1842 / 305 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

wird derselbe ersuht, eine goldene Medaille anzunehmen, deren |

bereits angeordnet sey. ail teralo hat T im Gecraidehandel beschäftigtes hiesiges

zaus, die Firma Hunter und Coventry, seine Zahlungen einge- felt; die E wird indeß wohl nur temporair sega, wenn es wahr i, was der City - Artikel des Standard behauptet, daß die Passiva 100,000 Pfd. und die Ausskände nebst dem vor- râthigen Lager selbst zu den jeßigen Preisen 120,000 Pfd. betra: en. Auch das Haus E. R. Fonter, Viktualienhändler, hat mit 20,000 Pfd. seine Zahlungen eingestellt.

Berichte aus New-York vom Aten d. melden fask nichts Erwähnungswerthes. Jn Campeche, wo die Mexikaner noch nicht angekommen waren, bereitete man sich zu einem heftigen Wider- stande vor, doch fürchtete man, daß es ihnen gelingen werde, sich der Halbinsel Yucatan zu bemächtigen. ; '

Der Englische Getraidemarkt scheint für jeßt seinen niedrigsten Standpunkt erreicht zu haben. Die Nachfrage nach fremdem Weizen hat zugenommen, und \chödner rother Ostsee-Waizen würde um 1 Sh. höher bezahlt werden.

Ein furchtbarer Sturm hat Sonnabend und Sonntag im Kanal gewüthet, und fortwährend melden von der Küste einge-

hende Berichte von Schiffbrüchen und großem Verlust an Men- \chenleben und an Gütern. Auch aus Havre schreibt man von

diesem Sturm. Der Prinz von Wales is jeßt erst entwöhnt worden; er hat diese Veränderung in seiner Lebensweise sehr gut überskanden.

London, 29. Oft. (B. H.) Herr Blaburne is an die Stelle des verskorbenen Sir Michael O'Loughlin zum Archiv-Di- reftor von Jrland und Herr Duncan Mac Neill an die Stelle des verstorbenen Sir William Rae zum Lord - Advokaten von Schottland ernannt,

5 London, 28. Oft. Unsere Blätter nehmen jeßt weit mehr Notiz vom Deutschen Thun und Treiben wie sonsk. Die- ses is wohl zum Theil eine Folge der größeren Weltbürgerlichkeit der Engländer, welche ein langer Friede und genauerer Umgang mit der úbrigen Welt hervorgerufen hat. Hauptsächlich jedoch rührt es daher, daß das Deutsche Thun und Treiben überhaupt mehr Aufmerksamkeit erregt, weil es eben eine allgemeinere Be- deutung gewonnen hat. Namentlich hat man sih, wie natürlich, sehr lebhaft für die Verhandlungen des Zoll-Kongresses zu Stutt- gart interessirt. Es scheint, daß die Besorgnisse einiger unserer Fabrifzweige, daß der Zoll - Verein feindselige Maßregeln gegen Britische Manufakturen beschlossen habe, wenigstens übertrieben gewesen, und es läßt sih hoffen, daß, ehe es zu neuen Bera- thungen des Vereins kömmt, die Britische Regierung im Stande seyn wird, dem Verein solche Vortheile anbieten zu können, welche denselben vermögen werden, auch unsere Manufakturen günstiger zu behandeln. Alles deutet an, daß schon in der nächsten Session der Tarif weiter ermäßigt werden wird. Der Ausfall in der Ac- cise is der \hlagendste Beweis, daß das Fabrifk-Jnteresse tief lei- det, und unsere Aristokratie ist nicht so blind, daß sie nicht einsähe, mit dem Verfall von diesem müsse auch ihr Wohlstand verschwin- den, und daß in Ermangelung eines hinlänglichen Ertrags von den indirekten Steuern, ihre Güter den Ausfall erseßen müssen. Bei allen Oekonomen-Versammlungen, welche in diesen Tagen gehalten worden, war nur die Rede davon, durch welche Verbesserungen im Ackerbau und in der Viehzucht man mit dem Auslande konkur- riren fönne. Selbst der Morning Herald hat aller Erwar- tung entsagt, daß der Britische Ackerbau sich ferner auf den künst- lichen Schus von Zöllen verlassen könne, und fängt an, es für ein Glúck anzusehen, daß die ungeheuren Hülfsmittel, welche darin noch verborgen lâgen, nun durch die Gewalt der Umstände ans Licht gebracht werden sollten. Er nennt den verzagten Ton der Morning Posk Salbaderei, und zweifelt nicht, daß der der Na- tion eigenthümliche Unternehmungsgeist, unterskÜßt von großen | Kapitalien, auch in dieser Beziehung bald die Einfuhr von außen úberflüssig machen würde. Ja man hat bereits hier und dort An- stalten getroffen, die im Anfange so sehr verschrieene Zulassung von | ausländischem Vieh, und die {hon längst verstattete Einfuhr von | Pferden zur Verbesserung der Rind- und Pferdezucht zu benußen, | namentlih durh Schweizer Kühe und Deutsche Pferde. ZJn- | zwischen müssen noch viele Jahre vergehen, ehe solche etti: jh Úberflússig würden, und Deutschland könnte dabei in der Länge nur dann mit anderen Ländern, namentlih mit Amerika, konkur- riren, wenn die Schiffe, welche die Erzeugnisse bringen, auch Rück- frahten nehmen fönnen.

Die Untersuchung Úber den Tod eines Gefangenen zu North- leach ist geschlossen, und der Ausspruch der Jury trifft mit dem allge- | meinen Urtheil Überein. Der Regierung wird dadurch die Nothwen- digkeit aufgelegt, den Gutsherren, welche als Friedensrichter so große Unverantwortlichkeit besißen, die Verwaltung der Gefäng- nisse, und vielleicht noch andere Vorrechte dieser Art, zu entziehen. Selbst die Times erklärt, daß denselben, in Folge der Unwissen- heit, Vorurtheile und Leidenschaftlichkeit, welhe unter denselben als Klasse obwalten, keine unverantwortlihe Gewalt anzuver- trauen sey.

Niederlande.

