1842 / 306 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

i leich wichtige, und vielleicht ungleich wichtigere gobede, andere gu R Sitrlichkeit bedingte ‘Staats wecke zu fórdern. Wenn es aber úberall bedenflich erscheine, auf Gegen- stánde der Jndustrie und Gewerblichkeit, die am sichersten der Privat-Speculaton überlassen blieben, Seitens des Staats einzu- wirken und durch künstliche Mittel Kapitale darauf hinzuleiten; so sey dies bei Eisenbahnen um so mehr der all, als es jeden: falls schwer halten würde, den Mißbrauch der Garantie durch leichtsinnige und unvorsichtige Baue zu verhüten. Unter diesen Umständen, und bei der anerkannt hohen Wichtigkeit der Sache, erscheine es gerathen, dieselbe einer nochmaligen Berathung der

binnen wenigen Monaten zusammentretenden Provinzial-Landtage zu unterwerfen, indem man bis dahin Zeit gewinnen werde, noch mehrere Materialien zu sammeln und Ansichten zu berichtigen.

Dem entgegen fand sich der vorsißende Herr Minister noch zu der allgemeinen Bemerkung veranlaßt, daß, wenn in der Denk- schrift das Maximum der zu garantirenden Zinsen auf 34 pCt. angenommen worden, dadurch keinesweges ausgeschlossen sey, daß eben so, wie einerseits dieses Maximum nicht überall voll ge- währt zu werden brauche, so auch andererseits in Fällen, wo dasselbe für den Zweck nicht ausreichend seyn mdchte, die Garantie eines höheren Zinssaßes Übernommen werden fönne, denn es fomme nur darauf an, daß die fúr die Garantie der Eisenbahn-Zinsen in Aussicht genommene Summe im Ganzen nicht überschritten werde.

Was die in Legung genommene Rentabilität der Rheinischen und Düsseldorfer Bahnen anbelangt, so hob der Herr Minister hervor, daß solche mit Terrain-Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, wie sle faum in Europa weiter vorkäâmen, daß aber sich zur Zeit uberall nicht beurtheilen lasse, ob sle nicht in der Folge demunge- achtet gut rentiren würden, was jedenfalls wahrscheinlicher sey, als das Gegentheil.

Sodann bemerkte derselbe wiederholt, daß, nachdem die Frage, ob der Staat selbst den Bau Übernehmen solle, Gegenstand der sorgfältigsten Prüfung gewesen und aus Überwiegenden Gründen auf das Bestimmteste verneinend entschieden sey, es gerathen er- scheine, jede fernere Diskussion hierüber zu vermeiden.

Andererseits hatten sih aber auh mehrere Stimmen fúr un- bedingte Bejahung und zu Gunsten der Garantie ausgesprochen. Man glaubte in derselben das beste Mittel zu finden, die Actien- Unternehmungen wiederum zu heben und zu beleben, ein Mittel, welches gerade deshalb dem Bau durch den Staat vorzuziehen sey, weil dadurch ohne Zweifel große Kapitalien des Auslandes

mit herangezogen werden würden. Mißbrauch der Garantie zu verhúten, könne dem Staat nicht schwer fallen, und verstehe es sich von selbst, daß er sich ein Mitbeschluß-Recht bei der Eisenbahn- Verwaltung, ja in einem nothwendigen Falle ein förmliches Veto | vorbehalte.

Es wurde hervorgehoben, daß gerade in der Zins - Garantie dem Staate die mannigfaltigsten Mittel gewährt werden, auf die Privat -Speculation und durch sie auf das Gedeihen der Eisen- bahnen hinzuwirken.

Auf die fernere Bemerkung, daß, wenn auch die Nothwen- digkeit und Zweckmäßigfkeit der Zinsen - Garantie an sich bestehe, dem Staate doch außer der leßteren noch andere gewichtige Mit- tel zur Förderung des Eisenbahn - Systems zu Gebote stehen, na- mentlich darin, daß er die shwierigen und kostbaren Vorarbeiten durch seine Beamten ausführen lasse, trat der Herr Minister mit der Aeußerung bei, daß solches den Absichten des Gouvernements entspreche, wie dasselbe auch bereits mehrfach bethätigt habe.

Eben so bemerkte der Herr Minister auf eine desfallsige An- frage, daß eine Revision des jeßt bestehenden Eisenbahn: Geseßes allerdings bevorstehe; diese sey in demselben ausdrúcklich vorbehal- ten und auch erforderlih, weil dasselbe Spuren einer den Eisen- bahn- Unternehmungen minder günstigen Tendenz an sich trage, als solche mit dem lebhaften Jnteresse vereinbar erscheine, welches jeßt der Staat dafür bekundet.

Hiermit wurde die heutige Sißung geschlossen.

Zeitungs-Uachrichten. Ausland.

Frankreich.

Paris, 29. Okt. Der Indische Fürst Dwarkanauth Ta- gore ward vorgestern Abend von dem Könige empfangen. Se. Majestät geruhte bei dieser Gelegenheit von dem gewöhnlichen Hof- cereimoniell abzusehen, und erwies dem Fürsten die Ehre, ihn per- sónlih in den Kreis der Königlichen Familie einzuführen. Die Gemächer, durch diessich der König mit seinem Gaste begab, waren glänzend erleuchtet, und Dwarkanauth drückte besonders sein Er- staunen úber die {èône Sammlung Chinesischen Porzellans aus, Der König unterhielt sich den ganzen Abend Über mit dem Fúür- sten, und erregte dessen Bewunderung durch die bis in die klein- sten Details gehende genaue Bekanntschaft mit den Jndischen Angelegenheiten.

