komponist gerufen. Allerdings war auch die Darstellung sowohl von Seiten der Kapelle, als der Darsteller vollendet zu nennen, und die Haupt-Partieen Rienzi, Adriano und Jrene wur- den durch Herrn Tichatsheck und die Damen Schröder: Devrient und Wüsk mit ungewöhnlicher Meisterschaft ausgeführt. Auch die äußere Ausstattung war prachtvoll und vorzüglich ein kriege- risches Ballet von trefflicher Erfindung und Wirkung, Noch erwähnen wir, daß auch die Dichtung selbst von dem Komponisten herrührt, dessen poetischem Talente namentlich die Zeichnung der Haupt-Charaktere Rienzi's und seiner Schwester Jrene gelungen ist.

Frankfurt a. M., 16, Oft. Die zu dem Festungsbau ta den westlichen Gränzen Deutschlands bestimmten Gelder, welche ei Rothschild liegen und ursprünglih 20 Millionen betrugen,

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sind bereits gekündet und werden wit nächstem i ; e O hrer Bestimmung

Altona, 18. Oft. Berichte aus Kopenhagen melden, da das Dânische Ministerium mit der Beurtheilung, einer ee reichen Ausarbeitung beschäftigt is, welche ein neues Rekrutirungs- System zum Gegenstande hat. Nach den darin aufgestellten Grund- ságen sollen in Zukunft alle Befreiungen vom Militairdienste auf- hôren und die allgemeine Dienstpflichtigkeit als Regel aufgestellt werden. Bekanntlich lastete der Militairdienst in Dänemark bis- de fast ausschließlih auf dem Bauernstande. Die Mannschaft oll danah in Rücksicht auf den Dienst in Friedens: und Kriegs- er in drei Kategorieen zerfallen, wovon die erste die regulairen

ruppen umfaßt, und deren Dienstzeit vier Jahre dauern soll; die zwei anderen Klassen scheinen eine Art Landwehr konstituiren zu sollen. Für die zweite is die Dienstpflichtigkeit auf acht Jahre, für die dricte auf vier Jahre in Antrag gebracht, so daß die ganze Dienstzeit sich im Grunde auf 16 Jahre erstrecken worde.

Oesterreich.

Wien, 15. Oft. (A. Z.) Die hier anwesende Deputation des Fürsten Michael hat am 12ten d. eine Audienz bei dem hie- sigen Russischen Gesandten, von Medem, gehabt. Die Mitglieder der Deputation waren mit dem ihnen gewordenen Empfang sehr zufrieden, ja, gehen {hon so welt, aus den Anstrengungen des Herrn von Medem auf eine bevorstehende Wiedereinseßung des Fürsten Michael zu schließen, Herr von Rückmann, der als Rus- sischer Geschäftsträger eine Zeit lang in Konstantinopel fungirt hatte, befindet sih in hiesiger Hauptstadt; auch Herr Duhamel soll hier erwartet werden. Der bei der hiesigen Russischen Bot- schaft angestellt gewesene Staatsrath von Struve ist im Begriff, nah St. Petersburg abzugehen; seine Frau und übrige Familie wird Jealien besuchen.

Der Gemahlin

Lemberg, 9. Oft. Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Ferdinand war bereits am Zten d. nah der Russischen Gränze abgereist, um daselbst Se. Majestät den Kaiser Nikolaus zu be- willkommnen. Se. Kaiserliche Hoheit ging über Brody nach Podberezbie, wo Se. Majestät am 7ten um 11 Uhr frúh eintraf. Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog ward von Sr. Majestät zum Diner geladen, welches in dem kleinen Gasthause des Ortes eingenommen wurde, Nachmittags seßte der Kaiser die Reise nah Warschau fort.

ier eingetroffen.

Jtalien.

Nom, 11. Oft. (A. Z) Die Richtigkeit der Versicherung mehrerer Blätter, daß das St. Petersburger Kabinet die mit Rom gepflogenen Unterhandlungen betreffs seiner katholischen Un- terthanen bei der dermaligen Sachlage abgebrochen habe, ist zu bezweifeln. Vielmehr traf hier in der Person des Hauptmanns Gregorieff aufs neue von St. Petersburg ein Kabinets - Courier mit wichtigen Depeschen ein. Dieselben dürften, wie Wohlunter- richtete versichern, neue Verhandlungen einleiten. Wenn dessen- ungeachtet die Abberufung des hier afkkreditirten bevollmächtigten Russischen Gesandten von Potemkin, und seine Ersezung durch einen Chargé d’Affaires wahrscheinlich bleibt, so wäre darin wohl nichts weiter als eine diplomatische Demonstration ohne Konse- quenzen zu erkennen.