Aus dem Haag, 27. Okt. Die zweite Kammer der Ge- neralstaaten hat am 26. Oftober in geheimer Sißung die Antworts- Adresse auf die Thron-Rede nach einer sehr lebhaften Verhandlung angenommen und zur Beistimmung an die erske Kammer abge- sendet. Ein Saß über den dffentlichen Unterricht ward mit 26

gegen 25 Stimmen aus dem Entwurf entfernt. Gegen di - worts-Adresse stimmten 6 italieni fernt. Gegen die Ant

Dánemartk.

Kopenhagen, 28. Oft. Dänische Blätter enthalten i ischen „Stände-Versammlung, | Jahre sind v die Prgvinziais Nord - Jütlènd zum Seit G radschlagen und die Wnidhe des Naltle ieettn deb Landes ju he c olfes Es Fut uns, daß dieser kurze Abschnitt ves vrgansimee fande

wirkens der Staatsgewalt und der Volksbild

gende Früchte für das Land gewesen if. Der Geiß des Voller 16 geweckt worden ; der Austausch der Gedauken, zuvor in enge G ä zen eingeschlossen, hat neuen Stoff und neue Entwickelung E wichtige Jdeen, auf das Wohl des Volkes, auf Wahrheit und Re Ls Einheit und Harmonie abzielend, sind hervorgetreten, und sind theils ver- wirklicht worden, theils erwarten sie Me Zeranreifen von einer künftigen Zeit; das esehmáßige Organ des Volkes, im Einklangemit dem redlichen Streben einer wohlmeinenden Regierung hat die Bahn zu einem beson- nenen und ruhigen Fortschreiten bezeichnet. Die Stände versammeln sich jeßt zum- viertenmale. Beseelt von Liebe zum Kbnige und zum Va- terlande, glauben sie im Geiste der Justitution zu handeln , wenn sie sih dem Throne mit Vertrauen nahen, um ihre Unterthanengefühle auszusprechen und Ew. Majestät ihre chrfurchtsvolle Huldigung dar- zubringen. Daß alle Unterthanen gleiche ee genießen , alle Kräfte gleichen Zutritt zur selbstständigen Entwickelung haben follen,

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dies ist Ew. Majestät aufrichtiger Wille und das Ï väterlichen Bestrebungen. Jn der lebendigen Uercenleer det nähren wir die zuversichtliche Höffnukg, daß wir keine Veranlassung geben, verkannt zu werden, wenn wir den Wunsch aus{prechen, da die Provinzialstände im Königreiche, so lange sie getrennt bleiben nach einander in beständigem und gleichmäßigem 9 ehscl zuí mmenbe- rufen werden mögen. Ew. Majestät haben geruht, viele wich e Geseh- Entwürfe und einige minder bedeutende Geseb-Aebeiten unserem Bedenken vorlegen zu lassen. Wir werden redlich dahin streben, die uns gegebetre ku

Zeit zu gewissenhafter Erwägung der Vorschläge Jhrer Majestät u der Wünsche des Volks anzuwenden. Wir wissen , daß unser aufge- kflärter und vaterländish gesinnter Kdnig unseren Verhandlungen mit lebhafter Theilnahme folgt, und wir leben der DONRNg daf unser Wirken nicht vergeblich seyn werde; nur dadurch kann die Fnstitution JFnteresse und Bedeutung für das Volk behalten, nur dadurch bleibt unsere Aufgabe uns werth und theuer. Es liegt uns in Ew. Ma- jestät Allergnädigster Bekanntmachung eine Gesammt - Uebersicht der seit leßter Session gefdrderten Geseß-Arbeiten, so wie der in Veran- lassung der ständischen Autrege erfolgten Allerhdchsten Resolutionen vor. Sie haben, Allergnädigster Kdnig, nicht geglaubt, allen unseren Anträgen , und darunter einigen der wichtigeren , Fhre Beistimmung ertheilen zu können, aber mehrere unserer Wünsche sind erhdct, und es ist unsere Hoffnung, daß andere, nachdem sie i

nähere Erwägung gezogen worden, sih den Allerhöchsten Bei- fall Ew. Majestät erwerben werden, Durch die bedeutungs- volle Einrichtung, die Frucht der Sorge Ew. Majestät für eine freie und selbstständige Kommunal - Verfassung auf dem Lande, is der Sinn für die allgemeinen, innerhalb der angewiesenen Sphäre lie- genden Fnteressen erweckt worden. Die ländliche Bevdlkerung hat mit dandbarer Anerkennung diese Gabe entgegengenommen, von wel- cher sih schon heilsame Früchte gezcigt haben, und es is zu hoffen, daß sle bei Entwickelung des Kommunalgeistes entsprechende Ver- besserungen wird erhalten können. Es i _ uns angenehm, zu er- fahren, daß die Wünsche der Stände hinsichtlich einer schnelleren Beendigung der Wege- Anlagen in der Provinz Allerhöchste Aner- kennung bei Ew. Majestät gefunden haben, und wir sehen mit Sehnsucht dem Endbeschluß in Betreff einer Angelegenheit cutgeen, die für die Communication in Jütland von so großer Wichtig- keit ist. Die Offenheit und Ausführlichkeit , womit der Zustand der Finanzen vor den Augen des Volks enthüllt worden i, und die hinsichtlih der Staatshaushaltung für die Gegenwart und Zu- kunft zugesicherte Oeffentlichkeit, hat den Ruhm Ew. Majestät im Lande selbs vermehrt und in fremden Ländern Aufmerksamkeit erregt. Das Volk und die Stände habeu mit beständiger Aufmerksamkeit diese wichtige Angelegenheit des Staats verfolgt, und wenn auch Ew. Majestät bei den verschicdenen von den Ständeu vorgeschlagenen, cine gute Finanz - Verfassung sichernden Formen Bedenken gefunden haben, so dürfen wir doch hoffen, daß die in dieser Hinsicht peanfer: ten Wünsche ein Gegenstand der abermaligen Prüfung von Seiten Ew. Majestät seyn werden. Wenn ein hochbegabter Fürst, der den Drang und das Bedúrfniß des Volkes kennt, und warme Gefühle für dessen Wohl hegt , sich die Aufgabe stellt , die Fnstitutionen des Lan- des weiter zu entwickeln , dann freut sih das Volk, und seine Auserwählten schließen sih dem edlen Fürsten an, damit die große Aufgabe durch gemeinschaftliches Streben zur Ehre des Könige und zum Heil des Landes geld werden mdge. Es ist von Ew. Majestät