Der Constitutionnel enthält heute folgenden Artikel: „Niemand hat \ich entschiedener als wir gegen das Durchsuchungs- Recht ausgesprochen; aber die Vertheidigung der Würde der Fran- zosischen Flagge und der Freiheit unseres Seehandels wird uns nicht über das Ziel hinaus fortreißen. Wir werden uns immer vor den beiden Fehlern hüten, den dsfentlichen Geist bis zum blin-

den und systematischen Haß gegen England anzureizen und den zugleich politischen und christlichen Gedanken der Emancipation der Sklaven in unseren Kolonieen aufzugeben. Wir glauben im Ge- gentheil, daß der Streit Uber das Durchsuchungs-Recht eine überaus günstige Gelegenheit zu einer weisen und vorsichtigen Emancipation hervorgerufen hat. Er diente als Gegengewicht gegen die zu beißen Leidenschaften einiger Abolitionisten; er hat den gefährlichen Ver- theidigern der Sklaverei jeden Vorwand zu der Behauptung ge- raubt, daß Frankreich auf. den Untergang seiner Kolonieen sinne ; es hat endlich den gemäßigten und praktischen Geistern das Mit- tel an die Hand gegeben, die Lösung des \chwierigen Problems der Befreiung der Sklaven und der Aufrechthaltung der Arbeit in Frieden zu betreiben. Der Herzog von Broglie, Präsident der Emancipations-Kommiission, ist mit der Ausarbeitung eines Schluß- Berichtes über diesen Gegenstand beschäftigt. Diese Kommission entschied in ihrer ersten Session die Frage über den theore- tischen Gesichtspunkt, und eröffnete eine Untersuhung über das beste Ar ae » Cm in der zweiten Session entwarf sie zwei Ge (9 4 Fotwirse über die Befugnisse dec Kolonial-Conseils und über das Hypothekenwesen der Kolonieen. Gleichzeitig waren die Spezial-Conseils damit beschäftigt, die Fragen zu beantworten, welche die Kommission an sie gerichtet hatte. Das Resultat dieser Arbeiten der Spezial-Conseils is in Paris eingetroffen, und die dritte Session der Kommission wird mit der

Erdrterung über die verschiedenen Dokumente ausgefüllt werden,

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Man hat in verschiedenen Journalen die von den Gouverneuren unserer Kolonieen ausgesprochene L bereits entwickeln wollen. Wir glauben zu wissen, daß diese Meinung, obgleich die Schwierigkeiten der Emancipation einräumend und gewisse Be- dingungen aufstellend, ohne welche die Emancipation eine Unge- rechtigfeit und eine Gefahr seyn würde, doch entschieden günstig für die Maßregel selbst lautet, Die Emancipation wird von den Gouverneuren als rechtmäßig und ausführbar betrachtet.“

Herr Fulchiron hat an das Journal des Débats ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt, daß die bei ihm stattfindende Versammlung mehrerer Deputirten nur zum Zweck habe, die Frage wegen des Zoll-Vereins mit Belgien zu prüfen, aber keinesweges beabsichtige, im Voraus und ohne eine gründliche Prúfung, jenen Plan zum Scheitern zu bringen. Uebrigens hätten sich seine ehren- werthen Kollegen niemals als Deputirte bei ihm versammelt, sie hâtten nur geglaubt, von der Befugniß Gebrauch machen zu kön- nen, die jedem Französischen Bürger zustehe, nämlich sih mit den großen nteressen des Ackerbau's, der Fabriken und des Handels u beschäftigen. Man habe den Gegenstand besprochen, aber es Mi fein deflüntiver und gemeinschaftlicher Beschluß gefaßt worden, da man úÚber nichts abgestimmt habe.

Der Chevalier Ruffo, Minisker des Bey's von Tunis, ist in Paris eingetro ffen.

Der Pariser Pflanzengarten hat in kurzer Zeit wieder eine ännliche Giraffe zu erwarten, welche Clot-Bey, Leibarzt des Vice- dnigs von Aegypten, dem Jnstitute zum Geschenk gemacht hat.

örse vom 29, Oktober, Die Franzbsischen Renten, die zu Anfang der heutigen Börse sehr fest waren, gingen in Folge zahlreicher Verkäufe bald wieder zurúck, und die 3proc, Rente schloß zu 79.85,

Großbritanien und Jrland.

London, 29, Okt. Die auf den 1, November anberaumte Abreise des Hofes von Windsor nah Brighton ist um §8 bis 10 Tage hinausgeschoben worden.

Der Globe erklärt, für das Gerücht von wahrscheinlicher Einberufung des Parlaments auf den Anfang Januars fkeine glaubwürdige Quelle auffinden zu können. Jn der Regel beginnt die Geschäfts: Session des Parlaments bekanntlich in den ersten Tagen des Februar,

Der große Rath des Vereins gegen die Korngeseße hat eine Adresse an das Englische Volk erlassen, in welcher dasselbe zu einer Beisteuer von 50,000 Pfd, fúr die Zwecke des Vereins aufgefor- dert wird.

¿Der Verein//, heißt es in dieser Adresse, „i aus der Ueber- zeugung hervorgegangen, daß die Beschränkung der Getraide: Einfuhr eine eben so unweise und selbstmdrderishe wie ungerechte und tyran- Lu Politik is. Dieser Politik schreibt sie es zu, daß die Woll- mâärkte in schneller Reihenfolge einer nach dem anderen uns ver- schlossen werden, und daß demzufolge unser Fabrifkwesen dem Drucke erliegt, das Fabrikwesen, welches Millionen von Arbeitern bisher ihre Subsistenzmittel geliefert, den Grundherren den Werth des Grund und Bodens mehr als verdreifacht, die Hülfsquellen der Nation troh dem beispiellosen Abgabendrucke vermehrt, in der Vergangenhcit das außerordentlichste Fortschreiten des Volkes, ein Fortschreiten, beispiel- los in der Geschichte, hervorgerufen hat und für die Zukunft die sicherste, aber auch einzige Aussicht darbietet , die Bedürfnisse ciner wachsenden Bevdlkerung zu bestreiten und unser Vaterland in der Stellung einer friedlichen Suprematie unter den Natio- nen der Erde zu erhalten. Die Restriftiv - Politik legt die Axt an die Wurzel unserer National - Wohlfahrt. Sie ver- mehrt nicht nur die temporaire Verwickelung der Handels-Verhält- nisse, sondern verursacht einen unaufhörlichen , zu gänzlichem Ver- derben hinführenden Druck. Daher der Krieg auf Leben und Tod, den der Verein gegen dieses System unternommen hat. Wir haben zu kämpfen gehabt mit der Unwissenheit und den Vorurtheilen der Menge und mit den widerstrebenden Fnteressen Einzelner. Erfolg ließ sich nur erringen, wenn man die öffentliche Mcinung in so flarer, entschiedener und allgemein faßlicher Gestalt darstellte, daß sie unwiderstehlih war. Und nach diesem Punkte hin haben wir Fortschritte gemacht ; langsamer freilich, als die Verarmung der in- dustciellen Klassen und das Elend des Volkes wünschenswerth er- scheinen licß, aber doch_ in einer Weise, welche dafür zeugt, daß wir auf dem rechten Wege sind, und welche uns zu verdoppelter Anstren- gung anspornt.‘/