Spanien.

A Santander, 11. Oft. Es wird Jhnen vielleicht nicht unangenehm seyn, den Eindruck kennen zu lernen, welchen auf mich das Betreten des Spanischen -Bodens machte. Es war sechs Uhr Abends, als man gestern mir und anderen Reisenden, die wir uns

Verbindung einzuschränken. Dadurh wird der ohnehin armen Bevölkerung der Erwerb noch mehr verkümmert, und die wenigen Einwohner, die Lust hätten, zu arbeiten, sehen sich genöthigt, aus Mangel an Beschäftigung und Lebens- Unterhalt, auszuwandern. Man versichert mich, daß jährlich nicht weniger als fünf Tausend Individuen nah Cuba und den Spanischen Kolonieen von hier aus auszuwandern pflegen, und daß die Hälfte davon unterweges

a

us Mangel an einer gesunden Nahrung zu Grunde geht. Die Regierung Espartero’s ist hier nichts weniger als beliebt.

Nur wagt man es nicht laut zu sagen, „denn“, sagte zu mir der Banquier, an den ih empfohlen war, „bei uns istes jeßt, wie ehemals in Venedig: die Mauern haben Ohren und Augen.“ Der Terrorismus leitet dieses Land mit eiserner Hand. Nur die Truppen sind gut genährt, gut gekleidet und auch so viel als möglich gut bezahlt. Man erblickt eine Menge gemeiner Soldaten, die mit Ehren- Medaillen und Ordenszeichen bedeckt

sind. Espartero wendet Alles an, um der Armee zu \{chmeichela

und sie für seine eigene Sache zu gewinnen. Es r Disziplin mehr in der Armee, i ee u E geahndet die größten Ausschweifungen und Unbilden; er begegnet dem Bürgersmann mit einer Verachtung, die wirkli empört. Der Paria in Jndien wird nicht so hart Begándte, als der S pa- nische Bürger von den Offizieren seines Vaterlandes. Was di: Väter, Mütter und Ehegatten von der Ausgelassenheit der Irupe pen auszustehen haben, Úbersteigt jede Beschreibung.

Die Plackereien, denen selbsk die inländischen Fahrzeuge von Seiten der hiesigen Zoll- und Hafen-Beamten ausgeseßt bleiben, sind ohne Ende und widersprechen am schlagendsten den verbreite- ten Gerüchten, als strebe die Regierung endlich dahin, der Spani- schen Handels:-:Marine einen neuen Aufschwung zu geben. Jeder Beamte in dieser Stadt benimmt sich wie ein König, schaltet und waltet nach Belieben; es giebt so viele verschiedene Geseße und

e | Verordnungen in der S TY g ; e L ospodar der Moldau, Fürst Sturdza, ist mit seiner | gen in der Spanischen Geseßgebung, daß die empörend

sten Mißbräuche der Amtsgewalt durch irgend ein altes Geseß gerechtfertigt werden kann. Das einzige Mittel, um mit den

| Spanischen Beamten in Frieden zu leben, ist die Bestechung.

Dabei muß man immer Acht geben, daß man nicht diesen oder jenen Beamten vernachlässigt, sonst erhebt sich unerwartet ein Hinderniß, welches abermals mit Gold aus dem Wege geräumt werden muß, und zwar immer theurer, als das erstemal. Wer

| diesen Weg nicht befolgt, der büßt es shwer, wie unser Schiffs- | Capitain, Als Spanier, der seine Landsleute gut kennt, hatte er