anerkannt worden, daß die “eere bés der Provinzial-Stände eine |

zweckmäßige Entwickelung erhalten muß, und daß die verschiedenen Theile des Staats ein vereinendes Band erfordern. Ew. Majestät getreue Stände werden, in derselben Ueberzeugung, Jhren Vorschlag in dieser Hinsicht mit warmem und redlichem Eifer der ernstlichsten Prüfuns unterwerfen, wohl wissend, daß viel zu erwägen is und viele

erhäâltnisse in Betracht zu zichen sind, um den rechten Weg ju fin- den, der zum Ziele führt. So wie wir in der Ueberzeu- gung, daß Ew. Majestät alle Jhre treuen Unterthanen mit

leicher Liebe umfassen, die vollsiändige Hoffnung finden, daß Ew. Majestät Streben, in den Staatslasten und Vortheilen für die ver- schiedenen Theile des Staats age gard m bewirken, nicht vergebens seyn wird, so hofen-wir auch, daß es Ew. Majestät Weisheit gelin-

| gen werde, eine Trennung der verschiedenen Bestandtheile des Staats

abzuwehren, welche der Gedanke an die Zukunft möglicherweise édnnte befürchten lassen. Wir preisen uns glücklich, daß die Siche- rung der Zukunft unseres Vaterlandes in der Hand eines Fürsten liegt, auf dessen erhabene Persönlichkeit das treuergebene Volk seinen Blick mit Zuversicht gerichtet hat. Der allgütige Gott nehme Ew. Majestät unter Seinen gnädigen Schuß und verleihe Fhnen eine lange und Ge Regierung , reih an Freude für Sie und an Segen für das geliebte Dänemark.

¿Versammlung der Provinzial-Stände für Nord-Jütland, den 19. Oktober 1842. Allerunterthänigs: (gez.) Bruun. Funder.//

Antwort Sr. Majestät des Königs,

„Wir haben mit Allerhôchsiem Wohlgefallen von Unseren ge- treuen Fütländischen Provinzialständen eine Adresse entgegengenom-

| men, dîe so ganz dieselben Gefühle von Herzlichkeit, von Untertha-

nen-Vertrauen nnd Ergebenheit ausspricht, wie diejenigen, mit wel- chen Unser liebes und treues Fútländisches Volk Unser Vaterherz erfreut hat, als Wir im verwichenen Sommer es besuchten, um Uns Selbst zu Überzeugen, was dazu dienen könne, fernerhin scin Bestes

| zu befördern, um Selbst an Ort und Stelle die Wünsche prüfen und | erwägen zu können, die Uns vorgeäigt werden möchten. Dieses Ver-

trauen und diese Liebe, die Uns solchergestalt von Unserem treuen Volke selbs, so wie von dessen Repräsentanten, bewiesen worden, sind Uns eine angenehme Bega und eine werthvolle Belohnung bei Unseren Bestrebungen, das Wohl Unserer lieben Untecthanen zu fdrdern und ihnen eine glückliche Gegenwart und Zukunft zu berei- ten und zu sichern. Und wenn solchergestalt das Volk und dessen Organe sich mit vollem Vertrauen Uns anschließen und in Uceberein- stimmung mit Uns wirken, so dúrfen Wir auch hoffen, jenen Unseren hôchsten Wunsch erfüllt zu sehen, und so muß und wird der Fortschritt in Allem, was dazu dienen kann, die Volkswohlfahrt zu vermehren und zu befestigen, sicherer und stätiger werden, wozu Gott setnen Segen verleihe. Wir versichern Unsere getreuen FEn Eren Provinzialstände Unserer Königlichen Huld und Gnade, und wün a ihnen Glück, da Wir sie von einem redlichen Willen, zum Besten ihrer Mitbürger und des geliebken Vaterlandes zu wirken, beseelt wissen. Gegeben auf Unserem Schlosse Sorgenfrei, den 25. Okto- ber 1842, Christian R.“

Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 30. Okt. Die Königl. Sächsische Armee hat in diesen Tagen von neuem einen würdigen Veteranen verloren, Am 21. Oktober starb hier, 78 Jahr alt, der General-Major der Jn- fanterie und Muster-Jnspektor, August Wilhelm Ernst von Hake, Senior seines weit verzweigten Geschlechts.

Desterreich.

Prag, 26. Oft. Unsere Stadt wurde heute durch ein Leichenbegängniß in Bewegung geseßt, das, einem unserer edelsten Mitbürger geltend, zugleich ein erfreuliches Zeugniß der Sinnesweise der hiesigen Bewohner bildet, Der Fabrikant L. Jerusalem wegen seiner vielen Bürgertugenden kürzlich vom Kaîser mit dem Prä- difate „Edler von Salemfels“ in den Adelsstand erhoben hatte als Directions-Mitglied unseres Gewerbe-Vereins die Mission zur Berichterstattung über die Mainzer Jndustrie - Ausstellung über: nommen, wo er an einem ahfangs unscheinbaren Leiden erkrankte, das jedoch nach einem dreiwdehentlichen ranfenlager seinen Tod her- beiführte. Er war ein Vater der Armen, nicht nur seiner Jsraeli- tischen Glaubensgenossen, sondern oller, die seiner skets bereitwilligen Húlfe bedurften, überall in erster Reihe, wo es Förderung ge- meinnüßiger Zwecke galt, und so war die allgemeine Theilnahme

leicht begreiflich, als gestern die Nachricht seines Todes gleichzeitig mit seiner von Mainz hierher gebrachten Leiche eintraf.

Spanten.