Die Adresse zählt nun die Mittel auf, welche der Verein zur Erreichung seines Zweckes angewandt hat: Zwei tausend Vor- lesungen über die Korngeseße, fünf Millionen Traktätchen unter das Volk vertheilt, Petitionen an das Parlament, mit Willionen von Unterschriften versehen, fünf mal wiederholte Konferenzen von Deputirten des Vereins, die sh in London versammelt haben, endlih Zusammenkünfte von Geistlichen in Manchester, Edinburg und Carnarvon, in welchen in öffentlichen Neden der Widerstreit der Korngeseße gegen den Willen der ihre Gaben für Alle bestimmenden Vorsehung dargelegt wurde. Auf diese verschiedene Weise ist ein Fonds von 100,000 Pfd. ausgewendet worden, und wenngleich die Bemühungen, wie die Adresse sagt, nicht ganz fruchtlos gewesen sind, vielmehr eine Modification der Korngeseße erreicht worden is, so bedarf es doch noch anhaltender Anstrengung, um das End- ziel zu erreichen, und deshalb fordert die Adresse zu neuer Geld- Beiskeuer auf. Es sollen, wie früher, wieder Subscriptionen im ganzen Lande erdsfnet werden, nah deren Schlusse, der im Januar 1843 statthaben soll, eine große Versammlung des Vereins unter Zuziehung aller ihr günstigen Parlaments: Mitglieder in Manchester gehalten werden wird, Bis dahin wird sich der Verein auch úber das Detail ihrer ferneren Operationen verständigt haben.

Die Zahl der Verurtheilungen von Seiten der jeßt geschlos- senen Spezial-Gerichtshdfe in den Fabrik- Distrikten ist Fr be- deutend. Jn Staffordshire, wo 274 Personen vor Gericht ge- standen haben, sind nicht weniger als 54 zur Deportation, darunter 11 auf Lebenszeit und 13 auf 21 Jahre, verurtheilt worden, und die Zahl aller in Stafford gefällten Straf-Urtheile, welche im Uebrigen auf Gefängniß mit oder ohne Zwangs-Arbeit lauten, beträgt 219, so daß nur 55 Individuen Ege worden sind. Vor den úbrigen Spezial - Gerichtshöfen ist die Zahl der Verurtheilungen viel geringer gewesen, wenigstens berech- net der Globe die esammtzahl der zur Deportation Verurtheilten (mit Einschluß der 54 in Stafford) auf nur 84 und die Zahl sämmtlicher Übrigen Straf: Urtheile, welche gefällt worden sind, auf etwas mehr als 300, wobei indeß zu be- merken ist, daß der Prozeß gegen Feargus O’ Connor und 60 andere zu dem sogenannten Exekutiv : Rathe gehörende Chartisten, welcher in Liverpool vorgenommen werden sollte, erst noch im Januar vor den Assisen stattfinden soll. Der reitenden Miliz von Staffordshire, welche sich während der Unruhen durch ihren Eifer sehr ausgezeichnet hat, ist eine Entschädigung in Geld zuge- dacht, zu welchem Zwecke eine Subscription in Gang gebracht worden is, an deren Spike der Premier-Minister mit einer Bei- steuer von 100 Pfd. steht.

Der Glasgow Constitutional theilt einen längeren Brief eines in der Gefangenschaft Akbar Chan's befindlichen Offiziers von dem niedergemeßelten 44sten nfanterie-Regimente mit, welcher

Kabul, datirt isff, Der Offizier, der sich, wie andere seiner Schi- sals-Genossen, Über seine Behandlung von Seiten Akbar Chan's im Ganzen günstig ausspricht, äußert die Hoffnung auf seine Be- freiung vor Eintritt der falten Jahreszeit, geht aber dabei von dem Gesichtspunkte aus, daß das ritische Heer bald im Anse von Kabul erscheinen werde, und daß man dann tipulationen zu Gunsten der Gefangenen werde erzwingen fönnen; zugleich berichtet er, daß Akbar Chan das ihm für die Gefangenen gebotene Lösegeld abgeschlagen habe, mit dem Bedeuten, Geld wolle er für deren Freigebung nicht ha- ben, sondern die Zusicherung der Freundschaft Englands. Nach Angabe dieses Briefes wären, außer einigen Offizieren, nur noch zwei Unteroffiziere und 17 Soldaten von dem 44sken ZJnfanterie- Regimente übrig, welches freilich, nah Verlust von 100 Mann in Kabul selbst, schon beim Beginne des Rückzuges nur noch 392 Kampffähige zählte. Die Gesammtzabl der seit dem Ausbruche der Jnsurrection gefallenen Britischen Offiziere, mit Einschluß der sogenannten politischen Agenten, wird in dem Briefe auf 102 an- gegeben, von denen das 44ste Regiment allein 22 verloren hat.

Belgien.