in Antwerpen auf dem Spanischen Kauffahrer „Serafin“ nach |

der Havana eingeschifft hatten, die Erlaubniß ertheilte, hier ans Land zu steigen, da unser Schiff den Rest seiner Ladung in diesem Hafen einzunehmen hat. Sie können sich denken, daß wir sogleich von dieser Erlaubniß Gebrauch machten. Doch welch ein Anblick bot sih unseren Augen dar, als wir die erste Straße von Sant- ander betraten. Ein ungeheurer Schwarm halbnackter Weiber mit ungekämmten Haaren, shmußigen Gesichtern umringten uns auf der Stelle und streckten uns die Hândz, um Almosen bittend, entgegen. Jch habe das Elend der Aegyptischen Bettler mit eige: nen Augen gesehen, und ungeachtet man sie gewöhnlich als das non plus ultra der menschlichen Entartung betrachtet, muß ich be- fennen, daß sie mir bei weitem nicht jenes ekelhafte Erbarmen einflôßten, als das hiesige Bettelvolk. Die Lazaroni von Neapel sind, in Vergleich damit, ein reinliches Volk. Die Straßen von Konstantinopel, die nie gekehrt werden, und wo hundertjähriger Unflath liegt, sind weit sauberer als diese Stadt, die an den Tho- ren Frankreichs sich befindet. Nichts in der Welt kann Jhnen eine Jdee von der wilden Vernachlässigung geben, worin hier die niederen Klassen der Bevölkerung shmachten. O, bei solchem Jam: mer vergißt man bald die blühenden Auen von Andalusien und die duftenden Gärten von Grenada. Was man wünscht, is, aus diesem Lande so bald als möglich heraus zu fommen. Man fürch- tet fortwährend von den zahllosen epidemischen Krankheiten, die hier wüthen und durch die Unreinlichkeit der Bewohner fortwäh- rend unterhalten werden, angesteckt zu werden, Jch habe ge- sucht, den Charakter dieses Volkes zu erforschen. Faul und trâge liegen Männer, Weiber und Kinder, Alles in bunter Vermischung, an der Sonne, und hee einzige Beschäftigung ist die Jagd nach den Jnsekten, die sie nähren. | N :

m grellsten Mom mit diesem traurigen Anblicke ist die wahrhaft verschwenderische Pracht einiger Reichen, die einen Luxus treiben, wie man ihn faum in den größten Residenzen Europa?s zu sehen gewohnt ist, Bei jedem Schritte fann man darauf rech- nen, die beiden Extreme in Spanien zu finden, hier gróßte förperliche Schönheit, dort abschreckende Scheußlichkeit; hier Kd- nigliche Pracht, dort efelhafter Schmuß; hier feiner Anstand und Würde, dort wilde Rohheit. Leider ist das bessere Extrem bei weitem seltener anzutreffen, als das traurige. Wenn man indessen bedenkt, welchen Nußen eine weise Regierung von diesem reizen: den, am vortheilhaftesten gelegenen Seehafen ziehen könnte, und damit die heutige Lage von Santander vergleicht, so erkennt man wit einem tiefen Webgefühle, welche Wunden der Bürgerkrieg die- sem unglücklichen Lande geschlagen hat, und wie lange es noch dauern wird, bevor Spanien den ihm gebührenden Rang unter den civilisirtesten Nationen von Europa wieder wird einneh- men können.

Santander könnte einer der wichtigsten Stapelpläße des Atlantischen Meeres werden , und dennoch befindet sich in diesem Augenblick nicht ein einziges fremdes Kauffahrteischiff in diesem Hafen. Dies zeigt mehr, als jede Beschreibung, wie tief der Spa- nische See - Handel gesunken ist; anstatt den Handels : Verkehr mit fremden Staaten zu begünstigen, scheint die Na Re- gierung von Madrid es darauf anzulegen, jede ähnliche Handels:

gleich gestern Abends die meisten Zoll- und Hafen-Beamten ge-

wonnen, damit man die ihm nothwendigen Papiere zur Abreise

auf übermorgen bereit hielte. Er vergaß aber, einem Hafen-Auf-

seher das übliche Trinkgeld zu geben, und während wir hofften,

übermorgen unsere Fahrt nah der Havana fortzuseßen, meldete

uns vor einer Stunde unser Schiffs-Capitain mit trauriger Miene,

daß wir vielleicht in funfzehn Tagen nicht würden abfahren kön- nen. Der Hafen-Aufseher sey diesen Morgen an Bord gekommen, und nach ciner strengen Durchsuchung des Schiffes habe er zwei Alabaster - Vasen gefunden. Da ein neuestes Geseß verordnef, daß feine Marmor - Arten nah den Spanischen Kolonieen aus- geführt werden dürfen , außer, sie wären Spanische Produkte, so wurden die beiden Alabaster-Vasen mit Beschlag belegt, und um dem Capitain einen derben Streich zu spielen, hat der Hafen- Aufseher in Madrid. angefragt, was er mit den Vasen thun soll, Bis die Antwort von dem Finanz-Minister zurúckgekommen seyn wird, müssen wir, wie die Griechen vor Troja, unthätig in diesem greu- lichen Nest mit unserem Schisfe liegen bleiben. Diese an sich unbedeutende Thatsache wird Jhnen einen Begriff von der hiesi: gen Verwaltung geben. Wenn wir nicht bald von hier abfahren, werde ih Jhnen nächstens mehr berichien; auf jeden Fall sollen Sie von der Havana aus weiter vou mir hören,

Portugal.

Lissabon, 10. Oft. Der Finanz-Minister hat die Anerbie- tungen der Lissaboner Bänk und der Confiança-Compagnie wegen Uebernahme der ausgebotenen Anleihe von 1100 Contos so ungün- stig gefunden, daß er für den Belauf Schaßkammerscheine ausge- ben und mit der Bank eine Uebereinkunft tresfen will, dieselbe zu pari anzunehmen,

Jn Porto is eine Gesellschaft FalschmÜnzer aufgehoben wor- den, welche Geld in ungeheurer Menge ausgemúnzt haben soll. Dn es heißt, sollen auch mehrere Fabriken der Art in Porto be-

ehen. Serbien.

Von der Serbischen Gránze, 9. Okt. (A. Z) Jn Serbien is gegenwärtig Alles ruhig; man erwartet in Belgrad täglich die Ankunft des Bestätigungs - Fermans zur Wahl des Alexander Georgewitsch aus Konstantinopel. Vor einigen Ta- gen hat Fürst Michael von der provisorischen Regierung von Ser- bien eine Mittheilung erhalten, worin er ersucht wird, sein in Bel: grad und überhaupt in Serbien befindliches bewegliches Vermögen binnen dreimal 24 Stunden an sich zu ziehen und aus dem Lande zu schaffen, da widrigenfalls die Regierung sih genöthigt sähe, zur Confiscation desselben zu schreiten. Der Fürst hat keine Maßre- gel getroffen, dieser Aufforderung Folge zu leisten; man will wissen, daß er binnen einigen Tagen Semlin verlassen und sich nach Wien begeben werde, was jedoch höchst unwahrscheinlich ist, es wäre denn, daß von Seiten der Pforte die Bestätigung der fraglichen Wahl erfolgte. Die Fürstin Ljubicza \heint die Nothwendigkeit eingesehen zu haben, alle früheren, der Pforte mißfälligen Rathge- ber von der Person ihres Sohnes zu entfernen, damit Leßterer der Pforte minderen Anstoß gebe. Wukschitsh hat den Ein- tritt des Ramadan mit einer Art von Pomp verkünden lassen, um sich in der Neigung der Belgrader Türken zu befestigen. “Das Wichtigste, was hier erzählt wird, ist die Mißbilligung des von dem Russischen General : Konsul in Belgrad beobachte- ten Verfahrens von Seiten des Russischen Kabinets, welches ihm eine starke Rüge darüber zukommen ließ, daß er als Russischer Konsul in der Note vom 7. September mit den Konsuln der anderen Mächte kollektiv auftrat; er habe dadurch Rußlands Verhältnisse zu dem Fürstenthum Serbien gänzlih verkannt. Diese Rüge deutet den Gang an, den der Hof von St. Petersburg in der Serbischen Frage einzuhalten beabsichtigt. Ès heißt, Alexa Simitsch, welcher sich mit Schekib Efendi nah Konstantinopel begeben hat, habe aus der Staats- Kasse bedeutend große Summen mitgenommen, um dort etwaige Anstände 20 die neue Ordnung damit aus dem Wege zu räumen. r Michael verweilt noch immer in Semlin, die Entscheidung der Pforte und Europa’s abwartend, die wahrscheinlich zu feinen Gunsten lauten wird; unterdessen hat er diejenigen Personen, welche die meiste Unzufriedenheit auf sich geladen, wie. ees seine Minister, aus seiner Umgebung entfernt. Rajewits® E bekanntlich in Serbien verhaftet und Stanitscits U S, dung Regierung Übergegangen. Radischewitsch ist E Protitsch bat nach Wien und Ste, Petersburg beau tragt, un