A Paris, 27. Oft, Laut Berichten aus Madrid vom 19ten d. M. geht die Spanische Regierung ernstlich mit dem Gedanken um, die Cortes, sobald dieselben das Budget votirt haben werden, aufzulôsen, damit die Frage über die Majorennität der Königin, ga die Anhänger des Jnfanten Don Francisco de Paula in eh nächsten Session aufwerfen wollen, nicht zur Sprache kommen d nne. Espartero fürchtet mit um so größerem Rechte die Jntriguen Do Infanten Don Francisco de Paula, oder besser der Jufantin

onna Carlota, als diese Beiden den Wunsch, ihrem ältesten Sohne zur Hand der Königin abella's der Zweiten zu verhelfen, faum mehr geheim halten. ie Abneigung, welche die Spa- nische Nation gegen fremde Herrschaft von jeher bewies, fördert ungemein die Projekte des Infanten E Fran- cisco, da die Spanier den Sohn desselben, als Spani- schen Prinzen, jedem auswärtigen Fürstensohn bei weitem vor- ziehen würden. Die wahrhaft Königlichen Ehrenbe eugungen, welche man dem Jnfanten Don Francisco und seiner Familie in Saragossa, wo sie gegenwärtig sich aufhalten, erweist, geben Espartero viel zu denken, und er will, es koste was es wolle, die- sen gefährlichen Nebenbuhler, der ihm die Macht streitig machen möchte, in seinen Bemühungen aufhalten. Dazu wird die Auf- lösung der Cortes dienen, worin der Anhang des Jnfanten ziem- lich stark zu seyn scheint. :

Die Versuche des Herrn Calatrava, eine neue Anleihe zu negoziren, sind, wie Sie wissen, längst mißglückt. Die Geldnoth der Regierung wird indessen immer dringender, Herr Calatrava hat einen neuen Finanzplan vorbereitet, welchen er den am 1Aten k. M, zusammenkommenden Cortes vorlegen wird. Nach diesem

lane hofft er, durh die Kreirung neuer Steuern 300 Millionen

ealen zu gewinnen, womit er zuerst das für das Jahr 1843 sich ergebende Defizit, welches er auf 20 Millionen Realen anschlägt, decken würde, die übrigen Summen würden dann dazu dienen, den rückskändigen Sold der Truppen und der Staats: Beamten, so wie die dringendsten Bedürfnisse des Staatshaushalts, zu be- freies, Die meisten Journale haben unlängst das Gerüchk ver- reitet, die Ex- Regentin Marie Christine gehe mit vem Vorsaß um, einen Theil dres Vermögens zu der neu ausgeschriebenen Spanischen Anleihe zu verwenden. Wer die Verhältnisse zwischen der Ex-Regentin und Espartero nur von weitem kennt, mußte natürlich auf- fallend finden, daß die Königin Marie Christine mehrere Millionen, die sie in der Französischen und Englischen Bank angelegt hat, der Gefahr eines Bankerotts der Spanischen Finanzen ausseßen wolle. Erkundigungen, die ih aus der besten Quelle schdpfe, geben mir Über die Ursache des jedenfalls unbegründeten Gerüchtes den wah-

ren Schlüssel. Die Padua der Quesilber - Bergwerke von

Almaden, welche das Haus Rothschild in Händen hat, is daran, abzulaufen. Die Gebrüder Rothschild, welche bei diesem Handel jährlih mehrere Millionen gewinnen, wünschen nichts lieber, als den Pachtungs-Vertrag unter den nämlichen Bedingen, wie bis- ber, zu erneuern. Sie finden aber an dem reichen Spanischen

anquier Salamanca einen gefährlichen Mitbewerber. Der Agent des Hauses Rothschild in Madrid hat alles Mögliche versucht, um den Herrn Salamanca zu bewegen, sih nit als Konkurrent für die Pachtung der Bergwerke von Almaden zu stellen. Herr Salamanca blieb fesk auf seiném Entschluß und unternahm zu die- sem Ende vor kurzem eine Reise nah London und Paris, um mit seinen Korrespondenten die Anschaffung der nothtwoendi- en Kapitalien zu betreiben. Man erfuhr, daß er während feines Aufenthaltes in Paris bei der Königin Marie Christine, der ex, im Vorbeigehen gesagt, immer treu und ergeben blieb, eine lange Audienz hatte, und da man den wahren Zweck seiner Reise nach London und Paris genau kannte, so zog man aus jener Au- dienz bei der Ex-Regentin den Schluß, leßtere wolle dem Herrn Salamanca Geldvorschússe machen. Die nicht so genau Unter- richteten meinten, diese Geldvorshússe könnten nur dazu dienen, dem Herrn Salamanca die Uebernahme der neuesten Spanischen Anleihe zu erleichtern, und so verbreitete sich ein solches Gerücht von der Börse von Paris in ein Englisches Blatt, und machte dann die Runde in allen fremden und einheimischen Blättern, ohne daß an der ganzen Geschichte ein wahres Wort wäre.

Serbien.

Von der Serbischen Gránze, 20, Oft. (Schle s. Z.) Seit einigen Tagen hat Wucsitsch, um seinen Verfolgungen mehr den Schein eines Rechtes zu geben, eine Kommission in Belgrad ernannt, welche gegen politische Verbrecher Untersuchungen einlei- ten und ein Gericht, welches gegen dieselben erkennen soll. Beide neugeschaffene Revolutions-Aemter befinden sich im abgeschlossenen Garten des Handelsmanns Manojlo Stephanovitsch, damit Nie- mand das Verfahren derselben beobachte, wovon man sich aber bei dem Tigersinn des Wüucsitsh, der Ankläger und Richter in Einer Person is, leicht einen Begriff machen kann. Um das Haus herum is ein Theil des bewaffneten Wucsitschschen An- hanges mit 8 geladenen Kanonen poskirt, um jede mögliche Be- wegung zu Gunsten der Unglüklichen im Keime ersticken zu kön- nen. Leider befindet sich unter den Verhafteten auch der Uschißaer Bezirks-Kommandant, Oberst Mitschitsch, auf welchem noch viele Hoffnung der loyalgesinnten Serben ruhte; er flüchtete sich nach dem mißlungenen Versuche gegen die Wucsitschsche Empörung, da fein anderer Ausweg ihm úbrig blieb, úber die Save nah Bos- nien, wurde aber von den dortigen Türkischen Behörden verhaftet und mit Ketten beladen nah Belgrad geliefert. Hier ließ ihn Wucsitsh auf einen mit Ochsen bespannten Wagen binden und unter allerlei Mißhandlungen durch alle Gassen der Stadt zum bffentli- chen Gespdtte herumführen; dann wurde er ebenfalls in die efel: hafte Grube Vracsar geworfen. Jeßt ist nur von, auswärtiger Verwendung noch Hülfe zu hoffen, und so beeráte für die Sache des Fürsten Michael die Nachrichten von Türkischer Seite lauten, so ermunternd lauten sie von jeder anderen, besonders von Ste, Petersburg und Wien, so daß noch keinesweges zu verzweifeln is, Auf seiner Durchreise durch Semlin hatte Herr von Titoff mit dem Fürsten Michael und mit dem Russischen Konsul in Belgrad, welcher deshalb nach Semlin fam, eine längere Kon-

ferenz. Brafilien.