Brüssel, 29, Oft. f rect de H s enthält in seinem heutigen Blatte Nachskehendes Über die Zoll-Vereinigung zwischen Belgien und Frankreich: „Das Projekt einer Zoll-Vereinigung mit Belgien hat in Frankreich eine Aufregung erzeugt, die, im Falle sie noch weiter um sich greift, ein Pendant zu der Ausfre- gung seyn wird, die im vorigen Jahre wegen der Volkszählung

vom 5, Juni aus Kelah-Mera-Core, fünf Englische Meilen von

herrschte. Die Jndustriellen, welche sih durch das Bee be- droht glauben, vereinigen, foalisiren sich, oder vielmehr, sie er- neuern, schließen und verskärken ihre Coalition. Jhre gewöhnlichen Comités reichen nicht mehr aus; die Handels-Kammern und die

| Munizipal-Conseils sind außerordentlih einberufen worden, um

sich dem Projekt zu widerseßen, und als wenn es niche genug wäre, der Negierung die Wünsche zukommen zu lassen, deren Prúfung und Beurtheilung ihr zusteht, ist für die ersten Tage des nächsten Monats noch ein wahrhafter industrieller Konvent nach Paris berufen; die Versammlung Ful- iron war nur der Vortrab desselben. Ein Französisches Jour- nal, der Courrier, hat sh mit Recht gegen diese Manifesta- tionen erhoben ; sie sind ordnungswidrig, wenn nicht gar ungeseß- lich, denn sie hemmen den Gang der Regierung, ste schwächen ihre Thätigkeit, greifen in den freien Willen ein, den sie bei der

| Ausarbeitung und Vorbereitung der Verträge oder Geseß-EntwüÜrfe

haben muß und úben einen moralischen Zwang aus auf die Kam- mern, die in leßter Jnstanz zu entscheiden haben und an die sich zu wenden, nah unserer Ansicht weit vernünftiger wäre, denn ihre frühere Handlungsweise muß den ae Mgen der Herab- seßung des Tarifs eher Furcht, als Hoffnung einflößen.

„Diese Manifestationen erscheinen uns beklagenswerth, weni- ger, weil sle der Union feindselig sind, eine Frage, die mit zu vielen Schwierigkeiten aller Art umgeben is, als daß ihre Lösung bald zu erwarten sey, als vielmehr, weil sie bis zur Opposition gegen jede Erweiterung der Beziehungen Frankreichs zum Auslande gehen, wenn diese Erweiterung auf keine andere Weise als durch Ermäßigung der Zölle auf einige Artikel zu erlangen ist.

„Die Französischen Jndusftriellen erwägen nicht die Folgen der von ihnen erhobenen Forderungen; ihre Polirif ist eine veraltete, retrograde, fast eine Politik der Wilden, Die Lehren der Ver- gangenheit, das Beispiel Englands, die unbestreitbarsten Prinzipien der Mational-Oekonomie werden von ihnen mit einer unglaublichen Geringschäßung verworfen, Dies kann die traurigsten Folgen für Frankreich haben. Gegenwärtig fann fein Volk mehr isolirt leben. Franfreich sollte sich an die ungeheuren Schwierigkeiten erinnern, welche ihm der Traktat vom 15, Juli 1840 dadurch be- reitete, daß er es nach allen Seïîten hin isolirte; dieser Traktat hat ebenfalls bewiesen, daß die Zeit der innigen Allianzen vorüber i und daß die Allianzen des Jnteresses an ihre Stelle treten müssen. Obgleich nun diese sich auf politische Jnteressen stüßen, so sind es doch vornehmlich die materiellen Interessen, wo- durch sie hervorgerufen und fonsolidirt werden. Es ist daber un- möglich für Frankreich, irgend eine jener Allianzen zu schließen, wenn es, statt sein Prohibitiv-System aufzugeben, dasselbe in sei- ner ganzen Strenge und ohne Ausnahme gegen alle Völker bei- behalten will. Dieses System if mit vielen Gefahren verknüpft, es kompromittirt die Zukunft, indem es Alles der Gegenwart zum Opfer bringt,“

Deutsche Bundesstaaten.

__ München, 29. Oft. Ein diesen Mittag erschienenes Re- Unge iat bringt folgende Königliche Erklärung: „Wir haben mit lebhaftem Vergnügen die Glückwünsche empfangen, welche Uns aus Anlaß der Vermählung Unseres vielgeliebten Sohnes, des Kronprinzen, mit Jhrer Königl. Hoheit der Prinzessin Marie von Preußen, Unserer vielgeliebten Schwiegertochter, aus allen Thei- len Unseres Reichs zugekommen. Des Landes allgemeine Freude, die sich darin so innig ausgesprochen und in frohbegangenen Festlichkeiten allerwäris kundgegeben, erhöht die Unsere, und gern erkennen Wir in ihr der Bayern stets bewährte Liebe zu Uns und Unserem Königli- chen Hause. Sie gilt Uns für die feste Bürgschaft, daß dieses neue, unter dem göttlichen Beistand geschlossene Ehebündniß für Unseres Reiches Zukunft segenvoll , und doppelt schäßbar ist es deshalb Unserem Vaterherzen, Mit Rührung danken Wir an- durch für der Uns dargebrachten Wünsche gefühlvollen Ausdruck, und erwiedern Unserem Volke dieses Zeichen seiner Treue und An- hänglichkeit in unveränderlichen wohlwollenden Gesinnungen mit der Versicherung Unserer Königlichen Huld und Gnade. Mün- chen, den 26. Oktober. Ludwig.“

_ Hannover, 25. Okt. (A. Z.) Am vorgestrigen Tage em- pfing der König eine Deputation eines Theils der diesigen Bür- gerschaft, die neben Abstattung von Glükwünschen zu des Königs Genesung und des Kronprinzen Verlobung abermals die Bitte vor- zutragen hatte, daß der König dem gegen die Mehrzahl der Mit- glieder des hiesigen allgemeinen Magistrats obschwebenden Pro csse durch Niederschlagung ein Ende machen und die Beklagten in 8d Königliche Gunst wieder aufnehmen wolle. Die Petenten hatten zwar Anlaß zu einem solchen Anliegen, denn sie erschienen glück- wÚnschend gerade deshalb, weil man den Magistrat zu diesem Zweck nicht hatte empfangen wollen; allein eben diese Abweisung eines ehrerbietigen und theilnehmenden Glückwunsches aus dem Munde einer Magistratsperson war auch ein Zeichen der fort- dauernden Ungunsk, in welcher die Obrigkeit der Stadt bei den blen ¿Versonen steht. Der König hat jene Bitte entschieden abgelehnt. :

3+ Weimar, 31, Okt. Die Vergnügungen und Feste, welche dem neuvermählten Fürskenpaare veranstaltet werden, dauern immer noch fort und zeigen von einer seltenen Liebe und Anhäâng- lichfeit der Weimaraner an ihr Fürstenhaus.

Montags den 24, Oftober erschien das junge Fürskenpaar im

E RR S S S E Li Mi Ei D Ltt Bi in IE E an.