.— Niío Janeiro, 13. Aug. Zwar if der Kampf in Minas Geraes noch nicht beendigt; indessen al er a Besorgniß mehr. Wie in S, Paulo weichen die Rebellen auf allen Punkten zurück; ihre wichtigsten Städte sind bereits in den Händen der Regierung, und selbsk wenn ein gestern hier zirkuli- rendes Gerücht sich bestätigt, wonach jene Ours preto, die Haupt- stadt der Provinz, eingenommen hätten, würde dies wenig bedeu- ten, da der Baron Caxias ihnen auf dem Fuße folgt. Je weiter sich so der Kampf nach Norden, in die weniger bevölkerten Theile der Provinz zieht, desto weniger politische Bedeutung hat er; er

verwandelt sich Be mehr in Raub- und Mordthaten, denen freilih gerade in solchen Gegenden {wer ein Ziel zu seßen ist. Allein die Hauptschwierigkeit für die Regierung kommt nun erst : die Geldfrage, die Verfallzeit der Exchequer-:Bills rúckt heran, und noch weiß man nicht, wie das Geld beschafft werden soll. Jndeß nähert sich auch der November, und mit ihm, nach der Brasilia- nischen Auslegung, das Ende des Träktats mit England; England aber beharrt bei seiner Auslegung, wonach der Vertrag bis 1844 fortbesteht ; wie sich das entscheiden soll, ist noch nicht acgunton.

Mit dem leßten Paketboote traf hier ein Attaché der Bra- silianischen Legation in Wien ein mit der Nachricht, daß der Hei- raths- Kontraft zwischen dem Kaiser von Brasilien und der Schwe- ster des Königs von Neapel unterzeichnet worden is, weshalb vo- rigen Sonntag ein Tedeum gesungen und die Stadt drei Tage erleuchtet worden is, Man arbeitet nun an der Ausrüstung der Schiffe, die nach Neapel gehen sollen; die Gesandtschaft, welche die Kaiserin abholen wird, ist noch nicht bestimmt; man sagt je- doch, daß Aureliano, der Minister der auswärtigen Angelegenhei- en: und der Baron von Caxias die meisten Aussichten hierzu aben, Se. Königl. Hoheit der Prinz Adalbert von Preußen wird jest täglich erwartet und wäre us wohl (chon hier, wenn wir nicht in der lebten Zeit beständig West- und Südwest - Wind ge- habt hâtten ; wer in diesen Tagen hier angekommen wäre, hätte freilih feine sonderlihe ZJdee von dem gepriesenen Klima Rio's befommen.

Inland.

Verlíiu, 2. Nov. Seine Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht, dem Staats-Minister von Rochow die Anle- gung des von Sr. Majestät dem Könige von Bayern ihm ver- liehenen Großkreuzes vom Verdienst-Orden der Bayerischen Krone zu gestatten.

Breslau, 30. Oft. (Bresl. Z.) Jn der Kaserne des 11ten Regiments (1e Compagnie) wurden gestern früh sechs Soldaten, die in einem Zimmer und einer daran stoßenden Kam- mer \cliefen, von Kohlendampf erstickt, sämmtlich in besinnungs- losem Zustande gefunden. Einer davon war, troß aller ange- wandten Versuche, nicht wieder ins Leben zurückzurufen. Bei den Anderen hatten diese Bemühungen glücklichere Resultate, doch waren auch sie spât am Abend noch besinnungslos, Bemerkens- werth ist es, daß gerade derjenige Mann, welcher nicht im Zim- mer, sondern in der Kammer schlief, das erske und, wie zu prnn steht, einzige Opfer wurde. Drei andere Militairs, in dem nâm- lichen Zimmer einquartiert, hatten zufällig in der nämlichen Nacht Wachtdiensk und wurden dadurch vor dem traurigen Ge- {ick ihrer Kameraden bewahrt. (Späteren Nachrichten zu- folge, waren von den fünf Übrigen bereits vier wieder hergestellt.)

Stettin, 31. Okt. Die Resultate der diesjährigen, in der diesseitigen Provinz rasch beendigten Getraide-Aerndte laffen sich eßt mit ziemlicher Sicherheit beurtheilen. Jm hiesigen Regierungs-

ezirk war der Ertrag des Weizens zufriedenstellend, weniger der des Roggens, der des Sommer - Getraides meist reichlich , so daß der Körner-Ertrag etwa um ein Drittel höher angenommen wer- den fann als im vorigen Jahre. Auf Feldern von sehr trockener Lage is das Getraide allerdings nur nothreif geworden; im All- Wegen zeichnet es sih aber durch Schwere der Körner aus,

ie Kartoffeln sind auf feuchtem Boden recht gut gerathen, auf trockenem dagegen schlecht, da sich auf hoch belegenen Feldern nur wenige und kleine Knollen an den Stauden fanden. Auch die Runkelrüben gewähren nur einen geringen Ertrag. Auf feuchten und berieselten Wiesen, denen es bei der langen Dürre nicht an Wasser mangelte, fiel der zweite Schnitt reichlich, auf trockenen Wiesen dagegen sehr kärglih aus; auch der zweite Kleeschnitt war wenig ergiebig und die hohen Weiden ge- währten fein Futter. Feldmäuse, Kohlraupen und Engerlinge ver- mehrten sih ungewöhnlich stark und richteten, ei s belbavers unter den Kartoffeln vielen Schaden an. Jm Regierungs-Be- zirk Köslin ist die Getraide- Aerndte neben einem bedeutenden Strohgewinn als eine sehr gute Mittel-Aerndte anzusehen, dagegen fiel der zweite Wiesenschnitt nur gering aus. Die Kartoffeln, deren Aufnahme noch nicht beendigt ist, versprechen keinen beson- deren Ertrag; dagegen giebt das Obst, vorzugsweise das Kernobst, eine reichliche Ausbeute, Jm Regierungs - Bezirk Stralsund hat das Winter: Getraide durchgehends einen geringen Ertrag gewährt, ist dabei aber von vorzüglicher Beschaffenheit. Das Sommer- Getraide is gut gerathen, Stroh und Gras sind im Wusche sehr zurückgeblieben und lassen für den bevorstehenden Winter Futtermangel befürchten, Die Maul- und Klauenseuche unter den Thieren mit gespaltenen Hufen dauert fast noch in ganz Altpommern also beinahe seit einem Jahre fort, und hat hinsichtlich der Kühe sehr nachtheilig auf den Milh- und Butter-Gewinn einge- wirkt, Die. Butter steht deshalb überall in einem ungewödhnlih hohen Preise und ebendasselbe findet auch mit den Kartoffeln statt. Da leßtere das Haupt-Nahrungsmittel der ärmeren Volksklasse, namentlih der Bewohner Hinterpommerns, ausmachen, das Salz aber zu deren Genuß ein unentbehrliches Gewürz bildet, so ist die in Aussicht gestellte Ermäßigung des Salzpreises für jene Volks- klasse von hoher Bedeutung, und es wird derselben als einer wahren Wohlthat mit Verlangen entgegengesehen. Was den Handel Stettins betrifft, so hat das Einken der Preise auf dem Englischen Getraide - Markt eine nachthei- lige Wirkung auf den hiesigen Getraide - Verkehr, welcher zugleich bei dem fortwährend niedrigen Wasserstand der Flüsse der erwarteten Weizen- und Roggen - Zufuhr entbehren mußte, äußern müssen. Auch blieb der Fall mehrerer Englischen Hand- lungshâuser, wie es die Verzweigungen des faufmánnischen Ver- kehrs mit sich führen, nicht ohne Wirkung auf den hiesigen Plaß und führte bei schwanfkendem Vertrauen zuleßt eine große Ge: shäftsstille herbei. Jm Waaren - Verkehr fand nur ein geringer Umsas statt, und die Schiffs - Frachten blieben fortwährend auf ihrem bisherigen niedrigen Standpunkte.

Swinemüude, 30. Oft. Die hiesige Stadtverord- neten - Versammlung hat den Beschluß gefaßt, daß jeder Bürger, welcher sich eine Mahl- oder Schlachtsteuer-Defraudation zu Schul: den fommen läßt, das erstemal mit zweijähriger, das zweitemal mit fünfjähriger und das drittemal mit gänzlicher Entziehung der bürgerlichen hrenrechte bestraft werden soll.

Kóln, 28, Oft. (A. Z.) Gestern und vorgestern fand hier die elfte General-Versammlung des Rhein-Preußischen landwirth: schaftlichen Vereins statt. Der Präsident der Gesellschaft, Frei: herr n Carnap, erdffnete vorgestern die zahlreiche Versammlung um Uhr in dem Tempelhause, in dessen Näumen eine Menge

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landwirthschaftlicher Geräthe und Modelle, so wie viele merkwür- dige Pflanzen und Früchte jeder Art, aufgestelt waren, Der Bericht Über die Wirksamkeit der Gesellschaft im dritten Jahre ihres erneuerten Bestehens ließ erkennen, daß die Fortschritte des Vereins und sein Einfluß auf die Landwirthschaft der Rhein- Provinz stets bemerkbarer hervorzutreten beginne. Unter Anderen erwähnte der Bericht" des Aufshwunges, welchen der in vielen Theilen der Provinz sehr wesentliche Flachsbau durch die von einer Actien-Gesellschaft beabsichtigte Anlage einer Flachs - Maschi: nen- Spinnerei in Neuß hoffen dürfe, welches Unternehmen, so- bald die Summe von 150,000 Rthlr., wovon bereits 128,000 Rthlr. gezeichnet seyen, zusammengebracht, nah der Bemerkung des an- wesenden Bürgermeisters, Herrn Loerick, beginnen könne.

Während zu den statutenmäßigen Wahlen der Vorstände ge- schritten ward, nahmen die Verhandlungen ihren Fortgang; man erwähnte die Verhältnisse der Zeitschrift und eine nothwendige Vermehrung (hres Inhalts, um ihr die vielfah gewünschte prak- tischere Richtung zu geben, ohne sie dem wissenschaftlichen Stand- punkte zu sehr zu entfremden; durch Zugabe eines halben Druck- bogens, welcher für die Anzeigen und Bekanntmachungen als Bei- blatt bestimmt wird, soll diese S Sa S und größere Verbrei- tung bewirkt werden, Der Herr Ober-Präsident von „Schaper hâlt die Vertheilung des Blattes an die Gemeinden für zweck- förderlih und versprah, seine Verwendung hierfür eintreten zu lassen, welche Geroogenheit die Bersammlung um so dankbarer er- kannte, als Herr Professor Kaufmann bereits frúher diesen Antrag o den betreffenden Behörden vergeblich gemacht zu haben mit- theilte,

Der Judépendant über die Zoll-Vereinigung zwischen Belgien und Frankreich.