Theater, wo der Jubel des Empfangs kein Ende nehmen wollte. Man gab ein Festspiel von Niemer und Eberwein und darauf die Oper: „Das Nachtlager von Granada.“ Donnerstag, den 27. Oktober, erfreuete die hiesige Gesellschaft: Zur Harmonie, die hôch- sten Herrschaften und die ganze Residenz mit der Darstellung einer Bauern:Hochzeit von einer o geshmackvollen, sinnigen Anordnung, wie solche wohl selten vorgestellt worden ist. Achtundzroanzig Wa- gen fuhren in den Schloßhof und jeder Wagea Leven einen Gegenstand von den Eigenthümlichkeiten des Dorflebens oder der Dorfwirthschafs-Géeschäfte. Jeder Wagen hatte einen oder zwei ländlich gepußte Vorreiter. Der Anordner dieses Festzugs war der Vorsteher obiger Gesellschaft, Hauptmann Weiland, bekannt durch die Herauouille vieler geographischer Karten. Abends war großer Fackelzug der Bürger der Residenz in den Schloßhof, über 2000 Fackeln stark. Der Erbgroßherzog kam sogleih vom Schloß herab, durchging die Reihen der Fackelträger und die Worte, welche er, ge- rührt über die große Liebe, die er in der Residenz gefunden, als Dank für die Bürger aussprach, werden uns unvergeßlich bleiben. Freitag den 28, Oktober gab die Gesellschaft „Die Erholung“ den Neuver- mählten einen großen Festball. Sonnabend den 29. Oktober ent- züten Lißt und Rubini das úbervolle Theater in einem Konzert zum Besten der hiesigen Stadt - Armen, das die Höchsten Herr- schaften mit ihrer Gegenwart beehrten. Sonntag den 30. Oktober marschirten Schüßen - Gesellschaften aus 12 Städten, etwa 500 Mann stark, durch die Stadt in den Schloßhof und überreichten den hohen Neuvermählten einen silbernen Pokal. Des Abends beehrten die Höchsten Herrschaften einen Ball derselben im Büchsen- Schießhause mit ihrer Gegenwart.

Die hiesige Hof-Buchhandlung hat den hohen Neuvermählten als Festgeschenk úberreiht: Stammtafeln des Großherzo g- lichen Hauses Sachsen- Weimar- Eisenach, deren Ver- fasser ein hiesiger hoher Staats-Beamter seyn soll,

Außer der Prinzessin Karl von Preußen und dem Herzog Bernhard mit Familie haben uns sämmtliche hohe Gäste wieder verlassen.

Leipzig, 1. Nov. (L. A. Z) Gestern fand bei hiesiger Universität der alljährliche Rektoratöwechsel statt, der, wenn er auch schon viel von dem Glanz verloren, mit dem er in früherer Zeit bekleidet gewesen, doch in althergebrachter Weise noch mit größerer Feierlichkeit begangen wird, als auf den meisten anderen Universitäten Deutschlands. Zur Erhöhung derselben, namentlich in den Augen des großen Publikums, p vi nicht wenig bei der dffentliche Auszug des gesammten Universitäts-Personals aus der Pauliner: Kirche nach der akademischen Aula, bei welchem der Rek- tor, die Dekane und Pedelle in ihrer alterthümlichen Amcts- tracht erscheinen, Die Feierlichkeit in der Aula erdffnete der Universitäts - Sänger - Verein mit der Aufführung eines Gloria von C. G. Müller, Die Rede des abgehenden Rektors, des Kirchenraths Dr, Winer, welche eine Uebersicht der Ereignisse und Veränderungen bei der Universität während seiner Amtsfüh- rung gab, fesselte die allgemeinste Aufmerksamkeit theils dur in- teressante Darstellung, theils und insbesondere durch klassische Diction, und die Wärme, mit der sie vorgetragen wurde, Durch den Tod verlor die Universität im vorigen Zahre eines ihrer Glieder, den Professor Dr. Krug, der 30 Jahre hindurch an der- selben gelehrt, durch Weggang ebenfalls eines, den Hofrath und Professor Dr, Puchta, der zum Nachfolger von Savigny?s nach Berlin berufen wurde. Neu angestellt wurden Dr. G. Hansen ans Kiel als ordentlicher Professor der praktischen Staats- und Kameralwissenschaften, und Dr. K, F. Naumann aus Frei- berg a!s außerordentlicher Professor der Mineralogie und GBeolo- gie. Der bisherige ordentliche Professor der Mathematik Drobisch wurde zum ordentlichen Professor der Philosophie und der bis- herige außerordentliche Professor Becker zum ordentlichen Pro- fessor der Archäologie befördert, Als Privat - Dozent habilitirte sich nur Einer und zwar in der theologischen Fakultät, der Lizen- tiat M. F. Delibsch. Promovirt wurden bei der theolegischen Fakultät 2 Lizentiaten; bei der juristischen Fakultät 10 Doktoren, darunter der Stadtrichter zu Leipzig Johann August Adolf Win- ter; bei der medizinischen 19 Doktoren, und bei der philosophi- schen 28 Magister und Doktoren, Von den Studirenden ver- starb eine ungewöhnlich große Zahl, nämlich 14, darunter einer in Folge eines Duells und ein anderer dur Selbstmord. Abgegan- gen sind 291, aufgenommen 294; nur ein Einziger wurde konsi- lirt, Mehrere große Baue der Universität, deren einer auch das chemische Laboratorium aufzunehmen beslimmt i, sind in der Ausführung begriffen; neben dem Denkmale des Landgrafen Diezmann erhält die Universitäts - Kirche auch eine neue Orgel, An Vermächtnissen erhielt die Universität durh das Fräulein Joh. Eleonore Bose, die Tochter des Professors der Medizin, die Summe von 19,000 Rehlr, und durch die verwittwete Johanne Ulrike Weiße wurde eine Konviktstelle begründet. Die Zahl der akademischen Lehrer beträgt 100; von ihnen sind fúr das gegen- wärtige Semester 302 Vorlesungen, Examinacorien, Repektitorien und andere Uebungen angeseßt (nicht blos 231, wie früher irr- thumlich berichtet wurde) und zwar in der theologischen Fakultät 9b, in der juristischen 46, in der medizinischen 72, und in der phi- losophischen 128. Nachdem der abgehende Rektor den neugewähl(- ten, den Domherrn und Professor Dr. Schilling, vereidet und die Insignien überreicht, legte Leßterer in einer ausführlichen Rede seine Ansichten úber den Werth der allgemeinen Wissenschaften, der klassischen Sprache, der Philosophie und Geschichte fur die Rechtswissenschaft dar, worauf die Feier mit der Aufführung einer Composition von Fr. Schneider endete,