Das Projekt der Zoll:Union zwischen Belgien und Frankreich scheint in Belgien selbst immer mehr Anhänger zu verlieren. Es iebt sich selbst in den Belgischen Blättern, die bisher eifrige ertheidiger dieser Maßregel waren, eine gereizte Stimmung ge- gen Frankreich fund, was sich wohl hinreichend aus der unpassen- den Weise erklärt, in der die Französischen Blätter, und nament- lich der Constitutionnel, stets den einseitig Franzöósisch-po- litishen Gesichtspunkt als den Hauptzweck der Unterhandlungen hervorheben. Der Jndépendant, welcher gewöhnlih als mi: nisterielles Blatt betrachtet zu werden pflegt, bespricht diesen Ge- genstand aufs neue in mehreren Artikeln mit gründlicher Aus- führlichfeit, Wir theilen nachstehenden Auszug daraus mit: „Wir haben stets“, sagt das genannte Blatt, „das Projekt einer Handels: Verbindung mit Frankreich unterstüßt, weil offen- bar Franfreih der natúrliche Markt für die Erzeugnisse einiger Haupt - Jndustriezwoeige Belgiens is, Beide Seiler werden zu einander hingeführt durh die Gewalt der Um- stände, durch ihre Nachbarschaft, durch alte Gewohn- heiten, die in die Sitten übergegangen sind, durch das Gemeinsame der Sprache (?), der Religion, der Abstammung (?) und der politischen Prinzipien, so wie durch die innige Verwandtschaft der Dynastieen.“ Der Jndépendant fährt sodann fort, daß er Alles, was darauf abzweckte, die Bande zwischen Frankreich und Belgien enger zu knüpfen, stets eifrig vercheidigt und dies neuerdings bei Gelegenheit der Convention vom 16. Juli dargethan habe, indem er vornehmlich darauf hingewiesen, daß diese Maßregel de facto ein Schritt zn einer Allianz sey, welche die Jnteressen beider Län- der zufriedenstellen werde. An und für sich betrachtet, lasse sich zwar Manches gegen diese Convention einwenden, da Belgien hinsichtlih des Absatzes seiner Leinen- Waaren in Frankreich da- durch in eine Lage verseßt werde, die schlechter sey, als die, worin es sich im Jahre 1832 befunden habe; allein die Folgen die- ser Convention seyen ungeheuer, indem dieselbe mächtig dazu beitragen werde, die Besorgnisse der Französischen Jndustriellen Uber die Wirkung der Aufhebung des Prohibitiv:Systems zu zer- streuen. Jn diesem Sinne habe er sih, und wie es scheine, mit einigem Erfolge, darzuthun bemüht, daß der Beschluß vom 28, Au- gust in Bezug auf die Einfuhr Deutscher Weine und Seidenwaa- ren den Französischen Jnteressen durchaus keinen Nachtheil ver- ursachen könne, Als ein aufrichtiger Vertheidiger jeder fommer- ziellen Annäherung an die benachbarten Völker, und namentlich an Frankreich, habe er jedoch darthun zu müssen geglaubt, daß daß die Französischen Zndustriellen die Stärke der Belgischen Konkurrenz zu sehr übertrieben und daß sie sehr mit Unrecht glaubten, eine Allianz werde die Schließung ihrer Werkstätten und Hüttenwerke zur Folge haben. Er habe geglaubt, daran er- innern zu müssen, daß einige Belgische Jndustrielle, welche so leb- hafte Besorgnisse affektirt hâtten, nur so viel produzirten, als das Land konsumire, was ofenbar den Vortheil auf Seiten Frank- reichs stelle, indem dieselben Jndustriezweige dort verhältnißmäßig weit mehr produzirten, da sie nicht nur die ganze innere Con- sumtion, sondern auch eine Ausfuhr, die nah Hunderten von Millionen zähle, allein befriedigten, Jm Falle einer innigen Allianz mit Frankreih würden die Deutschen und Englischen Wollen- und Baumwollenzeuge durch die Französischen von dem Belgischen Markte verdrängt werden, während Belgien kein Aequi- valent dafür in Franfreih fände. Endlich würde auch den Fran- zösischen Fabrikanten die Konkurrenz dadurch erleichtert, daß sie das Eisen, die Steinkohlen und die Maschinen wohlfeiler erhielten, als bisher. „Da es jedoch andererseits geschehen kann (und wie man aus Paris erfährt, so scheint dies leider wirklih der Fall zu seyn), daß die edelsten, loyalsten Absichten, daß die richtigste Würdigung des Zustandes beider Länder nicht hinreiht, um den Widerstand und die Coalition der Französischen ZJndustriellen zu besiegen, so haben wir daran erinnern wollen, daß unsere Jndustrie sich nicht in einem verzweifelten Zustande befindet, daß, wenn wirklich eine Unbehaglichkeit und selbsk großer Nothstand vorhan- den ist, es Belgien auch nicht gänzlich an Mitteln fehlt, dem ab- zuhelfen. Wir haben gleichwohl nicht verschweigen zu müssen ge- laubt, daß die Eisen-Jndustrie einiger Erleichterungen für den Absas ihrer Produkte in Frankreich bedarf, wenn sie aus ihrem gegenwärtigen Zustande sich erheben soll; al- lein wir verhehlen eben so wenig unsere Ueberzeugung, daß es im FIntevesse T e E Eee Absas zu erlei ch- tern, und da e Franzostsche Eisen: Jndustrie dadu beeinträchtigt wird. : As M „Die Französischen Journale sind im Allgemeinen der Han- dels-Union günstig; allein die meisten machen zu Gunsten derscl- ben Rüsichten geltend, die ihrem Zwecke geradezu entgegen sind. Nichts scheint uns in der That mehr geeignet, Bel- R von einem solhen Projeft abzuschrecken, als ihre aisonnements. Auf eine rohere Weise, als es von diesen Blättern geschieht, kann man den Gedanken unmöglich ausdrücken,

Verschmelzung beider Länder, zu der friedlichen Eroberung und vollständigen Absorbirung Belgiens durch Frankreih sey. Wir beklagen uns nicht úber diese Sprache, im Gegentheil, wir danken ihnen dafür, weil Belgien daraus CFREDFA fann, welches Loos man ihm jenseits der Gränze bereitet, wenn es nicht auf seiner Hut ist; wir wissen jeßt, was wir in Betreff der Folgen des Vereins zu erwarten Bm Fee en welche Sesayres wir uns zu \{chüßen haben. ir baben bereits einige Auszúge aus Französischen Blättern und Zeit- schriften mitgetheilt und werden deren noch mehrere mittheilen. Wir lenken zuförderst die Aufmerksamkeit unserer Leser auf einen Artikel des Constitutïonnel. Es heißt darin: „,„Wir begrei- fen sehr wohl, daß Belgien seine Handels-Beziehungen zu Frank- reich auszudehnen wünscht, und daß seine Jndustrie bei uns Ab- saßwege sucht, welche die anderen benachbarten Länder ihm keines- weges bewilligen. Allein man muß gestehen, daß Belgien uns auf dem Wege der Konzessionen, den wir betreten haben, nicht ermu- thigt pee Jn politischer wie in kommerzieller Hinsicht giebt das Verfahren Belgiens gegen uns zu dem schärfsten Tadel Anlaß. Wir wissen längst, daß die Dankbarkeit nicht zu den Tu- L der Belgier gehört; allein mindestens sollten sie das

efühl ihrer gegenwärtigen Lage und ihrer Zukunft haben, d. h. sle sollten wissen, daß Belgien ohne den Beistand Franfk- reichs stets nur eine shlecht gesiherte Existenz haben wird, und daß es nur bei uns wahrhafte und dauernde Hülfs- quellen fúr seinen auswärtigen Handel finden fann.““