Karlsruhe, 29, Okt, Das Großherzogl. Staats- und Regierungsblatt enthält folgende landesherrliche Verordnung : ¿Leopold von Gottes Gnaden Großherzog von Baden Her vou Zähringen. Die Deutsche Bundes - Versammlun hat “in" ibrer Sthung vom 26. März 1841, zur fortifikatorischen Sicherstellung der Ober- Rheinischen Gränze Deutschlands , die Anlegung von Bundes- Festungen beschlossen, und als einen der zu befestigenden Punkte Ra- statt bestimmt. Nachdem nunmehr auch durch Bundesbeschluß vom 11. August d. F. die Grundlinien der Befestigung von Rastatt fest- geseßt worden find, so finden Wir Uns bewogen - dieses hiermit zur dentlichen Kenntniß zu bringen. Unsere Ministerien des Funern und des Krieges sind mit den zur Vollziehung obiger Bundês - Be- schlüsse zu treffenden Anordnungen beauftragt, Gegeben zu Karls= ruhe in Unserem Staats-Ministerium, den 21, Oktober 1842. Leo - pold. Frhr. v. Blittersdorff. v. Freydorf. Frhr. v. Rüdt. Auf

höchsten Befehl Sr. Kdnigl. obeit des Großherzogs: Büchler.

Das A egterung latt enthält auch eine Bekannt- machung des Finanz-Ministeriums vom 24, Oktober, wonach von dem nah Geseg vom 10ten d. M. zu kontrahirenden Anlehen von zwölf Millionen Gulden für die Eisenbahn: Schulden - Tilgungs- Kasse die dem Bedürfniß derselben für die Budget - Periode ent- sprechende Summe von 6,000,000 Gulden an die Bankhäuser Gan von Rothschild und Söhne zu Frankfurt a. M., Johann L und Söhne allda und S. von Haber und Söhne dahier in

¿Prozentigen Partial-Obligationen käuflich Überlassen worden ist,

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und fúr diesen Betrag Partial-Obligationen von 1000 Fl., 500 Fl, und 100 Fl., ver inslich vom 1. Januar 1843 an, nach dem dabei vorgeschriebenen Formular durch die Eisenbahn-Schulden- Tilgungs- Kasse werden ausgefertigt werden.

XX Frankfurt a. M., 31. Oft, Der Königl. Belgi- \cche Minister der ffentlichen Arbeiten, Herr Demaizières, war in Begleitung des General - Jnspektors der Belgischen Eisenbahnen, Herrn Teichmann, und des Eisenbahn - Direktors Herrn Massui, in den leßteren Tagen hier anwesend, die Taunus-Eisenbahn fken- nen zu lernen. on hier hat er sich zu gleichem Zwecke nach der Straßburg-Baseler Eisenbahn begeben. Der Königl. Nieder- ländische Finanz-Minister, Herr Rochussen, is auf der Rúckreise nach dem Haag hier durchgekommen. :

Die Abrechnung der Börse für Oktober ging heute leicht vorúber. Die Fonds gingen zum größten Theil höher, das Geld

war ziemlih flüssig. Desterreich. 4 Prag, 27. Oft, Die früher gegebene Nachricht über die

Ver die und. ist von verschiedenen Seiten mit dem orgeben angefochten worden, daß der Staat keine Konzession für Ei- senbahn - Unternehmungen ertheilen werde, so lange die Staats- bahnen nicht vollendet. Zur Beurtheilung der Richtigkeit die- ses Vorgebens kann nun der Umstand dienen, daß die Eisen- bahn - Unternehmung von Pilsen nah Budweis die Allerhöchste Genehmigung, so wie zur Ausführung durch eine Actien : Gesell- schaft erhalten habe und die Actien-S ubscription bereits der leb- haftesten Theilnahme sich erfreut. Wie bereits in früheren Be- richten Über dieses, für unser Land nicht nur sondern auch fúr die Erzherzogthümer Ober- und Nieder - Oeskerreih dann für Bayern und Sachsen so wichtige Unternehmen bemerkt wurde, ist der blei- bende Ertrag dieser, zunächst auf die Verfrachtung eines Theils unseres großen Kohlen-Reichthums berechneten Bahn dadurch ge- sichert, daß durch einen Theil des Actien: Kapitals außer mehreren bereits in sehr lohnendem Betrieb stehenden Kohlenwerken, auch mehrere Schürfungen und Muthungen als volles Eigenthum der Gesellschaft erworben werden, die in zwei übereinander liegenden, sehr mächtigen Flößen eine Überaus reiche Kohlen - Ausbeute fúr eine lange Reihe von Jahren verheißen. Durch 18,355 Actien à 200 Fl. C, M. soll nun das fúr alle Erwerbungs-, Bau: und Betriebskosten, dann 4 pCt, Verzinsung der Actien während der 2jährigen Bauzeit und Bildung eines Reservefonds nöthige Kapi- tal von 3,671,000 Fl. C. M. gebildet werden. Bei der allgemei- nen Theilnahme, deren sih das Projekt hier und in Wien erfreut, ist an der baldigen Zusammenlegung dieser Summe um so weni- ger zu zweifeln, da durch sorgfältige, der bffentlihen Prüfung dargelegte Berechnungen das geringste Erträgniß der Unterneh- mung mit einer Jahres-Dividende von 65 pCt. außer den beson- deren 4 pCt, Kapitals - Zinsen gesichert is. Da die Bahn in di- reftester Linie von den Libliner Gruben über Pilsen bis Budweis wo sle an die dortige Bahn nach Linz anschließt blos eine Länge von 235 Deutsche Meilen beschreibt und der Wohlfeilheit der Kohle, als des Haupt: Objekts wegen, nur für den Betrieb mit Pferdekraft eingerichtet wird, \e ist es leicht begreiflich, daß