, Weiterhin heißt es: unBelgien ist uns noch die Kosten für die Expedition nah Antwerpen schuldig, Es ist bisher unmöglich gewesen, zu einer Liquidirung zu prlongen, Bel- gien bestreitet selbst die Gültigkeit dieser Schuld, obgleih wir un- sere Forderung auf eine fast (Acherliche Weise reduzirt haben, Es

daß der Handels-Verein eine sichere Anbahnung zu der politischen

handelt sih in der That nur noch um eine Summe von 1,200,000 bis 1,500,000 Fr., welche nicht einmal die Differenz zwischen dem Friedens- und Kriegsfuß repräsentirt, Die Belgier, um sich der Liquidirung zu Üüberheben, bestreiten die Zweckmöhi feit der Expe- dition nah Antwerpen und versichern mit großer Zuversicht, daß sie auch ohne uns würden fertig geworden seyn. Sie sagen dies mit der größten Aufrichtigkeit von der Welt und vergessen gänzlich die kleinen Gefechte, die sie mit den Holläán- dishen Truppen hatten, ehe unsere Armee in Belgien einrúckte, Wir wollen gern glauben, daß ein solches Verfahren nicht von der ganzen Belgischen Nation gebilligt wird, und was uns noch in dieser Meinung bestärkt, ist der Umstand, daß, als das Brússeler Kabinet die Seidenwaaren und Weine den Fran- zösischen gleichstellte, diese unschickliche Maßregel in der Re- prâsentanten-Kammer und in einem Theile der Belgischen Presse die lebhafteste Kritif erfuhr. Es is jedoch nicht weniger wahr, daß diese fkindishe Feindseligkeit unserer Nachbarn sih bei allen Gelegenheiten zu erfennen giebt, Sie vergessen beständig, was sie uns verdanken, und was sie uns sehr wahrscheinlich noch in der Zukunft verdanken werden.,““ :

Der Constitutionnel wirft endlih die Frage auf, ob

Belgien etwa glaube, daß es leichter in den Deutschen Zoll-Verein werde aufgenommen werden, wenn es Frankreich schlecht behandle, und glaubt, diese Frage entschieden verneinen zu müssen, da bisher kein Staat, der nicht zum Deutschen Bunde gehöre, in den Verein aufgenommen worden. Der Tarif des Vereins habe den Zweck, der Jndusftrie desselben, ohne gerade prohibitiv zu seyn, doch einen mäßigen Schuß zu gewähren. Lasse man die Erzeugnisse der Bel- gischen Jndustrie ungehindert auf das Gebiet des Vereins zu, so opfere derselbe auf einmal alle Vortheile, die er bisher für seine arunrie gewonnen habe, indem Belgien ihm für ein so großes Zugeständniß nicht Aehnliches zu bieten habe, denn der Handel desselben sey für den Zoll : Verein von keiner großen Wichtigkeit. Belgien scheine sich Úbrigens auffallenden Täuschungen hinzugeben, wenn es glaube, daß Preufen oder irgend ein anderer Deutscher Staat sih durch sein Entgegenkommen werde verführen lassen. Deutschland habe bewiesen, daß es sich trefflich auf seine Interessen verstehe, und daß es nicht geneigt sey, auf ein System zu verzich- ten, das sich bisher so heilsam für seine Werkstätten und Fabriken erwiesen habe.

__ nnAlle diese Betrachtungen“ “\, schließt der Constitutionnel seinen langen Artifel, „führen uns zu dem Schlusse, daß die Hauptquellen von Belgiens auswärtigem Handel sih bei uns finden und daß es daher eben so unshicklich als unpo- litish ist, den rechtmäßigsten Reclamationen Frank- reihs Genugthuung zu verweigern und es durch Maßregeln zu reizen, die niht immer das Gepräge der Loyalität und des wahrhaft diplomatischen Geistes tragen, ““

Der Jndépendant geht nun auf eine spezielle Erörterung

| dieses Artikels ein und sucht darzuthun, wie irrige Ansichten man

in Franfreih von dem Handel und der Production Belgiens habe. So werde z. B. in Frankreich als unbestreitbares Faktum ange- nommen, daß Frankreich für 80— 100 Millionen Fran- fen Belgische Erzeugnisse, Belgien dagegen nur für 40 45 Millionen Französische Erzeugnisse konsu- mire. Beides sey jedoch gleich fals; denn eine genaue Prú- fung der Bewegung des Handels zwischen beiden Ländern ergebe, daß Frankreich hochstens eben so viel Belgische Erzeugnisse, als A E, Narr gr da Aus den Belgischen Zoll- egistern ergebe sih nämlich für die Handels: Bezie zwi- schen beiden Ländern: F R

Allgemeine Einfuhr aus Frankreich in Belgien. 50,755,863 Fr. Davon wurden in Belgien fonsumirt 43,402,486 » Allgemeine Ausfuhr aus Belgien nach Frankreich 95,934,525 » Davon roaren Belgische Erzeugnisse 64,554,784 »

Es müssen also hiernach zuerst {hon 31 Millionen abgezogen werden, für Artifel, die blos dem Transithandel durch Belgien angehören, wie Wolle, Pferde, dlgebende Körner, Leder, Kupfer, Schiefer u. \. w. Dieser Transithandel sey allerdings nicht zu verachten, allein er habe doch feine größere Wichtigkeit, als der Transithandel in Havre und Marseille nach der Schweiz und von der Schweiz nach den Vereinigten Staaten.

_ Der JIndépendant giebt nun hier eine UebersichtZdes Bel- gischen Handels mit Franfkreih während des Jahres 1841 und emerkt sodann, daß bei der vorliegenden Frage nur der spezielle Handel, also die wirklich in die Consumtion úbergehenden Artikel zu betrachten seyen, während die blos durchgehenden Waaren ganz unberüsichtigt bleiben müßten.

„Man muß daher zuerst die oben erwähnten 50 und 95 Mil: lionen, die beständig von Französischen Blättern angeführt werden, um eine Jdee von den Handels-Beziehungen beider Länder im Jahre 1841 zu geben, ganz außer Acht lassen, Nach Abzug des direkten Transit-Handels ergiebt sich daher die Einfuhr aus Frank- reich zu 434 Millionen, die Ausfuhr nah Frankreich zu 645 e lionen, die Differenz zu Gunsten Belgiens vermindert sich folg o von 45 Millionen auf 21 Millionen, Dies ist jedoh nur die