bei dem angenommenen überaus niedrigen Frachtsaß von blos 1 Kr. pro Centner und Meile die Gesellschaft außer dem Absaße der eigenen Kohlen-:Ausbeute ‘von' wenigstens 800,000 Ctr. jährlich und dem damit verbundenen gewinnreichen Verkauf nach Bud- weis, Linz, Wien und skromaufwärts nach den Bayerischen Do- naulanden, noch durch die Verfrachtung fremder Kohlen, vieler Güter der technischen und landwirthschaftlichen Industrie, so wie durch Personen: Transport ein nie fehlendes Erträgniß erlangen wird, Der um dle Anregung dieses Unternehmens so hochver- diente Graf Wurmbrand dem die Gesellschaft alle bisher aus Eigenem bestrittenen Vorauslagen ablöst hat Úbrigens auch die Allerhô :bste Konzession schon vorläufig erhalten, um später diese Bahn von Pilsen nah Prag verlängern zu dürfen. Den Actio- nairen der Pilsen-Budweiser Bahn is das Vorrecht für die Be- theiligung auch bei dieser zweiten Bahn vorbehalten, durch deren unbezweifelte Zustandebringung und Anschließung an die bereits beschlossene Prag-Dresdener Staatsbahn, außer anderen für un- ser ganzes Land und für Sachsen begreiflichen großen Vortheilen, dem Osisee-Handel über Stettin noch die unberechenbare Wohlthat erwachsen wird, daß diese Stadt binnen wenigen Jahren, wie über Berlin und Dresden mit der Elbe, so auch úber Prag, Linz und Wien mit der oberen und der unteren Donau in direkter Eisenbahn: Verbindung sich befinden wird, ein Umstand, der gewiß wichtig genug, um auch die Aufmerksamkeit des Auslandes auf

Anlage einer Eisenbahn zur leichteren Ausbeute und billigeren Lbrung der Steinkohlen aus den Westbbhmischen Lagern an

wollte, in der sie sich in Folge der Ueberlegenheit der Fabrik von Barcelona M. Es dürfte indessen doch wohl der Grund zu jener Maßregel tiefer zu suchen seyn und jedenfalls mit politi- schen Rüefsichten in Verbindung stehen.

Catalonische Nachrichten versichern, daß die Franzbsische Po- lizel zwei Landleute, die von den Karlisten Über die Gränze ge- schleppt waren und denen man eine starke Ranzion abforderte, aus der Gewalt der Räuber befreit habe. Demnach hätte denn die früher schon oft aufgestellte, aber nie ret deutlich bewiesene T, daß die kleinen Karlistischen Banden in Frankreich ucht suchen und finden, eine vollkommene Bestätigung er-

alten.

General Zurbano hat am 17ten mittelst eines allgemei- nen Aufgebots der Bevölkerung des Catalonischen Gebirges ein großes militairisches Treibjagen auf Banditen nach der Franzósi- schen Gränze zu veranstaltet, jedoch ohne positives Ergebniß. Jn Ermangelung der zu behenden Räuber hat Zurbano aber mehrere Verwandte des Karlistischen Chefs Plana de Mont gefangen nach Gerona bringen lassen. Französischen Mittheilungen nah ist die Zurbano-Lefebvresche Sache im Begriff, dadurch geschlichtet zu wer- den, daß der General den von ihm gemißhandelten Mann bffent- lih um Verzeihung bitte und daß Herr Lefebvre zugleich von al- ler gerichtlichen Verfolgung wegen verzögerter Räumung des von ihm benußten öffentlichen Gebäudes entbunden werde, Obgleich die fragliche Französische Korrespondenz eine solche Genugthuung noch für ungenügend zu halten scheint, so ist es doch mehr als zweifelhaft, daß Zurbano bei seinem hochfahrenden Sinne sich je- | mals dazu verstehen werde, eine Abbitte und noch dazu eine óffffent- liche Abbitte zu thun, |

Aegypten.

Alexandrien, 7. Oft. Die erwartete Karawane ist 18 Tage- | reisen von Siut eingetroffen, Sie soll aus 6000 Kameelen be- stehen und ein bedeutendes Quantum Elfenbein, Straußfedern, Goldstaub u. s. w. mit sih führen. Es is zu erwarten, daß die- selbe auf unseren gelähmten Einfuhr- Handel sehr günstig einwirken werde, da seit zwölf Jahren keine ähnliche den Aegyptischen Bo- den betreten hat und eine Frage nach verschiedenen Handels-Arti- feln entstehen muß, die so lange fast vergessen lagen.

Der Pascha wird auf einige Zeit Kahira besuchen, den Winter aber in Alexandrien zubringen,

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Inland.

Berlin, 3. Nov. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht, dem General-Lieutenant von Hedemann, Com- mandeur der 8ten Division, die Annahme und Anlegung des ihm verliehenen Großkreuzes des Großherzogl. Sachsen - Weimarschen Ordens vom Weißen Falken zu gestatten.

Breslau, 31, Oft. (Schles. Z) Jn der zur Wahl eines Ober- Bürgermeisters heute angestandenen außerordentlichen Ver-

die Wichtigkeit dieser neuen Böhmischen Eisenbahn-Unternehmung zu lenken.

Spanien, |

65 Paris, 29, Okt. Während sich die Madrider Presse in einer unfruchtbaren Polemik über die formalen Bedingungen der Vermählung der Königin Jsabella immer tiefer verliert, be- schäftigen sich die Provinzialblätter vorzugsweise damit, die zum Gemahl der Königin am meisten geeignete Person aufzusuchen. Die Arragonesischen Zeitungen haben seit der Anwesenheit des Infanten Don Francisco de Paula in Saragossa nicht aufgehört, die Vortheile einer Familien - Allianz zwischen der Königin und einem ihrer jungen Vettern geltend zu machen, und ihre Ansichten über diese für Spaniens Zukunft so hochwichtige Angelegenheit finden lauten Beifall bei den Blättern in den Nord-Provinzen und in Catalonien, Sie alle stimmen darin überein, daß die Hand der jungen Jsabella auf keinen Fall einem frem- den Prinzen gegeben werden dürfe, in dessen Gefolge sich unfehlbar auch ausländishe Jnteressen in Spanien eindrän-

gen würden, und sie finden, daß der älteste Sohn des Infanten Don Francisco de Paula, seinen Eigenschaften

und Fähigkeiten nah, durchaus der Mann sey, den Spanien an die Seite seiner jungen Königin zu sehen wünschen könne. Eine Korrespondenz des Barceloneser Conskitucional sagt von dem jungen Jnfanten, „er sey eine gebieterische Nothwendigkeit fúr Spanien, er sey der Regenbogen der Parteien, und mit einem Worte das, was die Spanische Nation wünscht, verlangt und for- dert, Jn Madrid scheint man nicht eben so zu denken. Die ministeriellen Blätter haben bis jeßt jedes Eingehen auf diese Personen-Frage mit der Bemerkung abgelehnt, daß es noch zu früh sey, sich mit einer Angelegenheit zu beschäftigen, die aller Wahrschein- lichkeit nach erst in einigen Jahren zur Erledigung kommen werde. Die Schließung der Tabaks-Fabrik in Barcelona giebt noch immer den Stoff zu Klagen und bitteren Bemerkungen selbst der sonst ministeriell gesinnten Catalonischen Blätter. Eines derselben ver- sichert, jene Maßregel gehe blos von einem Divisions- Chef im Finanz-Ministerium aus, welcher früher Direktor der Tabas-

Fabrifen von Valencia und Alicante gewesen sey, und der diese ihm lieb gewordenen Anstalten aus der kümmerlichen Lage reißen

sammlung der Stadt-Berordneten wurden durh Stimnienmehr: heit Herr Regierungs-Rath Pinder aus Königsberg, Herr Kauf- mann Kiocfe und Herr Kaufmann Milde hierselbst zur Präsen- tation Sr. Majestät des Königs gewählt.

Posen, 1. Nov. (Pos. Z.) Die Landesgrânze mit dem Königreiche Polen is Anfangs vorigen Monats im Wreschener Kreise durch eine zusammengeseßte Kommission beider Landestheile neu behÚgelt worden, wobei jedoch der Gränzdufkt in seiner frúhe- ren Lage verblieben is. Nach den landräthlichen Berichten aus den Gränzkreisen, ist eine aus der mit Rußland neuerdings ge- troffenen Uebereinkunft herrührende Veränderung der früheren Verhältnisse noch nicht wahrnehmbar geworden. Nur eine Ermáäßi- gung der Wegegelder soll bis jeßt zur Ausführung gekommen seyn. Eine Erleichterung des Gränz-Verkehrs is im Uebrigen aber noch nicht eingetreten, auch macht man sich auf eine solche unter den jeßigen Verhältnissen wenig Hoffnung, denn diejenigen Waaren, welche der diesfällige neue Tarif enthält und deren Zoll jenseits herunterge- seßt is, sollen in Polen selbst billiger seyn als diesseits, weshalb für die Preußischen Handeltreibenden sich für jeßt zu einem vortheilbringenden Verkehre keine Aussichten eróff- net haben. So lange diese hemmenden Schranken fortbeste- hen, erwarten die Bewohner der Gränzkreise auch aus der mit dem 1, Januar k, J. eintretenden Vereinigung der in den Gouvernementsstädten des Königreichs Polen bestehenden Con- sumtions - Kammern mit den Gränz- Zoll - Aemtern erster Klasse keinen Vortheil. Nachdem am 29sen v. M. die mit Rußland bestandene Kartel - Convention ihre Endschaft erreicht hat, haben die jenseitigen Behörden den diesseitigen die Anzeige gemacht, daß sie die höhere Anweisung erhalten hâtten, Niemand, der ihnen auf Grund derselben von hier aus überwiesen werden sollte, selbs Deserteure, nicht anzunehmen,

Dússeldorf, 30. Oft, (Düss. Ztg.) Die beuti e Doppel- feier des Beburtsfestes Jhrer Königl. r vi at Ms t neigt, der Prinzessin Friedrih wurde von Seiten des Militairs durch eine Parade begangen, auf welcher das gesammte Offizier - Corps, Se. Excellenz den Divisions-General, Srafen von der Gröben, an der Spiße, Sr. Königl. Hoheit seine Glückwünsche darbrachte Hierauf spielten die Musik: Corps der beiden hier garnisonirenden Kavallerie-Regimenter (Iten Ulanen- und Sten Husaren-Regiments) Und des lóten Jnfanterie-Regiments. Die Bürgerschaft hatte zur Feier des Tages im Gasthof „zum Prinzen von Preußen“ (bei Gebr. Schleger) ein Fest-:Diner veranstaltet, an dem auch die ho- hen Militair: und Civil-Behörden Antheil nahmen. Die Toaste auf das Wohl „Jhrer Majestäten des Königs und der Königin, JZhrer Königl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich, so wie des ganzen Königlichen Hauses wurden mit Be- geisterung dargebracht und auf das herzlichste erwidert. Der Ober:Bürgermeister Herr von Fuchsius nahm Veranlassung, der eigentlichen Feier des Tages die Huldigungen darzubringen, und niemals wohl wurden herzlichere Worte mit herzlicherer allgemei- nerer Theilnahme entgegengenommen! Unter den mancheriei fol- genden, theils durch den Gegenstand, theils durch die Form in- teressanten Trinksprúchen, zeichnete sich in beiden Beziehun- pen der des Herrn Negierungs - Rathes Altgelt aus; dem reien Worte galt es, dem dieser ausgezeichnete Beamte das Gedeihen mit ergreifenden eindringlichen Worten unter dem Schuße unseres großen Königs weissagte, der es AES Cle lebendig machen werde in Seiner großartigen An- chauung der Zeit und der Verhältnisse. Man fann sich den An- flang denfen, der gerade unter den obwaltenden Umständen ein so allgemeiner als begeisterter war, Das Theater feierte das Fest durch den Triumphmarsh von Beethoven, durch einen Prolog und durch die Aufführung der Rossinischen Oper „der Barbier von Sevilla“, Wenn auch all diese Festlichkeiten nicht durch